Cover


Vorwort für die, die die erste Blackie-Geschichte nicht kennen:
Blackie ist ein Amselmännchen, der in einer aufregenden Aktion die Kanzlerin gerettet hat. Zu dieser Zeit lernte er auch das Amsel-Weibchen Hedy kennen, die ihm dabei hilfreich zur Seite stand.


Monate später...

Hedy erzählt:
Es ist schon einige Zeit vergangen, seit mein lieber Blackie unsere Chefin - sprich Kanzlerin - gerettet hat.

Wir hatten danach viel zu tun. Die Kinder wurden geboren, aufgezogen und belehrt.
Nun haben sie das Nest verlassen und sich selbstständig gemacht.
Seither ist mein lieber Blackie sehr ruhelos und unzufrieden. Ständig streift - sprich fliegt er - ziellos umher...
Gestern abend nun, kam er heim und war - endlich mal wieder - der Alte.

Aufgeregt erzählte er mir, dass die Königin d.h. Queen auf Staatsbesuch käme und er ein verdächtiges Gespräch belauscht hätte.
Und zwar planten zwei junge Männer:
Sobald sie das Gebäude verlassen habe, die Frau in ein bereitstehendes Auto zu zerren und zu entführen. Natürlich wäre ein Lösegeld fällig.
"Glaub mir", rief Blackie, " die wollen die Queen entführen!" Da mein lieber Blackie schon einschlägige Erfahrungen in diesen Dingen hatte, glaubte ich ihm aufs Wort.
Wir verbrachten fast die ganze Nacht damit, Pläne zu schmieden, wie wir diese Tat verhindern könnten.
Was ja nicht so einfach ist, denn wir verstehen zwar die Sprache der "Federlosen", aber sie uns leider nicht.
Als wir dann endlich doch noch zum Schlafen kamen, hatten wir einige Pläne zurechtgelegt, wussten aber noch nicht, wie wir sie ausführen sollten.
Am nächsten Morgen hing Blackie völlig kraftlos auf seinem Ast und erklärte, er bekäme keinen Flügel hoch.
"Was sollen wir nur tun?", lamentierte er, "heute ist doch der Tag X !"
Schließlich meinte ich begütigend, dass ich die Sache in die "Krallen" nehmen würde. Immerhin hatte ich ja auch schon so meine Erfahrungen gemacht.
Zunächst flog ich in das "Krisengebiet".
Wie ich feststellen musste, keine Minute zu früh.
Die Queen und unsere Chefin standen vor dem Gebäude und winkten den Menschenmengen zu.
Ehrlich gesagt, war ich schon ein wenig enttäuscht.
Eine Königin hatte ich mir irgenwie - königlicher - vorgestellt.
Sie war klein, soweit ich es beurteilen kann, entsetzlich gekleidet und auch furchtbar frisiert. Ausserdem hatte sie eine Schachtel mit Henkel am Arm hängen, die einfach nur schrecklich aussah.
Die Menschen-Weibchen haben ja fast alle solche Behälter. Manche sind so groß, dass eine kleine Menschenfrau darin übernachten könnte andere so klein, dass nicht mal mein Frühstück darin Platz hätte.

Da ist ja unsere Chefin noch um einiges schicker!
Haste gedacht. Die Kanzlerin trug einen Blazer in bezaubernden senfgelb, das sich apart mit ihrer Haarfarbe biss.
Egal. Modefragen waren ja nicht meine Mission.
Erst mal zog ich meine Kreise über die "Federlosen" und stellte fest, dass die Handtasche der Queen offen war.
Juhu! Endlich würde ich erfahren, was sich in diesen mysteriösen Gegenständen befand!
Also flog ich wieder direkt über die Queen und fokuszierte.
Was soll ich sagen - sie war absolut leer! Kann mir einmal jemand erklären, warum die Menschen-Weibchen leere Behältnisse spazieren tragen?
Als ob die Königin meinen Blick bemerkt hätte, machte sie schnell ihre Tasche mit einem lauten Klick zu.
Endlich fiel mir wieder ein, dass ich ja wegen einer ganz anderen Sache hier war.
Fieberhaft ging ich noch einmal alle Ideen der letzten Nacht durch. Aber Plan B , den ich eigentlich als unappetitlich und respektlos empfunden hatte, schien der einzig realisierbare zu sein.
"Sie vollkoten" war Blackies Idee gewesen. Welches "Weibchen" geht mit einem verdreckten Kleid unter Leute?!
Verzweifelt drehte ich meine Runden über die Menschenmenge und konzentrierete mich. Sowas ist garnicht so einfach. Ehrlich habt ihr schon mal versucht auf Bestellung....
Endlich - nachdem ich beinahe die Hoffnung aufgegeben hatte - klappte es.
Volltreffer!
Auf dem Blazer meines Opfers war unübersehbar ein riesiger weiß-grauer Fleck.
Die Queen starrte erstmal fassungslos auf ihre Jacke und machte einen Rückwärtsschritt. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand wieder in dem Gebäude.
Die Kanzlerin schaute etwas verdutzt, dann lächelte sie verschmitzt und folgte der Queen gemächlich ins Haus zurück.
Ein wenig wartete ich noch ab. Es sah so aus, als wenn der Plan geglückt war. Vor dem Gebäude wurde es zwar unruhig aber die beiden Damen blieben verschwunden.
Da ich mich vor den "Knalldingern" fürchtete, mit denen die Polizisten und Soldaten bewaffnet waren, machte ich mich schließlich auf den Heimweg.

Vor der Kirche, die ich überflog, war eine Hochzeitsgesellschaft und ich machte kurz Pause - weil ich so etwas so gerne sehe.
Dann geschah etwas furchtbares:
Das Brautpaar kam heraus und zwei Männer packten die Braut, zerrten sie in ein Auto und brausten mit ihr davon.

Ein wenig später erzählte ich Blackie, dem es schon wieder besser ging von der geglückten Rettung der Queen aber auch von meiner Beobachtung.
Komischerweise sagte er zu meiner Geschichte nicht sehr viel. Er sah nur sehr nachdenklich aus und war den ganzen Abend ungewöhnlich schweigsam.....


Impressum

Texte: Cover-Bild "eiskristall" Christa Philipp
Tag der Veröffentlichung: 01.10.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen, die meinen Blackie gelesen haben und ihn mögen

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