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Prolog




Hey, mein Name ist Heather. Heather Linghton. Ich bin eine Vampirin und diene im Königreich der Engel. Ich bin noch jung, lebe erst seit 25 Jahren, wandele in dem Körper einer 17-Jährigen. Ihr müsst wissen, dass unsere Körper, die der Vampire, Engel und Gestaltwandler ab dem 17-19. Lebensjahr aufhören zu altern. Die wenigen Engel, die in unserer Stadt leben, sind unsterblich. Wir Vampire erreichen nur ein Alter von knapp 200 Jahren, sind aber um einiges Stärker, als die Menschen. Das macht uns üblichen, menschlichen Waffen gegenüber fast unsterblich. Aber nur fast.
Ich diene den Engeln schon seitdem ich klein bin. Ich bin es nicht anders gewohnt. Ich habe keine Familie mehr. Keine Mutter mehr, keinen Vater. Geschwister hatte ich nie. Fragt ihr euch, was mit meinen Eltern passiert ist? Das, was ich euch jetzt erzähle, weiß niemand. Niemand, bis auf das Königspaar, das es nur wegen meiner Einstellung erfahren musste, aber nicht weiter Notiz genommen hat, und mein bester Freund Chris.

Es geschah, als ich gerade erst 8 Jahre alt geworden war. Eine Truppe der Engel brach in unser Haus ein. Sie nahmen meine Eltern fest. Angeblicher Verrat. Verrat wurde zu dieser Zeit noch mit dem Tod bestraft. Ihr könnt euch denken was passiert ist. Keine Große Verhandlung. Nichts. Wir Vampire waren nicht wichtig genug, um lange über unser Schicksal zu verhandeln. Nachdem ich verkraftet hatte, dass es nichts gab, was ich ändern konnte, versuchte ich mein eigenes Leben irgendwie auf die Reihe zu bekommen. Wir Vampire werden früh erwachsen. Denn viele müssen früh anfangen, alleine zu leben. Um einen klaren Kopf zu bekommen, ging ich oft im Wald spazieren. Eines Tages stieß ich auf ein kleines Dorf, ich wurde von einer kleinen Familie aufgenommen, doch trotz der Liebe, die sie mir zu übermitteln versuchten, fühlte ich mich fehl am Platz. Ich hatte keine Kraft mehr, mich nur von irgendwelchen Kräutern und Früchten aus dem Wald zu ernähren und bei einer Familie zu leben, die mich zwar ohne Zögern aufgenommen hatte, bei der ich mich aber nicht Zuhause fühlte. Nicht so, wir früher. Ich musste etwas ändern. Also zog ich los. In die Königsstadt, in der Hoffnung dort Arbeit zu finden. Dort traf ich auf 2 Mädchen, mit denen ich mich auf Anhieb gut verstand. Sie waren zwar gute 75 Jahre älter als ich, doch das machte mir nichts. Nach fast einem ganzen Jahr Einsamkeit war es eine Erleichterung jemanden zu haben, mit dem man reden konnte. Ihre Namen waren Lina und Marian und sie waren Dienerinnen im Königsschloss. Sie nahmen mich mit dorthin, und baten mir dort Arbeit an. Zuerst sträubte ich mich vor dem Gedanken, in dem Schloss zu arbeiten, durch dessen König meine Eltern getötet wurden. Aber was sollte ich machen? Ich konnte es einfach nicht ablehnen, besser dort Arbeit bekommen, als nirgends. Also nahm ich das Angebot an.

Anfangs war noch alles in Ordnung. Aber nach einiger Zeit wurde es schwieriger, viele von uns wurden schon wegen einer Kleinigkeit entlassen, darunter waren auch Lina und Marian. Sie haben mir gezeigt, wie ich hier zurecht komme und dann waren sie diejenigen die gefeuert wurden? Ich wusste nicht genau, wie das sein kann. Immerhin haben sie Jahrzehnte hier gedient, ohne einen einzigen Fehler zu machen. Sie haben sich sehr um uns gekümmert, um die „Neuen“. Sie haben uns immer geholfen und haben, wenn man mal darüber nachdenkt, die meiste Arbeit übernommen. Ohne ihnen hatten wir viel mehr Arbeit, weniger Freizeit und wir durften uns unter keinen Umständen beschweren. Eine andere Regel war, dass wir keinen Kontakt zu dem Prinzen und der Prinzessin der Engel haben dürfen. Ich selbst hatte da auch gar keine Lust drauf. Die sind doch sowieso total hochnäsig und arrogant.

Naja.. Jetzt kennt ihr meine Geschichte und wisst wie ich zu dem hier gekommen bin.
Seit knapp 15Jahren muss ich die Drecksarbeit verrichten, bei denen die Engel die Nase rümpfen und angewidert dreinschauen. Aber ich habe keine andere Wahl, außer mich um die Ordentlichkeit im Schloss zu kümmern und dafür zu sorgen, dass ich nichts falsches mache, meinen Fuß nicht in die falschen Räume strecke oder das falsche Essen serviere. Im Übrigen gehe ich noch zur Schule, auf diese gehen Vampire, Engel, Gestaltwandler und Menschen. Zu der Zeit, in der meine Eltern noch lebten, konnten wir es uns nicht leisten zur Schule zugehen. Die schlechte Bezahlung, die ich aber jetzt erhalte macht es so gerade möglich. Ich habe so einige Jahre verpasst, aber das kümmert keinen. Ich habe meine Arbeit, deshalb interessiert es niemanden welche schulischen Leistungen ich zustande bringe. Ich habe versucht, so viele wichtigen Dinge wie möglich nachzuholen. Denn mir ist es wichtig. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch etwas zu erreichen. Da ich nicht mehr altere, kann ich auch öfters die Abschlussjahre wiederholen, ohne dass es den Menschen auffällt. Solange ich mich nur unauffällig verhalte.

Vor ungefähr einem Jahr kam ein Neuer in meine Klasse und auch wenig später als weiterer Diener dazu. Sein Name ist Chris und er ist ein Gestaltwandler, er kann sich nach Lust und Laune in ein beliebiges Tier hin und wieder zurück verwandeln. Er ist wie eigentlich die meisten Gestaltwandler groß, um die 1.85m und hat breite Schultern, braunes, wirres Haar, das ihm manchmal in die Stirn fällt. So einige Mädchen sind ihm schon verfallen, schade nur, dass er ein Geheimnis hat, dass er bis jetzt nur mir offenbart hat. Er ist schwul, ist aber dennoch davon begeistert, wie die ganzen Mädchen ihm hinterher starren. Männer halt. Irgendwie müssen sie ja ihr ohnehin schon übergroßes Ego stärken. Trotzallem verstehen wir uns super, sind für einander da, wenn der andere Hilfe braucht und wissen eigentlich alles übereinander.

Kapitel 1




„Raus aus den Federn!“, hörte ich Chris' tiefe Stimme durch mein Zimmer hallen. „Noch 5 Minuten!“, murrte ich. „Nein, wir müssen los zur Schule! Um das Frühstück unserer ach so tollen Königsfamilie habe ich mich schon gekümmert.“ Scheiße!

Ich fuhr hoch, leider etwas zu schnell, denn mir wurde plötzlich schwindelig und für kurze Zeit schwarz vor Augen. Ich taumelte zurück und ließ mich auf mein Bett fallen. „Oh man“, seufze ich. „Alles okay bei dir?“, fragte Chris. „Ja klar, bin nur etwas zu schnell aufgestanden“, erwiderte ich und rieb mir die Stirn. Chris grinste, das wusste ich, ohne ihn zu sehen. Nachdem mein Kopf sich wieder erholt hatte, sprang ich auf, flog förmlich durch mein Zimmer und suchte irgendwelche Klamotten zusammen. Ein einfaches, knielanges, hellblaues Sommerkleid, das meine Figur perfekt umschmeichelte. Eigentlich war es einfach nur schlicht, aber irgendetwas machte es besonders. Normalerweise interessierte es mich nicht, was andere von mir denken, aber hey, irgendwann muss ich auch mal aus mir herauskommen. Ich schnappte mir meine einfachen Sandalen und meine abgenutzte Umhängetasche.

Irgendwann sollte ich mir auch mal wieder eine neue kaufen..

, dachte ich mir, ignorierte diesen Gedanken jedoch, als mir wieder einfiel, dass ich mir sowas nicht leisten konnte. Nicht mal zum Geburtstag kann ich mir etwas Richtiges kaufen. Aber ich kann mich glücklich schätzen einen tollen Freund wie Chris zu haben. Er war auch derjenige, der mir dieses Kleid geschenkt hat. Ich denke, das macht es auch so besonders. Normalerweise bin ich streng dagegen, dass mir jemand etwas schenkt, aber bei diesem wunderschönen Kleid konnte ich einfach nicht nein sagen... Vorallem nicht, wenn Chris mich förmlich dazu gezwungen hat, es anzunehmen.

Ich fuhr über den mit leichter spitze verzierten Saum.

„Heather! Wir müssen los.“, wurde mittlerweile ungeduldig ich aus meinen Gedanken gerissen. „Äh, was? Oh, Sorry. Ich war wohl etwas in Gedanken versunken“, sagte ich, als ich grinsend die Tür öffnete und herausspazierte. „Hey, du hast ja mein Kleid an!“ „Kannst du mal sehen. Obwohl.. Moment, dein Kleid?“, grinste ich. „Mein Gott, du weißt doch was ich meine. Das Kleid, das ich dir geschenkt habe.“ „Ja klar, weiß ich das. Ich bin nicht dein Gott! Aber... Hm... Ich hätte nichts dagegen, wenn du mich als Göttin bezeichnest!“, ich drehte mich zu ihm um und streckte ihm die Zunge heraus. Grinsend bemerkte ich wie er die Augen verdrehte. „Mit dir macht man was mit“, seufzte er. Wir verließen das kleine Wohnheim, deren Zimmer wir uns gerade so zusammen leisten konnten und machten uns auf den Weg zur Schule. Ich griff nach Chris' Hand und zog ihn mit mir. Ich weiß nicht wieso, aber zur Schule zugehen können ist für mich einfach toll. Ja, es ist toll. Ich wollte es schon immer, konnte es aber früher nicht. Aber jetzt... Jetzt habe ich die Möglichkeit, mir dadurch evtl. doch noch eine bessere Zukunft zu verschaffen. Wenigstens unter den Menschen.

In meinem Gedankengang bemerkte ich gar nicht, dass wir das Schulgelände schon erreicht haben. Wir stürmten Hand in Hand in das riesige Gebäude. „Scheiße, wir sind verdammt spät dran!“, bemerkte Chris' nach einem Blick auf die Uhr. „Shit“, murmelte ich und rannte los. Ein Vorteil des Vampirseins, unsere Geschwindigkeit. Mein bester Freund rief noch ein knappes „Vorsicht“ und schon rannte ich mit jemandem zusammen. Ups? Ich flog direkt auf mein Steißbein und ein Schmerz durchzog meinen gesamten Körper. Alle denken immer, dass wir Vampire keinen Schmerz empfinden, falsch gedacht, der einzige Vorteil, den wir haben, ist dass unsere Wundern schneller verheilen und unsere Schmerzen dadurch auch um einiges schneller verschwinden. Ich stieß einen Laut des Schmerzes durch meine zusammengebissenen Zähne hindurch und hob vorsichtig den Kopf. Ich blickte direkt in die leuchtend grünen Augen unseres Direktors, der im übrigen auch der König der Engel und damit mein 'Chef' war. Chris gab mir seine Hand, welche ich nahm und mich dadurch aufrappelte. Nun stellte ich mich vor den Rektor, machte einen kleinen Knicks und murmelte eine Entschuldigung, versuchte aber dabei, ihm nicht in die Augen zu sehen. Derek McKnight (Unser Direktor) nickte einfach stumm und drängelte sich mit grimmigen Gesicht an uns vorbei. Ich schaute ihm kurz hinterher und sah noch wie er den Kopf schüttelte und etwas von „sinnlose Vampire“ vor sich her murmelte. „Glück gehabt! Ich glaube er hat uns nicht erkannt.“ atmete ich auf, als er außer Sichtweite war. „Keine Zeit, um dramatisch zu seufzen, Kleines. Der Unterricht wartet.“ Er tippte auf seine Uhr.

Nun war ich es wieder, die ihn drängelnd mit sich zog, Richtung Klassenzimmer. Na toll, die Tür ist schon geschlossen. Zögernd öffnete ich sie und sah wie unsere Mathelehrerin, Miss Hamling gerade etwas sagen wollte, als sie uns hereinstürmen sah. „Entschuldigen Sie, Miss Hamling.“ brachten wir synchron hervor, woraufhin ich grinsen musste. „Was gibt es da zu grinsen, Miss Linghton? Ich glaube wir müssen mal etwas an ihrem Verhalten ändern. Es ist schon das dritte Mal diesen Monat, das sie zu spät kommen und wie sie vielleicht bemerkt haben, sind erst zwei Wochen um!“ „Ja, Miss Hamling.“, sagte ich mit mittlerweile gesenktem Kopf. „Es war nicht ihre Schuld, Miss. Ich bin heute morgen nicht aus dem Bett gekommen!“, versuchte Chris mich zu beschützen. „Das stimmt doch gar nicht. Es war meine Schuld.“, ich stieß ihm meinen Ellbogen in die Rippen. Nicht, um ihm wehzutun, mehr um zu unterstreichen, dass er log. „Natürlich war es meine Schuld“, zischte er. „Jetzt reicht es aber! Es ist mir vollkommen egal wessen Schuld es ist! Fakt ist, ihr seid beide zu spät gekommen und nur das interessiert mich! Also würdet ihr jetzt bitte still sein und euch auf eure Plätze setzen? Und nach dem Unterricht sprechen wir uns noch.“ Das war wohl eher eine Aufforderung, als eine Frage. Also schlurfte ich zu meinen Platz in der letzten Reihe. Chris saß vor mir. Anscheinend reden wir zu viel, wenn wir nebeneinander sitzen. Als ich meine Tasche auf den leeren Stuhl neben mir legen wollte, bemerkte ich, dass dieser gar nicht mehr leer war. Ich hob blinzelnd meinen Kopf und schaute dann direkt in ein Paar wunderschöner, strahelnder, türkisblauer Augen.

Ich versank förmlich in ihnen. Wie kann jemand bitte so hammermäßig schöne Augen haben? Wow... Hey, stopp! Was ist denn auf einmal mit mir los? Ich steh hier und schwärme von den Augen eines Fremden? Hör auf damit, Heather!

Ich schüttelte leicht den Kopf, wandte den Blick schnell ab und ließ mich in meinen Stuhl sinken. Meinen Blick hielt ich starr in Richtung der Tafel, doch nach einiger Zeit konnte ich einfach nicht mehr widerstehen und musterte den Fremden neben mir. Auf den ersten Blick fielen mir fast die Augen aus dem Kopf, verdammt sieht der gut aus! Schwarzes Haar, Wuschelfrisur, breit gebaut. Und, oh Gott!

Er trägt ein schwarzes, hautenges T-Shirt auf dem sich seine Muskeln, die sich darunter verbargen, perfekt abzeichneten. Schnell schloss ich meinen Mund, der sich wohl bei diesem Anblick ziemlich geöffnet hat. Hoffentlich hat das keiner gemerkt... Außerdem musste ich aufpassen, dass ich nicht anfange zu sabbern. Heather, nicht sabbern. Du bist kein Hündchen, dass gerade einen leckeren Knochen gefunden hat. Bloß nicht sabbern! Wieder wandte ich meinen Blick ab und spielte nervös mit meinem Kugelschreiber.
„Oh man, da hat man mal so einen heißen Typen neben sich sitzen, spricht man kein Wort mit ihm!“, murmelte ich 20min später.
„So, du findest mich also heiß?“, flüsterte mein neuer Mitschüler neben mir zurück.
Scheiße!

Ich dachte er hört es nicht, weil er ein Mensch ist. Aber, als ich ihn nun mit hochrotem Kopf ansah, bemerkte ich, dass er gar kein Mensch ist, nicht wie die anderen Schüler aus meiner Klasse.
Verdammt! Ich hätte mich mehr darauf konzentrieren sollen, mit wem ich es hier zu tun habe, als ihn anzuschmachten, wie ein kleines Mädchen. Stellt sich nur die Frage, was genau er ist... Also auf jeden Fall kein Gestaltwandler, denn die riechen ja bekanntlich nach Tier. Bleibt noch Vampir oder Engel. Zu diesem Zeitpunkt wäre ich gerne schon etwas älter gewesen. Denn um Engel und Vampir auseinander halten zu können, wenn sie nicht gerade ihre Flügel bzw. Reißzähne zeigen, ist ziemlich schwer, wenn man im Verhältnis zu unserer Lebenssdauer noch so jung ist, wie ich. Verdammt nochmal! Naja, jetzt weiß ich wenigstens, dass ich nichts mehr flüstern kann, ohne dass er es verstehen könnte. Zu spät bemerkt. 'Kopf meets Tisch', würde Chris jetzt sagen, denn ich knallte meinen Kopf direkt auf den Tisch. Schade, denn er 'würde'. Leider sitzt er nicht neben mir, um mich zu retten. Blamage! Ich hätte es früher bemerken sollen. Um mich aus dieser Peinlichkeit irgendwie zu retten, versuchte ich einfach so zu tun, als wäre nichts gewesen. Chris, der vor mir die ganze Zeit, wie ein kleines Mädchen gekichert hat, hat sich auch endlich mal wieder beruhigt. Ich stand schon kurz davor, ihm meinen Kugelschreiber an den Kopf zu werfen, doch hätte das Miss Hamling gemerkt, wäre ich mehr als dran gewesen.

Es klingelte, Stundenende. Endlich. Es war das einzige, dass mich aus dieser nun peinlichen Stille retten konnte. Jetzt hatte ich Biologie, zum Glück durften Chris und ich dort nebeneinander sitzen. Ich packte schnell meine Sachen zusammen und stürmte aus dem Klassenzimmer. Hätte ich da nicht eine Sache vergessen, wäre es der perfekte Abgang gewesen. Leider wurde ich noch in der Tür aufgehalten. Von meiner Mathelehrerin. „Nicht so schnell, Heather. Kommst du bitte einmal her? Und Chris auch.“ Sie nickte in seine Richtung. Ich drehte mich auf dem Absatz um und verzog das Gesicht. Der Neue sah mich an und verließ mit einem breiten Grinsen den Klassenraum. So ein Arschloch!

, fauchte eine Stimme in meinem Kopf. Und ich kenne ja noch nicht mal seinen Namen...

Und schon fing meine Lehrerin an, auf uns einzureden. Mit dieser nervigen, schrillen Stimme, die überhaupt nicht zu ihrem ungewohnt schönen Äußerem passte. „Also, ich habe mir gedacht, dass ihr die Zeit, die ihr bis jetzt diesen Monat durch eure ständige Verspätung versäumt habt, nachholt. Damit meine ich, dass ihr am besten morgen direkt nach der Schule hierbleibt und ungefähr 20min nachsitzt. Verstanden?“, wir nickten die ganze Zeit stumm, wenn wir es nicht besser wüssten, hätte man uns auch als Roboter bezeichnen können. Ein ständiges monotones auf und ab.

Kapitel 2




Der Schultag war endlich um, heute konnte er meiner Meinung nach nicht schnell genug enden. Ich atmete auf, als ich den Tag überstanden habe, ohne dem Neuen noch ein weiteres Mal über den Weg zu laufen. Ich habe mich zwar nicht sehr darum bemüht, dennoch hätte es mir eigentlich schwer fallen sollen, ihn nicht ein weiteres Mal zu sehen, denn unsere Schule war im Verhältnis zu anderen Schulen klein. Sehr klein.
Ich versuchte keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, sondern bemühte mich um einen klaren Kopf. Ich musste so schnell wie möglich ins Schloss kommen, um dort meine Arbeit zu verrichten. Jeden Tag dieselbe, ein sich ständig wiederholender Kreislauf.
Ich schnappte mir Chris und ging mit ihm zusammen los. Unser Wohnheim lag direkt auf dem Weg, also brachten wir noch kurz unsere Taschen weg, zudem zog ich mich etwas 'arbeitstauglicher' an.
Gerade, als ich die Tür öffnen wollte, klopfte dann auch mein bester Freund an diese. Gemeinsam machten wir uns nun auf den Weg. Im Schloss angekommen, eilte uns auch schon Mary entgegen, sie ist sozusagen unsere „Mutter“ seit Lina und Marian uns verlassen mussten. „Hey, meine Lieben. Kommt wir müssen uns beeilen, das Mittagessen ist bald fertig. Husch, husch!“ Mit einer scheuchenden Handbewegung schob sie uns förmlich den langen Gang entlang, teilweise kommt sie etwas grob rüber, aber wir wissen, dass wir für sie wie ihre Kinder sind, die sie nie hatte und sie manche Dinge nicht so meint, wie sie manchmal wirken. Wir sind froh darüber, sie hier zu haben, zwischen den anderen eher kühl und distanziert wirkenden anderen Arbeitskräften. Deshalb machten wir uns einfach auf den Weg in die Küche, sammelten Besteck und weiteres zusammen und gingen dann den Tisch decken. Damit fertig, setzten wir uns dann in den relativ kleinen Vorraum der Küche, der extra für uns „Arbeitskräfte“ eingerichtet wurde, damit wir den königlichen Engeln nicht auf die Füße treten. Eingerichtet trifft es nicht im geringsten. Ein Tisch und ein paar Stühle. Nicht das, was man von einem mit geldüberhäuften König erwartet. Ich lehnte mich vor, die Arme auf dem genannten Tisch verschränkt, mein Kinn auf diese gebettet. Ich musterte meinen besten Freund, der sich vor mir auf den Stuhl sinken ließ.

„Manchmal wünschte ich, ich wäre auch einer dieser Engel. Dann müsste ich nicht jeden Tag hier sitzen, ihnen irgendwelche Sachen hinterherräumen und könnte machen, was immer ich wollte..“, für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und ließ mich von meinen Träumen leiten. „Vielleicht könntest du dann einigermaßen machen was du willst, dir Sachen leisten, die momentan zu teuer sind, aber denk doch mal an die andere Seite.“, wurde ich von Chris aus meinem Tagtraum gerissen. „Die andere Seite?“, ich öffnete die Augen und begegnete seinem Blick, ich konnte nicht deuten, was gerade in ihm vorging, sein Gesicht war völlig ausdruckslos, undeutbar. „Ja, die andere Seite. Ich könnte mir nicht vorstellen, andere Leute so wie Dreck zu behandeln, wie die Engel es tun. Zumindest die Engel, die hier leben.“, für einen Moment sah ich, wie der Zorn in seinen Augen aufblitzte. Er bemühte sich jedoch um Beherrschung und sein Gesicht nahm wieder den anderen Ausdruck an. „Aber es muss doch nicht unbedingt heißen, dass wir dann genauso wären. Wir könnten genau dieselbe Person sein, die wir jetzt auch sind! Hast du noch nie daran gedacht, was sich dann alles ändern würde?“ - „Wären wir anders aufgewachsen, wären wir bestimmt nicht so, wie wir heute sind. Natürlich habe ich auch schon mal daran gedacht, aber wir können sowieso nichts an dem ändern, was wir sind.“, ich blinzelte ihn auf Grund, der ziemlich schroffen Antwort einen Moment sprachlos an. „Verdammter Pessimist!“, murmelte ich genervt, wieder fähig zu antworten. Mein bester Freund, der mir gegenübersaß hob die Augenbrauen und sah mich wieder mit diesem undeutbaren Gesichtsausdruck an. Das passte nicht zu ihm, ganz und gar nicht. „Ich und Pessimist? Realist trifft es eher.“ Auf diese spitze Antwort verdrehte ich die Augen und murmelte: „Realist, Pessimist. Läuft auf dasselbe hinaus..“ Ich legte eine Pause ein, suchte nach Worten, um das Thema in eine andere Richtung zu lenken. „Fragst du dich manchmal auch, wie der Prinz oder die Prinzessin aussehen?“ Vermutlich hatte der Junge mir gegenüber nicht mit dieser Art von Themawechsel gerechnet, denn er ließ sich einen Moment Zeit zum Überlegen. „Wer nicht? Die Regel, dass nur ein paar, ausgewählte Angestellte sie je zu Gesicht bekommen dürfen, ist total zum Kotzen. Denken die, wir sind hier Massenmörder?“ „Vermutlich, aber irgendwie verstehe ich es ja auch. Denn es versteht sich doch, dass nicht jeder sofort in deren Nähe gelassen wird.. Naja, die Prinzessin sieht doch bestimmt aus, wie aus den unzähligen Märchenbüchern..“, seufzte ich leise. „Mit dir kann es kein Mädchen aufnehmen, ob sie jetzt Prinzessin ist, oder nicht.“, erwiderte Chris und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Also manchmal hasse ich dich dafür, dass du schwul bist.“, grinste ich ihn an. „Achja?“, ich sah wie seine Mundwinkel zuckten. „Ja! Du wärest der perfekte Freund, glaub mir.“, bekräftigte ich meine vorherige Aussage und ich verzog meine Lippen zu einem Grinsen.

Die Zeit verstrich und nach einiger Zeit durften wir uns endlich auf den Weg nach Hause machen. Ich kickte meine Schuhe in die nächstgelegene Ecke und schmiss mich auf unser gemeinsames Sofa. In Filmen hätten sie vermutlich nun in Zeitlupe gezeigt, wie ich in die weichen Kissen versinke, wie diese meinen Körper perfekt umschmiegen und ich seufzend drin liegen bleibe. Fehlanzeige. Ich machte einen ziemlich uneleganten Bauchklatscher, auf die ebenfalls nicht so weiche Oberfläche der Couch. „Aua“, murrte ich und rekelte mich dann bis ich eine angenehmere Position gefunden hatte. „Und nun?“, fragte ich Chris, der ziemlich belustigt dreinschauend an die Wand gelehnt stand. Vermutlich wegen meiner ziemlich.. Wie kann man sie am besten bezeichnen? Stumpf? - Nein. Dumm? - Das kommt der Sache schon näher, hohl? - Passt! Also vermutlich wegen meiner ziemlich hohlen Aktion. Tja, so bin ich halt.

„Guck nicht so doof“, meckerte ich und formte meine Lippen zu einem Schmollmund. Wahrscheinlich sehe ich jetzt aus wie ein kleines Mädchen. Ich müsste mich nur noch auf den Boden setzen und die Arme vor der Brust verschränken. Dann wäre das Bild perfekt. Das Grinsen meines Freundes verbreiterte sich dadurch nur noch mehr, „Also manchmal glaube ich echt, du bist von Natur aus blond.“ Mit verdrehten Augen antwortete ich, „Pass auf, wenn du weiter so grinst, reißen deine Wangen noch.“ Das gab ihm wahrscheinlich den Rest, denn er brach in brüllendes Gelächter aus. „Ich hasse dich!“, eigentlich sollte das ernst klingen, aber der belustigte Unterton, der sich heimlich in meine Stimme geschlichen hatte, versaute es mir. „Ja, ich liebe dich auch Kleines“, bekam ich, immer noch prustend, zu hören. Leider kann man ihm nicht böse sein, egal wie lange oder wie sehr man es möchte. „Um auf deine Frage zurück zu kommen“, setzte er an, als er sich von seinem Lachanfall erholt hatte: „Ich würde sagen, wir gehen gleich erst mal den ganzen Stoff durch, den wir heute aufgedonnert bekommen haben und gehen danach runter in die Stadt. Da ist heute irgendeine Veranstaltung.“ Zustimmend nickte ich in seine Richtung: „Klingt gut!“ Ich rappelte mich auf, suchte mir meine Sachen zusammen und knallte alles auf den Tisch. „Mal schauen“, murmelte ich und schlug das erste Buch auf.

Heute war es doch nicht so viel gewesen wie erwartet und so konnten wir schon nach knapp 45min uns auf den Weg in die Stadt machen. Es herrschte ziemlicher Trubel, Menschenmassen strömten durch die kleinen mit Ständen übersäten Straßen. „Auf in den Kampf“, entgegnete ich, als ich den Strom von Menschen betrachtete. Es waren außergewöhnlich viele Leute da, wenn man bedenkt, dass diese Stadt gar nicht mal so groß ist. Mit einem Schulterzucken tat ich die Gedanken ab und reihte mich und Chris sozusagen ein. „Ich gehe mal kurz dort drüben schauen!“, rief ich Chris zu, der sich ebenfalls gerade für einen bestimmten Stand zu interessieren schien. Mit einem Nicken seinerseits wandte ich mich ab und spazierte zu einer Frau herüber, die unzählige verschiedene Schmuckstücke anzubieten hat. Eines der Armbänder gefiel mir besonders, ein schlichtes silbernes Kettchen, das teilweise mit kleinen Steinchen besetzt war. Die Verkäuferin schien jeden Schritt, jede Bewegung genauestens zu registrieren, bei manchen anderen wäre dieser Blick vermutlich aufdringlich und unangenehm gewesen, aber sie schien einfach nur aufmerksam zu sein. „Wie viel kostet diese?“, ich hob das Kettchen hoch und schwenkte es leicht zwischen meinen Fingern. „110¤.“, mein Gesicht nahm einen ziemlich perplexen Eindruck an, den sie wohl auch als diesen gedeutet hatte, denn sie fügte hinzu: „Echte Swarovski-Kristalle.“ - „Und so was trauen Sie sich hier zu verkaufen? Da versucht doch jeder zweite, hier etwas zu klauen.“, antwortete ich immer noch etwas skeptisch. „Glauben Sie mir, das ist noch nicht passiert und das wird auch in Zukunft nicht passieren.“ Okaaaay, das war jetzt etwas gruselig, ich versuchte aber nicht darauf einzugehen. Auf einmal nahm ich eine Stimme rechts von mir war, die mir irgendwie bekannt vorkam, aber nicht zu meinem besten Freund gehörte. „Heather.“, keine Frage, kein Ausruf, einfach mein Name. Moment mal. Das ist doch... Ich wandte meinem Kopf der Person rechts neben mir zu. Ich hob die Augenbrauen, als niemand anderes, als ..Scheiße, ich weiß immer noch nicht, wie er heißt.. neben mir stand. Ich musterte ihn und hoffte, dass meine darauffolgende Reaktion nicht zu auffällig war. Wäre ich nicht hier auf diesem Markt gewesen, hätte ich ihn wahrscheinlich sofort angesprungen. Heather? geht’s dir noch gut? Du benimmst dich hier wie die Frauen in richtig billigen Filmen. Ein gutaussehender Mann kommt vorbei, die Frau ist sofort hin und weg und hängt ihm die ganze Zeit am Arsch. Nach einiger Zeit verlieben sie sich und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage

, tadelte mich eine Stimme in meinem Kopf. Schnell wandte ich den Blick ab, um nicht noch auf dumme Gedanken zu kommen. „W-was..“, ich räusperte mich, damit endlich dieser unsichere Unterton aus meiner Stimme verschwand. „Was gibt’s?“ - „Ich habe dich hier gesehen und ich will dich kennenlernen.“, aus dem Mund jedes anderen hätte das vermutlich süß geklungen, das war hier leider nicht der Fall, pure arrogante Entschlossenheit schwang in seinen Worten mit. Ich schluckte hart, ehe ich zu antworten wagte. „Und wenn ich das nicht will?“, forderte ich ihn heraus, zwar schüchterte mich seine Nähe etwas ein, auf den Mund gefallen bin ich dennoch nicht. Was daraufhin geschah, war so schnell, dass selbst ich es mit meinen Vampiraugen nicht richtig verfolgen. Seine Hand packte mich an der Hüfte, während muskulöse Arme meine Taille umschlangen und mich an seine starke Brust pressten. „Oh, ich weiß, dass du es willst..“, hauchte er verführerisch und strich mit seinen weichen Lippen über mein Ohr, ehe er verschwand. Weg! Er war einfach weg und hatte genau das erzielt, dass er erreichen wollte. Stockend atmete ich ein und drehte mich verzweifelt um mich selbst, auf der Suche nach ihm, nach Chris nach irgendjemanden zu dem ich jetzt gehen könnte.


to be continued ~

Kommentare und Herzchen sind gerne gesehen, Kritik natürlich auch. :)) Komme momentan nur leider eher weniger zum Schreiben, also ein großes Sorry, an alle Leser, die schon länger auf eine Fortsetzung warten ♥

Impressum

Texte: Außer dem Bild liegen die Rechte bei mir. :)
Bildmaterialien: www.weheartit.com/
Tag der Veröffentlichung: 05.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich Kessy (ich.vampir.du.nix) Und selbstverständlich allen Lesern.

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