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Die erste Begegnung



Es war Oktober und es war stürmisch. Viele Blätter klatschten an mein Fenster und wirbelten in der Nacht herum. Die Bäume raschelten und streiften des öfteren an mein Fenster. Der Regen fiel grob in die Regenrinne und es machte unheimliche Geräusche.
Die ganze Atmosphäre war echt gruselig. Und ich, als nicht gerade das tapferste Mädchen, konnte nicht schlafen.
Ich hatte einen Horrorfilm geguckt und jetzt hatte ich die panische Angst, dass gleich jemand in mein Zimmer kommt und mir die Kehle raus reißt.
Plötzlich donnerte die Nacht. Aus totalem Schock, verkroch ich mich unter meiner Bettdecke.
Okay, dass war jetzt gerade echt nicht cool und lässig. Eigentlich bin ich nicht so, nur der Horrorfilm … der hat mich ein bisschen verändert.
Ach, vielleicht wollt ihr mich ja erst einmal kennenlernen. Ich bin Cloé , ein ganz normales14-jähriges Mädchen. Von meiner Herkunft weiß ich nichts, nur das ich spüre, dass ich nicht schon immer hier in Deutschland gelebt haben. Aber meine Familie ist rein Deutsch. Ich mach mir öfters darüber Gedanken, doch dann vergesse ich es auch ganz schnell wieder.
Das schönste bis jetzt an meiner Kindheit, waren die Elfengeschichten, die meine Eltern mir jeden Abend vorgelesen haben. Ich glaube ich war so um die fünf.
Ich wusste nicht, und ich weiß es auch immer noch nicht, warum ich die Elfenwelt so faszinierend finde. Ich denke, es ist einfach so, dass Cloé nun einmal Elfen mag.
Oder es lag daran, dass meine Mutter als kleines Kind, die Sagen der Elfen, am aller schönsten fand. Wahrscheinlich habe ich es geerbt.
Manchmal sehne ich mich zurück, nach den Geschichten und nach meiner Mutter, die nicht mehr so ist, wie sie vor neun Jahren war. Sie war viel aufmerksamer. Und ihr Duft ist auch schon längst vergangen.
Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie sie früher roch. Nach Rosenblättern. Doch jetzt ist sie total normal und hat keinen besonderen Duft mehr an sich.
Die Geschichten vermisse ich immer noch total, aber mittlerweile mache ich meine eigenen Geschichten, die ich vielleicht irgendwann meinen Kinder erzählen kann. Ich fände es schon, wenn sie genauso verzaubert werden, wie ich es bin.

Mittlerweile sitzt ich hier schon fast eine Stunde, und döse vor mich hin. Schau mir, wie das Unwetter voran geht und denke über mein ganz normales Leben nach.
Obwohl, ist es normal, wenn man als 14-jähriges Mädchen, total von Elfen fasziniert ist, oder ist das einfach nur bescheuert?
Doch ich kam ganz schnell zu meinem Entschluss: Ich bin so wie ich bin. Wenn ich Elfen mag, dann mag ich sie halt. Wenn ich von ihnen träume, dann träume ich halt von ihnen. Und wenn ich Geschichten über sie schreibe, dann schreibe ich sie halt.
Es ist mir egal, was andere von mir denken. Okay, ganz egal ist es mir natürlich nicht. Man möchte ja schon von allen gemocht werden, aber das wird so nie sein. Andere finden dich nett, die anderen finden dich abscheulich.
So ungefähr ist das auch bei mir. Ich habe ein paar Freunde (die sich in Grenzen halten) und auch ein paar Leute, die mich nicht ausstehen können (vielleicht auch ein paar mehr). Aber wen stört es schon? Man muss ja schließlich nicht von allen gemocht werden. Was wäre das denn auch dann für eine Welt.
Vera ist meine aller beste Freundin. Sie ist immer für mich da, obwohl sie schnell auf 180 ist und dann so schnell nicht mehr zu retten ist. Aber die Blondinen halt … Ich beneide Vera jetzt nicht um ihre langen blonden Haaren und den braunen Kulleraugen. Wir sind schon wohl äußerlich das komplette Gegenteil. Innerlich wahrscheinlich auch, aber wen stört's? Doch mit Vera verkrache ich mich ganz leicht, da sie nicht gerade immer so lieb ist, manchmal ist es einfach so, dass sie sich in den Vordergrund schiebt und dann interessiert sie sich nicht mehr für dich.
Zum Glück gibt es da auch noch Sina. Wenn ich mal Stress mit Vera habe, kann ich ganz einfach zu ihr gehen. Sina ist zwar etwas anders als Vera, dass typische Märchen Mädchen. Blonde lange Haare, und eiskalte Augen. Die perfekte Nase und den perfekten Kussmund. Zum größten Teil ist Sina eine der größten „Schulschlampen“, da sie ihre Typen, wie Unterhosen wechselt. Doch wenn es dann wirklich drauf ankommt, ist sie die warmherzigste Person auf der Erde.
Und wenn Vera und Sina sich vereinen und ich eigentlich alleine da stehen würden, habe ich da noch Jason, meinen aller besten Freund. Es ist wahrscheinlich komisch, wenn ein Mädchen, einen Jungen, als besten Freund hat, aber Jason und mich verbindet eine lange Kindheit die man nicht einfach so vergessen kann. Wir sind nun mal einfach füreinander da. Wenn es dem einen schlecht geht, dann geht es dem anderen auch schlecht. Wenn der eine glücklich ist, dann ist der andere auch glücklich. Und ich bin einfach nur total froh, dass ich Jason hab. Er ist immer da und zickt nie rum und er bleibt immer auf dem Boden. Und er ist immer für einen da. Wenn du ihn brauchst, ist er in einer Sekunde bei dir und für dich da.
Und mehr waren es dann auch nicht. Mit einer großen Wahl von Freunden, kann ich nicht gerade prahlen. Ich hab die, die mir etwas bedeutet und mehr brauch ich auch einfach nicht.

Ein bisschen zu viel von meiner Welt? Kann schon sein, aber ihr solltet das einfach wissen. So kann man sich mein Leben besser vorstellen.
Toll, mittlerweile hab ich jetzt schon anderthalb Stunden Schlaf verschwendet und wegen diesem Horrorfilm noch mehr.
Wie soll ich denn morgen die Schule überstehen?
Wie ich mich kenne, fange ich dann bestimmt im Französisch Unterricht an zu dösen und dann gibt es wieder eine Strafarbeit von der dummen Frau. Nur weil ich manchmal aus Spaß sage: Je cherche un cadeau pour moi oder Je non écoute. Heißt das noch lange nicht, dass man mir Strafarbeiten anhängen muss, ein einfaches: >>Cloé, dass reicht jetzt aber auch.<< Hätte es jetzt auch getan.
Okay, ich bin ehrlich. Es hätte rein gar nichts geändert. Ich hätte es trotzdem weiter gemacht, aber Strafarbeiten sind zum kotzen und deshalb sehe ich manchmal einfach auch keinen Sinn sie zu machen.
Ich denke, ich lass Schule morgen einfach einmal ausfallen. Wird mich da so wieso keiner vermissen, außer Vera, Sina und Jason, aber die können sich bestimmt auch mal freuen. Der netteste und einfühlsamste Mensch bin ich nun leider auch nicht.

Diese Nacht wird auch kein Ende mehr finden, oder? Mir kam dann am Ende doch die beste Nachricht, des ganzen Tages. Immer wenn ich kein Auge zu gedrückt kriege (das heißt genau: wenn ich Horrorfilme geschaut habe) tue ich genau die selbe Sache. Ich schleiche mich leise in die Küche, unserer kleinen Wohnung.
Ich schob meine Decke zur Seite und stellte mich aufrecht hin. Ich merkte, wie meine Augenlider langsam zuklappten, jedoch konnte ich echt nicht schlafen.
Ich machte die Tür nur ein kleines Stück offen, und lugte dadurch und schaute ob die Luft frei war und nicht gerade meine Eltern (oder meine beiden kleinen Brüder), durch die Gegend Schlafwandelten. Ich hatte meiner Mutter verklickert, dass ich eine Diät machen würde. Ich wollte einfach nur nicht ihre komischen selbst gemachten Sachen essen, die echt zum kotzen sind. Eine Diät hatte ich in meinem ganzen Leben nun wirklich nicht nötig. Ich hatte die perfekte, normale Figur. Ich war nicht zu dick und nicht zu dünn.
Ich schaute mich noch einmal wiederholt um, ob nicht doch jemand hier herumschleicht. Alles frei! Ich setzte meinen Fuß über den Türspalt und dann passierte ist.
>>Miau!<< Es war Lissy unsere Katze. Sie hatte sich bequem vor meiner Zimmertür hingelegt und wollte eigentlich schlafen und dann trat ich ihr auf ihren Schwanz. Sie stand blitzschnell auf und fauchte mich furchteinflößend an.
>>Ruhig, Lissy, es ist alles gut.<<,flüsterte ich ihr zu.
Mit einem hochnäsigen Blick, verschwand Lissy dann in der Abstellkammer. >>Dummes Vieh … <<,murmelte ich noch vor mir hin. Ich war nie für eine Katze. Die sind doch einfach nur die kompletten Zicken, da kann ich auch gleich Antonia als meine beste Freundin bezeichnen.
Wirklich keine Brüder hier?
Es war schon zwar nach Mitternacht, aber ich kannte meine 10-jährigen Brüder ganz genau. Ich würde Tobias und Mauritz alles zutrauen, auch das! Aber wirklich das aller schlimmste an ihnen: Sie sind Zwillinge. Der eine sieht aus wie der andere und wenn ich sie einmal verwechsle dann schreit meine Mutter wieder durch die ganze Wohnung: >>Cloé, es ist echt nicht toll, dass du nicht mal weißt, wer von deinen Brüdern gerade mit dir redet.<<
Das Wort >reden< ist etwas untertrieben. >Nerven< wäre da ein besserer Ausdruck für.
Ohne die beiden, wäre mein Leben so perfekt gewesen … Seit meine Mutter diese >Kohlköpfe
Es war verrückt. Es war wie die perfekte Welt. So schön um wahr zu sein. Warum konnte das Leben nicht so sein? Die vielen Farben fielen einen sofort ins Auge. Sie hatten etwas fröhliches, aber auch verrücktes an sich.
Ich ging einem geschlängelten Pfad entlang und fühlte plötzlich Geborgenheit die ich so lange nicht mehr hatte.
Ich erschrak, als plötzlich etwas zwischen den Büschen, die am Rande des Pfades waren, her huschte. Ich konnte es nicht identifizieren, aber es war schnell – sehr schnell.
Ich schaute mich um, dann erschrak ich wieder kurz, da es wieder raschelte.
Groß, schlank, blaue Augen, blonde bis ins braune Haar und das perfekte Gesicht, so sah das Wesen aus, dass mir andauernd einen Schrecken einjagte. Und nicht zu vergessen, die großen Flügel, die an ihrem Rücken waren.
Ich konnte es wirklich nicht glauben, stand da vor mir, wirklich eine Elfe?
In meinem Bauch brodelte es von Gefühlen der Freude, aber ich ließ es mir nicht anmerken. Ich wollte nicht so aufgedreht wirken, aber ich glaube dieses hübsche Wesen, dass sich Elfe nannte, wusste das ich mich freute und total glücklich und überdreht war, denn sie lächelte mich an. Als ich dann aber nur dumm da stand und nicht aus mir hervor brachte, hörte ich Gekicher.
Lachte sie gerade da etwas über mich?
>>He<<,begrüßte sie mich, doch ich stand weiter nur bewegungslos da. >>Hallo?<< Sie wirkte etwas nervös, aber konnte sich ihr Lachen wirklich nicht verkneifen. >>Ich bin Kayla, die lustige Elfe.<< Sie lachte wieder.
Wieder reagierte ich nicht und sie sah mich nur komisch an. Sie hörte nicht auf zu kichern, dass mich schon echt nervte. >>Ähm … wie gesagt, ich bin Kayla.<<
Erst jetzt erwachte ich aus mir und merkte wieder, was gerade wirklich abging. Eine Elfe stand vor mir und redete mit mir!
>>Ähm … 'tschuldige … Ich war gerade etwas in Gedanken, da habe ich gar nicht gemerkt was du gesagt hast … <<, stammelte ich vor mir hin.
>>Das habe ich gemerkt.<<, sagte sie im Lachen.
>>Ach ja … ich bin Cloé.<<
>>Schöner Name.<<
Ich nickte nur. Jetzt sah es wieder so aus, als wäre ich unhöflich, nur weil ich mal wieder vergessen hatte „Danke“ zu sagen. >>Hat jede Elfe eigentlich so einen Namen wie du?<<
Kayla überlegte nicht lange, dann kam schon prompt die Antwort. >>Ja, so ein Name sagt die Persönlichkeit eines aus.<<
>>Bekommt man jetzt einfach den Namen? Oder wie ist das?<< Ich konnte meine Neugier nicht bremsen. Ich wollte einfach alles über die Elfenwelt heraus finden, es interessierte mich total.
>>Man muss eine Aufgabe erledigen, dann findet der passende Name dich.<<
>>Heißt das, man muss einfach nur eine Aufgabe erledigen und dann wird man zur Elfe?<< Ich stammelte etwas, dass mich wieder schüchtern wirken ließ.
>>Nein, so ist das nicht.<< Kayla lachte. >>Man muss dafür bestimmt sein. Es ist sofort in deinem Körper, wenn man eine Elfe werden sollte, aber dazu musst du noch bestimmt werden.<<
So ganz blickte ich nicht dadurch, aber irgendwann werde ich es schon verstehen.
>>Das ist - <<



Mein Traum verschwamm und ich spürte eiskaltes Wasser in meinem Gesicht und an meinem ganzen Körper. Es tat leicht in meinen Augen weh, doch ich konnte noch genau erkennen und hören, dass Tobias und Mauritz jeweils auf einer Seite meines Bettes standen und laut lachten und schrien: >>Guten Morgen, Cloé!<<
Dann rannten sie lachend aus meinem Zimmer und ich kochte vor Wut. Sie hatten mich aus meinem fabelhaften Traum gerissen und das werden sie hundertprozentig noch bereuen …





Stress zu Hause, bei Jason - ?



Das Wasser war so eiskalt. Es fühlte sich auf der Haut an wie ein Schmerz. Jeder Tropfen, der auf meinem Körper lag, ließ mich ein Stück wütender werden.
Mauritz und Tobias standen immer noch an je einer Seite meines Bettes. Sie lachten beide immer noch hämisch, obwohl Tobias jetzt schon das Lachen leicht verging. Er kannte meinen Blick ganz genau und machte sich schon leicht aufs weg rennen bereit. Da ich Tobias noch etwas lieber mochte als Mauritz, schnappte ich mir Mauritz am Kragen, wo ich gerade aufgestanden war. Ich ließ ihn in der Luft baumeln und er versuchte mich zwischen durch, immer wieder zu treten.
>>Erspare dir deine Mühe.<<,sagte ich erst noch ruhig zu Mauritz, doch dann sammelte sich die Wut wieder und sie musste verdammt nochmal raus! >>Ihr seid solche Idioten! Es ist zwar nur eine Mücke, und ich mache gerade einen Elefanten raus, aber ihr geht mir so auf die Nerven! Man hat ja hier kein richtiges Leben mehr!<< Meine Stimme wurde bei jedem Wort immer lauter und es konnte ja nicht anders kommen, als – das meine Mutter sofort in meinem Zimmer stand.
Sie sah wütend aus. Und sie sah nicht nur so aus – sie war es. Auf ihrer Stirn bildeten sich zwei Falten, die aber nur kamen, wenn sie sauer war, oder am nachdenken.
>>Cloé Meyer!<<, fing sie an, mit der herauf folgenden Predigt. >>Dir ist es vielleicht noch nie aufgefallen, aber von solchen lauten Wörtern, kann man taub werden! Möchtest du das deine Brüder und ich taub werden? Ja, dann schreie weiter so!<<
Meine Mutter ging mir so auf die Nerven. Man könnte den Spieß natürlich auch umdrehen. Wenn sie mich immer so anschreit und etwas an mir herumgenörgelt, dann könnte ich auch taub werden.
Man sollte seine Mutter ja mögen, Respekt vor ihr haben, stolz auf sie sein, aber wie soll das gehen, wenn sie sich selbst wie ein Kind benimmt und wenn ihr etwas nicht passt, sofort los schreit?
Ich hatte so eine große Wut, die sich gar nicht beschreiben ließ. Es war als würde ich wie ein Vulkan kochen und gleich explodieren.
Und wenn man es mal genau sieht, müsste meine Mutter sich mal meine Brüder vor nehmen, ich war nicht die, die jemand Wasser über den Körper geschüttet hatte – das waren die!
Aber meine Mutter wurde sie nie bestrafen, da sie ja ihre kleinen süßen Engel sind, die nie etwas tun. Und wenn ich komme, dann ist die Welt auf einmal total doof, so sieht meine Mutter das bestimmt.
Das was Mauritz und Tobias tun, kann man glaube ich schon längst einen Job nennen, in der Abteilung: Cloé Meyer das Leben vermiesen. Und meine Mutter ist die Chefin und hat es den beiden bei gebracht.
Wenigstens ist mein Vater nicht in dieser Arbeitsgemeinschaft. Er ist fast den ganzen Tag bei der Arbeit und ist dann erst Abends zu Hause. Und dann schaut er immer Fußball, oder einen Horrorfilm. Wenigstens hackt er nicht wie die anderen auf mir herum.
>>Vielleicht bin ich ja auch nicht immer die, die alles veranstaltet hat. Ich habe mir bestimmt nicht selber die Eimer über meinen Körper geschüttet.<<, gab ich zickig. >>Wer ist denn noch so hier in dem Zimmer? Du kamst rein, wo es schon passiert war und ich – ich war nass, also das Opfer. Und Mauritz und Tobias standen neben meinen Bett. Und neben ihn standen zwei Eimer. Wer hat da wohl Schuld?<<
Mauritz zog eine Schnute und sah unsere Mutter mit traurigem, entsetzten Blick an. >>Wir würden<< Er zog sich die Nase hoch und ließ extra ein paar Tränen laufen. >>doch unserer liebsten und einzigsten Schwester, so etwas doch nicht antun.<< Wieder zog er die Nase hoch.
Ich war jetzt richtig sauer, es war schlimmer als vorher. Was dachte der sich alles? Mal eben eine Show abziehen und alle tanzen nach seiner Nase? Das wird Mama sich doch nicht gefallen lassen …
Meine Mutter nahm Tobias liebevoll in den Arm und ließ mich dort einfach stehen. >>Ich weiß doch, dass ihr so etwas nie tun würdet.<<, stimmte meine Mama ihren beiden Söhnen zu. Sie drückte den beiden einen Kuss auf die Stirn und die hatten dann nur noch ein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen.
>>Du glaubst denen auch noch?!<<, schrie ich aus. >>Soll ich mir etwa das Wasser selbst über den Kopf geschüttet haben?<<
>>Ja, Cloé.<<, machte meine Mutter mir klar.
>>Wieso sollte ich das tun? Was bringt mir das?<<
Meine Mutter schüttelte den Kopf. Ihre Augen flatterten und sie konnte mir warum auch immer, nicht in die Augen schauen. >>Du möchtest einfach, dass deine Brüder dumm da stehen und sie Ärger bekommen. Ich habe auch einmal so gehandelt, früher wo ich klein war, aber so etwas bringt nichts, Cloé. <<
Ich senkte meinen Blick und kochte innerlich vor Wut. Jetzt fängt sie an sich mit mir zu vergleichen – na super! Wo wird das noch hinführen? Irgendwann denkt sie, wird sind Seelenverwandte.
>>Am besten machst du dich jetzt für die Schule bereit. Fön deine Haare, zieh dir etwas an, wasch dich, packe deine Sachen. Mal schauen ob du das in den 15 Minuten schaffst, die dir noch übrig bleiben.<<, befiel mir meine Mutter lachend.
Manchmal fragte ich mich, ob ich hier jetzt nicht irgendwie in einem falschen Film bin. Aschenputtel, mit ihrer Stiefmutter (meine Mutter) und ihren beiden Stiefschwestern (in dem Fall Mauritz und Tobias).
Meine Mutter und meine Brüder verließen den Raum. Schön das sie sich wenigstens verkriechen und mir nicht noch beim anziehen sagen wollen, was ich tun soll.

Es war eine Kurzschlussreaktion meine Familie zu verlassen. Es muss nicht für immer sein, aber für eine gewisse Zeit. Ich frage mal Vera, Sina oder Jason ob sie mich für ein paar Tage bei sich aufnehmen. Ich kann ja mal bei dem und dann mal bei dem hausen. Ich werde das schon irgendwie hinbekommen.
Schule muss wie gesagt, heute ausfallen. Ich packe jetzt einfach meine Sachen und dann bin ich weg. Am besten zu Jason, der hat bestimmt heute auch keine Lust auf Schule und macht heute blau.
Soll ich für meine Sachen nur eine einfache Tasche, oder einen Koffer nehmen?
Ich entschied mich für den Koffer. Ich habe ja schließlich beschlossen, einfach mal abzuschalten und weg von meiner Familie zu kommen.
Ich öffnete meinen Schrank und alle meine Klamotten starrten mich mit liebevollen, gedachten Augen an. Sie wollten alle mit auf meine Abenteuerreise. >>Ja, okay.<<, gab ich lachend nach. Ich stopfte alle meine Klamotten in den für mich zu kleinen Koffer herein und machte mir dann Gedanken darüber, warum ich mit meinen Klamotten rede? Ich glaube ich gehöre wirklich in die Klapse.
Ich huschte schnell ins Bad und machte mich frisch, bändigte meine Haare, die wohl heute ihren Bad-Hair-Day hatten, deshalb machte ich mir einen Dutt. Und setzte eine Mütze auf. Ich schmiss eben noch alle Sachen, die im Bad waren und die ich brauchte in eine Tasche und dann ab in den Koffer.
Fertig!
Soll ich Mama benachrichtigen, oder einfach abhauen?
Wird sie sich wohl Sorgen machen, wenn ich gar nichts sage?
Oder wird sie sich freuen, dass sie mich endlich los ist?
Ich entschloss mich ihr einen Brief zu schreiben, würde ich es nicht tun, hätte ich ein schlechtes Gewissen und könnte gar nicht mehr schlafen.

Liebe Mama, Lieber Papa,
ich bin erst einmal für eine Zeit weg. Ich muss einfach mal weg. Ich weiß gar nichts mehr. In meinen Kopf brummt es so.
Ich werde in guten Händen sein, macht euch keine Sorgen und wenn ihr versucht mich zurück zu bekommen, dann komme ich gar nicht mehr zurück. Ich komme und gehe, wann ich will.
Cloé



Ich gab mir nicht wirklich viel Mühe für diesen „Brief“. Es war kein Brief, nur eine Benachrichtigung. Von großen Gefühlen war auch nicht die Rede und das sollte es auch nicht sein. Ich brauchte ihr Mitleid nicht, weil es mir schlecht geht.
Ich schaute noch einmal mein Zimmer an und auf den Brief, dann schmiss ich meinen Koffer im hohen Bogen aus dem Fenster und mich hinterher. Nun stand ich dort auf dem Rasen und ich fühlte mich so, als würde ich erstens, nicht mehr zu der Familie gehören. Zweitens, nicht mehr dort wohnen und drittens niemanden zu haben.
Ich nahm meinen Koffer in die Hand und machte mich auf dem Weg zu Jason. Als ich dann auf dem Bürgersteig angekommen war, stellte ich ihn ab und zog ihn, an dem Halter.
Jeden Schritt, den ich ging, fühlte ich mich schlechter. Es war als würde ein Teil von mir, mich verlassen haben.
Nach einer halben Stunde Fußmarsch, stand ich nun vor Jasons Haus und wusste echt nicht, wo mein Selbstbewusstsein war. Ich traute mich gar nicht zu schellen.
Was ist, wenn Jason doch in der Schule ist, und ich vor seinem schlechtgelaunten Vater stehen muss?
Was ist, wenn Jason mittlerweile eine andere Freundin gefunden hat, die von zu Hause abgehauen ist und jetzt bei ihm wohnen möchte?
Ich drückte auf die Schelle und bereute es sofort. Mein Herz pochte und ich wusste nicht was ich gleich sagen sollte, selbst bei Jason, hätte ich echt keine Ahnung.
Die Tür wurde geöffnet und seine Mutter stand drin. Sie lächelte mich an. Deshalb habe ich eigentlich auch Jason gewählt. Seine Mutter sieht alles immer total locker, ist fröhlich und total nett.
>>Cloé, schön dich mal wieder zu sehne.<< Ihre Stimmfarbe war hoch und diese ganze Angst war sofort wieder verschwunden. Es war alles wie immer. Ich das selbstbewusste Mädchen, Cloé.
>>Danke, Sie auch.<<
>>Lass uns doch duzen, Cloé.<< Sie lächelte und streckte mir ihre Hand die ich dankend annahm. >>Ingrid.<<
Ich lächelte.
>>Was führt dich denn zu uns? Jason ist in seinem Zimmer, falls du zu ihm willst?<< Ich fand es total komisch, dass sie gar nichts dazu sagte, dass er heute nicht in die Schule geht. Und zu mir hat sie ja auch nichts gesagt. So eine Mutter hätte ich auch gerne, obwohl wahrscheinlich ist meine Mutter schon ganz gut …
Wenn ich so eine Mutter hätte wie Ingrid, dann würde ich bestimmt total anders sein. Nicht gut erzogen …
>>Ja, ich wollte zu Jason. Darf ich reinkommen?<<
Sie nickte mir, mal wieder mit einem Lächeln zu und machte mir dann Platz um herein zu gehen. Ich kannte mich ganz gut aus, und wusste deshalb, dass ich jetzt wieder Koffer schleppen musste, denn Jason wohnt im oberen Stockwerk, des Hauses.
Als ich in der Mitte, der Treppe angekommen war, stürmte Jason aus seinem Zimmer und begrüßte mich mit einem Kuss rechts und einem links, dann nahm er mir meinen Koffer an und trug den in Sekunden hoch, wofür ich bestimmt ein paar Minuten gebraucht hätte.
Er ging in sein Zimmer und stellte ihn dort ab und bot mir an mich zu setzen.

>>Du hast dich ganz schon verändert.<<, sagte er verträumt und schickte mir verliebte Blicke zu.
Ich lächelte gekünstelt. Warum fängt er an, mir zu zeigen … das er mich vielleicht liebt. Ich möchte nicht, dass aus uns etwas wird. Ich hätte Angst das diese gute Freundschaft zerbricht.
>>Wie meinst du, verändert?<<, fragte ich ungläubig. In meiner Stimme lag so ein Akzent, über den Jason wieder lachen musste. Wenn ich so klang, dann lachte er immer. Entweder ein Zeichen, dass der Akzent total süß ist, oder er unertragbar ist, dass man ihn auslachen muss.
>>Süß.<<, sagte Jason einsilbig.
>>Was süß?<< Ich musste lachen. Ich hatte auf einmal alles vergessen und war nur total glücklich. Ich hatte schon lange nicht mehr so gelacht wie heute.
>>Wie du sprichst … << Er rückte immer näher zu mir. Er nahm meine Hand. >>Eigentlich … alles … <<
Plötzlich ging mir das alles zu schnell. Ich zog meine Hand weg und schaute ihm mit großen Augen. Konnte ich jetzt wirklich in diesem Zustand, für Tage oder Wochen bei Jason schlafen? Wer weiß, was sich aus uns entwickeln würde und ich wollte ja genau DAS nicht!
>>Ist irgendetwas?<<, fragte Jason leicht verletzt. Er versuchte wieder meine Hand zu nehmen, doch ich konnte das einfach nicht, ich musste sie ihm wieder entziehen. Ich wusste ganz genau, dass ihn das verletzte, aber wenn ich jetzt auf glückliche Liebe tun würde und er es heraus finden würde, dann wäre alles noch schlimmer.
>>Jason, wir sind seid Kindertagen beste Freunde. Waren bis jetzt unzertrennlich. Und wir sind immer noch die aller besten Freunde, die man sich vorstellen kann, aber ich möchte das das so bleibt.<<, versuchte ich ihm zu erklären, aber ich glaube er hatte es nicht so richtig verstanden. Ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt.
>>Das können wir auch bleiben … << Er legte mir seine Finger auf meine Lippen und ich zog es in Erwägung ihn gleich zu beißen, wenn er gleich … na ja … zu weit geht. >>Aber wir könnten natürlich auch … mehr werden … <<
Er kam mir immer näher. Es schien so als wollte er mich jetzt küssen. Nein, dass werde ich nicht zulassen. Also schloss ich die Augen und öffnete meinen Mund und biss ihn in seinen Zeigefinger.
>>Au<<, schrie Jason aus.
Ich schaute nur verlegen auf den Boden. Jason schaute mich auffordernd an. Wollte er jetzt das ich mich für mein „schreckliches“ Verhalten entschuldige.
>>Wieso tust du so etwas?<<, fragte Jason.
>>Wieso tust du so etwas?<<, konterte ich.
Er blieb stumm. Er schaute mich leicht beleidigt an.
Wir blickten uns beide nur tief in die Augen und taten gar nichts. Jeder starrte den anderen an, als hätte er einen großen Pickel auf der Nase. Ich wusste nicht was ich tun oder sagen sollte. Meine Gefühle waren so verwirrt. Ich war einerseits stolz auf mich, dass ich es gebracht habe, mich nicht küssen zu lassen, anderseits war ich auch sehr rücksichtslos. Ich habe Jasons Gefühle glaube ich wirklich verletzt …
>>Cloé, wenn du mich nicht magst, dann sag es einfach, aber bitte gib mir nicht die Chance, dich zu küssen und dann weigerst du sie ab.<<, brach Jason die Stille.
Ich blickte nach unten. Jason war so ein netter Kerl. Selbst meine Mutter mochte ihn. Sie meinte er wäre der perfekte Junge für mich. Aber ich konnte nicht anders. Jason war einfach … nicht mein Typ. Ich muss zwar schon zugeben, dass er wirklich nicht schlecht aussieht, aber es kommt ja schließlich auch auf die Inneren Werte an. Die hat er ja zwar auch … O Mann! Das ist alles so kompliziert. Jason hat alles was der perfekte Kerl haben sollte, aber ich … ich kann mich nicht in ihn verlieben. Es ist unbeschreiblich, warum ich es nicht kann, aber …
>>Was hat der Koffer eigentlich zu bedeuten?<<, holte Jason mich aus meinen Gedanken. >>Gehst du weg?<< Sein Blick war nun leidend doch ich lächelte ihn freundschaftlich an.
>>Nein, ich bleibe hier.<<
Jason lachte wieder, was mein schlechtes Gewissen schon etwas zurück ziehen ließ. >>Was hat er denn jetzt zu bedeuten?<<
Ich atmete durch. Ich mochte das Thema einfach nicht. Ich hatte einfach keinen Bock an meine Mutter, oder an meine Brüder zu denken. >>Mama.<<, sagte ich nur.
>>Ah, ich verstehe schon.<< Dann mussten wir beide lachen und ich fühlte mich wieder wie früher. Jason war einfach der beste Freund, den man sich wünschen könnte und er war immer für einen da.

Es war alles geklärt. Seine Mutter hatte natürlich keine Probleme damit, dass ich ein paar Tage da wohnen würde. Am Abend überkam mich aber auch schon wieder das schlechte Gewissen und ein leichtes Heimweh. Ich fühlte mich einfach nur schlecht, dass ich meine Familie einfach so verlassen habe. Es war einfach nur total falsch. Jason bildet sich jetzt bestimmt darauf etwas ein, dass ich bei ihm wohne und nicht bei Vera, oder Sina.
Ich lag auf dem Schlafsofa und Jason in seinem Bett. Ich musste ihm erst einmal ausreden, dass ich auf dem Sofa schlafen werde und er nicht sein Bett für mich freigeben musste.
Ich saß gerade aufrecht auf dem Sofa. Jason war gerade im Bad, was mich in Erwägung zog, jetzt Sina oder Vera anzurufen. Da Sina schon unzählige Male versucht hat, mich zu erreichen, rief ich sie an.
Sofort nach dem zweiten Schellen, ging sie ran. >>Cloé?!<<, rief sie aus.
Ich lächelte leicht vor mir hin. >>Ja, Sina.<<
>>Wo um Himmelswissen bist du?<<
Ich blieb kurz still. Ich sah Sina zwar nicht, aber ich spürte wie sie sehnsüchtig auf meine Antwort wartete. >>Bei Jason.<<, gab ich dann kleinlaut zu.
An der anderen Seite hörte ich ein Quieken. Jetzt dachte sie sich bestimmt wieder was. >>Jason?<< Sie klang aufgeregt und glücklich. >>Vera und ich haben schon Wetten abgeschlossen, ob ihr jetzt bald zusammen kommt, oder nicht.<< Sie setzte einfach kein Punkt und Komma. >>Oh, ich finde das so toll, dass es jetzt endlich gefunkt hat!<<
Was dachten Vera und Sina eigentlich die ganze Zeit. Ich wollte doch gar nichts von Jason. Er ist ein Freund, mehr aber auch nicht.
>>Sina, es hat nicht gefunkt. Bei ihm schon … aber bei mir nicht. Ich will diese Freundschaft nicht aufs Spiel setzten.<<
Sina stöhnte und lachte gleichzeitig. >>Jetzt mal ehrlich, Cloé. Riskiere einfach alles. Jason ist ein guter und netter Kerl. Er wird dich glücklich machen.<< Ich sah vor mir, wie sie mit ihren Augen spielte und sie blitzten. >>Die wahre Liebe wächst immer langsam.<<
Ich musste schlucken. Konnte das tatsächlich stimmen?
>>Versuch es bitte mit ihm – für mich?<<, bat Sina mich.
Ich lachte. >>Du hast gewettet, dass wir zusammen kommen, stimmt´s?<<
Sina lachte. >>Ja. Knutsch du heute nochmal schön.<< Dann legte sie auf und unser Gespräch war beendet.

Perfektes Timing, dachte ich mir nur, als Jason auf einmal wieder im Zimmer stand. Er setzte sich auf sein Bett und schaute mich fragend an. Ich habe noch nie bei ihm geschlafen. Das ist bestimmt auch ein ungewohntes Gefühl für ihn.
Ich stand vom Sofa auf und setzte mich neben ihn. Sollte ich jetzt wirklich darauf eingehen, was Sina mir gesagt hatte? Soll ich mich jetzt wirklich an ihn ran machen und zusehen, wie unsere Liebe langsam wächst?
Ich habe noch nie so ein großes Risiko eingegangen, aber ich schätze, irgendwann ist immer das erste Mal.
Ich legte meine Hand auf seine und mein Herz fing wie verrückt an zu tanzen. Ich werde das doch jetzt nicht wirklich tun?
Alles auf eine Karte setzten und mit Jason zusammen kommen?
Er wurde ganz starr und nahm eine Strähne aus meinen Haar und steckte sie hinter mein Ohr.
Oh nein! Das ist die typische Kuss-Szene. Ich kann das doch nicht tun. Ich kann das nicht -
Meine Gedanken erstickten in einem liebevollen, zärtlichen Kuss. Ich weiß nicht warum, aber es gefiel mir so. Ich wollte … IHN!
Ich verschlang ihn mit tausenden von Küssen, bis er die am Ende abbrach. >>Wieso?<<, fragte er einsilbig.
Ich schaute ihn tief in die Augen und murmelte dann nur, nicht hörbar: >>Ich will dich.<<
Er blieb stumm und schaute mich immer noch fragend an. >>Ich wollte dich schon immer.<<
Ich war wie hypnotisiert. Es fühlte sich so an, als wäre ich betrunken. Doch trotzdem war ich bei Bewusstsein und spürte auf einmal, dass ich Jason wirklich liebte und das die ganze Zeit tief drin, in mir versteckt war …
>>Ich geh schlafen.<<, flüsterte ich ihm liebevoll in sein Ohr, hauchte ihm dann noch einen Kuss auf seine Wange und legte mich dann auf das ungemütliche Sofa. Ich hätte doch das Bett wählen sollen, dachte ich mir im nach hinein lachend.

Ich war wie gelähmt. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte irgendwie nicht aufstehen. Meine Beine hielten mich am Boden fest und mein Körper drückte sich an die nasse, mit Blättern belegte Wiese.
Meine Augen fielen leicht zu. Ich sah die Welt nur noch durch einem kleinen Schlitz. Wenn ich jetzt aufgeben würde und meine Augen schließen würde, dann könnte es sein, dass ich nie wieder aufwache …
So eine Kälte und Nässe die wir an diesem Tag hatten, könnten auf mich eingreifen und … Ich gab nach … Ich ließ mich sinken … Mich selbst in mein Unglück -

Mein Herz pochte und meine Augen taten mir so weh. Ich versuchte sie immer wieder zu öffnen, doch dann fielen sie wieder zu. Es war für mich ein Rückschlag, dass nichts so lief, wie ich es wollte. Meine Augen brannten so, ich hatte Angst, mich jetzt wieder fallen zu lassen und dann … Sie sollten jetzt verdammt nochmal aufgehen! Wenn sie jetzt bei diesem Versuch wieder zufallen, werde ich sie bis zu meinem Lebensende hassen.
Ich startete meinen nächsten Versuch und es klappte. Wie durch ein Wunder, war die Welt wieder wunderbar. Ich war dort, wo ich am liebsten war. Ich fühlte mich toll, da ich hier war und ich mein Leben einfach vergessen konnte.
Es war anders als bei Jason. Ich vergaß zwar auch dort mal mein nicht ganz so Märchenhaftes Leben, aber es war trotzdem schön in seinen Armen zu liegen. Und jetzt liege ich hier in den nassen Blättern und fühle mich noch besser! Es ist schwer zu erklären, aber man kennt ja diese Schwerelosigkeit.
Du vergisst einfach mal alles, fixierst dich auf etwas anderes und es ist ein Gefühl als würdest du schweben, deine Sorgen los lassen und sich einfach nur von ganz oben nach unten fallen lassen.
Auf einmal erschien vor mir ein Junge. Dunkle Locken, wo ihm eine davon ins Gesicht fiel, eine typische Jungen Nase – nicht zu lang nicht zu breit und volle Lippen die am liebsten jetzt sofort küssen wollte. Aber am schönsten waren seine dunklen Augen in die ich mich versinken ließ. Ich ließ mich von ihnen treiben, ließ mich in ihnen versinken.
>>Geht … es dir gut … Mädchen?<<, stammelte der Bilderbuch Junge vor sich hin.
Redet er jetzt mit mir? Ist vielleicht das Bilderbuch Mädchen hinter mir und Prinz und Prinzessin treffen jetzt aufeinander und leben glücklich bis an ihr Lebensende?
Ich richtete mich auf und saß nun in dem nassen Laub und drehte mich um und schaute in allen Ecken nach der Traumfrau für einen Jungen. Doch niemand war da. Ich stand (beziehungsweise jetzt gerade saß) mit dem wunderhübschen Typ, ganz alleine auf dieser Lichtung. Und in seinen Augen zeichnete sich mich ab. Schaute er mich jetzt gerade wohl auch so tief in die Augen, oder schaute er mich nur an, um sich gleich dann über mich lustig zumachen?
Was wollte er verdammt nochmal von mir?
Da ich ihn wie eine Geistes gestörte an schaute, zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen ab.
Er kniete sich zu mir und strich mir eine Strähne, die mir ins Gesicht gefallen war, weg.
>>Es … es ist alles prima … <<, murmelte ich unhörbar vor mich hin.
Ich sah ihn träge an. Ich konnte meinen Augen nicht verbieten, ihn anzusehen. Ich spürte sofort das da etwas war. Aber trotzdem fühlte ich mich so, als würde ich Jason fies betrügen.
>>Bist du dir da sicher?<<, fragte er lachend.
Ich lächelte leicht. Ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren, als auf ihn … Auf seine wunderbaren Augen.
Er stand auf und reichte mir seine Hand. Ich nahm sie dankend an und er zog mich mit einem Ruck hoch.
Er nahm meine Hand und blickte mir so stark in die Augen, dass meine Augen leicht anfingen zu tränen. >>Bist du traurig?<<, fragte er mitfühlend.
Ich spürte seinen Atmen in der Zeit wo er mit mir redete. Doch ich reagierte gar nicht auf seine Worte. Kann man von einem Typen so hypnotisiert sein, oder ist das einfach nur total krank?
>>Nein … es ist nur … <<, stammelte ich vor mir hin.
>>Was ist los?<< Er kam weiter auf mich zu und sah mich so bekümmert an, dass es mein Herz zum schmelzen brachte. Was dann noch der absolute Höhepunkt war, er streifte mit dem Handrücken liebevoll meine rechte Wange. Ich werde das hundertprozentig nicht überleben.
Ich weiß nicht, ich kenne nicht mal seinen Namen, aber ich fühle mich so hingezogen von ihm …
Ich werde der Versuchung nicht nachgeben können …
Ich musste ihn küssen …
Plötzlich berührte meine Lippen die Seine. Es war wie im Himmel. Es durchfuhr mich von unten nach oben. Ich hatte so ein Kribbeln im Bauch und Schmetterlinge flogen darin herum. Meine Knie wurden weich, doch dann holte mich die Realität wieder ein.
Was war denn jetzt mit Jason?
Ich konnte ihm doch jetzt nicht solche großen Hoffnungen machen und dann mache ich hier mit einem anderen Typen rum.
Ich stieß den Unbekannten von mir weg. Ich wusste einfach das es falsch war. Ich kannte ihn erst seid ein paar Minuten und auch wenn ich so fasziniert von ihm war, es war verdammt nochmal falsch. Und dazu kommt noch, dass ich nicht mal seinen Namen weiß.
>>Gefällt es dir nicht?<<, fragte er mit entsetztem Blick.
Nein, jetzt dreht sich die Wahrheit wieder komplett um. Er meint es eigentlich nur gut und ich verletzte ihn. Und wenn ich jetzt versuche wieder alles zu klären, werde ich sowieso wieder ins Fettnäpfchen treten.
>>Ähm … doch … nur … wir kennen uns doch gar nicht. Ich kenne nicht mal deinen Namen und wir küssen uns schon, dass ist nicht normal.<<
Er senkte seinen Blick. >>Du hast recht. Das ist wirklich nicht normal. Ich weiß gar nichts über dich und du genau so wenig über mich.<<
Ich stimmte ihm mit einem Nicken zu.
>>Wenn ich dir jetzt alles über mich sage, würdest du mich dann noch einmal so küssen wie vorhin?<<
Oh mein Gott. Das kann ich doch jetzt nicht machen. Es wäre zwar schön ihn noch mal zu küssen, aber Jason …
Warum mache ich mir über so etwas Gedanken? Das ist ein Traum. Obwohl ist es nicht komplett falsch von einem anderen Typen zu träumen, wenn man schon so eine Art Freund hat?
Es war gemein und fies, so etwas könnte ich doch nicht tun.
>>Vorschlag, du erzählst mir erst einmal was von dir und dann lasse ich mir das mit dem Kuss noch einmal durch den Kopf gehen?<< Ich lächelte spielerisch. Jetzt war er wieder da, der wahre Charakter der wahren Cloé. Nie schüchtern, immer total selbstbewusst und wusste genau was sie tat und tun wollte.
Er lächelte spitzbübisch und verführerisch zu gleich. >>Okay, aber ohne diesen Kuss kommst du mir nicht mehr davon.<<
Ich lächelte ihn an. >>Dann fang' ma' an.<<
>>Ich bin Andy, älter als ich aussehe … mhm … Tue Sachen immer ungewagt, war total schlecht in der Schule und werde sehr schnell wütend.<<
>>Klingt nach dem perfekten Traumtypen.<<, sagte ich ihm im Lachen. Und mir wurde einfach aus irgendeinem unbestimmten Grund, warm ums Herz. Es war einfach ein so großes Gefühl im Spiel, was ich einfach nicht beschreiben konnte.
>>Aber im Herzen immer gut..<<, fügte er hinzu und flirtete mit mir durch seine Augen.
Ich lächelte verträumt und blickte ihn tief in seine Augen. Ich wollte ihn verdammt nochmal küssen! Aber es war doch falsch …
Ich konnte ihn einfach nicht küssen, auch wenn ich es verdammt nochmal so gerne tun würde.
>>Krieg ich jetzt meinen Kuss?<<, fragte er mit einem himmlischen Lächeln.
Ich blickte ihn mit einem Blick an, der sagen sollte: Es tut mir Leid, ich kann nicht.
Wie durch ein Wunder verstand er es, ohne dass ich nur einen Ton gesagt habe. Es war schon verrückt, dass Andy mich jetzt schon ohne Worte verstand.
Er sand mir mit seinen Gesichtszügen und seinen wundervollen Augen eine Antwort: Schon okay, vielleicht ein anderes Mal.
Ich lächelte nur und war total froh das er dies verstanden hatte.
Ich mochte Andy jetzt schon von Anfang an. Ich wusste hundert pro, dass er ein guter Mensch ist. Entschuldigung. Elf.
>>Ich glaube ich muss jetzt gleich gehen.<<, sagte ich dann auf einmal.
Andys Blick war traurig, aber er verstand es. >>Schon okay.<<, sagte er mit einem typischen Ich-verstehe-alles-Blick und hauchte mir dann einen Kuss auf meine rechte Wange. Ich schloss dabei die Augen und genoss ihn.







Tag des Grauens



Ich erwachte aus meinem Traum, als der Wecker von Jason laut piepte. Ich nahm mein Kopfkissen, drehte mich um und zog es mir über die Ohren. Als es nach unzähligen zwanzig Sekunden immer noch schellte und Jason nicht aufgewacht ist. Nahm ich das Kissen zu etwas anderes in Gebrauch und zielte damit auf Jasons Bett, wo ich Jason erwartet hatte. Doch als ich kein Murren, oder einen ähnlichen Laut hörte sah ich zu dem Bett genau hin und merkte das es leer war. Die Bettdecke war schon zur Seite geschoben und man sah die Kuhle, die sich gebildet hatte, wo Jason geschlafen hatte.
>>Na super.<<, murmelte ich Morgenmuffel vor mir hin. Ich schlürfte zu Jasons Wecker und machte ihn endlich aus und atmete aus.
Da ich noch so müde war, schmiss ich mich wieder auf mein Bett und erinnerte mich an meinen wunderschönen Traum, den ich in der Nacht gehabt hatte. Ich fühlte mich wieder so leicht, in dieser unglaublich schönen Welt. Meinen Problemen aus den Weg gehen konnten und jetzt ist alles wieder stink normal.
Nichts mehr so schwerelos und die Probleme stellen sich alle hintereinander in einer Schlange an.
Ich vergrub mich unter meiner Decke und schlief dann für ein paar Minuten noch einmal ein. Geweckt wurde ich durch Jason, der an die Tür klopfte und herein kam. Ich bin von dem Klopfen wach geworden und richtete mich sofort auf.
Jason setzte sich zu mir, mit einem Tablett in der Hand, mit Croissants und Marmelade gedeckt, dazu gab es noch einen frisch gepressten Orangensaft.
>>Womit hatte ich das verdient?<<, fragte ich und schaute Jason verträumt in die Augen.
>>Indem du das hübscheste, intelligenteste und liebenswertestes Mädchen bist, dass ich kenne.<<, antwortete Jason mir auf meine Frage, worauf ich eigentlich keine Antwort erwartet hatte.
Ich musste es einfach tun. Es war so süß von ihm. Ich musste ihn einfach küssen. Da ich meine Gedanken nicht zurück halten konnte und es in die Tat umsetzten wollte, dachte, küsste ich Jason zärtlich und es war ganz anders als der Kuss mit Andy. Bei Jason war es pure Vertrautheit und Geborgenheit, dass konnte mir Andy nicht bieten. Das vertrauen und die Geborgenheit konnte ich nur bei Jason finden, aber bei Andy war es pure Lust.
Jason deutete auf das Frühstück. >>Guten Appetit, ich werde mal meiner Mutter beim Frühstück für Vater helfen.<<
Ich lächelte ihn glücklich an. >>Danke, Jason.<<
Er hauchte mir einen Kuss auf meine Stirn und verschwand dann aus dem Zimmer.
Als ich ein paar Bissen des Croissants gegessen hatte und den Orangensaft in einem Zug leer getrunken hatte, stand ich auf und ging zu meinem Koffer.
Ich schaute leer blickend herein und seufzte. Alles war total durch einander gewühlt. Ich hob einzelnde Oberteile in die Luft und hielt sie mir an, aber ich konnte diese Sachen alle einfach nicht anziehen, überall waren Knitter und an manchen Teilen war etwas Dreck dran. Ich war nämlich so doof und habe meine Straßenschuhe auch in den Koffer geschmissen und klar war es, dass meine Chucks Sammlung nicht ganz sauber war.
Ich wühlte weiterhin darin herum und fand meine Lieblings Röhre. Sie war Schwarz und am rechten Knie, hatte sie ein kleines Loch, dass nicht extra gemacht wurde. Ich hatte Fußball gespielt (keine Ahnung wie ich auf diese dumme Idee gekommen bin) und habe mich dann erst Mal auf den Kies hingelegt und dann mir dort alles aufgeschrappt. Aber ich habe es nicht geschafft mich von der Hose zu trennen, auch wenn es meine Mutter so wollte.
Bei meinen Oberteilen wählte ich meinen lila Hoodie der so richtig schön gemütlich war. Und ich fand meine schwarzen Chucks und es waren genau die Schuhe, die mir die größten Teile meiner Klamotten kaputt gemacht hatte. Ich zog alle Sachen an und nahm mir dann mein Waschzeug und marschierte dann zum Bad.
Lasse nur beten, dass da keiner drin ist und ich zum Beispiel Jasons Vater begegne.
Ich schaute in den Spiegel und sah in mir auf einmal eine ganz andere Person. Sie strahlte auf einmal so eine Lebensfreude aus und man sah ihr die Liebe in den Augen geschrieben.
Ich senkte meinen Blick mit einem strahlenden Lächeln.

Als wir beide in der Schule angekommen sind kam mir Sina mit geöffneten Armen schon entgegen gelaufen. Ich schloss sie in meine Arme und fragte mich, warum Sina jetzt auf einmal so war.
>>Na meine Süße.<<, begrüßte sie mich mit Küsschen rechts, mit Küsschen links. >>Und wie war dein Tag mit Jason?<<, fragte sie neckend.
Ich gab ihr auf diese Frage keine Antwort und ging einfach schweigend zu meinem Schließfach. Da Sina nie so leicht aufgeben würde, kam sie mir hinter her. Und als ich mein Schließfach aufmachte, lehnte sie sich an die anderen Schließfächer.
>>Jetzt erzähl' mir doch nicht, dass da nichts zwischen euch gelaufen ist.<<, forderte sie mich mit einem Lächeln auf.
Ich klappte mein Schließfach zu und schaute sie genervt an.
>>Cloé, ich weiß ich nerve, aber ich sehe doch das Strahlen in Jasons Augen und bei dir funkelt doch auch da was.<<, sie lächelte stolz. >>Du musst auf mich gehört haben.<<
Ich war genervt und nahm nun keine Notiz von Sina mehr. Ich ging einfach den Weg zu meinem Klassenzimmer entlang. Ich machte einen kleinen Stopp an dem Vertretungsplan und wusste dadurch, dass heute unser Nachmittagsunterricht entfällt.
Ich lächelte glücklich vor mir hin, würdigte Sina aber keinen einzigen Blick.
Als ich an meinen Klassenraum angekommen war, setzte ich mich neben Vera auf die Bank. Da nicht noch ein Platz frei war, stand Sina mit ihrem treuen Hundeblick vor mir.
Vera schaute mich mit einem Lächeln an und ich verstand sofort: Sina hatte schon geplappert und Vera wusste über alles Bescheid und würde mich jetzt gleich mit allem ausquetschen.
>>Und wie ist es mit Jason gelaufen? Habt ihr euch geküsst? War es schön? Ist Jason so ganz anders? Hat er dir deine Liebe gestanden?<<, Vera löcherte mich mit Fragen und ich kam nicht mehr mit.
>>Kein Kommentar.<<, sagte ich abweisend.
Vera und Sina schauten sich schweigend an und waren leicht beleidigt.
Die Klasse wurde aufgeschlossen und alle stürmten sofort herein. Nur ich wartete bis das Gedrängel aufhörte und ging erst dann durch die Tür – hatte ich zumindestens vor, denn Jason zog mich noch einmal nach draußen und gab mir einen innigen Kuss.
Was mir nicht gerade gefiel war, dass Sina und Vera hinter der Wand hervor lugten und sich verschwörerische Blicke zuwarfen. Sie hatten also doch Recht, gingen den beiden bestimmt durch den Kopf.
Jetzt hatten sie ja das, was sie wollten. Jetzt konnte ich nichts mehr abstreiten, jetzt musste ich ihnen wohl oder übel ihnen ihre Fragen beantworten.
Ich setzte mich in der Klasse in der hintersten Ecke hin und Vera gesellte sich zu mir. Sina setzte sich etwas weiter vorne hin, da Sina so war, dass sie gerne etwas von dem Unterricht mitbekommen wollte, dass nicht heißt das sie ein Streber ist und jemand ist, der immer nur Einsen schreibt.
Wir hatten Deutsch und unsere Lehrerin fing mit einem neuen Thema an, ich wollte diesmal aufpassen, damit ich auch gut mitkommen werde, aber mir wurden zwei Zettel zugeschoben. Auf beiden stand dick und fett geschrieben: Cloé.
Ich öffnete den ersten, der nach der Handschrift von Sina war.
Und? Küsst er gut?


Ich lächelte vor mir hin. Sina ist so … unbeschreiblich. Sie scheut vor keiner Frage. Sie sagt das was sie denkt und was sie wissen will. Ich warf Sina einen Blick zu, den sie mit einem Lachen erwiederte sich dann aber wieder umdrehte um bei dem Unterricht mit zuarbeiten.
Ich kritzelte in meiner Handschrift auf den Zettel: Warum soll ich dir das sagen? Probier' es doch selbst :D


Ich schickte den Zettel los und in der nächsten Zeit, wo Sina ihn bekam und ihn lass, öffnete ich den anderen Zettel, der dann wohl von Vera war.
Ich will alles wissen. Wie ist er so … Ich meine, so mit dir alleine? Liebt er dich? Liebst du ihn?


Vera ist bekannt für ihre vielen Fragen. Ich musste erst einmal genau nachdenken. Was ich darauf antworten sollte. Wenn ich etwas falsches schreibe, ist es schwer daraus wieder raus zu kommen.
Es war total schön. Also erst dachte ich mir nur: Wenn du ihn jetzt küsst, zerbricht die Freundschaft, aber dann … Ich konnte irgendwie es nicht aushalten ihn nicht zu küssen. Er liebt mich auch, dass hat er mir eingestanden, aber ich weiß nicht …

, schrieb ich mit zitternden Hand auf das Blatt und schob es Vera zu.
Die schaute mich nur mit entsetzten Blick an. Ich habe also was falsches geschrieben, dachte ich mir.
Was? Aber ich weiß nicht?

, schickte sie mir den Zettel zurück. Nebenbei bekam ich auch noch einen von Sina. Aber erst einmal beantwortete ich Veras.
Es ist nur … Ich hatte so einen Traum und da war ein Junge. Und es schien so real und ich habe mich so leicht gefühlt und … wir haben uns geküsst und jetzt weiß ich nicht …


Prompt kam die Antwort von Vera zurück, obwohl ich erst einmal Sinas las.
Ne lass mal. Ich bin nicht so der Jason-Knutsch-Fan. Ich habe ja gerade Thomas (:


Ah ja, Thomas. Der Aktuelle von Sina. Wie lange das wohl diesmal halten wird? Die längste Beziehung die sie hatte ging zwei Wochen und da war die halbe Schule richtig geschockt. Jan wohl auch. Er wusste das es mit Sina kompliziert werden könnte, aber er hat es so lange überlebt. Jetzt versuchen die ganzen Typen, den Rekord von Jan und Sina zu brechen. Bei Thomas und Sina steht es gerade bei vier Tage.
Ich packte den Zettel von Sina einfach ein, da ich nicht wüsste, was ich ihr jetzt antworten sollte und außerdem wollte sie ja jetzt den Unterricht mitverfolgen.
Dann las ich jetzt einfach Veras Zettel.Willst du mir jetzt sagen, dass du wegen diesem Traum-Typen da, dir nicht sicher bist ob du Jason liebst? Mann, Cloé. Du hast hier einen Hauptgewinn und du lässt dir das alles wegen einem Traum vermasseln?


Ich seufzte. Die Liebe ist schon ein gefährliches Spiel. Ich meine nur … Wenn ich mir einen Typen denke und der ist nicht Jason dann … vielleicht liebe ich ihn ja wirklich nicht.


Als Vera den Zettel las, schrieb sie nicht die Antwort, sondern schrie es mir extrem laut ins Gesicht, so dass es die ganze Klasse hören konnte – auch Jason.
>>Mann, Cloé. Ich versteh dich nicht! Jason vergöttert dich, und du wünscht dir einen anderen Typen. Es war nur ein Traum und du fühlst dich voll zu ihm hingezogen und du ziehst mit Jason eine dumme Nummer ab! Jason ist ein Hauptgewinn Cloé, kapier es endlich!<<
Die ganze Klasse schaute uns mit großen Augen an – besonders Jason. Mir wurde auf einmal ganz flau im Magen und ich wollte einfach nur hier raus.
Jason schaute so verletzt aus, es brach mir richtig das Herz ihn so zu sehen.
Unsere Lehrerin wollte gerade Vera und mich ermahnen, als ich Slalom durch die Tische ran und so schnell wie möglich durch die Tür rannte.
Ich wollte einfach nur weg – weg von Jason. Ich wünschte ich könnte meinen Problemen wieder entfliehen, aber es wird einfach nicht passieren.

Ich ran den langen Gang entlang doch dann stoppte ich plötzlich. Ein großes Mädchen mit tief schwarzen Haaren und den funkelnd grünen Augen stand mit verschränkten Armen vor mir.
Was wollte die von mir?
Ihr Blick war finster und ich weiß nicht warum, aber irgendwie bekam ich Schmerzen durch ihren Blick. Ich spürte wie sich mein Magen zusammen zog und mein Blut anfing zu pochen. >>Hör auf<<, bat ich sie in einem gequetschten Ton.
Sie lächelte hämisch. >>Okay<<, gab sie nach. >>Aber das ist nur, weil ich mich ja mit Worten mit dir unterhalten will.<< Sie lachte laut und mein Magen zog sich wieder zusammen.
Wie konnte ein Mensch nur so furchteinflößend sein? Wie konnte ein Mensch bloß so hinterlistig sein? Wie konnte ein Mensch nur so widerlich böse sein?
Ich drehte mich nach hinten um, um die Chance zu haben zu entfliehen, doch in Sekundenschnelle stand dort auf einmal, ein großer gut gebauter Mann, im schwarzen Anzug und als ich nach rechts und nach links schaute, sah ich ihn noch einmal. Und direkt vor mir stand dieses Mädchen.
>>Cloé<<, hauchte sie meinen Namen.
>>Woher - <<, brachte ich nur heraus, denn sie unterbrach mich.
>>Ist doch egal.<<, sagte sie kalt. >>Also komme ich zu meinem Anliegen.<<
Ich schluckte. Wäre ich doch besser nicht aus der Klasse gegangen, dann hätte ich mich zwar die ganze Stunde von allen begutachten müssen, aber wenigstens müsste ich hier jetzt nicht solche Angst haben. Ich war mir nicht so sicher, ob ich vielleicht um mein Leben bangen sollte, da dieses Mädchen mir keinen guten Eindruck bereitete.
>>Setz' dich doch.<<, bat sie mir furchteinflößend an. Auf einmal wurde mir von hinten ein Stuhl hergeschoben, ich erschrak total und obwohl ich mich gar nicht setzten wollte, ließ ich mich auf den Stuhl nieder.
Das Mädchen ging auf mich zu und ging spielerisch um den Stuhl herum. >>Also Cloé. Ich habe gehört du warst in unserer Welt.<<
Was? Wovon redete sie da? Ich verstand nur Bahnhof. >>Wie? Was? Was meinst du?<<, sagte ich verwirrt.
Ihre Augen funkelten total und sie stöhnte genervt einen Laut aus und wurde nun etwas lauter und brutaler. Auf einmal verlor sie total die Kontrolle und ging mir an die Gurgel. Ich rang nach Luft. Sie nahm mir meine letzte Luft. Bitte, kann sie nicht einfach los lassen.
>>Versuch' mich nicht wütend zu machen. Du weißt ganz genau wovon ich rede. Ich lasse jetzt wieder los. Und hör' auf mich. Ich will dich nur warnen.<< Dann nahm sie die Hände von mir und ging wieder einen Schritt zurück.
>>Ist schon okay.<<, sagte ich voller Angst.
>>Schön<<, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln.
Ja, wirklich sehr schön, dachte ich mir genervt.
>>Also ich komm dann mal auf den Punkt, Cloé.<<
>>Ja<<, sagte ich schon mit Tränen in den Augen. Wenn ich es mir nicht verkneife, sitze ich hier gleich wie eine Heulsuse. >>Schieß los<<, sagte ich leise. Ich wollte es einfach nur schnell hinter mir haben.
Sie lächelte. Eigentlich dachte ich immer, man kann nur lächeln, wenn man glücklich ist und das ein Lächeln Fröhlichkeit bedeutet, aber bei ihr war es verdammt nochmal nur die Bösheit, die darin widergespiegelt wurde.
>>Also, vorgestern und gestern Nacht, also bei uns Tag, haben wir auf einmal ein Menschling in unserer Welt gehabt. Ich konnte deine Spur verfolgen. Du hast nichts dort zu suchen.<<
Hä? Was … was war hier los? Wovon redet sie da? >>Aber … das war doch nur ein … Traum.<<, stammelte ich.
Sie stöhnte wieder genervt einen Seufzer aus. >>Mann, du bist erwählt wurden Cloé. Und ich habe keinen Bock dich in unserer Welt zu haben, also scheu' dich vor der Aufgabe zu uns zu kommen und führe einfach weiterhin dein Leben hier auf der Erde.<<
>>Wie erwählt? Was für eine Aufgabe?<<
>>Du bist dazu bestimmt eine Elfe zu werden und genau das möchte ich nicht. Du bist ja sicher schon Kayla begegnet. Und Kayla ist meine beste Freundin und du wirst dich da nicht rein schummeln. Du wirst dich nicht zur Elfe wandeln. Du trinkst jetzt nur noch das was du dir selbst holt, nichts was dir jemand anbietet.<<
>>Aber warum?<<
Ich sah ihr in den Augen geschrieben, dass sie von mir total genervt war. Sie wollte wohl wirklich nichts mit mir zu tun haben, aber ich hasste es, wenn ich unwissend war. Und ich wollte das jetzt alles wissen, mit der Elfen Sache.
>>Ich habe kein Bock auf diese Kleinkinder Scheiße. Tu' einfach das was ich dir gesagt habe und die wird nichts passieren. Brichst du meine Regel, dann werde ich dir weiß nicht was brechen. Verstanden?<< Sie schaute mich mit einem auffordernden Blick an und ich nickte ihr dann zu. Sie ging auf mich zu, ging einmal noch um mir herum und blieb dann noch einmal vor mir stehen und kniete sich zu mir nieder. >>Damit du ein Andenken an mich hast.<<, sagte sie spielerisch und zog dann mit einem ihrer langen Fingernägel mir eine Wunde am Hals zu. Ich spürte wie sich ihr Fingernagel in meine Haut drückte. Ich drehte meinen Kopf und schaute auf meinen Hals herunter und fuhr die Wunde mit meinem Finger nach. Und als ich dann meinen Finger hob um es mir anzusehen, sah ich wie das Blut von meinem Finger tropfte.
Das Mädchen ging mir noch einmal über mein Haar und es färbte sich an einer Stelle rot.
Dann hielt sie sich gespielt erschrocken die Hand vorm Mund. >>Oh, das habe ich ganz vergessen. Ich habe ja so etwas an mich. Und Blut und werdende Elfenhaare vertragen sich nicht gut.<< Sie lachte wieder hämisch und holte dann einen Spiegel aus ihrer Hosentasche und wandte ihn zu mir und ich sah wie sich der kleine Tropfen Blut auf meinen Haaren ausbreitete und die braunen Haare, anfing rot zu färben. Sie fingen vom Ansatz bis zu den Spitzen an sich auszubreiten und ich sah nur mit geschocktem Blick in den Spiegel. >>Oh nein.<<, stoß ich entsetzt aus.
>>Tut mir Leid.<<, lachte sie. >>Ich wusste nicht das du deine braunen Haare so gerne magst.<<
Und dann drehte sie sich um und verschwand in der Luft. Genau so wie ihre drei großen Männer, die sich nach einander auflösten.
Ich saß nur noch mit einem erstarrten Blick auf den Stuhl und schaute ins Nichts und war mir über eins bewusst: Dieses Mädchen ist eine Nummer zu groß für mich. Ich werde ihre Anweisungen befolgen und werde diese Aufgabe nicht antreten eine Elfe zu werden, sondern einfach nur mein Leben weiter zu leben.
Doch dann dachte ich mir wieder, dass es immer mein Traum gewesen war, eine Elfe zu werden und jetzt hatte ich die Chance dazu.
Aber dann kam dieses Mädchen wieder in mein Gedächnis und ich sprach mir zu: >>Ich werde mein Leben nicht aufs Spiel setzten. Nicht um nur Flügel zu bekommen.<<

Auf einmal spürte ich eine kalte Hand auf meiner Schulter. Ich zuckte zusammen und biss mir auf die Lippe. >>Bitte lass es nicht sie sein.<<, sprach ich mir zu. Dann drehte ich mich um und fand vor mir nur einen verwirrten Jason. Der schaute mich mit großen Augen an. Sein Blick wanderte von meinen Haaren runter zu der Wunde.
>>Cloé was … <<, stammelte er.
Ich saß verkniffen auf den Stuhl und schaute ihn mit einem unschuldigen Blick an.
Er kniete sich vor mich und fuhr mit seiner Hand die Wunde nach. Dann strich er mir liebevoll durchs Haar. >>Was hast du nur gemacht?<<, hauchte er.
Ich saß nur stumm da. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Das mit dem Mädchen sollte ich ihm besser nicht erzählen, er würde mich doch für total verrückt halten. Aber woher sollte ich sonst auf einmal die roten Haare haben und diese blutige Wunde?
Er strich mir mit seinem Handrücken eine Träne weg die mir langsam der Augen entfloh. >>Cloé, du kannst mir wirklich alles erzählen.<< Er nahm meine Hand und strich mir zart mit seinem Daumen über den Handrücken.
Ich schaute ihn weiterhin stumm an und dann konnte ich mich nicht mehr beherrschen und fiel ihn in den Arm. Ich glaub er war etwas überrascht das er mich so emotional erlebte. Ich schmiegte mich an ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter und sah zum anderen Gang hinüber und da erschien auf einmal wieder das Mädchen.
Es schaute mich mit einem auffordernden Blick an der heißen sollte: Behalte es für dich, sonst -. Und ich hatte keine Probleme das zu verstehen und wandte meinen Blick ab und schaute einfach nur auf den Boden.
Jason löste sich aus der Umarmung und nahm mich auf den Arm, so wie eine Braut immer über die Schwelle getragen wird.
Er ließ mich auf der bestnächsten Bank ab und setzte sich an der Seite hin, wo ich mit meinem Kopf lag. Er nahm meine Kopf und legte sich in ihn den Schoss.
Er strich mir über mein Haar und ich schloss dabei die Augen. Verrate nicht zu fiel, sprach ich mir in Gedanken zu.
>>Cloé, was ist passiert?<<, fragte Jason mich mit ruhigen Worten. Ich öffnete meine Augen wieder und schaute ihm in den Augen.
>>Ich … ich weiß nicht mehr.<<, log ich ihn an.
>>Du musst dich doch an was erinnern, Cloé!<<, wurde er nun aufdringlicher. Sein Blick war jedoch sehr besorgt und ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn hier jetzt anlog.
Ich richtete mich auf und saß nun auf der Bank und schaute Jason ängstlich an. Ich überlegte, ob ich nicht vielleicht einfach abhauen sollte, aber irgendwann musste ich Jason so wieso wieder über den Weg laufen.
>>Cloé, ich bin dir nicht sauer, über das was Vera gesagt hat. Ich verstehe das ist neu für dich, da da früher nicht mehr als Freundschaft bei uns war. Für mich ist das auch ganz anders. Ich bin jetzt also nicht hier um mit dir darüber zu reden. Eigentlich schon, aber jetzt vergesse ich das. Und ich möchte einfach das du mir jetzt erzählst, was um Himmelswillen mit dir passiert ist!<< Bei den letzten Worten wurde er immer etwas lauter, weil es ihm wohl alles sehr nahe ging.
>>Höllenswillen<<, verbesserte ich ihn kleinlaut.
Er schaute mich verdattert an. >>Cloé, jetzt erzähl' mir doch bitte mal, was mit dir los ist. Ich kann nicht mit den Gewissen leben, dass es dir wahrscheinlich miserabel geht.<<
Ich wich seinen Blicken aus und kämpfte mit der großen Angst, dass gleich alles aus mir heraus platzen würde und dann würde dieses Mädchen … Ich wollte gar nicht dran denken.
>>Jason<<, hauchte ich. >>Ich … ich weiß wirklich nicht mehr was passiert ist.<<, versuchte ich ihn von meiner Lüge zu überzeugen.
Ohne auch nur eine Sekunde zu warten, wo ich ausgesprochen habe, meldete Jason sich schon wieder zu Wort. >>Du musst doch wissen was mit dir passiert ist! Cloé deine Haare sind auf einmal rot und an deinem Hals quollt das Blut nur so über.<<
>>Ich … <<, stotterte ich. >>Jason, glaub mir doch. Ich weiß wirklich nichts mehr.<<
Plötzlich stand er auf, ging sich verrückt durch die Haare und ging nervös immer auf und ab vor mir her. >>Ich kann das einfach nicht glauben, Cloé. Ich will das du glücklich bist und ich sehe dir doch an, dass du es nicht bist. Also muss etwas passiert sein – und du musst es wissen!<<
Tränen rollte über meine kreidebleiche Haut. >>Glaub es mir einfach, Jason. Du raubst mir noch meine letzte Kraft.<<
>>Cloé, lüg' mich nicht an! Du weißt das es dir beschissen geht, du weißt das du nicht mehr viel Kraft hast. Du MUSST wissen was passiert ist!<<
>>Ich lüge dich nicht an, dass ist die ganze Wahrheit.<<, versuchte ich ihn noch einmal zu überzeugen.
Jason ging von mir fort. Er ging den Gang entlang, blieb aber noch einmal stehen und schaute mich an. >>Cloé, glaub mir, es ist das beste wenn du es mir erzählst. Aber ich kann dazu nicht zwingen. Aber du brauchst mir nicht verklickern das du nichts weiß. Lüg' mich nicht an, wenn dann schweig' einfach.<<, er drehte sich wieder um und dann blieb er noch einmal stehen und sagte mir, mit dem Rücken zugewandt. >>Herr Lehnen erwartet dich gleich im Matheunterricht.<< Damit verschwand er und ich saß mal wieder alleine da und wenn mal ein kleiner Windzug kam, packte mich sofort wieder die Angst und ich würde am liebsten schreiend weg rennen, doch ich blieb einfach nur versteinert dort sitzen und schaute ins Nichts.
Ich musste mich entscheiden, ob ich Jason als guten Freund behalten wollte, oder einfach nur nichts gegen diese Drohung des Mädchens tun. Ich war mir einfach verdammt bewusst, dass ich Jason nicht verlieren wollte. Er hatte ein Recht die Wahrheit zu wissen, aber ich hatte eine zu große Angst, dass mir dieses Mädchen noch einmal begegnet.

Für ein paar Minuten blieb ich noch ein bisschen sitzen und blickte ins Leere, doch dann dachte ich mir: Hör auf mit dem Schmollen, genieße dein Leben. Das mit Jason wird sich schon irgendwie klären.
Also richtete ich mich auf und ging zum Klassenzimmer. Doch dort blieb ich bewegungslos vor der geschlossenen Tür stehen. Wie würde es denn jetzt aussehen, wenn ich auf einmal mit roten Haaren dort rein marschiere. Auch ohne rote Haare, mein Verhalten war einfach nur total peinlich und kindisch.
Doch dann klopfte ich auf einmal und ich musste jetzt wohl eintreten. Also drückte ich die Türklinke runter und ging in die Klasse herein, wo mich alle mit großen Augen anstarrten und sich sofort zu ihrem Sitznachbar beugten um mit ihm über mich zu tuscheln. Ich versuchte die Blicke zu ignorieren und ging einfach zu meinem Platz hin und ließ mich zu Vera nieder, doch Herr Lehnen wollte wohl doch noch etwas von mir hören.
>>Cloé hast du eine Ent-<<, versuchte er ein Gespräch zu beginnen, doch ohne das ich etwas sagen musste, unterbrach Jason unseren Lehrer und verteidigte mich süß.
>>Cloés Familie ist im Moment in einer Krise, deshalb musste sie kurz eben einmal frische Luft schnappen. Frau Lindemann hat sie auch gerade heraus geschickt, da ihr wohl auch etwas mulmig war.<<, sprach Jason zu Herr Lehnen und schaute mich dann mit einem Blick an, der heißen sollte: Ich tu das alles nur für dich.
Ich schickte ihm ein Lächeln zurück, was Danke bedeuten sollte.
>>Wenn das so ist.<<, gab Herr Lehnen nur ungern zu. Dann sagte er zu mir gewandt: >>Geht es dir denn wieder besser?<<
Ich nickte stumm und richtete dann den Blick auf mein Buch, was ich gerade eben schnell aus meiner Tasche gekrahmt habe. Doch ich konnte mich gar nicht richtig auf den Unterricht konzentrieren, weil ich von allen Seiten begutachtet wurde. Auch von Vera. Doch die sprach wenigstens auch mit mir und schaute mich nicht nur wie Vollidioten an.
>>Warum um Himmelswillen hast du rote Haare.<<, flüsterte Vera mir entsetzt zu, während Herr Lehnen sich zur Tafel umdrehte.
>>Weiß nicht.<<, flüsterte ich zurück.
Vera verdrehte die Augen. Okay, ich gab es zu, meine Antwort war echt nicht wirklich passend. Aber wenn ich jetzt sagen würde: Ja, so ein Mädchen hat mein Blut auf ihren Finger gemacht, und ist mir dann damit durchs Haar gegangen und dann färbte es sich auf einmal rot, dann würde mich Vera endgültig für verrückt halten.
>>Weiß nicht?<<, affte sie mich nach.
Ich senkte den Kopf und schaute, ob Herr Lehnen nicht gerade schon unser Gespräch verfolgte.
>>Das ist wirklich kompliziert.<<, versuchte ich mich daraus zu reden.
>>Ich habe Zeit, es ist Mathe Unterricht.<<
>>Verstehst du eh nicht.<<, sagte ich abweisend und drehte mich um und blickte leer in das Mathebuch.
Doch Vera blieb stur und gab nicht auf. Sie schaute mich so lange an, dass ich genervt die Augen verdrehte und sie dann schließlich wieder anschaute.
Ich versuchte ihren Blicken auszuweichen, doch Vera hatte schon immer diese Überredungskunst und diese Kraft nicht aufzugeben. Vielleicht sollte ich mir diese Eigenschaft auch einmal anbauen. Aber noch besser wäre die Fähigkeit, nicht so leicht weich geprügelt zu sein. Vera hatte mich genau an dem Punkt wo sie mich haben wollte; an dem, wo ich ihr alles erzählen werde. Aber ich wollte es ihr nicht erzählen.
>>Vera, ein anderes Mal. Hier ist nicht der richtige Ort dafür.<<, schoss es dann auf einmal bei mir heraus.
Ein leicht beleidigter Blick zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, doch dann gab sie nachher doch noch auf und warf mir ein kaltes >okay

-Fortsetzung folgt-

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich denen die immer an mich geglaubt haben, die mir immer zur Seite gestanden haben und mir mit Kritik weiter geholfen habe und ich stolz sein kann, dass ich schon so weit bin. Ich liebe euch.

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