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Balkan I
Bis zum Strom – und dann nicht weiter

Budapest liegt schon Stunden hinter uns. Eisernes Tor: Nach Calafat – zur Fähre! Ob wir sie über die Donau
nach Bulgarien noch erreichen? Der Kapitän ankert jenseits des Stromes. So warten wir: Ein kroatischer Sattelschlepper, beladen mit einer Palette Bier für den Irak hält neben uns; die Zöllner beider Seiten verhalten sich unsichtbar; die Polen vor uns bauen ihren Campingtisch auf und ab.

Endlich drüben, warnt uns eine bulgarische Zöllnerin auf Englisch, von nun an nicht mehr anzuhalten. Vor uns ständen (in Uniform ,,getarnt’’) falsche Polizisten. - Kilometer weiter wagen wir im Spiegel einen Blick zurück:

Mein Gott, auch das ist Europa!


Balkan II
Freigekauft

Noch hundert Berge bis Griechenland! Ein Lkw vor uns wirft den Straßenstaub gegen unsere Windschutzscheibe. Endlich eine Möglichkeit, zu überholen. Kein anderes Fahrzeug scheint uns nachzufolgen. Als wir kurz darauf einen Polizeiposten betreten, wissen wir warum.

Missmutig taxiert der Gendarm unsere Pässe, stürmt an uns vorbei zum Telefon. Seine Sprache überschlägt sich, reißt die Mütze vom Kopf, springt darauf herum. Beruhigt - streckt er uns seine Hand entgegen. Wir verstehen. Das Portemonnaie noch in der Hand, schauen wir uns um. Dort steht er, die Handkante an seiner Kehle und ruft uns nach: Bulgaria - Hals ab!

Und Bulgarien liegt direkt vor uns.


Balkan III
Willkommen zu Hause

Grenzübergang Bulgarien: Wir finden die Statistikkarte nicht. Ohne diese keine Einfahrt in die Türkei. Wir protestieren: Die Staatsgewalt richtet die MPs auf uns. Unerwartet: Wir dürfen weiterfahren. Im Zollgebäude beginnt eine Odyssee durch die Büros. Hinter einem Schreibtisch thront der Zollchef. Warum wir nicht in der Türkei Urlaub machen . . . Spannung baut sich auf, entlädt sich in einem Wutanfall des Zöllners, der unsere Reisepässe auf den Fußboden schleudert. Nur ruhig!

Die Weiterfahrt nach Griechenland verläuft problemlos. Endlich Übergang nach Alexandroupolis. Hier winkt uns ein Zöllner lässig und freundlich zu mit den Worten: Willkommen zu Hause!

Ich ahne, was meine Mitfahrer denken.


Epilog 2010

Die vorherigen drei Kürzestfassungen laufen Gefahr, infolge ihrer Sprachbündelung missverstanden zu werden. Manche Erlebnisse lassen sich nach einer 20-jährigen Erfahrung auf den Reisen von Deutschland über den Balkan nach Griechenland heute sicherlich milder beurteilen. Viel Erlebtes ist noch aufzuarbeiten und unter Gastfreundschaft aber auch unter Unglaubliches einzuordnen.

Begegnungen mit freundlich gesinnten Menschen waren die Regel. Akzeptanz und Toleranz haben wir wohltuend auch zu jener Zeit, als der Balkan in Flammen stand, erfahren. Wir haben uns für die Reisen intensiv sprachlich und kulturell vorbereitet, was sich später in vielerlei Situationen zum besseren Verständnis auch bewährt hat.

Unerwartete Zusammentreffen mit der Securitate im nächtlichen Rumänien; versuchte Überfälle auf unser Wohnmobil; 14 Stunden Aufenthalt an der rumänischen/ungarischen Grenze; von Einheimischen empfohlene Übernachtungen auf bewachten TIR-Parkplätzen; Strafgefangene mit Eisengewichten an den Füßen im Straßenbau – auch das gab es!

Ich bin mir fast sicher: Der Plan ist gereift - ich werde das Gesehene, Gefühlte und Geschehene literarisch verarbeiten müssen.


Homburg,im Februar 2010 Klaus vom Hagen


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Tag der Veröffentlichung: 20.02.2010

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