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Georg und Karen hatten seine Mutter in das lang ausgesuchte Heim gebracht. Natürlich waren sie nicht so begeistert, und beide fühlten sich ziemlich mies an diesem Morgen.Aber was hätten sie sonst tun sollen?
Der ihnen bekannte Sozialarbeiter und die Schwestern dort, nahmen sich der Mutter liebevoll und sehr offen an.Als es hieß Abschied zu nehmen, wurde beiden die Kehle recht trocken.
Zuhause angekommen, hieß es nun, die Wohnung langsam zu räumen, und noch der ganze Papierkram der da auf sie zukam.Das würde sie erstmal noch eine ganze Weile beschäftigen. Außerdem wollten sie selber dann in eine andere Wohnung ziehen. Hierher hatten sie sich ja nur der Mutter zuliebe die Wohnung gemietet, und weder die Gegend noch die Nachbarn waren ansprechend.
Schon am nächsten Morgen erwachte Karen mit einem Schrecken, denn es war immerhin schon halb 7! Georg mußte den Wecker wohl ausgestellt haben, denn sonst stand sie immer mit ihm auf, pünktlich um 4.15! Mit einem leisen Fluchen auf den Lippen sprang sie aus dem Bett. " Dienstag - Tagespflege- Duschen !" meldete ihr noch leicht verschlafenes Gehirn. Während sie im Bad stand, fiel ihr plötzlich ein, das es gar nicht stimmte, denn Mutter war ja....
Sie sah in den Spiegel in das noch verschlafene Gesicht, " Guten Morgen du, na du hast auch schon mal besser ausgesehen, weißt du eigentlich das du schon Falten und graue Haare bekommst?"
Lang und ausgiebig genoß sie die Dusche, danach bereitete sie sich ihr Frühstück und begann schon wieder hektisch zu werden. Nach weiteren Zwei Stunden war ihre Wohnung blitzblank geputzt, und sie sah auf die Uhr."Das kann doch wohl nicht wahr sein, immer noch nicht viel später. " Sie beschloß in der Wohnung ihrer Schwiegermutter los zu legen. Nur, da gab es nicht mehr viel. Einiges kam auf den Sperrmüll, und alles andere war ja mit zu der Schwiegermutter ins Heim gekommen.
"Ok, nun reiß dich mal zusammen, das kann doch nicht so schwer sein," dachte sie und überlegte, was sie wohl zum Mittagessen kochen würde.Sie lächelte in sich hinein, bei dem Gedanken das sie ja zum Markt gehen könnte und Georgs Lieblingsspeise zubereiten würde.Frischer Lachs, Spargel, selbstgemachte Dill Sauce und dazu Kartoffeln. das dürfte Zeit brauchen!
Kaum unterwegs, wurde ihr Schritt immer schneller, und immer wieder sah sie auf die Uhr! Plötzlich rief jemand ihren Namen.Als sie sich umdrehte sah sie Nicol, ihre Freundin keuchend auf sie zukommen. "Mann, du hast ja ein Tempo drauf! Was ist los?" Karen war etwas verärgert, denn so sehr sie Nicol mochte, sie wußte, bei ihr würde es länger dauern..."Na, ich muß schnell einkaufen und dann wieder nach Hause.." Nicol lachte, "Aha, und warum so eilig wenn ich fragen darf?" Jetzt wurde Karen wirklich ärgerlich," Na du weißt doch das ich schnell nach Hause muß denn meine..." Karen schüttelte den Kopf. "Muß ich ja gar nicht, das hab ich ja total vergessen.." Nicol schmunzelte und hakte karen unter."Weißt du was wir jetzt machen? Wir gehen erst mal einen Kaffe trinken!" Bei Nicol gab es keinen Widerspruch, sie zog Karen in die nächste Eisdiele und sah sie ernst an."Ok Herzchen, was ist los mit dir? Nicht so einfach los zu lassen was?" Karen fühlte ihre Tränen steigen und schüttelte nur den Kopf. Nicol nahm sachte ihre hand und meinte nur," Karen, ich glaube dir das ehrlich, aber so wär es doch nicht mehr weitergegangen! Du machst dir doch jetzt nicht etwa Vorwürfe?!" Da hatte Nicol den Punkt getroffen, genau das war ihr Problem. Ja sie machte sich Vorwürfe, große sogar! Es war nicht ihre Art aufzugeben! Und nun war es doch passiert. Und alles nur weil sie zu schwach war. Nicol lachte lauthals los, " Na, du hast ja einen herrlichen Knall, zu schwach! Sag mal hörst du dich eigentlich noch selber? Du hast das jetzt 6 Jahre durchgezogen und ehrlich gesagt haben wir alle schon gedacht, du fällst eines Tages tot um weil du so unvernünftig bist!" Karen wollte protestieren, aber Nicol wehrte sofort ab,"Nein, jetzt hörst du mir mal zu! Du hast dir solange den Po aufgerissen, auf alles habt ihr verzichtet, ihr hattet doch gar keine Zeit mehr füreinander. Alles drehte sich nur um Deine Schwiegerma! Meine Hochachtung, bei meiner hätte ich das nicht gemacht, das hätte nur Mord und Totschlag gegeben, aber irgendwann ist es auch mal genug! Es wird Zeit an euch selber zu denken!" Karen biß sich auf die Lippe, ja irgendwo tief in sich wußte sie das Nicol recht hatte, nur sie kannte doch jetzt gar nichts anderes mehr.Nicol riet ihr, sich Zeit zu nehmen, mal spontan mit Georg was zu unternehmen."Wirst sehen, das schafft ihr auch noch, ganz sicher!"
Schon allein dieser Morgen, mit Nicol hier zu sitzen und nur zu reden, das war ewig her! Und es hatte gut getan!
Zum Nachmittag, als Georg nach Hause kam, schnupperte er sogleich in die Küche."Wow, na wenn das nicht mein Leibgericht ist!". Er nahm Karen in den Arm und küsste sie, "Na wie war dein erster arbeitsfreier Tag?" meinte er schelmisch.Oha, da war er sofort in den Fettnapf getreten! Er wußte es schon, als der Satz raus war.Wieder nahm er Karen in den Arm und drückte sie fest an sich."Ach, bitte entschuldige, mir ist wohl am wenigsten bewußt, was du nun alles als anders empfinden mußt. Ich kann zur Arbeit wie immer, gott sei Dank, aber du stehst da jetzt erstmal vor dem Tag und mußt damit klarkommen, sorry Liebling!" Karen wischte sich die Tränen aus dem Gesicht," Naja, komm schon sonst wird das Essen kalt".
Drei Tage später wußte Karen tatsächlich nicht mehr was sie noch alles tuen sollte, Georg hatte schon lachend gemeint, sie entwickle sich noch zu einer Superhausfrau, wenn das so weiterginge. Nur gut, das sie auch noch soviel Schreibkram zu erledigen hatte, denn immerhin waren sie noch die Betreuer der Mutter. Sie schien sich dort sehr wohl zu fühlen und hatte sogar schon eine ältere Dame gefunden, mit der sie ständig im Heim zusammen war. Es stand das erste Wochenende ins Haus und Karen graute davor. Aber Georg hatte sich das schon gedacht, und vorgesorgt. Samstag Morgen nach dem Frühstück, packte er plötzlich einen Korb und holte die Räder raus. Karen blickte ihn verwundert an. "Was soll denn das werden?" "Na, ganz einfach, wir machen heut eine Radtour". Karen verschlug es die Sprache, da kannte sie Georg nun so lange....Wie lange war das her, das sie ganz spontan mal rausgefahren waren? Daran konnte sie sich schon gar nicht mehr erinnern! Sie verbrachten einen wunderschönen Tag zusammen, hielten wo es ihnen grad gefiel und aßen auf einer Decke bald alles auf, was der Korb her gab.Als Karen so im Gras lag, den Kopf auf Georgs Schoß gebettet, fiel ihr auf wie wunderbar ruhig es hier doch war. Georg lachte," Ja, es ist wunderschön hier, genieß das mal.Weißt du, wir kriegen das schon irgendwie in den Griff. Mach dir da mal keine Sorgen. Wenn erst alles erledigt ist und wir auch unser neues Heim fertig haben, können wir endlich mal an uns denken. Wird nicht einfach glaub ich, aber das schaffen wir schon!"

Zwei Monate später waren sie tatsächlich mit der Renovierung ihrer neuen Wohnung beschäftigt. Karen blühte richtig auf, als sie ihre Fähigkeiten im Tapezieren und streichen mit einbringen konnte. Sie liebte es zu gestalten und zu verschönern, und ließ nicht eher Ruhe, bis alles so war, wie sie es sich vorgestellt hatte.Und Georg ließ sie, denn seiner Meinung nach hatte Karen dafür ein großes Talent und darauf konnte er sich verlassen. Richtig anheimelnd waren die Farbmischungen und beruhigendes ging von ihnen aus.
Sicher ,Karen und er würden noch einige Zeit brauchen, ihre "neue Freiheit" wirklich zu genießen.
Immerhin kannten sie seit Jahren nichts anderes, als sich 24 Stunden um seine Mutter zu kümmern und quasi für sie mit zu denken. Aber mit jedem Besuch dort, wurde ihnen klar, die getroffene Entscheidung war richtig. Denn nicht nur Karen und ihm ging es besser, nein auch seiner Mutter! Was sie sich nie hatten träumen lassen, war eingetroffen.
Und beide sagten sich mehr als einmal" Cape diem - nütze den Tag! Denn du weißt nicht, wann der letzte ist!"

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Tag der Veröffentlichung: 22.07.2009

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