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ämonenkampf

Die Nacht ist in vollkommene Dunkelheit getaucht! Es scheint, als wolle sie verborgenes in sich verstecken und alles Bestehende in sich hineinsaugen. Der Himmel scheint etwas anderes versprechen zu wollen. Er ist klar und übersäht mit seinen funkelnden Sternen, die normalerweise ihr Licht in die Welt tragen. Doch heute dringt ihre Helligkeit nicht zu uns hindurch. Uns! Erst jetzt bemerke ich ihn. Jemand ist sich neben mir. Ein junger Mann! Ich kenne ihn und weiss doch nicht, wer er ist. Er sitzt neben mir auf einer steinernen Mauer, die an einen verlassenen Hof grenzt. Der Hof ist umgeben von kalten Hochhausmauern, die mit ihren toten Augen auf uns herabblicken. Wir warten. Auf etwas. Auf jemanden. Auf ihn? Der einsame Hof wird nur von einer einsam flackernden Laterne erleuchtet und lässt den ansonsten so trostlosen Platz ein wenig heller erscheinen. Neben uns erstreckt sich das einzige Grün dieser Umgebung, das Grün einer Hecke, die einen Teil des grauen Innenhofes umsäumt. Der Boden ist sauber gepflastert. Er schimmert schmutzig gelb in der spärlichen Beleuchtung der Laterne. Trotz seiner düsteren Atmosphäre wirkt er auch ein wenig romantisch. Als ob er sich aus einer anderen Welt hierher gestolen hätte, in die nun kein Laut mehr aus der normalen Umgebung dringen kann. Vielleicht ist dieser Ort auch aus einer anderen Welt. Aber wir sind hier aus einem bestimmten Grund. Wir wissen, dass das wozu wir uns heute Nacht hier getroffen haben, mit unserem Tod bezahlt werden könnte. Wenn wir versagen. Wir warten wie gebannt, keiner von uns beiden mag etwas sagen. In uns herrscht Stille und diese Stille tragen wir auch nach aussen. Wie zwei Statuen sitzen wir da, vom Schicksal gebeten zu verharren. Keine andere Wahl ist uns gegeben.

Mit starren Augen blicken wir auf die Garagentore vor uns. Von dort wird er kommen. Mit absoluter Sicherheit wissen wir, das dies die Richtung ist auf die wir unsere Aufmerksamkeit lenken müssen. Die Spannung in uns wächst und droht uns das Herz zu zerreissen. Die Angst kriecht so tief in unsere Glieder, dass wir es kaum wagen zu Atmen. Er macht es spannend. Er weiss wie wir leiden. Genüsslich scheint er sich an unserer Starre zu laben. Gierig leckt er an unserer Angst, scheint die Luft um uns herum aufzusaugen und mit Hoffnungslosigkeit zu füllen. Er spielt mit uns, scheint seine Stärke aus unserer Angst zu ziehen. Dann endlich, das Tor öffnet sich mit lauten Knarren, das einem die Schauer über den Rücken jagen lässt. Aber immer noch nicht erscheint der, den wir erwartet haben. Noch nicht! Es tritt nur sein Bote vor uns her. Der Vorbote des Schrecklichen, das auf uns wartet, lauernd. Er ist klein und schmal, aber dennoch durchtrainiert. Er ist in ein glänzendes, fremdländisches Gewand gehüllt. Es wirkt grotesk in dieser modernen Umgebung. Der Bote betrachtet uns und blickt mir dann direkt in die Augen, als er verkündet:

„Er hat 13 Leben! Diese Leben müsst ihr ihn nehmen. Also kämpft und tötet ihn, sonst sterbt ihr!“

Der Diener tritt zur Seite und nun erscheint er. Der, auf den wir die ganze Zeit über gewartet haben. Er tritt aus seiner Höhle in der er lange verborgen war. Sehr lange war er dort und nun ist er ungeduldig. Auch er scheint diesen Kampf herbei zu sehnen.

Er ist gross und sein Körper scheint nur aus stählernen Muskeln zu bestehen. Seine nackte Haut glänzt im Mondenschein. Er trägt nur einen Lendenschurz aus hellbraunem Wildleder, mit einer roten Kordel gebunden. Sein Kopf ist mit einer ägyptischen Totenmaske bedeckt. In der Hand hält er eine Sense. Der Kampf kann beginnen!

Wir haben alle möglichen Waffen zu unserer Verfügung. Speere, Schwerter, Messer! Alles liegt zusammen mit den Erscheinen des Gegners neben uns an der Mauer. Plötzlich halte ich ein Messer in der Hand, hätte aber lieber einen Speer gehabt, um den Dämonen weiter von mir fern zu halten. Es ist aber keine Zeit mehr. Noch nie habe ich gekämpft, schon gar nicht mit einem Messer. Doch ich weiss, dass ich den Dämonen ganz nah zu mir kommen lassen muss. Sein Tod bedeutet für mich Leben.

Er greift an. Erbarmungslos schlägt er zu. Er hat Erfahrung im Kämpfen, beruhend auf seine vielen Leben, die er schon geführt hat. Wir wissen, das er alle seine übrigen dreizehn Leben verlieren muss. Denn nur so werden wir unsere Freiheit und unser Leben behalten. Er muss sterben. Noch in dieser Nacht!

Der Dämon verändert im Kampf seine Gestalt. Er erscheint als Menschen, die uns bekannt sind und etwas bedeutet haben. Viele von diesen Menschen haben uns verletzt! Es fällt uns schwer diese Personen anzugreifen, geschweige denn zu töten. Doch wir müssen es tun. Aber unser Kampfgeist ist geweckt. Wir haben den Ernst der Lage erkannt. Wir kämpfen, kämpfen um unser Leben, ohne nachzudenken.

Wie oft der Dämonen getötet wird ist schwer auszumachen. Kaum geht er zu Boden, steht er wieder auf, ob er dabei nur verwundet wurde oder wirklich gestorben können wir nicht sagen. Wir sind erschöpft. Doch der Kampf ist noch nicht vorbei, immer wieder müssen wir seine Angriffe abwehren, irgendwie. Wir kämpfen Seite an Seite ohne nachzudenken. Der Kampf geht weiter und weiter, schier endlos. Immer und immer wieder sehen wir den Dämonen sterben und immer und immer wieder sehen wir ihn wieder aufstehen.

Langsam geht die Sonne am Horizont auf. Der Himmel erstrahlt in den sanften Farben des neuen Morgens. Er ist wunderschön! Die ersten Strahlen erwärmen unsere geschundenen Körper und spenden ein wenig Erholung, dann ganz plötzlich bricht der helle Tag über uns herein. Der Dämon ist verschwunden, aufgelöst in der Sonne! Wir leben noch! So plötzlich wie alles begonnen hat ist nun alles wieder beendet. Nichts hier lässt noch an den nächtlichen Kampf erinnern. Es ist gerade so, als wenn nichts geschehen wäre.

Befreit verlassen wir diesen Ort. Gehen Hand in Hand in einen angrenzenden wunderschönen Park mit vielen Menschen. Wir fühlen uns glücklich und frei! Wir haben überlebt! Wir wissen, dass wir ein neues Leben geschenkt bekommen haben. Ausgelassen tollen wir auf der grünen Wiese des Parks umher, lassen uns von dem herrlichen Springbrunnen berieseln. Mitten auf der Wiese unter einem alten Baum steht ein Flötenspieler auf einem steinernen Podest. Er spielt eine wunderschöne Melodie, passend zu dem warmen Sommertag. Er spielt sie nur für uns. Als wir an ihm vorbei gehen, lächelt er mir zu. Er kommt mir seltsam bekannt vor, wie ein Freund, den ich verloren glaubte! Dann erkenne ich ihn! Es ist der Dämon, gegen den wir gekämpft haben, die ganze Nacht hindurch. Auch er scheint um sein Leben gekämpft zu haben, um ein anderes Leben!

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Texte: © Copyright Alle Rechte vorbehalten von Tanja Lachenmann
Tag der Veröffentlichung: 07.10.2009

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