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Prolog
Es war schon sehr spät und in den meisten Häusern waren die Lichter erloschen. Im Kneipenviertel allerdings war noch Hochbetrieb. Mehrere Bars reihten sich an einander. Pöbelnde, nicht mehr ganz nüchtern Menschen gingen durch die Straßen auf der Suche nach der nächsten Gelegenheit zu trinken. Es war eine Gegend in der sich ein junges Mädchen nicht alleine durch die Straßen trauen konnte. Die achtzehnjährige Eve Harris tat es jedoch trotzdem. Sie musste es zwangsläufig. Gerade war sie von einer Freundin auf dem Weg nach Hause. Ihre Eltern wussten nicht, dass sie so spät noch unterwegs war. Sie waren gerade im Urlaub und diese Gelegenheit hatte Eve genutzt. Nur selten kam sie raus, wenn ihre Eltern zu Hause waren. Ihr Vater war ein sehr einflussreicher Mann in der Stadt. Er war Vorsitzender der größten Bank. Ihre Mutter war die perfekte Ehefrau und war immer zu Hause geblieben.
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, ging sie durch die nur dürftig beleuchteten Straßen. Jedes Mal wenn ihr Jemand entgegen hoffte sie, dass er einfach vorbei ging. Die junge Frau trug ein leichtes, rotes Sommerkleid und flache, offene Schuhe mit einer kleinen Schleife drauf.
Obwohl es Nacht war, war es sehr warm. Die Sterne standen am Himmel aber dafür hatte Eve im Moment kein Auge. Viel mehr wollte sie einfach nur heile zu Hause ankommen. Wenn sie durch die kleineren Gassen gehen würde, würde sie schneller zu Hause sein. Allerdings hatte sie auch Angst davor, denn hier hätte sie fast gar kein Licht. Grübelnd stand sie davor. >>Ach verdammt. Ich beeil mich einfach.<<, murmelte sie und ging in die enge Gasse. Mit schnellem Schritt bahnte sie sich einen Weg durch viel Müll und Unrat auf dem Boden. Manchmal sah sie sogar Ratten. Angewidert wendete sie den Blick von ihnen ab. Plötzlich ein Geräusch. Sie konnte es nicht einordnen. Es kam von hinter ihr. Ohne hinter sich zu sehen ging sie schneller. Sie wollte gar nicht wissen was das war. Da ertönte es auch schon wieder. Es klang wie Gelächter. >>Oh nein!<<, hämmerte es in ihrem Kopf. Sie lief ohne wirklich zu achten wohin und kam plötzlich in einer Sackgasse an. Schlagartig blieb sie stehen. Ihr bot sich ein schauderhaftes Bild. Auf dem Boden lag der leblose Körper einer Frau und darüber kniete ein Mann. Er war ganz in schwarz gekleidet, hatte schwarzes Haar und drehte gerade den Kopf zu ihr. Das war alles was sie wahrnahm bevor sie loslief. Eve drehte sich nicht mehr um. Sie hörte nicht mehr was hinter ihr war. Blinde Angst trieb sie nach vorne. Sie wollte gar nicht wissen was dieser Mann da gemacht hatte. Sie wollte nur noch weg. Schnaufend und keuchte kam sie vor ihrem Haus zum Stehen und sah das erste Mal hinter sich. Nichts. Sie war ganz alleine auf der dunklen Straße. Erleichtert atmete sie aus. Was hatte der Kerl da mit dem Mädchen gemacht? Kopfschüttelnd ging sie rein und schloss sorgfältig die Tür zu. Nur nicht darüber nachdenken, Eve. Sagte sie sich. Hier fühlte sie sich sicher. Die Tür war mit mehreren Schlössern gesichert und auch eine Alarmanlage war installiert. Sie aktivierte sie und zog ihre Schuhe aus. Auf nackten Füßen tapste sie in die Küche und schaltete das Licht ein. Der große Raum wurde hell erleuchtet. Die Küche war der größte Raum im Haus und das Esszimmer war gleich mit drin. Alles war sehr hell eingerichtet. Helles Holz und helle Kacheln. Dazu wirkte die Farbe Rot sehr modisch. Ihre Eltern hatten definitiv einen guten Geschmack aber das wusste Eve. Wie gewohnt war auch der Kühlschrank voll, dafür sorgte das Hausmädchen. Aus dem Gefrierfach holte sie eine tiefkühl Pizza und heizte den Backofen vor. Geschafft setzte sie sich auf einen der Barhocker. Immer wieder kam ihr dieses Bild in den Kopf. Krampfhaft versuchte sie sich zu erinnern. Hatte das arme Mädchen irgendwelche Verletzungen gehabt? Hatte sie vielleicht sogar Blut gesehen? Nein, das Mädchen war sicher nur bewusstlos geworden, weil sie zu viel getrunken hatte. Klar das war einleuchtend und der Mann wollte ihr helfen. In ihrer Angst hatte sie sich sicher einige Sachen nur eingebildet. Diese Gedanken beruhigten sie ein bisschen.
Unentschlossen stand sie auf und sah aus dem Fenster in die Nacht. Alles ruhig. Natürlich war es ruhig. Was sollte dort auch sein? Außer den Beiden Hunden Coco und Dolph. Zwei deutsche Doggen. Genau die Richtigen Wachhunde. Leider durften die Beiden nur draußen bleiben, denn das Haus war Kleos Revier. Kleo war eine perlweiße Perserkatze. Gerade mal zwei Jahre alt war sie. Eve liebte sie abgöttisch. Meistens folgte Kleo ihr auf Schritt und Tritt nur jetzt schien sie zu schlafen. Wartend sah sie zur Uhr. Als die Zeit um war tat sie die Pizza in den Ofen und stellte sich den Handy Wecker. Langsam ging sie nach oben. Natürlich nicht ohne vorher das Licht einzuschalten. Selbst bevor sie ihr Zimmer betrat schaltete sie Licht ein. Die Wände waren in rosa gestrichen und Rosen waren darauf gemalt. Das große Bett war mit einem schneeweißem Bezug bezogen. Eve entkleidete sich langsam und schaltete sich angenehme Musik ein. Das bedeute für sie romantische Rocklieder. Selbst mit ihrem Musikgeschmack kamen ihre Eltern nicht klar.
Das war ihr allerdings egal. Ordentlich legte sie das Kleid über ihren Schreibtischstuhl und zog sich ihr Nachthemd über. Eigentlich war es kein wirkliches Nachthemd sondern ein extra übergroßes Shirt. Sie fühlte sich sehr wohl darin. Allerdings stellte sie fest, dass es selbst in diesem Shirt zu warm war. Also ging sie zu der Balkontür und öffnete sie. Sie liebte ihren Balkon. Das war das Einzige Zimmer das einen hatte und sie wollte es unbedingt. Ihr Vater hatte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen können.
Trotz der nackten Füße ging sie nach draußen. Im Garten vor ihren Hütten sah sie dann auch die Beiden Hunde. Automatisch lächelte sie. Dolph war weiß und hatte schwarze Flecken. Besonders auffällig war das komplett schwarze Ohr. Coco war pechschwarz von Kopf bis Fuß. Friedlich schliefen sie. Eine Sommerbrise umgab sie und ihr rotbraunes Haar wehte. Tief atmete sie ein und aus. Der Mond stand am Himmel. Er schien voll zu sein. Ein Geräusch ließ ihren Blick nach unten gleiten. Es hatte wie ein Rascheln geklungen. Ein paar Minuten sah sie nach unten aber es war nichts. Der Ton des Weckers lenkte sie ab und sie war froh jetzt etwas Essen zu können.

Nach dem sie gegessen hatte, legte sie sich schlafen.

Das was sie in der Gasse gesehen hatte, hatte sie schon vergessen …

Impressum

Texte: Alle Rechte der Geschichte liegen beim Autor.
Tag der Veröffentlichung: 12.05.2012

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