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Eine Woche vor Weihnachten


,,Anastasia? Anastasia?!“ Eine Stimme rief nach mir. Und da erkannte ich eine Katze die Uhr plötzlich eine Person war, männlich denk ich mal, und auf mich zu gerannt kam. Man erkannte sie nicht wirklich doch ganz unsichtbar war sie nicht.
Es war überall dunkel, doch auf einmal verschwand der Boden unter meinen Füßen. Ich fiel runter, ich hatte schon Angst vor dem Aufprall, als plötzlich eine schöne bunte Blumenwiese unter mir war. Und schon wieder hörte ich, wie die männliche Stimme meinen Namen rief und auf einmal neben mir stand. Sie reichte mir die Hand, ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich auf dem Boden saß, und die Person meinte:,,Anastasia!“
,,Ich glaube ich kenne meinen Namen mittlerweile“,murmelte ich zurück. ,,Gut“, meinte die männliche Person und rüttelte an mir,
,,Dann kannst du ja jetzt aufstehen.“ Die Person rüttelte immer stärker an mir und auf einmal blitzte die Person auf und es wurde überall hell.
Ich schrie, setzte mich auf, und auf einmal sah ich mein Zimmer um mich herum. Meine Mutter stand in ihrem roten Nachthemd an meinem Fenster und öffnete die Vorhänge, ,,Schön dass du auch mal wach wirst, Anastasia. Jetzt guck mal bitte auf die Uhr.“ Ich blinzelte ein Paar mal und dann erkannte ich die Uhrzeit: 6.55 Uhr. ,,Was ist heute für ein Tag?“,fragte ich schlaftrunken und reckte und streckte mich erst einmal. ,,Heute, mein Liebes, ist Montag und dein Bus kommt um sieben nach sieben, wenn du pünktlich in die Schule willst“,meinte meine Mutter. An ihrem Tonfall merkte ich dass ich sie besser nicht reizen sollte und sparte mir das “ Will ich das? “ auf. Ich murmelte noch ein ,,Oh Scheiße“ und rannte dann aus meinem Bett ins Badezimmer. Ich schlüpfte aus meinem weißen Nachthemd und zog mir dann schnell meine Unterwäsche an. Ich streifte mir mein braunes Kleid über den Kopf, putzte mir schnell über die Zähne und ging mir noch einmal mit der Bürste über meine Haare, die mir mittlerweile bis zu den Knien reichten, wenn ich meinen Kopf nach hinten warf. Natürlich dauert es unter diesen angenehmen Umständen
lange, bis ich meine Haare durch gekämmt hatte und deshalb kämmte ich sie mir gar nicht erst richtig durch, sondern packte meine Bürste in den Rucksack als ich wieder in mein Zimmer gesprintet kam. Ich zog mir schnell meine braunen Sandalen an, stopfte noch meine Strickjacke in meinen Rucksack und erhaschte vor dem Raus rennen noch einen Blick auf die Uhr: 7.05 Uhr. Oh Schitt, noch zwei Minuten, dann kommt mein Bus. Unten wartete schon meine kleine Schwester auf mich. Sie gab mir ein Beutelchen in die Hand und eine Flasche mit Apfelschorle und meinte:,, Das hab is selbst für dis gemacht.“ Ich gab der fünf Jährigen einen Kuss auf die Stirn, bedankte mich und rannte dann nach draußen. Zum Glück war die Bushaltestelle direkt vor unserer Haustür, doch das half mir heute leider auch nicht weiter. Gerade als ich die Haustüre schloss fuhr mein Bus ein. Er schloss seine Türen als ich am Gartentor ankam.,,Hey“,rief ich mit rauer Stimme, ,,Hey,bleiben sie stehen ich muss in die Schule!“ Doch den Busfahrer schien es gar nicht zu interessieren und fuhr einfach los. Ich rannte noch ein kleines Stückchen hinterher doch es fiel nur einem Mädchen auf dass mir dann auch noch frech die Zunge raus streckte. Mir ging die Puste aus und ich musste einsehen, dass ich diesen Bus nicht mehr einholen konnte. Ich lehnte mich in alle Richtungen die es gab, verzog mein Gesicht und murmelte immer:
,,Scheiße.“ Doch plötzlich huschte mir eine Idee im Gehirn rum. Noch hatte ich den Zug nicht verpasst. Ich könnte jetzt in die Garage sprinten und mein Fahrrad holen. Anstatt es in die Tat um zu setzten malte ich mir in meinem Gehirn alles aus was ich danach tat. Wie ich zum Beispiel pünktlich in die Schule kam und Frau Breuch nicht mit mir schimpfte. Doch das würde natürlich nie passieren wenn ich jetzt nicht die Garage auf suchte. Doch das würde ich eh nicht mehr schaffen weil ich rennen müsste und das ging momentan leider nicht mehr, weil ich noch so außer Puste war. Ich schlurfte zurück zur Bushaltestelle. Gerade noch rechtzeitig um den sieben und zwanziger Bus zu bekommen. Mir war gar nicht aufgefallen dass ich so lange eben rum stand und mir Gedanken über das was geschehen könnte gemacht hatte.
Wenn ich mich doch nur früher geregt hätte oder direkt das Fahrrad genommen hätte. Ich dachte wieder nach was dann geschehen wäre und beinahe hätte ich diesen Bus wieder verpasst, wenn nicht der Bruder meines Vaters der Busfahrer gewesen wäre und hupte. ,,Anastasia?!“ Er hupte nochmals und dann zog er mich endgültig aus den Gedanken.
Ich drehte mich mit einen Lächeln in seine Nähe doch das Lächeln verschwand als ich sah was aus ihm geworden war. Ich kannte ihn als ,,Grufti,, mit hüftlangen Haaren, immer ein Lächeln im Mund, schwarze und alte Lederkleidung und mit einer Brille die total abgenutzt und dreckig war. So liebte ich ihn und ich hatte ihm auch immer gesagt er solle sein Aussehen niemals ändern. Doch meinen Rat hatte er nicht befolgt. Ich erkannte meinen Onkel Christian kaum wieder. Er hatte zwar immer noch lange Haare ,aber auch nur noch bis zu seinen Ellenbogen, doch er hatte sie sich blond gefärbt. Das alte ,ich muss zu geben attraktive schwarz hatte er über färbt. Anstatt seiner schwarzen Lederkleidung die ich so liebte hatte er gepflegte helle Klamotten an. Er trug ein weißes Hemd darüber ein grünes, kurz ärmliges Shirt und eine rote Krawatte. Dazu eine braune Cord Hose.
Wie die ,,Streber,, im Buch beschrieben waren ,sah er aus. Nein, er war einer von ihnen. Das alles registrierte ich in Sekunden. Als er sah wie mein Lächeln verflog sah er erschrocken aus doch trotzdem amüsiert.
,,Na, musst du nicht in die Schule?“,fragte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich quetschte ein gequältes Lächeln hervor, doch man merkte dass es nur gespielt war. ,,Ähhm, ja ich bin schon spät dran“,ich stieg gerade ein und musterte ihn abermals, ,,I-Ich sollte mit diesem Bus fahren.“ Gerade als ich drinnen war tippte ihm eine Frau auf die Schulter und fragte:,,Könnten S-Sie jetzt mal we-eiter fah-fahren?“ Er nickte schaute mich an, gab Vollgas und fragte mich dann:,,Hast du eigentlich schon Wünsche für Weihnachten? Ich meine das ist ja jetzt bald.“ Er starrte mich fast an. Er achtete gar nicht mehr auf die Straße und übersah eine Busstation. Die Frau von eben tippte ihm wieder auf die Schulter:,,Wa-Warum ha-haben sie nicht an-angehal-halten?“ Er sah sich verwundert um und meinte dann:
,,Dies altes Fräulein“,er sagte das alte ganz leise und sah zu mir, ,,Dies war keine Bushaltestelle an der ich hätte halten müssen, klar so weit?“ Ich wusste nicht ob er das nur so fein sagte um die arme alte Frau etwas zu ärgern, oder ob er wirklich so war. ,,Also“,wiederholte er, ,,Hast du schon Wünsche für Weihnachten?“ Ich überlegte kurz doch dann fiel mir mein größter Wunsch ein. ,,Ja“,quiekte ich nur heraus ich wollte ihn etwas auf die Folter spannen.
,,Und die lauten?“, fragte er leicht unbeeindruckt.
,,Mein Wunsch ist absurd Mum und Dad erlauben das ja sowieso nicht.“ Ich quängelte fast und spannte ihn weiter auf die Folter.
,,Anastasia, wenn du willst das dieser Wunsch in Erfüllung geht dann sag ihn mir besser“,meinte er scharf, dunkel stimmig und er rollte das R so wie er es immer tat um mich zu etwas zu überreden. Er sah mir eindringlich in die Augen. Ich sah verlegen nach vorne durch die Scheibe, doch ich spürte ,dass er mich beobachtete. Er konzentrierte sich gar nicht mehr auf den Straßenverkehr sonder hatte mich fest im Auge. Aber er schaute nicht verärgert, stellte ich fest als ich einen kurzen Blick zu ihm warf und dann wieder weg schaute. Er schaute mich freundlich und eindringlich an doch in seinem Blick erkannte ich noch mehr. Ich erkannte Geborgenheit und............Liebe.
Er liebte mich über alles. Ich war so zu sagen das einzige Kind was er hatte und liebte. Er war zwar einmal verheiratet und seine Frau war auch schwanger. Beide waren endlos glücklich. Bis es zur Geburt ging. Es war zwar eine relativ kurze Geburt, nur drei Stunden, dennoch betraf ihn und sie damals sehr. Ihn natürlich am meisten.
Nach diesen drei Stunden Qualen für seine Frau Nadine ,hatte sie erfahren, dass ihr Kind tot zur Welt gebracht wurde. Christian war bei der Geburt nicht dabei, weil er auf Montage in Belgien war. Er erfuhr alles erst ganz am Ende. Ich meine das man sein Kind verliert ist ja schon schlimm genug. Doch es war nicht das einzige was er an diesem Tag verlor. Nein, er verlor auch seine Frau. Nadine starb bei der Geburt. Als er es erfahren hatte konnte man ihn Monate lang nicht erreichen. Man klingelte bei ihm an der Tür, doch nie hatte er geöffnet. Man rief ihn an, aber er ging nie ran. Jetzt war es das erste mal ,nach der Tragödie ,dass ich ihn sah und nun, was war nur aus ihm geworden? Ein Streber. Doch Bücher lesen und lernen,war immer noch nichts für ihn. Nur eins hatte er immer noch:
Seinen warmen Blick voll Liebe. Ich schaute weiter verlegen nach vorne durch die Busscheibe. ,,Also es ist ein Haustier,dass Mum und Dad sowieso nicht erlauben“, meinte ich und drehte mich mit einem Grinsen zu ihm. Er versuchte zu knurren. Ich schüttelte den Kopf.,,Nein, Es ist kein Hund“,meinte ich. ,,Das sollte kein Hund sein“,meinte er und knurrte abermals, ,,Verrat es mir sofort.“ Er drohte mir förmlich. ,,Sag mir was du wissen willst ,dann Verrat ich dir die Lösung. Es sei denn es geht um Mathe“,meinte ich, doch ich hatte einen spöttischen Unterton in meiner Stimme. Er bemerkte ihn auch und auf einmal schaute er herausfordernd und hatte ein Grinsen im Gesicht:,,Ach ja?......Gut,dann Verrat mir doch einfach mal...mmmhhhh... Ah ja was heißt denn verantwortungsbewusst auf Französisch?“ Ich überlegte. Ich hatte zwar Französisch in der Schule als Fach, aber ich lernte nie Vokabeln und ich denke auch nicht ,dass ich dieses Wort je gehabt hatte. Ich musste mich geschlagen geben. Er sah es an meinem Gesichts Ausdruck und strahlte Siegesreich.
,,Na gut du hast gewonnen“,japste ich, ,,Ich wünsche mir eine Katze. Eine mit der man immer kuscheln kann, aber es soll keine komplette Hauskatze sein. Eine Europäische Kurzhaar Katze wäre am besten. Ich würde ja am liebsten zwei nehmen ich kann mich nämlich nicht entscheiden. Entweder, und wenn ich mich entscheiden müsste würde ich diese nehmen, Eine rot orange gestreifte Katze mit grünen Augen und männlich, oder eine Pech schwarze Katze mit gelb,grünen Augen. Natürlich auch männlich,versteht sich. Ich würde sie beide unheimlich lieb haben und immer für sie sorgen. Aber Mama und Papa erlauben das ja sowieso nicht.“ Meine Freuden verblassten und wurde wieder in die Gegenwart zurück geholt, ,,Und was wünschst du dir?“ Ich wollte unbedingt die Erinnerungen an meinen Wunsch loswerden.
,,Ich?“,fragte er, ,,Meinen Wunsch kann mir ja sowieso niemand erfüllen.“ Sein schönes Gesicht wurde von Trauer bedeckt und seine hellen, braunen Augen wurden dunkel und blickten nun starr nach vorne. ,,Hey, es tut mir Leid“,meinte ich und blickte ihn wie versteinert an.
Ich konnte nicht so gut trösten,Deshalb ging ich einfach etwas näher an ihn ran und streichelte ihm über den Rücken, so wie die Klassenkameradinnen es immer in der Schule machten. Das hatte ich mir ab geguckt ,denn ich kam nach meinem Vater, der mich früher nie getröstet hat. er hatte mich schon getröstet doch er konnte es nicht. Wenn er es mal gemacht hatte ,dann aber immer mit einem verzweifelten Blick zu Mum, die mich dann weiter tröstete.
,,Männer“,sagte sie dann immer in einem Ton von dem ich früher lachen musste. Doch jetzt konnte ich ja nicht Männer sagen, weil er ja selbst ein Mann war. ,,Es tut mir so Leid.“ Er blickte immer noch starr nach vorne. An seiner Miene regte sich nichts. Er übersah eine Busstation. Und noch eine. Auf einmal kam die stotternde alte Frau mit den grauen Locken wieder und fragte:,, Wa-Warum haha-ben Sie nich a-an den Sta-a-Statio...“ Doch weiter kam sie nicht mit Ihrem Gestotter. Ich hatte mich von Christian gelöst und schob gerade die Frau beiseite. ,,Alte Lady, Mein Freund kann Sie momentan leider nicht hören. Nahmen sie's ihm bitte nicht übel. Es ist meine Schuld, wenn sie sich beschweren wollen“,ich überlegte kurz und schaute durch den leeren Bus, ,,Beschweren Sie sich bei dem Mann da vorne.“ Ich zeigte auf den Mann mit der braunen Jacke und dem weißen Bart. Ich hatte einfach einen ausgewählt, weil ich gerade beschäftigt war. Die Dame sah sich um folgte genau meinem Finger und fragte dann:,,D-Der miet der ro-roten Brille?“,fragte sie und zeigte auf den Mann mit der braunen Jacke. ,,Ja,genau Der.“ Sie wollte gerade etwas einwenden als ich meinte:,,Und jetzt verschwinden Sie.“ Ich führte sie ein Stückchen in die richtige Richtung und ging dann wieder zu Christian.
,,Es tut mir Leid“,meinte ich als ich bei ihm ankam.,,Es ist doch nicht deine Schuld“,meinte er jetzt wieder mit seinem frechen Gesichtsausdruck. ,, Ich bin doch hier der doofe, der sich niemals von seiner toten“,bei dem Wort toten verzog er sein Gesicht doch es wurde wieder strahlend schön als er fort fuhr, ,,Familie loskommt.“ Er lächelte mich an und schaute dann einen Moment auf den Boden um sich wieder ein zu kriegen. Ich bemerkte gerade noch recht zeitigt, wie die Ampel rot schaltete und Christian fuhr im vollen Tempo auf die Ampel zu. ,,Chrissi, pass auf“,rief ich voller Panik. ,,Schon gut“,meinte er, ,,Du kannst deine Augen wieder öffnen.“ Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich sie geschlossen hatte. Ich öffnete vorsichtig eins nach dem anderen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir gehalten hatten. Er blickte mich grinsend an. ,,WOW“,stammelte ich. Er hatte den schweren Bus so sanft zum stehen gebracht, dass man gar nichts gemerkt hatte. Als wir los fuhren, schien ihm etwas eingefallen zu sein. ,,Wo, also an welcher Haltestelle, musst du eigentlich raus“,fragte er nachdenklich.Oh nein!Ich hatte die Zeit total aus dem Auge verloren. Wir waren jetzt kurz vor der Endstation. ,,Ich hätte am Mehlemer-Bahnhof raus gemusst“, flüsterte ich, ,,Was werden Mum und Dad und Frau Breuch wohl dazu sagen?“ ,,Reg dich ab“, antwortete Christian,
,,Du schiebst die Schuld einfach auf mich.“
,,Und wie zum Himmelswillen,komme ich jetzt wieder zurück?“
,,Gar nicht, du kommst jetzt mit zu mir und trinkst erst mal einen Kakao.“ ,,Ohar“,stöhnte ich auf, er begriff nicht dass ich in die Schule musste, ,,Ich bekomme Ärger wenn ich nicht in der Schule bin. Und außerdem will ich in die Schule.“ Er schien zu begreifen, aber das gefiel mir nicht denn plötzlich änderte sich seine eben noch ganz heitere Miene. Er sah auf einmal so gekränkt aus das ich weg schauen musste, um nicht auch so auszusehen. Er tat mir so Leid. Seine Frau verloren, sein Kind auch und seine Neffin will lieber in die Schule als zu ihm nach Hause. Ich wollte ja gar nicht in die Schule sondern mit ihm nach Hause, aber ich würde den größten Ärger der Welt bekommen.
,,Was würde das denn bringen, wenn es doch eh schon fast neun sind?
Heute ist Montag, sag doch einfach, du wärst am Wochenende krank gewesen und an dem Montag hast du dich halt davon erholt“,schlug Chrissi vor.
,,Und was erzähle ich Mum und Dad?“,fragte ich weiter.
,,Die Wahrheit“,schlug er mit einem Grinsen von einem Ohr bis zum anderen vor, ,, Oder du schiebst die Schuld auf mich?“,fragte er klein laut, als er meinen strengen Gesichtsausdruck sah.
,,Ich schiebe nie die Schuld auf irgendjemanden!“,meinte ich etwas lauter als sonst.
,,Na gut, du hast gewonnen“,meinte er mit einer Unschuldsmiene und ich konnte mir ein triumphierendes lächeln nicht verkneifen, ,,Ich ruf deinen Dad sofort an und sag ihm, dass du bei mir bist.“ Mein Lächeln verflog und er nahm meinen triumphierenden Blick an.
,,Ich werde ihn anrufen“, meinte ich und riss ihm sein Handy aus der Hand das er mir hinhielt. ,,Er ist auf Nummer 3 gespeichert“, trällerte er mir hinterher als ich genervt aus dem Bus stieg
Ich nahm mir das Handy aus seiner Hand und ging aus dem Bus.
Doch kaum war ich draußen ging ich wieder rein.
„Was soll ich Dad oder Mum denn eigentlich sagen?“
„Dass du heute nicht in die Schule gehst, weil du lieber bei mir bist“,antwortete er bestimmt. „Giib her“, meinte er als ich ihn zögernd ansah und streckte mir seine Hand aus.
Er drückte erst die drei und dann den grünen Hörer.
Zwei Sekunden später hörte man nur noch schnell und kurz, klanglose Absätze: „Hallo?-Ja.-Nein.-Ja.-Anastasia ist bei mir.-Nein.-Nein!-Zu mir.-Weiß ich schon.-Ja,aber deine Unterschrift.-Nein.-Ich hab kein Sorge recht.-Genau.-Ja, mach ich.-Tschauuuu!-----Hier Anastasia. Für dich.“
er gab mir strahlend das Telefon. Sofort fing ich panisch an zu reden: „Papa, ich kann nichts dafür. Ich hab meinen ersten Bus verpasst und im zweiten saß Christian. Wir kamen ins schwatzen und er wird jetzt wahrscheinlich wegen mir gefeuert und dann war da auf einmal die Endbushaltestelle. Und...“
Mein Vater unterbrach mich: „beruhige dich Mäuschen“, sprach er in einem sanften Ton. Sofort war die Panik verflogen und ich fragte ruhig: „Du bist gar nicht sauer?“ - „Aber nein, mein Schatz. Ich finde das eigentlich ganz schön, das du mal wieder was mit Christian machst.“ Er liebte seinen kleinen Bruder und die Zeit wo es Chrissi so schlecht ging hat er sich richtige Sorgen gemacht. Und mein Vater ist eigentlich ein Typ der sich nicht schnell Sorgen macht.Deshalb war er jetzt auch so froh, dass es Chrissi wieder besser ging und das ich etwas mit ihm machen konnte war doch wohl mehr als gut. „Und was sagt Mum dazu?“, fragte ich mit ansteigender Panik.
„Sie weiß es nicht und ich halte es auch für besser sie erfährt es nie.“
Ich hauchte noch ein. „Danke Dad“, ins Telefon und er antwortete bevor ich auf lag noch: „Gerne ,mein Schatz hab dich lieb. Tschüss.“
Ich gab Chrissi das Handy wieder. Er sagte gerade durch den Bus durch: „Liebe Gäste, dieser Bus fährt auf Grund nicht aufhohlbarer Verzögerung nicht weiter. Wenn sie Anschlussmöglichkeiten zu ihrer nächsten Station suchen lesen sie bitte sie aushängenden Fahrpläne. Ich danke ihnen für ihr Verständnis.“ Der Bus leerte sich schnell von empörten Gesichtern. Ich merkte auch wie die stotternde Frau mit dem von mir zugeteilten Mann Arm in Arm den Bus er ließ. Sie warf mir einen giftigen Blick zu. Oh Schitt, das war ihr Ehemann.
„Komm“,meinte Chrissi. Er wollte, dass ich neben ihn in die Fahrerkabine kam. Ich ging zögernd auf ihn zu. Es dauerte ihm scheinbar zu lange. ER hob mich einfach zu ihm rein und schloss die Kassentür wieder. „Wir fahren jetzt zum Busparkplatz und stellen den Bus dort ab“,meinte er und lächelte mich an. Ich war nicht gerade überzeugt aber lächelte zurück. Er merkte, dass ich zweifelte und meinte beim Losfahren: „Keine Angst es ist alles Okay.“ Das half nicht.
„Du verlierst deinen Job wegen mir“, stellte ich fest und Tränen stiegen in mir auf. Ihn schien es nicht zu kümmern. „Ach was, das ist doch nicht so schlimm.“ Doch ich bemerkte einen traurigen Klang in seiner Stimme.
Den Rest der Busfahrt zum Busparkplatz schwiegen wir. Ich beobachtete ihn genau. Jeden seiner Gesichtszüge, jede Falte sah ich mir an, ich achtete auf seine Augen. Ob er traurig war oder nicht. Ob er sich freute oder nicht. Ich fragte mich was er wohl dachte. Was ging wohl in ihm vor? Er bemerkte zwar, dass ich ihn ansah, aber sagte nichts.
Am Busparkplatz angekommen, hob er mich aus dem Bus raus. Im Auto fragte er mich: „Was denkst du?“ Ich nahm die erst beste Antwort die mir einfiel ,nämlich die, die alle immer sagten: „Nichts!“
Dumm nur, dass er wusste ,dass ich ihn angestarrt hatte. Er meinte: „Vorhin als du mich beobachtet hast, was hast du da gedacht?“ Mist,mach es demnächst unauffälliger ,Anastasia!
- „Ich hab mir überlegt, was du wohl denkst, wie es dir geht und vor allem wie das alles für dich ist.“ Er antwortete nichts. Er hatte wahrscheinlich nicht erwartet ,dass ich ehrlich antworte.
Mir kam alles so unrealistisch vor. Ich meine man muss sich mal überlegen, sein Onkel verlor Frau und Kind,und anstatt in die Schule zu gehen, fuhr man mit ihm nach Hause.
„Wünschst du dir deinen Weihnachtswunsch aus tiefstem Herzen oder ist nur wieder so ne' Phase?“,fragte Chrissi. „Wieso denn Phase?“,entgegnete ich empört.
„Naja, die Totenköpfe liebst du also immer noch?“
„Ja“,das war gelogen, „und wie. Ich liebe Totenköpfe.“
„Aha. Gut, du willst also zwei Katzen zu Weihnachten.“
Als könnte das Wetter uns verstehen begann es zu schneien. Ich fror ,weil ich mir heute morgen nur ein Kleid über gezogen hatte.
Heute morgen war es noch warm ,nämlich 19°C.
Ich schaute auf das Thermometer im Auto. 9°C. Na toll.aber der Schnee war eigentlich gut, weil so kam man mehr ins Winterfeeling.
Die ganzen letzten Tage war es herrlich warm und ich hatte immer über warme Sachen an und gerade an dem einzigen Tag wo ich mir ein Kleid anziehe, schneit es. Ich rieb mir mit den Händen über die Arme und begann mit den Zähnen zu klappern.
„Ist dir vielleicht kalt?“,fragte Christian. Anstatt auf seine Frage einzugehen ,meinte ich: „Ich muss mal aufs Klo.“
„Ok, in drei Minuten sind wir da.“

„Erste Tür links“, rief er mir hinter her als ich in sein Haus hinein stürmte.
„I know Mr. Bow“,rief ich zurück. Den Spruch hatte ich irgendwann mal erfunden,weil er mich genervt hatte. Das praktische daran war, er hieß auch noch Christian Bow. Er wurde nämlich nach den dritten Mann, von meiner Oma benannt, und mein Papa heißt Rilke. Wie dieser berühmte Dichter. Aber damit hat mein Papa nichts zu tun.
Ich öffne die Tür des Badezimmers und knalle nach dem ich die Tür geschlossen hatte volle Kanne gegen die Toilette.
Das passiert mir immer, wenn ich hier bin. Doch die Farbe hier ist ganz anders. Früher war das Badezimmer in dunklen Brauntönen gehalten. Jetzt hatte es einen türkis farbenen, hellblauen Touch.
Es wirkte irgendwie, heller und frischer. Er hatte einen kleinen türkisen Badezimmerteppich vor seiner Dusche liegen und auf dem Toilettendeckel war das gleiche nur fürs Klo.
Er hatte ein hellblaues Schränkchen neben dem Waschbecken stehen und einen blauen und einen weißen Duschvorhang.
Die Handtücher waren blau und weiß. Nur ein braunes hatte er behalten.
Ich finde dass hatte so einen eigenen Scham. Doch sogar das Toilettenpapier war babyblau. Als ich fertig war kam ich in einen hellen Flur. Die Veränderung war mir eben gar nicht aufgefallen. Früher war er voll gekritzelt mit Edding und Filzer.
Jetzt hatte er einen sehr hellen Grünton und eine weiße Decke. Ein kleiner weißer Jacken und Schuhschrank stand auf einer Seite. Mehrere Türen an den Seiten führten in mehrere Räume. An jeder Tür hing ein Schild. Ich ging durch die Tür auf der Wohnzimmer stand und kam in ein buntes Wohnzimmer. Es hatte früher kein Fenster und einen großen Fernseher am anderen Ende. Ein abgenutztes Sperrmüllsofa stand in der Mitte des Raumes und zeigte zum Fernseher.
Nun waren drei große Fenster an den Wänden und ein Sofa von Ikea.
Es war aus rotem Leder auf dem eine weiße Decke lag.
Hellrote Kissen waren in jeder Ecke des Sofas. Nur eines war in diesem Raum gleich, nämlich der Fernseher.
Also gut in diesem Raum war Christian nicht. Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück in den hellen Flur. Ich hing meine Jacke an den Kleider Hacken und versuchte es im nächsten Raum auf dem Küche stand. Chrissi stand in der weißen Küche. Sie war riesig, weil die Wand zwischen ihr und dem Esszimmer weg war. In der Mitte war eine weiße Kücheninsel und auch die Schränke waren in weiß gehalten.
Die Arbeitsplatten waren dunkelgrau und der Herd war ein schwarzer
Elektroherd.
Hinter der Küche stand ein riesiger ,weißer Lacktisch mit braunen Stühlen um ihn herum. Eine große Orchidee stand auf dem Tisch.
Als Christian sah, wie ich alles hier im Raum musterte ,lächelte er.
„Ich weiß was du denkst“, meinte Chrissi, „Früher war alles dunkel und ,weil ich jetzt alles verändert habe, glaubst du ich wäre der Oberstreber vom Dienst.“ Ich nickte.
Da hatte er Recht. „Willst du einen Kaffee?“, fragte er mich als ich mich hinsetzte. Ich nickte abermals. Ich war zwar mit meinen Fünfzehn Jahren noch etwas zu jung für Kaffee aber ich konnte mir keinen Morgen ohne Kaffee vorstellen. Er ging zu seiner Jura-Kaffeemaschine holte zwei Tassen aus einem der weißen Schränke und stellte sie unter die “Auffüller“ an der Maschine. Er drückte auf das zwei Tassensymbol
und fragte mich: „Milch, Zucker oder schwarz?“
„Viel Zucker und etwas Milch bitte“, flüsterte ich, weil meine Stimme versagt hatte. Ich räusperte mich einmal und sah auf den Boden. Das hatte ich öfters, dass mir die Stimme im Hals hängen blieb.
Christian stellte mir eine Tasse vor meine Nase. Ich roch an ihr und war positiv überrascht was für einen edlen, akzeptablen...oh Gott wenn man hier drinnen im Haus ist nimmt man automatisch die feine Sprache an. Also auf meinem Deutsch: Es war ein supidupi leckerer Kaffee.
„What time is it?“, fragte ich um ihn zu ärgern. Er konnte noch nie Englisch, deshalb redete ich immer Englisch mit meinem Papa, weil Chrissi dann nichts verstand.
Er lächelte mich an und meinte dann: „Half past ten, my love.“
Wenn man seinen Telefonier Volltreffer im Bus mit zählte standen es nun 2:0 für ihn. Ich musste unbedingt aufholen. Später dazu.
„Darf ich Papa noch einmal anrufen?“, fragte ich ohne jegliches Erstaunen zu zeigen. „Klar“,meinte Christian und gab mir sein Handy.
Es war zu gefährlich auf dem Festnetz anzurufen ,weil es sein könnte ,dass meine Mutter dran ging. Sie muss nämlich erst um Viertel nach Eins los in den HIT, weil sie Spätschicht hat.
Bei Papa ist das so ,entweder er ist eine Woche lang in Belgien oder Holland auf Montage und wir sehen ihn nicht oder er hat eine ganze Woche frei und wir unternehmen die verrücktesten Sachen, die aber immer cool sind.Aber trotzdem gehört Schule schwänzen nicht dazu. In der Woche wo er nicht da ist, ist unsere Lernwoche in der wir uns immer total anstrengen ,weil Mama uns es so sagt. Aber diese Woche tut auch mal gut. Die Lehrer wundern sich gar nicht wenn wir in der Papa da Woche mal unsere Hausaufgaben nicht haben, weil Mama denen alles erklärt hat, aber wenn wir in der Mama da Woche unsere Hausaufgaben mal nicht haben, wird Mama mit einem Gelben Brief informiert, was wir gemacht haben. Gelb ist die Vorstufe vor Blau, zumindest auf unserer Schule.
„Rilke?“,fragte mein Dad am anderen Ende der Leitung.
„Hi, Dad. Wo ist Mum im Moment?“, fragt ich.
„Ähhhh, oben. Sie streicht gerade das Zimmer von Minte.“ Ich weiß ,dass Minte ein doof klingender Name ist aber zu ihr passt es irgendwie. Ich glaub das ist irgendeine Kräuterart oder so und weil Minte die Natur liebt passt dieser Name sehr gut.
„Gut, wann soll ich denn kommen?“,fragte ich.
„Um wie viel Uhr wärst du sonst da?“,fragte Dad.
„Vier Uhr“, antwortete ich genervt. Als wüsste er das nicht.
„Ok du darfst frühestens um Vier Uhr da sein. Nicht früher und Später nur wenn du vorher deine Mama fragst“,sagte Dad als wäre das selbstverständlich.
„Ok, mach ich.“ - „Gut,dann bis frühestens Vier Uhr.“
„Jaaaaaaaaa,tschauuuu!“,rief ich genervt ins Telefon.
„Aber Nur wenn du vorher deine Mama fragst“,äffte ich mit verzogener Miene und Kopf wackelnd meinen Papa nach.
Christian nahm mir lachend das Handy ab und daraufhin meinte ich: „Ja, ja lach du nur, du bist mindestens genauso. Erblich bedingt.“
Ich lächelte,weil ich dachte dass es jetzt endlich 2:1 stand aber er konterte gekonnt: „Tja, jetzt weiß ich endlich mal woher du das hast. Erblich bedingt.“ 3:0 für ihn. MIST! Na ja ,es heißt wenn heute Pech, dann morgen Glück. Und das war umso besser ,denn morgen......Scheiße! „Morgen schreiben wir eine Mathearbeit!“ ,rief ich entsetzt meine Gedanke aus, „Und ich hab noch keinen Furz gelernt!“
„Ich könnte dir helfen“, meinte Chrissi. Ich wusste dass er das konnte.
Er mag zwar noch nicht einmal einen Schulabschluss haben aber eine Sache beherrscht er ,nämlich Naturwissenschaften.
Ich nickte und meinte: „Ich hol noch schnell mein Buch.“
Ich lief zu meinem Ranzen und sah mal schnell auf meinen Handy display: 38 neue Nachrichten und zwar alle von Mitschülerinnen.
Die meisten lauteten: „Hey Ansi, wo bist du? Krank? hdgdl Mitl.“
Mitl. Bedeutet ,Mitschülerin. So nennen wir uns in SMS, weil sobald der Lehrer die Handys einzieht, vermuten wir alle, dass der auch die SMS ließt. Was aber wahrscheinlich nicht stimmt. Herr Fransen würde ich das noch zutrauen aber niemals Frau Breuch. Sie war zu streng und unwissend was Technologie anging.
Ich zog meinen Mathe Ordner aus meiner Tasche und meinen neuen Taschenrechner und ging zurück in die schöne Küche.
Chrissi hatte dort schon auf dem schönen, weißen Lacktisch zwei Blöcke ,eine Stiftebox und einen Taschenrechner aufgebaut und war gerade dabei eine im Herztakt laufende CD aufzubauen, als ich rein kam.
Die CD hat er mir früher oft zum einschlafen vorgespielt, weil das sehr beruhigt und die Konzentration fördert. Es war ohne Gesang und die Instrumente waren klassisches Schlagzeug, klassische Gitarre und Flöte. Das waren die drei wichtigsten Konzentration fördernden Instrumente.
Ich breitete mein Buch und meinen Ordner auf dem Tisch aus und setzte mich auf einen der schönen, braunen Stühle die sechs mal um seinen Tisch platziert waren.
Er kam und setzte sich auf den Stuhl neben mir mit einer Schachtel Kaugummi und fragte: „Willst du einen?“
„Klar“, antwortete ich und nahm mir einen der roten 5Gums aus seiner Hand.
„Also gut. Seite 92 steht das Thema...“,begann ich schmatzend während ich die Seite aufschlug. Ich nannte ihm alle Themen und die dazugehörigen Seitenzahlen und er notierte sich alles.
„Gehst du mir mal bitte in meinem Schlafzimmer einen Zirkel holen?“,fragte Chrissi.
Ohne etwas zu sagen stand ich auf und ging in das Zimmer auf dem Schlafzimmer stand. „Irgendwie logisch“,Murmelte ich zur Tür, während ich sie öffnete.
Ich kam in ein riesiges Zimmer das von Rollläden leicht verdunkelt war und einen förmlich anlächelte. Es war ganz in schwarz weiß gehalten und an der Wand hing ein großer Flachbildfernseher. Anscheinend liebte er Fernseher. Das doppelte Wasserbett am Rande des Raumes grenzte an einen weißen Nachttisch der eine kleine Nachttischlampe auf sich hatte.
Ein weißer Schreibtisch mit vielen Utensilien stand in der anderen Ecke des Raumes und ich glaubte dort eine Zirkel zu finden.
Nach 20 Minuten suchen ,gab ich auf und ging zurück zu Chrissi.
„Ich hab gar keinen Zirkel gefunden. Außerdem brauchen wir eh keinen, aber wenn du unbedingt einen willst...“, meinte ich während ich mich hinsetzte. Ich zeigte erst in die Richtung in der das Schlafzimmer lag und dann einen Vogel.
Er lächelte mich an und sagte: „Ich weiß, ich besitze keinen Zirkel. Ich wollte nur etwas Zeit um mich auf deine Nachhilfe vorzubereiten.“
Als er meinen entnervten Blick sah, lachte er laut los.
„Das ist nicht dein Ernst oder? Ich suche mir 20 Minuten lang den ,um es noch gepflegt auszudrücken, Buckel ab und was sagst du als ich komme? Ich hab gar keinen Zirkel, entschuldige das war extra!“, äffte ich ihn nach. Ich stand auf und hielt ihm meinen Zeigefinger an den Hals.
„Reg dich ab, dafür bring ich dir jetzt Mathe bei ,ok?“, fragte er während er mich sanft auf meinen Stuhl zurück schob. Ich setzte mich wieder hin und hörte mir nun sein Mathematisches Gequatsche an.

Nach drei ein halb Stunden Mathecrash und einem kochendem Gehirn fragte Chrissi: „Wann musst du nach Hause?“
„ In zwei Stunden“, antwortete ich.
Er schmunzelte kurz und fragte dann: „Lust auf Kino?“
„Klar,immer!“,rief ich begeistert, „Aber vorher muss ich noch Dad Bescheid geben.
„Ich hab eine Idee. Ich ruf bei euch zu Hause an und sag ,dass ich dich nach der Schule abhole um mit dir ins Kino zu gehen“,meinte Chrissi mit einem Grinsen vom einem Ohr zum anderen.
„Ok, mach das, aber in echt hab ich erst in einer Stunde Schulschluss.“
„Na ja, aber ich kann ja schon mal früher anrufen. Du musst dann halt nur Klappe halten.Du kannst ja so lange an meinen Laptop einen Film aussuchen.“ - „Gut mach ich ,wenn du mir sagst wo dein Laptop ist.“
Er holte einen Toshiba Laptop in grau hervor und machte ihn an.
Dann schob er ihn mir hin und ging zum Telefon.
Ich suchte im Internet unter Kinopolis.de die neuesten Kinofilme raus und las sie mir durch. Zur größeren Auswahl kamen
“Step up 3D“ , “Dinner für Spinner“ und “Groupies bleiben nicht zum Frühstück“.
Ich entschied mich für “Step up 3D“. Ich lauschte dem Gespräch zwischen meiner Mama und Chrissi: „Hallo, Katrina.- Ich wollte nur fragen...- Was?- Stimmt nicht!-Nee, ich wollte mit Ansi heute ins Kino-Nein,ich hol sie dann von der Schule ab.-Wann hat sie denn Schluss?-Ok.-Ja-Ja-Mach ich.-Um fünf?-Ok, bis dann.-Tschüß und bestell Torben schöne Grüße von mir.“
„Was hälst du von Step up 3D?“,fragte ich als er sich hinsetzte.
„Super, bestell die Karten, ich hab die Cinecard“,antwortete er lächelnd. Ich bestellte zwei Karten in der Fuß frei Reihe und machte den Computer aus.
„Komm, wir gehen“, meinte Chrissi und zog mich hoch. Wir gingen zu seinem Auto und fuhren los in Richtung Bonn Bad-Godesberg.
„Was hat Mum denn so erzählt?“,fragte ich ihn während der Fahrt.
„Warum ich denn anrufe, ob es mir besser geht und wann wir denn ins Kino wollen. Du sollst um fünf wieder da sein.“
„Ok der Film endet um halb fünf, das schaffen wir.“
Als wir ankamen und das Auto geparkt hatten holten wir ,die auf Chrissis Cinecard gespeicherten Kinokarten an einem extra Automat ab und gingen in Kino eins.
Wir schalteten beide unsere Handys ab und warteten bis der Film begann.

„Wow solche coolen Moves will ich auch lernen“,meinte ich nach dem Film. „Mmmmmh, aber du weißt schon dass das alles nur Show war, ne' ?“,fragte er.
„Mag sein, aber trotzdem Toyota.“ Toyota heißt ,nichts ist unmöglich ,weil es gab mal so eine Werbung in der hat ein Mann gesagt: „Nichts ist unmöglich.....Toyota.“ Seitdem ich die gesehen hab heißt unmöglich für mich Toyota.
Wir stiegen ins Auto, nachdem wir kichernd das Parkticket entwertet haben und fuhren dann in Richtung Mehlems los.
„Danke, war echt cool der Tag. So etwas sollten wir öfters mal machen“, meinte ich als er vor meiner Haustür geparkt hatte.
„Ja einmal im Monat am besten. Mir hat es auch gefallen“, meinte er und umarmte mich.
„Ja gut. In einer Woche kommst du auch oder?“,fragte ich.
„Logo, ich will dein Gesicht sehen“,meinte er grinsend.
„Ok dann bis in einer Woche.“ - „Ja, Schau mit V!“, rief er mir hinterher und fuhr los.
Als ich ankam umklammerte mich meine Schwester erstmal bevor Mum fragte: „Hilfst du mir bei den Weihnachtsvorbereitungen?“

Die Weihnachtsschnitzeljagd


„Kommt Kinder, ab ins Auto!“, rief mein Papa als wir aus dem Haus kamen.
Wir stiegen in den silbernen Bus ein. Mum musste zu Hause bleiben, weil sie die Weihnachtsschnitzeljagd vorbereiten musste.
Minte, Ben und ich saßen vorne und Christian, Ingo und Sabine saßen hinten. Chrissi ,Ingo und Sabine waren die Geschwister von Dad und Minte und Ben waren meine Geschwister.
Als wir an der Kirche ankamen fragte Ben: „Na, Freust dich schon auf die Schnitzeljagd in der du abloosen wirst und ich zehn Euro mehr bekomme?“
„Halt deinen Schnabel, du wirst nicht einmal eine Frage richtig haben du....“,wollte ich sagen doch Papa unterbrach mich: „Na na, Ansi du wirst doch wohl deinen Bruder in Ruhe lassen. Sei gefälligst freundlich zu ihm.“ „Ja ja, Papa ich werde Benjamin schon nichts tun“,entgegnete ich. Immer wenn ich sauer auf Ben war oder wenn ich ihn einfach nur ärgern wollte nannte ich ihn Benjamin. Er hasste diesen Namen ,weil er behauptete das sei ein Baby Name.
Bevor Ben etwas entgegnen konnte, zog Sabine ihn mit sich. Sie verstand immer wann der passende Moment dafür war, weil sie ja selbst mit drei Brüdern aufgewachsen war. Wir beide verstanden uns prächtig. Ingo war ungefähr genauso wie Christian, er ärgerte gerne aber war trotzdem nett. Allerdings ist seine Vergangenheit nicht ganz so schlimm wie Chrissi aber dennoch schlimm. Als er 15 war, war er der einzige der nie eine feste Freundin hatte, da er sehr dick war. Heute ist er aber eine Bohnenstange.
Als er dann mit 21 Jahren seine erste Freundin hatte, war er überglücklich. Seine Freundin tat zwar so als würde sie ihn lieben aber das stimmte nicht. Nachdem sie nun schon seit zwei Monaten rum knutschten, behauptete sie, dass es ein Liebesbeweis wäre, wenn er sie heiraten würde, aber nur wenn er zahle. Er war blind und dumm vor liebe und sagte zu. Sie wollte eine weiße Hochzeit Kirchlich und Standesamtlich, mit vielen weißen und roten Rosen und unter einem Pavillon, während die anderen mit weißen Stühlen davor sitzen. Der Ausblick müsste ja auf einen Fluss zeigen und dahinter müsste ein Wald sein. Alles im Frühling versteht sich. Und nach der Hochzeit gibt es ein großes Fest in dem sie bestimmen dürfe wer alles kommt und danach würden beide Flitterwochen in Abu Dhabi machen für zwei Wochen. Und was soll ich sagen Ingo war so verliebt, dass er ihr den Wunsch erfüllte und sie alles nach Plan machen ließ. Auf seine Kosten und auf der Gästeliste stand nur ihre Familie keiner von uns. In den Flitterwochen ist sie dann allerdings mit einem Araber durchgebrannt.
Na große Klasse, meine Familie und die Liebe waren verflucht.
Mir würde das allerdings nie passieren ,weil ich aufpassen werde was passiert. Ich lasse mich nicht von der Liebe reiten!
Als wir los fuhren, flüsterte mir Sabine von hinten noch ins Ohr: ,,Dieses Jahr ist das Thema “Jesusgeschichte“. Lies dir das hier durch“, sie gab mir durch die Sitze hindurch ein kleines Heftchen, auf dem die Krippe abgebildet war, „Und dein Bruder verliert.“ Sie kicherte noch leise, strubbelte mir durch die Haare und lehnte sich dann wieder zurück, zwischen Ingo und Chrissi. Beide schauten sie abwartend an.
Sie sah zwischen den beiden hin und her und meinte dann mit einem verschmitzten Lächeln lässig:„Das ist Mädchen Kram, davon habt ihr keine Ahnung.“ Sofort nickten beide gelangweilt und drehten sich wieder dem Fenster zu.
Nach einer viertel Stunde singen und beten, las der Pfarrer eine Bibelstelle vor:„ Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!
Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!...“, doch bevor ich ihm weiter zuhören konnte, stupste mich Ben in die Seite und machte ein behindertes:„Uhhh!“ Dieses Geräusch deutete ich als “Uhhh schau mal die sind ja verknallt!“ Gott, so langsam hatte ich aber die Schnauze voll! Die ganze Zeit hatte er mich schon genervt, und immer wenn ich es Papi gesagt habe, meinte er nur, dass ich meinen Bruder nicht immer so ernst nehmen soll. Aber nun wollte ich nicht mit Papa reden sondern es ihm direkt ins Gesicht sagen:„Du hast sie doch nicht mehr alle!“, schrie ich ihm ins Gesicht,
„Das ist eine Bibel Stelle und wenn Jesus sagt, dass er jemanden liebt, dann heißt das noch lange nicht dass...“ Oh mein Gott, hatte ich das gerade durch die ganze Kirche geschrien?

„Oh, warum seid ihr denn schon aus der Messe zurück? Die geht doch noch eine knappe Stunde“, meine Mutter stand verwirrt in der Tür und ließ und rein. „Nur weil dieser blöde Dummkopf...“, fing ich an, doch mein Papa unterbrach mich:„Na na, Anastasia, wenn du noch einmal heute noch ein Schimpfwort in den Mund nimmst dann fliegt dein Fernseher das Fenster raus, hast du mich verstanden?“ Ich nickte und wir gingen alle zusammen ins Wohnzimmer und setzten uns. Weil unsere Couch zu klein ist für sieben Personen holten sich Sabine und Ingo einen Stuhl. Mama setzte sich neben mich und Papa setzte sich neben Ben. War ja klar, dass er wieder mal auf seiner Seite war. Mama fragte uns komplett aus und wir einigten nach viel Geschrei und Verboten darauf, dass wir heute keine Schimpfwörter mehr benutzen und, dass wir wir den ganzen heutigen Tag uns anlächeln müssen. Außerdem hatte ich die ganze nächste Woche Fernseher und Computerverbot und musste um neun ins Bett. Ben hatte die nächsten fünf Tage Hausarrest und sein Handy durfte er auch nicht benutzen. Tja, geschieht ihm recht, er hat ja auch angefangen. Das ganze Theater hatte und eine halbe Stunde des perfekten Weihnachten genommen. Mum bemerkte das im selben Augenblick und meinte:„ So ihr geht jetzt alle zu Tantchen Fiona und esst ein Stückchen Kuchen. Ich muss noch die Schnitzeljagd vorbereiten.“ Sie lächelte erfreut in die Runde und schob uns dann alle der Reihe nach aus der Tür raus.
„Viel Spaß“, trällerte sie noch hinter uns her und verschloss die Tür vor unserer Nase. Sofort rief Minte: „Nein, nicht zu Tantchen Fiona! Ich kann so etwas heute nicht gebrauchen.“ „Aber Minte bitte, nun hab dich nicht so. Deine Englisch Aussprache könnte man schon noch etwas verbessern und außerdem Ist der Kuchen doch so...“, nach dem wütendem Blick von Minte hielt er lieber Mal den Mund. Das tut man wirklich, denn wenn Mintes Blicke wehtun würden ,würde wir alle sehr laut und kläglich schreien. Wenigstens hat uns Gott eine Naturkatastrophe erspart. „Na kommt, wir bringen es einfach hinter uns“, meinte Sabine, die sie mehr hasste als jeder andere von uns. Früher hatte sie einen Freund, der schon relativ groß, mit braunen Haaren war und halt bei schulischen Leistungen nicht auf einem guten Platzt lag. Er war dafür aber ein super Aufpasser und achtete immer auf Sabine. Er war romantisch und absolut der Traummann einer jeden Frau. Doch Tantchen Fiona ging es ja nicht um all das, sonder ihr Traummann muss clever sein und vor allem muss er studiert haben. Geld darf nicht fehlen, und er muss sie verwöhnen bis er nicht mehr kann. Also sprach sie Sabine darauf an und meinte:“Aber Sabinchen, der ist doch nichts für dich, der ist doch Hauptschüler gewesen und nun ist er arbeitslos ohne ein Studium. Der ist nichts für dich ich helfe dir.“ Und als er dann ein paar Wochen später bei ihr zu essen war sagte Fiona ihm ins Gesicht:“Du bist aber zu dumm für meine Neffin! Halt dich von ihr fern. Außer du findest einen Job, aber dazu bist du geistig nicht so fit.“ Er hatte sich bemüht, doch Tantchen Fiona hatte Sabine so lange von ihm ferngehalten ,mit allen möglichen Mitteln, aber natürlich nicht einsperren oder so, und irgendwann, meinte sie, dass Sabine ausgewandert ist und er gab auf, zog um und war nicht mehr zu finden. Sabine hasste sie dafür und deshalb sprach sie nicht mehr mit ihr, da konnte Tantchen Fiona machen, was immer sie wollte. Und dabei konnte ich Sabine auch verstehen.
„Müssen wir das machen?“, fragte ich Dad und drückte auf die Tränendrüse. Minte hing schon wieder an der Tür und klopfte dramatisch an ihr mit den Worten:„Warum tust du uns das aaaaaaan?“
Ich machte zwei bedeutende Handzeichen hinter meinen Rücken, von denen ich selbst nicht wusste was sie bedeuteten, um den anderen zu signalisieren, dass sie auch total niedergeschlagen waren.
Doch Christian deutete mein tolles, unverständliches Handzeichen falsch und meinte bevor Dad etwas sagen konnte:„Genau, und weil kein Mensch Bock auf das Grauen in Person hat, lade ich jetzt alle auf eine Runde MCes ein. Wer ist dabei?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er voraus, gefolgt von Minte, Sabine, Ingo und mir. Wir ließen Dad mit geöffnetem Mund und erhobenem Zeigefinger dort stehen. „Dad, komm schon, du kannst nicht ewig schmollen und du kannst auch nicht alleine zu Tantchen Fiona gehen, weil“, ich suchte verzweifelt nach einem Grund, „Weil das halt nich geht, verstehste?
Also komm jetzt und lass uns vor dem großen Spaß noch etwas Spaß haben.“ Ich hatte einen genauso komischen Gesichtsausdruck aufgesetzt, wie mein Dad, weil sich keiner sicher war was meine Worte zu bedeuten hatten.
Mein Dad nickte und wir liefen der Horde, die nur aus vier Leuten bestand ,hinterher.
Im Auto liefen verrückte Lieder zu denen wir laut sangen und uns dabei verrückt bewegten. Ich kam mir vor wie ein Hippi, weil wir auch noch in einem Bus ähnlichem Auto saßen. Aber es machte richtig Spaß und wir lachten die ganze Zeit nur.
Vor dem McDonalds gab mir Sabine noch schnell ihre Bürste. Sah ich wirklich so schrecklich aus? Na gut, ich hatte meine Haare im Auto kräftig hin und her geschüttelt, aber war das ein Grund-.
Ich stand vor unseren Autospiegel und sah mein zerzaustes Spiegelbild. Puh, wie toll Sabine doch war. Ich kämmte mir meine Sturmfrisur, wie meine Mum jetzt gesagt hätte, wenigsten einiger maßen zurück. Aber die Spitzen bekam ich nicht hin. Scheiße, ich sah so bekloppt aus. Meine Haare waren bis zu dem Schultern glatt gekämmt, aber darunter sah es fürchterlich aus. „Kommst du?“, fragte Ingo, der außer Sabine noch der einzige war, der vor der Eingangstür stand. Sabine sagte zu ihm irgendetwas worauf er nickte und ging, während ich auf die beiden zu gerannt kam. Sie nahm die Bürste und machte einen riesigen Dutt aus meinen Haaren. „Was hälste denn mal von der Idee dir deine Mähne zu kürzen?“, fragte sie, während sie mich von vorne betrachtete, „Ich könnte dir dabei helfen.“ Ich schrie und sprang einen Meter von ihr weg. „Kleiner Scherz, Komm gehen wir rein.“ „Mach so etwas bitte nich nochmal, Verstanden?“, ich hob ihr drohen meinen Zeigefinger vor die Augen. „Jaja, ich will noch leben.“ Wir kamen lachend in den McDonalds. Plötzlich kam Minte angerannt und umarmte mich, als hätten wir uns seit Monaten nicht mehr gesehen. Ich hob sie hoch und fragte: „Alles klar?“ Sie lächelte, quiekte eher, sprang von meinem Arm und rannte davon. Manchmal frag ich mich schon ob eine Therapie nicht besser für sie wäre.
„Ich hab dir jetzt das übliche bestellt“, empfing mich Ben mit einem stolzen Lächeln. „Du hast es hin bekommen etwas zu bestellen?“, ich sah ihn misstrauisch an. „Na ja eigentlich hat ja Ingo bestellt und er stand nickend daneben“, grinste Christian und stellte sich neben Ben.
„War ja klar“, murmelte ich, „Du hättest so was niemals hin bekommen.“ Von tötenden Blicken verfolgt ging ich mit den anderen an einen Tisch in einer verlassenen Ecke. Und ich musste erstmal nach schauen was Ben für “Das Übliche“ hält. Und tatsächlich war es mein Lieblingsessen, ein neuner Chicken McNuggets mit Pommes und zwei mal Süßsaurer Soße. Manchmal konnte dieser nervende Bruder ganz nett sein. „Was glaubt ihr denn, was ihr bekommt?“, fragte Chrissi in die Runde, schaute mich dabei aber grinsend an. Hatte der irgendetwas besonderes geplant? Oder einfach nur ein super cooles Geschenk für mich? „Also is will ein rosa Pony mit Flügeln auf dem ich reiten kann“, platzte Minte heraus und sah Sabine flehend an. „So was hab ich mir auch immer gewünscht“, lächelte Sabine und wandte sich an Ben, „Und was wünschst du dir?“ „Moneten, was sonst“, grinste Ben, klang aber dennoch genervt. Und das konnte ich verstehen. Schon die ganze Woche wurden wir von den Erwachsenen ausgefragt, was wir uns denn wünschen. Und unsere Antworten waren immer die gleichen.
„Und du?“, hackte Chrissi nach. „Wie schon tausend mal gesagt wünsch ich mir zwei Katzen“, entgegnete ich schmunzelnd. Chrissi sah total aufgeregt aus, na was der mir wohl schenken würde.

„Ok, Auf die Plätze. Fertig? Los!“, rief meine Mama und somit war die Weihnachtsschnitzeljagd offiziell eröffnet. Na ja was heißt offiziell, halt unter der Familie Rilke. Und genau in diesem Moment rannten wir los, weil ja alle gewinnen wollten. Eine Weihnachtsschnitzeljagd à la Rilke war ganz einfach zu verstehen. Mama hatte jedem eine Box und einen Zettel gegeben. In der Box sollten wir die Zettel sammeln, die wir während der Schnitzeljagd fanden. Auf den Zetteln stand immer eine Frage entweder zum Nikolaus oder zum Christuskind.
Dann konnte man zwischen a und b entscheiden. Bei beiden stand eine Wegbeschreibung, doch nur eine führte zum nächsten Zettel. Auf unserem ersten Zettel stand:
Willkommen zur Weihnachtsschnitzeljagd!
Eure erste Frage lautet:

In welchem Jahr wurde Jesus Christus geboren?
A Im Jahr 0
B Im Jahr -4

Das war eine der einfachsten Fragen, doch ich wettete, dass Ben die nicht wusste. Sein Kopf war voller Stroh und da war kein Platz für die richtige Antwort. Er würde jetzt A nehmen, und den falschen weg nehmen. Mal schauen, was bei A steht:
Eine sehr gescheite Wahl von die A zunehmen.
Gehe zur Bushaltestelle und suche nach weiteren Hinweisen.
Eine wirklich sehr gescheite Wahl, dass ich nicht lache. Ich schaute nach wo Ben denn hin gelaufen war und stellte kichernd fest: Zur Bushaltestelle. Aber ich musste mich wieder auf meine Antwort konzentrieren. Also las ich Antwort B:
Wirklich sehr clever.
Biege am Gartentor links ab und folge den Pfeilen.
An der nächsten Ampel wartet ein weiterer
Hinweis auf dich.
Ich sah noch einmal zu dem in die Mülltonne schauenden Ben und rannte dann links herum. Ich sah, dass Minte bereits in Richtung Wald unterwegs war. So eine clevere kleine Schwester. Diese Jahr hatte sie zum ersten mal an der Weihnachtsschnitzeljagd teilnehmen dürfen und schon lag sie vorne. Während ich lächelnd den Pfeilen folgte ,hörte ich Ben schreien:„Zählt der Schuh auch als Hinweis?“ Selbst die Erwachsenen fingen an zu lachen. So ein Schwachkopf. Ich fand sofort meinen Zettel auf dem “Anastasia“ stand. Der von Ben hing noch da und der von Minte war bereits weg. Ich riss ihn ab und öffnete ihn:
Toll, du hast es bis hier geschafft.
Hier ist deine nächste Frage:

An welchem Tag feiern wir Nikolaus?
A am 24. Dezember
B am 6. Dezember.
Also gut, ich verstand ja,dass wir die Weihnachtsschnitzeljagd auch für clever Fünfjährige machen sollten aber mit solchen einfachen Fragen hätte ich jetzt nicht gerechnet. Aber es kann mir ja egal sein, ich wusste die Antwort und damit Schluss. Ich las mir die Wegbeschreibung für B durch:
Du bist wirklich gut.
Gehe über die nächsten zwei Ampeln in Richtung Wald.
Auf deinem Weg wartet ein weiterer Hinweis auf dich.
Ja, ich war wirklich gut. Ein erleichtertes Aufatmen und ich rannte über die zwei Ampeln. Ich achtete zwar nicht auf rot und grün, aber an heilig Abend fuhren zum Glück nicht so viele Autos herum. In einem Gebüsch sah ich zwei Zettel hängen. Ich griff hinein Ohne daran zu denken, dass dort ekelhafte Spinnen hängen konnten und las mir den Zettel auf dem Anastasia stand durch:
Du bist schon sehr weit gekommen. Weiter so.
Und so lautet deine nächste Frage:

Warum feiern wir jedes Jahr Weihnachten?
A weil Jesus Christus um diese Zeit geboren wurde
B weil Jesus Christus um diese Zeit auf erstanden ist.
Natürlich wählte ich A. Schon wieder so etwas Einfaches, aber meine kleine Schwester hatte es auch gewusst. Ich sah sie schon gar nicht mehr. Also las ich mir A durch:
Du bist ein Weihnachtsprofi.
Folgen den Pfeilen in Richtung Wald und suche weitere Hinweise.
Ich sah noch einmal in Richtung Bushaltestelle, wo Ben gerade vergeblich versuchte auf das Dach zu klettern um diesen Schuh darunter zu holen, und rannte dann los. Doch am Waldrand blieb ich wie angewurzelt stehen. Minte stand weinend neben einer Bank.
„Minte, was ist denn los?“, fragte ich sie besorgt und nahm sie in meine Arme. Schluchzend versuchte sie mir zu antworten:„Diese doofen Jungs da haben“, sie schnappte einmal laut nach Luft, „Die ganzen Zettel geklaut.“ Und sie brach wieder in Tränen aus. „Haben die das wirklich gemacht?“, geschockt sah ich Minte an die sich nickend die Augen rieb. Also das ging ja mal gar nicht! Die daher gelaufenen Typen können uns doch nicht einfach die Weihnachtschnitzeljagd versauen. „Die holen wir uns wieder!“, rief ich, packte Minte auf meinen Rücken und rannte den Nervensägen hinter her. „Stopp!“, schrie ich. Kurz blieb der blond haarige Junge stehen, um zu schauen wer da ruft, doch kaum hatte er Minte und mich entdeckt, rannte er weiter seinem braun haarigem Freund hinter her.
„Diesen Möchte gern Checker holen wir uns oder?“, fragte ich Minte und rannte weiter. Lange hätte ich aber nicht mehr rennen können. Es fehlte mir echt an Kondition. Minte lächelte mich an und meinte:
„Er muss fallen. Dieser doofe Zwerg. Komm Pferdchen lauf Galopp.“ Sie haute mir auf den Po und um ihr nicht den Spaß zu verderben wurde ich für kurze Zeit schneller. Doch meine Energie lies nach und ich musste Minte selbst laufen lassen. Sie schien es kaum zu stören und rannte los, gefolgt von mir. Da, sah ich auf einmal wie der blonde Junge den braun haarigen Jungen in den Armen hielt. Minte und ich eilten zu den Zwergen hin und bemerkten, dass der braun haarige Junge hingefallen war und blutete. „Er ist hingefallen“, meinte der blonde Junge. „Geschieht ihm Recht“, murmelte Minte kaum hörbar. Ich nickte ihr lächelnd zu, richtete mich aber schnell wieder an die blonde Kröte: „Wo sind unsere Zettel?“ Der Junge sah mich geschockt an:„Mein Freund blutet und hat eine schlimme Verletzung und euch interessieren nur dumme Zettel?“ Ungläubig sah er von Minte zu mir und dann zu seinem Freund. „Soll ich dir mal was sagen?“, fragte ich ihn. Auf sein Nicken antwortete ich:„Du bist echt der dümmste Blitzmerker den ich je gesehen hab. Aber ich glaub du kannst nichts dafür. Ich bin Sanitäter an meiner Schule. Ich schau mir das mal an“, beleidigt und erfreut zu gleich sah er mich an,doch schnell fuhr ich fort, „Wenn du mir die Zettel gibst.“ Triumphierend lächelte ich ihn an und ging auf ihn und seinen Freund zu. „Ich weiß nix von euren dummen Zetteln“, rief die blonde Kröte. Ich blieb stehen und sah ihn an. Du willst mich doch auf den Arm nehmen oder?“, fragte ich den Zwerg. „Nein, wirklich“, er klang panisch, „Wir haben eure Zettel nicht. Die Mädchen haben sie. Wenn du meinem Freund hilfst, dann zeig ich dir wo sie wohnen.“ „Ok, dann mach ich mich mal schnell deinen Freund heile, Ok“, entgegnete ich und hockte mich über seinen Freund. Ach übrigens war ich gar nicht beim Schulsanitätsdienst, aber diese Ausrede hatte mir ja weiter geholfen. Ich hab ja immer gesagt:
“Mädchen lügen nicht, sie erfinden bloß die Wahrheit, die ihnen weiter hilft“. Das Knie des braun haarigen Jungen war rot. Ich krempelte seine Jeans hoch. Er öffnete die Augen, sah mich mit braunen Augen an und schrie. Er wollte wahrscheinlich weg rennen doch als er sein Knie sah, begann er zu weinen. „Jetzt heul nicht! Ich schau mir dein Knie an und dann wird alles wieder gut, Ok?“ Er sagte gar nichts, was mir aber ziemlich egal war. „Minte“, rief ich und sah meine Schwester an, „Kannst du bitte ein Blatt aus meiner Box nehmen und es im Bach aufweichen?“ Sie nickte, nahm sich den letzten Zettel aus meiner Box und rannte den kleinen Hang hinunter zum Bach. Nach zwei Minuten saß sie neben mir und hielt mir das Tuch hin. Ich nahm es und stellte fest, dass es verdammt kalt war. „Das kann jetzt etwas brennen. Geht aber schnell wieder vorbei.“ Fürsorglich lächelte ich ihn an und legte ihm das kalte Papier auf das blutende Knie. Er begann kurz zu schreien und sein blonder Freund zischte mit einem Schmerz verzerrtem Gesicht. „So, schaffst du es dich auf zusetzten und das Tuch auf die Knie zu drücken?“, fragte ich den braun haarigen Zwerg.
Er stellte sich hin, lächelte mich an, nickte seinem Freund zu und beide rannten gleichzeitig weg. „Kommt zurück ihr Krümel!“, schrie ich, aber die Zwerge waren schon über alle Berge. Minte wollte ihnen hinter her rennen, aber ich hielt sie am Arm fest. „Warum? Die sollen uns unsere Zettel wieder geben!“, rief sie und versuchte sich los zumachen. Doch ich hielt sie so lange fest, bis sie endlich nach gab und wir beide gingen gekränkt nach Hause. An der Ampel, an der wir ganz am Anfang von der Weihnachtsschnitzeljagd standen und beobachteten Ben, wie er immer noch vergeblich die Bushaltestelle absuchte. „Ben, die Bushaltestelle ist falsch, du hast die falsche Antwort gewählt“, rief ich, „Benjamin ist dumm, Benjamin ist dumm...“
Minte stimmte mir zu und gingen kichernd zu den Erwachsenen zurück ins Haus.
„Und wisst ihr das Lö-hö-hösungswort?“, fragte Ingo an der Tür mit einer sehr schrillen und nervenden Stimme. Er hatte nämlich eine sehr helle Stimme, weil er wahrscheinlich niemals aus dem Stimmbruch gekommen war. Bei diesem Gedanken musste ich immer anfangen zu lächeln. „Warum lachst du, das ist doch eher traurig“, heulte Minte und sprang in Ingos Arme. „Hey, kleines Häschen, was ist denn passiert?“, fragte Ingo besorgt und streichelte ihr über den Rücken. Als sie ihm keine Antwort gab, sah er mich auffordernd an. „Da waren so zwei blöde Typen, die haben unsere Zettel abgerissen und sind damit weg gerannt. Als wir bei denen dann im Wald ankamen, hat der eine so getan, als hätte er sich verletzt, und ich wollte ihm natürlich helfen“, erklärte ich und versuchte extra zu schleimen von wegen ich sei ja so nett und hilfsbereit, „Doch das war alles nur ein Trick und jetzt sind sie weg. Wenn du ein Lösungswort willst, dann kannst du aber lange warten!“ Ich wurde immer lauter und drohender. Anscheinend war ich so sensibel, dass mir selbst die Tränen in die Augen schossen.

„Oh nein, und was ist mit Ben?“, fragte meine Mama nachdem wir ihr alles erzählt hatten. „Der Idiot“, fing ich an, aber mein Papa unterbrach mich, „so was sagt man nicht.“ „Gott, Papa, ich bin schon 16. Kein Kleinkind mehr ,OK?!“, entgegnete ich genervt, weil er natürlich noch versuchte mich wie ein Baby zu erziehen und mir die “Bösen Wörter“, wie er es nannte, ab zu gewöhnen. Er funkelte mich zwar böse an lies mich aber weiter sprechen:„Dieser Idiot, sucht immer noch die Bushaltestelle ab und wartet auf seinen Beweis. Wir haben ihm gesagt, dass er die falsche Antwort gewählt hat, aber das ist ihm ja doch egal.“ Ich sah grinsend aus dem Fenster und erkannte Ben, wie er mittlerweile den Boden ganz genau untersuchte. „Ich hol ihn mal rein“, meinte Chrissi und war aus der Tür verschwunden. „Können bitte alle ihre Tüten voller Weihnachtsgeschenke ins Wohnzimmer stellen und dann in Anastasias Zimmer gehen?“, fragte meine Mama. Jeder andere an meiner Stelle würde jetzt total genervt diskutieren, aber ich hatte mein Zimmer angeboten, da es das größte war. Schnell füllte sich das Wohnzimmer mit Tüten und kaum war es fast voll, kamen alle in mein Zimmer. Meine Familie war zwar nicht reich oder so ,aber sie schaute, dass sie immer genug Geld hatte um den Kindern etwas zu schenken und sie glücklich zu machen. Denn sie hatten früher nicht so einen Luxus genießen können wie wir. Meine Mama wurde von ihrer stehts betrunkenen Mutter geschlagen. Zum Glück war sie heute tot.
Mein Bauch brummelte und erst jetzt bemerkte ich wie aufgeregt ich überhaupt war. Was ich wohl bekommen würde... Ich zuckte einmal, da ich die Aufregung nicht länger zurück halten konnte. Sabine lächelte:„Aufgeregt?“ „Und wie“, antwortete ich und zuckte nochmals.
„Du wirst dich schon noch freuen“, meinte sie und nahm mich in den Arm. Ich wusste zwar nicht, wie sie das meinte, aber wollte auch nicht weiter darüber nachdenken, denn sonst müsste ich wieder zucken. Nach einer Weile kam auch Chrissi mit dem motzendem Ben in mein Zimmer. „Der will mir doch allen ernstes nicht glauben, dass er in die falsche Richtung gegangen ist“, kicherte Chrissi, worauf Ben verärgert antwortete:„Ich wusste die Antwort genau, nur Mama hat vergessen den Hinweis dort hin zu hängen.“ Dieser Idiot. Erst wusste er nicht mal die richtige Antwort und jetzt tat er so als wäre er drei Jahre alt und man hätte ihm sein Spielzeug weggenommen. „Setzt dich“, murmelte ich und schob ihm mit meinem Fuß einen grünen Hocker hin. Er nahm sich meine Schleich Pferde und fing wieder an “Pimp my horse“ zu spielen. Die Regeln waren mir selbst nicht bekannt. Nach weiteren 20 Minuten warten ertönte endlich das Weihnachtsglöckchen und Minte sprang sofort auf und war gefolgt von Ben und mir als erste im Wohnzimmer. Es war einfach wundervoll. In einer halben Stunde hatten meine Mama und mein Papa einen sehr breiten Baum auf gebaut, der schön bunt und leuchtend geschmückt war. An unserem offenem Kamin hingen unsere Socken: Eine von mir ,eine von Minte, eine von Ben, eine von Papa, eine von Mama, eine von Sabine, eine von Ingo und eine von Chrissi. Unter dem breiten Baum stapelten sich die Geschenke, die bunt eingepackt waren.Kurz gesagt: Es sah typisch Märchenbuchhaft aus. Und wie jedes Jahr setzten wir uns alle auf die Chouch, die rund um den brennenden Kamin und den besten Baum aufgestellt war. „Ich fang an“, rief Minte aufgeregt und eilte unter den Baum. Als erstes nahm sie ein Päckchen heraus ,dass so wie es verpackt war von Ben kam. „Sabine“, meinte Minte und gab ihr das Päckchen. Sie öffnete es und machte riesige Augen, als sie sah was darin war. „Iss nich dein Ernst“, stotterte Sabine und drückte Ben, „Oh danke!“ „Was ist es denn?“, drängte ich. „Ein Gutschein für eine Thailändische Massage“, strahlte sie. „Hier, das ist für mich“, rief Minte und hielt ein grünes Päckchen hoch. Das war ganz eindeutig das was ich ihr geschenkt hatte. „Ein Mini Pferdesattel!“, rief sie und ehe ich irgendetwas sagen konnte wurde ich von einer quiekenden Minte nach hinten gedrückt:„Danke! Danke! Danke!“ Sie strahlte hielt den Sattel in die Luft und machte sich ans nächste Geschenk. „Nochmal Sabine“, rief sie und gab Sabine ein grünes Päckchen. Wieder eins von meinen.
Sie öffnete es und fing direkt an zu strahlen und mich um zuhauen. „Danke!“, rief sie. Was hatte ich ihr denn eigentlich nochmal geschenkt? „Was ist es denn?“, fragte meine neugierige Mama. Das hatte ich nämlich von ihr. „Einmal in Berlin mit einem Delphin schwimmen“, gluckste sie. Alle lächelten, aber es sollte bitte keiner fragen, wie viel das gekostet hatte. Es war mehr als ein Vermögen.
„Ansi“, rief meine Schwester und übergab mir ein lila farbiges Geschenk. Chrissi grinste sich schlapp während ich das sorgfältig eingepackte Geschenk vorsichtig aufmachte. Zu erst lag da eine Karte, die ich laut vorlas:
Liebe Anastasia!
Frohe Weihnachten, du wirst sie aber nicht komplett in Bonn verbringen.
Ich habe mir ein ganz besonderes Geschenk für dich ausgedacht.
Du hast mir ja mal gesagt, dass du dir zwei Katzen wünschst.
Eine sollte orange farbig sein, die andere schwarz.
Deine Eltern erlauben dir aber keine Katzen.
Aber ich! Und deshalb bekommst du zwei Katzen zu Weihnachten geschenkt.
An dieser Stelle hielt ich inne und quiekte so laut, wie Minte es getan hatte:„Ernsthaft?“ mir schossen die Tränen in die Augen und ich sprang im in die Arme. „Ja, aber lies erstmal weiter“, meinte er mit zerquetschter Stimme. Ich löste mich heulend von ihm und las weiter:
Doch das Tier sucht sich den Menschen aus, nicht der Mensch das Tier.
Deshalb darfst du dir, so wie du immer wolltest,
zwei Katzen aus der Türkei nach Deutschland holen.
Du fährst Morgen mit Oma Pia und Opa Peter in die Türkei.
Dort darfst du eine Woche lang Urlaub genießen und dir zwei Katzen mit nach Deutschland holen. Um den Rest brauchst du dir keine Sorgen zu machen.
Ich hoffe du freust dich wenigstens ein bisschen.
Alles gute, viel Spaß, hab dich lieb,
dein Christian


Ich schrie. Ich schrie so laut ich nur konnte und fiel Christian nochmals um den Hals. Mein größter Traum hatte sich erfüllt. Zwei eigene Katzen! Und dann auch noch aus der Türkei, arme Tiere! Ich konnte mein Glück nicht fassen und Christian konnte ich erst Recht nicht loslassen. Bis es plötzlich klingelte und Christian mich sanft von sich löste. „Dank auch mal deinen Eltern, ohne die hätte das nie funktioniert“, flüsterte er bevor er in Richtung Tür verschwunden war.
Ohne lange zu überlegen ,sprang ich Mama und Dad um den Hals und lies sie keine Luft mehr holen. „Danke, ihr seid die besten Eltern der Welt“, flüsterte ich zwischen ihren Ohren. Und sie drückten mich auch ganz fest. Ich wünschte mir, dass dieser Moment niemals enden würde. „Hallo meine Kleinen“, rief Oma Pias Stimme ,wie immer, in diesem piepsigen Ton und mit dieser Lautstärke, die nur sie erzielen konnte. Ich drehte mich sofort um und sprang ihr ohne auf mein Umfeld zu achten ,in die Arme. „Mojen, un alles kla?“, folgte die Stimme von Opa Peter und ,wie immer, hob er sein Kappe hoch, drehte sich einmal und verbeugte sich. Aber ich hatte keine Zeit zu schauen, welche Kappe er an hatte oder sonst was. Ich roch schon den bitteren, aber vertrauten Duft von Oma Pias Eau de Parfum 4711.
Ich drückte meinen Kopf gegen ihre Schulter, weil Minte natürlich direkt die Mitte gewählt hatte. Oma hielt mich fest und gab jedem einen Kuss auf die Stirn. Ich liebte sie. „Geht mal eurem Opa begrüßen“, flüsterte sie sanft, „Sonst ist der am Ende noch traurig.“ Sie gab jedem einen kleinen Klaps auf den Po und schon rannten wir los in Opa Peters Arme. Er strahlte und strich mir übers Haar. Minte setzte er seine Kappe auf und Ben klopfte er auf die Schulter:„Un wie siehts denn us mit den Mädels?“ „Peter!“, begann meine Oma Pia zu motzen, aber das störte keinen. Opa war sehr direkt und das war eine der 1000 Sachen, wegen welchen ich ihn so liebte.
„Jo, das geht schon“, antwortete Ben strahlend. Ben liebte unseren Opa sehr Ich konnte es ja verstehen, aber für einen Jungen war es trotzdem sehr unnormal. Opa Peter, war der einzige ,dem Ben vertrauen konnte und der einzige, der ihm zuhörte. Kurz gesagt, war Opa Peter Bens bester Freund. „Mami, komm mal her. Lass dich drücken!“, rief Papa und drückte Oma Pia. Nachdem er auch Opa Peter gedrückt hatte und Sabine und Ingo es ihm nach getan hatten, kehrte Ruhe ein und wir warteten wieder ganz gespannt welche Geschenke Minte uns brachte. Sabine bekam von Mama ,Papa, Ingo und Chrissi zusammengelegt eine Kreuzfahrt über welche sie sich richtig doll freute. Von Minte bekam sie ein Barbie Pferd bei welchem sie so tat als ob sie sich freuen würde, nur um Minte glücklich zu machen. Oma und Opa schenkten ihr einen neuen pink farbenen Koffer, weil sich sich mit Mama, Papa, Ingo und Chrissi für die Kreuzfahrt abgesprochen. Ben bekam von Mama und Papa neue Möbel als Gutschein, weil Schränke einzupacken erstens viel zu auffällig gewesen wäre und zweitens viel zu groß und drittens sollte er sie sich auch selbst aussuchen können.

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Texte: Mein Text bitte nicht kopieren ;)
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2012

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Widmung:
Meiner Katze und Family ;)

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