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Avalon




Jeder kennt den Teil der Sage
Um die böse Zauberin,
Die zu ihres Landes Plage
Blutsverrat beging.

Die des Bruders eignen Sohne
Selbst gebar und zog heran,
Ihm zu nehmen seine Krone,
Die er durch ein Schwert gewann.

Nichts von alledem ist wahr.
Alles ist nur Trug und Schein.
Denn der Schmerz den ich bewahr,
Kennt nur Avalon allein.

In des Brunnens tiefen Wassern
Sah ich nahen große Not.
Wie könnte ich den Bruder hassen?
Ruft er auch den falschen Gott!


Die Menschen haben ihn verloren,
Der Göttin mystisch schönen Schein.
Ihr zum Dienst bin ich geboren,
Ihre Stimme soll ich sein.

Zum Beltanefest sah ich brennen,
Heil’ge Feuer Jahr um Jahr.
Ihr die Treue zu bekennen,
Die ewig ist, die immer war.

Für der Königin Gewissen,
Mein Bruder leistete den Eid.
Will er das Christenbanner hissen,
Bringt damit nur Schmerz und Leid!

Schritte laut wie Donnerschlagen
Hallen schwer durch Camellot,
Als ich hör den Bruder sagen:
“Die Heidengöttin sie ist tot!”


Kaum die Worte warn gesprochen
Erhob die Göttin sich zum Wort:
“Das Wort hast du gebrochen,
Das du mir gabst an heil’gem Ort.

Den Segen den ich einst gespendet,
Nehm’ ich von dir, du seist verflucht.
Und wenn die Welt in Schmach verendet,
Ich schweige still, wenn du mich suchst.

Mein Eigentum, das ich dir gab,
Verlang ich nun zurück.
Excaliburs Glanz fällt von dir ab
Und mit ihm all dein Glück.

Verzweifelt wirst du suchen,
Was nicht wirklich ist.
Du wirst den Tag verfluchen,
Da du Christ geworden bist.


Der Gral den du zu kennen glaubst
Gehört nicht deinem Gott.
Ward Avalon einst anvertraut,
Er führt dich in den Tod!”

Mein Bruder, was soll ich nur tun?
Ich will dich nicht verlassen!
Ich kann des Nachtes nicht mehr ruhn.
Sie wird uns beide hassen!

Es ist Beltane, kein Feuer wärmt.
Die Göttin ist vergessen!
Kein preisend Mund der von ihr schwärmt.
Mein Schmerz ist nicht zu messen!

In den Nebeln tief versunken
Ist Avalon auf ew’ge Zeit.
Und mein Herz, von Trauer trunken,
Wartet auf die Ewigkeit.


So lautet nun die Sage,
Wie nur ich sie seh.
Ich meines Landes Plage,
Ich Morgain Le Fey.




Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.12.2008

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