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Prolog

Der Wagen ratterte über die Pflastersteine. Drinnen musste man sich festhalten um nicht durchgeschüttelt zu werden. Seit mehreren Stunden war dies nun schon so. Am Morgen wurde er abgeholt, inzwischen stand die Sonne schon fast auf der anderen Seite. Der Weg bisher war entweder in tiefen Wäldern oder über Feldwege, wo man noch mehr durchgeschüttelt wurde wie auf den Steinen. Seit dem die Männer kamen und ihn abholten hatte er kein Wort gesagt, nicht danke, als ihm die netten Männer Brot an baten, kein bitte, als er ihnen eine Münze aufhob, einfach nichts. Die meiste Zeit dachte er nach, er hatte tausend Fragen, doch wagte nicht diese auszusprechen. Wieso wurden sie ermordet? War er Schuld? Wieso konnte Vater nichts dagegen tun? Warum gerade seine Familie?, all diese Fragen schwirrten durch seinen Kopf, doch er konnte keine Antwort finden. Sein Vater, Soldat, seine Mutter, Hausfrau, sie beide wurden auf brutale Weise ermordet. Nur ihn ließen sie in Ruhe. Er war Waise, er würde nun weit weg von zuhause in ein Waisenhaus kommen. Er war fünf. Fünf! Die meisten Kinder hatten Eltern in seinem Alter, es gab nur eine Handvoll die keine hatten und genau diese wurden in ein Waisenhaus untergebracht. In das wo er hin kommt.

Die Räder blieben stehen, die Männer stiegen aus und hoben ihn aus der Kutsche. Er war noch viel zu klein, als das er alleine hätte aussteigen können. Er blickte sich um. Überall sah er Menschen, Häuser, Verkaufsstände und noch mehr Menschen. Sein Blick ging zur Seite. Ein riesiges, aus Stein gebautes Haus stand vor ihm. Über der Tür stand, in Holz rein geritzt, „Waisenhaus Großbütte“. Dieses Haus, in diesem Haus soll er jetzt leben. Das konnte er nicht fassen. Seine Augen wurden feucht und er blickte weg von seinem neuen Heim, diesen Anblick konnte er nicht ertragen, nicht heute, nicht an dem Tag wo seine Eltern gestorben waren. Er hatte keine Verwandte, er hatte ab heute nur sich. Bevor die erste Träne sein Gesicht runter laufen hörte er leichte Schritte. Er blickte auf und sah eine ältere Frau mit grauen Haaren die zu einem Zopf zusammengebunden waren, im Licht schimmerte ihr Kleid leicht, es war blau und ging bis zum ihren Füßen, wo ihre hölzernen Schuhe zu finden waren. Sie kniete sich vor ihn hin. Ihre Augen waren braun und ihr Blick warmherzig. War es hier vielleicht doch nicht so schlecht? Sie fuhr mit der Hand über sein Auge um es vom Wasser zu trockenen. Sie flüsterte etwas kaum hörbar, nahm ihn auf den Arm und ging mit ihm an den Männern vorbei, die hinter ihr her gingen. In das neue Zuhause.

Im Haus roch es seltsam, er konnte den Geruch nicht richtig zuordnen. Es war eine Mischung aus Erde, Früchte und andere Duftstoffe die er noch nie gerochen hat, doch sicher war er sich nicht. Sie gingen durch einen leeren Gang, nur ein Blumentopf stand in einer Ecke, doch die Blume war schon lange verwelkt. Die Frau setzte ihn ab, öffnete die Tür, nahm seine Hand und ging in den nächsten Raum. Viele Kinder saßen dort auf Fetzen und redeten. Einige waren so alt wie er, andere älter, einige mussten sogar schon Erwachsen sein. Die meisten tuschelten mit ihren Nachbarn, ein paar andere hörten auf als sie reinkamen. Die Frau stellte sich vorne an die Wand und klatschte ein paarmal und so verstummten auch die letzten Gespräche. „Das ist unser Neuankömmling.“ Begann sie „Sein Name ist Syro Scifo und er ist erst fünf Jahre alt. Wir heißen ihn alle herzlich willkommen.“ „Herzlich Willkommen.“ Sagten die Kinder in einem Chorgesang, wobei man deutlich hören konnte wer den Ton verfehlte und wer nicht. „Syro, willst du sie nicht auch begrüßen?“ fragte die Frau nach dem er längere Zeit nichts sagte. Doch er starrte nur in die Gesichter. Sie waren fröhlich und er fragte sich, wie das gehen kann, schließlich hatten sie doch auch niemanden, oder etwa doch? „Syro?“ fragte die Frau noch einmal und riss ihn aus den Gedanken. Er erschrak leicht und einige Kinder lachten dabei. „Hallo.“ Sagte er mit seiner hohen piepsigen Stimme. „Hallo.“ Begrüßten ihn wieder einige mit einem Lächeln. Einige Stimmen waren tiefer andere noch höher wie seine.

Die Frau sagte den restlichen Kindern, dass sie raus gehen sollen, während sie ihm das Heim zeigen würde. Die Kinder sprangen auf und liefen raus, bis auf die älteren, diese gingen gemütlich hinter den anderen her.

Die Zimmer waren riesig mehr als hundert Leute hätten sicher Platz gehabt in diesem Zimmer, doch es war viel Platz, obwohl die Wäsche der Kinder kreuz und quer durch das Zimmer verteilt war, egal ob Boden, Matratze oder Schränke. Jedes Kind hatte seine eigene Matratze. Es gab keine Betten, das verwunderte ihn, schließlich schlief er zuhause immer in seinem Bett oder in das seiner Eltern. Dieser Raum war das Zimmer, wo nur die Jungen drinnen sein durften, Mädchen durften nicht einmal einen Fuß in das Zimmer setzen, genauso war es im Schlafzimmer der Mädchen, dort durfte kein Junge rein. Essen gab es am Morgen, am Mittag und am Abend. Schule hatten die Kinder im Heim, die Frau selbst unterrichtet die Kinder. Es gab noch viel mehr Information die auf Syro einprasselten, so dass er am Ende nicht mehr zuhörte sondern einfach nur die Räume begutachtete. Während die Frau ihm alles gezeigt hatte, waren die Männer schon weg und hatten seine Sachen, eine Matratze und ein Häufchen Kleidung in das Zimmer getan. Er sollte sich umziehen. Die Frau schob ihn ins Zimmer und er war alleine. Er setzte sich auf seine Matratze und starrte sein kleines bisschen hab und gut an. Eine Halskette seines Vaters mit einem Kreuz darauf, sie war aus Gold angefertigt und das teuerste was er besaß, sonst hatte er nur Kleidung. Er schlüpfte aus seiner Hose und seinem Hemd, ebenso aus seinen Socken, seine Unterhose ließ er an. Er zog ein weißes Hemd an, welches er zuknöpfte, nur einen Knopf ließ er offen, eine grauschwarze Hose zog er auch an und band diese mit einem schwarzen Gürtel zu. Schließlich schlüpfte er wieder in seine Schuhe. Er blieb jedoch sitzen und ging nicht zurück zu der Frau. Er hielt das Kreuz seines Vaters fest und blickte es an. „Ein Soldat hört nie auf zu kämpfen, mein Sohn, er kämpft bis zu seinem Tod und im Himmelreich wird er dann weiter auf seine Familie wachen.“ Diesen Satz sagte sein Vater immer wieder. Nun ließ er den Tränen freien Lauf. Er konnte sie nicht mehr zurückhalten und sehen konnte ihn jetzt auch keiner. Sein Vater und seine Mutter, beide wachen über ihn im Himmelreich, darüber war er sich sicher, sie würden ihm immer helfen, bis zu seinem Tod.

Die Belohnung einer Heldentat

Langsam und auf wackeligen Beinen stehend nährte er sich dem Heim. Sein Lächeln war verbittert. Aus der Nase ran Blut, als er kurz auf den Boden spuckte sah man, dass auch seine Spucke voller Blut war. „Pestbeulenschleimkopf…“ murmelte er leise. Er hatte den Kampf verloren, sie waren zu dritt und er alleine, also hatte er keine Chance. Doch das nächstemal, schwor er sich, das nächstemal würden sie Blut schlucken. Seine Brust tat weh, sein Hemd hatte Löcher. Man konnte ein paar Brusthaare in den Löchern erkennen. Seine Ärmel waren hochgekrempelt, seine leicht muskulösen Arme ragten hervor. Ein Junge, der circa ein paar Jahre älter als er war, erblickte ihn und lachte, dabei sagte er „Schaut ihn euch an Mädchen, heiß oder?“ die Mädchen und Jungen drehten sich um und blickten ihn an. Die Jungen lachten, natürlich er hatte Prügel kassiert, die Mädchen lachten auch, nur ein paar kicherten oder schauten sofort weg und bekamen einen Kopf so rot wie Tomaten. Langsam humpelte er vorbei, sein linkes Bein tat besonders weh. Er kam an der Haustür an, sein Blick schweifte kurz an das hölzerne Brett, Buchstaben waren eingeritzt, so wusste man dass dies das „Waisenhaus Großbütte“ war. Großbütte war der Name des Dorfes. Vor zehn Jahren kam er hier hin, weil seine Eltern ermordet wurden. Behutsam drückte er die Klinke der Tür hinunter und humpelte herein. Er kam in einen kleinen Flur. Schon seit er sich erinnern kann stand in einer Ecke eine verwelkte Blume. Er öffnete eine Tür, die einzige im ganzen Flur. Ein großer Raum lag dahinter. Nur ein Mädchen befand sich darin und schaute aus dem Fenster. Langsam humpelte er an ihr vorbei. Sie erblickte ihn mit einem fröhlichen Lächeln, welches aber sofort verschwand als sie sah, was mit ihm geschehen war. „Du hattest versprochen es nicht mehr zu tun! Du hast gegen die drei doch keine Chance!“ meckerte sie, während sie einen Stuhl für ihn bereitstellte „Ich hole Margarethe, warte hier.“ Sagte sie noch und verschwand hinter einer anderen Tür. Rita, schoss es ihm durch den Kopf. Sie war die einzige die für ihn da war, in der ganzen Stadt Großbüttel gab es niemanden den ihn mochte, außer sie. Die Tür, hinter der Rita vor einigen Moment verschwand öffnete sich wieder und eine Frau mit grauen Haaren, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte und einem blauen Kleid kam hervor, dabei blickte sie ihn kopfschüttelnd an. Nun verschwand sein verbittertes lächeln. Vielleicht gab es noch eine Person, die er mochte. „Syro, du tust auch nie was man dir sagt!“ warf sie ihm zuerst an den Kopf doch holte dann eine Schüssel und ein Handtuch unter einem Tisch hervor und lief zu einem Waschbecken. „Genau das hab ich ihm auch gesagt, Rethe.“ Warf Rita ein die nun auch aus der Tür kam. „Was hast du dir nur dabei wieder gedacht? Sie sind die Söhne des Schmieds und dazu die besten Jugend Soldaten in dem Dorf!“ fuhr Margarethe fort ohne auf Rita einzugehen, denn das brauchte sie nicht mehr, es war jeden Tag dasselbe. „Aber…“ begann Syro. „Kein Aber!“ sagte Margarethe und kam mit dem Handtuch und der Schüssel, die sie bereits mit Wasser gefüllt hatte, wieder. Langsam wischte sie mit dem nassen Handtuch das Blut aus seinem Gesicht. Rita sah ihn vorwurfsvoll an, er würde wieder eine Standpauke von ihr ertragen müssen. „Du weißt wir sind eine große Stadt und keiner mag hier jeden, auch mich mag nicht jeder.“ „Mich mag aber keiner.“ Warf Syro ein. „Doch ich und…“ wollte Margarethe beginnen doch sie wurde von eine laut zugeworfenen Tür unterbrochen. Rita war aus dem Zimmer gelaufen. Syro wollte ihr hinterher doch Margarethe hielt ihn fest. „Du bleibst hier, du kannst dich später darum kümmern!“

Die restliche Zeit in der sein Blut abgewischt, sein Mund ausgewaschen und seine Kleidung genäht wurde, wurde nichts gesagt. Die Stille war in dem Raum. Auf den Stühlen, die an der Wand gestellt waren, wirkte es, als würde die Stille Staub verursachen und sich auf ihnen niederlassen, die paar Tische im Raum wirkten ohne Stühle verlassen, denn bis auf die paar Sachen, die zum flicken seines Hemdes benutzt wurden war nichts darauf zu finden.

Als sein Hemd wieder frei von Löchern war rannte er raus auf die Straße. Ein Mädchen, eine gute Freundin von Rita stand an der Tür, als sie ihn sah brauchte er nicht mal etwas zu sagen, sie zeigte auf den Hügel vor den Stadtmauern ohne ein Wort zu sagen. Syro nickte nur und lief über die Pflastersteine. Er huschte durch die Knechte und Mägde hindurch, vorbei an diversen Verkaufsständen und verschiedenen Sätzen, die die Verkäufer riefen um die herumstehenden auf ihren Waren aufmerksam zu machen, doch er hörte nur Bruchstücke. Die Mauer war steinig und kalt als er sie kurz anfasst um sich zu stützen um durchzuatmen. Es war heiß, sogar sehr heiß, doch die Steine wirkten als sei tiefster Winter. Ein Diener lief schnell an ihn vorbei und rief dabei „Pass doch auf!“ Syro schrie ihn zurück „Pass du doch auf du Sklave eines Rattensäufers!“ Doch der Diener drehte sich nicht um. Immer noch aus der Puste ging Syro weiter. Er ignorierte das Getuschel um ihn herum, es war immer das gleiche. Ja, er war ein Dieb, er klaute oft, aber es war nur mal ein Apfel oder eine Birne, schließlich gab es nur dann im Heim essen, wenn die Sonne am höchsten stand, gerade aufging oder unterging und kam man zu spät bekam man nichts und weil er oft nicht zum Mittagessen erschien, egal ob er sich prügelte oder einfach keine Lust auf die anderen hatte, klaute er auch oft mal etwas. Manche Diener oder Knechte gaben ihn auch mal einen, damit er ruhig war, denn dann kam er einfach zu ihnen hin und redete, wenn er mal keine Lust hatte davon zu laufen. Während er ging dachte er über die letzten Jahre nach.

Als er vor Zehn Jahren hier ankam, waren die meisten noch nett zu ihm. Vor allem die Jungen, doch damals war er noch der kleinste und wurde oft weder seiner Größe geärgert, schnell begann es damit, dass er diese Leute schlug, egal ob es Heimkinder oder Kinder aus dem Dorf waren, auch bei Erwachsenen machte er dies, doch diese schlugen nicht zurück sondern lachten nur über ihn. Mit der Zeit verlor er Freunde, da er einfach zu schnell zuschlug, bei jeder Kleinigkeit fing er an zu raufen. Die andere Jungen erzählten irgendein Mist über ihn um vor den Mädchen gut auszusehen, doch das war ihm egal, denn er wusste, dass Rita die einzige war, die denen nicht glaubte. Sie hatte auch nicht gerade viele Freunde deswegen, aber sie hatte welche. Schließlich wurde er größer als die anderen, nun war er um einen Kopf größer als die meisten anderen in der Stadt. Genau wie mit der Größe wurde er auch stärker, es gab nur drei Leute die ihn verprügeln konnten und diese waren alle zwei Jahre älter als er und sie hatten auch nur eine Chance gegen ihn, wenn sie zu dritt waren, was sie meisten waren. Aus dem Prügeln bei Beleidigungen wurde ein Prügeln bei jedem Sichtkontakt. Mit der Zeit hatte er versprochen mit dem Prügeln aufzuhören, er fing deswegen auch keine mehr an, doch wenn andere anfingen machte er mit, hier ging es um seine männliche Ehre, da kann er nicht einfach wegrennen.

Schließlich kam er am Tor an. Die Wachen blickten ihn kurz an. Sie trugen eine silberne Rüstung und darüber eine rote Tunika, auf der ein Feuerspeiender Drache abgebildet war, das Zeichen der Stadt. Ihr Blick schweifte wieder nach vorne und auch Syros Blick richtete sich auf den Hügel, auf dem Rita saß.

Sein Bein tat schon nicht mehr so weh und er humpelte auch nicht mehr so viel, als er sie auf einem Felsen sitzen sah. Ihr Blick richtete sich auf den See vor ihr. Er schimmerte blaugrün. Rita sagte mal, sie käme nur dahin, weil das Wasser aussehe wie Syros Augen. In dem See konnte man die verschiedensten Fischarten finden, jede schmeckte anders, deswegen kam Syro oft zu dem See um zu angeln. Der See war umgeben von den Bergen die sich weit ins Land hineinzogen. Er trat langsam zu ihr. Sie blickte weder hoch, noch machte sie irgendeine Bewegung als er hinter ihr stand da sagte sie, obwohl Syro keine Geräusche gemacht hatte „Was willst du?“ Ihre Stimme klang traurig und leise. Sie hatte geweint, das wusste er. „Ich will mich entschuldigen.“ Nun hob sie ihren Kopf und starrte nicht mehr auf den See, sondern in den Horizont. Als Syro näher kam rutschte ihr grünes Kleid ins Wasser, ihre braunen, schulterlangen Haare wurden vom Wind leicht zur Seite geweht. „Wofür? Das du dich geprügelt hast, oder weil dich keiner mag?“ ihre Stimme war noch immer leise, doch kühler. „Nein, das ich sagte, dass mich keiner mag.“ „Ach ist es anders?“ „Ja, Margarethe mag mich.“ Er machte eine kurze Pause und wollte gerade sagen, dass sie, die wichtigste Person für ihn, ihn auch mag, da begann sie schon. „Schön! Schön das dich Margarethe mag!“ sie stand auf und blickte ihn an, ihre dunklen Augen waren Feucht und ihre Wangen rot „Doch sie ist nicht die ein zigste! Stell dir vor, ich mag dich auch! Aber das scheint ja unwichtig zu sein, schließlich bin ich es ja nur, für mich kannst du ja nicht einmal ein Versprechen halten!“ sie schrie und ihre Stimme drohte vom normalen ernst in ein traurigen Ernst zu rutschen, als die ersten Tränen ihre Wangen runter liefen „Ich bin dir egal oder? Ich hab niemanden geglaubt, weil ich dich mochte…nein, weil ich dich liebe, doch ich bin dir scheiß egal!“ sie lief an ihn vorbei. Syro hielt ihren Arm fest. „Rita, das ist doch nicht wahr!“ er wusste nicht ob es vorwurfsvoll oder traurig klang. „Lass mich!“ zischte sie nur und riss sich los. Sie rannte weg. Er lief ihr nicht hinterher. Stattdessen setzte er sich dorthin, wo sie vor kurzem noch saß.

Er saß lange dort, die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden und er war im Schatten als er ein Geräusch hörte. Es klang anders, so eins hatte er noch nie gehört. Er sprang auf und lief zur Stadt. Was er nun sah erschreckte und faszinierte ihn zugleich.  Er sah ein majestätisches Tier, es miss sicher dreizehn Fuß, wenn nicht mehr, es besaß feuerrote Schuppen und Flügel, die ausgestreckt waren und es noch majestätischer erschienen ließ. Er stockte kurz, als er es sah doch lief dann weiter, als die ersten zwei Soldaten zu Boden fielen. Er stellte sich an die Seite vom letzten Soldat der noch stand. „Mach das du weg kommst, kleiner!“ rief er ihn zu, doch als der Drache mit seiner Pranke ausholte und der Soldat beim Ausweichen nach hinten stolperte änderte er seine Meinung „Kannst du mit Waffen umgehen, kleiner?“ fragte er „Ich glaub schon und nenn mich nicht kleiner!“ rief er zurück. Der Soldat war zwar um eine Haupteslänge größer als er, trotzdem war er nicht klein. „Dann nimm dir ein Schwert!“ rief er und blockte einen Angriff des Drachen. Syro lief zu einen der verletzten Soldaten die nicht mehr aufstehen konnten, nahm sein Schwert und zog es aus dem Dreck. Der Dreck blieb an den Stellen kleben, wo Blut drauf war, ob es vom Soldat oder vom Drachen war wusste er nicht. Er lief an die Seite des Soldaten. „Nimm du die linke Flanke und versuch ihn zu verletzen, so schwer es geht!“ befahl der Soldat. Syro gehorchte nie jemanden, so auch jetzt nicht. Er lief wild auf den Drachen zu und haute das Schwert in den Fuß. Der Drache schrie und schüttelte ihn weg. Syro ließ das Schwert nicht los und fiel zu Boden. Der Soldat schüttelte den Kopf, als er ihn sah. Syro richtete sich auf, doch er wurde von der großen Klaue des Drachen gepackt. Dieser warf ihn hoch durch die Luft. Syro flog einige Meter in die Höhe, dabei wedelte er wild mit seinen Beinen und Armen umher, um ein Gleichgewicht zu finden, als er es wiederfand packte er das Schwert mit zwei Händen und schwang es durch die Luft. Langsam drang das Schwert durch die Schuppen des Drachen und traf auf das Fleisch. Der Drache kreischte so laut wie bisher noch nie. Sein kreischen tat in den Ohren weh, so dass sich der Ritter die Ohren zu hielt. Syro zog nun das Schwert raus, er konnte den Schrei selber nicht mehr ertragen. Er knallte mit dem Bauch auf den Boden. Der Schmerz drang durch seinen ganzen Körper, noch nie tat ihm der Körper so weh. Überrumpelt von dem Schmerz ließ er das Schwert los und er sah nur noch schwarz. Warum hab ich gekämpft? Für Rita?, waren seine letzten Gedanken bevor er sein Bewusstsein verlor.

„Rita? Könntest du bitte neues Wasser holen?“ hörte er Margarethas Stimme. Er konnte die Augen nicht öffnen, sie taten weh, so wie alles, jede einzige Stelle tat weh. Jemand kam zu ihm und legte etwas auf seine Stirn. Er spürte ein kaltes Tuch auf seiner Stirn und zuckte kurz zusammen. Nun öffnete er langsam die Augen. Er nahm eine Holzdecke wahr. Kurz schweifte sein Blick durch den Raum. Ein kleiner Schrank stand in den Raum und neben ihm war ein leerer Stuhl. Der Raum wurde von einem rot der untergehenden Sonne beleuchtet. Neben ihm war ein Stuhl, auf dem saß jemand, sie hatte braune Haare, die bis zu ihren Schultern gingen. Ihr Blick wurde nicht ihm gewidmet sondern der Tür, durch die jemand hereinkam. Sie hatte graue Haare, doch diesmal waren sie geöffnet und hingen vor ihrer Stirn. Wie alt ist Margarethe eigentlich? Als ich ins Heim kam hatte sie schon graue Haare. In den Zehn Jahren hat sie sich nicht verändert. Sie sagte einmal ihr Alter, vor drei oder zwei Jahren, doch wie alt war sie damals?, fragte sich Syro kurz, da sah sie die leicht geöffneten Augen von Syro. „Du bist wach.“ Sagte ihre elterliche Stimme. Ihre Augen waren dunkel, noch dunkler als Ritas. Nun drehte sich auch Rita um. „Syro!“ sie umarmte ihn. „Wie geht es dir? Was hast du nur wieder gemacht?“ sagte sie hektisch und ihre Worte überschlugen sich fast. „Mir tut alles weh und ich wollte dich beschützen.“ Syro versuchte zu lächeln doch auch diese Bewegung schmerzte und so verzog er auch sein Gesicht auch. Schmerzverzerrt. Nachdem Margaretha immer wieder fragte, ob es auch nur so Schmerzen waren, ließ sie Syro und Rita alleine. „Das hättest du wirklich nicht tun sollen. Die Soldaten hätten das schon geschafft.“ Sagte sie, als Margaretha aus dem Raum verschwand. „Doch ich wollte dich beschützen.“ Gab Syro zurück. „Das hättest du auch, wenn du bei mir gewesen wärst!“ warf sie ihm vor. „So konnte ich aber sicherer sein.“ „Dummkopf! Ich hatte Angst!“ „Tut mir leid.“ Rita küsste ihn kurz stand auf und ging zur Tür „Danke, für das Beschützen und so…“ stammelte sie. Ihr Gesicht war sichtlich errötet, so wie Syros. Damit hatte er nicht gerechnet. Als sie weg war lächelte er. Es hatte ihn gefallen. Empfindete er vielleicht etwas für sie? Nein! Liebe ist was für Mädchen, doch es hatte ihm gefallen. Er mochte sie wirklich. Wenn er wieder auf den Beinen war würde sie sie darauf ansprechen um zu erfahren was sie fühlt, doch jetzt würde er weiter schlafen. 

Der Aufbruch der Drachenblüter

Das Licht der Mittagssonne schien auf sein Gesicht. Langsam öffnete er die Augen. Vorsichtig wartete er, jeden Moment könnte Schmerzen seinen Körper durchdringen. Nichts geschah. Sein linkes Bein hob er aus dem Bett, gefolgt vom rechten. Immer noch kein Schmerz. Nun stand er, ohne Angst zu haben, dass Schmerzen seinen Körper durchdringen könnten, auf. Wieder viel der Schmerz aus. Er öffnete die Tür, er war noch in dem Raum wo er eingeschlafen war und stieß sich dabei fast den Zeh an einer herausstehenden Holzlatte. Hinter der Tür verbarg sich der Gemeinschaftsraum, dort saßen alle Kinder gierig vor den Tellern und aßen zum Mittag. Syro setzte sich nun auf seinen Platz zu ein paar anderen Jungen und aß ebenfalls. Niemand fragte wo er in der Nacht war, vielleicht wussten sie es auch schon, eigentlich war es egal ob sie es wussten, denn es hätte sie sowieso nicht interessiert. Er blickte auf seinen Teller. Gebratenes Huhn mit Erbsen und als zu trinken Reddrep, ein Saft den nur wenige machten, da man dazu viele Kirschen und Beeren benötigt, denn er besteht nur aus dem Saft von Kirschen und Beeren der zusammen geschüttet wurde. So entstand das leicht bittere Reddrep. Die meisten Kinder nannten es auch ‚Wein ohne Alkohol‘ oder ‚Kinder Wein‘ einfach wegen seiner roten Farbe, doch Syro nannten ihn einfach nur Reddrep, so wie der Erfinder ihn nannte. Die Jungen waren wie immer schneller als die Mädchen. Die Jungen benutzt die Finger und schlangen das Essen in wenigen bissen runter, die Mädchen jedoch benutzt die eigentlich vorgesehenen Bestecke zum Essen.

Bevor Syro ebenfalls zuschlug hielt er kurz die Hand an seiner Brust und holte seine Halskette raus. Ein Kreuz war darauf. Er hielt es in seiner Faust und betete in Gedanken „Vater, danke. Du bist immer da. Du hilfst mir immer wenn ich Hilfe brauche und so esse ich nicht nur für mich, sondern für uns beide, lass es dir schmecken.“ Kurz hielt er das Kreuz noch in der Hand, doch schließlich konnte er es auch nicht mehr aushalten, steckte das Krauz zurück in sein Hemd und aß mit den anderen Kindern.

Syro hatte sich den Bauch vollgeschlagen, er fühlte sich wie ein Stein. Er blieb noch sitzen um das Essen erst mal sacken zu lassen. Er stand auf und ging zu den Duschen der Jungen. Keiner war da. Er zog seine Kleider aus und huschte unter die Dusche.  Er duschte nie kalt, doch diesmal tat er es. Die Wärme tat ihm an den Wunden weh. Er betrachtete seine Wunden nun zum ersten Mal. Er hatte einige Schürfungen am Arm und das linke Knie aufgerissen. Er stellte das Wasser aus, nahm sein Handtuch, schlang es um die Hüfte und wusch die alten Sachen. Unterwäsche, Hemd, Hose, Socken.

Syro. Syro, komm zu mir, hörte er eine Stimme. Er drehte sich um. Nichts.

„Hallo?“ fragte Syro und blickte in die Duschkabinen. Nichts. Er zuckte mit den Schultern und ging aus dem Zimmer. Rita ging an ihm vorbei, sie schaute ihn nicht an, sondern starrte zum Boden. Syro tat es ebenfalls.

An der Tür zum Hof drehte Rita sich um „Syro? Wollen wir angeln gehen?“ fragte sie.

Syro schaute zu ihr und nickte nur.

Sie saßen beide auf dem Steg vom Schimmersee. Wie immer schimmerte er Grün-Blau. Beide, Syro und Rita, hatten ihre Angel im Wasser und fischten. Bereits drei Lachse und einen Dorsch hatten sie gefangen. Noch hatten sie kein Wort gewechselt.

„Syro...“ Brach Rita nun das schweigen, „Erinnerst du dich noch als du ins Heim kamst?“

„Ja.“ Syros Stimme wurde nun trauriger, „Ich erinnere mich ganz genau.“

„Du hast es dir nie besonders leicht gemacht Freunde zu finden, hast Mädchen verabscheut und hast dich immer hierher zurückgezogen. Eigentlich warst du nur hier und hast dich vor der Realität versteckt, richtig?“

„Ja, jetzt wo du es sagst… Ich wollte es nicht wahrhaben, was passiert war, bin sofort ausgerastet, wenn jemand anfing über mich zu reden, auch wenn es positiv war. Obwohl es eigentlich nie positiv war.“

„Stimmt. Kaum einer hat positiv über dich geredet. Du warst der Außenseiter.“ Rita nickte.

„Wieso fragst du das alles?“

„Wenn ich weg wäre... würdest du mich vermissen?“

„Was? Was redest du denn da? Natürlich!“

„Das ist schön.“ Sie schaute zur Sonne hoch „ ‚Und im Himmelreich wird er dann auf seine Familie wachen‘“

Syro schaute zu ihr, er merkte wie Tränen in seinen Augen hochstiegen. Er ließ sie nicht raus „Mein Vater.“

„Ja, ich hatte dich gefragt, was du immer machst bevor du isst. Du holst die Halskette deines Vaters heraus, schließt die Augen und denkst an ihn.“

„Ja.“ Er bemühte sich um eine normale Stimme.

„Und du sagtest, das irgendwo da oben im Himmel dein Vater ist und auf dich aufpasst.“

„Ich weiß es. Ich fühle es. Manchmal mehr, manchmal weniger. Immer wenn ich mich geprügelt habe, merke ich wie er auf mich aufpasst, dass nichts Schlimmes passiert. Er ist mein Licht, immer wenn ich nicht mehr weiter weiß, wenn ich kurz davor bin alles zu zerschlagen, hält er mich zurück.“

„Ja. Weißt du was du aber nie gefragt hast?“ fragte sie und starrte nun ins Wasser.

„Nein, was?“

„Was mit meinen Eltern passiert ist.“

„Oh… Stimmt. Was ist denn mit deinen Eltern passiert?“

„Mein Vater, er war ebenfalls Soldat und er kannte deinen Vater gut, wir haben sogar im selben Dorf gewohnt, wir haben damals nie besonders viel geredet, aber uns eigentlich jeden Tag gesehen. Eines Tages wurden auch meine Eltern umgebracht und ich wurde ins Waisenhaus hierher gebracht. Ein Jahr später kamst du. Ich hab dich sofort erkannt. Es macht mir auch nichts aus, dass du mich nicht erkannt hast damals.“

„Du…“ Syro erinnerte sich an ein Mädchen. An sie „Du warst damals immer bei deinem Vater, als wir uns gesehen haben.“

„Ja, das stimmt. Ich hab meinen Vater wohl mehr geliebt als meine Mutter, gebe ich zu, doch ich hatte sie beide Lieb. Wo ich aber eigentlich drauf hinaus wollte ist was anderes. Vor ein paar Tagen kam ein Mann zu mir, er meinte ich sei, mit dir, die letzte des Drachenblutes und jemand würde bald kommen um uns zu holen und zu töten, der Sohn des Königs.“

„Was ist das Drachenblut und darf er das einfach?“ Syro war verwirrt, seine Traurigkeit wandelte sich in leichte Panik um.

Rita nickte „Er darf. Der König ist nämlich tot. Die Nachricht kam noch nicht bis hier hin.“

Syro senkte den Kopf. „Wir müssen fliehen.“

„Ja, das müssen wir.“

„Sofort.“

„Ja. Rethe hat unsere Sachen gepackt eine Kutsche wird uns abholen, heute Nacht.“

„Okay.“ Syro schüttelte sich „Was ist nun das Drachenblut?“

„Früher regierte ein König dieses Land und er verliebte sich in eine Frau. Diese Frau war aber ein Drache, verzaubert von einer alten Hexe, wurde ihr die Kraft zum fliegen beraubt und sie wurde zu einem Menschen. Die beiden gebaren drei Söhne und drei Töchter. Diese hatten sowohl das Blut eines Menschen, als auch das Blut eines Drachen in sich. Als diese Söhne und Töchter dann ihre Frau oder ihrem Mann fanden, hatten die Kinder ebenfalls dieses Blut. Nach und nach gab es immer mehr Drachenblüter, diese regierten das Land, bis sie von einem Menschen gestürzt wurden. Fortan regierte diese Mann. Wieder verstrichen viele Jahre bis der alte König kam. Er fand eine Frau, auch ein Mensch, doch sie wurde von einem Drachenblüter getötet. Der Sohn des Königs war damals noch sehr jung, er bekam einen Hass gegen die Drachenblüter und wollte, dass sein Vater alle tötet. Doch dieser wusste, dass der Tod seiner Frau nicht beabsichtigt war und verweigerte den Wunsch seines Sohnes. Schließlich ging der Sohn zu einer kleinen Gruppe, diese beauftragte er damit, alle Drachenblüter zu töten, da drunter auch die Soldaten. Wir beiden überlebten als ein zigste. Die Menschen konnten keine kleinen Kinder töten und verschonten uns. Doch nun tötete der Sohn seinen Vater und bestieg den Thron und hat erfahren das wir beide existieren, die gar nicht existieren sollen und will uns töten.“ Ihre Stimme wurde bei den letzten Worten immer leiser.

Syro schluckte und stand auf „Wir sollten gehen.“ Sagte er und half ihr auf die Beine.

Syro und Rita gingen langsam den Hang hinunter. Der Wind blies ihnen ins Gesicht, er war kühl und es fühlte sich an als würde er weinen. Sie gingen auf das Tor zu. Niemand. Keine Wachen, kein Mensch, nichts. Nichts war zu sehen. Sie blickten sich an. Als ihr Blick sich traf rannten sie. Auf dem Weg zum Waisenhaus trafen sie keinen Menschen. Sie gerieten in Panik. Syro bog um eine Ecke stoppte jedoch und streckte den Arm aus um Rita zurück zuhalten. Sie hielten sich hinter einer Ecke versteckt. Zwei Soldaten aus der Kaiserstadt, das bemerkte man an ihren Rüstungen und an dem Wappen, standen vorm Waisenhaus und hämmerten wild dagegen. Syro und Rita entschieden sich für den Hinterausgang. Sie schlichen an der kleinen Gasse vorbei. Niemand sah sie. Sie rannten in die nächste Gasse und schauten diesmal um die Ecke. Keiner war da. Schnell rannten sie zu der Hintertür und traten ein. Im Waisenhaus war es finster. Nicht nur Finster, es war stockdunkel! Sie schlichen in der Dunkelheit, Syro immer einen Schritt vor raus. Sie schauten in die verschiedensten Türen. Sie fanden niemanden. Langsam gingen sie zu Margarethes Zimmer. Langsam wurde es wieder heller. Normalerweise würden sie klopfen, doch sie entschieden sich dafür, dass es sicherer war, die Tür erst einen Spalt zu öffnen. Sie schauten rein. Doch wieder sahen sie nichts. Die Vorhänge waren zugezogen und nahmen dem Zimmer jegliches Sonnenlicht. Leise schlichen sie sich rein. Sie nahmen immer mehr Umrisse war. Ebenfalls merkten sie dass jemand im Schrank war. Syro zeigte Rita, dass sie da warten solle. Er schaute durch einen kleinen Spalt. Seine Augen wurden groß.

„Rethe!“ rief er und öffnete die Tür.

Margarethe kam raus, doch hatte den Finger auf dem Mund.

Syro und Rita nickten. Sie ging vor raus, gefolgt von Syro und am Ende Rita. Margarethe war mit einem Nudelholz bewaffnet und ging zur Hintertür, die Gasse war leer. „Wir müssen euch hier weg bringen.“ Flüsterte sie. Langsam gingen sie die Gassen entlang bis zum Gurz, einen breiten Fluss, mit kühlem Wasser. „Ich muss leider Hier bleiben, passt auf euch auf, nun geht schnell!“ sagte Margarethe und drückte die beiden noch einmal.

Rita und Syro sprangen in den Fluss. Er führte an den Rücken von den Häusern her, weswegen sie unbemerkt drin schwimmen konnten, trotzdem sagten sie kein Wort. Der Fluss war kalt, aber angenehm. Syro hatte geschwitzt, ohne es bemerkt zu haben. Der Fluss teilte das Dorf in den Wohn und Geschäfte teil. Auf der einen Seite wohnten die Menschen, auf den anderen kauften sie ein oder hatten sie ihre Läden. Langsam kamen sie zur Mauer. Syro wusste, dass es da drunter einen Spalt gab, wo man durchschwimmen konnte, doch wie breit er war, wusste er nicht. Er zeigte ihr, dass sie warten solle. Syro tauchte runter. Das Wasser war klar. Er erblickte einen Felsen, der circa so groß wie sein Kopf war. Er ruckelte an ihm. Langsam bewegte er sich. Er ruckelte Stärker. Er war draußen, doch durch konnte er noch nicht. Er tauchte kurz auf und wieder runter. Rita war noch da. Er holte vom Flussboden einen Spitzen, harten Stein und haute damit zwischen zwei Steinen drauf. Sie bewegten sich, er griff seine Hand in ein kleines Loch dazwischen und versuchte einen raus zu ziehen. Der Stein war rau und er merkte, wie er in seine Haut schnitt, doch er zog weiter daran. Er zog immer stärker. Langsam wurde ihm die Luft knapp. Er zog noch einmal mit voller Kraft und der Stein war draußen. Er schaute kurz auf seine Hand. Er hatte einen großen Schnitt an der Handfläche. Er taufte auch. Er schaute zu Rita. Nein, er schaute dahin, wo Rita sein sollte. Hastig drehte er sich zu allen Seiten um. Rita war nicht zu sehen. Er wollte nicht rufen, so würde er Aufmerksamkeit erregen und sollte Rita nur eben schnell wo hin gegangen sein, um was zu essen zu holen, oder um auf die Toilette zu gehen, wollte er es nicht riskieren, aber die Angst um sie war zu groß. Er öffnete den Mund, da zog ihn etwas ins Wasser. Syro schluckte Wasser. Er schloss den Mund, blickte zum Angreifer, doch konnte nichts erkennen, das Wasser wirbelte Bläschen auf, die ihm die Sicht verbargen. Er wurde in ein kleines Loch gezogen. Es war das Loch was er gerade frei geschlagen hatte. Die Person tauchte wieder mit ihm auf. Nun sah er sie. Rita.

Rita keuchte „Du bist schwer.“

Syro begriff nicht „Was? Hä? Wieso?“

„Da waren vorhin Soldaten, ich bin untergetaucht, als ich dich dann nicht sah, dachte ich du wärst schon durchs Loch, als du da aber nicht warst bin ich wieder zurück und hab dich an der Wasseroberfläche gesehen und dich mitgezogen.“

„Du hast mich erschreckt!“

„Ja, ich hab dir gern geholfen. Komm. Da vorne steht die Kutsche.“ Sie zeigte auf eine hölzerne, kleine Kutsche auf einem Kieselweg.

Syro nickte. Zusammen setzten sie sich rein. Sofort setzte sich die Kutsche in Bewegung. In der Kutsche wackelte alles. Syro kamen Bilder von früher, als er in eine Kutsche nach Großbüttel gebracht wurde. Die Sitze in der Kutsche waren aus Holz, lediglich ein Kissen hatten die beiden, damit es nicht ganz so unbequem war. Syro blickte noch einmal auf die Mauern der Stadt zurück.

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Bildmaterialien: Alle Rechte liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 13.05.2014

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Widmung:
An alle die mich Tatkräftig unterstützt haben, mich gezwungen haben weiter zu machen und mich angeschrien haben, wenn ich mal einen Tag nichts gemacht hab. Danke

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