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Prolog



Wenn ich das Wort „Tod“ höre, bekomme ich eine Gänsehaut. Schon allein der Gedanke, dass jemand aus meiner Familie sterben würde, setzt in mir Panik aus. Als mein Hund, namens Biest, eines Tages nicht mehr aufwachte, brach meine kleine Welt zusammen. Ich übertreibe nicht, das meine ich vollkommen ernst. Ich bin Einzelkind, er war so was wie ein kleiner Bruder für mich. Versetzt euch doch mal in meine Lage! Und so geht es mir auch jetzt. Ich stehe also vor diesem Trottel, Namens Doktor und er will mir tatsächlich weiß machen, er wäre tot. Und das ist nichts zum Vergleich des Todes von Biest…

Kapitel 1

 

„Wie fühlen Sie sich Mrs. Jenkins?“, fragt mich eine weibliche Stimme.

 

Daraufhin öffne ich langsam und vorsichtig meine Augen und sehe Oprah Winfrey vor mir. Mit leicht geöffnetem Mund schaue ich sie begeistert an. Hallo? Da sitzt eine heiß begehrte Prominente neben mir! Wie kommt das denn?

 

„Oprah Winfrey?“, frage ich noch einmal mit einer hohen und aufgeregten Stimme.

 

„Darf ich dich Annie nennen?“, nickt sie und fragt mich höflich.

 

Dabei zeigt sie mir ihre strahlend, weiße Zähne. Jetzt komm aber mal wieder zurück in die Realität Annie! Was habe ich, eine unwichtige Person in New York, schon mit der berühmtesten Moderatorin in ganz Amerika zu tun? Unglaubwürdig blicke ich mich um. Merkwürdig, wo bin ich? Ich sitze auf einem bequemen, weißen Ledersessel und zwischen uns beiden steht ein Glastisch mit einem Kännchen Kaffee. Sie selbst ist auch weiß angezogen und selbst der Raum, indem wir uns befinden, ist vollkommen weiß. Nur weiß! Wo immer ich hinblicke, ist alles weiß. Es gibt keinen schwarzen Punkt, nirgends. Da kann man ja verrückt werden.

 

„Annie? Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragt sie mich und lehnt sich aus ihrem weißen Sessel zurück, um ihre weiche Hand auf meinen Oberschenkel zu legen.

 

„Dürfte ich fragen, wo wir sind?“, frage ich schüchtern und blicke demonstrativ um mich herum.

 

„Ach, das ist unwichtig. Viel wichtiger ist es doch, zu wissen, wie es dir geht“, winkt sie leicht meine Frage ab.

 

„Mir geht es gut. Wieso, ist etwas passiert?“, frage ich unsicher.

 

„Nun ja Liebes, du wurdest zuerst entführt, anschließend bist du einer Vergewaltigung entkommen und nun ist ein Mörder hinter dir her“, lächelt sie mich an.

 

Es klingt gruselig, wie sie alles aufzählt. Fast, als hätte ich verschiedene Medaillen für mehrere Sportarten gewonnen. Außerdem ändert sich ihr Gesichtsausdruck kein bisschen. Ihr Lächeln wirkt falsch und aufgesetzt.

 

„Ich bin endlich mit Dan zusammen“, zwinkere ich ihr provozierend zu.

 

Daraufhin lacht sie laut auf. Ihr Lachen schallt sogar noch weitere Sekunden in dem kleinen Raum, was umso mehr beängstigender wirkt.

 

„Und wie lange soll das halten?“, fragt sie.

 

„Lange genug“, verteidige ich mich sofort.

 

„Das glaubst du doch selbst nicht“, grinst sie. „Ich meine, schau ihn dir doch mal an! Seine Augen, seine Haare, sein Körper und dann auch noch sein Charakter. Frech, sexy und trotzdem noch ein Gentleman. Wer will das nicht?“

 

Komisch, normalerweise liebe ich diese Frau! Wie kann sie nur so gemein auf einmal sein?


„Er liebt mich“, widerspreche ich ihr wütend.

 

„Jaja, die Jugend“, schwärmt sie und blickt verträumt weg. „Ich dachte früher auch, Mike würde mich lieben, da habe ich mich aber gewaltig getäuscht, was?“

 

„Wer ist Maik?“, frage ich verwirrt und runzele die Stirn.

 

„Was macht das für einen Unterschied ob Maik oder Toni? Es geht hier eher darum, dass er dir bald weglaufen wird, wenn er sieht, welche Hühner hier noch herumlaufen. Und zum Schluss musst du dann auf dich und deine Mutter selbst aufpassen, immer auf der Flucht vor Black Eye, das wird doch ein Spaß, ne?“

 

„Hören Sie auf!“, schreie ich sie verärgert an.

 

Ich werde so wütend, dass ich sie schon anfunkele. Wieso ist sie denn so frech zu mir? Ich habe ihr gar nichts getan. Plötzlich spüre ich den Boden unter meinen Füßen vibrieren. Erschrocken blicke ich wieder umher und will sie fragen, was hier los ist. Da sehe ich auf einmal, wie sich ihre weiße Bluse rot verfärbt. Es sieht so aus, als würde sich ein roter Farbklecks immer weiter ausbreiten. Moment mal! Ist das Blut?

 

„Was ist los? Alles in Ordnung mit Ihnen?“, frage ich panisch und blicke stets auf den immer größer werdenden roten Fleck.

 

„Du entscheidest, was passiert.“


Das ist gar nicht witzig mehr! Ihre gute Laune ist wie weggefegt. Sie blickt mich mit einem Mörderblick an, als wäre sie jeden Moment bereit mich umzubringen. Mittlerweile ist ihre Bluse schon total durchnässt und ich verstehe endlich, dass das wirklich Blut ist.

 

„Das wollte ich nicht!“, versuche ich mich zu verteidigen.

 

Natürlich möchte ich aufstehen, um ihr irgendwie zu helfen. Doch meine Füße sind fest am Boden angewurzelt.

 

„Entweder du träumst weiter deine Träume oder du wachst endlich auf“, sagt Oprah monoton.

 

Dann wird alles schwarz, ich sehe nichts mehr und kann Oprah auch nicht mehr hören.

 

 

„Annie, wach endlich auf! Wie lange soll ich denn noch warten!“, höre ich eine ungeduldige Stimme neben meinem Ohr.

 

Die Stimme kenne ich gut und ich weiß sofort, wer das ist. Trotzdem will ich die Augen nicht öffnen, da ich eine zu große Angst habe Oprah wieder zu sehen. Man kann ja nie wissen. Plötzlich beißt dieser Idiot mir ans Ohr und ich muss unwillkürlich meine Augen öffnen. Sein Arm liegt auf mir und ich spüre seinen Atem an meinen Haaren.

 

„Na endlich! Wusstest du, dass du eine richtige Schlafmütze bist?“, fragt mich Dan mit einer ironischen Stimme.

 

Dan ist hier. Nachdem wir uns gestern Abend eingestanden haben, ineinander verliebt zu sein, ist er die Nacht bei mir geblieben. Es war unglaublich, in seinen Armen einschlafen zu können. Wie lange habe ich darauf gewartet? Glücklich lächele ich ihn an und bin dankbar diesen Moment erleben zu dürfen.

 

„Stimmt doch gar nicht. Normalerweise stehe ich immer früher auf. Keine Ahnung, wieso ich so lange geschlafen habe. Aber wie spät ist es denn?“, frage ich leise und klinge immer noch verschlafen.

 

„Es ist zehn Uhr früh. Es wundert mich, dass uns deine Mutter noch nicht erwischt hat“, erwähnt er und küsst mich leicht auf die Wange.

 

„Ach du Schreck!“, sage ich erschrocken und setze mich sofort aufrecht hin.

 

„Meine Mutter und Miriam!“, jammere ich, ohne ihm mein Dilemma zu erklären.

 

Miriam sollte jeden Moment auftauchen und meiner Mutter habe ich versprochen, mit ihr zu frühstücken. Ich kann doch jetzt nicht einfach mit Dan in die Küche schlendern!

 

„Sie wissen ja noch gar nichts von dir und alldem. Nein, nein, nein!“, klage ich und stehe vom Bett auf.

 

„Beruhige dich doch mal“, lacht er mich aus.

 

Böse drehe ich mich zu ihm um und funkele ihn an, weil er mein Dilemma so runterstuft, als wäre alles gar kein Problem.

                                                  

„Meine Mutter bringt dich um, wenn sie dich sieht! Vor allem wenn sie dann noch erfährt, dass du mein Entführer bist und wir ihr erzählen, dass Black Eye uns sucht“, meine ich forsch.

 

Auch wenn ich gestern in Dans Armen einschlafen durfte, schloss ich anfangs nur die Augen, weil ich kein Schlaf finden konnte. Die Tatsache, dass ein Mörder hinter mir her ist, macht mir schon ziemliche Sorgen. Größtenteils mache ich mir jedoch um meine Mutter Sorgen. Da der Mörder hinter Dan ist, also automatisch auch hinter mir, könnte meine Mutter oder Miriam in Gefahr kommen. Vor allem weiß niemand, wie Black Eye aussieht. Wie soll man ihn also fassen? Oder wie kann man sich am besten vor ihn schützen oder verstecken? Wem kann man vertrauen? Auf diese Fragen hat Dan noch keine Antwort. Nichtsdestotrotz wird er mir später noch seinen großen Plan erklären, wie wir Black Eye vielleicht finden könnten. Denn Erwin, der Arzt, hat vor mich heute Mittag zu entführen. Und da er nicht weiß, dass ich von seinem Vorhaben Bescheid weiß, sind wir im Vorteil. Nur weiß ich noch nicht, wie wir das anstellen sollen. Zuerst steht das Frühstück mit meiner Mutter und Dan im Vordergrund.

 

„Komm her“, schmunzelt er und lächelt mich süß an, als er seine Arme ausbreitet.

 

Augen verdrehend lege ich mich wieder zu ihm zurück und blicke ihm in die Augen. Gerade als ich ihn küssen will, legt er seinen Finger auf meine Lippen.

 

„Na na. Zuerst erzählst du mir, was du da eigentlich geträumt hast“, meint er ernst.

 

„Wie bitte?“, versuche ich unschuldig zu klingen.

 

Ich muss im Schlaf wohl geredet haben. Aber ich werde ihm sicherlich nicht von meinem verrückten Traum erzählen.

 

„Wer zum Teufel ist Maik und Toni? Ich hätte gedacht, du würdest von mir träumen aber nein, du träumst von zwei unbekannte Idioten“, sagt er verärgert.

 

Daraufhin muss ich lächeln. Zum Glück habe ich nicht noch mehr gesagt, als nur diese beiden Namen.

 

„Bist du eifersüchtig?“, stichele ich ihn an und grinse frech.

 

„Ich kenne zwar einen Tom, aber von den anderen zwei habe ich noch nie was gehört. Also spuck es aus. Sind das auch deine Ex Freunde?“, fragt er neugierig und hebt eine Augenbraue hoch.

 

Sofort lege ich mich auf ihn und küsse ihn erst einmal. Auch wenn er es momentan nicht will, kann er nach paar Sekunden auch nicht mehr nein sagen.

 

„Ich hatte einen Albtraum“, gebe ich zu und lege meinen Kopf auf seine Brust.

 

„Von Maik und Toni? Haben sie dich mit einem Messer verfolgt und angegriffen?“, fragt er belustigt.

 

„Sehr witzig. Es war nur ein blöder Traum, weiter nichts“, meine ich und versuche das Thema zu belassen.

 

Als es plötzlich an der Tür klopft, scheint mein Herz stehen zu bleiben. Das kann nur meine Mutter sein. Dan muss sofort hier weg!

 

„Annie?“, klopft meine Mutter noch einmal und klingt unsicher. „Ist alles in Ordnung bei dir? Telefonierst du etwa?“

 

Sofort stehe ich vom Bett auf, ziehe auch ebenfalls Dan aus dem Bett und versuche mit Armbewegungen ihm klar zu machen, er solle sich im Schrank verstecken.

 

„Ja Mom. Warte einen Moment, ich telefoniere noch kurz mit Miriam zu Ende“, rufe ich panisch zurück.

 

Trotz meines Zerrens an Dan, weigert er sich in meinen Schrank zu steigen. Leise zischt er mir zu, dass er viel zu klein für ihn wäre. Mit bestürztem Gesicht blicke ich ihn an und kann nicht fassen, dass das gerade tatsächlich passiert. Sie könnte jeden Moment hereinkommen! Schnell packe ich ihn am Kragen und zerre ihn mit ans Fenster. Nervös öffne ich es und drücke ihn vielsagend hin. Mein Zimmer liegt im zweiten Stock, doch da neben meinem Fenster ein großer, stabiler Baum steht, könnte Dan gut darauf klettern.

 

„Du bist verrückt“, sagt er bestürzt.

 

Da ich ihn jedoch mit mörderischem Blick ansehe, verdreht er nur widerwillig die Augen und legt zuerst seine Beine über das Fenster.

 

„Annie Jenkins! Das glaube ich jetzt aber nicht, seit du klein warst habe ich dir immer beigebracht, die Wahrheit zu sagen. Deine allzu nette Miriam, mit der du gerade angeblich telefonierst, sitzt bei uns in der Küche, junges Fräulein!“, sagt sie bissig und öffnet schließlich die Tür.

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 07.12.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich allen meinen Fans. Ich freue mich wirklich, dass ihr dieses Buch so liebt :) Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung :*

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