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Die Welt war in Watte gepackt. Weiße, weiche, glitzernde Watte, die an diesem Abend besonders schön funkelte, als ob alle Sterne des Himmels darauf gefallen waren. Fabian drückte sich die Nase am Fenster platt, um einen Blick nach oben zu werfen. Nur um sicher zu gehen. Kleiner Wagen, großer Wagen, Nordstern, Sirius, alles noch da.
Durch die weiße Schneedecke, die sich über grauen Asphalt, schlammige Wiesen und kahle Bäume gelegt hatte, waren die Nächte geheim- nisvoll hell und Mond, wie auch Sterne gaben sich Mühe, der Winterwatte noch mehr Glanz zu verleihen. Selbst das schmutzigweiße Licht der alten Strassenlaterne vor Fabian’s Haus hatte in dieser weißen Wunderwelt eine magische Ausstrahlung, wie das einer Gaslaterne im London des 19. Jahrhunderts, in dem die Sherlock Holmes Geschichten spielten, die Fabian so gerne las. Fabian’s Gedanken flogen zu der Laterne. Mit einem Mal lehnte er mit hochgeschlagenem Kragen, kariertem Mantel und Hut am kalten, frostglitzerndem Metal der Laterne. Eine kurze Nachtbrise blies eine flirrende Wolke feiner Schneekristalle von der weißen Haube der La- terne, die mit den kleinen Atemwölckchen von Fabian, das Einzigste war, was sich in der näheren Umgebung bewegte. Nachdem es sich einige der Kristalle zwischen den Sommersprossen in Fabian’s Gesicht bequem gemacht hatten, nahm er doch noch eine weitere Bewegung war. Eine gebückte Gestalt lief langsam mit knarzenden Schritten durch den Schnee. Wer mochte dieser nächtliche Unbekannte sein ? Erst jetzt bemerkte Fabian, dass der Fremde während des Laufens immer wieder anhielt und etwas auf den Boden schlug. Etwas Großes. Dass er dabei auch noch unverständliche, aber wohl nicht freundliche Worte, brummte, machte Fabian doch etwas bedenklich.
„Watson ?!“
Ein kleiner, etwas untersetzter Mann mit einem dicken Schnauzbart und kleinen, blauen Augen, die listig durch seine Nickelbrille funkelten, stand plötzlich neben Fabian.
„Watson, ich kombiniere. Älterer Mann, was die gebeugte Haltung erklärt. Muss und will nicht hier draussen sein, was das Fluchen erklärt. Er ist auf der Suche nach etwas, was das Schlagen erklärt.“
„Brilliant kombiniert, Holmes.“ nickte Watson.
„Wir sollten ihn im Auge behalten.“ schlug Fabian vor.
„Im Auge behalten.“ wiederholte Watson. „Sehr wohl.“
Während ihrer kurzen Unterhaltung hatte Fabian nicht bemerkt, wie die gebückte Gestalt schlagend und fluchend immer näher gekommen war und nun direkt vor ihm stand. Grimmig funkelte sie ihn an. Fabian schreckte vom Fenster zurück. Wie konnte das sein ? Er hatte doch nur phantasiert. Langsam ging er wieder auf das Fenster zu, von dem er weggesprungen war. Er ging gerade soweit, dass er an der Fensterbank vorbei, langsam die Laterne auftauchen sah. Dort stand der Alte und sah direkt zu Fabian hinauf. Innerhalb eines Augenzwinkerns war Fabian in seinem Hochbett, unter der Decke mit dem Kissen über’m Kopf. Rekordzeit.
Am nächsten Morgen zappelte Fabian beim Früh- stück nervös auf seinem Stuhl herum, bis seine Mutter ihn endlich fragte.
„Was hast Du denn ? Musst Du mal ?“
„Nein, Mama. Ich habe einen Mann gesehen.“
Seine Mutter beugte sich erschrocken zu Fabian herüber, wobei sie beide Arme links und rechts von Fabian’s Cornflakesschüssel abstützte und ihn mit besorgtem Blick ansah.
„Oh Gott, Fabian.“ sagte sie mit zitternder Stimme. „ Ich habe auch einen Mann gesehen !“
„Was ? Ehrlich ?“ staunte Fabian.
„ Ja. Heute morgen. Er stand im Bad und hat sich rasiert. Es war schrecklich.“ stammelte seine Mutter jetzt übertrieben.
„Das war doch Papa !“ erwiderte Fabian etwas verärgert. “Nie glaubst Du mir !“
„Doch, mein Schatz.“ Seine Mutter stimmte nun einen etwas versöhnlicheren Ton an. „Aber draussen auf der Strasse einen Mann zu sehen, ist nicht wirklich ungewöhnlich.“
„Nicht auf der Strasse. Er stand vor meinem Bett.“
Jetzt sah seine Mutter tatsächlich besorgt aus. „Ach, Fabian. Das hast Du sicher nur geträumt.“
„Wenn man das hier vom Träumen bekommt…“ meinte Fabian und krempelte seinen Schlaf- anzugärmel hoch. Seine Mutter konnte beim besten Willen nichts Ungewöhnliches daran entdecken und sah von Fabian’s Arm auf, direkt in das grinsende Gesicht ihres Sohnes.
„Du Lausebengel. Deine arme Mutter so zu erschrecken.“
„Und da war doch ein Mann. Unter der Laterne. Vor meinem Fenster.“ beharrte Fabian auf seiner Meinung.
„Pass auf.“ sagte seine Mutter. „Wenn du heute abend wieder etwas siehst, was dich beunruhigt, dann ruf mich einfach und wir gehen der Sache gemeinsam auf den Grund, Sherlock. Okay ?!“
„Werde sie umgehend unterrichten, Watson.“
„Nun aber schnell. Auch Detektive müssen zur Schule.“
„Super Detektive.“ verbesserte Fabian. Seine Mutter antwortete nur mit einem Lächeln.

„Echt krass.“ staunte Cedric.
„Wenn ich es dir sage. Er hat immer wieder auf den Schnee geschlagen und dabei irgendetwas gebrüllt.“
Fabian lies es sich natürlich nicht nehmen, seinem bestem Freund die Geschichte vom Vorabend zu erzählen, natürlich etwas aufgemotzt.
„Und dann sah er direkt zu mir und hob drohend seine teuflische Vorrichtung. Und ich hab ihm einfach eine lange Nase gezeigt.“ übertrieb Fabian masslos.
„Wahnsinn. Wenn der zu Dir hochgekommen wäre.“ meinte Cedric entsetzt.
Fabian musste an die kleine Flunkerei denken, mit der er seine Mutter heute morgen erschrecken wollte. Er erschauderte bei dem Gedanken, der Alte könnte wirklich eines Abends in seinem Zimmer stehen.
„Dann müsste er sowieso erst an meinem Papa vorbei. Ach ja, wolltest du dir nicht die Sherlock Holmes Bücher mal ausleihen ? Die sind echt Klasse.“ lenkte Fabian schnell ab.

Am Abend hatte es Fabian nicht sonderlich eilig ins Bett zu kommen. Nach drei Glas Wasser und mehreren Toilettengängen war es jedoch nicht länger hinauszuzögern. Zumindest konnte er noch eine Gute-Nacht-Geschichte heraushandeln. Als seine Mutter ihn in die Decke gekuschelt hatte und mit einem dickem Schmatzer in die Nacht ent- lassen wollte, lies es sich Fabian nicht nehmen, ihr noch einen Auftrag zu zuflüstern.
„Watson ?!“
„Sie wünschen, Mister Holmes ?“ spielte sie mit.
„Wenn sie die Güte hätten, die Umgebung zu sichern.“ bat Fabian. Seine Mutter wusste sofort, was Fabian damit meinte und ging zum Fenster.
„Alles sicher. Nichts Verdächtiges zu sehen.“ sagte sie und zog die Gardinen vor das Fenster. „Schlafen sie gut, teurer Freund.“ zwinkerte sie Fabian zu. „Gute Nacht, Schatz.“
Im Halbdunkel, der Schnee und die Laterne leuch- teten sein Zimmer hervorragend aus, grübelte Fabian über den Alten und dessen Geheimnis nach, aber er fand keine logische Erklärung. Seine Überlegungen wurden jedoch plötzlich gestört. Durch ein Geräusch. Von Draussen. Ein Geräusch, als ob jemand etwas Schweres auf den Schnee schlug. Er war wieder da. Die Neugier war groß, die Angst jedoch größer. Keine zehn Pferde würden Fabian aus dem Bett bekommen. Auch nicht nur um einen kurzen Blick zu riskieren und doch noch hinter die Lösung zu kommen. Nicht Fabian. Aber Sherlock Holmes, den Super Detektiv. Vorsichtig kletterte Fabian die Stufen seines Hochbettes hinunter und ging langsam auf das Fenster zu. Gut, dass die Vorhänge zu waren, so konnte er unbemerkt durch einen kleinen Spalt nach draussen spähen. Er konnte nicht glauben, was er dort sah. Wieder stand der Alte an der Laterne, doch um ihn herum fehlte etwas. Es war so unglaublich, dass Fabian eine Weile brauchte, um zu verstehen, was er dort sah. Um den Alten herum fehlte das Glitzern, das Funkeln, die Winter- watte – der Schnee. Nur gähnende, schwarze Leere war dort. Diese seltsame Gestalt schien, nur an die Laterne geklammert, zu schweben und führte sich dabei regelmäßig die Hand zum Mund. Was macht er dort nur ? fragte sich Fabian. Irgendwie sah es so aus, als ob er etwas aß. Plötzlich waren sich Fabian und Sherlock Homes sicher, die Lösung gefunden zu haben. Der Alte, nein, Fabian weigerte sich weiterhin an einen Menschen zu denken, das Wesen frass den Schnee ! Natürlich ! Cedric und er hatten schon öfters ein wenig Schnee gekostet. Es war ange- nehm prickelnd, wie der Schnee im Mund zu frischem, eiskaltem Wasser zerfloss. Und hätte ihn seine Mutter nicht ermahnt, dass man davon Flöhe im Bauch bekommt, hätte er sicher noch viel mehr davon gegessen. Warum sollte es nun da draussen im Schutz der Dunkelheit nicht Wesen geben, die sich allein nur davon ernähren ?
Fabian schien diese Erklärung absolut logisch und Watson, der jetzt wieder neben Fabian stand, nickte nur anerkennend. Diese neu gewonnene Erkenntnis musste Fabian natürlich sofort mit jemanden teilen. „Maaaama ! Komm ! Schnell !“ Nach einigen, quälend langen Minuten, steckte seine Mutter den Kopf durch den Türspalt. „Fabian, was machst du da am Fenster ? Abmarsch ins Bett !“
„Aber Mama ! Es ist wieder da ! Dort unten ! Es frisst den Schnee !“ rief Fabian völlig aufgeregt. Fabian’s Mutter wusste, dass es jetzt wenig Sinn hatte, sich auf eine Diskussion einzulassen und kam zum Fenster. Durch die Anwesenheit seiner Mutter gestärkt, riss Fabian mutig die Vorhänge zur Seite.
„Nun, Sherlock ? Wo ist ihre alles verschlingende Bestie ?“ fragte seine Mutter nachdenklich. Fabian sah zur Laterne. Dort war nichts mehr. Das Wesen war verschwunden. Aber auch der Schnee blieb verschwunden.
„Aber sieh doch Mama ! Es hat den ganzen Schnee gefressen ! Das musst du doch sehen !“ Fabian war immer noch sehr aufgeregt.
„Ach Fabian. Ja, ich sehe, dass kein Schnee mehr um die Laterne liegt, wahrscheinlich ist er ge- schmolzen. In zwei Wochen ist Frühlingsanfang, vergiss das nicht.“ suchte seine Mutter nach einer zufriedenstellenden Erklärung.
„Halloho !“ antwortete Fabian etwas trotzig und tippte dabei auf die Anzeige seines elektronischen Aussenthemometers, dass er sich von seinem Taschengeld geholt hatte. Es zeigte stolze – 12 °C an.
„Ich gehe zwar erst in die zweite Klasse, aber ich weiß schon sehr wohl, wann Schnee zu tauen beginnt.“
„Du und deine Phantasie.“ lächelte seine Mutter „Ich bin mir sicher, dass wir morgen eine logische Erklärung dafür finden. Und bis dahin süsse Träume. Komm, ab ins Bett. Es ist schon spät.“

Diesmal konnte Fabian nicht bis zur Hofpause warten und schob seinem Freund in der ersten Unterrichtsstunde einen Zettel zu. Vorsichtig entfaltete Cedric den Zettel in seinem Schoß.

Es war wieder da +++ Stop +++ Gestern abend +++ Stop +++ Es frisst den Schnee +++ Ende

Cedric sah zu Fabian hinüber und formte mit seinem Mund lautlos eine Frage, oder besser ein Wort „ES ?!“
„Cedric !“ unterbrach die Lehrerin. „Wartet mit euren Geschichten bitte bis zur Hofpause.“
Fabian nickte Cedric nur noch kurz zu und Cedric sah nach vorne „Ja, Frau Müller, Entschuldigung.“
In der ersehnten Hofpause zog Fabian Cedric zur Seite. „Keiner darf davon etwas mitbekommen. Wir müssen eine Panik verhindern.“ flüsterte Fabian.
„Stop, langsam.“ Cedric sah etwas verängstigt aus. “Erzähl mir erst einmal, was du gesehen hast.“
„Es stand gestern wieder bei uns unter der Laterne. Wahrscheinlich zieht das Licht es an, sowie bei Insekten. Und es hat den Schnee ver- schlungen. Einen Riesenberg. Dort lag kein Krümel mehr, alles schwarz. Es war unglaublich. Vor- gestern war noch alles weiß und gestern, alles weg.“
Cedric wurde zunehmend blasser.
„Was ist ?!“ wollte Fabian wissen. „Du glaubst mir doch, oder ?!“
„Und…und wie ich dir glaube.“ stotterte Cedric. „Es war auch bei uns.“
Fabian rutschte das Herz in die Hose, es war doch schlimmer, als er befürchtet hatte.
„Es muss gestern gekommen sein, bevor es bei dir war.“ fuhr Cedric fort. „Am Nachmittag hatte ich mir mit Tom auf unserem Hof bei den Müll- tonnen eine Schlitterbahn gemacht und auch schon einige Schneebälle vorgebaut, weil ich dich heute zu einer Schneeballschlacht herausfordern wollte. Und als ich abends den Müll runterbringen wollte, war alles weg. Die Schlitterbahn, die Schneebälle, sogar der mickrige Schneemann meiner kleinen Schwester. Nur noch graue Pflaster- steine. Echt schlimm, wenn es überall den Schnee frisst. Ein Winter ohne Schnee ist doch voll sinnlos.“
„Nein, das ist nicht nur schlimm.“ schüttelte Fabian den Kopf. „Es ist furchtbar. Es frisst den Winter !“

Auf dem Nachhauseweg grübelte Fabian ange- strengt über einen Plan nach. Einen Plan, wie er dieses Wesen stoppen konnte, denn überall sah er die Spuren, die der Winterfresser hinterlassen hatte. An einigen Stellen fehlte nur ein wenig Schnee, an manchen aber auch auf vielen Metern. Die ganze Stadt war schwarz-weiß gescheckt, wie ein Kuhfell. Fabian musste über den Gedanken grinsen.
„Was belustigt sie so, Mr. Holmes ?“ Watson lief neben ihm, eine Hand tief in seinem Mantel ver- borgen, die andere an einem elegantem Spazier- stock, den er bei jedem Schritt weit nach vorne schwang.
„Nichts, Watson. Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Wir müssen dieser Kreatur das Handwerk legen. Und wir können nicht auf die Hilfe der Erwachsenen hoffen.“ meinte Fabian bedenklich.
„Sie meinen den Erwachsenen fehle es an Phanta- sie und Vorstellungskraft, um nach geeigneten Methoden zu forschen ?!“ wollte Watson wissen.
„So ist es, mein lieber Watson, so ist es.“
Fabian war mittlerweile an seinem Haus ange- kommen. Bevor er jedoch hinein ging, blieb er noch kurz stehen und sah zu der Stelle, an der das Wesen gestern Nacht gestanden hatte. Jetzt am Tage konnte Fabian beim besten Willen nichts Ungewöhnliches entdecken, was ihm vielleicht dabei helfen würde, dem Winterfresser eine Falle zu stellen. Nur eine alte Laterne unter der komplett der Schnee fehlte. In Gedanken versunken schloß er die Haustür auf und stapfte das Treppenhaus hinauf.
Als Fabian durch die Wohnungtür war, begrüßte er seinen Vater, der im Bad versuchte, einen ver- stopften Abfluss freizubekommen.
„Hallo Fabian. Kannst mir nach dem Essen ja helfen.“
„Geht klar, Papa.“ sagte Fabian brav „ Wenn du mir danach auch bei etwas hilfst.“
„So ?! Was ist das denn ?“ wollte sein Vater wissen. Fabian erinnerte sich wieder, was er Watson auf dem Nachhauseweg gesagt hatte. „Ach nichts. Später.“
„Fabian ! Ich beziehe nur noch schnell dein Bett.“ rief seine Mutter aus dem Kinderzimmer „Wasch du dir doch schonmal die Hände und geh in die Küche. Ich mache gleich Essen.“
Da sein Vater im Moment im Bad mit dem Wasch- becken kämpfte, beschloss Fabian, sich die Hände in der Küchenspüle zu waschen. Die Tür zur Küche war verschlossen, aber auf dem gewelltem Türglas konnte Fabian einen großen, undeutlichen Schatten erkennen. Und er bewegte sich. Etwas war in der Küche. Vorsichtig drückte Fabian die Klinke herunter und öffnete langsam die Tür. Am Küchentisch, mit dem Rücken zu Fabian, sass schmatzend eine gebückte Gestalt. Plötzlich wandte sie sich schnell herum und musterte Fabian mit stechendem Blick. Im Fell ihres Ge- sichtes hingen große, weise Flocken. Er war hier ! Der Winterfresser ! Fabian schrie kurz auf und wollte in den Flur zurückrennen, stiess dabei aber mit seiner Mutter zusammen.
„Fabian, was soll das Geschrei ? Komm, ich möchte dir jemanden vorstellen.“ sagte sie und schob Fabian wieder in die Küche.
„Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe.“ sagte der alte Mann, der nun vor dem Küchentisch stand und sich den Puderzucker des Weihnachts- stollens aus dem Bart wischte.
„Das ist Herr Schulze.“ sagte seine Mutter zu Fabian, dessen Herz immer noch bis zum Hals pochte. „Er ist seit Anfang der Woche Haus- meister in unserem Wohngebiet.“
„Hausmeister ?!“ sah Fabian den Alten ungläubig an.
„Ja, mein Junge.“ erwiderte dieser und hielt Fabian seine riesige, schwielige Hand entgegen, die Fabian zögerlich drückte.
“Freut mich dich kennenzulernen. Vielleicht kannst du mir ja mal beim Schneeschieben helfen. Eine ziemliche Schinderei, aber einer muss es ja schließlich machen.“
„Ich hab dir doch gesagt, wir finden eine Lösung.“ sagte seine Mutter und strich Fabian über den Kopf.
„Schneeschieben ?!“ langsam begriff Fabian. „Aber so spät am Abend ?“
„Weißt du, ich habe noch einige andere Strassen zu räumen und ihr seid halt die letzte Station auf meiner Tour. Deswegen ist es für mich dann auch immer an der Zeit mein Butterbrot zu essen. Am liebsten vor deinem Haus. Ich mag das Licht dieser alten Laterne im Winter. Von dort habe ich Dich auch vorgestern am Fenster gesehen, doch bevor ich dir zuwinken konnte, warst du schon verschwunden. Dachtest wohl, ich klau dir den Schnee, was ?!“ fragte der Alte verschmitzt.
„Schnee klauen.“ lachte Fabian etwas verkniffen „Unsinn, bin doch kein Baby mehr.“ Ihm war sein falscher Verdacht jetzt doch etwas peinlich.
Als Herr Schulze sich für Kaffee und Kuchen bedankt hatte und zur Tür hinaus war, ging Fabian in sein Zimmer, in dem ihn schon der gute, alte Watson erwartete.
„Nun, Mister Holmes, wie gedenken sie weiter zu verfahren ?!“
„Mein lieber Watson, wir sollten die Angelegenheit auf sich beruhen lassen. Wie es sich heraus- gestellt hat, sind die Erwachsenen uns zwar an Phantasie unterlegen, aber das machen sie mit Eifer und Können ganz gut wieder wett. Wir sollten sie weiter im Auge behalten, die Er- wachsenen.“
„Im Auge behalten.“ sagte Watson. „Sehr wohl.“

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Tag der Veröffentlichung: 04.02.2012

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