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Leseprobe

Tag 2

21.12.2007
Altvertraute Angelegenheiten




Nowogrod, Russland
4 Uhr 41



Im Winter konnte Russland die Hölle sein. In keinem Land auf der Welt, fallen die Temperaturen so tief in den Keller, wie hier. Die Schneeflüge waren im Dauereinsatz und oft in den billigen Reparaturen an den verschneiten Straßenrändern. Flackernde Straßenlaternen leuchteten so gut, wie die Stromversorgung die benötigte Energie, durch die vereisten Stromkabel, bekam.

Die Raupenfahrzeuge hinterließen im Pappschnee ihre deutlichen Spuren. Man könnte sie durch die ganze Stadt verfolgen, wenn man bei der Kälte darauf erpicht war.
Der Schnee wurde an die offenen Straßenseiten gepresst und die Straßen selbst, wurden mit Streusalz versehen. Somit versuchte die hiesige Stadtverwaltung die Sicherheit auf den Winterstraßen zu gewährleisten. Doch das Problem war, dass das Salz oder manchmal auch Lauge, bei den hohen Minustemperaturen selbst gefriert. Ein Problem wovor die Stadtverwaltung jedes Jahr stand.

Zu viele Unfälle gab es hier in den letzten Wochen. Die Zivilbevölkerung von Nowogrod nimmt vorwiegend den Bus, um auf Arbeit zu gelangen. Doch dies ist für jeden Tag ein gewagtes Lottospiel, bei dem man viel Glück brauchte, um sicher anzukommen. Hier drehte sich die Uhr etwas langsamer, als in den westlichen Staaten, die nicht mit so viel Schneemassen geplagt waren. Zum Glück war der Flugverkehr noch nicht eingestellt, denn die Bahn war es teilweise. Die meisten Schienenstränge waren vereist und die elektronischen Stromkabel, die die Bahn für ihre E-Loks brauchte, waren teils zerstört. Die Last des gefrorenen Schmelzwassers am Tage, drückte die Leitungen in die Tiefe, bis sie anfingen zu brechen. Der Winter in diesem Jahr, war wahrlich ein Verbündeter von Rebellen und Saboteure. Nur zwei Züge fuhren am Tag in zwei Richtungen. Der Express von Moskau nach Odessa und zurück.

Selbst die ansässigen Soldaten der russischen Militärbasis, die nur fünf Kilometer vom Stadtkern entlegen war, halfen dabei, dass die Zivilbevölkerung von Nowogrod ungehindert ihre beruflichen Tätigkeiten nachgehen konnten. Zwangsläufig fühlte man sich an den Winter von 1977 in Helsinki erinnert, dachte Robert Hall, als sein Weg hier her führte. Bis auf die kulturellen und architektonischen Umstellungen, gleichte dies haargenau, wie es in der Erinnerung von Robert eingestanzt war.

1977 war Helsinki ein heißes Pflaster. Zu seiner Zeit wurde die Charta 77 für die Öffentlichkeit der Welt, das erste Ml überhaupt, zugänglich gemacht worden. Doch nur wenige wussten, was wirklich in jenem Jahr geschehen war. Viele Menschenopfer in der heutigen Tschechei und der Slowakei starben, damit die Charta 77, die vorwiegend Richtlinien und Normen zur Einhaltung der Menschenwürde und der Menschlichkeit beinhaltete, außer Landes geschmuggelt werden konnte. Der damalige Machtinhaber, der im Hintergrund die politischen Entscheidungen in der Tschechesslowakei, traf, war der große Bruder im Geiste, des Landes. Die Sowjetunion versuchte die Entstehung und vor allem das Herausbringen außer Landes zu verhindern.

Durch ihren einflussreichen Geheimdienst KGB, setzte man alles daran, dem tschechischen Rebellenverstecke ausfindig zu machen und zu eliminieren.
Auch wenn es den KGB heute nicht mehr gibt und die Sicherheitsvorkehrungen des Landes, nicht mehr ganz so hoch angesetzt waren, wie früher, so hatte Robert Hall, doch das Gefühl unter ständiger Beobachtung zu stehen.
Am Flughafen von Nowogrod, wo seine Maschine, mitten in der Nacht landete, bemerkte er die Blicke, die ihn trafen, als hätte er zwei Hörner auf dem Kopf.

In Wahrheit waren die Einheimischen immer noch gegenüber Ausländer abgeneigt. Sie wollten sie nicht in ihrer Stadt haben. Sie brachten das Böse, so wurde es ihnen früher, bei Perestroika und Glasnost, eingetrichtert. Nicht alle russische Landsleute waren mit der Beendigung des Kalten Krieges 1990 und dem ganzen Wettabrüsten gegen die Amerikaner einverstanden. Einige von ihnen würden sogar die alte Ordnung wieder herstellen, doch momentan wurde die Politik in diesem Land von einer jüngeren Generation geführt. Nur Notgedrungen mussten sie sich unterwerfen, wenn sie überleben wollten. Doch ihre Herzen und Augen würden eine andere Sprache der Macht vorziehen. Kinder der Perestroika, die ihre Stammlektüren in den Büchern von Marx, Engels und Lenin sahen. Ihr Streben nach dem perfekten sozialistischen Leben, konnten sie anhand politischer Machtwechsel nicht mehr ausleben. Mit dem Einzug des Kapitalismus, versanken sie zeitlang in ihren eigenen Mitleid. Heute trafen sie sich noch in kleinen Gruppen, um über alte Zeiten zu reden. Dabei wurden auch ehemalige politische Parolen, die einst Breschnew, über den roten Platz verkündete, wieder laut.

Der alte Mann, der den Wischmopp fest in seiner Hand hielt, senkte seinen Blick, als Robert ihn ansah. Er tauchte seinen Wischmopp in das dreckige Wasser ein, um den restlichen Marmorboden zu wischen. Wie einen Kreisel, ließ der alte russische Greis, den Wischmopp, über den Marmorboden fliegen. Als hätte er sein ganzes Leben nichts Weiteres gemacht. Doch der Blick, den er zu Robert Hall warf, verriet etwas anderes.

Er war unzufrieden, vielleicht im Leben allein, vielleicht ein Witwer. Es könnte aber auch sein, dass er mit der Bezahlung nicht zufrieden war oder den nächtlichen Arbeitsstunden, die ihn zu schaffen machten. Seine leicht gekrümmte Haltung wies noch auf eine andere Problematik hin. Er könnte Probleme mit den Knochen haben. Vielleicht an Osteoporose oder Morbus Bechterew leiden. So genau konnte Robert es auch nicht bestimmen, aber ein Arzt, würde eine von beiden Diagnosen stellen. Seine Schritte waren etwas wacklig und unsicher. Er hielt sich stets an den Geländerstangen, an den Seiten der Ein- und Ausgänge, fest.

Robert zückte seinen Ausweis aus seinem dicken schwarzen Mantel, der ihn etwas Wärme spendete und legte ihn, dem jungen Mann der Passkontrolle vor. Er hatte einen glatten, militärischen Haarschnitt und saß hinter seinem Glaskästchen. Hinter ihm war ein weiterer Arbeitsplatz, der unbesetzt blieb. Es war eine Doppelkabine, in dem sich der junge Mann befand. Von der Doppelkabine ging eine Tür zum Aufenthaltsraum.

Der Blick des jungen Mannes musterte Roberts Gesicht, um es mit dem Foto im Pass zu vergleichen.
„Sind sie privat oder geschäftlich in Nowogrod unterwegs Mr. Dolen?“ fragte der Passkontrolleur.
„Geschäftlich.“ erwiderte Robert.
„Sie sind Amerikaner?“ hakte der Kontrolleur nach.
„Ja, Amerikaner.“ fügte Robert zu seinen Ausführungen hinzu.
Ein erneut überprüfender Blick von dem russischen Beamten und der Einreisestempel knallte auf die letzte Seite des Passes.
Es war so laut, dass der alte Mann mit dem Wischmopp, ihn am Ende der Gangway kören konnte. Tagsüber, wäre dies, sicherlich, nicht der Fall gewesen.

Robert nahm seinen Pass, der den Namen Robert Dolen enthielt, wieder entgegen, verstaute ihn in seinen warmen Mantel, nahm seine Aktentasche, die er auf dem Boden stehen hatte und schritt, wie ein wahrer Geschäftsmann, mit einer schnelleren Gangart, als Touristen ihn habe, zum Ausgang hinfort. So verließ er den fast leeren Flughafen von Nowogrod.

Er rief sich ein Taxi, das nach einigen Metern Rutschen zum Stillstand kam. Trotz Winterreifen und Reifenketten, rutsche das Taxi auf der Straße. Unvorstellbar, wie glatt es in dieser Nacht sein musste.
Robert stieg ein und machte es sich etwas bequem.
„Wo möchten sie hin?“ fragte der Taxifahrer, der sein Lenkrad fest umklammerte. Stoffhandschuhe mit offenen Fingerkuppen an den Händen und auf dem Kopf eine Pelzmütze aus Großvaters Zeiten. So präsentierte sich ein typischer russischer Taxifahrer.
„Können sie mich zu einem Hotel bringen?“ fragt Robert und beugte sich nach vorn, um von Angesicht zu Angesicht mit dem Taxifahrer zu sprechen.
„Wenn sie in eine billige Absteige wollen, kann ich sie in der Stadt unterbringen. Wollen sie aber in einem richtigen Hotelzimmer schlafen, wo es warm ist und auch warmes Essen gibt, dann würde ich ihnen das Hotel Zbyszko empfehlen.“ Hauchte der Taxifahrer nach hinten.
„Na schön. Bringen sie mich zum Hotel Zbyszko.“
„Sie haben einen guten Geschmack, mein Herr. Zurzeit fahre ich alle Ausländer, die sich in unsere Stadt verirrt haben in dieses Hotel. Sie brauchen sich also keine Gedanken um Einsamkeit machen. Die sind sogar so weit fortgeschritten, dass sie dort mit ihren Gästen in English sprechen. Und bisher hat sich noch kein gast über den Komfort im Hotel Zbyszko beschwert.“
Robert nickte dem Taxifahrer zu und richtete sein Blick auf die Schnee verschmierte Straßen.

In einer kleinen, fast zugeschneiten, Hütte, oben auf dem Bergkamm, wo nur eine Straße mit steilen Abhängen hinaufführte, hatten es sich zwei Männer bequem gemacht. Der alte Ofen, den man noch mit Feuerholz anwärmen musste, hatte seinen Platz in einer Ecke der Hütte gefunden. Zwei Holzstühle aus dicker Eiche, die mit Lammfell überzogen waren, dienten zur Bequemlichkeit der Männer.
„Wollen sie Kaffee?“ fragt der Gastgeber. Ein Hüne, wenn er stand, ein Herkules, wenn er Holz hackte. Er brauchte für die dicksten und widerstandsfähigsten runden Holzscheiteln nur einen Schlag, um sie für den alten Ofen zu entzweien. Gleichzeitig diente es zum Muskelaufbau und Training, seiner Gelenke. Stets mit freiem Oberkörper ging er dazu hinaus, was ihm als Abhärtung diente.
„Nein danke.“ Erwiderte der Mann im weißen Wintermantel. Darunter trug er seinen schwarzen Anzug.
„Warum sind sie zu mir gekommen? Ich bin schon seit einigen Jahren nicht mehr im Ausland gewesen, um solche Geschäfte zu machen.“ Betonte der blonde Mittvierziger.
„Da hörte ich etwas anderes. Zuweilen nehmen sie lukrative Aufträge an. Mr. Juri Svoboda. Ich hatte gehört, dass sie früher schon einmal für Geld ihr Leben riskiert haben!“ Bestätigte Ramsey eine Aussage, die er vor einigen Tagen hörte. Er zog an seiner stinkenden Zigarre und der Qualm stieg zum Dach empor.
„Da.“ Erwiderte Juri und legte ein neues Holzstück in den Ofen.
„Ich lasse ihnen diesen Umschlag, den ich in meiner Hand halte, hier. Schauen sie erst hinein, wenn ich wieder fort bin. Entscheiden sie sich in aller Ruhe. Sollten sie annehmen, so finden sie mich im Hotel Zbyszko. Fragen sie nach Mr. Ramsey. Danach erhalten sie einen zweiten Umschlag von mir.“

Ramsey erhob sich mit der Zigarre im Mund, schaute Juri in die Augen und ging zur Tür. Er zog sein Bein ein bisschen nach.
„Sind sie verletzt?“ fragte Juri.
„Eine leichte Muskelzerrung im Oberschenkel.“ Beteuerte Ramsey und zog die Tür auf. Ein mittelmäßiger Wind blies Ramsey die Kälte und den losen Schnee, der sich in der Luft befand, ins Gesicht.
Ramsey schlug die Tür von außen zu und kämpfte sich zu seinem Leihwagen. Er sah Vince aussteigen und ihm die hintere Wagentür aufhalten. Er stieg ein und wartete darauf, dass Vince sich hinters Lenkrad setzte.
„Zurück zum Hotel, Vince.“ Sagte er ihm mit einem eisigen Hauchausstoß.

Juri stellte die Metallkaffeekanne auf den Ofen zurück, damit der Kaffee warm blieb und begab sich wieder zum Tisch. Er öffnete den Umschlag und holte ein Bündel Geldscheine heraus. Es sind genau zehn. Juri zählte das Geld. Es waren genau Eintausend amerikanische Dollar.
Damit könnte man hier ein ganzes Jahr über die Runden kommen, dachte er sich gerade. Und dann noch einmal so viel, wenn er lebend von diesem Auftrag zurückkehren würde. Dann wären es schon zwei Jahre.
Er legte das Geld wieder auf den Tisch und setzte sich hin. Er starrte förmlich darauf, ohne, dass er die Zeit bemerkte, die wie im Fluge verstrich.

Allegheny Mountains, Ohio, USA
5 Uhr 49


Allegheny Mountains lag noch im dichten Nebel, der von der Ostküste herübergekommen war. Nur ein paar Autostunden von den Metropolen entfernt, lagen diese verträumten und idyllischen Berge. Nur Wenige hatten sich ein Fleckchen Erde, hier draußen, geschaffen. Vor allem die Tourismusbranche trieb hier ihr Unwesen und obwohl diese Gegend nur für Rafting, Mountainbike- und Klettertouren geeignet war, strömten auch im Winter die Massen der Urlauber herbei. Zu dieser Stunde war alles gähnend leer, als ein Regierungsfahrzeug, das kleine Örtchen, am Fuße der winterlichen Berge, durchquerte.

Die Scheinwerferlichter auf Fernlicht geschaltet, um eine bessere Sicht zu haben, fuhr dieser Schlitten etwas langsamer, um nicht im nächsten Straßengraben zu landen. Alles war Grau in Grau. Die Hotels für die Urlaubsgäste, die Motels am Stadtrand für die Fernfahrer und sogar die Einsiedlerhäuser, die an den Hängen der Berge errichtet wurden, sahen aus, als hätte ein Maler die Schönheit der Landschaft durch Boshaftigkeit übermalt.

In einem normalen Tempo lief David Ross seine morgendliche Strecke. Mit Handschuhe und Mütze, zwei Paar Socken an den Füßen und einen gefütterten Trainingsanzug. Dies sollte ihm die Wärme geben, um nicht vor Kälte zu zittern. Sein Laufstil schien ihn in Top Form erscheinen, als er an den parkenden Autos, unten bei dem Motel, vorbei lief. Er war auf seinem Lauf dermaßen konzentriert, dass er nicht mitbekam, dass er von zwei paar Augen beobachtet worden war. Die Scheinwerfer waren nun aus, die Scheiben getönt und das Nummernschild kam David bekannt vor, als er einen kurzen Blick auf den Parkplatz riskierte. Er wollte nur sehen, ob ein herannahendes Fahrzeug vom Parkplatz auf die Straßen fahren wollte. Da dies nicht der Fall war, lief er weiter.

David versuchte, während er lief, sich daran zu erinnern, wo er dieses Nummernschild schon einmal gesehen hatte. Ein Regierungsnummernschild ohne Zweifel, kam ihm, einige hundert Meter weiter, in den Sinn. Nur von welcher Abteilung der Regierung? Fragte er sich. Es würden viele in Frage kommen. Da er früher auch mit vielen Bereichen, im Angesicht von Gefahren, zusammengearbeitet hatte, konnte er das Nummernschild nicht eindeutig klassifizieren. Erst als er sich im Lauf umdrehte und den Mann erkannte, der aus dem Regierungsschlitten ausgestiegen war, fiel es ihm, wie Schuppen von den Augen. Er dachte gleich an die CIA, aber dass der stellvertretende CIA Direktor hier auftauchen würde, hätte David nie gedacht.

Sein Ziel von Ruhe und Ausgeglichenheit schien nun vorbei zu sein, denn jedes Mal, wenn er Ken Turner auf der Matte stand, konnte nur etwas Furchtbares geschehen sein, was die Sicherheit der Nation gefährden würde.

„Kann ich sie ein Stück mitnehmen?“ rief Turner fragend von seinem Wagen aus.
Nun drehte sich David endgültig um und lief auf der Stelle. Seine Laufschuhe, mit Spikes an den Sohlen, beförderten den Pappschnee von unten nach oben, der gelegentlich wieder abfiel. Er musterte Turner und blieb schweigend stehen. Er versuchte ein geregeltes Atemtempo einzuhalten und ging langsam auf das Fahrzeug von Turner zu.
Davids Blick versprach Hoffnung für Ken Turner. Er sah die Fragen in seinen Augen und konnte das Licht am Ende des Tunnels erkennen. Schließlich war er seit ein paar Jahren CIA Direktor und er konnte Menschen ganz gut einschätzen. Er lag nur selten daneben. Nach kurzen Gedankenschwankungen ging David erneut ein paar Schritte auf Turner zu.
„Steigen sie ein. Bitte.“ Bat Ken und nahm wieder auf seinem Sitz platz.

David beugte sich vor, um einen Blick ins Innere des Fahrzeuges zu riskieren.
„Es ist lange her, David!“ stellte Ken fest, als er dessen Gesicht sah.
„Nicht lange genug.“ Erwiderte David und nahm neben Ken platz.
„Wo lang müssen wir?“ fragte Ken und sah dabei David an.
„Als ob sie dies nicht wüssten! Fahren sie die Hügelkette hinauf und auf der Hochebene dann links, an den Bäumen vorbei.“ David sah die Verzweiflung in Kens Augen.. Vielleicht ein Zwiespalt in ihm selber, dachte er sich, aber unwahrscheinlich, sonst wäre Ken nicht persönlich hier rauf gekommen.
„Warum sind sie zu mir gekommen, Ken?“ fragte David mit ruhiger Stimme, aber noch leicht abgeschwächter Atemfrequenz.
„Ich möchte ein vor weg sagen, David. Meine Entscheidung war es diesmal nicht, sie zu kontaktieren. Ich bin im Auftrag des Präsidenten hier. Er wünscht ihre Anwesenheit in der Militärakademie Anapolis. Es ist zwanglos. Wie genau er ihre Beteiligung in diesem Spiel sieht, kann nur er beantworten.“

„Und wie geht es dem alten Cahill so?“ David machte dabei ein nachdenkliches Gesicht. Er hätte sich die Frage eigentlich sparen können, da Turner nicht aus guter Laune vorbeigeschneit war. Er könnte sich in die Lippen beißen, doch dies würde Turner nur zeigen, dass David nicht ganz zu gehört hatte.
„Bisher absolvierte er eine tadellose Arbeit. Doch seit gestern befindet er sich in einem Dilemma. Irgendjemand will ihm ans Bein pissen. Und das Verdammte daran ist, wir wissen nicht wehr. Aber dies wird ihnen Cahill, alles selber erklären, wenn sie sich mit ihm treffen.“
David schaute während der kurzen Fahrt aus dem Fenster und lauschte nebenbei die Worte von Ken, die, wie eine Dampflok, durch seine Ohren hinein und hinaus fuhren.
„Was genau wird er von mir wollen?“ machte David die Frage zu seiner Chefsache. Ehe er diese Frage nicht genau beantwortet bekam, konnte er sich auch nicht entscheiden.
„Niemand wird wissen, dass sie für ihn direkt arbeiten. Nur ich weiß es. Und ich diene als Verbindungsmann zwischen euch beiden. Wenn sie ehrlich zu sich selbst sind, so müssen sie sich eingestehen, dass sie es ihm schuldig sind. Er könnte es von ihnen einfach fordern. Immerhin beziehen sie eine Art Invalidenrente aus den CIA Fond für Angestellte. Sie sind weder gekündigt worden noch haben sie selbst gekündigt. Ihr Anstellungsvertrag liegt in der Schwebe. Sozusagen im geheimen Ersatzkeller. Ich kenne Cahill selber so gut, wie sie David. Er würde sie zur Mitarbeit nie zwingen, denn er hat ein viel zu weiches Herz. So fordere ich, im Namen des Präsidenten, ihre Zusage und ich würde darauf bestehen, wenn sie sich weigern würden, David.“
Ken war etwas außer Atem gekommen.
„Haben sie die kleine Ansprache während der Fahrt hierher geübt?“ fragte David, als der Wagen vor seinem Haus zum Halten kam.
„Ein wenig. Woran haben sie es bemerkt?“ konterte Ken mit einer Gegenfrage.
„An ihrer Schnelligkeit beim Reden. Sie hatten sonst eine Art an sich, die anderen Menschen zum Einschlafen brachte. Also gut. Ich weiß, sie sind ein gottesfürchtiger Mann, der an die Wahrheit klammert, wie ein Ertrinkender am Strohhalm. Ich glaube nicht, dass sie zu mir gekommen sind, um mich in die Irre zu führen. Ich werde mir anhören, was Cahill zu sagen hat. Dann entscheide ich endgültig. Verstanden?“

„Ich danke ihn David. Versuchen sie in einer Stunde am Flughafen, meine Maschine wird dort auf sie warten und sie nach Anapolis fliegen. Wenn sie landen wird ein Wagen für uns bereit stehen, der uns zur Militärakademie bringt. Ich wünsche ihnen eine gute Reise, David Ross.“

David öffnete die Tür und stieg aus. Die Wärme im Wagen hatte ihm die Knochen aufgetaut. Ohne Anzeichen von Zittern, stand David im fallenden Schnee.
„Auf Wiedersehen Mr. Turner.“ Verabschiedete sich David und ging darauf die wenigen Schritte zu den Holzstufen seiner vorderen Veranda.
Er stand nun auf seiner Veranda, wo nur ein teil vom hereinwehenden Schnee bedeckt wurde. Er öffnete seine Haustür und ging hinein. Beim Schließen der Tür, sah er wie die hintere Wagentür von Ken geschlossen wurde.
„Fahren sie nach Washington zurück.“ Sagte er seinem Fahrer, der daraufhin Gas gab und den Wagen von der Stelle bewegte.
Ken lehnte sich zurück und griff zum Hörer des Autotelefons, welcher hinten neben der Fensterscheibe angebracht war, in die Hand. Er wählte eine Nummer und sprach wenige Sekunden später hinein, als sich am anderen Ende eine Telefonistin des Weißen Haus sich meldete.
„Ken Turner, CIA Direktor hier. Meine Erkennungsnummer lautet KT-720 419 53 80. Bitte verbinden sie mich mit dem Präsidenten, auf einer abhörsicheren Leitung.“
Ken wartete und hörte momentan nur Knistern und leises Rauschen in der Leitung.
„Ken sind sie das? Was haben sie für mich?“ hörte er Cahill fragen.
„David Ross wird sich, wie geplant, mit ihnen treffen Bin nun auf dem Weg zurück nach Washington.“
Ken sah immer noch den fallenden Schnee, als er am fast leeren Parkplatz, am Motel, vorbeikam. Ein Sattelschlepper begab sich langsam auf die Strecke, um seine Lieferung pünktlich abzuliefern. Der Winterdienst hatte noch nicht einmal die Tore geöffnet und so fuhr der Dienstwagen von Ken Turner im Schneckentempo, bis zum Highway.
„Danke Ken.“ Hörte er die letzten Worte seines Vorgesetzten. Anschließend erklang nur noch das Geräusch des Auflegens in Kens Ohren. Also legte er selber seinen Hörer zurück auf die Gabel des Autotelefons.

Das Licht brannte noch, als David sein Haus wieder betrat, da er vergessen hatte, es auszumachen. Er begab sich in sein Schlafzimmer, wo er das Foto seiner Frau auf dem Nachttisch stehen sah. Er nahm es in die Hand und betrachtete es ausführlich. Seine Augen formen das Gesicht seiner Frau ab. Er seufzte dabei und eine lockere Träne weichte aus einem der Augen heraus und lief die Wange hinunter.
Ist es Richtig, was ich mache? Letztendlich hatte ich damals mein Wort gegeben. Soll ich es halten? Was wird man über mich denken, wenn ich es nicht halte?
Seine Gedanken kreisten um seine Entscheidungsfähigkeit. David stellte das Foto wieder auf den Nachttisch ab und begab sich zur Kommode, nahm Socken, ein Hemden, Hosen und einen Schlipse heraus. Verstaute sie in eine Art Sporttasche, aus puren schwarzen Leder.
Ob mir dieser Anzug noch passt? Fragte David sich, der er lange nicht mehr in seinem alten Dienstanzug gesteckt hatte. Andererseits sollte seine Top Figur, die er durch ausreichende sportliche Aktivitäten gehalten hatte, die Frage revidieren. Seine schwarzen Klackschuhe, die immer noch glänzen, als wären sie erst vor kurzem blank poliert worden, zog er probehalber an. Und siehe da, sie passten noch.
David hing seinen Anzug an die geschlossene Schranktür und stellte die Lackschuhe direkt darunter. Er zog seinen verschwitzten Trainingsanzug aus und die Sportschuhe, sowie die Socken und ging ins Bad, um eine Dusche zu nehmen, bevor er wieder in den Anzug schlüpfte.

Er betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Er sah gut aus. Die Haare gestylt, der Anzug sitzt perfekt und man könnte ihn für einen hochrangigen Oberstaatsanwalt halten.
Er begab sich noch schnell zum Aquarium, wo er zwei kleine Schildkröten hielt. Er legte mehrere Salatblätter, die er vorher aus dem Kühlschrank nahm, in das Aquarium hinein.
„Macht’s gut ihr beiden.“ Mit einem Finkerstreich am Außenglas des Aquariums verabschiedete David sich von seinen Schildkröten Herkules und Hermine.

David ging hinaus und verschloss die Haustür. Er steckte sich den Haustürschlüssel in seinen Wintermantel, den er sich rasch überzog. Er atmete tief durch, ging auf der seichten schneebedeckten Veranda entlang, die teilweise um die Vorderfront seines Hauses führte und ging wenige Schritte zu seiner Garage hinüber. Er öffnete die Seitentür der Garage und ging hinein.

Erst jetzt bemerkte David, dass er eine ganze Weile nicht mehr hier drin gewesen war. Es lag wahrscheinlich daran, dass er sich in einer Art Midlife Krisis befand, die mittlerweile seit mehr als fünf Jahren anhielt. Noch immer kamen ihm die Erinnerungen, die ihm zum Weggehen von der CIA veranlassten, hoch. Sein Blick wirkte skeptisch, als er sich in den blau-weißen Pick Up setzte. Erneut atmete David durch, was die Zweifel an diesem Einsatz, in ihm verstärkte.
Er klappte die Sonnenschutzblende, vor ihm, runter und der Wagenschlüssel fiel ihm in Richtung Schoß. David fing den Schlüssel mit der rechten Hand auf und steckte ihn instinktiv in das Zündschloss hinein. Er startete den Motor und wartete eine Weile.

Die Garagentür öffnete sich langsam, da sie etwas eingerostet war. Sie wurde ja auch wochenlang nicht bewegt und bei der Kälte hier oben, konnte es durchaus möglich sein, dass die Schmierstoffe, die die Zahnräder und Ketten geschmeidig hielten, eingefroren waren.

Langsam fuhr David aus der Garage heraus und sah auf der offenen Fläche vor sich, eine kleine Gruppe Rehe, die im Schnee herumtappten. Ein Blick in den Rückspiegel und er sah, wie sich die Garagentür wieder schloss.
Die Rehe blieben stehen, um zu schauen, welche Art von Geräusch auf sie zukam. Erst nach ein paar Sekunden, sprangen sie von der Stelle weg und flüchteten ins nächste Gebüsch.

David hielt seinen Pick Up auf der eingestanzten Wegstrecke, die ihn hinunter zum Highway führte. Als er unten auf der Abzweigung zum Parkplatz ankam, fuhr bereits das erste Fahrzeug des Winterdienstes aus dem Depot. Ein Schulbus fuhr heute zum letzten Mal vor Weihnachten, die Kinder zur Schule. David lies den Schulbus vor ihm, auf dem Highway passieren, bevor er abbiegen konnte. David hielt noch einmal kurt vor der Haltelinie an und schaute nach links und nach rechts. Er richtete seinen Blick auf die Richtungsschilder, die vor ihm, auf der anderen Straßenseite standen. Ein paar Meilen nur bis zum Flughafen und doch kam es ihm so vor, als wäre es ein langer Weg. Einen Weg, den er in den letzten Jahren zu wenig gefahren hatte. Langsam bog er in die Richtung zum Flughafen ab und fuhr nun auf den schneematschigem Highway entlang, mit dem Ziel im Hinterkopf, sicher auf dem Flughafen anzukommen.


Militärakademie Annapolis
9 Uhr 21



Die United States Naval Academy (USNA) befand sich auf der Nordseite von Annapolis in Maryland, direkt an der Chesapeake Bay. Sie wurde im Jahr 1845 durch den Secretary of the Navy, George Bancroft gegründet. Sie bildete bis heute Offiziersanwärter für die Marine und die Marine Infanterie der vereinigten Staaten aus. Dieses Ausbildungszentrum zählt neben WEST POINT zu den rentabelsten Akademien des Landes.

David Ross stieg aus dem bereitgestellten Mercedes mit Chauffeur aus. Er bat diesen Fahrer, den er bis dato nicht kannte auf ihn zu warten.
David schloss die hintere Wagentür und ging einen langen Fußweg entlang. Der Fußweg war von Schnee frei gefegt worden. Und das Wetter hier, schien etwas Klarheit am Himmel zu versprechen. Die Rasenflächen links und rechts, neben dem Fußweg, waren dennoch flach mit Schneerückständen bedeckt.

In unmittelbarer Nähe, sah er eine Rekruteneinheit, die ihr Ausdauertraining durchführte. Er vernahm die Stimme des Ausbildungsoffiziers, der die Rekruten bis auf das Letzte antrieb. David blieb einen Moment stehen und sah einige Minuten zu. Er fühlte sich dabei, an seine eigene Ausbildungszeit in Anapolis erinnert. Als wäre es erst gestern gewesen, so hörte er das Geschrei von Lieutenant McBride und seine fluchenden Ausdrücke.
„Schwänze in den Dreck.“ Rief er immer zu Denen, die immer aus der Reihe tanzen mussten. Es bedeutete, dass er jeweils Einhundert Liegestütze sehen wollte, egal wo man sich gerade befand. Sei es auf dem Exzerzierplatz, weil man die Zeit für ein Hindernis zu überwinden, überschritten hatte, oder auf der Stube, wenn das Bett nicht nach militärischen Richtlinien gemacht wurde. Er konnte ein echter Knüppel zwischen den Beinen sein. Eine Unachtsamkeit oder eine Beleidigung gegenüber Kameraden und schon war der Wochenendausgang gesperrt. Es war schon kein Zuckerschlecken und doch fand David die Zeit, für die Wichtigste in seinem Leben. Immerhin, wurde er hier geschunden und geschliffen, um im Kampf Männer anführen zu dürfen. Und dies war ein Privileg, was man sich erarbeiten musste. Neben dem Respekt und Vertrauen der Gleichgesinnten Rekruten, musste man vor allem Stehvermögen zeigen, die Zähne zusammen beißen und standhaft bleiben, wenn man die Tortour in Annapolis durchstehen wollte. Auch wenn McBride von den Rekruten verhasst war, so fehlte er doch den Meisten nach der vierjährigen Ausbildung. So war es auch bei David. Zuweilen vermisste er ihn und sah ihn, wie im Traum vor sich.

Im Vorraum hingen die berühmten Marineoffiziere, die hier in Annapolis ausgebildet wurden und im Laufe der Geschichte zu Helden wurden, zu denen die Rekruten aufsahen.
David Ross schlenderte an ihnen vorbei, bevor er die Treppe zur nächst höheren Etage benutzte.
Er kannte sie alle. Die Männer auf den Gemälden. Doch zwei Gemälde stachen für ihn heraus. Der Eine war George Bancroft, der diese Akademie gründete. Seine militärischen Kenntnisse erwarb sich Bancroft zu Exeter, was in New Hampshire lag. Dort befand sich das Havard College in Cambridge.
David war einmal in Cambridge, als er mit dem MI6 einmal zusammenarbeiten musste.

„Dies sind die Männer, die Mut und Patriotismus neu definiert haben!“ rief ihm eine Stimme zu.
David drehte sich um und sah Präsident Cahill auf sich zukommen.
„Mr. Präsident.“ Erwiderte David und verneigte kurz sein Haupt.
„Es ist lange her David. Ich möchte beinahe sagen, dass sie mir ein wenig gefehlt haben.“
Sam und David standen sich gegenüber.
„Sir.“
David verstummte, weil er selbst in Gedanken schwebte. Nu schwach nahm er die Worte von Cahill wahr.
„Diese Militärakademie gehört zu den renommiertesten Hochschulen des Landes und wird vom Pentagon finanziert. Auch ich musste hier vier Jahre meines Lebens verbringen. Ich weiß noch, wie ihr Vater, unser Ausbildungsoffizier, über den Exerzierplatz gescheucht hat. Er war schon ein Ehrenmann. Er konnte den letzten Willen und das kleinste Fünkchen Mut aus einem Mann herausholen, ohne dabei an die Grenzen der Unbarmherzigkeit zu gehen. Es tut mir Leid, dass ich vor drei Jahren nicht zu seiner Beerdigung kommen konnte.“ Versuchte Cahill das Gespräch auf eine persönliche Welle zu lenken.
„Sie hatten damals immerhin die Präsidentschaftswahl zu gewinnen. Das nahm bestimmt viel Zeit in Anspruch.“ Erwiderte David und sah nun auf das Gemälde seines Vaters, welches neben das Gemälde von Bancroft hing.
„Kommen sie.“ Bat Cahill und deutete den Weg mit seinem Unterarm. Sam drehte sich auf der Stelle um.

Beide gingen den Korridor entlang, wo sonst die Offizier und die angehenden Offiziere wandeln. Für heute wurde eine Ausnahme gemacht und der Flügel wurde zum Hochsicherheitstrakt verwandelt. Keiner auf dem Gelände wusste warum. Nur der Akademieleiter wurde von diesem Treffen in Kenntnis gesetzt.
Jason Porter öffnete die Tür zu einem der Offizierbüros und wachte die ganze Zeit über seinen Mandanten.
Beim Gehen konnte man die Schuhe, und bei jedem Hackenaufsatz ein quietschendes Geräusch, auf dem blank polierten Boden sehen und hören.
„Mr. Präsident. Ich bin nicht hier her gekommen, um in Erinnerungen zu schwelgen. Ich bin hier, weil sie von mir den Gefallen einfordern wollen, worauf ich ihnen vor sechs Jahren mein Wort gegeben hatte. Also, was wollen sie, was ich für sie tue?“
Cahill und Ross passierten Agent Porter, der daraufhin die Bürotür schloss und sich bedrohlich vor die Tür stellte.

Sam Cahill setzte sich mit einer Pobacke auf die Kante des Schreibtisches.
“Setzen sie sich, David.“ Bat er seinen Gesprächspartner.
David setzte sich in einen halbrunden, roten, Sessel. Er machte es sich bequem und öffnete seinen Wintermantel.
„Was ich ihnen jetzt erzähle, müssen sie bitte für sich behalten. Es ist geheime Verschlusssache. Nur der engste Stab des Präsidenten ist darin eingeweiht und bereits fiebrig bei der Ausarbeitung einer Lösung für die Krise, in der wir momentan stecken. Unser Land, steht mit dem Messer an der Kehle, unmittelbar vor einem Krieg mit Pakistan. Vorlegbahre Beweise haben ergeben, dass unsere Truppen in Pakistan abgetrieben waren und ein Elektrizitätswerk vernichtet. …“
„Können wir davon ausgehen, dass es sich tatsächlich, um amerikanische Soldaten, bei diesem Angriff handelt?“ fiel David ihm ins Wort, weil es ihm gerade gedanklich hoch kam. Und David war ein Mann, der immer gleich aussprach, was er dachte oder meinte.
Cahill erhob sich und ging ans Fenster. Er schaute nach unten und sah die Rekruten, wie sie Marschieren übten. Er wandte sich wieder zu David, als er über diese Frage nachdachte.
„Dass sollen sie für mich herausfinden. Denn ich weiß, dass ich niemals einen Befehl für diesen Angriff unterzeichnete. Und irgendwie spüre ich, ein Hauch von Rebellion in meinen eigenen Reihen. Sie sind sozusagen ein Außenseiter, David. Sie können objektiv beurteilen, was bei uns vor sich geht. Aufgrund ihrer langen Auszeit aus dem CIA Dienst, würde ich sie gerne mit einem neuen Posten betrauen.“
Sam kam nun auf David zu und stellte sich wieder gegen den Schreibtisch.
„Was sagen sie dazu?“ fragt Cahill, der seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkte und auf die Antwort wartete.
„Wie lange habe ich Bedenkzeit?“ fragte David, der sich mit den Fingerkuppen am Kinn und anschließend die Stirn juckte.
„Leider keine. Ich brauche sofort ihre Antwort, denn unseren Todesstoß werden wir wohl in sechs Tage, heute mit eingerechnet, vor der UNO Generalversammlung, erhalten, wenn wir nicht handeln und Gegenbeweise finden.“ bedauerte Cahill seine Antwort.
David sah Sam in die Augen und konnte erkennen, dass er nicht belogen wurde.
„Ich schulde ihnen noch etwas. Also gut, ich nehme den Posten an.“ Willigte David ein und erhob sich danach.
„Ich danke ihnen David. Ken Turner, wird mit ihnen die Verbindung zu mir halten, denn Ken ist momentan der Einzige, den ich vertrauen kann. Sie wären nun der Zweite. Seit gestern existiert die ICIS Einrichtung in Washington. Ein kleiner Bereich in einem leeren Bürogebäude, wie mir Ken versicherte.
Kommen wir nun zu einigen Details. Sie sollen so viele Informationen zusammentragen, dass wir gegen Präsident Aziz Anklage standhalten können. Besser wäre es noch, wenn sie die Drahtzieher ausfindig machen würden. …“
„Und was ist, wenn wir es doch waren?“ platzte David dazwischen.
„… dann gestehe ich vor der Weltöffentlichkeit unsere Schuld ein und werde jede Strafe der UNO akzeptieren, die man mir, auferlegt.“ Sam machte eine Pause, bevor er weiter sprach.
„Aziz hat uns nur wenige Tage zugesichert. Ich muss nun mehr und mehr an das amerikanische Volk denken. Wir können es uns nicht mehr leisten Leichensäcke in Massen nach Hause zu bringen. Ich hoffe sie werden mir helfen, David. Das heißt schnell und gründlich arbeitet.“
Sam und David gingen zur Tür, die wieder von Jason Porter geöffnet wurde.
„Wenn Ungereimtheiten versteckt sind, dann werde ich sie mit allen Mitteln finden.“ Versuchte David seinen Präsidenten etwas Mut zu zusprechen.
„Ich danke ihnen David. Wenn sie am Flughafen auf mich warten würden, dann kann ich sie gleich nach Washington D.C. mitnehmen. Ich muss nur noch Senator Tyson einen Besuch abstatten. Es wird nicht lange dauern. Eine halbe Stunde nur. In Ordnung?“ fragte Sam Cahill, der David etwas nervös erschien.
„Ich danke für ihr Angebot und ich nehme es sehr gern an. In der Zeit kann ich wenigsten etwas Essen gehen. Das letzte was ich gegessen hatte, waren ein paar Fischstäbchen, gestern Abend.“ David und Sam schmunzelten.
„Also bis dann.“ Erwiderte Sam und warf sozusagen David aus dem Büro. Sam schaute auf seine Armbanduhr und war irgendwie in Zeitnot.

David ging den langen Korridor entlang, blickte noch einmal zum Gemälde seines Vaters und verlies das Verwaltungsgebäude der Akademie. Mittlerweile schmolz etwas der Schnee und der Gehweg, war sehr feucht, fast schon mit Wasser überschwemmt. David ging trotzdem. Ihm machte es nichts aus, wie der Boden aussah. Er ging zum Mercedes, öffnete die hintere Tür und stieg ein.
„Bringen sie mich zu einem Restaurante. Ich habe Hunger.“ Stellte David fest.
„Da kann ich ihnen nur das STEAKHOUSE, in der LAFFAYETTE STREET empfehlen. Da bekommen sie schon um diese Zeit etwas zu Essen.“ Erwiderte der Fahrer, der seine Zeitung zusammenfaltete, auf den Beifahrersitz legte und seine Dienstmütze aufsetzte.
„Na schön. Bringen sie mich halt dort hin.“ Bat David.
Mit dem Mercedes verließ er das Gelände der Militärakademie und war nun auf dem Weg seinem Magen etwas Arbeit zu verschaffen.


Nowogrod, Russland
10 Uhr 41



Hotel Zbyszlo war nicht gerade reichlich besucht, wie die großen Hotels in den Hauptstädten der Länder. Nowogrod war eben nicht ein Ausflugsziel für Touristen, sondern eher für Investoren der russischen Marktwirtschaft für Landmaschinenhandel und der Lebensmittelindustrie. Ab und zu mal tauchte auch ein Vertreter für Forstwirtschaft in dieser Gegend auf, aber ganz selten einer, der großen Bonzen, die mit Stahl oder Kohle handelten. Wenige Geschäftsleute, die ihre Produkte an den Mann bringen wollten oder einen Vertriebspartner suchten, kamen hierher und buchten in diesem Hotel.

Robert Hall saß in der drittklassigen Nische des Foyers und las eine russische Zeitung. Vorwiegend interessierte er sich für den politischen Teil.
„Verzeihen sie mein Herr.“ Entschuldigte sich eine Frau, die Robert, durch sein Vertiefen in der Zeitung, nicht bemerkt. Er senkte seine Zeitung ein wenig und sah in zwei grüne Augen. Sie war ungefähr 35 Jahre alt, schätzte Robert. Ihr goldenes Haar war auf dem Kopf zusammengesteckt. An ihrer Hand hielt sie einen kleinen Jungen, der ihr, wie aus dem Gesicht geschnitten aussah. Der Junge blickte gierig auf die Zeitung, die Robert in seiner Hand hielt.
„Würde es sie sehr stören, wenn mein Sohn den Comicteil lesen dürfte?“ fragte die Mutter.
Robert schaute den kleinen Jungen noch einmal an, zauberte sich ein Lächeln ins Gesicht und nickte ihm zu.
„Da.“ Erwiderte Robert, filterte den Comicteil heraus und gab es dem Jungen.
Der Comicteil, war nicht einmal eine halbe Seite lang und doch schien es dem Jungen große Freude zu bereiten. Der Comic handelte von zwei kleinen Jungen, die LOLEK und BOLEK hießen. Seit den Achtzigern existierte diese Comicreihe, zudem entstanden dazu noch einige Zeichentrickfilme, die für Kinder gemacht wurden. Durch diese Comicreihe sollten Kinder an die Möglichkeit ihrer Zukunft denken, was sie später einmal für einen Beruf ausüben wollen. Da es eine russische Reihe war, war es für die Kinder sehr abenteuerlich und unterhaltsam. Der große Bruder zog die Kinder dazu heran, irgendwie dem Staate dienlich zu sein. Kosmonaut, Panzerfahrer, Bauarbeiter, oder Polizist. In dieser Ausgabe legte man das Abenteuer, eines U-Bootfahrers zur schau.
„Sbaciba., Sbaciba.“ Schrie der Junge, während er zum Sessel lief.
„Sbaciba.“ Betonte seine Mutter in leiserer Form und lächelte Robert dabei an, bevor sie sich wieder zu ihrem Jungen setzte.

In diesen paar Minuten, die Robert abgelenkt war, kam im Hintergrund ein Mann ins Hotel. Er ging zur Rezeption, und bat um die Auskunft einer Zimmernummer, dessen Gast er besuchen wollte.
„Können sie mir sagen, wo ich Mr. Ramsey finden kann?“ fragte der Hüne, den Robert im Spiegel sah.
Robert erhob sich, faltete seine Zeitung zusammen und legte sie in den Sessel, als würde er damit den Platz reserviert halten.
„Zimmer 9.“ Erwiderte die korpulente Dame hinter der Rezeption.
Robert versuchte dem Mann zu folgen, da er ihm bekannt vorkam und weil er den Namen Mr. Ramsey aus seinem Munde sprechen hörte. Irgendetwas musste dieser Riese von Mensch, mit Ramsey zu tun haben, dachte sich Robert. Und um dieses herauszubekommen, musste er ihm folgen.

Wie auf glühenden Kohlen fühlte sich Robert, als er den Hünen, zum Zimmer 9 folgte. Er sah, wie der Mann an die Zimmertür anklopfte und, wie er nach dem Öffnen der Tür in das Zimmer eintrat.
Zielstrebig und eilig ging Robert den Flur entlang, als würde er dringend das Bedürfnis haben, sich darüber Gewissheit zu verschaffen und einfach an die Tür zu klopfen. Seine rechte Hand ballte sich zur Faust und hob sich zum Ausholen. Der Wille des Anklopfens war ebenfalls vorhanden, doch irgendetwas lies ihn die Handlung abbrechen. Er nahm seine Hand runter. Direkt vor seinen Augen sah er die Zimmernummer 9. Er ging den Flur zurück, lief die Treppe hinunter und ging zur Rezeption.

Der Portier, auch wenn sie weiblich war, nannte man sie so, sortierte einige Briefe in die Schlüsselfächer der Gäste. Robert betätigte die Tresenklingel, um die Aufmerksamkeit des Portiers, auf sich zu lenken.
Die Frau wendete sich zu ihm und grinste ihn an, als hätte sie gerade eine Portion Gänseleber verdrückt. Sie zog ihre Augenbrauen hoch. Eine lässige Landessprache, die eher bei Jugendlichen zu finden war, ging Robert durch den Kopf. Manchmal diente aber gerade die Mimik als Kommunikationsmöglichkeit, um die Sprachbarriere zu überbrücken. Es könnte aber auch eine Frage bedeuten oder einfach nur das Erstaunen über das Erscheinungsbild symbolisieren. Hier lag Roberts subjektives Denken im Vordergrund und spulte dabei eine ganze Facettenreihe an Möglichkeiten auf, was diesen Hochziehen der Augenbrauen zu bedeuten hatte.

„Können sie mir sagen, wer auf Zimmer 9 eingecheckt hat?“ wollte Robert wissen. Obwohl er die Antwort wusste, brauchte er irgendwie eine bessere Bestätigung. Es hätte ja sein können, dass es sich um einen anderen Mr. Ramsey handelte.
Die Frau wich einen Schritt zurück, als hätte Robert eine unmoralische Bitte geäußert.
Robert griff in die Innentasche seines Jacketts und holte seine Geldbörse heraus. Die Frau sah im Blickwinkel das schwarze Leder, was wie neu roch und den Duft nach Geld, den sie bereit war zu folgen.
Hier musste man selber zusehen, dass man irgendwie ein paar Nebeneinkünfte hatte, sonst war man aufgeschmissen. Ihr Blick wanderte förmlich auf die Dollarscheine, die etwas aus der Geldbörse hervorblinzelten.

„Versuchen wir es noch einmal. Wer hat in Zimmer 9 eingecheckt?“ wiederholte er seine Frage. Robert zog einen Zehndollarschein heraus, faltete ihn und schob ihn mit der flachen Hand über den Tresen.
Die Gier des Geldes, stand in ihren Augen. Sie übernahm mit ihrer flachen Hand den Geldschein und steckte ihn sich in die Hosentasche.
„Mr. Don Ramsey.“ Kam wie aus der Pistole geschossen.
„Wollen sie noch etwas wissen?“ hakte sie nach, um eventuell noch einen Schein abzukassieren.
David schloss seine Brieftasche und verstaute sie wieder in der Innentasche seines Jacketts. Er ging wieder die Treppe hinauf zum Flur und wartete in einer kleinen Nische, wo sich eine Bank und ein kleiner Tisch befanden. Er hatte einen guten Blick auf die Zimmertür und ob es ihm eigentlich nicht egal war, was die Beiden da drinnen besprachen, so harrte er geduldig aus, denn irgendwann würde er es erfahren, um was es sich handelt.

Igor Svoboda blieb im Raum stehen, während Ramsey, wie gewohnt seine Zigarre qualmte und die Luft verpesstete. Er stand neben seinem Aktenkoffer, der verschlossen auf einer Kommode lag. Er öffnete den Koffer und holte einen Briefumschlag heraus. Er war nicht so dick, wie der erste Umschlag, den Igor von ihm erhielt. Igor konnte davon ausgehen, dass es sich diesmal, nicht um Geld handelte, was er bekam. Ramsey drückte den Briefumschlag in Igors Hand und machte es sich auf seinem drehbaren Sessel bequem. Er dreht ihn so, dass er Igor in die Augen sehen konnte, wenn er den Briefumschlag öffnete.

Igor war neugierig, was der Briefumschlag enthielt. Er holte ein Klappmesser aus seinem Stiefelschaft heraus und schlitzte den Brief auf, entnahm einen Zettel und lies sein Messer wieder verschwinden. Er schaute auf den Zettel. Es waren merkwürdige Schlängellinien abgebildet. Das Ganze ergab irgendwie keinen Sinn.
„Was soll das sein?“ fragte Igor.
„Dies mein Freund, ist der Treffpunkt, den sie erreichen müssen Und das innerhalb von einem Tag. Ich spendiere ihnen sogar den Flug dahin.“
Ramsey holte aus seiner äußeren Jackettasche ein Flugticket. Er flatterte es auf den Tisch hin, der zwischen ihnen stand. Igor ging auf den Tisch zu, beugte sich und nahm das Flugticket an sich. Er blickte auf den Zielort. Er staunte nicht schlecht.
„Oman?“ zweifelte Igor an der Richtigkeit des Ortes an.
„Sie haben ihr Geld. Sie haben ihr Flugticket und ihre Zieladresse. Ich erwarte von ihnen, dass sie sich unverzüglich auf den Weg machen. Doch bedenken sie. Sollten sie nicht, wie vereinbart am Treffpunkt erscheinen, wird man sie bis ans Ende der Welt jagen. Und die Männer, die ich kenne, fackeln nicht lange. Verstanden?“ warnte Ramsey den großen russischen Burschen.
„Ich bin ein Ehrenmann Mr. Ramsey. Wenn ich einen Auftrag annehme, dann erfülle ich ihn auch.“ Versuchte Igor das Vertrauen in sich zu verstärken.

Igor verstaute das Flugticket und den Zettel in den Briefumschlag zurück. Den Briefumschlag packte er in seine Sporttasche, die er bei sich trug. Es war eine Tarntasche des ehemaligen russischen Militärs. Er griff sie, setzte zu einem lässigen Gruß an, wie man es früher, bei alten Aufnahmen aus dem zweiten Weltkrieg, von den Gis her kannte und verlies das Zimmer.

Robert Hall notierte sich in seinem kleinen Notizbucheinige Auslagen, die er als Spesen von seinem Vorgesetzten, William H. Wire zurückerstattet bekommen würde, sofern die ausgaben berechtigt waren.
Über das Hausradio dudelte ein russisches Volkslied durch das ganze Hotel. Während des Liedes bemerkte Robert, wie sich der Hüne aus dem Zimmer kam und an ihm vorbei ging. Robert tat so, als würde er in seinem Büchlein lesen und beachtete ihn kaum. Er grüßte ihn zwar und musterte seine Statur ab, sowie die Tasche, die er bei sich trug. An einer Ecke der Tasche, wo ein Teil des Reißverschlusses offen geblieben war, linste das Flugticket hervor. Robert sah zwei fett gedruckte Buchstaben. OR.
Was konnten sie bedeuten? Fragte sich Robert und wenn er auch im Auftrag seines Landes, viel reiste und schon fast die ganze Welt gesehen hatte, viel es ihm nicht ein. Es konnte nur zwei Möglichkeiten für die Buchstaben geben. Entweder standen sie für die Abkürzung eines Flughafens oder der Währung. Er musste sich darüber Klarheit verschaffen, was OR bedeutete, denn dies war sein einziger Anhaltspunkt, um auf die weitere Spur des Hünen zu kommen. Doch erst einmal musste er sich um Ramsey kümmern, der noch immer in seinem Zimmer war.

Robert erhob sich und ging an Ramseys Zimmertür vorbei. Er benutzte die hintere Treppe, um nach unten, zur Rezeption, zu gelangen. Jedenfalls würde es nicht so auffallen, dass Robert den Hünen verfolgte.

Igor lief den Weg zum Flughaben, dies würde dafür sorgen, dass seine Gelenke geschmeidig blieben. Die Kälte war er ja gewöhnt, weil er diese öde Landschaft, sein zu Hause nannte, und deshalb, war es für ihn kein Problem, sich wie ein ausgeruhter Sportler zu fühlen.

Er blickte, während seines Marsches über Feld und Wiese, versuchte aber stets dabei auf glatter Oberfläche zu treten, in die hilflosen Augen eines Holzfällers, der mit seinem Pferd an ihm vorüber ging. Es war ein Kaltblüter. Ein richtig stämmiges Pferd, was auf der Wage bis zu einer Tonne wiegen konnte. Leicht verrostete Stahlketten waren an das Geschirr des Pferdes befestigt. Sie waren gespannt und führten nach hinten, zu zwei großen schweren Baumstämmen, die über den vereisten, harten Boden gezogen wurden. Holz war noch immer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für diese Gegend. Vor allem für Private.

Der alte Mann wandte sein Gesicht, direkt nach einem Gruß, von Igor ab. Sicherlich bemerkte er die eiskalten Gesichtszüge des Mannes und war deshalb beängstigt. Ein gewisses Maß an Misstrauen steckte in jedem Einheimischen. Besonders den Einheimischen gegenüber, die einen Schlag an sich hatten, die dem Sowjetregime angehörten. Der Verschnitt der Männer war stets der Selbe. Kurz geschorene Haare, mimiklose Gesichtszüge, energische Aussprache und drohende Gebärden ihrer Extremitäten. Dies konnte man anhand eines Blickes nur, an jemanden erkennen, den man nicht kennt.

Igor machte sich nichts daraus, da sich seine Gedanken einzig und allein seinem neuen Auftrag galten. Ein Gruß hier und da, ansonsten Schweigen. Sich ins Innere vertiefen, was wie mit einer mentale Konzentration verglichen werden konnte. Ein aufdringliches Gespräch, erweckte sein Interesse, als er beim Passkontrolleur einige Fragen beantworten musste. Des Weiteren tummelten sich, um diese Zeit, diesmal mehr Leute auf dem Flughafen, als zu der Zeit, als Robert ankam.

Auch Igor verspürte ein großes Maß an Misstrauen in sich. Er blickte und musterte die Menschen ab, dachte sich seinen Teil und merkte sich dabei, bei wem er besonders vorsichtig oder zurückhaltend wirken musste. Erst als er auf seinem Platz im Flugzeug saß, wusste er, dass er seine Sinne etwas Ruhe gönnen konnte. Ein kleiner Flirt mit der Stewardess und die Welt war in Ordnung.

Robert beobachtete, nachdem er vom Taxifahrer zum Flughafen gebracht wurde, die Aktivitäten von Igor Svoboda. Was heißt hier Aktivitäten, wenn man eine Zeitung kaufte und sich etwas Warmes zu Essen in den Bauch schob. Es waren unauffällige Dinge, wie jeder andere Tourist sie auch ausübte. Er beobachtete, wie Igor eine heiße Soljanka mit Brötchen verspeiste. Nebenbei las er noch die Schlagzeilen, die mit Kriegsgeschehnissen zu tun hatten. Aufstände in Burma, Exekutionsmorde in El Gulea, Algerien oder Massenflüchtlinge freiwillig über Bord gesprungen vor Insel Iraklion, Griechenland.

Er konnte die Berichte in der Zeitung nicht vollständig zu Ende lesen, da eine Stimme über das interne Lautsprechersystem ertönte und den baldigen Abflug der Maschine nach Salalah, Oman über Ankara, Türkei bekannt gab. Weiterhin sollten sich doch alle Fluggäste sich schon einmal zur Pass- und Gepäckkontrolle begeben.

Es war teilweise wie ein Spießrutenlauf auf so einem Flughafen. Da war Robert froh, dass es nicht so ein großer war, als wie der Flughafen von New York.

Robert ging noch einmal auf die Herrentoilette, um sich sein Gesicht etwas frisch zu machen. Er sah in den Spiegel und bemerkt, dass ihn auch jemand beobachtete. Ein hiesiger Spitzel, der für die russische Polizei, oder was Schlimmer gewesen wäre, einer von den drei russischen Geheimdienste, die zwar ummodifiziert wurden, seit dem Fall der Mauer in Berlin, aber immer noch die alte Staatspolitik betrieben. Zum einen war da der Inlandsgeheimdienst FSB. Federalnaja Slushba Besopasnosti, der aus dem Komitet Gosudarstvennoy Bezopasnosti (KGB) hervorging. Es gibt aber auch einen russischen Geheimdienst, der für das Ausland zuständig war. Sluschba Vneschnei Raswedki (SVR), der bereits seit dem ersten Weltkrieg bestand. Zudem gab es noch ein weitaus unbekannteren Geheimdienst. Nur in internen Kreisen der Geheimdienste existierte dieser eine Geheimdienst, wie ein Geist im Spukschloss. Es sind die Streitkräfte der (GRU) Glawnoje Rasweywatelnoje Uprawlenije.

Der FSB wurde erst 1995 ins Leben gerufen. Demnach noch ein junger Geheimdienst, aber der alten Schule, und wahrscheinlich auch von den alten Schülern und Meistern geleitet. 1995 unterschrieb Boris Jelzin das GESETZ ÜBER DIE ORGANE DES FÖDERALEN SICHERHEITSDIENSTES DER RUSSISCHEN FÖDERATION. Das Gesetz beschrieb drei Hauptaufgaben, die dem neuen Geheimdienst unterlagen. Spionageabwehr, Bekämpfung der Kriminalität und Aufklärung im Bereich der Spionage. Somit wurde die FSB zum Nachfolger des Gegenspionage Dienstes FSK. Die Hauptaufgabe des ehemaligen KGB lag vor allem bei der Auslandsspionage, der Gegenspionage und Kontrolle und Liquidation von Regimegegnern innerhalb der Sowjetunion, sowie die Bewachung hochrangiger politischer Mitglieder der Partei- und Staatsführung.

Am Gesicht vermochte Robert, ihm keine genauere Spezifikation zuzuordnen, weshalb er mit einem Seitenblick, nicht weiter für wichtig hielt. Vielleicht, wenn er einer von jenen war, müsste sein Interesse nicht nur aus beruflichen Gründen von Belang sein. Es wäre ja durchaus möglich, dass es rein persönliche Motive zur Begutachtung seiner eigenen Person vorgelegen hatte. Mittlerweile konnte Robert eigentlich ganz gut, private Interessen von geschäftlichen oder feindlichen auseinander halten. Zuweilen gelang ihm das bisher sehr gut. Es gab Ausnahmen, denn auch ein Mann wird einmal schwach, wenn er eine hübsche Mata Hari zu Gesicht bekam.

Robert verfolgte sein Ziel weiter, bis er im Flugzeug, unweit von Igor Svoboda, es waren genau 3 Reihen, auf der linken Seite von ihm, auf seinem Platz saß. Im Flugzeug selber, bemerkte Igor den anderen Mann, den auch Robert wieder erkannte. Er saß in der ersten Reihe und drehte sich gelegentlich um, wenn er etwas Neues in Erfahrung bringen wollte. Er musterte Igor ab, während er schlief, schrieb sich einige Notizen in sein schwarzes Lederbuch und begutachtete Robert, der zu Weilen aus dem Fenster blickte und ein Meer aus weißen Wolken wahr nahm.

CIA Hauptquartier-Langley, Virginia,
14 Uhr 33



William H. Wire stieg in seinen Ford Mustang ein. Als Nostalgiker stand er auf die Automarke und lies sich dabei nicht beirren. Schon des Öfteren hatte man ihm einen Firmenwagen zugesprochen, die dem Imagebild des CIA entsprach, doch er lehnte jedes Mal dankend ab.
Er war stolz auf seinem Wagen, den er seit seiner Jugendweihe in den Siebzigern fuhr. Und das Unfallfrei.
William fuhr aus der Tiefgarage heraus und steuerte in Richtung Sicherheitsschranke zu. Er hielt schon einmal seinen Passierschein bereit, um die Schranke zu passieren. Hinter ihm, auf dem Rücksitz, lag ein großes Geschenk, in Geschenkpapier eingewickelt. Eine kleine Karte war am Schleifenband befestigt.
Der Ford Mustang hielt vor der Sicherheitsschranke an. Zwei Sicherheitsbeamte, die in Uniformen um den Wagen herumgingen. Einer von ihnen hielt seine Hand am Griff seiner Waffe. Das Halfter war offen und die Waffe schussbereit.
Der Andere stand, gebeugt, an der Fahrertür. Er begutachtete den Sicherheitsausweis des Mannes und hielt ihn für echt.
„Sir. Trevor Johnson bat mich ihnen mitzuteilen, dass sie dringend ins Büro zurückkommen sollen.“ Sagte der Sicherheitswachmann.
„Ich muss zu einer Geburtstagsparty. Meine Kleine wird Sieben.“ Erwiderte Wire und wartete darauf, dass die Schranke endlich hoch ging.
„Es scheint wichtig zu sein, Sir.“ Fügte der Sicherheitswachmann hinzu.
William Wire schlug mit seinen flachen Händen aufs Lenkrad.
„Na schön. Rufen sie ihn an. Sagen sie ihm, dass ich unterwegs bin.“
Er setzte seinen Wagen zurück und fuhr wieder in die Tiefgarage.

Die Fahrstuhltür ging auf und William betrat seine Abteilung. Er ging in sein Büro, stellte seine Aktentasche auf einen Stuhl ab und legte seinen Mantel darüber. Er verließ wieder das Büro und ging den Gang, zu Johnsons Büro, entlang. Es waren nur noch wenige Mitarbeiter, an diesem sonnigen Tag im Büro, die arbeiteten. Die Notbesetzung eben.
William öffnete die Glastür von Johnsons Büro und sah ihn über eine Karte gebeugt.
„Wehe, es ist nicht wichtig, Trevor! Sie wissen genau, dass meine kleine Tochter auf mich wartet.“
Trevor Johnson sah zu Wire auf.
„Ja Sir, dass weiß ich und es tut mir auch wahnsinnig leid, aber ich habe hier eine Meldung von Red Rabbit erhalten.“
Wire trat an Johnsons Bürotisch heran.
„Red Rabbit? Ist das nicht der junge Hall?“
Johnson erhob sich und hielt einen Din A4 großen Zettel und einen Halbsogroßen in seiner Hand. Es war gewöhnliches Faxpapier, was sehr empfindlich war.
„Ja, Sir. Er ist es. Derzeitiger Aufenthalt Ankara, Türkei. Sein Auftrag bestand einen gewissen Mr. Ramsey zu beschatten und gegebenenfalls auszuschalten, bei illegalen Aktivitäten.“ Bestätigte Johnson.
Wire nahm die Zettelei in seine Hände du blickte darauf. Auf dem DIN A4 Blatt, war eine kaum entzifferbare Handschrift.

> RAMSEY - MÖGLICHER REKRUTIERER. VERFOLGE ZURZEIT IGOR SVOBODA. BIN AUF DEM WEG NACH SALALAH, OMAN. MELDE MICH WIEDER. Washington D.C., Pentagon
15 Uhr 49



Ken Turners Dienstfahrzeug fuhr auf das Pentagon Gelände, wo er sich und seinen Gast, David Ross, ausweisen ließ, um die Sicherheitsvorkehrungen zu passieren.
Er parkte auf dem üblichen Parkplatz für Angestellte. David und Ken stiegen aus. Beide begaben sich in Innere des Gebäudes.
„Am Empfang ist bereits ein Berechtigungszertifikat für sie hinterlegt worden. Von nun an können sie, so wie ich, ein und ausgehen.“ Ken öffnete David die Tür.

Sie betraten nun einen hellen neongrünen Parkettfußboden. Das Sicherheitspersonal bestand durchweg aus Soldaten. Drei von ihnen, in Ausgangsuniformen, saßen hinter einer Art Rezeption und überprüften die Passierberechtigung der eintreffenden Soldaten und Gäste.
Ken Turner steckte in diesem Moment seine Berechtigungskarte an sein Jackett. Beide traten an die Rezeption heran.

„Guten Tag Mr. Turner.“ Begrüßte ihn der Searchant hinter der Rezeption.
„Guten Tag Searchant Hillermann.“
Hillermann legte eine Unterschriftenliste auf den Tresen, wo sich Ken einschrieb.
„Hillermann. Dies ist David Ross. Er wird ab sofort hier arbeiten. Eine Berechtigungskarte müsste für ihn hinterlegt sein.“
Hillermann schaute auf seinen Stapel Papiere und Notizzettel.
„Stimmt. Hier ist sie. Mr. Ross, wenn sie dieses Zertifikat noch unterzeichnen würden.“
David suchte seinen Anzug, nach einem Kugelschreiber, ab. Doch er fand leider keinen.
„Nehmen sie den, Sir.“ Hillermann legte einen Kugelschreiber auf das Zertifikat. David griff sich den Kugelschreiber und unterschrieb das Zertifikat.
„Und nun hier noch unterschreiben, Sir.“ Hillermann legte die Passierliste vor und David setzte seinen Namen, direkt unter den, von Ken Turner.
Hillermann legte nun eine Berechtigungskarte, mit Strichcode versehen, auf den Tresen. David nahm sie an sich.
„Immer sichtbar trage und, wenn es möglich ist, nicht verlieren.“ Weißt Hillermann Ross hin.
Ken nahm die Berechtigungskarte aus Davids Hand und befestigte sie an dessen Jackett. Beide passieren die Röntgenstation und begeben sich zu Gang C.

„So viel ich weiß, waren sie noch nie hier drin. Man findet sich relativ schnell zurecht, wenn man weiß, wo man hin will. Ihr Büro befindet sich im C Gang. Genauso, wie ihre neue Abteilung ICIS. Sie wird noch vorne an der Tafel mit angebracht, um für ihre neuen Mitarbeiter, sichtlich zu sein. Alle Gänge haben wir in alphabetischer Reihenfolge benannt. Ihr Büro befindet sich gleich neben das von Admiral Baker. Es war der das Einzige, was auf die Stelle zur Verfügung stand. In einer Nacht und Nebelaktion habe ich einen Teil der CIA Ausrüstung hier her bringen lassen, damit sie besser arbeiten können. Wenn sie etwas brauchen, lassen sie es mich wissen und wenn ihnen einer der Marines, hier gegen den Wind segelt, ignorieren sie es einfach. Sie sollten nur ihren Auftrag im Kopf behalten. Und bedenken sie David, dass sie nur dem Präsidenten Rechenschaft ablegen, keinem Anderen. Und es wird niemand auf sie zukommen und wird sagen, dass Cahill oder meine Wenigkeit, ihn geschickt hätte. Wie gesagt, bin ich der Verbindungsmann zwischen ihnen beiden. Meine Büronummer und die von zu Hause, sind bereits in ihrem Telefon eingespeichert. Um 21.00 Uhr wird im Konferenzraum ein zwangloses Beisammensein stattfinden, wobei sie einige ihrer neuen Mitarbeiter kennen lernen werden. Ich habe bereits einen meiner Untergebenen Kollegen gebeten heute hier zu erscheinen. Sein Name ist William H. Wire. Er arbeitet ausschließlich von Langley aus. Aber mit etwas Druck, wird er hier unter ihrer Führung arbeiten. Nebenbei können sie ihre Strategie bekannt geben und was ihnen sonst noch so auf dem Herzen liegt. So. Da sind wir. Ihr neues Büro.“

Ken Turner öffnete die Bürotür. David las seinen Namen auf der Tür. Beide traten es.
„Und. Wie finden sie es?“ fragte Ken, der sich gegen den Türrahmen anlehnte.
David besichtigte das Büro, ging zum Fenster, blickte kurz hinaus und sah einige Passanten auf dem entfernten Fußweg, um das Pentagongelände, laufen. Direkt auf dem Rasen vor ihm erkannte er die gehissten Flaggen der USA und Washingtons.
„Ich muss sagen, es ist besser als mein altes Büro in Langley. Sogar der Schreibtisch ist um längen besser.“
David setzte sich Probe halber in den Sessel hinein und ging wieder auf Ken zu.
„Alle Unterlagen die sie brauchen, werden sie kriegen. Falls sie bereits jetzt schon etwas benötigen, sollten sie es mir sagen.“
„Zuerst benötige ich die Akten der Mitarbeiter. Ich muss wissen, was jeder von ihnen kann, und wem ich im Ernstfall vertrauen kann. Des Weiteren brauche ich die Militärberichte über Projekt Herkules. Jede geplante Aktivität und Einsatzgebiet. Dann die letzten Berichte über unsere Truppen in Afghanistan. Bevorzugt von den Einsatzgebieten nahe der pakistanischen Grenze. Über den dort kommandierenden Kommandeur und der Befehlskette bis zum Präsidenten.“
Ken schaute David verwundert an.
“Wieso dass denn?“ fragt Ken.
„Um einen möglichen Verrat auszuschließen. Das wäre erst einmal alles, Sir.“ Erwiderte David und sah sich einige Bilder an der Wand an, die das Militärleben an Bord eines Kriegsschiffes schilderten.
„SEARCHANT SUTTON wird ihnen die gewünschten Akten vor beibringen. Sie arbeitet im Archiv Ihre Nummer ist ebenfalls in ihrem Telefon eingestanzt. Wenn sie mich jetzt entschuldigen würden. Ich habe noch eine wichtige Leute zu informieren. Halten sie die Ohren steif, mein Junge.“
Ken Turner schloss die Bürotür und ging den C Gang zurück und verließ das Pentagon.

David zog seinen offenen Mantel aus und hing ihn an den Garderobenständer. Anschließend setzte er sich in drehbaren Ledersessel. Er begutachtete das Telefon, nahm den Hörer und drückte die Taste, neben den Namen SUTTON. Nach ein paar Sekunden meldete sich eine weibliche Stimme.
„Searchant Sutton am Apparat.“ Sie klang militärisch und zackig.
„Hallo? Hier ist David Ross. Ich würde sie gerne einmal in meinem Büro sehen, wenn das möglich wäre.“ Stotterte David, mit etwas Nervosität, in den Hörer hinein.
„Zu Befehl. Sir.“ Klang die straffe Stimme, gefolgt von einem Knacken. Die Verbindung war tot.
„Hallo. Hallo.“ Rief David in den Hörer. Es klopfte an der Tür.
„Herein.“ Richtete er das Wort zur Tür.
„Hallo.“ Versuchte er seine Gesprächspartnerin zurückzuholen.

Eine junge afroamerikanische Frau in Uniform betrat das Büro.
„Searchant Sutton meldet sich wie Befohlen, Sir.“ Schrie sie förmlich zu Ross und salutierte dabei.
David erhob sich, legte den Hörer auf und ging auf Sutton zu.
„Eins vorweg. Vor mir brauchen sie nicht zu salutieren. Ich bin keiner vom Militär. Des Weiteren, wünsche ich, dass sie mir die Geflogenheiten hier im Pentagon etwas näher bringen. Vielleicht ein kleiner Rundgang.“
Sutton nahm ihre Saluthand herunter.
„Darf ich bequem stehen?“ fragte sie und blickte dabei Ross an.
„Wenn sie wollen.“
Sutton legte ihre Hände auf den Rücken und ihre Füße hatten plötzlich 30 Zentimeter Spielraum.
„Ich danke ihnen Sir.“ Erwiderte sie.
„Wo wollen sie anfangen Sir?“ fragte sie direkt hinterher.
„Anfangen wo mit?“
David war etwas geistesabwesend, da er von dem wunderschönen Gesicht der jungen Frau begeistert war.
„Na, mit dem Rundgang, Sir.“ Sagte sie etwas leiser.
„Entschuldigung. Ich vergaß. Wo sie wollen?“
„Na schön. Dann würde ich vorschlagen, dass wir in der Cafeteria anfangen.“ Sutton wandte sich ab und ging zum Flur hinaus. Sie wartete auf Ross. Beide begaben sich auf eine Besichtigungstour, damit David Ross später genau wissen würde, wo welche Abteilung zu finden war, oder einzelne Spezialräume.

William H. Wires Haus - Langley, Virginia,
16 Uhr 58



William Wire stieg aus seinem Ford Mustang aus und ging über die Straße auf sein Haus zu. In seiner Hand hielt er das Geschenk, welches die ganze Zeit auf dem Rücksitz lag. Er öffnete seine Haustür. William schloss die Tür mit seinem Fuß.
„Loren. Loren.“ rief er durch das Haus, doch Niemand schien es zu hören.
Aber er vernahm laute Kinderstimmen aus dem hinteren Garten. Die Kinder spielten im Kinderpool. Sie sprangen hinein, schwammen um die Wette und bespritzten sich gegenseitig mit Wasser. Einige Elternteile, der eingeladenen Kinder, waren anwesend. Als Anstandsdamen sozusagen. Sie tranken genauso Kinderbohle, wie die Kinder selbst.

„Pa, Pa.“ Rief Loren, als sie ihren Vater durch die Verandatür kommen sah. Sie erhob ihre Füße aus dem Wasser und richtete sich auf. Sie ging erst vorsichtig auf den wenigen Fliesenplatten, die als Weg gelegt waren, anschließend über Rasen, auf ihren Vater zu. William hockte sich hin, stellte sein Geschenk auf dem Rasen ab und nahm Loren in den Arm.
„Alles Gute zu deinem siebenten Geburtstag, Loren. Ich habe hier ein großes Geschenk für dich.“ William setzte Loren auf den gepflegten Rasen ab und setzte sich dazu.
„Was ist denn drin?“ fragte Loren neugierig.
William gab das Geschenk in Lorens Hände, die es sofort aufriss.
„Mach es auf Liebling.“ Er sah in fröhliche Kinderaugen und hörte das Lachen eines Kindes, das glücklich war.
Sein Blick wanderte zu seiner Frau Theresa, die gerade ihr Glas Kinderbohle lehrte. Theresas Mimik verzog ihr hübsches Gesicht, als ob sie es ahnte, dass William wieder einmal nicht bleiben konnte.
Loren knüllte das Geschenkpapier zusammen und warf es auf den Rasen.
„Oh, ein Puppenwagen.“ Setzte sie in Erstaunen. William entfernte das restliche Geschenkpapier.
„Und sieh mal hier. Eine Puppe ist auch noch drin.“
William nahm die Puppe aus dem Puppenwagen und zeigte sie seiner kleinen Tochter. Loren umarmte ihren Vater und machte ihn dabei so richtig nass. William ließ sich nach hinten fallen und kullerte mit Loren auf dem Rasen herum. Er kitzelte sie dabei. Loren kicherte und nach einigen Minuten richteten sich Beide wieder auf.
„Loren, mein Schätzchen. Bist du Daddy sehr böse, wenn er einen wichtigen Termin wahrnehmen muss?“
Loren griff mit ihren winzigen Händen an den Puppenwagen.
„Heute, an meinem Geburtstag?“
William kniete sich zu ihr hinunter, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein.
„Leider ja.“ Erwiderte er ihr.
Plötzlich fing Loren an zu weinen und rannte ins Haus hinein. Theresa kam auf William zugelaufen und hielt ihm einige passende Worte unter die Nase.
„Wunderbar William. Jetzt hast du es geschafft, dass deine Tochter an ihrem Geburtstag weint. Wenn dir der Termin so wichtig ist, hättest du heut lieber nicht kommen brauchen. Denn deine Arbeit geht ja wieder einmal vor. Aber das eine sage ich dir. Wenn du so weitermachst, wirst du bald keine Familie mehr haben.“

Theresa folgte Loren ins Haus. William erhob sich und blickte auf einmal in mehrere grimmige Gesichter. Ohne ein Wort zu sagen, wendete er sich und ging durch den seitlichen Gartenausgang hinaus. Das Öffnen und Schließen des Gartentürchens, ist diesmal genauso schwer, wie Williams Herz, dass er momentan in seinen Knien spürt. Sein Gang war schwerfällig und mühsam geworden. Wie gerädert stieg William in seinen Ford Mustang und fuhr in Richtung Flughafen los.

Luftraum über der arabischen Halbinsel
18 Uhr 03



Robert Hall saß im Flieger nach Salalah. Es war eine ukrainische Maschine, die vorwiegend für Inlandsflüge eingesetzt wurde.
Er schaute gerade aus dem Bullauge der ukrainischen Maschine. Die Wolken waren schwer behangen und grau. Man könnte meinen, dass hier die Nacht begonnen hatte. In diesem Gemüt befanden sich auch einige Passagiere. Roberts Nachbarin, eine etwas ältere Dame mit einem kleinen Pekinesen auf ihrem Arm und ihrer Handtasche zu Füßen, schien das Wetter nichts auszumachen, da sie tief und fest schlief. Robert streichelte den Pekinesenrüden, doch er ließ sich nicht so schnell streicheln und bellte Robert an. Er zwickte ihn sogar in den kleinen Finger. Es tat Robert nicht weh, doch war er etwas erstaunt.
Die ältere Dame wachte daraufhin auf und schimpfte mit ihrem Hund.
„Igor.“
Igor schaute zu Frauchen hoch, hechelte mit der Zunge, als hätte er sich abgekämpft und machte ein unschuldiges, niedliches Gesicht dabei, so dass man ihm nicht böse sein konnte.
Igor Svoboda drehte sich nach hinten, als er hörte, dass ihn jemand gerufen hatte.
Robert schaute zur Dame, weil er den Namen Igor hörte. Er schaute wieder hinaus zu den Wolken. Dabei erinnerte er sich an die gemeinsame Zeit mit seinem Patenonkel David O. Hall.

Sie waren beim Angeln am Mississippi, wo sie dunkelartige Wolken überrascht hatten und der Regen so plötzlich einsetzte, dass sie in einer abgelegenen Hütte untertauchen musste. Wie in ONKEL TOMS HÜTTE fühlte er sich damals, als würde er und sein Onkel ein Abenteuer erleben. Damals war er gerade 15 Jahre alt geworden und hatte Ferien.

Die Maschine sank langsam und der ukrainische Pilot verkündete in englischer Sprache, die baldige Landung auf dem Flughafen in Salalah. Diese Stimme riss Robert aus seinen Erinnerungen. Und er tat nu n das, was alle anderen an Bord machten. Sie bereiteten sich auf die Landung vor und schallten sich für die Landung an.

Flughafen Salalah
19 Uhr 19



Oman war ein so genanntes Drittes Weltland, welches im Westen an die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi Arabien und Jemen grenzte. Es war eine Halminsel, die den Namen Musandam trug. Man nannte sie Islamisten, die die Religion des Islams ausübten. Wahrscheinlich wurde Oman aus diesem Grund, als ein islamistisches Land, von den westlichen Staaten, die gegen den islamistischen Terror mobil machten, bezeichnet wurden. Tatsächlich war Oman ein Land, was, wie Afghanistan oder Iran vom Import ausländischer Waren abhing. Das Land war nicht vom Äußerlichen her reich, sondern eher an Bodenschätze, was eine mittlere Prozentzahl der Wirtschaftsfaktoren zeigte. Natürlich besaß Oman auch Erdöl, was man vorwiegend nach USA, Deutschland und Asien exportierte. Natürlich spürte man den Kampf um das schwarze Gold auch in diesem Land, was man an den verschiedenen ausländischen Handelsvertreter merkte. Es war ein ruhiges Land und ein ruhiges Volk. Doch wenn man den schlafenden Löwen weckte, so konnte er, wie ein Orkan über die Fremdherrscher hinwegfegen.

Das blaue Hauptgebäude des Flughafens von Salalah, strahlte förmlich aus den gewöhnlichen Nebengebäuden hervor. Man merkte auch anhand des Bodens, dass man sich hier nicht auf einem Luxusflughafen befand. Trockene Sandgebiete ringsumher. Überstreckt bis zur Stadtzone.

Der Parkplatz der in mehrere Parknischen eingeteilt wurde, war nur mittelmäßig besetzt. Aber dafür stand eine ganz andere Art von Taxi zur Verfügung. So genannte Touristenführer, die für wenige Rials, die Gäste, unter Benutzung ihrer vierbeinigen Kamele, als Transportmittel anboten. Es waren eher die Einheimischen, die dieses Transportmittel benutzten, da sie es gewohnt waren, auf einem Kamel zu reiten. Ab und zu, waren auch einige Touristen dazu bereit, die es einmal als Abenteuer erleben wollten. Meistens beklagten sie sich und doch hatte sie Schwierigkeiten wieder aufrecht zu laufen. Dieser Zustand hielt nicht lange an, hatte aber seine Wirkung hinterlassen. Zudem kamen die Gelächter der Einheimischen hinzu, was den Stolz der Touristen etwas ankratzte.

Flughäfen sehen sich doch ziemlich alle gleich aus und Robert hatte schon einige in Augenschein nehmen dürfen, während seiner Karriere. So wie die Architektur war, so war auch bei allen Flughäfen die Abfertigung der Passagiere gleich. Zuerst durchlief man den Zoll und dann der Ausweis- bzw. der Passkontrolle. Anschließend begab man sich zur Gepäckabteilung und holte seine Koffer, wenn es keine Schwierigkeiten damit gab.
Robert ging einfach mit seinem Aktenkoffer durch die Flughalle und begab sich in Richtung Ausgang. Er setzte sich auf eine Bank und tat so, als würde er auf ein Taxi oder einen Verwandten warten. In seinem Anzug fiel er unter den Tuchumwobenen Taxifahrern auf. Erst al er Igor Svoboda mit einem der Kamelführer vom Flughafen sich entfernen sah, nahm er die Verfolgung auf. Doch der russische Agent schien Igor ebenfalls zu folgen. Nun wusste Robert eindeutig, dass er seine Tarnung aufrechterhalten hatte und er nicht das Ziel des Russens war. Nun folgte er dem Russen in der Hoffnung auf Igor zu treffen und dessen geheimnisvollem Ziel.


Washington D.C., Capitol
19 Uhr 46



Eine unvorhergesehene Sonderversammlung des Senats, stürzten die Mitglieder in eine erschütternde Wahrheit, vor denen sie nicht mehr die Augen verschließen konnten.
Eine außenpolitische Thematik, die nicht nur das Parlament anging, sondern das gesamte Volk, die nun auf die Geschicke und Strategien der politischen Handlungen der Regierung ihres Landes schaute.

Sam Cahill wartete ungeduldig in einem kleinen Kabinettraum. Er lief, wieder einmal, wie ein nervöser Tiger, hin und her.
„Wie lange brauchen die denn noch?“ fragte er sich.
„Es wird gleich losgehen, Sir.“ Erwiderte Jason Porter, der seine Hand am Ohr hielt und die Worte des baldigen Beginns von seinem Kollegen Frank Tennessee, durch sein Headset hörte. Er stand vor der Tür und passte darauf auf, dass niemand sie öffnete, bis das OK kam.
„Was soll ich denen bloß sagen? Den Mist den Manners geschrieben hatte, strotzt nur so vor Patriotismus und den glorifizierten Glauben an den Frieden! Wenn ich den Wisch vorlese, wird das Volk, wahrscheinlich als einen Präsidenten sehen, der um den heißen Brei redet und alles zu verschönen versucht.“ murmelte Sam vor sich hin.
Jason ging auf Cahill zu. Er drückte seine Hände an Cahills Oberarme. Er wollte, dass er ruhiger wird.
„Sagen sie dem Volk, was es ihrer Meinung nach hören muss. Fügen sie nichts hinzu und lassen sie nichts weg. Es sei denn, es ist noch nicht bestätigt. Das Volk sollte nicht mehr länger belogen werden.“
Jason richtete nebenbei Cahills Krawatte, hielt seine Hand wieder ans Ohr und vernahm das erwartete OK. Ein leises Klopfzeichen ertönte an der Tür.
„Sind sie soweit?“ fragt Jason, der zur Tür ging und den Türknopf griff.
„Solche Ratschläge müsste eigentlich Avery geben und nicht sie, Porter.“ Flüsterte Jason ihm zu, als er auf seiner Höhe stand.
Sam strich sich noch einmal seinen Anzug gerade, blickte Jason an und nickte ihm zu.
„Auf in den Kampf.“ betonte Sam. Daraufhin machte Jason die Tür auf.

Der Präsident schaute in mehrere Blitzlichter hinein und vernahm überlauten Beifall wahr. Er ging, zwischen seinen Secret Service Agenten, die vor der Tür standen, den Gang zum Gremium entlang. Direkt auf den SPEAKER zu. Vorne weg lief Jason, der einige Applaudierende und zu Neugierige mahnt, doch etwas Platz zu machen. Obwohl man ihn nicht hören konnte, so sprachen seine Hände und Arme eine deutliche Sprache.

Cahill stellte sich vor das Gremium. Er verneigte sich vor dem Parlamentsvorsitzenden und gab so gleich seine Hand zum Gruß. Anschließend wandte er sich den Parlamentsmitgliedern zu.
Sam trat an das Sprecherpult heran, ordnete Manners geschriebene Rede und legte sie hin. Zugleich sah er den Teleprompter und den laufenden Text, der von Manners Niederschrift abkopiert wurde. Während die ersten Zeilen liefen, sah Sam Cahill in die Gesichter einzelner Parlamentsmitglieder, die zunehmend ruhiger worden und sich etwas wunderten, warum die rede ihres Präsidenten noch nicht begann.
Sam fühlte die innerlichen Zweifel. Er blickte zu Jason Porter rüber. Er sah, dass Porter seine linke Hand zur Faust ballte, die sich auf der Höhe seines Oberschenkels befand, als würde er ihm den enormen Mut zusenden.
Sam sah erneut in die Reihen der Anwesenden. Nach ein paar zögerlichen Sekunden versuchte er die Worte zu finden, die für diesen Anlass gerechtfertigt waren.

„Es ist mir eine Ehre, an dieser Stelle, vor dem versammelten Parlament sprechen zu dürfen. Als ich hier her kam, hatte ich bereits eine vorgefertigte Rede in der Hand. Sie war voll Raffinesse und klugen Worten, über unseren glorreichen Patriotismus, die sie sicherlich alle, hier und jetzt, an dieser Stelle, von mir gehört hätten. Doch ich werde sie nicht verlesen. …
Weil sie nicht der Wahrheit entsprochen hätten. Sie wäre eine Lüge an das amerikanische Volk gewesen. Was ich ihnen jetzt sagen werde, entsprich der Wahrheit und wird nicht nur die Mitglieder des Parlaments, sondern auch unser Volk, zum Entsetzen bringen. …

„Meine Damen und Herren. In meiner Amtsperiode als Präsident der Vereinigten Staaten, habe ich stets versucht, unser Land von Kriegen und deren Auswirkungen fernzuhalten. Doch die Wahrheit ist erschütternd, da wir uns bereits auf der Schwelle eines neuen Krieges befinden. Aus unerklärlichen Ereignissen, die an der Grenze zu Pakistan, sehe ich mich, bis auf weiteres, gezwungen, die nationalen Streitkräfte in Alarmbereitschaft zu versetzen. Der Grund ist ein Überfall auf eine Energieversorgungsstation auf pakistanischem Boden. …

Präsident Aziz, hat mir versichert, unwiderlegbare Beweise, nach einer Frist von 7 Tagen, von gestern an, vor den Augen der Weltöffentlichkeit, vorzulegen. Nun sind es nur noch 5 Tage, bis das Ultimatum abläuft. Sollte unser Geheimdienst, nicht herausfinden, wer hinter diesen feigen Anschlag steckt, wird es zu einem Krieg mit Pakistan kommen. …

Aus diesem Grund, stelle ich nicht einen mündlichen Antrag an das Parlament, um die Aufstockung der Kriegskassen. Dies hat nur eine Folge. Wir würden unsere Schuld gegenüber der Welt eingestehen. …

Ich bete zu Gott, dass es nicht zu einem Krieg kommt. Und sie sollten am Besten auch darum beten. Unser Land kann es sich nicht mehr leisten, junge Männer in den Kampf zu schicken und Waisen und Witwen zurückzulassen. Entscheiden sie nicht nach Vorschriften und Regeln. Lenken sie ihre Geschicke mit ihrem Herzen. Ich danke ihnen.“

Ein applaudierender Sturm dröhnte von den Sitzen der Parlamentsmitglieder zum Präsidenten, der sich noch einmal vor dem Parlamentsvorsitzenden Graham verneigte, die Niederschrift Manners an sich nahm und die Stufen zum Gang hinunterging. Er ging den Gang zurück, den er gekommen war und schnauft tief durch. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn.

Im kleinen Kabinettsraum wischte Sam sich die Schweißperlen, mit seinem Taschentuch, ab.
„Und wie war es?“ fragte er und blickte Jason dabei an.
„Es war ehrlich, Sir.“ Erwiderte Jason und schloss die Tür.
Beide bemerkten nicht, dass sich Avery und Manners in einer Ecke saßen. Sie machten enttäuschte Gesichter.
„Ich fand es waghalsig, das Volk jetzt schon in Angst und Schrecken zu versetzen.“ Erhob Avery das Wort.
„Sir. Ich bin ihr Berater für solche Angelegenheiten. Und zusammen mit Manners hatten wir diese Rede ausgearbeitet. Aus unserer Sicht war sie auch ehrlich. Zwar nicht so direkt, wie ihre Rede, aber sie war ehrlich, Sir.“ Fügte er hinzu.
Cahill sah in die Ecke, wo sich die beiden aufhielten.
„In meinen Augen, war sie zu verschönt. Sie kam nicht auf den Punkt. Deswegen meine Entscheidung. Leider ist es jetzt zu spät sie anzufechten Avery.“ Mahnt Cahill seinen Berater.
„Da haben sie Recht. Aber ich wünsche in Zukunft, entweder ganz aus der Sache herausgehalten zu werden oder sie beraten sich mit mir, bevor sie wieder etwas auf die Schnelle ändern.“
„Ich habe nichts dagegen, wenn ihre Kündigung morgen früh auf meinem Schreibtisch liegt.“
„So habe ich das nicht gemeint, Sir.“
„Ich weiß schon, wie sie es gemeint hatten. Wenn sie weiter im Amt bleiben wollen, dann halten sie sich an meinem Kurs.“ Brüllte Sam auf einmal.
„Habe ich das nicht immer getan. Die ganzen drei Jahre lang?“
„Ja Doug, dass haben sie. Versuchen wir unsere Diskrepanzen zu legen. Ich glaube wir haben nun wichtigere Dinge zu besprechen.“ Sams Stimme normalisierte sich wieder.
„Das finde ich auch. Ich danke ihnen Sir.“ Erwiderte Doug Avery.
Die Vier, umkreist von Secret Service Agenten verlassen das Capitol und steigen in ihre Limousinen ein, um wieder ins Weiße Haus zu kommen.

Pentagon
21 Uhr 00



David Ross und Ken Turner betraten den Konferenzraum des Pentagons. Damen und Herren saßen an einer kleinen gedeckten Tafel.
„Meine Damen und Herren. David Ross, Sonderermittler des Präsidenten und Leiter der ICIS Abteilung.“ Verkündete Ken und applaudierte dazu einige Takte.
Die Anwesenden erhoben sich und applaudierten ebenfalls kurz. David ging an die Personen vorbei und stellte sich an das Ende der Tafel. Widerwillig nahm er ein Glas Sekt, da er von solchen Zeremonien nicht besonders fiel hielt. Für ihn war es die reine Zeitverschwendung.
„Ich will nicht lange ausschweifen. Der Präsident hat mir eine Aufgabe erteilt, die ich gewillt bin zur Zufriedenheit zu erledigen. Ich erwarte nicht von ihnen, dass sie mich in ihr Herz schließen. Sie sollen nur zuverlässig und akkurat arbeiten, dann kommen wir auch gut miteinander aus. Haben sie keine Scheu mich zu fragen, was ihnen auf dem herzen liegt. Sofern es beruflicher Natur ist. Morgen früh Punkt 7 Uhr 30, erwarte ich von ihnen die ersten Informationen zu erhalten. Einen groben Überblick über ihre Aktivitäten im Ausland und Inland. Und nun wünsche ich ihnen einen angenehmen Abend.“

David erhob sein Glas Sekt und prostete seinen neuen Mitarbeitern zu. Er leerte das Glas in einem Zug aus, stellte es wieder auf die Tafel und ging in Richtung Sicherheitstür.

„Mr. Ross.“ rief ihm ein großer Mann nach. David drehte sich um, und sah in das Gesicht des Mannes. Er war wirklich ein ganzer Kopf größer.
„Ich bin William Harry Wire. Sektionsleiter Europa. Ich wollte mit ihnen etwas besprechen, wovon ich glaube, dass sie es unbedingt erfahren sollten.“ Drängte sich der Mann förmlich auf.
David zog seine Augenbrauen hoch und musterte den Mann.
„Kommen sie mit.“ erwiderte David.

Beide begaben sich in Ross Büro. David schloss die Tür.
„Setzten sie sich Mr. Wire.“
Wire nahm daraufhin auf der schwarzen Ledercouch, die an der Seite, direkt an der Wand stand, Platz.
David lehnte sich gegen seinen Schreibtisch an.
“Dann fangen sie mal an.“
Wire sah zur Tür und überzeugte sich, ob sie auch wirklich geschlossen war.
„Vor zwei Wochen haben wir eine Nachricht abgefangen. Es war ein Zitat.

> WER DEN FEIND UMARMT, MACHT IHN BEWEGUNGSUNFÄHIG. UNO Hauptqurtier, New York
22 Uhr 16



Es herrschte Windstille. Die Fahnen der UNO Mitglieder wehten nicht. Das UNO Gebäude, so hoch es auch war, wurde ins Dunkle der anbrechenden Nacht, eingebettet. Doch ein Licht schien in einen der vielen Büros.

Drei Männer saßen in einer Couchecke. Auf dem Tisch standen kleine Fläschchen Wasser und Saft.
„Ich habe hier den Beweis, dass die USA, mein Land überfallen haben, Mr. Undersecretary. Ich hoffe sie werden energische Maßnahmen, gegen diese Art von Gewalt, einleiten. Kriege haben schon aus ganz anderen Ursachen begonnen.“

Undersecretary Roger Gideon erhob sich und ging zu seinem Schreibtisch. Er drehte sich um.
„Ich zweifle ihre Worte nicht an, Mr. Yarez, aber ich kenne Präsident Cahill persönlich sehr gut, um zu wissen, dass er so etwas Abscheuliches nie tun würde. Er ist ein Gentleman und verachtet diese Art von Politik. Glauben sie mir, wenn ich ihnen sage, dass er Nichts damit zu tun hatte.“
Yarez schaute zu seinem Begleiter, einem Bodyguard seines Landes und nickte ihm zu.
„Erlauben sie mir den Beweis vorzubringen.“ Äußerte sich Yarez empörend und wollte die provozierenden Worte Einhalt gebieten.
Yarez Begleiter schob das Videotape auf den Tisch.
„Schauen sie es sich an, dann werden sie es sehen, ob der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, immer noch nichts damit zu tun hat. Leider bin ich von der Reise erschöpft. Gestatten sie, dass ich mich zurückziehe. Ich werde rasch in mein Land aufbrechen, um ihre Worte Präsident Aziz zu übermitteln. Es würde mich nicht wundern, wenn er gegen sie ein Misstrauensvotum ausspricht. Auf Widersehen, Mr. Gideon.“

Ohne Worte nickte Gideon ihm zu und ließ sie passieren. Als die Tür geschlossen war, nahm er das Videotape zur Hand. Er lies es in seinen Fingern kreisen, überlegte dabei und lies es erst einmal in einer Schublade seines Schreibtisches verschwinden. Heute wollte sich der mittelgroße Mann, mit leichten grauen Haaren nicht mehr ärgern, da er eine Verabredung zum Essen hatte, und seine gute Laune nicht geschmälert werden sollte.
Roger Gideon schnappte sich seinen Mantel, seinen Hut und seine Wagenschlüssel. Er machte das Licht aus, schloss seine Bürotür ab, ging zum Fahrstuhl, fuhr hinunter zum Empfangstresen und trug sich aus. Mit seinem Mercedes verlies er die Tiefgarage und somit das UNO Gelände. Sein Ziel war nun Manhattan.

Ukraine, Odessa
22 Uhr 38



>Vorsicht auf den Bahnsteigen. Der Zug aus St. Petersburg, über Nowgorod, Smolensk, Kiev und Dnipropetrovsk fährt nun auf Gleis 12 ein. Hinweis: ICIS-Reihe wird fortgesetzt ... "IM VISIER DER MACHT" - Euer Steffen Bärtl


Impressum

Texte: Cover, Charaktere sowie Inhalt des gesamten Buches, ist eine reine Erfindung von Steffen Bärtl.
Tag der Veröffentlichung: 20.03.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle Leser, die sich dem Polit-Thriller (Genre) verschrieben haben.

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