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Sommerferien - hatte ich nicht immer gedacht, alle Eltern müßten doch froh sein, wenn ihre Kinder endlich Ferien hätten?
Wie oft hörte ich doch das Gegenteil, "Ha, na du hast keine Kinder.." oder " Ja, die haben sechs Wochen frei, und ich doppelte Arbeit".
Als ich heiratete, bekam ich mit einem Mal drei Nichten dazu, von der eine ja sooo gerne in den Ferien zu uns wollte.Klar, kein Problem. Und wer ist nicht irgendwo stolz, seien wir mal ehrlich, wenn die Kid´s sich bei einem wohlfühlen!?
Der erste Tag verlief noch gut - zu gut. Das hätte mir schon zu denken geben müßen!
Als es ans Schlafen gehen ging, schien ich ein Codewort ausgelöst zu haben!
"Aber erst noch eine Geschichte, und singen mußt du auch noch sonst kann ich nicht schlafen!" bestimmte meine Nichte. Na, das sollte man ja schaffen. Noch bevor die letzte Strophe verklungen war hieß es, " Jetzt hab ich aber erst noch Hunger!" Auf meine Frage, warum sie denn dann bitte ihr Abendbrot nicht ganz gegessen hatte, kam promt ein "Na da hatte ich noch nicht so einen Hunger" zurück! Kindliche Logik! und Taktik, na das würde ja heiter werden! Als endlich Kind und Tante im Bett waren, muß es schon sehr spät gewesen sein, jedenfalls fühlte ich mich nur noch "gerädert".


Als meine Schwester dann zum ersten Mal schwanger war, waren wir also schon gut trainiert, und kannten sämtliche Register von Ideen und Ausreden. (Hatten wir nicht selber mehr als genug davon erfunden, in unserer Kindheit?)
So kam natürlich eines Tages auch unsere jüngste Nichte zu Besuch. Klar, man nimmt sich auch vieles vor und überlegt was man so alles machen kann in der Zeit wo das Kind zu Besuch ist, man ist ja nicht mehr ganz so dumm wie am Anfang! Oder doch? Als ihre Eltern sie brachten, machte sie denen ziemlich schnell klar, sie könnten jetzt wieder fahren, sie hätten ja wohl noch was zu tuen! Die waren kaum aus der Tür, hieß es "So, was machen wir jetzt?" Na, das fing ja toll an! Naja, einkaufen müßten wir noch, denn das Mittagessen wollte ja auch noch gekocht werden. Das war schon der erste Fehler! Nur wußte ich es da noch nicht! Also auf in die Stadt, sogar brav an der Hand ging sie neben mir her. Kaum betraten wir den Laden, sprang sie in den Einkaufswagen, und dirigierte mich! "Wir brauchen Suppe (die könnte es bei ihr noch heute täglich geben) dazu noch Hähnchen und Pommes für heute Abend, ach und "Fruchtzwerge auch". Nun muß ich sagen gehört sie zu der Sorte Kinder, die Süßes gar nicht mal so verlockend finden, da ißt sie lieber Obst und Gemüse roh und pur! Also außerdem noch eine Gurke; und Paprika haben wir selber im Garten! Ihre Einkaufswut muß ich schon stoppen, schleppe die Taschen hinter mir her, schon steht sie vor dem nächsten Geschäft.
Ach ja, ich hatte ihr ja versprochen, wenn sie artig ist, darf sie sich noch was zum spielen aussuchen. Fehler nummer 2! Da sie mittlerweile auch zwei Brüder hat, denkt sie auch an sie, das war neu! Nicht neu hingegen war, das sie sich für ihr Spielzeug so gar nicht recht entscheiden kann und wohl auch nicht will, denn vielleicht.... Ich merke so langsam meine niederen Instinkte durchbrechen, hole aber tief Luft und sage klipp und klar " Entweder , oder mehr als eines gibt es heut nicht!" Ihr lieben Eltern spätestens jetzt leiste ich Abbitte, denn das Kind ist mir über und entscheidet sich dann doch für einen Karton, der die Außmaße eines XL- Paketes der Deutschen Bundes- post hat, und mehr als 200 Teile beinhaltet! "Versprochen ist versprochen!" sagt die kleine mit verschmitztem Dackelblick. Da man sich natürlich weder blamieren, noch ein Gezeter anfangen will...
Man erinnere mich ditte daran, meine Versprechen demnächst, präziser zu formulieren!
Wenn man dann endlich zu Hause ist, möchte das Kind doch tatsächlich fernsehen. Da ich absoluter Gegner davon bin, schon diese Flimmerkiste morgends laufen zu lassen, entscheidet sie sich dazu, auf der Couch ein Nickerchen zu machen! Auch gut, kann ich in Ruhe kochen. Als mein Mann nach Hause kommt, wundert er sich schon lange nicht mehr über den so spontan geänderten "Speiseplan", und amüsiert sich köstlich, als ich ihm von dem Einkauf erzähle.Nach dem Mittagessen möchte sie so gerne auf den Spielplatz.
Es regnet in Strömen!
Auf unsere Einwände hin heißt es nur, "Ich bin doch nicht aus Zucker! Und außerdem muß Onkelchen ja auch noch mit dem Hund Gassi gehen!" Onkelchen grinst, und weil er seine Nichte so abgöttisch liebt, zieht er los, ersteht eine Regenjacke, samt Hose, und ich werd gar nicht gefragt ob ich "aus Zucker" bin, denn bekanntlich haben unsere Vierbeiner auf dem Spielplatz nichts zu suchen!
Auch egal, denn dann bin ich wenigstens schneller zu Hause! Unser Hund hat nämlich so gar keine Lust im Regen spazieren zu gehen, Wasser akzeptiert er nur im Napf!
Als nach fast zwei Stunden die beiden patschnass wiederkommen, scheint "Onkelchen" leicht entnervt, denn seine Nichte hat sich in das Baumhaus verkrochen und gespielt, wo er mit seinen 1,83 nicht reinpasste! Nun bin ich es die grinst! So langsam wird es Zeit für das Abendbrot, und danach möchte sie gerne noch das "Sandmännchen" sehen. Manche Dinge werden sich wohl nie ändern. Nach dem von mir verordneten Bad, verdient das Zimmer seinen Namen nicht mehr. Naja, nun ist alles sauber.
Mit der Begründung, sie könne im Dunkeln nicht schlafen, bleibt also die Nachtischlampe an und das uralte Ritual wiederholt sich, Geschichte erzählen, Lied singen. Und das am besten so 7- 198 mal, halt solange, bis das arme Kind total erschöpft eingeschlafen ist!

Am nächsten Tag mag sie basteln. Um genauer zu sein - der Wecker zeigt gerade mal 6.13!
Mit einiger Überredungskunst, gelingt es mir den Tag doch so anzufangen, wie man es sollte. Sie tobt munter durch die Wohnung, ich frage mich, was ich eigentlich die letzte Nacht getan hab. Danach spielt sie mit dem mittlerweile von "Onkelchen" aufgebauten Krankenhaus einer bekannten Firma. Schade nur, das er einen Aufkleber "ja ganz verkehrt" angebracht hat. Mit mehr Enthusiasmus als Können, wir dieser sofort entfernt, "weil der da gar nicht hingehört". Das er Stunden später schon im Müll liegt, bekommt sie gar nicht mit! Nach dem Mittagessen, heute sollen es Nudel mit Tomatensosse sein; wird also alles an Bastelkram ausgepackt, was da ist. Ein Herz für Mama, ein Bild für Papa, eines für uns (Mann höre und staune) . Es dauert nicht lange, und da sehen wir beide aus wie ....., die Tischdecke ist trotz der fleißig ausgebreiten Zeitung nicht mehr zu gebrauchen, die Tapete hat ihren Teil wohl auch ab bekommen, und von wegen diese Fensterfarbe läßt sich auswaschen! Dann habe ich wohl wieder mal den falschen Karton erwischt! Fest steht nur, das Kind braucht jetzt dringend neue Pullover und Hosen! Naja, einen neuen Teppich wollten wir uns eh anschaffen!
Als sie mit ihrer Mutter telefoniert, amüsiert die sich köstlich, "Na ihr habt ja richtig viel Spaß!" bekomme ich zu hören. Oh ja - und wie!

Am nächsten Tag ist Samstag und ein Ausflug in den Tierpark geplant. Unsere Nichte ist vollkommen aus dem Häuschen, fasziniert und manchmal ängstlich zugleich. Am meisten gefallen ihr die Seehunde, da ist sie fast nicht weg zu kriegen. Als wir weiter wollen, müßen wir durch eine Art Stollen. Da alles neu angelegt ist, ahnt keiner von uns, das beim Betreten dieses "Stollens" eine dunkle Stimme ertönt, die den Besucher willkommen heißt! Mir selber fährt der Schreck in die Glieder, und unsere Nichte hüpft ihrem Onkel fast aus dem Stand auf den Arm! "Da will ich nicht durch!" Und schon geht das weinen los! Das man dort unten die Seehunde unter Wasser sehen kann, interressiert sie absolut nicht mehr! Es dauert nicht lange und hinter uns taucht eine Gruppe mit mehreren Kindern auf. Wer meint er kenne "Massenhysterie", kann sich alles weitere denken! Den anderen sei nur gesagt, wenn ein Kind anfängt zu schreien, fangen die anderen auch an, egal ob sie wissen warum oder nicht! Ziemlich schnell suchten wir das Weite, bloß raus hier! Abends mag sie dann doch mal ihre bestellten Hähnchen mit Pommes Frittes, liegt im Wohnzimmer neben ihrem Buch und kaut ihre Paprika und Gurke. Als ich sie darauf hinweise, das es ja gleich noch was zu essen gäbe, meint sie in das Buch vertieft, und Welten weg, garantiert keinen Hunger zu haben!
Als ich die Pommes aus der Friteuse nehme, kommt mein Mann in die Küche, "Sag mal, wie lange dauern die Ferien gleich noch?"


Nachwort
Um allen Mißverständnissen entgegen zu wirken, wir lieben Kinder! Und natürlich "dürfen" sie nicht alles was sie wollen;) Damals war unsere Nichte so um die vier Jahre alt, also Kindergartenkind. Ich verstehe jeden Lehrer und jede Lehrerin die sich nach den Ferien sehnen, aber ich verstehe auch die Eltern, die darauf warten, das sie bald ihre Kinder wieder zur Schule schicken dürfen!:))

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Texte: alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 24.07.2009

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