Jagen - es gehört nun mal dazu. Zu meinem schrecklichen Leben, als ein Schattensucher.
Du denkst es geht dir gut, doch dann durchführt dich ein Schmerz, der Schmerz von Durst. Und du dürstet nicht nach einem Glas Cola. Du dürstest nach einem Menschens Blut.
Doch ich wollte nie so sein. Ich wollte normal sein, wie jedes andere Mädchen. Aber mein Schicksal hat mich dazu gemacht, dass ich nun bin. Ich werde nie so sein, wie ich es sein möchte, aber ich möchte nicht töten für mein eigenes Leben. Jemanden sein Leben nehmen, damit du länger leben kannst. Das ist alles andere als fair.
Ein Hirsch - meine Chance. Ich sprang wie ein Kind durch den Wald und ran dem Hirsch hinterher, dass nannte man nun einmal jagen. Es hatte mich gewittert. Es riss den Kopf ängstlich hoch und sprang über Wurzeln und kleine Pfützen. Und ich ran ihm hinteher. Der Schmerz war zu groß um es noch länger ohne frisches Blut auszuhalten. Ich wollte es - das Blut.
Ich schaute nicht nach unten beim Laufen ich musste meinen Blick auf den Hirsch fixieren, er durfte mir nicht entkommen. Doch dann passierte es. Ich stolperte. Es war bestimmt nur eine Wurzel, dachte ich mir. Doch als ich dann nach unten sah, erweckte es das wahre Wesen in mir.
Vor mir lag ein Mensch. Angegriffen von einem Tier. Nein, ich versuche hier nicht meine Wesen zu vertuschen. Das war wirklich ein Tier. Und dieser Mensch, war ein Mädchen des Alters 16 oder so. Es war noch beim Bewusstsein und schaute mich hilferufend an.
Ich sah wie an ihrem Hals das Blut herunter lief. Meine Augen wurden ganz groß. Ich werde das nicht schaffen. Ich werde sie nicht da liegen lassen, ohne von ihr getrunken zu haben. Das Blut roch so lecker ...
Ich erwachte aus meiner Schwärmerei. Ich wollte damit aufhören. Menschen sollten nicht für mein Leben sterben.
Doch das Blut es floß vor mir hin an ihrem Hals herunter ... Ich werde diese Sucht nicht bekämpfen können. Blut ist wie Drogen. Wenn du einmal damit angefangen hast, dann kannst du nicht mehr damit aufhören.
>>Helf - mir - doch - bitte - einfach<<,bat mich das Mädchen in ihrer Not.
Ich kam ihrem Hals immer näher. Stück für Stück. >>Was tust du da?<<,rief sie verzweifelt aus.
Ich leckte mit meiner Zunge ihr Blut.
Es tat so gut. Ich fühlte mich wieder frisch. Ich fühlte mich verdammt nochmal wieder gut. Die ganzen Schmerzen waren vollkommen verschwunden.
Doch jetzt war das Verlangen da. Das Verlangen nach mehr Blut. Ich wollte mehr ... Mehr!
Ich öffnete meinen Mund weit und das Mädchen sagte noch verzweifelt: >>Bitte tu mir nichts!<<
>>Es wird nur kurz weh tun, dann ist der ganze Schmerz weg.<<
Meine Zähne durchbohrten ihre Haut und das letzte was sie tat, war einen letzten Schrei auszulösen ...
Eine unheimliche Schwärze zog über meine Augen. Ich fühlte mich ausgelaugt und leer.
Wer hatte gerade mit mir gesprochen?
Warum hatte er mir nicht geholfen?
Ich hörte eine Stimme aus einer weit entfernten Galaxie zu mir dringen.
Sprach wieder das unheimlich blasse Mädchen mit mir?
Ich schlug die Augen auf und sah in zwei silbrig schimmernde Augen. So schöne Augen hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen.
Ich sah mich hilfesuchend um. Als ich an meinen Hals fasste,merkte ich,wie Blut aus einer Wunde strömte.
"Hilf-mir!", quetschte ich aus mir herraus. Ich war soo erschöpft.
Das Mädchen verzog keine Miene. Schien sie nicht besonderst zu kratzen,dass ich hier verblutete.
Wenn nicht bald Hilfe kam...!
"Es ist nicht so schlimm,wie es aussieht!", meinte das Mädchen mit ihrer hohen,aber zugleich auch düsteren Stimme.
Es ist nicht so schlimm wie es aussieht? Was sie nur! Ich merkte, wie mich langsam die Kräfte verließen und sie sagte sowas!
Ich sah sie traurig an. Wie konnte sie so... so herzlos sein und mir nicht helfen?
Doch sie hatte recht. Nach einigen Minuten der schrecklichen Warterei ließen die Schmerzen nach. Langsam spürte ich keinen Druck mehr auf dem Hals, der mir das Atmen erschwerte.
Ich lächelte das Mädchen an. Sie lächelte zurück.
"Du hattest Recht!", sagte ich anerkennend zu dem Mädchen. "Ich bin übrigens Hannah!"
Ich lächelte wieder und streckte ihr die Hand entgegen, obwohl ich noch am Boden lag.
Sie schüttelte mir die Hand, doch ihren Namen erwähnte sie nicht.
Deshalb fragte ich sie: "Und wer bist du?"
Sie antwortete mir nicht. Als ich mich vom Boden aufrappelte und kurz nach oben in den Himmel sah,war sie verschwunden.
Wie vom Erdboden verschluckt!
Wie konnte ein Mensch so schnell verschwinden?
Ich öffnete die Tür leise, doch trotzdem kam ein quietschendes Geräusch hervor. Ich war mir innerlich schon dabei, selbst eine Ohrfeige zu geben. Und dann passierte es auch schon, er stand vor mir. Den Mann, den ich am allermeisten hasste.
>>Du solltest schon vor einer Stunde zurück sein.<<,fing Chris mit seinem Vortrag an. >>Und wenn du gedacht hast, ich schlafe schon, dann hast du dich geirrt.<<
Ich hatte echt keinen Bock auf ihn! Er kotzte mich regelrecht so an! Ich schaute ihm deshalb nur stumm in die Augen. Ich hatte keinen Bock auf ihn einzugehen. Am Ende hängt er mir so wieso wieder am Hals.
>>Was hast du denn da?<< Er schaute mich untersuchend an und dann hob er meine Hände.
Scheiße, dachte ich mir nur. Ich hatte noch Blut verteilt an meinen Händen.
Chris schaute mich skeptisch an. Und dann nahm er seinen Finger und fuhr unter meine Lippe damit her. Das was sich auf seinen Finger befand war Blut.
>>Ich wusste du kannst es dir nicht engehen lassen, von Menschen zu trinken.<< Er hatte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, er will ja schon von Anfang an das ich zu seiner Bösenseite übertrete. >>Und es ist noch frisch. Deshalb hat es so lange gedauert bei deiner Jagd. Du hast wahrscheinlich ein paar mehr getötet als nur einen.<<
>>Das stimmt nicht!<<, sagte ich stark.
Er fing an zu lachen. >>Ich verstehe. Du hast sie nicht getötet. Und dann ist sie wieder aufgewacht und hat dich entdeckt.<<
Ich hasse Chris! Er weiß immer alles was ich getan habe. Es ist als könnte er in mich hinein schauen, aber ich wusste ja bereits, dass er Menschen kontrolliere kann, doch bei mir war das wohl etwas imun. Sonst wäre ich jetzt schon ein wahres Monster.
>>Ich wusste es.<< Sein Lächeln wurde immer breiter. >>Das Mädchen wird nicht so leicht aufgeben.<<
>>Ich weiß.<<
>>Du hast es mal wieder gespürt, oder du hast sie manipuliert.<<
>>Ich habs gespürt. Manipulieren tu ich nicht und werde ich auch nie tun.<<
>>Sag niemals nie.<<
>>Ich werde es nie tun. Erstens ich spüre es und zweitens ich weiß es.<<
>>Deine Gabe wird dir auch nicht immer treu bleiben.<<
>>Wer weiß.<< Ich wollte nicht mehr mit Chris weiter diskutieren. Ich hab einfach keinen Bock auf ihn. Warum wohne ich eigentlich bei ihm? Ich könnte mir ja auch einfach einen Job suchen, dann hätte ich einen eigenen Beruf ... Nein, lieber doch nicht. >>Ich geh jetzt schlafen.<<
>>Wenn du meinst.<< Er lächelte hinterhältig und drückte mir einen Kuss auf meine Lippen.
Als ich schon in meinem Zimmer verschwunden bin, wischte ich es mir schnell von den Lippen. Chris bezeichnete mich stolz als "seine Lebensgefährtin". Und das bin ich ja nun lange nicht. Ich bin der Mensch, der ihm am allermeisten hasst.
Ich wollte den Vorfall eigentlich vergessen, aber es wollte mir einfach nicht gelingen.
Meine Neugierde war so stark! Ich wollte wissen, wohin das Mädchen gegangen war.
Am meisten interessierte mich, wohin das Mädchen gegangen war. Warum war es so schnell verschwunden?
Ich befand mich im dichten Unterholz. Eigentlich wollte ich im Wald spazieren gehen, aber aus irgendeinem Grund bin ich vom Weg abgekommen. Als würde mich ein Magnet an die Stelle ziehen, bei der ich auf das Mädchen traf.
Ich schaute mich angestrengt um, aber vom Weg war weit und breit keine Spur.
Was sollte man machen, wenn man so ganz alleine im Wald war?
Einfach in irgendeine Himmelsrichtung marschieren und hoffen, dass der Wald nicht allzu groß ist? Es musste doch auch noch eine andere Möglichkeit geben.
Verzweifelt aber noch voller Kräfte ließ ich mich auf den Boden sinken. Aus welcher Richtung war ich denn gekommen?
Es wurde dämmrig. Wenn ich mich nicht langsam beeilte, würde ich noch heute Nacht herumirren! Mir fehlte die glänzende Idee. Ich konnte doch nicht die ganze Zeit in irgendeine Richtung laufen! Aber hier rumsitzen ging auch nicht.
Jetzt war es dunkel. Die ersten Sterne leuchteten am Nachthimmel auf und für einen kurzen Moment vergaß ich bei dem Anblick der Sterne meine Probleme.
Eine Sternschnuppe raste aus dem Nichts heraus.
Hieß es nicht immer, dass man sich bei Sternschnuppen etwas wünschen darf?
Also flüsterte ich leise vor mich hin: „Ich möchte wieder zurück in die Zivilisation!“
Das es auch wirklich funktionierte, wiederholte ich mich: „Ich möchte wieder zurück in die Zivilisation!“
Die Zeit verging in einem Schneckentempo. Ich war kurz davor, aufzugeben, doch wie durch ein Wunder nahm ich ein kleines, blasses Licht durch die Äste hindurch wahr.
Ich rappelte mich auf und kämpfte mich durch das Geäst, bis das Licht immer größer und leuchtender wurde.
Meine Arme brannten. Ich hatte viele, kleine Kratzer an beiden Armen. Meine haut juckte. Zum allem Übel war ich auch noch durch Brennnesseln gelaufen.
Doch ich rannte weiter bis ich vor einer kleinen Hütte stand. Meinen Atem konnte ich nicht kontrollieren und mein Herz raste wie verrückt.
Sollte ich in das Haus gehen? Langsam war es kühl und meine Wunden mussten mit einer Salbe eingecremt werden.
Meine Hand griff nach der Türklinke. Ich drückte sie nach unten…
Ich hörte ein qunatschen. Und ich wusste genau was es
war - unsere Tür. Ich lag bereits im Bett und als dieser Ton erstrahlte, wachte auch Chris sofort neben mir auf. Er roch einmal und dann bildete sich wieder ein Lächeln auf seinen Lippen. >>Ich rieche Beute - Blut.<<
Ich musste schlucken. Es war zwar erst ein bisschen her aber ich spürte schon wieder dieses Verlangen nach Blut. Meine Kehle wurde ganz trocken und ich sehnte mich nach etwas flüssigem roten.
>>Ich geh mal gucken.<< Ich wollte Chris vorstellen das ich freundlich wäre, doch er schnallte schnell, was ich tun wollte. Blitzschnell stand er auf und hielt mich an meinen Arm fest.
>>Du willst den Menschen töten.<<,lachte er hämisch.
Ich schaute nur auf den Boden.
>>Okay, du darfst ihn töten, aber wir teilen.<<
Ich nickte. Mir war es gerade egal über was für Leichen ich gehen werde ich wollte dieses Blut. Dieses eine Blut!
Ich ging in unser Wohnzimmer, das auch eine Art Eingang war. Vor mir stand ein kleines, zierliches Mädchen. Ich hatte das Gefühl es irgendwo her zu kennen ...
>>Hallo<<,sagte ich mit überfreundlichem Ton.
Das Mädchen fuhr sich nervös durch die Haare, dann sah es so aus, als würde ihr ein Licht auf gehen. Kannte sie mich etwa?
>>Ist alles okay mit dir, oder warum bist du hier?<< Ich versuchte viel von ihr heraus zu bekommen, und am Ende wenn ich ihr Vertrauen hatte, würde ich sie töten.
>>Ich - Ich - Ich habe mich an meinem Arm verletzt.<<,stotterte sie vor mich hin.
Meine Gelegenheit! Jetzt nur noch ihren Arm nehmen und so tun als würde ich mir ihn angucken und dann kann ich einfach drauf los beißen ...
Ich nahm mir also ihren Arm und zog ihn immer weiter zu mir. Das Mädchen wurde misstrauisch. >>Was machst du da?<<
>>Nichts<<,sagte ich mit ruhiger Stimme.
Als ich dann meinen Mund öffnete und gerade zu beissen wollte, stoppte mich ihre Worte. >>Du bist doch das Mädchen von vorhin ... Ich bin Hannah.<<
Ich riss meine Augen erschrocken weit auf. Es war das Mädchen von vorhin.
>>Ich kann mich an nichts erinnern.<<,log ich.
>>Aber du warst vorhin da. Ich war verletzt und du hast mir nicht geholfen und dann warst du auf einmal verschwunden!<<
>>Du fantasierst. Du hast dir bestimmt auch deinen Kopf geprellt.<< Ich streichelte ihr über den Kopf und lächelte sie dann an.
>>Wer bist du?<<,wollte Hannah von mir wissen.
>>Stell keine Fragen ... Umso schneller ist es wieder vorbei.<<
Ich öffnete meinen Mund und nahm ihren Arm und wollte zu beissen ...
Sie öffnete ihren Mund. Kleine, spitze Eckzähne kamen zum Vorschein. Sie war…Ich musste mich beherrschen…Sie wollte mich beißen…
Mich, die kleine ,zierliche Hannah Miller, die keinem Etwas tat und die auch nur nett behandelt wurde.
Ich sah sie mit meinen blauen Kulleraugen an. Durchdringend und prüfend sollte der Blick wirken.
Sie sah mich mit einem leeren Blick an. Ihre silbrig schimmernden Augen kamen dadurch besonderst zum Vorschein.
„Ich muss es tun!“ Ihre Stimme hörte sich kratzig und rau an. „Ich brauche Blut! Ich brauche Flüssigkeit!“
Sie tat mir so Leid, aber das Mädchen konnte mich doch nicht einfach beißen.
Ich würde wieder mit dem Leben ringen. Ich würde wieder Schmerzen durchleben müssen, die niemand zuvor verspürt hatte.
„Aber ich habe dir doch gar nichts getan!“ Meine Stimme hörte sich so an wie die eines trotzigen Kleinkindes.
„Es tut mir Leid!“ Sie klang niedergeschlagen.
Sie ließ meinen Arm los. Sie biss mich nicht. Das Mädchen bewahrte mich vor den Schmerzen! Ich griff wieder nach dem Türgriff. Doch eine Stimme stoppte mich.
Ich drehte mich um. Ein Mann stand in der Tür.
Mit einer kräftigen und donnernden Stimme rief er: „Nicht so schnell, junges Fräulein!“
Ich gehorchte ihm. Keine Ahnung, welcher Teufel mich in diesem Moment geritten hat!
„Flieh!“, rief das Mädchen. Ich drückte die Türklinge nach unten und rannte aus dem Haus. Meine Beine trugen mich so schnell, wie ich mich noch nie erlebt hatte.
Ich stolperte…und fiel. Ein Körper wuchtete sich auf meinen. Ich schrie. Es war ein lauter und erstickter Schrei. Doch er würde mir nichts helfen.
Ich schickte in meiner Not ein kleines Stoßgebet nach oben.
Doch der feste Griff löste sich nicht. Er wurde fester und schnürte sich wie ein Paketband um meinen Bauch.
„Hilfe! Hilfe!“, wollte ich schreien, doch statt des Schreis kam ein komisches krächzen aus meinem Mund.
Wer lag auf mir? War es das Mädchen? Oder der große, männliche Vampier?
Chris lag auf Hannah und hielt sie fest. Er schnürte sie auf eine Art wie ein Paket. Ich sah wie sie nach Luft rang.
Was sollte ich bloß tun?
Wenn ich mich jetzt auf Chris stürzen würde, dann würde ich am Ende aber jedoch wieder verlieren. Nicht nur den Kampf - auch mein Leben. Chris schien mich ja wirklich zu lieben jedoch traute ich ihm nicht, dass er mich unbesehrt davon gehen würde.
Doch wenn ich nicht mein Leben riskieren würde, dann würde er Hannah das Leben nehmen. Ich kannte ihn. Dieses eine Menschenleben ist ihm völlig egal. Er hatte Spaß daran, Menschen zu töten. Er mochte es, sie leiden zu sehen, dabei lachte er dann immer hämmisch. Wenn ein anderer Vampir ihn fragte, was er am liebsten machte, antwortete er: Menschen töten oder sie leiden sehen.
Es war grauenhaft so jemanden an seiner Seite zu haben. Ich mochte Chris einfach nicht. Wie konnte ich mich je auf ihm eingelassen haben?
Das reale Leben holte mich wieder ein und ich vergas meine Gedanken sofort. Das Mädchen lag da immer noch am Boden und schnappte wie wild nach der nötigen Luft.
>>B-i-t-t-e, l-a-s-s m-i-c-h g-e-h-e-n.<<,stammelte sie mit ihrer letzten Kraft.
>>Nein<<,lachte Chris hämisch. >>Ich habe Hunger.<<
Nun mischte ich mich dann doch ein. >>Lass sie gehen!<<,sagte ich stark. Ich versuchte das starke aus mir hervor zu bringen und ihn etwas zu plätten, aber ich würde es nie schaffen, gegen Chris an zu kommen.
>>Mach dich nicht lächerlich, Fenja. Du willst doch auch noch mal von ihr kosten.<< Um mich mit dem Blut an zu machen, riss er mit seinen scharfen Zähnen, etwas Haut an ihrem Hals auf und das Blut strömte heraus. >>Möchtest du wirklich nicht noch einmal kosten, Fenja?<< Er leckte einmal von dem Blut von Hannah und ich wusste nicht ob ich mich noch länger kontrollieren konnte. Ich wollte dieses Blut schon wieder, aber auf eine gewisse Art, mochte ich Hannah und konnte ihr das nicht antun.
>>Lass sie gehen, Chris.<<,bat ich ihn.
>>Wieso sollte ich? Was habe ich davon?<<
>>Bitte lass sie gehen, sie hat heute schon so viel erlebt.<<
>>Aber sie weiß, dass es uns gibt.<<
>>Ich bin mir sicher, bei ihr ist unser Geheimnis sicher.<<
>>Okay, ich vertraue ihr. Aber was um Hölleswillen habe ich davon?<<
>>Such' es dir aus. Ich mache was du möchtest.<<
>>Mein Tag kann ja heute gar nicht mehr besser laufen.<< Er lachte und überlegte nur für kurze Zeit. >>Okay, ich habe es mir überlegt.<<
>>Was?<<
Bleib für immer mein.<<
Konnte ich darauf eingehen? Für immer bei dem Typen bleiben, den ich nie geliebt oder lieben werde. Würde ich das tun für ein lächerliches Menschen leben? Würde ich dafür ein glückliches Leben von mir aufgeben? Für das Leben von Hannah?
Ich atmete einmal noch tief durch. Chris wollte eine Antwort. >>Okay, ich bleibe für immer bei dir.<<
>>Nicht nur für immer bei mir. Schwör mir deine ewige Liebe.<<
Konnte ich das jetzt wirklich tun? >>Ich schwöre dir meine ewige Liebe.<<
Chris ließ sie los und stand von ihrem Rücken auf erkam auf mich zu und schlung seine Arme um mich. Dann schloss er seine Augen und küsste mich innig. Ich ließ meine offen und schaute über seine Schultern hinweg, wie Hannah davon lief. Sie drehte sich einmal noch kurz um und ich sah in ihrem Gesicht, dass sie mir dankbar war und sie mit mir leidete. Es tat schon gut, dass mich jemand nicht ganz hasste, aber ich hasste mich dafür, dass ich Chris meine ewige Liebe geschworen habe. Es war komplett falsch. Ich werde mich immer dafür hassen das ich bei ihm bleibe - für immer. Doch für immer heißt doch in anderen Worten bis ans Ende meines Lebens. Also würde ich ihm meine Liebe bis zu seinem Lebensende schwören, dass bald kommen wird. Denn ich werde ihn töten, um glücklich zu werden.
Es war schwül. Verdammt schwül. Die Hitze brütete über dem Wald. Ich kämpfte mir meinen Weg durch das Unterholz. Rennen konnte ich nicht mehr. Ich war erschöpft von den vielen Ereignissen, die mich heute so viel Kraft gekostet hatten.
Das Mädchen hieß Fenja und der große, brutale Mann hieß Chris.
Fenja hatte sich für mich geopfert. Irgendwie musste ich ihr doch helfen.
Sie mochte Chris nicht. Das sah man, wenn er sie küsste aber sie nur Hass für ihn empfand. Puren Hass. Ich konnte aus Augen lesen. Das klingt zwar schräg, aber probiert es doch auch einfach mal!
In Fenja’s Augen spiegelten sich noch die Angst, die Traurigkeit und die Verzweiflung, die dieses Mädchen durchleben musste.
Ich betrat den Weg, der sich durch den Wald bis hin zu dem kleinen Teich schlängelte..
Ich hätte am liebsten geschrieen. Die Seele aus dem Leib gebrüllt. Ich wollte aus diesem Albtraum erwachen. Ich wollte wieder die glückliche Hannah sein!
Aber so einfach war das alles nicht.
Wie sollte ich meinen Eltern erklären, dass ich mitten in der Nacht blutverschmiert nach Hause kam? Außerdem waren meine Klamotten ganz dreckig und meine Hose hatte einige Risse. Vor allem meine Mum würde ausflippen, wenn sie mich so sah.
Mein Dad nahm das alles nicht so schwer, weil er selbst oft mit zerrissenen Hosen nach Hause kam. Er war Archäologe und interessierte sich besonderst für die Ägypter. Einmal hatte er mich mitgenommen und seitdem möchte ich auch Archäologin werden. Es ist total spannend, alte Gegenstände auszugraben und sie der Zeit zuzuordnen. Aber mein Dad musste oft und viel arbeiten. Und wenn er dann noch am anderen Ende der Welt in irgendeiner Pyramide nach Gegenständen sucht, wünscht man sich nur noch, dass er für immer bei einem bleibt.
Aber mein Dad sagt immer nur: „Wenn mir etwas zustoßen sollte, dann musst du vollenden, was ich begonnen habe!“
Damit meint er, dass falls ihm etwas zustößt, dass ich sein Museum weiterleiten soll.
Ihm liegt viel an seinem Museum. Es ist sein Ein und Alles. Neben mir natürlich! :)
Ich richtete meinen Blick nach oben in den Sternenhimmel. Mein Dad hatte mir oft von den Göttern Ägyptens erzählt. Sie sollten in einer Pyramide in Ägypten wohnen.
Ich hielt davon nichts, aber mein Dad war felsenfest davon überzeugt, dass dies kein Stuss war.
Ich erblickte den Teich. Ich schöpfte Wasser heraus und wusch mir damit mein Gesicht und meine Hand. Es brannte fürchterlich.
Dann lief ich weiter. Irgendwann sah ich das Straßenschild, auf dem „Manfieldsroad“ thronte. In ca. fünf Minuten würde ich daheim sein. Was würde ich meinen Eltern erzählen, wenn sie noch wach waren. Mir fiel auf die schnellen nichts ein.
Ich wollte nicht mehr von Chris abhängig sein! Ich wollte mir selbst mein Leben verdienen und ihm nicht immer hinterher rennen nur weil ich etwas Geld brauchte. Ich wollte nicht von einem Typ abhängig sein. Wir Frauen können auch selbst für uns Sorgen, dafür brauchen wir keine Männer ...
Also kam mir die leuchtende Idee, mir einen Job zu suchen. Ich hatte die Idee zwar schon einmal, aber ich war zu faul um so etwas zu tun, da ich aber Chris versprochen hatte, für immer bei ihm zu bleiben und ich dann beschlossen habe ihn umzubringen, sollte ich wohl etwas Geld haben.
Also mein Tagesablauf für Morgen:
- Mich aus dem Haus schleichen, ohen das Chris es merkt und etwas Geld aus seiner Brieftasche nehmen.
- Etwas flüssiges (Blut) zu mir nehmen (egal ob Tier oder Mensch).
- In einen Klamottenladen gehen und mir schicke Klamotten besorgen.
- Verschiedene Läden für eine Stelle abklappern.
Es war so weit. Der nächste Morgen war da und ich war froh, dass ich es ohne Probleme geschafft habe, mich bei Chris durch zuschleichen. Dann hab ich mir ein Eichhörnchen geschnappt - was besseres gab es heute auf der Speisekarte nicht. Dann kamen die dummen Klamotten. Sie wurden blau. Dunkles blau. Der Rock und das Top rutscht gewaltig. Eine Frau hat mich letztens schon dumm angeguckt, weil ich mal eben alles zurecht gezupft habe. Diese alten Leute, haben wirklich schon einen Knall ...
Das Top mochte ich echt nicht. Erstens, es rutscht immer dahin wohin es nicht soll. Zweitens, es sieht nutig aus. Und Drittens, ich will mein T-Shirt wieder haben!
Ja, das T-Shirt mit den vielen Löcher an allen Stellen und meine zerfetzte Jeans. Diese anderen Sachen passen einfach nicht zu mir. Ich fühle mich nunmal nur darain wohl.
Von vielen werde ich als >die hübscheste der Hübschesten< bezeichnet, aber ich fühle mich gar nicht so. Meistens haben die dann aber auch nur in mein Gesicht geschaut, dann haben sie die Jeans und das T-Shirt gesehen und >Boom!
Als ich durch die Stadt schlenderte und an allen Läden vorbei ging um zu schauen, ob jemand gesucht wird, entdeckte ich es, meine erste Gelegenheit auf einen Job. Es war zwar eine Bäckerei und ich war nicht sehr begeistert >Bäckerin
Wenn du hier arbeiten willst, hol dir erstmal einen Modegeschmack.<<
Und schon stand ich da wieder auf der Straße, wie ein Hund, der nicht ins Geschäft darf.
Ich beschloss meine normalo Klamotten anzuziehen und diesen Rock und das Top endgültig in der Tonne zu entsorgen. Sie haben mir jetzt schon zwei Jobs vermasselt. Obwohl ich auch froh sein konnte, dass ich nicht bei solchen Zicken gelandet bin.
Ich suchte also den nächstbesten Laden auf und ging da in eine Umkleide und zog mir meine Jeans und das T-Shirt an. Als ich heraus kam, war da wieder diese alte Frau und begutachtete mich und dann fand ich ein Lächeln auf ihren Lippen.
Sie schien wohl doch ziemlich okay zu sein, sie wusste also das ich nicht ich war, wo ich diese einen Klamotten trug und jetzt fand sie mich in den Kleidern wieder - mein wahres Ich.
Ich lächelte ihr leicht zurück um nicht ganz unfreundlich zu wirken.
>>Der dritte Versuch wird bestimmt jetzt klappen.<<,sagte mir die Frau im hinausgehen des Ladens.
Ich wusste nicht Recht, warum sie alles wusste. Warum wusste sie, dass alles?
>>Woher wissen sie das?<<,fragte ich sie leicht ungläubig. Sie zog mich in eine Kabine, eines anderem Laden, zog den Vorhang zu und dann wurde mir alles bewusst. Die alte Frau verwandelte sich. Und ja sie verwandelte sich in - Chris.
>>Na mein Stern.<< Er lächelte hämisch und drückte mir ein Kuss auf die Lippen. >>Du dachtest wohl ich merke nicht, dass du weck bist.<<
>>Es tut mir Leid.<<,murmelte ich.
>>Red dich nur raus.<<
>>Kann ich jetzt wieder gehen?! Ich komm auch direkt wieder nach Hause.<<
>>Nein darfst du nicht.<< Er hielt mir den Arm vor die Nase, so das ich nicht durch kam.
>>Bitte.<<, versuchte ich ihn zu überreden.
>>Spar dir dein Gejaule ich will was.<< Sein Blick war auffordernd.
>>Was?<<
>>Heirate mich.<<
Was!? Ich konnte Chris nicht heiraten, es würde wirklich mein ganzes Leben kaputt machen.
>>Ich überlege es mir noch. Ich brauche Zeit. Du überstürzt es alles ziemlich.<<
Chris schien genervt zu sein. >>Okay, ich gebe dir noch Zeit, aber wenn du mir morgen Abend nicht sagst, was Sache ist, dann bist du Tod - Niente.<<
>>Okay.<<,murmelte ich. Und schon löste sich Chris in der Luft aus und ich wollte mir jetzt eben noch den Job schnappen und dann war noch genug Zeit zum überlegen ...
Blumenladen.
Diese ganzen Läden, die jemanden brauchten, waren irgendwie einfach nur ätzend! Aber na gut, ich kanns nicht ändern.
Als ich den Laden betrat kam sofort eine nette, aufrichtige Frau auf mich zu und fragte mich höflich: >>Was kann ich für sie tun? Suchen sie etwas bestimmtes?<<
Ich lächelte leicht. Lächeln ist immer das beste, um nett zu wirken. >>Ich wollte mich für die Stelle bewerben.<<
Die Frau lächelte. >>Oh, dass ist aber nett. Komm mit in mein Büro, da konnen wir in Ruhe alles besprechen.<<
Ich lächelte nur als Antwort und bewegte mich dann hinter der Frau her. Ihr Büro war hell eingerichtet und alles schien mir sofort sympatisch.
Sie setzte sich in ihren großen >Chefsessel
Meine Eltern hatten nichts davon gemerkt, dass ich nicht zu Hause erschienen war. Zum Glück! Denn wenn sie etwas gemerkt hätten, müsste ich auf jeden Fall mit Hausarrest rechnen. Schnell schlüpfte ich in meine Klamotten, denn schließlich musste ich in die Schule. Meine Mum wartete schon am Frühstückstisch auf mich.
„Guten Morgen meine Süße!“, begrüßte sie mich und schlürfte dabei an ihrem heiß geliebten Capuccino.
„Morgen!“, murmelte ich schlaftrunken. Es war eine schreckliche Nacht gewesen. Die ganze Zeit wachte ich schweißgebadet auf, weil ich dachte, dass mich die Vampire verfolgten.
Mum’s Blick blieb an meinen Armen hängen. „Was ist denn da passiert?“, fragte sie besorgt. Ich biss herzhaft in ein Croissant, um etwas Zeit zu gewinnen. Meine Mum hatte mir beigebracht, dass man mit vollem Mund nicht reden sollte.
Als ich endlich schluckte, erwartete sie immer noch eine Antwort. Um sie nicht zu sehr zu verärgern, meinte ich einsilbig: „Bin hingefallen!“
Sie schüttelte mit dem Kopf und murmelt: „Schussel!“
Ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen. Dann stand ich mit den Worten „Ich bin schon spät dran!“ auf.
Meine Mutter sah auf die Uhr. „Aber…!“, fing sie an, doch ich war schon aus dem Haus gestürmt.
Die Kühle des Morgens umhüllte mich wie ein Mantel. Eigentlich war ich ganz froh, dass es nicht mehr so schwül war. Aber heute Mittag würde es wieder heiß werden.
Aber wie konnte es anders sein in Amerika? Immer warm bis schwül und fast nie Regen.
David stand an der Kreuzung. Meine Schritte wurden schneller. Als ich bei ihm ankam, umarmte ich ihn kurz.
David war nicht so ein Arsch wie die anderen Jungs in meiner Klasse. Vielleicht war er gerade deshalb mein allerbester Kumpel. Ich brauchte keine beste Freundin, mit der ich die ganze Zeit über die neusten Trends, die hübschesten Jungs und das beste Make-up quatschte.
David war immer da, wenn ich ihn brauchte und das war das wichtigste. Deshalb war es eigentlich auch nur fair, ihm von den Vorfällen im Wald zu erzählen.
Eins hatte ich nach jahrelangen Freundschaft gemerkt: David würde mich immer ernst nehmen!
„David“, fing ich an. „Ich war gestern im Wald! Es sind merkwürdige Dinge passiert!“
David sah mir in die Augen. Er gab mir ein Zeichen, dass ich loslegen sollte.
„Ich hab Vampire getroffen!“ Ich hätte es David nicht übel genommen, wenn er sich auf dem Boden geworfen hätte und laut angefangen hätte zu lachen. Aber er bleib ruhig und fragte: „Wie soll ich das verstehen?“
Es würde schwer werden, es ihm so zu erklären, dass er es verstand...
Mein erster Arbeitstag war schon fast zu Ende. Nur noch eine Stunde, dachte ich mir, dann ist dieser Albtraum von Blumen endlich vorbei ...
Eine Kundin kam herein. Ich spürte wie meine Hände anfingen zu zittern. Das war die erste, die ich ohne die Hilfe von Katharina Miller bedienen musste. Die war nämlich gerade oben in ihrer Wohnung und war am Essen kochen. Sie sagte dazu: >>Ich muss mal eben nach oben, essen machen, meine Tochter kommt gleich aus der Schule. Der Laden liegt in deinen Händen.<<
Dann überreichte sie mir schon feierlich fast den Schlüssel. Denn um 14 Uhr, schließt sie erst einmal für ein paar Stunden. Sie sagt, sie brauch auch etwas Freizeit. Das sagte sie natürlich mit einem Lachen.
Der Kunde kam an die Theke und ich blinzelte wie verrückt. Jede Sekunden schlug ich meine Augen zu, da ich so nervös war. Was ist wenn er mich jetzt nach diesen ganzen Blumen Zeug fragt?
Es war eine Frau - das es noch schlimmer machte. Sie war auch noch alt. Dann wird sie wohl ganz besserwisserisch wirken.
>>Ich hätte gerne eine rote Anthurie, mit etwas Blättern geschmückt.<<, war ihr Wunsch.
Ich stand nur vollkommen blöd mit offenem Mund da. Was wollte die? Eine Antherie? Anthuro?
>>Wie bitte?! Was wollen sie?<<,fragte ich unsicher nach.
>>Eine rote Anthurie.<<
>>Was ist das?<< Okay, dass hätte mir jetzt nicht rausrutschen sollen.
Die Frau stöhnte. Und dann passierte es, ich hätte es mir denken können. Die alte Frau verwandelte sich - in Chris. Ich wusste doch das die Frau mir bekannt vorkam.
>>Na mein Schatz.<< Er nahm mein Kinn und zog mich leicht über die Theke und fing hemungslos an mit mir zu knutschen. Ich muss ja schon sagen, dass Chris sehr gut küsst, aber es gefiel mir einfach nicht. Da war nichts von Gefühl. Keinen Hauch.
Plötzlich wurden wir gestört und ich wurde total rot im Gesicht. Es war meine Chefin die in der Tür stand. Sie fing an zu lachen. >>Also das ist dann wohl dein Zukünftiger.<<, meinte Katharina lachend.
>>Du hast also schon von mir erzählt?!<<, sagte Chris überfreundlich im Lachen. Er schaute mich an und lächelte mich an, ich lächelte nur matt zurück.
Chris ging auf meine Chefin zu und stellte sich vor. >>Chris Lorenz.<<
>>Katharina Miller.<< Sie machte eine kleine Pause und setzte dann im Lachen fort. >>Sie sind also der jenige, der der charmanten Fenja, diesen schrecklichen Nachname verpasst?<<
>>Es gehört nunmal zu der Liebe. Es ist ein großes Zeichen, den Namen zu teilen.<< Und auch Blut, dachte sich Chris noch dazu, dass hörte ich. Er dachte ganz schön laut.
>>Ihr wollt euch bestimmt noch einen schönen Tag zusammen machen?<<,fragte Frau Miller aufrichtig. Im inneren schrie ich ganz laut schon: NeiN! >>Fenja du kannst gehen, ich schließe den Laden jetzt.<<
'kay<<, murmelte ich und gab Katharina den Schlüssel in die Hand.
Als wir draußen waren, wollte Chris sofort mit mir verschwinden, doch ich hörte etwas, was mich betraff, deshalb bleib ich stehen.
>>Chris, geh du schon einmal nach Hause.<<
>>Wieso?<< Er hauchte mir ruckartig einen Kuss auf die Wange.
>>Ich muss noch etwas erledigen.<< Da er mit dem Blick ankam: Können wir doch auch zusammen machen, fügte ich noch schnell nach. >>Alleine.<<
>>Okay.<< Seine Stimme senkte sich.
>>Tschau.<< Ich versuchte freundlich zu klingen. Vielleicht war es wieder zu freundlich, den Chris umschlung mich mit seinen Küssen.
>>Wie sehen uns zu Hause - denk an deine Entscheidung.<<
Ich nickte nur.
Als Chris weg war, witmete ich meiner Aufmerksam, das Gespräch von Hannah und diesem einem Kerl da. Es klang so als würde sie mich verraten?
Was erzählte sie ihm alles?
Erzählt sie ihm alles, werde ich die beiden töten müssen ...
Nach der Schule erklärte blieben wir wieder an der Kreuzung stehen und er fragte wie heute früh schon: “Wie soll ich das verstehen?“
Es kostete viel Überwindung. Warum hatte ich nicht doch die Klappe halten können?
„Es gibt Vampire! Sie haben mich gebissen!“ Ich deutete auf meinen Arm.
„Ach du meine scheiße!“, flüsterte David.
Ich nickte. Ich sah zu unserem Blumenladen. Meine Mum hatte ihn bestimmt schon geschlossen. Doch dann sah ich SIE. Sie stand vor unserem Laden und schaute lauernd zu uns herüber. Ich hob die Hand zur Begrüßung, doch sie erwiderte sie nicht.
„Das ist sie! Das ist Fenja!“, flüsterte ich David zu.
„Sie ist hübsch!“ Er schenkte ihr verliebte Blicke.
„David, meine Mum wartet bestimmt schon auf mich. Bis Morgen.“ Dann ging ich.
Sollte ich sie erneut begrüßen? Ich wollte gerade den Mund öffnen, als sie mir zuzischte: „Was hast du ihm über uns erzählt?“
Ich überlegte. Ihr Blick sah nicht gerade nett aus…
„Nichts! Ich habe ihm nichts über euch erzählt!“ Anscheinend klang es nicht überzeugend, denn sie grinste mich hämisch an. So kannste ich sie gar nicht.
Das war das Problem- Ich kannte sie nicht! Ich konnte ihr nicht vertrauen und doch schien es mir, als würden wir uns schon ewig kennen.
„Was- hast- du- ihm- erzählt?“, fragte sie mit einer langsamen und aggressiven Stimme.
„Ich habe es ihm erzählt, aber…er behält es für sich! Er kann dir sogar helfen, von Chris loszukommen!“ Ich sagte es hektisch und sie musste gut zuhören, um jedes einzelne Wort zu verstehen.
„Woher weißt du das mit Chris?“, fragte sie mit einem traurigen Blick.
„Ich habe es in deinen Augen gelesen!“
Es klang geheimnisvoll, zugleich aber auch so, als würde ich demnächst in die Klapse eingeliefert werden. Eine Träne blitzte in Fenja’s Augenwinkel.
„Du fühlst dich bei ihm eingeengt und du fühlst nur Hass für ihn! Wir helfen dir! Du willst dich hm doch nicht kampflos überlassen!“, sagte ich mit fester Stimme.
Sie nickte aber sprach dann auch ihre Zweifel aus: „Ihr unterschätzt Chris. Er ist mächtig und bekommt alles, was er will. Auch, wenn er dafür über Leichen gehen muss!“
Leichen. Wie sehr ich dieses Wort hasste. Es war ein beängstigendes Wort. Es gehörte zu meiner Vergangenheit, ließ sich nicht mehr aus meinem Kopf löschen.
Ganz fest verankert bleib es in meinem Kopf und wollte sich nicht lösen.
Leichen, Leichen, Leichen.
Meine sonst so harte Schale zerbrach. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf.
Fenja nahm mich in den Arm. Sie fragte nicht nach und sagte nichts. Sie war einfach da! Meine Mutter verdrängte es vielleicht, aber ich konnte es nicht so einfach vergessen, was vor einem Jahr passiert war.
Ich konnte es nicht vergessen und wollte es auch nicht. Es gehörte zu meinem Leben, wie die Hitze zur Sonne gehörte.
Mit Chris hatte ich noch nie so richtig über die Geschehnisse geredet.
Meine Eltern konnte ich bei diesem Thema auch vergessen.
Ich war alleine mit meinem Problem. Ganz alleine!
Ich schloss die Tür hinter mir und es durchfuhr mich der totale Schauer. Chris wollte heute eine Antwort, auf seine Frage. Mir blieb ja eigentlich gar nichts anderes über, als Ja zu sagen. Wenn ich ablehne, dann will er mich ja töten, aber soll ich wirklich mein ganzes tolles Leben auf Spiel setzten. Ich sehne mich doch so, nach einem glücklichen Leben - nach einer wahren Liebe.
Ein Windzug kam mir entgehen und es lag ein dunkler Duft in der Luft - Chris.
Ich spürte seine Hand auf meiner Wange und ich fand es so ... wiederlich. Ich wollte nicht, dass er mich immer anfasste. Ich will gar nicht das ich bei ihm bin und überhaupt, dass im Laden war echt total peinlich. Knutscht mich erst einmal ab und dann kommt Katharina rein und sieht uns. Sie ist natürlich noch total überfreut und ich ... für mich war es wie ein Albtraum.
>>Guten Abend, meine Schöne.<<
Ich funkelte ihn wütend mit meinen silbrigen Augen an. Ich holte langsam und unaufällig, etwas aus meiner Tasche - ein Messer. Ich wollte mir von ihm nicht mein Leben vermasseln, ich wollte frei sein - frei von ihm. Ich wollte meine wahre Liebe finden, in der ich mich später einmal wiegen kann und glücklich sein kann. Ich wollte dieses Leben doch auch gar nicht. Es ist schlimmer als ein Mensch zu sein, mit Tausenden von Vampiren, als ein Vampir. Die Chance zu sterben ist viel größer. Du begegnest nur den falschen Vampir - und dein Herz hört auf zu schlagen.
>>Hast du dich entschieden?<<, fragte Chris schon mit einem Lächeln.
>>Auf jeden Fall.<< Ich versuchte total verliebt zu klingen, doch tief im Inneren, hatte ich ganz andere Gedanken. Ich wollte nicht das tun, was er wollte.
>>Und?<<, fragte er verführerisch.
Ich lächelte ihn verliebt an und flüsterte ihm gespielt liebevoll ins Ohr: >>Ich liebe dich so sehr ... <<
Und dann stoch ich ihm mit dem Messer, tief ins Herz. Das Blut strömte sofort heraus und Chris schaute mich verletzt an. >>Fenja, ich habe dich wirklich geliebt ... Das war nicht alles nur so um jemanden an meiner Seite zu haben ... Das war wahre Liebe, Fenja ... Warum tust du mir das jetzt bloß an? Ich wollte ein tolles Leben - << Dann brach er ab, mit seiner gefälschten Liebeerklärung und sein Herz hörte auf zu schlagen.
Ich nahm ihn auf meinen Rücken, setzte ihn in einer Waldlichtung ab, dann nahm ich mein Feuerzug und zündete ihn an seinen Klamotten an.
Er ging in Flammen auf und ich sah ihm gespannt dabei zu.
Doch ich musste schlucken - ich bin heute nun wirklich über Leichen gegangen ...
Ich öffnete die Türe des Blumenladens. Der frühlingshafte Duft, den ich schon gewohnt war, stieg mir gleich in die Nase. Ich konnte mir ein leichtes seufzen nicht verkneifen. Blumen in allen Farben lächelten mich an. Ich nahm mir eine weiße Lilie, die meine Lieblingsblume ist, aus dem Eimer und trug sie mit rauf in die Wohnung.
„Hallo mein Schatz!“, hörte ich Mum’s Stimme aus der Küche rufen. Töpfe schepperten. Meine Mum war nicht dir größte Köchin. Am liebsten würde ich ihre Gerichte den Fischen verfüttern. Aber meine Mum meint, dass das Verschwendung ist. Die Kartoffeln meiner Mum sind immer angebrannt, das Fleisch ist noch nie ganz durchgebraten und alles ist immer total versalzen.
Eigentlich hatte ich auch gar keinen Hunger. „Mum, ich hab heute echt keinen Hunger! Ich geh in den Wald, okay?“
Meine Mum rannte mit ihrer Kochschürze aus der Küche.
„Aber Hannah!“
Ich war schon aus dem Haus verschwunden. Irgendetwas Magisches zog mich in den Wald. Irgendwie konnte ich nicht standhalten. Ich rannte los. Rannte über die Straßen, ohne auf ein Auto zu achten. Rannte einfach in Richtung Wald. Vor dem Wald blieb ich abrupt stehen. Es flöße mir Angst ein, wieder hinein zu gehen.
Vor allem, was vor einem Jahr passiert war. Ich muss zugeben, ich habe es verdrängt. Aber seit ich heute wieder das Wort Leichen gehört habe, musste ich daran denken. Musste wieder an sie denken. Konnte nicht anders.
Was würde ich darum geben, dass sie noch am Leben wäre?
Aber sie war unwiderruflich weg – tot!
Hatte sich heimlich aus meinem Leben geschlichen!
Tot, Tot, Tot
Dieses scheiß Wort wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich ging oft zu der Stelle, wo es passiert war. Also lief ich wieder so schnell ich konnte und bahnte mir den Weg durch das Dickicht.
Und dann stand ich davor. Vor dem Stein, auf dem ihr Name eingraviert war.
Elli Miller
+ 18. 06. 2009
Elli, wir lieben dich!
Mum, Dad und Hannah
Ich brach in Tränen aus. „Elli!“, schrie ich in den Wald hinein. „Elli!“
Doch eine Antwort bekam ich nicht. Hier lag sie am 18. 06. Hier lag sie!
Hier lag ihre Leiche, nach der ein Tag gesucht wurde.
Elli wurde ermordet! Eiskalt und hinterhältig ermordet!
Der Täter wurde nie gefasst! Rückgängig machen, konnte man es sowieso nicht.
Aber der Mörder von Elli sollte eingesperrt werden! Sollte nicht mehr für sie und ihre Familie existieren!
Ich ließ mich auf den Boden sinken und legte mich in die Position, in der Elli dagelegen war. Denn nicht irgendein unfähiger Polizist hatte die Leiche Elli’s gefunden- Nein, sie war es! Sie, Hannah Miller, die Schwester von Elli!
Ich genoss die Wärme und es war entspannend sich das brennende Feuer an zu schauen. Ich mochte es, wie die Feuerfunken mich manchmal kurz kitzelten.
Ich hätte nie gedachte, dass ich irgendwann von Chris wegkommen würde. Und dann auch noch mit meiner eigenen Macht ... Es war ein traumhaft schönes Gefühl. Ich dachte wirklich, Chris hätte mich durchschaut und würde auf mich los gehen ... mich töten, aber er war wohl etwas blind - vor Liebe?!
Ich schloss meine Augen und es fühlte sich so an, als würde ich mitten in einem Kreis von Feuer stehen. Ich musste lachen, da die Feuerfunken, wieder ein Kontakt mit mir suchten.
Als ich meine Augen öffnete, stand Hannah vor mir, mit Tränen in den Augen. Doch ich sah es nicht in erwägung zu ziehen, sie zu fragen, warum sie weint. Ich schaute einfach nur stumm ins Feuer. Doch dann brach ich auch später das Schweigen.
>>Gefällt es dir auch?<<
>>Was soll mir gefallen?<<
>>Das Feuer ... Das nun jemand sein Leben zu Ende gelebt hat ... <<
>>Du hast jemanden getötet?<< Ihre Stimme wurde hoch und verletzlich.
>>Ja.<< Ich hatte ein breites Lächeln aufgesetzt. >>Es ist Chris.<<
Sie schien sich leicht für mich zu freuen, aber auch nur leicht. Sie war heute nicht gerade gesprächig.
>>Es ist komisch, aber ich fühle mich auf einmal wieder frei - wie ein Vogel, verstehst du das?<<
Sie nickte stumm.
Ich schaute weite ins Feuer, doch dann durchfuhr mich ein schrecklicher Schmerz. Ich brach am Boden zusammen und mein Herz und meine Adern pochten im gleichen Tag. Mein Gesicht verzog sich. Mein wahres Wesen wurde wieder erweckt.
Ich fragte Hannah, die zu mir herunter gesunken war, ob ich einmal von ihr kosten durfte. Aber ich wollte gar keine Antwort. Ich tat es eh. Ich nahm ihr Handgelenk und meine weissen Zähne durchbohrten ihre dünne Haut. Mein Durst war zwar schon gestillt, aber ich konnte nicht mehr aufhören. Ich wollte weiter dieses Blut ...
Ich verschwand in einem schrecklichen Blutrausch ...
Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren.
Sie, Fenja, konnte über Leichen gehen.
Sie konnte Menschen eiskalt ermorden.
Sie konnte mich, die immer zu ihr hielt, beißen.
Doch nicht wie sonst verlor ich das Bewusstsein. Ich blieb ansprechbar, konnte alles mitverfolgen.
saugte.
„Fenja, du willst das gar nicht! Du willst es nicht!“, flüsterte ich ihr vertraut zu.
Sie sah kurz hoch in meine Augen. Ihre Augen funkelten.
Fenja ließ sich zurücksinken. „Ich kann nicht widerstehen! Ich verliere die Kontrolle über mich! Ich bin unzurechnungsfähig und würde für Blut töten!“
Die letzten Worte schrie sie.
Dann stand sie auf und rüttelte an mir. „Verstehst du das?“
Mit einem traurigen Blick sah ich ihr in die Augen. Bestimmend antwortete ich: „Nein, ich verstehe es nicht!“
Dann machte ich kehrt und wollte gehen, doch mir fiel Chris ein.
„Er hat dich geliebt! Du hast ihn gehasst! Er hat sich bemüht! Du hast ihm keine Chance gegeben! Er war zwar verdammt Besitz ergreifend, aber das war seine Art, dir seine Liebe zu zeigen. Doch du, du hast ihn eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken, ermordet und darauf bist du stolz!“
Fenja sah mich still an. Dann brüllte sie: „Du weißt nicht, wie schlimm es mit Chris war! Du willst es nicht wissen!“
Ich schüttelte mit dem Kopf. Dann ging ich, obwohl sie mir hinterher schrie, dass ich bleiben sollte.
Chris, der so gut aussah, würde niemals wieder zurück kommen. Er war gestorben, nur, weil er jemanden so sehr liebte. Er dachte, Fenja würde ihn auch lieben, doch sie war nicht in der Lage, ihm die Sache zu erklären.
Es tat mir so weh, gedacht zu haben, dass Fenja meine Freundin wäre. Ein Mensch, zu dem ich immer kommen könnte, wenn es Probleme gäbe. Aber sie war unberechenbar. Sie konnte mich immer töten. IMMER!
Am Anfang wollte ich ihr noch helfen, Chris beiseite zu schaffen, aber ich wollte es anders tun! Ich hätte es nie geschafft, ihn umzubringen!
Elli- sie war auch gestorben, weil irgendjemand oder irgendwas so egoistisch war. Doch dann, dann hatte er sich nicht mal gestellt und zugegeben, dass er Elli ermordet hatte. Seit kurzem habe ich einen Verdacht- Fenja.
Ich verteilte die Eimer Wasser auf das brennende Feuer. Am liebsten würde ich mich dazu legen - und sterben. Ich wollte nicht mehr. Hannah hat mir das gezeigt was ich die ganze Zeit vertuschen wollte - das Chris mich wirklich liebt. Für mich war es immer nur so das er einfach angeben will, dass er eine Freundin hat die dazu auch noch wirklich gut aussieht.
Als das Feuer erstickt war kniete ich mich auf den Boden und sah dort Chris Asche liegen. Ich hätte nie in meinem Leben gedacht, dass ich wegen ihm einmal weinen müsste, aber es passierte tatsächlich. Tausende von Tränen entfliehen meinen Augen.
Ich machte mir eine Strähne aus meinem Gesicht und wusste nicht wohin mit meinen Händen. Diese Hände haben ihm das angetan, den Tod. Das schlimmste: Ich wollte es ja auch noch ... das ich ihn töte.
Ich schaute weiter hin auf die verteilte Asche von Chris. Die Tränen wurden immer stärker. Ich glaube so viel habe ich nicht mehr geweint, als ich Vampir wurde und meine eigene Mutter umgebracht hatte. Ich brauchte dieses Blut, ich war jung und konnte mich nicht kontrollieren. Es passierte, da ich meiner Mutter in der Küche half und sie sich mit einem Messer schnitt. Das Blut spritzte heraus und was dann passierte, könnt ihr euch bestimmt denken ...
Jetzt habe ich es schon wieder getan, einen Mensch getötet, der es nicht verdiente und jemanden der mir ... etwas bedeutete. Ich wusste nicht, wieso Chris mir etwas bedeutete, aber er lag ganz tief in meinem Herzen drin. Er war schon etwas besonderes ... Er hat mich geliebt und ich wollte das die ganze Zeit nicht wahrhaben. Er wollte mit mir für immer zusammen bleiben, aber ich ließ mir einen Hass zu ihm bilden.
Ich wollte weg von hier, aber es zog mich weiter hin, hier hin. Ich konnte wirklich jetzt nicht gehen, er bedeutere mir doch so viel - auf eine bestimmte Weise.
Aber irgendwann musste ich doch gehen, warum soll ich hier weiter rumsitzen, für ein paar Krümel Asche?
Ich stand auf und wollte mich gerade umdrehen, als ein rötliches Licht hinter mir erstrahlte.
Die Asche von Chris flog wie ein Wunder wie in einem Strudel, bei diesem Licht in der Luft herum. Ich konnte meinen Augen nicht trauen - wären es nicht wirklich meine Augen, würde ich es nie im Leben glauben.
Aus der Asche, die von Chris übrig geblieben war, bildete er sich wieder. Ja, wirklich ER! Er! Er! Er!
Als die Vollendung beendet war, verschwand das rötliche Licht und der wahre Chris sank zu mir herunter.
>>Warum hast du das getan?<<, fragte er zerbrechlich. >>Ich habe dich geliebt, wollte für immer mit dir zusammen sein - wollte das du meine Frau wirst, aber du - du hast versucht mich umzubringen?<<
Eine Träne verließ mich wieder. >>Wieso bist du zurück?<<, fragte ich neugierig und unwissend.
>>Unsterbliche Liebe.<<, murmelte er und verschwand dann in unserem Haus.
Fenja war unberechenbar, genauso wie Chris. Chris liebte Fenja, aber jetzt war er tot! Unwiderruflich von uns gegangen! Ich kannte ihn nicht. Hatte nicht die Chance, ihn näher kennen zu lernen. Ich war immer davon ausgegangen, dass er ein Arsch war. Aber der Einzige, der sich falsch verhalten hatte, war Fenja.
Ich weiß nicht, wie genau es geschah, aber ich spürte einen Luftzug. Ich bekam unweigerlich eine Gänsehaut. Langsam drehte ich mich um.
„Chris!“, rief ich, aber ich nächsten Moment wurde mir klar, dass ich mir alles nur einbildete. Er konnte gar nicht hier sein. Fenja hatte ihn vernichtet.
Chris, oder besser gesagt die Einbildung von Chris, lächelte schwach.
„Warum…bist du da?“, stotterte ich.
„Unsterbliche Liebe hat mich zurück ins Leben gerufen.“ Es klang so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte, wenn Geister mit einem sprachen.
Alles eine Einbildung, dachte ich mir.
„Ich bin keine Einbildung. Ich bin da! Wirklich da!“ Chris’ Stimmte wurde etwas lauter.
Was geschah, konnte ich mir nicht erklären, aber ich tat es- ich fiel ihm um den Hals, obwohl ich wusste, dass Chris hätte zubeißen können.
Er schob mich sachte von sich. Verdattert sah ich ihn an. Was war an einer Umarmung so schlimm?
„Warum hat Fenja das getan?“, fragte er weiter.
Es fiel mir sichtlich schwer, die Worte auszusprechen. „Sie…liebt dich…nicht!“
Chris nickte traurig. „Ich verstehe!“
Er ließ sich gegen einen Baumstamm sinken. Dann kam etwas Unerwartetes aus seinem Mund: „Ich kannte Elli!“
Mir stockte der Atem. Er kannte meine große Schwester! Er kannte sie!
„Sie war oft hier im Wald- genauso wie du.“ Er lächelte schwach.
„Ich weiß. Sie liebte die Natur.“ Meine Augen füllten sich mit Tränen. Tränen liefen still über meine Wangen. Ich versuchte verzweifelt, sie mit meinem Ärmel wegzutupfen, aber es gelang mir nicht.
„Kanntest du sie gut?“, fragte ich Chris immer noch weinend.
Er nickte. „Sie war nett und immer für mich da. Sie war meine erste, große Liebe!“
Meine große Liebe! Meine große Liebe! Die Worte hallten in meinem Kopf.
Hatte ihn Elli auch so sehr gemocht? Sie hatte mir nichts davon erzählt, obwohl wir uns geschworen hatten, uns alles zu erzählen. Es tat weh, hören zu müssen, dass Elli Geheimnisse hatte. Angelegenheiten, die sie für sich behielt.
Ich hätte ihr von Chris erzählt, aber dafür war es zu spät!
Als ich ins Haus kam, war es total still. Stille, die einem Angst machte. Ich schaute mich um. Es war so, als würde ich dieses Haus gar nicht kennen. Es war auf einmal total fremd für mich.
Chris war nicht da, er war wohl schon wieder gegangen - er brauchte Abstand von mir. Aber das komische, in diesem Moment, wollte ich in seiner Nähe sein, jeden seinen Atemzug spüren.
Ich schloss einmal kurz die Augen um mir wieder zu bewusst werden, wer ich bin. Als ich sie dann aber öffnete, schoss mir sofort die Ecke ins Gesicht, die Ecke, voller Blut. Dort wo ich Chris getötet habe.
An der gegenüber liegenden Wand hing ein Foto von Chris. Ich wusste nicht richtig was los war. Ich verspürte Liebeskummer. Es war eigenartig. Ich wollte ihn wieder haben, für mich.
Warum habe ich mir für ihn bloß immer Hass eingebildet?
Er ist doch eigentlich total nett und meinte alles nur gut ...
Ich musste ihn sehen! Ich werde ihn finden! Jetzt - Gleich!
Ich kannte Chris wie kein anderer. Ich wusste ganz genau wo er war. An der Stelle, wo sie -
Ich beende diesen Satz besser nicht. Also machte ich mich auf den Weg dort hin, wo sie -
Ich hatte Recht. Er wart dort. Aber nicht alleine - bei ihm stand Hannah. Ich versteckte mich hinter dem nächstgelegenden Baum und lauschte ...
>>Wieso lebt sie denn jetzt nicht mehr?<<, fragte Hannah mit öfterem Augen zucken und zerbrechlich.
Chris senkte den Kopf. Würde er ihr jetzt die ganze Geschichte erzählen? Alles? Von Anfang bis zum bitteren Ende? >>Das ist eine lange Geschichte.<<
>>Ich habe Zeit.<<, antwortete Hannah mit leiseren Stimme.
Chris ließ sich auf dem begrasten Boden fallen und Hannah folgte ihr. Er fing wirklich an, alles zu erzählen. Wirklich alles ... Jedes genaue Detail ...
>>Vor fünf Jahren habe ich Fenja kennen gelernt. Sie hatte eine schreckliche Vergangenheit. Wurde benutzt und zu vieles gezwungen. Ich habe sie am verhungern und halb tot, an einer Waldlichtung gefunden. Wie ich es rausgefunden habe, hatte sie eine schlimme Krankheit, die unheilbar war. Ich verlor mich komplett in ihre Augen und wusste sofort, dass sie es ist. Es ist komisch, aber ihre Augen, lassen alle Männer in Trance fallen. Sie wissen nicht was sie tun, was sie sagen. Egal ob sie sie eigentlich hassen, oder sie gar nicht kennen, in ihren Augen ist etwas magisches, wo drin man sich sofort verliebt. Ich war auch so. Also verwandelte ich sie, zu das was ich war.<<
>>Wie hast du sie verwandelt?<<
>>Verwandeln geht nicht so einfach ... Ich musste sie beißen, das ist ja natürlich klar.Aber sie musste außerdem noch richtig sterben, entweder an einer Krankheit, dass besser ist, wenn man Vampir werden möchte, oder ich saugte sie leer, aber da stehen die Chance 1: 1000000 das sie dies überleben wird.Außerdem musste ich damit rechnen, dass sie das Gift nicht verträgt und sofort stirbt. Wenn sie es dann überlebt hat, muss sie es schaffen, für fünf Tage zu hungern ... also ohne Blut. Wenn sie das nicht aushält ... <<
Tot?<<
Chris nickte.
>>Ich weiß echt nicht wie Fenja dies ohne Probleme überlebt hat. Ich wäre fast bei meiner Verwandlung daran gescheitert. Bei mir sah es echt gar nicht gut aus.<< Er machte eine kleine Pause und lächelte dann schwach. >>Kommen wir zum eigenlichen Punkt: Ich verliebte mich in Fenja richtig, nicht nur in ihre Augen. Und sie war früher noch ganz anders als jetzt. Sie liebte mich wirklich und sie wollte immer in meiner Nähe bleiben. Dann aber vor einem Jahr, lernten wir beide andere Leute kennen, sie Bryan einen 24-jährigen Studeten und ich - <<
>>Elli?<<
>>Ja. Fenja war früher noch total bessesen von mir und ich von ihr auch. Ich wusste aber nicht mehr so richtig, ob Fenja wirklich noch die Richtige ist und nicht Elli, aber ich konnte die Eifersucht einfach nicht mehr aushalten. Ich wollte nicht mehr, dass sie mich betrügte. Ich wollte diesen Bryan aus dem Spiel kicken. Aber es war ein wirklich harter Kampf. Bryan entpupte sich als ein Vampir - ein richtig mächtiger. Der Kampf war wirklich hart. Ich hätte ihn fast nicht überlebt, aber am Ende, kam meine Schwester noch und ich überlebte es ... und Bryan nicht. Als Fenja davon erfuhr, war sie total sauer auf mich. Sie liebte ihn wohl wirklich. Sie hatten sich wohl alles erzählt, außer das sie beide Vampire sind. Noch am selben Tag, wurde Fenja ... zu einem richtigen Monster. Sie wusste von Elli und machte mit ihr, in meinem Namen ein Treffen an der Waldlichtung klar. Als sie dort war, war das einzige was sie nur spürte, ein endloser langer Biss. Fenja saugte sie aus und war auch noch auf eine Art stolz darauf. Ich habe es eigentliuch schon längst vergessen und wollte Fenja wieder neu finden und wieder neu lieben. Und ich habe es geschafft.
Ich wünschte sie würde mich auch noch lieben ... << Chris fing an zu weinen, was mich sehr verwunderte. Er weinte nie. Selbst bei den Tod von Elli, hat er nie geweint.
Es war meine Chance, alles wieder gut zu machen, seinen letzten Satz ... ich könnte ihn wirklich die ganze Wahrheit sagen. Ich schloss die Augen und kam aus meinem Versteck heraus und stand den beiden gegenüber.
Das einzige was ich heraus brachte waren nur vier Wörte und viele einzelne Tränen: >>Ich liebe dich doch.<<
Fenja, sie hatte meine Schwester…umgebracht. Einfach getötet, nur, weil sie jemanden liebte.
Fenja- meine angebliche Freundin
Fenja- die Menschen tötete
Ich konnte es nicht glauben. Ich trat langsam auf sie zu, packte sie am Kragen und rüttelte sie mit den Worten: „Warum? Warum Elli?“
Tränen der Wut und der Verzweiflung liefen über meine Wangen. Elli musste wegen eines eifersüchtigen Menschen sterben? Wenn Elli gewusst hätte, dass Chris schon vergeben war, hätte sie nie etwas mit ihm angefangen!
Das, was ich jetzt tat, tat ich, um Fenja zu provozieren. Sie zu ärgern.
Ich küsste Chris. Wenn sie Elli deswegen umgebracht hatte, dann sollte sie es auch mit mir tun! Chris erwiderte den Kuss. Als ich aufhörte, Chris zu küssen, sah ich zu Fenja. Sie sah erschüttert aus. Ich funkelte sie wütend an: „Bring mich so um, wie du es mit Elli gemacht hast! Komm schon! Ich habe schließlich deine ach so große Liebe geküsst!“
Ich fühlte mich happy! Sie sollte die gerechte Strafe dafür bekommen, was sie getan hatte! Sie sollte in den Knast! Oder ich würde sie…umbringen.
Bei dem Gedanken lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Nein! Ich konnte und wollte nicht so sein wie Fenja. Ich wollte keinen Menschen umbringen, um mich zu rächen, so wie Fenja es getan hatte!
„Ich habe nicht nachgedacht! Ich habe es einfach getan! Ich war nicht mehr ich! Verstehst du?“
Verächtlich blickte ich sie an. „Wie, sag mir, wie, kann man einen Menschen umbringen? Erklär mir es!“
„Ich kann es dir nicht erklären.“ Sie senkte ihren Blick.
Chris meldete sich zu Wort. „Hannah, es war nicht richtig, was sie getan hat, aber rückgängig machen kann man es auch nicht! Wir sollten die Sache…vergessen!“
„Vergessen?“, schrie ich ihn an. „Ich soll den Tot meiner Schwester einfach so vergessen? Ich mache mir seit einem Jahr Vorwürfe, weil wir uns vor dem Verschwinden von Elli gestritten hatten! Und das nur, weil ich ungefragt ihr Lieblingstop genommen hatte!“
Ich brach in Tränen aus. Ich hatte den Tod von Elli nie verkraftet, ich hatte ihn verdrängt! Chris legte die Hand auf mein langes, braunes Haar und streichelte es.
Wieder sah Fenja uns erschüttert an.
„Warum tust du das, Chris?“ Es klang vorwurfsvoll. „Ich sage dir, dass ich dich liebe und du…du machst mit Hannah rum!“ Sie deutete auf mich.
„Ich…ja…also!“, stotterte Chris herum.
Fenja schüttelte gekrängt mit dem Kopf und verschwand.
„Warum hast du mich geküsst?“, fragte Chris.
„Ich wollte sie provozieren, aber…ich habe…Chris…ich habe mich…in dich verliebt.“, gestand ich Chris.
Chris sah mich lange an. Er war still und sah mir einfach nur in die Augen.
Ich fühlte mich wohl bei ihm. So wohl, wie das Schwein im Schlamm.
Außerdem brauche ich Chris so wie der Fisch das Wasser benötigte.
Heute musste ich wieder arbeiten und ich hatte überhaupt keine Lust. Chris war gestern Abend erst total spät zurück gekommen und wir schwiegen uns nur gegenseitig an. Wir haben es nicht einmal in erwägung gezogen uns in die Augen zu schauen. Keiner konnte es.
Als ich an diesem Morgen das Haus verließ, hielt Chris mich jedoch zurück. Ich stand ihm den Rücken zugekehrt und Tränen rollten über meine Wangen.
>>Fenja, es tut mir Leid wie das alles ... gelaufen ist.<<, versuchte Chris sich zu entschuldigen. Doch ich stand weiter nur regungslos da und graulte vor mich hin. Normal würde ich Chris jetzt einfach nicht zuhören, aber ich tat es trotzdem. Ich hörte ihn zu, was er mir zu sagen hatte. >>Fenja, Hannah hat mir gesagt das sie mich liebt, aber ich will nur dich.<<
Was dachte der sich eigentlich? Erst noch mit jemanden anderen rumknutschen und dann wieder angekrochen kommen! Ich hatte keinen Bock mehr auf Chris, obwohl es mir so große Schmerzen zubereitete jetzt zu gehen und ihn dort stehen lassen.
Ich befreite mich aus seinem Griff und ging aus der Tür hinaus. Ich hörte noch wie er mir nach rief: >>Fenja, ich liebe dich und das weißt du ganz genau! Nur dich!<<
Im Blumenladen angekommen, stellte ich mich sofort hinter den Tresen und wartete auf Kundschaft. Ich versuchte alles zu vergessen und wollte mich voll und ganz auf meinen Job konzentrieren und ihn gut machen. Da noch keiner da war und einen Auftrag an mich abgab, ging ich im Laden herum und ging jede einzelne Blume durch und überlegte was es war.
>>Sonnenblume ... Lilie ... Sträucher fürs Dekorieren ... << Plötzlich stoppte ich, als ich diese Blume sah. >>Anthurie.<<
Mein Herz stoppte und alles kam wieder hoch. Diese Blume wollte Chris von mir haben. Genau diese! Ich konnte nicht mehr ich brach zusammen und fing an jämmerlich an zu weinen.
Ich merkte gar nichts mehr, was um mir geschah. Eine Kundin kam herein und suchte nach der Bedienung, doch ich lag einfach nur da und schluchzte vor mich hin.
>>Hallo? Jemand da?<<, klang es durch den Raum.
Ich merkte nichts und weinte einfach vor mich hin weiter, bis ich eine Hand auf meiner Schulter liegen fand. Es war die Kundin die mich mittlerweile gefunden hatte. Sie half mir hoch und führte mit mir ein ernstzunehmendes Gespräch. Ich erzählte ihr alles, einfach alles ... bis auf eine Kleinigkeit: Das ich ein Vampir war.
Er hatte mich im Wald stehen gelassen, ohne mir eine Antwort zu geben. Ich wusste ja, dass er Fenja liebte. Aber ich, hatte gar nichts mehr für sie übrig. In meinen Augen war sie eine Mörderin! Die Mörderin meiner Schwester!
Sollte ich der Polizei den Vorfall schildern? Ich musste ja nicht sagen, dass Fenja und Chris Vampire waren.
Ich stoppte meine Gedanken. Das konnte ich nicht machen! Das durfte ich Chris nicht antun. Auch, wenn er mich nicht liebte, ich wollte nur das Beste für ihn!
Ich legte mich auf den Boden. Die Blätter raschelten im Takt des Windes.
Die Geräusche um mich herum beruhigten mich. Ich sah hinauf in den Himmel. Kohlrabenschwarz zeichnete sich der sonst so blaue Himmel. Es würde ein Gewitter geben. Ich ließ mich davon nicht beirren und blieb einfach liegen. Hörte, wie das Geraschel der Blätter zunahm und stärker wurde. Ein Tropfen traf mich auf meiner Lippe. Ich musste wieder an den Kuss mit Chris denken. Es war der erste Kuss meines Lebens gewesen. Meine Lippen schwebten über seinen und dann- dann kam erst der richtige Kuss. Chris hatte den Kuss nicht beendet. Die wenigen Tropfen verwandelten sich schnell in einen Regen. Doch ich blieb trotzdem auf dem Boden liegen. Ich schloss die Augen. Ich spürte einen Windhauch. „Chris!“, rief ich.
„Woher weißt du, dass ich hier bin?“, fragte er überrascht.
„Dein Windhauch!“, gab ich ihm zur Antwort. Langsam öffnete ich die Augen.
Erst langsam merkte ich, dass ich fror. Meine Zähne schlugen aufeinander.
„Ist dir kalt?“, fragte Chris besorgt. Ich nickte langsam. Er zog seine Jacke aus und legte sie mir um die Schultern. Dann setzte er sich neben mich.
Ich fing einfach an zu reden. Ich erklärte ihm, wie schwer es für mich war, seitdem Elli gestorben war, wie sehr ich mich in Fenja getäuscht hatte. Er hörte zu. Am Schluss fügte ich noch hinzu: „Außerdem zerreißt es mir das Herz, dich mit Fenja zu sehen! Aber ich möchte nur dein Bestes!“
Chris starrte wie gebannt in meine Augen. Dann fing er an zu sprechen: „Elli, ich liebe dich! Für immer! Ich bleibe immer bei dir!“ Es war irritierend, was er da sagte.
„Chris?“ Ich winkte mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum. Er schob sie wie ferngesteuert weg. Dann fragte er mich: „Glaubst du, dass Elli noch lebt?“
Ich nickte. „In unseren Herzen.“, flüsterte ich.
Chris brach in Tränen aus. Wie ein Häufchen Elend saß er da. Ich legte tröstend meine Hand auf seinen Rücken. Dann fragte ich: „Du vermisst sie, oder? Du wirst sie immer lieben, auch, wenn sie nicht mehr da ist!“
Er nickte kaum sehbar. Ich würde um Chris kämpfen! Fenja hatte Chris nicht verdient! Ich würde alles versuchen! Alles riskieren! Ich würde sogar für Chris sterben, wenn es notwendig war…
Katharina betret den Blumenladen. >>Ich löse dich jetzt gleich ab.<<, sagte sie mit einem freundlichen Ton. Ich versuchte ein Lächeln aufzusetzten, aber ich konnte es einfach nicht. Ich leidete und das sah man mir auch verdammt nochmal an.
Eine Träne entfloh mir und Katharina merkte es sofort und fragte mich wie eine Mutter: >>Was ist den los, Kind?<< Die Tränen rollten noch mehr und ich fing an zu schluchzen. >>Ich ... Chris und ich ... bei uns läuft es gerade ... nicht so gut ... Wir stecken in einer ... totalen Kriese ... <<, fing ich an ihr meine Gefühle zu zeigen.
Sie sah mich mit einem bemitleideten Blick an. Sie fühlte mit mir. Katharina war einfach zu gut für diese ganze Welt. >>Was ist denn genau passiert?<<
Ich zog meine Nase hoch und wischte mir eine Träne weg. >>Es ist wegen ihrer Tochter ... <<
>>Hannah?<<
>>Ja!<<, ich schrie dieses Ja wütend aus. Hannah hat alles kaputt gemacht, wegen ihr steht Chris und meine Beziehung jetzt auf der Kippe. Wegen ihr könnte bald alles anders sein.
>>Oh mein Gott!<< Katharina war entsetzt. >>Was hat sie getan?<<
>>Sie hat sich in unser Leben eingemischt. Sie versucht Chris auf ihre Seite zu ziehen! Sie meint sie würde ihn lieben und - <<
>>Hannah liebt Herrn Lorenz?<< Ich nickte stumm. >>Das kann doch nicht wahr sein! Ist ... Ist Chris nicht schon etwas älter?! Wie alt ist er?<< Ihre Tochter ging ihr sehr zu Herzen, deshalb wurde sie diesmal wirklich aufdringlich und wollte alles über Hannah und Chris wissen.
>>Älter als er aussieht.<<, sagte ich aus. Es war nicht gelogen - es war die pure Wahrheit.
Katharina nahm mich in den Arm, wo ich mich sofort unwohl fühlte. >>Es tut mir so Leid für sie, Fenja. Chris und sie sind so ein toles Paar. Ich hoffe das alles wieder so wird wie früher und ich werde mir meine Tochter heute Abend erst einmal vorknöpfen.<<
Nach ein paar Minuten verließ ich dann den Laden und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich wollte Chris die wichtigste Frage stellen ... Er ... Ich möchte die Wahrheit wissen ... Die ganze Wahrheit - über die Liebe.
Als ich zu Hause ankam, war Chris noch nicht zu Hause und ich setzte mich erst einmal aufs Sofa. Aber nach einer viertel Stunde, war Chris auch schon wieder da und schaute mich fragend an, aber fragte nichts. Also machte ich den ersten Schritt und ging auf ihn zu. Ich überlegte nicht lange, was ich genau sagen wollte und tat es einfach. >>Chris, ich will die Wahrheit wissen ... Liebst du mich?<<
Seine Augen schauten mich würdevoll an und sein Mund öffnete sich leicht. >>Ja.<<, hauchte er.
Dann ging er auf mich zu und bevor er mich in seine Arme schloss, sagte ich: >>Chris, Ja, ich will dich heiraten und deine Frau werden.<<
Er sagte gar nichts dazu und nahm mich liebevoll in den Arm und verwöhnte mich mit Küssen.
Ich war mir ganz sicher, dass bedeutete: Ja!
Tränen bahnten sich Wege über meine Wangen. Chris liebte mich nicht! Er würde mich nie lieben, aber das war mir egal. Ich wollte nicht mehr hier sein, wollte nicht mehr leben. Ich rappelte mich auf. Der Regen vermischte sich mit meinen Tränen.
Ich wollte nach Hause, trockene Klamotten anziehen und einfach meine Ruhe haben. Lange lief ich einen kleinen Weg entlang. Meine Beine trugen mich einfach, ohne, dass ich sie lenken konnte. Liefen in eine Richtung- und dann stand ich davor. Vor ihrem Haus! Ein hämisches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.
Was wenn ich den zwei einfach besuchen würde?
Langsam ging ich auf die Türe zu und drückte die Klinke nach unten. Es knarrte.
Reflexartig hielt ich inne. Ich schob mich durch den kleinen Spalt der offenen Tür, denn ich wollte nicht, dass es noch mehr knarrte. Ich erstarrte.
Chris und Fenja saßen küssen auf dem Sofa. Eine winzige Träne entfloh mir.
Nein Hannah! Du wirst diesem Kerl KEINE Träne nachheulen, schrie ich innerlich.
Chris war derjenige, der mich bemerkte. „Hannah!“ Entsetzt sah er mich an.
Fenja grinste merkwürdig. Dann setzte sie ihren Chris- liebt- nur- mich- Blick auf und ich hätte schreien können. Schreien vor Wut und Traurigkeit, stattdessen sagte ich nur: „Schön, dass Chris jetzt doch wieder den Liebenden spielt!“
Ellie könnte leben, wenn sie niemals Chris begegnet wäre. Chris brachte Unheil über unsere Familie. Er tat uns nicht gut! Chris zerstörte alles! Mein Leben! Elli’ s Leben war bereits kaputt. Unwiderruflich kaputt!
„Chris, du zerstörst, auch wenn du es nicht möchtest! Du zerstörst, indem du liebst!“
Mit diesen traurigen Worten ging ich.
Schritte hinter mir.
Chris’ Stimme.
Ich drehte mich um. Er stand vor mir. Ich konnte seinen regelmäßigen Atem spüren.
„Du hast recht!“, murmelte er. „Ich zerstöre. Aber nicht mit Absicht!“
Ich schwieg. „Ich will dir das nicht antun, Hannah! Du bist ein hübsches, liebenswertes Mädchen, aber es wäre besser für dich, wenn du dir einen Normalen Freund suchst!“
„Aber Chris! Ich liebe doch NUR dich!“ Es klang ernst und vorwurfsvoll.
Mit finsterer Miene sah er mich an. „Hannah, mach es nicht schwerer, als es sowieso schon ist! Bitte!“
Wie weit konnte die Liebe gehen? War die Liebe zu Chris schon an der Grenze, die man nicht überschreiten durfte? Hatte er recht mit dem, was er sagte?
Gehörte er Fenja? Nur Fenja?
Diese Fragen musste ich klären, bevor ich ihn das nächste Mal sah!
Ich hatte keine Lust mehr auf dieses ewige hin und her. Ich möchte einmal im Leben, eine wahre Freundin haben. Einmal jemanden haben, den ich in die Arme schließen kann, wenn es mir schlecht geht und ich am liebsten sterben würde. Jemand der mit mir lacht, wenn ich glücklich bin. Jemand der mit mir weint, wenn ich traurig bin. Jemand der immer für mich da ist und mich zu jeder Zeit in seinen Armen begrüßt. So ist der Traum einer perfekten Freundschaft.
Aber gibt es die auch?
Ich meine, gibt es zwei Leute, die einfach dazu bestimmt sind, Freundinnen zu sein. Die durch dick und dünn gehen würden, wie in guten, auch in schlechten Zeiten zueinander halten?
Gibt es das?
Oder ist das vielleicht wirklich nur eine wirklich schöne Vorstellung vom Leben?
Ich trat aus dem Haus hervor und gab Chris lautlos zu verstehen, dass er nun lieber rein gehen sollte. Dann stand ich Hannah hautnah. Die aber, wollte sich sofort umdrehen und verschwinden, aber mit meiner Vampirgeschwindigkeit, war ich eher vor ihr, als sie es vermutete.
>>Hannah, bitte warte.<<, versuchte ich sie auf zu halten.
Hannah war zu gutmütig. Sie nahm auf jeden Rücksicht und nahm jede Bitte an. Daher blieb sie sofort stehen und hörte mir zu. Schaute mich aber jedoch, etwas enttäuscht an.
>>Hannah, ich weiß es ist alles so ... bescheuert gelaufen. Unsere erste Begegnug, hat ja schon alles wirklich super gemacht ... in ... na ja ... kann man das Freundschaft nennen?! Ich weiß es nicht ... Aber ich wollte wirklich ein normales Leben und am meisten, eine Freundin, die nicht so fies und böse ist ... so anders. Ich wollte jemanden normalen, der freundlich, nett, immer gut gelaunt ist. So etwas halt ... Und eigentlich trifft das genau auf dich zu. Ich bin das komplette Gegenteil von dir ... aber so ergänzt man sich halt ...
Und ich habe einfach sofort gemerkt, dass du meine Freundin wirst. Ich wusste es in jedem Moment, als du wieder aufwachtest und ich dich nicht vollkommen ausgesaugt habe.
Und das mit Chris ... es war echt nicht okay von mir. Aber ich habe meine Liebe immer zu ihm vor mir verheimlicht ... und jetzt ist mir klar geworden, dass genau das nichts bringt. Und ... ich möchte weiter hin mit ihm zusammen sein.
Ich weiß zwar das du ... etwas für ihm empfindest und ich ... wäre ich noch ein Mensch, würde ich darauf auch rücksicht nehmen, aber ich bin nunmal ein Vampir ... und da verändert sich dein ganzes da sein. Und ... es wird zwar nie so sein wie in einer Traumfreundschaft bei uns ... aber ...
Ich muss schon sagen, du bedeutest mir etwas ... du bist eine Freundin, die man sich nur im Leben wünschen könnte ... <<
Eine schwere Stille lastete über uns. Die Welt stand still. Sogar die Vögel hatten aufgehört, ihre fröhlichen Lieder zu zwitschern. Verletzt sah ich zu Fenja auf.
Dem Glitzern in ihren Augen konnte man schwer widerstehen, ihr alle Wünsche von den Lippen zu lesen. Tränen liefen über mein sowieso schon verheultes Gesicht.
Ob es Tränen der Traurigkeit oder die der Wut waren, kann ich nicht genau sagen.
Fenja sah mich fragend an. Es machte mich rasend, wenn sie mich so ansah. Sie wusste nicht, warum ich…SO zu ihr war?
„Du hast Elli umgebracht!“, schrie ich sie zornig und enttäuscht an. „Und jetzt sagst du mir, dass ich angeblich eine Freundin von dir bin? Du bist doch nicht mehr ganz dicht!“
Es passte nicht zu mir, dass ich so ausrastete. Ich hatte noch nie jemanden den Tod gewünscht, doch jetzt tat ich es!
Fenja senkte für einige, lange Sekunden den Blick und murmelte dann: „Deine Schwester war nicht die, für die sie sich ausgab! Sie war eine miese Schlange, auch wenn du das nicht verstehen willst!“ Bei jedem ihrer Worte wurde ihre Stimme lauter.
Ihre Augen funkelten. Langsam kam sie auf mich zu, um mir noch ins Gesicht zu zischen: „Du hast ein völlige falsches Bild von deiner geliebten Elli! Sie war nicht so wie du! Sie war das genaue Gegenteil von dir!“
Mit diesen Worten verschwand sie im Haus. Entsetzt starrte ich ihr hinterher.
Endlich öffnete ich die Haustür. Die Worte, die Fenja gesagt hatte, gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.
„Ich bin wieder da!“, schrie ich. Ich sah in die Küche. Meine Mum saß am Küchentisch. Ihr Gesicht lag in ihren aufgestützten Armen.
„Mum?“, fragte ich und legte eine Hand auf ihre Schulter.
„Wo warst du?“, konnte ich Mum’ s zittrige Stimme hören.
„Im-Wald.“, stotterte ich.
„Bei Chris?“, fragte sie, während sie ihr Gesicht aus den Händen nahm und mich ansah. Ihr sonst so nettes Gesicht hatte sich verändert. Es war traurig und wütend zugleich geworden.
„Bei Fenja, Chris und bei dem Grabstein!“, gab ich patzig zur Antwort.
„Fenja hat mir alles erzählt! Sie und Chris sind so ein schönes Paar…du kannst doch nicht einfach…mit Chris…“ Sie brach ab.
„Mum, du wolltest dich nie bei mir einmischen! Außerdem…es stimmt nicht, was Fenja erzählt hat!“, log ich.
Meine Mum nickte und ich verschwand aus der Küche. Wenn sie wüsste, was Fenja getan hatte, würde sie nicht so denken. Sie würde ihre Nettigkeit ablegen und Fenja in den Knast bringen. Immerhin hatte Fenja einen Menschen umgebracht!
Nein, nicht einen Menschen! Sie hatte meine Schwester Elli auf dem Gewissen
Ich legte mich früh ins Bett und schlief ein. Träume verfolgten mich. Eine Stimme rief meinen Namen. Ich schlug die Augen auf. Auf meiner Bettkante saß Elli. Sie saß dort. Ich drückte die Augen zu um sie nach einigen Sekunden wieder zu öffnen.
Elli saß dort und lächelte. Dann flüsterte sie: „Du bist meinem Geheimnis schon auf die Spur gekommen?“ Ich nickte.
„Es tut mir Leid, dass ich dir nichts erzählt habe! Ich wollte dir keine…Angst machen! Du solltest dir keine Sorgen machen!“
Dafür bist du tot! Weil du geschwiegen hast, schrie ich innerlich.
„Elli? Wie hat Fenja…?“ Ich brach ab. Ich wollte dieses Wort nie wieder aussprechen!
Aber in meinem Kopf hallte es weiter. Umgebracht! Umgebracht! Umgebracht!
Elli lächelte, auch, wenn es ein schwaches und trauriges Lächeln war. Sie seufzte.
„Spielt das eine Rolle?“, fragte sie. Ich nickte.
Verdammt, es spielte natürlich eine Rolle. Tief in meinem Inneren hoffte ich, dass Fenja es vielleicht…aus Versehen getan hatte.
„Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen! Du bist klug, Hannah. Du wirst heraus finden, wie sie es getan hat! Aber manchmal können Menschen sehr gut schauspielern!“
Mit diesen Worten verschwand sie. Löste sich in Luft auf.
„Elli? Elli!“, schrie ich. Ich wedelte mit meinen Armen in der Luft herum, auch, wenn es nichts brachte. Still liefen mir einige Tränen über die Wangen und tropften auf meine Decke. Ich musste alles über den Tod von Elli heraus finden. Musste alles Verborgene ans Licht bringen. Wollte wieder mit Gewissheit leben können.
Über welche Grenzen musste ich für dieses Vorhaben gehen?
Hannah schlief und ich saß stumm auf ihrer Fensterbank. Sie wusste nicht, dass ich von jedem Schritt, den sie tat, wusste. Ich wusste alles, was sie mit Elli gerade besprochen hatte. Ich weiß von jedem kleinen Detail.
Sie konnte mir nichts vormachen, mich nicht anlügen - ich wusste die Wahrheit.
Und Elli war für sie keine Erscheinung, sie war ein -
Ich wartete bis ein Windzug kam und würde ihn dann an mir vorbei lassen und zu Hannah leiten lassen. Dann würde sie auf eine natürliche Art wach und könnte mir nichts vorwerfen.
Doch dann spürte ich etwas Kaltes. Ein anderer Vampir. Es war mir sofort bewusst, da ich den Geruch aufnehmen konnte. Schnell verschwand ich hinter einem Vorhang von Hannah. Ich hoffte, der Vampir würde es nicht bemerken.
Mein Gefühl hatte sich nicht getäuscht. Es war wirklich ein Vampir und genau der Vampir, den ich erwartet hatte - Elli.
Sie schaute sich mit einem lachenden Blick um. Sie suchte nach jemanden, der ihr Geheimnis erfahren konnte, aber sie fand mich zum Glück nicht. Wäre sie schon länger als ein Jahr ein Vampir, dann würde sie mich von 50 km weit riechen können, aber sie roch mich jetzt nicht einmal, wo ich 5 m neben ihr stand.
Sie setzte sich mit einem hämischen Lächeln, an Hannah´s Bettkante. Dann fuhr sie mit ihren Händen, am Hals von Hannah nach. Plötzlich glühten ihre Augen und sie spaltete ihren Mund und die rasierklingescharfen Zähne, kamen zum Vorschein.
Sie wollte Hannah beißen! Das konnte ich nicht zulassen! Ich hatte es zwar selbst schon einmal getan, aber ich wollte sie nie umbringen und Elli würde es auf jeden Fall machen. Kurz und schmerzlos. Ihr, ihr ganzes Blut nehmen.
>>Nein!<<, schrie ich dann laut und trat aus meinem Versteck heraus. Elli schreckte zurück und wurde total wütend und nahm Anlauf und sprang auf mich. Ich sah noch wie auch Hannah hoch schreckte, doch ich musste mich jetzt auf mein Leben konzentrieren.
Elli war nicht stark genug um mich zu besiegen. Hannah sollte ihr Abendbrot werden, doch ich habe es ihr vermasselt.
Ich packte Elli einfach und schleuderte sie aus dem Fenster. Es zerbrach. Elli fiel zum Boden und ich sprang hinterher. Ihr steckte eine Scherbe tief im Herz und sie war schon halb tot. Ich musste mich jetzt entscheiden. Entweder ich lasse ihr jetzt ihr Leben und ziehe die Scheibe heraus, oder ich lass sie drin und stecke noch eine dazu.
Da Hannah wach war, kam sie auch herunter. Zwar nicht aus dem Fenster, aber die Treppe herunter, aus dem Blumenladen.
Sie kniete sich zu der halbtoten Elli nieder und schaute mich fragend an. Auch sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sollte sie glücklich sein, dass Elli 2009 gar nicht gestorben ist, oder sollte sie traurig sein, dass sie sie töten wollte. Und ihr 2010 das Leben nehmen wollte?
Ich schloss meine Augen und überlegte stark. Ich musste jetzt eine Entscheidung treffen. Und ich beschloss, die Wahl an Hannah abzugeben. Sie war Elli´s Schwester. Ich war nur vor 3 Jahren mal Ellis beste Freundin und seid einem Jahr - ihre Feindin.
>>Hannah, entscheide du.<<, hauchte ich. >>Entweder du sagst mir, dass ich sie töten soll, da sie dich töten wollte, oder du sagst, ich soll sie am Leben lassen, weil sie deine Schwester ist. Aber ich sage dir: Denke gut nach. Sie könnte dir morgen wieder versuchen das Leben zu nehmen, wenn du jetzt nicht die richtige Entscheidung wählst.<<
>>Was würdest du machen?<<, fragte sie hilflos.
>>Du kennst meine Wahl. Du brauchst mich nicht fragen.<< Unsere Stimmen waren so leise, dass man es sogar fast flüstern nennen könnte. >>Also? Wie wählst du? Leben oder Tod?<<
Über Leben oder Tod entscheiden! Dabei war die Antwort auf Fenja’ s Frage klar: Ich wollte nicht, dass Elli sterben musste. Auch, wenn ich mir eigentlich sicher war, überkamen mich Zweifel. Sie wollte mich umbringen! Mich! Ihre Schwester!
Enttäuscht sah ich in ihre Augen. Sie standen weit aufgerissen und starrten nach oben in den sternenklaren Nachthimmel.
Ich nickte leicht. Fenja wusste, was zu tun war.
„Schau lieber weg!“, erklärte sie mir.
Ich schloss meine Augen. Bilder liefen wie ein Film vor meinen Augen ab.
Ellie lächelte. Eine große Torte stand auf dem Tisch. 13 Kerzen thronten darauf und ihre Flammen flackerten leicht. Überwältigt pustete ich die vielen Kerzen aus und nahm Elli in den Arm.
Der Film brach ab, dafür begann ein anderer.
Ich lag heulend auf meinem Bett. Elli’ s tröstende Stimme drang in mein Ohr, wenn auch nur sehr leise. Sie sprach durch die Tür mit mir, weil wir uns gestritten hatten.
Sie wollte eigentlich mit mir ins Kino gehen, doch ihr Freund Matti wollte unbedingt etwas mit ihr unternehmen. Deswegen hatte sie mich versetzt. Wegen einer Kleinigkeit brach damals meine so heile Welt zusammen! Wegen nichts und wieder nichts!
Wieder wurde mir schwarz vor Augen. Einige Sekunden spürte ich nur meinen gleichmäßigen Atem. Doch sofort wurde es wieder farbig und neue Erinnerungen wurden aufgerufen.
Elli saß auf meiner Bettkante. Sie redete mir über ihren Tod. Sie tat so, als wäre sie ein Geist oder ein Engel. Doch das war sie nicht! Sie war ein Vampir! Sie lebte nicht mehr für mich! Sie existierte nicht mehr in meinem Leben. Zwar spielte sie noch eine wichtige Rolle, aber da war sie nicht! Sie war nur noch in meinen Erinnerungen gefangen. Für mich war sie tot! Tot, tot, tot!
Stimmen brachen in mein Unterbewusstsein. Ich schlug die Augen auf. Elli saß dort. Von Fenja war weit und breit keine Spur.
„Du lebst nicht mehr für mich Elli! Du bist tot! Auch für Mum bist du tot! Du lebst nur noch in meinen Erinnerungen, Elli!“
„Schwesterherz!“, beruhigte sie mich. Traurig senkte ich den Blick. Ich wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben! Nie wieder!
Der Schmerz war unerträglich. Dieser Pflock in meinem Herzen ... Er stach so tief drin.
Es tat so weh!
Bitte macht jemand das es aufhört! Dieser Schmerz! Lasst mich von mir aus jemand einfach sterben!
Ich will diesen Schmerz nicht mehr spüren! Ich will einfach nur ruhen! Lasst mich doch einfach verdammt nochma sterben, wenn ihr mich auch nicht retten könnt.
Ich sah einen Schatten. Wer war das? Bitte lass es nicht Elli sein! Lass es Hannah sein! Doch keiner von ihnen war es, es war dieser ... dieser David ... dieser Kumpel von Hannah.
Sollte ich ihn um Hilfe bitten? Auch wenn er sterblich war und es nicht wusste?
>>Hilfe!<<, schrie ich aus. Der Junge kam sofort auf mich zu - dachte ich mir doch. Er ran und ran und war schließlich da. Ich deutete auf den Pflock der in meinem Herzen steckte. >>Zieh in bitte raus.<<, sagte ich noch leise. Doch als er immer weiter noch zögerte, wurde der schreckliche Schmerz zu Wut. >>ZIEH IHN RAUS!<< Meine Augen funkelten und meine Fangzähne fuhren aus.
Seine Augen waren voller Angst und er nahm den Pflock und veruschte ihn mit all seiner Kraft, heraus zu ziehen. Nach viel Schmerz, war er raus.
Ich stand ihm gegenüber und er hatte blutverschmierte Hände. Die Fangzähne fuhren wieder heraus. Ich musste mich stärken, für meinen wahrscheinlich stärksten Kampf den ich je haben werde. Ich schaute ihm in die Augen. >>Du wirst später nicht mehr wissen was passiert ist und in was ich mich verwandelt habe.<< Er sprach die Worte wiederholt aus und ich durchbohrte seine Haut und saugte, aber ich achtete darauf, ihn nicht vollkommen leer zu saugen, er sollte leben, weil Hannah sonst keinen Vertrauten mehr hatte - ich gehörte wohl nicht mehr dazu.
Ich machte mich in Vampirgeschwindigkeit auf den Weg zu der Ecke vor Hannah's Haus. Ich erschrak, als ich plötzlich einen Windzug spürte und ich Chris neben mir rannen sah.
>>Es wird der wichtigste Kampf in unserem Leben.<<, hauchte er mir im rennen zu. >>Ich weiß, ich habe Elli mal geliebt, aber ich werde sie eigenhändig töten.<<
>>Nein Chris. Ich werde es tun. Ich werde mich an ihr rächen.<<
>>Fenja lass den Scheiß! Wenn du da nicht unversehrt raus kommen wirst, werde ich mich mein ganzes Leben lang hassen!<<
>>Nein, tu das nicht, Chris. Du weißt das ich dich liebe, auch wenn ich das nicht überleben werde. Aber ich möchte dich und Hannah schützen.<<
Da stand sie, mit ihrem siegessicheren Lächeln. Elli freute sich auf diesen Kampf. Sie war bereit alle Riskien ein zu gehen. Sie wollte ihren Spaß haben und am Ende in einem Bad von Toten stehen - in einem Bad von Blut. Sie würde Hannah als Köder nehmen, damit ich auf sie los gehe und sie versuchen werde in Stücke zu zerreisen und dann wird sie kontern und ich werde die sein, die in Stücken zerteilt, auf dem Boden liegt.
Ich schaute auf Hannah die da auf dem Boden lag. Ich musste zu ihr. Mit der Vampirgeschwindigkeit, war ich in einer Sekunde bei ihr und streichelte ihr über den Kopf. >>Es wird alles gut werden.<<, murmelte ich ihr zu.
Doch als ich einmal nicht die Aufmerksamkeit Elli gewidmet habe, sah ich sie schon vor Chris knien. Sie hielt den Pflock in ihrer Hand und wollte ihm mit Sicherheit gleich in das Herz rammen.
>>Du warst früher richtig verführerrisch, so zur Abwechslung. Doch bevor ich dich jetzt umbringe, wollte ich dir noch sagen, dass zwischen uns niemals Liebe im Spiel gewesen war.<<, sagte Elli. Dann hauchte sie Chris einen Kuss auf den Mund und rammte ihm das Stück Holz ins Herz.
>>NEIN!<<, schrie ich. Ich ran schnell zu Chris und kniete zu ihm nieder. Ich versuchte mit all meiner Kraft den Pflock heraus zu ziehen doch er steckte tief und fest drin. Tränen rollten mir übers Gesicht. >>NEIN!<< Es ging einfach nicht, ich konnte ihn einfach nicht heraus ziehen.
>>Chris ich liebe dich doch!<< Ich zerbrach zusammen. >>Du darfst nicht sterben! Ich brauche dich doch!<<
Hinter mir stand Elli mit einem stolzen Lächeln. >>Ich habe dir alles genommen was dir etwas bedeutet - Chris. Und jetzt können wir ja ein Frau gegen Frau Kampf machen. Ich will dich auch noch besiegen. Obwohl das eigentlich schon längst passiert ist.<<
>>Warum kriege ich den Pflock nicht heraus?<<, fragte ich vom Thema abweisend.
Sie lachte hämisch. >>Eine spezielle Version. Alle in der Schattenwelt wollen dich vernichten.<<
>>Gut zu wissen.<<, sagte ich humorvoll, obwohl ich keinen Grund dazu hatte. >>Das sollen sie tun. Aber nicht bevor du nicht vernichtet bist!<<
Ich sprang auf sie zu und riss ihr den Kopf von Leib und sah wie ihr Körper versteinerte - sie war tot. Ebenfalls so wie Chris, doch er hatte sich für mich geopfert und wir beide, wir beide zusammen, haben Hannah das Leben gerettet.
Hannah stand auf und ging auf mich zu. Sie berührte meine Schulter und fühlte mit mir. Ich sank zu Boden und sah den versteinerten Chris in die Augen. >>Ich liebe dich. Ich werde niemanden mehr so lieben, wie ich es bei dir getan habe. Vergess mich bitte nicht!<<
Langsam zog ich meine Hand von ihrer Schulter. Eine Träne rollte über meine Wange. Es war diese eine Frage, die mich so sehr quälte: Warum hatte Elli sich so verändert?
Als ob Fenja Gedanken lesen könnte, antwortete sie immer noch unter Tränen stehend: „Keiner realisiert es richtig, wenn er sich für das Böse entscheidet! Elli hat dich geliebt, aber ihre Sucht nach Verderben hat gesiegt!“
Ich musste schlucken. Ich würde nie wieder so leben können, wie ich es sonst tat.
Elli, die ich wieder gefunden hatte, meine Seelenverwandte, war tot. War wirklich tot!
Und Chris, den ich so sehr liebte, war weg! Zu Stein geworden! Er hatte sich für Fenja und mich geopfert.
Meine Knie gaben nach. Ich sank zu Boden. Jetzt wollte ich nur noch in einen endlos langen und traumlosen Schlaf fallen! Wollte alles vergessen! Es sollte alles wieder wie früher sein! Ich würde nichts von Vampiren wissen, würde denken, dass Elli tot sei, hätte nie Chris getroffen!
War das alles nur passiert, weil ich einen Spaziergang gemacht hatte? War dieses Schlamassel meine Schuld?
Hände krallten sich um meine Hüfte. Ich schlug die Augen auf und drehte meinen Kopf. David stand hinter mir, sein Gesicht tief in meine Haare vergraben.
„David!“, flüsterte ich leise.
„Ich bin hier, Hannah! Ich bin immer für dich da!“ Es war so wunderschön, seine Stimme zu hören. Ich fühlte mich so mies, aber weinen konnte ich nicht.
Es war eher das Gefühl, als müsste ich gleich schreien. Als würde ich Wut haben.
Ich tat es. Ein langer und lauter Schrei störte das friedliche Bild der Idylle.
„Psssst!“, zischte mir Fenja zu. Wütend funkelte ich sie an.
Wie konnte sie so ruhig und beherrscht sein. David war ganz blass. Eine Träne huschte über seine Wange.
Liebevoll wischte ich sie mit meinen Fingern weg. Und da sah ich sie- eine Bisswunde an David’ s linker Hand.
„War das Fenja?“, fragte ich ihn.
Er nickte traurig. Fenja kam zu uns und sprach an David gewandt: „Du musst dichthalten! Wenn du es nicht tust, dann…!“ Sie sprach nicht weiter, aber jedem war klar, was sie machen würde.
Sie würde David umbringen, wenn er ihr kleines Geheimnis nicht für sich behielt. Meinen einzigen Freund würde sie aus dem Weg schaffen!
Ich umarmte David flüchtig. Irgendwie brauchte ich jetzt seine Nähe.
Danach umarmte ich sogar Fenja und flüsterte ihr zu: „Wir werden dicht halten! Das verspreche ich dir!“
Hannah's und meine Wege trennten sich schnell und ich ging nach Hause. Ab jetzt würde ich dort immer alleine leben. Ich schloss die Tür auf und trat herein, vor mir eine eiskalte Leere.
Ich ging mir durch meine Haare und ging ins Bad. Ich prallte mir etwas eiskaltes Wasser ins Gesicht und schaute mich dann im Spiegel an. Früher hatte ich mal ein Lächeln auf meinen Lippen und jetzt sind meine Mundwinkel immer nur nach unten gezogen und meine Augen funkelten vor Wut. Aber ich musste hinter meinen Augen einfach die Tränen verstecken. Alles was mich tief in meinem Herzen getroffen hatte, musste ich tief in mir vergraben.
Ich ging in das Wohnzimmer und schmiss mich auf das Sofa. Etwas knirschte, als ich mich darauf setzte. Ich stand verwundert auf und sah dann etwas weißes auf dem ebenfalls weißen Sofa liegen.
Ich hebte es hoch und nahm es mit in das Schlafzimmer und hielt es mir an und bewunderte mich im Spiegel.
Chris hatte ein Brautkleid für mich ausgesucht. Eigentlich wollte ich das ja selbst machen aber er hat es für mich übernommen. Und es war so wunderschön. Es hatte einen weiten Ausschnitt, war eng geschnitten und fiel federleicht auf den Boden. Wie sehr ich dadrin geheiratet hätte.
Dann entdeckte ich plötzlich auf der Taillien Höhe einen großen roten Fleck. Ich streichelte sanft darüber und dann löste es wieder das Tier in mir aus. Ich nahm das Kleid auf meine Mundhöhe und streifte mit meiner Zunge über den weißen Stoff. Ich hoffte einfach nur, dass das Blut noch nicht ganz in den Stoff eingezogen war und ich hatte wohl Glück. Noch ein letzten Tropfen konnte ich einziehen und dann funkelten meine Augen wieder wie wild und ich wollte noch mehr.
Ich ließ das Kleid fallen und machte mich auf die Jagd. Ich ran um Büsche herum, sprang von Baum zu Baum und lief durch eiskalte Flüsse.
Das Schönste war es als ich dann endlich das Reh in den Armen hielt und daran saugte. Ich leckte mir mit der Zunge, die letzten Blutstropfen von meinem Mund ab. Dann bewegte ich mich den Weg zurück.
Ich stürzte mit einem leichten Lächeln in mein Haus den ich war voller Energie und hatte alles mit Chris für ein paar Minuten vergessen. Dann sah ich ein Stück des Stoffes meines Brautkleides und stoppte mein Lächeln. Es wurde zerrissen. Es war das einzige was mir noch von Chris geblieben war. Eine Träne verließ mich und fiel auf den samten Stoff. Ich wischte mir die weiteren Tränen mit meinen Handrücken weg und ging ins Schlafzimmer um die Reste des Kleides aufzusammeln. Doch als ich ankam, stockte mir der Atem. Vor mir saß der lebendige Chris. Er saß vergnügt auf unserem Bett, dass eine Bein übergeschlagen und mit einem sehnlichen Lächeln auf den Lippen.
Mir kamen die Tränen und ich konnte nicht anders, ich überfiel Chris erst mit einer herzhaften Umarmung und gab ihn dann einen innigen Kuss.
>>Ich wollte nicht zu spät zu unserer Hochzeit kommen.<<, hauchte Chris mir lachend ins Ohr.
David und ich schlichen langsam die Treppe nach oben. Kälte umhüllte uns. Ein Windhauch durchstreifte das Zimmer. David sah mich ängstlich an.
Lauernd sah ich mich um. „Ist hier jemand?“, hauchte ich.
Etwas schepperte leise. Blitzschnell drehte ich mich um.
Chris saß auf meinem Bett. Fenja neben ihm. Chris’ Hand lag auf ihrer Schulter. Die Beiden lächelten mich glücklich an.
„Ich dachte, du bist…tot!“ Ich war verwirrt. Wenn Chris lebte, dann konnte es ja sein, dass Ellie auch noch am leben war!
Der Gedanke daran verursachte bei mir eine Gänsehaut.
„Die unsterbliche Liebe hat mich wieder ins Leben zurückgerufen.“, erklärte Chris.
Mein Lächeln erstarb.
Die unsterbliche Liebe! Damit meinte er Fenja.
„Und warum…hast du mir das Gefühl gegeben, dass du mich liebst?“, fragte ich mit Tränen in den Augen.
Er schluckte. „Es tut mir Leid!“, flüsterte Chris.
Fenja lächelte. Dann sagte sie an Chris gewandt: „Ich glaube, wir lassen David und Hannah alleine.“ Sie sah in viel versprechend an.
Im nächsten Augenblick waren sie verschwunden.
David sah mich verliebt an. Unsere Gesichter waren sich ganz nah. Sein Atem war flach. Er würde mich gleich küssen. Mein bester und längster Kumpel würde mich gleich küssen. Mein Herz raste. Unsere Lippen berührten sich. In meinem Bauch breitete sich eine wohlige Wärme aus. Wir beide beendeten den Kuss gleichzeitig.
Danach umarmten wir uns.
„Ich geh dann jetzt mal.“, hauchte David mir ins Ohr. Ich nickte immer noch traumatisiert und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.
David streichelte über mein glattes, langes Haar und verschwand aus meinem Zimmer. Erstarrt blieb ich in der Mitte des Zimmers stehen.
Ich stand lächelnd da.
Plötzlich hatte sich alles verändert. Mein ganzes Leben war wie auf den Kopf gestellt.
Ich sank auf mein Bett und legte mich auf den Rücken.
Meine Augen sanken zu und ich fiel in einen Schlaf, der voller Träume war.
Aber in all den Träumen, kamen Fenja, Chris und David vor.
Ich kuschelte mich an Chris' Oberarm. Er schlief tief und fest, aber ich war noch hell wach. Ich dachte über so vieles nach.
Über Chris.
Über Hannah.
Über David.
Zum Thema Chris: Diese Unsterbliche Liebe ... das er zurück gekommen war, dass war nur eine Lüge. Beim ersten Mal nicht, aber beim zweiten Mal, war es sein Blut das ich getrunken habe. Trinkt eine Verbündete von einem Toten Vampir Blut ( es muss nur ein Tropfen sein), dann erweckt er den wieder zum Leben und ich war einmal stolz auf meinen Blutdurst. Hätte ich mich beherrscht, dann würde ich hier jetzt bestimmt alleine im Bett liegen und weinen.
Chris drehte sich zu mir um er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und warf ein 'Gute Nacht' ein und fiel dann wieder in seinen tiefen Schlaf.
Was Hannah jetzt gerade tat? Ja, es war ganz klar, es war drei Uhr Nachts. Sie würde schlafen und von David träumen und vielleicht ist es auch ein Albtraum. Das was sie alles durch gemacht hatte, dass konnte man gut zu einem Albtraum zusammen basteln. Und ihr Typ David, hat irgendetwas falsches an sich. Als ich von ihm Blut getrunken habe, habe ich das sofort gemerkt. Irgendetwas war da ...
Er ist kein so guter Mensch wie er sich zugeben gibt. Wie es alle von ihm halten. Er ist richtig böse im tiefen Inneren. Aber was genau das Böse in ihm drin war, musste ich erst noch heraus finden. Aber je mehr ich nachdachte, des so weiter schien mir mein Ziel in Wege zu stehen.
Ich stupste Chris mit meinem Ellenbogen an. Es rührte sich nichts. "Chris?", hauchte ich liebevoll in sein Ohr.
Er erschreckte mich und schlung sich um mich und bedeckte meine Lippen mit seinen Küssen, doch ich schob mich von ihm weg. "Nicht jetzt."
"Wieso?", fragte er leicht beleidigt.
"Ich muss was mit dir besprechen."
"Um drei Uhr nachts?", fragte er verwirrt.
Ich hatte schon verstanden, er wollte schlafen, aber irgendwie konnte ich jetzt nicht mit dieser Unwissenheit schlafen. Ich wollte diese Sache mit David wissen. Chris ist viel erfahrender, vielleicht weiß er etwas. "Es ist wichtig", versuchte ich ihn zu überreden.
Er ging mir mit seiner Hand durch meine Haare. "Okay, was gibt es denn?"
"Haben wir irgendwelche Feinde?"
"Nein .. also ... nicht so richtig ... ähm ... da ... ", stammelte Chris vor sich hin.
"Was denn jetzt?", heckte ich ungeduldig nach.
"Also es gibt da schon so eine Art ... "
Ich wurde aus Chris einfach nicht schlau. "Was denn jetzt?"
"Fenja, lass uns jetzt bitte erst einmal schlafen und morgen sehen wir weiter."
Ich drehte mich beleidigt zu anderen Seite um. Ich aktzeptierte seine Antwort nicht. Morgen würde es auch wieder morgen heißen ...
Unser erster Ehekrieg obwohl wir noch nicht einmal verheiratet waren beginnt.
Oder lieber doch nicht ... Ich liebe ihn!
Ich schlug die Augen auf, als ich eine Berührung spürte. David stand neben meinem Bett und lächelte mich breit an.
„Guten Morgen“, murmelte ich lächelnd.
Er gab mir einen schnellen Kuss. „Hast du heute schon etwas vor?“
Ich überlegte kurz, bevor ich ihm antwortete: „Nein, noch nichts festes. Aber ich habe mir überlegt, vielleicht bei Fenja vorbeizuschauen.“
„Soll ich mitkommen?“, fragte David besorgt.
Ich weiß nicht, was mich dazu leitete, aber ich schüttelte den Kopf. Ich hatte das Gefühl, er könnte nur stören.
Er schaute etwas traurig. „Na dann gehe ich jetzt mal!“
Ich nickte und gab ihm noch einen Kuss. Er verließ geknickt das Zimmer.
Warum nahm ich ihn nicht mit zu Fenja? Ich liebte ihn doch!
Oder liebte ich ihn nicht und machte mir nur etwas vor? War er nicht mehr für mich als ein guter Freund? Gestern fühlte ich mich doch noch so sicher und jetzt war alles anders! War es gestern vielleicht alles nur eine Schocksituation, die ich nicht alleine verkraften konnte und mich deshalb verzweifelt an David geklammert hatte?
Ich stoppte meine Gedanken, denn schließlich wollte ich noch zu Chris und Fenja.
Ich stand vor dem kleinen Haus im Wald, indem die Beiden wohnten. Leise öffnete ich die Tür. Ich stoppte, denn ich vernahm Stimmen von drinnen.
Auch, wenn es nicht die feine, englische Art war, lauschte ich.
Ich erkannte Fenjas Stimme: „Ich habe das Gefühl, dass an David etwas faul ist. Als ich von seinem Blut getrunken habe…da habe ich es einfach gespürt!“
Einige Zeit herrschte Stille, bis Chris antwortete: „Also…wir haben da schon so eine Art…Feinde. Es ist aber doch alles schon so lange her.“
Er seufze kurz.
„Also als ich noch etwas jünger war, hatte ich zwei sehr gute Freunde. Wir gingen zusammen durch dick und dünn. Doch dann kam das, was uns alle auseinanderrüttelte! Wir verliebten uns alle in dieselbe Frau. Für Tom und mich war es nur eine kleine Abwechselung, aber Norman wollte unbedingt das Herz von Lamina erobern. Doch Lamina spürte die Kaltblütigkeit in seinem Herzen und verstieß ihn. Vor lauter Wut brachte er sie um und versucht seitdem, uns es heimzuzahlen. Er sucht Tom und mich und schreckt bestimmt vor nichts zurück!“
Aber warum sollt ihr denn dafür verantwörtlich sein? Er hat doch Lamina umgebracht?<<, fragte ich.
>>Jein.<<
>>Was denn jetzt? Ja oder Nein? Chris, bitte sag mir die ganze Wahrheit - alles!>>, versuchte ich etwas aus ihm heraus zubekommen.
>>Also da waren halt Tom, Norman und ich. Lamina war neu in der Stadt - und ein Vampir. Sie war die, die mich zu das machte, was ich nun bin. Lamina und ich wir verstanden uns gut. Bei mir war nur Freundschaft im Spiel, aber bei ihr die großen Gefühle. Sie wollte mir das ewige Leben schenken - mit ihr. Aber ich nahm nur den ersten Teil des Geschenkes an. Neben bei hatte sie noch ein paar Dates mit Norman, aber er schien ihr so anders.<<
>>Anders?<<, unterbrach ich ihn.
>>Ja, anders. Als sie ihn berührte, fühlte sie kein Herzschlag, keine Atmungen, kein Puls. Menschen würden jetzt denken - ja dann wäre es ein Vampir, aber wir haben ein Herz das schlägt. Und das schien Lamina recht komisch. Tom, Lamina und ich forschten nach dieser Art mit der Norman lebte, aber wir fanden nichts heraus. Ich hatte nur noch gesehen, wie Lamina rührungslos am Boden lag und Norman neben ihr kniete und sie in die Hölle wünschte.
Erst als ich alleine hier war, forschte ich weiter und fand die Lösung.<<
>>Die wäre?<<, fragte ich hartnäckig.
>>Norman war oder ist, eine weiterte Entwicklung unserer Art. Normans Art tötet keine Menschen - sondern Vampire. Sie sind nach der Jagd auf ihnen. Und Menschen können diese Art, mit einem einfachen Biss in einen Vampir verwandeln und wenn sie sich dann gewandelt haben, saugen sie ihr Blut aus.<<
Ich musste schlucken. So etwas konnte ich mir gar nicht vorstellen. Eine erweiterte Ausgabe von Vampiren.
>>Ja und Norman war so jemand. Aber so etwas ist angeboren du wirst es erst in Laufe deiner Jugend merken und das Norman dann auch und Lamina war sein Dessert.<<
Ich blickte Chris in die Augen. >>Ich kenne Lamina nicht, aber irgendwie, habe ich das Gefühl sie zu kenne.<<
>>Sie war so wie du.<< Er lächelte mich an und warf mir ein verliebten Blick zu.
>>Ich nehm das jetzt mal als Kompliment.<<, schallte ich, doch dann wurde ich wieder ernst. >>Aber gibt es von dieser Art Vampiren viele? Auch hier? Und exestiert Norman noch?<<
>>Keine der Fragen kann ich dir beantworten. Ich weiß es nicht. Vampire merken eigentlich, wenn andere Vampire hier sind, aber diese Art kann ihre Spuren verwischen, sich auflösen und am Ende der Welt wieder auftauchen. So jemanden zu verninchten ist nicht gerade ein Kinderspiel.<<
>>Irgendwie habe ich Angst.<<, kam es dann irgendwie aus mir heraus.
>>Brauchst du nicht. Solange ich lebe, wird dir nichts passieren.<<
- Fortsetzung folgt -
Tag der Veröffentlichung: 05.03.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Das Buch wird aus zwei Sichten geschrieben, einmal von Hannah die andere von Fenja. Im Gegensatz zu Hannahs Sicht, ist Fenjas Sicht kursiv gedruckt.