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Wir fuhren mit dem alten Buik von Onkel Charles die Allee hinunter. Die Sonne stand im Zenit und schien schimmernt zwischen den alten Bäumen hindurch. Die Mohnfelder dufteten herrlich und neben dem Rattern des alten Motors hörte man die Vögel zwitschern. Ich legte meinen Kopf auf die herrunter gedrehte Scheibe und fing an über die vergangenen Tage nachzudenken.
Wir mussten unsere Heimat verlassen, obwohl flüchten wäre der bessere Ausdruck, und ich weiß noch nichtmal wieso. Bis vor 2 Tagen lebten wir in Riggletown, einem kleinen Vorort von New York. Meine Mum Evelin arbeitete dort als Sekretärin im Gericht, mein Dad Grag war im Büro des Bürgermeisters tätig und ich ging in die Abschlußklasse der Northwestern-Senior-Highschool. Wir führten ein ganz normales Leben wie alle Anderen auch bis Vorgestern jedenfalls. Als ich aus der Schule kam, rannten meine Eltern wie wild durch die Wohnung. Sie schmissen wahllos Kleidungsstücke in die Koffer, die geöffnet in der Diele standen. Auch waren irgendwelche Papiere dazwischen. Als meine Mum mich sah, schrie sie nur ich solle schnellstens meine Koffer packen und nur das Nötigste. Es vergingen einige Sekunden bevor ich mich aus meiner Starre lösen konnte. Ich verstand die Welt nich mehr. Was ist passiert? Wieso waren meine Eltern regelrecht panisch? Erneut schrie Mum mich an : "Joy ich habe dir was gesagt! Nu tu es auch! Wir haben keine Zeit mehr!" "Mum was ist los? Warum müssen wir weg?" "Tu endlich was ich dir gesagt hab!" Mum wurde schon richtig böse. Ich lief schnell in mein Zimmer und packte alles, was mir zwischen die Finger kam, in meine Reisetasche. 5 Minuten später rief Dad das wir los müssen und ich sofort fertig werden soll. An der Wohnungstür warteten meine Eltern schon ungeduldig. Ich fragte sie was los sei, warum wir weg müssen, was mit meinen Freunden ist und ihren Jobs. Aber eine Antwort bekam ich nicht. Vor dem Wohnblock stand der alte Buik direkt neben unserem Van. Dad schmiss wahllos alle Taschen, Koffer und Tüten in den Kofferraum vom Buik. Mum schubste mich auf die Rückbank, man soviel Zeit um anständig in ein Auto einsteigen zu können sollte da sein. Dad fuhr zügig los. Wieso nahmen wir nicht unser Auto? Das ist doch viel schneller, geräumiger und vor allem bequemer als der von Onkel Charles. Erst ging es Richtung Norden bis es langsam anfing zu dämmern. Die ganze Fahrt über sprachen meine Eltern kein Wort. Nicht mit mir und auch nicht miteinander. Irgendwann gab ich es auf irgendeine Antwort von ihnen zu bekommen. Gegen 21 Uhr fanden wir ein Motel, was ziemlich runtergekommen und weit abgelegen vom nächsten Ort war. Von der Leuchtreklame brannten nur noch die Buchstaben M, O und L und selbst die flackerten. Dad sagte : "Ihr wartet hier." stieg aus und ging zur Rezeption. Nach 10 Minuten kam er mit einem Schlüßel wieder. Auf dem Schlüßelanhänger stand eine Nummer, die man aber nur noch durch die Einkerbungen erahnen konnte. Die Farbe, der Ziffern, war schon total abgegriffen. Dad holte eine kleine Tüte aus dem Kofferraum und meinte das wir jetzt auch aussteigen könnten. Er schloß Zimmer Nummer 14 auf und trat zügig ein. Das Zimmer war mehr als eine heruntergekommene Absteige. Die Tapete war an einigen Stellen abgerissen, das Inventar ranzig und teilweise beschädigt und es stank erbärmlich. Ja der Geruch war mehr als nur schlecht. Es roch nach einer Mischung aus altem Bier, Kautabak und den Schuhen unseres Footballteams. Richtig ekelhaft. Ich sah Mum fragend an aber noch bevor ich irgendwas sagen konnte verschwand sie im Badezimmer. "Dad was ist hier los?. " Er sah mich traurig an. "Dad! Warum mussten wir weg? Was ist mit meiner Schule? Was ist mit euren Jobs?" "Wir können nicht mehr zurück, mehr kann ich dir im Moment nicht dazu sagen, Keks. Bitte stell keine Fragen mehr, wenn es soweit ist wirst du all die Antworten auf deine Fragen bekommen. Aber nicht jetzt und nicht hier. Wir müssen das Beste aus der Situation machen und nicht zurück schaun." "Aber... aber Dad...." Mit einem Kopfschütteln unterbrach er mich. "Keks, ich besorg uns was zu Essen und ihr zwei bleibt hier. Verlasst auf garkeinen Fall dieses Zimmer. Hörst du?" Er sah mich mit einer sehr ernsten Minen an. Ich konnte nur nicken. Aus dem Bad kam leises Schluchzen. Mum ging es wohl, mit unserer Flucht, auch nicht so gut. Flucht, dies Wort klingt so Angsteinflößend, so unheimlich. Dad verschwand durch die Tür und ich setzte mich auf Eines der 3 Betten. Mir schmerzte der Rücken, Onkel Charles Buik ist nicht sehr optimal für so lange Strecken. Ich legte mich hin, um ein wenig Linderung von den Rückenschmerzen zu bekommen.
Unsanft wurde ich geweckt. Mein Dad rüttelt mich wach. "Keks, komm wach auf, wir müssen los. Joy, nu mach schon die Augen auf." Müde streckte ich mich, ich muss wohl gestern eingeschlafen sein. "Du hast so süß geschlafen, da wollten wir dich nicht wecken." meinte Mum. Dad packte noch schnell alles zusammen, was so rumlag und schob mich dann Richtung Tür. Beim Raustreten schaute Dad sich behutsam um. Mir schien es so, als ob er prüfen wollte, daß wir nicht verfolgt werden. Aber wer sollte das tun und aus welchem Grund? Naja nachfragen brauch ich nicht, da ich ja eh keine anständige Antwort bekommen würde. Ich setzte mich wieder auf die Rückbank. Nachdem Dad den Schlüßel wieder abgegeben hatte, fuhren wir los. Diesmal ging es Richtung Westen. Wir fuhren über kleinen Dörfer, die noch nicht einmal in Karten eingezeichnet waren. Ab und zu hielten wir an um zu tanken, eine kleine Pinkelpause zu machen oder um einen kleinen Happen zu essen. Ich durfte mir einer Tankstelle ein paar Zeitschriften aussuchen, so konnt ich mich wenigstens ein bißchen ablenken, während der langen Fahrt. Ich vermiss meine Freunde, meine Schule und all die Sachen, die ich zurück lassen musst. Hoffentlich hört es endlich auf und wir können in unser altes Leben zurück kehren. Am Abend suchten Mum und Dad wieder eine Unterkunft aber auch das nächste Motel war nicht der Bringer. Es gab noch nichtmal ein Telefon im Zimmer. Ohne mein Handy ist es echt hart. Warum musste Mum mir es auch abnehmen? Wie gern würd ich jetzt mit meiner besten Freundin Lissy reden, sie nur kurz anrufen. Aber es soll wohl nicht sein. Die Nacht war fürchterlich. Ich wälzte mich hin und her aber in dem Bett konnte man einfach nicht schlafen. Einer der Federn, in der Matratze, war wohl gebrochen und pickste mir in den Rücken. Als die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster schienen, stand ich auf und ging erstmal ausgiebig duschen. Wenigstens das Bad war einigermaßen sauber. Als ich fertig war, sah ich das auch meine Eltern schon aufgestanden waren. Mum lächelte mich an: "Das ist ja das erste Mal, das du vor mir munter bist mein Liebling." Ich packte meine Sachen zusammen, ohne ihr zu antworten. Warum sollte ich mit ihr reden, wenn sie mir auch nicht sagt, was hier los ist. Sie hat wohl gemerkt das ich nicht so gut drauf war und ließ mich in Ruhe.
Plötzlich hupte es. Unsanft rieß dies mich aus meinen Gedanken. Der Mohndurft hing mir noch in der Nase. Dad musste langsam hinter einen Traktor herfahren und das nervt ihn. Nach einer gefühlten Ewigkeit bog der Traktor endlich rechts auf ein Feld ab. Vor uns kam ein Orstschild. Kensington. Wo das wohl liegt. Wie weit es wohl bis New York ist? In der Ostsmitte gab es einen Diner wo Dad anhielt. "Keks, holst du uns bitte eine Kleinigkeit zum Mittag?" Dad gab mir 30 Dollar. Ich stieg aus und ging Richtung Eingangstür. Ich hörte leise wie Mum und Dad anfiengen im Auto zu diskutieren. So langsam nervte es, daß sie so viele Geheimnisse vor mir haben. Ich trat ein und ging zur Theke. Bei der Bedienung bestellte ich 3 Burger und einen großen Salat. "Da hat wohl jemand großen Hunger." Neben mir stand plötzlich ein Typ, ca 1,80 groß, blonde Haare und strahlend blaue Augen. Er hatte kleine Grüpchen die aber erst zum Vorschein kamen, wenn er lächelte. Fast wie ein Surfer sah er aus, in seinem Muskelshirt und so braun gebrannt, wie er da stand. "Nein, das ist nicht alles für mich. Meine Eltern warten nur draußen." antwortet ich ihm. Süß war er ja. "Ich bin Nick. Und du?" " Bist ja sehr neugierig. Aber mir wurde beigebracht mich nicht auf fremde Leute einzulassen." antwortete ich. Bevor er etwas erwidern konnte kam schon die Bedienung und brachte mir mein Essen. Ich zahlte und wollte das Diner verlassen. Kurz vor dem Ausgang drehte ich mich nochmal um und zwinkerte Nick zu. Irgendwie konnt ich mir das nicht verkneifen. Draußen warteten Mum und Dad, sie waren in der Zwischenzeit aus dem Auto ausgestiegen. Sie sahen nicht sehr glücklich aus. Was nun schon wieder los war. Ich stellte die Tüte mit den Burgern auf die Motorhaube und fing an sie auszupacken. "Ich muss nochmal kurz weg. Ihr könnt schon ohne mich anfangen zu essen." Mum nahm ihre Handtasche und ging in Richtung Rathaus. Was sie wohl vorhat? Nun meldete sich aber mein Magen. Das Knurren war bestimmt im ganzen Ort zu hören. "Keks, greif zu, nicht das du mir vor Hunger noch umkippst." Dad und ich ließen uns die Burger schmecken. Als wir fertig waren kam Mum wieder, mit einigen Papieren in der Hand. "Joy wir müssen reden." Sie sah mich sehr besorgt an. "Wir erklären dir alles aber nicht hier." Wir stiegen ins Auto und Mum zeigte Dad eine Adresse, wo er hin fahren sollte. Nach ca 5 minuten hielten wir vor einem kleinen, sehr unscheinbaren Häuschen am Rand der Stadt. Mum holte einen Schlüßel aus ihrer Handtasche, stieg aus dem Auto und ging auf das Häuschen zu. Der Garten war ein wenig ungepflegt und der Weg war vom Unkraut zugewuchert. Die Fassade bräuchte einen neuen Anstrich und die Fenster haben auch schon ewig keinen Lappen mehr gesehen. Mum schloß die Türe auf und trat hinein. Überall hingen Spinnenweben und der Boden war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. "Mein Liebling, du hast bestimmt ein Haufen Fragen. Bitte hör deinem Vater erstmal zu bevor du sie alle stellst." Dad atmete tief ein und fing an zu erzählen. "Du weißt doch, das ich für den Bürgermeister arbeite und für Bauanträge und Genehmigungen zuständig bin. Oder?" Ich nickte. "Naja und ich hab da einige Ungereimtheiten gefunden. Es sind Gelder von der Sadt geflossen, wo sie nicht hingehören und es wurden Genehmigungen ausgestellt, die es so nie geben hätte dürfen. So wie es aussieht wurde der Bürgermeister bestochen.Ich habe alles, was ich gefunden hab, der Saatsanwaltschaft übergeben. Aber die Drahtzieher haben es herausgefunden. Sie haben mich bedroht und unsere Familie auch. Wir mussten schnellstens verschwinden. Es tut mir so leid, das du alles zurück lassen musstest aber es ging einfach nicht anders. Sie haben dich sogar in der Schule beschatten lassen." Ihm stockte der Atem und er hatte Tränen in den Augen. "Ich will dich doch nur beschützen." Ich war sprachlos, denn dies erklärt einiges wenn nicht sogar alles. Mum fügte noch hinzu "Wir wissen nicht wie lange wir untertauchen müssen. Sobald die Kriminellen im Gefängnis sind, können wir auch wieder zurück nach Hause." "Aber hier sind keine Stühle, kein Tisch, Keine Betten und auch kein Fernseher! Abgesehen von den ranzigen Küchenschränken. Und dreckig ist es auch überall." erwiderte ich. "Deswegen fährst du jetzt mit Dad einkaufen und ich erledige einige Behördengänge."
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen Dad und ich dann endlich bei der riesigen Mal an. Dort gab es einfach alles, angefangen von einem normalen Supermarkt, über ein Möbelhaus, eine Reinigung, einen Schuhladen, diversen Klamottenläden, einen Haushaltswarenladen, ein Elektroladen und jede Menge kleinen und großen Restaurants und Imbissen. Unser Weg führte zielstrebig ins Möbelhaus wo wir ein Haufen diverser Sachen aussuchten. Ein großes Bett, einen Tisch, 4 Stühle, ein Sofa, ein Couchtisch, eine Anbauwand für das Wohnzimmer, einen Ohrensessel und ein Bücherregal für die Bibliothek und einen Kleiderschrank. Bei allen Sachen die ich so fand, war mein Dad einverstanden und schrieb sie auf die Einkaufsliste. Ich wunderte mich da noch ein Bett und ein Kleiderschrank für mein Zimmer fehlte aber verworf meine Gedanken recht schnell. Vielleicht hatte Dad nicht soviel Geld dabei. Und das Sofa war sehr bequem, da könnt ich auch drauf schlafen. An der Kasse redete er noch eine Weile mit dem Verkäufer. Ich verstand nur, das die Möbel heute noch geliefert und aufgebaut werden sollten. Na da hatte Dad es ja mal wieder eilig. Nach dem bezahlen war unser zweiter Stop im Elektroladen. Dad kaufte dort eine Waschmaschine, einen Kühlschrank, einen Wäschetrockner, ein Radio und einen Fernseher. Auch diese Sachen sollten geliefert werden und Dad schlug dem Verkäufer vor, sich mit dem Möbelhaus in Verbindung zu setzen damit sie alles in einem Rutsch liefern könnten und nicht mit zwei Transportern fahren müssten. Man das wird langsam echt teuer. Den dritten Stop machten wir im Haushaltswarenladen. Ein Topfset, ein Besteckset, Teller, Tassen, Schüsseln, Handtücher, Bettwäsche und alles was man so in einem Haushalt braucht landete in unserem Einkaufswagen. Auch diverse Sachen zum Putzen landete dort drin. Oh man, ich will ja nicht wissen wer dort putzen darf. Nachdem wir die kleinen Sachen im Auto verstaut hatten, gingen wir noch schnell in den Supermarkt. Wir nahmen gleich zwei Einkaufswagen, da wir ne Menge besorgen mussten, allein die Grundausstattung im Haus fehlte. Die Anzeige der Kasse bliebt bei 298,76 Dollar stehen. Nun musste Dad pleite sein.
Die Uhr zeigte 15.50 an, als wir in die Einfahrt des Häuschens bogen. Die Eingangstür stand weit offen und Dad bekam Schweißperlen auf der Stirn. Im nächsten Augenblick atmete er aber erleichtert auf, Mum kam an die Tür und war schon fleißig beim Fegen. Eine riesige Staubwolke umgab sie. Wir brachten unseren Großeinkauf ins Haus, beim Betreten kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Mum war sehr fleißig gewesen. Es war nirgends mehr ein Staubkorn zu sehen, der Dielenboden, mit seinem hellbraunen Muster, kam nun wundervoll zum Vorschein und der Kronleuchter, der mir vorhin entgangen ist, gläntze und warf die Sonnenstrahlen, die sich darin brochen, in Regenbogenfarben an die Wände. Dad und ich trugen die Einkaufstüten alle in die Küche. Auch diese hatte Mum schon gesäubert. Der Boden war mit braunen Fliesen ausgelegt und an den Wänden strahlte uns eine weiße Tapete, mit diversen Küchenmotiven, an. Die Küchenschränke erstrahlten in einem Champagnerton und in der Mitte stand eine Kücheninsel, wie aus einem Möbelkatalog. Mum hatte den Herd auf hochglanz polliert. Wir stellen den Einkauf darauf ab und fingen an ihn auszupacken. "Ich möchte doch das du dich hier wohlfühlst mein Liebling. Deswegen hab ich hier schon ein wenig Ordnung reingebracht. Ich hoffe es gefällt dir." "Klaro, Mum. Es ist der Hammer." erwiderte ich ihr. In dem Augenblick hupte es draußen. Der Möbelwagen war da und das schneller als ich gedacht hatte. Emsig trugen die Möbelpacker alles rein und bauten die Möbel auf. So langsam wurde es hier richtig wohnlich. Als die Möbelpacker gingen, eröffnete mir Mum das das Schlafzimmer, mein Zimmer wird. Ich wunderte mich: "Wo schlaft ihr denn?" "Keks, genau darüber müssen wir nun reden. Mum und ich werden nicht hier bei dir bleiben." Mir wurde schlecht. "Ihr könnt mich doch hier nicht alleine zurück lassen! Wo wollt ihr überhaupt hin?" "Mein Liebling, es ist besser so und sicherer für dich. Die Leute sind hinter deinem Dad und mir her. Wir wollen dich aus der Schußbahn nehmen. Du darfst nicht wissen, wo wir uns aufhalten. Es geht leider nicht anders. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit." Tränen liefen meiner Mum über die Wangen. Ich fiel ihr um den Hals und wir fingen beide fürchterlich an zu Weinen. Auch Dad umarmte uns. Ich sehs in seinem Gesicht, auch er leidet. Wie soll ich das ganz alleine hinbekommen? Ich bin doch erst 18, hab kein Job, kein Geld und kennen tu ich hier auch niemanden. Als wir uns ein wenig beruhigt hatten ging Mum in die Küche und bereitete das Abendessen zu. "Wir werden schon nach dem Essen los müssen, Keks." Dad versuchte stark zu bleiben aber das Zittern in seiner Stimme könnt er nicht verbergen. "Wie... was.... wieso.... warum so schnell?" "Keks, es ist wirklich besser so. Wir wollen nur das Beste für dich." Abermals fielen wir uns in die Arme und nun konnte auch Dad seine Trauer nicht mehr unterdrücken. Wir schluchzten um die Wette bis uns Mum unterbrach. "Essen ist fertig." Wir setzten uns gemeinsam an den neuen Küchentisch aber wirklich Hunger hatte keiner von uns. Wie auch, mit dem Gedanken, das meine Eltern mich gleich auf unbestimmte Zeit verlassen werden, da kann ich doch nix runter bekommen. Mum und Dad ging es genauso. "Am Besten ich packt uns noch was zu Essen für Unterwegs ein." unterbrach Mum das Schweigen. Sie stand auf und fing gleich an den Tisch wieder abzuräumen. Ich starrte nur auf den Tisch. "Keks, wir lassen dir noch ein wenig Bargeld hier und Mum hat auf der Bank ein Konto für dich eröffnet. Da ist genug drauf für die nächste Zeit und bitte bezahl alle Rechnungen pünktlich." Er holte aus seinem Aktenkoffer eine Mappe raus, mit diversen Unterlagen. "mum hat dich auch heute an der Schule angemeldet. Noch hast du aber zwei Wochen Sommerferien bevor es dort los geht. Alle wichtigen Adressen, wie Ärzte, von der Schule, Polizei und so sind hier mit drin." Er deutete auf die Mappe. "Bitte versprich mir, das du ein anständiges Mädchen bleibst." Ich nickte und wieder liefen mir die Tränen übers Gesicht. Mum war unterdessen fertig geworden und gab Dad ein Zeichen. "Es ist nun Zeit. Wir müssen los. Keks, bitte vergiss nie, wir lieben dich über alles." Dad drückte mich nochmal fest an sich bevor er aufstand und seine Jacke anzog. An der Eingangstür drückte Mum mich auch nochmal. "Wir kommen so schnell es geht wieder her. Und bitte vertrau niemandem blind." Sie gab mir zum Abschied noch einen Kuss auf die Stirn bevor sie sich umdrehte und zum Buik ging. Ich setzte mich auf die Eingangstreppe und sah ihnen noch lange nach.
Nun war ich allein. Ich weiß nicht genau wielange ich dort gesessen hatte. Mir wurde frisch, der Wind zog mir durch Mark und Bein. Ich sollte vielleicht doch wieder rein gehen. Im Haus war alles still. Ob ich mich hier wohlfühlen werde so allein? Ich setzte mich auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein. Eigendlich habe ich keine Lust auf fernsehen, aber ohne das Gedudel ist es zu still im Haus und das konnte ich in diesem Augenblick garnicht gebrauchen. Ich schlief sehr unruhig auf dem Sofa ein. Am nächsten Morgen weckten mich die Sonnenstrahlen, die durchs Fenster schienen. Der Fernseher lief immernoch, ich hatte total vergessen ihn auszuschalten. Was mir der heutige Tag so alles bringt? Am Besten ich werd mal n Rundgang durch den Ort machen um mich ein bißchen zurecht zu finden und um zu sehen, was es hier alles so gibt. Okay den Diner und die Mal kenn ich ja jetzt schon aber das kann ja noch nicht alles gewesen sein. Ich beschloß erstmal in Ruhe zu duschen und zu frühstücken bevor ich mich auf den Weg mache. Die Uhr zeigte schon 9 Uhr an, als ich mit Allem fertig war. Ich zog meine Strickjacke an und verließ das Haus. Ich ging die Strasse entlang bis zur nächsten Kreuzung, dort stand ein Schild Bakerstreet. Gut nun wusste ich wenigstens wie die Strasse heißt, in der ich jetzt wohne. Ich bog in die Mainstreet ein, die mich direkt ins Stadtzentrum brachte. Die Strassen waren gesäumt von kleinen Einfamilienhäusern, in deren Einfahrten Autos standen, Kinderfahrräder und Spielzeug auf den Rasen lagen. Am Ende der Mainstreet war ein großer, runder Platz, der mit vielen Blumen geschmückt war. Direkt gegenüber der Main stand das große Rathaus, dies hab ich gestern schon gesehen, als meine Mum dort hin musste. Ansonsten standne hier nur diverse Geschäfte dicht an dicht. Es gab das Diner, einen Blumenladen, eine Eisdiele, einen Bäcker, einen Juwilier, ein Steakhouse, ein Tante Emma Laden und ein Fotographen. "Einen wunderschönen guten Morgen." ertönte es hinter mir. Als ich mich umdrehte sah ich direkt in Nick sein Gesicht. "Guten Morgen." erwiderte ich. "Kann es sein das du mich verfolgst?" sein Blick durchbohrte mich. Irgendwie fühlte ich mich ertappt, obwohl es ja nun nicht so war. "Nein ich wohn jetzt hier und wollt mich nur mal ein wenig umsehen." "Cool, dann herzlich Willkommen bei uns. Sagst du mir heute denn wie du heißt?" Da fiel mir ein, das ich ihm das gestern nicht mehr gesagt hatte. "Joy." Wieder kamen seine Grüpchen zum Vorschein, irgendwie konnt man sich in den Kerl schon verlieben. "Wenn du ein wenig Zeit hast würde ich dir alles zeigen. Ich muss nur fix Milch holen." Ich dachte mir warum nicht, besser mit einem persönlichen Sadtführer alles zu erfahren, als sich allein hier zu verlaufen. "Okay, aber laß mich nicht zulange warten." Ich sah ihm noch nach als er im Emma Laden verschwand. Kurze Zeit später kam er mit einer weißen Tüte in der Hand wieder raus. Sie sah ziemlich schwer aus, aber es schien ihm nichts auszumachen. Er kramte in der Tüte rum. "Ich hab dir etwas mitgebracht, als Entschädigung für die Wartezeit." Er holte zwei Lollis heraus. "Ich hoffe du magst Erdbeergeschmack." "Ich liebe Erdbeerlollis." entgegnete ich ihm. "Ich muss die Milch nur noch fix nach Hause bringen und dann hab ich den ganzen Tag Zeit für dich." Über diese Aussage freute ich mich. Vielleicht half das ja über meine Einsamkeit hinweg zu kommen. Wir gingen die Mainstreet wieder zurück und Nick bog in die Bakerstreet ein. Den ganzen Weg über unterhielten wir uns über alltägliches Zeug, wie die Schule, Freunde und Hobbys. Als er stehen blieb sah ich mich um und musste mit erstaunen feststellen das wir vor meinem Nachbarhaus standen. Er bemerkte wohl meinen irritierten Blick und fragte was denn los sei. "Ähm... ich wohn direkt da drüben." Ich zeigte auf mein kleine Häuschen. "Echt? Dann bist du ja meine neue Nachbarin." Er strahlte übers ganze Gesicht. "Dann musst du sofort mit zu mir rein kommen." Bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, zog er mich schon mit zu seiner Haustür. Wir waren nur noch zwei Schritte entfernt, da ging schon die Tür auf. Eine Dame, mittleren Alters, mit hellbraunen, schulterlangen Haaren trat heraus. "Nick, wen bringst du denn da mit?" "Ma, das ist Joy. Sie ist gerade erst nebenan eingezogen." Die Dame kam mir gleich entgegen und reichte mir ihre Hand. "Herzlich Willkommen bei uns in der Nachbarschaft. Ich bin Lory. Ich habe gestern schon den Möbelwagen gesehen und wollt heut Nachmittag mit einen Kuchen vorbei kommen." Ich bedankte mich für die herzliche Begrüßung. "Mum, ich will nochmal los und Joy ein wenig den Ort zeigen." Sie nickte ihm freundlich zu. "Ist deine Mum denn nachher da? Damit ich sie auch begrüßen kann." Ich schüttelte den Kopf. "Ich wohn allein in dem Haus. Meine Eltern sind gestern Abend wieder los gefahren." "Das ist aber schade." Bevor wir das Gespräch noch vertiefen konnten, drückte Nick seiner Mutter die Einkaufstüte in die Hand und zog mich am Arm wieder Richtung Strasse. Ich verabschiedete mich noch fix, ich wollte ja nich unhöfflich erscheinen. "Deine Mum ist echt nett." "Ich weiß, hat sie alles von mir gelernt." Gut kontern kann er. "Eingebildet biste aber nicht, oder?" Ein Lächeln bekam ich als Antwort. Nick führte mich durch den ganzen Ort. Er zeigte mir die Schule, den Kindergarten, die Bowlinghalle und das Fitnesscenter. Wir durchquerten einige Straßen bis wir zu einem Feldweg gelangten. "Ich zeig dir jetzt einen geheimen Ort. Du musst mir aber versprechen ihn Niemandem zu verraten.Versprich es mir!" "Ui, ein Geheimnis. Ich verspreche es, hoch und heilig." Die Zeit verging wie im Flug und ich musste nicht einmal an meine Eltern denken. Nick tat mir gut und ich hoffte, das es nicht der letzte Tag war den wir gemeinsam verbrachten. Wir folgten dem Weg eine ganze Weile bis Nick links in den Wald abbog. Über Stock und Stein führte er mich und solangsam fragte ich mich wo das enden sollte. "Wo bringst du mich hin?" "Wirst du gleich sehen." Vor uns schimmerte es durch die Bäume. Mitten im Wald lag ein kleiner, versteckter See. Am Ufer angelangt sagte Nick: "Wer als letztes drin muss einen Wunsch erfüllen." Kaum hatte er dies ausgesprochen, sprang er aus seinen Sachen und lief in seiner Boxershorts ins Wasser. Ich war so perplex, das ich garnicht reagieren konnte. "Ich hab aber keine Badesachen mit." rief ich ihm hinterher. "Das macht doch nichts. Ich hab auch keine mit. Solang du etwas drunter hast." Er zwinkerte mir zu. Okay, ich fasste mir ein Herz und zog meine Jeans und mein Shirt aus. Ich ging langsam ins Wasser, da es recht kühl war. Es stand mir bis zum Bauchnabel als Nick angestürmt kam und mich voll spritze. Wäre ich 80 Jahre alt, hätt ich einen Herzinfakt bekommen. Das wird er büsen. Wir planschten, schwammen eine Runde und alberten dann wieder rum. Mir gefiehl es in seiner Nähe zu sein. Er versuchte mich unters Wasser zu drücken, was ich meinerseits erwiderte. Nach einigen Hin und Her fiel mir ein was er mir vorhin gesagt hatte. "Was wünscht du dir denn? Immerhin hast du das Rennen gewonnen." fragte ich ihn. Er schwamm auf mich zu. "Dies is die falsche Zeit und der falsche Ort dafür. Du musst dich schon gedulden." "Boh, das ist gemein. Ich will es aber jetzt wissen!" Ohne ein Wort schwamm er zum Ufer zurück und ich hinterher. Aus dem Wasser raus, stand ich plitschnass neben ihm und hoffte nun eine Antwort von ihm zu bekommen. "Und jetzt?" Er grinste nur. "Nimm bitte deine Sachen, wir gehen rüber aufs Feld. Wir müssen trocken werden." Wir durchquerten wieder den kleinen Wald und kamen recht schnell zu dem kleinen Feldweg. Auf der anderen Seite des Weges lag ein Kornfeld. Das Korn war schon über einen Meter hoch. Nick ging vorraus, mitten in das Feld hinein. Als ich ihm folgte merkte ich wie die Ähren an meinen Beinen pieksten. nach ca 30 Metern blieb Nick stehen und trat dort das Korn runter. Er machte einen Kreis der circa einen Meter im Durchmesser war. Ich stand nur daneben und schaute seinem Treiben zu. Als er damit fertig war, setzte er sich in die Mitte und gab mir ein Zeichen, mich dazuzusetzen. Ich wollte kein Spielverderber sein, also tat ich es ihm nach. Die Sonne schien herrlich und wärmte unsere feuchten Körper. Ich war schon ein wenig ko. Das frühe Aufstehen, das viele Laufen und das Baden macht einen schon müde. Ich legte mich hin und ließ die Sonne auf meinen Bauch scheinen. Langsam überkam mich die Müdigkeit und ich schloß meine Augen. Aber schlafen wollt ich nicht, nicht hier und erstrecht nich, wenn Nick neben mir sitzt. Ich hörte ein Knistern und öffnete leicht die Augen. Aus dem Augenwinkel konnt ich sehen das Nick sich auch hingelegt hatte. "Hier ist es echt traumhaft. Kommst du öfters hier her?" fragte ich ihn. "Ja, wenn ich meine Ruhe haben will, dann bin ich immer hier. Man kann gut nachdenken ohne das Jemand einen stört." Ich merkte wie meine Frontseite trocken wurde und drehte mich deshalb um. Wir lagen bestimmt eine Stunde da, ohne auch nur ein Wort miteinander zu reden. Ich lauschte dem leisen Schnaufen meines Begleiters, so konnt ich mir sicher sein, daß er immernoch neben mir lag ohne nachsehen zu müssen. Langsam zogen ein paar Wolken auf und es wurde frisch. "Es wird Zeit das wir wieder zurück gehen." schlug er vor. Recht hatte er. Wir standen auf, zogen unsere Sachen an und machten uns auf den Heimweg. Es ging schon langsam auf 18 Uhr zu und ich merkte wie mich der Hunger so langsam quälte. Wiedermal knurrte mein Magen. "Jetzt, wo du es sagst, bekomm ich auch Hunger." Nun wurde ich rot. Hat er das mitbekommen? "Ist ja auch schon ne Weile her, wo ich das letzte Mal was gegessen hab. Mal sehen was ich noch so im Kühlschrank find." "Na das will ich sehn." Wollt er jetzt echt mit zu mir kommen? "Hey wenn du mit essen willst musste schon anständig fragen." Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaub das ich eine leichte Rötung in seinem Gesicht erkennen konnte. "Naja ich möcht mich ja nich aufdrängen. Aber wenn du nichts dagegen hast würde ich gern mit zu dir kommen." Nun war ich grad mal einen Tag hier und hatte schon eine Verabredung zum Essen. Lissy würde mir das niemals glauben. Sie machte sich über meine Schüchternheit immer ein wenig lustig. Aber sie hatte es auch immer leicht. Egal was sie anfing es klappte immer und sie ging immer so selbstbewusst durchs Leben. Was sie jetzt im Augenblick wohl macht? Ich vermisse sie.
Der Weg zurück kam mir jetzt viel kürzer vor als vorhin. Vor meiner Haustür blieb ich kurz stehen und drehte mich um. "Es ist jetzt 18 Uhr. Was hälst du davon, wenn du kurz vor 7 rüber kommst. Ich will vorher nur fix duschen." "Das ist eine gute Idee, duschen muss ich auch und ich müsste Ma auch noch Bescheit sagen. Nicht das sie sich noch Sorgen macht." Dann wars abgemacht, Nick lief rüber zu sich und verschwand im Haus. Ich freute mich schon richtig auf heut Abend. Aber nun musste ich mich beeilen, sonst bin ich noch nicht fertig, wenn Nick wieder vor der Tür steht. Kaum war ich, mit dem Duschen, fertig, klingelte es unten schon an der Tür. Ich warf mir nur schnell meinen Bademantel über und lief die Treppe hinunter. In der Annahme, daß Nick vor der Tür steht, sagte ich "Hey das ging ja fix bei dir." Halt das war aber nicht Nick. Ein Mann, etwa mitte 40, mit einem schwarzen Mantel bekleidet, stand vor meiner Tür. "Bin ich hier richtig bei Familie Wessley? Ich such Evelin und Grag Wessley." Seine Stimme war rau und kratzig. Mir stockte der Atem. War dies einer, der Kriminellen, die hinter meinen Eltern her waren? "Nein die wohnen hier nicht." entgegnete ich ihm. "Aber hier wohnt doch Familie Wessley!" "Ich habe Ihnen doch eben gesagt, das diese Familie hier nicht wohnt! Es gibt soviele die diesen Namen haben. Und nun gehen sie endlich!" Er wurde energischer und machte mir langsam echt Angst. "Ich will zu Evelin und Grag Wessley. Die wohnen hier, das weiß ich. Nun laß mich endlich rein!" Er stellte einen Fuß in die Tür, so das ich diese nicht mehr schließen konnte. Was will der nur? Der soll endlich verschwinden. Er versuchte nun die Tür aufzuschieben. Ich wusste nicht, was ich noch tun sollte, um diesen Typen los zuwerden, also fing ich an zu schreien. So laut ich nur konnte, rief ich nach Hilfe. Der Mann wurde sauer. Mit einer Hand versuchte er die Tür aufzudrücken und mit der Anderen wollte er nach mir greifen. Ich legte mein ganzes Gewicht gegen die Tür und schrie so laut ich konnte. Irgendwer musste mich doch hören. In dem Augenblick kam Nick um die Ecke gerannt und hinter ihm her seine Ma. Als der Typ die Beiden bemerkte, flüchtete er. Er sprang über die Hecke, in den Nachbargarten, um Nick auszuweichen. Der rannte natürlich direkt hinterher. Ich konnte nicht mehr, nun brach es aus mir herraus und ich sackte in mich zusammen. Lory versuchte mich zu trösten. Ich fiel ihr in die Arme, so wie ich es bei meiner Mum getan hätte. Sie streichelte mir über den Kopf und rückte mir den Bademantel ein wenig zurecht. Ich hatte es, in dem Handgemenge garnicht mitbekommen, daß er verrutscht war. Nick kam die Einfahrt hoch gelaufen. "Er ist entwischt." schnaufte er. "Wer war das? Was wollte er von dir?" Ich schluchzte nur. Ich bekam kein anständiges Wort herraus. Lory merkte dies. "Du kommst erstmal mit zu uns. Dort bist du sicher, falls er nochmal wiederkommen sollte." Sie half mir auf die Beine und schob mich in Nicks Richtung. Er nahm meinen Arm und legte den sich über sein Schulter. "Geht schonmal rüber, ich hol nur noch ein paar Sachen für dich und schließ hier ab." Sie ging die Treppe rauf zu meinem Schlafzimmer. Plötzlich gaben meine Knie nach, sie waren weich wie Butter. Ich rutschte an Nicks Seite hinunter. Mit einem gekonntem Schwung hob er mich hoch und trug mich auf den Armen in sein Haus. Ich schmiegte mich eng an ihn, ja hier fühlte ich mich sicher. Nicks Haus war hell erleuchtet und es duftete nach frisch gebackenen Kuchen. Nick trug mich die Treppe rauf und stoß mit seinem Fuß die erstbeste Tür auf. Dies musste sein Zimmer sein, die Wände waren blau gestrichen und es hingen einige Poster daran. Es lagen auch ein paar Klamotten rum. Typisch Kerl, dachte ich mir, die sind meistens unordenlich. Er setzte mich auf seinem Bett ab und sah mich besorgt an. "Was wollte der Typ von dir? Kannstest du den?" Ich schüttelte den Kopf. Noch immer konnt ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich war nur froh, daß Nick so schnell da war. Wer weiß was noch alles passiert wäre, was er mir angetan hätte.
Lory kam herein mit einer Tasche. "Zieh dir erstmal in Ruhe etwas an. Wir warten dann unten auf dich." Ich machte die Tasche auf und holte meinen Jogginganzug herraus. Als die Tür zufiel suchte ich mir noch Unterwäsche raus und streifte ich mir den Bademantel von den Schultern. Ich hatte Gänsehaut. Aber nich weil ich fror, die ganze Aktion lief mir, wie ein kalter Schauer, den Rücken hinunter. Als ich 5 Minuten später fertig mit Anziehen war ging ich die Trepper runter. In der Diele standen zwei Polizisten neben Nick und Lory. "Ich hab sie gerufen. Ihr könnt ins Eßzimmer gehen und euch in Ruhe unterhalten." Ich folgte den zwei Beamten und setzte mich mit ihnen an den große Eßtisch. "Wie geht es ihnen?" fragte mich der eine. "Nicht so gut." "Wenn es ihnen zuviel wird, dann können wir auch ne Pause machen und die Vernehmung verschieben." Ich schüttelte den Kopf, lieber jetzt als später. Ich wollte es nur noch hinter mich bringen, um endlich die Sache vergessen zu können. "Okay, dann fangen wir mal an." Zuerst wollten sie meinen Namen, Geburtstag, Geburtstort und Adresse wissen. Der zweite Beamte sagte nichts, er schrieb nur fleißig am Protokoll. "Erzählen sie uns einmal, was denn passiert ist." Ich holte einmal tief Luft und erzählte ihnen alles. Nein, das war gelogen. Ich sagte ihnen natürlich nicht alles. Ich verschwieg, das der Typ meine Eltern suchte. Dads Worte hörte ich noch, als würde er vor mir stehen. `Vertraue NIEMANDEM´ Es könnte ja sein das die Polizisten bestochen worden sind und gemeinsame Sache mit den Verbrechern machen. Und mich selber ans Messer liefern, wollt ich nun auch wieder nicht. Also erzählte ich von der Verabredung zum Essen mit Nick, dem Duschen und wie der Typ auf einmal vor der Tür stand. Das er unbedingt rein wollte aber nicht gesagt hätte wieso. "Klingt als wollte er sie ausrauben. Wohnen sie denn alleine?" Ich nickte. "Junge, alleinstehende Frauen sind ein leichtes Ziel. Sie können froh sein, daß so schnell Hilfe da war." Hoffentlich kommt der nicht wieder, ich schloß meine Augen und wünschte es mir so sehr. "Wir werden die Streifen, hier in der Gegend, erhöhen. Den schnappen wir schon, daß versprech ich ihnen." "Danke, das hoffe ich." erwiderte ich. Sie standen auf und gaben mir die Hand zum Verabschieden. "Bleiben sie ruhig sitzen, wir finden den Weg nach Draussen." Ich verabschiedete die Beiden und versank wieder in Gedanken. Wem könnt ich hier trauen? Müsst ich von hier verschwinden und irgendwo anders untertauchen? Nick legte seine Hände auf meine Schultern. Sie waren so warm, so stark. Mein Beschützer. Ich griff nach ihnen, hielt sie fest und lehnte meinen Kopf gegen sie. "Ich habe dir das Gästezimmer hergerichtet. Heute Nacht bleibst du hier und schläfst dich mal richtig aus. Morgen sieht die Welt ganz anders aus." Ein kleines Lächeln huschte mir übers Gesicht. Ich raffte mich auf und folgte ihr in den ersten Stock. Direkt neben Nick seinem Zimmer lag das Gästezimmer. Es war ein wenig kleiner als seines, hatte eine gelbe Tapete und es hingen zwei Landschaftsbilder an der Wand. "Wenn du was brauchst, dann sag bitte Bescheit. OK?" "Danke" erwiderte ich. Lory ging aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Ich krabbelte unter die Decke aber schlafen konnt ich einfach nich. Mir gingen zuviele Sachen durch den Kopf. Da klopfte es an der Tür. "Herein." "Ich wollt nur noch mal kurz nach dir sehen. Schläfst du schon?" Nick schaute verlegen um die Ecke. "Hmmm, na wenn ich schon schlafen würde, dann frag ich mich, mit wem du hier gerade sprichst." Da war es wieder, sein Lächeln. "Du kannst ruhig näher kommen, ich beiß dich schon nicht." und zwinkerte ihm zu. "Schade eigendlich." Er setzte sich neben mir aufs Bett. Ich hörte wie er atmete. Keiner von uns wusste was er sagen sollte. Nach ein paar Minuten brach ich die Stille. "Kannst du heute Nacht hier bei mir bleiben?" Er zögerte kurz, kroch dann aber doch zu mir unter die Decke. Nachdem ich die Nachttischlampe ausmachte legte er seinen arm um mich. So dicht hinter mir, an mich gekuschelt und umarmt von ihm, fühlte ich mich langsam sicher und schlief ein. In der Nacht wurd ich noch ein paar Mal munter, aber nachdem ich mich davon überzeugend konnte, daß Nick noch neben mir lag, schlief ich immer wieder ein. Ich spürte das mir jemand übers Gesicht streichelte. Langsam wurde ich munter. Nick lag immernoch neben mir. "Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?" "Ich will garnich aufwachen." Deswegen kniff ich meine Augen wieder zu und versuchte mich schlafend zu stellen. Mein Kopf lag bei ihm auf der Brust und ich hörte sein Herz schlagen. Er drückte mich fester an sich und es fühlte sich gut an. Sehr gut sogar. Ich merkte wie sich ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch breit machte. Ohja Nick war der Typ Kerl, in den ich mich verlieben könnte. "Ich hab noch einen Wunsch frei." Ich machte die Augen wieder auf und sah ihn fragend an. Ja ich wusste was er meinte, den kleinen Wettstreit am Waldsee, den er gewonnen hatte. Er nahm vorsichtig mein Kinn in die Hand und sah mir tief in die Augen. Küss mich, küss mich, küss mich, hämmerte es in meinem Kopf. Noch nie wollt ich etwas so sehr wie jetzt in diesem Moment von ihm geküsst zu werden. Er kam immer näher und es trennten uns nur noch ein paar Millimeter. Ich schloß meine Augen.
"Frühstück ist gleich fertig." Lory klopfte an der Tür. Man ausgerechnet jetzt. Als sich langsam die Tür öffnete, rückten wir auseinander, denn ich wollte nicht das Lory was mitbekam. Sie ließ sich nichts anmerken aber ich denke, sie wusste das sie uns gestört hatte. "Ihr zwei habt noch 5 Minuten dann sind die Pancakes fertig. Beeilt euch beim anziehen." Sie verließ das Zimmer wieder. Nick gab mir einen Kuss auf die Stirn, stand auf und ging auch hinaus. Ich warf meinen Kopf zurück aufs Kissen. Solch eine Gelegenheit wird bestimmt nicht so schnell wieder kommen. Aber nun musste ich mich beeilen, ich wollte ja keinen Ärger mit Lory bekommen. Ich zog mir schnell meine Jeans und ein T-shirt an und ging runter ins Eßzimmer. Lory saß schon am Tisch. "Hast du gut geschlafen?" "Ja, sehr gut sogar. Danke das ich bei Dir übernachten durfte." "Naja, das ist nicht ganz richtig, eher bei Nick." Sie lächelte mich an. Ich merkte wie ich errötete. Sie hat also doch was mitbekommen. Ich setzte mich neben sie und trank erstmal einen Schluck Orangensaft. Mir fiel echt nichts Passendes ein, was ich ihr hätte antworten können. Ich fühlte mich unwohl, so schweigend neben ihr zu sitzen. Der Tisch war reichlich gedeckt, dort stand ein Körbchen mit frischen Bäckerbrötchen, Cornflakes, Müsli, eine Platte mit Wurst und Käse, ein Teller mit den Pancakes und eine Platte mit Rührei und Speck. Außerdem gab es eine Schale mit Obstsalat und diverse Getränke. Da wird die Wahl schwer, da alles einfach lecker aussah. Ich nahm mir eine Schüssel mit Müsli, gab 3 Löffel vom Obstsalat drauf und einen Schluck Milch. Es schmeckte kostlich. Nun war ich satt und die Schüssel leer. Ich wunderte mich, da Nick immernoch oben war. Wieso kam er nicht runter? War es ihm unangenehm, weil wir uns vorhin etwas näher kamen? Wollt er mich vielleicht nur aus Mitleid küssen? Mein Magen zog sich zusammen. Machte er mir was vor und spielte mir das Ganze vor? Ich beschloß mich ein wenig zurück zuziehen, denn das würde im Augenblick das Beste sein. "Danke für das Frühstück. Ich werd mal rüber gehen und nach dem Rechten sehen." "Okay, aber wenn was sein sollte, kommst du sofort rüber!" Ich versprach es ihr. Nun musste ich nur noch mal kurz hoch ins Gästezimmer und meine Sachen holen. Oben an der Treppe angelangt, kam Nick mir entgegen. Er war nur mit einem kleinen Handtuch um die Hüfte bekleidet. Auf seiner Brust perlten noch kleine Wassertropfen. Er war wohl noch duschen bevor er zum Frühstück gehen wollte. Ich sah ihn an und da war es schon wieder. Dieses ungute Gefühl in der Magengegend. Ich wendete meinen Blick ab und ging schnell meine Tasche holen. Er kam mir ein paar Schritte hinterher. "Ist alles okay mit dir?" Was sollte ich sagen? In meinem Kopf war ein völliges Durcheinander. Daher beschloß ich, das es besser wäre ihm aus dem Weg zu gehen. Ich schnappte mir meine Tasche und verließ das Haus. Ich spürte beim Verlassen seine Blicke im Rücken aber traute mich nicht, mich umzudrehen. Ich bog in meine Einfahrt ein und bliebt vor der Haustür stehen. Die Bilder, von gestern Abend, kamen mir ins Gedächtnis zurück. Ob die Polizei den Typ schon gefasst hat? Ich zögert ein weinig, bevor ich den Mut aufbrachte, die Tür aufzuschließen. Im Haus war es still. Ich schloß, hinter mir die Tür, wieder ab. Jetzt muss ich mich schon, in meinem eigenen Haus, einschließen, nur um mich ein klein wenig sicher zu fühlen. Ich ging in die Küche und lehnte mich an den Kühlschrank. Was sollte ich jetzt machen? Bin ich hier noch sicher? Ob es meinen Eltern gut geht? Wo sind sie nur? Ich könnt sie jetzt echt gut brauchen, wieder liefen mir die Tränen übers Gesicht und ich rutschte am Kühlschrank hinab. Nun hockte ich davor und ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich fühlte mich allein. Hätte ich vielleicht doch bei Lory und Nick bleiben sollen? Lory war so herzlich zu mir, bei ihr fühlte ich mich geboren. Und Nick? Ich habe mich schon ein wenig in ihn verliebt aber nach meinem Auftritt von vorhin kann ich ihn mir bestimmt wieder aus dem Kopf schlagen. Es klopfte an der Küchentür, die zur Terasse ging, und ich zuckte zusammen. Wer war das? Ich hoffe inständig das es nicht der Typ von gestern war. Ich schob vorsichtig den Vorhang beiseite um einen Blick werfen zu können. Da stand Nick und er sah sehr besorgt aus. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und öffnete ihm die Tür. Er sah es mir an, daß ich geweint hatte. Ich bat ihn herein und schloß hinter ihm die Tür. Er sagte kein Wort sondern nahm mich einfach nur in den Arm. Ich schloß die Augen und genoß nur noch seine Nähe. "Laß uns ins Wohnzimmer gehen, wir müssten uns mal dringend unterhalten." Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Wir setzen uns aufs Sofa. "Bitte sag mir, was mit dir los ist. Ich mach mir ernsthafte Sorgen um dich." Sollte ich ihm wirklich alles erzählen? Es quälte mich ja schon sehr, daß ich mit niemanden darüber reden konnte. "Kann ich dir vertrauen? Du erzählst wirklich niemandem davon, was ich dir anvertrau? Auch nicht deiner Mum?" "Klingt, als wärst du in ernsthaften Schwierigkeiten. Aber ja, ich versprech es dir." Also begann ich zu erzählen. Von der Flucht aus Riggletown, den heruntergekommenen Motels und auch den Grund der Flucht. Ich erzählte und erzählte, ja es spruddelte förmlich aus mir heraus. Ich war fertig, hatte nun alles preisgegeben, es war wie eine Befreiung, als wenn eine große Last von mir abfiel. Erstaunt sah er mich an. Er nahm meine Hand. "Ich helfe dir, ich bleib bei dir, wenn du es willst." Ich nickte. Das war alles was ich wollte. Seine Nähe. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "So verheult bist du echt niedlich." Also ablenken konnte er einen echt gut. Ich musste grinsen. Er nahm vorsichtig mein Kinn und zog mich zu ihm ran. "Wir wurden heut morgen ja gestört und ich hoff du hast nichts dagegen, wenn ich dort weiter mach wo wir aufgehört hatten." Er küsste mich zärtlich. Seine Lippen waren so sanft und warm und ich betete das dieser Augenblick niemals enden möge.
Ich fasst all meinen Mut zusammen, stand auf und zog ihn an der Hand in Richtung meines Schlafzimmers. Auch wenn er anfangs mich leicht irritiert ansah, wusste er doch was ich vor hatte und folgte mir. Kaum oben angekommen, hob er mich hoch und küsste mich wieder. Diesmal war es viel leidenschaftlicher und fordender. Ich schloß meine Beine um seine Hüfte und merkte das seine Begierde noch mehr stieg. So trug er mich ins Schlafzimmer und ließ mich sanft aufs Bett gleiten. Bervor er mich abermals küsste zog er sein Shirt aus. Natürlich hab ich ihn schon des öfteren mit freiem Oberkörper gesehen, aber diesmal was es so prickelnd, so erotisch. Seine Hand fuhr vorsichtig unter mein Shirt und ich merkte wie seine Fingerspitzen ganz leicht über meinen Bauch ihren Weg zu meiner Brust suchten. Da war es wieder, dieses Kribbeln im Bauch. Zaghaft stießen seine Finger an meine Brust. Mir schien es, als würden sie sich fast dafür fürchten, sie zu berühren. Ich krallte mich in seinem Rücken fest, so das er aufstöhnte. Es war kein schmerzvolles , eher ein leidenschaftliches Stöhnen. Ich schloß meine Beine wieder enger um seine Hüfte. Er drückte seine Manneskraft in meinen Schoß. "Ich will mehr." hauchte ich ihm zu. Ein kleines Lächeln überflog sein Gesicht. Rasch stand er auf und rutschte aus seiner Hose. Ich konnte ahnen was sich in seiner Boxershorts verbag, die große Beule war ja nicht zu übersehen. Er öffnete meine Jeans und zog sie an beiden Beinen ab. Nun lag ich da, im Tshirt und String, war ihm ausgeliefert. Ich wollte es, sehr sogar. Er legte sich vorsichtig auf mich. Meine Hüfte begann von ganz allein an zu kreisen. Ja sie gab ihm regelrecht die Einladung, sie endlich ganz auszupacken. Er hob sanft mein Shirt hoch, so das meine Brust freigelegt wurde. Wieder wanderten seine Finger über mein Körper. Sie ertasteten sich alles, was ihnen in die Quere kam. Ich hob meinen Kopf ein wenig an und zog mir das Shirt aus. Denn das Einzigste, was ich auf meiner Haut spüren wollte, war Nick. Seine Küsse wanderten meinen Hals hinab, über meine Brust bis hin zu meinem Bauchnabel. Seine Hand fuhr von meinem Knie aufwärts über meinen Oberschenkel. Das Verlangen nach ihm wurde immer stärker. Sein Stoßen wurde regelmäßiger, also wollt er es auch. Uns trennten nur noch wenige Millimeter Stoff, um unserer Begierde freien Lauf zu lassen.

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Tag der Veröffentlichung: 04.03.2012

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