Lisa freute sich an diesem Samstagnachmittag besonders, denn am kommenden Montag war schulfrei, kein Kind brauchte in die Schule gehen. Die Sonne schien und ihr bester Freund Simon würde bald zu Besuch kommen. Sie hoffte, dass er seine kleine Schwester mitbringen würde. So konnte die kleine Christine mit ihrem Bruder Max spielen. Die beiden verstanden sich bestens. Falls Christine nicht dabei sein sollte, würde Max sich nur langweilen und nörgeln.
Ohne ein Widerwort hatte Lisa ihrer Mutter geholfen und am Morgen nach dem Frühstück den Staub aus ihrem Zimmer gesaugt. Mit zehn Jahren war sie groß genug, um sich mit dem lauten Ding herumzuplagen. Doch das Mädchen kümmerte sich lieber selbst um ihr kleines Königreich. Erwachsene verstanden nicht immer, warum Kinder ausgelesene Comics oder abgegriffene Plüschtiere um nichts in der Welt wegwerfen wollten. Doch für Lisa und Max hatte jedes Element in ihren Räumen seine Wichtigkeit. Papa redete zwar immer mal davon, dass er denn gesamten Dachgiebel renovieren wolle, aber die Kinder waren sehr glücklich mit ihrem Zimmer. Kein anderes Kind in der Schule verfügte über solchen Platz. Die Dachbalken waren sehr praktisch, denn dort konnten bunte Tücher, eine Schaukel und eine kleine Hängematte angebracht sein. Max hatte seine Ecke an einem Ende, Lisa am anderen. Jeder verfügte über einen Schreibtisch und der übrige Platz in der Mitte veränderte sich ständig im Laufe ihrer Spiele. Sie waren regelrechte Meister geworden und dachten sich die tollsten Abenteuer aus. Manchmal zog sich ein Spiel über Tage, vielleicht sogar Wochen, aber das konnte Lisa nicht so genau sagen.
Sie teilte ihre Abenteuer nicht mit ihren Klassenkameraden, denn sie befürchtete, dafür ausgelacht zu werden, weil sie mit ihrem kleinen Bruder spielte. Nur Simon konnte sie verstehen. Aber auch er hütete sich davor, nur ein Wort an andere weiterzusagen. Immerhin war er schon elf Jahre alt und somit ein Jahr älter als seine Nachbarin Lisa.
„Kommt Christine auch zu uns?“, erkundigte sich Max mit gedehnter Stimme und malte auf einem großen Stück Karton mit Fingerfarbe. „Ich denke schon, mach dir keine Sorgen. Was malst du da?“
„Eine Sonne, die warm scheint“, erklärte der Junge und richtete sich stolz auf, um sein Meisterwerk zu betrachten.
„So groß?“ Lisa stellte sich daneben und runzelte die Stirn. Ihr Bruder hatte einen einzigen runden Kreis mit gelber und orangefarbener Wasserfarbe auf den Karton gemalt. Sie wunderte sich, denn die Sonne war erstaunlich rund und sie mochte die Farbmischung.
„Bei uns scheint zwar die Sonne, aber es ist trotzdem kalt. Auf einer Pirateninsel scheint die
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Stephanie Berth-Escriva
Bildmaterialien: Wolfgang Berth
Tag der Veröffentlichung: 13.12.2012
ISBN: 978-3-7309-0176-2
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für Wolfgang, Julia, Sam und Lilou