Kürzlich sagte mein lieber Mann zu mir: "Eigentlich gallopierst du immer mit deiner
Reisetasche an mir vorbei und bist dann mal wieder weg!"
Dass er dann noch hinter mir her rief: "Ich kann dich auch zum Bahnhof fahren", realisierte ich erst, als ich schon im Bus saß. -
Etwa zehn Minuten später, bereits im Zug sitzend, überdachte ich unsere Situation.
Keine Ahnung, wie andere Eltern - im fortgeschrittenem Alter - es empfinden, aber ich habe das Gefühl, dass unsere Nachkömmlinge denken, wir befinden uns in einer Art Standby-Modus an irgendeine Wand gelehnt oder auf dem Sofa liegend und werden erst durch ihren Anruf oder andere Lebenszeichen aktiviert. So in der Art -
"Hallo, wir brauchen Euch!"
Dass wir vielleicht auch noch ein Eigenleben haben, ist für sie absolut absurd.
Mir ist schon klar, dass es Grossmütter gibt, die ihre Enkelkinder jeden Tag in den
Kindergarten oder Hort bringen, sie wieder abholen, bekochen, und wenn die Kids schon im
Schulalter sind, mit ihnen Hausaufgaben machen.
Es gab eine Zeit, in denen ich diese Omis heftig beneidet habe.
Meine Kinder und Enkelkinder liebe ich über alles.
Dass sie es vorgezogen haben, etliche Kilometer von uns fortzuziehen, liegt nicht an uns,
sondern ist arbeitstechnisch bedingt.
Eines Tages kam unser Zweitgeborener dann auf die Idee, einen telefonischen Hilferuf an
uns zu starten und da mein Mann unser Auto aus beruflichen Gründen meistens braucht, setzte ich mich in die Eisenbahn.
Und siehe - es klappte prima.
Meine Tochter wurde inzwischen auch Mama und braucht entsprechend auch die Hilfe der Oma.
Gleiches Recht für alle!
So kommt es, dass ich inzwischen zwei von vier Wochen im Monat bei meinen Enkelkindern
zubringe.
Die Große, sechs Jahre alt, fragte mich zuletzt, warum ich nicht ganz bei ihnen einziehe.
Es brauchte einige Zeit ihr klarzumachen, dass der Opa mich ja auch ab und zu noch sehen möchte. Und unser Hund Bella mich braucht, zumindest fürs Gassigehen.
Aber in letzter Zeit überlege ich ernsthaft, ob ich die bis jetzt verbleibenden zwei
Wochen nicht kommerziell nutzen könnte. Als "mobile Oma" im Einsatz.
Zumindest bis sich das nächste Enkelkind einstellt.
Wird fortgesetzt
Bildmaterialien: Coverbild von meinem Mann
Tag der Veröffentlichung: 26.11.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Meiner nervigen aber lieben Familie