Gay Romance
Ara May
LOVE IS LOVE AND CAN NEVER BE WRONG
NO MATTER WHETHER
A MAN AND A WOMAN
A WOMAN AND A WOMAN
OR
A MAN AND A MAN
Highspeed ins Glück
Band 1 der Glücks-Reihe
Deutsche Erstausgabe April 2016
Copyright © by Ara May 2016
All rights reserved
Verlagsrechte 2016 © by True Love Verlag, Simmerath
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Alle Rechte vorbehalten, Nachdruck auch auszugweise, Vervielfältigung und Veröffentlichung nur mit Genehmigung des Verlags. Das Buch enthält explizite homoerotische Handlungen.
Die Handlung, die handelnden Personen, Orte und Begebenheiten des Buches sind frei erfunden
Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, ebenso ihre Handlungen sind rein fiktiv, nicht beabsichtigt oder wären rein zufällig. Sämtliche Personen aus dieser Geschichte entspringen meiner Fantasie.
Cover: Das Model steht in keinem Bezug zu der Geschichte, noch sagt es etwas über seine sexuellen Vorlieben oder Praktiken aus.
Copyright Coverbilder:
©Men: RJ Sebastian
by
www.cockyboys.com
© Zeichnung: Caro Müllerbywww.facebook.comCarolin Müller Gayzeichnungen gay themed drawings
© Model: Darius Ferdynand
©Model: Brandon Jones
© Auto: Pixabay.de
Covergestaltung:
© Covergestaltung by Catrin Kaltenborn
Text:
Ara May
Lektorat/Korrektorat:
Bernd Frielingsdorf
Brigitte Melchers
Melanie Sinteck
Sitala Helki
Moni Luff
Ulla
©Zitat in Kapitel 9: Romeo und Julia – Shakespeare
©Zitat in Kapitel 26: Heinrich Heine – Das schöne Fischermädchen
©Textauszug in Kapitel 25: Mit freundlicher Genehmigung von Revolverhelden
©Zitat in Kapitel 26: Johann Wolfgang von Goethe – Nähe des Geliebten
Wahre Freunde erkennst du daran,
wenn sie in schwierigen Zeiten zu dir stehen und dich aufbauen.
Und sich in guten Zeiten mit dir freuen.
Es gab Momente, da habe ich dein unerschütterliches Go ... Go ...Go fast gehasst.
Aber ohne deinen Glauben an ein Ende, würde die
Geschichte von Samu und Thore wohl für ewig
unvollendet auf meinem PC legen.
Am Anfang jeder Geschichte steht eine Idee.
Hat man diese dann in Worte gefasst und zu Papier gebracht, fängt die eigentliche Arbeit erst an.
Anders als beim Schreiben, wo der Autor alleine vor dem PC sitzt, beginnt dann die Teamarbeit.
Das Cover wird entworfen. Die Geschichte bekommt ihren letzten Schliff.
Lektorieren. Korrigieren. Beta-Lesen.
Helfende Elfen entwickeln sich zu Gliedmaßen rettenden Moni-Feen.
An dieser Stelle möchte ich all den fleißigen Helfern danken, die mir bei der Entstehung und Weiterentwicklung zur Seite gestanden haben.
Highspeed ins Glück war ursprünglich als eine Co-Produktion gedacht. Eine Story für einen Adventskalender. Vierundzwanzig Kapitel, hochgeladen vom ersten Dezember bis Heiligabend.
Doch wie so oft spielt das Leben nach seinen eigenen Regeln, die wir nicht immer in vollem Umfang beeinflussen können. Für mich werden Samu und Thore immer mit einem bestimmten Menschen verbunden sein.
Die beiden Jungs sind nicht mehr dieselben wie wir sie uns am Anfang erdacht haben. Im Laufe der Entstehung machten sie eine Entwicklung durch, die auch an Autoren nicht spurlos vorübergeht.
Irina, you are always in my mind.
Samuel
Mit einem lauten Knall fällt die Hantelstange in die dafür vorgesehene Halterung. »Hey, alles klar bei dir, Samuel, oder brauchst du Hilfe?«
Das Sportstudio, in dem ich regelmäßig trainiere, wenn ich zu Hause bei meiner Mum bin, ist um diese Tageszeit gut besucht. Dank Piet, dem aufmerksamen Fitnesstrainer, drehen sich einige Köpfe in meine Richtung, um zu sehen, was los ist. Genervt von so viel Aufmerksamkeit stehe ich auf und beantworte mürrisch Piets Frage mit einem »Nein, aber danke für die Nachfrage«.
Zum Glück spricht mich niemand an, als ich wenig später in Richtung Umkleidekabinen verschwinde. Auf direktem Weg, ohne rechts oder links zu gucken, peile ich die Gemeinschaftsduschen des Studios an.
Heute ist absolut nicht mein Tag. Zuerst bekomme ich während des Frühstücks einen Anruf von meinem Arbeitgeber. Eine freundliche Frauenstimme stellt sich als Assistentin der Teamleitung vor und informiert mich kurz und knapp über eine unwillkommene Personaländerung. Ab Trainingsbeginn, in knapp einer Woche, wird ein neuer Personal Coach für mich zuständig sein.
Dann verliert auf der Fahrt hierher ins Sportstudio der rechte Vorderreifen meines schwarzen 500 PS starken BMWs den Kampf gegen einen dicken rostigen Nagel, der erfolgreich dafür sorgt, dass ich mein heiß geliebtes Sondermodell M4 GTS mitten auf der Landstraße anhalten darf. Damit aber nicht genug, öffnet genau zu dem Zeitpunkt, als ich den Reifen wechsle, der Himmel seine Pforten. Innerhalb von Sekunden durchnässt mich ein Platzregen bis auf die Haut. Also fahre ich schlecht gelaunt zurück nach Hause, dusche und ziehe mir trockene Sachen an. In der Zwischenzeit ist eine Mail von meinem Boss angekommen mit der Bitte, oder soll ich besser Aufforderung sagen, dem neuen Personal Coach mit Respekt zu begegnen, auch wenn mir die Notwendigkeit dieser Maßnahme gegen den Strich geht. Schließlich wolle man nur mein Bestes.
Mein Boss kennt mich recht gut, immerhin ist er mein Entdecker und Förderer. Als Jugendlicher habe ich sogar einige Jahre während der laufenden Saison bei ihm gewohnt. Trotzdem muss es mir nicht passen. Ich habe ein Recht wegen so viel Bevormundung sauer zu sein. Finde ich zumindest. Seit ich laufen kann, fahre ich Autorennen. Da werde ich wohl wissen, wie man sich fit hält. Mal abgesehen davon, dass ich in absoluter Topform bin. Nicht umsonst besuche ich sogar im Urlaub sowie in der trainingsfreien Zeit täglich Piets Sportstudio. In der Regel bin ich morgens der Erste an den Geräten. So stelle ich sicher, meinen selbst aufgestellten Plan ohne Unterbrechung einzuhalten. Werde ich jedoch wie heute aufgehalten, empfangen mich statt einem menschenleeren Raum voller Fitnessgeräte scharenweise gelangweilte Hausfrauen und Rentner, die auf dem Bauch-Beine-Po-Trip sind oder wahlweise rhythmische Ballgymnastik im fortgeschrittenen Alter bevorzugen. An der Safttheke geht es ausschließlich um Ballettstunden für Kleinkinder, Förderung der Sprösslinge durch Musik- oder Zeichenschule und Altersbingo im Gemeindehaus.
Kaum bin ich in der Gemeinschaftsdusche des Fitnessstudios angekommen, landen die vollgeschwitzten Sportklamotten auf dem Boden. Schnell schnappe ich mir ein Handtuch und Duschgel, welche für die Kunden griffbereit in den Regalen stehen. Service des Hauses. Ziemlich praktisch, wie ich finde.
Für heute reicht es mir. Ab unter die Dusche, dann nichts wie raus hier, um mich auf angenehme Art von den Gedanken über den neuen Coach abzulenken. Die kommende Woche habe ich frei und die will ich genießen. Das warme Wasser der Dusche rauscht auf mich herab.
Je länger ich unter dem Strahl stehe, desto ruhiger werde ich. Zwar ist der Frust nicht ganz fortgespült, aber immerhin ein Stück weit in den Hintergrund gedrängt. Mir ist nach Sex. Da ich nicht weiß, wie sehr die kommenden Veränderungen meine eh schon sehr knapp bemessene Freizeit beeinträchtigen, beschließe ich, es heute so richtig krachen zu lassen. Sex zum Frustabbau. Warum nicht? So lange mir niemand zu nah auf die Pelle rückt oder mehr erwartet, als ein wenig gemeinsamen Spaß, ist das eine gute Sache.
Sex ist für mich ein Austausch von Körperflüssigkeiten, kein romantisches Gesülze. Je unverbindlicher, desto besser. Es ist eh schwer, lange genug vom Team wegzukommen, um jemanden zum Mitnehmen zu finden. Dass es vorwiegend Kerle sind, soll außerdem niemand wissen. Überwiegend jage ich in den Beständen des jeweiligen Hotelpersonals. Das geht schnell und ist zudem praktisch. Meistens kennen meine Partner eine ruhige Ecke oder gar ein freies Zimmer. So kann mich vom Team keiner erwischen. Hin und wieder mit einem der Zimmermädchen rumzumachen, wenn man Single ist, finden alle normal. Einen Kellner oder Barkeeper anzubaggern, ist dagegen ein inoffizielles No-Go. Zum Glück hat bis jetzt keiner mitbekommen, dass es meistens diese Männer sind, denen mein Hauptaugenmerk gilt.
Schnell überdenke ich die Optionen für den heutigen Abend. Hier in meinem Heimatort sind diese ziemlich beschränkt. Also wird mir nichts anderes übrig bleiben, als die halbe Stunde Fahrt in die nächste Stadt anzutreten, um mich in den einschlägigen Clubs umzusehen.
Seufzend steige ich aus der Dusche und wickele mich in das bereitliegende Handtuch.
Die Umkleide ist nach wie vor leer. Bevor ich mich anziehe, werfe ich noch rasch einen letzten kritischen Blick in den Spiegel.
Was ich sehe, gefällt mir. Zwar bin ich nicht sonderlich eitel, doch in der Schwulenszene ist ein gutes, gepflegtes Aussehen durchaus von Vorteil. Meine siebenundzwanzig Jahre sieht man mir nicht unbedingt an. Ohne den Dreitagebart wirke ich wesentlich jünger. Bei 1,75m mit einem Gewicht von knapp fünfundsechzig Kilogramm liege ich im Normbereich. Jedes Kilo zu viel rächt sich irgendwann während der Saison. Nur wenn Fahrer und Auto miteinander harmonieren, kommen Bestzeiten zustande. Ohne Bestzeiten kein Erfolg. Ohne Erfolg kein Titel. Muskelmasse ist ok, Fett dagegen nicht.
Langsam fahre ich mit den Fingerspitzen die Konturen meiner Bauchmuskeln nach. Streiche über die Erhebungen, spüre die Festigkeit der Muskeln und die Weichheit der straffen Haut, die sich darüber spannt. Abgesehen von meiner Frisur findet man kein einziges Haar an meinem Körper.
Mein Waschbrettbauch kann sich sehen lassen. Auf ihm könnte man die Wäsche mit Sicherheit wirklich schrubben, wobei mir die Vorstellung von starken Männerhänden, die voller Verlangen darüber streichen, wesentlich besser gefällt als der Gedanke an schmutzige Wäsche. Aber auch die restlichen Muskeln sind, dank regelmäßigem Schwimm- und Krafttraining, gut ausgeprägt. Die leicht gebräunte Hautfarbe verdanke ich wohl irgendeinem unbekannten südländischen Vorfahren. Außer meiner Mutter gibt es keine weiteren Familienmitglieder, die ich kenne. Und von ihr habe ich mein Aussehen garantiert nicht vererbt bekommen. Sie ist zierlich, blondhaarig und besitzt eine blasse Hautfarbe. Selbst ihr sonniges Gemüt sucht man bei mir vergebens. Einzig meine Haarfarbe scheint eine Mischung aus beiden Elternteilen zu sein. Es ist hellbraun und meistens kurz geschnitten. Allein schon deshalb, weil man unter dem Helm schwitzt und nach einem Rennen in der Regel fast immer aussieht wie nach einem Saunabesuch. Doch noch hat die Saison nicht begonnen. Vielmehr startet bald erst einmal das offizielle Trainingslager. Von daher fallen einige vorwitzige Strähnen in mein Gesicht. Im Nacken ist es leicht gelockt. Mit etwas Glück verkrallen sich in wenigen Stunden gierige Männerhände darin und der dazu gehörende Kerl fordert mich auf, ihn hart ranzunehmen.
Die Tür zur Umkleidekabine wird aufgestoßen, einige der Bingo Rentner strömen herein. Zeit zu gehen. Schnell schlüpfe ich in meine Klamotten und mache mich auf den Heimweg, wo meine Mum bereits auf mich warten dürfte.
Sie genießt die selten gewordene Zeit, in der ich mich zu Hause aufhalte. Da sie nicht gerne fliegt und es nicht leiden kann, wenn ich mit mehr als 360 Sachen über die Rennstrecke brettere, sehen wir uns während der Saison so gut wie nie. Stehen weder Training noch Rennen an, gibt es garantiert irgendwelche Sponsor- oder Werbetermine. An den Rennwochenenden ist sie jedes Mal das reinste Nervenbündel. Erst wenn ich zu Hause anrufe, um ihr zu sagen, dass mit mir alles in Ordnung ist, atmet sie erleichtert auf.
Ich liebe sie, aber zuweilen kann es recht anstrengend sein, wenn sie ihre ganze vorsorgliche Mutterliebe über mich ausschüttet. Besonders an den Abenden, die ich in Clubs verbringe und erst spät in der Nacht oder frühmorgens heimkehre. Außer meinen Sexpartnern ist sie der einzige Mensch in meinem Umfeld, der weiß, dass ich schwul bin. Nicht bi oder in einer experimentierfreudigen Stimmung. Sollte ich jemals erwischt werden, muss dies als Ausrede hinhalten. Eigentlich verrückt, doch noch ist die Sportwelt nicht bereit, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Schwul und Leistungssportler passt nicht in diese Vorzeigesparte. Was soll‘s. Bis jetzt ist niemandem etwas Merkwürdiges an meinem Verhalten aufgefallen, warum sollte sich dies in Zukunft also ändern?
Sobald ich die Haustüre öffne, empfängt mich der Duft von Essen. Urlaub bei Muttern ist mitunter nicht das Schlechteste. Sie verwöhnt mich vom ersten Tag an bis zu meiner Abreise, kocht und backt alle meine Lieblingsspeisen. Auch wenn ich dank ihres kulinarischen Verwöhnprogramms täglich eine Extrastunde in Piets Sportstudio absolviere, bringe ich es einfach nicht übers Herz, sie darauf hinzuweisen. Heute gibt es zum Nachtisch meinen absoluten Lieblingskuchen. Schwarzwälder Kirschtorte. Trotz Zusatz-Workout bei Piet belasse ich es in der Regel jedoch bei einem Stück Kuchen pro Tag. Als ich zwei Stücke von der Torte auf den Teller lade, zieht meine Mum fragend eine Augenbraue nach oben.
»Willst du darüber reden? Oder ist es eine von den Sachen, die ich nicht verstehe?«, fragt sie vorsichtig. Ich schnaube.
»Der Boss hat einen Personal Coach engagiert, der sich speziell um mich kümmern soll. Darauf hab ich einfach keinen Bock. Mit Elena war das total easy. Sie gab mir den Wochenplan, ich arbeitete ihn ab. Punkt. Kein großer Zwang oder Herumnörgelei. Hin und wieder checkte sie meinen Stand. Das war‘s. Auf einen Personal Coach, der mir dauernd auf die Pelle rückt, kann ich echt verzichten«, versuche ich mein Problem zu erklären.
Sie nickt und meint aufmunternd: »Warte halt erst mal ab, vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm!« Das glaube ich zwar nicht wirklich, aber trotzdem brumme ich kauend so etwas wie eine Zustimmung. Zum einen, um sie nicht zu beunruhigen, zum anderen, weil ich keine Lust, habe mich weiter über dieses Thema zu unterhalten.
Als ich mich für den Abend verabschiede, drücke ich sie kurz an mich. Innerlich bin noch total aufgewühlt und sie ist immer für mich da. Selbst wenn ich mich mal wie ein Idiot aufführe, versucht sie mich zu verstehen.
Die sanfte, liebevolle Art meiner Mum erst mal alles in Ruhe abzuwarten, sowie ihre Aufmunterung retten meinen heutigen Sexpartner jedoch in keiner Weise vor einer recht unsanften Behandlung. Dazu war der Tag im Ganzen einfach nur zum Haare raufen. Nachdem ich den ersten Frust im Darkroom losgeworden bin, schiebe ich kurz darauf eine zweite Runde mit dem gleichen Kerl. Nach langem Suchen steht mir heute nicht der Sinn. Der Typ mag es hart rangenommen zu werden, und ich brauche heute Nacht jemanden, der meiner rohen Leidenschaft standhält. Warum also großartig weitersuchen? Für meine derzeitige Stimmung ist er perfekt. Ausreichend erfahren und scharf darauf, alles zu nehmen, was ich bereit bin zu geben. Kurzerhand beschließen wir, Runde Nummer drei in seiner Wohnung einzuläuten. So kommt es, dass ich mich erst am frühen Morgen nach einem gemeinsamen Duschintermezzo von ihm verabschiede.
Zu Hause angekommen möchte ich nur ins Bett gehen. Der fehlende Schlaf macht sich langsam bemerkbar. Zuerst bringe ich, wie es sich für einen wohlerzogenen Sohn gehört, die Klamotten von letzter Nacht zum Waschen ins Bad. Beim Entleeren der Hosentaschen finde ich einen handgeschriebenen Zettel mit dem Namen meines Sexpartners sowie eine Telefonnummer auf der Rückseite. Zusammen mit der Club-Parkhausquittung von gestern Abend wandert das wertlose Papierstück in den Mülleimer. Mir fallen fast im Stehen die Augen zu. Bettzeit. Und zwar sofort.
Bis zum Wochenende habe ich mich einigermaßen gefangen. Der Ärger, über den neuen Personal Coach ist leicht abgeflaut, mittlerweile hält er sich in Grenzen. Am besten warte ich wirklich einfach ab, wie der Kerl so drauf ist. Bis jetzt bin ich noch mit jedem Typen fertig geworden, den man meinte, mir vor die Nase setzen zu müssen. Am Ende tanzten sie alle nach meiner Pfeife. Alle bis auf den einen. Aber an ihn will und werde ich nicht denken. Nein! Nicht jetzt! Wenn es nach mir ginge, könnte er zur Hölle fahren und dort auf ewig schmoren. Weg mit den Gedanken.
Das Wochenende gehört meiner Mum. Wir wollen wandern gehen. Sie freut sich schon die ganze Woche darauf und ich werde den Teufel tun, ihr diese Stunden mit meiner Laune zu vermiesen. Gemeinsam wandern wir dann auch tatsächlich den ganzen Tag über. In einer Wanderhütte packen wir unsere Wegzehrung aus, genießen gemeinsam den Ausblick auf ein Stück unberührte Natur, lassen es uns richtig gut gehen, lachen und reden. Am Mittag erreichen wir unser Ziel, den Ochsenkopf, und halten dort Einkehr. Von dort geht es dann wieder nach Hause. Den folgenden Tag verbringen wir auf dem Thiesenring. Marschieren von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Kindheitserinnerungen kommen hoch. Früher waren wir oft jedes Wochenende im Fichtelgebirge, dem Frankenwald oder der Fränkischen Schweiz unterwegs. Erst als das Rennfahren immer mehr Platz in meinem Leben einnahm, wurden die gemeinsamen Wochenenden weniger, bis sie irgendwann fast ganz aufhörten.
Dabei vermisse ich diese Zeit mittlerweile am meisten, wenn ich mit dem Rennteam unterwegs bin. Trotz der vielen Menschen, die tagtäglich um mich herum sind, fühle ich mich oft einsam. Für die Außenwelt bin ich Samuel Schneider, der erfolgreiche Rennfahrer. Gut gelaunt, für jeden Scherz zu haben. Ein Hansdampf in allen Gassen. Aber niemand kennt den wahren Samuel oder ahnt, wie dunkel es oft in mir aussieht. Alle düsteren Facetten kennt selbst meine Mum nicht. Wie könnte sie auch? Jedoch wie Mütter manchmal sind, spürt sie, wenn etwas nicht stimmt. Dann öffnet sie die Arme, und zieht mich an ihre Brust. In solchen Momenten wird aus dem Mann Samuel wieder ein wenig das Kind Samu, das sich sicher und geliebt fühlt.
Als ich am Sonntag ins Auto steige, um zum Frankfurter Flughafen zu fahren, verspreche ich so bald wie möglich anzurufen. Auf ihren abwartenden Blick hin setze ich noch schnell hinterher, natürlich gesund zurückzukommen. Spätestens an ihrem Geburtstag, der bald ansteht. Eine letzte Umarmung mit der Ermahnung vorsichtig zu fahren, dann bin ich die drei Stunden von Bayreuth bis Frankfurt alleine mit meinen Gedanken.
Ich freue mich auf die neue Saison. Im Team hat sich, bis auf diesen vermaledeiten Personal Coach, für mich nichts geändert.
Das ist gut, denn einen Mechaniker zu ersetzen, ist nicht einfach. Die meisten denken, dass die Kerle ja eh nur Reifen wechseln oder an ein paar Einstellungen drehen, dabei ist es so viel mehr. Jeder aus dem Team hat seine spezielle Fähigkeit. Nur zusammen schaffen wir es, das Beste aus dem Wagen herauszuholen. Es würde mir nichts nützen, zu fahren wie der Teufel, wenn ich diese Jungs und Mädels nicht hätte.
Am Flughafen läuft alles wie geschmiert. Das Team ist vor drei Tagen vorgeflogen, um alles vorzubereiten. Lediglich mein Teamkollege Oliver Hartmann müsste noch hier auftauchen. Die nächsten zwei Wochen werden wir mit Testfahrten der neuen Autos in Ägypten verbringen.
Gerade als ich ein Buch aus meinem Rucksack hole, kommt Oliver in den Wartebereich. Obwohl wir Konkurrenten sind, finde ich ihn zumindest außerhalb der Rennstrecke ganz okay.
Bis unser Flug aufgerufen wird, tauschen wir unsere Urlaubserlebnisse aus. Endlich im Flieger, nutzen wir beide bereits ab dem Start das Entertainment Angebot der Fluglinie. Kurz überlege ich, mir die Zeit mit den beiden Teilen von Magic Mike zu vertreiben. Channing Tatum als Stripper ist echt heiß. Allein beim Gedanken an diesen Traumkörper und die heißen Stripteaseeinlagen, wird es eng in meiner Hose. Mit einem Blick rüber zu Oliver, der die nächsten Stunden mein Sitznachbar sein wird, entscheide ich mich jedoch gegen einen Dauerständer und Magic Mike. Am Ende werden es zwei Actionfilme und eine Runde Mahjong.
Bei unserer Ankunft, ein paar Stunden später, werden wir bereits erwartet. Wie jedes Jahr haben sich Fans eingefunden. Wir schreiben ein paar Autogramme und beantworten ihnen einige allgemeine Fragen, bevor wir ins Hotel gefahren werden.
Vom Hotel aus rufe ich zu Hause an, damit meine Mum beruhigt schlafen gehen kann. Im Anschluss sitzen Oliver, die Jungs vom Team und ich noch eine Weile im Restaurant zusammen. Unsere Gespräche drehen sich um den groben Ablauf der nächsten Tage.
Müde, aber zufrieden liege ich kurze Zeit später im Bett. Kurz vor dem Einschlafen fällt mir plötzlich ein, dass mein neuer Super-Personal-Coach gar nicht da war.
Thore
Ich bin schwul und habe nicht vor, daraus ein Geheimnis zu machen! Auch nicht meiner Schwester Elena zuliebe.
Doch am besten fange ich von vorne an und stelle mich und meine Familie erst mal vernünftig vor.
Mein Name ist Thore Brennigan, 32 Jahre, blond und schwul. Laut dem Facebookstatus meines langjährigen Freundes Frank, lebe ich seit gestern in einer komplizierten Beziehung. Wobei die alleine für ihn kompliziert zu sein scheint. Aber vielleicht sollte ich das mal überdenken.
Ansonsten bin ich sehr sportlich, habe einen athletischen Körper und bei einer Körpergröße von 1,85m, wiege ich 80kg. Kein Gramm Fett, sondern alles reine Muskelmasse. Mein Sixpack kann sich ebenso sehen lassen, wie meine sehnigen Arme und Beine. Besonders stolz bin ich auf meinen Hintern. Fest und knackig ist er wie für die Hand eines Mannes gemacht und nicht nur dafür. Beim Sex lege ich mich auf keine bestimmte Position fest. Ich mag sowohl passiv wie aktiv und bin für jedes Experiment zu haben, solange es mit einem Menschen ist, dem ich vertraue. Treue ist für mich ein wichtiger Aspekt in einer Beziehung. Seit ich mit Frank zusammen bin, hat es für mich keinen anderen Mann mehr gegeben. Klar läuft bei uns nicht alles perfekt. Wie könnte es auch. Frank ist geschäftlich viel unterwegs und meine Bitte, endlich in unser Familienunternehmen einzusteigen, lehnt er vehement ab. Er braucht seine berufliche Freiheit. Familie und Partner am Arbeitsplatz engen ihn zu sehr ein, behauptet er jedes Mal, sobald dieses Thema aufkommt.
Und damit sind wir bei meiner Familie angekommen.
Meine Eltern lernten sich auf dem legendären Woodstock Festival kennen und lieben. Mein Vater ist Amerikaner, meine Mutter Deutsche. Ende der 60er lebte sie als Au-pair-Mädchen in den USA. Nach dem Woodstock Wochenende sollte sie eigentlich zurück nach Deutschland fliegen. Stattdessen blieb sie bei meinem Vater und zog mit ihm in alter Hippie-Manier einige Jahre durch die Welt. Erst mit der Geburt meines ältesten Bruders Dylan wurden die beiden sesshaft.
Um seine kleine Familie ernähren zu können, nahm mein Vater eine geregelte Arbeit an, und meine Mutter war fortan für Haus und Kind zuständig. Aber meine Eltern wären nicht meine Eltern, hätte ihnen dieses einfache, beschauliche Leben zum Glücklichsein ausgereicht. Kurz, nachdem Dylan zur Welt kam, wurde meine Mutter erneut schwanger. Genau ein Jahr nach ihm, erblickte mein Bruder Bran das Licht der Welt. Zwei schnell aufeinanderfolgende Schwangerschaften hinterließen ihre Spuren bei meiner zierlichen Mutter. Und was machte diese unvergleichbare Powerfrau? Mit eiserner Disziplin stellte sie ein effizientes Bauch-Beine-Po-Fitnessprogramm zusammen. An vier Tagen in der Woche mietete sie sich stundenweise in einem stillgelegten Fabrikgebäude ein und gab Fitnesskurse, um andere Frauen an ihrem erfolgreichen Straffungsprogramm teilhaben zu lassen.
Mein Vater, der seine Frau bis heute vergöttert, begann, begeistert von ihrem Erfolg, kleine Übungsgeräte für sie zu entwerfen und per Hand herzustellen. So begann eine der ungewöhnlichsten Erfolgsgeschichten der USA. Brennigan Health & Fitness war geboren.
Aber damit nicht genug. Vier Jahre nach Dylans Geburt brachte meine Mutter Cormac, kurz Mac genannt, auf die Welt. Ihre dritte Schwangerschaft verbrachte sie überwiegend liegend. Wer Mac heute sieht, kann sich kaum vorstellen, dass dieser große kräftige Mann viel zu früh auf die Welt kam und fast nicht überlebt hätte. Die Zeit ihrer Ruhephase nutzte meine Mutter, um für meine beiden älteren Brüder Hosen, T-Shirts und Jacken zu entwerfen, die sowohl robust, formstabil als auch bügelfrei waren. Von der Kinderbekleidung bis hin zu Turnschuhen und Sporttaschen war es dann nur ein kleiner Schritt.
Obwohl die Familienplanung mit drei Söhnen und vor allem wegen der letzten Risikoschwangerschaft abgeschlossen war, sah das Schicksal oder soll ich besser sagen, das rege Sexualleben meiner Eltern, das völlig anders. Im Jahr darauf wurde meine Mutter ein viertes Mal schwanger und der Fruchtbarkeitsgott meinte es richtig gut mit ihr.
Noch heute erzählt sie jedem, der es wissen möchte, und auch denen, die es nicht wollen, wie toll diese Schwangerschaft gewesen ist. Keine Morgenübelkeit, keine Fressattacken, keine hormonell bedingten Launen. Nur reines Wohlbefinden. Und zur größten Freude aller bekam sie nicht ein Kind, sondern zwei. Meine Schwester Elena und mich.
Und wie kann es anders sein, meine Mutter bekam die nächste weltverbessernde Idee. Um ihren Kindern eine gesunde Ernährung gewährleisten zu können, setzte sie auf die heute so geläufige Biokost. Zusammen mit meinem Vater kaufte sie riesige Mengen an Weide- und Farmland, stellte Farmer und Agrarwissenschaftler ein und legte so den Grundstein für eine bis zum heutigen Tage sehr erfolgreiche Nahrungsmittelkette.
Auch wenn ich hauptsächlich von meiner Mutter erzähle, war mein Vater an alledem natürlich nicht unbeteiligt. Meine Mutter ist der Ideengeber und mein Vater der Tüftler. Zusammen haben die beiden ein Imperium erschaffen.
Sie sind ein perfektes Team und die besten Eltern, die man sich wünschen kann. Meistens zumindest.
Heute sind unsere Studios weltweit vertreten und unser Firmenlogo mit den drei Buchstaben BHF steht auf Millionen von Sporttrikots, Schuhen, Jacken und Sportgeräten. Unsere Bioprodukte sind in fast jedem Haushalt zu finden. Entweder als Lebensmittel, Getränke, Kindernahrung, Kosmetik oder Hygieneartikel.
Seit einigen Jahren sind wir Hauptsponsoren von internationalen Fußballvereinen, Tennisturnieren und Motorsportrennställen. Diese bekannten sportlichen Großveranstalter tragen einerseits zu der Bekanntheit unseres Unternehmens bei, auf der anderen Seite ermöglichen sie uns auf diese Art eine Stiftung zu führen, die vor allem Kindern aus ärmlichen Verhältnissen ermöglicht, ihre Talente zu erkennen und zu nutzen.
Unser Imperium steht nicht nur für Qualität und Einfluss, sondern vor allem für Menschlichkeit. Familie und Zusammenhalt sind wichtig und stehen stets an erster Stelle. Immer. So kommt es, dass jedes Familienglied mehr oder weniger in irgendeinem Zweig des Unternehmens tätig ist.
Dylan ist für die Herstellung und den Vertrieb der Bioprodukte zuständig.
Bran leitet die Werbe- und Sponsorenabteilung.
Mac bildet eine Ausnahme. Er liebt den Rennsport und fährt seit einigen Jahren erfolgreich aktiv in der Formel Eins mit.
Für Elena und mich blieb der Fitnesszweig übrig.
Und damit kommen wir zu dem Grund, weshalb die halbe Familie hier im Wohnzimmer meiner Eltern, in ihrem Altersruhesitz in Santa Monica, versammelt ist.
Meine Schwester wollte eine Auszeit vom eintönigen Büroalltag. Warum, meinte sie, haben wir Sportwissenschaften im Nebenfach studiert, um tagein, tagaus in einem stickigen Büro festzuhängen? Nun gut, mit dem stickig hat sie übertrieben, bei dem Rest gebe ich ihr durchaus recht. Wir lieben beide den Sport und selbst ich vermisse oft den Kontakt zu den Menschen, die unsere Produkte und Angebote nutzen.
,Back to the basics’ hat Elena es genannt. Mal wieder raus an die Front, dort wo geschwitzt und trainiert wird. Und da wohl ein wenig Mac auch in ihr steckt, wollte sie unbedingt als Personal Coach in die Rennklasse der Internationalen Touren Meisterschaft, kurz ITM genannt. Unsere neu entwickelten Kardiogeräte stehen ausschließlich den Rennfahrern dort zur Verfügung. Zum ersten Mal sollte eine Testreihe während einer kompletten Rennsaison durchgeführt werden. Die Auswertungen können in der Zukunft über Sieg oder Niederlage entscheiden. Diese Geräte hatte Elena mitentwickelt und sie war daher wild entschlossen, alles vor Ort auszuwerten. Wochenlang dachte sie über spezielle Fragebögen, Kalkulationen und Wochenpläne nach. Rechnete die Daten der Rennfahrer mit ein und legte ihr Jahresziel fest. Nach sechs Monaten Vorbereitungsarbeit im Büro stürzte sich Elena ins große Abenteuer. Meine Schwester blühte regelrecht auf. Begeistert berichtete sie bei unseren Telefonaten über ihre Arbeit an vorderster Front, wie sie es gerne nannte.
Besonders von zwei der Rennfahrer war sie sehr angetan. Die beiden hatten die besten Werte von allen Fahrern und lagen im absoluten Optimalbereich. Wobei einer der beiden seinen Trainingseinheiten nur sehr unwillig nachkam.
O-Ton Elena: »Es ist eine Schande, wie beratungsresistent dieser sture Kerl ist.«
Elena ist felsenfest davon überzeugt, einer der beiden wird der nächste ITM Champion. Vorausgesetzt, die Technik der Fahrzeuge hält den Anforderungen stand. Mittlerweile ist Elena seit einem Jahr in diesem Bereich tätig und weiß, wovon sie redet. Was anfangs für bloß eine Saison geplant war, soll nun aufgrund des Erfolgs weiter ausgebaut werden.
Bei unserem letzten Telefonat vor drei Tagen war Elena noch Feuer und Flamme. Die Vorbereitungen für die neue Saison beginnen nächste Woche in Ägypten. Anders als im letzten Jahr, wo Elena erst in der Mitte der Rennsaison persönlich vor Ort daran teilnahm, soll sie diesmal von Anfang an dabei sein.
Besser gesagt: Sie sollte von Anfang an dabei sein. Gerade ließ meine kleine Schwester tränenüberströmt die Bombe platzen. Sie ist schwanger. Soweit ich aus ihren schluchzenden, hicksenden Sätzen heraushören kann, ist an ihrem Zustand ein blöder Arsch namens Oliver irgendwas schuld. Und damit nicht genug, sind dieser Oliver und sein leider ziemlich trainingsfauler Teamkollege genau die beiden Männer mit dem größten Potenzial auf den nächsten Titel. Dass Elena diesem Oliver-Irgendwas-Arsch gerade alle erdenklichen technischen Probleme an den Wagen wünscht, überhöre ich dezent. Auf alle Fälle will sie nicht zurück und hat dem Management dort bereits ihre Entscheidung mitgeteilt. Und auch direkt für Ersatz gesorgt. Ihre Wahl fiel, wie könnte es anders sein, auf mich. Natürlich ohne dies vorher mit mir abzusprechen. Zu allem Übel, informierte Elena den Sportdirektor über die Trainingsfaulheit des Teamkollegen von Oliver-Irgendwas-Arsch und dessen latenter Weigerung, mehr aus sich herauszuholen. Womit ich die Super-Arschkarte gezogen habe. Nicht genug, dass ich den Vater von Elenas ungeborenem Kind im Auge behalten soll, nein, ich darf mich auch noch mit einem trainingsresistenten Rennfahrer abgeben, der bestimmt ganz schön angepisst ist, wenn er einen von seinem Sportdirektor aufs Dach bekommt.
Auf so was habe ich überhaupt keine Lust. Zumal der Zeitpunkt gelinde gesagt sehr ungünstig ist. Zwischen Frank und mir kriselt es seit einiger Zeit und ich weiß nicht wieso. Auf meinem Schreibtisch stapeln sich meterweise Papiertürme und ein Termin jagt den nächsten.
Hilfe suchend schaue ich meine Eltern an. Leider Fehlanzeige. Mein Vater reibt sich schon freudestrahlend die Hände. Sein Ruhestand scheint ihn zu langweilen und vor seinem inneren Auge sitzt er garantiert schon in meinem Büro. Und meine Mutter … in ihren Augen ist dieses spezielle Funkeln, von dem mein Vater uns Kindern stets erzählte, es würde jedes Mal auftreten, sobald ihr Körper Endorphine ausschüttet und ihre Kreativität zur Hochform aufläuft. Wie es scheint, reicht auch die Schwangerschaft meiner Schwester, um meine Mutter zum Glühen zu bringen. Nicht auszudenken, welche Idee sie diesmal überkommt.
Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche. Es steht auf lautlos. Als ich es heraushole und draufschaue, zeigt das Display eine Nachricht von Frank an. Er hat sein Flugzeug verpasst und wird erst morgen nach Hause kommen. Zum dritten Mal in diesem Monat kommt ihm etwas dazwischen. Mal ist es eine Besprechung, die länger gedauert hat, sodass er den Flug umbuchen musste. Dann eine Panne mit dem Taxi, das ihn zum Flughafen bringen sollte. Heute hat er nicht mal einen Grund angegeben, sondern getextet: Komme morgen, Flugzeug verpasst.
»Thore?«
Elenas zaghafte Frage bringt mein Bruderherz zum Schmelzen. Wie kann ich sie im Stich lassen? Sie ist ein Teil von mir und ich liebe sie über alles.
»Dad? Mum?«
Fragend sehe ich meine Eltern an. Beide nicken mir gleichzeitig zu.
»Ok. Ich mache es. Aber nicht sofort. Zuerst muss ich mit Frank reden und ihm die Sache erklären.«
Elena lächelt mich mit rot geschwollenen Augen glücklich an, springt vom Sofa auf und stürmt auf mich zu. Mit einem »Danke, Thore, du bist der beste Bruder auf der ganzen Welt. Ich liebe dich« fällt sie mir um den Hals und schmiegt ihren schlanken Körper fest an mich.
Tag der Veröffentlichung: 22.04.2016
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