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Anaïs erotisches Tagebuch

 

von

 

Anaïs

 

 

 

 

 

 

 

 

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind beabsichtigt

und tragen autobiographische Züge

27. Juli 1967

 

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Freund. Er war fünf und wohnte in meiner Nachbarschaft. Hugo, Huge Cardot glaube ich, blond, verwegen und mit einem Lächeln, dass mir damals schon die Beine weich werden ließ. Er hatte sogar schon eine Narbe auf der Wange, weil er sich meinetwegen mit dem Hund unseres Hausmeisters gerauft hatte. Er war mein Held und ich 4 Jahre alt. Wir gingen zusammen, einen ganzen Sommer lang, bis meine Eltern aus der Stadt aufs Land zogen und wir einen eigenen Hund bekamen, den ich Hugo 2 nannte. Ich war damals traurig, nicht weil ich Jungs mochte, nein, weil mir mein bester Freund fehlte. Mit vier unterscheidet man noch nicht wirklich, an wen man sein Herz verschenkt, aber ich hatte meines verschenkt und es war gebrochen.

Hugo 2, unser Hund, fand rasch Anschluss und da ich die meiste Zeit an seiner Leine hing, kam ich nicht umhin, andere Kinder des Örtchens kennenzulernen. Da waren Sarah, das kleine rothaarige Mädchen mit den vielen Sommersprossen, Clara ihre wenig ältere Schwester und Mathéo, ein Junge in Hugos Alter, der, schüchtern, wie er war, kaum mit meiner ersten Liebe vergleichbar war. Dennoch gefiel er mir mit seinen blauen Auge, die in einem so magischen Kontrast zu seinen schwarzen Haaren standen, dass ich immer öfter an ihn denken musste.

Sarah wurde bald meine beste Freundin und zusammen mit ihrer Schwester und Mathéo bildeten wir ein unschlagbares Quartett, dem sich einen Sommer später noch Leon, der Junge des Metzgers anschloss. Leon war schon älter, fast 10 und überragte uns um mindestens einen Kopf. Aber er war nicht besonders helle, weshalb er sich mit uns Kleinen bestens verstand. Er wollte meistens der Anführer sein, doch kaum wurde es etwas brenzlig, war der Hasenfuß der erste, der das Weite suchte.

Ich dachte immer seltener an Hugo. Aber manchmal, wenn ich allein auf meinem Bett saß und mit meinen Puppen spielte, stellte ich mir vor, was passiert wäre, wenn wir nicht umgezogen wären. Ob Hugo und ich ein Paar geworden wären, geheiratet und Liebe wie die Großen gemacht hätten? Ich wusste nicht, was es bedeutete „Liebe zu machen“, doch ich fand, es klang schön und ich wollte unbedingt mit Hugo „Liebe machen“. Stellvertretend verheiratete ich in diesen Tagen meine Puppe Emma mit meiner anderen Puppe, die ich notwendigerweise Clément nannte, und ließ sie die Beziehung führen, von der ich dachte, dass Hugo und ich sie einst gehabt hätten. Emma sah hinreißend aus in ihrem Brautschleier aus einem alten Stück Gardine und Clément machte sich gut in seinen schwarzen Hosen und einem Schal, weil ich kein männliches Oberteil hatte. Emma war sehr häuslich und wartete immer sehnsüchtig auf ihren Clément, bis der endlich vom Stall, der Ernte oder aus dem Wirtshaus kam, um ihm sein Essen hinzustellen. Vorher hatte sie sich hübsch gemacht und nette Unterwäsche angezogen. Das hatte ich mal bei meiner Mutter beobachtet, als wir Besuch bekamen und mein Vater auf einer Messe für Traktoren war.

Emma und Clément waren meine Familie, vor allem, als sie ihr Baby bekamen, einen kleinen Teddy, den mir einst mein Großvater aus Deutschland mitbrachte. Es war aufregend für ein Mädchen von vier Jahren ihre Puppen aufeinander zu legen und sie wie die Erwachsenen Liebe machen zu lassen. Clément musste natürlich oben liegen und Emmas Puppenbeine waren weit gespreizt. Ich hatte das bei meinen Eltern gesehen, als sie an einem Abend im Sommer dachten, ich würde schon schlafen. Anschließend verkündete ein kleines Kissen unter Emmas Kleid die frohe Botschaft.

30. Juni 1968

 

Ein Jahr später, als der Lavendel wieder blühte und ich meinen fünften Geburtstag feierte, brachte mir Mathéo einen selbst gepflückten Feldblumenstrauß mit. Es war das erste Mal, dass mir ein Junge Blumen schenkte, und auch später bekam ich nie mehr einen solch schönen Strauß. Meine Mutter war ganz gerührt von diesem kleinen Kavalier in seinen kurzen Hosen und dem weißen Hemd, das er sonst nur am Sonntag in der Kirche trug. Verlegen nahm ich die Blumen und hauchte Mathéo auf Drängen meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Meine Lippen brannten wie Feuer, ebenso unsere Gesichter und peinlich berührt hatten wir die erste halbe Stunde meiner kleinen Gartenfeier kaum Worte für einander. Zum Glück kamen Sarah und ihre Schwester, was das unangenehme Schweigen beendete. Ein Blick von Mathéo und ich wusste, dass dieser erste Kuss unser Geheimnis bleiben würde.

Clara hatte damals schon einen richtigen Freund. Er hieß Bernard und ging bereits zur Schule, eine Klasse über Clara, die dieses Jahr eingeschult werden würde. Ich war ein bisschen neidisch, auch weil Bernard ein wirklich hübscher Junge war. Zudem erinnerte er mich an Hugo. Wie er war er blond und braun gebrannt. Keiner in unserer Clique konnte schneller laufen oder weiter werfen als er, selbst Leon nicht. Auch konnte Bernard schon schwimmen, während ich mich kaum weiter als bis zu den Beinen in den kleinen Weiher unseres Örtchens traute. Bernard war auch der erste Junge, den ich nackt sah, unfreiwillig zwar, aber dennoch war es ein unvergessliches Erlebnis.

Sarah und ich wollten eines Morgen, es waren gerade Sommerferien, zum Beerensammeln in den benachbarten Wald, als wir Clara und Bernard trafen, die mit den Rädern zum Weiher fuhren. Bernard schlug vor, doch gemeinsam baden zu gehen und während Clara noch überlegte, ob auch sie uns dabei haben wollte, sagten Sarah und ich zu. Aufregt liefen wir in den Hof zurück und holten unser Badezeug. Auf dem alten Rad meiner Mutter strampelten wir dann zu zweit Clara und ihrem Freund hinterher, wobei einmal ich und einmal Sarah in die Pedalen traten, während die andere auf dem Gepäckträger saß.

Es war eine schöne Fahrt, quer durch die Lavendelfelder, mit wehenden Haaren an einem strahlenden Sommertag bis Sarah und ich am Weiher antrafen. Dort wartete Clara bereits auf ihrer Decke und las. Noch musste sie sich die Buchstaben laut vorsagen, doch sie war stolz, bereits lesen zu können und zeigte das auch. Sarah verzog nur das Gesicht und warf ihr Handtuch wie zufällig gegen das Buch ihrer Schwester, das ihr auf die Nase schlug. Wütend sprang Clara auf und ich verzog mich lachend hinter die dicht herab hängenden Zweige einer Trauerweide, um mich umzuziehen.

In deren Schutz streifte ich mein Kleid ab und suchte in meiner Tasche nach dem Badeanzug, als es in hinter einer Hecke raschelte und ich mich erschrocken umdrehte. Noch heute spüre ich mein Herz bis in den Hals hinauf schlagen, als ich mit Nichts außer einem Armreif bekleidet einem ebenso nackten Jungen gegenüberstand und vor Scham im Boden versinken wollte. Doch ich war wie gelähmt und starrte nur unfähig zu einem klaren Gedanken auf diesen kleinen Wurm zwischen Bernards Beinen. Ich erinnere mich kaum noch an Details, weder, wann ich mich aus der Starre löste und bedeckte, noch wie Bernard reagierte, einzig sein kleines Glied faszinierte mich so sehr, dass ich noch heute daran denken muss.

Immer wenn ich die nächsten Wochen mit meinen Puppen Vater, Mutter, Kind spielte und dafür Emma und Clément in mein Puppenbett legte, sah ich Bernhard nackt vor mir und bedauerte, dass Clément keinen solchen Wurm hatte.

1. August 1968

   

Einige Monate vor unserem Umzug aufs Land wurde meine kleine Schwester Marcelle geboren. Als meine Mutter aus der Klinik nach Hause kam und ich Marcelle das erste Mal sah, ahnte ich, dass nichts mehr so sein würde, wie es war. Ich hatte mir so sehr einen Bruder gewünscht, doch jetzt drehte sich alles nur um das Baby und ich hasste sie dafür. Selbst mein Vater, für den es bisher nur eine Prinzessin gegeben hatte, kümmerte sich die meiste Zeit um das schreiende Ding in der Wiege. Vielleicht auch, weil er immer öfter abends länger im Büro blieb, um Überstunden zu machen. Mutter meinte, er tue das für die Familie, weil wir wegen des Babys mehr Geld bräuchten. Ich aber dachte, er wollte nur dem ständigen Schreien entgehen.

Deshalb war ich sehr froh, als wir damals zu meinen Großeltern in die Provence zogen, auch wenn ich Hugo vermisste und meine Eltern das Baby mitnahmen. Hier aber hatten wir mehr Platz als in der Stadtwohnung, meine Großeltern kümmerten sich um mich und ich konnte mit Hugo 2 in den Wiesen und Wäldern herumtollen. In der Stadt gab es bisher nur Autos, Straßen und Dreck. Hier aber schien jeden Tag die Sonne, es war grün und ich sah zum ersten Mal richtige Tiere, die nicht hinter Gittern im Zoo lebten. Auf dem Hof meiner Großeltern gab es Schweine, zwei Kühe, einen Hahn und viele, frei herum laufende Hühner, denen Hugo 2 für sein Leben gern nachjagte.

Mathéo hatte auch einen Hund, einen Terrier namens Frida, die genauso alt wie Mathéo war und damit eine alte Dame. Sie und Hugo 2 verstanden sich gut, auch wenn Frida mittlerweile zu langsam für die Hühnerjagd war und sich lieber von mir den haarigen Bauch kraulen ließ. Mathéo und ich saßen immer öfter zusammen bei uns auf dem Hof, schauten den balgenden Hunden zu oder beobachteten die Wolken am Himmel. Manchmal fragte er mich, ob ich in der dicken Wolke über uns auch einen Pferdekopf erkennen würde oder wieso manchmal die Sonne scheint, obwohl es gleichzeitig regnet. Wegen des Regenbogens, antworte ich dann und sah versonnen auf die Wolke, die eher wie ein Herz als ein Pferdekopf aussah.

Sarah war verliebt in Mathéo. Zumindest gestand sie mir das eines Tages und ich zuckte mit den Schultern. Seit unserem Umzug hatte ich nie wieder das merkwürdige Gefühl im Bauch gehabt, wie ich es von der Zeit mit Hugo kannte. Ich mochte Mathéo, aber er konnte mir das Herz nicht brechen, das gehörte Hugo, dem Hugo, der unendlich weit in der Stadt zurückgeblieben war. Doch Mathéo reagierte nicht auf Sarahs Werben, er spielte lieber mit mir und unseren Hunden und wenn Sarah dazu kam, verabschiedete er sich oft schon nach wenigen Minuten. Wir waren fünf Jahre alt und hatten noch alles vor uns.

Ich hatte Sarah nie von dem Kuss erzählt, den ich Mathéo an meinem Geburtstag gegeben hatte. Sie war meine beste Freundin und wir teilte alle unsere Geheimnisse, doch das, so fühlte ich damals, war keines, von dem sie wissen wollte. Ebenso wenig, dass Mathéo einige Wochen nach meinem Geburtstag versucht hatte, mich nochmals zu küssen.

Wie so oft saßen wir im Heuschober meines Großvaters, versteckten uns vor den Erwachsenen und malten uns aus, wie es wäre, wenn wir mal groß sind. Plötzlich sagte Mathéo, dass er mich dann heiraten würde und griff nach meiner Hand. Es war wie elektrischer Schlag. Erschrocken zog ich meine Hand weg und sah, dass Mathéo näher gerückt war. Unsicher, was ich tun sollte, wartete ich ab, bis er plötzlich die Augen schloss und mit seinem Mund versuchte, mein Gesicht zu treffen. Ich wich zurück und spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Da sprang Mathéo auf und rannte ohne ein weiteres Wort aus dem Stall.

2. Oktober 1968

 

Ich sah Mathéo lange nicht mehr. Fast war es, als ob er mir aus dem Weg ging, und als wir uns doch wieder trafen, taten wir, als ob nichts geschehen wäre. Wir sprachen nie wieder darüber, auch wenn er mich später noch viele Male geküsst hat. Der Sommer ging langsam zu Ende und Clara kam in die Schule. Sarah und ich aber hatten noch ein Jahr, das wir sorgenfrei spielend bei unseren Familien verbringen konnten. Unsere liebsten Spiele damals waren Hüpfgummi, Haarkränze aus Butterblumen flechten oder auf der Ziege von Sarahs großem Bruder zu reiten.

Leider ereilte die Ziege ein tragisches Unglück, als auch Leon, der Metzgerjunge, auf ihr reiten wollte. Er war zu groß und zu schwer für das Tier und als er sich auf sie schwingen wollte, strauchelte Martha, die Ziege, knickte um und brach sich den Vorderhuf. Sie musste geschlachtet werden, was Leons Vater übernahm. Sarah weinte drei Tage lang und ihr Bruder drohte an, uns windelweich zu prügeln, wenn wir jemals wieder auf einem seiner Tiere reiten würden.

Sarah wollte nichts mehr mit Leon zu tun haben, so dass nun nach Mathéo auch der zweite Junge einen großen Bogen um uns machte. Uns war das egal, wir lachten den ganzen Tag, tollten durch die Wiesen oder vergnügten uns an den letzten warmen Spätsommertagen am Weiher. Ab und zu begegneten wir Bernard, dem ich noch immer nicht in die Augen gucken konnte, so sehr schämte ich mich beim Gedanken an unsere unfreiwillige Begegnung damals hinter der Hecke am See.

Bernard musste nach der Schule oft seinem Vater im Stall helfen. Doch sobald er ausbüchsen konnte, trieb er sich gerne auf unserem Hof herum, tat als wartete er auf Clara. Ich mochte ihn, mehr noch die Erinnerung an sein kleines Geheimnis, das ich nackt zwischen seinen Beinen gesehen hatte und dessen Anblick mich seither nicht mehr losließ. Natürlich hatte ich schon oft Jungs gesehen, wie sie sich mit weitem Strahl an einem Baum erleichterten, aber nie darüber nachgedacht, womit sie das taten. Sarah und ich mussten dann immer kichern, während wir uns hinhockten, um es ihnen gleichzutun. Nun aber stand etwas zwischen Bernard und mir, ein Geheimnis, das meine Neugier weckte und ich fing an, die Jungs in meiner Umgebung zu beobachten, versuchte einen Blick zu erhaschen, wenn sie sich umdrehten, um ihr Würmchen hervorzuholen und zu pinkeln.

Bernard tat mir den Gefallen nicht, noch nicht, aber er verbrachte mehr und mehr Zeit mit mir, ohne sich wie sonst noch nach Clara zu erkundigen. Auch Sarah fiel das auf, aber auch, dass ich immer weniger Zeit für sie zu haben schien und zusammen mit ihrer Schwester stellten sie mich eines Tages zur Rede und verboten mir, mich weiter allein mit Bernard zu treffen. Ich versprach es, hatte ich doch Angst, meine beste Freundin zu verlieren. Auch interessierte ich mich gar nicht für Bernard. Ich war gern in seiner Nähe, hörte mir seine Geschichten von Waldgeistern und Trollen an, die er angeblich jagen ging, und dachte an Hugo, an den mich Bernard vom ersten Tag an erinnerte. Aber Sarah und ihre Schwester waren meine Freundinnen und da hielt man zusammen.

Hugo übrigens sah ich kurz nach dem Tod der Ziege wieder. Meine Mutter hatte mich auf einen Ausflug in die Stadt mitgenommen und zufällig kamen wir an unserer früheren Wohnung vorbei. Hugo stand wie selbstverständlich in der Tür des kleinen Tabakladens im Erdgeschoss und winkte mir. Fast hätte ich ihn nicht erkannt. Er war gewachsen und trug einen Strohhut, so wie die Jungs bei uns auf dem Lande. Er stand ihm gut und wieder spürte ich dieses vertraute Ziehen unterhalb des Herzen bei seinem Anblick.

25. Dezember 1968

Für uns Kinder war eine Jahreszeit von ganz besonderem Reiz. Der Winter. Hatte er doch in diesem Jahr früh Einzug gehalten und unseren Ort seit Wochen unter einer weißen Schneeschicht begraben. Überall auf der Straße hörte man es am Morgen kratzen und schaben. Die Leute räumten die Bürgersteige vor ihren Häusern und ich drehte mich nochmal in meinem kuscheligen Federbett um. Nur schlafen konnte ich nicht mehr, zu aufgeregt wartete ich, dass es endlich hell genug wäre, damit wir auf den See konnten. Ich hatte neue Schlittschuhe zu Weihnachten bekommen und brannte darauf, sie auszuprobieren. Die Eisschicht auf dem Weiher war mittlerweile so dick, dass man sogar mit einem Pferdegespann den Weg zum Nachbarort abkürzen konnte.

Doch noch mehr freute ich mich, Mathéo wieder zu sehen. Wir hatten uns seit dem verunglückten Kuss mehrmals getroffen, oft zufällig. Manchmal aber schien es mir, passte er mich ab, wenn wir von der Kirche oder aus der Stadt zurückkamen. Dann stand er meist am Tor unseres Hauses oder half meinem Großvater beim Heuwenden im Stall. Wir sprachen nicht viel miteinander. Manchmal erzählte ich ihm, wie es in der Stadt gewesen war, manchmal unterhielt er mich mit Mutproben, die die Jungs im Dorf für gewöhnlich anstellten, um die Mädchen zu beeindrucken. Doch Mathéo war noch viel zu jung, um da mit zu machen. Heute aber würde er Sarah, ihre Schwester und mich auf den See begleiten und vielleicht würden wir wie früher Hand in Hand übers Eis laufen.

Ich hatte meinen dicksten Winterpulli angezogen, den roten, den ich so gern mochte und von dem meine Großmutter immer sagte, er würde so gut zu meinen dunkelblonden Haaren passen. Dazu eine weiße Daunenjacke mit Latzhose. Die Pudelmütze mit der roten Bommel passte hervorragend zu meinem Pullover. Ich liebte es, so dick angezogen in der Kälte herum zu toben, den eigenen Atem aufsteigen zu sehen und so zu tun, als ob man heimlich rauchen würde.

Sarah hatte eine grüne Winterkombination an, unter der sie ebenfalls einen roten Pulli trug. Sie stand darauf, dass wir uns manchmal wie Zwillinge anzogen, auch wenn sie mit ihren roten Haaren und den grünen Augen eher meiner Schwester Marcelle glich, als mir. Noch mehr aber liebte sie es, grüne Sachen anzuziehen. Sie hatte viele grüne Kleider, die es unmöglich machten, sie im Wald zu finden, wenn wir im Sommer dort Verstecken oder Fangen spielten. Heute aber würde sie im Weiß des Sees für jedermann weithin sichtbar und ich die Unsichtbare sein.

Nicht so für Mathéo. Unverkennbar hatte er nur Augen für mich, ignorierte Sarahs Werben und half mir auf, wenn ich über meine eigenen Füße stürzte. Er konnte schon ziemlich gut Schlittschuh laufen, viel besser als ich damals, aber er war ja auch ein Jahr älter. Leon hingegen blieb dem See fern. Er traute dem Eis nicht, seit er – ungefähr in meinem Alter – beim Eisfischen mit seinem Vater eingebrochen und fast ertrunken wäre. Manche sagen sogar, er war für Minuten bewusstlos und ist seitdem etwas langsam im Kopf. Ich aber kenne ihn nur so. Zumindest meidet er das Eis und alles, was man Tolles darauf anstellen kann.

Am meisten aber freute sich Hugo 2. Er tobt den lieben langen Tag hinter uns her, rutschte bäuchlings über das Eis und bellte, wenn wir ihn mit Schneebällen bewarfen. Einige der älteren Dorfbewohner spielten auf einer extra frei geräumten Bahn Eisstockschießen und schimpften, wenn mein Hund dem Zielpuk nachjagte und ihn mit seiner Schnauze verschob. Wie selbstverständlich gingen wir am späten Nachmittag Hand in Hand zurück nach Hause. Sarah rechts und ich links, Mathéo in der Mitte.

10. März 1969

 

Ich habe Ärger mit Sarah. Irgendwie steht Mathéo zwischen uns. Er ist mir ein wirklich guter Freund geworden und ich mag ihn sehr. Aber noch mehr mag ich meine Freundin und habe deshalb ein wirklich schlechtes Gewissen, wenn mich Mathéo besucht. Wir haben viel Spaß miteinander, radeln durch den ausbrechenden Frühling oder helfen meiner Großmutter im Garten beim Anlegen der Beete. Manchmal bringt er mir ein Stück Kuchen oder Blumen mit, die er auf dem Weg zu unserem Hof gepflückt hat. Doch jedes Mal, wenn ich Sarah davon erzähle, reagiert sie abweisend. Neulich fing sie sogar zu weinen an, weil ihr Mathéo gesagt hatte, keine Zeit zu haben, während er bei mir war.

Es ist wie damals bei Bernhard. Auch hier hatte ich Ärger mit Clara und gehe Bernard seitdem aus dem Weg. Das will ich mit Mathéo nicht schon wieder machen, weiß aber nicht, ob Sarah das verstehen kann. Immerhin bin ich mit beiden befreundet und kann nichts dafür, wenn er sie weniger gern hat als mich. Als ich einmal fragte, wie er Sarah fände, zuckte er nur mit den Schultern und meinte, ganz ok. Das habe ich ihr gar nicht erst erzählt, sonst wäre sie wohl wieder in Tränen ausgebrochen. Maman meint, ich solle einfach mehr Zeit mit beiden verbringen, doch das wollen komischerweise weder Sarah noch Mathéo und nun bin sich so schlau wie zuvor. Bei Clara und Bernard hat es geklappt, doch ich glaube nicht, dass sich Mathéo mehr für Sarah interessiert, wenn ich ihn nicht mehr treffe. Deshalb spiele ich neuerdings auch öfters mit anderen Mädchen aus der Nachbarschaft und sogar mit Leon, nur um nicht zu viel Zeit allein mit Mathéo zu verbringen.

Neulich hat Leon versucht, eines dieser Nachbarsmädchen zu küssen. Cloé, so heißt sie, war mit einem Schrei aufgesprungen und lief hochroten Kopfes davon. Leon lachte, fragte mich aber, warum sie sich so aufregt. Ich ahnte den Grund und war froh, dass er nicht versucht hatte, mir seinen Mund aufs Gesicht zu drücken. Ich war erst einmal von einem Jungen geküsst worden, von Mathéo, und das auch nur auf die Wange, aber ich fand es wunderschön. Doch von Leon wollte auch ich mich nicht küssen lassen. Er war irgendwie grob und plump und benahm sich oft ungeschickt beim Spielen mit uns Mädchen. Immer wollte er bestimmen, was wir tun, und wenn ihm eine widersprach, knuffte er sie in den Arm oder nahm ihre Spielsachen weg.

Cloé war wie ich sechs Jahre alt und die Tochter eines der Bauern, mit denen meine Großeltern befreundet waren. Sie war oft krank und wirkte sehr blass mit ihren flachsblonden Haaren und einer Haut, die im Sonnenlicht wie Pergament schimmerte. Oft trug sie dunkle Ringe unter ihren wasserblauen Augen und wirkte niedergeschlagen. Als sie sich einmal beim Spielen Saft über ihre Hose gegossen und diese zum Waschen ausgezogen hatte, sah ich dunkelblaue Flecken auf ihren Oberschenkeln und fragte, was da passiert sei. Ihr schoss das Blut ins Gesicht und sie zog ihre Hose, nass wie sie war, rasch wieder an. Sie wäre gefallen, flüsterte sie, wollte aber nie wieder darüber sprechen.

Ich mochte Cloé und war ziemlich traurig, als mir meine Mutter kürzlich mitteilte, dass sie zusammen mit ihrer Mutter weggezogen sei. Ich wunderte mich, weil Cloé nie etwas von einem Umzug erzählt hatte und kaum ohne sich zu verabschieden gegangen wäre. Wir waren gute Freundinnen und hatten schon oft über die Zeit gesprochen, wenn wir endlich zur Schule gehen konnten. Und nun war sie von heute auf morgen verschwunden? Vielleicht war sie krank, doch deshalb hätte sie nicht wegziehen müssen. Keiner antwortete auf meine Fragen und ich hoffte, dass mir Cloé wenigstens eines Tages schreiben würde.

20. Mai 1969

 

Jungs sind komisch. Mit dieser Überschrift hätte ich viele meiner Tagebucheinträge beginnen können. Aber ein Ereignis blieb mir besonders im Gedächtnis. Es war Kirmes in unserem Dorf. Einmal im Jahr kamen die Budenaufsteller und Karussellbetreiber und ließen für sieben Tage für uns Kinder die Zeit stillstehen. Wochen vorher schon malten Sarah und ich uns aus, wieviel Zuckerwatte, kandierte Äpfel oder gebrannte Mandel wir schaffen würden und welches Fahrgeschäft in diesem Jahr wohl neu wäre. Die Jungs hingegen prahlten, wie oft sie den Überschlag auf der Schiffsschaukel schafften oder wer sich traut beim Fahren mit der Himmel- und Höllebahn aufzustehen. Bernhard hielt den Rekord mit drei Überschlägen nacheinander, was Clara uns zu erzählen nicht müde wurde. Sie war sehr stolz, als einzige in ihrer Klasse schon einen Freund zu haben, mit dem sie Händchen hielt. Sie würden das erste Mal als Paar auf die Kirmes gehen und sorgten damit für jede Menge Getuschel.

Umso anstrengender wurde Clara wenige Tage vor der Eröffnung. Es drehte sich bei ihr alles nur noch um ihre Frisur und was sie anziehen solle. Sarah und ich verzogen uns, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot, und spielten mit Hugo 2 oder Mathéo, der sich anscheinend wenig aus dem Volksfest machte. Ihm war es egal, wer in diesem Jahr Sieger der Schiffsschaukel wurde oder wem als erstes auf dem Kettenkarussell schlecht werden würde. Er saß meist schweigend in unserer Nähe, kaute auf einem Grashalm oder warf Stöckchen mit Hugo 2.

Der Tag der Eröffnung ging einher mit dem Einzug der geschmückten Bierkutsche vom Wirt unserer einzigen Gastwirtschaft. Er betrieb auch das Festzelt auf der Kirmes, wohin er die aufgestapelten Bierfässer kutschierte. Die Kapelle des Heimatvereins schepperte hinter der Bierkutsche her und spornte uns Kinder dazu an, laut mitsingend nebenher zu rennen. Die einzelnen Vereine hatten sich herausgeputzt und folgten in kleinen Gruppen, bei denen immer ein Bannerträger vorausging. Es war alles sehr festlich und sogar meine Eltern hatten ihre Sonntagskleidung angezogen und begleiteten den Zug zusammen mit den übrigen Dorfbewohnern.

Clara trug ein weißes Kleid mit Häubchen und hatte ihre Haare zu zwei Schnecken geformt. An ihrer Hand führte sie Bernard wie ein Haustier an den staunenden Mädchen ihrer Klasse vorbei und lachte die ganze Zeit, ohne dass wir wussten worüber. Bernard sah weniger fröhlich aus, vielleicht auch, weil ihn die übrigen Jungen hänselten und sich über das tolle Liebespaar lustig machten. Auch Mathéo grinste, sah dann aber mit einem merkwürdigen Blick zu mir herüber, als ob es ihm peinlich war, gelacht zu haben. Mir war das egal. Ich freute mich für Clara und hoffte, selbst einmal mit einem Jungen aufs Fest zu gehen.

Doch dann passierte etwas, von dem ich heute noch nicht genau weiß, warum. Wie in jedem Jahr versammelte sich eine große Schar Schaulustiger um den Hau-den-Lukas und feuerten den jeweils Hammerschwingenden an. Auch Clara wollte zusehen, doch als sie Bernhard fragte, ob er nicht auch mal den Lukas schlagen wolle, reagierte dieser abweisend. Selbst ihr Bitten und Betteln änderte daran nichts, und als ihn dann auch noch die ersten Jungen neckten und ein feiges Huhn schimpften, riss er sich von Clara los und verschwand in der Menge. Aufgeregt machten wir uns auf die Suche nach ihm, doch keiner unserer Freunde hatte Bernard gesehen. Weder bei der Schiffsschaukel, noch der Himmel- und Höllebahn war er, auch nicht am Kettenkarussell oder an einer der Süßigkeitenbuden, wo wir sonst immer standen. Er tauchte erst am nächsten Tag wieder auf und hatte, wie uns Clara später tränenreich mitteilte, ohne eine Begründung mit ihr Schluss gemacht.

 

11. Juli 1969

 

Es war der Sommer, in dem meine Freundin Clara ihren ersten Liebeskummer hatte und ich meinen Stoffbären Mr. Bee bekam. Meine Tante Eugenie hatte ihn mir zum Geburtstag geschenkt und ich konnte ihn einfach nicht mehr aus der Hand legen. Überall war er dabei, im Stall, in der Kirche, am See und natürlich in meinem Bett. Wir knuddelten den ganzen Tag und wenn mich damals einer gefragt hätte, wer mein bester Freund ist, hätte ich auf Mr. Bee gezeigt. Er war hellbraun und hatte ein flauschiges Fell, große schwarze Knopfaugen und weiche Ohren. Einzig seine Schnauze war hart.

Es war aber auch der Sommer, in dem ich das erste Mal Ballettunterricht nahm. Eine Lehrerin an der Grundschule hatte in Claras Klasse gefragt, wer Spaß am Tanzen hätte und weil es dort zu wenige Mädchen gab, sollten die ihre jüngeren Geschwister fragen. So trafen Sarah und ich eines sonnigen Nachmittags in der Schulturnhalle auf acht weitere Mädchen aus unserem Dorf und bestaunten die ersten Schrittfolgen, die uns die Lehrerin vortanzte. Vermutlich war sie damals selbst noch nicht lange aus der Schule raus, für uns aber war sie die erste Respektperson neben dem Pfarrer und der Frau hinter dem Backstand. Das würde sich mit der Einschulung ändern, wurde meine Mutter nicht müde, uns zu drohen, doch in diesem Sommer hatten wir noch Schonfrist.

Auch meine kleine Schwester Marcelle tanzte für ihr Leben gern. Kaum hörte sie von irgendwoher Musik, drehte sie sich in ihrem süßen Kleidchen, hielt einem ihre pummeligen Babyarme hin und quiekte vor Freude. Als ich ihr aber sagte, dass sie noch zu klein fürs Ballett wäre, hatte sie fürchterlich geweint. Trotzig hielt sie sich an meinem Rock fest und fast fürchtete ich, er könne reißen, als meine Mutter Marcelle energisch losmachte, auf den Arm nahm und ins Haus trug.

Sophie, unsere Ballettlehrerin unterrichtete eigentlich Musik und Sport an Claras Schule. Ballett betrieb sie nur in ihrer Freizeit und hatte Freude daran, ihre Anmut und Grazie an uns weiterzugeben. Natürlich sahen die Anfänge alles andere als anmutig und grazil aus. Es war furchtbar schwer, nur auf den Zehen zu stehen, das Gleichgewicht zu halten oder sich gar noch zu drehen. Mir tat nach einer solchen Stunde alles weh, vor allem die Füße, aber auch die Beine und der Rücken. Sophie tröstete uns und versprach, dass sich das mit der Übung legen würde. Zum Beweis ließ sie sich in einen Spagat sinken und legte ihren Oberkörper auf ihr ausgestrecktes Bein. Die Hände umfassten einen ihrer Füße und mir schmerzte es schon vom Zusehen zwischen den Beinen.

Clare wurde schnell besser, während Sarah und ich noch keine ganze Umdrehung auf einem Fuß hin bekamen ohne umzufallen. Vielleicht lag es daran, dass sie ein Jahr älter als wir war oder weil die Jungs von ihrer Schule heimlich durch die Fenster der Turnhalle zusahen. Ich hingegen glaube, sie hoffte, dass auch Bernard sie beobachten würde. Der machte seit dem Vorfall auf der Kirmes einen großen Bogen um uns Mädels. Ab und an traf ich ihn in der Bäckerei oder auf dem Markt, wo seine Eltern einen Stand hatten. Dann aber sprachen wir kaum miteinander. Ich wollte nicht unbedingt mit ihm gesehen werden, fürchtete ich doch, dass Clara wieder einen ihrer Heulanfälle oder Wutausbrüche bekommen könnte, unter denen sie seit der Trennung litt. Beim Ballett allerdings staunten wir über die Ruhe und Eleganz, mit der sie bereits nach wenigen Wochen eine der Besten in unserem Kurs wurde.

Ich hingegen fühlte mich wie Mr. Bee, wenn er anstelle von Clément mit der zierlichen Emma Liebe machte und ich dabei an Hugo, Mathéo und Bernard dachte.

1. September 1969

 

Noch heute erinnere ich mich, wie aufgeregt ich vor meinem ersten Schultag war. Die Nacht davor lag ich wach in meinem Bett und malte mir aus, wie ich am nächsten Morgen mit meiner neuen Schuluniform, der weißen Bluse, dem blauen Röckchen, den weißen Söckchen in den ebenfalls blauen Schuhen zusammen mit meiner Mutter in meine Klasse gehen würde, um neben Sarah zu sitzen und endlich zu den großen Kindern zu gehören. Die Wochen davor hatten Sarah, ich und Clara lesen geübt, wobei Clara die gestrenge Lehrerin spielte.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, da stand ich schon fertig angezogen, mit meiner Schultasche auf dem Rücken und Mr. Bee im Arm bereit und wartete ungeduldig, dass meine Eltern wach werden würden. Es dauerte aber noch gute zwei Stunden, bis wir endlich los kamen und ich die anderen Kinder auf dem Schulhof traf. Sarah war schon da und winkte mir aufgeregt, kaum dass sie mich kommen sah. Auch sie hatte kein Auge zugetan und fragte mich bei jeder Frau, die den Schulhof betrat, ob das unsere neue Lehrerin sei. Ich wusste es nicht und sah mich nach den anderen Kindern in unserer Klasse um.

Da waren die Zwillinge Marie und Babette, Francis, der Sohn des Bürgermeisters, Claude, Vivette und Pascal und viele andere, mit denen wir den Sommer über gespielt hatten oder im Weiher baden waren. Alle strahlten und redeten aufgeregt durcheinander bis der Schuldirektor kam und unsere Eltern für Ruhe sorgten. Ich drückte Mr. Bee fest an meine Brust und hoffte, dass unsere Lehrerin nicht so streng sein würde.

Madam Dutroux war ungefähr im Alter meiner Mutter und nicht besonders streng. Sie leitete zusammen mit Sophie den Schulchor und organisierte alljährlich das Krippenspiel in unserer Pfarrei. Sie war schon ein paar Mal bei uns zu Besuch gewesen und hatte mir Süßigkeiten oder Weihnachtsgebäck mitgebracht. Sie und ihr Mann lebten in einem kleinen Häuschen am Rande des Dorfes, wo Monsieur Dutroux Pferde züchtete und Reitunterricht gab. Sie hatten einen Sohn in Bernards Alter, den ich aber nur vom Sehen kannte.

Am ersten Schultag mussten wir mit Buntstiften unsere Familie auf ein weißes Blatt malen und dann den anderen Kindern von uns erzählen. Ich malte meine Eltern, Marcelle und meine Großmutter, wie sie eine Kuh fütterte. Großvater hingegen arbeitete im Stall, weshalb man ihn nicht sehen konnte. Den Stall aber malte ich neben unser Haus, aus dem Rauch aufstieg und ich aus meinem Zimmer im oberen Stockwerk winkte.

Ein Junge in der Bank neben mir, Maurice, lachte mich aus, weil mein Haus viel zu klein für so viele Menschen wäre. Doch Madam Dutroux kam mir zu Hilfe und erklärte, dass es darauf gar nicht ankäme, sondern wir uns nur kennenlernen sollen. Ich streckte Maurice die Zunge heraus, er aber lachte nur und zeigte mir seine Zahnlücke, mit der er ziemlich verwegen aussah.

Zuhause erzählte ich meiner Mutter haarklein alles, was wir in der Schule erlebt, gesprochen oder erfahren hatten. Berichtete von den anderen Kindern und wie nett Madam Dutroux wäre. Auch wollte ich unbedingt in den Schulchor und freute mich, dass Sarah und ich zusammen sitzen konnten. Schließlich erzählte ich noch von Maurice und dass er mich ausgelacht hatte. Meine Mutter lächelte und meinte, dass ich doch wirklich schon genug Verehrer hätte. Ich aber verstand nicht, was sie meinte.

11. November 1969

 
    Mir machte die Schule Spaß, auch weil Clara uns jetzt nicht mehr wie kleine Kinder behandelt konnte, war sie doch nur eine Klasse über uns. Fast alle in meiner Klasse konnten schon das Alphabet und die Zahlen bis 1000. Jetzt lernten wir, Zahlen so zu verbinden, dass eine neue Zahl entstand, die viel größer war. Das nannte sich Rechnen und Francis, der Sohn des Bürgermeisters, war Klassenbester darin. Maurice hänselte ihn deshalb öfters auf dem Pausenhof, schubste Francis oder nahm ihm sein Schulbrot weg. Einmal stellte ich mich ihm in den Weg, als er wieder mit Francis raufen wollte. Da stieß er mich zur Seite, so dass ich hinfiel und mir das Knie aufschürfte.

Francis nutze die Ablenkung und rammte seinen Kopf in den Bauch von Maurice, der umkippte und neben mir aufschlug. Sofort griff er nach Francis und riss ihn ebenfalls zu Boden, auf dass wir drei ein raufendes Knäul bildeten, um das sich eine Traube Schüler scharrte. Die Pausenaufsicht hatte große Mühe, die balgenden Jungs auseinander zu bekommen und zerrte sie zum Direktor. Ich allerdings musste auch mitkommen, obwohl ich gar nichts dafür konnte. Als unsere Eltern eintrafen und erfuhren, dass wir uns in der großen Pause gerauft hätten, gab es ein riesen Donnerwetter von meinem Vater und Stubenarrest für die nächsten drei Tage.

Ich weinte, weil ich das ungerecht empfand und war sauer auf Francis, der nicht zugegeben hatte, dass ich ihm nur helfen wollte. Maurice aber zwinkerte mir zu, bevor ihn seine Mutter am Arm packte und aus dem Büro des Direktors zerrte.

Zuhause schloss ich mich mit Mr. Bee, Emma und Clément in meinem Zimmer ein und spielte Unterricht. Als aber Clément ein falsches Ergebnis im Rechnen hatte, setzte sich Mr. Bee auf seinen Oberkörper und drückte ihn zu Boden. Genauso hatte es am Vormittag Maurice mit Francis gemacht und Emma schaute zu. Der Sieger durfte Emma heiraten und mit ihr mein Lieblingsspiel spielen, Liebe machen. Mr. Bee gewann und legte sich mit seiner harten Schnauze zwischen Emmas gespreizte Beine, die ich neben Clément auf den Boden gelegt hatte.

Aber anders als sonst machte mir das Spiel heute keinen Spaß. Es ärgerte mich, dass meine Eltern mir nicht zugehört hatten und so ungerecht waren. Auch weil ich Sarah drei Tage nicht sehen konnte und den Ballettunterricht verpasste. Deshalb beschloss ich, selbst ein wenig zu üben und zog mich aus. Als ich nur in Unterwäsche vor meinem Spiegel stand und zum hundertsten Mal versuchte, eine Pirouette zu drehen, klopfte es an meine Tür. Es war Marcelle, die mit mir spielen wollte und als einzige zu mir aufs Zimmer durfte. Als sie sah, dass ich Ballett übte, wollte sie mitmachen und freute sich, dass ich sie nicht wie sonst aus meinem Reich vertrieb.

Gemeinsam drehten wir uns auf Zehenspitzen, hielten ein Bein angewinkelt und die Arme ausgestreckt, hüpften und sprangen, bis uns die Luft ausging und wir erschöpft auf mein Bett fielen. Marcelle hatte einen Riesenspaß und auch ich vergaß allmählich meine Wut auf die Welt da draußen. Es war mittlerweile Abend geworden und bald würde Mutter zum Essen rufen. Da wir aber vom Tanzen verschwitzt und staubig waren, nahm ich Marcelle mit ins Bad, ließ uns ein heißes Bad ein und achtete darauf, dass sich eine dicke Schaumkrone auf dem Wasser bildete. 

Schließlich half ich meiner Schwester beim Ausziehen, schlüpfte aus meiner Unterwäsche und gemeinsam stiegen wir in die dampfende Wanne. Es war herrlich und meine Traurigkeit schwand mit jedem Schaumball, den Marcelle und ich einander zuwarfen, bis das ganze Bad unter Wasser stand.

3. Januar 1970

 

Seit sechs Tagen lag ich krank im Bett und hatte sogar Silvester verschlafen. Am Neujahrsmorgen musste unser Hausarzt kommen, um mir dicke Tabletten zu verschreiben, die ich kaum schlucken konnte, ohne dass es mich würgte. Ich hatte 40 Grad Fieber und geschwollene Mandeln. Meine Mutter kochte mir mein Lieblingsessen, doch ich bekam kaum etwas runter, zu müde und kaputt war ich. Die Schule hatte wieder begonnen und Sarah brachte mir jeden Nachmittag die Hausaufgaben, die ich unbeachtet liegen ließ. Spannender aber war, was sie Neues zu erzählen hatte.

Vivettes Eltern hatten sich getrennt, weshalb sie seit Tagen heulend in der Klasse saß. Sie hatten es ihr Weihnachten erzählt und keine Woche später schien es das ganze Dorf zu wissen. Selbst meine Eltern sprachen am Abendbrottisch darüber. Ich mochte Vivette und sie tat mir furchtbar leid. Wenn ich allein in meinem Bett lag und darüber nachdachte, wie ich mich fühlen würde, wenn meine Eltern auseinander gingen, kamen auch mir die Tränen. Sarah meinte, sie würde bei ihrer Mutter bleiben. Ich hätte mich nicht entscheiden wollen.

Kaum, dass es mir etwas besser ging und ich für eine Stunde am Tag raus in den Schnee durfte, bat ich Sarah, Vivette doch mal zum Spielen mitzubringen. Zu dritt ging die Stunde überraschend schnell rum, weshalb die Mädchen manchmal mit auf mein Zimmer kamen. Schnell freundeten wir uns mit Vivette an und als ich endlich wieder zur Schule gehen konnte, setzte sie sich zu uns in die Reihe.

Ich weiß nicht, ob es am Fieber gelegen hatte, aber ich war in den letzten Wochen ziemlich gewachsen. Ich war jetzt fast so groß wie Sarahs Schwester und überragte etliche Jungs in unserer Klasse. Selbst Mathéo, der so alt wie Clara war, fehlten ein paar Zentimeter. Damit war ich neben Leon und Clara die Längste in unserer Clique.

So kam es, dass mich meine Mutter mit in die Stadt nahm, um mir neue Sachen zu kaufen. Viele meiner Kleider waren zu kurz, die Schuhe passten kaum noch und auch die Hosenbeine endeten oberhalb der Knöchel. In der Stadt hatten sie seit Kurzem ein großes, neues Kaufhaus, in dem es auf mehreren Etagen alles gab, was man sich nur vorstellen konnte. Es war wie im Märchen. Egal wohin ich auch schaute, immer wieder entdeckte ich etwas Neues und zerrte meine Mutter mal hier hin, mal da hin, bis es ihr zuviel wurde, sie mich auf einen Stuhl setzte und selbst die Sachen für mich aussuchen ging.

An diesem Tag bekam ich einen roten Mantel, in den ich mich sofort verliebt hatte. Ich mochte rote Sachen und der Mantel passte wie angegossen. Stolz betrachtete ich mich im Spiegel und fand, dass ich damit viel älter aussah. Auch meine Mutter kaufte sich ein paar Sachen, weshalb wir uns auf dem Weg zurück zum Bahnhof ein Taxi leisteten, um all die Taschen und Tüten nicht tragen zu müssen. Zuhause würde uns mein Vater abholen und wieder jammern, dass wir zu viel Geld ausgegeben hätten.

Leider kamen wir diesmal nicht an unserer alten Wohnung vorbei. Wie gern hätte ich Hugo wiedergesehen und ihm erzählt, dass ich nun auch zur Schule ginge. Auch wollte ich ihm, jetzt, wo ich schreiben lernte, Briefe schicken, wusste aber seine Adresse nicht mehr. Ich würde meine Mutter fragen, doch vorher musste ich die verpassten Unterrichtsstunden aufholen. Vielleicht würde mir Francis beim Rechnen helfen. Lächelnd sah ich bei dem Gedanken aus dem Taxifenster und dachte an Maurice, dem es ganz bestimmt nicht gefallen würde, wenn ausgerechnet Francis zu mir zum Lernen käme.

23. März 1970

 

Marcelle war jetzt 5 Jahre alt. So alt wie ich damals, als wir mit meinen Eltern hierher aufs Dorf zogen. Sie war ein hübsches Mädchen, sehr zierlich und hatte rote Haare, weshalb viele, die uns nicht kannten, Sarah für ihre große Schwester hielten. So wie früher Clara mit mir, spielte ich oft Schule mit Marcelle. Sie lernte schnell und verbesserte immer öfter Mr. Bee, der erstaunlich wenig wusste und die meiste Zeit schwieg. Zusammen mit ihrem Hasen Chap, Emma und Clemént bildeten wir eine Klasse und übten, was ich am Vormittag in der Schule gelernt hatte.

Zu ihrem 5. Geburtstag bekam Marcelle Reitstunden auf dem Hof unserer Klassenlehrerin geschenkt. Ich begleitete sie zur Koppel und nahm Hugo 2 mit, der wenig Respekt vor den Pferden zeigte und sie tapfer anbellte. Marcelle war schrecklich aufgeregt, endlich auf einem dieser großen Tiere zu sitzen, doch zuerst musste sie lernen, diese zu füttern, zu striegeln und den Stall auszumisten. Nachdem das alles getan war, hob Monsieur Dutroux sie auf eines der kleineren Pferde, das an einer Leine im Kreis lief, während Marcelle staunend von oben zu mir herunter sah.

Ich musste lachen, dieses kleine Mädchen, deren Füße noch nicht einmal bis zu den Steigbügeln reichten, wie eine Königin auf diesem Pferd thronen zu sehen. Doch Marcelle war begeistert, so sehr, dass es am Ende der Stunde Tränen gab, weil sie nicht absteigen wollte. Monsieur Dutroux versprach, dass sie jederzeit wieder kommen könne und er ihr Pferd bis dahin versorgen würde. Natürlich war das nicht Marcelles Pferd, aber sie nickte tapfer und ließ sich endlich vom Rücken des Tieres herunter heben.

Zuhause gab es dann kein anderes Thema mehr. Stundenlang erzählte sie von der Koppel, den Pferden, dem Stall und all den anderen Mädchen, die wir dort getroffen hatten. Auch wollte sie uns zeigen, wie sie ganz allein geritten war und gab nicht eher Ruhe, bis mein Vater sie Huckepack auf allen vieren durch die Küche trug. Ab da lag sie unseren Eltern in den Ohren, um nochmal reiten zu dürfen und kurze Zeit später waren Marcelle und ich wieder unterwegs zu Monsieur Dutroux.

Marcelle bekam ein Fuchs-Pony zugeteilt. So nannte man ein kleines Pferd mit roter Mähne, passend zur Haarfarbe meiner Schwester. Er hieß Chevalier. Weil aber Marcelle das Wort nur schwer aussprechen konnte, nannte sie ihn Charlie nach dem Sohn der Dutrouxs.

Ich lernte Charles Dutroux wenige Wochen später kennen, als ich meine Schwester wieder einmal zur Reitschule begleitete. Sie war gerade in der Longierhalle und ich sah mich im Stall um, als Charles aus einer der Boxen trat und mich anlächelte. Unsicher lächelte ich zurück, war Charles doch schon älter, sicher schon 13 und mindestens einen Kopf größer als ich. Er fragte, ob ich nicht auch mal reiten wolle und als ich nicht gleich nein sagte, trat er näher, nahm mich bei der Hand und führte mich in die Box, aus der er gerade gekommen war.

Ein großes schwarzes Pferd, ein Rappe, wie mir Charles erklärte, scharrte unruhig mit den Hufen und blähte nervös die Nüstern, als wir näher traten. Ich kam mir neben dem Tier winzig vor. Charles strich ihm beruhigend über die Flanke und reichte mir einen Apfel, den ich dem Pferd geben sollte. Als aber der Rappe nach dem Apfel schnappte, zog ich mit einem spitzen Schrei meine Hand zurück und ließ ihn ins Heu fallen. Charles lachte, bückte sich und fütterte das Pferd, während ich irritiert zusah, wie dem Tier ein komischer Schlauch aus dem Bauch wuchs und an dessen Unterseite zu Boden hing.

30. Mai 1970

 

Kurz vor Ende des ersten Schuljahres verließ Vivette unsere Klasse. Ihre Mutter hatte sich nach der Scheidung wegbeworben und zog zusammen mit ihrer Tochter um. Sarah und ich waren recht traurig darüber, mochten wir Vivette doch sehr gerne. Deshalb schlug ihre Mutter vor, dass wir den Abschied feiern sollten und lud zu meiner ersten Pyjamaparty mit Übernachtung in ihr Haus ein. Meine Eltern waren wenig begeistert, mich im Scheidungshaus, wie Vivettes Zuhause überall nur noch genannt wurde, zu wissen, stimmten aber letztlich zu.

Man spürte in diesen Tagen den Sommer bereits. Es war warm, wenn auch noch nicht so heiß, wie in den bevorstehenden Monaten. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag im Garten, jagten uns um die Bäume, flochten Blumenkränze oder spielten mit Hugo 2 Stöckchen holen. Vivettes Mutter hatte zwischendurch Kuchen und Tee aufgetischt und Obst bereitgestellt. Als wir vom Herumtoben ganz erhitzt waren, schlug Vivette vor, ein letztes Mal in den Pool zu springen.

Da wir aber keine Badesachen dabei hatten, zogen wir uns nur aus und gingen nackt plantschen. Das Wasser war noch ganz warm vom Tag und wir balgten und spritzten uns gegenseitig nass, bis mehr Wasser neben als in dem Pool war und Vivettes Mutter uns Handtücher brachte.

Eingewickelt saßen wir anschließend um ein kleines Lagerfeuer, trockneten uns und brieten Teig an langen Stöcken über den Flammen. Es war ein milder Abend, die Grillen zirpten und Hugo 2 lag eingerollt zu meinen Füßen. Ich glaube, die meiste Zeit sprachen wir über unsere Schule und unsere Klassenkameraden. Vivette fand René aus der Zweiten süß, den Sarah wiederum gar nicht leiden konnte, vielleicht auch, weil ihre Schwester ihn ebenfalls mochte. Ich regte mich über den Raufbold Maurice auf und alle drei waren wir uns einig, dass Jungs echt anstrengend sind.

Später auf dem Zimmer von Vivette saßen wir gemeinsam in ihrem Bett und spielten Wahrheit oder Pflicht. Ein Spiel, das uns Leon gezeigt hatte, in dessen Klasse das gerade alle spielten und in dem es darum ging, etwas Peinliches aus seinem Leben zu beichten oder eine Aufgabe zu lösen, wenn man lieber schweigen wollte. Leon machte da nur mit, weil man dabei Mädchen küssen konnte, wie er uns mit hochrotem Kopf erzählte. Ich musste an den Kuss von Mathéo denken und beichtete zum ersten Mal meinen Freundinnen davon.

Sarah war ganz entsetzt, doch Vivette verdrehte nur verliebt die Augen und fand es unglaublich romantisch. Sie hatte auch schon mal einen Jungen geküsst, allerdings nur ihren Cousin unter der Festtafel anlässlich einer Familienfeier, doch wir fanden das zählt auch. Ich genoss die Bewunderung der Mädchen und fühlte mich fast schon erwachsen, immerhin hatte ich nicht nur schon mal einen Freund gehabt, sondern jetzt auch noch einen Geliebten.

Tatsächlich aber hatte ich mit Mathéo länger nichts mehr unternommen. Seit ich zur Schule ging, sahen wir uns weniger und auch meine Ballettstunden ließen mir kaum noch Zeit für ihn. Fast glaubte ich ihn zu vermissen, als Vivette vorschlug, ob wir nicht Küssen üben wollen, falls es mal wieder ein Junge bei uns probiert. Sarah und ich sahen uns überrascht an, dann stimmten wir zu, neugierig, wie sich Vivette das vorstellte. Ich wollte gerade zu Mr. Bee greifen, um ihn zu küssen, als sich Vivette zu mir umdrehte und ihren Mund auf meinen setzte. Unwillkürlich schloss ich die Augen und staunte, wie weich ihre Lippen waren. Es hatte nur einen Moment gedauert, doch ich spürte die Berührung noch lange, nachdem Vivette bereits weggezogen war.

12. August 1970

 

Marcelle mochte Charles, nein sie himmelte ihn an, ihn den älteren Jungen, der so viel besser reiten konnte und nicht wie sie an dieser Leine im Kreis gehen musste. Er war ihr Held und auch ich konnte mich einer gewissen Faszination für den Sport und den Sohn meiner Klassenlehrerin nicht entziehen.

Nachdem Marcelle nun regelmäßig hinaus auf den Reiterhof der Dutrouxs ging, war es an mir, sie hinzubringen, wenn unsere Eltern keine Zeit hatten. Da aber gerade Sommerferien waren, übernahm ich die Begleitung meiner Schwester ganz und war nun auch einmal pro Woche im Stall. Dort überließ ich es Charles oder seinem Vater, Marcelle auf ihr Pony zu heben und ging zu Prince Noir, dem Pferd, bei dem ich Charles kennengelernt hatte.

Mittlerweile traute ich mich auch allein zu ihm in den Stall. Er ließ sich von mir füttern und striegeln. Oft sprach ich auch nur mit ihm, während Prince seine spitzen Ohren aufstellte und mit seiner feuchten Schnauze an meiner Hand schnupperte, in der er zu Recht eine Leckerei vermutete. Noch immer aber irritierte mich dieser merkwürdige Schlauch unterhalb seines Bauches, der immer dann erschien, wenn ich Prince verwöhnte. Als ich eines Tages Charles darauf ansprach, lachte der mich aus.

Damit pinkeln sie, meinte er grinsend und schlug Prince beherzt auf die Flanke, worauf sich dieser hautfarbene Schlauch zurückzog. Ich hätte im Boden versinken können, so peinlich war mir meine Frage und ich beschloss nie wieder in den Stall zu kommen. Aber Charles zwinkerte mir nur zu und nahm mich an der Hand. Er wolle mir etwas zeigen, deutete er geheimnisvoll an und als ich zögerte, ergänzte er, dass ich es sicher spannend fände.

So erfuhr ich im zarten Alter von Sieben das Wunder der Natur, das mich auf Jahre hin verstören sollte. Doch noch ahnte ich nicht, was mir Charles zeigen wollte und folgte ihm. Er führte mich raus aus dem Stall, hinüber zur Koppel, wo in einem offenen Verschlag zwei Pferde bei seinem Vater standen. Das eine war angeleint und stand mit dem Rücken zu Monsieur Dutroux, den anderen kannte ich schon. Es war ein wunderschöner, sandfarbener Hengst mit dem passenden Namen Beau Rivage.

Noch immer an Charles Hand blieben wir wenige Meter neben den Pferden stehen und gerade als ich mich fragte, was genau er mir zeigen wollte, sah ich wieder diesen Schlauch, der diesmal Beau Rivage zwischen den Beinen hervorwuchs. Doch anders als bei Prince hing er nicht knapp über dem Boden, sondern wurde lang und länger und bog sich unterhalb des Bauches empor. Es war kein Schlauch mehr, sondern eine Stange von ungefähr der Länge meines Armes, nur dicker. Erschrocken sah ich zu Charles hinauf, der aber hielt den Blick unverwandt auf diese fleischfarbene Stange gerichtet und grinste.

Das nächste, was geschah, glaubte ich lange verdrängt zu haben. Doch so oft ich heute Männer nackt sehe, so oft denke ich an Beau Rivage und bin dankbar, keine Stute zu sein. Diese begann unruhig vor dem Hengst zu tänzeln, konnte aber der Leine wegen nicht weg. Beau Rivage aber schnaubte und wieherte, dann erhob er sich auf seine Hinterbeine und legte sich auf den Rücken der Stute. Ich hörte sie förmlich ächzen, als die nach oben gebogene Stange plötzlich im Leib der Stute verschwand. Charles Vater hatte mit einer Hand nachgeholfen und den harten Schlauch gelenkt. Jetzt presste sich Beau Rivage in das arme Pferd, das überraschend ruhig hielt und als sie wenig später den Schlauch wieder freigab, ergoss sich eine milchige Flüssigkeit über den Boden des Verschlags. Ich aber wollte nur noch nachhause.

23. September 1970

Ich hatte das Erlebnis vom Reiterhof noch nicht ganz verdaut, als eine zweite Begebenheit mein junges Leben völlig durcheinanderbrachte. Eine Schülerin in der 8. Klasse war schwanger und würde in nur wenigen Wochen ihr Kind bekommen. Sarah und ich hatten uns in der großen Pause auf das benachbarte Collège geschlichen, um das Mädchen zu sehen, von dem das halbe Dorf sprach. Wir waren erstaunt, wieso sich unsere Eltern darüber so erregten, sahen wir doch in der damals 14jährigen Mitschülerin fast schon eine erwachsene Frau. Es wurde gemunkelt, dass sich ihr Onkel an ihr vergangen hätte, doch was aus den Gerüchten wurde, habe ich nie erfahren.

Uns interessierte viel mehr, was genau schwanger sein bedeutete und wie es dazu kam. Ich hatte mir bislang keine Gedanken darüber gemacht, wo ich oder meine kleine Schwester hergekommen waren, als Mama plötzlich einen dicken Bauch bekam. Auch wie das Baby in diesen Bauch gelangt war, hatte mich bisher nicht interessiert. Doch seit dem traumatischen Erlebnis auf dem Reiterhof dachte ich viel über das Gesehene nach und versuchte eine Verbindung zu dem Mädchen in der 8. Klasse herzustellen.

Nachdem aber auch Sarah hierüber nichts wusste und wir unsere Eltern nicht zu fragen wagten, baten wir Clara um Rat. Die allerdings errötete und erzählte uns, dass der Mann beim Liebemachen seinen Schwanz in den Schlitz der Frau stecken würde, die dann schwanger wäre. Sie wüsste das, weil sie die älteren Mädchen in der Turnumkleide belauscht habe. Sarah war schockiert und ich musste an meine Begegnung mit Bernards nacktem Wurm damals am Weiher denken und stellte mir vor, er würde diesen in meinen Schlitz stecken.

Doch statt von Bernard berichtete ich von dem Erlebnis auf der Koppel. Flüsternd beschrieb ich den Mädchen, wie Beau Rivage seinen fleischigen Schwanz, der allerdings viel größer als der von Bernard war, wie ich bei mir dachte, in die Stute gesteckt hatte, die wohl nun auch schwanger war. Es war erstaunlich, wie gut ich mich noch an die dicke, ädrige Stange des Hengstes und diese Unmengen an Flüssigkeit erinnern konnte, die nach dem Akt aus der Stute geflossen waren. Sarah glaubte mir kein Wort und auch Clara wirkte angeekelt. Um zu beweisen, dass ich nicht log, schlug ich vor, gemeinsam zu Charles auf den Reiterhof zu gehen, damit sie sich selbst davon überzeugen konnten. Doch weder Sarah noch ihre Schwester hatten Lust dazu.

Fast hätten wir gestritten, als mich meine Mutter zum Essen ins Haus rief. Danach ging ich auf mein Zimmer und musste noch immer daran denken, was Clara über das „Liebemachen“ gesagt hatte. Nie hatte ich bei meinem Vater-Mutter-Kind-Spiel mit Emma und Clemént an etwas wie das auf dem Reiterhof Erlebte gedacht. Keine meiner Puppen hatte so einen Schwanz, ebenso wenig wie einen Schlitz. Und auch bei Mr. Bee fand ich nichts Vergleichbares.

Natürlich hatte ich schon einmal meinen Vater nackt gesehen und wusste, dass Männer anders aussahen als Frauen. Wo Frauen ein Loch hatten, gab es bei Männern so ein hautfarbenes Ding, das, wenn Clara Recht hatte, genau in das Loch der Frau passen würde. Aber wie?, fragte ich mich. Dazu müsste man sich ja vor dem Jungen nackig machen und das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Außerdem fürchtete ich, musste es ganz furchtbar wehtun, sich irgendetwas in diesen winzigen Spalt da unten zu stecken.

Abends nach dem Baden hockte ich mich nackt aufs Bett, spreizte die Beine und sah mich dort an, wo die Jungen ihren komischen Schwanz hineinstecken sollten. Ich fand die Vorstellung eklig und konnte mir nichts denken, was dort hineingepasst hätte.

13. November 1970

 

Sarah und ich sprachen eine ganze Weile nicht mehr über dieses Erwachsenenthema. Das zweite Schuljahr nahm uns ziemlich in Anspruch und auch die Freizeit war mit Ballettunterricht und Chor gut ausgefüllt. Zusätzlich brachte ich mindestens aller vierzehn Tage Marcelle auf den Reiterhof, wo ich aber einen großen Bogen um die Koppel machte, aus Angst, noch einmal zwei Pferden beim Liebe machen zusehen zu müssen.

Ich wusste gar nicht, ob man das bei Pferden auch so nennt, doch noch immer gefiel mir der Begriff, weshalb ich eines Tages Sarah und Mathéo davon erzählte, was Emma und Clemént manchmal in meinem Kinderzimmer anstellten. Mathéo hatte auch zu reiten begonnen, weshalb wir uns wieder öfter sahen, und bestätigte, dass einige Pferde einen solchen Schlauch am Bauch hatten, mit dem sie pinkelten. Sarah aber interessierte sich mehr dafür, wie ich meine Puppen beim Liebe machen aufeinander legte, um Vater und Mutter zu spielen.

Sie hatte ein Buch in der Nachttischschublade ihrer Mutter gefunden, in dem auch solche Puppen abgebildet waren, die ähnlich wie Emma und Clemént miteinander Turnübungen machten. Dabei saß die Mädchenpuppe auf einigen Bildern auf der Jungenpuppe, dann wieder wechselte das Bild und der Junge lag mit seinem Gesicht zwischen den Beinen des Mädchens, die auf der nachfolgenden Abbildung das Gleiche bei dem Jungen machte. Auf anderen Bildern standen die Puppen hintereinander oder das Mädchen bückte sich, um vermutlich etwas aufzuheben, wobei der Junge sie von hinten festhielt, damit sie nicht falle.

Sarah und ich fanden diese komischen Turnübungen lustig und stellten sie mit Emma und Clemént nach, bis Mathéo fragte, ob die jetzt in dem Buch auch alle Liebe machen. So hatten wir das noch gar nicht gesehen und wunderten uns, wie das mit dem schwanger werden denn gehen solle, wenn die Mädchenpuppe mit dem Kopf auf dem Schoß des Jungen liegen würde, der wiederum ihren Bauch im Gesicht hatte. Das konnte auch Mathéo nicht erklären und so spielten wir den ganzen Nachmittag zu dritt Vater-Mutter-Kind, bis ich fand, dass Emma sich ausruhen müsse.

Es war ziemlich kalt draußen geworden. Regen fiel und der Wind trieb loses Heu über den Hof. Meine Großmutter hatte den Kamin angeschürt und rief uns Kinder runter in die gute Stube, damit wir uns bei Kakao und Keksen aufwärmen konnten. Gemeinsam saßen wir an einem kleinen Tisch beim Feuer und spielten T’en fais pas, ein Spiel, das wir später in Deutschland Mensch-ärgere-dich-nicht nannten.

Marcelle und ihr Stoffhase Chap spielten mit, doch als meine kleine Schwester zwei Runden hintereinander verloren hatte, verschluckte sie vor Wut einen der Würfel, weshalb wir aufhören mussten. Meine Mutter brachte sie zur Strafe ins Bett und auch meine Freunde verabschiedeten sich nach Hause.

Sarah hatte versehentlich ihr Buch mit den Turnübungen bei mir im Zimmer vergessen, weshalb ich abends noch ein wenig darin blätterte. Oft lagen die Puppen nur nebeneinander am Boden, hatten mal das eine, mal das andere Bein von sich gestreckt, ähnlich wie wir es beim Aufwärmen im Ballettunterricht auch machten, nur eben jeder für sich. Auf einigen Bildern aber bildeten das Mädchen und der Junge ein solches Knäul, dass ich anhand der Beine und Arme nachzählen musste, wer wohin gehörte. Noch immer war mir unklar, wozu das gut sein mochte, und ich nahm mir vor, bei unserer nächsten Ballettstunde ein paar von den Übungen mit Sarah nachzumachen.

In dieser Nacht hielt ich Mr. Bee mit meinen Beinen fest umschlungen, so wie es das Puppenmädchen in Sarahs Buch auf vielen Bildern mit dem Puppenjungen tat.

20. Dezember 1970

 

Wieder einmal hatte geschneit und alle Kinder trafen sich am vereisten Weiher, wo wir Schneebälle warfen, Schlittschuh liefen oder uns einfach nur an einem der vielen kleinen Holzkohlefeuer wärmten und unterhielten.

Bernard und Clara hatten das Kriegsbeil begraben und sprachen wieder miteinander. Manchmal, wenn sie sich unbeobachtet fühlten, griff Bernard sogar nach Claras Hand, ohne dass diese sie sofort zurückzog. Sarah meinte, dass die beiden wohl wieder miteinander gingen, doch Clara stritt das vehement ab. Sie fände Jungs viel zu schrecklich, was ich verstehen konnte. Hatte ich doch selbst gerade ein komisches Erlebnis mit einem von denen gehabt.

Nahm ich doch seit Kurzem auch Reitstunden, da unsere Ballettlehrerin erkrankt war und deren Unterricht auf absehbare Zeit ausfallen würde. Ich war froh, als mir Monsieur Dutroux anbot, dass mir Charles das Reiten beibringen könnte, wenn ich nichts dagegen hätte. Ich hatte nicht und so kam es, dass ich mit Charles und Prince Noir alleine in der geheizten Longierhalle versuchte, auf den riesigen Rappen zu steigen. Das war schwerer als gedacht, doch als ich fast oben war, spürte ich, wie mir Charles direkt unter den Rock zwischen die Beine fasste und mich nach oben schob. Irritiert landete ich auf dem Rücken des Pferdes.

Charles ließ sich nichts anmerken, doch mich hatte diese Berührung verunsichert. Natürlich war es nett von ihm, mir auf das Pferd zu helfen, doch noch nie hatte mich ein Junge an dieser privaten Stelle berührt. Es hatte nicht wehgetan. Im Gegenteil, es erinnerte mich an das schöne Gefühl, wenn ich mir beim Baden oder auch mal im Bett selbst die Hand dorthin legte.

Noch mehr aber gefiel es mir, mit Mr. Bee zu schmusen und ihn auf die eine oder andere Art, die ich aus Sarahs Turnübungsbuch kannte, an meinen Körper zu pressen. Am schönsten fühlte sich seine harte Schnauze zwischen meinen Beinen an, auch wenn ich nicht wusste wieso. Ich hatte mich oft gefragt, wieso der Puppenjunge das in dem Buch so oft bei der Mädchenpuppe tat und ahnte, dass es ihr vielleicht auch so gut gefiel. Emma und Clemént machten es uns nach und probierten im Laufe der Zeit alle Übungen aus dem Buch, bis mich Sarah bat, es zurückzugeben. Doch ich brauchte es längst nicht mehr, hatte ich doch die meisten Übungen verinnerlicht und brannte darauf, diese mit Sarah während des Balletts zu probieren. Da aber aktuell keine Stunden stattfanden, stimmte ich freudig zu, als sie vorschlug, zuhause die Tanzschritte zu üben.

Da Sarah in ihrem Zimmer einen großen Spiegel hatte, nahm ich meine Ballettsachen mit zu ihr und gemeinsam standen wir Hand in Hand davor, um uns bei den Drehungen und Balanceübungen zu stützen. Als wir unser Repertoire zweimal durch hatten und erschöpft am Boden saßen, erzählte ich Sarah von meiner Idee, doch auch ein paar von den Turnübungen aus dem Buch ihrer Mutter zu versuchen. Ich hielt das für ein gutes Training, sich zu dehnen und Sarah sah das ähnlich.

So bildeten wir rasch ein menschliches Knäul, verschränkten unsere Arme und Beine umeinander und hatten viel Freude dabei, uns anschließend wieder zu entwirren. Einmal setzte sich Sarah auf meinen Schoß und ich stütze mit meinen Händen ihren Brustkorb. Dann wieder drehte ich mich auf den Bauch, während sie sich oben auf meinen Rücken legte. Oft kitzelte es, manchmal tat auch ein Arm weh, wenn das Knie der anderen darauf landete, aber die meiste Zeit hatten wir Spaß, bis plötzlich Bernard im Zimmer stand. Er wollte zu Clara und hatte sich in der Tür geirrt. Überrascht sah er, wie ich bäuchlings zwischen Sarahs Beinen lag und schloss erschrocken die Tür.

8. Februar 1971

 

Meine Mutter musste in die Stadt, doch diesmal nahm sie mich nicht mit. Sie wollte ins Krankenhaus und war im fünften Monat schwanger. So passte meine Großmutter auf Marcelle und mich auf, während sie weg war. Ich freute mich auf ein Brüderchen und Marcelle fragte mir den ganzen Tag Löcher in den Bauch, was man dort mit Maman anstellen würde, ob es weh tut, wenn der Bauch anschwillt und wie das Baby da überhaupt rein käme. Ich beließ es bei der vagen Andeutung, dass das passiert, wenn sich Papa und Maman besonders lieb haben und dass sie unsere Eltern fragen solle.

Ich kannte mittlerweile die Antwort, doch ich wusste nicht, wie ich meiner kleinen Schwester erklären sollte, dass es Frauen ab einem gewissen Alter schön fanden, dass sich Männer auf sie legten und ihren Pipihahn in sie hineinsteckten. Noch immer gruselte es mich bei diesem Gedanken, so dass ich darüber nicht sprechen wollte.

Um Marcelles Fragen zu beenden, schlug ich vor, dass wir Modeschau spielen sollten. Marcelle war begeistert und lief sogleich in das Schlafzimmer unserer Eltern und setzte sich an die Frisierkommode meiner Mutter. Dort sollte ich sie schminken, bevor wir in Mamans Kleiderschrank nach etwas Passendem für den Laufsteg suchen würde.

Nur in Unterwäsche sprangen wir anschließend auf dem großen Doppelbett meiner Eltern herum und balgten uns um die besten Kleidungsstücke. Marcell hatte sich eine grüne Federboa geschnappt, die einen tollen Kontrast zu ihren roten Locken bildete, und ich trug Mamans großen Strohhut zusammen mit einem weißen Hemd meines Vaters, das mir bis zu den Knien reichte. Als Laufsteg musste der Gang zwischen Schrank und Bett herhalten, den Marcell in Mutters viel zu großen Pumps entlang schritt.

Wir hatten einen Riesenspaß, bis Großmutter kam und uns aus dem Schlafzimmer scheuchte. Papa war von einer längeren Dienstreise zurückgekehrt und wollte seine kleinen Mädchen sehen. Also zogen wir uns rasch wieder an und liefen ins Vestibül, wo Vater mit einer Zeitung saß und seinen Kaffee trank. Großmutter rief noch, dass wir nicht so laut sein sollten, doch Papa war aufgestanden und hielt uns die ausgestreckten Arme entgegen, in die wir uns fröhlich kreischend hinein warfen.

Nachdem er uns einige Male im Kreis durch die Luft gewirbelt und wir ihn mit Küssen überhäuft hatten, setzte er Marcelle und mich wieder ab und sah meiner kleinen Schwester überrascht ins Gesicht. Wir hatten vor Aufregung ganz vergessen, sie wieder abzuschminken, sodass die Fünfjährige mit Rouge, Lippenstift und Wimperntusche eher wie eine der Frauen auf den Werbeanzeigen aussah, als das kleine Mädchen, das sie war.

Ob sie noch auf einen Ball gehen wolle, fragte Papa meine Schwester lachend und versuchte mit seinem großen, karierten Taschentuch das Gröbste aus ihrem Gesicht zu wischen. Doch dabei verschmierte er die Wimperntusche nur noch mehr, bis Marcelle mit den schwarzen Schatten um die Augen einer Nachtbartänzerin glich, wie ich sie einmal heimlich in einem Erwachsenenfilm spät abends gesehen hatte.

Ab in die Wanne, befahl mein Vater und trug Marcelle hinauf ins Bad, wo er uns Wasser einließ und meiner Schwester beim Ausziehen half. Während Marcelle und ich im Schaum untertauchten, erzählte er uns von seiner Dienstreise. Plötzlich fragte Marcelle, ob er denn wüsste, wie die Babys in Mamans Bauch kämen und Papa brach mitten im Satz ab. Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss, fieberte dennoch darauf, was er sagen würde. Papa schien nicht glücklich über Marcelles Frage, doch dann bat er sie aufzustehen und erklärte uns am Beispiel meiner nackten Schwester, was Männer von Frauen unterscheidet und wieso Frauen schwanger würden.

2. April 1971

 

Letztens waren wir im Zoo. Maman musste zu einer ihrer Untersuchungen in die Stadt und Großmutter ging mit uns Mädchen die Eisbären angucken. Die waren neu und man hatte extra ein großes Gehege mit künstlichem Eisberg und einer Wasserrutsche für sie gebaut. Wir drängten uns zusammen mit dutzend anderen Kinder an das Geländer und drückten uns an der Unterwasserglasscheibe die Nasen platt. Aber es war furchtbar aufregend, den riesigen Tieren zuzusehen, wie sie durch das Eiswasser tauchten oder bei der Fütterung die Fische noch in der Luft fingen.

Marcelle war ganz aus dem Häuschen, noch mehr aber strahlte sie, als wir endlich zum Affengehege kamen. Eine Gruppe Halbstarker turnte kreischend durch die Baumwipfel, während sich der alte Silberrücken von einem seiner Weibchen lausen ließ. Die anderen Affen tummelten sich auf der Radschaukel oder balgten sich um Bananen. Einer saß direkt am Gitter und schaute sich die Besucher an, die auf der anderen Seite des Geheges standen. Direkt neben ihm hing ein Schild, das das Füttern der Affen untersagte.

Marcelle zog Großmutter zu einer Affenmutter mit ihrem Neugeborenen, während ich beobachtete, wie der Affe am Gitter an irgendetwas zwischen seinen Beinen herumspielte. Nach ein paar Sekunden ragte ein pinkfarbener Stift zwischen seinen Fingern empor, den er wild zu reiben begann. Gleichzeitig kratzte er sich die schwarze Kugel, die baumelnd unterhalb seines Stiftes hing. Irritiert sah sich zu Großmutter, die den Affen vor mir ebenfalls bemerkt hatte und mich rasch hinüber zu der Affenmutter mit ihrem Kind zog.

Einige Tage später auf dem Schulhof erzählte ich meinen Freundinnen von dem Zoobesuch und auch dem Affen mit dem komischen Stift. Babette sah ihre Zwillingsschwester Marie an und als die grinsend nickte, erzählte sie uns flüsternd, dass sie das schon mal bei ihrem älteren Bruder gesehen hätte. Der hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen, während die beiden Schwestern im Baumhaus vor seinem Fenster spielten und ihn heimlich beobachteten. Als er seine Hose auszog, dachte sie erst, er würde sich nur umziehen, doch als er auch seine Unterhose ablegte und sich nackt aufs Bett legte, trauten sich die Zwillinge kaum Luft zu holen.

Ihr dreizehnjähriger Bruder Raoul hatte sich den Unterwäschekatalog ihrer Mutter mit ins Bett genommen und blätterte darin. Babette war kaum noch zu verstehen, als sie flüsternd beschrieb, wie plötzlich das Ding zwischen Raouls Beinen zu wachsen begann und Sekunden später aus seinem Schoß hervorragte. Genau so wie bei dem Affen, sagte sie zu mir und ich nickte aufgeregt. Dann habe sich ihr Bruder da unten angefasst und zu reiben begonnen. Marie lief rot an, als ihre Schwester beschrieb, wie ihr Bruder nach ein paar Minuten aufgestöhnt habe und irgendetwas aus seinem Schwanz gespritzt kam. Leider klingelte da die Schulglocke und rief uns Kinder zurück in die Klassen.

Noch lange ging mir der Gedanken nicht aus dem Kopf, wieso Babettes Bruder in sein Bett gepinkelt haben soll. Noch mehr aber interessierte mich, was genau er zuvor in seinem Zimmer getan hatte. Ich musste einmal mehr an Bernard denken und an dessen kleinen Wurm damals am Weiher. Doch da hatte nichts empor gestanden, schon gar nicht so etwas Langes wie bei dem Affen. Doch das war nicht der einzige Grund, wieso mich Babettes Geschichte so berührte. Hatte ich mir doch seit einiger Zeit angewöhnt, Mr. Bee vor dem Einschlafen zwischen meine Beine zu pressen und mich an seiner harten Schnauze zu reiben. Es kitzelte so schön und irgendetwas sagte mir, dass es das gleiche Gefühl war, wieso sich Raoul da unten angefasst hatte.

6. Juni 1971

 

Heute wurde mein kleiner Bruder Paul geboren. Maman ist wohlauf und Marcelle völlig aus dem Häuschen. Sie quengelt den ganzen Tag, dass wir endlich ins Krankenhaus fahren, doch Großmutter meinte nur, dass sich Mutter noch erholen müsse und unser Vater sich schon um sie kümmere. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Marcelle zur Welt kam und unsere Familie Kopf stand. Heute hingegen ist es ruhig und ich freue mich auf einen Bruder, auch wenn er noch so winzig ist.

Die letzten Tage waren Marcelle und ich öfters im Reitstall, eines der Pferde war krank und gemeinsam mit einigen anderen Mädchen wechselten wir uns ab, es zu versorgen und ihm Gesellschaft zu leisten. Auch Charles war meist zugegen, vielleicht der Grund, wieso ich meine Schwester öfter als nötig begleitete. Ich mochte es, wenn wir gemeinsam auf Prince Noir ausritten, ich vorn und Charles hinter mir mit den Zügeln in der Hand. Alleine durfte ich die Koppel noch nicht verlassen, doch mit Charles zusammen ging es querfeldein über Wiesen und Weiden.

Da wir nicht beide auf einen Sattel passten, hatten wir darauf verzichtet und saßen direkt auf dem seidig schwarzen Fell des Pferdes. Es fühlte sich warm an. Unter mir spürte ich die Wirbelsäule des Hengstes, die mir bei jedem seiner eleganten Schritte rhythmisch zwischen die Beine drückte. Anfänglich schmerzte es etwas und ich sorgte mich, ob ich es lange auf dem Pferderücken aushalten würde. Doch je länger wir unterwegs waren, umso angenehmer wurde das Gefühl und als wir in den Stall zurückkehrten, durchlief mir ein wohliger Schauer, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.

Charles wunderte sich über mein gerötetes Gesicht, als er mir beim Absteigen half und fragte, ob ich fröre. Doch mir war nicht kalt. Im Gegenteil, noch nie hatte ich ein solches Feuer in mir gespürt, dessen Wärme sich von meinem Schoss in den ganzen Körper ausbreitete.

Es war merkwürdiges Gefühl, das ich so noch nie beim Reiten verspürt hatte, vielleicht auch, weil ich noch nie ohne Sattel geritten war. Und doch erinnerte es mich an das Empfinden, wenn ich mich an Mr. Bee rieb oder mit meiner Hand an mir herumspielte, was sich in letzter Zeit immer öfter tat. Ich schämte mich dafür und hatte noch nie mit einem Menschen darüber geredet, auch mit Sarah nicht, doch das Erlebnis auf dem Pferd brannte sich in mein Bewusstsein ein.

Ich konnte es kaum erwarten, wieder mit Charles unterwegs zu sein, drückte mich mit dem Rücken an seinen Brustkorb und fühlte, wie seine Arme an mir vorbei das Pferd führten. Ich genoss die Nähe, die Wärme und wieder das Kribbeln, das sich ausgehend von meinem Schoß über den ganzen Körper ausbreitete, je länger wir unterwegs waren. Ich jauchzte vor Freude, wenn Prince Noir aus dem gemächlichen Schritt in den Trab überging und kreischte vor Erregung, wenn er im gestreckten Galopp über die Wiesen eilte. Jeden Sprung über Bäche oder umgestürzte Bäume spürte ich wie ein Feuerwerk in meinem Körper und am Ende des Ritts fiel ich Charles erschöpft in die Arme, wenn er mir aus vom Pferd half.

Ich begann die anderen Mädchen beim Reiten zu beobachten, achtete auf ihre Haltung, ihren Gesichtsausdruck und die Farbe ihrer Wangen, doch keine ließ sich anmerken, ob sie ähnlich empfand wie ich. Allerdings war ich auch die einzige, mit der Charles ausritt und ich spürte, wie mir das einzelne Mädchen der Reitschule neideten. Ich wollte keinen Streit, aber ich mochte auch nicht auf dieses wunderbare Gefühl verzichten, das sich bei jedem Ausritt mit Charles nach immer kürzerer Zeit einstellte.

31. August 1971

 

Letzter Ferientag. Leider hatte es bis gestern geregnet, fast eine ganze Woche lang, in der wir nichts anderes unternehmen konnten, als die meiste Zeit bei Sarah und ihrer Schwester Ballett zu üben, geht doch im neuen Schuljahr der Tanzunterricht weiter. Sophie, unsere Lehrerin, ist wieder gesund und hat angekündigt, dass ab September sogar ein Junge an den Ballettstunden teilnehmen wird. Ich bin mächtig gespannt, ob ich ihn kenne.

Mein kleiner Bruder Paul schreit den lieben langen Tag. Jungs sind ja auch so wehleidig, sagt meine Großmutter oft. Maman weiß oft gar nicht, was sie noch tun soll, um den Kleinen zu beruhigen. Meine Schwester aber scheint sich daran nicht zu stören. Sie weicht meiner Mutter kaum von der Seite und will Paul ständig tragen und füttern. Ich finde das nicht so spannend, genauso wenig wie Windeln wechseln oder ihn zu baden. Noch ist mir alles zu klein an dem Baby. Fast hab ich Angst, etwas kaputt zu machen. Allein diese winzigen Finger und Füße, diese knubbeligen Ärmchen und die paar Flusen am Kopf, irgendwie ist das für mich noch gar kein richtiger Mensch. Nur seine Lungen scheinen groß genug, um das ganze Haus wach zu halten. Deshalb bin ich auch die meiste Zeit bei Sarah, die zwar gern ein Brüderchen hätte, mich aber um diesen Schreihals nicht beneidet.

Mit Claras Hilfe machten wir echte Fortschritte beim Ballett. Die letzten Tage trafen wir uns regelmäßig im Wohnzimmer ihrer Eltern und übten unsere Drehungen, dehnten uns oder tanzten zu Platten, die Clara auf einem alten Plattenspieler abspielte. Es war ganz schön anstrengend, aber mittlerweile komme ich beim Spagat fast bis zum Boden und Clara kann ihr Bein im Sitzen sogar um den Hals legen.

Gelegentlich sah uns Claras großer Bruder zu. Beim Anblick seiner Schwester aber meinte er, dass wir uns darauf nicht allzu viel einbilden sollten. So kurze Beine ließen sich seiner Meinung nach doch leicht um den Hals legen. Obwohl Clara und ich fast gleichgroß waren und meine Beine sogar noch ein paar Zentimeter länger als ihre sind, glaube ich nicht, dass sie es deswegen leichter hatte. Er könne uns ja mal zeigen, wie leicht es ginge, forderte ich Claras Bruder auf, der jedoch wenig Interesse an Ballett zeigte.

Manchmal aber half er uns bei einzelnen Übungen, wo uns ein Partner fehlte, der unsere Sprünge auffangen und uns herumschwingen konnte. Im Unterricht übernahm das meist Sophie oder eines der älteren Mädchen. In Claras Wohnzimmer bot sich ihr Bruder an, der schon fünfzehn war und schwarze Härchen auf der Oberlippe hatte. Clara meinte, dass er darauf ganz stolz wäre und oft lange vorm Spiegel stünde, um seinen Bart, wie er ihn nannte, anzusehen. Auch hätte er schon woanders Haare, doch bevor sie uns verraten konnte, wo, kam er und fragte, wen er auffangen solle.

Er war nicht besonders groß, aber kräftig und es fühlte sich gut an, von ihm getragen zu werden. Bei einer Übung ließ sich ein Mädchen mit dem Rücken in seine Arme fallen, woraufhin er ihren Brustkorb umfasste und sie mit den Beinen vorweg durch die Luft drehte. Bei einer anderen Figur saß ich auf seiner rechten Handfläche, während er mich empor hob und mit der linken Hand mein aufrecht gestrecktes Bein stützte. Zum Glück war ich trotz meiner Größe zierlich und wog weniger als seine Schwestern, dennoch schwankte ich auf seinem Arm und als ich drohte zu fallen, griff er mir beherzt zwischen die Beine, um mich aufzufangen. Es war die gleiche Berührung wie einst von Charles, als er mir aufs Pferd helfen wollte und wieder durchfuhr es mich wie ein elektrischer Schlag.

20. November 1971

 

Heute habe ich zum ersten Mal ein Mädchen angefasst. Es war aufregend, aber auch irgendwie verstörend, doch eins nach dem anderen. Angefangen hatte es damit, dass Sarah und ich im Heuschober meines Großvaters lagen und uns über Charles Dutroux unterhielten. Ich erzählte Sarah von unseren Ausritten und dem wunderschönen Gefühl, das mir das Reiten auf dem Rücken des Hengstes bereitete. Wie erstaunt war ich, als sie das Gefühl kannte und es auch ihr gefiel, sich an der Quelle des wohligen Kribbelns zu berühren.

Sarah tat es gern vor dem Einschlafen und das schon fast ein Jahr. Sie hatte es sich bei ihrer Schwester Clara abgeschaut, die sich beim gemeinsamen Baden in der Wanne gestreichelt hatte und Sarah erzählte, wie schön das wäre. Ihr war es damals peinlich gewesen, ihrer älteren Schwester dabei zuzusehen, wie die ihre Finger zwischen die Beine schob und sich in ihrer Spalte rieb. Doch neugierig, was Clara daran fand, wartete sie, bis alle im Haus schliefen und begann sich selbst zu untersuchen. Ihr hatte damals ein kleiner Handspiegel geholfen, sich zwischen den Beinen zu betrachten. Den brauchte sie heute nicht mehr, doch das schöne Gefühl, sich zu berühren, blieb.

Auf die Idee, einen Spiegel zu benutzen, war ich noch gar nicht gekommen. Meist nutzte ich die Gelegenheit, wenn ich vor dem Zubettgehen meine Dehnübungen fürs Ballett machte, mich vorher nackt auszuziehen und mich während der Übungen anzuschauen. Ich fand es spannend, doch noch spannender hatte ich es empfunden, als mich Charles oder Sarahs Bruder zufällig an meinem Spalt berührt hatten. Sarah war ganz aufgeregt, als ich ihr auch davon erzählte und berichtete, dass ihr Bruder das auch bei ihr während der gemeinsamen Ballettübungen gemacht habe. Es war ihr einerseits unangenehm, weil er ja ihr großer Bruder war, doch andererseits empfand sie das bekannte Gefühl des sich Berührens um vieles intensiver.

Wir grübelten, ob es an den Jungs lag oder dass eine andere Hand uns angefasst hatte und lachten beide herzhaft auf, als Sarah vorschlug, es doch mal gegenseitig zu probieren. Natürlich war das nur Spaß gewesen und so neckte ich sie, dass sie wohl in mich verliebt sei, und wir kitzelten uns so lange, bis wir vor Lachen und Kreischen fast keine Luft mehr bekamen und ermattet ins Stroh fielen. Es roch nach Sommer und war wunderbar warm, während draußen der kalte Novemberwind pfiff und sich die Temperaturen nahe der Frostgrenze bewegten.

Ich kuschelte mich an meine Freundin, deckte uns mit losem Stroh zu und atmete den Duft ihres Haares ein. Ich wurde plötzlich furchtbar müde und fast wäre ich eingeschlafen, als ich Sarahs Hand auf meinem Bauch spürte, fühlte, wie ihre Finger abwärts wanderten, zaghaft und vorsichtig unter den Bund meiner Hose krochen und auf meiner Scham liegen blieben. Ich erstarrte. Sarah Hand wanderte weiter, berührte meine Oberschenkel, wagte sich an die Stelle dazwischen. Ich atmete kaum noch, konnte mich jedoch nicht von ihr lösen. Alles in mir schrie, hör auf, doch dann war da das Gefühl, die Neugier, das Verlangen zu erfahren, was sie vorhatte, wie sich ihre Hand an mir anfühlen würde.

Lange lag ich nur so da, ließ Sarah gewähren, öffnete leicht meine Beine und genoss ihre Berührung. War es das, was die Erwachsenen unter „Liebe machen“ verstanden, doch Sarah war meine Freundin, ein Mädchen, niemand, der dafür in Frage gekommen wäre. Und doch spürte ich das vertraute Ziehen unterhalb des Nabels, fühlte die Entspannung nahen, die ich sonst nur von Prince Noirs Rücken oder Mr. Bees Nase kannte. Da schob sich Sarah näher und auch meine Hand begann, ihren Rock zu heben, ihren Slip zur Seite zu schieben und die nackte, kleine Spalte zu berühren.

14. Februar 1972

 

Seit dem Erlebnis mit Sarah im Heu musste ich oft an die Erzählung von Babette und Marie vor einigen Monaten denken. Die Mädchen hatten ihren älteren Bruder dabei beobachtet, wie er an seinem Schwanz herum gespielt hatte und dieser dabei immer länger und dicker geworden war. Etwas Ähnliches war mir unlängst selbst passiert, als wir wieder einmal auf Prince Noir unterwegs waren und Charles eines Malheurs wegen nur eine kurze Stoffhose zum Reiten trug. An seiner Reithose war eine Naht gerissen, doch es ginge auch so, meinte er und nahm wie immer hinter mir Platz.

Prince Noir war an diesem Tag unruhig. Vieles auf dem Weg schreckte ihn und oft stellte er sich vor unerwarteten Hindernissen auf. Charles musste mich fest in den Arm nehmen, damit ich nicht vom Pferd rutschte und presste sich eng an mich. Dabei berührte seine Hand gelegentlich auch meinen Bauch, meine Beine oder meinen Brustkorb. Es war ein gutes Gefühl, ihn so nah zu wissen. Trotz der Nervosität des Hengstes fühlte sich mich sicher in Charles kräftigen Armen.

Als sich Prince Noir wieder etwas beruhigt hatte und wir langsam dahin trabten, fiel mir auf, dass mich Charles noch immer eng umschlungen hielt und ich ihn nah an meinem Rücken spürte. Es war nicht unangenehm, nur merkwürdig, weil wir beide auf dem großen Pferd ausreichend Platz gehabt hätten. Doch da war noch etwas anderes. Wo ich sonst das seidige Fell des Hengstes fühlte, berührte mich nun die Hose von Charles und in der Hose spürte ich etwas Hartes, das mir in den Rücken drückte.

Als ich danach greifen und es entfernen wollte, zuckte Charles zurück und schob meine Hand weg. Doch zu spät. Ich hatte dieses harte Ding bereits berührt, gefühlt, wie sich etwas mir Unbekanntes in seiner Hose aufgerichtet hatte. Es war wie ein kurzer Stab, den meine Hand leicht umfassen konnte. Charles aber war feuerrot angelaufen und weit auf dem Pferderücken nach hinten gerutscht. Er wich meinem erstaunten Blick aus und zog so heftig an den Zügeln, dass Prince Noir einen weiten Satz nach vorn tat. Fast wäre ich vom Pferd gefallen, weshalb Charles und sein komischer Stab für den Moment vergessen waren und ich nur noch darauf achtete, mich in der Mähne des Tieres festzukrallen.

Zurück im Stall verschwand Charles, ohne sich wie sonst von mir zu verabschieden und ließ mich mit der Versorgung des Pferdes allein. Ich hatte keine Ahnung, was ihn so gegen mich aufgebracht haben könnte und überlegte, was ich falsch gemacht hatte. Dann fiel mir der Bruder von Babette und Marie wieder ein und ich ahnte, welche Art Stab ich in die Hand gehabt hatte.

Babettes Bruder sah sich einen Unterwäschekatalog an, während er sich da unten berührte. Das heißt, irgendetwas an den dort abgebildeten Mädchen und Frauen musste ihn erregt haben. Doch wieso bekam Charles auch so einen Stab, wenn er hinter mir auf einem Pferd saß. Das wollte mir nicht in den Kopf. Gern hätte ich ihn danach gefragt, doch weder traute ich mich, ihn darauf anzusprechen, noch bekam ich Charles die nächsten Wochen zu Gesicht. Er wich mir aus, wie einst Mathéo nach unserem ersten, verunglückten Kuss.

Sarah war ganz fasziniert, als ich ihr davon erzählte und wünschte, auch einmal einem Jungen dabei zu zusehen, wie er sich berührte. Wir hatten schon überlegt, uns gemeinsam mit Babette und Marie auf dem Baumhaus zu verstecken und deren Bruder zu beobachten. Doch noch war es zu kalt, um lange draußen zu spielen, und das Baumhaus wegen Schnee und Eis verriegelt. Wir mussten uns etwas anderes einfallen lassen und ich fragte mich, ob auch Sarahs Bruder einen solchen Stab hatte.

1. Mai 1972

 

Bald würde Paul seinen ersten Geburtstag feiern. Zum Glück schrie er nicht mehr so oft, sondern war ein wirklich fröhliches Kind. Kein Wunder, drehte sich in unserem Haushalt fast alles nur noch um ihn. Allen voran Marcelle umsorgten und umschwirrten die weiblichen Familienmitglieder den Kleinen, der bereits munter durch die Zimmer des Hauses krabbelte. Mutter und Großmutter hatten ihre liebe Mühe, ihm hinterher zu jagen und davon abzuhalten, sich alles, was am Boden lag, in den Mund zu stecken.

Ich verbrachte meine Zeit lieber im Freien, trug eines meiner Sommerkleidchen und spielte mit meinen Freunden im benachbarten Wald oder sammelte Blumen im Feld hinter unserem Haus. Manchmal aber versteckten wir uns auch zusammen mit Babette und Marie auf deren Baumhaus und hofften, ihren Bruder dabei zu überraschen, wie er an sich herum spielte. Aber offensichtlich hatte er das spitzbekommen und schloss immer, wenn wir im Baumhaus waren, seine Vorhänge, so dass wir unverrichteter Dinge wieder absteigen mussten.

Ich hatte mittlerweile schon richtig Übung darin, mich selbst zu verwöhnen und brauchte nicht mehr Mr. Bees Nase oder den Rücken von Prince Noir dafür, wenngleich ich noch immer gern mit Charles auf ihm unterwegs war. Fast jeden Abend vor dem Schlafengehen lag ich in meinem Bett und berührte mich zwischen den Beinen, streichelte mich und wartete auf das schöne Gefühl, kurz bevor ich einschlief.

Einmal überraschte mich meine kleine Schwester in der Badewanne, als ich mit geschlossenen Augen im Wasser lag und mich mit dem warmen Strahl des Duschkopfes verwöhnte. Sie fand das lustig, zog sich aus und sprang rasch zu mir in die Wanne. Auch sie wollte mit der Dusche spielen und stellte sich breitbeinig vor mich hin, damit ich sie anspritzen könne. Erst wusste ich nicht, was ich tun sollte, doch dann dachte ich, es sei besser, sie hielte das Ganze für ein Spiel und duschte sie von oben bis unten ab. Auch ihre kleine, nackte Mausfalle bekam einen ordentlichen Strahl ab, wobei sie fröhlich jauchzte und lachte.

Auch sonst verstanden sich Marcelle und ich immer besser. Sie war jetzt fünf Jahre alt und ein richtiger kleiner Raufbold. Anders als ich in ihrem Alter trug sie am liebsten eine kurze Lederhose und balgte sich mit den Jungen ihres Alters. Auch war kein Baum vor ihr sicher, kein Hund zu groß, um sie davon abzuhalten, ihn zu umarmen. Auf dem Reiterhof gab sie unter den Mädchen ihres Alters das Kommando an und stand sogar den älteren Jungs auf dem Rücken ihres Pferdes in nichts nach. Mittlerweile nahm Charles auch sie gelegentlich auf Ausritte mit und manchmal war ich versucht, sie zu fragen, ob sie dabei auch das schöne Gefühl zwischen den Beinen verspürte. Doch dafür war sie wohl noch zu klein.

Anders als noch vor einem Jahr hatte Marcelle jedoch immer seltener Lust, Sarah und mich bei unseren Ballettübungen zu begleiten. Sie sah uns gern zu, schien aber ansonsten nicht besonders interessiert an Musik und Tanz zu sein. Lieber beobachtete sie Mathéo, wie er eine Flöte aus Kirschholz schnitzte oder an unserem Scheunentor herumkletterte, während wir den Heuboden für Drehungen, Pirouetten oder Hebefiguren nutzen.

Mathéo war es auch, der uns eines Tages fragte, ob wir schon mal Doktor gespielt hätten. Natürlich hatten wir das. Als Kinder verging kaum ein Spiel, ohne dass wir eine unserer Puppen oder Stofftiere bandagiert oder bei ihnen Fieber gemessen hatten. Sarah war meist die Krankenschwester und ich die Ärztin und Mr. Bee unser Patient. Mathéo aber lachte und fragte, ob er auch mal Arzt sein und bei uns Fieber messen könne. Ich sah Sarah fragend an, sie aber errötete und antwortete nicht.

4. Juli 1972

 

Ich war neun Jahre alt, als ich mich zum ersten Mal absichtlich vor einem Jungen auszog. Es waren Sommerferien und wir hatten uns alle am Weiher zum Baden getroffen. Sarah, ihre Schwester Clara, Mathéo, Leon und ich. Es war ein heißer Tag und wir hatten ausgiebig im See geplantscht. Anschließend lagen wir auf unseren Handtüchern im Schatten einer großen Weide und unterhielten uns. Es gab ein neues Geschwisterpaar an unserer Schule, Heidi und Seppl, deren Familie aus Deutschland hergezogen war. Sie war zehn und würde im Herbst in meine Klasse kommen. Seppl zwei Jahre älter und ginge vermutlich mit Mathéo in die Schule.

Clara hatte Kirschen dabei und Leon dünne Salamistangen aus der Metzgerei seines Vaters. Sarah und ich trugen zum ersten Mal unsere neuen Bikinis. Früher hatte ein Höschen genügt, aber in dem Sommer kamen wir uns sehr erwachsen damit vor. Deshalb ärgerte es mich auch, dass uns Mathéo die ganze Zeit damit aufzog, wieso wir eigentlich ein Oberteil bräuchten. Bei Clara sähe man ja wenigstens schon was, aber bei Sarah und mir lag das Bikinioberteil nur flach an. Neidisch begutachtete ich die kleinen Wölbungen unter Claras winzigen Stoffdreiecken und befühlte heimlich meinen Brustkorb. Nichts, Mathéo hatte Recht, das Oberteil war überflüssig.

Leon meinte nur, dass die Mädchen in seiner Klasse alle schon Brüste hätten und er schon mal eine anfassen durfte. Sie wäre ganz weich und das Mädchen hätte gestöhnt, als er sie da berührt habe. Wir glaubten ihm kein Wort und auch Mathéo lachte ihn aus, fragte später aber nochmal nach, wie es sich angefühlt habe. Es war ein lustiger Nachmittag, bis Sarah ein Paar Kirschen über eine der Salamistangen, die Leon mitgebracht hatte, legte und Clara rot anlief. Leon lachte und meinte, dass kleine Mädchen mit so etwas noch gar nicht spielen dürften und ich verstand nicht, was an einer dünnen Salami mit zwei Kirschen darunter lustig sein sollte.

Als ich danach fragte, prustete auch Mathéo los und Sarah flüsterte mir etwas ins Ohr, was auch mich erröten ließ. Da fiel Mathéo wieder seine Idee mit dem Doktorspielen ein und er bot an, uns den Grund zu zeigen, wieso Leon gelacht hatte, wenn auch wir ihm was zeigen würden. Leon verstand nicht, Clara umso besser, meinte aber, dass wir versaut wären und sie lieber nach Hause wolle. Als aber Sarah noch bleiben wollte, schüttelte sie entrüstet den Kopf und fuhr ohne ein weiteres Wort dem Rad davon.

Mittlerweile waren wir fast allein am Weiher und wussten nicht so recht, worüber wir reden sollten, hing doch noch immer der Vorschlag von Mathéo in der Luft, uns voreinander auszuziehen. Mittlerweile hatte auch Leon kapiert, was wir vor hatten und erzählte, dass er das vor Jahren schon mit seiner Schwester gemacht hätte. Sie war zwei Jahre älter als er und hatte ihm eines Abends vorgeschlagen, ihm eine Gute Nacht Geschichte zu erzählen. Als sie dachte, er sei eingeschlafen, zog sie ihm die Hose runter und sah ihn an. Leon wartete, bis er die Augen aufschlug und sie fragte, ob auch er sie ansehen dürfe. Seine Schwester hatte nichts dagegen.

Geschützt von herab hängenden Weidenzweigen hatten wir uns voreinander ausgezogen und betrachten die nackten Körper unserer Freunde. Mathéos kleiner Zipfel stand einem Bleistift nicht unähnlich pfeilgerade unter seinem Bauch hervor und als ich die kleinen Bällchen darunter gewahrte, wusste ich, was Sarah mit den Kirschen gemeint hatte. Leons Stange war schon länger und auch der Beutel darunter deutlich größer. Sarah schoss das Blut ins Gesicht, als er sie aufforderte, ihn dort zu berühren und auch ich spürte das vertraute Ziehen im Unterleib, als ich Mathéos Finger an meinem nackten Spalt spürte.

9. September 1972

 

Anders als nach unserem ersten Kuss hatte das Erlebnis am Weiher keine Auswirkung auf meine Freundschaft zu Mathéo. Im Gegenteil, fast hatte ich das Gefühl, er suchte mehr denn je meine Nähe, auch wenn Sarah noch immer hoffte, er täte es ihretwegen. Ich wusste es besser, hatte mich doch Mathéo kurz nach dem Doktorspielen am See in der Scheune meines Großvaters abgepasst und gefragt, ob er mich nochmal nackt sehen könne. Ich tat ihm den Gefallen und gemeinsam zogen wir uns aus und untersuchten uns wie es ein richtiger Arzt auch gemacht hätte.

Ich war sehr aufgeregt, als ich Mathéo ein zweites Mal nackt vor mir stehen sah, ihn an seinem kleinen Bleistift berührte, dir mir wie bereits am Weiher spitz entgegen ragte. Normalerweise wäre er weich, meinte Mathéo, einzig, wenn er an Mädchen denke, richtet er sich auf. Ich fand es lustig, wie er wippte, wenn ich ihn mit dem Finger hinab drückte und wieder losließ. Am Kopf seines Zipfels ließ sich lose Haut hin und her bewegen, unter der eine samtige Kuppe zum Vorschein kam. Eichel würde man das nennen, erklärte Mathéo ernst und zog seine Haut gänzlich zurück. Ich lachte und übernahm die Hin- und Herbewegung für ihn, worauf sich sein Bleistift noch weiter hob. Das kleine Bällchen mit den Rillen unterhalb seines Zipfels fühlte sich weich und ganz warm in meiner Hand an.

Anschließend untersuchte Mathéo mich. Dafür sollte ich mich auf den Rücken ins Heu legen und die Beine öffnen. Das Stroh piekste mich im Rücken und ich musste lachen, als mich Mathéo mit seinen kalten Fingern erst an der Brust und später zwischen den Beinen berührte. Es kitzelt, keuchte ich und wand mich kichernd im Heu. Er aber hatte ganz rote Wangen vor Aufregung und tat sehr wissenschaftlich, als er meine nackte Spalte untersuchte und sie mit seinen Fingern auseinander zog. Da fröstelte es mich und ich spürte, wie ich am ganzen Körper Gänsehaut bekam, selbst zwischen den Beinen.

Sein kleiner Zipfel stand noch immer kerzengerade von seinem Bauch ab. Ich fing an, damit zu spielen, während Mathéo mich weiter begutachtete und mit seinen Fingern an mir herum drückte. Manchmal fühlte es sich so vertraut an, wie wenn ich mich selbst berührte, dann wieder schmerzte es etwas und ich zuckte zurück. Das ging eine ganze Weile, bis er versuchte, einen seiner Finger in mich hineinzuschieben und ich vom Schmerz überrascht zusammenfuhr und aufschrie. Da ließ Mathéo von mir ab und ich konnte mein Höschen wieder anziehen.

Keine Sekunde zu früh, denn plötzlich stand Großvater in der Scheune und sah sich um. Er hatte uns noch nicht bemerkt, wunderte sich nur, wieso das Tor offen stand und die Hühner ungestört die Getreidekörner vom Boden aufpickten. Als sich auch Mathéo seine kurze Hose hochgezogen hatte, kamen wir kichernd vom Heuboden herunter geklettert und ließen Großvater und die Hühner zurück.

Marcelle spielte im Hof mit Hugo 2 und wir gesellten uns zu den beiden. Mathéo musste mir nicht extra sagen, dass unser kleines Abenteuer im Heu ein Geheimnis bleiben musste, von dem ich selbst Sarah nichts erzählen durfte. Allerdings hielt ich mich nicht daran, doch das ist eine andere Geschichte.

Am Abend zumindest lag ich allein in meinem Bett und dachte nochmals an den Nachmittag in der Scheune. Ich erinnerte mich, wie Mathéo seine Hosen herunter gezogen und mir stolz seinen kleinen, nackten Schwanz präsentiert hatte, dachte daran, wie weich er sich trotz der Härte angefühlt hatte und an die samtige Kuppe unter dieser dünnen Haut am Kopf seines Zipfels. Dabei berührte ich mich wie viele Abende zuvor, allerdings stellte sich das schöne Gefühl diesmal viel schneller ein.

25. Oktober 1972

 

Mittlerweile lagen die Sommerferien Wochen zurück und die Schule forderte unsere ganze Aufmerksamkeit. Vergessen waren die Stunden am See, unsere Radtouren durch die Getreidefelder oder die Ausritte auf Prince Noir. Stattdessen quälten wir uns durch das vermaledeite Einmaleins, übten die Grundrechenarten oder schrieben Diktate. Zusätzlich gab es noch Kunst und Sport, wo wir entweder vom Lehrer mitgebrachte Vasen abmalen sollten oder uns schwere Lederbälle zuwarfen, bis mir die Arme schmerzten.

Die Neue in unserer Klasse, Heidi, war ein hübsches, blondes Mädchen, deren Akzent unsere Jungs ganz bezaubernd fanden. Sie war ein Jahr älter als wir anderen Mädchen und so groß wie ich. Da ihre Eltern in das Haus neben unserem gezogen waren, hatte die Lehrerin vorgeschlagen, dass ich mich ihrer annehme, bis sie sich eingewöhnt hat. Mir war es recht, verbrachten doch Sarah und ich seit Kurzem immer weniger Zeit miteinander.

Vielleicht hätte ich ihr nicht von meinem Erlebnis mit Mathéo in der Scheune erzählen sollen. Aber es war mir rausgerutscht, als sich Sarah und ihre Schwester stritten, ob der Zipfel bei Jungs nun herabhinge oder abstehen würde. Sarah hatte wieder einmal über das Doktorspiel damals am Weiher und die beiden abstehenden Stifte von Mathéo und Leon erzählt, während Clara überzeugt war, dass die Dinger von Männern herunterhängen würden. Schließlich sollte ich den Streit schlichten und erinnerte mich, wie Mathéo sagte, dass sein Zipfel normalerweise weich wäre und nur bei dem Gedanken an Mädchen abstehen würde.

Als ich das meinen Freundinnen berichtete, fragte Sarah irritiert, wann Mathéo das gesagt haben will, denn sie könne sich gar nicht daran erinnern. Da beichtete ich von unserem Erlebnis in der Scheune und erzählte, was ich alles von dem da unten bei Jungs gelernt hatte. Clara wurde immer neugieriger, einzig Sarah sagte kein Wort, sondern ging nach wenigen Minuten auf ihr Zimmer, wo sie den restlichen Abend blieb. Auch die nächsten Tage sprachen wir kaum miteinander und immer wenn sie mich und Mathéo auf dem Schulhof zusammen stehen sah, machte sie einen großen Bogen um uns.

Natürlich sprach ich sie darauf an, doch sie wich mir aus und meinte nur, sie wolle das Liebespaar nicht stören. Doch Mathéo und ich waren kein Liebespaar, wir waren Freunde und teilten ein aufregendes Geheimnis, das leider keines mehr war. Damals ahnte ich nicht, dass Sarah eifersüchtig war, sondern dachte, dass sie mir nur das Erlebnis, einen Jungen nochmals nackt gesehen zu haben, neidete und nahm mir vor, sie das nächste Mal mitzunehmen. Ein nächstes Mal hatte es aber bislang nicht gegeben, weil Sarah auch Mathéo aus dem Weg ging. Ihm fiel das nicht auf, mich aber schmerzte es.

Deshalb lud ich Sarah und Heidi zum Übernachten zu mir ein und hoffte, dass uns ein Mädelsabend wieder näher brächte. Heidi verliebte sich sofort in Mr. Bee und drückte ihn sich schmusend ins Gesicht, während ich daran dachte, wo ich mich sonst mit seiner harten Nase nachts verwöhnte. Sarah fremdelte noch etwas, aber als ich Heidi fragte, ob sie auch schon mal einen Jungen nackt gesehen hätte, erwachte auch ihre Neugier und staunend lauschten wir Heidis Erzählungen, wie sie und ihr Bruder einander schon seit längerem untersuchten und versucht hatten, es wie die Großen zu machen. Heidis Wortschatz war noch nicht perfekt, so dass ich nachfragte, was sie damit meine und als sie vom „Liebe machen“ sprach, spürte ich mein Herz heftig schlagen.

3. Dezember 1972

 

Lange schon hatte ich nicht mehr an Hugo, meinen ersten Freund, als ich 4 war, gedacht, doch als ich heute an meinem Fenster saß und hinaus in die vorbei treibenden Schneeflocken sah, fiel mir wieder ein, wie wir damals in unserer Straße heimlich Wasser auf das Trottoir gegossen hatten, um eine Eisbahn zu bauen oder uns mit Schneebällen beworfen hatten. Dabei zerfielen meine Bälle immer schon im Flug, weil ich sie noch nicht so fest zusammen pressen konnte wie Hugo. Was er wohl gerade tat?

Ich beschloss, ihm einen Brief zu schreiben. Ich hatte meine Mutter nach unserer früheren Adresse gefragt und würde den Brief einfach an Hugo in der Rue de Costa adressieren. Vielleicht kannte ihn der Postbote ja. Doch was sollte ich ihm schreiben? Was wenn er sich schon gar nicht mehr an mich erinnerte, immerhin lag unser letztes Treffen bald 4 Jahre zurück. Wenn ich an ihn dachte, sah ich immer noch den kleinen Jungen mit dem frechen Grinsen und den strubbeligen blonden Haaren vor mir. Wie groß er wohl heute sein mochte und ob er wieder ein Freundin hatte? Er müsste jetzt schon in die vierte Klasse gehen und würde bald aufs Gymnasium kommen.

Ich würde ihm von meinen Freunden erzählen, von unserem Hof, den Tieren und meinen Geschwistern, denn Paul konnte er noch nicht kennen und ob er sich an Marcelle erinnerte, bezweifelte ich. Sie war bei unserem Umzug fast noch ein Baby. Und ich würde ihm erzählen, dass ich mich verliebt hätte, in einen Jungen, der mich seit unserem ersten Treffen an ihn erinnert hat. Ich liebte Heidis Bruder Seppi, den ich seit ihrer Erzählung und dem offenbarten Geheimnis, dass sie beide schon versucht hatten, es wie die Großen zu machen, mit ganz anderen Augen sah.

Er wusste nichts von mir, er sah mich nicht einmal an, wenn ich auf dem Schulhof um ihn herum schlich, versuchte, ihm nahe zu sein oder vorgab, mit Heidi bei ihm zuhause zu lernen, um ihn zu sehen. Dabei musste ich achtsam sein, Heidi nicht misstrauisch zu machen, war ich doch so unvorsichtig gewesen, sie über ihn auszufragen, bis sie wissen wollte, warum ich mich plötzlich so für Seppi interessiere. Ich erzählte ihr von Hugo und dass sich die beiden so ähnlich wären, vermied aber zu erwähnen, dass ich einst auch in Hugo verliebt war.

Seppi war ein hübscher Junge mit einem markanten Gesicht, wie es nur wenige Buben in seinem Alter hatten. Er war groß und hatte tolle Arme. Ich stand damals auf Arme, wenn sie schlank, aber dennoch muskulös waren. Manchmal berührte ich sie rein zufällig, wenn wir im Gedränge der Schulpausen aneinander vorbei geschoben wurden und stellte mir vor, wie er mit mir versuchte, Liebe zu machen. Ich hatte keine Ahnung, was er und seine Schwester da genau taten, ich mochte mir nicht einmal ausmalen, was ein Junge dabei überhaupt mit dem Mädchen anstellte. Aber irgendetwas sagte mir, dass ich mich sehr wohl fühlen würde, wenn er mich in seine starken Arme nähme.

Heidi hatte uns damals in meinem Zimmer nicht verraten, wie weit sie und ihr Bruder gegangen waren und doch ahnten Sarah und ich, dass sie schon sehr viel über Jungs und deren aufrecht stehendes Geheimnis da unten wusste. Auch hatte sie ähnlich wie Clara schon kleine Brüste und - wie ich am Morgen im Bad bemerkte - blonde Härchen, wo Sarah und ich noch völlig nackt waren.

Heidi war also fast schon eine Frau und das nagte in mir, ahnte ich doch, wieso Seppi keine Notiz von mir nahm, mir dem unentwickelten Kind ohne Brüste und Haare zwischen den Beinen, mit dem er niemals Liebe machen konnte, so sehr ich mir ihn dabei vorstellte, wenn ich nachts in meinem Bett lag und mich berührte.

10. Januar 1973

 

Die ganzen Weihnachtsferien über hatte ich nach Gründen gesucht, bei Heidi und Seppi vorbeizuschauen. Mal hatte ich ein Schulheft verlegt und wollte bei Heidi die Einträge abschreiben, dann wieder brachte ich meinen Schlitten mit und fragte, ob sie und ihr Bruder mich zum Rodeln begleiten wollten. Ein anderes Mal ließ ich mich vor ihrer Einfahrt fallen und behauptete, ich wäre ausgerutscht, was mir einen ganzen Nachmittag in Seppis Haus einbrachte, dann wieder gab ich vor, mich wegen eines Jungen aus meiner Klasse bei Heidi ausweinen zu müssen. Natürlich hoffte ich, sie würde Seppi davon erzählen und er wäre eifersüchtig. Doch ihn bekam ich kaum zu Gesicht.

Sarah wurde langsam misstrauisch und fragte mich kurz vor Silvester, ob Heidi jetzt meine beste Freundin wäre. Erst wollte ich über die Frage lachen, doch dann sah ich Tränen in Sarahs Augen und beschloss, ihr von meiner unglücklichen Liebe zu Seppi zu erzählen. Sie hätte sich so was schon gedacht, meinte sie, nachdem ich ihr fast eine Stunde von ihm vorgeschwärmt hatte und nicht mehr wusste, was ich noch tun konnte, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.

Doch Sarah hatte auch keine Idee. Zum einen mochte sie Seppi nicht besonders, er war ihr zu eitel, zum anderen liebte sie Mathéo und war darüber ähnlich unglücklich wie ich zurzeit. Gegenseitig bestätigten wir uns, dass es Jungs viel leichter im Leben hätten. Sie würden kaum irgendwelchen kleinen Mädchen nachweinen und sich mit diesem blöden Gefühl verliebt zu sein herumschlagen müssen. Wie gern wäre ich ein Junge gewesen. Dann könnte ich mit Seppi durch die Wälder ziehen, Fußball spielen oder auf Bäume klettern. Dann würde er mich ernst nehmen und mein Freund sein wollen. So aber existierte ich für ihn gar nicht.

Mit Heidi traute ich mich nicht, über ihren Bruder zu sprechen. Irgendetwas hielt mich davon ab und seit gestern weiß ich auch, was. Ich war wieder einmal bei Heidi zu Besuch gewesen, lag auf ihrem Bett und wartete, bis sie vom Klo zurück wäre. Da hörte ich die Tür zum Nebenraum, wo, wie ich wusste, Seppi sein Zimmer hatte. Neugierig erhob ich mich und lugte hinaus in den Flur, wo ich gerade noch mitbekam, wie Seppi ebenfalls im Klo verschwand. Erst dachte ich, Heidi würde ihn laut kreischend rausjagen, doch nichts geschah.

Irritiert folgte ich ihm, schlich auf Zehenspitzen zur Klotür und versuchte durchs Schlüsselloch zu erkennen, was die beiden gemeinsam auf der Toilette taten. Erst dachte ich, mich verguckt zu haben, doch dann blieb mir fast der Atem stehen. Seppi stand mit herunter gelassener Hose vor der Kloschüssel, während Heidi seinen Zipfel hielt, der halb aufgerichtet hervorstand. Sie wiegte seine Hoden in der einen Hand und rieb mit der anderen an seinem Penis, bis der plötzlich zu pinkeln begann. Entsetzt fuhr ich zurück und stieß gegen eine nahe stehende Bodenvase, die mit lautem Knall umkippte. Zum Glück blieb sie heil, ich aber hastete hochroten Kopfes in Heidis Zimmer zurück, warf mich aufs Bett und vergrub mein Gesicht in ihrem Kissen, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

Draußen hörte ich die Klotür gehen, dann ein Tuscheln der Geschwister und schließlich kam Heidi zurück in ihr Zimmer, wo sie mich weinend auf dem Bett liegen sah. Natürlich wollte sie wissen, was mit mir los sei, doch ich konnte ihr kaum ins Gesicht sehen, geschweige denn sagen, was ich gerade beobachtet hatte. Ich gab vor, dass mir schlecht wäre und ich nachhause müsse. Sie brachte mich noch zur Tür und wollte mich zum Abschied umarmen, doch ich drehte mich nur um und rannte heim. Nie wieder wollte ich auch nur einen Fuß über deren Schwelle setzen.

23. März 1973

 

Heidi aber merkte gar nicht, dass ich mich zurückzog. Sie war der Schwarm fast aller Jungs unserer Klasse. Sie konnte gut mir den Buben und machte jeden Unsinn mit, den die sich ausdachten. Auf der Klassenfahrt vor wenigen Tagen haben wir auch Leons Lieblingsspiel „Wahrheit oder Pflicht“ gespielt und jeder Junge wollte Heidi küssen. Sie musste sich ständig der Lippen unserer Mitschüler erwehren und nahm deshalb lieber Wahrheit, um nicht von noch mehr Jungs abgeschmust zu werden.

So erfuhren wir, dass Heidi in Deutschland schon einen Freund gehabt hatte, mit dem sie nicht nur Händchen hielt. Er hatte ihr wohl das Küssen beigebracht und was Jungs sonst so mit Mädchen ihres Alters machten. Selbst fast schon fünfzehn beschützte er sie vor den ganzen albernen Jungs ihres Jahrgangs, die ihr ständig in den Po zwicken wollten und blöde Briefchen schrieben. Auch traute sich keiner, sich über sie lustig zu machen, weil sie schon mit einem der oberen Klassen ging.

In Frankreich dauerte es auch nicht lange, bis sich die Jungs der Mittelstufe für Heidi interessierten und sie fragten, ob sie sie mit dem Fahrrad mitnehmen könnten oder Heidi nicht Lust hätte, sie in die Stadt oder zur Jugendparty zu begleiten. Keines der Mädchen in meiner Klasse durfte schon auf die Partys im Jugendzentrum, außer Heidi. Vielleicht auch, weil ihr Bruder Seppi hinging. Ein Grund, wieso ich hoffte, dass sie mich mitnehmen würde, auch wenn ich nach dem Erlebnis in Heidis Haus nicht mehr wusste, ob ich wirklich noch in Seppi verliebt war. Doch Heidi dachte gar nicht daran. Sie ließ die Jungs zappeln und ging lieber mit Marcelle und mir auf die Koppel oder begleitete Sarah und deren Schwester zum Ballettball, wo seit einiger Zeit auch Francis als einziger Junge mittanzte.

Als Maurice davon erfuhr, lief Francis Spießruten unter den Jungen meiner Jahrgangsstufe, bis sich ein paar Mädchen zusammen taten und Maurice aufforderten, Francis in Ruhe zu lassen, sonst würden sie jedem in der Schule erzählen, dass er noch ins Bett machen würde. Natürlich entsprach das nicht der Wahrheit, doch wie hätte Maurice das Gegenteil beweisen sollen, weshalb er Francis nur noch aus der Ferne verspottete. Lustig dabei war, dass er dennoch jede Gelegenheit nutzte, uns beim Üben im Ballettsaal durch die Fenster zuzugucken, vielleicht auch, weil Heidi neuerdings mittanzte.

Maurice behauptete auch, dass Heidi ganz besonders gut küssen würde und er könne das beurteilen, weil er schon viele Mädchen geküsst hätte. Ich allerdings kannte keine aus unserem Dorf, die schon mal mit ihm geknutscht hatte und ahnte, dass er sich nur wichtigmachen wollte. Bei unserer Klassenfahrt aber küssten sich Heidi und er ziemlich oft, so dass ich zumindest ahnte, dass er es ganz gut konnte und es Heidi gefiel. Als ich selbst einmal an der Reihe war, einen der Jungs zu küssen, wählte ich Maurice und spürte, dass es mir fast so gut gefiel, wie es heimlich mit Mathéo zu tun, vielleicht auch, weil so viele zuschauten.

Doch Heidi konnte nicht nur küssen, sie war auch sonst für alles zu haben, was Spaß versprach. So kam es kurz vor der Rückfahrt des Klassenausfluges dazu, dass sie einen Weitpinkelwettbewerb gewann. Ausgedacht hatten sich das ein paar unserer Jungs, allen voran Maurice und wählten Heidi bei der Rubrik Pflicht, gegen einen der Jungen anzutreten. Wir Mädchen lachten sie aus und fragten, wie das denn gehen solle, aber Heidi setzte sich auf den Kiesweg hinter der Wohnbaracke des Jugendlagers, hob ihr Röckchen, spreizte die Beine und pinkelte in einem weiten Bogen auf den Weg. Maurice starrte wie versteinert zwischen ihre Beine, bevor er selbst mit seinem abstehenden Zipfel versuchte, ihre Marke zu überbieten. Vergebens. Heidi hatte gewonnen und Maurice wich ihr den Rest des Ausfluges nicht mehr von der Seite.

29. Mai 1973

 

Hugo hat mir geschrieben, endlich. Er konnte sich noch gut an mich erinnern und war sehr nett in seinem Brief, auch wenn der nicht besonders lang war. Seine Familie war auch umgezogen, allerdings innerhalb der Stadt und er ging auf eine neue Schule. Dort gefiel es ihm recht gut und auch sein bester Freund käme von da. Eine Freundin habe er noch nicht, aber er würde gern mal zu uns aufs Land kommen.

Meine Mutter hatte nichts dagegen und versprach, seine Eltern deshalb einmal anzurufen. Gott, was war ich aufgeregt, ihn bald wieder zu sehen, ihn ganz für mich zu haben und ihm alles zu zeigen, wovon ich in meinem Brief geschrieben hatte. Ich würde ihn mit auf den Reiterhof nehmen und zusammen auf Prince Noir ausreiten. Ob er sich dann auch so an mich pressen würde, wie es Charles gerne tat und ich spüren konnte, dass er etwas Hartes in der Hose hatte?

Mehr noch aber sorgte ich mich, ob er mich überhaupt wiedererkennen oder gar mögen würde. Ich war ein Kleinkind damals und er nicht viel älter. Jetzt war er fast schon ein Mann für mich und ich bald 10. Lange stand ich vor unserem Badspiegel und betrachtete mich. Meine Haare fielen mir weit über die Schulter und waren von der Sonne fast so hell wie die von Heidi. Mir gefiel der seidige Glanz, den sie im Licht warfen und überlegte, ob Hugo auf lange Haare oder lieber Zöpfe stehen würde.

Ich entschied mich für einen Pferdeschwanz und zog mich nackt aus. Ich mochte meine Beine. Sie waren schlank, lang und gingen fließend in meinen Po über, der klein und fest war. Clara beneidete mich darum und meinte oft, er sähe aus wie ein Apfel. Ich fand, sie übertrieb. Meine Hüften waren etwas breiter geworden, doch meine Brust noch immer so flach wie mein Bauch. Die meisten Mädchen in meiner Klasse hatten wenigstens schon erhabene Nippel. Nicht so ich, auch war ich noch immer nackt zwischen den Beinen. Das ärgerte mich am meisten, hatte ich sogar bei Sarah neulich einen feinen roten Schimmer oberhalb ihrer Spalte gesehen.

Doch ich würde mich kaum vor Hugo ausziehen, also was ärgerte ich mich? Einzig Mathéo hatte neulich erzählt, auch schon mal mit einem Mädchen aus seiner Klasse Doktor gespielt zu haben und sie hätte ganz anders als ich unten rum ausgesehen. Auch hatte er ihre kleinen Brüste berühren dürfen, was ihn ungemein beeindruckt haben musste, so oft erwähnte er das. Sarah konnte nicht verstehen, wieso mich das wurmte. Sie fand Jungs neuerdings doof und mied deren Gesellschaft. Auch Mathéo schien sie nicht mehr zu interessieren. Stattdessen traf sie sich immer öfter mit den Mädchen aus unserer Ballettstunde oder verbrachte ihre Zeit bei mir.

Jeden Tag fragte ich meine Mutter, wann jetzt Hugo endlich käme und konnte vor Aufregung oft nicht einschlafen. Der arme Mr. Bee musste mir fast jede Nacht Gesellschaft leisten, weil ich etwas brauchte, an das ich mich kuscheln konnte. Seine Nase war schon ganz aufgerieben, ebenso die nackte Stelle unterhalb meines kleinen Venushügels, wie ihn Mutter einmal nannte. Wann uns Hugo besuchen kommen würde, verriet sie mir allerdings nicht. Fast schon glaubte ich, er käme nie, als ich einen Anruf belauschte, wo sich meine Mutter mit der von Hugo unterhielt und sie darüber sprachen, wer ihn vom Bahnhof abholen würde.

Ich war überglücklich und fuhr mit meinem Fahrrad so schnell ich konnte zu Sarah, um ihr von der Neuigkeit zu erzählen. Auch wollte ich sie fragen, ob sie mir ihr grünes Sommerkleid leihen könne. Das war mir zwar etwas zu kurz, aber die Jungen aus unserem Dorf mochten es, wenn sie meine Beine darunter sehen konnten. Sarah zuckte nur mit den Schultern und holte das Kleid.

30. Juni 1973

 

Es sollte aber fast noch einen Monat dauern, bevor mich Hugo besuchen kam. Wie sich herausstellte, hatte ihn Mutter zu meinem Geburtstag eingeladen und ich bekam kaum ein Wort über die Lippen, als er plötzlich vor mir stand, groß, breitschultrig und mit dem gleichen verwegenen Lächeln wie früher. Fast war es, es sei kein Tag seit unserer letzten Begegnung vergangen. Und doch waren wir älter geworden, größer und reifer. Er sah gut aus in seinen langen Hosen und dem an den Ärmeln aufgekrempelten Hemd. Er wirkte älter als die Jungen, mit denen ich sonst so unterwegs war und doch erkannte ich sofort den Jungen wieder, in den ich mich zum ersten Mal vor einer kleinen Ewigkeit verliebt hatte.

Meine Freunde saßen alle schon im Wohnzimmer und schnatterten wild durcheinander, als Hugo zusammen mit mir den Raum betrat. Mit einmal setzten die Gespräche aus und alle schauten, wen ich da Unbekanntes mitbrächte. Ich nahm Hugo bei der Hand und stellte ihm Marcelle und Sarah, deren Schwester Clara, Heidi, Mathéo, Leon, Babatte, Marie, Charles und Francis vor. Zwei Mädchen vom Reiterhof wollten noch kommen, verspäteten sich aber.

Einzig Seppi fehlte. Heidi richtete mir Glückwunsche aus, aber er läge mit einer Sommergrippe im Bett und ich wünschte, selbst krank zu sein. Nicht nur, weil ich dann bei ihm liegen könnte, ohne mich anzustecken, sondern weil ich so sehr gehofft hatte, ihn endlich näher kennenzulernen. Nun aber war Hugo da und mein Kummer verflogen. Er war sehr charmant, als er meiner kleinen Schwester einen Handkuss gab und ihre roten Haare bewunderte. Fast so schön wie die von Sarah ergänzte er, als ich ihm meine beste Freundin vorstellte und auch Heidi schien Gefallen an ihm zu finden. Kein Wunder, wenn sie sonst mit ihrem Bruder rummachte, der ihm ähnelte.

Clara hatte wieder Kontakt zu Bernard. Irgendwie kamen die zwei nicht voneinander los, doch heute wollte sie ihn nicht dabei haben, wie sie mir verriet. Vermutlich hatte sie Sorge, er könnte sich mehr für Heidi oder eines der anderen Mädchen interessieren, sagte aber nichts. Großmutter hatte gebacken und es gab französische Apfeltarte mit Schlagsahne, Tee und Kakao. Die Mädchen hatten Zupfkuchen und Obst mitgebracht und Francis kleine, runde Schokoküchlein, die man angeblich in Amerika essen würde. Ich war sicher, dass er sie selbst gebacken hatte, denn seine Eltern waren verreist und er wohnte zur Zeit bei seinem alleinstehenden Onkel.

Immer wieder musste ich heimlich zu Hugo hinüber linsen, seine schöne Silhouette bewundern, in seine grünen Augen schauen und mir wünschen, dass alle plötzlich gehen würden und wir endlich allein sein könnten. Er erwiderte manchmal meinen Blick, lächelte und setzte seine Unterhaltung fort. Fast schien es, als ob er alle schon ewig kennen würde, konnte aber nur wenig aus meinen Briefen über meine Freunde wissen. Sarah flüsterte mir zu, wie nett sie ihn fände und auch Heidi hatte nur Augen für Hugo. Ein bisschen ärgerte es mich, dass er auf ihre Schwärmerei einging, doch dann gewann die Gewissheit Oberhand, dass er meinetwegen hier war.

Der Nachmittag verging wie im Flug. Nach dem Kuchenessen rannten wir hinaus in den Garten, wo uns Hugo 2 bereits kläffend und Schwanz wedelnd erwartete und tobten ausgelassen zwischen den Bäumen umher, bis uns Maman zur Bescherung rief. Sie hatte die Geschenke meiner Freunde auf dem Wohnzimmertisch angerichtet, einen großen Blumenstrauß besorgt und eine Platte aufgelegt. Ganz aufgeregt öffnete ich die Schleifen und Verpackungen und freute mich über Bücher, Süßigkeiten, ein Tütü, neue Reitstiefel und ein gerahmtes Bild, das mich und Hugo noch vor dem Umzug als Kinder zeigte. In Liebe, Hugo stand auf der Rückseite.

13. September 1973

 

Hugo blieb fast eine Woche bei uns. Doch als er fuhr, ließ er mich ein zweites Mal mit gebrochenem Herzen zurück. Wir hatten nahtlos an unsere Freundschaft vor sechs Jahren angeknüpft, auch wenn uns mehr als ein halbes Leben von dieser Zeit trennte. Doch jede Stunde, die wir einander durch die Wiesen jagten oder uns im Weiher nass spritzten, wuchs meine Gewissheit: Diesen Jungen würde ich ewig lieben. Und doch verließ er mich und ich weinte tagelang. Weder Marcell, noch Sarah oder meine Mutter konnten mich beruhigen und endlich verstand ich Clara, wieso sie von Bernard nicht wegkam. Mir ging es genauso.

Die meiste Zeit verbrachten wir zu zweit bei uns im Heu oder auf meinem Zimmer, unterhielten uns oder lachten über Geschichten, an die wir uns beide kaum noch erinnerten. Einmal aber nahm ich ihn mit auf den Reiterhof, stellte ihm Prince Noir vor und ließ Hugo eine Runde an der Leine auf dem stolzen Tier reiten. Querfeldein, wie ich es sonst mit Charles tat, traute ich mich nicht. Ich wusste nicht, wie der Rappe auf eine fremde Person reagieren würde und Hugo hätte ihn nicht bändigen können, auch wenn ich fand, dass er sehr muskulös für einen Jungen seines Alters war.

Er wäre jetzt in einem Ringerteam an seiner Schule, erzählte er und auch, wie hart sie mehrmals die Woche trainierten. Leider gäbe es keine Mädchen, die sich für den Sport interessierten und als er mir ein paar seiner Techniken zeigte, ahnte ich wieso. Allerdings empfand ich auch eine unerwartete Freude, als er mich in seine starken Arme nahm und auf der Wiese zu Boden drückte. Nein, es war weniger eine Freude, als vielmehr ein vertrautes, aber um einiges intensiveres Kribbeln, wie ich es bislang nur von dem Kuss und unseren Doktorspielen mit Mathéo kannte.

Ich genoss Hugos Nähe, seinen feinen Schweißgeruch, als er sich auf mich legte und mir zeigte, wie man einen Gegner bewegungsunfähig machte. Ich hätte mich auch ohne die Kraft, mit der ich mich gefangen hielt, nicht bewegt und wagte kaum zu atmen, so aufregend fand ich es, sein Gesicht nur wenige Millimeter von meinem zu spüren, seinen Atem zu hören und an seinem Haar zu riechen. Ich schloss die Augen und legte meine Arme um seinen Hals, als ich seine Lippen auf meinen fühlte. Es durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag, doch ich zuckte nicht zurück, sondern drückte mich Hugo entgegen, erwiderte den Kuss und zog ihn fester an mich.

So lagen wir eine Weile zusammen, die Lippen aufeinander gepresst, die Augen geschlossen und hörten nur das Atmen des anderen. Ich hätte sicher noch ewig so liegen können, als sich plötzlich etwas in Hugos Hose bewegte, hart wurde und mir in den Bauch piekste. Ich musste lachen und Hugo sprang auf. Sein feines Gesicht hatte einen unbekannten Zug angenommen und seine Wangen waren gerötet. Er drehte sich weg und meinte, mal aufs Klo zu müssen. Ich schaute ihm nur wortlos nach und fühlte plötzlich die Leere ohne ihn in meinen Armen.

Wir ließen den Kuss unerwähnt, auch als ich ihm von Mathéo und unseren wissenschaftlichen Untersuchungen erzählte. Dass wir dabei beide nackt waren, ließ ich unerwähnt und Hugo fragte nicht nach. Fast wirkte er schüchtern, wenn Mädchen unseres Dorfes ihn anhimmelten oder ihm eine meiner Freundinnen schöne Augen machte. Ich war nicht eifersüchtig, wusste ich doch, dass er sich für keine andere als mich interessierte, bis er sagte, dass er zurück müsse. Da brach eine Welt für mich zusammen und ich wollte ihn begleiten, in der Stadt zur Schule gehen, nie mehr wieder von Hugo getrennt sein. Doch Maman strich mir nur über den Kopf und packte Hugo ein Lunchpaket für die Fahrt. Dann brachten wir ihn zum Zug und als er mich ein letztes Mal umarmte, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.

2. November 1973

 

Mr. Bee ist tot, naja nicht tot, sondern in den Müll geworfen. Maman meinte, er sei schon arg abgewetzt gewesen und ich langsam zu alt für Stofftiere. Ich war traurig darüber und vermisste ihn. Immerhin war er mein erster echter Liebhaber gewesen, ein Wort, das Großmutter gern verwendete. Auch war er mir näher gekommen, als es ein Mann in der Intensität je wieder tun würde. Tagelang sprach ich kein Wort mit meiner Mutter, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich an sein Fehlen und ich entdeckte anderes, mit dem ich mich heimlich verwöhnen konnte.

Daran war Sarah nicht unschuldig, war sie es doch, die mir die Sache mit dem Rougepinsel ihrer Mutter erzählte. Wir hatten bei ihr im Zimmer gespielt, als Clara herein kam und irgendetwas fragte. Mir fiel sofort auf, dass sie Lippenstift trug und auch Sarah kicherte beim Anblick ihrer geschminkten Schwester. Sie kümmerte sich nicht um uns giggelnde Mädchen, sondern verschwand wieder im Bad. Sarah folgte ihr und lugte durchs Schlüsselloch. Plötzlich fuhr sie prustend zurück, hielt sich die Hand vor den Mund und zog mich rasch zurück in ihr Zimmer. Keine Sekunde zu früh, riss Clara doch die Badtür auf, um zu sehen, was davor los war.

Sarah warf sich lachend auf ihr Bett und minutenlang konnte ich nichts anderes aus ihr herausbekommen außer weiteren Lachsalven. Endlich beruhigte sie sich und erzählte mir, dass sie seit Kurzem den Rougepinsel ihrer Mutter dafür benutzte, wofür bisher mein Mr. Bee herhalten musste. Die weichen Borsten sollten sich unglaublich anfühlen, schwärmte sie und auch der harte kurze Stil tat sein Übriges. Erschrocken fragte ich, ob sie sich den einführte, doch sie verneinte. Sie würde sich lediglich drauf legen und daran reiben.

Ich war neugierig und hätte gern mehr darüber erfahren, doch Sarahs Eltern riefen zum Essen und wir mussten das Gespräch unterbrechen. Am Tisch fielen mir sofort die gerougten Wangen von Clara auf und ich musste daran denken, wo der Pinsel sonst für Errötung sorgte. Kichernd sahen sich Sarah und ich an, aber auch ihr Bruder zog Clara wegen ihrer Maskerade auf. Ob sie als Clown in den Zirkus wolle, fragte er und auch, ob ihr neuer Freund auf Lippenstift stehe. Clara errötete so stark, dass sie sich den Rouge hätte sparen können und auch ihre Mutter wollte wissen, ob von ihren Schminksachen noch etwas übrig sei. Da sprang Clara auf und lief weinend auf ihr Zimmer. Wir anderen zuckten nur mit den Schultern und aßen weiter.

Am Nachmittag regnete es, weshalb wir uns wieder in Sarahs Zimmer verkrochen und ein neues Spiel ausprobierten, das ich zum Geburtstag bekommen hatte. Dabei musste man Fragen beantworten und wenn man keine Antwort wusste oder sagen wollte, etwas tun, was die Karte vorschrieb. Es war so ähnlich wie unser geliebtes „Wahrheit oder Pflicht“, nur dass die Fragen und Aufgaben vorgegeben waren.

Sarah musste einmal versuchen, auf den Händen zu laufen und ich überlegte, ob ich ihr von meinem Liebeskummer wegen Hugo erzählen oder lieber das Alphabet rückwärts aufsagen würde. Ich entschied mich für das Alphabet, war ich doch froh, nicht mehr jeden Tag an Hugo denken zu müssen. Wenigstens schrieben wir uns wieder. Doch zu zweit machte das Spiel keinen echten Spaß und wir überlegten, was wir sonst noch anstellen konnten, als mir der Rougepinsel wieder einfiel.

Sarah hatte den für sich entdeckt, als sie sich nach dem Duschen eingecremt und ein wenig mit den Schminksachen ihrer Mutter herumgespielt hatte. Mehr zufällig war sie sich mit den weichen Pinselborsten zwischen die Beine gefahren und hatte es genossen. So ging es mir wenige Minuten später auch, als ich mich nackt auf ihr Bett legte und Sarah mich mit dem Pinsel berührte.

10. Januar 1974

 

Am Neujahrsfest hatten wir unseren ersten großen Auftritt mit der Ballettgruppe. Er fand im Gemeindesaal statt und das halbe Dorf wurde erwartet. Meine Eltern waren mit Paul und meiner kleinen Schwester gekommen, auch von Sarah waren Bruder und Eltern da, um ihren beiden Töchtern beim Tanz zuzuschauen. Ich war fürchterlich aufgeregt, wusste ich doch von Heidi, dass Seppi kommen würde und auch Charles hatte sich angekündigt.

Die meisten Mädchen waren schon umgezogen und dehnten sich, als ich ankam. Clara übte Drehungen auf ihrer Fußspitze und Sarah wollte noch rasch auf die Toilette. Vermutlich war sie ähnlich aufgeregt. Die letzten Tage hatten wir jede freie Minute geübt und zusammen mit Sophie, unserer Ballettlehrerin, eine Choreographie einstudiert. Sarahs Bruder hatte uns gelegentlich bei den Hebeübungen geholfen und mich erneut mehrfach wie zufällig zwischen den Beinen berührt, aber ich kannte das bereits und vermied es, mir zu oft helfen zu lassen.

Als Marcelle noch kleiner war, hatte sie uns gern beim Tanzen begleitet, war fröhlich um uns herum gehüpft und hatte unsere Bewegungen nachgeahmt. Seit einiger Zeit aber hatte ihr Interesse an Tanz und Musik nachgelassen und sie zog es vor, mit den Tieren meines Großvaters zu spielen oder zusammen mit den Jungs ihres Alters auf Bäumen herum zu klettern. Auch mochte sie keine Röcke und war selbst zur heutigen Vorstellung in ihrer Latzhose gekommen. Das hatte anlässlich ihrer wenige Monate zurückliegenden Einschulung für ziemlichen Ärger gesorgt, als sich Marcelle weigerte, das übliche weiße Kleid anzuziehen. Maman hatte sich durchgesetzt, aber Marcell lachte auf keinem der Schulfotos.

Heute saß sie mit Paul auf dem Schoß in der dritten Reihe und ließ sich nicht anmerken, ob sie freiwillig oder auf Druck meiner Eltern mitgekommen war. Die Reihen der im Gemeindesaal aufgestellten Stühle füllten sich allmählich. Viele meiner Mitschülerinnen waren gekommen, ebenso ein paar der Jungs, vermutlich auch, um sich anschließend wieder über Fancis, den einzigen Jungen der Ballettgruppe, lustig zu machen. Aber Francis erwies sich als echtes Talent und würde heute den männlichen Solopart übernehmen, um damit neben Clara die meiste Zeit auf der Bühne zu sein.

Fancis Vater, der Bürgermeister, saß in der ersten Reihe, neben ihm Claras Mutter, die sich offensichtlich prächtig mit ihm verstand. Francis Mutter war bei seiner Geburt verstorben, aber sein Vater hatte nie wieder geheiratet und war damit der begehrteste Junggeselle unseres kleinen Ortes, wie meine Großmutter gern betonte. Claras Vater aber schien sich nicht am angeregten Gespräch seiner Frau mit dem Bürgermeister zu stören, sondern hielt den Daumen hoch, als er seine Töchter durch einen Spalt im Vorhang lugen sah.

Seppi war noch immer nicht gekommen, auch Heidi und deren Eltern fehlten. Ich war hin und hergerissen, ob ich mich freuen oder ärgern sollte, falls er nicht käme, würde doch meine Aufregung eher noch zunehmen, wenn ich ihn im Publikum wüsste. In den letzten Wochen hatten wir uns ein paar Mal auf dem Schulhof unterhalten. Heidi hatte mich ihm vorgestellt, als ich bei seiner Schwester zu Besuch war, um mit ihr französisch zu üben. Er hatte mich mit seinen grünen Augen durchdringend angesehen, bevor er mir seine Hand gab und ich mein Herz bis in die Schläfen schlagen hörte.

Die Vorstellung hatte bereits begonnen, als Seppi zusammen mit seiner Familie eintraf und in der letzten Reihe Platz nahm. Ich war gerade dabei, mich auf meinen Fußspitzen um die eigene Achse zu drehen. Als ich Seppi lächeln sah, hob ich meine Arme und fühlte mich schwerelos wie eine Feder im Wind.

30. März 1974

 

Seit gestern weiß ich, dass ich nie mit einem Jungen Liebe machen würde. Und Schuld sind meine Eltern. Ich hatte schlecht geschlafen und geträumt, es hätte in unserer Scheune gebrannt. Ich war aber in meinem Bett hochgeschreckt und konnte nicht sofort wieder einschlafen. Da beschloss ich, auf die Toilette zu gehen. Ohne das Licht anzuschalten, schlich ich mich barfuß aus meinem Zimmer und wollte gerade ins Bad, als ich ein merkwürdiges Geräusch hörte. Es schien vom Ende des Ganges zu kommen, wo meine Eltern schliefen.

Beunruhigt tastete ich mich die Wand entlang den unbekannten Lauten entgegen, die mit jedem Schritt deutlicher wurden. Es klang, als ob Marcelle und ich auf dem Bett unserer Eltern herumsprangen, doch wer sollte das mitten in der Nacht tun, zumal meine Eltern davon sicher geweckt worden wären?

Die Tür zum Schlafzimmer meiner Eltern stand einen Handbreit offen. Zu dem Quietschen und Knarren hatte sich ein neuer Laut gemischt, ein Brummen oder Stöhnen, weshalb ich besorgt dachte, meinen Eltern ginge es nicht gut. Vorsichtig näherte ich mich dem Türspalt und lugte hindurch, doch es war dunkel und ich konnte nur Schemen erkennen. Deshalb schob ich die Tür weiter auf und gewahrte eine monströse Gestalt inmitten des Bettes meiner Eltern. Dieses Wesen bewegte sich hektisch auf und ab und verursachte die von mir gehörten Geräusche.

Panisch suchte ich nach dem Lichtschalter, verfehlte ihn und erstarrte. Ein vorbeifahrendes Auto hatte für den Bruchteil einer Sekunde das Schlafzimmer erhellt und ich erkannte, dass kein Monster meine Eltern fraß, sondern mein Vater hinter meiner Mutter kniete, ihren Hintern in der Hand hielt und sich wild vor und zurück bewegte. Dabei grunzte er wie ein angestochenes Schwein und meine Mutter stöhnte, dass ich dachte, sie erleide hierdurch starke Schmerzen. Ich schrie auf und mein Vater drehte sich erschrocken zur Tür. Da erwischte ich den Lichtschalter und sah, dass meine Eltern nackt und verschwitzt waren.

Hektisch suchte mein Vater nach etwas, um sich und Maman zu bedecken, aber ich hatte seinen aufrecht stehenden Schwanz bereits gesehen und musste an den Hengst damals auf dem Reiterhof denken. So wie der damals auf der Stute lag, beugte sich mein Vater nun über Mutter, die breitbeinig vor ihm kniete und mir zurief, das Zimmer zu verlassen.

Völlig verstört ging ich zurück in mein Bett, zog mir die Decke über den Kopf und versuchte, die Bilder aus dem Kopf zu bekommen, vergeblich. Lange lag ich wach und überlegte, wobei ich meine Eltern überrascht hatte. Das konnte unmöglich das sein, was ich mir immer unter Liebe machen vorgestellt hatte, zu brutal, zu schmerzhaft hatte es ausgesehen und angehört. Maman Stöhnen hallte mir noch immer in den Ohren und auch die Laute, die Vater ausgestoßen hatten, machten mir Angst. Unmöglich wollte ich so etwas jemals selbst erleben und ähnliche Schmerzen erfahren, wie sie Mutter offensichtlich erlitten hatte.

Daran änderte auch nichts, dass sich mein Vater am nächsten Morgen zu mir ans Bett setzte und versuchte, mir das letzte Nacht Gesehene zu erklären. Er versicherte, Maman kein Leid zugefügt zu haben und behauptete sogar, dass es ein großes Vergnügen wäre, wenn Erwachsene so etwas in ihren Betten tun. Alle täten das, vor allem, wenn sie sich lieb hätten und anders wären meine Geschwister und ich nicht entstanden. Ich wollte das alles gar nicht hören. Unmöglich konnten es meine Eltern wie die Pferde damals auf der Koppel tun. Ich ekelte mich und beschloss, niemals ähnliches mit einem Jungen anzustellen, mochte ich auch noch so verliebt sein.

1. Mai 1974

 

Es hatte mehrere Wochen gebraucht, bis ich mich überwinden konnte, Sarah von dem Erlebnis im Schlafzimmer meiner Eltern zu erzählen. Zu peinlich und verstörend war das Gesehene für mich, zu unangenehm, um selbst mit meiner besten Freundin darüber zu reden. Doch als Heidi wieder einmal damit anfing, dass sie es kaum erwarten können, es mit einem Jungen zu tun, ahnte ich zum ersten Mal, was sie mit diesem Tun meinen könne und zweifelte, dass sie wusste, wovon sie sprach.

Auch Sarah konnte sich nicht vorstellen, dass irgendeine unserer Freundinnen so etwas mit einem Jungen tun würde, auch Heidi nicht. Sie hatte mir gespannt zugehört, doch als ich ihr von der Ursache für diese gruseligen Geräusche mitten in der Nacht erzählte und wie ich meine Eltern nackt in ihrem Bett überrascht hatte, wischte Entsetzen die Neugier von ihrem Gesicht. Natürlich wussten wir, wie Kinder entstanden und was die Erwachsenen dafür miteinander taten, doch es mit eigenen Augen zu sehen und zu erleben, welche Qualen offenbar damit verbunden waren, war etwas ganz anderes.

Jede romantische Vorstellung, die wir zusammen mit Emma und Clément mit dem Begriff des Liebemachens verbunden hatten, dem Vater-Mutter-Kind-Spiel unserer Kindheit, war zerstört und durch Bilder ersetzt worden, die weniger an Zärtlichkeit, denn Gewalt erinnerten. Lange überlegten Sarah und ich, ob wir es auch den anderen, also Clara, Leon oder Mathéo erzählen sollten, entschieden uns aber schließlich dagegen, aus Angst, dass meine Eltern über Umwege davon erfahren könnten.

Leon allerdings hatte neulich damit geprahlt, sein Ding in das Loch eines Mädchen gesteckt zu haben, so wie die Großen, wie er auf Heidis Nachfrage bestätigte. Doch keiner glaubte ihm, da er weder eine Freundin hatte, noch besonders geschickt im Umgang mit Mädchen war. Auch konnten wir uns keine im Dorf vorstellen, die ausgerechnet etwas mit dem leicht zurückgebliebenen Metzgersohn anfangen würde. Doch so ganz sicher waren wir uns nicht, immerhin war Leon mit seinen vierzehn Jahren groß und kräftig und sah nicht schlecht aus.

Heidi zumindest schien ihn mit ganz anderen Augen zu betrachten und versuchte, ihm weitere Details zu entlocken, doch Leon grinste nur und meinte, sie wäre noch viel zu jung dafür. Das brachte Heidi ziemlich in Rage und spornte ihren Ehrgeiz eher noch an. Mehr und mehr sah man sie im Kreise der älteren Jungs auf unserem Schulhof und erste Gerüchte machten die Runde, dass sie einen Freund habe, der bereits Bartwuchs hätte. Wir aber glaubten, dass sie sich nur wichtig machen wollte, ähnlich wie mit der Geschichte, dass sie es mit Seppi, ihrem Bruder, tun würde. Mit Seppi hätte ich es auch gern getan, ohne genau zu wissen, was damit eigentlich gemeint war. Doch seit dem Erlebnis kam selbst er nicht mehr in meinen Fantasien vor, wenn ich mich allabendlich berührte und in den Schlaf streichelte.

Neulich erst hatte ich mich dabei mit der Hand erkundet und festgestellt, dass ich noch nicht einmal einen Finger in das kleine Löchlein zwischen meinen Beinen bekam, ohne dass es schmerzte. Wie nur hätte da so ein hartes Ding, wie ich es von Mathéo kannte, hineinpassen sollen, von einem ausgewachsenen Glied, wie ich es bei meinem Vater gesehenen hatte, ganz zu schweigen. Auch erinnerte ich mich an das Spiel mit Sarah, bei dem sie mich mit dem Rougepinsel berührt hatte, dessen kurzer, glatter Griff ebenfalls zu dick für ein Eindringen gewesen war. Zu meinem Erstaunen allerdings hatte ich mich da unten verändert. Der Punkt, der mir so viel Freude bereitete, war unter ein kleines Häubchen gewandert und meine Schamlippen fühlten sich weicher und voller an. Nur erste Haare ließen auf sich warten.

10. Juli 1974

 

Marcelle lag im Krankenhaus und das ausgerechnet kurz vor den großen Ferien. Sie war von ihrem Pferd gefallen und hatte sich den Arm gebrochen. Jetzt kümmerte ich mich um das Tier, versorgte es im Stall und ritt es gelegentlich aus. Die übrige Zeit besuchten wir entweder Marcelle im Krankenhaus, brachten ihr Bücher und Süßigkeiten, Eis und Limonade mit oder ließen uns durch die viele freie Zeit treiben. Zum Glück musste meine Schwester nur wenige Tage wegen der nötigen Operation im Krankenhaus bleiben, dann kam sie heim und ließ sich von vorn bis hinten bedienen.

Sarah war mit ihren Eltern und Geschwistern verreist, ich glaube in die Normandie. Eigentlich sollte ich mitfahren, doch meine Großeltern konnten sich nicht um Paul und die gehandicapte Marcelle kümmern, während sie dem Hof bewirtschafteten und meine Eltern arbeiten mussten. Also blieb ich daheim und machte mich als große Schwester nützlich.

Manchmal leisteten mir Mathéo und Leon Gesellschaft, doch die meiste Zeit scheuchte mich Marcelle durch die Gegend, der es ziemlich auf die Laune geschlagen hatte, nur Dinge unternehmen zu können, wozu sie ihren rechten Arm nicht gebrauchen musste. Doch ich hatte nicht viel vor und freute mich, mal etwas Zeit mit ihr zu verbringen. Sie war ein ziemlicher Einzelgänger und hatte, im Gegensatz zu mir, kaum enge Freundinnen. Ein paar der Jungs aus ihrer Klasse kamen zu Besuch, bemalten ihren Gips und hingen mit uns auf der Terrasse ab oder ärgerten die herum laufenden Hühner.

Einer kam besonders gern. Ein kleiner, ebenfalls rothaariger Junge, den alle nur Knopf nannten. Seinen richtigen Namen weiß ich gar nicht, doch Knopf löste mich allmählich als Ersatzmutter meiner Schwester ab und ging, solange sie den Arm in der Schlinge trug, bei uns fast aus und ein. Marcelle zuckte nur mit den Schultern, als ich sie fragte, ob das ihr Freund wäre und ihr zuzwinkerte.

Paul hingen hing, seit meine Mutter wieder arbeiten ging, die meiste Zeit an mir und folgte mir auf Schritt und Tritt. Wenn sich meine Großmutter wegen der Tiere und der Hausarbeit nicht um ihn kümmern konnte, half ich aus und spielte mit ihm. Einen Nachmittag über platschte ich mir ihm in seinem aufblasbaren Kinderpool, bis ich so nass war, dass ich mich umziehen musste. Anschließend huschte ich noch schnell ins Bad, als Paul bereits ungeduldig mit seiner Kinderstimme nach mir krähte. Meine Blase drückte und erleichtert nahm ich Platz, sah dem goldgelben Strahl dabei zu, wie er in das Klobecken traf, und überlegte, ob wir noch Eis im Kühlschrank hatten.

Gerade als ich meinen Slip wieder hochgezogen hatte und mich nach meinen Jeans bückte, kam Paul ins Bad gewatschelt. Er kümmerte sich nicht um mich, sondern stellte sich vor die geschlossene Kloschüssel, auf der ich gerade noch gesessen hatte, zog seine Strumpfhose runter und pinkelte in einem munteren Bogen mitten auf den Klodeckel. Ich musste so lachen, dass er sich erschrocken umdrehte und mit seinem Strahl den ganzen Badboden einnässte.

Paul hatte vor kurzem gelernt, selbst aufs Klo zu gehen und bewies uns gern, wie gut er das mittlerweile konnte. Oft sogar dort, wo er gerade stand und ein kleines Bedürfnis verspürte. Dann genierte er sich nicht, splitterfasernackt nach seinem winzigen Piephahn zu greifen und stolz auf den Teppich, an den Küchenschrank oder den Reifen von Papas Wagen zu pinkeln. Doch er durfte dann nicht geschimpft werden, um in einem nächsten Schritt zu lernen, dass er seine Geschäfte nur auf dem Klo verrichten durfte. Schritt drei würde also sein, ihm beizubringen, vorher den Toilettendeckel hoch zu klappen. Doch erst einmal durfte ich das Bad putzen.

9. September 1974

 

Das fünfte Schuljahr hatte begonnen und ich war nun auf dem College. Damit gehörte ich wieder zu den Kleinen und fühlte mich wie an meinem ersten Schultag. Die Mädchen der oberen Jahrgangsstufen waren schon richtige Frauen und auch in unserer Klasse hatten sich manche meiner Mitschülerinnen über die Sommerferien verändert. Viele überragten die Jungs um fast einen Kopf, hatten erste, kleine Brüste bekommen und kleideten sich so, dass man die auch sah.

Heidi trug einen Rock, bei dem man ihren Slip sehen konnte, ohne sich bücken zu müssen und dazu ein Top, das eher einen Streifen über ihren erhobenen Brustspitzen als einem Kleidungsstück ähnelte. Doch keiner der Lehrer sagte etwas, einzig die Jungs der Klassen über uns starrten ihr hinterher. Ich hingegen hatte trotz der hohen Spätsommertemperaturen auf mein Sommerkleid verzichtet und trug Jeans zu einer Bluse, bei der man glücklicherweise nicht so genau erkennen konnte, dass ich noch immer flach wie meine kleine Schwester war.

Sarah war aus der Normandie zurück, ihr Haar leuchtete in allen Rot- und Orangetönen und ihr Gesicht war über und über mit Sommerspossen bemalt. Ihre Haut hatte den Schimmer von heißer Schokolade mit ganz viel Milch und sie hatte ihren ersten Kuss bekommen. Ein Junge, der ebenfalls mit seinen Eltern in Sarahs Hotel Urlaub gemacht hatte, war schuld daran. Sarah war sich nicht sicher, ob es ihr gefallen hatte, doch auch ein bisschen stolz. Immerhin hatte sich kein Junge für Clara interessiert, die nur meinte, dass er das volle Kind gewesen sei. Sarah lächelte nur.

Ich war glücklich, sie wieder zu haben und auch im neuen Schuljahr neben ihr zu sitzen. Nur waren wir in die letzte Bank verzogen, um von den kindischen Papierkügelchenattacken unserer Jungs verschont zu bleiben. Mochten die sich in den Pausen raufen oder wild schreiend auf dem Schulhof Fußball mit einer Coladose spielen, wir Mädchen hatten besseres zu tun und das stand unweit der Raucherecke, wo die Schüler der Abschlussklassen ihr Refugium hatten.

Sarah fand Claudé süß und mir oblag es, seinen Freund Pierre für mich zu interessieren, damit wir zu vier ins Kino gehen könnten, wie sich Sarah erträumte. Beide Jungen gingen in die 6. Klasse und waren schon mächtig erwachsen. Gegen Kino aber hatten sie nichts und so trafen wir uns an einem Samstagnachmittag im vor einem Jahr eröffneten Cinema, unweit der Stadtbücherei.

Der Film hatte noch gar nicht ganz begonnen, da knutschten Sarah und Claudé neben uns und Pierre legte linkisch seinen Arm um meine Schultern, nach dem er sich zuvor möglichst auffällig gähnend gestreckt hatte. Mir war es egal, doch küssen wollte ich ihn nicht. Das aber hatte er auch gar nicht vor, sondern legte wie zufällig seine Hand auf mein Bein, fuhr damit vom Knie an aufwärts bis zur Kante meines neuen Minirocks, hob diesen an und fuhr mit seinen Fingern meinen Slip hinab.

Ich saß wie versteinert und rührte mich nicht, was Pierre fälschlicherweise als Ermunterung verstand, weiter zu machen, mit seinen Fingern den Rand meines Höschens abzusuchen, ihn anzuheben und ohne lange zu zögern darunter zu fahren. Jetzt lag seine Hand direkt auf meiner Spalte, während zwei seiner Finger versuchten, meine Schamlippen zu öffnen. Da löste sich die Starre in mir, meine Hand fuhr hoch und während ich ihn anschrie, mich loszulassen, klatsche meine flache Hand auf seine Wange. Das ganze Kino sah her und einige lachten. Mir aber schoss für Wut und Scham das Blut ins Gesicht und ohne mich von Sarah zu verabschieden, rannte ich aus dem Kino. Keine zwei Sekunden und sie kam hinterher. Als sie hörte, was Pierre gemacht hatte, nahm sie mich in den Arm und wir trafen uns nie wieder mit den beiden.

6. Dezember 1974

 

Zu Nikolaus hatten wir in unserer Familie die Tradition einen langen Waldspaziergang zu machen und den Christbaum für Weihnachten auszusuchen. Den würden wir mit einer roten Schleife markieren, damit ihn Vater am Vorabend der Bescherung schlagen und holen konnte. Es war in diesem Jahr ungewöhnlich mild für Dezember, dennoch bestand meine Mutter darauf, dass wir Kinder uns dicke Schals umbanden und neben einer Wollmütze auch Handschuhe zu unseren Winterjacken trugen. Ich schwitzte bereits, als wir den Wald noch nicht einmal erreicht hatten.

Paul saß fröhlich auf Vaters Schultern, der für ihn wie ein ausgelassenes Pferd über die Wege sprang und meinen kleinen Bruder ordentlich durchschüttelte. Paul kreischte vor Begeisterung und auch ich fühlte mich erleichtert, als wir eine Lichtung inmitten des sonst dunklen und menschenleeren Waldes erreichten. Dort rasteten wir und Maman packte die mitgebrachten Picknicksachen aus. Es gab kleine Fleischbällchen, Baguette und Äpfel. Dazu für die Kinder Limonade, während sich meine Eltern ein Glas Wein aus Pappbechern gönnten.

Der in diesem Jahr erwählte Baum war ziemlich breit, lief aber symmetrisch an der Spitze aus, roch fantastisch nach Harz und war über und über mit dunkelgrünen Nadel bedeckt. Marcelle durfte die Schleife anbringen und Paul tobte durch die dicht stehenden Bäume, weshalb Maman keine ruhige Minute hatte. Ich hingegen dachte an Seppi und ob sie in Deutschland auch solche Traditionen hatten. Heidi erzählte manchmal von der Zeit, bevor sie nach Frankreich gezogen waren, doch ob auch sie Weihnachten feierten, wusste ich nicht.

Auf dem Heimweg kam Sturm auf und Regentropfen fielen. Erst ein paar, dann wurde es stärker und am Ende kamen wir fünf völlig durchweicht zuhause an. Maman ließ uns Mädchen ein heißes Bad ein, während Paul in seiner Kinderwanne gebadet wurde. Das heiße Wasser tat gut und so tauchten Marcelle und ich uns gegenseitig in den Schaumbergen unter, bis Maman uns ermahnte, keine solche Überschwemmung anzurichten.

Als ich später die Wanne verließ, um mich abzutrocknen, wies Marcelle plötzlich auf meinen Bauch, doch als ich verwundert an mir herabsah, wusste ich, was sie gemeint hatte. Wenige, vom Wasser dunkel gefärbte Härchen zeigten sich oberhalb meiner Spalte und entlang meiner Schamlippen. Ich hatte die noch gar nicht bemerkt, vermutlich weil sie nach dem Trockenreiben so hell waren, dass man sie kaum sah. Stolz betrachtete ich mich, hatte ich doch schon so lange darauf gewartet, dass endlich auch mir Haare da unten wachsen würden.

Dann half ich meiner Schwester aus der Wanne, wickelte sie in ein großen Handtuch und rubbelte sie trocken. Sie hätte auch gern schon Haare, meinte Marcelle und sah betrübt an sich herab, doch ich lachte und meinte, sie sei noch viel zu jung dafür. Dann zogen wir uns unsere Kuschelsachen über, würde wir doch heute nicht mehr vor die Tür gehen.

Zurück im wohlig warmen Wohnzimmer verzog ich mich neben den Kamin, nahm mir ein Buch und überlegte, ob ich Sarah von der Neuigkeit erzählen sollte. Sie hatte schon früh einen feinen, rötlichen Schimmer zwischen ihren Beinen bekommen, echte Haare aber ließen bislang auf sich warten, was sie ärgerte. Also beschloss ich, erst mal nichts von meinen ersten Schamhaaren zu erzählen, um sie nicht neidisch zu machen. Paul kam zusammen mit Maman noch, um jedem ein Gutenacht-Küsschen zu geben, dann trug sie ihn in sein Kinderbettchen und ich begann zu lesen.

3. Februar 1975

 

Jedes Jahr veranstalteten die einzelnen Klassen Ausflüge, meistens über mehrere Tage, um vor Ort etwas über Land und Leute zu lernen, wie unser Lehrer für Heimatkunde betonte. In diesem Jahr fuhren wir nach Grasse, wo wir zum einen etwas über die Parfümherstellung erfahren sollten, zum anderen Schnee lag und wir einen Skikurs machen konnten. Ich hatte mir die Ski meiner Mutter geliehen, die nur noch wenige Zentimeter größer als ich war. Auch Sarah war gewachsen, konnte aber die Ski ihrer Schwester nehmen, die diesmal mit ihrer Klasse nach Paris gefahren war.

Mein Vater brachte Sarah und mich zum Bahnhof, wo bereits der Großteil meiner Klasse zusammen mit ihren Eltern wartete. Wir würden jedoch nicht mit dem Zug, sondern dem Bus nach Grasse fahren, der aber ebenfalls vom Bahnhof aus abfuhr. Francis fehlte, er hatte sich die Mandel herausnehmen lassen müssen und war noch krankgeschrieben. Dafür begleiteten uns ein paar Schüler der 6. Klasse, die an ihrem eigenen Ausflug im letzten Herbst nicht teilnehmen konnten.

Heidi nahm, kaum, dass wir den Bus betreten hatten, neben einem der älteren Jungs Platz und teilte mit ihm ihren Reiseproviant. Sie kannten sich offensichtlich und ich fragte mich, ob der wusste, dass sie eigentlich mit Pascal, einem Jungen aus der Parallelklasse, ging. Aber das schien die beiden nicht zu stören, Heidi lachte über jedes Wort, das der mir unbekannte Junge zu ihr sagte und fuhr sich in einem fort durch ihre langen, blonden Haare.

Die Jugendherberge, in der wir nach einigen Stunden Fahrt schließlich ankamen, war in zwei Trakte, einen für Mädchen, der andere für die Jungs aufgeteilt. In den Zimmern standen Doppelstockbetten. Ich bezog zusammen mit Sarah, Heidi, Marie und Babette ein Zimmer. Eines der sechs Betten blieb leer. Dort lagerten wir unsere Sachen, für die die schmalen Metallspinde zu klein waren. Heidi wollte gleich nachschauen, wie die Jungs untergebracht waren, doch keine von uns anderen wollte mit.

Das Parfümmuseum in Grasse war ganz nett, doch viel gemerkt habe ich mir von da nicht, hatten wir uns doch mit ein paar Jungs verabredet und hingen in der Museumscafeteria ab, während die Streber der Klasse an der Führung teilnahmen. Heidi hatte ihren Sitznachbarn vom Bus dabei und dessen Freunde versuchten sich gegenseitig darin zu überbieten, für uns andere Mädchen interessant zu wirken. Vergeblich, auch wenn einer von ihnen kein solch Aufschneider zu sein schien und ständig zu mir rüber sah, sich aber nicht traute, mich anzusprechen.

Das holte ich anlässlich des Skikurses nach, wo wir in der Anfängergruppe wieder aufeinander trafen. Er konnte allerdings gut Skifahren und wir ich später erfuhr, hatte er sich nur deshalb für den Anfängerkurs angemeldet, um mich zu treffen. Ich fand das süß und ließ mir von ihm ein paar Tricks auf den Ski beibringen. Er hieß Raffael und war dreizehn, hatte lange, ungezähmte Locken und blaugrüne Augen, die mir sehr gefielen.

Am letzten Abend legte ein Discjockey in einem nahe gelegenen Jugendzentrum auf und die meisten von uns wollten dorthin gehen. Zuvor hatten wir Mädchen um den einzigen Wandspiegel in unserem Zimmer gerungen, bis wir darauf kamen, uns gegenseitig die Haare zu machen und zu schminken. Heidi hatte eine ganze Kollektion an Rouge, Mascara, Lippenstift und Nagellack dabei, die wir anderen Mädchen gerne ausprobierten. Ich schminkte mich normalerweise noch nicht, wollte aber den Mädchen in Raffaels Klasse nicht nachstehen und wählte dezente Pastelltöne. Raffael schien es zu gefallen, traute er sich doch an dem Abend mit mir langsam zu tanzen.

1. April 1975

 

Raffael und ich gingen fast einen Monat miteinander. Naja, es war das erste Mal, dass ich offiziell einen Freund hatte, auch wenn wir uns in dem Monat gar nicht so oft sahen, wie ich es mir gewünscht hätte. Auf der Heimfahrt von unserem Klassenausflug saßen Raffael und ich zusammen mit Heidi und ihrem neuen Freund auf der letzten Bank des Buses und hielten Händchen. Heidi und ihr Typ knutschten, doch ich traute mich noch nicht, auf Raffaels Versuche, es ihnen gleich zu tun, einzugehen.

Zurück in der Schule hoffte ich, ihm möglichst oft in den Pausen über den Weg zu laufen, doch die meiste Zeit stand er bei seinen Kumpels oder trieb sich bei den älteren Klassenstufen im Rauchereck herum. Es war ihm offensichtlich peinlich, bei denen mit mir, einem gerade einmal 11jährigen Mädchen gesehen zu werden.

Dafür sahen wir uns öfters am Nachmittag, wo wir im Wald Rad fuhren, im Jugendclub mit seinen Freunden abhingen oder ins Kino gingen. Hier ließ ich mich von Raffael auch küssen, wehrte jedoch alle Versuche ab, einen Schritt weiter zu gehen. Irgendetwas fehlte, um ihm wirklich vertrauen zu können, weshalb ich mich genierte, mich von ihm anfassen zu lassen beziehungsweise ihn an der deutlich sichtbaren Beule in seiner Hose zu berühren.

Sarah mochte Raffael nicht besonders, vielleicht war sie eifersüchtig auf mich, oder aber sie glaubte den Geschichten, die unter den Mädchen meiner Klasse über ihn und seine Clique herumgetratscht wurden. Angeblich gingen die jedem Mädchen, das nicht nein sagen würde, an die Wäsche und gäben ihr, kaum, dass sie miteinander geschlafen hätten, den Laufpass. Ich konnte und wollte das nicht glauben, hätte aber auch nie zugestimmt, mit Raffael mehr als nur zu knutschen.

Einmal fragte ich Heidi, ob an den Gerüchten etwas dran sei und sie meinte nur, dass die Jungs sicher nichts dagegen hätten, wenn wir Mädchen sie an unser Höschen ließen, aber auch sie würde das ablehnen, ohne deshalb mit ihrem Freund Streit zu haben. Allerdings hielten die Freundschaften zwischen Heidi und den diversen Jungs unseres Ortes auch selten länger als ein paar Wochen. Mir war das egal, solange Raffael akzeptierte, dass ich noch Zeit brauchte.

Meine Mutter sah es gar nicht gern, dass ich einen Freund hatte und auch Marcelle fand es eklig, wenn sie mich und Raffael beim Knutschen erwischte. Deshalb trafen wir uns immer seltener bei mir und wichen ins Jugendzentrum oder zu ihm nach Hause aus. Er wohnte zusammen mit seiner Mutter und Großmutter in einem kleinen Haus am Ortsrand, sein Vater war verschollen. Meine Eltern meinten, der sei nach der Geburt von Raffael abgehauen, doch seine Mutter erzählte, wie er von einer Forschungsreise als Geologe aus Südamerika nicht mehr heimgekehrt sei.

Raffael hatte keine Geschwister und wurde den ganzen Tag von den beiden Frauen daheim umschwirrt, so dass wir fast keine freie Minute für uns hatten. Sie waren zwar zu mir sehr nett, wollten aber offensichtlich nicht, dass ihr Junge allein mit mir auf dem Zimmer war, weshalb aller paar Minuten seine Mutter oder Großmutter nachschauen kamen, ob wir irgendetwas benötigten, Durst hätten oder ins Wohnzimmer kommen wollen, wo gerade etwas Spannendes im Fernsehen liefe oder es Kuchen gab.

Irgendwann sahen wir uns immer seltener und ich begann mich wieder mehr mit Sarah, Mathéo oder Charles zu treffen, ritt wieder regelmäßig oder verbrachte Zeit mit Marie und Babette in deren Baumhaus. Ich vermisste Raffael kaum noch und als er irgendwann meinte, wir könnten ja Freunde bleiben, nickte ich nur und dachte bei mir, dass ich nicht einmal mehr das bräuchte.

8. Mai 1975

 

Neulich hat Mathéo eine Geschichte erzählt, die ich nicht glauben konnte, so eklig war die. Er saß zusammen mit mir und Marie in deren Baumhaus und wir spielten ein amerikanisches Kartenspiel, das Uno hieß. Es war einfach und dennoch verlor ich fast jedes Spiel. Plötzlich sahen wir Maries großen Bruder Raoul in sein Zimmer kommen und die Vorhänge zuziehen. Marie und ich wussten, was er jetzt tat und kicherten. Mathéo wollte wissen, was so lustig sei und Marie erzählte ihm flüsternd, wie sie und ihre Zwillingsschwester Raoul dabei beobachtet hatten, wie er sich da unten angefasst hatte. Doch Mathéo zuckte nur mit den Schultern.

Das machen doch alle, erklärte er zu unserer Überraschung und berichtete von einem Spiel der Jungs aus der 6. und 7. Klasse. Die trafen sich manchmal in einer von einer Mauer abgeschirmten Ecke hinter unserer Turnhalle und stellten sich zu fünf um einen dort aufgebauten Ziegelstapel, auf den sie einen Keks oder ein Stückt Baguette legten. Anschließend zogen sich alle Fünf die Hose runter und nahmen ihren Schwanz in die Hand, den sie so lange rieben, bis er hart abstand und dann begann der Wettbewerb. Sieger war der Junge, der als erster auf den Keks abspritzt.

Weder Marie noch ich wussten, was damit gemeint war, dachten aber beide an diese komische Flüssigkeit, die Marie damals bei Raoul aus seinem Schwanz hatte kommen sehen. Mathéo nickte und meinte, dass sei Samen, den man durch Reibung an seinem Teil hervorholt und von dem Frauen schwanger würden. Da erinnerte ich mich an den Vortrag meines Vater damals in der Wanne mit Marcelle. Auch er hatte einen solchen Samen erwähnt, doch ich wusste noch nicht, was er meinte.

Das Spiel der Jungs ist dann aus, fuhr Mathéo fort, wenn alle bis auf einen abgespritzt haben. Der, dessen Samen noch nicht kam, muss dann als Strafe den von den übrigen Jungs vollgespritzten Keks essen. Mir und Marie drehte es fast den Magen um.

Nach einer Weile aber fragte sie mit hochrotem Kopf Mathéo, ob er das auch schon mal probiert hätte und er schüttelte den Kopf. Niedergeschlagen gestand er uns, dass bei ihm noch nichts rauskäme und er deshalb nicht mitmachen dürfte. Ich hingegen konnte mir nicht vorstellen, dass irgendwer da überhaupt mitmachen wollte. Allerdings hatten Mathéo und ich bei unseren früheren Doktorspielen noch nie probiert, was passiert, wenn ich seinen Schwanz so reiben würde, wie er es beschrieben hatte. Neugierig geworden schlug ich vor, dass er uns mal zeigen sollte, wie das geht und als sich Marie von dem Schock erholt hatte, erklärte ich ihr, dass sich Mathéo gern zeigt und sie es nur keinem verraten darf. Sie nickte.

Da holte Mathéo seinen kleinen Schwanz aus dem Hosenstall hervor, der Sekunden später wie üblich abstand und leicht wippte, wenn ich dessen Spitze herunter drückte und wieder losließ. Marie schaute mir halb fasziniert, halb irritiert dabei zu und wollte schließlich auch mal Mathéos Teil anfassen. Der zuckte abermals nur mit den Schultern und drehte sich zu ihr. Nach einer Weile wechselten sich Marie und ich dabei ab, Mathéos Schwanz zu reiben und die dünne Haut über seiner samtigen Spitze hoch- und runterzuziehen. Er saß an die Wand des Baumes gelehnt und hatte die Augen geschlossen, als sein Ding plötzlich zu zucken begann und noch härter wurde.

Augenblicke später bildete sich an dem kleinen Spalt oberhalb seiner Schwanzspitze ein durchsichtiger Tropfen, den ich wegwischte. Mathéo aber meinte, dass das schon Samen sei, nur eben zu wenig, um bei dem Spiel mit den älteren Jungs mitmachen zu können. Da fiel mir wieder das Erlebnis mit den Pferden auf dem Reiterhof ein und welche Mengen dieser milchigen Flüssigkeit aus der Stute geflossen waren. Ob das auch Samen war? Ich musste unbedingt Charles danach fragen.

30. Juni 1975

 

Ich war jetzt 12 Jahre alt und nicht nur die ersten Schamhaare ließen mich spüren, dass ich endlich erwachsen wurde, auch meine Brust hatte zu wachsen begonnen, wie Sara und ich beim Anprobieren eines neuen Bikinis für diesen Sommer feststellen. Wir standen kichernd in einer der Umkleidekabinen im neuen, großen Kaufhaus der Stadt, wohin uns meine Mutter mitgenommen hatte. Sie musste neue Kindersachen für Paul kaufen und auch Marcelle war im letzten Jahr sichtbar gewachsen, hatte sich aber geweigert, uns zu begleiten. Maman würde ihr irgendetwas kaufen müssen, was sie dann möglichst selten tragen oder ziemlich rasch mit Löchern und Rissen übersäen würde, nur um nicht wie ein kleines Mädchen herum laufen zu müssen.

Sarah und ich aber hatten jede Menge Bikinis und Badehöschen, Unterwäsche und Sommerkleidchen in die geräumige Kabine geschleppt und spielten vor deren großem Innenspiegel Modeschau. Dabei hatten wir uns bis auf den Slip ausgezogen und bewundernd stellte Sarah fest, dass ich schon richtig kleine Hügel hatte, wo ihre Brustwarzen sich lediglich wie Linsen erhoben. Stolz sah ich an mir herab und betrachtete die dunklen Nippel, die ein hellbrauner Hof umgab. Der krönte eine kleine feste Halbkugel, die noch viel kleiner als bei Heidi oder Clara war, aber groß genug, damit man sie unter dem Shirt sehen konnte, auch die Jungs.

Schau mal, sagte ich zu Sarah und zog meinen Slip ein kleines Stück herunter, gerade so weit, dass sie meinen blonden Flaum auf dem Schambein sehen konnte. Interessiert begutachtete sie die sich bereits leicht kräuselnden Haare und zeigte mir schließlich, dass auch bei ihr aus dem ehemals roten Schimmer ein fuchsfarbenes Polster geworden war. Dass ihre Brust noch aufholen würde, schien nur noch eine Frage der Zeit.

Blutest du schon, fragte sie plötzlich und ich errötete. Nicht, weil mir die Frage peinlich war, nein, manches der Mädchen unserer Klasse hatte ihre Regel schon, sondern weil ich jeden Tag nachsah, ob es auch bei mir endlich soweit wäre, und ich mich ertappt fühlte. Aber auch Sarah hatte ihre Tage noch nicht und war froh darüber, wusste sie doch, welches Ungemach ihre Schwerster allmonatlich ereilte, wenn sie ihre Regel bekam und dann für gewöhnlich ziemlich schlechte Laune hatte. Sie könne gern darauf verzichten, meinte Sarah noch, während ich neugierig war, was sich bei mir damit verändern würde.

Die Jungs unserer Klasse aber schienen sich kein bisschen verändert zu haben. Wie alberne, kleine Kinder tobten sie durch die Gänge des Klassenzimmers, zogen die Mädchen an den Haaren oder warfen sich deren Federmäppchen zu, nur um auf sich aufmerksam zu machen. Wie peinlich und unreif kamen mir meine Mitschüler vor. Ganz anders die Jungs der höheren Klassen, allen voran noch immer Heidis Bruder Seppi, dem ich in letzter Zeit immer öfter über den Weg lief. Zuletzt an unserem Lieblingsplatz am Weiher, wo er sich zusammen mit seiner Clique breit gemacht hatte und verwundert schien, als Sarah und ich unsere Decke ausbreiteten und uns daneben legten.

Sarah trug einen grünen Bikini, wohingegen meiner leuchtend gelb war und sich wunderbar von meiner karamell gebräunten Haut abhob. Gegenseitig rieben wir uns mit Sonnenmilch ein, was, wie ich zufrieden feststellte, Seppis Freunde aufmerksam beobachteten. Nur er schien uninteressiert, was mir einen leichten Stich versetzte, wusste ich doch, dass er sich für Mädchen interessierte, wenn er sogar mit seiner Schwester Doktor gespielt hatte, etwas, was wir so nicht mehr nannten, sondern Petting. Ein Wort, dass uns Heidi beigebracht hatte, die es aus Amerika kannte.

30. August 1975

 

Die Sommerferien waren fast zu Ende, nur noch ein Tag trennte mich von den schönsten Wochen meines Lebens und dem ersten Mal, dass ich mich nicht auf die Schule freute. Ich hatte mich verliebt und diesmal nicht in Seppi, Charles oder Mathéo, sondern in Andréa, einen italienischen Jungen, den ich in Alassio an der ligurischen Küste kennenlernte, wo meine Eltern mit uns Urlaub machten.

Andréa war en schlanker, verträumter Junge mit schwarzen Haaren und den schönsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte. Er war schlank und schon 14 Jahre alt, was meiner Mutter weniger zu gefallen schien, als ich immer mehr Zeit mit ihm verbrachte. Kennengelernt hatten wir uns am Strand, genauer am mobilen Eiswagen, der stündlich mit einem lauten Glockenbimmeln auf sich aufmerksam machte. Andréa stand vor mir und bekam das letzte Eis am Stil. Als er bezahlt hatte und sich umdrehte, musste er meine Enttäuschung bemerkt haben, denn er reichte mir das Eis, lief rot an und verabschiedete sich mit einem „Ciao Bella“.

Ich war zu verdutzt, um Danke oder wenigstens irgendwas zu sagen, zu sehr hatten mich in seine Augen, sein schüchternes Lächeln verwirrt. Erst als ich an unserem Strandkorb ankam, ärgerte ich mich, nicht reagiert zu haben. Ich hatte mir nicht einmal gemerkt, wohin er verschwunden war, weshalb ich den restlichen Nachmittag ziellos den Strand entlang streifte, in der vagen Hoffnung, ihm noch einmal zu begegnen. Doch er fand mich, einen Tag später in unserer Pension, die seinem Onkel gehörte und der ihm verraten hatte, wo ich wohne.

Er konnte kein französisch und ich nur wenige Brocken italienisch, aber die meiste Zeit nahm er mich an die Hand und zeigte mir seine wunderschöne Heimat. Am schönsten aber war es, ihm dabei zuzusehen und vor allem zuzuhören, wenn er mir mit wohlklingendem Italienisch die Gegend, sein Zuhause, sein Meer beschrieb. Mir genügten die Bilder und seine Nähe, um nie wieder weg aus Italien zu wollen, doch das war unmöglich und so war unsere Zeit kostbar.

An unserem vorletzten Abend saßen wir oberhalb des Örtchens in einem verschwiegenen Olivenhain mit einem fantastischen Blick über die ganze Küste, deren Steilhänge von einem azurblauen Meer umspielt wurden. Langsam senkte sich die Sonne am rechten Rand des Horizonts und verwandelte das Meer in flüssiges Gold, das allmählich zu glühen begann. Alassio zog sich wie ein von tausend kleinen Lichtern erzeugtes Band am Fuße der Steilhänge entlang. Ich hatte einen Kloß im Hals, so ergriffen war ich von der Schönheit und dem Wissen, mich morgen von Andréa verabschieden zu müssen, als er mich küsste.

Da blieb die Welt um mich herum stehen, die Möwen verstummten und selbst die Gischt, die unablässig an die Ufer der Küste brandete, hielt für eine Sekunde still, eine Sekunde, ewig wie ein ganzes Leben und dennoch nur einen Herzschlag lang. Zum ersten Mal erwiderte ich einen Kuss und fühlte seine sanften Lippen, spürte seine Wärme und sog den unverwechselbaren Geruch von Strand, Sonne und Junge ein, der von ihm ausging. Ich hätte ewig so sitzen können, meine Arme um seinen Hals gelegt, ihn küssend die Zeit stehen lassen.

Da spürte ich seine Hand auf meinem Knie, wie sie empor wanderte, den Oberschenkel entlang und nicht stoppte, als sie meine Rockkante erreichte. Plötzlich bekam ich Angst, wollte den Augenblick nicht zerstören und hielt ihn auf. Wie oft hatte ich mir ausgemalt, wie es ist, wenn mich ein Junge berührt, und jetzt wollte ich es nicht. Ich sah seine Erregung, spürte sie durch seine Hose und dennoch beließen wir es bei diesem einen Kuss. Ich hoffte, ihn nicht zu enttäuschen, doch Andréa lächelte und ich war glücklich. 

2. Oktober 1975

 

Ich denke oft an Andréa zurück, so wie vor fünf Jahren an Hugo. Die Gefühle ähneln sich und doch kam dieses Mal ein neues hinzu. Selbst als der Kuss vorüber, die Sonne untergegangen und die Nacht hereingebrochen waren, brannten meine Lippen, spürten die seinen nach. Hand in Hand waren wir zurück zur Pension gegangen, wo er sich von mir verabschiedete. Sein raues je t'aime höre ich noch immer. Ich dich auch, hauchte ich auf italienisch und schloss die Augen, um ein letztes Mal seine Lippen zu spüren. Da rief meine Mutter und zerstörte den Moment. Andréa machte sich aus dem Staub und ich verzog mich ohne ein weiteres Wort wütend auf mein Zimmer.

Noch lange lag ich in dieser Nacht wach. Ich dachte schon oft mich in einen Jungen verliebt zu haben, doch diesmal war es anders. Neben dem Gefühl, dass man kaum noch Luft bekam, das Herz raste und man feuchte Handflächen hatte, spürte ich in mir eine Wärme, die von meiner Brust zum Bauch hinab gewandert war und nun tief zwischen meinen Beine pulsierte. Ihren Höhepunkt hatte diese Wärme, als mich Andréa am Bein berührte, mit seinen Fingern mein Geheimnis entdecken wollte und sich an mich drängte, damit ich seine Erregung spüren konnte.

Diese Härte, die Jungen manchmal zwischen ihren Beinen bekamen, im Biologieunterricht hatten wir gelernt, dass man das Erektion nannte, war nichts Neues für mich. Das erste Mal hatte ich es bei Charles auf Prinz Noir gespürt, zum ersten Mal gesehen und berührt zusammen mit Mathéo. Doch als ich Andréas Erektion fühlte, schoss es mir an gleicher Stelle siedend heiß ins Fleisch und ich dachte, mein Herz zwischen meinen Beinen schlagen zu spüren.

Stunden später im Bett brannte die Wärme unvermindert fort und erst, als ich mich mehrmals selbst gestreichelt und befriedigt hatte, ließ das Pochen an meiner empfindlichsten Stelle nach. Noch heute brauche ich nur an den Kuss und Andréas Erektion zu denken, um die Wärme und das dringende Bedürfnis, mich anzufassen, zurückkehren zu lassen. Zu meinem großen Erstaunen werde ich, anders als bei meinen früheren, nächtlichen Berührungen, neuerdings nass zwischen meinen Schamlippen, wenn ich an Andréa denke. Es fühlt sich gut an und ich liebe es, mich zu streicheln, nur um diese ölige Nässe zu spüren.

Du bekommst bald deine Tage, erklärte uns Clara, als ich ihr und Sarah von dieser Entdeckung erzählte und auch Sarah kannte diese Feuchtigkeit, sogar ohne zuvor fast von einem Jungen berührt worden zu sein. Als ich wieder einmal bei ihr übernachtete, testeten wir zusammen mit dem Rougepinsel ihrer Mutter, ob wir auch durch dessen Berührung feucht werden konnten und waren überrascht, wie schnell sich die Erregung in uns ausbreitete. Sarah wollte sogar noch einen Schritt weitergehen und versuchen, ob dank der Nässe der glatte Griff des Pinsels eindringen konnte, doch ich traute mich nicht. So setzte sie sich auf, spreizte ihre Beine und führte sich das Ende des Stils an das kleine Löchlein am unteren Ende ihrer rotflammenden Spalte.

Fast zwei Zentimeter versenkte sie den Griff in sich, bevor es schmerzte und sie den Test abbrach. Nun wollte ich es doch versuchen und auch bei mir ließ sich das weiche, glatte Holz ein kleines Stück hinein schieben. Es war weniger der Schmerz, als vielmehr ein Ziehen, das mich abbrechen ließ. Ein Ziehen, von dem ich aber hoffte, dass es bei meinem ersten Mal nicht allzu lange anhalten würde. Noch vor wenigen Monaten wäre mir der Gedanken an ein erstes Mal angesichts des Erlebnisses im Schlafzimmer meiner Eltern absurd vorgekommen, doch seit dem Abend mit Andreá über den Dächern seines italienischen Heimatdorfes ahnte ich, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen war.

30. November 1975

 

Doch bis zu meinem ersten Mal sollte noch einige Zeit vergehen. Jetzt erst einmal genoss ich das neu entdeckte Gefühl und die Veränderungen meines Körpers, die einher gingen mit dem Wunsch, auch endlich einen festen Freund zu haben. Anders als mit Raffael wollte ich mit dem Hand in Hand durch den Ort laufen und im Kino knutschen, so wie Clara oder Heidi. Doch wer kam dafür in Frage?

Zu allererst interessierte mich Seppi, Heidis Bruder, der meiner ersten Liebe Hugo am nächsten kam. Doch Seppi nahm mich zwar mittlerweile wahr, aber so wirklich interessieren schien er sich für mich nicht. Wie hätte ich ihm das verdenken können, war er doch blond, groß und wirklich hübsch mit seiner verwegenen Frisur und seinem frechen Lächeln. Alle Mädchen des Collège, zu dem ich seit dem neuen Schuljahr auch gehörte, waren in ihn verknallt. Es hieß, er hätte die meisten schon geküsst und sogar schon mal was mit einer aus den oberen Klassen gehabt. Ich aber war sicher, dass nichts dran war an den Gerüchten.

Da war da noch Charles, der Sohn meiner Grundschullehrerin und mein Reitlehrer. Dessen Liebe hatte ich bereits vielfach auf unseren Ausritten in meinem Rücken gespürt, wenn er fest an mich gepresst, seinen Arm um meine Taille gelegt mit mir ausgeritten war. Neuerdings rutschte er oft wie zufällig mit seiner Hand auf meine Brust und streichelte sanft über die sich aufrichteten Nippel, was ich einerseits frech, andererseits als sehr angenehm empfand, weshalb ich es nicht unterband. Dennoch fehlte irgendetwas, das ihn zu meinem Freund machen könnte, ein Gefühl, das ich zuletzt bei Andréa gespürt, bei Charles aber immer vermisste hatte.

Zuletzt käme Mathéo in Frage. Mit keinem Jungen war ich enger befreundet, hatte ich mich mehr geöffnet und ihm viele meiner intimsten Geheimnisse anvertraut. Auch war er der erste und einzige Junge bislang, der mich nackt gesehen hatte und der mich berühren durfte. Bei seinem ersten, verunglückten Kussversuch dachte ich auch verliebt zu sein, doch spätere Küsse während unseres Doktorspielens fühlten sich an, als ob ich mit meinem kleinen Bruder Paul schmuste, vertraut, aber eben nur geschwisterlich. Mathéo war mehr ein großer Bruder als mein Freund und schied für Schmetterlinge, wie ich sie bei Andréa in meinem Unterleib verspürt hatte, aus.

Ja, es gab noch viele andere Jungs in meiner Umgebung, zum Beispiel Francis, den ich nicht nur im Unterricht, sondern auch regelmäßig beim Ballett traf, doch der in seiner verträumten Art gar kein Interesse an Mädchen oder engeren Freundschaften zeigte. Auch konnte ich mir nicht vorstellen, mit ihm Hand in Hand durch unseren Ort zu laufen, es wäre mir vorgekommen, als ob ich mit Sarah unterwegs gewesen wäre. Sarah selbst schwärmte für Patrice, einen Jungen aus der 6. Klasse und Freund ihres Bruders. Offensichtlich waren die Zeiten, als sie vergeblich Mathéo nachgelaufen war, vorbei. Doch auch Patrice zeigte keine Interesse an ihr.

So blieben wir weiterhin für uns und beobachteten neidisch, wie Heidi sämtlichen Jungs des Collège den Kopf verdrehte und mit einigen von ihnen gelegentlich in einer der Schulhofecken herum knutschte. Neuerdings ging sie mit Jean, einem Mitschüler von Seppi, doch entweder war dem egal, dass sie auch mit anderen Jungs rummachte oder er war blind. Mit tat es um Jean leid, war er doch ein süßer Junge, der neben Heidi schüchtern und manchmal etwas verloren wirkte. Ich verstand nicht, wieso er sich das bieten ließ, aber wenn es stimmte, was die anderen Mädchen erzählten, ließ Heidi ihn an ihr Höschen und darunter und dafür lohnte es sich offensichtlich, alles andere zu ignorieren. Würde ich einen Jungen auch an mein Höschen lassen? Bei Andréa hatte ich es verhindert. Bedauerte ich das heute?

23. Januar 1976

 

Seit gestern bin ich eine Frau. Nein, nicht weil ich mit einem Jungen geschlafen habe, sondern weil ich meine Regel bekam. Ich hatte schon seit einigen Tagen so ein Ziehen im Unterleib, mir jedoch nichts dabei gedacht. Es vielmehr ignoriert, weil solche Schmerzen dann normalerweise verschwinden. Nicht so in diesem Fall.

Wir hatten Mathematik und ich sah abwesend zum Fenster hinaus, dachte an Italien und natürlich an Andréa, als ich spürte, wie ich feucht zwischen den Beinen wurde. Erst wunderte es mich nicht weiter, weil mich der Gedanke an unseren letzten Abend in Alessio stets aufs Neue erregte. Doch anders als sonst, fühlte ich die Nässe körperlich, fast als ob es aus mir auslaufen würde, das in dieser Intensität dann doch ungewöhnlich war.

In einem unbeobachteten Moment öffnete ich meine Hose und fuhr mir unter der Schultischplatte kurz mit den Fingern der rechten Hand in den Schritt, tauchte in diese unerwartete Nässe ein und zog die Hand wieder hervor. Fast hätte ich erschrocken aufgeschrien, als ich meine blutigen Fingerspitzen sah. Dann aber ahnte ich den Grund für das Malheur und bat den Lehrer, auf die Toilette gehen zu dürfen. Dort zog ich mich aus und versuchte das Gröbste mit Klopapier zu beseitigen, legte meinen Slip ebenfalls mit Papier aus und dankte Gott, dass ich eine dunkle Jeans trug. Mein lindgrüner Slip zumindest schien für alle Zeit verdorben.

Zuhause fragte ich Maman, was zu tun sei und die nahm mich erst einmal in den Arm, küsste mich auf die Stirn und beglückwünschte mich zu dieser Neuigkeit. So ganz konnte ich nicht verstehen, wieso sie sich über etwas freute, das sie selbst als lästig und schmerzhaft empfand, war aber gleichzeitig stolz, endlich kein Kind mehr zu sein. Gemeinsam suchten wir für mich Damenbinden und Tampons, die mich in Länge und Umfang an Mathéos kleinen Schwanz erinnerten, wenn er hart war.

Allein im Bad versuchte ich wenig später, mir einen solchen Tampon einzuführen, doch anders als neulich mit Sarahs Rougepinsel war ich trocken und es schmerzte so, dass ich den Versuch abbrach. Stattdessen wählte ich eine Slipeinlage und nahm mir vor, Clara oder Heidi zu fragen, ob sie Tampons verwendeten und wenn ja, wie.

Sarah konnte nur schwer verbergen, dass sie mich um meine erste Blutung beneidete, als ich ihr den Grund verriet, wieso ich am heutigen Ballettunterricht nicht teilnehmen konnte. Doch dann drückte auch sie mich und freute sich mit mir. Ich war mir allerdings bereits einen Tag nach dem Eintritt der Regel nicht mehr so sicher, ob es wirklich ein Grund zur Freude war. Hatte mich doch noch vor dem Weckerläuten ein solches Ziehen im Unterleib geweckt, dass ich mich zusammengekrümmt aufs Klo schleppte, hoffend, dass der Schmerz beim Pinkeln nachlassen würde. Leider war dem nicht so.

Den ganzen Tag über kamen und gingen diese stechenden, ziehenden Schmerzen und nahmen dabei weder auf unsere Französisch Schulaufgabe, noch die albernen Jungen in meiner Klasse Rücksicht, die mich heute maßlos aufregten. Der einzige, der spürte, dass es mir nicht gut ging und mich in Ruhe ließ, war Mathéo, der einzige, dessen Nähe mir trotz seines Schweigens gut tat. Aber auch Heidi kümmerte sich um mich und empfahl mir für zuhause ein heißes Bad. Auch half ihr, sich eine Wärmflasche direkt auf die schmerzenden Stelle zu legen.

Das Bad tat wirklich gut. Ausgestreckt lag ich nackt im warmen Wasser, bewarf Paul, der neben der Wanne spielte, mit weichem Schaum und hörte Radio. Eine populäre französische Musikband sollte in unserer Gegend auftreten und ich wollte unbedingt hin.

1. März 1976

 

Ich war total angenervt von meinen Eltern. Nicht nur, dass sie mich nicht zu dem Konzert gehen ließen, sie mischten sich in alles ein, was ich tat. Ständig sollte ich das machen und jenes lassen, mich um die Schule kümmern und mehr essen, an die Luft gehen, aber nicht immer nur vor der neu eröffneten Eisbar abhängen. Noch schlimmer war es, wenn ich mich mit Freunden treffen wollte. Dann hieß es, wer ist das, wissen seine Eltern Bescheid und wann kommst du nachhause? Am schlimmsten aber war es, wenn sie mit mir und meiner Schwester ins Kino gehen wollten und dann auch noch am Schalter zwei Kinderkarten bestellten.

Neuerdings klopft meine Mutter an, wenn sie mein Zimmer betritt. Allerdings wartet sie nicht, bis ich herein sage, sondern steht direkt mit dem Anklopfen im Raum und schaut, als ob ich Drogen unterm Bett verstecken würde. Ich wünschte, ich hätte welche, aber das einzige, was unter meinem Bett liegt, sind zu Boden gefallene Wattepads, mit denen ich mich normalerweise abschminke. Jeden Morgen das lästige Prozedere, bei dem ich versuche, ständig nachwachsende Pickel abzudecken, um Spitzenamen wie Streuselkuchen oder Bismarckfresse zu vermeiden.

Ein Junge müsste man sein, die kümmern sich einen Dreck um ihre Haut und laufen wie ein Autounfall rum, ohne das es irgendwen stört. Ein Typ aus der 6. Klasse hat solche Akne, dass ich mich an seiner Stelle daheim im Keller einschließen würde, er aber macht jedes Mädchen an, das sich traut, ihn länger als 3 Sekunden anzusehen. Unglaublich. Aber auch Valerie, ein Mädchen aus dem Reitstall, schaut aus, als ob man ihr mit einer Schrotflinte ins Gesicht geschossen hätte. Zum Glück lässt sie sich die Haare tief ins Gesicht hängen, was das Ärgste verdeckt.

Seit diesem Schuljahr haben wir gemeinsam mit den Jungen Schwimmunterricht. Das ist wie Spießrutenlauf, wenn wir Mädchen uns im Badeanzug aufstellen müssen und von den Jungs aus unserer Klasse angeglotzt werden, als ob die noch nie eine Frau gesehen haben. Blöd ist auch, dass die Abdeckcreme nicht wirklich wasserfest ist, und wenn wir nach dem Schwimmen noch Unterricht haben, ich ungeschminkt im Klassenzimmer sitzen muss und mich nackt fühle.

Ich schwimme aber recht gerne und gehöre mit zu den schnellsten unserer Klasse. Demnächst findet ein Schwimmwettkampf mit dem Collegé der Nachbargemeinde statt, bei dem ich für die Mädchen unserer Jahrgangsstufe antrete. Ich habe mir schon einen türkisblauen Badeanzug gekauft, der an der Hüfte hoch ausgeschnitten ist und damit besonders lange Beine macht. Sollte ich einen der ersten drei Plätze belegen, muss ich mir was einfallen lassen, damit ich nicht ungeschminkt die Medaille entgegen nehmen muss. Heißt es doch, dass die Siegerfotos am schwarzen Brett ausgehängt werden.

Jetzt muss ich aber erst mal meine Eltern überreden, nicht zuschauen zu kommen. Es ist so peinlich, wenn meine Mutter mir die ganze Zeit mit dem Handtuch hinterherläuft, weil ich mich sonst verkühlen könnte und sie jedem meiner Freunde von meiner schwachen Blase erzählt. Das ist fast genauso schlimm wie mein Vater, der mich laut vom Beckenrand aus anfeuert und damit ganz aus dem Takt bringt. Marcelle hat mir versprochen, am Wettkampftag mit meinen Eltern in den Zoo zu fahren, mal sehen, ob das klappt.

Letztes haben die Jungs versucht, sich in der Mädchenumkleide zu verstecken, um uns beim Duschen und Umziehen zu beobachten. Ein paar der Mädchen standen schon nackt unter der Dusche, als Babette Pete und René in einer der Umkleidekabinen entdeckte und die ganze Schwimmhalle zusammenschrie. Ich lache jetzt noch, wenn ich daran denke, wie die beiden mit ausgebeulter Badehose das Weite suchten.

30. April 1976

 

Fast ein Jahr lang hatte ich Mathéos eklige Erzählung vom Abspritzwettbewerb der Jungs hinter der Schulturnhalle verdrängt, bis ich beim Anblick der armlangen Stange von Prinz Noir wieder daran erinnert wurde. Ich kam eines Morgens in den Stall und fand ihn mit weit ausgefahrenem Rohr vor, unruhig und kaum wiederzuerkennen. Hengste zeigten gern, was sie hatten, doch so erregt hatte ich Prince noch nie gesehen. Aus dem merkwürdig spitz zulaufenden Schwanzende tropfte es und plötzlich wusste ich wieder, was ich Charles hatte fragen wollen.

Der lachte nur über meine Neugier und erklärte, dass zwei der Stuten läufig seien und Prince das wittern würde. Er wäre jetzt alt genug, um sie zu decken, doch sein Vater wollte noch damit warten. Ich konnte mich noch gut erinnern, wie ich als Siebenjährige erlebt hatte, was Decken bedeutete und war nicht scharf darauf, das nochmals zu erleben. Was den Samen anbetraf, hatte ich richtig vermutet, auch Hengste entäußern sich dieser merkwürdig milchigen Flüssigkeit auf dem Höhepunkt ihrer Lust.

Charles sah mich merkwürdig berührt an, als ich nach seiner Erklärung versonnen auf das formidable Gehänge von Prince Noir blickte und fragte plötzlich, ob ich das mal in echt erleben möchte. Ich verneinte angesichts des traumatischen Erlebnisses damals auf der Koppel, doch Charles grinste nur und erklärter mit belegter Stimme, nicht das Pferd zu meinen.

Ich verstand nicht, bis er mich an die Hand nahm und in die hinterste Ecke des Stalls, noch hinter die Futterballen für die Pferde zog, wo uns keine der anderen Reiterinnen hätte finden können. Dort hieß er mich auf einen der Strohballen setzten, zog sich zu meinem Entsetzen die Hosen runter und stellte sich mit seinem abstehenden Rohr direkt vor mein Gesicht. Ich konnte jedes Detail, seine Vorhaut, den Schaft, die Eichel, den Hodensack und auch seine dunkelblonden Haare oberhalb seiner Stange sehen, so nah stand er vor mir.

Ich vermochte mich nicht rühren, sondern starrte nur unverwandt auf das, was vor meinem Gesicht in die Höhe ragte und wagte kaum zu atmen. Oft schon hatte ich seine Erektion beim gemeinsamen Ausritt in meinem Rücken gespürt, nahm aber an, dass ihn das Reiten ähnlich stark erregte, wie mich. Nicht aber, dass ich der Grund für seine Erregung sein könnte. Nun wusste ich es besser und sah fragend an Charles empor. Der zögerte, doch schließlich nahm es seine Stange in die Hand und rieb sie so, dass die Vorhaut über seiner Eichel rhythmisch vor und zurückfuhr. Dabei schloss er die Augen und stöhnte leise. Mir war das Ganze unsäglich peinlich, wagte jedoch nicht einfach aufzuspringen und davonzulaufen.

Nach einer Weile des flappenden Geräuschs, das seine auf- und niederfahrende Hand um seinen Penis erzeugte, öffnete Charles wieder die Augen und fragte, ob ich das mal für ihn übernehmen könne. Ich zögerte, doch schließlich siegte die Neugier und ich schloss zaghaft meine Hand um den ädrigen Schaft. Er war dicker als bei Mathéo und deutlich länger. Auch seine Hoden hingen prall und tief unterhalb des aufrechtstehenden Glieds herunter, die Charles zu massieren begann, kaum dass ich seine Vorhaut vor- und zurückschob.

Schneller, keuchte er und umfasste meine Hand, um mir zu zeigen, wie fest und schnell er es mochte und ich gehorchte, noch immer ängstlich, etwas falsch zu machen und ihm weh zu tun. Doch es war offensichtlich nicht der Schmerz, der ihn plötzlich aufstöhnen und eine weiße, glibbrige Flüssigkeit über meine Hand ergießen ließ. Erschrocken fuhr ich zurück, doch Charles griff nach meiner Hand und schloss sie wieder um sein Glied, bis es zu spritzen aufgehört hatte. Zumindest wusste ich jetzt, was Samen war.

25. Juni 1976

 

Kurz vor meinem dreizehnten Geburtstag hatte ich nun einen Freund. Ich ging offiziell mit Charles, verband uns doch ein Geheimnis, das nur Paare miteinander teilten, fand zumindest ich. Charles sah es ähnlich, auch wenn wir das Erlebnis im Pferdestall seines Vaters bislang nicht wiederholt hatten. Marcelle war begeistert, mochte sie Charles als ihren Reitlehrer sehr und konnte so nun noch mehr Zeit mit ihm über Pferde fachsimpeln. Oft besuchte er mich zusammen mit Prince Noir und wir ritten gemeinsam über die Wiesen hinter unserem Haus, durch die Felder und rasteten auf Waldlichtungen, wo wir knutschten.

Ich war sehr glücklich. Monatelang hatte ich gedacht, in Seppi verliebt zu sein, dabei war mir der Junge, den ich mindestens genauso gern mochte, bereits so nah gewesen und liebte mich auch. Oft erinnerte ich mich an unseren ersten Ausritt auf Prince Noir und das unglaubliche Gefühl, das ich am Ende des Ausflugs auf seinem Rücken erlebt hatte. Jetzt kam die Erinnerung an Charles eigene Erregung damals in meinem Rücken hinzu und machte das Bild perfekt.

Ich erzählte ihm von dem alles durchdringenden Gefühl, wenn wir ohne Sattel auf dem Rappen unterwegs waren und er grinste. Hatten doch schon andere Mädchen vor mir diese Erfahrung gemacht und mit ihm geteilt. Ich war verschnupft und spürte die Eifersucht, doch Charles lächelte nur lieb und nahm mich in den Arm. Keine, mit der er gemeinsam ausgeritten wäre, ergänzte er und ich war versöhnt.

Ich freute mich darauf, dieses Gefühl auch mit Charles erleben zu können, doch ich hatte mir vorgenommen, vor meinem dreizehnten Geburtstag keinen Jungen unter meinen Rock fassen zu lassen, auch Charles nicht. Er fügte sich und beschränkte sich, mich zu küssen und meine Brüste zu streicheln. Allerdings noch oberhalb des Unterhemdes.

In der Schule sah ich die meiste Zeit entweder auf die Uhr oder verträumt zum Fenster hinaus, dachte an Charles und langweilte mich mit Algebra, rhythmischer Sportgymnastik und Sachkunde. Die Schulstunden schienen sich wie Gummi in der Sonne zu dehnen und nahmen kein Ende. In den Pausen wartete ich darauf, dass die nächste Stunde anging, im Unterricht, dass mich endlich das ersehnte Pausenklingeln erlösen würde. So ging das Tag für Tag, jedes Mal mit dem erlösenden Gefühl, dass endlich Mittag war und ich auf den Reiterhof hinaus konnte.

Charles ging es nicht anders. Auch er hastete nach Schulschluss zurück nach Hause, wo ich meist schon auf ihn wartete und unsere Pferde versorgte. Manchmal noch teilten wir uns den Rücken von Prince Noir, aber die meiste Zeit ritten wir gemeinsam, jeder auf seinem Pferd, und schauten uns nach heimlichen Orten um, wo wir uns verstecken und schmusen konnten.

Beliebt war auch die Scheune meines Großvaters, wo uns höchsten Marcelle überraschen konnte, doch die würde den Mund halten und nichts Maman davon erzählen. Anders Paul. Der büchste, so oft es ging, Großmutter aus und streunte mit seinen mittlerweile vier Jahren durch die Hofanlage, jagte die Hühner und Gänse oder verwöhnte meinen langsam in die Jahre gekommenen Hugo 2. Hätte uns Paul beim Küssen und Fummeln erwischt, wüssten es meine Eltern binnen Minuten. Munter krähte er alles, was er sah, hörte und erlebte bei den gemeinsamen Mahlzeiten aus und sorgte für manch peinliches Schweigen bei den übrigen.

Unlängst hatte er mich dabei erwischt, wie ich mir mit einer kleinen Schere die Schamhaare kürzte und wusste nichts Besseres, als es noch zur Vorspeise zu verkünden.

7. September 1976

 

Bernard und Clara hatte sich zum zweiten Mal getrennt. Diesmal aber, weil sich Clara in den Sohn unseres Apothekers, Philippe, verliebt hatte und nur meinte, dass es mit Bernard langweilig geworden wäre. Er hätte nur Zeit für seine Kumpels und Fußball, würde, wenn sie sich sähen, ihr ständig unters Höschen greifen wollen und auch sonst fühlte es sich nicht mehr so aufregend an, wie wenn sie an Philippe dächte.

Mir tat Bernard leid und ich überlegte, ob mir Charles auch jemals langweilig werden könnte. Unvorstellbar, waren wir doch beide frisch verliebt und hingen so oft zusammen, dass sich Sarah mehr als einmal beschwerte, dass sie mich kaum noch sähe. Oft versuchte ich, etwas zusammen mit Charles und Sarah zu unternehmen, doch für sie sei das nicht dasselbe, meinte Sarah. Sie mochte Charles, aber sie vermisste die Zeit, wo wir stundenlang auf ihrem Bett lagen, lasen, Musik hörten oder über Jungs lästerten.

Ich versprach ihr, dass wir das unbedingt wieder machen würde, doch kaum fragte Charles, ob ich Zeit hätte, war das Versprechen vergessen. Wir sahen uns immer weniger und neulich traf ich Sarah Arm in Arm mit Valerie, einem Mädchen aus ihrer Nachbarschaft, die sie früher nicht gemocht hatte. Sarah grüßte mich freundlich, zog aber Valerie, die sich noch unterhalten wollte, sanft fort, ohne mit mir ein weiteres Wort zu wechseln. Es war wir ein Stich im Herz und ich ahnte, dass wir uns verändert hatten. Lange sah ich den beiden Mädchen nach und versuchte zu verstehen, was Sarah plötzlich an Valerie fand, kam aber nicht darauf.

Im Unterricht saßen wir nach wie vor nebeneinander in der Bank, doch wenn ich sie fragte, was sie am Nachmittag vor habe, zuckte sie meist mit den Schultern und meinte, es noch nicht zu wissen. Auch auf meinen Vorschlag, zu dritt ins Hallenbad oder Kino zu gehen, reagierte sie abweisend, fast als ob sie keine Lust hätte. Charles meinte, sie bräuchte auch einen Freund, dann würde sie weniger Zeit haben und wir könnten öfters was zu viert unternehmen, doch Sarah hatte keinen Freund. Sie war nicht einmal verliebt, zumindest wusste ich nichts davon.

So beobachtete ich aufmerksam, ob sich Sarah in den Pausen mit irgendwelchen Jungs unserer Schule unterhielt oder lauschte in der Umkleidekabine nach dem Ballettunterricht, ob sie von irgendeinem Jungen besonders oft erzählte. Doch vergebens. Sie schien sich weniger denn je für andere Jungs zu interessieren und Charles Plan, zu viert etwas zu unternehmen, rückte in weite Ferne.

Unlängst traf ich Clara am Weiher, Hand in Hand mit Philippe und nahm sie zur Seite, während der Apothekersohn meinte, kurz pinkeln zu gehen. Auch Clara hatte sich gewundert, mich kaum noch mit Sarah zu sehen und lud mich ein, sie doch mal wieder besuchen zu kommen. Ich käme gern, meinte ich, fürchtete aber, bei Sarah zur Zeit nicht besonders willkommen zu sein. Clara überlegte und schlug vor, mich zu ihrem anstehenden Geburtstag einzuladen, damit ich mit Sarah reden konnte. Von einem Jungen, für den Sarah schwärmte, wusste sie allerdings auch nichts.

Die Geburtstagsfeier brachte nicht viel Neues. Noch immer herrschte Eiszeit zwischen Sarah und mir und Schuld war wohl auch diese Valerie, die keine Sekunde von Sarahs Seite gewichen war, kaum dass ich auf dem Fest eintraf. Clara war mit den anderen Gäste beschäftigt und Charles hatte ich absichtlich daheim gelassen, so schwer mir das auch gefallen war. Jetzt, wo ich mehr oder weniger allein herumsaß, bereute ich es und beschloss, bald zu gehen. Da setzte sich plötzlich Sarah neben mich, schlang mir die Arme um den Hals und sagte, dass sie mich vermisst habe.

18. Oktober 1976

 

Ich war sehr froh, wieder mit Sarah befreundet zu sein. Ich hatte sie vermisst, auch wenn die Zeit mit Charles wie im Rausch verflogen war. Doch die beste Freundin ersetzt selbst der süßeste Kerl nicht, weshalb ich mich bemühte, wieder mehr mit Sarah zu unternehmen. Auch musste ich dafür sorgen, dass sie endlich einen Freund fand, damit sie verstehen würde, wieso ich nicht mehr so viel Zeit wie früher für sie hatte. Zum Glück musste Charles viel auf dem Hof seines Vaters aushelfen, weshalb auch er mich nicht so oft treffen konnte, wie wir es uns wünschten, und ich dann Zeit für Sarah hatte.

Die verbrachten wir überwiegend in Sarahs Zimmer oder in der neu eröffneten Eisbar am Marktplatz unseres Ortes. Leider regnete es seit Wochen und der Herbst hatte die letzten Sonnentage mit Macht vertrieben. Deshalb gab es in der Eisbar auch überwiegend heiße Schokolade oder wenn schon Eis, dann auf einem Crêpes. Es war ein beliebter Treffpunkt vieler unserer Freunde oder Leuten, die wir von der Schule kannten. Entsprechend wichtig war es auch, sich vorher genau zu überlegen, was man für die Eisbar anzog.

Sarah und ich standen manchmal Stunden lang vor ihrem oder meinem Spiegel und probierten Klamotten an. Sie war im letzten halben Jahr mächtig gewachsen und nun fast gleichgroß wie ich, so dass wir gegenseitig Sachen voneinander anziehen konnten. Sie trug noch immer gern grün und liebte ein Kapuzenshirt von mir, auf dem in rosa Schrift auf grünem Grund small girl loves big stand. Wir wussten nicht genau, was damit gemeint war, doch es sah gut aus und darauf kam es an.

Ich hingegen lieh mir öfters ihren schwarz-weiß karierten Minirock aus, der mit meinem schwarzen Tshirt und dem Aufdruck zweier blauer Augen ungemein sexy aussah. So konnten die Jungs, die mir auf die Brust starrten, wenigstens sagen, mir in die Augen zu sehen. Ein Witz, der damals die Runde machte und mir zeigte, dass meine Brüste endlich wahrgenommen wurden. Das machte mich sehr stolz.

Der Betreiber der Eisbar war ein Italiener, der aus dem Tessin nach Frankreich gezogen war. Die Bar war eher ein Café und hatte mehrere halbrunde Sitznischen, in denen meistens die Paare saßen und knutschten. Für die anderen gab es kleine, runde Bistrottische aus Marmor oder rote Barhocker an einer langen Theke. Das Eis war fantastisch und die Crépes fast so gut wie die meiner Großmutter. Sarah und ich waren Stammgäste und auch meine kleine Schwester Marcelle kam immer öfter. Sie war jetzt neun und mochte auch nicht mehr die ganze Zeit daheim unter der Aufsicht von Maman oder meiner Großeltern hocken.

Sie wurde oft von Knopf, einem ihrer Mitschüler und offensichtlich ihrem ersten Freund begleitet, sah man die beiden doch gelegentlich Händchen haltend in einer der Nischen sitzen. Ich fand das süß, auch wenn sich Maman unlängst bei mir erkundigte, ob Marcelle nicht noch ein wenig zu jung für einen Freund wäre. Ich aber kannte Knopf und wusste, dass sich meine Eltern bei ihm keine Sorgen machten mussten. Eher dessen Eltern, denn Marcelle war eindeutig die, die sagte, wo es lang ging und schon recht frühreife Gedanken hatte, wenn ich daran dachte, was sie mich in jüngster Zeit alles gefragt hatte, bevor sie sich mit Knopf traf.

Ihr neustes Hobby waren Zungenküsse und sie hatte wohl schon mit einer ihrer Freundinnen geübt, denn sie erzählte mir, ohne rot zu werden, dass es sich mit einem Mädchen besser anfühlen würde, als mit Knopf, der sich wohl recht ungeschickt angestellt hatte. Ich versicherte Marcelle, dass Jungs einfach etwas Zeit und viel Übung bräuchten und sie lachte, denn an Übung mangelte es bei ihr und Knopf nicht.

2. Dezember 1976

 

Ich habe blaue Schamhaare. Nein, nicht weil ich krank bin, sondern weil Heidi die lustige Idee hatte, sich die zu färben. Wir hatten es bei ihr gesehen, als wir uns für den Schwimmunterricht in der Schulschwimmhalle umgezogen hatten und Heidi plötzlich nackt mit Ausnahme eines kleinen, blauen Dreiecks vor uns stand.

Ich fand das total spannend, während es Sarah offensichtlich peinlich war, sich vor uns anderen Mädchen auszuziehen. Ich fand das befremdlich, wusste ich doch, dass Sarah und ich weit Intimeres mit einander geteilt hatten, aber vielleicht war es Heidi, die meine besten Freundin zögern ließ. Schließlich konnte ich Sarah überreden, sich auch die Schamhaare zu färben und Heidi brachte die blaue Tönung mit, die eigentlich für Fasching und das Kopfhaar gedacht war.

Wir schlossen uns bei mir im Zimmer ein, nicht ohne zuvor eine Schüssel mit Wasser, Handtücher und einen Föhn geholt zu haben, und zogen uns aus. Ich hatte den Kamin in der Wohnstube eingeheizt, dessen eines Rohr direkt durch mein Zimmer ging. So hatten wir es mollig warm und konnten nackt Heidi dabei zusehen, wie sie die Farbe anrührte und mit einem Pinsel auf ihren nur noch blassblauen Haaren verteilte. Anschließend ließ sie die Farbe einziehen, während sie die Prozedur bei mir wiederholte.

Hierzu kämmte sie zuerst meine Schamhaare so, dass die Locken glatt wurden und trug anschließend die Farbe auf. Der Pinsel kitzelte und ich spürte, wie ich bei dessen Berührung feucht zwischen den Beinen wurde. Da ich diese gespreizt hielt, damit Heidi auch an die Haare neben den Schamlippen heran kam, musste sie meine Erregung bemerkt haben, sagte jedoch nichts. Während auch ich die Farbe einziehen ließ, spülte sich Heidi ihre Haare aus und tupfte sich mit dem Handtuch ab. Den Rest erledigte der Föhn. Ich hingegen nahm mir Sarahs kleines, orangerotes Dreieck vor und pinselte ihr die blaue Farbe ihr Spältchen entlang, bis auch sie kichern musste und sich kleine Perlen ihres Saftes im blauen Haar verfingen. Sie hatte an den Rougepinsel ihrer Mutter denken müssten, verriet sie mir später, als ich sie fragte, ob sie es auch so erregend gefunden hätte.

Als wir drei Mädels uns gespült und geföhnt das Resultat der Haarfärberei ansahen, mussten wir mächtig lachen, so lustig sahen die drei kleinen Büschel zwischen unseren Beinen aus. Heidis Haare leuchteten in einem hellblauen Ton, wohingegen mein Dreieck tiefblau glomm. Einzig Sarah war nicht ganz zufrieden, hatten ihre Schamhaare doch einen Violett-Ton angenommen, was ihrer rötlichen Grundfarbe geschuldet war. Ich fand das süß, was sie mit dem Anblick versöhnte.

Charles fand das Blau meiner Haare ganz entzückend, als ich am Spätnachmittag vor ihm stolz mein Röckchen hob und den Slip zur Seite schob. Ob er das auch machen solle, fragte er mich, doch ich glaubte nicht, dass seine schwarzen Schamhaare die Farbe annehmen würden. Also ließ er es bleiben. Auch Heidis Freund gefiel das Blau zwischen ihren Beinen. Das wäre vermutlich anders gewesen, hätte er gewusst, dass es Seppi war, der die Schamhaare seiner Schwester beim ersten Mal eingefärbt hatte.

Mir fiel fast die Kinnlade herab, als uns Heidi kurz vor dem Auseinandergehen davon erzählte und ich neidisch daran dachte, wie gern ich mir einst von Seppi die Haare hätte färben lassen. Doch das war vorbei. Heute hatte ich Charles und der freute sich über den neuen Farbton wie ein kleines Kind und konnte gar nicht genug davon bekommen. Seit kurzem ließ ich ihn unter mein Höschen, wo er mich allerdings nur mit seinen Händen ertasten durfte. Jeden weiter gehenden Versuch wehrte ich noch ab. Noch.

21. Januar 1977

 

Marcelle hat sich über meine blauen Schamhaare totgelacht und es sogar Maman erzählt, die nur den Kopf geschüttelt, es aber nicht weiter kommentiert hat. Vielleicht kennt sie solchen Spaß selbst aus ihrer Jugend, auch wenn ich mir das kaum vorstellen kann. Die ersten Tage musste ich darauf achten, keinen weißen Slip anzuziehen, um blaue Streifen im Höschen zu vermeiden. Dann aber kam es mir ganz natürlich vor und ich mochte den exotischen Schimmer, wenn Licht auf meinen nackten Schoß fiel.

Im Schwimmbad und in der Dusche nach dem Ballett sprachen Sarah und mich oft die anderen Mädchen auf die neue Farbe an und wollten wissen, welche Tönung man am besten verwendet. Es wurde rasch zu einer Mode unter den jüngeren Mädchen und nach wenigen Wochen sah ich gelbe, rote, blaue und sogar grüne Dreiecke zwischen den Beinen vieler meiner Freundinnen. Allerdings musste man die Haare ziemlich oft nachfärben, verlor doch die Tönung nach mehreren Waschgängen schnell an Farbe.

Grün gefiel mir auch, aber Sarah redete es mir wieder aus, weil es beim Herauswachsen wie Schimmel aussähe. Außerdem hatte ich meine Schamhaare ziemlich gestutzt, weshalb sie die Farbe nur schwer annahmen. Ich würde es wachsen lassen müssen, fand es kurz aber schöner.

Ebenso Charles, der oft stundenlang vor meinem kleinen Busch lag, ihn anstarrte und streichelte. Ich genoss seine Berührung und revanchierte mich gern bei ihm, nahm seine Stange in beide Hände und rieb sie so lange, bis er sich in meine Hand ergoss. Ich erschrak nicht mehr, wenn sein Saft floss, im Gegenteil, ich genoss es, ihn erst erregt und dann durch meine Hilfe befriedigt zu sehen.

Natürlich will er mehr, will in mich eindringen, mit mir schlafen und sich in mich ergießen, aber ich fühle mich noch nicht reif dafür. Er sagt zwar, er verstehe das, doch ich sehe auch, wie er anderen Mädchen nachschaut, die ihn im Reitstall anlächeln, mit ihm flirten, als ob ich Luft wäre. Das ärgert mich und manches Mal habe ich schon überlegt, es einfach mit ihm zu tun, doch irgendetwas in mir weigert sich.

Dabei ließ ich ihn noch an meinem Geburtstag ran, so wie ich es versprochen hatte. Meine Freundinnen waren gegangen, ebenso Mathéo und Leon und meine Eltern räumten die Küche auf, als ich mich auf mein Zimmer verabschiedete und so tat, als ob ich furchtbar müde wäre. Allein auf meinem Zimmer schloss ich die Tür ab und öffnete das Fenster. Ich musste keine fünf Minuten warten, da hörte ich ein Kratzen an dem Rosengitter unter meinem Fenster und nochmal zwei Minuten später kletterte Charles in mein Zimmer. Er war vom Regen völlig durchnässt, weshalb ich ihm half, seine Sachen auszuziehen.

Als er nur noch in Boxershorts vor mir stand und ich sah, wie sich diese mehr und mehr ausbeulte, begann auch ich mich auszuziehen. Langsam, Stück für Stück legte ich meine Sachen ab, ohne den Blick von Charles und der weit abstehenden Shorts abzuwenden. Er lächelte und ich spürte die Erregung in ihm. Mir ging es ähnlich und doch überwog noch die Angst, etwas falsch zu machen, die Scham, mich einem Jungen nackt zu zeigen, die Peinlichkeit, falls ich ihm nicht gefallen würde.

Stundenlang hatte ich die letzten Tage nackt vor meinem Spiegel gestanden, mich angesehen, meine Figur betrachtet, meine Brüste, die ich noch immer zu klein fand, meine Taille und das kleine Haarbüschel weit unterhalb meines Nabels. Ob Charles all das mögen würde oder würde ich ihm zu dünn, zu unerfahren, zu jung sein? Er mochte es, sehr sogar. Als ich endlich nackt vor ihm stand und verlegen auf meine Füße sah, zog er seine Shorts aus, nahm mich in den Arm und trug mich aufs Bett.

15. März 1977

 

Oh wie weich war die Wolke 7, auf der ich seit Monaten schwebte. Charles und ich genossen das Leben zu zweit und ich lief mit einem seligen Lächeln durch die Welt. Auch wenn ich mich wieder regelmäßig mit Sarah traf, suchte ich Mittel und Wege, so oft es ging auch meinen Freund zu sehen. Wie das klang „meinen Freund“. Jedes Mal, wenn ich diese Worte auch nur dachte, machte mein Herz einen kleinen Sprung und tausend Schmetterlinge feierten auf der Blumenwiese in meinem Inneren eine Party.

Mein bisheriges Leben teilte sich in die Zeit vor Charles und das Hier und Jetzt, in dem ich mir ein Alleinsein nicht mehr vorstellen konnte und mich fragte, wie ich das nur so lange ohne einen Freund ausgehalten hatte. Ich musste aufpassen, vor meinen Freundinnen nicht zu oft mit Charles anzugeben, doch was hätte ich antworten sollen, wenn sie mich fragten, wie es mir ginge, außer die Arme auszubreiten und zu schweben.

Die meiste Zeit verbrachten Charles und ich in seinem Zimmer oder nahe der Pferde im Heu, wo wir uns stundenlang küssten und unsere Körper erkundeten. Meine Mutter hatte schon aufgehört zu fragen, wo ich eigentlich den ganzen Tag stecken würde, solange meine Noten zufriedenstellend waren und ihnen keine Beschwerden aus der Schule zu Ohren kamen. Stattdessen richtete sie ihr Augenmerk immer stärker auf meine kleine Schwester Marcelle, die gerade zehn noch zu klein war, sich bis in den Abend draußen herum zu treiben, wie ich es tat.

Doch seit die Sonne vom nahenden Frühling kündigte, die Temperaturen stiegen erstes Grün Bäume und Hecken überzog, hielt mich nichts mehr daheim. Hand in Hand stromerten Charles und ich auf einsamen Wegen durch die feuchten Wiesen, eingetaucht in den geheimnisvollen Morgennebel, der die weiten Flächen rings um die Stallungen seines Vaters umgab. Es war romantisch und unheimlich zugleich und sorgte dafür, dass wir aller paar Meter stehen blieben, einander umarmten und unsere Zungen vereinten, während Hugo 2 bellend um uns herum sprang.

Ausgekühlt und erregt setzten wir das Liebesspiel im Zimmer von Charles fort, wo wir zusammengekuschelt unter der wärmenden Decke seines Bettes die Zeit vergaßen. Es war schön, seine starken Arme zu spüren, wenn sie mich umfingen und mit meinen Händen seine breiten Schultern hinab zu seinem kleinen, festen Hintern zu fahren, während er meinen Nacken küsste, meine Brüste streichelte oder seine Hand wagemutig hinab in mein Allerheiligstes wandern ließ. Es erregte mich sehr, seine Fingerspitzen an und in mir zu spüren, seine Erregung an einem Bein empor wachsen zu fühlen und seine Bauchmuskeln zu berühren, die sich rhythmisch auf und ab bewegten, kaum dass ich begann, seine Härte zu verwöhnen.

Es war schön, seine Lippen mit den meinen zu berühren, zu erleben, wie seine Zungenspitze die meine suchte, ertastete und mir ihr verschmolz. Seine Wärme breitete sich an mir aus, umfing mich und deckte mich wie ein Federbett zu. Einem Kätzchen gleich schnurrte ich in seiner Nähe, seinen mal sanften, mal drängenden Berührungen, die ein Feuer in meinem Inneren entfachten, das ich bislang nicht kannte. Es war unvergleichbar und überstieg all das, was ich in den vielen Stunden meiner Kindheit mit Mr. Bee, Sarahs Rougepinsel oder allein unter der Bettdecke und in der Badewanne an Erregendem erlebt hatte.

Charles schien schon einige Erfahrungen mit Mädchen gesammelt haben, weshalb ich mich sorgte, ob ich mich nicht furchtbar ungeschickt anstellen und er spüren würde, dass ich noch nie einen Freund hatte. Stattdessen fragte er mich, ob ich mit ihm schlafen wolle und als ich ihn bat, mir Zeit zu lassen, lächelte er.

2. Mai 1977

 

Heidi war die erste von uns, die offiziell Sex mit einem Jungen gehabt hatte. Offiziell, weil uns Sarah gestand, damals im Urlaub in der Normandie mit dem Jungen, den sie dort kennengelernt hatte, nicht nur geküsst zu haben. Sie waren mit den Rädern die Strandpromenade entlang gefahren und hatten schließlich an einer uneinsehbaren Stelle in den Dünen gerastet. Sie hatten eine Decke dabei und picknickten und weil es sehr warm war, zogen sie sich bis auf die Badesachen aus.

Zurück aus dem Wasser hatte sich Sarah zum Trocknen auf der Decke ausgetreckt und gespürt, wie sich Alexander, so hieß der fremde Junge, eng neben sie gelegt hatte. Sie störte sich nicht daran, auch nicht, als er plötzlich mit seiner Hand sanft über ihre Schulter fuhr, hinab auf ihre kleine Brust, der er sich eine ganze Weile widmete, bevor seine Hand über Sarahs Bauch an den Rand ihres Bikinihöschen wanderte, dort verharrte, um schließlich unter den Hosenbund zu schlüpfen.

Sarah hatte seine Hand zuerst aufgehalten und ihn gebeten, nicht weiter zu machen, gleichzeitig aber diese ungewohnte Berührung eines Jungen genossen und schließlich nachgegeben, als sie seine Finger sanft ihren Spalt entlang fahren fühlte. Wie selbstverständlich hatte sie nach seiner Hose getastet und zu ihrer Überraschung festgestellt, dass Alexander nackt war. Seine Badehose lag abgestreift neben der Decke im Sand und sein Glied stand aufrecht zwischen seinen Beinen empor.

Zaghaft berührte Sarah seinen Schwanz, tippte dagegen und umschloss ihn schließlich mit ihrer Hand. Er hatte sich warm und fest angefühlt, gestand sie uns erregt lauschenden Mädchen und war gar nicht eklig oder glibbrig, wie sie befürchtet hatte. Alexander hingegen hatte es geschafft, ein paar Finger zwischen Sarahs Schamlippen zu bekommen und drückte an ihrem Kitzler herum. Schließlich wälzte er sich auf sie und kam – noch bevor sich Sarah etwas denken oder gar wehren konnte – zwischen ihren Beinen zum Liegen. Dort traf seine Schwanzspitze auf Sarahs geöffnete Spalte und beide bemühten sich, das Naheliegende zu Ende zu bringen. Doch es misslang.

Sarah war ob der unerwarteten Berührung von einem Jungen nicht feucht geworden, sondern hatte sich so verkrampft, dass ihr sein Eindringversuch weh tat und sie abbrechen mussten. Sie streichelte ihn noch eine ganze Weile und ließ auch zu, dass er sie weiter untersuchen konnte, doch sie war noch nicht bereit für Mehr, was ich nur zu gut verstand. Auch Charles wollte regelmäßig mehr als nur Petting, doch noch lehnte ich es regelmäßig ab.

Anders Heidi, die uns vor wenigen Stunden stolz von ihrem ersten Mal mit ihrem Freund berichtete. Zuvor hätte sie schon einmal mit Seppi, ihrem Bruder, geschlafen, doch das konnten und wollten wir ihr nicht glauben. Dass sie nun auch Sex mit Jean hatte, war schon eher möglich und würde bald kein Geheimnis mehr sein, so detailverliebt erzählte sie von der Größe, Form und Ausdauer des besten Stücks ihres Freundes und was er damit alles angestellt hatte.

Es war bei ihm auf dem Zimmer passiert. Seine Eltern waren ausgegangen und sein kleiner Bruder schlief schon, als Heidi vorbei gekommen und auf seinem Bett gelandet war. Sie hatte es vermutlich darauf angelegt, trug sie doch trotz der niedrigen Temperaturen nur einen kurzen Rock und ein Oberteil, das mit dem Öffnen eines Knopfes zu Boden glitt. Jean wollte schon länger mehr als nur fummeln, doch Heidi war noch nicht bereit gewesen und hatte Jean ebenso oft abgewehrt. Nicht so an diesem Abend. Jean hatte Kerzen angezündet, eine Platte aufgelegt und trug selbst nur Shorts und ein T-Shirt. Entsprechend wenig Zeit verging, bis die beiden aufeinander lagen und er in sie eindrang.

20. Juni 1977

 

Ich werde mich nie wieder verlieben. Seit Tagen liege ich nur noch in meinem Bett und heule. Meine Mutter schaut gelegentlich nach mir und hat mich in der Schule entschuldigt. Auch Marcelle leistet mir oft Gesellschaft, doch am liebsten bin ich allein und schluchze in mein Kopfkissen. Charles und ich haben uns getrennt, weil er nicht länger warten wollte und mit Constanze, einem Mädchen aus seiner Klasse, fremdgegangen ist. Die dumme Kuh hat ihm schon länger schöne Augen gemacht und schwänzelte bei jeder sich bietender Gelegenheit im Stall um ihn herum.

Immer wieder hat Charles mir versichert, nichts von Constanze zu wollen, sie wäre ihm viel zu üppig und aufdringlich. Jetzt scheinen ihn ihre dicken Brüste nicht mehr zu stören und man sieht sie nur noch Hand in Hand. Ich aber weine mir die Augen aus, ohne dass es ihn interessiert. Marcelle kümmert sich zurzeit um Prince Noir, da ich unmöglich in den Reitstall gehen kann, ohne dass es mir das Herz zerreißt, wenn ich Charles sehe.

Wir waren so verliebt, fast täglich trafen wir uns, oft bei mir und küssten uns, streichelten einander und ich ließ ihn immer mehr mit mir anstellen, doch es genügte ihm nicht. Mehr und mehr drängte er mich, mit ihm zu schlafen, mich nicht so anzustellen, kein kleines Kind zu sein. Doch ich war kein kleines Kind mehr, ich wollte es ja auch, aber je mehr er mich drängte, umso mehr schwand meine Lust, es auszuprobieren.

Im Gegenteil, der Druck, den ich in seiner Nähe verspürte, kaum dass er mir mein Höschen ausgezogen und sich mit seinem Gesicht zwischen meine Beine gelegt hatte, wuchs mit jedem Treffen und ich ließ mir immer öfter Ausreden einfallen, um ihn von meinem Zimmer, meinem Bett fern zu halten. Ich schlug Kino, Eisbar, Schwimmbad und dutzend andere Orte vor, wo sich unsere Freunde und andere Kinder unseres Alters trafen, doch Charles wollte mich stets nur allein sehen, wenn nicht bei mir, dann in seinem Bett.

Eines Abends kam es zum Streit, als ich ihm wieder einmal die Hand wegdrückte, mit der er meine Beine spreizen wollte, um sich dazwischen zu legen und mir sein Glied aufzuzwingen. Erst bat ich ihn, dann fauchte ich ihn an, mich in Ruhe zu lassen, ich würde selbst entscheiden, wann ich mit ihm schlafen wolle. Doch anders als die vielen Male zuvor, wurde Charles wütend und meinte, ich wäre halt noch ein Kind, das von nichts eine Ahnung hätte. Ich wollte ihn beruhigen, als er einfach aufstand, sich anzog und grußlos mein Zimmer verließ. Mir schossen die Tränen in die Augen, hoffte aber, er käme zurück, doch er meldete sich die nächsten Tage nicht.

Auch in der Schule ging er mir aus dem Weg und im Reitstall sah ich ihn nur aus der Ferne, stets ein anderes Mädchen an seiner Seite, dem er das Reiten beibrachte. Ich ließ ihn in Ruhe und hoffte, dass er sich beruhigen und zu mir zurückkehren würde, als Marcelle eines Nachmittags heimkam und sich zu mir ans Bett setzte. Erst plauderten wir ein wenig über den Tag, die Schule und den Reitstall, als ich es nicht mehr aushielt und nach Charles fragte. Da begann Marcelle plötzlich zu weinen und als ich sie trösten wollte, erzählte sie mir von einem Gespräch, das sie in den Pferdeboxen belauscht hatte.

Konstanze hatte bei den anderen Mädchen damit angegeben, dass sie und Charles genau hier im Stall letzte Nacht miteinander geschlafen hätten. Erschrocken hatte sich Marcelle den Mund zugehalten, um nicht aufzuschreien, als einige Mädchen zweifelten, ob Konstanze wirklich die Wahrheit sagen würde. Die aber zuckte nur spöttisch mit den Schultern, rief Charles, der in der Nähe ausmistete, und küsste ihn vor allen Mädchen mit der Zunge. Er wehrte sich nicht, im Gegenteil, er presste ihre dicken Brüste und fasste ihr an den feisten Hintern. Ich erstarrte, dann kamen die Tränen.

3. Juli 1977

 

Meinen Geburtstag verbrachte ich im Bett. Wie hatte ich mich darauf gefreut vierzehn zu werden, hatte mir ausgemalt, wie Charles und ich das feiern würde und vielleicht sogar das erste Mal Sex miteinander hätten. Jetzt konnte ich mir die Pille verschreiben lassen und war endlich kein Kind mehr. Stattdessen heulte ich fast den ganzen Tag, unterbrochen von dem Besuch Sarahs und meiner kleinen Schwester, die kaum noch von meiner Seite wich.

Es hatte mich viel Kraft gekostet, wieder in die Schule zu gehen, doch Maman konnte mich unmöglich noch länger entschuldigen, zumal letzte Schulaufgaben vor den Ferien angestanden waren und ich die Noten brauchte. Es hatte einige Zeit im Bad gebraucht, bis ich die dunklen Ränder unter meinen Augen und die Spuren der vielen Tränen weggeschminkt hatte. Doch Charles sollte nicht sehen, wie ich litt, also zog ich meinen kürzesten Rock und das fast durchsichtige Top ab, unter dem ich einen winzigen schwarzen BH trug. Er liebte diesen BH und nun sollten ihn alle sehen.

Am Unterricht beteiligte ich mich kaum und auch in den Pausen blieb ich die meiste Zeit in meiner Bank sitzen oder stand im Mädchenklo vor dem Spiegel und kontrollierte, ob mein Mascara nicht verschmiert war. Kamen mir doch noch immer, wenn ich an Charles dachte, die Tränen.

Sarah unterstützte mich so gut sie konnte, auch Heidi zeigte sich solidarisch und schimpfte über die Männer, denen sie sonst fast hörig war. Doch das allein konnte mich nicht trösten. Zudem ging es in der Schule rum wie ein Lauffeuer und ständig wurde ich von den anderen Mädchen gefragt, ob wir uns wirklich getrennt hätten. Es war wie ein Spießrutenlauf und ich sehnte die Ferien herbei, wo ich mich wieder in meinem Zimmer und die meiste Zeit im Bett verkriechen konnte, während draußen der Sommer ohne mich stattfand.

Ich las an die tausend Mal die wenigen Liebesbriefe, die mir Charles im Laufe unserer Beziehung geschrieben hatte und wollte bei jedem seiner lieben Worte sterben. Wie hatte er mich nur so verletzten können, war ich ihm so wenig wert? Ging es ihm die ganze Zeit nur um Sex oder war ich ihm einfach zu hässlich mit meinen kleinen Brüsten und den dünnen Beinen? Immer wieder betrachtete ich mich und dachte an Konstanze, ihre üppig Figur, ihre weiblichen Formen, auf die die Jungs so standen. Ja, da kam er sicher auf seine Kosten, dachte ich bitter und fühlte mich nur noch unansehnlich.

Sarah versuchte alles, mich aus dem Zimmer zu locken. Sie und ihre Schwester planten meine ganze Woche durch und jeden Tag gab es eine andere Aktion, die mich ablenken sollte. Der Höhepunkt der Woche sollte ein Grillfest in deren Garten sein, wo auch etliche Jungs aus unserer Schule kämen, außer natürlich Charles. Nur ich hatte keine Lust hinzugehen, hatte ich doch von Jungs für alle Zeiten genug.

Die einzigen zwei Männer in meinem Leben, die ich noch gern um mich hatte, waren mein Vater und Paul, der unbeeindruckt von meiner Traurigkeit durch unser Haus tobte und alle mit seiner kindlichen Fröhlichkeit ansteckte. Mit ihm verbrachte ich in den letzten Tagen viel Zeit und beneidete ihn darum, dass er mit seinem winzigen Zipfel noch kein solches Unglück anrichten konnte, wie die Jungs in meinem Alter.

Selbst Mathéo mochte ich nicht sehen. Zwar stand er mir näher als jeder andere Junge, aber irgendwie erinnerten mich die Doktorspiele mit ihm an das Petting mit Charles und genau das wars, was mich gerade jetzt so anekelte und mir zuwider war. Jungs wollten immer nur das Eine, das begriff ich nun und hasste sie dafür.

28. August 1977

 

Wie zum Trotz schien fast die ganzen Sommerferien über die Sonne, während ich hinter meinem Fenster saß und trübsinnig hinaus auf die Felder sah. Oft verschwammen die Ähren und Halme hinter einem Tränenschleier, doch seit ein paar Tagen kamen keinen Tränen mehr, das Reservoir an Traurigkeit war aufgebraucht und ich wollte wieder unter Leute. Ich war es leid, mich daheim zu vergraben und im Selbstmitleid zu baden. Mochte Charles doch bleiben, wo der Pfeffer wächst, ich würde mich nicht länger vor ihm und seiner fetten Schnalle verstecken.

Sarah klatschte in die Hände, als ich eines Morgens in ihrer Tür stand und Blumen, die ich auf dem Weg gepflückt hatte, mitbrachte. Sie lief rasch in die Küche und machte für uns Frühstück, war doch der Rest ihrer Familie entweder schon aus dem Haus oder schlief noch, zumindest Clara und ihr Bruder. Sie war völlig aus dem Häuschen vor Freude und plapperte in einem fort, ohne dass ich zu Wort kam. Mir war das ganz recht, hatte ich doch bis eben kein anderes Thema als Jungs im Allgemeinen und Charles im Besonderen. Ich hatte die letzten Wochen auf alles, was einen Schwanz hatte, geschimpft und mir geschworen, mir nie wieder von einem Kerl das Herz brechen zu lassen.

Sarah hatte sich das viele Male geduldig angehört und zustimmend genickt, meine Hand gestreichelt oder mich in den Arm genommen, wenn mich erneut ein Weinanfall schüttelte. Ich hingegen hatte sie kein einziges Mal gefragt, ob sie Knopf, ihrer Urlaubsliebe, nachtrauen würde, ob sie ihn vermisste, gar selbst Liebeskummer hätte und bereute das jetzt. Doch Sarah lachte nur und schüttelte ihre feurig leuchtenden Locken.

Knopf war nur zufällig da gewesen, kein Junge, in den sie verliebt war oder der in ihrem Alltag eine Rolle gespielt hätte. Einer, mit dem sie ein wenig Zeit und jede Menge Neugier geteilt hatte und der nicht der Erste hatte sein sollen. Etwas, worüber sie im Nachhinein sehr froh sei, versicherte sie mir.

Ich verstand sie sehr gut, war doch offensichtlich auch Charles nicht der, für den ich ihn gehalten hatte, nicht der Erste in meinem Leben, dem ich mich hingeben und der mich zur Frau machen würde. Nein, einer wie er, der nur mit seinem Schwanz dachte und seine eigene Gelüste über meine Gefühle stellte, wäre kein geeigneter fester Freund, das wusste ich jetzt und ich strahlte Sarah an, der ich mich in diesem Augenblick sehr, sehr nah fühlte.

Ich verbachte den ganzen Tag bei ihr, wir lasen uns gegenseitig aus unseren Tagebüchern vor, machten uns die Haare oder spielten zusammen mit Clara und Raoul Malefiz. Am Abend, wieder allein auf Sarahs Bett unterhielten wir uns lange über unsere Traumtypen und stellten fest, dass es wahre Liebe offensichtlich nur unter Mädchen geben konnte. Wir verstanden einander, nicht aber, wieso es Jungs so schwer fiel zu erkennen, was uns gut tat und wie wir uns eine Freundschaft vorstellten. Ich musste an die vielen Male denken, wo Sarah und ich uns geküsst, gestreichelt oder mit unseren Puppen „Liebemachen“ gespielt hatten und wie glücklich wir damals ohne Jungs waren.

Zurück zuhause begann ich Charles einen Brief zu schreiben, in dem ich mir alles von der Seele schrieb, was sich in den letzten Wochen an Hass, Trauer und Schmerz angestaut hatte und wofür ich ihn verantwortlich machte. Ich berichtete ihm, wie schlecht es mir gegangen war und wie sehr er mich verletzt hatte, doch am Ende des Briefes verzieh ich ihm. Es fühlte sich gut an, ebenso gut, wie den Brief nie abzuschicken. Ich fühlte, dass ich loslassen konnte und ließ los.

9. Oktober 1977

Seit Beginn des neuen Schuljahrs gingen einige Mädchen meiner Klasse jeden Sonntagnachmittag zur Disco in den Jugendclub. Der hatte neuerdings eine Musikanlage und ein Junge aus der 9. Klasse legte Platten auf. Ich hatte das letzte Mal auf unserer Klassenausfahrt nach Grasse getanzt und auch mit dem Ballett Charles zuliebe aufgehört, um mehr Zeit für ihn und das gemeinsame Ausreiten zu haben. Jetzt ritt ich nicht mehr und fand, dass ich wieder tanzen gehen sollte.

Am aufregendsten war es, sich am Sonntagnachmittag für den Jugendclub herzurichten. Regelmäßig trafen sich Sarah und ich zwei Stunden vorher, badeten zusammen und suchten uns anschließend Klamotten aus dem Schrank derjenigen aus, wo wir gerade waren. Das dauerte manchmal ewig, bis wir die perfekte Kombi gefunden hatten. Danach kamen Haare und schließlich das Makeup dran. Marcelle sah uns manchmal zu und war sauer, dass sie Maman nicht mitgehen ließ. Dafür spielten wir oft mit ihr Modenshow und schminkten sie, dass sie wenigstens wie ein Große aussah.

An diesem Sonntag hatte Sarah keine Zeit, weshalb ich mich alleine fertig machte. Es war ungewöhnlich kalt draußen. So entschied ich mich für ein ausgedehntes Bad, bei dem ich seit Ewigkeiten mal wieder den Duschkopf zum Einsatz brachte und vor Wonne im warmen Wasser zerfloss. Ich hatte herausgefunden, dass ich den harten Mittelstrahl durch eine leichte Drehung der Duschkopfoberseite verbreitern konnte und somit das befriedigende Erlebnis intensiver wurde.

Anschließend wählte ich ein pastellfarbenes Chiffon-Langarmkleid, das auf Taillenhöhe durch ein Schmuckband gerafft war und meine Figur betonte. Ein großer, blauer Schmetterling zierte dieses Schmuckband, der um einen etwas kleinerer Falter am Rand des halbkreisförmigen Ausschnitts komplettiert wurde. Im Dekolletébereich des Ausschnitts konnte man meinen weißen Spitzen-BH hervorblitzen sehen. Mein Goldkettchen mit dem Herzanhänger und ein weißes Handtäschchen vervollständigten mein Outfit. Ein wenig Rouge, dezenter Lippenstift und mit schwarzer Wimpertusche vergrößerte Augen rundeten das Bild schließlich ab. Ich war sehr zufrieden mit mir, als es klingelte.

Mathéo holte mich ab. Ich hatte ihn überredet, mein heutiger Begleiter zu sein, nachdem Clara gehört hatte, dass Charles eventuell auch kommen würde. Er starrte mich mit offen stehendem Mund an, als ich die Treppe hinunter ins Vestibül kam und ich wusste, ich würde mich heute gut fühlen. Er selbst hatte eine schwarze, eng anliegende Hose, ein ebenso schwarzes Hemd und weiße Turnschuhe an. Naja, ich konnte nicht alles haben. Schnell warf ich mir noch meinen dunkelblauen Bolero über und hakte mich bei Mathéo ein. Vater wartete schon im Wagen und Maman war ganz entzückt von dem schönen Paar, was Mathéo die Röte ins Gesicht trieb. Nur Marcelle schmollte und kam nicht zur Verabschiedung. Dafür sah ich beim Einsteigen ihre Gardine wackeln und wusste, sie hatte uns beobachtet.

Vater setzte uns zwei Straßenecken vor dem Jugendclub ab, es wäre peinlich gewesen, von den anderen dabei gesehen zu werden, wie mich die eigenen Eltern zur Disco fuhren. Ein paar der Mädchen kamen auf dem Rücksitz der Roller ihrer Freunde, andere hatten schon Begleiter mit einem Führerschein. Mathéo war das erste Mal dabei und fühlte sich sichtlich unwohl. Plötzlich hörte ich ein vertrautes Geräusch. Es war das Moped von Charles. Er kam allein und parkte es seitlich des Eingangs. Ich war sehr erleichtert, Konstanze nicht über den Weg laufen zu müssen. Doch als er uns sah, zog ich Mathéo nah an mich ran und küsste ihn. Anschließend gingen wir Hand in Hand in den Club.

11. November 1977

Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen wegen Mathéo. Unlängst waren wir gemeinsam in der neuen Disco des Jugendzentrum, wo uns zufällig Charles begegnete und ich Mathéo küsste, um Charles nicht grüßen zu müssen. Leider blieb es nicht bei dem einen Kuss an dem Abend. Emotional überfordert, Charles nach der Trennung wiederzusehen, nutze ich jede sich bietende Gelegenheit, um mich eng umschlungen, knutschend oder fummelnd mit Mathéo zu zeigen, zu beweisen, dass ich mich zu trösten wusste. Und Mathéo machte mit.

Am Ende des Abends brachte er mich noch nach Hause und wir verabschiedeten uns vor unserer Hofeinfahrt mit einem langen Zungenkuss. Ich spürte damals schon, dass es falsch war, dass ich ihn gar nicht küssen wollte, zumindest nicht auf diese Art, doch an dem Abend verdrängte ich das ungute Gefühl.

Als er am nächsten Morgen bereits wieder vor unserer Tür stand, um mich zur Schule abzuholen und dafür einen Umweg von 5 km in Kauf genommen hatte, begann sich das schlechte Gewissen zu melden, doch ich brachte es nicht über mich, ihm den Begrüßungskuss abzuschlagen. Auch nahm ich seine Hand, als wir gemeinsam zum Schulbus gingen. Rasch machte das Gerücht die Runde, ich ginge nun mit Mathéo und Sarah meinte nur, dass sie das schon lange hatte kommen sehen.

Ich sah es nicht und überlegte fieberhaft, wie ich Mathéo sagen sollte, dass ich ihn nur benutzt hatte, um Charles eifersüchtig zu machen, nicht weil ich verliebt in ihn sei. Er hingegen wich keinen Millimeter mehr von meiner Seite, hing jede Pause neben mir, nahm meine Hand oder versuchte mich zu küssen. Ich konnte ihm zwar erklären, dass mir das in der Schule nicht so recht wäre, nicht aber, wieso ich nach Schulschluss immer noch anderes vor hatte, als den restlichen Nachmittag in seinem Zimmer, schlimmer noch in seinem Bett zu verbringen.

Die ersten Tage ließ ich es geschehen, genoss seine Aufmerksamkeit und war dankbar, dass er mich von dem ewigen Denken an Charles ablenkte. Ich hatte gedacht, mit dem Schulbeginn würden sich auch Trauer und Eifersucht verziehen, doch so ganz hatte das noch nicht geklappt. Jetzt, wo ich Charles fast täglich auf dem Schulhof und mit ihm die dicke Konstanze sah, fühlte ich wieder den Schmerz und war froh, in Mathéo eine Ablenkung zu haben.

Es war daher auch wenig verwunderlich, dass wir anfangs unsere früheren Doktorspiele nun unter dem Vorzeichen einer Beziehungen fortsetzten und ich mich ihm nach Jahren wieder einmal nackt zeigte. Mein Schamhaar war wieder blond, er aber war mehr an dem interessiert, was es verbarg und begann, mich wie einst in seiner Rolle als Dr. Hornbrille fachmännisch zu untersuchen. Ich durfte in der Zeit sein hervorstehendes Thermometer messen und ihm dabei zusehen, wie anstelle des winzigen Tropfens von einst nun eine respektable Menge Sperma aus seiner Schwanzspitze floss, wenn ich ihn dort rieb. Auch war sein Glied insgesamt größer und dicker geworden und erste Haare bildeten einen kleinen Kranz oberhalb des Schaftes. Die Hoden fühlten sich weich an, wurden allerdings klein und hart, wenn er in meiner Hand gekommen war.

Das ging eine Weile gut, bis auch er mit mir schlafen wollte und ich deutlicher als bisher fühlte, dass er nicht der Richtige war, nicht der, auf den ich gewartet hatte, den ich liebte. Ich liebte ihn wie einen Bruder, aber nicht wie einen Jungen, mit dem ich mein erstes Mal erleben wollte. Es war schrecklich, ihm das sagen zu müssen und lange versuchte ich, Ausreden zu erfinden, nur um ihn nicht zu verletzten. Schließlich nahm sich Sarah ein Herz und erklärte ihm, dass ich nicht verliebt sei und er sprach lange keine Wort mehr mit mir.

 

31. Dezember 1977

 

An dem Silvester lernte ich April kennen, eine Schulfreundin von Marcelle. Sie war zehn und für ihr Alter eher zu klein. Sie sah fast aus, wie eine von den teuren Puppen aus Porzellan, die Großmutter in der Vitrine stehen hatte und mit denen wir Mädchen nie hatten spielen dürfen, um sie nicht zu zerbrechen. Ebenso zerbrechlich wirkte die zierliche April, deren Haut so weiß war, dass man die dünnen, blauen Adern hindurch schimmern sah.

Sie sprach an dem Abend wenig, während meine kleine Schwester, eine weitere Freundin von ihr, Sarah und die Zwillinge Marie und Babette in unserem Wohnzimmer Gesellschaftsspiele spielten und alkoholfreien Punsch aus Weingläsern tranken. Ich hatte Marcelle gebeten, April mitzubringen, nachdem ich erfahren hatte, welches Martyrium die Kleine die letzten Monate erdulden musste.

Alles hatte damit begonnen, dass sie sich zuhause allein wähnte, wo sie zusammen mit ihren Eltern und einem älteren Bruder unweit unserer Schule lebte. Ich kannte sie von unserer Ballettschule, wo sie in einer Gruppe jüngerer Mädchen tanzte. Unterhalten hatten wir uns noch nie, aber Marcelle erwähnte immer mal ihren Namen, den ich wieder vergaß, bis es zu dem unvorstellbaren Vorfall in ihrem Haus kam.

April duschte selten mit den anderen Mädchen, sondern ging direkt vom Ballettsaal unserer Schule hinüber zum Haus ihrer Eltern, wo sie für gewöhnlich ein Bad nahm. So auch an einem Nachmittag im August, als sie ihre Eltern in der Arbeit und ihren Bruder beim Fußballtraining wähnte. Nur in ein Handtuch gewickelt ging sie vom Bad in ihr Zimmer, wo sie sich auf ihr Bett legte und die Wärme des Sommers genoss, die durch die geöffneten Fenster herein strömte. Das Handtuch war zu Boden geglitten, als sie begann, sich zwischen ihren gespreizten Beinen zu streicheln. Die Augen geschlossen lag sie nackt auf ihrer Tagesdecke und spürte, wie sie sich dem Höhepunkt näherte, als es plötzlich blitzte und sie erschrocken die Augen aufriss.

Zu ihrem Entsetzten sah sie ihren großen Bruder, der mit einem Fotoapparat bewaffnet vor ihrem Bett stand und ungeniert Aufnahmen von ihr und dem machte, was sie gerade mit ihren Fingern angestellt hatte. April krümmte sich vor Scham und suchte panisch nach etwas, womit sie sich bedecken konnte, fand aber nichts. Schließlich schrie sie ihren Bruder an, abzuhauen, doch der lachte nur und erklärte seiner kleinen Schwester, dass er niemandem von den Fotos erzählen würde, wenn sie ihm einen kleinen Gefallen tun würde.

So erfuhr ich das erste Mal von Oralverkehr, zwang sie doch ihr Bruder, sein erigiertes Glied in den Mund zu nehmen und so lange daran zu saugen, bis er sich in ihr ergoss. Die Vorstellung war widerlich, noch widerlicher aber stellte ich mir sein Grinsen danach vor, wenn er ihr anerkennend über die blonden Haare strich und sie wie ein abgerichtetes Haustier lobte. April musste sich die ersten Male übergeben, doch später ertrug sie das erniedrigende Spiel mit stummem, leerem Blick und der Angst, davon schwanger zu werden.

Als sie es schließlich nicht mehr aushielt und sich in ihrer Not einer der Schwestern vom Kloster zur heiligen Mutter offenbarte, kam es zum Eklat. Die Nonne lief zu ihrer Oberschwester und gemeinsam informierten die Aprils Eltern über das teuflische Spiel ihres Sohnes. April saß tagelang in ihrem Zimmer, weinte und hielt sich die Ohren zu, um die Schreie ihres Bruders nicht hören zu müssen, den sein Vater windelweich prügelte. Anschließend hieß es, wäre er in ein Internat nach Nordfrankreich gekommen, doch das wusste nicht einmal April so genau.

 

10. Januar 1978

 

Heidi hatte die Weihnachtsferien bei ihrer Cousine in Amerika verbracht und kam mit aufregenden Neuigkeiten zurück. Nicht nur das Fernsehen war dort viel bunter und lauter, es solle sogar Musiksender geben und Programm bis weit nach Mitternacht, auch die Klamotten, die sie dort gekauft hatte, waren schriller und ausgefallener als alles, was wir in Frankreich zu kaufen bekamen. Sie hatte rot-schwarz geringelte, halterlose Strümpfe, ein Bustier in den Farben Amerikas, fast durchsichtige BHs und einen Slip, der nur aus zwei Stoffbändern bestand, die einander kreuzend vernäht waren und oberhalb der Taille einen Ring bildeten.

Ein solcher String, wie man den in den USA nannte, hatte den Vorteil, dass er sich unter einem weißen Rock oder Kleid nicht abzeichnete und es so aussah, als ob man kein Höschen trug. Allerdings trug man auch fast kein Höschen, sondern einen dicken Stofffaden, der auch vorn zwischen den Lippen verschwand. Das sah ziemlich albern aus, wenn rechts und links von dem Stoffband die gekräuselten Haare hervorstanden und man anstelle des früheren Slips nun den Schatten von Schamhaaren sah. Doch Heidi grinste nur und hob ihr Röckchen, auf dass uns Mädchen der Atem stockte. Sie war nackt wie ein zehnjähriges Mädchen, nein eher wie ein gerupftes Huhn, bildete sich doch auf ihren blanken Schamlippen Gänsehaut. Wo sie einst Haare hatte, sah man nun ihren glänzenden Spalt und die keck hervorlugenden kleinen Lippchen.

Das wäre der neuste Trend bei amerikanischen Schauspielerinnen, verriet sie uns und auch, dass sich ihre wenig ältere Cousine schon seit Monaten rasieren würde. Anfangs hätte sie Angst gehabt, sich am Rasierer zu verletzten, doch ihre Cousine habe sie mit dem Rasierschaum ihres Vaters eingeseift und anschließend mit einem Nassrasierer vorsichtig von den Haaren auf ihren Schamlippen und Venushügel befreit.

Es würde sich anfangs ungewohnt anfühlen, fast kühl, aber man gewöhne sich rasch daran, verriet uns Heidi, und auch, dass man sich viel freier fühlen würde, vor allem, wenn man mal kein Höschen unter dem Rock trüge, was sie im Winter nur zuhause oder in der Schule machen könne. In der Schule?, fragten wir Mädchen fast aus einem Mund und stellten uns erschrocken vor, einer der Jungen oder noch schlimmer ein Lehrer könnte zufällig unter unser Pult gucken und sehen, dass wir unten herum nackt wären. Nicht auszudenken, doch Heidi lachte nur und meinte, dass sie ja sehen wird, ob es einem der Jungs auffällt.

Lange betrachten wir Mädchen diesen haarlosen Spalt unserer Freundin und jede überlegte, ob auch sie sich trauen würde, so rum zu laufen. Schließlich schlug Heidi vor, es doch einfach einmal auszuprobieren und ich erklärte mich nach einigem Zögern bereit, mich rasieren zu lassen. Rasch holte Heidi eine Schüssel mit warmen Wasser, ein Handtuch, Rasierseife nebst Pinsel und den Nassrasierer ihres Vaters. Dann musste ich mich auf ihren Tisch setzen, die angezogenen Beine spreizen und bekam meine Scham schamponiert. Es fühlte sich gut an, fast so, wie mit Sarahs Rougepinsel. Allerdings verhinderte die Tatsache, von fünf Freundinnen dabei angestarrt zu werden, dass ich feucht wurde.

Die Klinge des Rasierers fühlte sich anfangs etwas kalt an, doch nach wenigen Auf- und Abbewegungen hatte mich Heidi von meinen Schamharen befreit und wischte mir mit dem Handtuch die letzten Schaumreste zwischen den Beinen hinfort. Neugierig sah ich an mir herab und fühlte mich um Jahre zurückversetzt, als ich da unten noch kahl war und jeden Tag nachschaute, ob auch mir endlich Haare wüchsen. Jetzt rasierte ich sie ab. Dann kamen die anderen Mädchen an die Reihe und schließlich glänzten sechs Spalten im Licht von Heidis Zimmerlampe.

 

16. März 1978

 

Seit nunmehr fast vier Monaten sprach Mathéo kein Wort mehr mit mir, er mied meinen Kontakt, wich meinen Blicken aus und reagierte auch nicht auf meine Briefe, die ich ihm heimlich zugesteckt hatte. Ich war Luft für ihn und all das nur, weil ich statt mit ihm zu schlafen mit ihm befreundet sein wollte. Das war schon der zweite Junge in meinem Leben, der wegen dieser blöden Sex-Sache mit mir Schluss gemacht hatte und so langsam begann ich mich zu fragen, was verdammt nochmal so toll an diesem Miteinanderschlafen sein soll, dass die Jungs durchdrehen, wenn man es als Mädchen nicht tun wollte.

Heidi meinte nur, ich solle es halt endlich mal machen und auch andere Mädchen unserer Klasse hatten ihr erstes Mal längst hinter sich. Selbst Sarah wäre keine Jungfrau mehr, hätte es damals in der Normandie mit Knopf geklappt. War ich ein Spätzünder? Ich horchte viele Nächte in mich hinein, suchte das Verlangen, es mit einem Jungen zu tun, und stellte mir immer öfter vor, wenn ich den Stil des Rougepinsels in mich einführte, es wäre der Schwanz des Jungen, den ich gerade süß fand.

Natürlich fühlte es sich gut an, sogar hervorragend gut und ich konnte manchen Morgen im Bett nicht damit aufhören, mich wieder und wieder zu streicheln, bis nur noch ein schmerzhaftes Zerren durch meinen Körper kroch und meine Fußzehen verkrampften. Würde es mit einem Junge genauso oder gar noch besser sein? Jedes Mädchen, das ich fragte, erzählte, dass ihr erstes Mal eher unangenehm, ja sogar schmerzhaft gewesen wäre und sie glücklich waren, als es endlich vorüber war. Allerdings würde es rasch besser werden und am besten wäre es, wenn der Junge schon etwas Erfahrung hätte.

Ich würde also einen älteren Freund finden müssen, der Geduld und Erfahrung hatte, um mein erstes Mal nicht auch zum Alptraum werden zu lassen. Doch woher sollte ich den nehmen? Keiner meiner verbliebenen Freunde wäre dafür in Frage gekommen und einfach einem der höheren Klassen schöne Augen zu machen, traute ich mich nicht. Sarah meinte halb im Scherz, halb weil, wie ich später erfuhr, er sie gefragt hatte, dass ich ja ihren Bruder Raoul nehmen könne, doch ich lehnte ab.

Auch Leon bot, als er von einer meiner Tratsch süchtigen Freundinne von meinem Dilemma erfuhr, an mit mir zu schlafen und war beleidigt, als ich schallend lachte und meinte, dass ich so verzweifelt nun auch noch nicht wäre. Nein, es würde passieren, wenn der Richtige käme und ich bereit dafür wäre. Bis dahin würde ich es genießen, von meinem Traumprinzen zu träumen und mir immer wieder vorzustellen, wie wir es tun würden und vor allem wo.

Manchmal überraschte er mich auf einer einsamen Insel mit einem gedeckten Tisch am Strand, wo wir den Sonnenuntergang genossen und uns anschließend im warmen flachen Wasser des Meeres liebten. Ein anderes Mal waren wir in einer düsteren Höhle gefangen, wir hatten uns verlaufen und drohten fern der Heimat zu verhungern. Doch bevor wir Arm in Arm sterben würden, wollte ich wissen, wie es ist, mit einem Jungen zu schlafen, und gab mich ihm unter einer Felsendecke voller Fledermäuse hin.

Solche und ähnliche Fantasien begleiteten mich durch viele meiner Tagträume, für die ich mich in mein Zimmer, unter meine Bettdecke oder in die Badewanne zurückzog. Erwacht war ich aus einem dieser Träume, als mich meine kleine Schwester an ihrem elften Geburtstag fragte, ob ich schon mal Sex hatte und wie das wäre. Sie sah mich dabei unschuldig an, doch ich ahnte in ihrem Blick, dass es mehr als nur Neugierde war. Sie wurde zur Frau und ich hatte noch nicht einmal einen Freund, um ihre Frage zu beantworten.

5. Mai 1978

 

Noch immer ging ich den Jungs aus dem Weg. So rasch würde ich mich in keinen von denen mehr verlieben und mir wieder mein Herz brechen lassen. Es war als ob die Kerle in einer völlig anderen Welt lebten. Kaum einer kümmerte sich um unsere Gefühle, interessierte sich, was wir Mädchen dabei empfanden, wenn wir hörten, wie sie sich auf dem Schulflur mit ihren Eroberungen brüsteten. Manchmal hatte ich den Eindruck, es herrsche eine Art Wettbewerb unter meinen Klassenkameraden, wer den meisten Mädchen an die Wäsche durfte.

Allerdings glaubte ich nicht, dass unsere pickeligen und kindischen Jungs mit ihren kieksenden Stimmen und dem lächerlichen Flaum im Gesicht tatsächlich bei vielen Mädchen landeten. Die oberen Jahrgänge kamen dafür schon eher in Betracht. Einige der älteren Jungs waren wirklich süß, wenn sie auf dem Schulhof zusammenstanden und uns Mädchen zulächelten. Ich lächelte nicht zurück, doch einige meiner Freundinnen erzählten, wie aufregend es wäre, mit denen zu schlafen.

Mich langweilten diese Geschichten, warfen sich doch die meisten Mädchen dem Typen an den Hals, der sich besonders wichtig machte oder als Casanova galt. Manche der Jungs gingen sogar mit mehreren Mädchen gleichzeitig und wenn eines davon dahinter kamen, war eben Schluss. Heidi hingegen wurde mehr und mehr gemieden, galt sie doch als leicht zu haben und schaute mittlerweile auf viele kurze Affäre zurück, ohne einen festen Freund zu haben. Etliche der Jungs hatten ihr erstes Mal mit Heidi erlebt und suchten nun ein weniger erfahrenes Mädchen, bei dem sie mit ihren Bettgeschichten angeben konnten.

Mich beeindruckte das nicht. Was war schon dabei, mit einem Jungen zu schlafen? Ich hätte es schon viele Male tun können, hatte nur noch nie gewollt. Stattdessen interessierte ich mich seit einigen Wochen für unseren Aushilfskunstlehrer, einen jungen Referendar, der sein Studienpraktikum an unserer Schule ableistete und wunderschöne, braune Augen hatte.

Die waren mir zum ersten Mal aufgefallen, als er sich während einer Zeichenstunde zu mir aufs Pult setzte und sagte, dass ihm mein Bild besonders gut gefiele. Wir sollten Egon Schieles Frau des Artisten abmalen und ich hatte beim Zeichnen an Marcelle mit ihren roten Haaren und dem lasziven Blick gedacht, einem Blick, den sie seit Kurzem aufsetzte, wenn wir im Dorf anderen Jungen ihres Alters begegneten. Sie hätte mich vermutlich ausgelacht, wenn sie gewusst hätte, dass ich noch Jungfrau war, doch ich vermied das Thema.

Seit dieser Schulstunde musste ich immer öfter an seine treuen Augen denken und versuchte, ihm durch mein Engagement beim Zeichnen und Malen aufzufallen. Doch er schien kaum Notiz von mir zu nehmen, lobte auch die anderen Mädchen, selbst wenn deren Bilder deutlich schlechter als meines waren. Bald schwärmte die halbe Klasse von ihm und unsere Jungs machten sich über uns Mädchen lustig, wenn wir glauben würden, ein Lehrer könnte sich für uns interessieren.

Ich aber dachte nur noch mehr an ihn und suchte nach einem Weg, ihm möglichst oft im Schulhaus über den Weg zu laufen. Es sollte wie zufällig aussehen, doch letztlich war er es selbst, der unseren ersten Kontakt möglich machte. Hatte er doch am Ende einer Zeichenstunde gefragt, ob ihm jemand nach Schulschluss beim Aufräumen des Materialienraumes helfen könne. Ich hob zaghaft die Hand, ohne auf das Tuscheln meiner Mitschüler zu achten. Javier, unser Kunstlehrer, sah mich sekundenlang mit seinen wunderschönen Augen an, dann nickt er und lächelte. Ich hatte Gänsehaut.

3. Juni 1978

 

Kinder, Kinder, heute habe ich meine kleine Schwester mit einem Jungen im Bett erwischt. Naja, nicht wirklich Bett, eher ihre Couch, aber beide waren bis auf die Unterwäsche ausgezogen und lagen wild knutschend aufeinander. Ich hatte nur ein Buch gesucht, das ich Marcelle einst lieh und dabei nicht auf das Draußenbleiben!-Schild an ihrer Zimmertür geachtet. Sie hatten nicht bemerkt, wie ich überrascht und peinlich berührt in der Tür stand. Rasch schloss ich diese wieder und überlegte, ob ich mich bemerkbar machen sollte, um das Schlimmste zu verhindern, doch dann entschied ich mich dagegen. Sollte Marcelle doch ihre Erfahrungen machen.

Sie war immerhin schon 12 und den Knaben, mit dem sie rummachte, kannte ich auch. Es war Knopf, ihr ständiger Begleiter und Freund aus frühen Kindertagen. Dennoch irritierte es mich, meine kleine Schwester halbnackt mit einem Jungen fummeln zu sehen. Zum Glück wussten meine Eltern nichts davon. Ungeduldig wartete ich in der Küche darauf, dass die beiden Marcelles Zimmer verließen. So richtig wollten sich in meinem Kopf keine Bilder der beiden einstellen, zu irritierend fand ich die Vorstellung, dass meine Schwester Sex haben könnte.

Selbst dachte ich auch immer öfter darüber nach, mit einem Jungen zu schlafen. Doch es sollte keiner dieser unerfahrenen Buben meiner Klasse sein. Ich fühlte mich mehr und mehr zu älteren Jungen hingezogen und sehnte mich danach, von Javier, meinem Kunstlehrer berührt zu werden. Wir hatten uns mittlerweile schon mehrere Male in dem Materialienlager des Kunstsaals getroffen, wo ich ihm zur Hand ging. Es galt die Arbeitsmittel für die einzelnen Schulstunden vorzubereiten. Auch musste ich die Pinsel auswaschen und Paletten reinigen, Papier zurechtschneiden und Stifte bereitstellen.

Gelegentlich sah er mich mit einem so unergründlichen Blick an, verweilte in meinen Augen und ließ mein Herz schweben. Sagte aber nichts. Ich spürte, wie ich errötete, ließ es aber zu, hoffend, dass er meine Erregung sehen konnte und reagieren würde. Leider war ich ihm noch keinen Millimeter näher gekommen, als es sich für eine Schülerin ihrem Lehrer gegenüber gehörte. Wahrscheinlich lag es daran, dass Javier eine Freundin hatte, ein hübsches Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und einer Traumfigur. Neben ihr kam ich mir klein und unreif vor, immerhin war sie mindestens schon 18.

In Marcells Zimmer rührte sich etwas. Vermutlich waren sie aufgestanden und zogen sich an, wobei einem der Beiden etwas zu Boden gefallen war. Oder sie trieben es wild auf Marcelles Couch, wobei irgendetwas umgestoßen wurde. Ich schämte mich für meine verdorbene Fantasie, als sich Sekunden später die Tür öffnete und meine Schwester Hand in Hand mit Knopf die Treppe herunter kam. Beide sahen errötet aus und hatten verstrubbelte Haare. Man sah ihnen das wilde Liebesspiel förmlich an. Ich werde mit ihr sprechen müssen, dachte ich bei mir, damit nicht irgendwann Maman dahinter käme.

Ich nickte Knopf anerkennend zu, doch der sah nur irritiert zu meiner Schwester, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und verschwand. Marcelle schaute ihm noch einige Augenblicke nach, dann drehte sie sich zu mir um und fragte, ob ich das Schild an ihrer Tür nicht gesehen hätte. Sie hatte mich offensichtlich doch bemerkt, schien aber nicht böse, nur unsicher, wie ich auf meine Entdeckung reagieren würde. Ich entschuldigte mich, freute mich aber auch für sie und Knopf und bot an, dass sie immer mit mir reden könne, wenn sie Fragen hätte. Sie schaute mich ähnlich lange an, wie sie Knopf hinterher geschaut hatte, dann räusperte sie sich und fragte, ob ich Kondome hätte.

4. Juli 1978

 

Javier hat mir in diesem Jahr das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht, als er mich zur Frau machte. Er fragte mich anlässlich der letzten Zeichenstunde vor den Sommerferien, ob ich ihm nochmals beim Verpacken all der Utensilien zur Hand gehen könne. Auch müsste er einige der Gerätschaften zu sich nachhause bringen und bräuchte jemanden, der ihm beim Tragen hilft. Gern war ich einverstanden, hatte ich doch für meinen Geburtstag nichts Großes geplant, ein paar Freundinnen in der Eisdiele treffen, sonst nichts. Wie hätte ich meinem Schwarm den Wunsch abschlagen können.

Bepackt mir einer Staffelei und einem Koffer voller Farbtuben ächzte ich hinter meinem Kunstlehrer her, der sich mit diversen weiteren Kisten und Koffern beladen zu seinem Appartement in einer kleinen Pension unweit der Schule schleppte. Zum Glück war der Weg nicht weit und wir mussten den Weg kein zweites Mal gehen. Kaum hatten wir alles im Keller der Pension verstaut, nahm mich Javier bei den Schultern und sah mir tief in die Augen. Ich schmolz dahin und hörte aus weiter Ferne seine Frage, ob ich noch auf einen Tasse heiße Schokolade zu ihm hinauf käme.

Ich musste genickt haben, denn Sekunden später fand ich mich in einem kleinen, gemütlichen Zimmer wieder, in dem neben einer Kommode, einem kleinen Tisch, einem Stuhl und einem breiten Bett nicht viel mehr stand. Kerzen in den Fensternischen und auf dem Nachttischchen verbreiteten eine romantische Atmosphäre, ein Duft von Zitrone und Melisse schwebte im Raum. Ich stand sprachlos im Eingang, als mich Javier sanft ins Innere schob und hinter uns die Tür schloss.

Unsicher, was mich hier erwartete, stand ich unschlüssig im Raum und sah mich um. Javier hatte auf einer Kleiderstange in einer der Zimmerecken seine Sachen aufgehängt, an der Wand gegenüber hing ein Spiegel und über dem Bett ein altes Gemälde in einem voluminös goldenen Rahmen. Ansonsten ließ wenig auf seinen Bewohner schließen. Vielleicht die Bücher neben dem Bett, aber deren Rückentexte konnte ich aus der Entfernung nicht lesen.

Noch bevor ich an die versprochene Schokolade denken konnte, drehte mich Javier zu mir um und küsste mich. Mir blieb fast das Herz stehen, meine Knie knickten ein und beinahe wäre ich hingestürzt, hätte mich Javier nicht gehalten und empor gehoben. Ich fühlte mich leicht wie eine Feder in seinen starken Armen und genoss es zu schweben, als er mich so vorsichtig, als wäre ich aus Glas, auf seinem Bett ablegte.

Dann löschte er das elektrische Licht und die Kerzen tauchten das Zimmer in ihr geheimnisvolles Licht. Langsam, zärtlich und behutsam löste er meinen Gürtel, knöpfte meine Bluse auf, zog mir die Schuhe aus. Nach und nach lag ein Kleidungsstück nach dem anderen neben dem Bett und ich fand mich bis auf meine Unterwäsche nackt unter seinem Federbett wieder. Dann legte auch er Hemd und Hose ab und huschte zu mir unter das Deckbett. Dort streichelte er mich zärtlich über meine Wange und bedeckte mein Gesicht mit zaghaften Küssen, während ich die Augen schloss und den Moment genoss.

Ich hatte solche Angst vor meinem ersten Mal gehabt, mir ausgemalt, wie schrecklich peinlich es werden würde, einem Jungen nackt gegenüber zu treten, von ihm unsanft berührt zu werden, selbst nicht zu wissen, wo und wie ich ihn anfassen durfte und nun floss ich dahin, verschmolz mit meinem großen Schwarm und spürte kaum, wie er mir Slip und BH abstriff, sich langsam auf mich legte und eindrang.

30. Juli 1978

 

Noch Tage später musste ich an den Nachmittag in Javiers Bett denken, an seine zärtlichen Hände, seine Lippen, seine starken Arme und das neue, merkwürdig aufregende Gefühl, als ich ihn erstmals in mir spürte. Die Zeit danach erlebte ich wie im Taumel. Als Frau wiedergeboren trugen mich die Erinnerungen an mein erstes Mal durch den Tag, ließen mich schweben und zurück in Javiers Arme kehren.

Zweimal noch liebten wir uns die Woche danach, ohne dass irgendwer an der Schule etwas davon mitbekam. Javier war sehr rücksichtsvoll und lehrte mich die Geheimnisse der Liebe. Es war faszinierend, wie er mich stets dort berührte, wo ich es am meisten genoss. Geduldig verwöhnte er meinen Körper, streichelte mein Gesicht, küsste meinen Hals und wanderte mit seinen erfahrenen Fingern den Schenkel hinauf, meinem süßen Geheimnis entgegen. Gleichzeitig wagte auch ich es, ihn zu berühren. Sog seinen verführerischen Duft nach Mann und herbem Parfüm ein und zeichnete mit meinen Händen seinen muskulösen Körper nach. Es war aufregend, seine festen Pobacken zu streicheln, mich in seinen Rücken zu krallen, wenn ich meinen Höhepunkt dank seiner Fingerfertigkeit nahen spürte. Erregt bäumte ich mich Javier entgegen, hörte seinen Atem an meinem Ohr und fühlte, wie sich die Härchen an meinen Armen aufrichteten.

Es wäre gelogen, wenn mein besonderes Interesse nicht seiner herausragendsten Eigenschaft, einem sehr schönen, schlanken Penis gegolten hätte. Doch es brauchte einigen Mut, ihn mir anzusehen, ihn zu berühren und schließlich zu verwöhnen. Wie samtig er war, wie wunderbar gerade und von feinen Adern gezeichnet. Wieder und wieder fuhr ich seinen Schaft entlang, umspielte seine rosa Eichel oder fühlte seine Hoden schwer in meiner Hand liegen. Anders als Charles ließ mir Javier Zeit, ihn zu erkunden. Geduldig lag er vor mir und sah mir dabei zu, wie ich mich seinem besten Stück widmete, ihn streichelte und fasziniert erlebte, wie er sich aufrichtete, härter wurde und in meiner Hand zu pulsieren begann. Als sich schließlich erste, durchsichtige Tropfen auf seiner Eichel bildeten, umschloss er meine Hand mit der seinen, drückt sie fester um sein Glied und ließ erst los, als dicke weiße Tropfen intervallartig aus der kleinen Öffnung seiner samtigen Spitze schossen.

Ich hatte schon mehrmals Samen über meine Hand fließen spüren, doch diesmal erregte mich der Anblick in einem Maße, wie ich es noch nie gespürt hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass mich Javiers Finger während meines Spiels verwöhnten und meine kleine Lustperle zur Extase trieben. Gemeinsam streichelten wir uns zum Höhepunkt und küssten uns anschließend leidenschaftlich lange. Lang genug jedenfalls, dass ich Javiers Männlichkeit an meinem nackten Oberschenkel wieder empor wachsen spürte und wusste, wir konnten uns auf die nächste Ebene wagen.

Diese bestand darin, dass mich Javier liebevoll auf den Rücken bettete, mir beruhigend durchs Haar striff und meinen Körper sanft mit Küssen bedeckte. Er streifte mit seinen Lippen an meinem Hals hinab, über meine Brustwarzen, den Bauch entlang zu meinem Venushügel, wo er verweilte. Parallel zu seinen Fingern spürte ich wenig später seine Zungenspitze über meine Vulva fahren, fühlte, wie seine Lippen meinen Kitzler umspielten, und endlich seine Zunge tief in mein Spältchen eindrang. Meine Erregung musste ihm über das Gesicht gelaufen sein, denn als er seinen Kopf hob und mich liebevoll anlächelte, troff ihm meine Feuchtigkeit vom Kinn. Ich öffnete meine Schenkel und zog ihn halb ohnmächtig vor Lust zu mir hinauf, küsste seine glänzenden Lippen und flüsterte, dass ich ihn endlich in mir spüren wolle. Javier tat mir den Gefallen, schob sich über mich und seinen herrlich harten Schwanz tief in mein nasses Inneres, auf dass ich vor Lust verging.

12. September 1978

 

Javier kam nach den Ferien nicht mehr an die Schule zurück. Seine Vertretungszeit war zu Ende und der frühere Kunstlehrer wieder da. Ich sah ihn nie wieder, behielt ihn aber als meinen ersten, echten Liebhaber im Herzen verwahrt. Ich war traurig, aber lange nicht so am Boden zerstört, wie nach der Trennung von Charles. Es war gut, wie es war, ich hatte ein wunderbares, erstes Mal erlebt, einen einfühlsamen Lehrer gehabt und fühlte mich reifer, erwachsener. Auch mein Liebeskummer war der Sicherheit gewichen, dass da draußen der Richtige auf mich warten würde.

Sarah war ganz aus dem Häuschen, als ich ihr von meiner Liaison mit Javier erzählte. Jetzt endlich, sagte sie mir, verstünde sie, wieso ich so versessen darauf gewesen wäre, ihm ständig im Kunstkabinett zu helfen. Aber auch sie hatte ihn süß gefunden und konnte verstehen, dass es um mich geschehen war. Mit offenem Mund lauschte sie der Beschreibung seiner Verführungskünste, wollte jedes noch so kleine Detail wissen und erregte sich an meiner Schwärmerei für Javiers wunderschönen, athletischen Körper.

Ob es mir wehgetan hätte, als er in mich eindrang, wollte sie wissen, und als ich verneinte, schien sie mir nicht zu glauben. Doch es hatte tatsächlich nicht geschmerzt. Ein kurzer Stich, dann lag er näher bei mir, als es Mr. Bee oder ein anderer Junge je zuvor getan hatten. Seine zahllosen Berührungen, seine Zärtlichkeiten mit den Fingern, Mund und Händen hatten mich schmelzen lassen, hatten mich in einem Maße entspannt, dass ich allein vom Gedanken an seinen Körper gekommen wäre. So erregt und feucht war es ein Leichtes für ihn, mich zu entjungfern.

Wir hatten nicht verhütet, doch Javier besaß genug Erfahrung, seinen Höhepunkt hinauszuzögern, und als dieser unvermeidlich bevorstand, sich aus mir zurückzuziehen und auf meinem Bauch zu ergießen. Es war schön, ihm dabei zuzusehen, zu sehen, wie sein nass glänzender Penis pulsierte, auf und nieder wippte, bevor ein nicht enden wollender, weißer Schwall meine Haut netzte und meinen Bauchnabel füllte. Er hatte die Augen geschlossen und stöhnte, hörte aber nicht auf, sich auf mir zu entleeren, wieder und wieder spritze es aus seiner herzförmigen Schwanzspitze und bedeckte mich von der Scham bis hinauf an meinen Hals.

Anschließend hatte er es sich zwischen meinen Beinen bequem gemacht und begonnen meinen noch immer auslaufenden Spalt zu liebkosen. Er küsste meine Lippchen, drang mit seiner Zungenspitze in mich ein und knabberte an meinem Kitzler, bis auch ich es nicht mehr halten konnte und in einem unbeschreiblichen Rausch explodierte. Eng aneinander gekuschelt schliefen wir an diesem Nachmittag in seinem Bett ein, glücklich, verliebt und fast wie ein Paar.

Ich bin mir sicher, dass er seiner Freundin nie von mir erzählt hat. Wozu auch? Ich war 15, er 24, wir hatten nur den einen Moment des gemeinsamen Glücks, einen Moment, der mir mehr bedeutete, als alle Küsse und Berührungen zuvor mit den Jungs meiner Gegend. Javier war mein Liebhaber gewesen, ich seine verbotene Frucht, die zu süß war, um nicht daran zu naschen. Aber er war auch ein Mann und ich noch ein Kind, wir hatten keine Chance und dennoch denke ich jeden Tag an ihn.

Ich bat Sarah, keinem der anderen Mädchen davon zu erzählen, vor allem Heidi nicht, die ihm ebenfalls schöne Augen gemacht hatte, jedoch abgeblitzt war. Ich hatte Angst, unsere Affäre könnte dem Direktor zu Ohren kommen und Javier Schwierigkeiten bereiten. Außerdem wollte ich die ach so schönen Erinnerungen nicht zerreden oder mir von den anderen Mädchen madig machen lassen. Ich wusste selbst, dass er viel zu alt für mich war, dass wir keine Zukunft hatten, aber ich wollte ungestört träumen dürfen.

13. Oktober 1978

 

Gestern saßen Marcelle und ich in der Badewanne und haben uns über Sex unterhalten. Anfangs war ich etwas befangen, meiner kleinen Schwester dabei zuzuhören, wie sie mir von ihrem Freund erzählte und was sie schon alles im Bett gemacht hätten. Ich muss puterrot angelaufen sein, denn plötzlich nahm sie eine Handvoll Badeschaum und bewarf mich lachend. Ich solle doch nicht so tun, als ob ich noch nie einem Jungen einen geblasen hätte, meinte sie schließlich und ich musste ihr gestehen, dass ich das tatsächlich noch nie gemacht hatte.

Da saß nun meine kleine 12jährige Schwester und musste mir erklären, wie man es einem Jungen mit dem Mund machte. Es war beschämend und erregend zugleich. Seit kurzem waren sie und Knopf ganz offiziell ein Paar. So durfte man sich in ihrer Clique nennen, wenn man Sex hatte, wozu auch Oralverkehr zählte. Geschlafen hatten sie wohl noch nicht miteinander, aber so wie ich Marcelle kannte, lag das nicht an ihr.

Ich hingegen dachte an die Art, wie mich Javier mit seinem Mund, seiner Zunge befriedigt hatte und bedauerte, es ihm nicht auf gleiche Art erwidert zu haben. Doch damals auf seinem Zimmer war er mein Lehrer und ich zu schüchtern gewesen, um auch nur an so etwas zu denken. Marcelle aber erzählte mir detailreich, wie schwierig es war, nicht zu würgen oder gar sich zu übergeben, wenn man das Teil des Jungen in den Mund nahm und seinen Saft schmeckte. Der Penis durfte keinesfalls zu tief eindringen, aber ihn nur an der Spitze zu lecken, brächte auch nichts, teilte sie mir weltmännisch mit und ich schüttelte nur den Kopf.

Überlegt hatte ich mir das schon öfters, auch schon bei meinen Spielen mit Charles und Mathéo, doch zuckte ich stets in letzter Sekunde davor zurück und überließ es den Jungs, mich zu schlecken. Als ich jetzt meiner kleinen Schwester dabei zuhörte, wie sie es schaffte, dass sich Knopf nach nur wenigen Minuten in ihrem Mund ergoss, wünschte ich, mutiger gewesen zu sein. Eine solche Macht über einen Jungen zu haben, erregte mich und ich überlegte, wer dafür in Frage kommen könnte.

Seit meinem Abenteuer mit Javier ging ich wieder mit offenem Herzen und ebensolchen Augen durch die Welt, auf der Suche nach einem Freund, einem Liebhaber, wie Heidi ihre Bettpartner nannte. Mein Liebeskummer war wie weggeblasen und das Wissen um meine Bereitschaft ließ mich strahlen. Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis ich einem der älteren Jungs auffiel und wieder einen Freund hatte.

Allerdings waren die meisten meiner Freundinnen solo. Irgendwie schaffte es keine, länger als ein paar Wochen mit einem Jungen liiert zu sein. Kaum durften die einem an die Wäsche, sah man sie am nächsten Tag mit einem anderen Mädchen und wusste, man war wieder auf ihre Schmeicheleien hereingefallen, nur um möglichst rasch die Beine breit zu machen. Ich hingegen nahm mir fest vor, nicht so dumm zu sein und den Erwählten vorzeitig in mein Höschen zu lassen. Doch das erwies sich als Hindernis, denn kaum ein Junge fragte nicht schon beim zweiten Treffen, ob er mit auf mein Zimmer kommen könne.

Doch kaum lehnte ich ab, war ich ebenso Geschichte, als ob wir es vorher noch getrieben hätten. Bald galt ich als eiserne Jungfrau und die meisten Jungs unserer Schule mieden mich. Nur einer interessierte sich für mich, Bernard. Er war Claras erster Freund gewesen, viele Jahre zuvor und war nunmehr in der Abschlussklasse unseres Gymnasiums. Er erinnere sich an mich, erzählte er mir bei unserem ersten Date, und als er mich wenige Tage später unter der Schulhoflinde küsste, konnte auch ich mich wieder an ihn erinnern.

 

2. November 1978

 

Es hatte sich wie ein Lauffeuer an unserer Schule herumgesprochen, dass Bernard und ich miteinander gingen. Sarah fand es komisch, dass sich meine Schwester und ich den gleichen Typen teilten, aber Clara sprach wochenlang nicht mehr mit mir. Dabei war das zwischen denen schon Ewigkeiten her und wie ich herausfand, war noch nicht einmal viel gelaufen. Mehr als knutschen und bisschen fummeln oberhalb der Sperrzone hatte Clara nicht zugelassen. Vermutlich auch ein Grund, wieso Bernard damals Schluss machte.

Mit mir holte er einiges an Erfahrungen nach. Ich war Javier so dankbar, dass er mir diese Tür aufgestoßen hatte, durch die ich Bernard erst in mein Leben und schließlich in mein Bett ließ. Er hatte schon mit einigen Mädchen geschlafen und verstand sich ähnlich wie Javier darauf, mich solange zu erregen, bis ich es kaum noch erwarten konnte, dass er sich endlich auf mich legte und wir verschmolzen.

Mit der Zeit aber wurde ich experimentierfreudiger und begnügte mich nicht mehr nur damit, unter ihm zu liegen, meine Beine gespreizt zu halten und ihn auf mir arbeiten zu lassen. Ich wollte selbst bestimmen, wie und wann wir miteinander schliefen und dafür sorgen, dass wir beide zu unserem Höhepunkt kamen. Bernard war überrascht, als ich eines Abends nicht wie üblich das Licht löschte, um mich nackt zu machen, sondern begann, ihm den Gürtel zu lösen und seine Hose herabzuziehen. Dazu kniete ich vor ihm und begutachtete sein mir entgegenwippendes Glied.

Ich mochte den Anblick von Schwänzen, ich liebte es, sie zu berühren und ich lernte es zu genießen, sie mit dem Mund zu verwöhnen. Wie so oft lag Bernard – kurz nachdem wir uns ausgezogen hatten – zwischen meinen Schenkeln und leckte mich. Doch dieses Mal wollte ich mehr, diesmal wollte ich es ihm gleichtun und drehte mich so, dass wir des anderen Geschlecht sehen und mit dem Mund berühren konnten. Es konnte unmöglich sein, dass meine kleine Schwester ihrem gerade einmal 13jährigen Freund regelmäßig einen blies und ich noch nie einen Penis im Mund gehabt hatte.

Bernards Glied war nicht besonders lang, dafür aber sehr dick und damit mehr, als mein Kiefer die ersten Male ertragen konnte. Nach nur wenigen Auf- und Abbewegungen mit meinem Mund schmerzte er mir und wir mussten abbrechen. Bernard bedauerte dies, gönnte mir aber die Pausen und allmählich hatte ich die Technik raus, ihn zu verwöhnen, ohne mir den Kiefer zu brechen. Wir machten es uns von nun an öfters gegenseitig, wobei es mir lange nicht gelang, ihn dabei zum Höhepunkt zu bringen.

Das änderte sich, als ich dazu überging, ihn nicht allein mit meinen Lippen und der Zunge zu verwöhnen, sondern meine Hand hinzunahm und ihm durch mehr oder minder starke Rubbelbewegungen das Kommen zu erleichtern. Das gefiel Bernard bald besser, als mit mir zu schlafen, und ich wurde richtig gut darin, ihn binnen weniger Minuten zu befriedigen. Leider war er danach oft so müde, dass ich nicht mehr zu meinem Spaß kam und immer öfter selbst Hand anlegen musste, während Bernard neben mir eingeschlafen war.

Das einzige, woran ich mich bei all den Experimenten und Erfahrungen, die wir in diesen Tagen machten, nicht gewöhnen konnte, war dieser merkwürdige Geschmack, den Bernards Saft auf meiner Zunge hinterließ. Sein Sperma schmeckte mir nicht. Es war glibbrig und salzig und hatte oft eine derartig muffige Note, dass es mich würgte, wenn er sich in meinen Rachen ergoss. Er meinte, ich würde mich daran gewöhnen, doch bis heute verzichte ich gern auf den finalen Schuss in meinen Mund.

24. Dezember 1978

 

Die letzten Tage hatte es wieder mächtig geschneit und wir verbrachten viel Zeit zuhause vor dem Kamin. Marcelle hatte sich in ein Buch vergraben, ich musste für Klausuren im Januar lernen und Paul konnte vor Aufregung kaum stillsitzen. Er hatte sich nichts sehnlicher als einen Rennschlitten zu Weihnachten gewünscht und heute Abend würde es ihn endlich geben, hoffte er zumindest. Ich selbst hatte mir Musikplatten und einen Plattenspieler gewünscht und Marcelle wie immer Bücher. Für Maman hatte ich einen Seidenschal gekauft, Papa bekam Zigarren, die Bernard für mich im Kolonialwarenladen gekauft hatte. Ihm würde ich mich in neuer Spitzenunterwäsche schenken und dazu einen Schlüsselanhänger für sein Moped.

Paul bettelte, dass wir mit ihm morgen unbedingt auf den Gänsehügel gehen sollten, den neuen Schlitten ausprobieren. Ich mahnte ihn, dass er noch gar nicht wüsste, ob er überhaupt einen Schlitten bekäme, nachdem sein erstes Jahr in der Grundschule alles andere als berauschend gelaufen war. Mein kleiner Bruder war ein echter Träumer. Oft stand er minutenlang mit offenem Mund vor einer Blume im Garten oder sah den Vögeln beim Picken zu und rührte sich nicht. Leider passierte ihm das auch während der Unterrichtsstunden, was seine Lehrerin zum Verzweifeln brachte.

Paul und ich aber verstanden uns sehr gut. Er mochte mich vermutlich sogar lieber als Marcelle, mit der er sich oft raufte und regelmäßig verlor. An mich hingegen konnte er sich mit seinem Stofflöwen im Arm rankuscheln, während ich ihm Märchen aus 1001 Nacht oder die Abenteuer des kleinen Prinzen vorlas. Marcelle las lieber selbst, außerdem hatte sie gerade Streit mit Knopf und schmollte. Er hatte sie beim Knutschen mit einem anderen Jungen erwischt und war sauer. Marcelle hingegen war nur neugierig gewesen und der Ansicht, dass sie nicht das Eigentum ihres Freundes sei.

Ich hielt mich da raus, genoss ich doch die aufregende Harmonie, die mich mit Bernard verband. Wir hatten die letzten Wochen unser erotisches Repertoire erweitert und waren dazu übergegangen, dass ich immer öfter auf ihm saß und ihn ritt, während er unter mir tief in mich eindrang. Allein der Gedanke an unser letztes Mal ließ mich feucht werden und ich war versucht, mir hier und jetzt vor dem Kamin ins Höschen zu greifen und für Entspannung zu sorgen. Natürlich kam das nicht in Frage, weshalb ich lediglich verträumt ins Leere starrte und mein Lehrbuch vergaß.

Paul riss mich aus meinen Tagträumen, als er zum tausendsten Mal fragte, wann denn endlich der Weihnachtsmann käme und ich ebenso oft antwortete, dass erst das Feuer im Kamin herunter gebrannt sein müsse, damit er durch den Schornstein kommen kann. Wütend sah Paul auf den mächtigen Holzstapel, der vor sich hin glühte und fast schien es, als ob er nach einer Möglichkeit suchte, das Feuer vorzeitig zu löschen. Zum Glück kam Maman dazwischen und brachte heiße Schokolade.

Die nächsten Tage würden sich Bernard und ich nicht sehen können. Traditionell besuchte seine Familie entfernt wohnende Verwandte und auch ich sah mich die meiste Zeit T’en fais pas unter dem Weihnachtsbaum spielen. Es war immer ein Riesenspaß zu sehen, wie Marcelle nur schwer verbergen konnte, wie ungern sie verlor. Als kleines Mädchen hatte sie sogar einmal vor lauter Wut einen der Würfel verschluckt, nur um nicht mehr weiterspielen zu müssen.

Ich aber würde alles tun, um die Zeit bis zum Wiedersehen mit meinem Bernard nur möglichst rasch verfliegen zu lassen. Mein ganzer Schulheftrand war mittlerweile mit Herzen und dicken B‘s vollgemalt. Aufgekratzt schnappte ich mir Paul, drückte ihn fest an mich und dachte, ob er auch irgendwann einem Mädchen so den Kopf verdrehen würde. Hübsch genug war er ja und Mädchen mochten Träumer, ich zumindest.

2. Februar 1979

 

Mein Großvater ist gestorben. Völlig unerwartet. Er hatte sich nach dem Essen wie üblich für einen kurzen Mittagsschlaf ins Bett gelegt und war nie wieder aufgestanden. Das Herz, meinte der herbei gerufene Arzt, konnte aber nichts mehr für ihn tun. Wir sind alle geschockt und meine Großmutter hat seit drei Tagen ihr Zimmer nicht mehr verlassen. Meine Mutter steht ihr, so weit es ihre eigene Trauer zulässt, bei und mein Vater kümmert sich um die Beerdigung. Mir ist auch den ganzen Tag zum Heulen zumute und sogar Marcelle, die ich seit Jahren nicht mehr weinen sah, hat rotgeränderte Augen. Paul ist total verstört, hing er doch besonders an seinem Opa und weicht meiner Mutter nicht mehr von der Seite.

Zum Glück habe ich gerade jetzt Bernard, bei dem ich die meiste Zeit verbringe, um auf andere Gedanken zu kommen. Zuhause liegt die Lähmung wie ein Leichentuch über allem, was uns an Großvater erinnert. Wir Kinder mussten die Tage nach dem Todesfall nicht zur Schule und Sarah kam jeden Tag vorbei, um nachzusehen, wie es mir ging. Auch Marcelle und Knopf haben sich wieder versöhnt und verbringen den ganzen Tag in Opas Lieblingsecke am Kamin. Mich hingegen zieht es spätestens mit der Dämmerung hinaus zu meinem Freund, wo wir uns stundenlang über meinen Großvater unterhalten und ich Bernard manch lustige Familienanekdoten erzähle.

Anfänglich hatte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass ich trotz der Trauer fast täglich mit Bernard schlief, aber die Ablenkung tat mir gut. Es war wichtig, gerade in dieser schweren Zeit Halt zu haben, Nähe zu spüren und loslassen zu können. Ich genoss Bernards Zärtlichkeiten, sog seinen Geruch ein und träumte mich in seinen Armen in die Zeit zurück, als ich als fünfjähriges Mädchen auf Großvaters Heuschober mit meinem Teddy küssen übte. Nun waren beide tot, Opa und Mr. Bee und ich fühlte mich allein. Eine Leere, die nur Bernard ausfüllen konnte, weshalb ich ihn förmlich aufsog, ihn in mir aufnahm und seinen Stängel mit meinem Kelch krönte.

Die meiste Zeit ließ ich mich passiv verwöhnen, lag einfach nur da und spürte Bernards Berührungen nach. Ich genoss, wie er mit seinen Händen meinen Körper erkundete und unbekannte Landstriche eroberte. Neuerdings liebte er es, mich auf den Bauch zu drehen und sich der Länge nach auf meinen Po und Rücken zu legen, während sein hartes Glied zwischen meinen Pobacken nach der nassen, weichen Öffnung suchte. Zumeist fand er sie und wir erschauderten in dem Gefühl des gemeinsamen Höhepunktes.

Dann wieder küssten wir uns den halben Abend, lagen einander umarmend zusammen und streichelten uns, berührten unsere Rücken, des anderen Haare oder einander das Gesicht. Ich spürte Bernards Erektion an meinem Bein, widerstand aber der Versuchung, mich ihr zu widmen und zum Erschlaffen zu bringen. Mir war nicht nach Sex, ich wollte lediglich Nähe und Bernard gab sie mir, geduldig und unendlich einfühlsam. Dafür belohnte ich ihn anderntags mit meiner ganzen Aufmerksamkeit, bis er so leergesogen war, dass ihm der letzte Orgasmus Schmerzen bereitete.

Trotz der ausschweifenden Abende mit Bernard kann ich keine Nacht einschlafen, ohne nochmals selbst Hand anzulegen. Ich bin innerlich noch immer so aufgewühlt, dass erst das erlösende Gefühl der Ermattung für die nötige Schwere sorgt, um die Nacht zu überstehen. Marcelle geht es nicht anders, wie sie mir neulich gestand. Auch sie hat das Spiel mit ihren Fingern längst für sich entdeckt und nutzt wie ich in diesen schweren Tagen diese Möglichkeit zur Entspannung. Am schwersten aber hat es Maman. Sie muss sich nicht nur um ihre Mutter und Paul kümmern, sondern mit ihrer eigenen Trauer fertig werden, weshalb Marcelle und ich ihr unseren Bruder abnahmen.

2. April 1979

Erst dachte ich, es handele sich um einen Aprilscherz, aber meine Eltern meinten es ernst. Wir würden nach Deutschland ziehen. Die Firma meines Vaters expandierte und suchte einen Filialleiter und da er als einziger auf Leitungsebene deutsch sprach, schien es ausgemachte Sache. Ich war verzweifelt. Auch Marcelle war wenig angetan, die Schule zu wechseln. Wir würden zwar auch in Deutschland auf eine französische Schule gehen können, doch hier lebten all unsere Freunde und, was viel wichtiger war, Bernard.

Heulend lag ich in meinem Zimmer und verwünschte, nicht schon volljährig zu sein. Wie gern wäre ich mit Bernhard auf und davon geflogen, hätte meine Sachen gepackt und wäre zu ihm gezogen. Wir würden uns in seinem Bett lieben und versuchen, mit dem, das ich mit Babysitten verdiente und seinem Studentenkredit, auszukommen. Es war wenig, aber romantisch und ich wäre glücklich. Stattdessen lag ich tränenüberströmt in meinem Bett und verfluchte die Welt.

Der zweite Grund für unseren Umzug ist aber der Wunsch meiner Großmutter, zu ihrer Schwester zu ziehen. Ihr wurden ohne meinen Großvater Haus und Hof zu groß und wir können ihn nicht übernehmen. Vielleicht aber war es auch die Flucht vor der großen Leere, die seit dem Tod meines Großvaters in unser Haus eingezogen war. Auch meiner Mutter sah man den Verlust noch immer an, weshalb sie meinen Vater bei seinen Umzugsplänen unterstützte. Alles schien sich gegen mich verschworen zu haben.

Bernard habe ich noch gar nichts davon erzählt, erzählen können, komme ich doch aus dem Heulen gar nicht mehr heraus. Auch mich von Sarah zu trennen, wird ein Alptraum. Clara allerdings wird mich kaum vermissen und auch von Mathéo habe ich, seit Bernard und ich ein Paar sind, nichts mehr gehört. Er geht mir seit dem Nein zu einer Beziehung aus dem Weg. Das einzige, was mich ein wenig tröstet, ist, dass uns Heidi und Seppi begleiten werden. Nicht uns direkt, aber deren Mutter arbeitet eng mit meinem Vater zusammen und freut sich, wieder zurück nach Deutschland gehen zu können, um bei der Eröffnung der Filiale behilflich zu sein.

Auch Heidi dürfte froh sein, nachdem sie mit fast allen Jungs meiner Schule was hatte und nur noch als Schlampe läuft. Sogar mit Bernard soll sie mal auf einem Schulfest rumgeknutscht haben. Aber was kümmert es mich, war das doch vor unsere Zeit. Und schon wieder laufen mir die Tränen übers Gesicht und ich erinnere mich plötzlich an all die Plätze, wo sich Bernhard und ich geküsst haben.

Knopf weiß es wohl schon, sah ich ihn doch gerade aus Marcelles Zimmer kommen. Er wirkte sichtlich niedergeschlagen. Oder hörte er etwa von Ashima, der kleinen Japanerin aus der Parallelklasse meiner Schwester, die ich unlängst beim Knutschen mit Marcelle erwischt habe? Ja, meine Schwester überrascht mich immer wieder. Sie war vor einem Jahr noch der größte Raufbold der Straße, jetzt verdreht sie der halben Schule den Kopf, egal ob Mädchen oder Junge.

Geplant ist der Umzug für Juli, pünktlich zum Schuljahresende. Allerdings wird Paul noch bis September bei meiner Großmutter bleiben, damit wir uns erst einmal einrichten können und er meinen Eltern nicht ständig zwischen den Beinen herumläuft. Außerdem will sie ihm noch ein bisschen Deutsch beibringen, stammen doch meine Großeltern ebenfalls aus unserem Nachbarland, weshalb wir zweisprachig aufwuchsen.

Wie gern würde ich auch noch bis zum Ende der Schulferien im Dorf bleiben, um möglichst jede Sekunde mit Bernard auszukosten. Allerdings bietet die französische Schule in der neuen Stadt einen Vorbereitungskurs an und den sollen Marcelle und ich besuchen. Ich bin verzweifelt und werde mein Zimmer wohl nie wieder verlassen.

12. Mai 1979

 

Die letzten Wochen vergingen wie im Rausch. Der Sommer kam früh, Ostern waren es über 20 Grad und in der Schule saß ich nur noch die Zeit ab. Ich zählte jeden Vormittag die Sekunden herunter, bis ich Bernard endlich in die Arme fallen konnte und wir uns in unsere Welt, unsere Liebe zurückzogen. Wir hatten unseren ganz persönlichen Platz unweit des Weihers unter einer bodentiefen Trauerweide. Dort hatte ich Bernard als Fünfjährige zum ersten Mal nackt gesehen und nie wieder vergessen. Hier haben wir uns dann auch das erste Mal geküsst.

Er konnte sich auch noch an unsere erste Begegnung vor 11 Jahren erinnern, an mich, das kleine nackte Mädchen, das ihn wie versteinert angestarrt hatte, bevor es mit hochroten Kopf davon gelaufen war. Mir hingegen fielen wieder seine wochenlangen Versuche ein, mir wie zufällig über den Weg zu laufen, obwohl er mit Clara ging. Damals hatte ich mich für meine Freundinnen und gegen Bernard entschieden, heute holten wir die Zeit weidlich nach, liebten uns im frischen Gras oder im Heu unseres Hofes.

Es hatte mich große Überwindung gekostet, ihm von den Umzugsplänen meiner Eltern zu erzählen. Es traf ihn wie ein Schlag und tagelang lagen wir uns in den Armen und beklagten die Ungerechtigkeit, die unser Glück zerstören wollte. Dann aber versprach mir Bernard, sich einen Studienplatz in Deutschland zu suchen, bis ich mit der Schule fertig wäre und wir zurück nach Frankreich könnten. Vermutlich würden wir uns dann bereits im Herbst wiedersehen. Das versöhnte mich ein wenig mit dem Schicksal und ließ mich die letzten Wochen zu zweit genießen.

Marcelle hingegen hat mit Knopf Schluss gemacht und ging nun offiziell mit Ashima. Das ganze Dorf sprach darüber und auch meine Eltern schüttelten den Kopf. Sie hielten es für eine pubertäre Verwirrung, ich aber ahnte, dass meine kleine Schwester endlich erkannt hat, dass sie selbst bubenhaft genug war, um auch noch einen Freund zu haben. Ich gönne diesem spießigen Kaff diesen Skandal und freute mich für Marcelle, so leid mir der süße Knopf auch tat. Eine Trennung war immer schrecklich, aber eine neue Beziehung das schönste, was ich je erlebt habe.

Manchmal, wenn ich neben Bernard lag und ihm zärtlich durch seine blonden Haare fuhr, musste ich wieder an meine erste Liebe Hugo, den hübschen Burschen aus unserer Straße in der Stadt denken. Wie lange war da jetzt her? Gut 12 Jahre. Was er wohl gerade tat? Ob er eine Freundin hatte und vielleicht in dem Moment bei ihr lag und sich streicheln ließ? Ich schloss verträumt die Augen, dachte an die Buben in meinem jungen Leben und war glücklich, meine große Liebe gefunden zu haben.

Langsam ließ ich meine Hand sinken, strich Bernard über die Brust, den flachen Bauch, verweilte kurz auf seinen herrlichen Bauchmuskeln und landete schließlich auf seiner Hose, unter der ich seine Erregung deutlich spüren konnte. Wie in Zeitlupe zog ich seinen Reißverschluss herunter, Zacken für Zacken, bis meine Hand hindurch und hinein in seine Hose schlüpfen konnte. Dort umfasste ich das hart aufgerichtete Glied in seiner Boxershorts und massierte es sanft. Gleichzeitig beugte ich mich zu seinem Gesicht, berührte mit meinen Lippen die seinen und küsste ihn, erst zart, dann leidenschaftlich, bis auch er seine Hände über meinen Körper wandern ließ.

Zärtlich striff er mir mein Kleid über die Schultern und küsste meine darunter nackten Brüste. Dann streichelte er meinen Po, presste ihn mit seinen kräftigen Händen und schob den Saum meines Kleides empor. Zärtlich umspielten seine Finger den Rand meines Unterhöschen, bevor er mir auch dieses auszog und seinen Gürtel öffnete, die Hose ablegte und mich spüren ließ, wie sein herrlicher Schwanz zu pulsieren begann.

30. Juni 1979

 

Endlich bin ich sechzehn. Irgendwie fühlt man sich mit fünfzehn noch wie ein Kind, doch jetzt bin ich erwachsen, zumindest fast und das fühlt sich gut an. Meinen Geburtstag feierten wir am Weiher. So wie früher, doch einer der Jungs hatte so ein ultramodernes Tapedeck dabei, mit dem man Musik abspielen konnte. Da aber keiner von uns solche Tapekassetten besaß, hörten wir mit dem Gerät Radio, was auch sehr schön war.

Sarah und ihre Schwester schenkten mir einen französischen Städteführer und eine Bahnkarte, mit der ich verbilligt zurück nach Frankreich fahren könne. Ob Clara wirklich wollte, dass ich oft zu Besuch käme, bezweifelte ich beim Blick, den sie Bernard in meinem Arm zuwarf, doch Sarah begann bei der Übergabe des Geschenks zu weinen. Auch ich war den Tränen nah, wenn ich an unseren baldigen Abschied denken musste und all die Jahre, die wir beste Freundinnen waren.

Heidi schenkte mir einen winzigen, schwarzen Spitzenslip nebst passendem Bustier, den sie wie ein großes Bonbon in pinkfarbenes Geschenkpapier eingewickelt hatte. Die Jungs wurden rot und die Mädchen wollten, dass ich es gleich anprobiere, doch ich scheute mich, vor allen nur in Unterwäsche herum zu laufen. Deshalb verschob ich die Anprobe auf den Abend, wo ich hoffte, dass mir Bernard die Dessous möglichst bald ausziehen würde. Seppi hatte seine Schwester begleitet und Vivien mitgebracht, ein Mädchen aus meiner Parallelklasse mit riesigen blauen Augen und raspelkurzen, blonden Haaren. Ich hätte zu gern gewusst, ob sie ein Paar waren, zu merken war davon aber nichts.

Zu meiner großen Überraschung hatte ich von meiner verflossenen Urlaubsliebe Andréa eine Geburtstagskarte erhalten. Die ersten Monate nach unserem Abschied in Allessio hatten wir uns noch regelmäßig geschrieben, doch irgendwann schlief das ein und ich behielt den hübschen Italiener in warmer Erinnerung. Wie lange war das jetzt her, vier Jahre? Verträumt strich ich über die eckige Jungenschrift und dachte an die romantischen Stunden an der Steilküste oberhalb des kleinen Ortes am Meer. Ich war damals zwölf und fühlte mich so erwachsen in seinen Armen, meine Lippen auf den Seinen.

Meine kleine Schwester turtelte ungeniert mit Ashima herum, sehr zum Gefallen der anwesenden Jungs. Sie hatte mir eine Halskette aus Perlmuttplättchen und Onyxsplittern geschenkt, die sie auf einem Antikmarkt entdeckt hatte. Die Kette hob sich wunderbar von meiner weißen Bluse ab und würde, wie die Mädchen einstimmig meinten, ganz hervorragend zu meinen dunklen Augen passen. Ich drückte meine kleine Schwester, spürte ihre jungen, festen Brüste und musste plötzlich ganz wehmütig an den kleinen Wildfang von früher denken, der schneller als jeder Junge auf den Bäumen war. Jetzt war sie eine junge Frau und unglaublich sexy mit ihren kurzen, roten Haaren und den grünen Augen, die sich nur für Ashima zu interessieren schienen.

Wann hatte sie beschlossen, den Jungs Lebewohl zu sagen oder war das wirklich nur eine Phase, wie meine Mutter meinte? Auch ich hatte meine ersten sexuellen Erfahrungen mit meiner besten Freundin Sarah gemacht, hatte sie geküsst, mich berühren und sogar penetrieren lassen, doch galt mein echtes Interesse weiterhin den Männern in meinem Leben.

Die Mädchen spielten im Garten mit Hugo 2, der – mittlerweile in die Jahre gekommen – auf dem Rücken lag und sich den haarigen Bauch streicheln ließ, während die Jungs um den Grill herumstanden und fachsimpelten, wie man Fleisch am besten braten müsse. Mir war es egal, ich aß seit einiger Zeit kein Fleisch mehr und begnügte mich mit Gemüse und Pilzen, die ich in Alufolie verpackt neben die Würste auf den Grill legte. Großmutter hatte ihre berühmte Quiche gemacht und Maman buk Crepés für die ganze Meute. Es war ein wunderschöner Tag, der in den Armen von Bernard endete.

20. Juli 1979

 

Bernards Geburtstagsgeschenk war unser letzter gemeinsamer Ausflug, bevor meine Eltern, Marcelle und ich nach Deutschland ziehen würden. Mein Geliebter hatte den Picknickkorb gepackt und gemeinsam fuhren wir mit unseren Rädern in Richtung Grasse, ungewiss, wo wir die Nacht verbringen würden. Unterwegs hielten wir an verschiedenen Seen, gingen nackt baden oder liebten uns im hohen Gras der Wiesen. Das Wetter war himmlisch, die Luft duftete nach Sommer und ich konnte für wenige Stunden vergessen, dass es bald Abschied nehmen hieß.

Als die Dämmerung hereinbrach, näherten wir uns einem kleinen Örtchen, eigentlich einem Dorf, an dessen Rand ein Gehöft, ähnlich dem unseren stand, aus dessen Schornstein weißer Rauch empor stieg. Bernard klopfte und fragte das alte Mütterchen, das die Tür geöffnet hatte, ob wir in der Scheune übernachten dürften. Sie betrachtete mich, sah dann wieder zu Bernard, lächelte und lud uns ein, mit ihnen zu essen. Sie lebte zusammen mit ihrem Mann und ihrer Enkelin in dem Haus.

Die Nacht verbrachten Bernard und ich im Heu, liebten uns bis in die Morgenstunden und wurden, wie ich später erfuhr, von Susette, der Enkelin, beobachtet. Sie brachte uns auch das Frühstück und fragte, ob wir nicht noch bleiben möchten. Wir hatten nichts vor und beschlossen, zusammen mit Susette die nähere Umgebung zu erkunden. Zu dritt radelten wir durch die Lavendelfelder und hielten, wo es uns gefiel.

Susette war ein hübsches Mädchen in meinem Alter, hatte kurze schwarze Haare und die sinnlichsten Lippen, die ich je gesehen hatte. Wir verstanden uns auf Anhieb und auch Bernard mochte sie. Ein wenig schmerzte mich die Aufmerksamkeit, mit der er Susette behandelte, doch wir waren Gast in ihrem Haus und ich genoss ihre lustige Art, mit der sie uns ihre Heimat zeigte. Es war heiß in dem Sommer und wir faulenzten zu dritt im Schatten einer großen Ulme unweit des Anwesens, als Susette ihre Sachen auszog und sich nackt zum Sonnen auf die Wiese legte. Ich war überrascht, aber auch erstaunt über ihren makellosen Körper, ihre schlanke Figur und das kleine schwarze Dreieck, das ihren Schoß zierte.

Bernard grinste mich an, dann zog auch er sich bis auf die Unterhose aus, zögerte kurz und legte schließlich auch diese ab, bevor er mir dabei half, meine Kleidung loszuwerden. Nackt lagen wir drei im Gras und sonnten uns. Susette hatte sich aufgestützt und betrachtete ungeniert meinen Freund. Bernard lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, die Arme vor der Brust verschränkt und sein wunderschönes Glied schien leicht erigiert. Mich verunsicherte Susettes Blick, als sie auch mich musterte und sich mit der Hand zu streicheln begann.

Selten hatte mich der Anblick eines nackten Mädchens so erregt, wie Susettes Spiel an ihrer Klitoris. Ihr schien es nichts auszumachen, dass ich ihr dabei zusah und mich bei dem Gedanken ertappte, sie berühren zu wollen. Sie lag nur wenige Zentimeter von mir entfernt und öffnete nicht einmal die Augen, als sie meine Hand auf ihrem Bauch, an ihrer Brust spürte. Kaum hatte ich sie berührt, verstärkte sie ihr Fingerspiel und atmete heftiger, stöhnte und bäumte sich auf. Da wurde Bernard auf uns aufmerksam, stützte sich erstaunt auf und ich sah, wie sich sein Penis zur vollen Größe aufrichtete.

Wenig später teilten wir einander, streichelten uns, genossen die gegenseitigen Berührungen und erlebten Stunden der Lust, wie ich sie zuvor noch nicht gekannt hatte. Ineinander verschlungen gaben wir uns dem Begehren hin, miteinander zu verschmelzen. Wir Mädchen legten uns um Bernard, deckten ihn mit unseren Körpern zu, nahmen ihn in uns auf und liebkosten einander, während er erst mit mir und dann mit Susette schlief, während wir Mädchen einander küssten.

8. Augist 1979

 

Seit einer Woche nun wohnen wir in einer Vierraumwohnung in einer deutschen Kleinstadt. Die Wohnung liegt unweit unserer neuen Schule. Doch alles ist so anders als zuhause. Mir fehlen der Wald, die Wiesen, unser Weiher, mehr noch aber Bernard und Sarah. Der Abschied war furchtbar. Wir haben nächtelang geweint. Heulend lag ich Bernard in den Armen, habe mich an ihn gekrallt, ihn förmlich in mich hinein gesogen. Wir haben uns stundenlang geliebt, vereint im Schmerz des Abschieds, voller Sehnsucht auf unser nächstes Mal, das Monate weit entfernt lag.

Mit Sarah ging es mir kaum anders. Viele Stunden saßen wir in ihrem Dachzimmer, sahen uns Fotos unserer gemeinsamen Zeit an, lachten und weinten und schworen uns ewige Freundschaft. Zum Glück hatte ich die Bahnkarte von ihr und Clara. Wie gern hätte ich sie gleich nach unserer Ankunft in Deutschland benutzt und wäre umgekehrt, doch meine Eltern waren fest entschlossen, das Beste aus dem Umzug zu machen. Außerdem stand unser Hof zum Verkauf, meine Großmutter war zu ihrer Schwester gezogen und hatte Hugo 2 und Paul mitgenommen.

Paul würde die Sommerferien noch in Frankreich verbringen. Meine Mutter will ihn Ende August abholen und ich hoffe, sie begleiten zu können. Leider werden wir Hugo 2 bei Großmutter lassen. Er ist zu alt für den Umzug und würde in der Stadt nicht zurecht kommen. Ich vermisse ihn und sehne mich nach meinem Zuhause. Das neue empfing uns zwar freundlich, ich aber meide noch die Gesellschaft meiner deutschen Nachbarn.

Auch Marcelle hat sich zurückgezogen. Ich weiß nicht, ob sie Ashima ebenso wie ich Bernard vermisst, vielleicht aber auch Knopf, der ihr zum Abschied eine Rose und einen Brief geschickt hatte, über dessen Inhalt sie kein Wort verlor. Wenige Tage nach unserer Ankunft hat sie begonnen, Klavierunterricht zu nehmen. Eine Nachbarin wenige Häuser weiter hatte einen Zettel in unserem Hausflur angebracht und meine Schwester meldete sich zu unserer Überraschung an.

Wenige Tage nach unserer Ankunft gaben die Nachbarn eine Willkommensparty, bei der nur Marcelle und ich nicht eingeladen waren. Wie ich hörte, soll es hoch hergegangen sein, Vater war noch ganz verstört am nächsten Tag. Einer der Nachbarn, hörte ich ihn mit Maman flüstern, soll mit zwei Frauen zusammen leben. Ein anderer ist Kunstmaler, wie mir Marcelle gestern erzählte. Er hatte sie angeblich gefragt, für ihn Modell zu stehen und richte mir seinen Gruß aus, sich doch anzuschließen. Mir ist die Sache nicht geheuer, denke aber, Marcelle die Tage einmal in sein Atelier zu begleiten.

Ich bin froh, dass die Schule noch nicht begonnen hat, auch wenn ich mit der vielen freien Zeit kaum etwas anzustellen weiß. Tagelang hocke ich auf meinem Zimmer, blättere in alten Briefen und hoffe, bald neue von Bernard und Sarah zu bekommen. Manchmal schließe ich mich auch ein, lege mich nackt auf mein Bett und träume mich zurück in den Sommer mit Bernard, liege mit ihm im Stroh, fühle die feuchten Wiesen unter mir und sehe die Wolken über den blauen Himmel ziehen, während er in mir ist und wir uns lieben. Ich brauche oft nur Sekunden, um zu kommen, streichele mich aber den halben Nachmittag, so leer fühle ich mich ohne meinen Freund.

Heidi und Seppi wohnen einige Straßenzüge weiter. Wir haben uns zwei, drei Mal besucht in den letzten Tagen. Sie sind meine einzige Verbindung zu dem mir ansonsten fremden Land, dessen Sprache ich zwar spreche, mir dabei aber vorkomme, als ob sich meine Zunge verknotet. Heidi hat bereits mit einem der Nachbarjungen angebandelt und als mich Seppi nach seinem letzten Besuch zur Verabschiedung umarmte, glaubte ich etwas Hartes in seiner Hose zu spüren. Ich bin einsam.

1. Oktober 1979

Ich mache mir Gedanken um Marcelle. Die Kleine hängt seit kurzem bei einem Typen aus unserem Haus rum, der angeblich Maler oder Fotograf ist. Der dürfte 30 sein und damit viel zu alt für sie. Oft ist auch ihre neue Schulfreundin Sophie dabei, auch wenn ich nicht glaube, dass da was läuft zwischen denen. Einmal kam ich auch mit, weil der Typ Skizzen von uns anfertigen wollte und Marcelle mich bekniet hat, mitzukommen. Als er uns aber bat, einander auszuziehen, hatte Marcelle ihre Klamotten schneller unten, als ich nein sagen konnte, doch der Typ war cool und machte keinen Aufstand, als ich meine Schwester hieß, wenigstens ihre Unterwäsche wieder anzuziehen.

Angeblich hat der Maler dafür meine Mutter überredet, uns wieder einen Hund zu kaufen. Ich aber glaube, Marcelle hat ihn irgendwie bestochen. Wenn ich nur wüsste wie? In jedem Fall heißt der Hund Matty und ist ein weißer West Highland Terrier. Marcelle ist total verschossen in das Fellknäul und hat ihn überall dabei. Mit Hugo2 hat sie sich nie so gut verstanden, aber Matty ist noch so jung und verspielt, dass wir uns manchmal streiten, wer die Knutschkugel gerade knuddeln darf.

Großmutter schrieb, dass ihr der Umzug zu ihrer Schwester sehr gut getan hat, es allen gut gehe und fragt, ob wir uns schon eingelebt hätten. Marcelle offenbar schon, wenn ich sehe, wieviel Zeit sie mit Sophia und dem Maler verbringt. Papa muss viel arbeiten und in Kürze auch auf Dienstreise und Maman versucht sich mit den Frauen aus der Nachbarschaft anzufreunden, doch irgendwie gelingt es ihr nicht. Dafür steht aller naslang ein anderer Mann in unserer Küche und bietet seine handwerklichen Fähigkeiten an oder will Besorgungen für uns mit seinem Wagen machen. Komische Typen diese Deutschen, viel höflicher, als ich gedacht hatte.

Paul geht in die zweite Klasse und wirkt, als ob er vom Umzug gar nichts mitbekommen hätte. Er kennt schon fast alle in seinem Alter aus unserer Nachbarschaft und erhielt unlängst den ersten Schulhinweis an unsere Eltern, weil er mit seinem neuen besten Kumpel der Handarbeitslehrerin die Wolle auf dem Lehrerpult festgeklebt hat. Nur ich fühle mich noch fremd, sehne mich wie wahnsinnig nach meinen Freunden und natürlich nach Bernard, seiner Liebe, seinem Körper. Zum Glück habe ich Heidi, mit der ich viel Zeit verbringe. Angeblich aber hat sie sich auch von dem Malertyp fotografieren lassen. Marcelle rutschte es raus. Vielleicht frage ich sie mal.

Nur mit Seppi ist es etwas komplizierter. Seit wir nach Deutschland gezogen sind, interessiert er sich für mich und schleicht oft in unserer Nachbarschaft herum, besucht zufällig meine Schwester oder lauert mir auf dem Schulhof auf. Heidi muss ihm erzählt haben, dass ich mal schwer verknallt in ihn war, doch seit ich mit Bernard zusammen bin, sollte das vorbei sein. Nicht so für Seppi. Er kommt mir manchmal schon sehr nahe und scheut sich auch nicht, mich zur Begrüßung auf den Mund zu küssen. Ich habe bislang nichts gesagt, doch so ganz behaglich ist mir dabei nicht, vor allem, da irgendwas in mir noch immer Interesse zu haben scheint und es mich erregt, wenn er um mich wirbt. Ich aber will keinen anderen Mann als Bernhard in meinem Leben.

Ganz merkwürdig sind die Nachbarn über uns. Ich habe bis heute nicht verstanden, wer dort eigentlich mit wem zusammen wohnt. Manchmal sehe ich eine Frau, die die meiste Zeit in einem mehr oder weniger durchsichtigen Negligee auf dem Balkon liegt. Dann wieder eine Natalie, die vielleicht deren Freundin oder Mitbewohnerin ist, die gleichfalls halb nackt herumspringt, aber auch schon zusammen mit dem Maler gesehen wurde, der in dieser Wohnung ebenso oft ein- und ausgeht, wie der eigentliche Mann der Negligee Frau, der, glaube ich, Karl heißt. Doch für alle vier dürfte die Wohnung zu klein sein. Vielleicht weiß Marcelle mehr.

10. November 1979

 

Bernard hat mich in den Herbstferien besucht. Er war mit der Schule fertig und würde bald seinen Militärdienst leisten müssen, wenn er nicht rechtzeitig einen Studienplatz in Deutschland bekommen würde. Noch lernte er deutsch und wollte die Ferienwoche nutzen, um seine neuen Sprachkenntnisse anzuwenden. Allerdings kamen wir kaum aus meinem Zimmer heraus. Abgesehen von den Mahlzeiten und ein, zwei Treffen mit Heidi und Seppi trieben wir es in meinem Bett, als ob wir es nie zuvor getan hätten und nie wieder tun würden. Bernard war unersättlich, doch auch ich konnte kaum genug von ihm bekommen, schlang mich um ihn, sog ihn in mich auf und erlebte die aufregendsten Orgasmen meines Lebens.

Manchmal klopfte Marcelle, hielt sich beim Betreten des Zimmers die Augen zu und riss demonstrativ das Fenster auf, weil sie den Sexduft kaum ertragen konnte. Meistens wollte sie sich Klamotten von mir ausleihen oder hatte eine Frage, störte sich aber nicht an Bernards halbnacktem Anblick. Manchmal erwischte sie ihn noch auf mir, ignorierte uns aber, während sie von ihrem Tag erzählte oder eines meiner Bücher aus dem Regal nahm und das Zimmer wortlos wieder verließ. Dort verhinderte sie, dass Paul ihr folgte und uns ebenfalls Gesellschaft leistete.

Vater musste die meiste Zeit arbeiten, Maman ließ uns in Ruhe, war in der Stadt oder hatte Besuch von einem unserer Nachbarn. Manchmal kam der Maler vorbei, brachte ihr Blumen oder eine Skizze mit und flirtete, dass es kaum zu ertragen war. Fast vermeinte ich, seine Erektion unter dem Malerkittel erkennen zu können, so spitz wirkten seine schwachen Komplimente. Aber Maman ignorierte ihn höflich, lud ihn ein, mit ihr zu speisen oder öffnete eine Flasche Wein. Ich war mir sicher, dass sie ihn nicht so nett behandelt hätte, wüsste sie um die Spielchen, die er mit Marcelle veranstaltete, wenn sie ihn in seinem Atelier besuchte.

Marcelle hatte sich mehrfach allein oder zusammen mit ihrer Freundin Sophie von ihm malen lassen. Manchmal sogar nackt, wie sie mir unlängst verriet und dabei kein bisschen schuldbewusst wirkte. Ich schüttelte nur den Kopf und nahm mir vor, ihr bei Gelegenheit ins Gewissen zu reden, doch die Anwesenheit Bernards setzte andere Prioritäten.

Dem allerdings erzählte ich nichts von dem Kuss, den mir Seppi wenige Tage vor Bernards Ankunft gegeben und den ich erwidert hatte. Er hatte nur Sekunden gedauert, dann schob ich Seppi erschrocken von mir und beschwor ihn, niemandem davon zu erzählen. Er lachte erst, versprach dann aber, den Mund zu halten. Ich konnte mir den Kuss nicht erklären und verdrängte den Gedanken daran.

Als Bernard wieder fahren musste, brachte ich ihn zum Bahnhof, wo wir uns fast eine Stunde in den Armen lagen, uns küssten und ewige Liebe schworen. Mein Herz schlug wild, als ich seine Lippen ein letztes Mal auf den meinen spürte und daran dachte, was er wenige Stunden zuvor noch mit seinem Mund zwischen meinen Beinen angestellt hatte. Mir schossen Wärme und Feuchtigkeit in den Schoß und wild schob ich meinem Freund die Zunge in den Mund, meine Hand an sein erigiertes Glied gepresst. Wir würden uns frühestens Weihnachten wieder sehen, eine kleine Ewigkeit.

Zuhause ignorierte ich Seppis Nachricht, der mich noch im Jugendclub unserer Schule treffen wolle. Mir war heute nicht mehr nach Gesellschaft, schon gar nicht danach, ihn mir vom Leib zu halten, fürchtete ich doch, dass Seppi den Kuss als Einladung, weiter mit mir zu flirten, missverstanden hatte. Mir bedeutete der Kuss nichts, ein Versehen, vermutlich der Einsamkeit wegen, der Sehnsucht nach Bernard geschuldet. Zumindest redete ich mir das ein.

 

23. Dezember 1979

 

Ich habe mit dem Maler geschlafen. Es war kein Versehen, auch keine Vergewaltigung, selbst wenn Gewalt im Spiel war. Ich wollte es, einen ganzen Sonntag lang, bis mir Blut aus Scheide und Po lief und ich drei Tage kaum sitzen konnte. Heute schäme ich mich dafür, traue mich kaum aus dem Zimmer und meide jedwede Gesellschaft. Es war wie ein Rausch, der einem Kater wich, einem echten mit Übelkeit und Kopfweh, weil ich sternhagelvoll war, als mich der Maler über seinen Zeichentisch legte und von hinten nahm.

Begonnen hatte alles mit einem Kostümfest in unserem Haus. Alina, die Frau von Karl und wohl Geliebte des Malers lud ein und diesmal waren Marcelle und ich mit von der Partie. Das Motto war „Alice im Wunderland“ und ich kam als verrückter Uhrmacher, in dem ich mir zwei Plüschohren aufsetzte, Papas Taschenuhr an meinem BH befestigte und dazu passende halterlose Strümpfe trug. Marcelle klebte sich diverse Spielkarten auf Brust, Bauch und Scham, trug eine kleine Krone und rief jedem Mann, der sie gierig ansah, entgegen, dass man ihm den Kopf abschlagen solle.

Natürlich wären unsere Eltern nie mit einem solchen Aufzug einverstanden gewesen, doch sie besuchten zusammen mit Paul Großmutter, die Weihnachten nicht bei uns sein konnte. Ihre Knie ließen eine solch lange Reise nicht mehr zu und wir Mädchen bekamen außerhalb der Weihnachtsferien nicht frei. So versprach ich Maman, auf Marcelle aufzupassen, und zu Papa sagte ich, dass er sich um sein großes Mädchen nicht sorgen müsse. Heute muss sich lächeln bei diesen Worten und frage mich, wem ich etwas vormachen wollte.

Aline hatte sich als Alice verkleidet und sah aus wie ein Schulmädchen, das auf den Strich ging. Ihr Mann hatte sich einen Plüschschwanz an seinen eigenen Pimmel gebunden und trug eine grinsende Katzenmaske. Eine junge Frau namens Natalie kam als sprechende Blume, in dem ihre nackte Haut mit Blüten, Blättern und Früchten bemalt war. Nur ihr Freund, der Maler kam unverkleidet, hatte eine Kamera um den Hals hängen und fotografierte alles, was ihm vor die Linse kam. Diese Fotos waren es schließlich auch, die mich in sein Atelier führten.

Eigentlich wollte ich ihn nur bitten, unseren Eltern keinesfalls Fotos von uns auf der Party zu zeigen. Er versprach es, verlangte aber im Gegenzug, dass ich ihm für einen Kunden Modell stünde, der sich mich und meine Schwester als gerahmtes Ölbild ins Schlafzimmer hängen wolle. Nach einigem Zögern willigte ich ein, ließ mich zu einem Glas Wein überreden, später Likör und letztlich Schnaps, bis wir nackt über seinem Zeichentisch hingen, ich kopfüber mit gespreizten Beinen und er mit seinem ausgewachsenen Pinsel in meinem Hintern. Ich weiß bis heute nicht wieso, aber all die Bilder der „Alice im Wunderland“ Orgie, seine erotischen Gemälde und die Sehnsucht nach Bernard ließen meine Hormone verrückt spielen. Als ich schließlich betrunken und nackt vor ihm kniete, seinen Prachtschwanz im Mund und seine Hände an meinen Brüsten, floss ich über und bettelte um einen Fick, wie ich ihn nur von einem erfahrenen Mann erwarten konnte.

Und Fuller, wie ihn alle nannten, fickte mich mit einer Dominanz, die mir die Knie weich und die Brustwarzen hart werden ließ. Er nahm mich mit einer Kraft, die ich weit in meinen jungen Körper hinein spürte, die mich ausfüllte, überfüllte und mir schließlich aus allen Körperöffnungen wieder herausfloss. Meine Unterarme nach hinten gezogen, hielt er mich einem Schraubstock gleich und presste sich mir bis weit über den Anschlag hinaus hinein, schlug mir mit der anderen Hand den Po blutig und hieß mich eine verdorbene Schlampe, was meine Lust nur noch steigerte.

 

15. Januar 1980

 

Seit 3 Tagen ist meine Regel überfällig. Normalerweise funktionieren meine Tage wie ein Uhrwerk. Ein leichtes Ziehen im Unterbauch kündigt das Geschehen an, dann vergehen meist ein oder zwei Tage und die Blutung setzt ein. Die dauert meist fünf Tage und der neue Zyklus beginnt. Besondere Beschwerden hat mir das noch nie bereitet, anders bei Marcelle, die dann fast eine Woche flachliegt. Doch diesmal folgte einer Phase heftigen Verlangens kein Ziehen im Unterleib, kein Blut und ich bin panisch.

Leider konnte mich Bernard in den Weihnachtsferien nicht besuchen. Seine älteste Schwester hatte zwischen den Jahren geheiratet und duldete nicht, dass er fehlte. So trieb ich mich bei Heidi herum, nahm ein, zwei Dates mit Seppi war, ohne dass da was gelaufen war oder schrieb lange Briefe an Sarah und Bernard. Sarah hatte einen neuen Freund und wirkte in ihren Briefen total glücklich, was mich sehr freute, aber auch spüren ließ, wie einsam ich ohne sie und meinen eigenen Freund war. Dem Maler ging ich nach dem Vorfall in seinem Atelier aus dem Weg, zu sehr hatte mich der Sex mit ihm verstört. Ich konnte mir mein plötzliches Begehren weder erklären, noch wollte ich den Eindruck erwecken, es könne eine Wiederholung geben.

Meine Nachbarn haben glücklicherweise dicht gehalten und unseren Eltern nichts von dem Kostümfest und unserer Anwesenheit dort berichtet. Zum Glück, denn was ich allein auf einigen von Fullers Fotos gesehen hatte, würde genügen, Marcelle und mich für den Rest unseres Lebens ins Internat zu stecken. Ich habe nur noch bruchstückhafte Erinnerungen, zu sehr haben Bowle und diese kleinen, weißen Zigaretten den Abend im Nebel verschwimmen lassen. Ich hatte Peggy, ein Mädchen in meinem Alter, kennengelernt, die mit dem Hausmeister, einem jungen, gut gebauten Typen namens Liam zusammen war. Sie war ziemlich derb, aber mir machte das nichts aus, zumindest nicht an diesem Abend.

Später kam auch Liam dazu, lud uns Mädels auf einige Gläser mit einer roten, leicht bitter schmeckenden Flüssigkeit ein und begann, seine Freundin vor unseren Augen auszuziehen. Marcelle hatte zu dem Zeitpunkt selbst kaum noch eine Spielkarte an ihrem haarlosen Körper und ich wollte mich mit dem armen Mädchen solidarisch zeigen und streifte mir ebenfalls die letzten Dessous vom Leib. Die übrigen Erwachsenen kümmerten sich kaum um uns. Manchmal schauten Alina oder Natalie vorbei, fragten, ob wir irgendetwas benötigen, tätschelten Liams aufrecht stehenden Solomuskel und verschwanden wieder. Wir Mädels kicherten und wechselten uns ab, Liams besten Freund möglichst hingebungsvoll zu verwöhnen.

Irgendwann fand Marcelle, dass sie genug von Schwänzen hätte und verschwand. Wie ich Tage später auf Fullers Fotos erkennen musste, verbrachte sie den Rest des Abends mit Natalie in eindeutigen Posen auf dem Sofa und vergnügte sich ungeniert vor der Kamera von Natalies Freund. Na wenigstens hatte sie Spaß. Ich hingegen ließ zu, dass sich Liam und seine Freundin über mich her machten und sich meines, zu dem Zeitpunkt kaum noch zurechnungsfähigen Körpers bedienten. Ich kann heute nicht mehr sagen, wer mich wo penetriert hatte, ob es Peggys lackierte Fingernägel oder Liams langer, harter Schwanz waren, die mich am nächsten Morgen voller Schmerzen in allen Körperöffnungen aufwachen ließen.

Insgesamt hatte aber ich in den letzten 3 Monaten mit drei Männern ungeschützten Verkehr gehabt, hatte es wie ein Kaninchen mit Bernard, wie ein Flittchen mit Liam und wie eine Sklavin mit Fuller getrieben. Drei Männer, die sich alle hemmungslos in mich ergossen hatten und nun der Grund dafür sein könnten, dass ich seit 3 Tagen überfällig war.

10. März 1980

 

Zum Glück falscher Alarm. Meine Regel kam eine Woche zu spät und setzte zwei Tage zu früh wieder aus, irgendetwas stimmt nicht. Doch ich bin nicht schwanger und danke Gott dafür. Es war ein seelischer Spießrutenlaufen die letzten Tage, denn ich hatte echt Panik, meinen Eltern zu beichten, das ich eventuell ein Kind bekäme und wer der Vater sei.

Natürlich hätte ich alles dafür gegeben, dass es von Bernard wäre, doch sicher konnte ich mir nicht sein. Bernard und ich waren noch viel zu jung für ein Baby und auch die anderen Männer schieden als Ernährer für ein Neugeborenes aus. Fuller war ein interessanter Mann, inspirierend vulgär, aber auch feinsinnig, wenn ich hörte, wie er über seine Kunst sprach, dennoch zu alt und im Umgang mit Frauen zu beliebig. Liam hingegen war ein Filou, ein unreifer Kerl, der mich in einem schwachen Moment missbraucht hatte, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.

Glücklich, Blut in meinem Slip vorzufinden, umarmte ich meine zufällig anwesende Schwester, drückte sie und lachte nur, als sie mich verwundert wegschob und fragte, ob es mir nicht gut ginge. Im Gegenteil, erwiderte ich, es ging mir noch nie besser und verließ das Bad mit einer Freude, wie ich sie anlässlich meiner Regel noch nie verspürt hatte. Das Leben lag wieder vor mir, die Last der Verantwortung war meinem Focus entrückt, doch die Warnung war eindeutig. Ich musste etwas an meiner Einstellung zu Männern, zum Sex, zu meiner Beziehung ändern.

Es hatte mich selbst überrascht, wie bereitwillig ich mich anderen Männern hingab und wie sehr ich mich nach Intimitäten sehnte, ganz gleich, ob sie von Bernard oder einem wildfremden Mann kamen. Ich hatte es genossen, nein, es hatte mich erregt, von einem erfahrenen Mann, wie Fuller verwöhnt zu werden, ebenso die nackte Gier, mit der mich Liam benutzt hatte, auch wenn ich mich daran nur noch verwaschen erinnern konnte. Ich spürte plötzlich eine Lust, mich zu zeigen, mir meiner Macht bewusst zu werden, mit der ich Männer steuern konnte. Es war mein Körper, der plötzlich das Kommando übernahm und die Regeln bestimmte, nach denen ich mit dem anderen Geschlecht in Kontakt trat.

Ähnliches nahm ich bei Marcelle wahr, auch wenn sie deutlich jünger war, viel zu jung, um schon an Sex zu denken und doch liebte sie es, sich von Fuller nackt zeichnen und fotografieren zu lassen, liebte es, von Jungs und Mädchen verwöhnt zu werden, sich selbst zu berühren. Nie hätte ich in ihrem Alter so offen über meine Neigungen und Phantasien sprechen können, wie es Marcelle tat. Sie ersparte mir kein noch so intimes Detail aus ihre Liaison mit Knopf und Ashima und auch ihre neue Liebe Sophie kam ebenso oft in ihren Erzählungen vor, wie ihr Abenteuer mit Natalie auf dem vorweihnachtlichen Kostümfest.

Ich hingegen erzählte keinem von meinen Gedanken, Wünschen und Bedürfnissen, träumte in meiner privaten Abgeschiedenheit von Bernards kräftigen Armen, seinem Schwanz, unserem Liebesspiel und teilte auch keinem mit, wenn ich mich von anderen Männern angezogen fühlte, egal, ob ich sie kannte oder sie mir zufällig auf der Straße zulächelten. Es war mein Geheimnis, das ich ebenso hütete, wie die Angst der letzten Woche, schwanger zu sein. Wie beneidete ich Paul, meinen kleinen Bruder, der noch unbeschwert von Hormonen und widerstreitenden Gefühlen durch den Tag lief, sich laut lachend an allem erfreute, was ihm auf seinem Weg begegnete und noch keine Gedanken an ein Morgen verschwendete. Glückliche Kindheit.

 

 

 

 

FIN

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.08.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Hugo, Mathéo, Sophie und allen anderen, denen ich einst mein Herz schenkte

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