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Es war nicht besonders groß, mein Zuhause. Auch nicht sonderlich aufgeräumt, freundlich oder hell. Und es roch immer ein wenig muffig. Aber es war gemütlich. Im Sommer schattig kühl, im Winter warm. Ich mochte es gar nicht oft verlassen und war wirklich sehr, sehr selten vor der Tür. Wenn ich mich recht entsinne, noch nie. Und doch wollte ich schon gerne wissen, was draußen so vor sich ging.

Manchmal hörte ich merkwürdige Unterhaltungen, dann wieder schallendes Lachen, ausgelassenes Kreischen, Gepolter, Auseinandersetzungen, Weinen. Heute war es schon den ganzen Tag sehr ruhig draußen, das machte mir Mut. Dabei wusste ich nicht einmal, vor was ich Angst haben sollte. Was hielt mich also noch drinnen?

Ich ging zur Tür und schob sie einen Spalt weit auf. Draußen war es dunkel. Und ruhig. Vielleicht etwas zu ruhig. Langsam, sehr langsam schob ich die Tür einige Zentimeter weiter auf. Gerade weit genug, dass ich nach draußen sehen konnte.

Dort nahm ich eine Gestalt wahr, die mit weit aufgerissenen Augen in meine Richtung starrte. Plötzlich erinnerte ich mich, dass sie der Grund war, warum ich all die Jahre mein Zuhause nicht verlassen habe. Kaum größer, als dass sie mir bis zur Hüfte reichen würde, verunsicherte mich ihre Anwesenheit aber jedesmal auf ein Neues. Denn gleich würde es wieder beginnen. Das anschwellende, sirenengleiche Heulen. Dann Schreie, schmerzendes Licht, Chaos.

NEIN! Ich darf mir das nicht länger gefallen lassen. Wut gärte in mir hoch. Heute Nacht würde ich diesem Ding da draußen zeigen, wer ich bin. Dass es mehr Angst vor mir zu haben hat, als ich vor ihm.

Aber nicht sofort. Vielleicht warte ich, bis es schläft, dachte ich und zog die Schranktür langsam wieder zu.

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Tag der Veröffentlichung: 14.01.2013

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