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Zwei Jahre später, ich hatte inzwischen das reife Alter von acht Jahren erreicht, ging unsere Reise nach Spanien.
Für die, die meine erste Reisebeschreibung nicht gelesen haben: Mit sechs Jahren begleitete ich meine Eltern nach Italien .
Dieses Mal durften mein kleiner Bruder (drei Jahre jünger als ich) und meine Omi auch mitreisen.
Spanien ist nun noch um einiges weiter als Italien.
Autobahn gab es in Frankreich, Anfang der 60er-Jahre noch nicht.
Wir fuhren über die Schweiz.
Hatten wir ja schon mal...
Ehrlich gesagt, kann ich mich erst ab Perpignan erinnern. Dort kauften meine Eltern Nougat!
Nicht dieses eklig süße Zeug, das es heute in vielen Formen gibt, sondern weiße Würfel, die mit Nüssen und - für mich undefinierbare Zutaten - durchsetzt waren. Die haben so gut geschmeckt, dass ich mich am liebsten reingesetzt hätte.
In Avignon übernachteten wir.
Das Hotel war recht altertümlich - auch damals schon. Wir hatten vom Balkon aus einen Blick auf die berühmte Brücke. Bis heute habe ich nie verstanden, warum das nur eine halbe Brücke ist!
Meine Mutti stimmte gleich ein Liedchen an: "Sur le pont, d´Avignon...."
Sie hatte immer solche Sachen auf Lager...
Auf der "Route du soleil", ob das damals schon so hieß, weiß ich nicht, fuhren wir am nächsten Tag weiter.
Als wir das Mittelmeer dann endlich sahen, war ich genauso hingerissen, wie schon zwei Jahre vorher, als wir nach Italien kamen.
Wie schon gesagt. Autobahn gab es zu dieser Zeit in Frankreich und Spanien noch nicht.
Die Fahrt hatte etwas achterbahnmäßiges an sich.
Unsere Mutti, mein Bruder und ich fanden das ganz lustig und riefen jedesmal, wenn wir wieder dieses "Upps-Gefühl" im Magen hatten "Huuuch"!
Meine Omi fand das allerdings nicht so lustig.
Sie saß eisern da und umklammerte ihre Handtasche. Ich hatte den Eindruck, dass sie diese Tasche auch mit ins Bett nahm.
Sie machte ein völlig ernstes Gesicht und ich dachte, die versteht aber auch gar keinen Spaß.
Heute ist mir allerdings klar, dass sie "reisekrank" war. Die Arme!
Irgendwann intonierten dann mein Bruder und ich lautstark:
"Wir haben Hunger, wir haben Durst!"
Schließlich konnte Vati das nicht mehr ignorieren und hielt bei einem Haus an. Davor stand eine große Flasche die mit"Bottelliera", oder so ähnlich beschriftet war.
"Ich komme gleich wieder!" Versprach unser Vater.
Keine Ahnung, wie lange er wirklich in diesem Haus war. Irgendwann kam er mit einigen Flaschen zurück.
Es stellte sich allerdings heraus, das diese Getränke zumindest nicht für mich und meinen Bruder geeignet waren.
Vati meinte nur:
"Die haben hier sehr guten Wein!"
Weil nun aber auch unsere Mutter und Oma streikten, hielt er endlich an einer Herberge an.
Unser Ziel war Perello. Ein Fischerdorf in der Nähe von Valencia.
Touristen gab es zu dieser Zeit in diesem Ort noch recht wenige.
Wir wohnten auch nicht in einem Hotel, das gab es in Perello noch garnicht.
Unsere Gastgeber waren eine sehr nette Familie mit zwei Kindern und vielen Mäusen, die des nachts im Zimmer herumliefen. Mein Bruder war von ihnen ganz begeistert und rief: "schau mal, lauter kleine Teddybären!"
Wir machten einige Tagestouren nach Valencia und anderen Orten.
Sehr gut kann ich mich noch an Carmen erinnern. Sie war in meinem Alter und konnte recht gut Deutsch. Wir trafen sie am Strand und schlossen fast sofort Freundschaft miteinander. Da sie sehr braungebrannt war und ich sehr hellhäutig, nannte meine Mutter uns "Black and White"! Das gefiel mir aber nicht so recht.
Einige Jahre hatten wir Briefkontakt, der leider schließlich abbrach.
Die Paella ist noch so eine Sache an die ich mich sehr gut erinnern kann.
Die Miesmuscheln waren mitsamt der Schale in dieser Pfanne. Nicht so - wie heute bei den Fertiggerichten.
Meine Omi biss auf so eine Muschel mit Schale. Das Geräusch höre ich heute noch.
Für Omi war Paella ab diesem Moment ungenießbar.

Eigenartig ist es ja schon, dass sich die Erinnerungen eines Kindes so gravierend von denen der Erwachsenen unterscheiden!
Es sind die kleinen, profanen Dinge, an die ich mich erinnere, die ich heute vielleicht nicht einmal mehr bemerken würde.
Vielleicht geht es dem einen oder anderen ja auch so!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
allen, die das Reisen lieben...

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