Abigail Davis - neu in Minneapolis. Selbstbewusst, zielstrebig, interessiert sich sofort für den eigenbrötlerischen Liam.
Melissa Mills - Blondine, modebewusst, Jungsschwarm. Abigail erkennt, dass mehr hinter Melissas Fassade steckt, wird ihre beste Freundin.
Jordan Scott - mit Melissa befreundet. Frauenschwarm, Gerechtigkeitsfanatiker.
Liam Carter - Eigenbrötler, Einzelgänger. Welches Geheimnis verbirgt er?
Shan Jinjin - genau wie Abigail neu in Minneapolis
Bennet King - Jordans bester Freund
Mary Davis - Mutter von Abigail, Pfarrerin
James Davis - Vater von Abigail, Autor
Guest Starring
Vanessa Felt
Ronda Mills
Chris Wyers
Abigail Davies, von allen nur Abby genannt, erwachte in ihrem Bett.
In ihrem neuen Bett in ihrer neuen Wohnung in Minneapolis und sie war nicht glücklich.
Ihre Mutter hatte eine Pastorenstelle in Minneapolis angenommen und sie waren mit Sack und Pack aus dem sonnigen Los Angeles nach Minneapolis gezogen, tausende Kilometer von ihren Freunden weg.
Und das im vorletzten Highschooljahr.
Abby machte sich fertig, um am ersten Tag nicht zu spät zu kommen. Ein gemeinsames Frühstück vermied Abby, da sie sich immer noch nicht mit dem Umzug abefunden hatte. Beim schnellen Durchmarsch durch die Küche hatte sie nur ihre Mutter gesehen, Daddy arbeitete vermutlich an seinem neuen Roman.
Etwa zwanzig Minuten später hatte Abby die Highschool mit dem Bus erreicht. Wenigstens war der Weg nicht so weit.
Die Schule war zwar kleiner als in LA, aber die Klassenzimmer der einzelnen Kurse waren nicht leichter zu finden als in California.
Mathe und Englisch in den ersten Stunden...
Niedergeschlagen saß Abby in der Pause allein unter einem Baum auf dem Highschool-Gelände.
Da setzte sich ein asiatisches Mädchen neben sie.
"Ist hier noch frei?" fragte sie.
"Klar." antwortete Abby lächelnd.
Sie reichte ihr die Hand. "Abby." stellte sie sich vor.
Lächelnd gab ihr die Asiatin die Hand. "Jinjin."
Sie setzte sich und packte ihre Lunchbox aus.
"Wo sind deine Freundinnen?" fragte Abby.
"Oh, ich bin neu. Ist mein erster Tag hier. Meine Eltern sind vom Land in die Stadt gezogen." antwortete Jinjin.
Abby lachte. "Ich bin auch neu. Allerdings habe ich einen weiteren Weg als du."
"Echt? Woher?"
"Los Angeles."
"Wow. Kalifornien." strahlte Jinjin.
Da kam ein blondes Mädchen zu ihnen, reichte den beiden einen Flyer.
"Ihr seid herzlich eingeladen zu meiner Party." sagte die Blondine.
Abby sah sich den Flyer an.
Er war gedruckt.
Sie vermutete, dass Geld für die Blondine keine Rolle spielte. Sie bemerkte, dass die Blondine teure Markenklamotten trug.
Auf dem Flyer stand auch ihr Name: Melissa Mills.
"Ich weiss nicht, Partys sind nicht so meins." sagte Jinjin.
"Wir gehen zusammen hin." sagte Abby zu ihrer neuen Freundin, wie sie hoffte.
Die Asiatin lächelte. "Okay." sagte sie etwas unsicher.
In diesem Moment kam ein Junge aus dem Gebäude gestürmt, er schien sehr wütend zu sein.
"Sowas lasse ich mir nicht gefallen!" sagte er laut und verschwand um die Ecke.
Abby hatte nicht viel von ihm gesehen. Aber er sah sehr gut aus.
Offensichtlich war dies auch Melissa aufgefallen.
"Vergiss es. Der Typ macht nur Probleme. Halte dich von ihm fern." sagte sie.
"Du kennst ihn?" fragte Abby.
"Und ob. Liam Carter. Einzelgänger, verschlossen, Ärgermacher."
Damit verschwand Melissa wieder und verteilte weiter ihre Flyer.
Die Pause war auch schnell zu Ende und bevor sie wieder in ihre Klassenräume mussten, tauschten Abby und Jinjin noch Handynummern aus und verabredeten sich für den Abend.
*
Pünktlich um halb sieben war Jinjin bei den Davies' angekommen. Das Pastorenhaus lag in einer vornehmeren Gegend von Minneapolis.
"Freut mich, dich kennenzulernen." Mary Davis hatte es sich nicht nehmen lassen, Jinjin persönlich zu begrüßen, freute sie sich doch, dass Abby sich so schnell mit jemandem anfreundete.
"Du kannst gerne nächste Woche wieder vorbei kommen, dann können wir auch ein bisschen plaudern, beim Kaffee vielleicht? Jetzt muss ich leider an meiner Sonntagspredigt arbeiten."
"Mam!" rief Abby empört, als sie die Treppe herunter kam, und flüsterte ihrer Mutter im vorbeigehen zu: "Das ist peinlich!"
Sie begrüßte Jinjin mit einem Lächeln.
"Ich bin fertig."
Bevor sie die Tür hinter sich schlossen, rief Jinjin: "Hat mich gefreut, Mrs. Davies!"
"Sei froh, dass deine Mutter keine Pastorin ist." flüsterte Abby Jinjin ins Ohr.
*
Als Abby und Jinjin an Melissa's Haus ankamen, war die Party bereits im vollen Gange. Melissa wohnte in einem relativ großen Haus, die Tür stand weit offen, die Gäste verteilten sich auch auf den Vorgarten.
"Melissa's Eltern müssen ja viel Geld haben. Ich wohne nicht so nobel." sagte Jinjin.
Sie fanden Melissa in der Küche.
"Freut mich, dass ihr gekommen seid. Das sind Vanessa Felt, Jordan Scott und Bennet King, meine besten Freunde an der Highschool."
Damit war die Gastgeberin auch schon wieder weg und begann, Getränke zu verteilen.
"Ihr seid neu in Minneapolis?" fragte der Junge, den Melissa als Jordan vorgestellt hatte.
"Hat sich das schon rumgesprochen?" fragte Abby.
"Hier bleibt nie etwas lange geheim - meistens jedenfalls." sagte Vanessa, die ziemlich unscheinbar wirkte. Wenn sie nichts sagen würde, würde sie vermutlich niemandem auffallen, dachte sich Abby.
"Woher kommt ihr denn nun?" fragte Bennet, der aufgrund seiner Hautfarbe wohl afrikanische Wurzeln hatte.
"Los Angeles." antwortete Abby.
"200 km südlich von Minneapolis, ein kleines Kaff, kennst du nicht." sagte Jinjin.
"Und ursprünglich?" fragte Bennet weiter.
"Also Ben, gerade du solltest wissen, dass so eine Frage rassistisch ist!" sagte Jordan.
Bennet sah Jordan mit zuckenden Schultern an.
"Schon gut." sagte Jinjin. "Ich bin in Tianjin in China geboren. Meine Eltern sind eingewandert, als ich drei war."
Sie hatten sich ein paar alkoholfreie Drinks geschnappt.
Abby sah sich suchend um.
"Nach wem hältst du denn Ausschau?" fragte Jordan.
Jinjin kicherte.
Jordan verstand. "Ein Junge." Er lächelte.
"Kennst du Liam Carter? Melissa hat mich vor ihm gewarnt." fragte Abby geradeheraus.
"Melissa hat dich....? Klar, sie war letztes Jahr mit Liam zusammen. Keine Ahnung, was da gelaufen ist, jetzt sprechen sie nicht mehr miteinander." sagte Jordan. "Aber hier ist er nicht."
Abigail ertappte sich dabei, wie sie darüber sehr enttäuscht war. Sie kannte diesen Jungen doch garnicht!
Und so ging die Party weiter.
Abby unterhielt sich mit ihrer neuen Freundin Jinjin. Sie war dankbar, so schnell jemanden gefunden zu haben, der auf der gleichen Wellenlänge war.
"Hast du noch Kontakt zu deinen Freunden in LA?" fragte Jinjin.
"Klar, mit meiner besten Freundin schreibe ich täglich WhatsApp." antwortete Abby und sah auf ihr Handy.
Wie auf Abruf hatte ihre LA-Freundin Michelle in diesem Augenblick ein Bild via WhatsApp geschickt. Michelle war am Strand und hatte ein Selfie von sich und dem Pazifik geschossen.
Abby zeigte Jinjin das Bild.
"Cool. Ich war noch nie in Kalifornien." sagte Jinjin.
Jinjin sah etwas traurig zu Boden.
"Hast du auch Freunde in... in... wie auch immer das Kaff heißt?"
Jinjin lachte. "Das Kuhkaff heisst Kensett und liegt in Iowa." Dann wurde sie wieder ernst. "Nein. Ich hatte keine Freunde. Ich weiss auch nicht, woran das lag. Aber ich bin froh, dich getroffen zu haben."
Abby lächelte.
Da kam Vanessa aufgeregt zu ihnen. "Könnt ihr mir helfen? Melissa hat sich im Badezimmer eingeschlossen."
Abby und Jinjin sprangen auf und folgten Vanessa.
"Was ist passiert?" fragte Abby auf dem Weg.
"Keine Ahnung, sie hat geheult und hat die Tür abgeschlossen."
Abby klopfte an die Badezimmertür. Sie kam sich komisch vor. Sie kannte Melissa doch gar nicht!
"Melissa? Alles in Ordnung?" fragte Abby vorsichtig.
Da ging die Tür auf.
Melissa kam heraus. Offensichtlich hatte sie geweint. Sie wischte sich eine letzte Träne ab.
"Ist alles in Ordnung?" fragte Abby.
"Ja, sicher. Alles in Ordnung." Melissa versuchte, ein Lächeln aufzusetzen. "Ich brauche eure Hilfe."
"Immer." antwortete Abby.
"Die Snacks und Schnittchen sind nicht fertig. Ich schaffe das nicht allein." sagte Melissa.
"Klar helfen wir. Ist wirklich alles in Ordnung?" fragte Abby noch mal nach.
"Sag ich doch. Alles gut." Melissa ging vor, Abby, Jinjin und Vanessa folgten ihr.
Abby hatte das sichere Gefühl, dass absolut nichts gut war.
Jordan und Bennet hatten davon nichts mitbekommen.
"Ich hab das Gefühl, dass das ein tolles Jahr wird." sagte Jordan.
Bennet wollte zustimmen, da erblickte er einen besonderen Gast.
"Wer hat den denn eingeladen?"
Jordan drehte sich um.
Chris Wyers war dafür bekannt, rumzuböbeln und Ärger zu verursachen. Außerdem war er ein Rassist, wie Bennet schon im letzten Jahr zu spüren bekam.
"Ich glaube nicht, dass er auf der Gästeliste stand." sagte Jordan.
Chris hatte Bennet erblickt, ging zielstrebig auf ihn zu, Jordan versperrte ihm den Weg.
"Lass es einfach." sagte Jordan.
Chris, der im letzten Highschooljahr war, zögerte, dann sah er zu Bennet: "Glück gehabt, Kleiner."
Damit verschwand er wieder.
"Wie kann man nur so ein Arsch sein?" fragte Bennet.
"Keine Ahnung. Komm,. Bennet, wir lassen uns von so einem Nazi nicht den Spaß verderben."
Die beiden gingen nach draußen, wo weitere Drinks auf sie warteten.
Die Mädchen richteten in der Küche die Häppchen her, als Melissa's Mutter, Ronda Mills, in der Küche auftauchte.
"Aber Schätzchen, das wollte ich doch machen." Sie torkelte, fiel, konnte sich gerade noch an der Arbeitsplatte der Küche festhalten. Offensichtlich war sie betrunken.
"Mam!" rief Melissa. Abby sah, dass ihr die Situation extrem peinlich war.
"Wir schaffen das hier schon." sagte Jinjin an Melissa gewandt, die sich zu den anderen beiden Mädchen umdrehte. Abby sah wieder die Tränen in Melissa's Augen.
"Danke." hauchte sie und führte ihre protestierende Mutter nach oben ins Schlafzimmer.
*
Die Party lief danach nicht mehr sehr lange.
Am nächsten Tag in der Highschool bat Melissa Abby zu einem Vier-Augen-Gespräch.
"Zu keinem ein Wort wegen gestern." sagte sie.
"Du kannst mir vertrauen." antwortete Abby.
Melissa nickte und wollte sich umdrehen und gehen.
"Melissa?"
Melissa drehte sich nochmal um.
"Wenn du jemanden zum Reden brauchst..."
Melissa lächelte jetzt zum ersten Mal seit gestern - "Danke."
Melissa ging und ließ Abby zurück.
Abby gefiel die neue Schule, und das nach einem Tag. Das hätte sie nicht gedacht.
Tag der Veröffentlichung: 22.06.2021
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