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Prolog


Also ich war eigentlich felsenfest davon überzeugt, dass es keine Aliens gab. Doch ich war mir sicher, dass es irgendwelche anderen Lebewesen gab. Ich meine, wieso sollten nur wir die einzigen Lebewesen in diesem riesigen Universum sein?!
Gut, das war meine Denkweise vor ein paar Tagen, aber dann hatte sich viel verändert. Wer hätte schon gedacht, dass es Aliens wirklich gibt?! Vor allem wenn sie uns ziemlich ähnlich sind, aber nur vom Äußeren her. Ihr denkt jetzt bestimmt, was labert die Alte da?! Ja, das hätte ich auch vor ein paar Tagen gedacht, als ich noch meine kleinen Probleme hatte und mir nicht Sorgen machen musste um unsere kleine Welt.

Kapitel 1


»Hey Süße!«, spricht mich mal wieder so ein Typ an der Bar an.

»Was wollen Sie trinken?«

Immer schön ruhig bleiben Adri!

»Ein Gin Tonic«, grinst er und leckt sich seine Lippen ab.

Widerlich! Warte! Dem Typ fehlt tatsächlich ein Zahn! Sofort drehe ich mich um und schenke ihm ein Glas ein, ohne ihn anzublicken, knalle ich es ihm vor die Nase.

Wie ihr schon bestimmt bemerkt habt, bin ich Kellnerin in einer Bar. Ich mache das nicht zum Spaß oder so, sondern weil ich das Geld brauche. Ich rücke lieber sofort damit raus: Ich bin nicht so sentimental und sehe die Welt einfach realistisch und bin eben sehr direkt, wenn es um solche Sachen geht. Meine Mom hat Krebs, mein Dad hat daraufhin seinen Schwanz eingezogen und ist abgehauen und ich bin eigentlich noch Schülerin. Eigentlich müsste ich so ein anormales Teeny Leben durchmachen, ihr wisst schon, trinken, mit irgendwelchen Kerle rummachen und auf Partys gehen, aber stattdessen kellnere ich in einer dreckigen Bar, in der nur alte Schürzenjäger rein kommen. Wir haben nicht genügend Geld um die Chemotherapie zu bezahlen, also muss einer von uns arbeiten. Natürlich habe ich den kürzeren gezogen, okay, das klingt so abfällig als ob ich meine Mom nicht lieben würde und so. Im Gegenteil, ich liebe meine Mutter und tue wirklich alles für sie, um sie wieder gesund zu machen. Also gehe ich sofort nach der Schule in die Schürzenjäger- Bar und arbeite bis spät abends. Wir haben es zum Glück schon ziemlich früh herausgefunden, dank eines fetten Leberfleckes. Trotzdem hat der Arzt gesagt, dass sie diese Chemotherapie braucht.

»Könnte ich noch ein Whiskey- Cola haben?«, fragt ein Mann, der schon ziemlich lange hier sitzt.

»Klar, kommt sofort«, also bringe ich es ihm auch.

Gerade, als ich mich umdrehe, gibt er mir ein Klaps auf den Hintern.

»Garry!«, schreie ich mit rotem Kopf, sofort kommt er.

Garry ist mein Boss und er hat mir schon oft aus solchen Situationen geholfen.

»Hey! Was soll der scheiß?«, fragt Garry den Lustmolch.

Dieser rutscht schon fast vom Stuhl. Den Laden hat ursprünglich Garry’s Vater gehört, doch nachdem dieser leider starb, wurde Garry der Geschäftsführer. Garry ist eigentlich nur vier Jahre älter als ich und ich bewundere ihn wirklich, wie er das Ganze alleine schaffte. Wie unhöflich von mir, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Also, mein Name ist Adriana Vanessa Jolie, ich bin 18 Jahre alt und gehe schon aufs College. Was kann ich noch über mich erzählen? Das war eigentlich das Wichtigste, ist ja nicht so als würde es jeden Menschen auf der Welt interessieren was meine Hobby’s sind…

»Adriana!«, höre ich jemand meinen Namen kreischen.

Als ich aufblicke sehe ich Christina vor der Tür stehen, mit einem fetten Grinsen im Gesicht.

»Du bist zwanzig Minuten zu früh da«, erkläre ich ihr.

Christina ist meine beste Freundin, schon im Sandkasten haben wir zusammen unser Traumschloss gebaut. Im Kindergarten sind wir dann auf Bäume geklettert und haben andere Kinder mit Steinen beworfen. Und in der Grundschule haben wir den anderen Mädels Kaugummi in die Haare geklebt. Ihr wollt gar nicht wissen, was wir später gemacht haben…

»Gut, ich warte«, sagt sie und setzt sich auf einen Hocker.

»Ich will ein Wodka Bull«, sie blickt mich auffordernd an.

»Auf keinem Fall! Getrunken wird erst später«, zwinkere ich ihr zu und stelle ihr stattdessen eine Cola hin.

»Wo ist Garry?«, fragt sie und blickt sich um.

Währenddessen sammele ich die leeren Gläser ein und schenke neuen Gästen das ein, was sie bestellen.

»Ist wahrscheinlich in seinem Büro«, sage ich so nebenbei.

»Weißt du, ob er eine Freundin hat?«

»Was weiß ich«, sage ich gestresst.

»Glaubst du, wir werden irgendwann mal jemanden für uns finden?«, fragt sie mich hoffnungsvoll.

Ich zucke mit den Schultern.

»Irgendwann kommt mein Traumprinz auf einem weißen Gaul zu mir her geritten und nimmt mich mit zu unserem Traumschloss. Und deiner kommt sicher hinterher, glaubst du nicht?«, ihre Augen strahlen.

»Meiner ist sicher vom Pferd gefallen«, sie kichert.

»Adriana, du kannst jetzt gehen«, erscheint Gary.

»Du kommst alleine klar?«, er blickt mich zuversichtlich an.

»Ja, viel Spaß euch noch«, sagt er und zwinkert Christina zu.

Diese fliegt tatsächlich vom Stuhl!

»Christina!«, rufe ich besorgt.

Dann kommt ihre Hand zum Vorschein.

»Nichts passiert«, hinter mir, höre ich Gary lachen.

»Ciao«, sage ich nur noch.

Dann laufe ich zu Christina, helfe ihr hoch und schleife sie mit ins Auto.

»Das war peinlich«, schmollt sie, als ich den Motor starte.

»Ach was, er fand es bestimmt süß«, versuche ich sie aufzumuntern.

»Wohin wollen wir eigentlich?«, frage ich sie, als wir die Stadt verlassen und durch den Wald fahren.

»Bieg einfach an der nächsten Ausfahrt ein, da finden wir bestimmt eine Bar.«

Sie ist immer noch etwas schlecht gelaunt, also schalte ich das Radio ein. Es läuft gerade “Eye oft he tiger“, also mache ich lauter und singer laut und mit einer krummen Stimme mit, daraufhin muss sie erst mal lachen, bis sie dann mitsingt.

Plötzlich schreien wir beide hysterisch auf, als wir gegen irgendetwas fahren, das dann auf der Straße landet. Ich bremse so stark, dass Christina und ich nach vorne schnellen und durch den Sicherheitsgurt wieder in die Sitze gepresst werden. Demjenigen, der die Sicherheitsgurte erfunden hat, muss ich unbedingt die Füße küssen. Dann lasse ich aber wieder einen Schrei raus, da ich durch die Windschutzscheibe etwas auf der Straße liegen sehe. Wie kann ich nur jemand anfahren? Oder etwas? Beängstigt blicke ich Christina an, doch diese blickt mich genauso an.

»Liegt da ein Mensch?«, flüstert sie.

Immer noch läuft “Eye of the tiger“, da ich diese dramatische Musik in dieser Lage unmöglich weiter hören kann, schalte ich das Radio sofort aus.

»Ich weiß nicht«, ich zittere.

Verdammte scheiße! Immer noch beängstigt steigen wir beide schnell aus dem Auto. Ich hätte richtig los heulen können, da ich tatsächlich ein Mensch angefahren habe! Ich knie mich hin und drehe den Menschen um, es ist ein Mann und ein ganz hübscher noch dazu. Er trägt eine enge Hose und ein normales Shirt, er hat ein markantes Gesicht und dunkle Haare, außerdem hat er einen bräunlichen Teint. Als ich seinen Puls unter meinen Fingern spüre, atme ich erleichtert auf. Gott sei Dank! Dieses Mal hat der Mann da oben tatsächlich bewiesen, dass es ihn gibt.

»Und jetzt?«, fragt mich Christina.

Diese sieht auch ziemlich erleichtert aus.

»Sollen wir den Krankenwagen holen?«, fragt sie, ich überlege.

Dann durchsuche ich seinen Körper nach irgendwelchen Verletzungen, er blutet nirgends, er ist also nur bewusstlos.

»Nein, wir tragen ihn ins Auto, dann fahren wir ihn zu mir und dort warten wir, bis er aufwacht und entschuldigen uns«, sage ich beschlossen.

»Du bist doch irre! Was ist, wenn er irgendwelche inneren Blutungen hat, oder so?«, sie blickt mich entsetzt an, ich nehme ihre Hand und drücke sie.

»Christina, du weißt ganz genau, dass ich knapp bei Kasse bin, ich kann jetzt nicht für irgendeinen Krankenwagen zahlen, wenn er sowieso nicht verletzt ist! Irgendwo habe ich gelesen, dass der Mensch nur innere Blutungen hat, wenn dieser im Ohr, Mund oder Nase blutet. Und wenn das Blut aus den Augen raus spritzt, dann kann man sowieso nichts mehr tun!«, zische ich sie an.

»Ist ja gut!«

Sie hällt schützend die Hände vor sich.

»Gut, du nimmst die Füße und ich die Hände.«

Zusammen heben wir den Mann hoch und schaffen es tatsächlich nach ein paar Minuten, dass er auf den Rücksitzen liegt.

»Wohin bringen wir ihn jetzt?«, frage ich sie, als wir ins Auto steigen.

»Na zu dir«, sagt sie selbstverständlich.

»Ich wohne in einer WG, wenn ich ihn zu mir nehme, dann schmeißen die mich doch raus«, stellt sie klar.

Na gut, dann muss er eben wirklich zu mir.

»Sag mal, was ist, wenn er ein Sträfling oder so ist?«, fragt sie mich dann plötzlich, als wir schon fast vor ihrem Haus sind.

»Ist er nicht«, sage ich klar.

»Woher willst du das wissen?«, fragt sie besorgt.

»Keine Ahnung, vielleicht weil ich weiß, dass er gleich zu mir nach Hause kommt und ich nicht scharf drauf bin meiner Mutter zu erklären, warum ein Mörder in unserem Haus sitzt, also wenn er eben einer ist!«

»Ich ruf dich Morgen an!«, sagt sie und blickt mich besorgt an.

Stellt sich nun die Frage, wie ich ihn alleine nach Hause tragen werde. Als ich nun endlich vor unserem Haus stehe, regt er sich plötzlich, geschockt blicke ich ihn an. Bitte, wach jetzt nicht auf!
Blitzschnell steige ich aus dem Auto und öffne seine Tür. Vor Schreck falle ich fast um, als ich sehe, wie er kerzengerade da sitzt und plötzlich einen sozusagen metallischen Handschuh anhat und damit auch auf mich zielt, das Ding fängt dann auch noch komisch an zu blicken. Schützend halte ich die Hände vor mich.

»Was auch immer, das ist! Mach, dass es aufhört so zu blicken, dass macht mich tierisch nervös!«, schreie ich ihn an.

Ich frage mich insgeheim, woher ich den Mut finde so zu reden. Der Mann blickt mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an und nimmt sein Arm runter, das Ding hört dann auch automatisch auf zu blinken.

»Okay.«

Ich versuche mich zu sammeln.

»Ich bin Adriana, ich hab dich vorhin aus Versehen angefahren, daraufhin bist du bewusstlos geworden. Darum wollte ich dich mit nehmen zu mir«, versuche ich zu erklären und zeige auf mein Haus.

Mit strengem Gesicht blickt er mein Haus an und dann wieder zu mir. Sofort wird mir klar, mit was für einen Menschen ich es hier zu tun habe. Er kommt mir vor wie James Bond, so wachsam und auf einer Art sexy.

»Ich wollte den Krankenwagen nicht holen, tut mir leid, ich war mir sicher, dass es dir gut geht.«

Immer noch blickt er mich ohne jeglichen Ausdruck im Gesicht an. Vielleicht ist er ja nicht von hier. Vielleicht versteht er mich deshalb nicht.

»Geht es dir gut?«, frage ich besorgt.

»Verstehst du mich?«

Das wird langsam echt nervig. Also sehe ich keine andere Möglichkeit ihm zu zeigen, dass ich ihm nichts tun würde und strecke ihm meine Hand aus. So bleibe ich einige Minuten stehen, echt peinlich, wie er meine Hand anstarrt. Gerade will ich sie wieder zurücknehmen, als er seine raue Hand auf meine legt. Lächelnd zihe ich ihn raus, als er dann aussteigt, blickt er sich erst mal wachsam um.

»Keine Angst«, flüstere ich, er blickt mich mit seinen grünen Augen an.

Er sieht wirklich unverschämt gut aus. Als ich ihn zu meinem Haus ziehe, bleibt er plötzlich stehen. Okay, so kann es nicht weiter gehen, irgendwie muss ich mich mit ihm verständigen. Zuerst versuche ich es mit meinem schlechten Französisch, doch dann starrt er mich richtig verwirrt an.

»Okay, du sprichst auch kein französisch, was dann?«

Ich rede eher mit mir selbst, als mit ihm. In Sprachen bin ich nicht so gut begabt, meine Stärken liegen eher in der Mathematik und Physik. Dann versuche ich es mit Zeichensprache.

»Ich heiße Adriana.«

Ich zeige auf mich und betone mein Name insbesondere.

»Und du?«
Dann blicke ich ihn fragend an und zeige auf ihn. Als ich sehe, wie sich sein Kiefer verspannt, gebe ich auf.

»Okay, weißt du was. Ich habe keine Ahnung, wie du heißt, noch woher du kommst. Ich bin jetzt mal so naiv und nehme dich mit zu mir. Dort kannst du erst mal ausschlafen und morgen gucken wir weiter«, pruste ich einfach los und ziehe ihn mit vor meine Haustür.

Dann will ich meinen Hausschlüssel raus holen, doch er lässt meine Hand nicht los. Mit hochgezogenen Augenbrauen blicke ich ihn an.

»Kannst du mal bitte meine Hand loslassen?«, frage ich ihn ruhig und siehe da, er lässt los.

»Aha!«

Ich bohre meinen Zeigefinger in seine Brust und grinse.

»Du verstehst mich also doch!«

»Wieso kannst du dann nicht sagen, wie du heißt?«, frage ich ihn und blicke ihn fragend an.

Dieser dreht sich einfach um und schaut weg.

»Gut, vielleicht bist du ja viel zu müde um etwas zu sagen.«

Also hole ich den Schlüssel aus der Tasche, warte aber, bevor ich aufschließe.

»Hey!«

Ich brauche jetzt seine Aufmerksamkeit, doch er dreht sich immer noch nicht um, also tippe ich ihn an, doch es kommt keine Reaktion.

»Hey James Bond, ich rede mit dir!«, sage ich verärgert und siehe da, er dreht sich um und blickt mich wieder ohne Ausdruck im Gesicht an.

»Wenn wir jetzt da rein gehen, bist du ruhig wie eine Maus, ja? Meine Mom schläft und ich will nicht, dass sie aufwacht«, erkläre ich.

Langsam habe ich es satt. Also öffne ich die Tür und schnappe wieder nach seiner Hand. Erschrocken blicke ich seinen Arm an, doch da ist kein metallischer Handschuh mehr! Ohne was zu sagen, ziehe ich ihn die Treppe hoch, zu meinem Zimmer und schalte das Licht an.

»Also da kannst du schlafen«, sage ich und zeige auf mein Bett.

Er blickt es aber nicht an, sondern schaut sich wieder wachsam um, als ob er erwartet, dass gleich ein Monster aus meinem Kleiderschrank rausspringen wird. Natürlich habe ich vor im Wohnzimmer zu schlafen, ehrlich gesagt, hätte ich viel zu viel Schiss mit ihm alleine in einem Zimmer zu bleiben. Okay, das ist gelogen, ich fühle mich, im Gegenteil, ziemlich sicher bei ihm, aber seine Heimlichtuerei macht mich sichtlich nervös. Ich werde hier nicht raus gehen, bevor er sich nicht hinlegt. Wer weiß, was er hier drinnen veranstalten würde…

»James Bond, du kannst dich jetzt hinlegen.«

Keine Ahnung wieso, aber wenigstens reagiert er auf diesen Namen. Da er aber immer noch wie versteinert da steht, schubse ich ihn genervt aufs Bett. Verwundert blickt er mich an.

»Ja, darauf kann man liegen und schlafen«, erkläre ich und hole eine Decke aus dem Kleiderschrank.

Als ich mich umdrehe, zielt er wieder mit diesem metallischen Handschuh auf mich. Vor Schreck lasse ich die Decke fallen und lege meine Hand behutsam auf mein Herz. Nicht nur sein blinkendes Ding bereitet mir Angst zu, sondern auch sein Gesichtsausdruck, es sieht so böse und gefährlich aus. Wütend, weil er wieder mit diesem Ding auf mich zielt, öffne ich wieder den Kleiderschrank und will ihm somit zeigen, dass da nichts drin ist.

»Siehst du! Da ist nichts!«, zische ich und der Handschuh verschwindet.

Anstatt des Handschuhs, hat er jetzt einen Ring am Mittelfinger. Wie macht er dass?! Ich ignoriere jetzt einfach mal seine Zauberei und nehme mir vor, ihn einfach morgen danach zu fragen. Also hebe ich die Decke wieder auf und reiche sie ihm rüber, dann laufe ich zur Tür und schalte das Licht aus.

»Falls was ist, ich schlafe unten. Gute Nacht«, sage ich nur noch und schließe die Tür.

Danach gehe ich zuerst in das Zimmer meiner Mom, um nachzusehen, ob sie noch lebt. Als ich die Tür öffne, liegt sie friedlich im Bett und schläft. Anschließend schließe ich die Tür wieder und laufe die Treppe runter ins Wohnzimmer. Dort mache ich es mir auf dem Sofa gemütlich. Morgen muss ich unbedingt herausfinden, wer dieser Mann ist. Eins ist sicher, er kommt nicht von hier. Vielleicht ist es aber auch keine gute Idee gewesen, ihn hier schlafen zu lassen. Wer weiß, vielleicht ist er ja ein Sträfling und wird mich mitten in der Nacht anfallen, oder noch schlimmer, er wird Mom etwas antun! Okay beruhige dich erst mal Adriana! Du hast alles richtig gemacht, du warst sozial und hast ihm einen Platz zum Schlafen gegeben, also muss er doch irgendwie dankbar sein. Aber was ist mit dieser Waffe, die er hat? Er ist ziemlich geheimnisvoll und ich bin viel zu neugierig, um ihn morgen einfach laufen zu lassen. Mit diesem Gedanken schlafe ich dann ein.

Kapitel 2


»Adriana! Hast du getrunken?«, höre ich jemand.

Verschlafen und verstört öffne ich meine Augen und sehe Mom vor mir.

»Adriana! Hast du was getrunken?«, wiederholt sie.

»Was?«, frage ich mit meiner kratzigen Stimme.

»Ob du was getrunken hast?«, sie wird lauter.

»Was? Nein! Wie kommst du drauf?«, frage ich verärgert.

»Na, weil du nicht in deinem Bett liegst, sondern auf dem Sofa«, erklärt sie jetzt mit einer ruhigeren Stimme.

Da fällt mir wieder sofort alles ein! Mit aufgeschreckten Augen versuche ich aufzustehen, falle aber wieder um, weil es zu schnell geht.

»Also hast du etwas getrunken!«, sagt meine Mutter verärgert.

»Quatsch! Hab ich nicht! Ich hab hier geschlafen, weil er doch irgendwo schlafen musste.«

Mir ist noch nicht klar, dass meine Mutter gar keine Ahnung von alldem hat.

»Er?«, sie runzelt die Stirn.

»James Bond«, flüstere ich.

»James Bond? Kind, was redest du da?«, sie schaut mich besorgt an.

»Ich hab gestern diesen Mann angefahren.«

»Du hast was?!«, schreit sie mich aufgebracht an und unterbricht mich.

»Nein, Mom! Bitte beruhige dich, ihm fehlt nichts. Darum habe ich ihn ja mit nach Hause gebracht, damit er sich ausruhen kann«, versuche ich zu erklären.

»Schatz, ich mache mir langsam Sorgen um dich.«

»Du glaubst mir nicht? Er liegt oben, auf mein Bett, in meinem Zimmer.«

Wieso glaubt sie mir nicht?! Sie schüttelt den Kopf.

»In deinem Zimmer ist niemand«, erklärt sie ganz langsam.

»Was?«, flüstere ich.

»Niemand ist in deinem Zimmer«, wiederholt sie und spricht jedes Wort langsam aus.

»Das ist unmöglich!«, sage ich aufgebracht, stehe sofort auf und renne hoch auf mein Zimmer.

Unmöglich! Es ist leer! Wieso ist es leer?! Wie kann dass sein? Ich habe ihn doch selbst hier hochgenommen! Immer noch verwirrt renne ich zum Kleiderschrank und öffne ihn, vielleicht ist er ja da drin. Mir kommen schon Tränen der Wut hoch, da das Bett aussieht, als ob nie jemand darauf gelegen hätte. Auch meine Decke liegt wieder da, wo ich sie gestern Nacht raus geholt habe!

»Ist alles in Ordnung?«

Meine Mom steht vor meiner Tür und blickt mich wieder mit diesem besorgten Gesichtsausdruck an. Sie denkt ich wäre verrückt!

»Mom, ich schwöre dir! Er war hier!«, sage ich und zeige aufs Bett.

Sie runzelt traurig die Stirn.

»Vielleicht sollte ich mal Herr Benedet anrufen«, sie blickt verzweifelt auf den Boden.

Na toll, sie denkt wirklich ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Herr Benedet ist der Psychologe meiner Mutter, er hat ihr in der Zeit, als Dad uns verlassen hat und sie psychisch am Ende war, geholfen. Und jetzt glaubt sie auch noch, dass ich seine Hilfe brauche!

»Nein, brauchst du nicht!«, sage ich vorsichtig.

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass dieser James Bond gestern hier war. Aber da meine Mom mir nicht glaubt und ich keine Hilfe brauche, muss ich sie jetzt eben anschwindeln.

»Ich irre mich wohl, vielleicht habe ich ja gestern wirklich etwas getrunken. Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe.«

Sie hat schon genug Sorgen mit der ganzen Leukämie Geschichte, jetzt komme noch ich mit meiner James Bond Geschichte, das wäre ihr echt zu viel.

»Dann ist gut«, sie tastet sich erfreut ans Herz.

»Hast du Hunger?«, fragt sie, als Antwort nicke ich.

Als sie in die Küche verschwindet, durchsuche ich mein Schreibtisch. Vielleicht hat er ja etwas hier gelassen, einen Zettel oder so. Doch nichts dergleichen finde ich, alles sieht genauso aus wie gestern. Seltsam, wirklich sehr seltsam. Als ich wieder runter in die Küche komme, schlucke ich schnell das Omelette runter.

»Danke!«, sage ich und gebe ihr ein Kuss auf die Wange.

»Wieso hast du es so eilig?«, fragt sie mich lächelnd.

»Ich muss noch dringend zu Christina«, rufe ich und verschwinde auf mein Zimmer.

Gut, wenn Christina auch sagen wird, dass es diesen Bond nicht gibt, dann werde ich höchstpersönlich zu Herr Benedet gehen! Und das schwöre ich! Also ziehe ich mir schnell ein Hemd an, bürste mir meine schwarzen langen Haare und renne schon runter, um mir meine Schuhe anzuziehen.

»Wann kommst du?«, fragt sie mich noch, bevor ich die Tür aufmache.

»So in ein, zwei Stunden.«

Dann bin ich schon weg. Ich öffne sofort mein Auto und starte auch schon den Motor. Es dauert circa eine Viertelstunde bis zu Christina. Ich achte auch gar nicht richtig, wie ich geparkt habe, ich öffne sofort die Tür und renne schon zu ihrer Haustür und klingele.

»Ja?«, fragt eine weibliche Stimme.

Das wist bestimmt Karolin, ihre WG- Mitbewohnerin.

»Ich bin’s Adriana. Ist Christina da?«, spreche ich in den Hörer.

»Ich glaube sie schläft«, antwortet sie.

»Ist egal. Kannst du mich bitte rein lassen? Es ist dringend«, sofort lässt sie mich rein.

Sie wohnt auf den dritten Stock, als ich oben ankomme, steht die Tür schon offen. Also laufe ich rein, ziehe meine Schuhe aus und platze ins Zimmer von Christina rein. Wie erwartet schläft sie noch, so ein Morgenmuffel!

»Christina!«

Ich springe auf sie drauf und rüttele sie wie verrückt.

»Was ist passiert?«, fragt sie erschrocken und noch verschlafen.

»Gestern! Weißt du noch? Kannst du dich an dem Typ erinnern, den ich angefahren habe?«, frage ich sie hoffnungsvoll.

»Ist er tot?«, fragt sie leicht verwirrt.

Erleichtert atme ich aus.

»Also bin ich doch nicht verrückt!«

Fröhlich lege ich mich neben sie hin, sie blickt mich böse an.

»Weißt du eigentlich, wie spät es ist?!«, knurrt sie böse und ihre schwarzen Locken fallen ihr ins Gesicht.

»Nein«, sage ich wahrheitsgemäß.

»Zehn! Es ist zehn Uhr!«, brüllt sie mich an.

»Tut mir Leid«, entschuldige ich mich.

Als sie sich etwas beruhigt hat, bilden sich kleine Falten auf ihrer Stirn.

»Was machst du hier überhaupt?«, fragt sie mich verwirrt.

»Du weiß doch, ich hab diesen Typ angefahren und mit nach Hause genommen«, sage ich und sie nickt.

Das mit dem metallischen Handschuh lasse ich lieber weg, sonst wird sie auch denken ich wäre verrückt.

»Ich hab ihn in meinem Zimmer schlafen lassen…«, sie unterbricht mich.

»Ihr habt zusammen geschlafen?«

Wieso grinst sie so blöd?!

»Nein, natürlich nicht! Ich habe im Wohnzimmer geschlafen. Wie auch immer, dann hat mich meine Mom heute Morgen aufgeweckt, sie denkt ich bin verrückt, weil ich natürlich sagte, dass James Bond oben schläft…«, wieder unterbricht sie mich.

»James Bond?«, sie zieht die Augenbrauen hoch.

»Ja, er hat irgendwie nur bei diesem Namen reagiert.«

Dann setze ich fort.

»Als ich dann nach ihm sehen wollte, war er plötzlich verschwunden.«

»Und wo ist er?«, fragt sie müde.

»Woher soll ich dass wissen?! Es geht hier eigentlich nur noch darum, dass ich wissen wollte, ob ich verrückt bin oder nicht!«

Eigentlich will ich ja doch wissen, wo er ist, aber egal.

»Bist du jetzt fertig?«, ich nicke.

»Gut, dann kannst du ja wieder gehen. Ich komm später zur Bar, okay? Ich brauche meinen Schlaf!«

»Ja, ist ja gut! Bist später!«, sage ich noch und stehe auf.

Dann laufe ich wieder runter zu meinem Auto. Und was jetzt? Ich beschließe also noch ins Starbucks zu fahren, ich habe Lust auf Kaffee! Gerade als ich den Motor starten will, bleibt mein Herz beinahe stehen. Ich lasse einen Schrei raus, da James Bond tatsächlich hinten bei den Rücksitzen sitzt und mich anschaut. Ihr wisst schon, mit diesem ernsten James Bond Blick!

»Wie bist du hier rein gekommen?«, ich blicke ihn schockiert an.

»Diese Welt ist in Gefahr.«

Ich zucke von seiner Stimme zusammen, wie soll ich erklären, sie klingt so rau, so männlich.

»So wie es auch meine war.«

Er blickt aus dem Fenster.

»Was meinst du?«

Kapitel 3


Vielleicht hätte ich ihn doch lieber ins Krankenhaus fahren sollen. Ich sehe keine andere Chance, als ihn mitzunehmen. Da er immer noch starr aus dem Fenster schaut, starte ich den Motor und fahre zum Starbucks. Dort angekommen steige ich aus und öffne vorsichtig seine Tür. Dieses Mal kommt er selbst raus und blickt die Menschen die herumliefen böse an.

»Wo sind wir?«, fragt er mit einer düsteren Stimme.

»Starbucks«, sage ich nur und laufe Richtung Eingang.

Als ich mich umdrehe steht er immer noch neben dem Wagen. Also eile ich zu ihm zurück und ziehe ihn mit mir. Als wir rein kommen, setzen wir uns an einem Tisch, weit hinten hin, wo uns niemand belauschen kann.

»Also James Bond, wie ist dein richtiger Name?«, frage ich ihn ernst.

Er blickt mir in die Augen, als ob er in meine Seele blicken würde.

»Helios.«

Helios? Ich kenne niemand, der so heißt wie er…

»Na gut Helios, kannst du mir auch sagen, woher du kommst?«

»Von weit her.«

Er nimmt die Zucker Tasse in die Hand und blickt rein, dann runzelt er die Stirn.

»Wie weit her?«

»Was ist das?«, fragt er und zeigt auf die Zucker Tasse.

»Zucker.«

Ich klinge recht verwirrt.

»Und was ist Zucker?«

»Probiere es, es schmeckt süß.«

Da er keine Anstalt macht es zu probieren, lege ich ein Finger von mir rein und lecke es anschließend ab.

»Siehst du. Kein Gift, sondern nur Zucker.«

»Und was ist Gift?«

»Okay, dass reicht!«, sage ich verärgert.

»Was soll das?! Ich weiß ich hab dich gestern angefahren und es tut mir wie gesagt schrecklich leid, dass ich keinen Krankenwagen gerufen habe. Ich glaube nämlich, dass dir irgendwas fehlt!«, pruste ich los.

»Kann ich Ihnen etwas bringen?«, fragt jemand.

Als ich aufblicke, ist es nur der Kellner. Doch Helios hat mal wieder seine super Waffe nach ihm gezielt, Problem nur, dass dieses Ding wie wild anfing zu blinken. Bei mir hat es zwar auch geblinkt, aber nicht so schnell. Ich lege sofort ohne nachzudenken meine Hände auf diesen metallischen Handschuh, Helios blickt mich böse an.

»Ich hätte gerne ein Latte Macciato, für ihn auch«, sage ich und zeige auf ihn.

Sofort verschwindet der verwirrte Kellner.

»Was soll das? Du kannst doch nicht einfach jeden, der dir begegnet dieses blinkenden Dingsda vor die Nase reiben und zielen!«, ich blicke ihn verärgert an.

Da hört es wieder auf zu blinken und aus einem Handschuh wird wieder ein Ring.

»Ich weiß nicht, woher du kommst, aber ich habe noch nie in meinem Leben, so was gesehen«, sage ich und zeige auf seinen Ring.

»Ich werde dir versprechen, dir alles zu erzählen, wenn du mir dann versprichst, mir zu helfen.«

Auf einmal so gesprächig?

»Wobei kann ich dir denn behilflich sein?«, frage ich verwundert.

»Erzähle ich dir dann danach.«

Naja, natürlich willige ich ein, wäre ja unhöflich, wenn ich es nicht tun würde. Oder?

»Du bist dir sicher?«, fragt er ernst.

»Ja«, meine ich genervt.

»Gut, dann gib mir deine Hand.«

Verwirrt gebe ich sie ihm. Danach geht alles ziemlich schnell. Als er die Hand nimmt, steckt er einen Ring an meinen Mittelfinger.

»Was machst du da?!«

Genervt will ich den Ring wieder ausziehen, doch er geht nicht ab. Panik steigt in mir hoch und ich versuche es schon zu drehen und zu ziehen, aber mein Finger wird nur immer dicker.

»Was soll der Ring?«, frage ich ärgerlich.

Dann hebt er seine Hand und zeigt seinen Ring. Sofort bemerke ich, dass unsere Ringe ziemlich ähnlich sind. Es ist ein goldener einfacher Ring, nur ist da etwas eingraviert, doch es ist nicht in meiner Sprache.

»Was steht da?«, flüstere ich.

Ich blicke den Ring an und runzele automatisch die Stirn.

»Es ist meine Muttersprache«, sagt er.

Dann kommt der Kellner, bringt die Bestellung und saust schnell davon, Helios schnuppert währenddessen neugierig an der Latte.

»Und die wäre?«

»Truckanisch.«

Die Art wie er das ausspricht ist interessant.

»Kannst du das wiederholen?«, frage ich interessiert.

»Truckanisch.«

Er rollt das “R“ stark und wird am Ende des Wortes leiser, aber das “Sch“ kann man dennoch hören.

»Woher kommst du?«, frage ich neugierig.

»Das würdest du mir sowieso nicht glauben«, meint er.

»Du hast versprochen mir alles zu erzählen, wenn ich dir helfen werde«, erinnere ich ihn.

Er verdreht seine Augen, dann seufzt er und beginnt zu erzählen.

»Normalerweise lebe ich ja auf dem Planeten Track, nicht auf diesen«, sagt er verächtlich.

»Dort schickte mein Vater mich aber weg, da diese Biester kamen und unseren Planeten zerstörten, ich wurde aber nicht fortgeschickt, um zu überleben, sondern um diesen Planeten zu beschützen. Auch meine Geschwister wurden fortgejagt um andere Planten zu retten.«

»Vor wem denn beschützen?«

»Es gibt keine Namen für sie, sie kamen auf unseren Planeten, zerstörten und töteten alles, was ihnen in die Quere kam und jetzt kommen sie hier her und werden alles zerstören«, ich runzele die Stirn.

»Nehmen wie mal an, dass alles stimmt, was du da laberst«, er unterbricht mich.

»Laberst?«

Jetzt runzelt er die Stirn. Langsam glaube ich wirklich, er kommt von einem anderen Planeten.

»Erzählst«, korrigiere ich hastig.

»Wie bist du dann hier hergekommen?«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch.

»Na mit meinem Ring«, sagt er, als ob es selbstverständlich wäre, und zeigt drauf.

»Natürlich, mit dem Ring! Wieso bin ich denn nicht selbst darauf gekommen!«, sage ich ironisch und habe es langsam satt mit diesem Irren hier zu sitzen.

Also hole ich mein Geldbeutel raus und lege ein paar Scheine vor ihn.

»Wenn der Kellner kommt, gibst du ihm das, das Rückgeld müsste dir für ein Taxi reichen«, zwinkere ich ihm zu, nehme meine Latte mit und stehe auf.

Doch plötzlich hällt er meine Hand fest.

»Wohin?«, fragt er düster.

»Arbeiten, vielleicht glaubt dir ja jemand anders deine prickelnde Geschichte.«

Ich ziehe meine Hand weg und laufe mit schnellen Schritten Auto zu. Sofort, als würde ich verfolgt werden, setze ich mich rein und starte schon den Motor. Im Rückspiegel kann ich sehen, dass niemand, also nicht er, raus kommt. Also trete ich auf das Gaspedal und fahre Richtung Bar. Leider muss ich noch durch den Wald fahren und da bekomme ich es sofort mit der Angst zu tun. Ich fühle mich beobachtet, blicke die ganze Zeit auf den Tacho, um die Geschwindigkeit nicht zu bremsen. Vor Schreck schreie ich auf, als ich plötzlich gegen etwas knalle und bremse sofort.

Mit schwerem Atem löse ich mich von meinem Gurt und versuche durch der Windschutzscheibe etwas zu erkennen, doch ich erkenne nichts. Aber gegen irgendwas bin ich doch geknallt! Das ist doch unmöglich! Als ich mir sicher bin, dass da vor mir nichts ist, versuche ich den Motor wieder zu starten. Doch ich fühle mich wie in einem Horrorfilm, denn der Motor springt nicht an! Völlig verzweifelt und unsicher was zu tun, öffne ich langsam die Tür und trete aus. Wachsam und zugleich ängstlich blicke ich mich um, ich bin schon bereit laut loszuschreien, falls ich etwas sehen würde, was mich nervös machen würde. Als ich plötzlich ein Schmatzen hinter mir höre, drehe ich mich langsam um.

»Ach du heilige Scheiße!«, sage ich sofort, als ich das oder es vor mir sehe und dann lassr ich alles raus, was es in mir gibt.

Ich schreie aus Leibeskräften! So laut habe ich wirklich noch nie geschrien. Diese Kreatur vor mir, ist circa zwei Meter groß, sieht schleimig aus, ist grünlich und hatte keine Haut. Seine Glupschaugen sind so groß wie meine Faust und sein Gebiss so breit wie mein Becken. Ich wünsche ich würde in Ohnmacht fallen, sodass ich wenigstens nicht die ganzen Schmerzen fühlen muss! Aber das Ding bewegt sich noch nicht, vielleicht sieht es mich ja nicht, vielleicht ist es blind! Sofort verstumme ich und versuche nicht zu atmen. Schleichend, wie eine Katze, laufe ich rückwärts, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Das ist aber gar keine gute Idee.

Das Vieh fängt hysterisch an zu brüllen, wie ein Dinosaurier und als er das Maul öffnet, wird mir kotz übel. Es hat nicht nur einen üblen Mundgeruch, sondern auch noch spitze lange Zähne wie mein Zeigefinger! Das wars dann wohl Adriana. Plötzlich kommt mir eine Idee.

»Mein Name ist Adriana«, stelle ich mich vor und zeige auf mich.

Vielleicht versteht es mich ja und weiß, dass ich ihm nichts tun würde, vor allem weil ich gar keine Chance gegen ihn hätte!

»Und du bist?«, frage ich mutig und versuche freundlich zu wirken.

»Du bist wirklich sehr naiv«, ertönt plötzlich eine Stimme hinter mir.

Sofort drehe ich mich um und sehe Helios vor mir.

»Er will keine Freundschaft mit dir«, er lacht laut auf.

Das Ding blickt nun ihn an.

»Er hat Hunger, wenn du verstehst, was ich meine. Also bleib erst einmal da stehen, wo du bist. Wenn ich auf drei zähle, rennst du so schnell, wie du nur kannst zu mir. Wenn du zu langsam bist, dann wars das für dich«, schockiert blicke ich an.

»Eins.«

Wenn ich zu langsam bin, dann wars das für mich?! Das ist doch ein Scherz!

»Zwei.«

Gut, Adriana! Du wirst sofort zu ihm flitzen!

»Drei!«, ruft er und blitzschnell drehe ich mich um und renne zu ihm.

Gerade als ich Helios anschauen will, kommt aus seinem metallischen Handschuh eine Explosion raus und trifft genau das Ding. Ängstlich kralle ich mich an seine Schulter und erkenne, dass aus dem Ding nur noch Asche übrig ist.

»Ich glaube es wird langsam Zeit, mal mit dem Herrn da oben zu reden«, sage ich eher zu mir.

»Mit wem?«, fragt er und runzelt die Stirn.

»Ach, vergiss es«, sage ich nur.

»Du kannst jetzt übrigens loslassen«, sagt er auf einmal und ich nehme energisch die Hand von seiner Schulter weg.

»Du bist mir etwas zu unhöflich«, bemerke ich, als ich wieder zum Auto laufe.

»Ich habe es mit Höflichkeit schon versucht, doch dass spricht euch nicht so an. Also geht es nur so«, erklärt er schlecht gelaunt.

»Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, frage ich verwundert.

Als Antwort zeigt er auf seinem Ring.

»Was war dieses Ding?«, frage ich ihn und zeige auf die dagebliebene Asche.

»Sie haben unseren Planeten zerstört.«

»Dann sind das Aliens?«, frage ich.

»Nein, das ist ja eine Beleidigung!«, sagt er empört.

»Ich bin ein Alien, das war bloß irgendeine Kreatur aus einem anderen Planeten.«

»Du bist ein Alien?«, ich blicke ihn mit großen Augen an.

»Ja.«

»Ich dachte Aliens sind klein, haben einen dünnen Körper und einen Riesen Schädel«, er runzelt die Stirn.

»Seh ich so aus?«, fragt er genervt und versucht an meiner Stelle den Motor zu starten.

»Tut mir Leid.«, entschuldige ich mich.

»Kommt eben nicht jeden Tag vor, dass uns ein Alien besucht«, meine ich ironisch.

»Ich habe vieles von euch Menschen in der Schule gelernt. Ihr glaubt an eure Götter, seid unhöflich und denkt fast nur an euch selbst«, sagt er verächtlich und betonte das Wort “Mensch“ vor allem verächtlich.

»Ja, wir glauben an unserem Gott, dass er uns hier das Leben gegeben hat und ja, es gibt eine paar Leute, die unhöflich sind und nur an sich denken! Aber ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass es auch solche Aliens bei euch gibt!«, sage ich verärgert.

»Nein!«, schreit er mich an und blickt mich böse an.

»Wir sind nicht so wie ihr! Wir zerstören nicht unsere Erde, wir pflegen sie und lieben sie, im Gegensatz zu euch! Ihr beschmutzt sie, spuckt auf sie und zerstört sie selbst!«

Nun ist er aus dem Auto gestiegen und steht dicht vor mir, ziemlich wütend.

»Mag sein, doch nicht jeder tut das. Du stellst uns Mensch hin, als wären wir alle gleich, dazu hast du kein recht«, ich blicke böse zu ihm hoch.

»Ich weiß nicht, wieso mein Vater mich hier hergebracht hat! Euren Planeten kann ich vielleicht vor diesen Kreaturen beschützen, aber nicht vor euch selbst.«

Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Natürlich will ich uns, alle Menschen, verteidigen, aber irgendwie hat er eben Recht.

»Du sagst wir sind unhöflich und denken nur an uns selbst. Doch wie kannst du dass nur sagen? Du hast das in der Schule gelernt? Dass ich nicht lache! Ich habe gelernt, dass ihr Aliens gefährlich seid, dass es euch eigentlich nicht gibt! Doch dass wollte ich nicht ansprechen, ich möchte sagen, dass du bis jetzt keinen Menschen richtig kennengelernt hast, um so urteilen zu können.«

Das ist ein Schlag ins Gesicht!

»Dann beweis es.«

Dann dreht er sich um und setzt sich nach vorne neben dem Lenkrad hin. Fragend blicke ich ihn hinterher.

»Das Auto ist repariert, du warst zu dumm um den Schlüssel richtig umzudrehen«, ruft er aus dem Auto.

»Arschloch«, zische ich leise, setze mich böse hin und knalle die Tür zu.

»Was heißt Arschloch?«, fragt er.

»Bedeutet so viel wie Danke.«

Er muss ja nicht wissen, dass das ein Schimpfwort ist…

»Na dann, bitte«, flüstert er uns schaut aus dem Fenster.

»Wohin fahren wir?«, fragt er.

»Nach Hause«, sage ich genervt, da fällt mir plötzlich etwas ein.

»Wieso war jetzt nur ein Glupschauge da?«

Ich nenne dieses Ding ab jetzt Glupschauge, fragend blickt er mich an.

»Na, dieses Ding was du bombardierst hast, mit deinem metallischem Handschuh«, erkläre ich und er fängt an zu lachen, daraufhin bekomme ich eine Gänsehaut.

»Glupschauge? Metallischer Handschuh?«

Er kann nicht aufhören zu lachen.

»Jaja, ist gut«, stoppe ich ihn nach einer Weile.

»Gut, dann eignen wir uns eben auf Glupschauge. Der metallische Handschuh ist eine getarnte Waffe, wann immer ich den Befehl gebe zu schießen, öffnet es sich. Außerdem hast du ja auch einen metallischen Handschuh du Dummkopf. Du hättest eigentlich selbst mit diesem Glupschauge fertig werden können.«

Hat er mich Dummkopf genannt?!

»Arschloch«, sage ich nur.

»Bitte«, daraufhin muss ich kichern.

»Und Glupschauge war eigentlich nur ein Baby, es dauert noch, bis sie hier herkommen. Sie müssen sich erst mal alle versammeln, dann alle Waffen einschiffen, erst dann kommen sie uns besuchen«, erklärt er.

»Ein Baby?!«, sage ich hysterisch.

»Das Ding war etwa zwei Meter groß!«, sage ich aufgebracht.

»Die Richtigen haben keine schleimige Haut, sondern eine Warzen, gepanzerte Haut und haben einfach längere Zähne«, sagt er selbstverständlich.

»Und wie wirst du bitte ganz alleine mit ihnen fertig?!«, frage ich.

»Du hast mir versprochen zu helfen, außerdem kommen noch ein paar hier her«, sagt er.

»Ich dir helfen?! Ich komm ja nicht mal gegen ein Glupschauge- Baby an.«

Kapitel 4


»Jetzt beruhige dich erst mal«, sagt er genervt.

»Beruhigen? Ich soll mich beruhigen?«

Ich gebe zu, ich bin gerade wirklich ziemlich hysterisch!

»Jetzt flipp doch nicht gleich so aus! Ich werde dir ja beibringen, wie du gegen diese Viecher kämpfen musst«, erklärt er.

Das wird mir einfach zu viel. Erst jetzt realisiere ich, was eigentlich alles passiert und was noch passieren würde. Nervös und schockiert, bremse ich neben dem Straßenrand, steige aus und knalle die Tür zu. Verdammt, das kann ich doch nicht! Das ist viel zu viel für mich. Meine Mutter hat Krebs, ich arbeite in einer beschissenen Bar, mein Vater hat sich verpisst, ich habe einen neuen Freund, der auch noch ein Alien ist. Und als Sahnehäubchen auf der Torte, wie man so schön sagt, habe ich eine waschechte Kreatur gesehen, dass für mich in der Kategorie „Gibt- es- nicht-Adriana“ steht. Ach ja, und nicht zu vergessen, werde ich auch noch die Welt retten müssen. Bei diesem Gedanken muss ich erst mal richtig loslachen. Das kann doch alles nicht wahr sein. Es gibt keine beschissene Aliens und unsere Welt ist auch nicht in Gefahr! Basta!

»Was ist los?«, fragt mich James Bond, der nun auch aus dem Auto ausgestiegen ist.

»Ich kann das alles nicht«, sage ich wahrheitsgemäß.

»Was kannst du nicht?«, er runzelt die Stirn.

»Das ist einfach zu viel Helios! Versetz dich doch mal in meine Lage! Ich habe eine Mutter, die krank ist, und wir mit allen Mitteln versuchen Geld zusammenzukratzen, um sie wieder gesund zu machen. Ich weiß, dass das Leben scheiße ist und unfair. Ich habe erst richtig begriffen, dass meine Mutter krank ist und dass ich vielleicht nie wirklich richtig mein Leben aufbauen werden können. Und glaube mir, da passt nun wirklich nicht mehr die Sache mit den Aliens und diesem metallischen Handschuh rein.«

Ich lege meine Hände vernünftig auf den Kopf und blicke ihn traurig an.

»Glaubst du, du bist hier die Einzige?«

Sein Blick wird wütend.

»Glaubst du, ich bin freiwillig hier? Du verstehst wohl immer noch nicht, was hier bald passieren wird. Adriana, das ist kein Scherz und auch kein Spiel. Bald werden sie kommen und euch alle umbringen, sie werden jedes Lebewesen, das hier lebt eiskalt umbringen. Und glaube mir, niemand außer uns kann sie aufhalten! Ich bin nicht hier hergekommen, um hier irgendein dummes Menschenmädchen zu überreden ihre eigene Welt zu retten, ich bin gekommen um Hilfe anzubieten. Ich werde sicherlich nicht auf die Knie gehen und dich anflehen zu helfen, deine eigene Scheiß Welt zu retten, von der ich mir sowieso sicher bin, dass sie auch ohne den Viecher untergehen wird.«

Stumm blicke ich ihm ins Gesicht und erkenne, dass das alles kein billiger Scherz ist. Ich bin zwar immer noch nicht wirklich überzeugt, dass ich das alles packen kann, habe aber Schiss noch irgendwas zu sagen. Also laufe ich wieder zurück zum Auto, setze mich rein und schnalle mich schon an. Es dauert eine Minute, bis er auch rein kommt und sich anschnallt. Ohne was zu sagen, mache ich den Motor an und fahre heimwärts. Ich bin keineswegs beleidigt auf das, was er gesagt hat. Ich bin nur etwas verletzt, keine Ahnung wieso. Ich will die Sache beenden und einfach noch einmal von vorne anfangen. Als wir vor meinem Haus stehen, rückt sich keiner, wir bleiben einfach noch sitzen. Dann räuspert er sich und dreht sich zu mir.

»Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anschreien«, flüstert er.

»Das ist nicht das Problem«, antworte ich ernst.

»Wieso eigentlich ich?«, frage ich.

»Wie meinst du das?«, er runzelt die Stirn.

»Wieso soll ich dir helfen? Ich bin ein ganz normales Mädchen, habe keine besondere Eigenschaften, meine Eltern sind beide nicht berühmte Superstars. Ich habe nichts, gar nichts, was dir ein Grund gegeben hätte, dich für mich zu entscheiden. Wäre es nicht schlauer von dir gewesen, einen kräftigen Mann zu nehmen?«

»Das ist eine schlaue Frage für einen Menschen«, er überlegt und ich ignoriere seine kleine Beleidigung und verdrehe einfach nur die Augen.

»Als du mich angefahren hast, wurde ich ja bewusstlos und du fuhrst mich zu dir nach Hause. Das war der Tag, als ich auf diesen Planeten landete. Ich irrte umher und wusste nicht wohin mit mir. Mir war klar, dass ich irgendjemanden finden musste, mit dem ich diese Welt beschützen konnte. Als du mich berührt hattest, konnte ich in deine Seele sehen. Mir wurde sofort klar, dass nur du mir helfen kannst. Du bist zuverlässig und mutig, du denkst nicht sehr oft an dich selbst und bist hilfsbereit. Das waren die wichtigsten Eigenschaften, die ich brauchte, um der Person diesen Ring zu geben«, sagt er und nimmt meine Hand, um auf den Ring zu zeigen.

»Du magst am Anfang zwar ziemlich stur sein, aber ich weiß, dass du mich nicht alleine stehen lassen wirst.«

Wieso kann er nur so zuversichtlich mit seiner Aussage sein?!

»Ich bin nicht mutig«, sage ich enttäuscht und nehme meine Hand aus seiner.

»Wäre ich mutig, hätte ich es alleine gegen dieses Glupschaugen- Baby geschafft. Aber wie du selbst gesehen hast, stand ich ohne Plan da.«

»Du kannst nicht mit Fäusten und Füßen gegen sie gewinnen, das ist unmöglich«, lacht er leise.

Es ist ein freundliches Lachen, kein überhebliches oder Lautes, sondern ein ehrliches.

»Wenn ich dir erst mal gezeigt habe, wie man mit dem Ring umgeht, wirst du schon alleine mit denen fertig«, verspricht er mir.

»Okay«, nicke ich.

»Bevor wir reingehen, muss ich dir erst mal ein paar Regeln aufzählen«, er blickt mich fragend an.

»Wenn wir rein gehen, verhältst du dich so still, wie du nur kannst. Meine Mutter schläft nämlich und ich habe nicht wirklich Lust ihr sagen zu müssen, dass du ein Freund von mir bist«, erkläre ich.

»Ich muss aber vor und schauen, ob da nicht noch mehr Glupschaugen Biester sind«, sagt er ernst.

»Was?«

Panisch öffne ich die Tür und renne zur Haustür und suche nervös nach dem richtigen Schlüssel.
Hoffentlich ist ihr nichts passiert! Oh bitte Herr da oben, wenn es dich wirklich gibt, dann mach, dass es ihr gut geht! Ab da geht alles schnell. Als ich den Schlüssel finde und die Tür aufschließe, steht schon Helios vor mir und zielt mit seinem Handschuh auf meine Mom, die gerade zum Wohnzimmer laufen wollte. Zuerst bin ich wirklich erleichtert, sie da stehen zu sehen, aber dann bekomme ich Panik, da sein Handschuh mal wieder so komisch blinkte. Ich habe gesehen, zu was dieser Handschuh zustande ist, ich will nicht, dass meine Mom nur noch Asche ist!

Erschrocken und mit der rechten Hand am Herz, blickt meine Mom ihn geschockt an. Vergeblich versuche ich sein Arm runter zu drücken, doch das Muskelpaket bleibt versteinert stehen und schaut meiner Mutter böse in die Augen.

»Wer sind Sie?«, fragt er sie plötzlich.

Doch anstatt dass der Handschuh wieder zu einem Ring wurde, fängt es nur noch mehr an zu blinken. Hilfe suchend blicke ich mich um, denn Helios lässt mich nicht durch die Tür und ich kann ja schon fast den schnellen Puls meiner Mutter bis zur Tür hören. Also klettere ich auf sein Rücken und beiße ihn aufs Ohr.

»Adriana!«, knurrt er böse.

»Mach dein Arm runter du Idiot! Das ist meine Mutter!«, schreie ich ihm direkt ins Ohr.

Der Handschuh hört auf zu blinken, er hat aber seinen Arm immer noch in der Richtung meiner Mutter gestellt.

»Das ist deine Mutter?«, fragt er unsicher.

»Ja!«

»Adriana? Wer ist das?«, fragt meine Mutter mich mit unruhiger Stimme.

Da James Bond immer noch keinen Anstalt macht, mich durchzulassen. Klettere ich über ihn runter und gelange dann auf den Boden. Gerade will ich zu meiner Mom laufen, da hällt er mich an der Hand fest. Mit ernsten Augen sieht er mich an.

»Du bist dir wirklich sicher?«, fragt er, als ob die Welt untergehen würde, darauf nicke ich.

Dann lässt er los und sein Handschuh verwandelt sich auch wieder in einen Ring. Sofort laufe ich zu meiner Mutter, die mich mit großen Augen anstarrt.

Kapitel 5


»Adriana könntest du vielleicht mal so höflich sein und sagen, wer dieser Mann ist?«, fragt meine Mutter unsicher und starrt James Bond geschockt an.

»Das, das ist…«, stottere ich.

Ja, sehr gut Adriana! Und wer soll dass jetzt sein?!

»Das ist mein Freund«, entscheide ich mich spontan und setze schnell ein Lächeln auf mein Gesicht.

»Er ist Polizist«, setze ich hinzu.

»Darum eben diese Waffe, die er vorhin auf dich gezielt hat. Er hat sich nur Sorgen um mich gemacht.«

Still beobachtet meine Mutter Helios, wie er sich böse im Haus umschaut. Also ob jeden Moment irgendein Glupschauge rein stürmen und uns alle auffressen würde.

»Wieso hast du mir nie gesagt, dass du einen Freund hast?«, fragt sie mich nun müde.

»Ich hielt es nicht für so wichtig. Alles in Ordnung mit dir?«, frage ich besorgt, da sie wieder ganz bleich aussieht.

»Jaja, mir geht’s gut.«

Nein, geht es ihr nicht.

»Helios du kannst es dir ja so lange im Wohnzimmer gemütlich machen, während ich meine Mutter schlafen lege«, drehe ich mich zu ihm und versuche ihm durch meine Kopfgeste verständlich zu machen, dass es zum Wohnzimmer geradeaus geht.

Mit gerunzelter Stirn bleibt er dennoch stehen, also nehme ich meine Mutter an die Hand und ziehe sie leicht mit ins Schlafzimmer. Ihr Handgelenk ist wesentlich dünner geworden, was kein gutes Zeichen ist. Sie schläft fast den ganzen Tag, isst nichts und hat nie besondere Lust zu reden. Auch die Chemotherapie zeigt keine große Wirkung mehr, sei es deswegen, dass sie nichts mehr bringt oder dass sie einfach keine Hoffnung mehr in sich trägt.

Es bricht mir das Herz sie so leiden zu sehen, am liebsten würde ich ihre Schmerzen wegnehmen und sie mir antun. Hauptsache sie würde wieder die Alte werden. Doch ich kann weder zaubern, noch glaube ich an Wunder. Die Realität holt uns eben ziemlich schnell wieder zurück. Schon allein der Gedanke, was ich machen werde, wenn sie nicht mehr da ist, ist noch schlimmer als sie so zerbrechlich zu sehen. Sie war immer die Person, zu der ich aufsehen konnte, was mache ich, wenn sie stirbt? Ich werde doch unmöglich ein Leben zusammenbauen können. Vor allem da ich nicht einmal weiß, wie so was gehen soll. Mama und ich waren immer zu zweit, nie waren wir getrennt.

»Über was denkst du nach mein Kind?«, weckt sie mich aus den Gedanken.

Stark lächele ich sie an und betrachte sie, wie sie gerade im Bett liegt, mit dem Tuch auf dem Kopf. Ich weiß, dass sie es mir zuliebe trägt, ich schaffe es einfach nicht sie anzusehen, ohne Haare. Das zerrt mich dann sozusagen wieder zurück in die Realität, in der sie an Krebs leidet. Daher trägt sie den Lacken, doch schafft auch dieser nicht, mich die ganze Situation vergessen zu lassen.

»Über die Schule«, lüge ich.

»Du lügst, immer wenn du mich so ansiehst, brauche ich eigentlich nicht mal nachzufragen, denn da weiß ich schon, über was du nachdenkst. Aber dir würde es wesentlich besser gehen, wenn du mit mir darüber sprichst«, erklärt sie und lächelt leicht.

Nein, mir wird es dann garantiert kein bisschen besser gehen. Dann werde ich anfangen zu weinen und ihr wird es dadurch auch kein bisschen besser gehen.

»Sprich bitte mit mir«, bettelt sie mich nun an.

»Wie geht es dir?«, frage ich.

»Bitte, nicht das. Sag mir doch die Wahrheit, ich würde dir dadurch bestimmt die Last abnehme.«

»Dann fang du doch mal an mit der Wahrheit!«, sage ich zornig und stehe auf, erschrocken blickt sie mich an.

»Nie sagst du mir, wie es dir geht.«

»Aber das muss ich ja nicht, du weißt ganz genau, wie es mir geht«, sagt sie traurig.

»Eben und auch du weißt ganz genau, worüber ich nachdenke«, sage ich traurig, drehe mich um und knipse die Lampe aus, sodass sie schlafen kann.

Als ich die Tür hinter mir schließe, laufe ich betrübt die Treppe runter um mich mit dem nächsten Problem zusammen zusetzen. Als ich ins Wohnzimmer komme, finde ich ihn überrascht auf dem Sessel sitzen.

»Alles in Ordnung?«, fragt er mich.

»Ja.«

»Und wieso weinst du?«

»Ich weine nicht«, sage ich ironisch.

Als er aufsteht, auf mich zukommt und dann schließlich direkt vor mir steht, spüre ich, dass mein Herz schneller schlägt. Daraus werde ich aber garantiert keine voreiligen Schlüsse ziehen! Vorsichtig legt er seinen Zeigefinger auf meine Wange und zerdrückt eine Träne. Ich habe wohl tatsächlich geweint. Als er dann seinen Zeigefinger in den Mund nimmt, blickt er mich das erste Mal traurig an.

»Ich sage doch, du weinst wirklich. Ich konnte es sofort riechen, als du die Treppe runter liefst«, erklärt er.

»Riechen?«, frage ich unsicher.

»Wir Aliens weinen erst richtig, wenn es Salzwasser ist. Doch keiner wünscht sich, Salzwasser zu weinen. Das bedeutet nämlich, dass man todunglücklich ist. Und ja, wir können so was riechen.«

»Es war nur eine Träne.«

»Schlimm genug«, dann dreht er sich um und platziert sich wieder in dem Sessel.

»Möchtest du etwas Fernsehen?«, frage ich ihn, um bestmöglich das Thema zu wechseln.

Fernsehen?«, fragt er und runzelt seine Stirn.

Als Antwort zeige ich auf unseren Fernseher. Doch das versteht er trotzdem nicht, also setze ich mich neben ihn und nehme den Schalter in die Hand. Gerade als der Fernseher sein Bild zeigt und einen Film laufen lässt, schaltet sich wieder sein Handschuh an und das Ding fängt mal wieder an, zu blinken. Sofort lege ich meine Hände auf seinen Handschuh, um mein Fernseher zu beschützen.

»Nein, nein, nein! Mein Fernseher wird dich sicherlich nicht beißen, also fass ihn gefälligst nicht an!«, drohe ich ihm.

Mit bösen Blicken verwandelt er seinen Handschuh wieder in einen Ring, gut so! Ich kann es aber trotzdem nicht mehr aushalten, mit ihm hier zu sitzen. Erstens blickt er jedes Mal mein Fernseher so misstrauisch an, das gefällt mir rein gar nicht. Zweitens muss ich die ganze Zeit an meine Mutter denken und eigentlich will ich meine Gedanken mit dem Fernseher ablenken, was mir aber nicht sehr gut gelingt, ich denke trotzdem die ganze Zeit an sie. Und zu aller Letzt muss ich sowieso zur Arbeit, also schalte ich den Fernseher aus und stehe auf.

»Ich muss jetzt arbeiten«, erkläre ich ihm kurz, sofort steht er auch auf.

»Was wird das? Du bleibst hier!«, fahre ich ihn böse an.

»Sicherlich nicht, es sei denn du willst wieder von einen Glupschauge angegriffen werden, doch dieses Mal werde ich dann nicht da sein.«

Das hasse ich an diesen James Bond, er ist genauso wie ich. Wenn ich ihn versuche fertigzumachen, versucht er es dann auch gleichzeitig mit mir. Bin ich böse, ist er böse. Werde ich unhöflich, wird er es ebenfalls. Nie gibt es einen wirklich Unterschied zwischen uns, wenn ich mal lauter werde, wird er es auch und lässt mich ihn nicht anschreien, doch das Problem ist, das ich ihn auch nicht lasse mich anzuschreien. Das ist extrem verwirrend! Ich weiß also nie, wie ich wirklich mit ihm reden soll. Er überrumpelt mich sozusagen…

»Gut, dann komm eben mit«, sage ich genervt und ziehe mir meine Schuhe an.

»Aber wehe du machst dort irgendeinen Unsinn, du wirst dich wie ein Mensch verhalten«, erkläre ich ihm.

»Wie ein Mensch?«, er klingt unsicher.

»Ohja! Wie wir Menschen«, lache ich.

»Und wie soll das gehen?«, fragt er, als wir in mein Auto einsteigen.

»Naja, du wirst nicht der Einzige in der Bar sein, du versucht dann einfach das Gleiche zu machen, wie die anderen Männer«, versuche ich zu erklären.

»In der Bar?«

Jetzt klingt er erst recht verwirrt.

»Gibt es auf eurem Planeten nicht eine Bar? Oder eben so etwas, wo ihr Männer hingehen könnt, um euch zu betrinken?«, frage ich neugierig.

»Betrinken?«

»Alkohol«, sage ich genervt.

»Was zum Planeten Namirha ist Alkohol?«

»Namirha?«, frage ich ebenfalls verwirrt.

»Du kennst Namirah nicht?«, fragt er erstaunt.

»Was soll dass sein?«

»Sutlus«, sagt er.

Was zur Hölle?!

»Was murmelst du da? Sutlus? Ist das ein Schimpfwort?!«, sage ich verärgert.

»Heißt vergiss es«, erklärt er.

»Ahja.«

Ansonsten reden wir über nichts mehr und es bleibt still im Auto, bis wir in der Bar ankommen.

»Also nicht vergessen, du verhältst dich ganz normal«, wiederhole ich noch einmal, als wir aussteigen und vor der Bar stehen.

»So normal wie möglich«, verspricht er und läuft hinter mir rein in die Bar.

»Garry!«, rufe ich, als ich hinter die Bar komme.

Helios ist so schlau und hat sich wie die anderen Gäste auf einen Stuhl platziert.

»Gott sei Dank Adriana du bist da!«, atmet er erleichtert aus, als er zum Vorschein kommt.

»Wo warst du denn?«, fragt er.

»Musste jemanden vom Flughafen abholen«, erkläre ich kurz und hoffe er würde nicht weiter drauf eingehen.

»Wen den?«, fragt er neugierig.

War ja klar.

»Einen alten Freund«, sage ich und zeige auf James Bond.

Misstrauisch blickt Garry ihn an und stellt sich anschließend direkt vor ihn hin.

»Hi! Ich bin Garry, Adrianas Chef, schön dich kennenzulernen«, grinst Garry Helios an und will ihm die Hand geben.

Verwirrt blickt Helios mich an. Da ich hinter Garry stehe, versuche ich ihm klar zumachen, er soll seine Hand annehmen, indem ich mit meinen eigenen zwei Händen es zeige. Dann blickt er wieder Garry an und gibt ihm vorsichtig seine Hand, sofort nimmt Garry sie an und schüttelt sie. Mit einer gerunzelten Stirn blickt er Garry an, als wäre er irgendein Idiot.

»Und wie heißt du?«, hakt Garry nach.

»Helios«, sagt er langsam.

»Adriana hol deinen Freund doch ein Bier, das geht aufs Haus«, lächelt Garry mich an, als er sich umdreht.

Auch das noch! Nein, nein, nein! Jetzt will er auch noch weiter mit ihm plaudern. Und was mache ich wegen dem Bier? Helios kennt das doch gar nicht! Er wollte auch die Latte heute Morgen nicht trinken, wieso soll er dann auch noch das Bier trinken?! Nervös schenke ich das Bier in ein Glas ein und Garry ebenfalls, vielleicht wird er es ja trinken, wenn auch Garry es trinken wird. Schnell laufe ich zu den zweien zurück und stelle ihnen das Bier auf den Tisch.

»Also Helios, woher kommst du?«, frage ihn Garry neugierig.

»Spanien«, beantworte ich die Frage für ihn.

James Bond ist eben leicht gebräunt, also wird man es ihm bestimmt abkaufen, wenn man sagt, er käme aus Spanien.

»Achja? Nicht schlecht. Und wie ist es dort so?«, fragt er ihn weiter aus.

»Ach Garry, du stellst Fragen. Wie soll es denn schon dort sein? Wahrscheinlich genauso wie hier«, lache ich.

»Ist schon gut Adriana, ich werde ihm schon nicht den Kopf abreißen, du kannst die Leute ruhig weiter bedienen«, dreht sich Garry zu mir um und lächelt mich verständlich an.

Als er sich wieder zu Helios umdreht, blickt mich er mich total verwirrt an. Ich schaue ihn flehend an und zeige ihm, dass ich ihm die Daumen drücke. Dann drehe ich mich um und laufe wieder an die Theke. Die ganze Zeit blicke ich die Zwei misstrauisch an und bete zu Gott, er wird es nicht zulassen, Helios ein Mist zu erzählen. Als sich die Tür öffne und Christina hereinkommt, atme ich erleichtert aus.

»Christina! Gott sei Dank bist du da, geh zu Garry und lenk ihn irgendwie ab!«, sage ich hysterisch.

»Wieso denn dass?«, fragt sie.

»Ist das James Bond?«, fragt sie, als sie sich umdreht und ihre Stimme wird automatisch höher.

»Ja! Und Garry fragt ihn gerade aus. Also nimm ihn auf die Seite und frag ihn irgendwas!«

»Und was ist daran schlimm, dass die beiden reden?«, fragt sie.

Soll ich es Christina erzählen? Die ganze Geschichte mit den Glupschaugen, dass er ein Alien ist und das unsere Welt in Gefahr ist? Ne.

»Helios mag es nicht so gern, wenn man ihn ausfragt«, erkläre ich kurz.

»Er heißt also Helios?«, fragt sie interessiert, ich nicke.

Sie will gerade zu ihnen rüber laufen, da steht Garry aber schon auf und verabschiedet sich von ihm.

»Guter Kerl«, sagt er kurz, als er an mir vorbei läuft und ins Arbeitszimmer geht.

Sofort gehe ich zu Helios und setze mich vor ihn hin.

»Alles in Ordnung?«, frage ich besorgt und sehe zu, wie er die letzten Tropfen des Glases austrinkt.

»Alles klar, das was da drin war, schmeckt recht gut. Hast du mehr davon?«, fragt er mich.

Mit offenem Mund muss ich mir eingestehen, dass nichts schief gelaufen ist.

»Nein, das reicht«, sage ich kurz.

»Hi, ich bin Christina«, höre ich ihre Stimme hinter mir.

Sie steht nun neben uns und reicht Helios die Hand, sofort nimmt er sie an.

»Helios«, nickt er ihr zu.

Dann blickt er mich wieder an und zwinkert mir zu, ich verdrehe meine Augen und laufe wieder zurück an die Theke. Ganze zwei Stunden unterhalten die zwei sich und ich stehe an dieser blöden Bar, und verteile den Leuten Drinks zu. Die ganze Zeit hoffe ich, er wird ihr nichts sagen, sodass sie nicht denkt, er wäre verrückt. Doch im Gegenteil, die Zwei amüsieren sich bestens, sie lachen sogar über irgendetwas. Ganz toll, ich weiß auch nicht recht, aber ich bin wirklich angepisst. Als ich fertig bin, geselle ich mich zu den Zweien.

»Ich bin fertig«, sage ich zu ihm.

»Gut«, nickt er mir zu und will auch schon aufstehen, doch Christina hällt ihn fest.

»Du willst schon gehen? Wir waren doch noch gar nicht fertig, bleib doch noch zwei oder drei Stündchen«, ladet sie ihn ein.

Und sie nennt sich meine beste Freundin? Boa Adriana, was ist bloß los? Ich bin doch nicht eifersüchtig! Fragend blickt er mich an.

»Dann bleib eben hier«, sage ich böse, drehe mich um und laufe aus der Bar.

Es ist schon Nacht und recht dunkel. Die scheiß Straßenlaternen sind wohl kaputt, doch zum Glück ist es Vollmond und dieser gibt mir genügend Licht um mein Auto zu finden. Ich will zwar gerade einsteigen, bleibe aber wie angewurzelt stehen, als ich eine Frau schreien höre. Schnell drehe ich mich um, und versuche zu hören, woher dieser Schrei kommt. Als ich mir sicher bin, schleiche ich vorsichtig eine Gasse entlang und finde schließlich eine Sackgasse, woher ganz deutlich der Schrei herkommt. Ganz vorsichtig schiele ich in die Sackgasse rein und sehe, wie eine Frau blutend an der Wand gelehnt sitzt und schluchzt. Ihre Hände hällz sie sich zitternd vor sich um sich bestmöglich zu schützen. Mir wird selbst kotz übel, als ich sehe, wegen was sie da schreit. Es ist niemand anders als so ein Glupschauge. Doch ich bemerke, dass dieser größer und hässlicher ist, als der, der mich überfallen hat. Unsicher stehe ich nun da und weiß nicht, was ich tun soll. Als die Frau aber wieder anfängt zu schreien, nehme ich reflexartig einen Stein vom Boden und bewerfe damit das Ding.

»Hey! Hier bin ich!«, brülle ich es mutig an.

Doch mein Mut sinkt sofort wieder in meine Hose, als es mich wiehernd anblickt und sich zu mir umdreht. Und was jetzt Adriana? Wäre doch bloß Helios da, aber nein, er amüsiert sich ja prächtig mit Christina! Dann muss ich es eben selbst in die Hand nehmen.

»Komm doch her!«

Hoffnungsvoll strecke ich meinen Arm raus und hoffe, der Ring würde sich in einen Handschuh verwandeln, genauso wie bei Helios! Doch es regt sich nichts. Immer näher kommt die Kreatur auf mich zu, doch ich kann mich nicht bewegen.

»Mach doch was!«, schreie ich den Ring ungeduldig an.

Als Glupschauge mich aber dann anbrüllt, mache ich kehrt und renne so schnell, wie ich nur kann. Natürlich weiß ich, dass es mir hinter her rennt und ich hoffe, die Frau ist schlau genug, jetzt ebenfalls wegzurennen und einen Krankenhaus zu suchen! Noch nie im Leben bin ich so schnell gerannt, doch auch nie im Leben bin ich so schnell gestürzt. Ich bin wie es aussieht gegen etwas gestolpert. Benommen setze ich mich auf und will weiter rennen, doch mein Fuß tut höllisch weh.
Als ich eine Explosion höre, nehme ich erst war, dass aus dem Glupschauge nur noch Asche übrig ist. Zitternd drehe ich mich um und sehe Helios böse vor mir.

»Wozu hast du den Ring?!«, zischt er mich böse an und hilft mir hoch.

»Woher soll ich denn wissen, wie ich den benutzen soll!«, zische ich ebenfalls böse zurück.

»Ein bisschen nachdenken war wohl zu viel verlangt«, sagt er nur und dreht sich um.

Während er also weiter läuft, bleibe ich stehen und versuche meine Tränen wegzuwischen. Jedes Schwein hätte jetzt angefangen zu weinen, ich bin ja beinahe ums Leben gekommen. Doch weiter laufen kann ich eben nicht, da mein Fuß höllisch wehtut.

»Worauf wartest du?!«, ruft er genervt.

Er geht viel zu hart mit mir um! Ich bin eben keine Maschine wie er, ich kann auf Kommando nicht das machen, was er kann. Das ist einfach zu viel für mich.

»Lass mich!«, schreie ich ihn an.

Ich höre ihn laut seufzen, dann läuft er zu mir.

»Du Heulsuse, wieso sagst du nicht gleich, dass dein Fuß wehtut?«, fragt er erschöpft und hebt mich hoch auf seine Schulter.

»Arschloch«, schniefe ich.

»Das klappt leider nicht mehr Kleines, da ich jetzt weiß, was das Wort bedeutet«, sagt er ruhig.

»Mist«, sage ich enttäuscht.

Hat ihm bestimmt Christina gesagt. Als wir am Auto ankommen, setzt er mich auf den Beifahrersitz und setzt sich selbst vors Lenkrad.

»Was wird das, wenn es fertig ist?«, frage ich ihn verwirrt und wische die letzten Tränen weg.

»Ich werde fahren«, am Lenkrad sucht er nach irgendeinem Knopf.

»Aber du kannst nicht fahren!«, erkläre ich.

»Ja, du auch nicht«, zischt er.

Augenverdrehend hole ich meine Autoschlüssel aus der Hosentasche und reiche sie ihm rüber.

»Wenn uns die Polizei erwischt, sind wir fertig.«

Mir ist es egal, wie er fährt. Ich will einfach nur noch nach Hause. Dankbar nimmt er die Schlüssel an sich und schalte den Motor an. Ich muss zugeben, am Anfang hat er ein paar Probleme und ich hätte am liebsten die Augen geschlossen, doch nach ein paar Minuten hat er den Dreh raus.

»Wie kommt es, dass du nach ein paar Minuten gut fährst und ich fast ein Jahr gebraucht habe, um den Führerschein zu schaffen und gut zu fahren?«, frage ich ihn verwirrt.

»Wir haben auch Autos auf unserem Planeten, nur heißen sie anders und funktionieren auch etwas anders, wie dieser hier«, erklärt er konzentriert.

Ich habe mir eigentlich geschworen, die ganze Zeit wach zu bleiben. Doch der Tag ist einfach anstrengend gewesen und ich kann nichts dagegen machen, als sich meine Augen gewaltsam schließen.

Kapitel 6

Ein leichter, frischer Duft tritt in meine Nase, was der Grund ist, wieso ich von meinem Traum erwache. Sonnenstrahlen scheinen durch mein offenes Fenster auf mein Gesicht und ich spüre, wie die Stellen etwas wärmer werden. Nachdem ich mich ausgiebig gerekelt und gegähnt habe, schaffe ich es mich aufzustützen und auf die Uhr zu schauen. Es ist zwar schon zwölf Uhr, aber da es Sonntag ist, kann ich unbekümmert aufstehen, wann immer ich möchte. Als ich ein Knurren aus meinem Magen höre, hopse ich aus dem Bett und lande geschmeidig auf meine Füße.

Gerade als ich die Tür öffne, bleibe ich wie erstarrt stehen, da ich Stimmen von unten höre. Sie kommen aus der Küche und ich verstehe gleich, dass meine Mutter mit jemandem redet. HELIOS! Wie von einer Tarantel gestochen rase ich die Treppen runter, übersehe leider eine Stufe und lande unsanft auf die Nase.

»Adriana! Ist alles in Ordnung?!«, höre ich meine Mutter besorgt nach mir rufen.

Als ich von unten aufsehe, entdecke ich zwei Füße, eingehüllt in rosa Plüsch Hausschuhe, und nebendran zwei größere Füße, die wahrscheinlich von Helios sein müssten. Da keiner die Anstalt macht mir zu helfen, will ich schon selbst aufstehen, doch wieder mal rutsche ich wegen des Laminatbodens aus. Doch bevor ich wieder auf die Nase falle, spüre ich, wie sich zwei Hände sanft um meine Taille legen und mich hochheben.

»Tollpatsch«, höre ich ihn ganz leise in mein Ohr flüstern, so leise, dass es meine Mutter nicht hören kann.

Ich könnte schwören auch noch ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu sehen.

»Hast du dir schlimm wehgetan?«, fragt meine Mutter und rückt näher.

»Nein, nicht so wild«, sage ich gelassen und blicke Helios böse an.

Wieso zum Teufel ist er hier? Hier, in meinem Haus? In meiner Küche! Fragend, mit der Hoffnung er könnte meine Gedanken lesen, blicke ich ihn an, doch er dreht sich nur um und läuft wieder zurück zur Küche.

»Dein Freund hat mir alles erzählt«, sagt sie gelassen, als wir in der Küche ankommen.

»Was meinst du, mit alles?«, frage ich mit einer Spur Panik in der Stimme.

Hat er ihr erzählt, er wäre ein Alien?! Oh bitte nicht!!!

»Naja, dass du gestern einfach zu müde warst, um zu fahren und er dich daher hier her gebracht hat. Das war wirklich sehr nett von ihm. Du hättest mal sehen sollen, wie vorsichtig er dich die Treppen hochgetragen hat, sodass du nicht aufwachst«, sagt sie und lächelt, ich glaube, ich konnte sogar sehen, dass sich ihre Wangen ein wenig rosa verfärbt haben.

»Oh, wie nett von ihm«, sage ich nur und nehme ein Teller aus dem Regal.

Meine Mutter setzt sich seufzend auf den Tisch und legt ihre Hand auf ihren Kopf.

»Tut mir leid mein Liebling, ich wollte dir eigentlich etwas zu Essen machen, aber ich war einfach viel zu müde«, erklärt sie.

»Ist schon in Ordnung! Ich esse sowieso lieber Cornflakes«, sage ich und lächele sie dankbar an.

Helios hat sich währenddessen zu ihr gesetzt und beobachtet mich, wie ich mich bücke, um die Packung Cornflakes aus dem Regal zu holen.

»Schatz?«, das letzte Wort spreche ich extra ironisch aus, was aber meiner Mutter nicht auffällt.

»Hast du auch Hunger?«, frage ich Helios, als ich mich zu ihnen an den Tisch setze und die Packung aufreiße.

»Nein, danke. Schatz?«, mit gerunzelter Stirn spricht er das Wort „Schatz“ aus und blickt mich daraufhin fragend an.

»Adriana ich lege mich mal hin, falls es euch nichts ausmacht«, sagt meine Mutter mit gequältem Gesichtsausdruck und steht auf.

»Brauchst du irgendetwas?«, frage ich besorgt.

»Nein, danke. Auf Wiedersehen Helios«, verabschiedet sich meine Mutter von ihm und verschwindet dann auf ihr Zimmer.

Sofort wende ich mich an Helios.

»Ab heute wirst du mich in der Gegenwart von meiner Mutter immer auf Schatz oder Liebling ansprechen! Sie denkt du wärst mein Freund, und da mir nichts anders für dich einfällt, sollte diese Aussage über dich fürs Erste ausreichen. Verstanden?«, frage ich ihn schnippisch.

»Verstanden mein Liebling«, sagt er und grinst mich hämisch an.

Ich verdrehe nur meine Augen und fange an meine Cornflakes zu essen.

»Danke übrigens wegen gestern«, flüstere ich kleinlaut, als Antwort nickt er nur.

»Über was hast du dich eigentlich mit meiner Mutter unterhalten?«, frage ich ihn schließlich, als ich fast fertig war.

»Sie ist sehr krank«, sagt er und blickt ein Punkt auf dem Tisch an.

»Du Blitzmerker«, sage ich nur.

Stumm lege ich das Geschirr in die Spülmaschine und kriege beinahe ein Herzinfarkt, als ich mich umdrehe und Helios genau vor mir steht. Er stützt sich links und rechts von mir ab und blickt mir nachdenklich in die Augen.

»Wenn du sie ansiehst, mit ihr sprichst oder über sie nachdenkst, bist du unglücklich«, sagt er leise und streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

Mein Atem verläuft unregelmäßig, während sich meine Augen in seine verfangen haben. Es ist fast so, als würde er in mich hindurchsehen. Langsam kommt er mir immer näher, bis er an meinem rechten Ohr angelangt ist.

»Ich kann sie heilen«, raunt er.

Das war der Auslöser, dass mein Herz plötzlich wild in meiner Brust hämmern lässt. Er will sich gerade wieder umdrehen, da legen sich meine Hände auf seine Wangen, sodass er stehen bleibt und mich ansehen muss.

»Das glaube ich dir nicht. Rede weiter«, fordere ich.

Ich denke immer nur an das Gleiche. Er kann sie heilen, er kann sie heilen, er kann sie heilen.

»Tut dein Fuß immer noch weh?«, fragt er mich wissend.

Verblüfft schaue ich ihn an. Ich habe mich am Knöchel verletzt und konnte gestern weder laufen noch fahren. Heißt das, er hat ihn geheilt, aber wie? Aber vielleicht lügt er auch nur und die Verletzung von gestern war gar nicht so wild.

»Beweis es mir«, flüstere ich, stoße ihn von mir und hole mir ein Messer.

Nein, ich bin nicht so verrückt, dass ich es in meine Brust stoße oder so, ich weiß ja nicht einmal, ob es stimmt, dass er Dinge heilen kann. Doch bevor ich ein Schnitt auf meine Handfläche schneiden kann, hat er mir das Messer schon gewaltsam weggenommen.

»Bist du verrückt?«, sagt er zornig und blickt mich mit einem warnenden Blick an.

»Dumme Sutlus! Dich selbst zu verletzen, um zu überprüfen, ob ich dich anlüge!«, zischt er verächtlich.

Wieder dieses Wort Sutlus. Ich muss zugeben, dass ich von seiner Reaktion eine Gänsehaut bekommen habe.

»Du sagst, du kannst meine Mutter heilen, denkst du ich glaube dir sofort oder wie? Natürlich muss ich das prüfen, bevor ich mir solche Hoffnungen mache!«, sage ich aufgebracht, überkreuze beleidigt meine Arme und blicke ihn wie ein beleidigtes Kind nicht an.

Ich höre ihn seufzen und dann spüre ich seine Hände auf meiner Schulter.

»Du darfst dich nicht selbst verletzen«, flüstert er.

Da ich ihn aber immer noch nicht anschaue, legt er seine Finger geschickt um mein Kinn, sodass ich ihn nun anschauen muss.

»Auf unserem Planeten ist es die schlimmste Art ansehen zu müssen, wenn sich jemand selbst verletzt. Und vor allem anzusehen, wie du es tust.«

Er nimmt meine Hand in seine und blickt mich vorsichtig an.

»Versprich mir, dass du dir nie wieder selbst wehtust. Ich werde dir schon meine Fähigkeit zeigen, dass ist kein Problem, aber nicht an dir«, sagt er und legt seine Lippen an meine Hand.

Er küsst sie nicht, er legt sie nur behutsam auf sie. In meinem Kopf schwirrt es nur so, ich kriege seine Augen nicht aus meinem Kopf und das was er gesagt hat, schmeichelt mir so was von, dass ich meine Hand sofort wieder zurückziehe. Mit hochrotem Kopf drehe ich mich um und mache so, als würde ich den Tisch putzen. Als ich mich wieder beruhige, drehe ich mich zu ihm um. Er steht immer noch da, wo er stehen geblieben ist. Nur hält er dieses Mal das Messer in der Hand. Dann, ganz plötzlich, schneidet er sich damit tief in seine Handfläche. Ich schnappe nach Luft, greife nach seiner Hand und will mit ihm ans Waschbecken laufen. Doch er bleibt wie angewurzelt stehen und befiehlt mir mit seinem Blick ebenfalls stehen zu bleiben.

»Schau hin«, sagt er und blickt auf seine Handfläche.

Ich höre ihn irgendetwas flüstern, doch kann ich es nicht verstehen, da es zu leise ist. Doch die Wunde auf seiner Hand verschwindet langsam und irgendwann ist alles wieder beim Alten. Mit offenem Mund blicke ich seine Hand an und mir wird ganz langsam klar, dass er meine Mutter vielleicht wirklich heilen könnte. Ein Lächeln entsteht auf meine Lippen und ich blicke ihn mit leuchtenden Augen an.

»Du kannst sie wirklich heilen!“, sage ich erstaunt und fröhlich zugleich.

Ich will springen, tanzen, schreien, der Welt zeigen, wie glücklich ich bin. Also kann ich gar nicht anders, als ihn zu umarmen.

»Du kannst sie heilen!«, sage ich dann noch eine ganze Weile, bis ich mich endlich beruhigt hatte.

»Das ist aber nicht so einfach«, sagt er schließlich, als ich mich von ihm getrennt habe.

»Aber du sagtest gerade noch, du könntest es«, sage ich ängstlich, beinahe hysterisch.

War das alles nur ein blöder Scherz von ihm?!

»Deine Mutter ist nicht so leicht zu heilen, dafür müsste ich sie schon zu unseren Planeten mitnehmen. Aber dafür musst du mit mir eine Abmachung eingehen«, sagt er und sein Gesicht wird wieder hart, nicht so weich und freundlich wie davor.

»Eine Abmachung? Welche?«, frage ich unsicher.

»Ich werde sie heilen, wenn du mir versprichst, ab sofort zu trainieren und mir zu helfen, deine Welt zu retten. Ich will dein Wort.«

»Was meinst du mit trainieren?«, frage ich mit gerunzelter Stirn.

»Du trägst eine starke Waffe, ohne zu wissen, wie man sie benutzt. Du musst lernen sie zu beherrschen, sodass ich nicht immer auf dich aufpassen muss«, erklärt er.

Ich muss also lernen zu kämpfen und ihm, falls das auftreten sollte, helfen die Welt zu retten. Das alles klingt so unglaubwürdig, dass ich immer noch denke, er ist irgendein Verrückter. Aber seitdem er mir seine Fähigkeit gezeigt hat, kommen Zweifel bei mir auf. Seine Wunde ist wirklich verschwunden und diese Glupschaugen gibt es wirklich, also vielleicht geht die Welt ja wirklich unter, wenn er, beziehungsweise wir, nichts dagegen tun werden. Doch das stärkste Argument ist immer noch, dass er meine Mutter heilen kann und für diese Tat, würde ich alles tun!

»Abgemacht«, sage ich schließlich.

»Reich mir deine Hand, du musst nämlich ein Schwur mit mir abgeben.«

Unsicher reiche ich ihm meine Hand. Was wird er tun? Dann legt er meine Hand in seine Handfläche, so wie Tarzan und Jane es gemacht haben und er spricht flüsternd und mit geschlossenen Augen wieder irgendwelche Worte. Meine Hand fängt an leicht zu kribbeln, aber es tut nicht weh, es fühlt sich nur ein wenig eklig an. Als er seine Augen wieder öffnet, blickt er mich zufrieden an.

»Fertig.«

Ich nehme meine Hand wieder zurück und blicke in meine Handfläche. Erschrocken sehe ich so was wie ein Tattoo. Es ist nur ein dicker, waagrechter, schwarzer Strich, ich hätte nur nicht gedacht, dass man etwas sehen wird.

»Was ist, wenn man einen Schwur bricht?«, frage ich neugierig.

»Dann stirbst du«, sagt er so, als hätte er mir gerade gesagt, dass es draußen regnet anstatt, dass die Sonne scheint.

»Ooookay«, sage ich und schlucke.

»Bist du fertig mit Essen?«, fragt er mich. 

Zur Antwort nicke ich.

»Gut, dann können wir ja gleich mit dem Training beginnen.«

»Jetzt?«, frage ich müde.

»Ja.«

Das war ein ganz besonderes Ja. Ein Ja, dass keine Widerrede erlaubt. Er will schon in unseren Garten laufen, da ich stoppe ich ihn und sage ihm, dass ich mir erst einmal etwas anziehen muss. Murmelnd erlaubt er es und geht trotzdem schon einmal in den Garten. Ich schlendere in mein Zimmer, ziehe mir eine Jeans, ein BH und ein T-Shirt an, da draußen die Sonne scheint. Trotzdem nehme ich mir noch ein Cardigan mit, hopse noch schnell ins Bad, putze meine Zähne, kämme mein schwarzes Haar und laufe schließlich ebenfalls in den Garten.

Dort angekommen reißen sich meine Augen auf, da er sein Pullover ausgezogen hat. Heiliger Strohsack hat er ein Bizeps! Er ist doch ein Alien, wieso sieht er dann gleich so gut aus? Glücklicherweise trägt er noch ein Shirt, ich will wirklich nicht wissen, wie es darunter aussieht, nicht dass ich dann einfach umfalle oder so was.

»Bist du bereit?«, fragt er mich mit seiner gewöhnlichen, emotionslosen Miene.

Doch bevor ich auch nur irgendwas erwidern könnte, fängt er wieder an zu sprechen, ich verdrehe nur leicht die Augen und versuche ihm zu folgen.

»Auf deinem Ring ist etwas eingraviert, kannst du es erkennen?«

Ich blicke auf meinen Ringfinger, wo er den Ring damals rein gepresst hat und sehe wirklich etwas Eingraviertes. Doch kann ich keine Buchstaben erkennen, da die Zeichen eher der ägyptischen Schriftart ähneln.

»Was steht da? Kannst du es mir übersetzen?«, frage ich nun etwas neugieriger.

»Sei deiner Gedanken und Gefühle bewusst und ich bin bei dir.«

Ich lasse es mir noch einmal durch den Kopf gehen, bevor ich ihn stirnrunzelnd anblicke.

»Ich bin bei dir? Steckt in diesem Ring etwa ein Geist drin?«, ich muss leicht lächeln.

»Da hast du recht. In dem Ring steckt wirklich ein Geist drin, aber nicht irgendein Geist, sondern ein königlicher Beschützergeist. Dieser Ring wurde für unsere königliche Familie hergestellt, sodass wir für unseren Planeten kämpfen und es beschützen können.«

»Für deine königliche Familie? Bist du etwa ein König?«, frage ich und muss nun doch loslachen.

»Nein, noch nicht, jedoch ein Prinz. Hör auf zu lachen Sutlus, dafür besitze ich gerade kein Nerv«, sagt er kalt und fährt fort.

Wenn ich bloß wüsste, was Sutlus bedeutet!

»Um den Ring Befehle zu erteilen, musst du auf deine Gefühle und deinen Gedanken achten. Hast du Angst, kannst du den Ring erst einmal nicht in die Waffe verwandeln und hast du einen vernichtenden, teuflischen Gedanken, wird er dir nicht helfen wollen. Ein Beschützergeist ist sehr weise, nicht jeden will er beschützen«, erklärt er.

»Also wenn mich der Geist nicht mag, könnte es theoretisch sein, dass er mich hängen lässt«, schlussfolgere ich.

»Ja und nein. Ein Zeichen dafür, dass er dich akzeptiert, ist schon einmal der, dass der Ring nicht von deinem Finger abgeht, habe ich recht? Wirst du ihn jedoch verärgern oder etwas tun, was nicht für die Gerechtigkeit gilt, so wird er dir abfallen und einen anderen Besitzer suchen wollen.«

Als er sich von mir abwendet und irgendwas aus der Garage holt, versuche ich prüfend den Ring von meinem Finger abzuziehen, doch wie Helios gesagt hat, will er nicht ab. Also blicke ich wieder auf und sehe zu, wie Helios mit einem Eimer herauskommt und es vier Meter vor mir auf dem Gras stellt. Schließlich kehrt er wieder zu mir zurück und gesellt sich neben mich.

»Und jetzt?«, frage ich ihn.

»Zuerst konzentrierst du dich und auf unser erstes Ziel ist es, also den Ring in die Waffe zu verwandeln, indem du all deine Angst verschwinden lässt«, erklärt er geduldig.

Ich soll also meine Angst verschwinden lassen. Aber ich habe gerade doch gar keine Angst, jedenfalls wüsste ich nicht wovor. Ich schließe kopfschüttelnd meine Augen und atme ruhig ein und aus.

»Wunderbar, du lernst schnell«, sagt er plötzlich und etwas erstaunt.

Stirnrunzelnd öffne ich wieder meine Augen und spüre nun den metallischen Handschuh auf meiner Hand. Ich bin nur zu einem „Ah“ und „Oh“ fähig und brauche erst einmal Zeit, dies zu verdauen.

»Nun wird es ein wenig schwieriger. Schau dir den Eimer an und befehle den Ring in deinem Kopf, ihn zu töten.«

»Den Eimer töten?«

»Ja«, sagt er etwas ungeduldig.

HMMM! Also Mr. Geist, ich brauche jetzt Ihre Hilfe, und zwar, wären Sie so freundlich den Eimer abzuschießen?

Stille. Okay, neuer Versuch, vielleicht muss ich ja meinen Arm dahin zielen, er will mir ja nicht auf die Füße schießen.

Mr. Geist, bitten schießen Sie nun!

Immer noch nichts, irgendwas mache ich falsch. Aber was?

»Ich glaube mein Geist schläft gerade«, sage ich seufzend.

»Geister schlafen nicht«, sagt er kurz.

»Adriana, du musst dich konzentrieren und es auch wollen«, sagt er etwas tadelnd.

Er spricht mit mir, als wäre ich ein kleines Kind. Mit plusternden Backen wage ich einen neuen Versuch.

SCHIEß JETZT!

Ich brülle und brülle nur in meinem Kopf, aber da kommt nichts, nur ein feuchter Furz.

Nun versuche ich schon seit einer halben Stunde etwas heraus zuschießen, aber es funktioniert einfach nicht. Helios hat sich kein einziges Mal vom Fleck bewegt und blickt nur nachdenklich auf meinen metallischen Handschuh. Langsam werden meine Füße müde, also setze ich mich auf den Rasen im Schneidersitz.

»Steh wieder auf«, sagt er kalt.

»Das bringt doch nichts! Es klappt einfach nicht!«, sage ich genervt und bleibe sitzen.

»Es würde funktionieren, wenn du nicht so faul wärst und mehr ehrgeiziger«, zischt er.

»Oh tut mir ja so leid Mr. Ich-kann-alles-ich-bin-ein-Alien-und-du-nur-ein-Mensch!«, zische ich zurück.

»Ich bitte dich«, lacht er mich aus.

»Du strengst dich ja nicht einmal an, auf diesen mickrigen Eimer zu schießen«, sagt er und lächelt mich belustigt an.

Wie unfair von ihm! Ich hab das Ding doch gerade erst bekommen, als ob ich sofort die Welt damit retten könnte! Zornig stehe ich auf und stelle mich direkt vor ihm.

»Schon mal daran gedacht, dass es auch an dem beschissenen Lehrer liegen könnte? Vielleicht hast du ja etwas ausgelassen?«, sage ich provozierend.

»Da gibt es nichts auszulassen, der Ring ist so leicht zu bedienen, wie du heute früh automatisch mit deinem Löffel dein Müsli essen konntest. Es ist einfach, aber für dich wohl zu schwer.«

Meine Nasenlöcher blähen sich gefährlich auf. Bebend blicke ich den blöden Eimer an, ziele mit meiner Hand in seine Richtung und denke nur an eines: Helf mir, den Eimer abzuschießen!

Und siehe da, ein Blitzstrahl sticht aus meinem Handschuh und verfehlt gerade so den Eimer. Mit großen Augen blicke ich die verbrannte, schwarze Stelle am Rasen an und schaue wieder zu Helios.

»Ich habs geschafft!«, quieke ich vor Begeisterung.

»Ja«, sagt er lächelnd.

»Zwar hast du das Ziel knapp verfehlt, aber immerhin«, ich blicke ihn wieder böse an.

Immerhin habe ich es geschafft.

Ganz plötzlich entstehen dunkle, böse Gewitterwolken am Himmel. Die Sonne wird vor lauter schwarzen, dicken Wolken bedeckt und es wird dunkel. Wie ist das möglich? Die Wolken werden immer dicker und dicker und es fängt an, laut zu donnern. Als auch noch Blitze auf einmal zu sehen sind, muss ich unwillkürlich ängstlich zucken. Zitternd bemerke ich wie Helios mich ein wenig hinter sich schiebt. Das kann doch nicht sein!

»Was passiert hier?«, schreie ich fast, da der Donner immer lauter wird.

»Wir kriegen Besuch«, sagt er finster und blickt auf die Gewitterwolken.

Schlagartig schlägt ein Blitz direkt auf den Eimer auf, das passiert so schnell, dass ich aufschreie und mich an Helios seinem Arm kralle. In dem Rauch, der wegen dem Blitz entstanden ist, erkennt man langsam eine Gestalt.

»Da steht jemand«, sage ich und blicke mit ängstlichen Augen auf die Gestalt.

So schnell, wie die Wolken aufgetaucht sind, so schnell sind sie auch wieder verschwunden. Ist das Magie? Die Sonne strahlt wieder und lässt die Gestalt immer besser in Geltung kommen. Schnell wird mir klar, dass es groß ist und auf uns zu läuft. Bevor ich auch noch was sagen oder weggehen kann, sehe ich, dass es ein Mann ist.

»Helios!«, höre ich die Gestalt rufen.

»Bruder«, seufzt er nur genervt.

Was geht hier bitte vor? 

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin.
Bildmaterialien: Das Cover ist von leleszz, Danke :)
Tag der Veröffentlichung: 28.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch an einen Freund von mir und natürlich auch an meine Familie. Das Buch ist etwas außergewöhnliches, genauso wie meine Freunde und meine Familie. ;) Ein Dank an meine BetaLeserin bluebiscuit

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