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Wieso Ich? Was hatte ich schlimmes verbrochen das mich das ganze noch einmal einholen musste? Ich war brav gewesen! Ich hatte fast damit abgeschlossen das es eben nicht sein sollte. Das mein Leben für einen Vater, einen guten und fürsorglichen Vater nicht bestimmt war. So hatte ich es langsam akzeptiert.
Aber das...war wohl die falsche Entscheidung gewesen. Ich hatte versucht das Thema zu verdrängen damit die Trauer und das Gefühl des Verlustes nicht wieder zum Vorschein kamen.
Es war der falsche Weg gewesen, und jetzt tauchten sie wieder auf. Die Schmerzen tief in der Seele oder im Herzen verborgen gewesen. Wie kleine, böse Mücken stachen sie immer und immer wieder zu. Und sie hörten nie auf.
Aber ich wollte nicht! Sie sollten mich einfach in Ruhe lassen! Ich hatte nichts schlimmes getan, war nett und höflich zu allen gewesen, um besser zu sein als der Rest meiner abscheulichen Familie die sich mal meine Zuflucht genannt hatten.
Geflüchtet war mein Vater, vergessen hatte ich meine Oma. Die Krankheit, der Tod. Das alles war ein wenig zu viel für mich geworden, als das ich es hätte aushalten können.
Am Anfang war ja auch alles gut gewesen. Nach dem Streit um das Sorgerecht für mich hatte meine Mutter Gott sei Dank gewonnen. Sie waren alle auf der Seite meines Vaters gewesen, natürlich. Warum sollten sie nicht? Ich war bloß ein Kind. Das laut meines Vaters dazu gedrängt wurde nicht zu ihm zu gehen weil er angeblich schlecht sei für mich.
Aber sie hatte Recht, er war schlecht. Jedoch hatte sie mich nicht dazu gebracht nie hinzugehen. Eines Tages war es mein Wille gewesen, konnte den Anblick nicht länger ertragen das er mich nicht lieb hatte. Das er nie ein Vater für mich sein würde, sondern nur eine Art fremder Mann den ich lieben musste.
Ich hatte ihn nie als Vater angesehen, nie so lieb gehabt wie meine Mutter. Für mich gab es ihn nicht mehr. Da war meine Mutter, kein Vater mehr.
Meine Oma, sie war ein Engel auf Erden. Arbeitete von Morgens bis Abend, sogar noch im späten Alter in einem großen Restaurant in unserer Stadt und schenkte mir immer ihr wärmstes Lächeln wenn ich vorbeischaute. Sie führte mich wieder auf den richtigen Weg, wenn ich davon abgekommen war und hielt mir immer die Hand hin falls ich hinfiel.
Und sie hatte mich sehr beschützt, wie eine richtige und perfekte Omi nunmal war. Schenkte mir tolle Spielsachen wenn ich Geburtstag hatte.
Doch mein Vater...hatte alles zerstört. Wie ein Gebäude das er einfach so gesprengt hatte wie aus dem Nichts als er auf einmal meine Aufmerksamkeit wieder wollte.
Landete wieder vor dem Gericht als er wieder Kämpfte – wieder fiel. Aber sie glaubten mir und meiner Mutter nicht, glaubten mir nicht das ich ihn nicht mochte, nie mehr zu ihm wollte
Nein. Sie hatten meine Geschichte gar nicht erst erhört, als das ich hätte widersprechen können.
Schenkten dem Glauben, dem sie Verachtung hätten schenken müssen. Dem Lügner.
Alle wendeten sich ab. Die eigene Familie. Wie ein Krieg in dem man keine Waffen hat. Waffenlos dem Fall entgegen steht.
Ja. Wir waren gefallen. Hatten unsere Familie, unserer ständige Zuflucht verloren und waren weg gegangen. Angst, dass das alles wieder kam.

Und Heute? Nichts hat sich verändert. Drei Jahre waren seid dem vergangen. Kein Anruf, keine Email keine Besuche.
Meine Oma war Tod. Mein Vater war arbeitslos und man musste erzwingen das er Unterhalt bezahlte. Meine Tante wohnte mit ihrer Tochter sonst wo, versuchte mit mir auf Heile Welt zu tun als wäre nie etwas geschehen. Als wäre der Krieg nie da gewesen, als wäre ich nie weg gewesen.
Doch jetzt war ich froh das ich wenigstens eine Auszeit von drei Jahren hatte. Das sich mein Herz wieder langsam erholen konnte und das ich ihm das leider wieder antun musste.
Den so wie es schien, hatte meine Tante mir gerade eine Email geschickt:


Hallo meine Liebe,


Ich hoffe du kennst mich noch, wie geht es euch? Habe ja lang nichts mehr von dir gehört, es ist ewig her. Richte der Mama schöne Grüße von mir aus.

Deine Tante.




Und es schien so, als würde sich das ganze wiederholen.
Ja, ewig ist's her.

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Tag der Veröffentlichung: 22.01.2012

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