Verschwitzt und mit pochendem Herzen liege ich in einem Bett auf dem Rücken. Weiß nicht, was zuvor geschah. Nur ein drückender Schmerz in meiner Brust. Benommen versuche ich die Situation zu verstehen. Mein Herz rast, und ich atme schnell und flach. Ich öffne zögernd die Augen und versuche etwas zu erkennen. Es bleibt dunkel, aber der Raum schattiert sich. Nichts scheint hier zu sein. Keine Fenster. Selbst eine Tür kann ich nicht erkennen. Mein Blick versucht die Quelle meiner Schmerzen ausfindig zu machen. Irgendetwas liegt auf meiner Brust. Es sieht aus wie ein Stein. Rätselhaftes tut sich auf, begleitet von aufkommender Unheimlichkeit. Ich will den Stein wegnehmen, damit es nicht mehr so weh tut. So versuche ich also meinen rechten Arm anzuheben. – Nichts passiert. Womöglich ist er eingeschlafen. Mein Blick wendet sich vom Stein ab und wandert leicht nach rechts. Aus Unscharfem wird ein deutlicherer Umriss. Ein Schauder rast durch meinen Körper. Mein Atem überschlägt sich und treibt mich an den Rand der Besinnungslosigkeit. An der Stelle, wo mein Arm sein sollte, ragt nur ein Stumpen aus meiner Schulter. Hektisch rasen meine Augen auf die andere Seite meines Oberkörpers – dasselbe Bild.
Ruhig bleiben! Ruhig atmen! Ruhig nachdenken! … ich erinnere mich.
Ich verstehe nicht wie, aber ich lag in deiner Umarmung, völlig losgelöst und unbedroht.
Ich verstehe nicht warum, aber du hast dich so plötzlich von mir gerissen, dass ich keine Zeit mehr hatte loszulassen.
Der Druck auf meiner Brust wird stärker. Die aufgekommene Erinnerung setzt sich einer Dampfwalze gleich auf den Stein. Wenn ich nicht wüsste, dass es hier dunkel ist, wäre mir vor Betäubung schwarz vor Augen. Wenn ich nur aufstehen könnte. Der Stein würde herunterfallen. So bewege ich also meine Beine – Nichts passiert. Mein Puls hetzt in die Höhe als ich erkenne, dass ich nichts erkenne. Die Beine sind weg. Nur noch Stumpen an meiner Hüfte. Ich werde panisch und wüte gelähmt durch mein Bewusstsein wie ein Orkan im Niemandsland.
Aushalten! Ausdenken! … ich erinnere mich.
Ich weiß nicht wie, aber ich stand felsenfest und tief verankert im Leben mit dir.
Ich weiß nicht warum, aber deine Worte haben mich so blitzartig überrannt, dass es mir beim Versuch einer Flucht die Beine wegriss.
Der Stein wird schwerer, das Atmen wird schwerer, die Erinnerung wird schwerer zu ertragen. Ich kann nichts mehr tragen, den Schmerz nicht länger ertragen und ohne Arme gar nichts tragen. Ich bin träge. Müde meiner selbst….von dem, was noch übrig ist.
Machtlos schaue ich mich in dem Raum um. Gegenüber dem Bett schimmert etwas an der Wand. Ich vermute einen Spiegel, was sich nach genauerem Hinsehen bestätigt. Mit einer langsam willenlosen Haltung schaue ich mich im Spiegel an. Mein Kopf ist nicht da. Nur ein Torso mit einem darauf liegenden Stein.
Hinnehmen! … ich erinnere mich.
Egal wie, aber du hattest mir den Verstand geraubt und den Kopf verdreht.
Egal warum, aber deine Entscheidung hatte mich so brutal vor den Kopf gestoßen, dass er abriss und zu Boden fiel.
Nun (be-)greife ich mit den Armen, die ich nicht habe, (ge-)stehe mir ein mit den Beinen, die ich nicht habe, (ent-) schließe die Augen, die ich nicht habe und ( ver-) traue dem Verstand,
… den ich habe.
Texte: text & cover copyrighht spiesi
Tag der Veröffentlichung: 13.10.2011
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