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Das ernsthafte Fremdeln ist doch kindisch

 

Pegida oder Fremdenhass oder Entfremdung von der politischen Kaste ?

Wenn Lieschen Müller die Welt nicht mehr versteht, springen die Gefühle ein – oder die Marktforscher.

Sie sitzt vor der Glotze und sieht Gestalten, fein in Zwirn gekleidet, wahlweise mit drei Knöpfen oder einem Würger um den Hals. Langeweile macht sich bei ihr breit. Dahinter blitzt ein unangenehmes Gefühl hervor: „Die haben mit mir nichts zu tun.“

Ja, richtig: Sie tun nichts für sie.

Sie steigen aus schwarzblitzenden Karossen, die das Bitzlichtgewitter vervielfachen. Sie eilen, die Arme abwehrend ausgestreckt, ihrer Wege. Sie steigen in schwarzblitzende Karossen und brausen davon. Über die Zeit dazwischen berichten uns die Medien. Sie aber schweben in einer anderen Sphäre. Unsere Nöte, unsere Schreie erreichen sie nicht. Die zusammengeschnürten Kehlen zerquetschen unsere Stimmlein bis zur Unkenntlichkeit. Es reicht ja, dass wir ihnen unsere Stimmen gegeben haben, alles andere stört ihre Kreise.

Kalte Entfremdung hat sich breitgemacht. Die Akteure auf der Weltbühne tragen eine Uniform, ihre Gesichter sind hart und öffentlichkeitsgestählt – sie haben so gar nichts an sich von den Menschen in unserer Umgebung. Keiner glaubt ihnen mehr, dass das so sein muss, denn sie sind gefallene Götter.

Und dann kommt Pegida. Der normale Mensch wird gefeiert, Jeder kann sein eigenes Protestplakat malen und hochhalten. Die Pluralität der Gesellschaft wird dort ersichtlich: Einer ist gegen Rundfunkgebühren, der andere gegen Raucher, wieder einer gegen Tierversuche, einige gegen Ausländer.

Zur selben Zeit wird in Athen ein höfliches Plakat hochgehalten: „Gute Nacht Frau Merkel“. Hier hat das Volk aufbegehrt und hat gewählt. Wirklich gewählt und die Ablösung der alten politischen Kaste bewirkt. Die Repräsentanten gehen zur eklatanten Verwunderung unserer Presse ganz ohne Anzug und Krawatte durch die Gegend – so wie wir also -; es wird doch tatsächlich in dieser oder jener Zeitung gefragt, ob diese alltägliche Kleidung in die Altkleidersammlung gehört. Geht’s noch?

Kleider machen Leute. Die Anzug- und Krawattenträger gehören eher in die Altkleidersammlung, nur will sie auch in Afrika keiner. Mit ihnen ist kein Geld zu machen. Und kein Staat.

Schluss mit dem Fremdschämen. Es muss ja nicht unbedingt Pegida sein.

 

Cecilia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schäubles Fuß

 

Fremdeln. Warum? Aus einem unwohlem Bauch heraus, weil's nicht so ist wie dahoam – einem Kind sei es gestattet, aber wir wünschen uns doch eher das Zutrauliche, das Liabe halt. Wir sind die Guten, uns kann man vertrauen, wir sagen, wie es geht. Macht einfach das, was wir empfehlen, denn wir haben das Geld. Juchhe!

 

 

Schäubles Fuß

 

Kommt ein Grieche geflogen

(oder war es ein anderer

)setzt sich nieder auf sein' Fuß.

hat ein' Zettel im Schnabel,

von seinem Volk einen Gruß.

 

er kommt freundlich,

ohne Schlips, vertrauensvoll

er hält nicht den Schnabel

voller Hass und tiefem Groll.

Lächelnd sagt er, was er denkt.

Und die Würde seines Volkes

seine Flugrute lenkt.

Hat ein Zettel im Schnabel

für die Länder am Nabel

von Athena einen Gruß.

 

Aber die fremdeln. Sie sind nicht für Fremde, die fremd reagieren, die nicht parieren, scheißt auf ihre Grüße, schmeißt ihm die Zettel vor die Füße. Schäubles Fuß tritt den Vogel auf den Fuß.

Lieber Vogel, fliege weiter!

Nimm ein’ Gruß mit und ein’ Kuss.

Denn ich kann dir nicht helfen

Weil ich hart bleiben muss.

Und der Vogel flog weiter,

Über Berge und Tal,

Und die Kinder am Fenster,

Sahen traurig ihm nach.

Mehr ist nicht drin.

Helga

 

 

Die Pegidas fremdeln, alle fremdeln im Pegidalalaland

Gleich der Panikreaktion eines Kindes, welches auf eigene Faust seine Umgebung erkundet und plötzlich etwas Fremdes entdeckt: den Islam oder die GEZ, auch der Döner, der statt Kartoffelbrei im Angebot erschienen ist, ist der gewöhnliche, immer noch gewöhnungsbedürftige Pegida-Mensch, verwirrt und empört. Die Angst, die Sorgen, die Nöte, sie müssen doch herausgeschrien werden: „Wir sind das Volk!!!!!“

Das Kind ist nicht entwöhnt und kann noch nicht unterscheiden, was oder wer gut oder böse ist. Alle meckern unentwegt mit ihnen und huscheln sie nicht, wo sie es doch so sehr brauchen. Mäh. Es gibt gute und nicht so gute Pegidas, so wie es gute oder nicht so gute Kanaken gibt, sagen sie. Wir wollen bemerkt werden, Fußaufstampf!

Sie fremdeln aber auch daheim, wenn Fremde kommen oder kommen könnten oder ganz woanders in der Fremde schon da sind. Sie fremdeln aus Prinzip, alles soll so bleiben wie es ist, so wie es Mutti versprochen hat. Es muss aber auch besser werden. Das sowieso. Wir wollen jetzt endlich etwas sagen, etwas bestimmen. Was, wissen wir nicht so genau. Wir wollen keine Bärte und Kopftücher, man soll seine tätowierte Glatze zeigen. Das ist deutsche Ehrlichkeit und Meinungsfreiheit.

Lasst uns eine Lichterkette bilden, rufen die anderen und fassen sich an den Händen. Sie rufen: Ihr seid nicht das Volk! und "Je suis Charlie".

Jeder ruft etwas und findet sich wichtig und alle halten sich für tolerant, zudem für gut informiert. Die Islamexperten sagen extrem gute Sätze, auch dass der Islam zu Deutschland gehört, andere Experten finden das nicht. Viele Meinungen prallen aufeinander, auch ob die Kanzlerin dazu etwas sagen sollte oder doch lieber nicht, weil sie doch für die Religionen nicht so sehr zuständig ist.

Und wie verhält es sich mit dem gemeinen, einfachen Atheisten? Er beginnt in der Gesellschaft zu fremdeln. Was weiß der schon von der Bibel und dem Jesulein oder gar über die Lehren des Koran, geschweige denn von noch anderen Lehren. Diese Leute haben keine Moral, sie haben ja auch keine Kirche, kein Gotteshaus, keine heiligen Schriften. Für die guten dieser verlorenen Seelen könnte man beten. Sie müssen ja zwangsläufig fremdeln zwischen all den religiösen Eiferern, deshalb kämpfen sie auch für die Abschaffung der GEZ, für die Gerechtigkeit und alle haben auch das Recht ein Smartphone zu besitzen, denn ohne all die Apps fremdelt man in dieser Welt und sie wissen nichts vom Papst und was der so denkt über die Verhütung, die Gewalt – Kinder kann man ruhig züchtigen – und auf welchem Gebiet hier noch gefremdelt wird.

Die Menschen sind zum Fremdeln gezwungen, weil sie es nicht besser wissen. Alle. Das muss man wissen. Das Fremdeln hört erst auf, wenn sie aus der Krabbelphase hinaus sind. Man weiß nicht, wann das passiert.

Helga

 

Es war immer so

DER PAPST HAT GESAGT:

 

Um das gleich zu sagen: Papst Franziskus hat nicht für Prügel plädiert. Er hat in seiner Generalaudienz klug über die Verantwortung der Väter geredet - und dann von einem erzählt, der gesagt habe, er müsse manchmal seine Kinder "ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu demütigen"."

 

Wie schön", kommentierte das der Papst. "Er weiß um den Sinn der Würde".

 

 

 

 

 

EIN BISSCHEN SCHLAGEN

 

ein bisschen Frieden

ich will mal sagen

ihr seid bescheiden da drüben.

Der Vater weiß um den Sinn der Würde

Kinder zu schlagen ist eine große Bürde.

Sie müssen es tun wegen des Sinns der Würde.

Deswegen nie ins Gesicht

besser nur auf den Nackten

so sieht man es nicht.

Es ist so klug, zum Schlagen mit Würde anzuregen.

Das bringt Segen, das bringt Segen, das bringt Segen.

Das Kind ist dankbar dafür und verzieht das Gesicht

Die Striemen am Hintern sieht der Nachbar nicht.

Der Vater hat ja nur geschlagen, weil er es musste

Alle sahen weg, auch die Mutti, weil sie es wusste.

Die Kinder sind schuld, das war immer so.

Was stören ein paar Hiebe auf den Popo.

Das war immer so, das war immer so, 's war immer so.

Helga

 

Vom Überstülpen

Vom Überstülpen

 

"Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen." (Volker Kauder, Fraktionsvorsitzender der CDU im Bundestag, November 2011)

 

Ich verstehe: Die Sprache als Metapher für Macht, die versucht, imperialistisch in die Ritzen Europas zu dringen. Mit Überstülpen ist es nicht getan. Oder soll dieser Satz heissen: Wir Deutschen sind die Wichtigsten in Europa? Wir sind die Größten? Ach ja, wir haben die Leitkultur.

 

So ähnlich, wie: „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.“ Und die Welt stürzte in einen Krieg.

 

Pfui Teufel! Nichts gelernt, sechs.

 

Der neue griechische – welche herausragende Rolle hatten die Griechen für die europäische Kultur ! – und überaus gebildete Finanzminister nennt beim Besuch in Berlin „Goethe, Hegel, Kant als Persönlichkeiten, deren Gedanken Europa verbinden.“ Hat Schäuble seinem Gast mit dem Lob der griechischen Philosophen und Dichter geantwortet? Mitnichten. Sie, wie auch seine Rolle als Gastgeber, scheinen in unserem Lande keine Rolle zu spielen.

 

„Deine Weltsicht reicht gerade noch zum Politiker – wäre da nicht diese freche Ignoranz der Geschichte.“

 

Deutschland den Tölpeln. Europa sich selbst.

 

Cecilia

 

Deutschland hat ein Format, Deutschland hat eine Pegida

 „Hilfe! Ist das eine Krankheit?“

 

„Nicht wirklich, aber es ist anscheinend ansteckend. Es gibt Parteien, die gehen freiwillig in Quarantäne.“

 

„Was bedeutet es also?“

 

Politiker explodieren ganz intensiv durch den Anus.“

 

„Dann müsste es aber Pegidda heissen.“

 

„Das klingt zu arabisch, du Erbsenzähler.“

 

Cecilia

Und noch ein Wort zur Würde

 Würde

 

Würde dem Kind, dem kleinen Menschen, der voll in unserer Hand ist, die Würde erhalten, so könnte er ein friedfertiges Wesen werden; ein großer Mensch, der Gewalt nicht kennengelernt hat und sie deshalb, all over the world, an jedem Punkt, wo Gewalt an der Tagesordnung ist (und auch gegenüber unseren atlantischen Freunden) anklagt, ächtet und verfolgt.

 

Wo liegt die Würde in diesem kleinen Menschen? Sitzt sie in seinem Gesicht, auf diesen weichen Wangen, in diesen unschuldigen Augen?

Steht sie auf seinem Rücken, der den Schläger nicht anschaut? Wohnt sie in seinem Hintern, dessen Unschuld den Unmenschen in Wut versetzt, so dass er noch besinnungsloser zuschlägt?

 

„Wenn du auf die eine Wange geschlagen wirst, so halte auch die andere Wange hin.“ Nicht: ‚Wenn du die eine Wange geschlagen hast, so schlage auch die andere.’

Cecilia

Impressum

Bildmaterialien: Coverfoto Hein Glück by pixelio (redaktionelle Nutzung) "Königsgeier (Sarcoramphus papa)"
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2015

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