Prolog
Sam musterte ihn von oben bis unten.
Ja, er gefiel ihr.
Der schlanke Körper, das dichte Haar, die verrückten Klamotten...
Alles an ihm mochte sie inzwischen.
Aber sie sprach ihn unerreichbar für sich.
Denn Chris war berühmt, beliebt und das schlimmste: Der Schwarm ihres besten Freundes.
Kapitel 1
„Samantha Young! Aufstehen, oder wir verpassen das Konzert!“
Die Bettdecke von Sam wurde zurückgezogen und sofort strömte ihr das helle Sonnenlicht ins Gesicht. Oh wie sie ihren besten Freund dafür hasste!
„Lass mich schlafen!“, grummelte sie zurück und kauerte sich zusammen, um noch ein wenig das dunkle zu genießen.
„Nichts da!“
Auch des Kissens entwendete Domenic sie und schmiss es mit der Decke achtlos auf den Boden.
Als auch dies nicht wirkte, begann der junge Mann sie zu kitzeln.
„D!“
Kreischend sprang Samantha aus dem Bett und blickte ihren Kumpel verstört an. „Du bist so bescheuert, weißt du das?!“, knallte sie ihm an den Kopf und warf anschließend einen Blick auf die Uhr.
Mit einem genervten Stöhnen lies sie sich wieder zurück auf die Matratze fallen.
„4 Uhr Nachmittags! Domenic! Noch 5 Stunden bis zum Konzert!“, beschwerte die Spätaufsteherin sich weiter.
„Genau, und du musst dich noch fertig machen. Und außerdem fahren wir Auto!“, rechtfertigte sich der Schwarzhaarige. Das Mädchen verdrehte die Augen und meinte: „Ja D, eine viertel Stunde.“ „Na und? Mach mal Platz!“
Mit diesem Befehl rutschte Sam zur Seite und Domenic legte sich neben sie. Gemeinsam starrten sie an die Decke.
„Schon aufgeregt?“, neckte die Braunhaarige ihren besten Freund.
Dieser kicherte wie ein kleines Mädchen. „Auf jeden Fall. Ich sehe heute NeverShoutNever Live! Weißt du wie genial das ist?“ „Ehrlich gesagt: Nein.“
D stieß Sam in die Seite und stieß ein empörtes „Ein bisschen mehr Begeisterung bitte!“ aus. Die junge Frau kicherte.
„Endlich. Treffe ich IHN! Oh mein Gott, weißt du wie gut er aussieht?“ „Du beschreibst es mit jeden Tag D. Und Seit du diese Karten hast jede 2. Minute.“
„Es wird toll! Oh, ich komme mir vor wie ein Teeny der für einen Popstar schwärmt!“, kicherte Domenic.
Sam verdrehte die Augen. Sie kannte ihren besten Freund sehr gut. Und sie wusste dass er wirklich für Christofer Drew Ingle schwärmte. Selbst das mit dem Teeny traf zu! Schließlich war der Junge Mann grade mal 19 und sie selbst 18.
„Also los, geh duschen!“, und Domenic schubste sie aus dem Bett.
Kapitel 2
„Also has du alles?“, Domenic sah seine beste Freundin abwartend an. Die Beiden saßen bereits im Auto.
„Geld, Schlüssel, Wechselklamotten, Ausweiße, Kondome... Kondome?!“, Sam sah entgeistert vom Rucksack auf ihrem Schoß hoch.
Der junge Mann grinste verlegen und zuckte mit de Schultern.
Sie verdrehte die Augen und fuhr fort: „Naja, egal. Noch mal: Schlüssel, Wasser, Permanentmarker-’’ „Wieso Schlüssel? Ich dachte du schläfst bei mir?“, fiel er ihr ins Wort. Sam grinste „Darf ich Morgen früh etwa nicht in mein Haus kommen?“ „Stimmt. Sind deine Eltern nicht da?“ „Geschäftlich unterwegs, was denkst du denn?“
Ihre Meine verfinsterte sich.
Jeder der Sam sehr gut, oder eben auch weniger gut, kannte, wusste das ihre Eltern vor Geld nur so trotzten. Und sie machten auch kein Geheimnis daraus.
Ihre Tochter aber war anders: Sie mochte das viele Geld nicht. Ihre Eltern waren nie zu Hause, immer hatten sie irgendwo Geschäfte zu regeln.
„Als Unternehmer mit einer eignen Firma muss man schließlich aufpassen wem man vertraut. Sonst ist das Geld schnell weg.“, hatte ihr Vater einmal gesagt. Allerdings passten er und seine Frau so gut auf, dass sie sogar einmal den Geburtstag ihrer damals 7-Jährigen Tochter vergasen.
Das kleine Mädchen hatte damals beschlossen ihre Eltern zu hassen, für alles was sie taten.
Sam rebilierte. Beim Umzug in die noch größere Villa am Stadtrand suchte sie sich das kleinste Zimmer raus. Sie trug nie Absatzschuhe oder Röcke, wie ihre Mutter es sich wünschte. Die Haare waren keine Wallemähne mehr wie noch vor einigen Jahren, sondern grade mal schulterlang.
Kein Klassik oder Pop, sondern Rock, Heavy Metal, Alternative, Indie und Punk dröhnte aus ihren Lautsprechern.
Auch in Sachen Freundschaft setzte sie sich gegen ihre Erzeuger durch:
Trotz Verbot traf sie sich weiterhin mit Domenic und er wurde schließlich ihr bester Freund.
Als ihre Eltern dann aber eines Tages beschlossen ins große LA zu ziehen, war selbst dieses Mädchen mit ihren Nerven am Ende. Sie wusste nicht was nun noch ging!
Irgendwann sagte sie einfach dass sie hier bleiben wollte. Sie würde nicht mitgehen, sollten diese Idioten doch ohne sie weg ziehen, meinte sie.
Wieder „gewann“ sie. Es blieb bei einem Ferienhaus dort.
Das war einer von Sams größten Triumphen gewesen. Ihre Eltern gaben schließlich auf und ließen ihre Tochter tun und lassen was sie wollte.
Jeder junge Mensch hätte sich gefreut, doch Sam wurde immer trauriger. Das Verhältnis mit ihren Eltern war schlecht. Manchmal fragte sie sich sogar ob es überhaupt noch ihre Eltern waren!
Der einzige der ihr Halt gab war Domenic. Auch wenn sein Leben eher das Gegenteil von dem seiner besten Freundin war, verstand er sie sehr gut.
Er liebte sie wie eine Schwester, und seine Liebe wurde Bedingungslos erwidert.
Denn auch sie war immer für ihn da und hatte ihm damals zum Beispiel bei seinem Outing vor seinen Eltern geholfen. D’s Elternhaus war ihr richtiges Zuhause. Seine Eltern waren ihre Eltern. Seine Geschwister waren ihre Geschwister.
Und diese Familie fing sie auf und päppelte sie in ihrer schlimmsten Lebenslage wieder auf.
Auch jetzt, als Domenic merkte das seiner besten Freundin die schlechten Erinnerungen wieder hoch kamen.
Er strich ihr übe die Wange und fragte sanft: „Alles ok?“
Sam wischte eine Träne weg, die sich aus ihren Augen gelöst hatte und antwortete: „Ja. Lass uns los fahren.“
Kapitel 3
„I’m a real big fan of yours...“, summte Domenic währen sie in der Schlange vor dem kleinen Club standen, in dem das Konzert stattfinden sollte.
Seine beste Freundin grinste und gab summend zurück: „But i’m quite the joke to you...“
D grinste zurück.
Sam war eigentlich gar kein NeverShoutNever- Fan, aber da Domenic die Songs rauf und runter hörte, kannte sie die Texte inzwischen auch ziemlich gut.
Plötzlich klingelte ihr Handy.
„Ja?“, meldete sich die Brünette am Telefon.
„Hallo mein Schätzchen! Hier ist deine Mum! Ich wollte nur mal anrufen und fragen wie es dir geht und was du so machst!“, plapperte prompt eine fröhliche Stimme drauf los.
„Hallo Karen.“, gab Sam verbissen zurück, „mir geht’s gut. Ich steh hier mit Domenic.“
Sie wusste das ihre Mutter nur Anruf, um zu kontrollieren ob ihr Kind sich immer noch mit diesem „armen Jungen der Mittelschicht“ herum trieb. Und sie liebte es ihre Eltern damit zu ärgern.
„Ach, ja?“, die Stimme ihrer Mutter bekam einen abschätzigen Klang, „Na dann. Dein Dad ist grade hier, er fliegt in 2 Stunden aber wieder. Er würde dich gerne mal kurz sprechen.“
Bevor sie wiedersprechen konnte, hörte Sam die Stimme von Kevin am Telefon.
„Hallo meine kleine Samantha!“, rief er fröhlich.
„Hallo.“, gab „die kleine Samantha“ knapp zurück.
Domenic musterte sie besorgt.
„Ich fliege gleich nach LA. Soll ich dir etwas mitbringen?“ „Nein, danke Kevin.“ „Nun gut. Wie geht es den Alexander?“
Alex war Sam’s großer Bruder. Auch er war immer ein großer Halt in ihrem Leben gewesen, bis er aber mit 16 von zuhause abhaute und in New York in eine Musiker-WG zog. Seine kleine Schwester hatte ihn vergöttert und sie war immer seine kleine Prinzessin gewesen. Das perfekte Geschwisterpaar.
„Gut.“, antwortete sie ihrem Vater. Sie war die einzige aus der Familie die Alex’ Handynummer besaß.
„Grüß ihn bitte von mir, ja?“, ihr Vater klang wie immer aufgesetzt freundlich.
Ich werde mich hüten!, dachte sie. Alex würde ausflippen wenn er von den Anrufen wüsste.
„Ja. Ich muss jetzt auflegen. Tschüss, Kevin.“, meinte sie deshalb nur abweisend. Der Mann am anderen Ende der Leitung seufzte und gab zurück: „Tschüss meine schöne Tochter.“
„Deine Eltern?“, fragte D sofort als sie ihr Handy wieder in der Hosentasche verstaut hatte. Sam nickte und seufzte.
„Komm her.“, flüsterte er und zog sie an sich. Sam drückte sich an seine große Brust.
„Die Zwei sind echt bescheuert.“, meinte Domenic und löste sich wieder von ihr, da sie gleich dran waren.
„Meine Kleine.“
Jetzt grinste er wieder und sie ging auf Zehenspitzen um ihm durchs dunkle Haar zu wuscheln.
Sam war im Gegensatz zu D wirklich klein. Eigentlich im Gegensatz zu jedem.
Mit 1, 55 m war sie wirklich ein Zwerg. Aber keinen ihrer Freunde hatte es jemals gestört, auch nicht die wenigen Kerle mit denen sie zusammen war. Sam war eben wie sie war.
Kapitel 4
„Hey! Cool das ihr heute hier seid!“, rief Christofer Drew Ingle ins Mikro und die Fans krischen. Endlich ging es los.
Auch Domenic neben Sam fiel fast in Ohnmacht, wegen dem zierlichen Jungen auf der Bühne.
Die Band dahinter beachteten eigentlich die wenigsten.
Sie begannen zu spielen. Ein Lied nach dem anderen.
Trouble, BigCityDreams, YourBiggestFan...
Nach geschätzten 3 Stunden Show verabschiedeten sich die Jungs und verließen die Bühne.
„Hammer, oder?“, der völlig verschwitze Domenic sah seine beste Freundin mit glänzenden Augen an. Diese grinste über ihn und gab zurück: „Echt super. Wollen wir gleich los oder noch kurz entspannen?“ „Ich hab noch was vor. Komm mit!“
Unbemerkt von jeglichen Leuten, zog D Sam mit nach oben, wo der Backstagebereich wartete.
„Du willst die jetzt nicht echt belästigen, oder?“, Sam sah ihren Freund fassungslos an. Dieser grinste und schob sie einfach vor sich her weiter.
„Mist, schon wieder die falsche Tür!“, wütend ruckelte der Schwarzhaarige am Türgriff rum.
Seine beste Freundin seufzte. „D, das war der 5. Versuch. Können wir nicht gehen?“ „Auf keinen Fall! Viele Türen sind’s bestimmt nicht mehr. Ich finde sie!“
Plötzlich hörten die Beiden eine Stimme rufen: „Hey, was macht ihr da? Zutritt verboten!“
Der Wachmann kam auf die Beiden zu.
„Shit!“, rief D erschrocken und wollte wegrennen, allerdings ging es nur geradeaus, und da war Sackgasse.
„So, dann kommt mal mit! An mir kommt nämlich keiner so schnell vorbei!“, meinte der Dicke als er Beide am Oberarm gepackt hatte, und sich umdrehen wollte.
„Michael?“, kam es von Hinten.
Sofort drehte der Wachmann wieder um und sah nach Hinten.
Dort standen der echte Christofer Drew Ingle und eine seiner Bandkollegen.
„Warum fässt du die Beiden so grob am Arm?“, er lächelte schief zu unserem „Aufpasser“.
„Sie wollten euch suchen und sind einfach hier rum geschlichen. Ohne Erlaubnis!“
So wie er es sagte, kam Sam langsam ein schlechtes Gewissen. Sie hätten das wirklich nicht machen dürfen.
„Ist doch nicht schlimm. Das trauen sich die wenigsten, eigentlich bin ich froh über ein paar echte Fans!“, Christofer lachte.
Seine Stimme war nicht sonderlich tief für einen Kerl. Aber sie war durchaus angenehm!
„Michael, danke dass du dich um uns sorgst, aber du kannst die Beiden echt los lassen. Wir reden gerne mit ihnen!“, der freundliche Blick mit seinen dunklen Augen ließ den Wachmann weicher werden, so dass es sie los ließ.
„Aber noch mal lass ich euch das nicht durchgehen!“, meinte er wieder streng an die Beiden gewand und schob seinen dicken Hintern durch den schmalen Gang.
Da Domenic die Knie weich wurde wenn er die Jungs nur ansah, übernahm Sam das reden.
„Danke dass du uns geholfen hast. War echt nett von dir.“, sagte sie, an Christofer gewand, „Wir gehen jetzt lieber. Komm D!“
Das Mädchen wollte ihren Kumpel grade am Unterarm nehmen und wegziehen, als der andere Typ in der Tür meinte: „Ihr könnt ruhig noch bleiben! Also, wenn ihr schon hier seid um uns zu sehen...“
„Ja!“, rief D sofort fröhlich.
„Domenic!“, zischte Sam leise. Sie wollte irgendwie nicht da rein. D’s Idee sie zu suchen war schon dämlich genug gewesen.
Doch ihr bester Freund hörte gar nicht mehr hin. Der war schon längst drinnen verschwunden.
Tag der Veröffentlichung: 12.06.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Melissa.