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Die Spottdrosseln schlagen zu

kommunikativ und geistreich wie es sich zu Pfingsten gehört.

 

Fröhliche Pfingsten allen Lesern!

Cecilia: Generationen-Talk, der zweite

 

„Meine Damen und Herren, liebes Jungvolk...“

 

„Ich habe es nicht so mit dem Völkischen; also nennen Sie mich gefälligst Follower.“

 

Betty van der Güll schluckt und würgt mit Mühe ihre gute Kinderstube hervor.

„Dann nenne ich Sie folgerichtig: junger Mann.

Heute abend also – danke, dass Sie mir die Gelegenheit dazu geben – begrüße ich...“

 

„Das hörten wir schon. Das nervt.“

 

„Wenn Sie persönlich nicht begrüßt werden wollen, begrüße ich umso herzlicher die anderen Teilnehmer an unserer Runde zum Thema ‚Jung und alt: das knallt ?’

Eine gro0e Einführung kann ich mir sparen, denn das Problem ist bereits offensichtlich, und so können wir medias in res gehen...“

 „Sie irren sich schon wieder; für mich ist das kein Problem. Um welche Medien soll es denn gehen?“

 

Ein Vertreter der Älteren, Nickelbrille und Seitenscheitel, zeigt auf und erklärt den Latinismus.

 

„Das nervt mich schon wieder: Immer muss ein solcher Lateinlehrer auftreten. Diese lateinischen Medien interessieren mich einen feuchten Kehricht.“

 

Der Lateinlehrer freut sich über den Kehricht. Immerhin: Noch ist nicht alles verloren, an die Amerikaner, wohlgemerkt.

 

Der Psychologe, ein absolutes must in jeder Runde, kann nicht umhin, auf seinem Stuhl herumzurutschen; und bevor er anfängt, an den Nägeln zu kauen – nicht ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass die Kamera auf ihn gerichtet ist -, meldet er sich zu Wort :

„Wie wir sehen, befinden wir uns schon im Schützengraben des Generationenkonflikts. Ist ein Leben ohne Aggression denkbar, ist der Vater aller Gedanken lebbar?“

 

„Jetzt kommt mir die Aggression aber wirklich hoch ! Dieser christsoziale Lateinlehrer reicht offenbar nicht aus; nun muss auch noch der Quotenpsychologe provozieren.“

 

Die Diskussion nimmt an Fahrt auf.

 

„Alle Achtung ! Ich höre vornehmlich geschliffene Worte aus dem romanischen Sprachschatz.“

 

Die Diskussion ist jäh abgebremst. Betty van der Güll sieht sich gezwungen, anstachelnd einzugreifen. Ihr Blick fällt auf ihr Gegenüber:

 

Eine junge Dame in der Pracht ihres Körperschmucks sitzt verdächtig ruhig mit in der Runde. Der Zuschauer macht sich so seine Gedanken beim Anblick ihres Outfits. Offenbar hält sie nichts von weiblicher Aufmachung und Ausstrahlung.

 

„Bitte.“

 

„Bitte danke. Dieser Koks geht mich auf den Keks. Chillen geht anders. Wir Piraten sind immer auf Sendung, so ein Scheiss.“

 

Der Psychologe hat sich warm geredet: „..auf Sendung, auf Droge meinen Sie wohl.“

 „Es kotzt mich an, ich kotz’ mich aus. Von diesen Zoombies habe ich noch kein produktives Wort gehört, noch Hochgeschnackseltes. Meinen Schleim produziere ich anderswo.“

 

„Ach, das ist interessant! Geht es nun um’s Eingemachte?“

 

„Lass’ dein Gemächt aus dem Spiel.“

 

Dann wieder Betty van der Güll: „ Wie wir gesehen haben, hat sich eine lebendige und an die Grenzen des Anstands vordringende...“

 

„Von Keinem hier in dieser stickigen location wünsche ich ein Eindringen, penetrieren kann ich mich selber.“

 

„...Diskussion...“

 

„Monologe, Nabelschau !“

 

„..ergeben und wir haben gesehen...“

 

„Du sprichst allenfalls für dich selbst; erlaube dir nicht noch einmal, mich mit „wir“ zu bezeichnen.“

 „Leute: contenance, wenn ich bitten darf.“

 

„Du darfst nicht bitten.“

 

Betty van der Gülls gülden umrahmtes Auge verfinstert sich, der Lateinlehrer bekommt eine auf die Nickelbrille, die als Acht zu Boden segelt, der Psychologe muss mal eben und die beiden Jungvertreter blinzeln sich züngelnd zu, wobei bei beiden ein wunderschönes Zungenpiercing das Licht der Welt erblickt.

 

Die Kamera dreht ab, um bloß nicht Jugendgefährdendes zu verbreiten.

 

„Alter Schmodder ?“ Man weiß ja nie...

 

Als die Zuschauer ausgeblendet sind, hört man aus dem Off im dunklen Studio die Worte: „Mission accomplished.“

 

„Ja, mein Terminator.“

 

„Mach mich fertig.“

 

 

 

 

Helga: Zu Pfingsten ausgeschüttet

Gedanken

 

Im Ernst, es wird alljährlich der ganze Geist verschüttet und so heißt es:

 

„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“– Apg 2,1-4 EU

 

Deutschland steuert zu Pfingsten auf einen Hitzerekord zu: Luft aus der Sahara treibt die Temperaturen über die Feiertage auf bis zu 36 Grad Celsius. "Es wird wohl das wärmste Pfingsten, seit wir ordentlich messen", sagte Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst. Das wäre seine Deutung und man kann sie getrost glauben.

 In einer Predigt des Apostels Petrus wurde das Pfingstereignis gedeutet und in den Zusammenhang der Heilsgeschichte gestellt: Durch den Propheten Joel hatte Gott vorausgesagt, dass er in den letzten Tagen seinen Geist über alles Fleisch ausgießen werde (vgl. Joel 3,1-5 EU): „Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: Ihr Juden und alle Bewohner von Jerusalem! Dies sollt ihr wissen, achtet auf meine Worte! Diese Männer sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde am Morgen; sondern jetzt geschieht, was durch den Propheten Joël gesagt worden ist. In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden Propheten sein, eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten werden Träume haben. Auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geist ausgießen in jenen Tagen und sie werden Propheten sein.“Apg 2,14-18 EU

 

Also mir wird jetzt so einiges klar. So viel Geist in der Hitze muss diese Blüten tragen, die man heutzutage erblickt, auch in Form von als Kunst und Literatur getarnten Werken in den Foren, die uns täglich beglücken. Mal abgesehen davon, dass auch so manches Gammelfleisch dargeboten wird und die zahlreichen Knechte und Mägde allmählich rebellisch werden. Zu viel Geist is a nix. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder einen gerechten Lohn erhält, von dem er sich das tägliche Brot kaufen kann. Es wird eine große Arbeitslosigkeit über uns hereinbrechen, predigen die einen, denn nun droht ihnen die Verelendung, wenn sie ihre Knechte und Mägde anständig bezahlen müssen zudem auch die Jungen und Alten gleichermaßen – ohne Ausnahme. Man möge in Gottes Namen doch zufrieden an die gedeckten Tafeln treten und hinnehmen, was der Herr gibt. So wird ein Tag der Tafel begangen. Der Herr Bürgermeister, auch der Herr Pfarrer teilen die Suppe aus. Mit gesenktem Kopf treten die Schafe heran und nehmen demütig die Gnade entgegen, denn sie können sich nicht mehr von ihrer Arbeit allein über Wasser halten. Ein wenig mehr Dankbarkeit bitte!Wo ist der Geist, der auch die erhabenen Häupter trifft? Sie, die unsere Geschicke leiten, schauen sich gerade als bunte Show an, wie tausende und abertausende Männer am Strand einst verreckten. Eine handvoll Veteranen sind übrig. Geschmückt wie die Pfingstochsen sitzen sie und lassen sich beweihräuchern. Sie haben das verdient. Mancher kann mit den schweren Orden an der Brust kaum atmen. Kein Geist hat hier jemanden nachhaltig erreicht. Die Visionen riechen nach Krieg wie es scheint. Millionäre sprechen vom Frieden und kaufen frische Waffen, aber sie zeigen Betroffenheit, wovon auch immer. Ihre Zungen sind zerteilt, sie predigen und predigen. Kein Brausen, kein Feuer kann sie aufhalten, auch das Schmelzen des Eises nicht. Die großen G-Staaten haben ihren eigenen Geist erfunden. Seine Macht lächelt und mordet, trinkt Wein, predigt Wasser - singt ein uraltes märchenhaftes Lied vom heiligen Geist, der ausgeschüttet ist...

 

Es ist eine Posse

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.06.2014

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