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Die Nacht brach herein. Mein Atem erschien mir als kleine graue Wölkchen, welche sich schnell verzogen. Der Schnee fiel zu Boden und deckte meinen Rücken mit einer weißen Schicht. Er war so kalt. So kalt, aber ich fühlte ihn nicht. Selbst meine Tränen erstarrten. Ich wusste nicht wie lange ich schon hier in der Wildnis, im Nirgendwo war. Ich könnte schreien. Ich könnte weiterweinen, aber ich schaffte es nicht.
Die Kälte nagte an mir. Die Nässe drang durch meine Sachen. Der Schmerz war groß. Zu groß. Aber er wurde erstickt, durch meine innere Leere. Ich hasste mein Leben. Ich hasste die Götter.
Was habe ich euch getan? Wieso werde ich so bestraft?
Keine Antwort. Kein Zeichen. Keine Änderung.
Ich muss mich zusammenreisen. Ich muss nach vorne Schauen. Den Blick in die Zukunft bewahren. Mühsam richtete ich mich auf. Die Glieder schmerzten. Meine Knochen waren steif von der Kälte. Ich schrie. Was anderes konnte ich nicht. Es tat weh. So weh. Als würden lauter Nadeln durch meinen Körper sich bohren. Meine Tränen kamen wider hervor. Sie tropften in den Schnee. Ich schloss meine Augen und unter den ganzen Schmerzen schaffte ich es mich zu erheben. Ich öffnete langsam meine Augen und mein Blick wanderte zum Himmel empor.
Er war so dunkel und doch faszinierte er mich. Die weißen Flocken glitten herunter. Wie schön. Es schien, als würde der Schnee nicht einfach herunter gleiten oder fallen. Nein. Er schien zu Tanzen. Die Flocken wirbelten herum in einem Sagenumwogende Tanz. Waren sie sich im Klaren, wenn sie den Boden berühren, dass alles dann vorbei war? Oder wussten sie es und genossen es für diesen kurzen Moment ihren Spaß zu haben?
Wie gerne würde ich es sie fragen, aber ich wusste, ich würde keine Antwort bekommen. So kurz erleuchtete ein Gefühl des Glücks mein Inneres und eine kleine Flamme erschien, wenn auch nur für einen Moment, welche ich glaubte schon längst verloren zu haben. Aber es war für mich zu spät oder etwa nicht? Ich habe mich schon aufgegeben, habe meinen Tod herauf beschworen. Dies ist wohl mein Ende.
Plötzlich atmete ich einen süßen und vertrauten Duft ein. Er war so schön und es kam mir so vor, als würde ich ihn ein Leben lang kennen. Mein herz schlug auf einmal viel schneller. Mein Körper erwärmte sich. Ein Gefühl, welches mich drängte einzuschlafen. Ja. Ich sollte schlafen. Mich ergeben.
„Tu es nicht!“, drang eine Stimme zu mir. Ich blickte mich um. Aber es war niemand da. Was ist nur los mit mir? Erst der Duft, welcher immer noch mich umgibt und dann noch eine Stimme. Etwas stimmte doch nicht. Aber was zerbreche ich mir den Kopf darüber? Es ist besser wen ich nicht mehr darüber nachdenke.
„Das ist der falsche Weg. Gib dich nicht auf. Nicht jetzt. Nicht hier.“, drang wieder die Stimme zu mir.
Es war unheimlich. Woher kam die Stimme? Kennt sie mich? Aber wenn ja, woher den?
Mir fiel keine Antwort ein. Ich zitterte an ganzen Leib. War das die Kälte oder meine Angst?
Ich wollte was sagen. Ich wollte etwas rufen, aber ich brachte kein Wort heraus.
„Sage nichts. Schone dich. Es ist Hilfe unterwegs. Gib nicht auf. Nicht jetzt.“, meinte die rätselhafte Stimme.
Soll ich ihr glauben? Aber wenn ich es tue, würde sie etwa gehen? Mich hier alleine zurücklassen? Ich will nicht alleine sein. Ich möchte nicht schon wider zurückgelassen werden.
„Hab keine Angst. Ich werde nicht gehen. Ich werde bei dir sein. Auch wenn du mich nicht siehst.“
Ein Lächeln streifte meine Lippen. Ich war so dankbar dafür. Aber ich spürte wie meine Kräfte schwanden. Meine Beine sakten ein. Ich donnerte auf dem Boden, aber mein Sturz wurde durch den Schnee gebremst.
Ich konnte mich nicht rühren. Aber ich strengte mich an nicht mein Bewusstsein zu verlieren.
Plötzlich vernahm ich aus der Ferne Stimmen. Lichter schienen mir entgegen und blendeten mich. Es waren Taschenlampen. Männer in einer Uniform eilten zu mir. Ich verstand nichts was sie sagten. Meine Kraft war zu sehr aufgebraucht. Vorsichtig und mit größter Sorgfalt hoben mich die Männer und legten mich auf eine Trage.
Was ich da fühlte weiß ich nicht mehr. Ich weiß nicht mehr was dann alles mit mir geschah bis ich im Krankenhaus erwachte.
Aber bevor ich das Bewusstsein verlor und auf der Trage lag, fiel mein Kopf auf die Seite. Ich glaubte zwischen den zwei Eichen eine Gestalt zu sehen. Eine Peron in einer schwarzen Kutte. Das Gesicht verdeckt durch eine Kapuze. Doch konnte ich den Mund erblicken. Die Person lächelte und ich glaubte zu hören, dass sie noch zu mir flüsterte: „Deine Zeit war, für mich, noch nicht um.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gibt niemals auf.

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