Prolog:
Schnell flogen meine Finger über die Tastatur. Ich schrieb wie es mir geht, was ich grade mache, wie mein Tag war… Alles auf Englisch. Damit er mich verstehen konnte. Mein
Soulmate.
„Tina, gehst du bald hoch? Es ist schon 11, morgen ist Schule!“
Meine Mutter sah mich von ihrem Gartenstuhl aus ganz lieb an. „Mama! Ich bin fast 16 und keine 12 mehr!“, protestierte ich genervt.
„Was hat das damit zu tun? Ich muss dich dann trotzdem um halb 7 aus dem Bett holen!“, gab sie genauso genervt zurück.
Ich verdrehte die Augen, ging ihrer Bitte aber trotzdem nach. Zum einen wollte ich keinen Streit und zum anderen konnte ich so noch eine Weile ins Internet gehen.
Oben in meinem Zimmer hockte ich mich also aufs Bett mit meinem Laptop. Musik an, eine Tasse Tee neben mir… perfekt.
Da in ICQ und MSN nichts los war, ging ich zu Myspace über und durchforschte meinen Posteingang.
Mails von Freunden, Irgendwelche Leute die wollten dass ich ihre Musik hörte… und eine Mail. Eine echte Mail mit Text!
You searching for your soulmate?
Me too. :)
Stimmt, mein Profil! Aber wie sollte ich auf so eine Mail antworten?
Der Kerl von dem die Mail stammte, hatte mich geaddet.
Also sah ich mir mal sein Profil an. Er mochte die Beatles, NeverShoutNever, hatte eine super gute Stimme – wie man an seinem eigenen Gesang dort sah- und kam aus Irland.
Irland! Super, der Arsch der Welt.
Aber ich sollte wenigstens mal versuchen zurück zu schreiben.
Who doesn't long for someone to hold
Who knows how to love you without being told
Somebody tell me why I'm on my own
If there's a soulmate for everyone?
Mal sehen ob er den Song kannte. Vielleicht hörten die dort ja ganz andere Musik.
Kurze Zeit später kam tatsächlich noch eine Antwort! War wohl grade online…
Natascha Bedingfield? Like this song. She sings over my feelings.
Ein Junge der Natascha Bedingfield mochte?
Moment, ganz sicher das er nicht schwul war?
Durch ein Blick auf sein Profil. Nein. Hetero.
Vielleicht sollte ich mal in seine eigenen Songs reinhören…?
Nach kurzer Zeit merkte man echt wie gut er war! Auch seine Texte waren nicht ohne Sinn.
You’ve got a god voice. Go to Irland’s next Talent! … eh, or something like that.
Ob es in Irland auch so eine Talentshow gab?
*laugh*
You mean a show like Britain’s next talent?
Ok, er hatte verstanden was ich meinte. Ob ich ihn nach MSN oder so was fragen sollte? Ging mit dem schreiben einfacher als so…
Eh, yeah. Have you got MSN or something like that?
Tatsächlich bekam ich keine 5 Minuten später seine Adresse gemailt.
Schnell addete ich ihn in MSN. Er nahm an und eröffnete einen Chat.
Ian hieß er also.
Ian sagt:
My dad hates it if I sing…
Valentina sagt:
But you’re so good!
Ian sagt:
Thanks, but I’ve try it one year ago. But he… eh..
Valentina sagt:
So keep on trying!
Ian sagt:
I don’t know… but what about you? Are you a god singer?
Valentina sagt:
I love to sing but… no, I don’t think so.
Ian sagt:
I think so! If you love to sing you can sing. Mh… you’ve got a micro?
Valentina sagt:
Yes… uhm, why?
Ian sagt:
Please Valentina… would you sing for me?
Valentina sagt:
No way!
Ian sagt:
Oh please please please!
You sing and I play the guitar for you.
Valentina sagt:
…
Ian sagt:
Ok?
Valentina sagt:
If needs must…
Ian sagt:
Thank you Valentina! Wan’t to see my guitar over webcam?
Valentina sagt:
If you will…
Ian sagt:
Ready?
Valentina sagt:
Not really…
Ian sagt:
Alright!
Und schon lud er mich zum Camen ein. Sollte ich echt… Ok Valentina, jetzt keinen Rückzieher machen! Schnell drückte ich auf annehmen.
Ian sagt:
I can see you :)
Shit! Ich hatte vergessen meine Webcam aus zu machen!
Valentina sagt:
Sorry… look tired.
Ian sagt:
No! You look great!
Eigentlich konnte ich das zurückgeben. Ian sah mit seinen blonden Haaren und der Gitarre auf dem Schoß richtig gut aus. Selbst das gedämmte Licht bei ihm konnte dagegen nichts ausmachen.
Valentina sagt:
Thank you… uhm, what should I sing?
“Soulmate?”, hörte ich seine warme Stimme. Wow, das jagte einem ja einen Schauer über den Rücken! Ich nickte und wollte grade anfangen, als er die ersten Akkorde auf seiner Gitarre spielte. Ich sollte also mitsingen.
Als er mich kurz darauf anlächelte wusste ich, dass ich einsetzen musste.
„Incompatible, it don't matter though…“
Und wir sangen mehrere Lieder nacheinander. Ich meine, ich sang und er spielte Gitarre.
Irgendwann, so um halb 2, kam meine Mutter dann rein. Ohne anklopfen natürlich. Ich stockte mitten im Song und Ian hörte auf Gitarre zu spielen und sah mich fragend an.
„Valentina! Du solltest ins Bett! Was machst du so lange am Laptop?“, sie sah mich wütend an. Ich stotterte: „Ähm… Singen. Mama, bitte lass mich doch noch ne Weile. Ich mach auch die Nacht nicht durch, verspreche ich dir!“
Ein flehender Blick von mir brachte sie zum weich werden. Ihre Miene lockerte sich auf und sie meinte: „Ok. Aber nicht die ganze Nacht! Denk dran, morgen musst du raus. Und deine Abschlussprüfungen beginnen auch schon in 2 Wochen.“
Oh Gott, dafür musste ich ja auch noch weiter pauken.
Mama verlies das Zimmer.
„Who was that?“, fragte Ian und sah etwas verblüfft aus. „My Mother… Ian I should to go to bed.”, anwortete ich und lächelte traurig. Er seufzte.
“Right.. me too. See you soon?” “I hope so. Good Night.” “Good Night Valentina. Sleep well.”
Ich kicherte. Es war lustig wie er meinen Namen falsch aussprach, irgendwie auch süß.
Also schaltete ich meinen Laptop aus und machte mich bettfertig.
Bewundernswert wie vertraut man innerhalb einer Nacht werden konnte…
„Hallo? Erde an Tina? Bist du noch anwesend?“
Als meine beste Freundin Mara mich ansprach, schreckte ich hoch. Ich war tatsächlich fast eingeschlafen!
„Wieso so müde? Letzte Nacht schlecht geschlafen?“, sie sah mich mitfühlend an.
„Nein… ähm… komm mal mit.“
Ich zog sie von unserem Platz hoch nach draußen. Noch 5 Minuten Pause.
Als wir an der Treppe von unserem großen Schulhaus standen, blieb ich mit ihr stehen.
„Ich hab letzte Nacht gesungen. Mit Ian. Der ist so verdammt süß und es war toll.“, platzte es aus mir heraus.
„Letzte Nacht? Und wer ist überhaupt Ian?“, sie musterte mich, wie man wohl einen pinken Elefanten angesehen hätte.
Also erzählte ich ihr die Sache mit MySpace und wie wir zusammen gespielt und gesungen hatten.
„Oh Gott! Das ist so verdammt süß! Der Traumprinz aus dem Internet. Aber Traum sagt alles… Der hat garantiert ganz schlimme Macken und versteckt sie hinter seiner Gitarre.“ „Ist mir egal. Er kann traumhaft gut singen. Und es macht riesen Spaß… Vielleicht ist das ja mein Soulmate?“ „Also so weit würde ich an deiner Stelle echt nicht gehen. Ihr kennt euch einen Abend!“ „Aber… so was spürt man doch sofort, oder?“, voller Hoffnung sah ich sie an. Mara verdrehte die Augen und meinte: „Manchmal lebst du echt in deiner Fantasiewelt.“ „Einer von uns muss es ja machen. Deine Fantasie reicht nicht mal für dich alleine. Aber egal. Meinst du er kommt heute Abend wieder online?“ „Guck halt nach. Aber vergiss nicht zu lernen! Setz deine Prüfungen nicht aufs Spiel…“ „Ich pass schon auf.“, versicherte ich augenrollend und wir gingen wieder rein.
Tag der Veröffentlichung: 15.06.2010
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