Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich die ganze Zeit nur meine Augen auf ihn gehaftet hatte, meine volle Konzentration nur ihm galt. Seine blonden Haare, die immer etwas aufgestellt waren, ließen ihn heiß wirken und er war heiß – das war natürlich keine Frage. Seine blauen Augen, die aber auch einen leichten Grünstich in ihnen hatten ließen ihn unschuldig wirken, doch alle wussten, dass dies nicht der Fall war. Er hatte ein leichtes Grübchen bei seiner Wange, die ihn süß, aber auch heiß zugleich, wirken ließen und auch wenn ich wollte, konnte nicht wegsehen, wenn sich dieses zeigte. Das hieß also so gut wie immer. Meine Augen hafteten wieder auf ihn und ich konnte mich noch daran erinnern, dass er wegen einem Witz gelacht hatte, den ich von der Weite aus nicht gesehen hatte und genau da zeigte sich dieses eine Grübchen, welches ich so sehr liebte.
Meine Schwärmerei lief schon ungefähr zwei Jahre lang, wenn wir es von diesem Tag aus sahen. Ich hatte mich in ihn verguckt, als ich das erste Mal die Schule betreten hatte. Meine Mutter war nach Irland gezogen und so musste ich wohl oder übel mit. Jetzt konnte ich nicht verstehen, warum ich am Anfang so dagegen war. Ich hatte keinen Grund, in der Schule war ich nicht beliebt, Hobbys hatte ich auch keine. Doch irgendwie wollte ich nicht von England weg. Vielleicht weil ich seit meiner Kindheit dort gelebt hatte? Ich wusste es nicht so genau.
Aber ich bereute nicht, dass ich meine Mutter nicht überredet hatte. So hätte ich den blonden Iren, der zufällig Niall hieß, nicht kennengelernt. Obwohl, kennengelernt konnte man das nicht nennen. Ich wusste nicht einmal, ob er wusste wer ich war. Wir gingen in die gleiche Klasse, doch er beachtete mich nicht. Es war aber nicht so, als hätte ich je einen Versuch gestartet mit ihm zu reden. Ich wurde als der Stille eingestuft, als der Unschuldige, der nicht eine einzige Erfahrung mit Frauen – sie wussten ja nicht einmal, dass ich schwul war – hatte. Gemobbt wurde ich nicht, doch ich wusste, dass sie mich nicht ausstehen konnten. Natürlich hatte ich auch Freunde dort wo ich lebte, aber diese waren meistens älter und gingen in andere Klassen und hatten somit auch andere Mittagspausen, als wir. Denn diese hatten länger Schule, damit sie mehr Stoff in ihre Köpfe brachten.
Ich seufzte auf, als ich meinen Blick endlich abwandte und auf mein Essen starrte. Es gab Kartoffelpüree mit Wurst, doch ich hatte keinen Hunger. Also stand ich auf, stellte das Tablett in die Ablage und ging aus der Cafeteria. Zwar hatte ich noch eine halbe Stunde, bis ich in der Klasse sein musste, doch ich wollte beim Starren nicht erwischt werden. Aber Niall war einfach heiß – und bestreiten konnte das niemand.
Die Tür der Cafeteria ging auf und wie erwartet trat Niall heraus, mit einem Mädchen an seinen Hals geschlungen. Gleich darauf trafen ihre Lippen sich. Ich verzog leicht das Gesicht. Niall war dafür bekannt, dass er öfter mit einem Mädchen eine Beziehung hatte und sie dann fallen ließ, wie ein Stück Sack. Was ich aber auch wusste, war, dass er dies auch schon mit Jungs gemacht hatte. Ich verstand nicht, warum er das tat. Es gab keinen Grund, immer jede Woche mindestens ein Herz zu brechen. Oder immer einem Herz Hoffnung zu geben, wie zum Beispiel meinem.
Ich konnte sehen, wie er sie leicht angrinste und mit dem Kopf Richtung Toilette zeigte und sie ihm folgte. Es war nicht schwer sich zusammenzureimen, was darin passieren würde. Ich fühlte mich schlecht, wenn ich daran dachte. Klar, es war meine schuld, ich redete mit niemanden. Es war kein Wunder, wenn er wirklich nicht wusste wer ich war.
Ich wandte schnell meinen Kopf ab.
Er ist nur ein Kerl, es ist klar, dass er auch so seine Bedürfnisse hat. Ich seufzte. Aber muss das unbedingt in der Schule sein? Dort wo es jeder bemerken konnte? Klar, der Reiz machte alles aus. Ich konnte mir vorstellen, dass das Mädchen sicher jetzt im Himmel war. Ich kannte sie, eigentlich war sie recht unbekannt. Und hübsch. Ich verstand Niall bei dieser Stelle, auch wenn ich auf Jungs stand.
Trotzdem konnte ich nicht anders, als Wut auf das Mädchen zu verspüren. Sie hatte das, was sich viele – ich – wünschten. Es war so etwas wie ein Imageaufschwung, wenn man mit ihm schlief, oder nur einmal mit ihm zusammen war. Deswegen schliefen viele Mädchen mit ihm und ich fand, dass dies einfach schlampenhaft war, wie sich die Mädchen benahmen. Obwohl Niall genauso war, doch die Mädchen hatten selbst Pech, wenn sie sich mit ihm einließen. Aber von wem sprach ich eigentlich? Hätte ich Chance dazu, ich würde definitiv ja sagen.
Ich lehnte an meinen Spind, als die zwei wieder aus dem WC kamen. Seine Haare waren komplett durcheinander und ein dreckiges Grinsen lag auf seinem Gesicht. Sie erwiderte es und richtete ihre Haare so, dass sie einigermaßen normal aussahen. Man sah keine Hinweise mehr dafür, was vorher in der Toilette passiert war und Gott sei Dank ist das auch so. Auch wenn Niall heiß aussah, mit den Haaren auf seinem Kopf, die nur wirr abstanden, wollte ich das Mädchen neben ihm nicht so mit ihm sehen.
Mein Blick wanderte einmal von seinen Augen, die das Mädchen wild anblitzten, zu seinem T-Shirt welches nur etwas verrutscht war. Schnell wandte ich den Blick ab, als Niall Anstalten machte zu gehen, obwohl wir nur noch zehn Minuten hatten, wenn sogar. Viele Menschen waren jetzt schon im Gang verteilt, es hatte zur Pause geklingelt, die fünf Minuten lang dauerte. Also waren es fünf Minuten die wir noch hatten – schön zu wissen.
Der Weg zur Turnhalle war nicht lang. Ja, wir hatten jetzt Turnen und eins konnte ich sagen – Niall in kurzer Hose, einem Sport-Shirt, das tat mir und vor allem den Mädchen nicht gut. Denn in der Oberstufe hatten wir alle zusammen Turnen, obwohl die Mädchen eh nichts taten, während wir Fußball, Basketball und was weiß ich spielen mussten. Ach und rennen, davon waren die Mädchen auch verschont, während der Turnlehrer nur uns Jungs zusammenschrie. Ich hasste ihn, doch ich konnte Niall sehen, wenn er verschwitzt um den Fußballplatz rannte und eins muss ich euch sagen – heiß war er wirklich, wenn er das tat. Das fanden auch die Mädchen, die immer nur Augen für ihn hatten. Er grinste nur und winkte ihnen zu, wenn sie ihn mal anschauten.
Ich verdrehte immer die Augen, wenn das passierte. Denn dies war unnötig, ich meinte, jeder wusste, dass sie nie eine Chance bei ihm haben würden, jedenfalls nicht für eine längere Zeitspanne.
Wenigstens schafften sie es, mich würde er nie beachten.
Die Stunde begann und die Mädchen hatten wieder nichts anderes zu tun, als zu Tuscheln und die heißesten Jungs in der Klasse zu beschmachten. Ich verdrehte die Augen und rannte auch los, als der Turnlehrer uns zehn Runden um den Sportplatz laufen ließ. Es war nichts Anstrengendes für mich, ich laufe auch jeden Morgen um die fünf Kilometer, wenn ich auch rechtzeitig aufstand.
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Sport war recht schnell vorbei. Ich hatte meinen Blick immer bei Niall, der die ganze Zeit Versuche startete, die Mädchen zu beeindrucken, was er eigentlich auch schon ohne diese tat. Er sah heiß aus, wenn seine Haare verschwitzt an seinem Kopf klebten und mal nicht hochgestellt waren, was sie aber nach Turnen, da er sich da seine Haare immer wieder mi Haarspray wieder hochstellte, nicht mehr taten. Irgendwie sah er damit auch süß aus.
Ich packte meine Sachen in die Sporttasche und wollte gerade den Saal verlassen, als ich ein Gespräch aufschnappte. Schnell blieb ich stehen, als ich meinen Namen hörte. „Dieser Liam, kennt ihn jemand von euch?“, hörte ich einen Freund von Niall sprechen. „Ich weiß nur, dass er seit zwei Jahren in unsere Klasse geht.“ Niall zuckte mit seinen Schultern. „Er starrt die ganze Zeit in deine Richtung, Niall.“ Ein Lachen ertönte. „Soll er doch, wer würde denn nicht auf mich schauen?“ Da musste ich ihm leider Recht geben. „Aber für mich ist Liam nichts. Mein Typ ist er auch nicht und recht still ist er auch. Ich mag ihn irgendwie nicht.“ Okay das tat weh.
Ich machte die Türe so leise wie es ging auf, dafür haute ich sie umso lauter zu. Der Krach hallte durch den ganzen Flur, doch dieser war ziemlich leer. Ich war traurig, verletzt, aber auch wütend. Wenigstens wusste er, wer ich war. Ja, aber auch nur, dass du der Junge bist, der seit zwei Jahren in seine Klasse geht.
Die vereinzelten Blicke der Leute wurden auf mich gerichtet, doch als sie sahen, dass es nur ich war, drehten sie sich wieder zu dem um, was sie zu tun hatten und ließen mich in Ruhe. Mit schnellen Schritten ging ich aus der Schule raus, ich hatte frei. Ich wusste nicht, was daran so wichtig war, nach der Mittagspause nur zwei Stunden Sport zu haben, denn meiner Meinung nach, war dies unnötig. Vor allem, wäre heute kein Sport, würde ich nicht dieses scheiß Gefühl gerade verspüren.
Ich sah mich um. Ein paar Leute standen hier und da, lachten über verschiedene Sachen. Mein Blick wanderte zu dem kleinen Park, der gegenüber unserer Schule lag. Ich konnte niemanden ausmachen, der sich dort aufhielt, als ging ich schnurstracks dorthin und setzte mich auf die Bank, die etwas untergekommen aussah. Mir machte dies aber nichts aus, solange diese nicht zusammenbrach.
Mein Kopf hatte ich in meinen Händen vergraben und ich versuchte – auch wenn ich ein richtiges Drama daraus machte – meine Gedanken zu ordnen. Er hatte nur gesagt, dass er mich nicht mochte. Das konnte ja jeden passieren, oder nicht? So sicher war ich mir nicht. Ich hasste es, wenn man über mich urteilte, ohne mich zu kennen und wenn das Niall tat, tat das umso mehr weh.
Ein leiser Schluchzer entkam mir, doch ich versuchte aufzuhören mir so viele Gedanken darüber zu machen. Ich musste deswegen nicht heulen – denn Jungs heulten nicht, nicht wahr? Ich hörte, wie entfernt auf einmal jemand anfing zu lachen. Schnell schaute ich auf. Ich hatte nur kurz geheult – wenn man das so nennen konnte – also waren meine Augen nicht rot, sodass man nicht sah, dass ich gerade verletzt war. Hoffentlich.
„Wen haben wir da?“ Ich sah einen Jungen, etwas älter als ich, an einen Baum gelehnt, der nur wenige Meter neben mir stand. Schwarzer Eyeliner schmückten seine Augen und machten diese dunkler. Ich sah die Tattoos, die unter seinem T-Shirt hervorkamen und seinen Hals, wie seine Arme zierten. „Die Schule ist da drüben, Kleiner“, lachte dieser und zeigte nach vorne. „Oder schwänzt der Streber Schule?“ „I-Ich-“ „Also lag ich Recht. Du schwänzt?“ Ein Grinsen zierte sein Gesicht und ich schluckte leicht. „N-Nein.“ „War ja klar. Ein Streber kann sich nicht erlauben nicht die Schule zu besuchen.“ Der schwarzhaarige leckte sich leicht über die Lippen.
„Wurdest du verarscht, oder warum sitzt du hier und heulst?“ „Ich heule n-nicht.“ „Klar, tust du nicht.“ Er winkte ab und setzte sich neben mich, während die Bank knarrte. Er legte seine Arme über diese und lehnte sich zurück. „Also, was treibt dich hierher, ganz alleine.“ „Darf man nicht hier sitzen?“ „Wow, du stotterst nicht mehr.“
Ach echt, wäre mir nicht aufgefallen.
„Ich gehe lieber.“ Ich starrte ihn an und wollte aufstehen, als er mich zurückzog. „Na, na, na. Nicht so schnell. Ich weiß nicht mal deinen Namen, oder was dich hierherbringt. Der Park ist eigentlich immer mein Gebiet gewesen. Wundert mich, dass du das nicht weißt. Also, wenn du schon hier bist, kannst du mir ja dein Herz ausschütten.“ Ich hörte einen leichten Ton der Belustigung in seiner Stimme.
Ist ja sehr witzig.
„Darf man nicht hier sitzen?“ „Und heulen, wolltest du sicher noch dazu hängen.“
Wie auch immer.
„Doch klar“, sagte er. „Na dann.“ Dann war es still. Ich konnte sehen, wie er die Augen verdrehte. „Also?“ „Was?“ Dumm stellen ist die beste Lösung, nicht wahr? „Warum bist du hier? Hat dir ein Mädchen den Kopf verdreht?“ Ich blieb still. „Also ist es das?“, fragte er mich. „Nein.“ „Sieht aber nicht so aus.“ Ich verdrehte die Augen. „Weißt du was, ich hab keinen Bock auf dieses Gespräch. Lässt du mich gehen, wenn ich dir sage, dass ich schwul bin?“
Für einen Moment starrte er mich nur an und blinzelte etwas schneller, bis er grinste. „Also geht es um einen Jungen.“ Ich nickte und machte wieder Anstalten zu gehen, doch er hielt mich zurück. „Ich kann verstehen, warum er dich nicht mag. Du bist zu schüchtern und viel zu unsicher. Ach und unerfahren, wenn ich das jetzt einmal so sagen kann.“ Ich schluckte leicht, als ich nickte. Was will dieser Kerl von mir.
„Du bist süß.“ Meine Wangen wurden rot. „Okay, ich werde dir helfen.“ „Bei was?“ „Denkst du, es bringt dir was, wenn du dich dumm stellst? Ich werde dir natürlich helfen, diesen Jungen zu bekommen.“ „Wie kommst du überhaupt darauf, dass er mich nicht mag?“ „Babe, das sieht man einfach.“ Und dann kam er mir näher. „Aber wenn ich dir einmal helfe, dann musst du auch das machen, was ich dir sage.“ Der Atem von ihm stieß auf mein Ohr, als er dies zu mir flüsterte. „Ich habe nicht einmal ja gesagt.“ „Das ist mir egal. Ich weiß dass du das willst.“ Dann stand er auf und drehte sich noch kurz zu mir. „Morgen um die gleiche Uhrzeit hier.“ „Ich habe aber Schule, al-“ „Wie gesagt, du tust was ich dir sage.“ Und dann ging er einfach weg und ich starrte ihm hinterher, bis sein Rücken nicht mehr zu sehen war.
Was war das gerade?
Seitdem der komische Junge weggegangen war, wusste ich nicht, über was ich mir jetzt mehr Sorgen machen sollte. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Erst wanderten sie zu Niall. Ich wusste nicht, was ihn dazu veranlasste schlecht von mir zu denken. Ich hatte ihm nie etwas getan.
Vielleicht war ja auch das, das Problem.
Ich hatte nie mit ihm geredet. Vielleicht lag auch darin meine Schuld. Meine Schüchternheit hielt mich davon ab, ihn anzusprechen. Es konnte auch daran liegen, dass er einfach viel zu selbstbewusst für mich auftrat und ich Angst hatte, dass wenn ich ihn anredete, er mich einfach auslachen und vor der ganzen Klasse runtermachen würde. Ich wusste es nicht so genau.
Dann war da auch noch dieser schwarzhaarige Junge, dessen Name ich gar nicht wusste. Warum hatte er mir seine Hilfe angeboten? Ich wollte sie nicht.
Okay, vielleicht war das gelogen.
Eine Seite in mir wollte unbedingt die Hilfe von ihm annehmen und dann gab es da noch meine Angst, die die andere Seite widerspiegelte. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn ich einfach nicht auftauchte. Dafür müsste ich Mathe schwänzen – und ich konnte mir genau das nicht erlauben. Zwar war ich gut in der Schule – mit einem stolzen 1,4 Notendurchschnitt – trotzdem konnte ich nicht so einfach schwänzen. Obwohl ich vortäuschen konnte, das ich krank war. Nein. Das würde bedeuten, dass ich lügen würde und wenn ich sage, dass ich nicht lügen konnte, dann konnte ich das auch nicht. Also fiel diese Option aus.
Wenn ich wirklich schwänzen würde, dann würde eh niemand wissen, wo ich gerade steckte. Niemand hatte meine Telefonnummer und wenn es meine Mutter erfahren würde, wäre es ihr im Prinzip egal. Sie interessierte sich nicht dafür, was ich in der Schule schaffte. Die einzige Bedingung von ihr war, dass ich nie mit einem guten Erfolg nach Hause kam, sondern mit einem ausgezeichneten. Immer musste ich besser als der Durchschnitt sein. Wenn ich es dann aber schaffte, dann wurde ich nicht gelobt. Außer von meiner Großmutter, die ich nur selten sah.
Ich starrte die restliche Zeit geradeaus. Nach Hause wollte ich auf gar keinen Fall, also blieb ich einfach sitzen und blickte gen Himmel. Dichte Wolken breiteten sich aus und ließen die Sonne kaum durch. Es wurde etwas kälter im Schatten und die Kälte ließ mich leicht frösteln. Die dünne Jacke gab kaum Schutz und so musste ich mich mit meinen Armen wärmen, die ich verschränkte. Gleich darauf entschied ich mich doch dazu, nach Hause zu gehen.
Eigentlich würde es nur zwanzig Minuten dauern, wenn ich die U-Bahn nahm. Doch ich wollte, wie ich schon erwähnt hatte, nicht so schnell nach Hause. Das einzige Problem war nur, dass mir kalt war und ich Hunger hatte. Mein Geld reichte nicht, um irgendwohin essen zu gehen, außer zum McDonald’s, oder einer anderen Fast Food Kette, doch ich wollte nicht fetter werden, als ich es eh schon war.
Ich legte schon über eine halbe Stunde Fußweg zurück, als ich unser Haus erblickte. Es lag in einer schöneren Gegend, die ich verabscheute. Hier lebten nur eingebildete Leute, die meinten, sie würden sich alles leisten können und zu meinem Pech war das auch so. Bis auf unsere Familie, wir hatten nur eine Menge Geld und genau dieses Haus vererbt bekommen, als mein Großvater starb. Er hatte eine eigene Firma geleitet, die meine Mum übernommen hatte, also war sie auch dementsprechend nicht sehr oft zu Hause.
Nicht, dass es mir was ausmachen würde.
Meine Schritte verlangsamten sich. Ich hatte nicht besonders große Lust schon zu Hause herumzusitzen. Doch auch wenn heute eigentlich ein warmer Tag war, breitete sich jetzt ein kalter Wind aus, der in meine Richtung wehte. Eine Gänsehaut überzog meine Arme und auch wenn ich es eigentlich vermeiden wollte, ging ich dann doch so schnell ich konnte die letzten paar Meter. Es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, bis ich die Stiegen hinauf stieg und die Tür mit meinem Schlüssel aufsperrte.
„Hallo?“, rief ich ins Haus, doch es kam keine Antwort.
Wie zu erwarten.
Ich seufzte auf und fuhr mir mit der Hand einmal übers Gesicht. Danach ging ich in die Küche und holte mir zwei Äpfel, die ich mir in mein Zimmer mitnahm. Mein Raum war recht klein, im Gegensatz zum Rest der Wohnung. Es war aber mein Zufluchtsort, wenn meine Mutter einmal zu Hause war. Denn immer hatte sie etwas an mir auszusetzen.
Vielleicht war auch das der Grund, warum ich Niall nicht ansprechen konnte. Ich hatte Angst, dass er genauso viele Fehler in mir sah, wie es meine Mutter tat, oder er mir sagte, dass ich sie hatte.
Aber es stimmte, ich war einfach zu still, zu nichts zu gebrauchen und zu dick.
Meine Mutter wollte eigentlich immer eine Tochter haben und als sich mein Dad von ihr trennte, war sie noch schlimmer geworden. Sie wollte, dass ich so wenig aß, wie es ein Mädchen tat, dass ich so gute Noten schrieb, wie es das perfekte Mädchen tat und das ich mich genauso pflegte und auf meine Klamotten achtete. Gott sei Dank konnte ich noch das tragen, dass ich wollte.
Ich blickte zu meinem Bett, bei dem die Decke unordentlich zerknüllt war und fast auf den Boden flog. Das Kissen lag flach am oberen Ende des Bettes und hatte noch immer eine kleine Vertiefung dort, wo ich meinen Kopf liegen gehabt hatte, als ich heute aufgestanden war. Ich hatte bis jetzt keine Zeit gehabt, mein Zimmer aufzuräumen, also schaute es auch dementsprechend aus. Mein Schreibtisch war mit allem Möglichen vollgeräumt, nur nicht mit den Sachen, die dort eigentlich liegen sollten. Das einzig Ordentliche hier war die Couch, die am anderen Ende des Zimmers und gegenüber eines Fernsehers stand. Der Tisch, der davor stand, war auch noch einigermaßen sauber, bis auf ein paar Plastikfalschen, die diesen zierten.
Also beschloss ich mich dazu, mich auf das Sofa zu legen und ein bisschen fernzuschauen. Meine Gedanken waren völlig durcheinander und so konnte ich wenigstens für ein paar Minuten, wenn auch Stunden, abschalten, bevor ich das Problem ‚Komischer Punk, dessen Namen ich nicht wusste‘ wieder anschnitt.
Die Zeit verging dann wie im Flug. Ich schaute mir ein paar Fußballspiele an, die gerade so in den Kanälen gezeigt wurden. Manche waren nur Wiederholungen, deren Ergebnisse schon seit längerem bekannt waren. Eigentlich liebte ich den Sport, doch ich konnte ihn nicht spielen. Zu viel Angst hatte ich, dass mich alle auslachen würden, wenn ich für das Team vorspielen würde. Also ließ ich es lieber bleiben.
Vielleicht brachte mich dieser Gedankengang kein Stück weiter Richtung Niall Horan. Ich war mir sogar sicher, dass ich ganz sicher nie seine Meinung über mich ändern konnte, da ich einfach zu viel Angst hatte nur ein Wort mit ihm zu reden. Diese Unsicherheit hasste ich, dennoch konnte ich nichts dagegen unternehmen.
Bis jetzt.
Auf einmal spielte sich die Begegnung mit dem Unbekannten vor meinem geistigen Auge ab und brachte mich dazu, doch den Vorschlag in Erwägung zu ziehen, auch wenn das hieß zu schwänzen. Ich konnte ja durch die ganze Aktion etwas lernen und vielleicht brachte mir dieser ‚Unterricht‘, den er mir angeboten hatte, etwas.
Also beschloss ich, auch wenn eine Seite von mir nicht damit einverstanden war, morgen Mathe zu schwänzen und zu schauen, was der Punk mit mir vorhatte. Denn irgendwie hatte ich doch Angst davor, ihm in die Augen zu treten, doch irgendwie freute ich mich doch darauf.
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Ein lautes Klingeln weckte mich auf. Grummelnd streckte ich meine Hand aus und versuchte mein Handy von dem Nachttischkästchen zu holen. Nach ein paar Versuchen konnte ich das Gerät durch meine Handfläche hindurch spüren und somit zog ich es auch gleich darauf zu mir. Ich öffnete meine Augen, sodass ich den Bildschirm erkennen und den Wecker ausschalten konnte. Die schrille Musik, die ich extra eingestellt hatte, machte mich wahnsinnig. Doch sie weckte mich auch gleichzeitig auf.
Ich flog fast aus dem Bett, als ich mich um 180 Grad drehte. Gerade noch konnte ich mich halten, bevor ich mit meinem schweren Körper auf den Boden flog. Es war eine etwas zu schnelle Handlung für dass ich gerade erst aufgestanden war, also wurde mir leicht schwindelig, was ich aber relativ leicht verdrängte. Meine Füße schwang ich über das Bett auf den Boden und legte meine Fußsohle so auf diesen, dass ich aufstehen konnte, während ich meinen Kopf hielt und den leichten Schwindel so etwas verringerte.
Ich hievte meinen Körper nach oben und ging ein paar Schritte in Richtung Badezimmer, indem ich mich in die Dusche stellte. Ich wusch meine Haare gleich mit, die relativ schnell trockneten, also somit auch nicht viel Zeit in Anspruch nahmen. Als ich fertig war, meinen Körper abzuduschen, ging ich aus der Dusche und nahm mir ein Handtuch, welches ich über meine Hüften wickelte. Gleich danach ging ich hinüber zum Waschbecken, welches direkt neben der Dusche montiert war.
Meine Hand griff zur grünen Zahnbürste und hielt diese unter das Wasser, bevor ich die Tube nahm und Zahnpasta auf diese draufgab. Als ich fertig war mit dem Zähneputzen nahm ich mir das Handtuch, welches noch immer um meine Hüfte gewickelt war, und trocknete damit meine Haare einigermaßen. Danach nahm ich meine Bürste und meinen Föhn, um meine Haare nach oben zu stylen.
Das Alles verlangte ungefähr zwanzig Minuten meiner Zeit ab. Also hatte ich noch eine halbe Stunde um mich anzuziehen, mir Frühstück zu machen und dann das Haus zu verlassen. Also wanderten meine Füße in mein Zimmer und direkt zum Kleiderkasten, um darauf ein einfaches T-Shirt zu nehmen und eine Jeans. Natürlich auch eine Boxershorts und eine Jacke, die mich, falls es heute wieder kalt sein würde, etwas wärmer halten würde.
Als ich mich fertig angezogen hatte, ging ich herunter. Ich sah meine Mutter, die wohl spät am Abend nach Hause gekommen war und jetzt wieder los musste. „Mum.“ Sie schenkte mir nur einen Blick bevor sie auf meine Taten blickte, die gerade vorhatten mir ein Müsli in die Schüssel zu schütten. „Du weißt, dass das viele Kalorien hat, mein Kind. Nimm dir doch zum Frühstück Obst. Und ich muss jetzt los.“ Gleich darauf war sie weg.
Ich seufzte, jeden Morgen musste ich mir dasselbe immer und immer wieder anhören. Also nahm ich mir zwei Äpfel, eine Banane und aß sie schnell auf, bevor ich meine Schultasche nahm, diese über meine Schultern warf und das Haus verließ.
Diesmal nahm ich die U-Bahn, die nur fünf Minuten von dem Haus entfernt war.
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Der Unterricht verlief heute langsam. Trotzdem hörte ich in jedem Fach zu, da ich nicht wollte, dass meine Mitarbeit an Leistung verlor. Also saß ich immer gerade da, schrieb alles mit, was der Lehrer an die Tafel schrieb, oder wichtiges sagte und zeigte auf, wenn ich die Antwort zu einer Frage einmal wusste. Die Leute seufzten immer genervt auf, wenn ich die richtige Aussage traf und lagen vollkommen unmotiviert da. Bis wir Musik hatten.
Denn das war dann das Fach, welches ich am meisten hasste. Nicht, dass ich darin schlecht war, nein. Aber unser Musiklehrer bevorzugte die Schüler, die singen und ein Instrument spielen konnten, und gab ihnen von voraus eine eins, während die anderen Schüler, wie ich zum Beispiel, auf alle seinen Tests eine gute Note schreiben mussten, um wenigstens eine zwei zu schreiben. Doch dies war nicht so schwer, da er immer genau die Fragen stellte, die ich am leichtesten empfand.
Als der Unterricht dann zu Ende war und die Mittagspause anstand, befand ich mich mitten in der Cafeteria und nahm mir das heutige Essen von dem Buffet. Es gab Gemüse mit Naturschnitzel. Ich verzog etwas die Nase, da dieses nicht gerade gut genießbar aussah, doch ich aß es trotzdem auf.
Und da wanderten meine Augen wieder zu Niall, der mit ein paar Personen bei seinem Tisch aß und lachte. Ein Arm lag um die Person, die er gestern noch im Flur abgeknutscht hatte. Seine Grübchen waren wieder zu sehen und wieder tat ich nichts anderes, als starren. Nun ja, bis auf einmal derjenige neben ihn auf mich schaute und Niall an stupste und etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin ich meinen Kopf drehte, um Peinlichkeiten zu vermeiden.
Leises Gelächter war von ihren Tisch aus zu vernehmen und als ich meinen Kopf wieder drehte, schaute ich direkt in Nialls Augen, die mich nur belustigt anblickten. Doch ich war zu schüchtern, um den Blick zu erwidern, also wendete ich meinen Blick ab und blickte peinlich berührt auf das Essen, welches ich mit meiner Gabel durchstocherte. Dann kam mir wieder in den Sinn, was Niall gestern zu seinen Freunden gesagt hatte und irgendwie war ich auf einmal traurig, auch wenn ich keinen Grund dazu sah.
Also stand ich auf, nahm das Tablett und stellte es in die Ablage und verließ, wie ich es auch gestern getan hatte, frühzeitig den Raum und stellte mich zu meinem Spind, um mir die Sachen für die nächste Stunde zu holen. Denn nach Englisch – dieses Fach hatte ich jetzt – würde ich wohl oder übel schwänzen müssen.
„Sieh mal einer an, Liam, so heißt du doch?“ Ich schreckte hoch, als ich eine mir unbekannte Stimme hörte, die aber zu einem Gesicht gehörte, welches ich dafür gut kannte. Es war das Mädchen, welches die ganze Woche schon mit Niall herumhang.
„Was willst du?“, fragte ich leise und starrte sie mit großen Augen an. Sie verdrehte nur die Augen und verschränkte ihre Hände vor ihrer Brust, bevor sie sich gegenüber bei den Spinden anlehnte und mich höhnisch angrinste.
Schlampe.
„Wissen, warum du die ganze Zeit Niall anstarrst. Nicht, dass es von großer Bedeutung wäre, weil er sich so oder so nie für dich interessieren würde. Ach und ich soll dir ausrichten, dass Niall es nicht gut heißt von einem Loser angestarrt zu werden. Das ruiniert seinen Ruf, weißt du.“ Ich ballte meine Hand zu einer Faust, aber sagte nichts dazu, ließ sie weiterreden.
„Und er hat eine Freundin. Die erste, die auch mit ihm zusammenbleiben wird. Also bitte, du irritierst uns alle nur mit deinen Blicken und ich will dir auch nur helfen. Niall lacht schon über dich.“ Meine Augen wurden zu Schlitzen, als ich einen Schritt auf sie zumachte.
„Ich hab’s verstanden. Du kannst jetzt gehen.“ Sie lächelte mich nur unschuldig an und ging dann davon. „Ich wollte es dir nur gesagt haben.“ Und dann war sie verschwunden, durch die Tür, die zur Cafeteria führte.
Und mit so etwas gibt sich Niall ab.
Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte den Schmerz zu ignorieren, der sich durch meine Brust zog, als würde ein Messer ansetzen und langsam und qualvoll immer tiefer gleiten. Denn auch wenn ich ihren Worten keinen Glauben schenken sollte, tat ich es trotzdem.
Sie würde mich ja auch nicht anlügen, nicht wahr?
Also knallte ich die Spind Tür so laut zu, dass es wohl jeder im Flur gehört haben musste. Ein paar Augen wanderten belustigt zu mir, die aber dann etwas Interessanteres in dem fanden, was sie gerade taten, also ging ich ohne weitere Aufmerksamkeit zu dem Klassenzimmer, in dem ich Englisch haben würde.
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Die zwei Stunden vergingen schleppend und ich hatte wirklich einen kurzen Moment Schlaf in Erwägung gezogen. Doch der Gedanke wurde schnell verdrängt. Die Klingel ertönte dann endlich und die Lehrerin gab uns noch eine Hausaufgabe bis Freitag auf, welche wohl niemand machen würde.
Seufzend packte ich meine Sachen zusammen, während die Anderen genau dasselbe taten, doch um in den Mathesaal zu gelangen, im Gegensatz zu mir. Ich war noch immer etwas geschockt von mir selbst, dass ich ernsthaft in Erwägung zog zu schwänzen.
Ich hatte aber meine Entscheidung getroffen. Also warf ich mir die Schultasche um die Schulter und verließ den Raum, um in Richtung Ausgang (oder auch Eingang, wie man es auch nennen mag) zu gehen. Als ich aber die Richtung zum Park einschlug, schnappte ich ein Gespräch auf, welches von zwei älteren Damen und einer ungefähr vierzehnjährigen mit einem Skateboard geführt wurde.
„Mum, warum darf ich nicht in den Park?“ Ich hörte ihren genervten Ton von hier und musste leicht schmunzeln. „Es ist gefährlich dort reinzugehen.“ Jetzt blickte ich verwirrt, genauso wie der kleine Junge. Denn ich fand nichts an dem Park gefährlich oder unheimlich.
„Warum denn?“ Jetzt mischte sich die andere Dame ein. „Es kursiert ein Gerücht herum, dass dort ein Mann lebt, der raucht und total viele Tattoos hat.“ „Und?“, fragte das Mädchen trotzig, während sie einen Fuß auf das Skateboard setzte.
„Er ist gefährlich, Jane.“ Und somit zogen die zwei Frauen den Teenager mit sich mit und starrten sich gegenseitig angewidert an. Ich wusste sofort, von wem die zwei Damen geredet hatten und ich konnte nicht nachvollziehen, warum die zwei das gesagt hatten. Doch dann fiel mir ein, dass er meinte, dass der Park seiner war. Und jetzt wurde mir auch klar, was er damit gemeint hatte.
Trotzdem setzte ich meinen Weg fort und ging durch den schmalen Pfad hindurch zu dem Park, in dem wieder eine große Wiese, aber auch Skaterampen standen, die ich gestern gar nicht bemerkt hatte. Also wollte das Mädchen deswegen hierher.
„Sieh mal einer an, da schwänzt ja wirklich jemand.“ Ein raues Lachen erklang vor mir und ich sah den Punk wieder, der an dem Baum gelehnt dastand und an einer Zigarette zog, bevor er den Rauch ausatmete und diese auf den Boden schmiss, um sie auszutreten.
Umweltverschmutzer.
„Schöner Tag heute, nicht wahr?“ Ich verdrehte die Augen und erwiderte: „Ich dachte, dass du mir helfen wolltest.“ „Ja, schön langsam, Sweetheart. Ich tue auch das, was ich dir versprochen habe. Also entspann dich.“ Also setzte ich mich hin und lehnte mich zurück.
„Wie willst du mir also helfen?“ „Babe, das sind zu viele Fragen. Wie wär’s, wenn du mir erst einmal deinen Namen sagst. Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt.“ „Liam.“ Er blickte mich auffordernd an, damit ich ihm noch meinen Nachnamen sagte. Schon wieder hatte ich den Drang dazu, die Augen zu verdrehen, doch beließ es bei einem einfachen Kopfschütteln. „Payne.“ Dann war ich an der Reihe seinen Blick zu wiederholen und er seufzte auf. „Du solltest echt aufhören, immer Fragen zu stellen. Ich bin Zayn.“ „Und ich erfahre deinen Nachnamen nicht?“ „Siehst du, schon wieder eine Frage. Aber nein, gib dich mit meinem Vornamen zufrieden.“
Also hieß er Zayn. Der Name passte zu ihm, doch er klang eindeutig süßer, als derjenige vor mir eigentlich war. Seine Tattoos wurden nämlich von seinem T-Shirt aus sehr gut zur Schau gestellt und man konnte jedes einzelne von ihnen gut betrachten. Nun ja, bis auf die wenigen, die unter seinem Oberteil verschwanden.
„Okay, jetzt können wir anfangen. Wie gesagt, ich werde dir helfen, diesen Jungen zu bekommen. Das heißt aber erst einmal, dass wir dir etwas Anständiges zum Tragen kaufen. Du läufst herum, wie ein Streber.“ Seine Augen wanderten von meinem einfachen Oberteil bis hin zu meiner viel zu weiten Jeans. „Ja, das müssen wir unbedingt tun.“
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Der Weg zum Shopping Center war lang und wir sprachen den halben Weg dorthin kein Wort. Ich bereute es etwas, dass ich die Schule geschwänzt hatte und fühlte mich dementsprechend schlecht, doch ein Teil in mir freute sich, dass er wirklich half und mir ‚anständige Sachen‘ kaufte, wobei ich meine Sachen ganz okay fand.
Als wir fast angekommen waren, fing er auf einmal an zu reden. „Hast du überhaupt Erfahrungen mit Jungs?“, fragte er mich mit einer Augenbraue in der Höhe und ich schüttelte den Kopf und wurde rot, als ich Zayns Lachen hörte. „Nicht einmal ein Kuss?“ Wieder machte ich eine verneinende Bewegung mit meinem Kopf und die Situation wurde mir sichtlich unangenehm.
„Okay, das müssen wir ändern.“ Er blieb stehen, als wir bei einer kleinen Gasse ankamen, die sich als eine Sackgasse herausstellte. Er zog mich dort herein und lehnte sich dann an die Wand und drückte mich nicht gegen sie, so wie ich es erwartet hatte. „Aus dir wird man echt nicht schlau“, murmelte ich, doch ich verstummte, als ich seinen Blick auf mir spürte.
„Also du hast noch nie einen Jungen geküsst, dann sind wir wesentlich weiter hinten, als ich gedacht hätte. Dieser Junge wird sicher schon mehr Erfahrung als du haben, habe ich recht?“ Ich nickte langsam und er murmelte so etwas wie ‚Hab ich’s doch gewusst‘, bevor sein Kopf wieder mir zugewandt war.
„Dann werde ich dir zeigen, wie man einen Jungen küsst.“
Meine Wangen färbten sich automatisch rot. „Ich dachte, wir wollten einkaufen gehen.“ „Das kann warten.“ Und dann drückte er mich doch gegen die Wand, welche nicht gerade die bequemste Position war. „Du weißt, wie küssen funktioniert, oder nicht?“ „Was ist das für eine Frage?“ Ich blickte ihn verwirrt an. Das wussten sogar fünfjährige Kinder, die sich bei jedem Film vor Ekel die Augen zuhielten, wenn sich die Personen küssten, aber trotzdem hinschauten, weil die Szene doch etwas faszinierte.
„Dann wirst du versuchen den Kuss so zu erwidern, wie man das eben macht. Keine Sorge, du schaffst das schon. Also tu einfach so, als wäre ich der Junge, in den du verknallt bist und küss mich so, wie du ihn küssen würdest. Okay, eins, zwei…“, bevor er noch bis drei gezählt hatte, lagen seine Lippen auf meinen und überraschten mich, da ich nicht damit gerechnet hatten. Erst hielt ich meinen Mund geschlossen, doch dann murmelte Zayn an meinen Lippen, dass ich den Kuss erwidern sollte, und genau das tat ich.
So hatte ich meinen ersten Kuss eigentlich nicht vorgestellt. Ich dachte daran, jemanden zu küssen, mit den ich auch eine Beziehung anfangen würde. Doch das konnte ich jetzt nicht mehr.
Dank Zayn.
Ich bewegte meine Lippen vorsichtig und versuchte nichts falsch zu machen, doch als Zayns Hand meinen Kopf etwas mehr zu ihm zog, stupste ich ihn von mir. „Ich will das nicht, verdammt.“
„Du wirst es aber tun müssen, wenn du diesen Jungen haben willst.“
Der restliche Tag verging schweigend. Ich hatte mich nicht getraut ihm noch einmal in die Augen zu blicken, da ich Angst hatte rot zu werden, oder ihm einen Grund zu geben, die ganze Sache abzubrechen. Auch wenn man meinen sollte, dass ich diesen ‚Unterricht‘ so schnell wie möglich hinter mir haben wollte, stimmte dies nicht. Ich hätte bestimmt nie meinen ersten Kuss gehabt, hätte er mich nicht geküsst. Meine Klamotten würden ohne ihn noch immer so schlicht und einfach aussehen, als sonst und jeder würde sich im Stillen über mich lustig machen.
Natürlich hatte ich alles gezahlt, da ich Gott sei Dank heute in der Früh noch daran gedacht hatte, mir Geld mitzunehmen, bevor ich rasch das Haus verlassen hatte. Eigentlich war dieses nur dazu gedacht, dass ich, falls ich Hunger hatte, etwas zum Essen kaufen konnte. Doch es wurde wohl für etwas anderes benutzt.
Es waren nicht viele Klamotten, die wir uns gekauft hatten. Drei ziemlich eng sitzende Hosen, dazu auch noch einen Gürtel, damit die Hose nicht unter meinen Po rutschte. Dazu eine Jeansjacke, aber auch eine Lederjacke, die ich trug, falls es kälter sein sollte. Als er mir beim Einkaufen auch ein paar Tanktops herausgeholt hatte, meinte er, dass wir auch trainieren gehen sollten, damit ich meine Muskeln mehr aufbaute. [stellt euch einfach vor, dass er nicht so muskulös ist, wie in echt, auch wenn ich weiß, wie schwer das ist]
Ein Seufzen verließ meine Lippen, als ich mit den ganzen Tüten nach Hause kam. Zayn meinte, dass für heute alles geklärt wäre und er wo hin musste, wohin wollte er mir nicht erzählen. Doch es war mir egal, er konnte tun und lassen was er wollte.
Wie immer schrie ich ein lautes ‚Hallo‘ durch das Haus, doch es kam keine Antwort. Wie jedes Mal. Kopfschüttelnd begab ich mich zur Küche, nahm mir eine Semmel und strich sie mir mit Butter voll, bevor ich ein Blatt Schinken und Käse darauf legte. Danach begab ich mich wieder in mein Zimmer, legte mich auf mein Bett und starrte die Wand an. Ich hatte keine Lust Fernzusehen, oder etwas anderes zu machen. Viele Freunde hatte ich nicht gerade, also hatte ich auch niemanden, mit dem ich etwas unternehmen konnte, vor allem um diese Uhrzeit nicht.
Also war das Einzige, das ich jetzt tun konnte, nachdenken. Einmal über Zayn, dessen Nachnamen er mir nicht verraten wollte. Warum eigentlich? Es war nicht so, als würde mir dieser etwas nützen. Dann waren da noch Niall und seine Freundin, die mir nahegelegt hatte, mich aus seiner Beziehung rauszuhalten und ihn nicht mehr anzustarren, weil er mich für ein Opfer hielt.
Nicht, dass ich das nicht schon gewusst hatte.
Die Gedanken mischten sich dann irgendwie, denn Niall und Zayn wurden in meinen Kopf irgendwie verbunden. Denn Zayn würde mir helfen ihn wiederzubekommen, auch wenn er nicht wusste, wer er eigentlich war und wie er aussah. Generell wusste ich nicht, warum er mir überhaupt helfen wollte, denn er kannte mich gar nicht. War ihm langweilig? Hatte er so seinen Spaß? Wahrscheinlich. Doch es störte mich nicht, solange er mir half. Ich klang irgendwie wie ein hilfloser Teenager, der sich nicht zu helfen wusste.
Weil du das auch bist, du Idiot.
Ich seufzte und setzte mich auf, als ich meine Gedanken abrupt stoppte, da sie in die falsche Richtung gingen. Ja, auf jeden Fall in die falsche Richtung. Doch ich musste mir keine andere Beschäftigung mehr suchen, da mein Handy auf einmal anfing zu vibrieren.
Eine neue Nachricht von Unbekannt.
Ich runzelte die Stirn, als ich diese öffnete und sie langsam durchlas.
Zayn: Hey, Liam. Morgen um dieselbe Uhrzeit wieder im Park. Zieh dir deine neu gekauften Sachen an. Z xx
Liam: woher hast du meine Nummer?
Zayn: Zu viele Fragen, Liam.
Ich verdrehte die Augen und legte das Handy beiseite, bevor ich mir es wieder in meinem Bett gemütlich machte, indem ich mir meine Schlafsachen anzog und mich reinlegte. Mir den Kopf zu zerbrechen, woher er meine Nummer hatte, brachte mir nichts, also beließ ich es dabei und schlief gleich darauf ein. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass es schon so spät war, doch es war nicht von Belangen, als ich meine Augen schloss und in einen tiefen Schlaf glitt.
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Der nächste Morgen verging genauso wie der gestrige. Meine Mutter hatte wieder etwas an mir auszusetzen, verließ aber gleich darauf wieder das Haus, um zu ihrer Arbeit zu gelangen. Ich nahm mir einen Apfel, steckte mir wieder ein bisschen Geld ein und warf mir die Schultasche um die Schulter, bevor ich schnell das Haus verließ und meinen Weg zur U-Bahn entlang ging.
Ich hatte mich heute für die Jeansjacke entschieden und bereute es sofort. Es war kälter, als ich geglaubt hatte, also zog ich mir die Jacke etwas enger an mich. Ein leichter Wind wehte, der meine Haare etwas durcheinander brachte. Grummelnd richtete ich sie mir und versuchte währenddessen nicht zu erfrieren. Als ich dann bei der U-Bahn ankam und die Stufen herunter zur Station ging, wurde mir etwas wärmer und ich konnte mich wieder meinen Haaren widmen. Doch es half nichts, sie lagen völlig durcheinander auf meinem Kopf und ließen mich… jung wirken? Ich glaubte, dass das die richtige Beschreibung war.
Ich lehnte mich an die Wand und wartete, bis die nächste U-Bahn eintraf und als sie es tat, stieg ich ein. Heute war etwas mehr los, als sonst, deswegen musste ich mich vorne dazwischen drängen. Es war schon öfter so voll, also war ich es gewohnt, trotzdem hasste ich es, wenn sich Körper an mich drängten und mir fast keinen Platz gaben. Als ich nach den nächsten sieben Stationen ausstieg, freute ich mich, wieder frische Luft schnappen zu können. Doch die Freude wurde mir genommen, als jemand hinter mir in mich hineinrann und ein Gerät, sowie meine Schultasche, auf den Boden flog.
Eine mir zu bekannte Stimme begann zu fluchen und das Handy vom Boden aufzuheben, doch der Akku war herausgeflogen. Ich entschuldigte mich leise und blickte demjenigen vor mir schüchtern an.
Ich hatte eine Entschuldigung gesagt. Zu Niall Horan.
Bis jetzt wusste ich nicht einmal, dass er mit der gleichen Bahn fuhr als ich, denn ich hatte ihn bis jetzt nirgendswo anders gesehen, als in der Schule. Und jetzt fühlte ich mich komisch und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Sein Blick wanderte von seinem Handy zu mir und er sagte nur ein: „Macht nichts.“ Und machte Anstalten weiterzugehen, als er mich auf einmal von oben bis unten musterte und dann anfing zu grinsen.
„Schöne Klamotten“, zwinkerte er mir zu und ging dann mit schnellen Schritt weiter, sodass ich nichts anderes konnte, als ihm hinterher zu starren.
Was zur Hölle war das?
Ein paar Minuten dauerte es, bis ich mich aus meiner Starre befreien konnte. Meine Beine wurden erst dann in Bewegung gesetzt, als ich alles verarbeitet hatte. Er hatte verdammt noch einmal mit mir gesprochen und mir gesagt, dass meine Klamotten schön waren.
Träumte ich? Denn es machte den Anschein, dass das alles nicht real sein konnte. Es konnte einfach nicht real sein, da war ich mir hundert Prozent sicher. Also kniff ich mir leicht in die Hand, um zu testen, ob ich träumte. Doch ich zuckte nur zusammen und schüttelte meinen Arm, da es ziemlich wehtat.
Also hatte er mit mir gesprochen. Obwohl, so konnte man das nicht sehen, trotzdem, ich hatte ein, wenn auch kurzes, Gespräch mit ihm geführt. Das passierte nicht gerade mir, oder? Ich blinzelte noch einmal leicht, bevor ich endlich losging, um nicht zu spät in den Unterricht zu gelangen. Ich hoffte, dass mich die Lehrer nicht fragen würden, warum ich gestern zwei Stunden gefehlt hatte.
Seufzend ging ich von der U-Bahn Station aus die Stiegen nach oben und die restlichen fünf Minuten zu dem Schulgebäude, welches vor mir aufragte. Mit schnellen Schritten ging ich durch den Eingang zu meinem Spind, holte meine Physiksachen heraus und schloss diesen wieder zu. Also mal ab in den Unterricht.
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Die Lehrerin hatte nicht nachgefragt, als ich den Raum betreten hatte. Ich war kurz nach dem Läuten erst in den Klassenraum gelangt, doch es wurde kein Wort gesagt. Mein Blick hatte ich auf den Boden gerichtet gehabt, da mir die ganze Sache peinlich war.
Jetzt saß ich hier, alleine im Park und wartete darauf, dass eine Stunde verging. Heute hatte ich zwei Stunden früher aus gehabt, also musste ich etwas länger auf Zayn warten, der sich sogar um zehn Minuten verspätet hatte. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe, als er endlich bei mir angekommen war und er lachte.
„Du musst einmal aufhören, immer dieses fragende Gesicht aufzusetzen. Das steht dir nicht.“ Dann beäugte er meine Haare und lachte. „Du musst dir einen anderen Haarschnitt machen lassen. Das lässt dich doch nur unschuldig, jung und schüchtern wirken und das brauchen wir nicht, wenn wir jemanden beeindrucken wollen, der etwas mehr Erfahrung hat. Aber deine schüchterne Art könnte dir noch nützlich sein, aber zu schüchtern ist auch nicht gut.“ Er grinste und wuschelte mir durch die Haare. Ich stieß seine Hand weg und blickte ihn trotzig an. „Ich will meine Haare nicht schneiden.“ „Doch, die langen Haare verbergen nur dein Gesicht und das ist eigentlich recht hübsch. Ich weiß schon was gut aussieht, glaub mir.“ Dann zwinkerte er mir zu und zog mich zu sich nach oben, bevor er seine Füße in Bewegung setzte und mir befahl ihm zu folgen. Währenddessen zündete er sich seine Zigarette an und stieß den Rauch nach einen Zug aus.
„Sag einmal, ich versuch dir hier die ganze Zeit zu helfen, aber ich weiß nichts über deinen Schwarm.“ Ich blickte ihn verwirrt an. Warum wollte er das genau jetzt wissen?
Als er mich dann aber grimmig anblickte und mich aufforderte ihm zu antworten, schluckte ich leicht. „Nun ja, ich weiß nicht, wie ich ihn beschreiben soll, ohne zu schwärmen.“ „Ich werde doch eine kleine Schwärmerei aushalten, also leg los.“ Ich seufzte und fing an:
„Er hat blonde Haare und blaue Augen, die aber manchmal auch einen grünen Stich darin haben. Ein Grübchen hat er auch auf der Seite, welches ihn süß wirken lässt, was er aber eigentlich nicht ist. Jedenfalls von seiner Art her.“ Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. „Seine Haare sind nach oben gestylt. Früher waren seine Zähne schief, jetzt aber gerade. Nicht, dass sie davor nicht toll waren, aber jetzt stehen noch mehr Mädchen und Jungs auf ihn, als früher schon. Sein Lächeln ist süß und ich kann nicht von ihm wegsehen, wenn er das aufgesetzt hat. Leider aber, hat er auch schlechte Seiten, da er jede Woche eine Neue, oder einen Neuen am Start hat. Trotzdem hat er einfach eine heiße und sexy Art und weiter will ich dann doch nicht erzählen, weil ich sonst echt abschweife.“
Ich hatte versucht so wenig wie möglich meine Gefühle in das Ganze reinzubringen und es hatte sogar wirklich funktioniert, bis auf ein paar Stellen. Ein Kommentar zu verkneifen fiel mir aber sehr schwer, deswegen hatte ich ein paar Mal meine Meinung über ihn geäußert, welche sehr positiv ausfiel. War ja auch klar.
„Jetzt habe ich einen besseren Einblick“, grinste er und dann gingen wir weiter. „Also, was hast du jetzt vor?“, fragte ich ihn und er schüttelte nur den Kopf. „Ich sagte doch, du brauchst einen neuen Haarschnitt. Ich kenne jemanden hier in der Nähe. Ein alter Freund von mir arbeitet nämlich in einem Friseurladen.“ Ich dachte mir echt nicht, dass er auch normale Freunde hatte, nachdem wie er sich kleidete und nun ja, seine Haut aussah.
„Ich weiß was du jetzt denkst. Wart’s ab, du wirst ihn noch kennenlernen.“
Und das tat ich, schneller als ich gedacht hatte.
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„Hey Kumpel.“ Ich sah wie Zayn den kleinen Laden betrat und jemanden darin eine kleine Umarmung gab, bevor er sich löste. Als dieser sich umdrehte, schnappte ich kurz nach Luft. Er war hübsch, hatte braune Haare und grüne Augen. Sein Muskelbau war nicht gerade von schlechten Eltern und seine Haut, wie die von Zayn, genauso von Tattoos überzogen. Sie waren nicht so eindeutig sichtbar und auch nicht so viele, wie die von Zayn, doch es waren schon einige.
„Ah, ich sehe du hast jemanden mitgebracht. Sexbekanntschaft?“
Wie bitte.
Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke und musste husten, als ich seine Worte gehört hatte. Seine Stimme klang rau und sie passte irgendwie nicht zu ihm. Oder eher nicht zu dem, was er gerade gesagt hatte. Denn oh mein Gott, ich und Zayn? Irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen.
„Nein, Matt. Das ist Liam, ich helfe ihm.“ „Bei was? Im Bett?“ Er blinzelte mir zu und ich wurde rot, schüttelte aber energisch den Kopf. „Nein.“ Ich hörte Zayn lachen. „Indirekt eigentlich schon. Aber das hat noch seine Zeit, nicht wahr?“ Ein Blinzeln, welches mir geschenkt wurde, konnte ich vernehmen und es kam von niemanden anderen als Zayn. Er wusste, wie peinlich mir das war.
„Wenn du ihn wirklich haben willst, dann sollte dir genau das nicht peinlich sein. Jungs stehen auf selbstbewusste Personen.“ Ich schluckte, als er mir das gesagt hatte und versuchte nicht schon wieder rot zu werden, was mir sogar einigermaßen gut gelang.
„Also, Zayn. Was kann ich für dich tun?“, sagte Matt, so hieß er glaube ich, und schaute mich dabei an. „Er braucht einen neuen Haarschnitt. Ich dachte an kürzer und hoch gestylt. Du weißt sicher, was ich meine, oder?“ Matt nickte und befahl mir, mich hinzusetzen. „Also, dann werden wir mal schauen, was sich so machen lässt.“
Ich blickte unsicher in den Spiegel, doch Zayn nickte seinem Freund nur zu und dieser fing an meine Haare erst einmal etwas zu betrachten, bevor er eine Schere herausnahm und begann meine Haare abzuschneiden. Sie wurden kürzer, als ich gedacht hatte und Zayn grinste nur, als ich panisch in den Spiegel schaute, der mir aber dann von Zayn verdeckt wurde, der sich direkt vor mich auf den Tisch setzte.
„Du sollst erst sehen, wie du aussiehst, wenn du fertig bist“, meinte er und ich schluckte, wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter mich bringen. „Muss das sein?“ „Ja!“, antworteten auf einmal beide gleichzeitig und ich verzog meinen Mund etwas, hielt aber ab dann meine Klappe.
Eine halbe Stunde und ein paar Schnitte mehr, sagte Matt endlich, dass wir fertig seien und ich mich im Spiegel betrachten sollte, vor dem Zayn noch immer saß. Dieser blickte mich zufrieden an und ging dann endlich weg, um mich, damit ich es auch noch erwähnen darf, geschockt auf mein Spiegelbild schauen. Das war ich?
Ich hatte nur noch ungefähr zehn Zentimeter lange Haare, die mir Matt etwas nach oben gegeelt hatte. „Du siehst gut aus“, hauchte mir auf einmal jemand ins Ohr, dessen Stimme ich jetzt schon erkannte. Ich schreckte etwas zurück, sagte aber nichts mehr dazu.
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Bis wir den Salon verließen, dauerte es noch eine Weile. Matt sagte mir, wie ich meine Haare zu pflegen brauchte und Zayn unterhielt sich mit ihm über irgendetwas, das ich nicht verstand oder auch nicht verstehen wollte. Ich hatte nur Wortfetzen herausgehört und sie hatten so schnell geredet, dass ich nicht mitgekommen war, also hatte ich es gleich gelassen.
Die frische Luft tat mir gut und ich freute mich, endlich wieder nach draußen zu kommen. Der Friseurladen war klein und bot kaum Raum an, es passten vielleicht fünf Personen hinein, wenn’s gut lief, die auch frei herumgehen konnten. Zayn grinste dementsprechend auch, als ich schnell den Raum verlassen hatte.
„Da hat es ja jemand eilig.“ Ich schnaubte, als er das gesagt hatte und dies brachte mir nur ein Lachen seinerseits ein. „Du bist süß.“ Ich versuchte nicht eine Sache dagegen zu setzen, als er dies gesagt hatte und ignorierte es stattdessen. „Also, was machen wir jetzt?“ „Du und deine Fragen. Heute nichts, ich glaube dein Aussehen wird ihn schon noch beeindrucken. Morgen werden wir ins Fitnesscenter gehen und ab da an, dann regelmäßig immer um achtzehn Uhr. Davor werden wir uns im Park treffen. Wenn du mir deine Adresse sagst, könnten wir auch Sachen bei dir machen, die ich geplant habe und nicht im Park zu erledigen gehen. Es ist deine Entscheidung, aber es würde dich weiterbringen. Und der richtige Unterricht beginnt morgen vor dem Fitness, also bereite dich seelisch vor, ich werde dir nämlich auf meine Art helfen.“ Er zwinkerte mir zu.
Ich schluckte leicht. Was sollte das bedeuten? Sollte ich Angst haben, oder spielte er mir schon wieder einen Streich? „Ich muss jetzt gehen. Die U-Bahn ist um die Ecke und dann rechts, du wirst sie schon finden.“ Und dann war er weg, nun ja, jedenfalls war sein Schritt schnell und dementsprechend konnte er auch schnell in die andere Gasse einbiegen, die wohl zu ihm nach Hause führte.
Meine Gedanken zerbrachen sich nicht gleich um das Alles den Kopf und ich war froh darüber. Das Einzige, das mir Sorgen machte, war, ob Niall überhaupt reagieren würde, wenn er mich so sah. Ich hoffe es, denn sonst war dieser Haarschnitt um sonst und meine Haare waren um sonst kurz geschnitten worden. Ich wusste nicht einmal, was ich meiner Mutter erzählen sollte, wenn sie mich fragte, was mit meinen Haaren geschehen war. Denn sie war der Grund, warum diese so lang waren und ich freute mich jetzt nicht gerade darauf ihre Reaktion auf diesen Kurzhaarschnitt zu sehen.
Also machte ich mich auf den Weg, hielt aber an, als ich ein kleines Café sah, welches hier geöffnet war. Ich wollte noch nicht nach Hause, also setzte ich mich rein, nahm mir die Karte und entschied mich dazu, mir einen normalen Kaffee Latte zu nehmen. Dann blickte ich mich um. Es war wirklich klein, doch recht gut bedient und viele Leute saßen auch herum. Es war gemütlich eingerichtet und wahrscheinlich ein Familienbetrieb, der wirklich sehr gut lief, so wie die Leute sich hier wohlfühlten.
Ich achtete aber nicht auf die Kellner, sondern nur auf die Personen, die hier im Raum saßen. Eine kleine Gruppe von Jugendlichen saß ganz in der Ecke und lachte. Ein paar davon hatte ich sogar schon gesehen, sie gingen eine Stufe über mir in die Schule.
„Was darf es sein?“ ich blickte hoch und sah einen großen, hübschen, aber älteren, Jungen, der mich schief angrinste. Er war zwar hübsch, doch Niall fand ich um Welten besser. „Einen Kaffee Latte bitte.“ „Kommt sofort.“
Also wartete ich. Doch niemals um aller Welt hatte ich mir gedacht, dass ich auf einmal einen Blondschopf sah, der die Schürze von seiner Hüfte losband und sich von ein paar Leuten hier verabschiedete. Er befand sich hinter der Theke und so konnte ich ihn davor nicht ausmachen. Jetzt hieß es für mich nur noch, ihn anzustarren, die ganze Zeit.
Er hatte wahrscheinlich meinen Blick mitbekommen, denn als der Kellner gerade zu mir gehen wollte, hörte ich Niall ‚ich mach das‘ sagen und ihm das Tablet aus der Hand nehmen sehen. Wollte dieser Junge mich umbringen?
„Hey, Liam.“ „Du weißt ja meinen Namen.“ Ich zog die Augenbraue in Überraschung hoch, weil ich eher davon überrascht war, dass ich ohne stottern einen Satz aus meinen Mund brachte, ohne dass dieser armselig klang. „Ja, du gehst ja in meine Klasse.“ Er stellte den Kaffee vor mir ab und setzte sich zu mir. „Solltest du nicht arbeiten?“ Bis heute wusste ich nicht, wie ich da gerade den Mut dazu fand, doch ich war froh, dass ich überhaupt meine Stimme hatte und ein Gespräch mit ihm führte.
Ein Gespräch mit Niall Horan höchstpersönlich.
„Ich habe heute nur ausgeholfen, meine Familie brauchte Hilfe. Jetzt nicht mehr, also konnte ich gehen. Ich wollte zu meiner Freundin.“ Dann traf es mich wieder, dass er unerreichbar für mich war und es immer bleiben würde. „Oh“, sagte ich daher und senkte deswegen meinen Kopf.
„Du hast dir deine Haare geschnitten.“ Meine Wangen wurden rot, als ich zum nächsten Mal meinen Mund öffnete, um einen halbwegs richtiges Satz aus diesem zu bekommen: „Ja, habe ich. Schaut’s scheiße aus?“ „Was? Nein, er steht dir. Man sieht dein Gesicht.“ Dann sah ich ihn lächeln. Er lächelte wegen mir.
„Wie kommt es, dass du hier bist? Ich meine, ich dachte, dass du eher ein Einzelgänger bist und auch eher für dich alleine.“ Warum war er so nett? Konnte er nicht wenigstens ein bisschen den Macho raushängen, der zeigte, wie viel Mädchen er jede Woche knallte? Ich konnte ihm so nicht böse sein, nicht einmal nachdem, was er gerade gesagt hatte. Ich war auch nicht sein Typ, er musste nur sicher irgendwie seine Zeit vergehen lassen.
„Nur so.“ Auf einmal wurde ich etwas ruhiger und noch nervöser. Ich dachte, dass wenn er weiter mit mir reden würde, ich sicher bald ausflippen würde und vor lauter Nervosität das Café verlassen würde. „Also, man sieht sich. Ich muss jetzt los.“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich den Atem angehalten hatte, doch ich atmete erleichtert aus, als er aufstand. Ein leises ‚Bye‘ verließ noch meine Lippen, bevor er verschwand. Nun ja, fast. Denn bevor er das Café verließ hörte ich ihn noch einen Satz sagen:
„Ach und Liam? Mir gefällt dein neuer Look.“
Der Tag war nicht weiter aufregend. Ich hatte, nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken und der Kellner ein Trinkgeld von mir bekommen hatte, das Café verlassen und meinen Weg nach Hause eingeschlagen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass der Friseur so weit von der Schule entfernt lag. Deswegen brauchte ich dementsprechend etwas länger nach Hause, was mir etwas Zeit zum Nachdenken brachte. Niall hatte mich angesprochen. Natürlich führten wir nur Smalltalk – jedenfalls kam es mir so vor – doch ihm war aufgefallen, dass ich neue Klamotten trug und meine Haare einen neuen Haarschnitt abbekommen hatten. Das passierte auch nicht jeden Tag.
Dann fiel mir wieder Zayn ein. Er musste unbedingt erfahren, was passiert war. Mein Schwarm hatte mit mir geredet und mir Komplimente gemacht. Vielleicht würde er es mir nicht glauben. Denn ich hatte davor noch nie ein Wort mit Niall gewechselt und auf einmal sprach er mich an – einfach so. Vielleicht gab es auch einen Hacken, als würde er nur so tun, dass er mich mag. Wenn er das überhaupt tat. Denn ich war, wie er es schon in der Umkleide erwähnt hatte, nicht sein Typ. Also gab es keinen Grund, mich anzusprechen, oder? Ich wusste es nicht so genau, aber ich wollte meine Freude auch nicht, durch diesen falschen Gedanken, dämpfen.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich zu Hause ankam. Heute machte ich mir nicht die Mühe ein Hallo durch das Haus zu schreien, da ich wusste, dass meine Mutter noch nicht zu Hause sein konnte. Also ging ich zu der Küche, nahm mir wieder einmal eine Kleinigkeit, bevor ich nach oben ging und mich auf meine Couch warf. Den Teller, mit den Broten, die ich mir gemacht hatte, stellte ich auf den Tisch. Dann schaltete ich den Fernseher ein und drückte mit der Fernbedienung immer einen Sender weiter, bis ich bei einem vorbeikam, auf dem es Scrubs spielte. Ich mochte die Serie, also legte ich den Drücker auf den Tisch und lehnte mich zurück.
In meinem Kopf spielte sich der ganze Tag noch einmal ab. Heute hatte sich mein Leben mehr verändert, als in den ganzen zwei Jahren, die ich schon hier lebte. Ich sah nicht einmal schlecht aus und der Haarschnitt kam mir nicht mehr schlimm vor. Vor allem, als Niall mir gesagt hatte, dass er ihm gefiel. Jedenfalls indirekt.
Seufzend legte ich meinen Kopf auf die Lehne und starrte dann, ohne weiter nachzudenken, auf den Fernseher. Der heutige Tag war sogar einer der besten, die ich seit langen hatte, also brauchte ich mir auch nicht viele Gedanken machen und mich einfach freuen.
Es war ziemlich spät, als ich ein paar Minuten später auf die Uhr schaute. Also beschloss ich, mich umzuziehen und mir eine einfache Pyjamahose anzuziehen. Ich war müde und auch wenn es nicht so den Anschein machte, der Tag war, trotz den ganzen guten Ereignissen, etwas anstrengend und ermüdend. Ich hatte so oder so nichts zu tun, also ging ich schlafen.
Das Bett sah noch immer so aus, wie ich es in der Früh verlassen hatte. Die Decke lag zerknüllt vor mir und der Polster hatte eine Delle, dort wo mein Kopf in der Früh gelegen hatte. Mir war das aber recht egal, denn ich kuschelte mich in der Decke ein und machte meine Augen zu, um gleich darauf in einen traumlosen Schlaf zu fallen.
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Ich wurde durch laute Geräusche geweckt, die von dem Flur aus kamen. Ein Lachen hallte durch diesen in mein Zimmer und brachte mich dazu, blinzelnd meine Augen zu öffnen. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich, dass es noch mitten in der Nacht sein musste, denn der Mond schien klar und nur ein paar Wolken waren zu sehen. Ich führte meine Hände zu meinen Augen, um mir verschlafen darüber zu reiben. Meine Augen brannten etwas, als ich das Licht anschaltete, doch ich gewöhnte mich nach einer kurzen Zeit daran.
Beschlossen die Türe zu öffnen, ging ich vom Lichtschalter zu dieser und öffnete sie, um gleich darauf in den Gang zu gelangen, der in Richtung Treppe führte, die herunter zum Wohnzimmer führte. „Mum?“, schrie ich durch das Haus und schnell verstummten die Geräusche. Ich runzelte die Stirn und setzte meinen Weg vor, der die Treppen runter zu dem großen Zimmer führte, in dem meine Mutter und ein ungefähr vierzigjähriger Mann saßen und angestrengt auf eine Mappe starrten, während der ältere mit den Fingern auf dem Tisch klopfte und angestrengt nachdachte.
Ich blickte die beiden verwirrt an. „Ach, haben wir dich geweckt? Sorry, du kannst wieder schlafen gehen. Wir machen gerade etwas für die Arbeit.“ Es war ungewohnt, dass sie mir diese drei Sätze mit einem Lächeln gesagt hatte und dabei auch nett klang, dementsprechend musste auch mein Gesicht ausgesehen haben. Trotzdem nickte ich nur und drehte mich um, ging wieder in mein Zimmer und legte mich hin. Was war das gerade? Wer war das? Sicher ein Arbeitskollege meiner Mutter, doch was waren diese Geräusche, die ich davor gehört hatte? Ich war zu müde, um noch mehr darüber nachzudenken. An dem Tag war wirklich viel passiert und es war klar, dass ich mir dann zu viele Gedanken machte. Also drehte ich mich so, dass ich gut schlafen konnte und schloss dann meine Augen, um wieder in den Schlaf zu gleiten. Denn ich freute mich schon auf morgen, was alles passieren würde.
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Der nächste Morgen lief sogar anders, als sonst. Anstatt, dass mich meine Mutter angeschrien hatte, dass ich weniger essen sollte und dann noch etwas gesünderes, stand eine Schüssel mit Cornflakes schon auf dem Tisch und sie saß daneben, las Zeitung. Ich runzelte die Stirn, als ich das sah, doch ich machte mir nichts daraus und aß mein Frühstück auf.
Heute hatte ich mir die Lederjacke, ein Tank Top und eine, mir viel zu enge, Hose angezogen, die schwarz war.
„Schöne Frisur.“ Ich blickte zu ihr auf, als sie mich leicht anlächelte. Was lief hier schief? „Wirklich? Ich dachte, sie würde dir nicht gefallen.“ In Gedanken fügte ich noch ein ‚Es ist ja nicht mädchenhaft‘ dazu, doch sagte es nicht laut.
„Doch, sie ist toll.“ Ich blickte sie nur blinzelnd an, doch wandte mich dann ab, um meine Cornflakes fertig zu essen. Mir war es unangenehm, dass meine Mum zusah. „Also, es tut mir Leid wegen gestern. Ich wollte dich nicht aufwecken.“ „Ist schon okay.“ Mein Gesicht musste einen verwirrten Ausdruck drauf haben, doch es beirrte sie nicht.
Nach einer Weile, die nur aus Stille bestand, sagte meine Mum, dass sie in die Arbeit musste und ich verabschiedete mich nur etwas perplex von ihr, da sie das erste Mal wirklich eine Verabschiedung gesagt hatte, seitdem sie die Firma übernehmen musste.
Ich seufzte. Mein Leben hatte sich in den drei Tagen eindeutig mehr verändert, als ich es mir je hätte vorstellen können. Erst schlich sich Zayn in mein Leben, half mir, warum auch immer, Niall zu bekommen und deswegen hatte er mich auch angesprochen. Niall Horan hatte wirklich mehrere Wörter mit mir gewechselt und sie höchstwahrscheinlich auch wirklich ernst gemeint und mich nicht verarscht, denn was würde es ihm bringen? Meiner Meinung nach gar nichts. Meine Schultasche warf ich dann über meine Schulter, ohne weiter darüber nachzudenken. Ich kam schon fast zu spät, also musste ich mich beeilen. Ich nahm auch noch meine andere Tasche, in der ich meine Fitnesssachen verstaut hatte und trug den Träger in meiner rechten Hand. Meine Mutter hatte mich zu sehr geschockt, sodass ich vergessen hatte auf die Uhr zu achten. Also lief ich schon den Gehweg entlang, bis ich bei der U-Bahn ankam und in diese einstieg, kurz bevor sie abfuhr. Fast hatte ich sie verpasst.
Es war ziemlich stickig, doch noch lange nicht so viele Personen standen hier herum, wie es gestern der Fall war. Ich konnte wenigstens meinen Arm ausstrecken, ohne großen Schaden anzurichten und ich war auch froh deswegen. Denn wer mochte es schon, eng neben verschwitzen Menschen zu stehen, die alle immer, wenn die U-Bahn etwas wackelte, an dich stießen? Ich hasste dies, aber umgehen konnte ich es nicht.
Seufzend stieg ich dann aus dem Wagon, als ich bei meiner Station angekommen war. Mein Blick richtete sich auf die Uhr auf meiner Hand und mein Schritt wurde gleich schneller. Ich hatte nur noch zehn Minuten. Nach ungefähr fünf Minuten später sah ich schon die Schule und ich wurde langsamer. Die erste Stunde war Musik, also brauchte ich keine Sachen mit, da, wenn wir nicht gerade einen Film über einen berühmten Sänger sahen, wir nur sangen oder uns ein Zettel ausgeteilt wurde, den wir auswendig lernen mussten. Ich packte noch meine Sporttasche in meinen Spind, bevor ich mich auf den Weg machte.
Es läutete und gleich darauf machte ich die Türe zum Musiksaal auf. Alle Schüler lachten und alberten herum, so wie es jede Klasse tat, und beachteten mich nicht. Als ich mich dann aber hinsetzte und jemand zu mir sah, lagen auf einmal alle Blicke auf mir. Man hatte wahrscheinlich meine neue Frisur bemerkt. Seufzend starrte ich stur auf den Tisch und versuchte nicht rot zu werden, da es mir nach einer Weile jetzt schon unangenehm wurde. Gott sei Dank kam der Lehrer herein und unterbrach das Getuschel, das von den anderen Leuten aus gehalten wurde. Ich hasste die Aufmerksamkeit und vielleicht war das auch ein Grund, warum ich nie weiter beachtet wurde.
Denn wer mochte schon die Aufmerksamkeit?
Ich seufzte auf und lehnte mich zurück. Der Unterricht hatte begonnen und er teilte uns gerade Zettel aus, den ich gar nicht beachtete. Doch als der Lehrer begann zu reden, hörte ich zu. „Also, vor euch liegt ein Zettel, in dem Themen aufgeschrieben wurden. Es geht von Liebe zu Hass und von Pop zu Hardcore. Auf diesem steht auch, was ihr tun müsst. Zu dem Thema müsst ihr nämlich etwas passendes und musikalisches gestalten, entweder sucht ihr euch Lieder, die ihr zusammenmischt, oder ihr komponiert selbst eines, welches auch nur zehn Sekunden lang sein kann. Es muss jedenfalls nur etwas mit Musik zu tun haben. Ich werde euch in Gruppen einteilen und euch jeweils ein Thema zuschreiben.“
Ich blickte mich um. Darauf hatte ich keine Lust. Denn wer wusste schon, mit wem ich das Projekt machen musste und dazu noch, welches Thema. Auf Hardcore Musik hatte ich echt keine Lust und… eigentlich hatte ich keinen Bock auf alles. Die Themen waren scheiße.
„Daniel und Sabrina.“ Die ersten Namen wurden genannt. „Ihr bekommt Freude.“ Genau zum Thema passend umarmten und freuten sie sich. Sie waren beste Freunde, also verübelte es ihnen niemand. Weitere Namen wurden genannt und ich starrte nur gelangweilt auf den Zettel. Ich machte mir nicht die Mühe, die ganzen Sachen durchzulesen, die darauf standen.
„Niall und Liam.“ Ich blickte geschockt auf, als er unsere Namen nannte. „Mit Liebe.“ Mein entsetztes Gesicht musste genug Entsetzen für die ganze Welt gezeigt haben, denn Niall fing leicht an zu lachen, als er es sah und sofort wandelte sich mein Gesichtsausdruck etwas, aber auch nur etwas, in ein Lächeln um. Die Klasse kümmerte sich aber nicht weiter darum und sie ließen einen vollkommen perplexen Liam einfach hier sitzen, der zufällig ich war. Das alles war mir etwas zu überraschend gewesen. Warum gab er ein musikalisches Talent zu jemanden, der nicht einmal Lieder schreiben, geschweige von ein Instrument spielen konnte? Doch ich hatte keine Zeit nachzudenken, da er meinte, dass die Stunde in fünf Minuten um sei und wir uns derweil mit etwas anderem beschäftigen sollten.
„Hey, Liam.“ Ich hörte wieder diese wunderschöne Stimme hinter mir rufen, die demjenigen gehörte, der gerade auf mich zuging. Gerade als ich etwas erwidern wollte, kam auf einmal jemand anderes dazwischen. „Mein Beileid Niall. Mit Sophia hättest du einen besseren Partner gehabt. Mit dem Langweiler wirst du nichts tun können.“ Versuchend mir nichts anmerken zu lassen, starrte ich nur auf den Tisch und tat so, als würde ich den Zettel lesen. „Ja, da hast du recht“, lachte Niall etwas, bevor sich die zwei von mir entfernten und zum Ausgang gingen, weil die Stunde in einer Minute um war. Ich war verletzt, doch zeigen würde ich das nicht. Das schwor ich mir.
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Der Tag war nicht weiter aufregend. Ich mied Niall, trotzdem konnte ich mich nicht davon abbringen, ihn öfter anzustarren, als wäre er Gott höchstpersönlich. Denn mit seinem Aussehen und seinem Lächeln könnte dies sogar stimmen. Er hatte mich gar nicht mehr beachtet und hing nur noch mit seinen Freunden ab, genauso mit seiner Freundin, die, wie sein Freund vorher gesagt hatte, zufällig Sophia hieß. Ich seufzte und wandte meinen Blick wieder einmal von ihm ab. Ich saß gerade im Matheunterricht und unser Thema war Integralrechnung. Mir war der Anschein, dass niemand checkte, was wir gerade im Unterricht machten, doch es war mir egal.
Der Lehrer hatte es aufgegeben uns bis zum Schluss zu quälen. Deswegen machte er Schluss und jeder rannte schnell aus dem Klassenzimmer, da die Schule aus war. Ich hingegen ließ mir Zeit und holte mein Handy hervor, um Zayn zu schreiben. Mir fiel auf, dass ich ihm nicht gesagt hatte, wann ich Schule aus hatte, deswegen schrieb ich ihm eine kleine Nachricht, in der stand, dass ich gleich im Park sei und auf ihn warten würde. Danach packte ich meine Sachen zusammen und erhob mich, um dann aber von jemanden aufgehalten zu werden.
„Liam?“ Ich drehte mich um. Niall stand vor mir und lächelte mich unschuldig an, obwohl ich wusste, dass er dies absolut nicht war. Nein, auf gar keinen Fall. „Wegen unserem Projekt“, fing er an und ich verschränkte meine Arme. Ich fühlte mich kein Stück so selbstbewusst, wie ich mich gerade zeigte. „Ja?“, fragte ich genervt. Ich war noch immer wegen vorhin verletzt und wollte nur noch hinaus in den Park und Zayn alles erzählen. Vielleicht war das auch gelogen, denn irgendwie wollte ich bei Niall sein, auch wenn ich mich dabei an die Musikstunde erinnern musste.
„Ich würde gerne eine gute Note darauf schreiben, das heißt, dass wir uns treffen und uns zusammen etwas überlegen müssen.“ „Okay.“ Ich versuchte nicht zu hoch zu klingen, weil ich verdammt noch einmal etwas zusammen mit Niall machen würde. „Ich dachte an das Café, in dem wir uns gestern gesehen haben. Morgen nach der Schule.“ Ich bekam ein schlechtes Gewissen, da ich dann Zayn absagen musste für einen Tag, doch ich nickte trotzdem und sagte ein kleines ‚Gut‘, bevor Niall mich anlächelte und den Saal verließ. Ich machte es ihm nach und lief schnell zu meinem Spind, holte meine Sporttasche heraus und ging aus der Schule heraus, um dann direkt zum Park zu steuern.
Es war kein Anzeichen von Zayn zu sehen. „Schön, dass du auch einmal kommst.“ Ich schrak zurück, als Zayn auf einmal hinter mir stand und mir die Wörter ins Ohr flüsterte. „Erschreck mich doch nicht so“, murmelte ich, während meine Hand auf meiner Brust ruhte. „Tut mir leid“, schmunzelte dieser und ließ sich auf die Bank fallen, die wieder einmal knarrte. Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte, ihm die guten Neuigkeiten zu erzählen, also stand ich nur ratlos da.
„Hey, ich hab dir dieses gute Aussehen nicht beschert, damit du ratlos hier herumstehst. Du willst mir was sagen, nicht wahr?“ Er grinste und ich nickte, ließ mich neben ihn fallen. „Also. Er hat mich angesprochen.“ „Wusste ich’s doch.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Naja. Aber nur, als wir alleine waren. Ich habe ihn gestern in einem Café getroffen und er hat mir sogar Komplimente gemacht. Aber heute… naja. Wir sind für ein Projekt eingeteilt worden und da hatte er mich vor seinen Freunden nicht verteidigt.“ Eine kleine Verwunderung spielte sich in Zayns Züge ab. „Ist das nicht gut? Auch wenn er dich nicht verteidigt hat, du musst bedenken, dass es noch immer seine Freunde sind. Jetzt können wir aber viel schneller vorangehen. Wann trefft ihr euch, um das Projekt zu planen?“ „Naja, morgen.“ Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Gut, dann müssen wir aber jetzt schneller vorangehen, denn du bist noch nicht soweit. Doch zuerst werden wir ins Fitnesscenter gehen, du musst echt trainieren. Auch wenn dir diese Klamotten stehen, du brauchst Muskeln. Die nicht von heute auf morgen entstehen werden. Deswegen wirst du morgen, nachdem ihr euch getroffen habt, wieder hier zu mir kommen. Okay?“ Ich nickte und versuchte noch hinter seiner Rede herzukommen, denn er redete nicht gerade langsam.
„Dann ab zum Fitnesscenter. Ich hoffe du hast Geld mitgenommen, da du dich anmelden musst. Pro Monat kostet es 80 Pfund.“ Ein kleines Nicken wurde von mir durchgeführt, bis wir uns auf den Weg machten. Diesmal passierte aber nichts Außergewöhnliches und alles verlief recht normal.
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Und es war anstrengend. Richtig anstrengend. Ich war mir sicher, morgen meine Arme und Beine nicht mehr spüren zu können. Zayn hatte belustigt zugeschaut und alles kommentiert, wenn ich etwas falsch gemacht, oder etwas lustig ausgeschaut hatte. Jedes Mal wollte ich ihn am liebsten umbringen, doch ich ließ es bleiben. Dafür war der Trainer recht cool, er zeigte Geduld und wusste wenigstens, wie man einem Sachen erklärte, die jemand noch nie gemacht hatte. Im Gegensatz zu Zayn.
„Du hast dich tapfer gehalten“, sagte der Trainer und klopfte mir leicht auf die Schulter, bevor er ging und sich etwas bei den anderen umsah und schaute, ob jemand Hilfe brauchte. Verschwitzt ging ich in die Umkleide, in der Zayn schon bei meinem Platz stand und mich verschmitzt angrinste. „Das war nur eine Stunde“, lachte dieser und ich verdrehte meine Augen, machte eine Bewegung mit meiner Hand, um ihm zu zeigen, dass ich zu meinem Platz wollte, doch er blieb dort stehen.
„Wir haben noch ein paar Lektionen, die ich dir beibringen muss. Als erstes, musst du dich einmal durchsetzen können. Sag mir doch, dass ich von deinem Platz gehen soll. Jungs lieben es, wenn andere dominant gegenüber ihnen sind und Befehle vergeben.“ Ich verdrehte die Augen und forderte dann, dass er weggehen sollte und zu meinem Verwundern tat er auch genau dies.
Ich zog mich um. Nicht, dass ich ein Problem damit gehabt hätte, nein. Es starrte nur Zayn direkt zu mir, ohne nur mit der Wimper zu zucken. Meine Hände wanderten leicht zögerlich zum Saum meines T-Shirts und zogen es nach oben, sodass mein Oberkörper frei lag. „Sag einmal, Liam. Was würdest du tun, wenn ich jetzt zu dir herkomme…“ Er tat genau das, „und mit dir flirte? Was wäre, wenn das dein Schwarm tun würde, wenn er seine Hand genau hier…“ er legte seine auf meinen Rücken ab und zog mich zu sich her, „herlegen würde?“ Ich schluckte leicht und konnte durch Schock seine Hand nicht von mir weggeben, sondern stand nur da und starrte ihn an. „Also würdest du nichts tun?“ Er lachte leicht. „Du hast eindeutig noch viel zu viel zu lernen.“ Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen und seine Hand löste sich von meiner Haut.
„Hast du denn schon jemals geflirtet?“ Ich schüttelte meinen Kopf und Zayn fand das ganze wohl amüsant. „Dann werden wir das jetzt versuchen.“ „Nein, lieber nicht.“ Ich machte Anstalten, mich weiter umzuziehen, doch er hielt mich auf. „Also, wenn dein Schwarm mit dir flirten würde, dann könntest du es nicht, oder? Warum denkst du, bin ich hier? Um dir genau das beizubringen.“ Trotzdem weigerte ich mich weiter und das Einzige, das ich hörte, war sein Seufzen, welches durch den Raum hallte. „Du darfst nicht immer so stur sein. Genauso, wie bei dem Kuss.“ Er fuhr sich mit der Hand durch seine Haare und ich musste zugeben, dass er auch heiß aussah, sogar sehr. Wenn Niall nicht gerade die Nummer 1 in meinem Kopf gewesen wäre, dann würde er wahrscheinlich für mich in Frage kommen. Auch wenn er sich nie für mich interessieren würde.
An was dachte ich eigentlich? Ich hatte Niall – der mich irgendwie nicht mochte – und Zayn würde mir nur helfen ihn zu bekommen. Das war’s.
„Das mit dem Kuss könnten wir auch wiederholen.“ Er grinste verschmitzt und kam mir auf einmal wieder näher. „Denn ich glaube nicht, dass du nach deinem ersten Kuss deinen Schwarm umwerfen könntest. Jedenfalls nicht mit deinen Kusskünsten.“ Ein leichtes Lachen verließ seine Lippen, bevor er vor mir ankam und mich gegen den Spind drückte. „Weil ich war nicht von deinen Künsten beeindruckt.“ Ich blickte ihn etwas verletzt an, doch er schüttelte nur den Kopf. „Du solltest alles nicht immer so ernst nehmen.“
Dann landeten seine Lippen auf meinen. Diesmal erwiderte ich den Kuss, es war ja ein Teil seines Planes, und ich bemerkte, wie Zayn zufrieden in den Kuss lächelte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Zayn schon weiterging und mit der Zunge versuchte einzudringen und als ich es bemerkte, zögerte ich erst, bevor ich meinen Mund leicht öffnete und er mit der Zunge eindrang. Es fühlte sich nicht richtig an, trotzdem setzte ich das Ganze fort. Doch mir wurde mein Tun bewusst, als auf einmal eine Tür krachend ins Schloss fiel. Ich schrak zurück und blickte zu dem Jungen, der im Türrahmen stand. Oder eher gesagt zu den zwei Jungs, denn als auf einmal eine, mir viel zu bekannte Person, in den Vordergrund trat, wurde mir das Ganze unangenehm.
Warum musste das Alles auch immer mir passieren?
„Oh.. hey Liam.“
„Hey, ähm, Niall.“ Etwas überfordert realisierte ich, was sich gerade abgespielt hatte. Ein Freund von Niall und er selbst mussten wohl gerade in die Umkleide gegangen sein. Warum hatte ich nicht bedacht, dass jeder reinplatzen konnte? Nicht, dass genau er mich erwischt hatte, bei jedem anderen wäre mir es auch peinlich gewesen, nur nicht so, wie es gerade der Fall war. Es war Pech – pures Pech – doch ich konnte nichts machen. Nun ja, dieses nichts bestand daraus, ihn anzustarren und vor Peinlichkeit im Boden zu versinken. Zayn neben mir schien nicht zu bemerken, dass dieser Junge hier genau der war, über den ich die ganze Zeit sprach und auch der war, den wir, ich, eigentlich bekommen wollten. Denn er grinste nur, legte einen Arm um meine Schultern und sah lässig zu den zwei Personen vor uns.
Niall schien das Ganze aber nicht wirklich zu stören. Er lächelte, wenn man das so nennen konnte, sogar. Vielleicht war es auch ein Grinsen – irgendetwas dazwischen. Jedenfalls war nicht einmal ein bisschen an Trauer zu erkennen.
Was erwartete ich mir aber? Natürlich war dies nicht der Fall. Er hatte bis gestern nicht einmal ein einziges Wort mit mir gewechselt.
„Ich wusste nicht, dass du einen Freund hast.“ „Hab ich auch-“ Ich wurde unterbrochen. Zayns Griff wurde fester und seine Worte schnitten meine ab. „Ja, ich bin Zayn. Schön dich kennenzulernen.“ Mein Blick musste Verwirrtheit abgespielt haben, denn Zayn formte mit seinen Lippen ein ‚später‘, welches nur ich lesen konnte. Gott sei Dank. „Auch schön. Du hast mir nie etwas von ihm erzählt, Liam.“ Wie denn auch, er ist ja nicht einmal mein Freund. Ich wusste nicht, wie ich antworten sollte, doch wieder nahm mir Zayn das Wort ab. „Er denkt sicher, dass es nicht so wichtig ist, um es in einem normalen Gespräch zu erwähnen. Das finde ich auch, wenn jemand wissen will, ob ich einen Freund habe oder nicht, dann sollte dieser mich fragen. Er hat es sicher nicht geheim gehalten.“ Er zwinkerte mir zu und machte mir mit seinem Gesichtsausdruck klar, dass ich mit ihm mitspielen sollte.
„Ja, genau.“ Mein Lächeln wirkte für mich selbst so, als wäre es erzwungen. Niemand merkte etwas. Außer vielleicht Zayn, der logischerweise alles wusste. Im Gegensatz zu mir wirkte Zayn ruhig, wie er seinen Arm um meine Schulter gelegt hatte, mich an ihn zog und einen Kuss auf die Wange drückte. Ich konnte nicht anders, als rot zu werden. Das Ganze war noch immer Neuland für mich und das Niall dabei vor mir stand machte das Alles nicht gerade einfacher. Ich versuchte, so gut es nur ging, einfach zu lächeln und so zu tun, als wäre alles keine Lüge. War wohl dann nicht so der Fall. Niall bemerkte nichts. Er dachte sicher, dass ich rot wurde, weil mir der Kuss auf der Wange gefiel. Falsch gedacht. Es fühlte sich falsch an. Trotzdem setzte ich nicht entgegen, weil ich wusste, dass er einen Plan ausgeheckt hatte.
Niall schenkte mir ein kleines Lächeln, welches ich als süß empfand. Dann zog er seinen Freund mit sich mit, der alles argwöhnisch betrachtet hatte. Ich konnte sehen, wie Niall ihm etwas zuflüsterte und dann aus dem Raum verschwand. Für eine kurze Zeit breitete sich Stille aus, die mich etwas nervös machte. „Er ist es, nicht wahr?“ Ich hörte es nur als ein Flüstern und fast hatte ich es nicht verstanden, doch es war zu vernehmen. Mein Kopf bewegte sich selbstständig nach unten und wieder rauf, um ein Nicken anzudeuten. Zayn schüttelte den Kopf. „Jetzt versteh ich dich.“ Ich verstand nicht, was er damit andeuten wollte, doch ich fragte nicht nach. Er würde schon seine Gründe haben. „Also, es hat sich wohl alles um 180° gewendet, nicht wahr?“ Sein Kopf wurde von ihm hin und her geschüttelt und ein kleines, schiefes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. „Er ist ein Player, also sieht er jetzt nach dem Kuss, dass er mit dir schlafen könnte, wenn du nicht vergeben wärst. Und er kommt jeden Dienstag und Donnerstag hierher. Also, einen Plan habe ich schon einmal.“ Sein Grinsen wurde breiter. Sofort sah ich den alten Zayn wieder in ihm und deshalb verdrehte ich die Augen. Bis mir etwas auffiel.
„Warte, woher weißt du, wann Niall ins Fitnessstudio geht?“ Ich musterte ihn argwöhnisch und war es gar nicht von mir gewohnt, dass ich sofort alles hinterfragte. „Ich gehe jeden Tag trainieren, Babe. Ich sehe ihn öfter.“ „Aber warum achtest du auf so etwas? Kann es sein, dass dein Plan genau aus dem Ganzen bestand?“ Ich war aufgebracht. Von der einen zur anderen Sekunde. „Du wolltest, dass er uns sieht, oder? Du hast ihn gesehen, während ich trainiert habe und deswegen hast du nicht auf mich gewartet.“ Er schüttelte den Kopf und starrte mir direkt in die Augen. „Liam, beruhige dich. Ich wusste nicht einmal, dass er derjenige ist, den du haben willst. Es tut mir leid.“ „Warum muss es dir leidtun, wenn du keinen Grund hast, dich zu entschuldigen?“ Meine Stimme wurde immer lauter. Ich wusste nicht, was mich dazu ritt, ihn anzuschreien. Es gab eigentlich Nichts, was ich ihm vorwerfen konnte. Er tat das Ganze nur, um uns zwei zusammenzubringen. Oder nicht?
„Weißt du was? Ich hätte dir für morgen geholfen und dir Tipps gegeben. Aber das lasse ich mir nicht bieten. Bevor ich gehe, sage ich dir noch etwas. Ich merke mir Dinge sehr leicht, deswegen ist es schwer für mich, Sachen zu vergessen. Aber danke für dein Vertrauen.“ Er schüttelte den Kopf, schritt den Gang entlang und spazierte heraus aus der Türe, indem er diese laut zuknallte.
Scheiße.
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Ich fühlte mich schlecht. Beschissen, wenn man es genau nahm. Einfach nur dreckig, ohne einen Grund. Ich hatte nämlich eine Berechtigung dazu, ihn so etwas zu fragen. Trotzdem hätte ich ihm vertrauen sollen. Es war nichts falsch daran, indem was er gesagt hatte. Ich interpretierte einfach immer zu viel in Sachen herein, um zu vermeiden, verletzt zu werden. Diesmal hatte ich aber jemanden anderen verletzt.
Schon seit Stunden starte ich auf mein Handy und scrollte durch meine Nachrichten. Ich wollte ihn anschreiben und mich entschuldigen. Gefühlte tausend Mal schrieb ich ihm eine Nachricht, doch löschte diese, bevor ich sie überhaupt abschicken konnte. Es klang blöd und kindisch, aber ich hatte Angst, dass er mir nicht zurück schreiben würde. Diesmal hatte ich Mist gebaut und nicht jemand anderes.
Ein ‚Es tut mir leid‘ würde es einfach nicht bringen. Wie wäre es mit ‘Ich war ein Idiot, verzeih mir‘? Ich wusste, dass er dann mit einem leichten Lächeln die Nachricht lesen würde, wenn er sie überhaupt las. Was ich bezweifelte.
To: Zayn
From: Liam
Wegen vorhin. Ich weiß, dass ich mich wie ein Idiot verhalten habe und das tut mir leid. Ich versuche mich jetzt nicht zu rechtfertigen, ich will mich einfach nur entschuldigen. Ich war einfach nur dumm und hatte kein Vertrauen. Kann ich etwas tun, damit du mir verzeihst?
Nach ungefähr zwei Minuten mein Handy vibrieren zu hören, hatte ich nicht erwartet. Vor allem hatte ich es nicht erwartet, damit es öfter vibrierte und somit signalisierte, dass ich angerufen wurde. Ich schaute auf den Bildschirm. Es war Zayn. Ich hatte kein Bild von ihm, also zeigte es mir nur seinen Namen und ein unbekanntes Bild an, welches nicht gerade aufregend war.
„Hallo?“ Ich klang nervös. Obwohl ich kein Recht dazu hatte. „Hey, Liam. Ich habe deine Nachricht erhalten. Ich dachte schon, du schreibst nie.“ Ich war verwirrt. Ein kleines Lachen ertönte. „Ich hätte nicht einfach gehen sollen. Wir beide haben einen Fehler gemacht, aber das kommt nicht mehr vor.“ Es war schwer nachzuvollziehen, warum er mir nicht böse war, mit das Ganze übel nahm. Ich hätte es verdient gehabt. „Ähm, ja.“ Ich lächelte schüchtern, doch bemerkte, dass er es gar nicht sehen konnte, also beließ ich es dabei. „Dann gute Nacht, Liam. Und bevor ich es vergesse, sei morgen einfach du selbst und versuche nicht nervös vor ihn aufzutreten, tu so, als wäre er dir egal.“ Ich antwortete nur mit einem zweifelnden Ja, bevor ich auflegte und das Handy auf den Tisch legte und mich erhob. Es war schon spät abends, die Sonne war schon seit längerem unter gegangen und der Mond war die einzige Lichtspende für mein Zimmer. Die Lampe hatte ich nicht aufgedreht, nur das Fenster war offen. Ich gewöhnte mich schnell an die Dunkelheit, das konnte ich schon immer. Also lief ich nicht komplett blind zu meinem Bett, schon in meinen Schlafsachen, und legte mich hin. Zayn und Niall spukten immer noch in meinem Kopf herum, deswegen fiel es mir schwer, schnell einzuschlafen. Nach einer halben Stunde merkte ich, wie die Gedanken langsam abdrifteten und ich in einen traumlosen Schlaf glitt, der leider wieder viel zu früh aufhören würde, wenn mein Wecker klingelte.
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Es war Freitag. Naja, eher gesagt Freitagmittags. Heute war es wärmer und mit Jeansjacke war mir noch immer heiß. Also zog ich diese aus, saß nur noch in einem Tanktop hier und aß in der Cafeteria das Essen einmal auf. Diesmal gab es Pizza und genau diese konnte ich mir nicht entgehen lassen, auch wenn ich dadurch wieder viel zunehmen würde. Ich seufzte, als ich wieder daran dachte, doch lenkte mich ab, indem ich zu Niall sah, der lachend an einem Tisch saß und mich anblickte, als er seinen Kopf drehte. Ein kleines Lächeln entblößte seine Zähne und ein Zwinkern wurde mir gewidmet, bevor er sich umdrehte und wieder mit seiner Freundin redete, mit der er vor ein paar Pausen einen sehr intimen Kuss ausgetauscht hatte, der nicht gerade schön aussah.
Ich machte mir nichts daraus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich mit ihr trennte. Ich musste mich nur daran gewöhnen. Zwar hatte ich mich noch immer nicht daran gewöhnt, nachdem ich zwei Jahre hier war, doch es kümmerte mich nicht mehr. Machen konnte ich nichts.
Ich blickte um mich. Es war lauter als sonst und Leute schrien, lachten, machten Witze. Es war irgendwie lustig das Ganze mitanzusehen, doch ich hielt mich lieber im Hintergrund, bevor ich mich zum Affen machte und mich Leute anfingen auszulachen. Ich hatte es schon immer gehasst im Mittelpunk zu stehen. Also beobachtete ich nur. Man konnte meinen, auch wenn dies klar war, dass meine Augen immer automatisch zu Niall wanderten und ertappt wegsahen, wenn er sich gerade umdrehte. Es war mir peinlich, vor allem nach gestern.
Die Pause verlief relativ normal. Ich hatte alles aufgegessen und wartete nur noch darauf, dass es endlich klingelte. Wir hatten Sport und somit musste ich nach dem Läuten meine Sportsachen holen und mich in die Turnhalle begeben. Ich war es gewohnt, dass mein Platz, bei dem ich mich umzog, relativ weit in der Ecke war, dort, wo mich fast niemand beachten würde. Ich hasste meine Klasse nicht, aber ich wollte ihre Aufmerksamkeit auch nicht. Es war kompliziert. Als ich fertig war, mit Umziehen, drehte ich mich um und schaute ertappt weg, als Niall oberkörperfrei auf seinem Platz stand und sich gerade sein T-Shirt anziehen wollte. Er grinste und redete gerade mit einem Freund, deswegen hatte er es hoffentlich nicht bemerkt. Seufzend ging ich aus der Umkleide heraus und fuhr mir durch die Haare. Heute war es, wie gesagt, warm, also hatte ich mir nur ein kurzärmliches T-Shirt angezogen und dazu eine Short. Ich hatte immer Sachen mit, falls es kalt, oder warm sein sollte.
Nach weiteren Minuten kam Niall heraus, der lachend mit ein paar anderen auf das Feld lief und sich neben uns anderen Schülern stellte. Der Lehrer kam nur Sekunden später heraus und sagte uns, dass wir heute nur wenig Runden rennen, dafür aber danach körperliche Übungen machen würden. Zirkeltraining. Ich hasste es. Trotzdem lief ich die paar Runden und machte die Übungen. Sie würden mir auch helfen. Meine Beine waren sogar recht trainiert. Auch wenn ich diese Woche keine Zeit gefunden hatte, in der Früh zu laufen, waren diese mit Muskel geziert. Es brachte mir aber nichts, wenn meine Arme schlaff und gar nicht durchtrainiert waren. Also war es gut, dass ich zum Fitnessstudio ging, auch wenn es ziemlich anstrengend war.
Das Zirkeltraining zog sich in die Länge. Das Einzige, dass mir etwas Ablenkung verschaffte, war Niall, der sich irgendwann das T-Shirt auszog und den Mädchen zuzwinkerte, als sie ihn begafften. Ich wusste nicht, warum ich das immer tat, aber ich verdrehte die Augen bei der Geste und machte mit der Übung weiter, bei der ich gerade stand. Der Lehrer befiel Niall sich wieder anzuziehen, doch dieser zuckte nur mit der Schulter und machte so weiter, ohne auf ihn zu hören. Es war einfach seine Art so etwas zu machen und ich konnte es nicht verstehen. Denn einem Lehrer zu wiedersetzen würde ich mich nie trauen. Wir waren halt etwas verschieden.
Vollkommen fertig machten alle sich auf den Weg in die Umkleide. Die Übungen waren Kraftaufwendig, schmerzten, wenn man sie machte, aber es lohnte sich. Jedenfalls für viele. Die Mädchen hatten währenddessen nur mit dem Ball abschießen gespielt und kreischten immer, wenn der Ball auf sie zuflog. Ich verdrehte, ich hasste diese Angewohnheit, meine Augen bei dem Anblick, doch beließ es nur dabei und trat dann in die Umkleide ein und setzte mich auf meinen Platz. Ich musste duschen, doch ich wartete, bis alle anderen fertig waren, denn ich hasste es mit anderen Leuten zu duschen. Es war mir unangenehm. Der Schweiß klebte auf meiner Haut und trocknete, mir war das unangenehm. Also schon fast alle den Saal verlassen hatten – wahrscheinlich auch Niall, denn ich sah ihn nicht – begab ich mich mit einem Handtuch in die Duschen und zog meine Sachen dann dort aus und hang diese auf einen Hacken, der am Eingang an der Wand befestigt war.
Ich blickte mich um, bevor ich mich unter die Dusche stellte und mich abduschte. Es waren zwei Wände links und rechts von mir, sodass man, wenn man eintrat, nicht sofort sah, dass ich duschte. Nun ja, vielleicht sah man meinen Kopf. Ich war nicht klein, doch groß war ich auch nicht. Durchschnitt würde ich sagen. Als ich fertig war, wollte ich gerade das Wasser abdrehen, doch ich hörte auf einmal Schritte. Es war nicht so, dass ich Angst hatte, nein das nicht, doch ich war nackt und schämte mich für meinen Körper. Also wartete ich ab, bis ich nichts mehr hörte und das Wasser abdrehte. Ich machte einen Schritt aus der Dusche heraus und drehte mich um, was ich nach kurzer Zeit bereute.
Es war nicht so, als hätte er noch nie einen nackten Mann gesehen. Und auch nicht, als hätte ich noch keinen gesehen. Aber es war mir trotzdem peinlich, im Gegensatz zu ihm. Es musste so kommen. Niall zog sich gerade seine Hose herunter und stand nur in Boxershorts da, bevor er aufschaute und mich leicht anlächelte. Mehr machte er nicht, denn er zog sich das letzte Stück seiner Kleidung vom Körper und richtete sich dann wieder auf, bevor er an mir vorbeiging, leicht meinen Oberarm berührte, aber dann in die Dusche neben mir stieg. Ich musste die ganze Zeit rot im Gesicht gewesen sein, weil meine Wangen sich heiß anfühlten und brannten. Ich hatte versucht nicht auf seinen unteren Bereich zu schauen, doch ich hatte mich dabei ertappt einmal einen Blick zu wagen, aber so schnell wie möglich wieder heraufzuschauen und meinen Blick dann ertappt auf die Wand zu richten. Jetzt war es aber schon zu spät, denn ein leises Lachen entkam ihm, bevor er die Dusche aufdrehte und das Rauschen des Wassers erklang.
Ich fühlte mich ertappt, verlegen, aber nicht schlecht. Nein, nur etwas unwohl.
So schnell ich konnte begab ich mich in die Umkleide und nahm davor noch meine Sachen. Bevor ich diese aber betrat, zog ich mir meine Boxershorts an und schaute herum, ob niemand im Raum war. Als dies nicht der Fall war, zog ich mich weiter um, stopfte meine Sportsachen in die Tasche und verließ den Raum, fuhr mir durch die Haare, damit diese nicht in alle Richtungen abstanden. Mit einer Hand rieb ich mir die Augen und fuhr mir über das Gesicht. Ich war noch immer geschockt von dem Erlebnis, doch versuchte nicht daran zu denken. Und so sollte ich Niall in zwei Stunden begegnen und mit ihm ein Projekt planen. Läuft.
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Die letzten zwei Stunden hatte ich Zeichnen. Ich mochte das Fach nicht, doch sagte nicht dagegen. Meine Zeichenkünste waren nicht die besten, doch ich gab mein Bestes. Die zwei Stunden verliefen langsam und zogen sich hin, ich wollte nur so schnell wie möglich hier raus und nicht die ganze Zeit versuchen Niall anzustarren. Das wäre mir beim Treffen noch unangenehmer, wenn er mich nackt und als Stalker erwischt hätte. Nein Danke. Ich lenkte mich ab, indem ich immer wieder auf die Uhr schaute und den Sekundenzeiger immer weiterverfolgte. Ich wusste, dass dies nicht gerade eine sehr spannende Beschäftigung war, doch sie lenkte mich ab.
Ich freute mich, als es endlich klingelte. Niall gab mir ein Zeichen, dass wir uns draußen treffen würden und ging dann mit seinen Freunden aus der Klasse, sagte ihnen etwas und machte sich in die entgegengesetzte Richtung von ihnen auf. Sie mussten wahrscheinlich zum Spind, während Niall nach draußen ging und sich die Schultasche um die Schulter warf. Ich fand die Geste heiß. Ich war etwas abgelenkt von ihm, sodass ich ganz vergaß meine Sachen einzupacken. Die Lehrerin schaute mich nur mit einem Kopfschütteln an und verschwand dann aus dem Raum und ich gleich hinterher, als ich meine Bücher und Zeichnung in die Tasche eingeräumt hatte.
Dann machte ich mich auf den Weg nach draußen. Erst musste ich ihn finden, er saß abseits auf einer Treppe und schaute nach oben um mich zu suchen und dann auch zu finden. Er lächelte leicht und winkte mich zu ihm. Mit schnellem Schritt ging ich zu ihm und er stand auf, ohne ein Wort zu sagen. Erst als wir beim Café ankamen und uns hinsetzten, fing er an zu reden. „Also, hast du schon eine Idee, was wir machen könnten?“ Ich hatte wirklich schon überlegt. Aber es war schwierig etwas zu Liebe zu finden und dabei originell zu werden. „Ich dachte daran, dass wir uns Liebeslieder heraussuchen und die zusammenmixen. Also, so eine Art Liebe in ein schnelleren Remix gemischt. Aber dass wir auch eine eigene Melodie dazugeben, sodass wir uns auch Mühe gegeben haben. Du könntest singen, wenn wir den Song aufnehmen.“ Ich lächelte ihm zu. Er überlegte und meinte, dass er das gut fand. Doch er hatte noch etwas auszusetzen. „Ich habe dich noch nie singen gehört. Wenn du singen kannst, singen wir gemeinsam.“ Ich schluckte und nickte.
Das restliche Gespräch verlief nur darüber, welche Lieder wir nahmen und welches am besten passen würde. Er hatte nichts Perverses erwähnt, worüber ich fröhlich war, sodass mir das Ganze nur halb so peinlich vorkam, als es war. Denn wir redeten über Liebe und das tat er eigentlich nie. Für ihn war sicher nur Sex ein Thema und nicht Liebe. Ich seufzte, als ich auf die Uhr schaute und Niall das Gleiche tat. Er sagte er müsste jetzt gehen, also hielt ich ihn nicht auf.
Für mich war die Verabschiedung etwas peinlich. Wie sollte ich mich verabschieden? Händedruck oder ein Winker ging gar nicht. Doch die Entscheidung wurde mir abgenommen, als er sich zu mir hinüberlehnte und seine Arme um meinen Hals legte. Ich erwiderte die Umarmung und starrte ihn perplex an. Umarmte er jede Person, die er gerade kennengelernt hatte? Ich wusste es nicht, doch ich lächelte, als er sich zurückzog und dann ging.
Ich machte mich dann auch auf den Weg. Die U-Bahn verspätete sich und ich musste länger auf diese warten. Dementsprechend war der Wagon auch voll, doch ich passte noch hinein. Es war ein Gedrängel bei jeder Station, doch es störte mich nicht. Ich dachte an Niall. Es war nicht nur an die Umarmung, sondern auch das in der Dusche. Ich wurde wieder rot bei dem Gedanken und verdrängte ihn gleich darauf. Ein Piepen lenkte mich ab und ich brauchte eine Weile, bis ich checkte, dass es von meinem Handy aus kam. Schnell nahm ich es aus meiner Hosentasche und sofort sah ich den Namen Zayn aufblitzen.
From: Zayn
To: Liam
Ich denke, dass du so spät schon von Niall weg bist? Heute werde ich dich wieder unterrichten, bei dir zu Hause. Sagst du mir deine Adresse? X
Wusste er überhaupt was diese ‚x‘ bedeuteten? Ich ignorierte das und sendete ihm meine Antwort. Irgendwie wollte ich nicht, dass Zayn zu mir kam, doch ich wollte endlich, dass Niall in mir mehr sah, als ein neu gefundener Freund. Da fiel mir auf, dass er mich gar nicht wegen Zayn ausgefragt hatte. Und ich war froh deswegen.
Ich war zu Hause angekommen und fünf Minuten danach klingelte es. Ich wusste wer es war, also ließ ich ihn herein und er tritt grinsend ein. Mir war das wegen gestern noch immer unangenehm, doch ich beließ es dabei und erwähnte es nicht. Danach führte ich ihn in mein Zimmer und er legte sich auf mein Bett, blickte sich um und meinte: „Ich hätte wissen sollen, dass du in einer reichen Gegend wohnst.“ „Was soll das heißen?“, fragte ich ihn verwirrt. „Ach nichts.“ Er lächelte wieder und stand auf. „Also, was wollen wir denn jetzt lernen?“ Er wusste, was wir lernen würden. Ich wusste es einfach. „Wie wäre es mit Zungenkuss? Der gestern, daran könnte man noch üben.“ Ich wusste, dass irgendetwas in diese Richtung kommen würde. „Und ich bin auch für eine Knutscherei. Du weißt schon. Damit du dich nicht zierst, wenn er einmal mehr als nur einen Kuss mit dir austauscht. Du musst vorbereitet sein. Ein Player mag es, wenn der Partner schon Erfahrung hat.“ Ich schluckte und nickte. Er kam mir bei den ganzen Sätzen immer näher und stieß mich dabei gegen die Bettkante, sodass ich auf das Bett flog und er sich an meinen Seiten abstützte. „Du bist irgendwie süß, wenn du mich so schüchtern ansiehst.“ Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen und dann beugte er sich zu mir herunter. „Ein Zungenkuss ist nicht schwer. Nur mach keine Kreise mit der Zunge und steck sie nicht zu tief in jemandes Hals. Am Anfang erst es sanfter, dann wird dir dein Partner schon zeigen, was du mit der Zunge machst.“ Ich wusste, dass er den Satz zweideutig sah und ich verdrehte die Augen, trotzdem blickte ich etwas ängstlich auf seinen Mund. „Du brauchst keine Angst zu haben.“ Dann legten sich seine Lippen auf meine.
Er drängte mich zu nichts. Er sah, dass ich mich erst an den Kuss gewöhnen musste und auch wenn es sich falsch anfühlte, machte ich weiter. Nach einer Zeit öffnete ich meine Lippen, als ich fand, dass ich bereit wäre, und er drang mit seiner Zunge ein, stupste meine an. Ich wusste nicht genau, was ich mit meiner Zunge anstellen sollte, doch Zayn nahm mir das Denken ab, als er meine Zunge noch einmal an stupste und mich somit aufforderte das Gleiche zu tun. Irgendwann schaltete ich ab und ließ mich in den Kuss sinken, behielt aber Niall im Hinterkopf. Seine Hand wanderte zu meiner Hüfte und schob den Ansatz meines T-Shirts etwas nach oben, doch ich nahm seine Hand weg von der Stelle und legte diese stattdessen auf die Seite am Bett. „Nicht“, meinte ich, doch er legte seine Hand wieder auf die Stelle und meinte, dass das dazugehörte. Ich beließ es dabei und legte meine Hände, da ich nicht wusste, was ich mit diesen tun sollte, auf seinen Bauch.
Nach einer längeren Zeit bekam ich fast keine Luft mehr und er löste sich von mir. „War das so schwer?“ Ich wurde rot. Das sah man aber nicht, da meine Wangen wegen dem Kuss schon gerötet waren. „Nein.“ Ich hielt meine Antwort knapp. „Wie wäre es, wenn wir Niall eifersüchtig machen?“ Ich blickte ihn verwirrt an, doch er gab mir keine Antwort. Denn er legte seine Lippen an meinen Hals und küsste mich leicht dort. Es kitzelte leicht, ich keuchte aber auf, als er begann zu saugen. „Zayn, ich will keinen Knutschfleck haben.“ Ich stieß ihn von mir, doch es war zu spät. „Was soll ich meiner Mum sagen?“ „Keine Ahnung. Aber Niall wird nicht erfreut sein, das kann ich dir sagen.“ Ich beruhigte mich wieder. Er hatte Recht. Es war ein Weg, um Niall eifersüchtig zu machen.
Ich wollte gerade ansetzen, um zu reden, doch es klingelte. Verwirrt blickte ich zu Zayn, der meinte, dass er aufmachen würde. Ich wollte ihn stoppen, doch es konnte nicht meine Mutter sein. Sie hatte einen Schlüssel. Also hielt ich ihn nicht auf und er öffnete die Türe, trat heraus und ging den Gang entlang. Ich sah nach kurzem nur noch den leeren Gang und wartete, bis er wieder zurückkam. Doch das tat er nicht. Ich wartete weitere zwei Minuten, doch es passierte nichts. Keine Geräusche waren zu hören. Also lief ich nach unten.
Ich wusste nicht, warum ich die Szene so vorfand. Zayn starrte mit großen Augen auf einen Mann, der etwas kleiner war als er und ich schon einmal gesehen hatte. Es war der Mann, der mit meiner Mutter etwas für die Arbeit gemacht hatte. Nun ja, wer’s glaubt. Dieser aber blickte Zayn genauso geschockt an.
„Zayn?“ Seine Stimme klang überrascht, aber ruhig.
„Vater? Was machst du denn hier?“
„Dasselbe könnte ich dich fragen.“ Ein leichtes Lächeln umschloss die Lippen von Zayns Vater. Ich erkannte erst jetzt die Ähnlichkeiten zwischen den Beiden. „Ich bin hier, um Liams Mutter ihre Sachen zurückzubringen. Sie hat sie heute in der Firma liegen gelassen.“ Ich glaubte ihm das Ganze nicht. Sicher hatte meine Mutter die Tasche liegen gelassen, um einen Vorwand für ihn zu haben, hierherzukommen. Und einen Vorwand, falls ich sie zwei erwischen würde. Ich blickte nur unsicher zwischen den beiden umher, doch blieb still und beobachtete die ganze Szene. „Woher weißt du, wo Liams Mutter wohnt?“ Er beäugte ihn kritisch und schien ziemlich respektlos mit seinem Vater umzugehen. Ich bemerkte es an seiner Haltung und auch an seinem Ton. „Hör zu, mein Junge. Wir müssen und jetzt nicht über mein Privatleben unterhalten, wenn jemand anderes hier ist.“ Er deutete auf mich. „Aber ich kenne die Adresse, weil ich hier schon mit ihr zusammengearbeitet habe. Liam hat uns zwei schon gesehen, nicht wahr mein Junge?“ Ich schluckte und nickte leicht, sodass Zayn vom Thema ablenken konnte, dabei einfach die Tasche aus seiner Hand riss und ihm die Tür vor dem Gesicht zuknallte. Sein Vater schien etwas perplex gewesen zu sein, bevor die Türe ins Schloss gefallen war. Ich erkannte, dass Zayn seinen ihn, warum auch immer, nicht mochte. Ich wusste nicht wieso, aber er schien mir auch unsympathisch. Vielleich, weil ich wusste, dass er gelogen hatte, indem er das mit der Arbeit erwähnte. Es war sicher keine Arbeit gewesen, bei dem war ich mir sicher.
„Zayn?“ Ich blickte ihn ehrfürchtig an, als ich sah, dass er wie erstarrt an derselben Stelle stand, bei der er seine Füße schon vor fünf Minuten stehen gehabt hatte. „Alles okay?“ „Ja.“ Er fuhr sich über das Gesicht und lächelte mich dann an. Von einem auf den anderen Moment wurde er wieder zum Alten. „Es hat mich nur etwas überrascht, also wundere dich nicht.“ Er blinzelte mir zu und drängte mich dann bei den Treppen auf die Seite, um wieder in mein Zimmer zu gelangen. „Ich glaube, ich werde jetzt dann gehen. Deine Mutter ist sicher bald zu Hause. Ich lege nur die Tasche in dein Zimmer, damit du sie ihr geben kannst. Es wundert mich, dass sie überhaupt noch nicht hier ist.“ Ich seufzte. So war sie nun einmal. Immer bis spät abends außerhalb von zu Hause.
Ich nickte ihm zu und folgte ihm in mein Zimmer. Es war alles vorhanden, so wie wir vorhin den Raum verlassen hatten. Das Bett sah unordentlicher aus als sonst und ich wurde rot, als ich an das Ganze zurückdachte. „Babe, dir muss doch eine harmlose Knutscherei nicht peinlich sein. Du brauchst eindeutig mehr Selbstbewusstsein.“ Er hatte Recht. Denn als er dies sagte, blickte ich nur stur auf den Boden und behielt meinen Blick dort. Ein leises Lachen war aus Zayns Richtung zu vernehmen. Ich schaute auf und sah ihn mich anstarren, bevor er sich seine Schuhe anzog, die er davor neben meiner Türe abgestellt hatte. „Morgen habe ich keine Zeit. Genauso wie am Rest der Woche. Das heißt, erst wieder am Freitag. Tut mir leid, Sweetheart.“ Irgendwie mochte ich die Spitznamen, die er mir gab. Aber lieber hätte ich es, wenn nicht Zayn, sondern Niall mich mit diesen Namen necken und mich damit verlegen machen würde. Bei Zayn machte mir das Ganze nichts mehr aus. Ich war daran gewohnt.
„Am Freitag nach der Schule. Hier. Schreib mich an, wenn du aus hast.“ Ich habe dir heute eine SMS um diese Uhrzeit geschrieben, reicht das denn nicht? Ich beließ es bei dem Gedanken und nickte ihm nur zu, bevor ich ihn nach unten begleitete und mich von ihm verabschiedete. Er zog sich seine schwarze Lederjacke an und richtete sich kurz seine Haare, bevor er sich zu mir herunterbeugte und einen Kuss auf meine Wange hauchte. „Und vergiss nicht: Wenn Niall dich küsst, erwidere es einfach. Denk nicht zu viel über die ganzen Sachen nach. Zeige deinen Knutschfleck, damit er eifersüchtig wird. Sei ein bisschen offensiv, glaub mir, das mögen wir ‚bösen‘ Jungs.“ Er lachte und schüttelte den Kopf. Danach stellte er sich wieder auf, da er sich zu mir herunterbücken musste und verließ nach einem Nicken meinerseits das Haus.
Ich war fertig. Komplett fertig. Erst ein Treffen mit Niall und ein einfaches Gespräch, welches so viel mehr bedeutete, als nur ein einfach es Gespräch zwischen zwei Menschen. Jedenfalls für mich. Dann diese Knutscherei, die sich so falsch anfühlte, mit dem falschen Jungen. Es war verwirrend. Ich wollte unbedingt erfahren sein, für Niall. Doch ich musste so vieles in Kauf nehmen. So vieles, welches ich nicht einmal in hundert Jahren gemacht hätte, wenn ich Zayn nicht kennengelernt hätte. Also hatte sich mein Leben geändert. Von einem auf den anderen Moment um 180° gedreht und sich somit auf den Kopf gestellt. Irgendwie war ich froh darüber. Aber irgendwie auch nicht. Denn – auch wenn ich es nicht wollte – ich verlor immer mehr meiner Unschuld. Und Zayn war der Grund dafür.
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Es war noch viel später am Abend, als ich auf die Decke starrte. Es war dunkel im Zimmer, deswegen erkannte ich nicht vieles. Ich konnte nicht einschlafen. Das Lachen meiner Mutter, die gerade am Telefonieren war, half mir auch nicht beim Einschlafen. Denn mein Kopf war voller Gedanken. Und diesmal? Diesmal spielte Zayn sogar gar keine Rolle. Das erste Mal, seitdem ich ihn kennengelernt hatte. Und ich war froh. Denn ich liebte es von Niall zu denken, mir sein Lachen vorzustellen und diese Grübchen. Oh ja, genau die.
Ich liebte einfach alles von ihm.
Da die Position nach einer Zeit unangenehm wurde, legte ich mich auf die Seite. Mein Rücken war etwas steif. Jetzt blickte ich in die komplette Dunkelheit. Ich hasste die Dunkelheit eigentlich, man wusste nämlich nie, was sich in dieser befand. Doch sie war trotzdem ein guter Freund, die Verletzungen von jemanden fernhielt.
Oh Gott, Liam. Du klingst wie ein Weichei.
Ja es stimmte. Ich lachte über den Gedanken von mir selbst. Vielleicht war auch genau das der Grund, warum Niall sich nicht in mich verliebte oder bis zu dieser Woche nicht einmal bemerkt hatte. Nun ja, er wusste wenigstens, dass ich in seine Klasse ging.
Ist ja auch sehr viel, hm.
Ich wusste, dass ich gerade mit mir selbst geredet hatte und verdrehte nur die Augen. Diese wollten nicht zufallen und ich war hellwach, also musste ich irgendetwas tun, um müde zu werden. Irgendwie – fragt mich nicht warum – kam ich dabei auf Laufen. Das ich einfach das Haus verlassen und die Straße entlang laufen sollte. Die frische und kalte Luft genießen und dabei etwas Energie abbauen und gut schlafen konnte. Genau. Das würde ich tun.
So leise wie möglich zog ich mir eine Jogginghose und ein Tanktop an, welches ich mit einer Trainingsjacke – so nannte ich das Stück Stoff – überdeckte. Es war sicher kalt draußen, deswegen zog ich mir auch noch eine Haube über den Kopf. Dann machte ich die Türe meines Zimmers auf und blickte mich um. Ein Lachen war von dem Zimmer meiner Mutter zu vernehmen, doch ich hörte nicht, was sie mit der Person auf dem Telefon sprach. Da ich wusste, dass sie mich nicht bemerken würde, ging ich einfach den Gang entlang und schritt die Treppen herunter, um danach zur Türe zu laufen. Als ich diese öffnete kam mir eine kalte Briese entgegen und ich fröstelte. Fest zog ich mir die Jacke um den Körper und begann dann loszulaufen. Einfach in irgendeine Richtung, um meinen Gedanken noch mehr freien Lauf zu lassen, als sie es schon vorher getan hatten.
Ungefähr eine halbe Stunde später machte ich mich daran, wieder zurückzulaufen. Es war ein befreiendes Gefühl einfach zu laufen und den Schmerz zu vergessen, der sich über meine Beine ausbreitete. Mein Kopf war plötzlich leer, als hätte ich einfach meine Gedanken losgelassen. Nur eine einzige Melodie schwebte in meinem Kopf herum. Ich summte diese leise und konnte so beobachten, ob mein Laufrhythmus auch wirklich stimmte. Denn solange ich summen konnte, solange ich dabei auch noch richtig atmen konnte, lief ich richtig.
Eine weitere halbe Stunde verging und ich befand mich vor meinem Haus. Ich hatte ein bisschen länger als vorhin gebraucht, doch es störte mich nicht. Meine Füße führten mich joggend zu der Eingangstüre und ich holte den Schlüssel hervor, den ich immer mit mir mithatte, und sperrte diese auf. Meine Mutter schien nichts bemerkt zu haben, also begab ich mich wieder in mein Zimmer und zog mir meine Sachen, bis auf die Boxershorts aus, und legte mich in das Bett, um gleich darauf wirklich einzuschlafen und in einen traumlosen Schlaf zu gleiten.
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Mittlerweile war es schon Mittwoch. Die Schule verging relativ schnell und Zayn sah ich nicht mehr. Er schrieb mir auch nicht und so hatte ich mehr Freiraum. Niall und ich hatten uns in dieser Zeit nur einmal getroffen. Er hatte meinen Knutschfleck bemerkt, aber nur gegrinst und seine Augen verdreht. Ich war schon etwas enttäuscht, es war aber nicht so, als hätte ich mir mehr erhofft.
Obwohl, irgendwie schon.
Wir hatten Nummern ausgetauscht, damit er mir schreiben konnte, wann er wieder Zeit hatte. Wir hatten unsere Lieder schon rausgesucht und Niall war sogar schon dabei eine Melodie zu erfinden. Dabei hatte er mich noch immer nicht singen gehört. Die Adresse von mir hatte ich ihm auch gegeben, nachdem er mir gesagt hatte, dass seine Mutter nicht so gerne Besucher bei ihr zu Hause hatte.
Die restlichen Tage vergingen noch mehr wie im Flug. In der Schule ließen mich alle in Ruhe, bis auf Nialls Freundin, die wie eine Klette an ihm hing und mir immer wieder böse Blicke zuwarf, genauso wie die anderen Mädchen, als Niall einmal zu mir gekommen war, um mich etwas von unserem Projekt zu fragen. Es war schön, dass er jetzt eine andere Meinung von mir hatte. Jedenfalls erhoffte ich mir dies.
Ein Test wurde in dieser Woche geschrieben, den ich mit einer 2+ bestand. Es war nur Chemie und aufpassen musste ich in diesem Fach nicht wirklich, denn alles war logisch zurückzuverfolgen. Nun ja, fast alles. Ein bisschen lernen hätte mir vielleicht auch nicht geschadet. Meine Mutter interessierte sich für relativ gar nichts mehr und es war so, als würde sie wieder nur auf mir herumhaken. Ich war daran gewöhnt, also machte es mir nicht viel aus, außer dass ich diese Woche wieder kaum etwas aß.
Heute war es dann Freitag. Ich wusste gar nicht, wie schnell eine Woche umgehen konnte. Niemand hatte sich gemeldet. Weder Niall, noch Zayn, trotzdem machte mir dies nicht viel. Im Sport hatte ich zwar heute wieder Niall betrachtet und mir war es peinlich über die Sache in den Duschen nachzudenken, aber Niall schien es schon fast vergessen zu haben. Nun ja, fast. Denn als ich mich gerade in der Umkleide umzog, zwinkerte er mir leicht zu und ich wurde rot. Zayn hatte Recht, ich sollte echt mehr selbstbewusster werden.
Ich erwischte mich dabei, Niall anzustarren, als er nur in Boxershorts dastand und mit seinen Freunden redete, lachte und irgendwelchen Blödsinn anstellte. Für eine kurze Zeit zog er sich nicht einmal mehr um, sondern lachte nur noch und machte irgendwelche Bewegungen zu einem Witz, den ich von der Ecke nicht ganz verstehen konnte. Seufzend wandte ich mich von ihm ab und packte meine Sachen in die Tasche, bevor ich mich auf den Weg aus der Umkleide machte, doch Halt machte, als Niall gerade meinen Namen sagte. Ich wusste nicht, warum ich diesen so gut hören konnte, obwohl ich noch weiter weg stand, als vorhin. Vielleicht war die fast leere Umkleide der Grund, oder er wollte, dass ich ihn hörte. „Er ist nicht so schlecht. Eigentlich recht nett.“ Ich versuchte angestrengt einfach loszugehen, die Türschnalle runterzudrücken und nicht mehr zuzuhören. Es war schwer. Ich wollte aber nicht hören, wie Niall nur freundschaftlich von mir redete. Jedenfalls war es besser, als das erste Mal.
Nun ja, nicht dafür, dass du ihn versuchst rumzubekommen.
Ich verfluchte mich selbst, denn ich hatte – auch wenn ich es nicht gern zugab – Recht bei dieser Sache, obwohl ich wünschte, dass es nicht so wäre. Ich fuhr mir über das Gesicht und versuchte die Gedanken abzuschütteln, was mir gut gelang. Vor allem als mein Handy vibrierte und somit seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Zayn: Wann hast du aus? Ich hole dich von der Schule ab. x
Ich schrieb ihm die Uhrzeit und steckte mein Handy danach in meine Hosentasche und begab mich in das Klassenzimmer, indem ich wieder Zeichnen haben würde. Ich seufzte. Wie ich dieses Fach doch hasste.
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Es würde in fünf Minuten läuten. Ich hatte auf die Uhr geschaut und wartete ungeduldig. Wer brauchte auch schon eine Zeichnung, die in der Punkperspektive gezeichnet wird? Ich nicht. So viel stand mal fest. Ich verstand nicht, warum Zeichnen in der Oberstufe noch ein Fach war, niemand der nur ansatzweise Verstand besaß, würde Künstler werden und somit sein Geld verdienen. Jedenfalls sah ich das so. Gelangweilt setzte ich das Lineal an und tat so, als würde ich wirklich etwas für das Fach tun, damit ich keine schlechte Note bekam. Ich bemerkte, wie auch viele andere keine Lust mehr hatten. Es war Freitag und viele hatten etwas Besseres zu tun, als in der Schule zu hocken und den Unterricht zu ‚genießen‘. Sogar ich hatte heute eine Beschäftigung vor, die ich sogar lieber mochte als die Schule. Auch wenn das hieß, dass Zayn mich vielleicht wieder küssen würde.
Wäre es Niall, würde ich sogar früher die Klasse verlassen.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis die Klingel endlich ihr nerventötendes Geräusch erklingen ließ und ich den Saal verlassen konnte. Niall sagte, dass er mir heute schreiben würde, da er sich nicht sicher war, ob wir heute an dem Projekt arbeiten konnten. Ich war schon fast aus dem Klassenzimmer draußen, da hatte er mich aufgehalten gehabt. Ich nickte ihm zu und sagte ihm, dass es schon okay sei und ich das ganze Wochenende über Zeit hatte. Danach berührte er nur kurz meinen Arm mit seiner Hand und ich versuchte nicht auszuflippen oder rot zu werden. Mein erstes Anliegen wurde erhört, aber das zweite? Nun ja, sagen wir’s so: Ich war rot wie eine Tomate. Obwohl es nur eine einfache Berührung war. Er blinzelte mir zu und ich starrte ihm hinterher, als er sich auf den Weg zu seinem Spind machte und schluckte. Es war nicht leicht, einfach wegzusehen, wenn er lachte, oder generell vor dir stand, mit einer Person neben ihn, die ihm zum Lachen brachte.
Das würde ich gerne tun.
Auch wenn ich wusste, dass ich nie die Chance dazu hatte, gab ich nicht auf. Seufzend machte ich mich auf den Weg in die gegengesetzte Richtung, um zum Ausgang zu kommen. Es war etwas kühler heute, im Gegensatz zu der letzten Woche. Deswegen war mir kalt, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Ich wartete auf Zayn, der noch nicht aufgetaucht war. Meine Arme lagen verschränkt vor meiner Brust und ich blickte genervt auf mein Handy. Es vergingen weitere fünf Minuten und ich hörte auf einmal ein Lachen hinter mir, welches ich immer wieder erkennen würde. Und genau dann sah ich auch Zayn, der geradewegs vom Park aus zu mir kam. Viele Leute starrten ihn an, als sei gerade Obama an ihnen vorbeigelaufen. Ziemlich geschockt. Ich wusste nicht warum und ließ mich deswegen auch nicht beirren. Ich hasste es nur, dass er genau dann kommen musste, als Niall nach draußen trat.
Sicher machte er das mit Absicht.
Als er vor mir ankam, blickte ich ihn etwas genervt an und er grinste. „Du bist zu spät.“ „Ich weiß.“ Dann wanderten seine Augen zu Niall. Ich wollte mich umdrehen, doch er hielt mich zurück. „Er schaut her. Wie wäre es, wenn wir ihm einen Kuss vorführen?“ Ein dreckiges Lächeln schlich sich auf seinen Lippen und ich wurde rot.
Okay, Selbstbewusst sein, wo bist du abgeblieben? Ach, stimmt ja. Ich hatte noch nie eines.
Ich verfluchte mich und nickte leicht. Er hatte sich, bevor er dies gesagt hatte, etwas zu mir heruntergebeugt und jetzt lagen seine Lippen auf meinen. Ich weigerte mich, daraus einen Zungenkuss zu machen. Zayn schien aber auch keinen vorführen zu wollen, denn seine Lippen lagen weich auf meinen und übten nur einen leichten Druck aus. Es wäre ein schöner Kuss gewesen, wenn ich wirklich mit ihm in einer Beziehung gewesen wäre. Er löste sich nach ein paar Sekunden. Ich konnte sehen, wie uns alle anstarrten. Jedenfalls die Leute, die eine gute Sicht auf uns hatten. Ein Getuschel war zu vernehmen und sofort fand ich die ganze Sache weniger prickelnd. In unserer Schule gab es nicht viele Schwule, aber doch welche. Also verstand ich nicht, warum auf einmal alle anfingen sich die Mäuler zu zerreißen.
„Lass uns gehen, Babe.“ Bevor noch irgendein Wort über meine Lippen kommen konnte, zog er mich fort. Ich hatte keine Möglichkeit mehr gehabt, Nialls Reaktion zu sehen, doch es war sicher nur ein leichtes Lächeln. Nichts eifersüchtiges, nur eine freundliche Geste. Es war sicher nur das. Ich ließ mich von ihm mitzerren und achtete gar nicht auf das Umfeld. Bis wir auf den halben Weg anhielten und er mich losließ. Mein Blick wanderte umher und ich bemerkte, dass wir sogar schon ziemlich nah bei mir zu Hause waren. „Was sollte das Zayn?“ Ich rieb mir etwas vor Schmerz den Arm und er verdrehte die Augen. „Würdest du jeden Tag zum Fitnesstraining gehen, dann hätte ich dich nicht so leicht mit mir mitschleppen können.“ Er hatte meine Frage nicht beantwortet und ich gab auch die Hoffnung auf, dass sie überhaupt beantwortet werden würde. „Niall ist echt knifflig.“ Ein leiser Seufzer entkam Zayn. Dann war es wieder still, denn er sagte mir nicht gerade etwas, dass ich nicht bereits schon wusste.
Irgendwann lösten meine nächsten Worte die Stille. „Warum haben alle so komisch reagiert, als du zu unserer Schule gegangen bist?“ Er spannte sich neben mir an, doch sein Gesichtsausdruck blieb derselbe. „Es gehen Gerüchte über mich die Runde. Nichts Schlimmes.“ „So hat es aber nicht ausgeschaut. Die Gerüchte müssen schlimmer sein.“ „Aber nicht gleich wahr. Hör zu Liam, das gehört zu meinem Privatleben, das ich nicht gerne mit anderen teile. Es wäre schön, wenn du das Thema einfach fallen lässt.“ Ich kannte Zayn so gar nicht. Es machte mir etwas Angst, wenn ich ehrlich sein sollte. Deswegen beließ ich es dabei und ließ das Thema fallen. Somit legte sich wieder Stille über uns.
Nicht einmal ein Gesprächsthema fanden wir beide.
Zehn Minuten später kamen wir bei mir zu Hause an. Ich öffnete die Türe und Zayn trat ein. Das Haus war leer, so wie jeden Tag. Wir beide zogen uns die Schuhe aus und ich holte mir nur etwas Kleines zu Essen. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, doch ich musste eine Kleinigkeit essen. Ich bot Zayn auch etwas an, der sagte, dass er schon gegessen hatte. Dann gingen wir hinauf in mein Zimmer.
„Also, zum Thema Selbstbewusst sein.“ Er machte eine lange Pause und sah mich durchdringlich an. „Babe, zieh dich aus.“ Ich verschluckte mich fast an meinem Brot, von dem ich das letzte Stück gerade im Mund hatte. „Was?“, schrie ich schon fast. „Zieh dich bis auf deine Boxershorts aus.“ „Warum?“ „Tu es doch einfach.“
Etwas verlegen zog ich mir mein T-Shirt über den Kopf. „Mach schneller, ich bin da, um dir Selbstbewusstsein beizubringen. Das schaffe ich nicht, wenn du dich nicht einmal vor einem Mann ausziehen kannst.“ Er verdrehte die Augen und ließ mich fortfahren. Etwas zögerlich machte ich den Knopf meiner Jeans auf, doch zog sie mir recht rasch aus. „Was jetzt?“ Meine Wangen waren leicht gerötet. „Dir sollte es nicht unangenehm sein, halb nackt vor mir zu stehen.“ Er stand auf und betrachtete mich. Dann kam er einen Schritt auf mich zu. „Mache ich dich nervös?“ Ich nickte und trat einen Schritt zurück. „Du bist zu schüchtern. Sag doch etwas, äußere deine Meinung. Und das ohne zu stottern oder rot zu werden. Dir sollte die Nähe nicht unangenehm sein, wenn du nackt bist. Das ist sie dir ja auch nicht, wenn du etwas an hast. Sag einfach was in dir vorgeht, niemand wird dich dafür bestrafen.“
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als ich meine Hände verschränkte. Sein Blick wanderte über meinen Körper und ich versuchte angestrengt seine Musterung nicht als störend zu empfinden. Die Muskeln in meinem Körper spannten sich trotzdem an. „Hör auf mich zu mustern.“ Ich bemühte mich echt darum, dass meine Stimme fest klang und nicht versagte. „Gut, gut.“
Er war mir nah. Zu nah.
„Wenn du jemanden küssen willst. Was tust du? Ihn fragen, oder es einfach tun?“ „Fragen.“ Sein Gesicht verzog sich. „Glaub mir, das ist nicht gut. Vor allem nicht bei Niall, da bin ich mir sicher.“ Sein Kopf wurde von ihm leicht geschüttelt und ein schelmisches Lächeln bildete sich um seine Lippen. „Also, was tust du?“ „Ich küsse ihn einfach?“ Es klang eher wie eine Frage. Doch er nickte. „Wenn du jemanden küsst, pass auf, dass du es nicht zu schnell tust. Wenn Zähne aneinander krachen ist das nicht unbedingt von Vorteil. Zu stürmisch am Anfang ist auch nicht gut, außer ihr seid gerade dabei Sex zu haben.“ Er blinzelte mir zu und fuhr fort: „Wenn du ihn küsst, musst du den dominanten Part übernehmen. Das heißt du musst viel selbstbewusster rangehen und dich nicht von ihm küssen lassen und schüchtern erwidern, obwohl du den Kuss gestartet hast, das kommt nicht gut an.“ Ein Lächeln umspielte wieder einmal seine Lippen.
„Und jetzt. Küss mich. Es darf dir nicht peinlich sein. Egal ob du nackt bist oder nicht, Körperkontakt ist wichtig.“ Ich blickte ihm direkt in die Augen und schüttelte meinen Kopf. „Ich werde dich nicht küssen.“ „Warum denn nicht? Wir haben es schon öfter getan.“ Dann nickte ich. Er hatte Recht. Ich wollte aber nicht. Ich hasste es, auch wenn ich mehr Erfahrung haben wollte.
„Gut“, stellte ich fest und biss mir kurz auf die Lippen. Mir war meine derzeitige Position noch immer peinlich und ich versuchte so gut es ging diese zu ignorieren. Langsam lehnte ich mich zu ihm nach vorne und kurz bevor sich unsere Lippen trafen, vibrierte mein Handy. Irritiert wollte ich es vom Bett nehmen, doch Zayn hielt mich auf, indem er seine Hand auf meine legte und mir sagte, dass ich weitermachen solle. Ich wäre zu langsam, es würde schon eine stille Frage sein, wenn ich das bei jemanden anderen gemacht hätte. Also wurde ich etwas schneller und traf mit meinen Lippen auf seine, doch es war etwas zu stark, sodass Zayn zurückzuckte und seinen Kopf schüttelte. „Genau das solltest du vermeiden. Versuch’s nochmal.“
Und ich versuchte es noch einmal. Diesmal war es sogar gut, ich schaffte es den Kuss nur langsam angehen zu lassen und wenn ich ehrlich war, reichte mir das auch vollkommen.
Da war sie schon wieder. Die Klingel. Ich zog mich schnell zurück und wurde rot, denn Zayn grinste. „Zieh dir eine Hose an“, meinte dieser danach und ich nahm sie mir. Gleich darauf starrte ich auf mein Handy und blickte geschockt auf die Nachricht.
Niall: Ich bin in ungefähr zehn Minuten bei dir! x
Shit. Shit. Shit.
„Zayn, es ist Niall.“ „Gut, dann machen wir ihn eifersüchtig.“ „Was meinst-“ Ich wurde durch eine Hand unterbrochen, die meine Haare durcheinander brachte und mir die Hose etwas runterzog. „Wirst du schon sehen.“ Dann zog er mich weg, weg von meinem Zimmer, indem noch mein T-Shirt lag. Er zog mich zur Türe, machte diese auf und lächelte Niall entgegen, drückte mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich mit einem „Wir sehen uns, Babe.“ Mir war das Ganze peinlich. Niall starrte mich für eine kurze Zeit an, bevor er mich etwas fragte, was ich für mein Leben nicht vergessen würde:
„Ihr hattet Sex?“
Erst konnte ich mich nicht bewegen. Die Frage schockierte mich. Es war nicht so, als hätte ich noch nie das Wort Sex gehört, oder nicht gewusst, dass Zayn genau das Niall glauben lassen wollte. Doch ich hatte nicht gedacht, dass er seine Gedanken laut aussprach. Genau das schockierte mich. Es war eigentlich kein Wunder, er redete immer offen. So wie es nun einmal ein Player machte. Trotzdem stand ich nur hier und blickte ihn an, während mich nur neugierig anschaute. Warum wollte er das unbedingt wissen? Ich bemerkte, wie hinter ihm auf einmal eine Bewegung zu vernehmen war. Ich erkannte Zayn, der auf dem Gehweg stand und mir mit dem Daumen zeigte, ich sollte ja sagen. Aber ich war zu geschockt, einfach wie paralysiert, um ihn zu fragen. Es war eine Minute der Stille. Jedenfalls kam es mir so vor. Zayn versuchte die ganze Zeit mich dazu zu bewegen etwas zu sagen und Niall stand nur unwissend da und glaubte wirklich, wir hätten miteinander geschlafen. Ich löste meinen Blick etwas von Zayn, um keine Aufmerksamkeit auf ihn zu ziehen und blickte wieder zu Niall. „I-Ich…“ Niall lachte etwas, doch wir wurden unterbrochen. Mein Fake-Freund, jedenfalls gegenüber Niall, rempelte ihn ‚unabsichtlich‘ an und sah ihn entschuldigend an. Er schüttelte nur den Kopf.
„Ich habe etwas hier vergessen.“ Er zwinkerte mir zu und als er an mir vorbeiging, beugte er sich zu meinem Ohr. „Du hättest einfach ja sagen können, sonst würde das jetzt nicht passieren.“ Dann küsste er die Stelle unter meinem Ohr, brachte mich dazu unter den Augen von Niall rot zu werden.
Was hast du vor, verdammt.
Seine Beine verschwanden vom Blickfeld und ließen mich und den blonden Iren wieder alleine.
Und was soll ich jetzt machen? Er glaubt noch immer, dass wir Sex hatten.
Ob das jetzt eine gute Sache war, wusste ich nicht. Ich war Jungfrau und wenn ich ehrlich war, eigentlich auch immer stolz darauf. Auch wenn ich schon 16 war, die meisten Jungs in meinem Alter hatten schon mindestens eine Erfahrung mit einem Mädchen oder einem Jungen gehabt. Und dann kam ich.
So unschuldig.
Vielleicht hatte Zayn Recht. Und wie er Recht hatte. Sicher fand Niall jetzt mehr Interesse an mir, wenn er wusste, dass ich, dem Anschein nach, keine Jungfrau mehr war. Dann hätte er wenigstens etwas, dass er mit mir anstellen konnte.
Nicht dass es mich störte.
„Was er wohl vergessen hat.“ Er blinzelte mich frech an und gab mir ein komisches Gefühl im Magen. Es fühlte sich irgendwie gut an. Auch wenn die Worte alles andere als das auslösen würden, achtete ich auf sein Blinzeln, welches mir geschenkt wurde und seine Augen, die mich aus einer blauen Farbe anstarrten. Meine Wangen waren noch immer leicht gerötet. Mein Kopf verarbeitete alles etwas zu langsam. Ich fragte mich noch immer, was Zayn so lange trieb. Auf einmal bewegte sich Nialls Kopf auf die Seite und starrte neben mich. Automatisch drehte ich mich um und sah Zayn, der gerade die Stiegen herunterrann und dann zu uns kam. „Hab’s gefunden.“ Mein Gesicht wurde zu einer Tomate und als Zayn sich zu mir herunterbeugte und mir einen Kuss auf die Wange gab, fing Niall an leise zu lachen. „Gern geschehen.“ Geschockt blickte ich ihn an, bevor ich zu Niall herüberstarrte, der sein Gesicht zu uns gedreht hatte und dabei auf die Packung in Zayns Hand schaute.
Es war ein verdammtes Kondom.
„War ein schöner Nachmittag.“ Er blinzelte mir zu, genauso wie Niall es vorhin getan hatte und gab mir einen leichten Kuss auf die Lippen, biss mir mit seinen Zähnen sanft auf die Lippe, bevor er sich löste und dann meinte, dass wir uns morgen wieder sehen würden. Es war schwer für mich so zu handeln, als wären wir zusammen und uns dabei auch noch zu küssen. Es war verrückt daran zu denken, dass jemand wirklich glaubte, dass Zayn und ich zusammen seien.
Denn wenn wir mal ehrlich waren. Zayn und ich? Auf gar keinen Fall.
Noch komischer war es, dass Niall es wirklich glaubte. Ich hatte keine Ahnung, warum es mir so viel Kummer besorgte. Wenn Niall jemanden wollte, dann bekam er denjenigen auch, egal ob dieser oder diese einen Freund/eine Freundin hatte. Ich hatte es schon selbst einmal vor meinen eigenen Augen gesehen. Nun ja, jedenfalls den Streit zwischen dem Paar wegen Niall.
Ich schaute Zayn noch hinterher. Dieser fuhr sich durch die Haare und brachte sie etwas durcheinander, stellten sie aber gleichzeitig gerade nach oben. Ergab das Sinn? Ich wusste es nicht. Und – nichts gegen mich, ich bin auch noch ein Teenager – es sah heiß aus. Ich biss mir kurz auf die Lippen, bevor Niall mich leicht an der Schulter rempelte und meinte, dass wir endlich am Projekt arbeiten sollten. Langsam nickte ich und wir gingen nach oben. Mein Zimmer war nicht gerade ordentlich, deswegen lachte Niall sein typisches Lachen und ich verdrehte nur die Augen, liebte sein Lächeln aber abgöttisch. „Sorry für die Unordnung.“ „Kein Problem, ich kenne das auch.“ „Wirklich?“ „Wenn ich ehrlich bin? Eigentlich nein. Aber schon okay. Jim, ich hoffe du weißt wer das ist, lädt mich oft zu sich ein und es ist nicht immer sauber.“ Er lachte leise. „Mein Zimmer ist ordentlich. Aber ich weiß ja, wieso es hier so aussieht.“ Er blinzelte mir wieder zu und das Bauchkribbeln wollte nicht aufhören. Augenblicklich errötete ich, aber im anderen ermahnte ich mich, ich sollte selbstbewusster werden. „War wohl nichts beim zweiten Mal, hm? Sorry, dass ich euch unterbrochen habe, indem ich heute gekommen bin.“ „Wie kommst du auf ein zweites Mal?“, fragte ich ihn verwirrt. „Nun ja, sonst hätte er ja das Kondom nicht hier vergessen.“ Schon wieder dieses heiße und schiefe Lächeln, welches mich nur noch dazu veranlassen ließ einfach zu ihm zu gehen und meine Lippen auf seine zu drücken, meinen ersten Kuss mit ihm endlich hinter mich zu bringen. Aber ich tat nichts und stand hier nur, beäugte ihn mit rötlichen Wangen und setzte mich dann hin. „Du kannst dir es ruhig auf der Couch bequem machen, wir müssen für das Projekt weiterarbeiten.“
Und so kam es dann auch. Natürlich musste Niall die ganze Zeit maulen, dass es langweilig sei und wir schon fast alles hatten, also warum sollten wir weitermachen? Nach kurzer Quengelei seinerseits gab ich auf und sagte ihm, dass wir uns etwas von der Küche holen und dann kurz den Fernseher aufdrehen könnten. Er sagte sofort ja, schaltete den Fernseher ein, während ich ein paar Süßigkeiten holte, die ich sogar noch im Haus hatte. Ich wusste aber, dass ich keine von denen essen würde und Niall mit seinem guten Stoffwechsel hunderte von den Dingen essen konnte.
Er wechselte zu Fußball. Es spielte gerade Liverpool gegen Manchester United und ich wusste schon, wie es ausging. Das war nur ein Wiederholungsspiel und nicht gerade unbekannt, jeder der Fußball schaute kannte das Ergebnis. Nach einer Zeit bemerkte er, dass ich nichts aß und sah mich verwirrt an, doch ich schüttelte nur den Kopf. Es war eigentlich nicht nur meine Fettleibigkeit der Grund, nein, es war auch diese Angewohnheit, die er hatte wenn er aß. Ich konnte ihm den ganzen Tag zuschauen. „Hab ich etwas im Gesicht?“ „Ein paar Brösel.“ Ich kicherte etwas, als er eine komische Grimasse dazu schnitt, und schlug mir sofort die Hand vor den Mund. „Lass das, dein Lachen ist süß.“ Jetzt war ich mir sicher, dass ich den heutigen Tag nicht mehr ohne irgendeiner Herzattacke überstehen würde. „Ähm, danke?“
Er ließ das Gespräch dann einfach fallen. Es war still zwischen uns und er starrte nur auf den Fernseher. Wie saßen sogar ziemlich nah beieinander, wenn nicht sogar zu nah. Doch es schien ihm nicht zu stören, im Gegensatz zu mir. Denn mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wenn ich ihn küssen würde, dann dachte er, ich betrüge meinen ‚Freund‘. Wenn ich nichts tat und einfach die komische Stille über und liegen ließ, dann würde ich mich für den ganzen Tag verfluchen. Ich stand irgendwo dazwischen. Ihn einfach anfangen zu kitzeln kam mir auch in den Sinn, doch so schnell wie der Gedanke kam, so schnell ließ ich ihn dann auf wieder fallen.
„Wir sollten weiterarbeiten.“ „Hm.“ Ich verschränkte die Arme und blickte ihn abwartend an. „Nur noch dieses Spiel fertig, Liam.“ Nachdem er meinen Namen gesagt hatte, konnte ich nicht mehr böse auf ihn sein. Auch wenn ich das nie war. Trotzdem nahm ich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ab. „Ich will eine eins haben.“ „Streber! Jetzt gib‘ mir die verdammte Fernbedienung, ich hab das Spiel noch nicht fertig geschaut.“ „Manchester Gewinnt.“ „No shit Sherlok.“ Ich grinste bei seiner Wortwahl und wollte gerade aufstehen, als er sich die Fernbedienung schnappen wollte. Als ich meine Hand wegzog verlor ich ein bisschen das Gleichgewicht und flog etwas unsanft auf den Boden. Ich rieb mir meinen Kopf und Niall hielt mir die Hand hin. Dankend nahm ich sie und gleich darauf zog er mich zu stark zu sich. „Du bist leichter, als ich gedacht habe.“ Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Ach was.“ Dann bemerkte ich erst die Position, in der wir uns befanden. Ich lag über Niall drauf, unsere Gesichter waren für meinen Geschmack zu nah. „Also, ich würde jetzt gerne Fernseher schauen.“ „Das kannst du auch zu Hause.“ „Na gut, dann geh ich einfach.“ Meine Augen weiteten sich und er lachte, verdrehte die Augen. „Ich gehe erst, nachdem wir dieses Projekt endlich fertig haben. Ich hab die Melodie schon, sag mir, du hast den Text geschrieben?“ Wir blieben bei unserer Position und mir wurde das nach einer Weile etwas peinlich. „Einen Teil.“
Er nickte mir zu und dann war es still. Niall blickte mich nur grinsend an, sagte aber nichts. Ich hingegen war hin und hergerissen. Sollte ich ihn küssen? Ich konnte nicht einmal gut küssen. Was war, wenn er dachte ich betrog Zayn? Ach was, als würde er sich darüber kümmern. Also tat ich es einfach. Und bereute es gleich darauf. Nun ja, wenn man gleich darauf nach einer drei-minütigen-Knutscherei sagen konnte.
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„Was ist dann passiert?“ Ich saß auf meinem Bett, Zayn spielte mit irgendetwas in seiner Hand herum, aber blickte mich währenddessen neugierig an. Ich war gerade dabei ihm zu erzählen, dass ich ihn geküsst hatte. „Es war komisch. Ich fand es schade, dass er danach nichts gesagt hat. Wir haben einfach weitergearbeitet.“ Ich war verwirrt. „Man hatte ihm gar nicht angemerkt, dass wir uns vor zehn Minuten noch die Zungen in den Hals gesteckt hatten. Er hatte mich auch nicht auf dich angesprochen, Zayn.“ Ich konnte seinen Blick nicht definieren, aber ich brauchte es auch nicht. Er würde mir schon sagen, was er davon hielt und was ich machen sollte. Da war ich mir sicher. „Sprich ihn doch einfach darauf an. Wenn ihr alleine irgendwo seid.“ Ich nickte und schon wieder konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. „Dann viel Glück dir. Ich würde gerne noch bleiben, aber ich muss gehen. Wir sehen uns dann morgen, Fitnessstudio nicht vergessen.“ Ein blinzeln war von vernehmen und ich lachte leise. „Okay.“
Es war mittlerweile Sonntag. Gestern hatte Zayn keine Zeit gehabt, also hatten wir alles auf heute verschoben. Er meinte, dass wir erst wieder anfangen würden, nachdem ich das mit Niall geklärt hatte, denn sonst hatte es keinen Sinn.
Seufzend legte ich mich im Bett zurück und starrte an die Wand. Morgen würde ein langer Tag werden. Auch wenn ich mir sicher war, dass Niall so handeln würde wie immer.
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Der nächste Tag fing an. Der Wecker läutete und weckte mich aus meinem Traum mit Niall auf. Grummelnd schwang ich meine Beine über die Bettkante, stellte den Wecker ab und begab mich ins Bad. Meine Gedanken waren zu dieser Zeit Gott sei Dank leer, ich dachte über nichts nach und stieg einfach in die Dusche, duschte mich ab und ging Zähneputzen. Zum Schluss zog ich mir irgendeine enge Hose, ein T-Shit und eine Lederjacke darüber an. Danach machte ich mir ein Brot, aß es und nahm mir die Sporttasche in die Hand. So wie ich es jeden Tag machte.
„Tschau, Mum“, rief ich, als ich sie im Wohnzimmer sitzen sah. Sie blickte auf, winkte mir zu und starrte dann wieder in die Zeitung, las irgendetwas. Seufzend drückte ich die Türklinge nach unten und machte die Türe auf, um von einer etwas kälteren Luft begrüßt zu werden. Fröstelnd zog ich die Jacke etwas enger an mich. Dann machte ich mich auf den Weg in die Schule.
Angekommen, ungefähr zwanzig Minuten später, war fast alles leer. Ich war etwas früher losgegangen und deswegen hetzten nicht alle Personen durch die Schule, oder lachten nicht mit vielen anderen. Fast alle die hier waren, waren leise. Ein paar standen bei ihren Spinden und holten die Bücher aus diesen heraus. Andere hingegen warteten oder starrten nur müde in die Luft. Ich gehörte zu keiner dieser Kategorien, in der Früh war ich sogar etwas fröhlicher drauf, da bis jetzt nichts passiert war. Ich schritt zu meinem Spind und holte meine Mathe-Sachen und auch Geschichtebücher heraus, damit ich in der Pause nicht unnötig noch einmal zum Spind gehen musste.
Der Tag war nicht weiter ereignisvoll. Niall und ich hatten vielleicht nur ein paar Wörter miteinander gewechselt, also hatte ich keine Möglichkeit mit ihm zu reden. Bis jetzt. „Niall?“ Wir waren alleine im Klassenzimmer. Fragt mich nicht, wie das passieren sein konnte. Okay, vielleicht wusste ich es schon. Niall war immer der Letzte, der die Stunde verließ und ich hatte mir Zeit genommen, um auf ihn zu warten. Der Lehrer war schon aus der Tür gegangen, bevor es überhaupt zur Pause geklingelt hatte, also waren wir so etwas wie alleine.
„Ich wollte dich etwas fragen. Wegen Freitag.“ Er wusste sofort, von was ich sprach, aber er schüttelte nur den Kopf. „Liam, wenn du mehr erwartest, bist du bei der falschen Adresse. Wer wäre ich denn gewesen, wenn ich mir eine Knutscherei entgehen lassen würde? Nimm es nicht persönlich, Liam. Wenn es dir hilft, du kannst gut küssen. Und ich sage kein Wort zu Zayn.“ Er zwinkerte mir zu und verließ dann den Raum, ließ mich sprachlos und mit offenen Mund zurück. Das konnte ja noch etwas werden…
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Nach weiteren, qualvollen, Stunden war endlich die Schule aus und ich konnte nach Hause gehen. Ich hatte fast darauf vergessen, dass ich mich heute mit Zayn treffen wollte. Und ich hatte keine Lust dazu.
Ich fuhr mir durch die Haare. Die Kürze war noch immer ungewohnt für mich, sodass ich meine Hand kurz bei den Haaren verweilte und sie versuchte zu richten. Der Kurzhaarschnitt war nicht für ein Zerstören gemacht geworden. Mit der anderen Frisur konnte ich durch diese fahren und sie würden immer gleich bleiben, egal was ich machte.
Schnell begab ich mich zum Spind und holte meine Sportsachen raus. Es war ziemlich leer in der Schule, fast alle hatten schon aus oder noch Stunde. Zayn schrieb mir, dass er mich wieder im Park treffen würde. Ich war schon lange nicht mehr dort gewesen. Zwei Wochen, wenn man es ehrlich nahm. Ich hatte gar nicht mehr an diesen gedacht, es war so, als wäre dieser aus meinen Gedanken entfernt worden. Seufzend begann ich, meinen Weg nach draußen fortzusetzen und blickte mich derweil um. Ich konnte sogar ein bis zwei Personen erkennen, die ich von der Oberstufe kannte und die mir auch zunickten, aber das war’s auch schon.
Nach ungefähr fünf Minuten befand ich mich vor dem Eingang zum Park. Die Bank stand noch immer so da wie früher, verrostet und komplett kaputt. Ich wunderte mich, dass sie mein Gewicht sogar aushielt. Die Wiese war noch immer so groß, wie das erste Mal, als ich es gesehen hatte.
Du tust ja gerade so, als wäre das eine Ewigkeit, in der du nicht hier warst.
Ich lachte über meine eigenen Gedanken und trat einfach ein, begab mich zu der Bank und setze mich hin, welches mit einem Knarren kommentiert wurde. Zayn ließ sich nicht blicken, er musste wahrscheinlich erst etwas später da sein. Vielleicht hatte ihn etwas aufgehalten.
Etwas hinter mir erschreckte mich, brachte mich dazu vor Schreck aufzuspringen und mich umzudrehen, nur um Zayn zu sehen, der grinsend vor mir stand. „Dein Gesicht.“ Er lachte leise. Ich schmollte kurz, aber beruhigte mich und ignorierte, was vorhin passiert war. „Also, trainieren.“ „Du sagst es.“ Und schon waren wir auf den Weg, indem Zayn versuchte die Stimmung aufzulockern. Erst stellte er Fragen über Niall, über den ich aber gerade nicht reden wollte. Ich wusste nämlich nicht, wie ich jetzt handeln sollte. Er bemerkte dies sofort und ließ das Thema fallen, redete über irgendetwas Belangloses. Ich wusste gar nicht, dass Zayn witzig sein konnte. Bis er nun einmal jeden Witz durch etwas Perverses versaute und somit nur ein Augendrehen von mir bekam.
Er lenkte mich ab. Und so bemerkte ich gar nicht, wie wir schon bei dem Studio angekommen waren. Sofort wurde ich von Zayn in die Umkleide gezerrt, um mich umzuziehen. Davor musste ich natürlich noch meine Karte herzeigen, den Schlüssen holen und dann konnte ich gehen, oder von ihm gezerrt werden. Ich zog mich ziemlich schnell um, da ich es noch immer nicht gewohnt war, dass man auf meinen Körper starrte. Ich fragte mich, was Zayn wohl darüber dachte. Oder vielleicht auch Niall..
„Tagträumen ist jetzt vorbei, Sweetheart. Komm.“ Er nickte mit dem Kopf Richtung Türe und ich stand auf, nahm mir eine Wasserflasche und ein Handtuch. Dann machte ich mich dafür bereit für die nächsten zwei Stunden physische Qualen zu erleiden. Man merkt, wie enthusiastisch ich an die ganze Sache ranging, oder?
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Es war nicht einmal so schlimm, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte. Natürlich war ich verschwitzt und natürlich starb ich auch bei vielen Übungen. Aber ich tat mich besser, als vor zwei Wochen. Da war ich mir ziemlich sicher.
„Gut gemacht.“ Der Trainer lächelte mich an und klopfte mir auf die Schulter, bevor er sich zu jemanden anderen begab, der nun nach seinem Job verlangte. Gleich darauf machte ich mich auf den Weg in die Umkleide und zog mich bei dieser bis auf meine Boxershorts um. Es war niemand zu sehen, außer vielleicht Zayn. Aber ich war es etwas gewohnt, hatte er mich am Freitag genauso gesehen. „Mich wundert es, warum dir dein Körper peinlich ist.“ „Wie kommst du darauf?“ „Du versteckst dich immer.“ Ich wurde rot, aber sagte nichts dazu.
„Ich geh duschen“, murmelte ich eher zu mir selbst und nahm mir ein Handtuch und das Shampoo, bevor ich mich in die Duschräume wagte und mir dort meine Boxershorts auszog und sie auf die Bank schmiss, die in der Nähe der Türe stand. Das Handtuch hang etwas weiter entfernt von dem Duschkopf, aber so nah, dass ich noch dorthin greifen konnte, wenn ich fertig war.
Dann duschte ich mich. Es war nicht so, dass niemand anderes im Raum war. Doch mir war der Schweiß zu unangenehm und zu Hause duschen würde mir etwas zu spät sein. Das Einzige, das mir peinlich werden würde, wäre, wenn Zayn mich so sehen würde. Da fand ich Niall nicht einmal so schlimm, denn wenn wir ehrlich waren, er hatte mich schon so gesehen.
Ja. Nackt.
Endlich war ich fertig. Schnell wickelte ich mir das Handtuch um die Hüfte und nahm mir die Boxershorts. Das Fitnessstudio war nicht gerade sehr gut besucht, vielleicht auch deswegen, weil es etwas teuer war. Ich wunderte mich, dass Zayn – nichts gegen ihn, doch er wirkte nicht reich auf mich – es sich leisten konnte. Es gab aber sicher einen Grund dafür, da war ich mir ziemlich sicher.
Bevor ich noch irgendeine Möglichkeit hatte mich irgendwie davor zu verstecken, dass Zayn mir beim Umziehen zuschauen konnte – denn, auch wenn ich wusste, dass er sicher mehrere Frauen und Männer schon nackt gesehen hatte, war es mir trotzdem peinlich – sah ich, dass er grinsend auf mich zukam.
„Ich wette mir würde gefallen, was ich sehe, wenn du dir dein Handtuch von den Hüften wickelst.“ Er wackelte mit den Augenbrauen und ich wurde rot.
Verdammt, hör auf. Ich weiß, dass du mir zwar nur sagen willst, dass ich nicht hässlich bin, aber lass das.
„Danke?“ Ich blickte ihn etwas fragend an und er schüttelte lachend den Kopf. „Du bist so unschuldig und süß, Liam.“ Dann kniff er mir nur leicht in die Wange. „Du solltest dich umziehen. Wenn du willst gehen wir dann zu dir nach Hause.“ „Und was machen wir dann dort?“ „Keine Ahnung.“ Ich grummelte genervt auf. „Hast du denn keinen Plan mehr?“ Er grinste vor sich hin. „Doch, doch.“
Also fragte ich ihn, was dieser sein würde. Aber dass diese Antwort kam, damit hätte ich nicht gerechnet.
„Was hältst du davon, wenn wir endlich mit dem sexuellen anfangen?“
Nein. Nein. Das hatte er nicht gefragt. Das konnte er einfach nicht gefragt haben. Ich spielte diese Frage jetzt schon zum dritten Mal in meinem Kopf ab. Ich war noch nicht so weit. Ich wollte es nicht. Ich hatte Angst. Natürlich wusste ich, dass diese Frage irgendwann einmal von ihm gestellt werden würde. So früh dachte ich es dann aber doch nicht. Sofort antwortete ich darauf, mit dem einzigen Wort, das mir passend schien. Jedenfalls passend, zu dem, wie es mir bei der Frage ging.
"Nein." Ich hatte erwartet, dass er etwas dagegen sagte. Ich dachte, er würde versuchen mich davon zu überzeugen - mir zu sagen, dass ich es tun musste. Doch nichts davon kam. Nur ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen, bevor er mit einem 'Okay' antwortete. Für eine kurze Zeit starrte ich ihn nur an, versuchte in seinem Gesicht etwas zu finden, dass mir verraten würde, warum er ein 'nein' so einfach hinnahm. Doch nichts kam, keine Regung. Bis auf sein verschmitztes Grinsen, welches mich etwas nervös machte. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und schüttelte leicht den Kopf. „Was hast du dann für einen Plan? Auch wenn ich in deiner Frage nicht gerade eine Idee dahinter gesehen habe.“ Er verschränkte die Arme und sah mich wieder mit diesem irritierenden Grinsen an, welches er echt lassen sollte. „Wirst du schon sehen. Jetzt zieh dich aber an, wir wollten ja noch zu dir nach Hause.“ Ich ignorierte den Unterton in seiner Stimme und begab mich zu meinen Klamotten.
Schnell zog ich mich um, darauf bedacht, dass ich so schnell wie möglich in meiner Boxershorts und meiner Hose war. Das T-Shirt kam gleich darauf über meinen Körper und ich war fertig umgezogen. Ich konnte schwören, dass Zayn hinter mir kurz gepfiffen hatte, als ich mir das Handtuch von den Hüften gewickelt hatte, aber sicher war ich mir bei dieser Sache nicht.
Ich warf mir danach die Tasche über die Schultern und meinte, dass wir gehen konnten. Als Zayn aber an mir vorbeiging, streifte er mit seinem Atem kurz mein Ohr, als er mir etwas gesagt hatte. „Und noch etwas. Ich wäre vorsichtig gewesen.“ Perplex stand ich da, wusste nicht, was ich sagen sollte. Doch so schnell wie er mich geschockt hatte, so schnell fing ich mich wieder und ging ihm hinterher.
Ich war ein Feigling. Zu unschuldig.
„Also, zu dir? Wenn du nicht willst, können wir das auch auf morgen verschieben. Mir ist das relativ egal.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Vielleicht ist morgen besser. Meine Mutter könnte schon zu Hause sein und die Fragen, wer du bist und so, die brauche ich echt nicht.“ Er nickte und gab mir schnell einen Kuss auf die Wange. Ich wurde rot, was er nur mit einem Lächeln kommentierte. „Dann bis morgen. Ich hole dich nach der Schule ab, schreib mir einfach, wann du aus hast.“ Und schon war er weg, ging in die entgegengesetzte Richtung von mir und bog um die Ecke ab.
Ich war noch immer etwas von der Frage geschockt, doch es war klar, dass er diese wirklich irgendwann einmal stellen würde. Es war mir auch klar, dass ich es irgendwann einmal auch tun würde – und genau das machte mir etwas Angst. Was würde ich dann tun? Ich hatte noch nie etwas Intimes mit einem Jungen gemacht. Und ich hatte es bis vor kurzem auch nicht in Erwägung gezogen.
Nun ja, bis auf Sex mit Niall.
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Zu Hause angekommen war ich froh, dass ich nicht ja sagte, als Zayn gefragt hatte. Denn meine Mutter war zu Hause und was ich da sah, hätte ihm nicht sehr gefallen. Sie hang an seinem Vater und lachte, ihre Hände um seinen Hals geschlungen. Ich hatte sie mitten in einem Kuss erwischt und wusste nicht, wie ich handeln hätte sollen. „Mum?“, fragte ich sie, um sicherzugehen, ob ich wirklich richtig gesehen hatte. Es war einfach zu viel Drama an einem Tag, ich wusste nicht, wie ich das Ganze verkraften sollte. Aber eins wusste ich – Zayn würde kein Wort von mir erfahren. Auch wenn ich den Mann vor mir hasste, ich wusste wie es war, eine schlechte Beziehung zu einem Elternteil zu haben. Also wollte ich die Beziehung zwischen den Beiden nicht noch mehr zum Scheitern verurteilt machen. Andererseits gab es vielleicht auch noch einen anderen Grund.
Ich wollte nicht, dass er aufhörte mir zu helfen.
Klang das armselig? Irgendwie schon. Aber ich konnte mir selbst nicht helfen – deswegen musste er für mich da sein. Ohne ihn hätte Niall nie mit mir gesprochen. Und auch wenn ich noch verletzt war, wegen den Worten, die der blonde Ire mir gesagt hatte, liebte ich ihn. Wie ich das tat.
Trotzdem schockte mich die Situation vor mir. „Schatz, tut mir leid, dass du das mitansehen musstest.“ Sie saß vor mir auf der Couch, Zayns Vater genau neben ihr. „Zayn weiß aber nicht, dass ihr zwei eine Affäre habt, oder?“ Als ich sie erwischt hatte, hatten sie mir gebeichtet, dass sie so eine Art ‚Geheime Beziehung‘ führten und ich keinen ein Wort erzählen sollte, durfte. Ich hatte meine Mutter noch nie so todesernst erlebt.
War aber nicht so, als hätte ich das Ganze mit der Affäre nicht schon gewusst.
Meine Gedanken liefen Achterbahn. Zwar wusste ich, dass ich Zayn kein Wort sagen würde, aber ich fühlte mich auch schlecht. Er hatte ein Recht darauf, es zu erfahren. Mich störte eher der Hintergedanke, dass Zayns Vater vielleicht eine Frau hatte, von der ich nichts wusste. Doch ich traute mich nicht zu fragen und Zayn wollte ich erst recht nicht meine Frage aufdrängen, denn sonst wüsste er, dass etwas falsch war.
Wenn er es nicht schon geahnt hatte.
Also rieb ich mir nur die Augen und ließ den ganzen Tag vor mir wieder ablaufen. Erst die Worte von Niall, die mich unglaublich verletzt hatten. Dann die Frage von Zayn. Und zum Schluss musste ich auch noch erfahren, dass meine Mutter unseren Vater durch Zayns ersetzt hatte. Toller Tag, wirklich. Ich entschuldigte mich und sagte, dass ich in mein Zimmer ging, in der Hoffnung, dass ich auch nichts Lautes oder Krankes hören musste. Oder wenigstens nichts so laut war, dass ich es durch die Wände hören konnte.
Der Tag war zu anstrengend für mich, um jetzt noch irgendeine Hausaufgabe zu machen. Ich hatte die Schule in letzter Zeit viel zu sehr vernachlässigt, doch ich hatte einfach keine Zeit mehr, seitdem Zayn in mein Leben getreten war. Ich wusste immer noch nicht, warum er mir die Hilfe angeboten hatte und irgendwie ist er auch noch ein komplett Unbekannter für mich, mit den ich meinen ersten Kuss geteilt hatte.
Was für eine Ironie, nicht wahr?
Trotzdem schlug mein Herz für Niall – es schlug schon immer für Niall und das würde auch so bleiben. Jedenfalls dachte ich das – und meistens wurden die Dinge, die ich vermutete, wahr.
Ich klinge wie ein verdammter Idiot.
Ich lenkte meine Gedanken ab. Es war einfach nur tiefgründig und ich hasste es eigentlich, so lange über Dinge nachzudenken. Also ging ich einfach schlafen, zog mich davor aber noch um, und legte mich dabei natürlich ins Bett. Es war etwas wärmer sogar, als ich es erwartet hatte, also zog ich mir meine Hose aus, um nicht unter der Bettdecke an Hitze zu leiden. Und bevor ich es verhindern konnte, schlief ich ein und träumte mal wieder von nichts.
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Diesmal läutete kein Wecker, der mich aufweckte. Meine Mutter war auch nicht der Grund, warum ich aufgestanden war. Auch nicht das Gezwitscher der Vögel, welches durch das offene Fenster von meinem Zimmer kam, weckte mich auf. Es war ein schrilles und nerv tötendes Geräusch, welches immer und immer wieder erklang. Und wenn der Wecker nicht gemeint war – dann musste es wohl die Türe sein. Nach einer Minute gab das Klingeln auf einmal auf und ich hatte Ruhe. Diese wurde aber gleich darauf zerstört, denn Zayn kam grinsend hereingestürmt und weckte mich auf. „Komm schon, wir werden heute die Schule schwänzen. Ich hab etwas mit dir vor.“ Ich erkannte dieses Grinsen. Es hieß nichts Gutes und als das Wort ‚schwänzen‘ fiel, war ich sofort ausgestiegen. „Warte einmal Zayn, ich bin gerade am Aufstehen. Wie viel Uhr ist es eigentlich?“ Ich blickte auf mein Handy und schaltete es ein. Das Licht blendete mich, trotzdem schaute ich auf die Uhrzeit. „Ich hätte noch eine halbe Stunde schlafen können!“ Mürrisch stand ich auf, indem ich die Füße über das Bett hob und auf den Boden abstellte. „Was machst du eigentlich hier? Wie bist du hier reingekommen?“ „Deine Mutter hat mir geöffnet und mich angeschrien, dass ich das nächste Mal etwas später kommen sollte.“ Er zwinkerte mir zu.
„Sie hat nichts gesagt? Nicht, wer du bist oder so?“ Er schüttelte nur den Kopf und ich blickte ihn verwirrt an. Sonst fragte meine Mutter auch immer alle, wer sie seien. Nun ja, ich brachte auch vielleicht einmal in zwei Jahren einen Freund mit nach Hause, also war es auch kein Wunder. Trotzdem freute ich mich, dass sie um mich sorgte. Im Gegensatz zu den anderen Tagen.
Seufzend stand ich auf und hielt mir kurz meinen Kopf, da mir durch die schnelle Bewegung schwindlig geworden war. „Was wolltest du noch einmal?“, fragte ich ihn, als ich mich auf den Weg ins Badezimmer machte. Eigentlich redete ich nicht so mit ihm, doch ich war müde und schlecht gelaunt, dass er mich so früh aufgeweckt hatte. „Babe, du klingst heiß, wenn du wütend bist. Aber ich wollte dich entführen von der Schule und dich dazu bringen, einmal in deinem Leben den ganzen Tag zu schwänzen. Ich habe deiner Mutter gesagt, dass ich dich nur zur Schule begleiten würde, also weiß sie nichts davon.“ „Also hat sie dich doch ausgefragt“, murmelte ich zu mir und drehte den Wasserhahn auf. Sofort spritzte ich mir Wasser ins Gesicht, um wieder wach zu werden. „Aber ich werde nicht schwänzen, Zayn. Ich brauche die guten Noten.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass du schlechte Noten schreiben könntest. Du bist auch ein kleiner Streber.“ „Nein, bin ich nicht!“, widersetzte ich ihm und er lachte nur, bis er mir näher kam. „Und wie du einer bist. Ein süßer und kleiner Streber.“ „Okay, okay. Ich werde schon mitkommen, aber hör auf mich so zu nennen.“
Er lächelte, da er mich endlich da hatte, wo er mich haben wollte.
Ich war in der Früh auch nicht gut zu sprechen.
„Okay, ich warte dann draußen. Geh du ruhig duschen.“ Ich sah ihn genervt an und wartete, bis er aus der Türe verschwand, sodass ich die Türe zusperren konnte und mir meine Sachen vom Körper ausziehen konnte. Mir fiel auf, dass er mich nur in Boxershorts und einem T-Shirt gesehen hatte, doch das machte mir nicht einmal so viel aus. Er hatte mich schon nackt gesehen – jedenfalls mein Hinterteil, als ich mich vor ihm umgezogen hatte.
Ich war fertig und wickelte mir ein Handtuch um. Natürlich musste ich genauso aus dem Bad rausgehen und mir die Sachen aus dem Schrank holen, doch es war nicht so, als hätte mich Zayn noch nicht so gesehen. Mir war es eher unangenehm, weil ich meinen Körper nicht gerade sehr mochte. Trotzdem holte ich mir die Sachen und sperrte mich wieder im Badezimmer ein, bevor ich mich zu Zayn gesellte und ihn fragte, was wir tun würden. Er meinte, ich solle mich überraschen lassen und genau das tat ich. Und das war ein Fehler.
Als wir um genau dreiviertel Acht losgingen, wollte er nur sichergehen, dass mir eine längere Fahrt nichts ausmachen würde. Hier in der Stadt würde es nicht das geben, dass er mit mir machen wollte. Oder jedenfalls gab es nichts Gutes, sagte er. Zwei Stunden dauerte die Fahrt. Es war nun zehn Uhr und er meinte, dass wir noch Zeit hatten. Also gingen wir in ein Café und Zayn ließ manchmal perverse Kommentare, oder einfach nur Kommentare ab, die zu seiner Art gehörten. Ich lachte öfter über ein paar Witze, doch wurde rot, als er Anspielungen auf mich machte. Nach zwei weiteren Stunden – ich checkte immer noch nicht, warum er mich dann so früh aus dem Bett holen musste – sagte er endlich, dass unser Termin stattfand. Er wusste ich nicht, was er meinte. Doch als dann auf einmal ein kleines Gebäude vor mir aufragte, indem unten ein Tattooladen lag, wurde mir so einiges klar.
„Oh.“ „Ja, oh.“ Er lachte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich wette, wenn du ein Tattoo bekommst, dann lässt dich das nicht mehr so unschuldig wirken. Und vor allem auch noch heiß dazu. Was sagst du, Babe?“ Ich schluckte. Nicht wegen seinen Worten. Nein. Auch nicht, weil er mit mir ein Tattoo gehen wollte. Eher gesagt, weil ich Angst hatte, mir eins stechen zu lassen. „Müssen wir?“ „Teil des Planes, Liam.“ Ich hörte ihn nicht oft Liam sagen, deswegen verwunderte mich der Satz etwas. Aber ich war noch immer etwas abgelenkt von der Tatsache, dass er ernsthaft mit mir ein Tattoo stechen gehen wollte.
War er verrückt? Oder eher gesagt, war ich verrückt, weil ich es wirklich in Erwägung zog?
Alles für Niall, nicht wahr?
Also schlug ich ein. Ich tat es einfach. Einfach so. Weil ich es – auf eine verrückte Art und Weise – doch irgendwie cool fand.
Als wir den Laden betraten, fiel mir als erstes das Mädchen auf, das auf einem Sessel saß und etwas las. Ihre Arme und Beine waren von Tattoos überhäuft und ließen sie etwas gefährlich wirken, mit den Piercings, die sie auf der Lippe und Augenbraue hatte. Als wir eintraten, schaute sie auf und lächelte Zayn an. „Hey, schön dich zu sehen. Der Termin ist zwar erst in einer halben Stunde, aber für dich mache ich gerne eine Ausnahme.“ Sie blinzelte ihm zu und blätterte eine Seite in dem Magazin weiter. „Was soll es diesmal sein?“ „Eher gesagt will der Junge neben mir ein Tattoo haben.“ „Klar doch. Ich wette, das wird dein erstes Tattoo sein?“ Sie musterte mich von oben bis unten und ich nickte. Sie stand auf und holte eine Broschüre hervor, die sie mir unter die Nase hielt. „Vielleicht gefällt dir ja eines.“ Ich nickte. Ein bisschen Angst machte sich in mir breit, doch – es verwunderte mich eigentlich – ich wollte sogar ein Tattoo haben. Am meisten aber fürchtete ich mir davor, was meine Mutter dazu sagen würde.
„Das hier?“ Ich zeigte auf ein Bild mit vier Pfeilartigen schwarzen Zeichen, die auf dem Unterarm abgezeichnet waren. Ich fand das Tattoo schön und wollte es mir auch wirklich stechen lassen. „Bist du dir sicher? Das ist aber schon etwas groß, Babe.“ Ich nickte Zayn zu. Dieser aber schüttelte den Kopf und sagte mir, ich solle etwas Kleineres für den Anfang nehmen. Also begann ich mir mehrere anzuschauen und welche zu finden, die für mich auch eine Bedeutung hätten.
"Das hier?" Es war ein einfaches 'Hope', welches schnörkelig, aber auch schön geschrieben war. Das H war etwas großer, als der Rest, doch ich empfand es als passend. Und auch als passend für meine jetzige Situation. Vielleicht würde es mir wirklich mehr Hoffnung geben, wer wusste das denn so genau?
Diesmal nickte Zayn, nachdem ich ihm das Tattoo gezeigt hatte. Gleich darauf zeigte er dem Mädchen das Wort und sie meinte, dass ich mich setzen sollte, damit sie mir das Tattoo stechen konnte.
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Ich musste zugeben, dass ich es gar nicht als so schlimm empfand. Trotzdem musste ich so ein komisches Plastik über dem Schulterblatt tragen - dort hatte ich es mir machen lassen - damit sich das Tattoo nicht entzünden konnte. „Es passt dir“, meinte der Punk neben mir. Eigentlich konnte man das Tattoo nur sehen, wenn ich Oberkörperfrei war, doch das hatte er ja, als ich es mir gestochen hatte.
„Meine Mutter wird mich töten“, grinste ich und er lachte leise. "Nur, wenn du ohne T-Shirt herumläufst."
Wir saßen in seinem Auto. Es war schön, schöner als ich gedacht hätte, dass es sein konnte. Nichts befand sich darin, außer ein paar Plastikfalschen, die auf den Boden lagen, genauso wie Reste von den Packungen, die Essen immer verpackten. Mehr konnte ich nicht finden.
Die Fahrt dauerte genauso lange, wie sie auch hingebraucht hatte. Es war mittlerweile schon 17 Uhr und der gestrige Tag war vollkommen vergessen. Ich hatte meinen Spaß mit Zayn. Und ich war froh, dass er mich nicht mehr auf die gestrige Frage ansprach. „Also, wir fahren jetzt tu dir, nicht wahr?“ Ich nickte. Eigentlich hatten wir über das Thema gar nicht gesprochen, doch es machte mir nichts. Meine Mutter würde nicht einmal zu Hause sein.
„Okay.“ Meine Antwort fiel einfach aus. Ich hatte ein wenig Angst, was zu Hause bei mir passieren würde, doch ich ließ es auf mich zukommen.
Angekommen, passierte eigentlich nichts. Und mit nichts, meinte ich auch nichts. Zayn verhielt sich nicht so wie immer und bombardierte mich nicht sofort mit Sachen, die meine schlechten Kusskünste oder meinem fehlenden Selbstbewusstsein zu tun hatten. Er machte sich nur manchmal lustig über die Dinge, die sich zu Hause bei mir befanden, die er noch nie gesehen hatte. Manchmal auch über die Klamotten, die ich früher trug. „Du warst echt ein Streber.“ Ein Kopfschütteln und diesen Satz hatte ich von ihm kassiert, als er meinen Kleiderschrank durchsuchte.
„Wir gehen bald wieder shoppen, okay?“ „Ich wusste nicht, dass Jungs Shoppen mögen?“, witzelte ich herum und er verdrehte die Augen.
Weitere Sachen, die gefolgt waren, waren nicht schlimm. Nun ja, bis es so ungefähr neunzehn Uhr war und ich nicht wusste, was ich tun sollte. Denn – lasst mich euch die Situation beschreiben – ich war zwischen Wand und Zayn eingequetscht und wurde gegen den Beton gedrückt. Zayns Atem streifte meine Lippen. „Schon wieder ein nein?“ Seine Lippen bewegten sich zu meinen Ohren. „Mein Plan funktioniert nur, wenn wir dich versaut machen, Liam. Also sagst du nochmal nein zu etwas Sexuellem, oder willst du einmal versuchen weiterzugehen?“ Seine Hand wanderte zu meiner Hose. „N-nein.“ Meine Stimme fand ich nicht mehr, weil ich auf keuchen musste, als er mit seiner Hand unter mein T-Shirt wanderte und über meine Brustwarzen strich. „Sicher?“ Ein Grinsen breitete sich auf seine Lippen aus, als er meine Reaktion bemerkte.
Noch nie hatte mich jemand so berührt.
„Ich bin sicher der Erste, der dir zeigen wird, wie so etwas geht, oder?“ Sein warmer Atem traf auf die Haut neben meinem Ohr und ließ mich erzittern. Wieder schrie alles in mir nach Niall, dass ich aufhören und weiterhin bei nein bleiben sollte. Doch ich tat es nicht – ich wollte wissen, was er geplant hatte. Was er mit mir anstellen wollte.
„Ich bin sicher der erste Mann, der dich hier…“, er griff mir leicht in den Schritt. „berührt?“ Ich nickte und biss mir auf die Lippen. „Und genau das würde Niall nicht mögen. Dass du so unerfahren bist. Und ich helfe dir, diese Unerfahrenheit abzulegen.“ Seine Hand fuhr nach hinten in meine Hose und kniff mir leicht in den Hintern. Ich war viel zu sehr abgelenkt von den Worten, die er mich sagte, als das ich auf das achten konnte. Seine Hand wanderte wieder heraus, machte mit zwei Fingern die Knöpfe meiner Jeans auf und zog diese herunter. Ich konnte nicht leugnen, dass mich seine Berührungen anmachten – und hey, ich war auch nur ein Mann – doch innen drinnen bereute ich die Dinge, die wir zwei gerade machten. Ich hätte bei nein bleiben sollen.
Ich reagierte auf seine Hand, die dann in meiner Boxershorts führte. „Ich bin der erste Mann, der dir Lust bereiten kann.“ Er biss mir leicht in die Stelle unter meines Ohres und machte mit seinen Händen weiter, berührte meinen schon fast ganz harten Penis und fuhr auf und ab. „Und ich werde auch der sein, der dir die Unschuld ablegt, damit du zu deinem Niall kommst. Ich werde der sein, der dir hilft ihn zu bekommen. Nur indem du einfach das tust, dass ich dir sage.“ Ich keuchte auf, stöhnte leise, als er immer weiter seine Hand auf und ab bewegte. „Und vor allem, werde ich der sein, der dich versauen wird.“ Ich konnte sein Grinsen schon durch die Wörter hören, die er sagte. Doch ich achtete gar nicht mehr auf diese, ließ mich fallen. Auch wenn ich im Hinterkopf immer Niall haben würde. Ich wusste nicht, ob Niall wirklich nur auf erfahrene Jungs stand. Aber wenn er das tat, war ich doch irgendwie froh diese Sachen gerade zu machen. Auch wenn das hieß, dass ich es mit jemanden anderen tun musste.
„Und ich werde der sein, der dich zu deinem Ziel führt.“ Er hörte nicht auf zu reden. Seine Lippen waren noch immer an meinem Ohr, verließen die Stelle die ganze Zeit nicht mehr. Er machte weiter, brachte mich immer wieder zum Keuchen. Und manchmal verließ sogar ein Stöhnen meinen Mund.
„Komm für mich, Liam.“
Nein, es war keine angespannte Stimmung zwischen uns, nachdem wir diesen Schritt gewagt hatten. Ja, es hatte mich etwas in Verlegenheit gebracht und verdammt ja, es hatte mir gefallen, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Er war gut, verdammt war er gut. Es war aber nicht so, als könnte ich das beurteilen, denn das war sozusagen mein erstes Mal. Ich hatte mich einfach fallen gelassen und bin ganz seinen Berührungen entgegengestrebt, es hatte einfach meine Gedanken abgeschalten. Bis auf die über Niall. Egal was Zayn tat, egal wie gut er sein mochte – immer würden meine Gedanken bei Niall sein, wenn so etwas in der Art passierte.
Ja, ich hatte am Anfang gezweifelt und nein gesagt. Ja, ich hatte es auch erst gemacht, als sein Name gefallen war. Aber nein ich würde dasselbe nicht so schnell wieder tun – egal wie sehr es mir gefallen hatte. Ich hatte Angst und kam mir verzweifelt vor, wenn ich schon so weit ging, um an Niall zu kommen.
Nun ja, eigentlich war ich auch verzweifelt.
Nein, ich saß gerade nicht neben Zayn und unterhielt mich mit ihm. Er war vor ungefähr einer halben Stunde gegangen, da er etwas zu tun hatte. Nein, ich war nicht enttäuscht, ich war sogar recht froh darüber. Ich wusste nicht, was Zayn für ein Kommentar ablassen würde, wenn ich anfing über diese Sache zu reden, oder nur nachzudenken.
War ja auch nicht so, als würde das der Fall sein, wenn ich ihn ansah.
Kompliziert. Aber auch – wie sollte ich es sagen – irgendwie nicht? Zayn hatte natürlich gehandelt, nachdem ich ‚gekommen‘ war. Er hatte ein paar Mal gelacht, als ich rot geworden war, aber hatte die Stimmung auf seine Seite gebracht und somit keine Stille zwischen uns ausbreiten lassen. Ein Grinsen war auch über meine Lippen gekommen, als Zayn versucht hatte sarkastisch zu werden – Witze zu reißen, die eigentlich nur in der Situation lustig war. Ich mochte seinen Humor, er war eigen, aber ich mochte ihn. Trotzdem konnte er sich nicht entgehen lassen, mich etwas damit aufzuziehen, dass ich so unerfahren war.
Er wäre aber nicht Zayn, wenn er genau das nicht tun würde.
Mittlerweile war es ungefähr zehn. Er war lang geblieben, deswegen wunderte ich mich auch, was er um diese Uhrzeit vorhatte. Aber ich dachte nicht darüber nach – denn es war seine Sache, was er tat und was er nicht tat, ich mischte mich nicht darin ein.
Draußen war es dunkel, es gingen nur alle paar Minuten ein paar Menschen herum, die entweder von der Arbeit nach Hause kamen, oder sich auf den Weg zu einer Party machten. Ich blickte nur eine Weile aus dem Fenster, bis ich mich dazu entschloss erst einmal duschen zu gehen.
Ein bisschen schmutzig fühlte ich mich schon, wegen dem was passiert war. Ich wollte es nicht einmal laut aussprechen, denn peinlich war es mir schon. Vor allem, da ich mich so leicht dazu überreden hatte lassen. Es war aber passiert und sich darüber den Kopf zerbrechen brachte nichts – ich hoffte nur, dass ich so schnell nicht wieder indirekt ‚ja‘ sagen würde.
Langsam fuhr ich mir über das Gesicht, während ich mich auf den Weg in die Dusche machte. Das Plastik entfernte ich von meiner Schulter, nachdem ich mir das Oberteil ausgezogen hatte. Dann zog ich mir nur noch meine Hose und Boxershorts vom Körper und stieg in die Dusche. Das Wasser war ziemlich heiß, als ich es aufdrehte, also musste ich es etwas kälter stellen.
Nachdem ich fertig war, nahm ich mir das Handtuch, welches auf dem Haken hing und trocknete damit meine Haare und meinen Körper ab und hing es mir dann über die Hüfte. Viele Haarsträhnen verirrten sich in mein Gesicht und genervt musste ich diese zurückstreichen. Ich hasste es, wenn etwas in meinem Gesicht klebte – vor allem, wenn es nasse Haare waren. Seufzend trat ich aus dem Zimmer, wickelte mir das Handtuch von den Hüften und nahm mir eine Boxershorts und eine Pyjamahose aus dem Kleiderschrank, da es noch immer wärmer war, als es eigentlich um diese Uhrzeit nicht sein sollte. Ich war müde, also war mir der Gedanke, dass ich oberkörperfrei war, gar nicht zu schaffen. Meine Mutter würde mich so oder so nicht wecken kommen, also würde sie auch nicht das Tattoo sehen. Da fiel mir auf, dass ich mir das Plastik wieder darauf tun musste, damit es sich nicht entzündete. Gedacht, getan.
Weiteres als mich ins Bett zu legen, tat ich dann nicht. Ich war komplett fertig – vielleicht lag es auch an dem, was Zayn und ich angestellt hatten. Es war gelogen, wenn ich sagte, dass es mir nicht ein klein wenig gefallen hatte. Ich war auch nur ein Mensch, nicht wahr?
Trotzdem war es falsch. Deswegen konnte ich es nicht genießen, jedenfalls nicht so, wie ich es sollte. Es war das erste Mal, dass mich jemand so berührt hatte, also hätte ich sicher anfälliger dafür sein sollen. Doch Zayn war die falsche Person dafür – auch wenn er echt gute Hände hatte. Das konnte man nicht leugnen.
Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken. Es brachte sich – wie ich es eigentlich schon gesagt hatte – nichts, also schaltete ich meine Gedanken einfach ab, kuschelte mich tiefer in die Decke und legte mich so hin, dass ich eine bequeme Position fand. Nach langem hin und her fand ich endlich einen angenehmen Platz und schloss die Augen. Diesmal träumte ich sogar etwas. Nur als ich dann morgen aufwachen würde, würde ich nur noch wissen, dass es von Zayn und Niall gehandelt hatte.
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Mein Wecker klingelte meiner Meinung nach zu früh. Es war sechs Uhr in der Früh, nicht gerade die Zeit, um aufzustehen. Eigentlich stellte ich mir den Wecker um 6:30, doch ich wollte heute, nachdem der gestrige Tag so ereignisvoll ausgefallen war, laufen gehen. Es half mir immer meinen Kopf freizubekommen und das brauchte ich, wenn ich Niall heute wiedersehen würde. Denn wenn ich dies tat, würde ich wieder an das von gestern denken, wie mich Zayn nur herumbekommen hatte, wegen ihm. Dass ich so verzweifelt war, dass ich den nächsten Schritt im Unterricht gewagt hatte. So als hätte ich in Mathe jetzt etwas verstanden und um das nächste zu verstehen, musste ich weiterdenken, als sonst. Und das konnte ich nur, wenn ich etwas anderes herholte. Fazit – ich hatte schon die Grundlagen gelernt, jetzt musste ich zu dem sexuellen Part ja sagen.
Durch die ganzen Gedanken war ich hellwach. Also stand ich auf, platzierte meine Füße auf den Boden und machte mich auf den Weg zum Badezimmer, putzte mir die Zähne und rieb mir danach die Augen. Auch wenn ich wach war, klebten und brannten diese auch, da ich mich noch an das Licht gewöhnen musste. Nachdem ich fertig mit dem Ganzen war, zog ich mir eine Jogginghose, ein T-Shirt und eine Jacke darüber an, damit mir wärmer wurde. Es war kalt draußen und es ging ein leichter Wind. Das konnte ich durch das Fenster bemerken, indem die Bäume hin und her schwankten, genauso ein paar Menschen zu der U-Bahn eilten, die ja in der Nähe war. Sie hatten alle eine Jacke an, also interpretierte ich das so, dass es kalt war. Und meine Vermutung lag richtig. Als ich dann aber begann zu laufen, wurde mir wärmer und meine Gedanken schalteten automatisch ab – so wie sie es immer taten. Es war kein Niall und auch kein Zayn in meinen Gedanken, die mich beide mit ihren Handlungen verwirrten. Es waren keine Sorgen da, nur das Adrenalin, wenn man mehr lief, als man eigentlich konnte, und die Beine begannen zu schmerzen, aber man alles darüber vergisst, das war da. Das ersetzte all meine Gedanken.
Leider war es viel zu schnell vorbei. Ich hatte nur eine Stunde, bevor ich zu Hause sein musste und mich umzog. Ich fühlte mich besser, als vorhin, soviel war schon einmal sicher.
Meine Mutter schien das Haus schon verlassen zu haben. Es war kein Anzeichen von ihr zu sehen und gestern musste sie wieder ziemlich spät nach Hause gekommen sein. Ich machte mir nichts daraus – meine Stimmung gegenüber ihr war immer noch etwas bedrückt, da die ganze Sache mit Zayns Vater echt zum Ankotzen war. Und ich hatte es Zayn noch nicht erzählt – so wie ich es auch geplant hatte. Einfach vermeiden, dass er es herausfand. Bis jetzt hatte es auch ganz gut geklappt, oder nicht?
Seufzend ging ich nach oben in mein Zimmer und zog meine Klamotten aus, warf sie auf mein Bett und zog mir eine Jeans an, die etwas tiefer auf meiner Hüfte saß, wie ein normales schwarzes T-Shirt, welches ich mit der Lederjacke etwas abdeckte. Fertig war ich. Schnell zog ich mir noch die Schuhe an, schnappte mir zwei Äpfel und warf mir die Schultasche über die Schulter. Dann konnte es losgehen, in die Schule.
Irgendwie hatte ich Angst, was mich die Lehrer fragen würden. Wo ich gewesen sei, oder noch schlimmer, ob Niall mich darauf ansprechen würde. Ich wollte dies vermeiden, doch das würde nicht so einfach gehen. Vor allem hatte ich heute wieder Sport. Grummelnd machte ich mich auf den Weg in die Schule. Auf heute hatte ich keine Lust, aber ich musste wohl oder übel in die Schule, um meine Noten noch auf denselben Stand zu halten, wie ich es beim Halbjahreszeugnis hatte.
In der U-Bahn war es wie jedes Mal stickig und eng. Es war schwer bei der Station auszusteigen, wo ich hinaus musste, da viele Leute den Ausgang (oder auch Eingang, wie man es nennen mag) versperrten. Ich musste mich hindurchquälen, aber nach ein paar Sekunden war ich draußen und konnte wieder Luft schnappen. Auch wenn dies nur für kurz anhielt, denn als ich auf die Uhr schaute, zeigte sie mir zehn vor acht an. Das hieß, dass ich mich beeilen musste.
Ich war genau zwei Minuten bevor der Unterricht startete in der Schule. Schnell holte ich meine Sachen – sah viele Menschen hektisch herumlaufen – und tat dann genau dasselbe. Ich musste schnell zum Klassenzimmer, sonst würde ich Zuspätkommen. Da das Zuspätkommen bei uns 1/3 unserer Betragensnote ausmachte, wollte ich so schnell wie möglich in das Klassenzimmer und mich auf meinen Platz setzen. Was ich auch schaffte – eine Minute nach dem Läuten.
Alle Schüler saßen auf ihren Plätzen und unterhielten sich. Auch Niall tat dies, doch schaute auf, als ich schnell hereingehuscht war. Er lächelte mich an und nickte mir zu, bevor er sich wieder den Mädchen widmete, die bei ihm standen und versuchten ihn zu beeindrucken, indem sie mit ihren Haaren spielten und über alles lachten, was Niall sagte.
Sie sind genauso armselig wie ich.
Ich spürte schon etwas Eifersucht, denn hey, er redete mit zwei Mädchen, anstatt mir hallo zu sagen, oder sonst etwas gegenüber mir zu tun. Es war aber auch nicht so, als hätte ich mehr erwarten können, denn seit wann sprach er mit mir? Zwei Wochen? Wenn es sogar schon so viel war. Ich wusste es nicht so genau. Mehr Zeit über das Ganze nachzudenken hatte ich eigentlich nicht, da der Lehrer hereinkam und somit die Stunde startete.
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Der Tag verlief nicht gerade sehr aufregend. Niall hatte mich kurz angesprochen, warum ich gestern gefehlt hatte, doch ich sagte ihm nur, dass ich krank war. Mehr hatten wir nicht miteinander geredet. Gerade war Sport um, das hieß, dass ich nun Schule aushatte. Ich verließ die Umkleide, hatte davor noch kurz auf Nialls Oberkörper geschaut, den er entblößt hatte. Ein kleines Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und ich war rot geworden, als ich seine Reaktion bemerkt hatte. Und jetzt hatte ich den Raum verlassen, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden.
Mein Weg zum Spind war relativ kurz. Ich musste meine Sportsachen dort hineinstecken, genauso wie meine Mathebücher herausnehmen. Ich hatte Mathe Test in zwei Tagen und wurde heute wieder darauf hingewiesen. Meiner Meinung nach konzentrierte ich mich zu wenig für die Schule, doch mein Leben war in zwei Wochen viel interessanter geworden, um mich jetzt nur noch den Schulaktivitäten zu widmen und für Tests zu lernen. Trotzdem musste ich mir für diesen Test wenigstens ein bisschen etwas anschauen, damit ich die Note nicht verkackte.
Als ich mich umdrehte schrie ich fast vor Schock auf. Ich wurde von Niall erschreckt – der heißer als eh und je an einem Spind gelehnt war. Sein Gesicht zierte noch immer ein Grinsen, seine Arme waren verschränkt und mit der einen Hand spielte er die ganze Zeit an seinem T-Shirt herum. Er stand ziemlich nah vor mir und ich musste schlucken.
„Hey, Liam.“ Ein zögerliches ‚Hey‘ war nur von mir zu vernehmen, bis Niall wieder ansetzte: „Wegen dem Projekt, das wir bald abgeben müssen. Ich habe schon die Songs ein bisschen zusammengemixt, aber bin noch nicht fertig. Du musst mir auch noch zeigen, wie du singst, damit wir zusammen zu dem Remix singen können, weil du sicher eine tolle Stimme hast.“ Er entblößte seine strahlenden Zähne, als er mir zulächelte. „Und da wollte ich dich fragen, ob wir heute das Ganze einmal fertig machen und du dann singst. Ich muss aber jetzt arbeiten, also kann ich erst um sechzehn bis siebzehn Uhr im kleinen Café mit dir anfangen. Weißt du noch welches ich meine? Das ist ein Familienbetrieb und ich bin eingeteilt für heute, also kann ich nicht früher. Passt das für dich?“ Ich nickte überfordert. Mir war unwohl zumute, da das letzte Mal, als wir für das Projekt etwas gemacht haben, ein Kuss zwischen uns geschehen war. Ich wollte es zwar wiederholen – ich hatte es genossen – aber ich hatte Angst, dass er mir wieder etwas sagte, wie dass ihm dieser nichts bedeutet hatte. Es hatte mich nämlich schon verletzt.
„Gut, dann bis circa 16 Uhr?“ Ich nickte noch einmal und dann verabschiedete er sich. Über meine Lippen kam nur ein schüchternes ‚Bye‘. Ich verfluchte mich selbst deswegen – dabei hatte Zayn versucht mir etwas Selbstbewusstsein beizubringen. Es hatte zwar geholfen, als Niall und ich uns an diesem Tag gesehen hatten, aber jetzt half es nicht mehr. Jetzt war mir die ganze Sache mit dem Kuss noch immer peinlich.
Kopfschüttelnd schüttelte ich die Gedanken ab und versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich konnte währenddessen Niall arbeitete ja für Mathe lernen, auch wenn ich wusste, dass ich wieder von etwas abgelenkt werden würde. Also machte ich mich auf den Weg nach Hause – um irgendwie zwei Stunden totzuschlagen. Denn Lust auf Lernen hatte ich dann doch wieder nicht.
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Also hatte ich genau das getan, was ich vorher schon gedacht hatte. Nämlich nichts. Ich hatte die Zeit damit verbracht einfach nichts zu tun. Vielleicht hier und da ein bisschen bei meinem Laptop Sachen angeschaut, doch mehr hatte ich auch nicht getan. Ich hatte nur gewartet, bis es endlich halb vier war, damit ich mich auf den Weg zu Niall aufmachen konnte. Und genau diese Uhrzeit war es vor genau einer halben Stunde gewesen.
Jetzt stand ich vor dem Café. Ich hatte Angst reinzugehen, da ich irgendwie überpünktlich war. Wenn jemand einen Zwischenbereich angab, kam man eigentlich zur spätesten Uhrzeit. Ich schüttelte den Kopf, bevor ich mich dazu entschloss den Raum zu betreten.
Es lag alles noch immer so vor, wie ich beim letzten Mal hier war. Ein paar Personen saßen hier und da, redeten und tranken etwas, oder aßen eine Kleinigkeit. Ich konnte Niall nicht erkennen, nur den Kellner, der mich mal bedient hatte, als ich das erste Mal hier war. Als ich eintreten war hatte er mir sogar zugewunken, bevor er sich den Gästen gewidmet hatte. Ich setzte mich derweil auf einen Tisch und schaute, wo Niall sein konnte.
„Hey, lange nicht mehr gesehen.“ Der Kellner lächelte mich an und fragte dann, was ich bestellen würde. „Oh, nein. Ich warte nur auf Niall.“ „Der ist kurz in der Küche. Ich hole ihn dann. Ein Date?“ Er zwinkerte mir zu und ich schüttelte rot werdend den Kopf. „Nein, wir arbeiten für ein Projekt gemeinsam.“ „Darf ich erfahren, was für ein Projekt das ist?“ Ich lachte leise, da er einen leichten Unterton in der Stimme hatte. Aber der Rot Stich auf meiner Wange blieb. Genauso mein verlegener Gesichtsausdruck. Ich erzählte ihm das mit der Musik und er nickte nur, bevor er sich umdrehte und meinte, dass er gehen musste. „Aber Niall kommt auch gerade.“ Ich blickte hinter ihn und sah Niall dastehen, der sich die Schürze von den Hüften band und dann direkt auf uns zuging.
„Hey Liam. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Jetzt können wir loslegen. Hinten gibt es ein Zimmer indem wir arbeiten können.“ Ich nickte verlegen und folgte ihm, als er mich durch die Küche führte und dann eine Türe öffnete, die zu einem etwas kleineres Raum führte, indem ein Fernseher, eine Couch und ein Tisch stand. Es wirkte wie ein kleines Wohnzimmer.
Der Laptop lag auf dem Tisch, war aufgeklappt und als ich mich zur Couch begab und auf den Bildschirm sah, sah ich ein Programm, indem man ein paar Lieder mixen konnte. Ich lächelte leicht, als ich sah, dass das Lied schon eine Minute lang war. „Mir war etwas langweilig, da habe ich schon einmal angefangen. Wenn’s schlecht klingt, dann können wir gemeinsam von neu anfangen.“ Er zuckte mit den Schultern.
Dann arbeiteten wir gemeinsam. Ich fand das, was er gemacht hatte nicht einmal schlecht und fand nur ein zwei Stellen, die ich anders gemacht hätte, und wies ihn darauf hin. Wir lachten und ich schaute auch manchmal verlegen auf den Boden, doch ihm schien das nicht aufgefallen zu sein.
Bis es zu etwas anderem kam. Er meinte, ich sollte einmal etwas singen, so wie ich es ihm versprochen hatte. Schüchtern sang ich eine Songzeile aus dem Lied ‚I see Fire‘ und hörte dann auf. Ich mochte meine Stimme nicht, doch Nialls Reaktion zeigte etwas anderes. „Du hast eine tolle Stimme.“ Er lächelte mich an und legte seine Hand auf die Maus, um etwas am Laptop zu machen. Seine linke Hand aber rutschte von dem Tisch herunter und legte sich auf meinen Oberschenkel. Ihm schien es nicht zu stören, doch ich blickte geschockt auf unsere Hände und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
Auch wenn es mehr als offensichtlich war, dass ich auf ihn stand.
„Liam?“ „Hm?“ Niall lachte leise. „Wir sind fertig“, meinte dieser und ich schaute auf, zuckte etwas zurück, als Nialls Gesicht vielleicht nur zehn Zentimeter von meinem entfernt war. Ich schluckte leicht.
„Weißt du noch, was wir Freitag gemacht hatten?“ Er grinste mich an.
Natürlich wusste ich das.
Leicht nickte ich und meine Gedanken fuhren Achterbahn. Was wollte er tun? Mich wieder küssen? Nein, sicher nicht. Das konnte es irgendwie nicht sein. Warum würde er mich küssen wollen? Hatte er gerade nur Bock darauf und keine Freundin, die ihm einen Kuss geben konnte?
Doch meine Gedanken wurden unterbrochen und als seine Lippen sich auf meine legten, erwiderte ich es sofort. Auch wenn ich wusste, dass es sicher nur ein Zeitvertreib für Niall war, für mich bedeutete es die Welt. Er küsste sogar nur sanft, bis er aber immer mehr Druck ausübte und bald auch die Zunge mit ihm Spiel war.
Ein Räuspern trennte uns beide und verlegen blickte ich wieder auf den Boden. Ich stotterte ein ‚ich geh wohl besser‘, als für kurze Zeit Stille herrschte und sah dann hinauf in Gregs Augen, die mich belustigt anblickten. „Nein, warte noch Liam. Heute steigt eine Party bei einem Freund. Ich hole dich um neun ab, okay? Ich brauche eine Begleitung.“ Ich war überfordert, doch Niall nahm mir die Entscheidung ab und verabschiedete sich, bevor ich überhaupt zu einer Antwort kam. Und dann führte er mich zur Türe, bis ich das Café verließ und verwirrt meinen Weg nach Hause antrat.
Was war das gerade?
Bevor ich etwas machen konnte war ich anscheinend schon aus dem Café draußen. Warum wollte mich Niall so schnell draußen haben? Ich wusste es nicht. Aber es verwirrte mich.
Ich könnte jetzt alle meine Gedanken auf einmal abspielen lassen, doch das waren eindeutig zu viele. Der Kuss – die Einladung und dann seine Reaktion. Und auch meine. Ich beschloss Zayn anzurufen und ihn nach Hilfe zu fragen, was ich anziehen sollte, wie ich mich jetzt gegenüber Niall verhalten sollte. Denn Niall hatte in seinem Gesichtsausdruck kein Zeichen von Reue gezeigt, also war ich mir nicht sicher, ob ich darin etwas reininterpretieren konnte, oder nicht. Obwohl ich eher das Zweite glaubte.
Doch anstatt Zayn anzurufen, wie ich es eigentlich vorhatte, schrieb ich ihm, dass ich seine Hilfe brauchte und er in zwanzig Minuten bei mir zu Hause sein sollte. Als ich die Nachricht abgeschickt hatte, war ich schon in der U-Bahn und brauchte nur noch zehn Minuten. Hoffentlich hatte diese aber keine Störungen, sodass es länger dauern würde.
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Ich hatte ihm alles erzählt. Bis ins kleinste Detail. Er hatte nur gegrinst und den Kopf geschüttelt. „Was hatte ich dir über Selbstvertrauen gesagt?“ Ich zuckte mit den Schultern und biss mir auf die Lippe. „Trotzdem. Was soll ich jetzt tun?“ „Du denkst zu viel darüber nach. Ich denke, dass er eifersüchtig ist und dich deswegen geküsst hat. Es kann aber sein, dass er sich auf der Party betrinkt. Okay, das wird sicher passieren. Er wird dann aber versuchen dich ins Bett zu bekommen. Du solltest ihn zappeln lassen. Was wäre, wenn du ihn, wenn er angetrunken ist, reizt? Wenn du nicht weißt was ich meine, dann werden wir das jetzt üben.“ Er grinste mich an und kam auf mich zu.
„Was wird das jetzt?“, fragte ich ihn und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ich habe zwar jetzt nichts Heißes an, aber du wirst etwas anhaben, das dich heiß aussehen lässt. Du wirst ihn ungefähr so…“ Er zog mich hoch, sodass ich vom Bett aufstand und nun vor ihm stand, Brust an Brust. Er legte seine Hände mit festen Griff auf meine Hüfte, zog mich sogar noch näher zu sich ran. „…halten. Zieh ihn stark zu dir, grinse ihn an und tue so, als würdest du ihn küssen wollen. Aber der einzige Weg, um Nialls Herz zu erobern, ist, dass du ihn abweisen musst. Tu so, als wärst du nicht zu haben, vor allem, da du ja mich als Freund hast. So wird er sein Interesse nicht verlieren, sondern dich unbedingt haben wollen. Und so auch Gefühle entwickeln. Deswegen küss ihn nicht, reize ihn und lass ihn dich haben wollen. Aber dafür musst du selbstbewusster werden.“ Sein Gesicht war meinem nah, seine Lippen streiften meine, doch er zog sich zurück. „Vielleicht tanzt du auch mit ihm, dann mach genau dasselbe. Mach ihn an, sodass er dich haben will. Aber weise ihn ab, so wie ich vorhin nur kurz deine Lippen berührt habe, so wird auch er auch nur kurz deine Seite kennenlernen, die so ist. Nicht unschuldig, das würde ihm gefallen.“ Er blinzelte mir zu.
Ich war etwas nervös, doch ich nickte. Dann lockerte er seinen Griff und grinste mich an. „Ich liebe es, wie du immer so schüchtern zu mir blickst. Es macht dich süß. Aber Niall sollte dich in einer anderen Art sehen.“ Ich schluckte etwas, da ich nicht wusste, wie ich das machen sollte.
Er lächelte mir zu und ging einen Schritt zurück, ließ seine Hand zu meinem Tisch wandern und spielte mit ein paar Sachen, die darauf standen. Dann schaute er wieder zu mir hoch und grinste mich an.
„Und jetzt mach genau dasselbe. Übe dasselbe mit mir.“
Erst blickte ich ihm blinzelnd in die Augen, meine Wangen schimmerten in einem Rotton und verrieten so, dass mir das peinlich war. Der Boden war eine Versuchung für mich, um meine Augen zu diesem zu wenden, damit ich ihn nicht mehr direkt ansehen musste. Doch ich blieb standhaft, was ich aber von meiner Stimme nicht behaupten konnte. Sie hörte sich kratzig an, als ich sprach. Ich war überfordert mit der ganzen Sache, wusste nicht, was ich tun sollte. Und genau das fragte ich ihn auch – wie ich vorgehen sollte, was er geplant hatte.
„Mach einfach genau das, was ich gerade auch gemacht habe. Sei spontan.“ Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er bemerkte, wie ich einen Schritt auf ihn zumachte. „Du kannst deine Hände auch benutzen. Vielleicht sagst du ihm dann auch etwas ins Ohr, das ihn anmachen könnte.“ Ich wurde automatisch panisch, da ich noch nie mit jemanden geflirtet hatte. „Keine Panik, dann lass das aus.“ Er schüttelte seinen Kopf und blickte mich abwartend an. „Auf was wartest du noch?“
Einen Schritt machte ich, dann den nächsten und immer so weiter, bis ich vor ihm stand. Er hatte die Sachen, die er in der Hand hatte, wieder auf den Tisch gelegt. Seine Konzentration galt jetzt nur mir, sein schelmisches Lächeln genauso.
Zögernd kam ich ihm dann so nah, sodass wir genauso dastanden, wie zuvor. Seine Brust berührte fast meine. Er wollte, dass ich ihn näher zu mir heranzog. Ich bemerkte es, indem er runter zu meiner Hand blickte und dann wieder herauf zu mir. Zögernd legte ich diese auf seine Taille und die andere ließ ich, wo sie war. Leicht drückte ich ihn zu mir, biss mir auf die Lippe und schaute zu ihm auf. „Ich bin nicht aus Porzellan, du kannst mich schon etwas fester nehmen.“
Ein Lachen von ihm war zu vernehmen und wurde automatisch rot, noch röter, als ich es sicher schon war. Einen Grund dazu hatte ich aber nicht, denn wir übten nur. Es war egal, ob ich einen Fehler machte oder nicht. Wir waren zwei uns gegenseitig eigentlich fremde Personen, bei dem der eine dem anderen half. Also warum war es mir peinlich?
Ein leichter Druck war zu vernehmen, als Zayn seine Hand dorthin lag, wo seine vor ein paar Minuten schon lag. Genauso auf der Taille, wie ich meine auch auf seiner hatte. Er zog mich zu sich, sein Kopf wanderte zu meinem Ohr und ich konnte seinen Atem an meinem Nacken spüren. „So wird das nicht funktionieren.“ Seine linke Hand wanderte zu meiner rechten, die leicht noch immer dort lag, wo sie die letzte Minuten gelegen war. „Übe Druck aus.“ Er tat genau das, drückte meine Handfläche näher an sich. „Dann zieh mich zu dir.“ Er half mir etwas, kam mir dabei näher. „Und dann hauche mir nur einen leichten Kuss auf die Lippen, bevor du genauso zu meinem Ohr wanderst, wie ich es gerade getan habe.“ Ich schluckte, doch tat genau das, nachdem Zayn sich wieder zurückgezogen hatte.
Ich musste mich strecken, um besser zu ihm ranzukommen. Ich ließ meine Lippen leicht offen, als ich auf den Weg zu seinem Ohr an seinen Lippen entlangstrich. Mein Atem stieß auf sein Ohr und ich wusste nicht, ob ich etwas falsch gemacht hatte, oder warum Zayn auf einmal so still geworden war. Mir war es eindeutig unangenehm, also machte ich Anstalten mich zurückzuziehen. „Ich weiß, ich kann das n-“ Doch ich wurde unterbrochen, als er seine Hand auf meinen Rücken legte und mich wieder zurückzog. „Das war gut, Babe.“ Ich lächelte in mich herein, auch wenn mir das Ganze peinlich war, ich war froh, dass ich es geschafft hatte, ohne irgendwie etwas Doofes zu machen.
„Aber wenn du hier ankommst, lade ihm zum Tanzen ein. Oder wenn ihr miteinander redet, tu so, als würdest du ihn nicht verstehen und zieh ihn zu dir ran, damit ihr euch näher seid. Aber weise alles ab, dass er machen will. Ich denke das wird an seinem Ego kratzen.“ Ein raues Lachen von seiner Seite aus erklang. Ich war etwas verunsichert, weil ich nicht wusste, ob ich dies schaffen konnte und auch nicht wusste, ob es so eine gute Idee war seinem Plan zu folgen. Würde ich so Niall bekommen? Würde ich es so schaffen, dass er Gefühle für mich entwickelte?
Denn ich wusste eines. Der Kuss war schön – aber sicher nur von meiner Seite aus. Ich war wieder einmal jemand, mit dem er seinen Spaß haben konnte.
„Ich werde es versuchen.“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Züge, als ich mich löste und somit den Moment durchbrach. Zayn sah mich durchdringend an und ich wartete, bis er etwas sagte. Doch es kam nichts, er drehte sich nur um und nahm irgendetwas in die Hand, um damit zu spielen. Es war ein kleiner Ball, den ich sicher schon seit Jahren auf meinem Tisch liegen hatte.
„Dann weißt du ja, was du zu tun hast.“ Er blinzelte mich an und drehte sich wieder zu mir um. „Aber du musst mir eines versprechen. Du wirst nicht mit ihm schlafen, du bist noch nicht soweit.“ „Ich hatte es nicht vorgehabt. Und vor allem bestand doch unser Plan darin, ihn nicht einmal zu küssen“, murmelte ich den letzten Teil in mich herein. „Ja, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du etwas trinken wirst. Halt dich zurück.“
Ich seufzte und nickte. Auch wenn ich wusste, dass ich wahrscheinlich gar nichts trinken würde – Alkohol war noch nie meines gewesen – hatte er recht. Ich musste mich zurückhalten.
„Gut. Es ist schon ungefähr halb neun, ich gehe jetzt lieber. Zieh dir das schwarze Tanktop und darüber nichts an. Es ist warm heute, also geht das schon. Die weiße Hose würde auch gut passen, vielleicht setzt du auch meinen Snapback auf, warte ich gebe ihn dir.“ Ein Lächeln war von ihm zu vernehmen und verlegen nahm ich seine. Er hatte sie, als er reingekommen war, auf die Seite gelegt, sodass ich sie anfangs gar nicht beachtet hatte.
„Vielleicht machst du Niall auch so eifersüchtig. Ich hatte das auch an, als ich dich abgeholt hatte. Also von der Schule. Vielleicht erinnert er sich noch daran.“ Er blinzelte mir zu. Ich folgte ihm nach draußen zum Flur, als er dann wirklich ging und sich die Lederjacke anzog und danach direkt zu mir sah. „Also denk dran, abweisen ist die beste Methode.“ Ich nickte ihm zu und lehnte mich an der Wand an.
„Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du heiß aussiehst?“
Ich blinzelte ein paar Mal.
Dann noch einmal
Hatte er das gerade wirklich gesagt?
„Nein.“ Ich klang verwirrt, geschockt und auch etwas verlegen.
„Dann habe ich es jetzt. Bis morgen.“ Er blinzelte mir zu und verschwand dann aus der Türe, ließ mich einfach so stehen.
Was zur Hölle war das gerade gewesen?
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Es war eine Lüge, würde ich nicht sagen, dass er mir sehr gute Klamotten rausgesucht hatte. Sie passten sehr gut zueinander und wenn ich ehrlich war – ich mochte die Snapback, sie passte mir sogar. Sie war schwarz und hatte irgendetwas in weiß draufstehen. Es stach sich mit meinen Klamotten und den schwarzen Schuhen, die ich dazu anhatte. Also ging ich komplett in schwarz und weiß.
Es war mittlerweile kurz vor neun. Ich war nervös, wollte eigentlich nicht auf die Party, da ich dann doch nicht so sicher war, ob ich meine Finger vom Alkohol lassen würde. Panik bekam ich aber auch – denn was war, wenn Niall sich wirklich an mich ranmachen würde?
Ich wäre am Arsch.
Ja. Aber vollkommen. Ich hatte Angst. Ich würde nicht das Gleiche machen können wie bei Zayn. Zayn war einfach – nun ja, wie konnte man es beschreiben? Bei ihm konnte ich tun was ich wollte, er würde mir weiterhin helfen.
Bei Niall war ich mir nicht so sicher – denn würde er, nachdem ich mit ihm geschlafen hatte, noch mit mir abhängen? Wahrscheinlich nicht. Trotzdem war es einen Versuch wert. Ich fuhr mir bei den Gedanken über das Gesicht und versuchte dadurch diese abzuschütteln. Mein Blick glitt zur Uhr, die auf dem Tisch stand. Es war eine digitale Uhr, mit grünen Zahlen, die aufleuchteten. Ich wurde nervös. Ich wusste, dass Niall zwar etwas später kommen würde, trotzdem geriet ich in Panik. Drei Minuten und die Uhr zeigte ‚21:00‘ an.
Wie sollte ich mich benehmen? Rot durfte ich auf keinen Fall werden.
Was sollte ich sagen? Jedenfalls nichts Peinliches, oder?
Sollte ich das machen, das Zayn mir beigebracht hatte? Besser wäre es.
Doch keines von diesen Dingen klappte, als Niall mich dann abholte.
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Stickig, überfüllt und laut. Drei Wörter, die die Party sehr gut beschrieben, als ich den ersten Schritt machte. Es waren viele einfach irgendwo, tanzten eng aneinander und bemerkten ihr Umfeld nicht, während andere sich etwas zu trinken holten und dabei über so manche Sachen stolperten. Doch ein paar saßen sogar etwas weiter von der Menge weg, spielten irgendetwas, das sehr einem Trinkspiel ähnelte. Um es kurz zu fassen – die Party war im vollen Gange.
Niall führte mich nicht herum. Er blieb nur an meiner Seite, oder eher gesagt war es eigentlich umgekehrt. Ich kannte mich nicht aus, hatte keine Freunde – also blieb ich einfach bei ihm. Er begrüßte sehr viele Personen, die ich nicht kannte und trank auch ein bis zwei Bier. Mir hatte er auch eins angeboten, welches ich zu meiner Verwunderung auch annahm.
Ich wusste nicht, wie viel Zeit schon vergangen war. Vielleicht eine Stunde? Oder länger? Ich wusste es nicht. Doch irgendwann hatte Niall niemanden mehr, mit dem er reden konnte. Oder eher gesagt schickte er die Personen weg, um sich dann zu mir zu drehen.
„Tut mir leid, Liam. Alte Bekannte.“ Er schrie über die Musik hinweg und zog mich mit sich mit zur Bar. Gleich darauf bestellte er sich zwei Bacardi Colas. Eine davon stellte er mir vor die Nase, während er das andere Glas an seinen Mund ansetzte und davon trank. Ich wusste nicht, ob ich genau dasselbe tun, oder ich ihm sagen sollte, dass er meines danach haben konnte. Doch ich entschied mich für das Erste, denn sonst würde ich etwas armselig klingen, nicht wahr?
Vielleicht half mir der Alkohol auch, dass ich etwas lockerer wurde und mir die Sache nicht peinlich wurde. Oder jedenfalls nicht peinlicher, denn die ganze Zeit über war ich ihm mit roten Wangen gefolgt. Jetzt ersetzte aber der Alkohol die Peinlichkeit und somit war es eigentlich egal, da ich so oder so ein rotes Gesicht hatte.
Der Schritt, den Niall vorwärts machte, wurde schnell von mir wahrgenommen. Er kam mir nah und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ihn auffordern zu tanzen? Oder abwarten, bis er etwas machte? Die Entscheidung wurde mir aber abgenommen, als er sich in die Nähe meines Ohres begab, damit ich ihn besser verstehen konnte. Der Atem, der auf meine Haut stieß verursachte Gänsehaut, die ich versuchte zu ignorieren.
„Wie wäre es, wenn wir bei einer dieser Spiele mitmachen?“ Es war nicht die Frage, die ich erwartet hatte. Und auch nicht, dass es ein Trinkspiel war, bei dem fast nur Jungs saßen und vielleicht zwei, drei Mädchen. Doch ich nickte, zeigte ihm so, dass ihm meine Zustimmung gab. Sofort zog er mich hinter sich her und direkt zu den Personen, die es sich auf der Couch bequem gemacht hatten und jeder ein Glas bei sich stehen hatte. Es war gefüllt, soweit ich es von hier erkennen konnte, mit Whiskey. Ich schüttelte nur den Kopf und Niall fragte, ob wir uns zu ihnen gesellen konnten. Und wie erwartet hatte niemand etwas dagegen.
„Was spielt ihr?“ „Never have I ever.“ Ich blickte Niall ratlos an und dieser grinste nur, während er zwei Gläser vor uns hinstellte. „Eine Person sagt, was sie noch nie gemacht hat. Wenn es aber jemand anderes schon getan hatte, dann muss derjenige trinken. Der erste, der sein Glas leer hat, darf demjenigen mit dem vollsten Glas etwas befehlen. Ist recht cool.“ Ich nickte, als Zeichen, dass ich es verstanden hatte und blickte dann in die Runde. Ein etwas größerer Junge mit braunen Haaren begann. Er schaute gut aus, doch lange nicht so gut wie die blonde Person neben mir.
„Ich habe noch nie mit einem Jungen geschlafen.“ Die zwei Mädchen tranken, genauso wie Niall und ein Junge, der leicht grinsend das Glas ansetzte und einen Schluck nahm. Ich blickte nur rot werdend auf mein Glas. Es war sofort klar, dass alle Sachen auf Sex hinauslaufen würden. „Ich habe noch nie jemanden geliebt.“ Ein weiterer Junge hatte dies gesagt. Die Mädchen tranken sofort und diesmal nahm ich auch einen Schluck. Niall nicht. Er dachte, ich hätte wegen Zayn getrunken.
Bullshit.
„Ich habe noch nie jemanden einen Blowjob gegeben.“ Diesmal hatte dies ein Mädchen gesagt. Ich war verblüfft, weil sie schon etwas erfahren aussah, aber ich sagte nichts. Denn trinken musste ich so oder so nicht. Doch der blonde Junge neben mir, den ich schon die ganze Zeit beobachtete, der trank. Sein Glas war fast leer und ich war der Einzige, der nur einen Schluck bis jetzt gemacht hatte.
Shit.
Dann war ich an der Reihe. Ich wusste nicht, was ich tun, geschweige denn sagen sollte. Ich wollte nichts Perverses sagen, doch ich wusste, dass ich sonst als Weichei abgestuft werden würde.
„Ich hatte noch nie Sex, mit jemanden anderen in diesem Raum.“ Diesmal tranken sogar alle. Es war irgendwie klar, denn es war noch immer eine ziemlich große Menschenmasse hinter uns, trotzdem verletzte es mich etwas, als Niall schon wieder getrunken hatte und er somit nur noch einen Schluck machen musste, um das Glas auszutrinken. Und gleich nachdem jemand gesagt hatte, dass sie noch nie mit einem Mädchen geschlafen hätte, war er fertig. Und ich? Ich hatte das vollste Glas.
Was jetzt?
„Sieht so aus, als hätten wir einen Gewinner.“ Ich bemerkte, dass viele schon ziemlich betrunken waren und gar nicht mehr wussten, was sie tun sollten. Sie lachten und tranken einfach weiter, auch wenn das Spiel schon zu Ende war. „Und was soll der Verlierer tun?“ Ihre Augen wanderten zwischen mir und Niall hin und her und ich konnte viel Gekicher von den Mädchen aus wahrnehmen. „Das wird er schon selbst herausfinden.“ Er zwinkerte den Mädchen zu, die ihn danach mit einem Grinsen ansahen und dann zog mich Niall wieder nach oben, sodass ich stand.
Ein Lächeln breitete sich auf seine Gesichtszüge aus und ich erwiderte das Lächeln. Ich bemerkte, dass ich etwas angetrunken war, doch ich konnte es mir nicht verübeln. Ich war einfach zu nervös. Trotzdem war mir noch klar, dass ich bald etwas tun musste, dass er mir befahl. Und mein angetrunkenes Ich würde sicher auch nicht nein sagen, das wusste ich.
Als er mich aber zur Tanzfläche zog, sagte er nichts. Erst, nachdem ich ihn fragend ansah. „Du wirst noch etwas tun müssen, aber das sage ich dir erst, wenn wir einmal miteinander getanzt haben.“ Ein freches Blinzeln von ihm wurde nur mir geschenkt und ich blickte kurz auf den Boden, bis wir dann anfingen zu tanzen.
Wenn ich ehrlich war – ich denke niemand von allen Leuten hier konnte noch wirklich richtig gut tanzen. Trotzdem war es mir peinlich, denn meine Tanzkünste ließen zu wünschen übrig. „Sei ein bisschen lockerer.“ Sein Atem traf auf mein Ohr, als er seine Lippen zu diesem wandern ließ und einen Kuss darunter platzierte. Und ich versuchte es, wirklich.
„Komm mit.“ Ich war verwirrt, als er mich dann irgendwohin zog, die Treppen hinauf ging und dann die Türe zu einem Zimmer aufmachte. Er schloss diese, drückte mich gleich danach auf die Türe und war nur noch ein paar Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. „Jetzt kann ich meinen Gewinn einlösen, Liam. Küss mich.“ Und ich tat es.
Auch wenn ich es nicht sollte.
Unsere Lippen bewegten sich synchron und seine Hände wanderten etwas unter mein T-Shirt.
Was würde Zayn denken, wenn er wüsste, dass ich es doch nicht geschafft hatte und Niall einfach so verfallen war? Doch er konnte es mir nicht verübeln.
Denn Niall war schon unglaublich heiß.
Als es dann aber immer schneller voranging und der Kuss immer härter wurde, drückte ich ihn von mir weg. Mir war peinlich, wie unerfahren ich war. Mir war es peinlich, dass ich nicht einmal annähernd wusste, was ich tun konnte. Doch ich wollte es auch nicht. Nicht hier – nicht so – nicht, wenn er betrunken vor mir stand und mich mit lustvollen Augen anstarrte.
„Du hattest noch nie Sex, das heißt Zayn hat dich noch nicht durchgenommen. Dann werde ich der erste sein können, der dir deine Jungfräulichkeit stielt.“ „Nein, Niall. Du weißt nicht was du tust. Nicht heute, nicht so.“ „Wann denn dann? Ich will dich, jetzt.“ „Du bist betrunken.“ „Na und? Ich hatte schon oft betrunken Sex. Ich denke das macht keinen Unterschied.“
Und dann tat ich etwas, dass ich eigentlich nie getan hätte. Es war gelogen, wenn mir die Küsse nichts bedeutet hatten, aber ich war einfach nicht so weit. Und er wollte nur mit mir schlafen – das hatte er mir mit dem letzten Satz deutlich gemacht.
Ich hatte ihn weggestoßen und die Türe hinter mir aufgemacht.
Einfach so.
Und jetzt? Jetzt suchte ich den verdammten Weg nach draußen. Und einen Weg, nach Hause zu kommen. Ich kannte mich hier null aus, wusste nur, aus welcher Richtung wir ungefähr gekommen waren. Niall folgte mir nicht – irgendwie war ich auch etwas enttäuscht.
Ich hatte doch richtig gehandelt, oder?
Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg in die Richtung, die jedenfalls schon einmal richtig war. Daraufhin verfluchte ich mich dafür, dass ich kein funktionstüchtiges Touchscreen Handy hatte. Sondern nur so einen Schrott-Scheiß, der sich eh nichts brachte. Fluchend bemerkte ich nicht einmal, wie ich in jemanden hineinlief. Der Körper war hart, aber stark und mit Muskeln überzogen. Er fiel nicht einmal zurück.
Als ich meine Augen immer weiter nach oben wandern ließ, die Tattoos erkannte und dann in ein Gesicht schaute, bei dem die Augen mit Eyeliner schwarz umrandet wurden, wusste ich sofort wer es war. Und wunderte mich, was zur Hölle er hier machte. Wusste er denn nicht, dass ich auf der Party war?
„Liam? Was machst du in so einer Gegend?“ Und dann wurde mir bewusst, dass die Nacht noch etwas länger werden konnte.
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„Denk heute nicht darüber nach. Wir werden uns morgen damit beschäftigen.“ Ich war zum ersten Mal in seiner Wohnung. Ich war in Zayns Wohnung.
In seiner verdammten Wohnung.
Und hatte ihm alles erzählt. Doch er schien genauso müde wie ich, um darüber nachzudenken. Vor allem redeten wir nur, er hatte nicht eine Anstalt dazu gemacht, etwas mit mir zu tun.
„Was meintest du eigentlich, mit so einer Gegend, wie hier?“ „Naja, hier wohnen eigentlich nur die Leute, die ihr ganzes Leben hingeworfen haben.“ „Also hast du deines hingeworfen?“ Ich blickte ihm geradewegs in die Augen. Er antwortete erst gar nicht. Sein Blick war nur stur auf mich gerichtet und ich konnte nichts in seinen Augen erkennen.
Über was dachte er nach?
„So ähnlich.“ „W-“ „Frag nicht nach.“ Er schüttelte seinen Kopf und deutete mir, dass ich nicht auf dem unbequemen Sessel sitzen musste, auf dem ich gerade saß, und mich neben ihm auf seinem Bett bequem machen konnte. „Wohnst du alleine?“ „Meine Mutter muss spät abends arbeiten und mein Vater, den du ja schon kennst, hat einen neuen Job, in der Nachtschicht und am Wochenende am Tag. Deswegen habe ich unter der Woche in der Nacht das Haus für mich.“
„Wie alt bist du eigentlich?“ „Ich glaube ich habe dir schon genug von mir erzählt.“ Er blinzelte mich an. „Aber wie alt denkst du bin ich denn?“ „Nicht älter als 20.“ Ein Lächeln zauberte sich auf seine Lippen. Ich hatte sogar schon fast die Sache mit Niall vergessen.
„Um ehrlich zu sein, bin ich 21.“ Ich hatte nicht erwartet, dass er mir wirklich sein Alter verrät. Doch jetzt war ich geschockt.
Was? Er konnte keine 4 Jahre älter sein als ich.
„Nein.“ „Doch.“ Er lachte und schüttelte den Kopf. „Und du wohnst noch hier?“ Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wenn ich du wäre, wäre ich schon längst von hier weg.“ „Wenn das doch nur so einfach wäre…“ Er murmelte den Satz nur, doch ich verstand es. Bevor ich aber etwas darauf erwidern konnte, stand er auf. „So, Liam. Es geht nicht mehr um mich.“ Er grinste mich an, bevor er mir die Hand anbot und mich zu ihm hinaufzog.
„Was hältst du davon, wenn du heute bei mir übernachtest? Ich bring dich auch morgen in die Schule. Alleine will ich dich nicht nach draußen gehen lassen.“
Und ich nickte.
„Gut.“ Ein Lächeln machte sich bei meinen Gesichtszügen zu erkennen und er erwiderte es. „Wo schlafe ich?“ „Bei mir im Bett, wo sonst?“ Er zog die Augenbraue in die Höhe und ich dachte mich verhört zu haben.
„Was?!“
„Keine Sorge, wir werden schon nicht miteinander schlafen.“
Die gleiche Szene. Die Türe, der Druck, der auf meinen Lippen ausgeübt wurde. Sein Unterleib an meinem, Arme über meinen Kopf, hungernde Augen, die mich anstarrten, als er sich etwas von mir löste. Blaue Augen, in die ich ewig schauen konnte.
Verschwitzte Körper. Das Gefühl von Lust. Alles in einem kombinierte gerade eine extrem sexuell angespannte Situation, die ich und ein blonder Ire gerade miteinander teilten. Wir hatten nur noch unsere Boxershorts an. Das Bett stand direkt hinter Niall, bereit dazu, dass wir dort weitermachen konnten. Seine Hand, die sich auf meine Taille legte, und seine Finger, die langsam auf und ab meinen Körper führten. Sein Grinsen, welches er mit der Lust in seinen Augen unterstrich.
Der kleine Stoß, als Niall mich Richtung Bett zog, mich darauf warf und sich dann auf beiden Seiten meines Kopfes abstützte. Das Gefühl von Nialls Lippen auf meiner Haut, welches mich einfach nur verrückt machte. Einfach alles. Seine Hände, die leicht zitterten, und sich auf den Bund meiner Boxershorts legten, um diese nach unten zu zogen. Meine Hände – die genau das Gleiche bei ihm machten.
Wir waren beide nackt. Wir hatten beide keine Klamotten mehr an und starrten uns nur noch an. Seine Lippen berührten meine, als seine Hand sich genau auf meine untere Region legte und er anfing diese auf und ab zu bewegen. Ich legte meinen Kopf zurück, wollte gerade etwas sagen, doch -
„Liam. Liam. Liam.“ Ich grummelte, wollte mich umdrehen, doch irgendetwas hielt mich bei sich gedrückt. „Was hast du geträumt?“ Ich öffnete meine Augen, stöhnte etwas vor Schmerz auf, als ich mich etwas zu schnell zu Zayn umdrehte. Er hatte einen Arm um mich gelegt und blickte mich grinsend an.
„Du hast da ein kleines Problem.“ Ich bemerkte, wie sein Gesicht meinem ganz nah war. Sein Mund war direkt neben meiner Wange, seine freie Hand legte er etwas neben meiner unteren Region ab. „Ich könnte dir helfen.“ Er strich mit der Hand auf und ab, doch diese berührte nicht mein Problem. Etwas rot werdend, legte ich meinen Kopf zurück, um ihm nicht zu zeigen, dass mich seine Berührungen anmachten. „Du musst nur ein Wort sagen, wenn ich dir Abhilfe verschaffen soll.“ Ein Grinsen legte sich auf seine Züge, welches ich erkennen konnte, als er mein Kinn nach unten drückte und somit ganz nah meinem war. „Ein einziges Wort. ‚Bitte‘.“ Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen. „Sieh es als Übung. Was wäre, wenn dir das neben Niall passieren würde? Ich glaube er täte genau das Gleiche.“ Ein raues Lachen erklang. Seine Stimme war tief, hörte sich gut an. Ich mochte Morgenstimmen. Vor allem, wenn sie so tief waren.
Trotzdem schluckte ich, bis ich dann meine Stimme gefunden hatte. Irgendetwas verleitete mich dazu. Vielleicht, weil ich morgens nicht denken konnte, oder vielleicht auch, weil ich gerade einfach viel zu schwanzgesteuert war, aber mir war das jetzt relativ egal. Desto länger ich mit meiner Erektion hier saß, desto mehr schmerzte sie und desto mehr wollte ich, dass sich jemand darum kümmerte. Und selbst würde ich es nicht tun, wenn Zayn neben mir lag.
„Bitte.“
Ich hatte es gesagt.
Ich hatte es wirklich gesagt. Und zurücknehmen würde ich es auf gar keinen Fall, dafür war ich einfach viel zu sehr von Zayn abgelenkt, der danach grinsend mein T-Shirt, welches eigentlich seines war, auszog und dabei auf den Boden schmiss. „Du hast Muskeln dazubekommen.“ Er fuhr mit seinem Zeigefinger meine Brust entlang und stoppte, als er bei der Boxershorts ankam, die er mir auch für diese Nacht geborgt hatte.
„Ich werde dir jetzt etwas Neues zeigen.“ Währenddessen er redete, machte er mit seiner Hand weiter. Der Bund meiner Boxershorts war nicht mehr lange an der Stelle, an der er mal saß. Er hatte die Boxershorts genauso wie Niall von meinen Hüften gezogen.
Niall. Niall fucking Horan.
Ich konnte nichts dafür, doch bei den Gedanken an ihn, wurde mir noch heißer, als mir schon war. Obwohl es sicher keine vierzig Grad im Raum hatte, es fühlte sich für mich so an. Auch wenn ich wusste, wie unfair es Zayn gegenüber war, konnte ich nichts anderes, außer an den Traum zu denken, der mir dieses kleine Problem beschert hatte. Und – fuck – ich hatte ein ziemlich großes Problem.
Als ich seinen Mund meine Unterschenkel entlang küssen fühlte, wollte ich meine Hände in seinen Haaren vergraben. Vor allem auch, als sich auf einmal sein Mund um meine Eichel legte und kurz darüber leckte, bevor er die Hand unter seinen Mund an meinen Penis platzierte und dann auf und ab fuhr – mit seinem Mund und seinen Händen.
„Entspann dich. Lass deine Hände oben.“ Er legte diese über meinen Kopf, sodass ich ihm nicht in die Quere kommen konnte. Am Anfang wusste ich nicht, wie schwer es werden würde. Ich dachte, es würde nicht so schwer werden, mich zu beherrschen. Aber es war schwer.
Verdammt, Zayn war gut.
Ich versuchte es. Wirklich. Ich versuchte dabei nicht an Niall zu denken und dabei auch nicht daran zu denken, dass ich lieber Niall hier hätte. Doch es klappte nicht. „Eine Sache, die du noch unbedingt tun musst, Babe. Stöhne und halte es nicht zurück.“ Er blickte direkt in meine Augen, als er weitermachte und immer wieder auf und ab wanderte, mich somit immer mehr zum Höhepunkt brachte.
Und dann stöhnte ich. Nicht, dass es schlimm gewesen wäre. Nur ich hatte einen Namen gesagt, den ich lieber hätte nicht erwähnen sollen, wenn ich es mit einer anderen Person tat. Sofort stoppte er in all seinen Bewegungen. Ich sah nicht, welche Emotionen sich gerade in seinem Gesicht abspielten, aber das brauchte ich nicht. Denn kurz danach entfachte sich darauf ein kleines Grinsen, welches für mich nicht echt schien.
„Eine Sache noch, Liam. Stöhne immer den Namen deines Partners, mit dem du gerade Sex hast. Wer weiß, vielleicht bereust du es sonst?“ Und dann konnte ich sagen, dass er dies auf unsere Situation bezog. Er stand einfach auf. Ging einfach. Ohne ein weiteres Wort und sperrte sich im Badezimmer ein, ließ mich her zurück – hart, unbefriedigt und vollkommen frustriert.
Scheiße.
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"Bist du fertig?" Er grinste mich an, als er aus der Badezimmertür kam, ein T-Shirt übergezogen, genauso wie eine Boxershorts. Mir machte dies nichts - war ja nicht so, als hätte Zayn einen schlechten Körperbau, denn das war ganz sicher nicht der Fall. Sein Blick lag auf dem unteren Teil meines Körpers, der von einer Boxershorts verdeckt wurde.
Peinlich berührt starrte ich auf den Boden und versuchte ihm ein halbwegs schüchternes Nicken zu zeigen. "Liam, Liam, Liam." Er schüttelte den Kopf und wandte dann den Blick zu meinem Gesicht. "Du musst echt noch einiges lernen. Ist ja nicht so, als wäre Selbstbefriedigung etwas Natürliches."
Ich schluckte. Hatte er denn keine Scheu etwas in diese Richtung zu sagen?
Natürlich nicht, er war ja auch Zayn, was konnte man von ihm denn anderes erwarten?
Ein Lachen erklang, welches sich ziemlich belustigt anhörte. "Es ist nicht so, als wäre etwas Unnatürliches passiert, Liam. Das war nur ein Blowjob, irgendwann wirst du den auch jemanden geben. Eines Tages werde ich dir vielleicht beibringen, wie so etwas geht." Er blinzelte mir zu. Ich blickte ihn nur etwas geschockt an, doch ihn schien das nicht zu beirren.
Währenddessen ging er zu seinem Schrank und holte sich eine Hose hervor, die er gleich darauf anzog. "Du kannst dich auch ruhig anziehen, Liam. Du hast Schule." Ich lächelte schüchtern und hob das T-Shirt und die Hose vom Boden auf, doch Zayn stoppte mich. "Nein, nimm das T-Shirt von mir. Es würde dir stehen." Es war ein Band-Shirt, welches 'Asking Alexandria' darauf stehen hatte und darauf abgebildet war ein Mikro, welches am Boden lag. Ich hatte Zayn schon einmal damit gesehen, doch ich konnte mich nicht mehr genau erinnern, wann dies gewesen war.
War aber auch unwichtig.
"Babe, warum so eilig?" Sein Mund verformte sich zu einem schelmischen Grinsen, als er mich zurückhielt. Ich wollte gerade das Zimmer verlassen, um runter zum Wohnzimmer zu gelangen. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, hatte ich mich extra beeilt, damit er mich nicht wieder auf die Sache vorhin ansprach. "Irgendwie süß, wenn du so verlegen über diese Sache bist."
Gleich darauf wurde ich, als hätte man es nicht erraten können, rot. "Stimmt doch nicht", murmelte ich in mich herein. "Doch, tut es. Aber du bist neu in diesem Gebiet, das ist irgendwie verständlich." Während er redete, war er an meiner Seite und ging mit mir herunter, ich mit einen hängenden Kopf und er mit einem perversen Grinsen. Warum grinste er eigentlich immer nur, wenn wir etwas Perverses machten, oder etwas auf dies hinauslief? Ich verstand ihn nicht.
Seine Hand fuhr in mein meine Haare und durchwuschelten diese, nur um dann einen bösen Blick von mir zu ernten. "Ich freu mich echt schon auf den nächsten Unterricht." Da war es wieder. Und ich wusste, dass es nicht gerade jugendfrei ausgehen würde. "Ich will nicht wissen, was wir da machen werden", seufzte ich. Irgendwie hatte sich die angespannte Atmosphäre wieder gelegt und wir redeten wie immer.
Eigentlich redete ich wie immer mit ihm. Er blieb immer derselbe, nicht wahr?
"Weißt du, es ist gut, dass du das jetzt hinter dir hast." "Musst du das immer ansprechen?", ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Ja, ich meine, jetzt weißt du, was Niall alles tun könnte." Er zwinkerte mir zu. "Obwohl, ein paar andere Sachen fielen mir schon ein." Ich hasste, aber liebte es zugleich, wenn er pervers redete. Irgendwie - ich konnte es nicht beschreiben - fand ich es lustig. So als wären wir Freunde, bei dem der eine halt nur dem anderen einen Blowjob gegeben hatte, um ihm zu helfen seinen Schwarm zu bekommen.
Jetzt wo ich darüber nachdachte, klang das komisch.
Ich zuckte aber nur die Schultern. Es war passiert, ändern konnte ich nichts daran. Und irgendwie - auch wenn es mir noch immer peinlich war, was ich gemacht hatte - hatte es mir auch gefallen. Aber hey - ich war ein Mann. Das konnte man mir nicht verübeln.
"Zayn, ich will nicht wissen, was du alles in deinem Kopf hast." Er grinste. "Oh, das wirst du noch herausfinden, Payne. Keine Sorge."
Ich blinzelte kurz. Hatte er mich Payne genannt? Schien so. Es lenkte mich aber nicht von seinen Worten ab. "Nein, ich denke nicht." Dann blickte ich ihn kurz an. "Wann erfahre ich eigentlich deinen Nachnamen?" Ich zog eine Augenbraue in die Höhe, um meine Neugierde zu unterstreichen. "Nie?" Ein Lachen erklang und ich verdrehte die Augen. "Komm schon. Du weißt meinen auch." Er lachte und schüttelte den Kopf. "Nicht heute.“ „Komm schon.“ Ich schmollte und legte meinen Kopf zur Seite. „Tu das nicht, Liam.“
Ich tat es weiter. Währenddessen stahl sich ein kleines Lächeln auf Zayns Gesicht. „Warum denn?“, grinste ich. „Weil es dich total süß wirken lässt und ich dann nicht wiederstehen kann.“
Hatte er das gerade wirklich gesagt?
„Dann wiedersteh mir auch nicht und sag mir deinen Nachnamen. Ist ja jetzt nichts Wichtiges.“ „Und du wirst immer vorlauter, gefällt mir.“ Ein Zwinkern ließ mich erröten, doch ich blickte ihm trotzdem in die Augen. Ich wusste, dass ich irgendwie an seinen Nachnamen rankommen würde, dann konnte ich ihn auch endlich mal etwas anders nennen, als nur ‚Zayn‘. Vielleicht passte es, wenn ich ihn mit seinen Nachnamen ansprach? Vielleicht würde ich ihn dann auch endlich mal ärgern können?
Wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht, was mir dieses ganze Selbstvertrauen gab. Ich meine – vor nicht gerade langer Zeit stand ich peinlich berührt neben ihm, nur weil er mir einen Blowjob gegeben hatte. Der verdammt noch einmal gut war, bis auf die Stelle, an der ich es vermasselt hatte. Doch es war doch nur Unterricht gewesen, oder? Warum durfte ich dann nicht Nialls Namen sagen, wenn es um ihn ging?
Weiter darüber nachdenken brachte sich aber kaum etwas. Es war passiert, ich war frustriert gewesen, angeturnt von Zayn. Mit den Gedanken an Niall, den Jungen, der mit mir gestern schlafen wollte.
Was für eine Ironie, nicht wahr?
„Also.“ Ich beugte mich zu ihm nach vorne. Ich wusste, wenn ich dies jetzt sagen würde, konnte ich Zayns Reaktion nicht vorhersehen. „Wie ist dein Nachname, Babe?“
Und da hatte ich es wieder. Zayn wurde still, so wie gestern, als wir für die Party geübt hatten. Warum konnte ich diese Dinge nur in der Nähe von Zayn? Bei ihm war mir das nicht peinlich, ich fand es witzig. Aber bei Niall? Das würde ziemlich viele Komplikationen hervorrufen, wenn ich mich einmal dazu überwinden würde, da ich dann nicht weiter wissen würde.
„Wenn du ihn wirklich wissen willst, Liam. Es ist Malik, Zayn Malik ist mein Name. Auch wenn ich nicht weiß, was er dir bringen wird, Babe.“ Er grinste mich an und ich schüttelte nur den Kopf, bevor ich mich zurückzog. „Malik, ab heute nenne ich dich so.“ „Aber auch nur du kannst das.“ Ich wusste nicht, was er meinte, doch ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich hätte es auch getan, wenn ich nicht dürfte.“
Wir standen jetzt schon ziemlich lange an der Treppe. Irgendwann waren wir stehengeblieben, als wir das Gespräch angefangen hatten.
„So, Liam. Wie man mit jemanden flirtet, hast du wohl jetzt geübt, nicht wahr? Wie wäre es, wenn du genau dasselbe bei Niall machst? Du hast dich gerade gut geschlagen.“ Ich wusste eigentlich gar nicht, dass es Teil von Zayns Unterricht war und vielleicht hatte ich deswegen instinktiv das Richtige gesagt, doch ich schüttelte gleich darauf den Kopf.
„Okay, Liam. Wir müssen jetzt aber los, aber wir müssen das echt noch so lange üben, bis du mit Niall flirten kannst, ich meine du brauchst keine Angst zu haben. Aber jetzt los, sonst kommen wir, oder eher du, zu spät.“ Ich nickte ihm zu, etwas zögerlich aber nur. Ich wusste, dass Zayn sicher noch viel mit mir geplant hatte und auch, dass nicht nur das Flirten eines dieser Dinge war. Auch wenn das jetzt etwas doof klang – ich hatte doch etwas Angst.
Aber das war jetzt nicht von Belangen.
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Man könnte sagen, der Weg verlief relativ cool. Wir lachten, redeten viel. Aber nie sprachen wir über Zayn – immer fragte er mich aus.
Ich kannte mich nicht aus, also war ich ihm dankbar, dass er mir den Weg zeigte. Nur war mir die Umgebung etwas peinlich. Wir wurden angestarrt, von neugierigen Gesichtern, genervten, aber auch angeekelten. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte, deswegen versuchte ich es einfach zu ignorieren.
Wir saßen gerade in der U-Bahn und standen auf, als die Station zur Schule angesagt wurde. Zayn ging hinter mir her, als ich mich durch die Menge quetschte, um nach draußen zu gelangen. Als wir draußen waren, schüttelte er nur lächelnd den Kopf. Nun ja, bis sein Lächeln auf einmal schwand. Und ich nicht wusste warum.
Verwirrt schaute ich mich um und als ich Niall sah, der geradewegs auf uns zuging, bekam ich kleines Herzrasen. Warum kam er direkt auf mich zu? Oder auf uns, was auch immer. Ich dachte er würde nach der Party vielleicht etwas länger warten, bis er wieder mit mir redete. Doch dies war nicht der Fall. Und als er bei uns ankam begrüßte er uns mit einem süßen ‚hey.‘
„Liam? Ich muss mit dir reden. Aber auch nur, wenn dein Freund keine Probleme damit hat.“ „Nein, nein. Geht ihr ruhig zur Schule, ich muss eh etwas erledigen.“ Dann beugte sich Zayn zu mir herunter und gab mir einen Kuss auf die Lippen. „Wir sehen uns“, sagte er und zwinkerte mir zu.
Danach war es still. Niall grinste mich an und ging einfach, erwartete von mir, dass ich ihm folgte. „Also hast du ihm nichts von gestern erzählt?“ „Nein.“ Ich war eigentlich schlecht im Lügen, doch er kaufte es mir nicht ab. „Und bevor du denkst, dass ich mich entschuldigen will, dann will ich das nicht. Nur um das einmal klarzustellen. Ich bereue gestern nicht und finde es schade, dass du nicht mit mir geschlafen hast.“ „Ich habe einen Freund.“ „Mit dem du nie geschlafen hast. Du hast es schick eingefädelt, mich im Glauben zu lassen, dass du es doch hast. Aber anscheinend war das Kondom nicht für das zweite Mal, sondern für das erste Mal bestimmt gewesen. Also was bringt es dir, wenn du weiterhin nein sagst? Gestern hätten wir eine schöne Nacht miteinander verbringen können.“ „Ich habe noch immer einen Freund, Niall.“ Ich wollte nicht lügen, ich konnte es auch nicht. Aber wenn die Methode darin bestand ihm nicht zu zeigen, dass man ihn ‚wollte‘, dann musste es wohl so sein. Denn ich wollte, dass er sich in mich verliebte.
Ich hoffte es einfach.
„Naja, egal. Wir treffen uns nach der Schule, ja? Das Projekt muss in einer Woche fertig sein. Ich nehme dich auf, das mache ich aber bei dir zu Hause. Wir sehen uns dann.“ Ich wusste nicht, was Niall da gerade veranstaltete. Und ich wusste auch nicht, ob das so eine gute Idee war, denn bei mir zu Hause konnte ich ihm sicher nicht widerstehen.
_|_
Und ich wusste es. Eigentlich war es nichts – ein einfacher Kuss, der sich dann doch etwas zu mehr entwickelte. Es war einfach nur seine Hand unter meinem T-Shirt und seine Lippen, die sich von meinen lösten, um nach unten zu wandern.
Bis ich aber etwas realisierte.
Sagten wir es einmal so. Der Tag war bis jetzt gar nicht einfallsreich gewesen und ich hatte mir viele Gedanken gemacht. Ich wusste, dass Niall so etwas machen wollen würde. Das war mir nach dem Gespräch klar geworden.
Und deswegen realisierte ich es auch.
Ich war nur eine Trophäe.
Deswegen stoppte ich ihn und richtete mir verlegen die Haare. „Niall, ich kann das nicht.“ „Ich habe schon mit so vielen Leuten geschlafen, die einen Freund hatten. Alle hatten kein Problem damit. Warum dann du? Ich sehe doch, dass du mich willst.“ Es war schwer für mich, mich dazu zu zwingen ein Kopfschütteln hinzubekommen. Aber ich schaffte es. Und wenn ich ehrlich war, der Grund, dass ich ihn abweisen musste, um ihn in mich interessiert zu machen, war nicht einmal der, warum ich ihn abwies. Nein, es war der, dass ich Angst hatte. Ich war zu unerfahren.
„Wir sind mit dem Projekt fertig. Jetzt kannst du gehen.“
Es war nicht so, als hätte ich keine Gänsehaut bekommen, als Niall dann aufstand und an mir vorbeiging, sein Mund ganz nah bei meinem Gesicht. „Ich bekomme dich schon noch.“ Und dann verschwand er aus der Türe. Ich hörte diese laut ins Schloss fliegen und zuckte kurz zusammen, doch ich versuchte noch immer mein stark klopfendes Herz und diese Schmetterlinge im Bauch zu überwinden.
Niall hatte es mir einfach viel zu sehr angetan.
Seufzend versuchte ich mich echt zu beruhigen. Währenddessen schrieb ich Zayn an, dass ich wieder einmal seine Hilfe bräuchte. Was ich nun tun sollte, was ich bei Niall morgen tun sollte.
Obwohl ich sicher eh wieder meine ganzen Nerven verlieren würde, wie auf der Party.
_|_ [Es tut mir leid, dass ich gerade so viele Zeitsprünge mache, aber ich wollte eigentlich wo anders früher enden, aber ich dachte mir, ich mach’s etwas spannender und noch etwas perverser :)]
Ich saß angelehnt an meinem Bett, auf dem Boden und versuchte Zayn davon zu überzeugen, dass ich Niall einfach nachgeben sollte. Ich wollte ihm sogar nachgeben. Auch wenn ich wusste, dass er sicher nur wegen seinem Ego mit mir schlafen wollte.
„Liam, Babe. Ich kann dir helfen, damit du nicht zu unerfahren vor ihm stehst.“ Ich blickte ihn verwundert an. „Und wie?“ „Weißt du noch, als ich dir heute gesagt habe, dass du schon noch so einige Sachen lernen wirst? Nun ja, ich hätte da eine Sache.“ „Und die wäre?“
„Du musst aber, wenn du einmal zustimmst, auch dabei bleiben.“ Ich nickte ihm zu.
„Also werde ich dir heute beibringen, wie man einem Jungen einen Blowjob gibt.“
„Nein.“ Kurze Zeit herrschte Stille. „Nein, nein, nein.“ Ich schüttelte den Kopf, während Zayn nur belustigt seine Augenbraue in die Höhe zog und sich zurücklehnte.
„Auf gar keinen Fall. Nein.“ „Ich habe dich verstanden.“ Ein raues Lachen erklang. Ich schüttelte einfach weiter den Kopf. „Warum hast du dann nichts gesagt?“ „Weil du schon zugestimmt hattest. Ein nein akzeptiere ich nicht mehr.“ Er legte seinen Kopf etwas schief und blickte mich konzentriert an. „Obwohl, vielleicht bist du echt nicht so weit. Das schaffst du sicher nicht.“ Ein Blinzeln wurde mir geschenkt, welches mich provozierte. Ich knirschte leicht mit den Zähnen, versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie mich diese Wörter getroffen hatten.
Ich würde es nicht schaffen?
Okay, er hatte Recht. Trotzdem – irgendetwas spornte mich dazu an, ihm zu zeigen, dass ich es doch konnte.
Und genau das war seine Absicht.
„Also wird es wohl ein Nein bleiben. Schade.“ Ich erkannte an seinem Grinsen, dass er meine Antwort darauf wusste. „Oder du entscheidest dich dafür, dich vorzubereiten, falls dich Niall einmal überfallen sollte.“ Ich schluckte kurz. „Schön, ich mache es. Aber nur wegen Niall.“ „Etwas anderes habe ich auch nicht behauptet.“ Er lachte leise und hob abwehrend seine Hände. Ich grinste leicht, doch wurde dann wieder etwas ernster.
„Wie willst du mir das jetzt beibringen?“ Ich hob meine Augenbrauen, biss mir leicht auf die Lippen, weil mir die Sache dann doch etwas peinlich wurde.
Er kam mir näher. Ich erwartete eigentlich keine Antwort, ich wusste, dass er es mir zeigen würde. Und irgendwie hatte ich Angst.
Ich würde es nicht können und mich blamieren, das wusste ich.
„Entspann dich einfach.“ Sein Atem traf auf meine Lippen, die leicht geöffnet waren. Ich blickte in seine Augen, die aber zu meinem Mund wanderten. Währenddessen formte sich seiner zu einem selbstgefälligen Grinsen.
„Und vor allem denke ich, dass du mit meinen Anweisungen das Ganze gut hinbekommen wirst. Denn ich scheine sehr gut darin zu sein, nicht wahr?“ Er blinzelte mir zu.
Selbstverliebter Idiot.
„Mhm.“ Ich starrte nur etwas nervös in seine Augen. Was würde er jetzt machen? Was sollte ich tun? Die Entscheidung wurde mir aber abgenommen, indem er seine Hände auf meinen Hüften platzierte und mich noch näher zu ihm zog. Ich konnte nur sein leichtes Lächeln wahrnehmen, bevor er sich zur mir beugte und mir seit längerem wieder einen Kuss auf die Lippen drückte.
Während seine Hände auf meiner Taille lagen, lagen meine verkrampft um seinen Hals. „Sei nicht so steif.“ Er lachte leise.
Rot werdend versuchte ich es zu ignorieren und um es zu überspielen, zog ich ihn noch einmal zu mir, um unsere Lippen miteinander zu vereinen. Diesmal ließ ich meine Arme locker und zog ihn noch stärker an mich. Auch wenn ich gerade ziemliche Panik bekam – ich konnte nicht aufhören. Wir hatten schon angefangen, jetzt musste ich es auch beenden.
Seine Hände glitten von meiner Hüfte zu meinen Oberarmen und lagen sie herunter, sodass meine Finger nun in seinem T-Shirt festgekrallt waren. Zayn hob seine Arme, um mir zu signalisieren, dass ich sein Oberteil ausziehen sollte und ich tat es auch.
Eigentlich hatte ich Zayn noch nie Oberkörperfrei gesehen. Seine Tattoos kamen noch mehr zur Geltung und meine Augen wanderten zu einem geschwungenen Buchstaben, den ich als ein L identifizieren konnte.
Ich wollte nicht fragen, für was dieses Tattoo stand und es verlangte viel von mir ab, einfach weiterzumachen und mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Sein Gesicht kam mir wieder näher und seine Hände legten sich auf meine. „Es fehlt nur noch die Hose.“ Sein schelmisches Grinsen brachte mich dazu, leicht nervös zu schlucken. Und während seine Lippen meine wieder in Gefangenschaft zogen, führte er meine Hände zu seiner Hose. Da meine Hände wie wild zitterten, machte er sich selbst die Hose auf, nur musste ich mich von ihm lösen und seine Hose nach unten ziehen, bis ich sie ihm ausziehen konnte.
Ich leckte mir zitternd über die Lippen, da diese durch meine ganze Nervosität trocken geworden waren. Mein Gesicht war jetzt direkt vor seiner Boxershorts und ich erkannte die Umrisse von seinem Steifen. Langsam wurde ich unsicher, doch ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.
Nicht gerade erfolgreich.
„Liam, du musst nicht weitermachen, wenn du nicht willst.“ Es klang komisch, wenn ich genau jetzt sagen würde, dass ich doch wollte. Aber es stimmte, ich konnte das. Ich musste es können, für Niall, damit ich etwas für ihn tun könnte, wenn es einmal so weit kommen würde.
Längere Zeit starrten wir uns nur in die Augen, bis Zayn aufseufzte. „Dann fang an.“ Ich blickte etwas unsicher zu ihm hoch, da ich noch immer nicht wusste, was ich tun sollte. Okay – doch – aber nicht gerade so, dass ich es anwenden konnte.
„Es ist nicht schwer. Aber es wird nichts, wenn du mir nicht die Boxershorts ausziehst.“ Er lachte leise und meine Wangen nahmen einen ziemlich starken Rotton an, der verriet, wie peinlich mir die ganze Sache war. Oder schon die ganze Zeit über war.
Es war nur ein Blowjob, also nichts dabei, oder?
Trotzdem war ich nervös. Aber ich machte es für Niall – den Jungen, der seit Tagen endlich mit mir spricht. Aber auch der Junge, der mich in seinem Bett haben will, nur mit dem Unterschied, dass dies nur passieren würde, wenn er sich in mich verliebte.
Was schier unmöglich war, genauso wie die Sache, dass ich ihm davor wiederstehen würde.
Aber ich war jetzt nicht bei Niall – ich war bei Zayn. Und konnte nichts anderes tun, als zögernd meine Finger in die Seiten seiner Boxershorts gleiten zu lassen, damit ich diese langsam von seinen Beinen streifen konnte.
Und oh mein Gott, ich sah ihn nackt.
Ein leises Lachen war von Zayns Mund zu vernehmen. Ich schaute auf und schluckte. „Du kannst ruhig anfangen.“ Mit noch immer geröteten Wangen, zögerte ich erst. Doch Zayn ließ mir keine Zeit, er ließ seine Hände zu meinen Haaren wandern und bewegte seine Hüfte nach vorne. „Benutz deine Hände. Du musst nicht gleich den Penis in den Mund nehmen, du musst auch nicht gleich damit anfangen. Du kannst auch versuchen erst nur deine Hand zu benutzen und dann erst anfangen, wenn dir es jetzt zu früh ist. Aber mach irgendetwas, bitte.“ Er legte seinen Kopf schief in den Nacken und ich bemerkte, dass Zayn wohl ziemlich notgeil sein musste. Ich lachte leise wegen meinen Gedanken und schüttelte nur den Kopf, bis ich genau damit anfing, was Zayn gesagt hatte. Auch wenn es erst eine zögerliche Bewegung meiner Hand war.
Natürlich wusste ich, was ich tun musste. Es war nicht so, als hätte ich mit meinen 17 Jahren noch nie so etwas wie masturbieren gemacht, aber trotzdem war es etwas anderes, wenn man genau dasselbe bei jemand anderen machte – vor allem bei jemanden, den ich nicht einmal noch einen Monat kannte.
Als ich aufsah, konnte ich nicht in Zayns Augen schauen, da diese zugemacht worden waren und sein Kopf noch immer in seinem Nacken lag. Seine Lippen waren gespalten und ich schwur hören zu können, wie ein leises Stöhnen seine Lippen verließ.
Es war wirklich gelogen, wenn ich sagen würde, dass mich die ganze Sache nicht anmachte. Denn es tat es, trotzdem versuchte ich diesen Faktor zu ignorieren. Denn ich entschied mich dafür anzufangen, auch wenn ich wusste, dass ich mich blamieren würde.
Er würde mich aber nicht verurteilen. Hoffentlich.
Ich tat das, was er heute in der Früh bei mir gemacht hatte. Nein – ich nahm ihn nicht gleich in den Mund – und nein, ich hatte auch nicht vor es gleich am Anfang zu tun. Ich nahm seinen Penis zaghaft in meine Hand, da ich etwas Angst davor hatte was gleich geschehen würde. „Du kannst auch fester zudrücken, Babe.“
Ich tat was er mir sagte und er stöhnte auf, weshalb ich bereit dazu war seinen Steifen in meinen Mund zu platzieren. Ich glitt mit meinem Mund auf und ab, wobei meine Lippen immer fester zudrückten und meine Zunge umkreiste seine Eichel. Unter meinem Mund bewegte ich meine rechte Hand auf seinem Penis auf und ab, was ihn wohl zu gefallen schien, so, wie er stöhnte. „Mach genauso weiter.“ Ich bemerkte Zayns Hüfte, die etwas nach vorne stieß und ich musste schmunzeln, da ich ihn noch nie so erlebt hatte. Es lenkte mich etwas von der Tatsache ab, was wir gerade hier machten.
„Geht’s?“, fragte er und ich schaute zu ihm hoch, nur um zu sehen, dass er ein Auge geöffnet hatte und langsam seinen Griff lockerte. Ich nickte. Auch wenn ich ihm einen blies, es machte mich auch etwas an, zu wissen dass ich ihn geil machte und die Erregung pochte schmerzvoll gegen meine Hose.
Zayn begann seine Hände in meine Haare zu vergraben und bewegte seine Hüfte in meine Richtung. Ich musste etwas würgen, da er etwas zu schnell für mich war. „Sorry, das war zu schnell von mir.“ Er schaute auf die Seite, ich konnte seine Schweißperlen sehen, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten. Anscheinend war das ziemlich anstrengend für ihn.
Doch auch für mich.
Auch wenn das wirklich zu schnell für mich ging, machte ich weiter. Ich versuchte es so gut es ging und ich hoffte einfach, dass das Stöhnen, welches durch meine Ohren drang, auch wirklich ernst gemeint war und er es nicht nur tat, um mich nicht zu verletzen. Trotzdem machte ich weiter, bewegte meinen Kopf vor und zurück, während ich meine Hand dazu benutzte. Nach kurzer Zeit wurde ich auf einmal zurückgezogen, seine braunen Augen starrten in meine. „Wenn du weitermachst, komme ich in deinen Mund. Mach mit der Hand weiter“, stöhnte er und ich tat was er mir sagte.
Oh. Mein. Gott.
Wie gesagt, ich log, wenn ich sagte, dass es mich nicht anmachte. Ich war ein Mann, stand auf Männer und da ließ mich so etwas natürlich nicht kalt. Mein steifer Penis drückte schmerzhaft gegen meine Hose und ich versuchte diesen zu vergessen. Meine Augen wanderten zu seinem erregten Gesicht, blieben dort stehen. Ich versuchte meinen Mund nicht zu öffnen, oder sonst irgendetwas von mir zu geben, sondern nur warten, bis er in meinen Händen gekommen war.
Und gleich darauf kam er. Ich konnte froh sein, dass wir nicht auf meinem Bett gelegen waren, denn dies hätte eine schöne Sauerei gemacht.
Als ich aufsah, konnte ich Zayns Grinsen wahrnehmen. „Du warst gut, Babe.“ Ein schüchternes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, welches die Peinlichkeit überspielen sollte. „Aber du hast auch ein Problem, nehme ich einmal an.“ Er zwinkerte mir zu, bevor sein Blick auf meine Hose fiel, in der meine Erektion ziemlich gut abgezeichnet war.
„Ich.. ähm.“ Ein leises Lachen war von seinem Mund aus zu vernehmen, bis er mir auf die Beine half und gleich darauf auf die nächste Wand drückte. „Auch wenn das eigentlich nur Unterricht war, ist es wohl unfair, dich so zu lassen, oder?“ Diese Wörter wurden mir ins Ohr geraunt und ich bekam eine leichte Gänsehaut, die Zayn nicht unbemerkt blieb. „Und ich kann dir helfen.“ Seine Zähne knabberten an meinem Ohr, bevor er die Knöpfe meiner Jeans langsam öffnete. Er war noch immer nackt und genau diese Sache ließ mich etwas unwohl fühlen, weil ich komplett angezogen an die Wand gedrückt wurde.
Ich spürte wie er meine Hose weiter nach unten schob und diese nun an meinen Kniekehlen lag. Mit einer Hand fuhr er in meiner Boxershorts – und auch wenn ich es nicht wollte, stöhnte ich unkontrolliert auf.
Scheiße.
Ich keuchte auf, als sein Atem nicht mehr an meinem Ohr, sondern auf die Stelle zwischen meinem Hals und meiner Schulter traf und er einen leichten Kuss darauf platzierte. Auf einmal murmelte etwas an meiner Halsbeuge, doch ich konnte es nicht verstehen. Einerseits redete er zu leise, aber andererseits war ich auch etwas von seiner Hand abgelenkt, die genau dasselbe tat, wie das erste Mal, als wir intim geworden waren.
Meinen Kopf legte ich in meinen Nacken, ich biss mir auf die Lippe, um mein Gestöhne zurückzuhalten. Ich wusste nicht, was ich tun würde, wenn ich kurz vor meinem Höhepunkt war. Denn zurückhalten konnte ich es dann nicht mehr. „Babe, halt es nicht zurück.“ Diesmal sprach er lauter, aber auch direkt unter der Stelle meines Ohres. Während er nämlich immer mit seinen Händen weitermachte, hatte er einzelne kleine Küsse von meiner Schulter, bis zu meinem Ohr verteilt. Einer war an meinem Mundwinkel gewesen, doch wirklich geküsst hatte er mich nicht.
Auch wenn ich jetzt liebend gerne gelogen und gesagt hätte, dass ich aufhören wollte und mir das ganze peinlich war. Okay, das zweite stimmte. Aber ich wollte nicht dass er aufhörte, denn es fühlte sich verdammt gut an. „Zayn, ich...“, diesmal hatte ich nicht Nialls Namen gesagt und Zayn schien deutlich zufrieden damit zu sein. Denn diesmal hörte er nicht auf – diesmal wurde er immer schneller und übte immer mehr Druck aus, sodass ich nach wenigen Minuten in meiner Boxershorts kam – und das nicht gerade leise.
Meine Augen waren geschlossen, mein Atem ging unregelmäßig und ich wusste nicht, wie ich in dieser Situation gerade handeln sollte, doch Zayn nahm mir die Entscheidung ab, indem er mir sagte, dass ich lieber duschen gehen sollte und er nach mir gehen würde. Und genau da wusste ich, dass es diesmal auch nicht unangenehm mehr für mich sein würde und wir nach ein paar Stunden das Ganze vergessen würden. Jedenfalls ich tat dies.
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Es waren nun zwei, oder vielleicht auch mehr, Stunden vergangen. Ich hatte Recht gehabt – er hatte mich aufgezogen, aber nach einer Stunde hatte er alles wieder fallengelassen und wir waren zu unseren üblichen Scherzen gelangt. Er hatte meine Tollpatschigkeit lustig gefunden, als ich mich am Tisch angeschlagen hatte währenddessen auf den Boden gekracht war. Und verdammt es hatte wehgetan.
Doch er liebte es wohl, seine schadenfrohe Seite zu zeigen.
Jetzt saßen wir auf der Couch. Ich hatte eine Chips Packung aus dem Schrank in unserer Küche geholt und wir schauten uns gemeinsam einen Film an. Ich denke, er hieß Taken, aber sicher war ich mir dabei nicht.
Eigentlich wollte ich, dass Zayn danach ging. Ich meine, es war wirklich spät und ich hatte Angst, dass meine Mutter ihn sehen konnte. Doch bevor ich irgendetwas in die Richtung sagen konnte, hörte ich Zayn leise meinen Namen sagen. „Ja?“, fragte ich gleich darauf und sein Kopf drehte sich zu mir.
„Kann ich heute bei dir übernachten?“
Warum zur Hölle wollte er das?
„Ich weiß nicht, Malik. Meine Mutter könnte uns sehen und-“ „Bitte, Liam. Ich kann heute nicht nach Hause und da ich schon gerade hier bin...“ Er beendete seinen Satz nicht, da klar war, was er damit meinte. Ich seufzte auf, doch konnte auch nicht anders, als ihn neugierig zu fragen, was zu Hause bei ihm vorgefallen war. Doch er lenkte geschickt ab und somit fragte ich nicht weiter nach.
Wenn er es mir nicht sagen wollte, na gut.
„Okay, aber nur für heute. Du kannst in meinem Bett schlafen, ich nehme die Couch.“ „Nichts da, wenn du bei Niall bist, wirst du auch mit ihm in einem Bett schlafen. Gewöhne dich lieber daran, jemanden neben dir zu haben.“ Er zwinkerte mir zu und zog mich dann mit sich auf das Bett. Ich lachte leise, aber stand dann auf. „Ich muss mir noch meine Sachen anziehen. Dir kann ich nur ein mir zu großes T-Shirt geben, tut mir leid.“ Ich blickte ihn entschuldigend an. Aber er zuckte nur mit der Schultern, bevor er mich gehen ließ und ich mich auf den Weg zum Kleiderschrank machte.
Als ich dann aber auch noch den Weg ins Badezimmer ansetzte, hielt mich Zayn zurück. „Ach komm schon, eine kleine Showeinlage für mich?“ Er wackelte mit den Augenbrauen und wäre ich jetzt neben ihm gestanden, hätte ich ihm wahrscheinlich geschlagen. „Nein.“ Danach lief ich ins Badezimmer, zog mich um und gab Zayn das T-Shirt. Eigentlich passierte danach nicht viel, er ärgerte mich vielleicht nur ein paar Mal, bis er sich dann aber auf die Seite drehte und wir nun Rücken an Rücken lagen. Und dann einschliefen.
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Nein, ich befand mich gerade nicht neben Zayn im Bett und nein, mein Wecker klingelte nicht. Das alles war schon vor zwei Stunden passiert und nun saß ich in Musik, der Lehrer bat die Leute, die schon ihr Projekt fertig hatten vorzutragen und wie es der heutige Tag so wollte, waren wir schon fertig.
Ich war noch müde, denn Zayn hatte mich, bis ich dann endlich eingeschlafen bin, etwas am Schlafen gestört, aber das machte mir nichts. Ein paar Mal musste ich schon gähnen, doch das konnte man mir nicht verübeln.
Wir hatten eine eins auf das Projekt erhalten. Ich war mir aber sicher, dass dies nur wegen Niall war, denn dieser war so ziemlich der Lieblingsschüler von unserem Lehrer. Ich konnte es ihm nicht verübeln, Niall hatte einfach eine unglaubliche Stimme.
Und einen unglaublich heißen Körper.
Meine Gedanken brachten mich mal wieder zum Aufseufzen. Ich war einfach viel zu sehr von Niall besessen und vielleicht war das nicht so gut. Denn wie es schien, wollte er mich wirklich ins Bett bekommen. Keine Ahnung warum.
Vor ein paar Wochen hatte er mich ignoriert, wusste nur, dass ich in seine Klasse ging und fertig. Doch nach dem Projekt, oder nach meiner Klamottenveränderung hatte sich alles um 180° gedreht und nun redete er mit mir, oder eher gesagt war er hinter mir her. Heute hatte er wieder Anspielungen gemacht.
Als ich den Saal verlassen wollte, weil es zur Pause geklingelt hatte, wurde ich aber von nichts anderes zurückgehalten, als von den Armen des Jungen, über den ich die ganze Zeit nachdachte.
Niall Horan.
„Hey, Liam. Wegen der eins die wir bekommen haben…“ Er fuhr sich unsicher über seinen Nacken und lächelte mich dabei süß an. Ich wusste aber, dass er etwas ganz anderes war als süß. „Ich dachte daran, dass wir die gute Note etwas feiern. Nicht in dem Sinne von Party, aber wie wär’s, wenn du zu mir kommst? Ich kann dir mein Haus zeigen oder so.“ Danach wackelte er mit seinen Augenbrauen.
Und hätte ich nur da gewusst, dass er etwas Perverses meinte. Doch ich war zu dumm, um es zu bemerken.
„Geht klar.“ Und gleich darauf lächelte mich Niall an, bis er sich zu mir beugte, um mir einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben. Und ja, die Stelle danach brannte danach, als würde sie in Flammen stehen.
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Das Problem bei der ganzen Sache war, dass ich nicht wusste, wo Niall steckte und auch nicht, wo er wohnte. Deswegen wartete ich nach dem Unterricht auf ihn. Er hatte die Klasse verlassen, bevor ich ihn noch fragen konnte, wo und wann wir uns treffen würden, um zu ihm zu gehen. Doch diese Frage wurde mir abgenommen, als ich einen Arm um meine Schultern fühlte und auch ein leises Lachen hörte.
„Ich wusste, du würdest draußen warten.“ Als ich meinen Kopf drehte, starrte ich direkt in zwei blau grüne Augen, während diese beiden Augen kurz zusammengekniffen wurden, um mich anzublinzeln. Ich lächelte ihn leicht an, aber sagte nichts. „Wir brauchen ungefähr eine viertel Stunde zu mir. Ich wohne nicht weit weg.“ Und genau diese Uhrzeit brauchte es, bis ich vor einem gigantischen Haus stand, welches sogar mit einem Garten geprägt war. Ich öffnete nur leicht meine Lippen, sodass sie ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren. Sein leises Lachen zu urteilen, hatte er meine Reaktion bemerkt. „Es ist nicht gerade viel größer als dein Haus, Liam.“ Er blinzelte mir zu und zog mich mit sich in das Haus.
„Meine Eltern sind nicht zu Hause“, informierte er mich, als wir eintraten. Ich nickte ihm zu.
Und oh mein Gott, ich war so naiv gewesen zu diesem Zeitpunkt.
„Willst du was trinken?“ „Nein danke.“ Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich mich dann um mich selbst drehte, um mir das Haus etwas besser anzuschauen. „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich ihn. Mein Rücken war zu ihm gedreht.
Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass er seine Arme um meine Taille schlingen würde und sein Kopf auf einmal nah an meinem Hals war. „Ich war zwar etwas skeptisch, als du zugesagt hast, aber jetzt musst du nicht auf unschuldig tun.“ Er zwinkerte mir zu, soweit ich es erkennen konnte, und verteilte Küsse an meiner Schulter. „Wa-“ „Eigentlich dachte ich mir, dass du wegen deinem Freund nein sagen würdest. Du weißt schon…“
Und dann erkannte ich endlich um was es hier ging.
Ach und innerlich Ohrfeigen konnte ich mich auch.
„Was? Oh mein Gott, Niall.“ „Wusstest du wirklich nicht, auf was ich in der Klasse angespielt hatte?“ Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Und das nachdem du so einen Freund hast?“ „Was meinst du damit?“ „Zayn ist bekannt dafür, dass er eigentlich nur One Night Stands hat. Aber das scheint wohl wegen dir aufgehört zu haben. Ich wundere mich noch immer, warum ihr nicht miteinander geschlafen habt. Wäre ich dein Freund, hätten wir das schon am Anfang der Beziehung.“ Er verteilte weitere Küsse auf meinem Hals.
Eigentlich wollte ich nicht dass er aufhörte. Ich wollte eigentlich, dass er so weitermachte. Es gefiel mir sogar. Sehr.
„Niall, ich habe einen Freund.“ Ich erinnerte mich, dass ich immer nein sagen musste. Denn Zayns Unterricht hatte immer geholfen, seitdem er mir viele Dinge beibrachte kam ich Niall einen Schritt näher. Also musste ich die ganze Sache so machen. „Mir ist es scheiß egal, ob du einen Freund hast. Ich bin doch viel besser als er.“ Er pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als sich eine auf sein Sichtfeld legte.
„Nein.“ Es war eine große Überwindung das zu sagen.
Denn er war besser.
Nicht, dass Zayn hässlich wäre – nein er war heiß. Aber Niall war nun einmal… Niall. Ich konnte es nicht definieren. Er war nun einmal er und es fiel mir wirklich schwer genau das jetzt durchzuziehen. „Sorry, Niall. Aber ich kann das nicht.“ Er blickte mich erst enttäuscht an und löste sich dann. „Muss ich dich erst auf ein Date einladen, damit du mit mir schläfst?“
Er schnaubte leicht und irgendwie verletzten mich diese Wörter. „Nein, ich denke ein paar Dates mehr. Wäre ich nicht vergeben.“ „Dann gib mir doch nur eine Chance. Wir müssen ja nicht gleich miteinander schlafen. Und Zayn muss es ja nicht erfahren.“ Ich überlegte kurz. Zayn würde stolz sein, wenn ich jetzt ja sagen würde. Denn ich hatte erst ja gesagt, als es zu einem Date kam.
„Okay.“
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Wie jedes Mal hatte ich Zayn angerufen. Es war nichts Neues mehr, dass ich ihm immer gleich alles erzählte. Doch diesmal war etwas anders, diesmal schien er mit dem, was ich getan hatte nicht zufrieden zu sein. Aber er sagte nichts, außer, dass er mir helfen würde, dieses Date gut zu meistern.
„Ich denke du warst noch nie auf einem Date.“ „Nein.“ Er schüttelte den Kopf und fuhr sich kurz über die Haare. „Da haben wir ja noch einiges zu lernen.“ Ich verdrehte die Augen und lehnte mich etwas mehr an die Couch. „Wird wohl so sein.“
Danach herrschte Ruhe. Ein Film spielte im Hintergrund. Ich hatte ihn aufgedreht, als ich durch die verschiedenste Fernsehkanäle geschaut hatte, bis Zayn endlich angekommen war und ab da hatte ich den Fernseher nicht mehr abgedreht.
Zayn starrte seelenruhig auf den Fernseher, bis er meinte, dass er sich von unten etwas zu essen nehmen würde. Ich wollte ihn aufhalten, da er nicht wusste, wo die Küche war, doch er ließ sich nicht davon beirren.
Und genau das war der Fehler meines Lebens.
Denn bevor Zayn nur die Tür aufmachen konnte, hörte man lautes Gepolter auf unserem Gang. Ich wusste natürlich sofort was es war und wollte Zayn aufhalten, doch es war zu spät. Denn spätestens, als er die Türe aufgemacht hatte, löste sich das Paar vor uns und zwei geschockte Gesichter starrten einen völlig – ich konnte es eigentlich nicht so gut erkennen – ausdruckslosen Menschen an.
„Du wusstest davon Liam, nicht wahr?“
Es war eine Feststellung. Ich machte mir nicht die Mühe, zu antworten, sondern blickte nur schüchtern auf den Boden, um ihn nicht in die Augen blicken zu müssen. Es herrschte Stille, meine Mutter schien auch nicht ganz zu realisieren, was hier geschah.
"Zayn-" "Nein, du bist still. Ich weiß gar nicht mehr, warum ich dich noch Vater nennen sollte? Weißt du überhaupt was du damit meiner Mutter antust?" Seine Stimme war eiskalt, ich bekam eine kleine Gänsehaut davon. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass Zayn es so erfuhr. "Und du Liam - warum hast du mir nichts gesagt?" Ich biss mir leicht auf die Lippe und antwortete nicht. "Verdammt, schau mich doch an, Liam." Es war ungewohnt meinen Namen so von ihm ausgesprochen zu hören. Sonst war jedes Wort, welches aus seinem Mund kam, immer belustigt gemeint.
Aber jetzt? Jetzt machte er mir wirklich Angst.
Ich war selbst schuld.
Langsam blickte ich auf. Meine Augen trafen seine - die mich enttäuscht anblickten. Ich sah eine Spur von Traurigkeit in ihnen, aber da war noch etwas, das mich störte. Dieser Hass, der zwar nicht mir, aber seinem Vater galt. Und ich wusste ab da, dass ich es wohl versaut hatte.
Ich hätte ihm das Ganze sagen sollen, als ich es erfahren hatte.
Ich antwortete nicht, also wandte er sich wieder seinem Vater zu.
"Denk nicht, dass ich das wegen dir nicht Mum sagen werde. Sie soll es nämlich von dir erfahren. Und wenn ihr zwei euch weiter.. seht", er spuckte dieses Wort förmlich aus. "Dann werde ich es wohl oder übel tun müssen. Und jetzt gehe ich hier weg, bevor ich noch Dinge tue, die ich später bereue." Bei diesen letzten Satz blickte er mich direkt an. Ich wusste, dass er dabei auf mich andeutete und er mich nicht verletzen wollte - mit Worten, oder Taten, die ich mitansehen musste.
Er ging an mir vorbei, streifte kurz meinen Arm, bevor er sich seine Sachen nahm und kurz bevor er an mir vorbei war, noch etwas in mein Ohr flüsterte.
"Es wäre besser, wenn wir uns für eine Weile nicht sehen." Und dann verließ er mein Zimmer. Ich realisierte das Ganze erst, als er schon fast weg war. Und auch wenn ich nicht wusste, warum, rannte ich ihm hinterher.
"Zayn, warte.“
Ich wusste nicht wie ich das tun sollte. Wie ich ihn aufhalten konnte und was ich sagen musste, um ihn zu beruhigen. Doch als ich meine Wörter gewählt hatte, wusste ich, dass diese nicht die richtigen waren.
"Was soll ich jetzt ohne dich machen?" Er drehte sich um, seine Augen waren zu Schlitzen geformt. "Es geht nicht immer um Niall, Liam. Es gibt auch andere Menschen auf der Welt. Vielleicht denkst du auch einmal daran, wie es mir geht, anstatt immer stur an Niall zu denken." Er schüttelte den Kopf und ich schluckte.
Scheiße, war dann der einzige Gedankengang den ich machen konnte, bevor die Türe nach draußen mit einem lauten Krach ins Schloss fiel und mich mit zwei geschockten Personen alleine ließen - denen ich wohl erklären musste was das gerade war.
Ich hatte es verbockt.
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Wie es kommen musste, war schon der nächste Tag. Auch wenn ich mich verfluchen sollte, dass ich alles ruiniert hatte, tat ich das nur eine kurze Zeit, bis ich versucht hatte mich abzulenken.
Erfolgreich.
Ich wusste echt nicht, wie ich darauf gekommen war. Vielleicht war es einfach nur der Drang dazu, oder dass ich endlich jemand anderes im Kopf haben wollte und dabei positiv zu denken. Aber ich hatte mein Handy in die Hand genommen, immer wieder eine Nachricht eingegeben, die ich Niall schicken wollte.
Doch ich hatte Schiss.
Nach mehreren Nachrichten, die ich immer wieder löschte, hatte ich mich entschieden ein Einfaches 'Hi x' zu schicken. Es hatte etwas viel von mir verlangt dieses x dahinter zu schreiben. Deswegen hatte ich, bevor ich es abgeschickt hatte, mir noch auf die Lippen gebissen, da ich ziemlich unsicher war. Aber ich hatte es getan. Und rückgängig konnte ich es nicht machen.
Als ich an gestern dachte, lachte ich leise. Es hatte sich dann alles zum Guten gewendet. Niall hatte geantwortet und mich erfolgreich abgelenkt. Ich war froh deswegen und wäre Niall nicht da, würde es mir vielleicht gerade schrecklich gehen, wegen den ganzen Gewissensbissen. Aber hey, Zayn würde sich schon einkriegen. Klar, ich hätte es ihm sagen sollen. Aber er hätte nicht so ausflippen müssen.
Oder?
Deswegen kümmerte ich mich jetzt auch nicht mehr darum. Wenn er sich beruhigt hatte, würde er mir schreiben. Ich hatte sogar entschlossen in ihm Laufe der Woche einmal anzuschreiben, ob er in Ordnung war. Auch wenn ich das nicht tun musste – vielleicht war ich ihm das schuldig.
Doch darüber nachdenken musste ich nicht mehr. Also versuchte ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Niall hatte mich nicht darauf angesprochen, was er mit mir vorhatte, als wir in seinem Haus waren. Mir war die Sache eh schon komplett peinlich genug gewesen, also freute ich mich auch riesig, als er zu dem Date zum Sprechen kam. Er meinte, da morgen Samstag sei, dass wir uns da treffen könnten. Er hätte schon was geplant, aber erzählen wollte er mir nichts.
Und ich?
Ich war so dumm und hatte an Zayn gedacht, dass er mir nicht helfen konnte.
Ich war so am Arsch. Jedenfalls dachte ich das. Denn ich war noch nie auf einem Date, ich hatte überhaupt keine Erfahrung und das Wichtigste – was sollte ich sagen, wie sollte ich mich benehmen? Was sollte ich anziehen?
Und ich klang wie ein Mädchen.
Seufzend ging ich den Gang entlang. Ich befand mich gerade in der Schule, eine Stunde war bei uns ausgefallen und somit musste ich meine Zeit vertreiben. Ich blickte mich um und sah ein paar einzelne Menschen an ihren Spinden, die ihre Schulsachen herausholten, oder wie es wenige Mädchen taten, sich schminkten. Es hatte erst vor kurzem zur Stunde geläutet, also hatte ich noch eine Stunde, bis ich wieder zum Unterricht musste.
Auf dem Weg nach draußen begegnete ich niemanden aus meiner Klasse. Es war sogar ziemlich still. Leider. Denn es brachte mich wieder auf Gedanken, die ich nicht haben wollte, und diesmal konnte ich mich nicht ablenken. Denn als ich heraus zur Türe trat, sah ich den Park, indem Zayn und ich uns das erste Mal getroffen hatten.
Und ich hatte schon wieder ein schlechtes Gewissen.
Warum war ich auch so dumm und musste ihm das Ganze verschweigen? Ach ja, genau. Ich hatte Mitleid mit meiner Mutter. Hätte ich nicht haben sollen. Ich hätte es ihm sagen sollen, nachdem ich erfahren hatte, dass seine Mutter und sein Vater noch zusammen waren. Ich hätte meiner Mutter sagen sollen, dass sie aufhören sollte, doch ich tat es nicht.
Schlechte Entscheidung.
Trotzdem machte ich mich auf den Weg in den Park. Vielleicht würde Zayn da sein und ich konnte mit ihm sprechen, denn er hatte mir keine Zeit dazu gegeben. Doch ich hatte irgendwie auch Schuld daran, denn wie ich ihn aufhalten wollte, war keine gute Entscheidung gewesen. Ich verstand ihn.
Als ich gerade die ersten paar Schritte machte und schon fast über die Straße gegangen war, wurde ich von jemanden aufgehalten. Als sich seine Hand auf meine Schulter legte und ich mich umdrehte, begann mein Herz unkontrolliert zu schlagen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, geschweige denn, was in dieser Situation angebracht wäre zu sagen. Aber als mir Niall das Ganze abnahm, atmete ich erleichtert aus.
„Hi.“ „Hey.“ Er lächelte mir zu. „Ich habe dich gesucht. Aber du warst nirgends. Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du die Pause bei uns verbringen willst. Dann bist du nicht so alleine.“ Er zwinkerte mir zu und ich blickte ihn nur schüchtern an. „Ich weiß nicht, Niall.“ „Komm schon. Die anderen haben kein Problem damit.“ Ich nickte daraufhin nur leicht und ließ Nialls Hand mein Handgelenk umschließen. Sofort breiteten sich Schmetterlinge in meinem Bauch aus.
Und Zayn war komplett vergessen.
„Da wir nach den nächsten zwei Stunden aus haben, dachte ich mir, dass du vielleicht danach auch noch etwas mit uns machen willst.“ So sehr ich es auch mochte, schüttelte ich den Kopf. Denn als ich nach vorne sah, konnte ich wahrnehmen, dass niemand wollte, dass ich hier war. Sie blieben nur still, weil Niall das so wollte. „Ich muss nach Hause, meine Mutter will, dass ich ihr heute beim Kochen helfe.“ „Du kannst kochen?“ Er zieht eine Augenbraue in die Höhe und ich nickte, während ich mich mit ihm auf die längliche Bank setzte.
Ich sagte ein schüchternes ‚Hi‘, nachdem Niall die anderen auch begrüßt hatte. Eigentlich fühlte ich mich fehl am Platz, doch als der blonde Ire neben mir meine Schulter berührte, wusste ich, dass ich doch nichts Besseres tun konnte. Auch wenn mich jeder ignorierte und über Insider lachte, die ich nicht verstand, mochte ich es hier. Vor allem freute ich mich, dass Niall mich bei sich haben wollte.
Auch wenn es nur der Grund war, dass er mich durch seine Nettigkeit ins Bett bekommen wollte.
Die Stunde verging meiner Meinung nach zu schnell. Ich konnte öfter spüren, wie Niall immer meinen Arm gestreift hatte und einmal hatte er zum Spaß seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt, aber sofort wieder dort weggenommen, als ich mich versteift hatte. Immer wieder hatte er auch zu mir gesprochen und ich hatte kurze Antworten gegeben, da ich die Aufmerksamkeit nicht mochte.
Das Läuten riss seine Freunde aus den Gesprächen. Ich sah noch ein Mädchen, das mir immer wieder einen giftigen Blick zugeworfen hatte, die als letztes verschwand, doch davor hatte sie noch mit Niall flirten müssen, der sogar mitgemacht hatte.
Alte Angewohnheit, nicht wahr?
Es tat weh, aber ich war es gewohnt, deswegen konnte ich es ignorieren. Da seine Freunde in unserer Parallelklasse waren, mussten sie woanders hin. Bevor man sich denkt, warum diese gleich wie wir Pause hatten – nun ja, sie hatten immer zu dieser Zeit eine Mittagspause.
Niall zog mich am Arm wieder mit sich mit uns somit machten wir uns auf den Weg in Kunst. Doch ich achtete nicht darauf, sondern nur auf seine Hand die wieder um mein Handgelenk geschlungen war.
Das Fach war so oder so scheiße.
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Nein, es war nicht gerade nach der Kunststunde. Und verdammt nein, ich saß nicht gechillt zu Hause und schaute fern. Denn ja ich bekam gerade Panik. Und verdammt ja, der nächste Tag hatte schon angefangen und ich versuchte ruhig zu bleiben.
Vergebungslos.
Zayn war nicht da um mir zu helfen. Zum Anziehen hatte ich mir ein einfaches Top ausgesucht und dazu eine enge Jeans, die aber nicht alltäglich wirkte. Ich wusste nicht, ob dies wirklich passte, doch ich änderte nichts daran. Jetzt war nur noch ein Problem – wie konnte ich vor ihm ruhig bleiben? Oder eher gesagt ein Wort über meine Lippen kommen lassen, ohne dass ich schüchtern wirkte?
Unmöglich. Jedenfalls bei mir.
Eigentlich sollte ich ruhig bleiben. Eigentlich sollte ich einfach tief einatmen, mir die Jacke herrichten und warten, bis Niall kam. Eigentlich sollte ich verdammt nochmal nicht so nervös sein, wie ich es jetzt war. Und eigentlich wäre Zayn hier, um mir zu helfen.
Nur verdammt nochmal war alles nicht so.
Vor allem nicht, als es klingelte. Meine Mutter schien nicht zu Hause zu sein, also konnte sie die Türe nicht öffnen und ich war auch froh deswegen. Doch irgendwie auch nicht, weil ich jetzt aufstehen musste und verdammt, was sollte ich tun?
Als es ein zweites Mal klingelte stand ich ruckartig auf und musste mich erst fangen, bis mir nicht mehr schwindelig war, und lief dann schnell zur Türe. Ich erkannte seine Silhouette schon bevor ich diese aufgemacht hatte. Es war eine Glastür, die so ein Flackern darin hatte [wisst ihr was ich meine?].
Als ich mit zitternden Händen die Türschnalle nach unten drückte und danach einen lächelnden Niall entgegen blickte, stand mein Herz für eine kurze Zeit still. Er entblößte seine Zähne und ich schaute von seinem Gesicht, bis nach unten zu seinen Schuhen. Er hatte ein weißes T-Shirt an, welches von einer schwarzen Jacke verdeckt wurde. Eine ganz normale schwarze Jeans war sein drittes Kleidungsstück, sonst hatte er nichts mehr an, außer seine Converse. Alles in einem sah er verdammt gut aus. Ich hatte etwas Ähnliches an, wie erwähnt, doch statt der schwarzen Jacke trug ich eine Jeansjacke und mein weißes T-Shirt war nicht so eng an meinem Körper als seines.
Er lehnte an der Wand und musterte mich genauso. Ich war froh, dass er nicht wie in den Klischees auf einmal sagte ‚Gefällt dir was du siehst?‘ sondern einfach nur lächelte und eine einfache Begrüßung aussprach. Ich erwiderte diese und dann zeigte er schon, dass ich vorrangehen sollte. Ich nahm mir nur mein Handy kurz vom Tisch, bevor ich mich neben ihn stellte und er mich in Richtung U-Bahn zerrte. „Sorry, ich kann leider noch nicht Auto fahren.“ Er grinste und kam mir mit seinem Körper beim Gehen immer näher, sodass unsere Arme sich wieder berührten und ich eine Gänsehaut bekam.
„Wohin gehen wir?“ Ich war stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte einen ordentlichen Satz aus meinem Mund zu bekommen. Er lächelte mich an und dann war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das wieder schaffen würde. „Ich weiß, dass du Fußball magst. Jedenfalls hast du, als ich bei dir war, einmal auf Fußball geschalten. Ich habe zwei Karten für Irland gegen England und wir gehen jetzt auf das Match.“ Er realisierte ich nicht, was er da sagte. Er hatte wirklich darauf geachtet, was ich geschaut hatte.
Wow.
„Cool.“ Ich konnte mich innerlich für diese Antwort ohrfeigen.
Fällt mir denn nichts Besseres ein?
Dann war es wieder still. Bis wir in der U-Bahn saßen. Ich wusste wo das Stadion war, es lag nur vielleicht eine viertel Stunde von meinem zu Hause entfernt und Niall schien das auch eingeplant zu haben. „Das Match beginnt in einer halben Stunde. Ich hoffe das passt für dich.“ Er lächelte mir zu.
Hör auf so süß zu sein, weil sonst kann ich mich nicht halten und mache vielleicht Dinge, die ich bereuen werde.
„Ja, es ist wirklich toll.“ Ich wusste nicht, ob er danach noch etwas geplant hatte, doch das war mir relativ egal. Solange ich bei ihm sein, mit ihm reden und einfach nur Zeit mit ihm verbringen konnte, war mir generell vieles egal.
Auch Zayn.
_|_
Wir waren angekommen und Niall hatte mir mit sich eine Packung Popcorn gekauft, die aber schnell von ihm aufgegessen wurde. Ich wollte nichts essen, da ich, wie ein Mädchen, leider die Kalorien zählen musste. Dafür mochte ich es, wie Niall sich immer aufgeregt hatte und seine Faust an meinem Knie immer geballt hatte, wenn England fast ein Tor schoss.
Ich wollte ihn auch irgendwie beruhigen, als es 2:1 für England stand, doch das musste ich nicht. Denn ganz zum Schluss ging alles noch in einem Unentschieden aus, sodass ich belustigt mitansehen musste, dass Niall doch noch seine Zufriedenstellung bekommen hatte. Er kam mir vor wie ein kleiner Junge, der Fußball über alles liebte und nicht wie der Player, der er eigentlich war und ich liebte es, wirklich.
Es lässt ihn heiß, aber auch süß zugleich wirken.
„Ich dachte schon, wir verlieren.“ Niall grummelte, als wir aus dem Stadion rausgingen. Es war mittlerweile schon 20 Uhr am Abend und da es nicht gerade Sommer war, schien die Sonne nicht mehr und der Mond spendete nur mehr Licht. Niall entschied sich dafür einen kleinen Umweg zu nehmen. Und hätte ich gewusst, was gleich kommen würde, hätte ich nein gesagt. Oder vielleicht auch nicht.
Denn als wir bei einem Park vorbeigingen, nicht der, indem ich und Zayn getroffen hatten, sondern ein anderer, schimmerte das Mondlicht auf einem See und man konnte die leichten Wellen ausmachen. Niall blieb für einen Moment stehen und somit stoppte ich auch sofort in der Bewegung und schaute ihn verwirrt an.
„Was ist los?“ Er blickte zu mir und grinste mich an. „Weißt du wie viel Uhr es ist?“ „Etwas nach acht Uhr, warum?“ Ich runzelte die Stirn. „Also können wir sagen, es ist fast Nacht.“ Er legte wieder seine Hände um mein Gelenk und zog mich in die Nähe des Sees. Als wir davor stehen blieben, zog er sich die Jacke aus und legte sie auf den Boden. „Was wird das?“ Ich wusste zwar vielleicht sogar, was er tun wollte, aber ich erklärte ihn für verrückt.
„Vertraust du mir?“
Immer.
„Ja?“
„Hast du schon einmal in der Nacht, in einem See, gebadet?“ Ich schüttelte den Kopf und biss mir auf die Lippen. Dann kam er mir näher. „Und wie wäre es, wenn wir genau dieses Risiko eingehen und uns vielleicht erkälten, aber uns alle Klamotten ausziehen und Nacktbaden gehen?“ Ich spürte den Hauch seines Atems noch immer auf meinem Ohr, doch er hatte sich schon zurückgezogen.
Oh. Mein. Gott.
Das war keinesfalls gut für meine Nerven. Dabei war ich mir zu hundert Prozent sicher. Und deswegen konnte man es mir auch nicht verübeln, dass ich erst zögerlich genickt hatte, doch irgendwie auch mit einem Schütteln verneint hatte.
„Was jetzt? Komm schon, es macht Spaß.“ Er grinste. „Und ich schaue auch nicht.“ Er hob abwehrend die Hände. „Auch wenn ich dich schon gesehen habe.“ Ich hatte das vollkommen vergessen und sofort wurde ich so rot wie eine Tomate.
Was stellte dieser Junge nur mit mir an?!
„Komm schon, Babe.“ Und da war es um mich geschehen.
Ich wollte so sehr, dass er mich auch einmal so nannte. Dass er es war, der mich so nannte. Nicht Zayn, auch wenn ich es liebte, wenn dieser es sagte, keine Frage. Aber Niall war anders. Besonders.
„Dreh dich um“, verlangte ich von ihm und er grinste, drehte sich um. „Dann tu du das aber auch.“ Er schaute nur kurz zu mir nach hinten, bevor ich mich deswegen umdrehte und mir zitternd die Jacke und das T-Shirt von den Schultern streifte. Danach machte ich mir die Hose auf.
Und verdammt, es war kalt.
Jetzt stand ich nur noch in Boxershorts da und betete innerlich, dass er wirklich nicht schaute. Ich zögerte etwas, als es zu meiner Boxershorts kam, doch dann zog ich diese einfach runter, nur um meinen Kopf etwas nach hinten zu drehen. Das brauchte ich dann aber nicht, da er links von mir schon im Wasser war und mich erwischt anstarrte.
„Ups.“ Er lachte und ich wurde rot. Dann zeigte ich ihm mit einem Finger, dass er sich umdrehen sollte und er tat es, wenn auch wiederwillig. Dann trat ich in das eiskalte Wasser und zuckte zurück, als ich das erste Mal mit diesem in Berührung trat. Doch ich zwang mich dazu einen weiteren Schritt zu wagen und irgendwann einmal, war ich bis zu meinem Bauch im Wasser und fröstelte.
Auf einmal tauchte Niall neben mir auf, dessen Haare nass auf seinem Gesicht klebten und irgendwie schaffte er es auch mich unter Wasser zu tauchen, doch so, dass ich wegen der Kälte sofort nach oben schwamm und dabei genau gegen Niall krachte, der mich mit seinen Händen festhielt.
„Schön langsam.“ Er grinste und blickte mich dann an. Er wurde still – ich war das gar nicht von ihm gewohnt. Sonst hatte er irgendeinen Spruch auf Lager, doch jetzt wurde er still, sagte nichts mehr. Ich wurde rot, als ich daran dachte, dass sich unser unterer Bereich fast berührte. Peinlich berührt starrte ich auf das Wasser.
„Liam?“ Ich schaute auf. „Hm?“, murmelte ich gegen meinen Atem und versuchte ruhig zu bleiben. „Darf ich dich küssen?“ Und bevor ich ihm eine Antwort geben konnte, waren seine Lippen nur noch ein Zentimeter von meinen Entfernt. Und bevor ich auch noch irgendetwas machen konnte, drückte er diese gegen meine und bewegte sie. Bis jetzt hatten wurden wir immer unterbrochen, oder jemand anderes hatte es wegen irgendeinem Grund abgebrochen. Doch jetzt ließ ich es zu, versuchte so gut wie möglich den Kuss zu erwidern.
Nachdem wir uns atemlos gelöst hatten, bewegte er seinen Kopf zu meinem Hals und knabberte leicht daran.
„Wenn ich könnte, würde ich dich hier und jetzt nehmen. Aber du bist leider vergeben.“ Mein Atem ging immer schwerer und ich versuchte mein Herz zu beruhigen. Seine Hand wanderte von meiner Brust herunter bis zu meiner V-Linie und zog diese nach. „Und du weigerst dich.“ Er seufzte auf und entfernte seine Hand, die ich so gerne noch auf meiner Haut gespürt hätte.
„Ich denke wir müssen jetzt raus, bevor du dich verkühlst.“ Ich nickte, noch immer in Trance, und ließ mich von ihm aus dem Wasser ziehen. Nun ja, eigentlich nur halb. Denn als man meine untere Hälfte fast sehen konnte, wandte ich mich aus seinem Griff. „Du gehst vor.“ „Aber dann darfst du nicht schauen.“ Er blinzelte mir zu.
Und ich? Ich tat so, als würde ich nicht hinschauen und als er voranging, musterte ich ihn von hinten.
Und verdammt, er hatte einen geilen Arsch.
„Ich wusste, dass du schauen würdest.“ Ich wurde rot, denn als ich aus dem Wasser stieg, hatte ich gar nicht bemerkt, dass er seinen Kopf gedreht hatte. „Das hast du doch auch.“ Er lachte leise und schüttelte den Kopf.
„Aber bei dir muss man hinschauen, du bist nämlich verdammt heiß.“
„Ähm..“ Das Blut schoss mir automatisch in das Gesicht, ließ mich erröten. Verlegen wandte ich meinen Kopf ab und mein Blick wanderte wie automatisch auf den Boden. Langsam bückte ich mich, traute mich nicht, nachzuschauen, ob Niall mich beobachtete. Doch das brauchte ich nicht, seine Blicke brannten sich auf meine Haut und ließen mich unwohl darin fühlen.
Er musste das als Spaß gesagt haben.
Es war mir egal, dass die Wassertropfen noch den Weg von meinen Körper hinab zum Boden suchten und sich noch auf meiner Haut befanden. Auch wenn dadurch meine Boxershorts etwas durchnässt waren, wollte ich nicht länger so vor Niall stehen. Vielleicht war der Grund, dass ich noch nicht bereit dafür war, mich voll und ganz ihm auszuliefern.
Was ich ja tat, wenn ich nackt vor ihm stand.
Oder einfach, weil ich genau wusste, dass seine Aussage nicht wahrheitsgemäß war. Er konnte mich nicht heiß finden. Das war schlichtweg unmöglich.
Als ich mir meine Hose angezogen hatte, fuhr ich mir verlegen über meine Haare. Nialls Blick wanderte meinen Oberkörper entlang und ich bemerkte, wie er sich leicht über die Lippen leckte. Und auch wenn ich das nicht wollte – es machte mich an. Sehr sogar. Er war heiß und das war einer der Stärken, die er ausnutzen konnte, um mich weichzubekommen und er wusste das. Sonst würde er es ja nicht machen.
„Du hast Muskeln dazugewonnen.“ Er grinste mich schief an, zog sich danach sein T-Shirt über den Kopf und schüttelte seine Haare hin und her, bevor er sie mit seiner Hand richtete.
Was auch wieder verdammt heiß aussah.
Um nicht zu sabbern – denn ehrlich, das würde peinlich werden – blickte ich weg und zog mir, genauso wie er es vorhin getan hatte, mein Oberteil über den Körper, um gleich darauf meine Jacke vom Boden aufzuheben und einmal kurz zu schütteln, damit das Gras darauf herunterflog. Ich antwortete ihn nicht darauf. Es herrschte Stille danach, Niall lehnte nur an einen Baum und starrte mich an. Ich hingegen stand nur hier und wartete, bis er anfing etwas zu sagen. Was er dann auch tat.
„Erzähl einmal etwas über dich. Ich weiß so gut wie gar nichts. Sind denn Dates nicht eigentlich dafür da, sich kennenzulernen? Ich meine, viel Erfahrung habe ich nicht, aber wolltest du das nicht?“ Erst blickte ich ihn blinzelnd an. Er klang süß. Ich flippte innerlich aus, da er sich für mich interessierte.
Oder auch nur dafür, dich ins Bett zu bekommen.
Mein Gewissen musste mir immer wieder diese Dinge einsagen, doch ich hörte nicht darauf. Dafür hatte ich eine Chance, die mir praktisch vor die Füße gelegt wurde und ich mich nur ein klein wenig bücken müsste, nur eine kleine Arbeit verrichten musste, um an dieses Ziel zu kommen. Und das würde ich nicht so einfach wegwerfen. Das konnte ich einfach nicht. Unmöglich.
„Was willst du wissen?“ Ich zog eine Augenbraue in die Höhe, fühlte mich etwas unwohl. Denn ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich stand hier blöd herum, während Niall an dem Baum lehnte und mich mit seinen blau-grünen Augen anstarrte, als würde er jede kleinste Bewegung von mir mitverfolgen können. „Wenn ich die Fragen stellen würde, dann kannst du dir sicher sein, dass sie nicht jugendfrei sind.“ Ein Grinsen legte sich auf seine Züge, während meine Wangen – die sogar für eine kurze Zeit eine gesunde Farbe angenommen hatten – wieder rötlich gefärbt waren.
„Ich bin eine langweilige Person.“ Mein Kopf bewegte sich leicht nach links und darauf wieder nach rechts, um ein Schütteln zu signalisieren. Desto mehr ich darüber nachdachte, desto mehr stimmte ich auch meiner Aussage zu. Ich hatte nichts Spannendes zu erzählen. „Bist du dir da sicher?“ Diesmal nickte ich zögerlich. Kopfschüttelnd stieß sich Niall vom Baum ab, ging ein paar Schritte, bevor er seine Augen von meinen abwandte, um diese auf die Bank zwanzig Meter weiter zu richten. Mit einem kleinen Nicken in diese Richtung gab er mir zu verstehen, dass wir uns auf diese setzen sollten und ich tat es – konnte ihm kein Gefallen abschlagen.
Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Zügen ab und automatisch erwiderte ich es, wenn auch nur schüchtern. Sein Arm legte sich um meinen Rücken und zog mich sogar etwas näher zu sich heran. „Also, Liam. Ich denke nicht, dass du langweilig bist.“ Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Natürlich musste er so nah zu mir rutschen, damit mein Oberkörper seinen berührte. Ich wunderte mich, ob er mein schnell schlagendes Herz hören, oder vielleicht auch spüren konnte, wenn er mir so nah war. Das wäre nämlich ein Problem.
„Ich verstehe auch nicht, warum du immer nein zu mir sagst.“ Er seufzte auf. „Wenn du mir vorschlagen würdest, Sex haben zu wollen, wäre es mir egal, ob ich einen Freund habe oder nicht.“ Ein Blinzeln wurde mir geschenkt. Nervös rutschend versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen, dass mich seine Worte nicht gerade kalt ließen.
Warum sagte ich auch immer nein, es war Niall Horan.
Doch dann dachte ich wieder an Zayn, der davor gar nicht mehr in meinen Gedanken existiert hatte.
Ohne ihn war alles viel schwerer, ich war abhängig von seinem Unterricht, brauchte ihn. Und jetzt wusste ich nicht was ich antworten sollte. Schöner Scheiß. Seufzend rutschte ich etwas nach unten, spreizte meine Beine, um in eine angenehmere Position zu kommen. Ein leises Lachen war links von mir zu vernehmen und ich versuchte echt meine Konzentration nicht diesem Geräusch zuzuwenden. „Ähm…“ Meine Stimme klang leise und kratzig. Sie verriet, dass mich seine Worte anmachten und genau das wollte ich nicht.
„Komm.“ Meine Verwirrtheit spielte sich in meinen Zügen wieder. Sein Wort war mir zu schnell gekommen, er war aufgestanden, ohne noch weiteres zu sagen. Aber seine Stimme… sie klang heiß. Ich wusste nicht, was er vorhatte. Aber ich würde es herausfinden. Deswegen nahm ich seine Hand, die er mir hinhielt und ließ mich leicht von ihm nach oben ziehen, sodass ich nun Brust an Brust mit ihm dastand. „Wohin?“ „Das wirst du schon sehen.“ Seine Schritte wurden von Anfang an immer schneller und seine Hand zog mich immer weiter mit sich mit. Mein Arm tat mir nach einer Weile weh und auch wenn ich alleine gehen konnte, ließ Niall diesen nicht mehr los.
Es war irgendwie von Anfang an klar, was er tun wollte. Ich war nur zu dumm, um es wieder einmal zu bemerken. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet gewesen und irgendwie kam mir dann auch die Umgebung recht bekannt vor. „Wir sind da.“ Ich bemerkte sein Haus, welches noch immer genauso dastand, wie das letzte Mal, als ich hier war. Was irgendwie logisch war.
Zeit um mich umzusehen hatte ich nicht wirklich. Es sah vieles etwas anders aus, wenn die Sonne nicht direkt darauf schien und ich mochte seinen Garten, er war schön und könnte mich sogar etwas ablenken. Wäre da nicht Nialls Hand, die sich langsam aber sicher ihren Weg zu meiner Hüfte bahnte, bis sie dort ankam. Schnell sperrte er sein Haus auf, schaltete das Licht ein und zog mich in den Flur herein.
„Niall-“ Ich wurde unterbrochen. „Nein, Liam. Ich warte schon das ganze Date darauf. Deine Stimme hat mir vorhin den Rest gegeben, ich brauche dich jetzt.“ Ich biss mir auf die Lippen, als er mit seinem Kopf meinem Gesicht näher kam. „Ich habe gewartet, länger als ich sonst hätte müssen. Jetzt kannst du mir einen Gefallen tun.“ Sein Grinsen breitete sich auf seinem ganzen Gesicht aus, während er seine Hand auf meine Lendengegend legte und zudrückte. Wie automatisch warf ich meinen Kopf zurück und um mir ein Stöhnen zu verkneifen, schloss ich die Augen und drückte sie fest zusammen, währenddessen ich mir fest auf die Lippen biss. „Ich würde jetzt so gerne weitergehen, wirklich mit dir schlafen. Aber du würdest das nie.“ Seine Hand wanderte unter mein T-Shirt und zog dieses in die Höhe, während ich alles geschehen ließ.
Er machte mich einfach an und ließ mich alles vergessen. Auch die Dinge, die mir Zayn beigebracht hatte. Ich sagte nicht nein. Diesmal nicht.
„Auch wenn ich diesmal nur dir etwas gebe. Dann habe ich jedenfalls etwas, dass du mir schuldig bist.“ Er zwinkerte mir zu und fuhr mit seiner Hand über meine V-Linie die leicht zu sehen war. „Und bei dem heißen Körper, mache ich das gerne.“ Mich machte es an, wenn er sich über die Lippen fuhr. Meine Augen wanderten zu seinem Mund, der vielleicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Bis jetzt hatten wir uns nicht geküsst, aber ich wusste, dass dies bald aufgeholt werden würde.
Und dieses bald war dann wohl in 5 Sekunden um.
Ich spürte seine etwas rauen Lippen gegen meine, die sich mit fordernden Druck bewegten. Ich wusste nicht, was ich mit meinen Händen tun sollte, also vergrub ich diese in seinen Haaren. „Eins muss man dir lassen, gut küssen kannst du.“ Ich blickte verlegen auf den Boden, als er mir das, nachdem er sich gelöst hatte, gesagt hatte. Doch gleichzeitig fühlte ich mich gut, das von Niall gehört zu haben.
Zayn meinte vor kurzem ja eigentlich, dass ich genau das nicht konnte.
Nialls Schritt presste sich gegen meinen. Diesmal stöhnte ich sogar leise, meine Hände lagen noch immer in der Nähe von seinen Haaren, wanderten aber, um Halt zu finden, zu seinem Hals und umschlossen diesen. „Ich werde dich so gut fühlen lassen.“ Sein Mund war erst an meinem Mundwinkel, bis er nach unten wanderte und seine Lippen auf die Stelle zwischen meiner Schulter und meinen Hals legte, um daran zu saugen. Sofort entwich mir ein leises Keuchen, welches nur mit einem leichten Lachen, welches ich nur vernehmen konnte, da der Atem dabei unregelmäßig gegen meine Haut stieß, kommentiert wurde.
Seine Hand wanderte zu meiner Hose und machte die ersten Knöpfe auf, bis er diese nach unten ziehen konnte. Das machte er aber langsam, brachte mich dazu, ungeduldig diese selbst runterziehen zu wollen, doch er war stärker. Er zog eine Spur von meiner Brust bis zu meinen Bauchnabel und dann zum Bund meiner Boxershorts, bis er komplett fertig war. Dann grinste er auf mich hinauf, bis er sich wieder aufstellte und ich frustriert seufzte.
Scheiße, wenn er da war, konnte ich nicht mehr richtig denken.
Langsam wanderte seine Hand von meiner Brust herunter und fuhr erst meiner V-Linie nach, die ich nach und nach wirklich verabscheute. Denn dadurch konnte er mich quälen. „Mach endlich“, bettelte ich und ein leises Lachen war nur die Folge dieser Worte. Doch ich schaffte dadurch dann aber auch, dass seine Hand endlich in meine Boxershorts wanderte, diese nicht nach unten zog, aber sich dafür um mein hartes Glied schloss und langsam anfing diese auf und ab zu bewegen.
Und verdammt fühlte sich das gut an.
Mein Atem ging nur noch stoßweise, unbewusst bewegte ich mein Becken auf und ab, doch Niall ließ sich davon nicht beirren. Ich wusste nicht, warum er das machte, aber ich genoss es und nachfragen tat ich nicht.
Nun ja, außer dass der Satz, dass ich ihm etwas schuldete, noch immer in meinem Kopf herumschwebte.
Auf einmal wurde er immer schneller, meine Stöße genauso und mein Atem immer stockender. Meine Wangen mussten rot vor lauter sexueller Erregung sein und bei ihm war das nicht gerade viel anders. Er atmete auch nicht mehr im normalen Tempo. Leicht öffnete ich meine Lippen, spaltete sie, um ein Stöhnen aus diesen kommen zu lassen. Doch Niall beugte sich zu mir nach vorne, legte seine Lippen auf meine. Ich konnte es nicht mehr länger halten. Eigentlich ging es bei Zayn nicht einmal so schnell, aber er schaffte es einfach. „Niall ich-“
„Lass dich gehen. Komm für mich."
_|_
Ich musste nicht extra erklären, dass ich gleich darauf in seine Hand gekommen war. Vielleicht auch nicht, dass ich deswegen peinlich berührt versucht hatte, das Ganze irgendwie zu überspielen. Doch so ganz klappen wollte dies nicht. Niall wusste, dass er mich dranbekommen würde. Er wusste, dass er nach diesem Date doch etwas Perverses mit mir anstellen konnte, denn ich war einfach viel zu schwach. Zu schwach ihm zu widerstehen. Aber wer konnte es mir verübeln?
Mein Gewissen.
Die ganze Zeit redete es mir ein, wie falsch doch das Ganze war, dass ich das nicht tun sollte.
Aber ich konnte einfach nicht anders.
Er würde mich nur ausnutzen, mit mir schlafen, wenn er die Gelegenheit dazu hatte. Genau das war nach dem Ganzen in meinem Kopf herumgegeistert und hatte mir keine Ruhe gelassen. Aber ich musste, nein wollte, ihm eine Chance geben. Auch wenn es danach sicher mit einem gebrochenen Herzen enden würde.
Ein Lächeln schlich sich auf Nialls Gesicht, als er bemerkte, dass ich peinlich berührt in Gedanken versunken war. „Alles okay?“ Seine Hand wanderte zu meiner Wange. „Es tut mir leid, falls dir das zu schnell ging.“ Ich blinzelte ein paar Mal und realisierte dann erst, was Niall gerade zu mir gesagt hatte.
Hatte er sich gerade entschuldigt?
„Nein, es passt schon.“ „Gut.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht ab. „Denn ich konnte dir nicht wiederstehen.“ Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus, als er seine Hand auf meine Taille legte und dann nur leicht mit seinen Lippen über meine strich. „Selbst wenn ich wollen würde…“ er flüsterte die fünf Wörter nur, veranlasste mich dazu, rot zu werden.
Verdammt.
Konnte man nur nach einem Satz angeturnt sein? Wenn ja, dann war ich das. Sogar nachdem, was wir vorhin getrieben hatten. Aber hey – wer nahm mir das übel. Es war nun einmal Niall Horan, höchstpersönlich.
Ich spürte, wie Niall sich langsam von mir löste. Ein frustrierter Klang kam aus meinem Mund und als Niall diesen hörte, begann er leise zu lachen. Und ich liebte sein Lachen – es war einfach… ansteckend? Jedenfalls hoben sich meine Mundwinken, auch wenn mir das Ganze eigentlich peinlich sein sollte. Was stellte er nur mit mir an.
Ein Räuspern war zu vernehmen. Ich sah Niall, der jetzt schon wieder zwei Schritte von mir entfernt stand. Seine Arme hingen frei herunter und wurden von seinem T-Shirt bedeckt. Ich konnte durch den Stoff seine Muskeln sehen, vor allem, als er dann einen Arm hob und sich durch die Haare strich. „Ähm…“ Leicht verunsichert schaute er auf den Boden. Mit überraschten Gesichtsausdruck blickte ich zu ihm. Eigentlich fand er doch immer seine Worte?
„Ich denke nicht, dass du heute bei mir bleiben willst.“ Ein unsicheres Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. Ich wusste nicht, ob ich antworten, oder ihn weiterreden lassen sollte. Es war eher eine Feststellung, als eine Frage, deswegen blieb ich still. „Und es wird dunkel. Wenn du willst, begleite ich dich nach Hause.“ Ich bemerkte das leichte Grinsen, welches er zeigte, als er kurz mit seinen Augen über meinen Körper wanderte. „Aber zieh dich davor wieder ganz an.“ Ein Zwinkern seinerseits brachte mich dazu ihn mit einem geschockten, aber auch peinlich berührten, Blick entgegenzublicken. „Ähm… klar.“ Unsicher sammelte ich mein T-Shirt vom Boden auf und zog mir die Hose wieder nach oben. Währenddessen konnte ich Niall dabei erwischen, wie er auf meinen Arsch starrte.
Und ich fand daran jetzt nicht gerade etwas Außergewöhnliches. Oder Aufregendes.
„Fertig“, murmelte ich gegen meinen Atem und schaute zu Niall hinauf, der sich derweil auf seinem Bett bequem gemacht hatte und mich die ganze Zeit anstarrte. Ich wollte nicht schon gehen, ich wollte noch hier bleiben. Auch wenn ich wusste, dass dann sicher etwas Perverses passieren würde. Höchstwahrscheinlich jedenfalls.
Ich versuchte echt, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich gerade an den Handjob von vorhin dachte. Einen kleinen Rotton auf meinen Wangen konnte ich nicht verhindern. Meinen Kopf drehte ich so, sodass er mir nicht direkt in die Augen blicken konnte. „Wir können gehen.“ Er stand ohne ein weiteres Wort auf. Ich zog mir die Jacke an, wandte meinen Blick unsicher zu Niall, der bis jetzt nichts gesagt hatte.
Ungewöhnlich. Doch was an dem Abend war noch normal?
Eine Beschleunigung meines Atems wurde auf einmal durch einen Arm hervorgerufen, der meinen streifte. Es war nur eine kurze Berührung, welche aber dann zu meiner Hüfte überging. „Du musst nicht rot werden, ich weiß, dass ich gut war.“ Eine Gänsehaut breitete sich an meinem ganzen Körper aus und brachte mich dazu, zu erzittern.
Arrogantes, heißes Arschloch.
Ich antwortete ihm nicht, im Gegenteil, ich wandte mich sogar von ihm ab und zog mir meine Schuhe an. Niall schüttelte nur den Kopf. Selbst wusste ich nicht, woher ich den Mut fand, einfach weiterzumachen, aber ich war froh deswegen.
„Danke erst einmal, dass du mich begleitest.“ „Kein Ding. Es ist ja schon dunkel.“ Er zwinkerte mir zu und öffnete die Türe nach draußen. Frische und kalte Luft strömte mir entgegen und ich war froh, mir noch eine Jacke angezogen zu haben. Ich zitterte leicht, doch überspielte dies mit einem Lächeln. „Ist dir kalt?“ Ich schüttelte den Kopf und versuchte knallhart nicht meine Hände um meinen Körper zu schlingen.
Ich war kein Mädchen und wollte nicht, wie in diesen 0815 Filmen seine Jacke haben. Nein.
Oder vielleicht doch.
Zeigen würde ich dies aber nie. Dafür war ich zu stolz.
Genau, stolz. Als hätte ich jemals so etwas wie Stolz besessen.
Niall neben mir blickte mich nur unsicher an, bevor er nichts mehr sagte und weiterging, dabei immer näher mir kam. „Du zitterst.“ „Nein tue ich nicht.“ Ich schaute ihm direkt in die Augen und wusste sofort, dass diese meine Schwachstelle waren.
Damn it.
Trotzdem blieb ich standhaft.
Nun ja, nicht gerade erfolgreich.
Aber ich versuchte es. Doch wie hieß es so schön? Versuchen war nicht tun. Also klappte es auch dementsprechend. Dementsprechend schlecht. „Liam-“ „Ich will deine Jacke nicht.“ Er lachte leise. „Das wollte ich dir gar nicht vorschlagen. Ich wollte dich fragen, warum du mir immer näher kommst, wenn dir anscheinend nicht kalt ist.“ Ein Lächeln bildete sich auf seine Züge.
Weil ich deine Nähe genieße?
Okay, ganz wahr war das nicht. Aber die Wahrheit dann doch. Ergab das Sinn? Ich wusste es nicht. Aber es war mir egal. „Darf ich nicht?“ „Doch, klar.“ Eine Weile war es still. Während ich auf den Boden starrte und wir immer weiter den Weg entlang gingen, konnte ich Nialls Blick förmlich auf mir spüren. Es war gelogen, wenn ich sagte, dass es mir unangenehm war. Irgendwie mochte ich es, wenn er mich ansah. Vielleicht gab es mir so eine Art Bestätigung, dass er auch wirklich neben mir stand.
Und nicht irgendjemand anderes.
„Du zitterst.“ Genervt blickte ich auf. „Nein.“ Mit fester Stimme versuchte ich das so Überzeugend wie möglich herüberzubekommen. „Doch.“ Er legte einen Arm um meine Schultern. Erst war ich geschockt, doch meine Augen weiteten sich erst, als er auf einmal seine Lippen an mein Ohr legte. „Ist dir jetzt wärmer?“
Vielleicht.
Mein Herzschlag verdoppelte sich. Stoßweiser Atem kam über meine Lippen. Meine Füße bewegten sich nicht mehr, waren wie paralysiert. Geschweige denn davon, dass ich ein Wort über meine Lippen brachte.
Er wusste, wie er auf mich wirkte.
Ein Lachen erklang und ich drehte meinen Kopf zu ihm. Vor vielleicht einer Sekunde hatte er sich von mir gelöst und somit stieß ich leicht mit meinen Kopf an seinem an. Ein weiteres Lachen erklang und ich versuchte nicht auch zu Lächeln. Gelang mir nicht wirklich.
„Wenigstens ist dir jetzt wärmer.“
Ich fragte mich, warum er das für mich tat. Ich fragte mich, warum ausgerechnet er auf einmal süß geworden war, besonders, dass er vor einer Woche nur mit mir ins Bett wollte. Vielleicht war das jetzt eine neue Methode, wie er dies tat? Ich wusste es nicht. Aber ich mochte es.
Vielleicht sogar zu sehr.
„Wir sind gleich da.“ Ich bemerkte gar nicht, dass wir schon so nah waren. Als ich mich umsah, erkannte ich die Gegend. Es waren vielleicht nur noch zwei Minuten zu mir nach Hause, von weitem erkannte ich sogar mein Haus. Irgendwie war ich traurig, aber auch erleichtert. Ich hatte mein erstes Date mit Niall – oder generell mit irgendjemanden – hinter mir, ohne irgendwelche Peinlichkeiten.
Wenn man den Handjob nicht dazu zählte.
Erschrocken zuckte ich etwas zusammen, als ich auf einmal etwas an meiner Hand spürte. Nein, wir hielten nicht Händchen. Das würde auch nicht zu Niall passen. Aber seine Hand hatte kurz meine berührt und somit wieder tausende von Schmetterlinge durch meinen Bauch fliegen lassen.
„Wir sind da.“ Es war eine Feststellung, die aus meinen Mund kam. Es war ganz einfach zu erklären, was wir gerade taten. Wir standen nur vor meiner Türe und wussten nicht, wie wir uns verabschieden sollten. „Dann gute Nacht, Liam.“ Ich erwartete eigentlich, dass er sich zu mir herunter beugte, um mir einen Kuss zu geben. Doch er wich meinen Lippen aus und streifte nur kurz meine Wange. „Wir sehen uns in der Schule.“ Er drückte leicht meine Hand.
Perplex stand ich da. Erst reagierte ich gar nicht, doch als Niall gerade die Stufen nach unten ging, rief ich seinen Namen. Ich musste etwas erfahren – es war eine Frage, die schon die ganze Zeit in meinem Kopf herumspukte. „Warum hast du dieses Date arrangiert?“ Ich sah nur seinen Rücken, bevor er sich umdrehte. „Ganz einfach. Ich wollte dich kennenlernen.“
So ganz glaubte ich ihm das nicht.
„Und warum tust du das Ganze? Ich dachte, du willst mich nur ins Bett bekommen. Es tut mir leid das so zu sagen, aber-“ „Weißt du Liam, denk nicht darüber nach. Ich bin nicht immer der Junge, für den man mich hält.“ Und dann verschwand er einfach, verschwand in die Dunkelheit. Und ließ einen verwirrten Liam – mich - vor einer Haustüre stehen, ohne einen Plan, was er damit andeuten wollte.
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„Mum.“ „Schatz-“ „Warum heute?“ Ich vergrub meinen Kopf in meine Hände und versuchte nicht genervt aufzustöhnen. „Ich will, dass du Zayns Vater besser kennenlernst.“ „Ich will aber nicht. Und solltet ihr euch nicht eigentlich trennen?“ Sie seufzte auf. „Wenn sich zwei Menschen lieben, dann trennen sich diese nicht so einfach.“
Ja genau. Und das hast du nicht bei meinem Vater vor acht Jahren sagen können.
„Ich will nicht.“ „Du musst aber. Und keine Wiederworte.“ „Du hast mich gefragt, ob ich will!“ Aufgebracht warf ich meine Hände in die Luft. „So sprichst du nicht mit mir, junger Mann. Ich hab dich gestern nicht dafür angeschrien, dass du länger draußen warst. Jetzt wirst du mir diesen Gefallen wohl tun können.“ Grummelnd versuchte ich nicht meinen Kopf auf die Tischplatte zu schlagen. Vor allem, als ich dann nichts anderes konnte, als einzuschlagen. „Gut.“
Auch wenn ich in den Hintergedanken an ihrem Argument zweifelte. Sie interessierte sich nicht für mich, deswegen hatte sie mich nicht angeschrien.
Ich bemerkte ihre Freude, die sich auf ihrem Gesicht ausbreitete. „Aber Zayn darf nichts davon erfahren.“ „Keine Sorge, Mum. Wegen dir hasst er mich jetzt.“ Ich verdrehte die Augen und biss von meinem Apfel ab, den ich die ganze Zeit neben mir liegen gelassen hatte.
„Gut. Dann isst du heute aber nichts mehr, wir gehen am Abend essen.“ Ich verdrehte die Augen und nickte. „Ach und zieh dir wieder etwas Ordentliches an. Deine neuen Klamotten… passen nicht.“ Leicht biss ich mir auf die Lippen, bevor ich meinen Kopf wieder zu einem Nicken ansetzte und dann in mein Zimmer verschwand. Ich hasste es, wenn sie mir sagte, was ich zu tun hatte.
Heute war das erste Mal, dass sie wieder richtig mit mir geredet hatte. Sonst bestanden unsere Gespräche aus maximal zehn Sätzen und das war’s. Seufzend legte ich mich auf mein Bett. Es war gerade um die fünf Uhr herum, das hieß, dass ich noch zwei Stunden Zeit hatte.
Konnte sie mich nicht früher fragen?
Als ich mich aufsetzte und meinen Rücken an der Wand anlehnte, stieß ich meinen Kopf leicht an dieser an. Mich störte es nicht, ich musste meine Gedanken eh wieder etwas Ordnung verschaffen. Und diesmal wanderten sie nicht zu Niall.
Ungewöhnlich.
Ich dachte an Zayn.
Nicht, dass ich an etwas wie Gefühle dachte. Gott nein. Aber ich dachte daran, ihn anzuschreiben. Was man nach ungefähr einer Woche tun sollte. Jedenfalls dachte ich das. Denn ich war es ihm schuldig.
Ich dachte daran, wie verletzt er ausgesehen hatte, ohne es zeigen zu wollen. Dass ich zu hart war und die falschen Worte gefunden hatte. Und diesmal schrieb ich ihm wirklich an.
Nicht mit der Erwartung, eine Antwort zu bekommen.
Eigentlich stellte ich ihm nur eine Frage. Nämlich, ob er okay sei. Wie erwartet, antwortete er nicht. Aber es war ja nicht so, als hätte ich geglaubt, dass ich eine Antwort bekam. Leider. Ich wusste auch nicht, ob er mir noch immer helfen würde, oder ich ihn überhaupt in der nächsten Woche noch sehen würde. Sicher war ich mir aber, dass er irgendwann einmal runterkommen und dann vielleicht auch mit mir reden würde.
Oder vielleicht war ich mir auch nicht so sicher, wie gesagt.
„Liam, mach dich fertig.“ Ich hörte ihren Ruf schon von so weit weg richtig laut. Ihre Stimme war richtig kräftig, also musste ich mir die Ohren etwas zuhalten. „Ja, mach ich schon Mutter.“ Ein Grummeln verließ meine Lippen, bevor ich mich unter die Dusche stellte. Gleich darauf wusch ich mich ab, ging dann Zähneputzen und ließ mein Handtuch um meine Hüften. Als ich mein Zimmer betrat, sah ich, dass meine Mutter mir schon ein Hemd und eine enge Hose zurecht gelegt hatte. Augenverdrehend nahm ich mir eine Boxershorts von meinem Kleidungsschrank und wollte diese gerade anziehen, als ich mein Handy vibrieren hörte.
Eine neue Nachricht.
Nein, sie war nicht von Zayn. Und nein, sie war auch nicht von Niall. Ich kannte die Nummer nicht. Sie war mir auch nicht als Unbekannt angezeigt worden. Es war eine ganz normale Nummer, die ich auf jeden Fall nicht kannte.
Heute um 22 Uhr an der Link Avenue. Ich erwarte dich. – E
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Angst hatte ich sogar nicht, denn, was wollte er denn schon tun? Vielleicht hatte er nur an die falsche Nummer das Ganze geschickt. Ja, vielleicht. Und ich war auch noch zu dumm, um wirklich zu glauben, dass es so war. Ach und so dumm, um neugierig dann wirklich dorthin zu gehen.
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Das Essen war in Ordnung. Das Gespräch? Scheiße. Meine Mutter? Peinlich. Zayns Vater? Humorlos. Ich? Nur etwas, um das Bild zu füllen. Mehr war dieser Abend nicht. Nur etwas, um eine perfekte Familie vorzutäuschen, die wir 1. Nicht sind und 2. Nie sein werden. Trotzdem tat ich mit, da meine Mutter mich mit einem tadelnden Blick anschaute. Seufzend nahm ich einen Schluck von meinem Wasser und schaute auf die Uhr.
Die Straße, ich hatte geschaut, wo diese war, befand sich eine viertel Stunde von hier entfernt. Es war gerade halb zehn, ich wusste nicht, ob ich das Ganze wirklich tun sollte. Es war doch nur eine Nachricht. Nur eine Nachricht, genau. Ich versuchte nicht nervös zu wirken, vergebungslos.
„Mum. Ich muss gehen.“ „Wo willst du denn hin?“ „Wenn du nicht willst, dass Zayn hiervon erfährt, dann darf ich ohne eine Erklärung gehen.“ Ich blitzte sie wütend an. Okay, vielleicht war das nicht der beste Weg, aber er klappte. „Okay, Liam.“ Ihre Augen formten sich zu Schlitzen. „Aber sei um vierundzwanzig Uhr maximal zu Hause.“ Ich seufzte auf und nickte, bevor ich aufstand und meine Serviette auf den Tisch legte. „Viel.. Spaß noch.“ Zuckersüß lächelte ich Zayns Vater an, der mir total unsympathisch vorkam. Und dann ging ich einfach.
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Der Weg war nicht lang. Nein, aber den Mut zusammenzubekommen, dorthin zu gehen, das hatte lange gebraucht. Vielleicht auch zu lange.
Ich sah einen Jungen an einer Wand gelehnt. Er hatte rotbraune Haare, rauchte eine Zigarette und blickte sich um. Hinter ihm stand ein Junge, den ich nicht identifizieren konnte. Aber als er hinaus aus dem Schatten trat, konnte ich es. Und ich konnte alles mitverfolgen.
Und ratet einmal wer gerade neben diesem Unbekannten stand.
Genau, Zayn.
Verwirrt versteckte ich mich, sodass niemand von den zweien sehen konnte, dass ich da war. Ich versuchte auch so leise wie möglich sein.
„Evan, du hast das Geld noch immer nicht?“ Zayn war bedrohlich. Ich kannte ihn so nicht. Er ging den Jungen zwar nicht an, aber ich sah, dass seine Augen eine Bedrohlichkeit ausstrahlten, welche ich nicht kannte. Jedenfalls nicht von ihm.
„Nein, du weißt das. Ich brauche Zeit.“ Seine Zigarette flog auf den Boden. „Ich brauche es, verdammt.“ Der Punk warf seine Hände in die Luft und gab dabei einen kleinen Anblick seines Sixpacks, als sein T-Shirt nach oben rutschte. „Du schuldest mir eintausend Euro.“
Ich bemerkte, wie Zayn auf einmal einen Ruck nach vorne machte und den seelenruhigen Unbekannten – der wohl Evan hieß – an die Wand drückte. „Du wirst wohl nicht vor deinem Schwarm einen Übergriff machen, oder?“ Ein Grinsen entblößte seine Zähne. Ich wusste nicht, von was er redete und vielleicht wollte ich es auch nicht wissen.
Zayn hatte einen Schwarm?
„Was meinst du?“ „Ich weiß doch, dass du einen kleinen Freund hast. Er schaut sicher gerade zu. Vielleicht hinter dieser Ecke?“ Er zeigte erst in die falsche Richtung. „Oder vielleicht da?“ Er zeigte genau in meine Richtung und ich wusste, dass er mich gesehen hatte. Aber mich konnte er nicht meinen.
„Du..“ „Sag lieber nichts, sonst verrät es dich noch. Ich muss jetzt los, bis nächste Woche habe ich das Geld zusammen.“ Er leichtes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen ab, bevor er zu mir schaute und auf einmal blinzelte, um mir zu zeigen, dass er mich gesehen hatte.
Scheiße. Ich hätte doch nicht kommen sollen.
„Shit.“ Ich hörte Zayn fluchen, bevor er sich hastig in die Hosentasche griff und sich eine Zigarette anzündete. Dann musterte ich ihn. Es war mir egal, was davor passiert war. Ich hatte Zayn einfach so lange nicht mehr gesehen.
Und ich wusste nicht warum es mir so viel Kummer bereitet hatte.
Seine Augen waren mit dunklen Augenringen gekennzeichnet. Er schminkte sich mehr, als zuvor. Der Eyeliner war nun über sein ganzes Auge nachgezogen und hüllte dieses in schwarz ein. Ich erkannte an seinem Arm, dass ein neues Tattoo darauf war, doch ich konnte es von weitem nicht so gut erkennen.
Erschrocken presste ich meine Augen zusammen, als ich beim Beobachten ein Schritt nach vorne machte und somit ein lautes Geräusch erzeugte. „Liam, du kannst herauskommen. Ich hab dich gesehen.“ Es war ungewohnt seine Stimme so rau zu hören, wenn er mit mir sprach. Mit diesem Evan war mir das egal, doch er schien gerade von irgendetwas bedrückt zu sein.
Nur mit dem Unterschied, dass ich das Irgendetwas kannte.
Er lehnte noch immer an der Wand, ein Bein an dieser angelehnt. Die Arme verschränkt, während die Hand die Zigarette hielt. Er sagte nichts, sondern musterte mich. „Was machst du hier?“ Er tat so, als wäre davor nichts passiert.
Und verdammt, er konnte das gut.
Ich bekam keine Gelegenheit ihn darauf anzusprechen. „Du weißt doch, dass es hier zu gefährlich ist.“ Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. „Komm, ich begleite dich nach Hause. Du scheinst eh nichts sagen zu wollen.“ Er schüttelte den Kopf und warf seine Zigarette auf den Boden, zertrat diese. „Okay.“ Ich schluckte hörbar und ließ ihn voran gehen.
„Du hast nicht auf meine Nachricht geantwortet“, stellte ich fest und blickte in seine braunen Augen. „Ich war beschäftigt.“ Ja, damit zu drohen. „Aha.“ Ich schluckte. „Hör einmal, Liam. Du musst jetzt nicht anders handeln, nur weil du mich wieder siehst. Ich bin nicht mehr böse auf dich.“ Das glaub ich dir kaum.
„Hm.“ Eigentlich freute ich mich, ihn wiederzusehen. Doch mich plagte der Gedanke an den geheimnisvollen Jungen. Er war hübsch – aber noch immer nicht so hübsch wie Zayn. Warte, nein, ich meinte Niall. Auch wenn Zayn nicht gerade hässlich war. „Babe, sei nicht so.“ „Wie denn?“ Ich blickte zu ihm herauf. „Ich musste ohne dich eine Woche aushalten und wurde dabei von Niall belagert. Nicht, dass es mich gestört hatte, aber ohne deinen Tipps bin ich komplett geliefert.“
Zayn seufzte auf. „Bitte, hör ein einziges Mal auf, immer an Niall zu denken. Denke einmal daran, warum ich wütend auf dich bin oder war. Das mit meinen Vater war nur eine kurze Zeit.“ Ich verstand nicht, was er meinte.
„Du willst es nicht verstehen, oder? Ich bin wütend auf dich, weil es mir scheiße ging wegen meinem Vater und du nur an Niall denkst. Ja, ich weiß, dass du ihn liebst und ja, ich weiß, dass du ihn vergötterst. Aber es ging einmal um mich. Ich helfe dir sonst auch immer.“
„Was willst du jetzt von mir hören, Zayn? Wir kennen uns nur wegen ihm. Es ist doch klar, dass ich nur an ihn denke, wenn wir zusammen sind.“ Er schluckte, ich tat genau dasselbe. „Okay, denk was du willst.“ Seine Miene erhellte sich nicht gerade. „Wir sind gleich da. Ich begleite dich nur noch zur Türe.“ Er schüttelte enttäuscht mit seinem Kopf, bevor er meinen Unterarm packte und mich schneller zu meinem Haus zerrte. „Ich werde dir weiterhin helfen, bevor du fragst. Aber ich habe diese Woche noch etwas zu erledigen.“ Er trat mit mir zur Türe und lehnte sich an dieser an. „Okay.“ Ich blickte ihn auffordernd an. „Darf ich?“ Er musterte mich von oben bis unten, bevor er sich abstieß und dann einen Schritt auf die Seite machte.
„Dann tschüss.“ Er machte Anstalten zu gehen, doch ich hielt ihn auf. „Zayn… kannst du mir nur heute helfen? Niall und ich sind… intim geworden und jetzt habe ich Angst vor morgen.“ Und ich hatte Angst diese Wörter zu sagen.
„Du weißt, dass ich das jetzt nur mache, damit ich mich etwas abreagieren kann, oder?“ Er schaute mich fragend an und ich nickte.
„Okay, unsere nächste Aufgabe wird sein, dich mehr in Sachen Sex zu unterrichten. Also werde ich dir zeigen, wie du wirklich mit einem Jungen schläfst.“
Meine Sinne waren wie abgeschalten. Ich hörte nur das Pochen meines Herzens, welches unregelmäßig schlug. Meine Augen waren geschlossen, also sah ich nur in vollkommene Schwärze. Fest aufeinander gepresste Lippen, veranlassten mich dazu, schnell durch meine Nase aus und ein zu atmen. Dieser Prozess des Schockes dauerte vielleicht nur fünfzig Millisekunden, bis ich mich wieder vollkommen im hier und jetzt. Meine Hände schwitzten, sodass ich diese unauffällig an meiner Hose abwischte. Durch meinen trockenen Mund, konnte ich erst einmal keine Aussage treffen, sodass ich nur überrumpelt dastand.
Diese Antwort war nicht die, die ich erwartet hatte. Ich hatte mir nicht erhofft, eine sexuelle Aufgabe als nächstes zu haben. Generell hatte ich nicht gedacht, dass wir in weitere sexuelle Dinge verwickelt werden würden. Nicht nachdem Niall und ich so lange zusammen etwas getan hatten. Deswegen fand ich am Anfang keine Antwort, meine Gedanken waren wie ausgelöscht, sodass sich kein Satz in meinem Gedächtnis formen ließe. Sein auffordernder Blick brachte mich dazu, verzweifelt eine Bewegung zu tun, die von meinem Gehirn aus zu meinen Zähnen gesendet wurde, damit diese sich an meiner Lippe zu schaffen machten.
So standen wir gefühlte Minuten da. In echt waren nur ein paar Sekunden vergangen, in denen mein Gedächtnis endlich wieder zu arbeiten begann. Ich wollte meinen Mund öffnen und meine Antwort treffen, doch bevor ich nur eine einzelne dieser Dinge tun konnte, wurde ich durch Zayns rauchige Stimme unterbrochen.
„Du weißt sicher, warum ich dir diese Aufgabe gestellt habe.“ Ein zögerliches Grinsen nahm den Platz statt des konzentrierten Gesichtsausdruckes, den er davor hatte, ein. Langsam lösten sich meine fest aufeinander gepressten Lippen voneinander und formten schon den Anfangsbuchstaben, des Wortes, welches ich sagen wollte, doch Zayn war schneller. Seine Hand legte sich auf meine Wange, streifte leicht darüber, bevor er sich abwandte.
„Ich wusste genau, dass du nein sagen würdest.“ Er schüttelte den Kopf und eine ruckartige Bewegung seines Fußes war zu erkennen, welcher einen Schritt nach hinten machte. Mit mir ringend, ob ich nun seine Aussage bestätigen sollte, oder nicht, bemerkte ich erst nicht, dass er schon einen Meter von mir entfernt stand. „Das ist auch der Grund, warum ich plötzlich zugestimmt habe, dir zu helfen. Weil du meine Hilfe nicht annehmen würdest.“ Ich bemerkte, wie sein Lächeln zu etwas anderem überging. Ich erkannte es nicht, sein Ausdruck war versteckt – keine einzige Emotion war darin zu erkennen. Emotionslos. „Deswegen gehe ich jetzt auch. Wir werden uns schon wieder sehen.“
Noch immer kämpfte ich in mir, meinen Mund endlich aufzubekommen. Ich wollte ihm zeigen, dass er falsch lag. Ich wollte ihm zeigen, dass ich seine Hilfe doch annahm, egal, ob sie so viel von mir abverlangte. Auch wenn ich so meine Jungfräulichkeit an Zayn verlor. Deswegen beschloss ich endlich, mich zu äußern. Es war mir egal, ob er schon ein paar Schritte von mir entfernt stand, oder dass nur sein Rücken mir gewidmet war. Jetzt zählte nur meine Antwort.
„Ja.“ Es war nur ein Flüstern. Es hang auch kein Zusammenhang zu dem, das Zayn mir vorhin gesagt hatte. Doch das machte nichts, denn er schien so wieder zum Stillstand gekommen zu sein. Bemerkend, wie er zögerlich seinen Kopf wandte und zu mir blickte, wurde ich immer unsicherer.
Hätte ich das sagen sollen?
Doch es war schon zu spät. Und bereuen tat ich es komischerweise auch nicht. Ich wollte wirklich, dass er mit mir schlief, auch wenn ich in jemanden anderes verliebt war.
Ergab das überhaupt Sinn?
„Was?“ Zayn dachte anscheinend, dass er sich verhört hatte, doch dies war nicht der Fall. „Du weißt, was ich gemeint habe.“ Langsam ging ich eine Treppe nach der anderen herunter und kam ihm so näher. „Du liegst nämlich falsch. Ich nehme deine Hilfe an.“ Nun stand ich vor ihm, meine Schüchternheit überhaupt nicht mehr zu erkennen. Ich war nicht mehr zu erkennen. Es war so, als hätten Zayn und ich Rollen getauscht. Doch das hielt nicht lange an, denn als ich gerade meine Hand auf seine Brust legen wollte, stoppte Zayn mein Vorhaben. Ich spürte seine Finger, die sich langsam um mein Handgelenk schlossen und etwas fester zudrückten.
Nun war ich an der Reihe, wieder meine schüchterne Seite zu zeigen, als er mich an sich zog und nun sein Atem direkt gegen meinen stieß und somit eine Gänsehaut entfachte, welche sich auf meinen Armen ausbreitete. „Wenn du jetzt ja sagst, werde ich nicht aufhören.“ Schluckend bemerkte ich seine Lippen, die kurz auf meinen Mundwinkeln lagen, bevor sich diese direkt vor meinem Ohr befanden. „Wenn du das wirklich willst, dann werde ich dir alles zeigen.“ Augenblicklich wurde mir heiß, aber auch kalt zugleich.
Sein Arm wanderte meine Hüfte hinauf, bis zu meiner Taille, bevor er seine Hand mit einem festen Griff darum legte und uns noch enger aneinander zog. Unsere Körper berührten sich und mein Herzschlag erhöhte sich rasend. Vielleicht war es meine Aufregung, in der ich genau wusste, dass ich gleich mit ihm schlafen würde, oder die Angst, die sich breit machte, als ich genau daran dachte.
War es wirklich richtig, das hier jetzt zu tun?
Meine Entscheidung wurde mir abgenommen, indem Zayn sanft seine Lippen auf meine drückte. Ich erwiderte es, erhöhte den Druck, sodass eine wilde Knutscherei entstand, in der Zayn mich die Stiegen hinauf beförderte und gegen die Türe drückte. „Mach sie auf“, flüsterte er gegen meine Lippen, bevor ich mit zitternden Händen meinen Schlüssel aus der Hosentasche holte. Am Anfang schaffte ich es nicht, das Schlüsselloch zu treffen, sodass Zayn mir etwas helfen musste. Ich sah seinen besorgten Gesichtsausdruck, der mich fragend ansah und so etwas wie ‚ob ich wirklich sicher war, dass ich dies hier tun wollte‘, symbolisierte. Doch ich ging nicht darauf ein und zog Zayn nur mit mir mit ins Haus.
Eigentlich sollte ich jetzt Schuldgefühle haben. Ich sollte mich schuldig fühlen, dass ich hier mit einer Person, die nicht Niall war, Dinge machte, die auch nicht gerade jugendfrei waren. Trotzdem, irgendwie war gerade alles in mir ausgeschalten. Es half mir – und ich würde die Hilfe annehmen.
Weil ich verdammt noch einmal verzweifelt war.
Zayns warme Hände fuhren unter mein T-Shirt, schoben dieses ein Stückchen hinauf, sodass meine Haut entblößt wurde. Ich spürte, wie er mit einem Daumen an der Stelle entlang strich, seine Finger von unten nach oben meine Haut liebkosten. Ich ließ mich fallen, schloss die Augen, sodass ich nur Schwärze um mich herum sah. Doch das machte mir nichts, lieber strebte ich seinen Berührungen entgegen, genoss das Gefühl, welches mir mein Tastsinn gab.
Weiche Lippen trafen auf die Stelle zwischen meinem Hals und meiner Schulter, saugten daran und brachten mich in einen Zustand, der mich alles vergessen ließ. Heißer Atem, der danach auf diese Position traf, half mir nicht dabei meine Gedanken zu ordnen. Generell schaltete sich alles in mir ab, meine Augen waren noch immer aufeinander gepresst, meine Lippen öffneten sich nach und nach immer weiter, sodass ein Keuchen aus meinem Mund entkommen konnte.
In diesem Zustand befand ich mich lange. Zayn ließ sich Zeit, strich mir immer wieder mit seinen Fingern über die entblößte Haut, die sich zeigte, wenn er den Ansatz meines T-Shirts etwas nach oben schob. Genauso wiederholte er das Spiel bei der empfindlichen Stelle zwischen meinem Hals und der Schulter, saugte daran, sodass ich mir sicher war, dass sich dort ein Knutschfleck befinden würde, wenn ich das nächste Mal in den Spiegel schaute. Doch dies machte mir nichts, es war so, als wäre diese Information nie in mein Gehirn gelangt, es war auch so, dass es mir relativ egal war. Aber wirklich egal. Denn wie sollte ich darüber nachdenken können, wenn sich ein anderer Mann gegen mich drückte, seine Hände über meine Haut fahren ließ und dabei immer weiter an meinem Hals saugte? Natürlich bekam ich Gänsehaut, mein Körper erhitzte sich von 35 auf 100 Grad, jedenfalls kam es mir so vor.
Als ich meine Augen öffnete, sah ich am Anfang etwas verschwommen. Die Sicht war nicht klar, sodass ich Zayns Gesicht nicht ausmachen konnte. Doch dies dauerte nur eine Sekunde, bis ich in den braunen Iris von Zayn blicken konnte. Er schaute mir direkt in die Augen, blickte nicht eine einzelne Sekunde weg. Gefangen genommen von dem Gefühl, welches mich durchflutete, störte mich das Ganze nicht. Im Gegenteil, es brachte mir die Bestätigung, dass das Ganze hier real war. Auch wenn es nicht die Augen von Niall waren, auch wenn diese nicht die Farbe Blau enthielten, sie gaben mir ein sicheres Gefühl.
Ja genau, auch wenn es mit Niall besser gewesen wäre.
Aber ich war jetzt hier bei Zayn. Ich musste das hier tun, ich wollte es tun. Denn es war eine Hilfe, die ich annehmen konnte. Wenn ich dies nicht tat, dann war das eine Entscheidung von mir, welche mich den hungrigen Wölfen als Fraß vorwarf. Deswegen zierte ich mich nicht. Das erste Mal in meinem Leben handelte ich nicht so, als wäre mir das Ganze komplett peinlich.
Nun, aber niemand hatte etwas von denken gesagt.
„Liam?“ Ich seufzte frustriert auf, als er seine Hände von meiner Hüfte löste. Nicht ein Hautkontakt war zu spüren, nur seine Augen, die langsam von meinen Lippen zu meinen wanderten. Ein Gemurmel, das sich wie ein ‚mhm‘ anhörte, entkam aus meinem Mund, nicht in Stande etwas Produktives zustande zu bekommen. Vor allem nicht, als sich seine Finger um mein Handgelenk schlossen, denn dies führte zu einer Rotfärbung meiner Wangen, welches nur mit einem süßen Lächeln kommentierte. „Wie wäre es, wenn wir in deinem Zimmer weitermachen?“
Und genau das taten wir.
Zayns POV
Dauerhafte Gänsehaut bildete sich. Hitze und Lust waren die einzigen zwei Dinge, die ich in dieser Situation noch wahrnehmen konnte. Die Berührungen, die durch den Kontakt unserer Haut zustanden kamen, brachten mich dazu, alles um mich herum zu vergessen. Sie veranlassten mich dazu, einfach zu handeln, nicht nachzudenken.
Einfach nachzugeben.
Mein Atem ging stoßend, mein Griff um Liams Handgelenk verstärkte sich immer mehr, damit ich mich beruhigte. Ich hörte Liam hinter mir, der vor Schmerz keuchte, sodass ich etwas von ihm abließ. Die Schritte hallten, als wir die Treppen nach oben gingen, immer mehr in die Nähe seines Zimmers. Als ich meine Hand hob, konnte ich sehen, wie diese minimal anfing zu zittern. Schon der Gedanke daran, dass wir zwei gleich zusammen schlafen würden, brachte mein Inneres dazu vor Nervosität und Lust zu brodeln. Ich konnte nichts dafür, Liam war einfach er.
Er war perfekt.
Perfekt auf seine Art und Weise.
Als ich den letzten Schritt gegangen war, biss ich mir leicht auf die Unterlippe. Liam sah mich nicht, er war viel mehr damit beschäftigt auf meine Hand zu blicken, mit der ich ihn noch immer festhielt. Langsam drückte ich die Türschnalle nach unten, öffnete somit die Türe und trat ein. Zögerlich nahm ich meine Hand von seinem Gelenk und wartete, bis er nach mir eingetreten war. Er schloss hinter sich die Türe, blickte dann wieder auf.
Und seine braunen Augen trafen auf meine. Ich liebte es seinen Iris zu mustern, die Gefühle, die darin versteckt waren, auszumachen. Ich liebte es generell, wie sich Liam in meiner Nähe benahm, wie er unschuldig, aber so heiß zugleich war. Er wusste einfach nicht, wie er auf mich wirkte. Er wusste nicht, dass er jeden haben könnte, den er wollte.
Doch er wollte Niall.
Ich schüttelte den Gedanken ab. Sonst würde ich aus Wut vielleicht zu schnell voranschreiten, ihn nicht richtig behandeln. Und das wollte ich nicht. Als Liam vorausging, um zum Bett anzusteuern, konnte ich seine hintere Hälfte betrachten. Ich mochte es, wie er seine Hosen trug, weil sie zu eng waren. Bei dem Anblick biss ich mir auf die Lippe. Entgehen lassen konnte ich mir aber auch nicht, meine Arme um seine Taille zu legen, als ich dicht hinter ihm stand.
„Küss mich“, flüsterte ich knapp an sein Ohr. Ich hatte mich dazu entschieden ihn zu mir zu ziehen, als wir direkt vor seinem Bett standen. Es war eine eher unangenehme Position sich zu küssen, also drehte er seinen Körper um 180 Grad, sodass wir nun Gesicht zu Gesicht dastanden. Ich beugte mich etwas nach vorne, sodass unsere Nasenspitzen sich berührten. Ich mochte, wie Liam zögerlich auf meine Lippen blickte. Es gab ihm die Wirkung, dass er unschuldig war.
Was er wohl nach dieser Nacht nicht mehr sein würde.
Beim dem Gedanken wurde mir heiß, Lust und Frustration stauten sich in mir an, weil ich es nicht abwarten konnte. Ich wollte dies tun. Und jetzt, als ich seine Bestätigung hatte, hielt mich nichts davon ab.
Mein Gedankengang wurde durch weiche Lippen unterbrochen, die sanft auf mir lagen. Ich verehrte die Art, wie Liam küsste, ich mochte es, dass er von Natur aus ein guter Küsser war. Seine Lippen waren einfach dazu geschaffen worden, wunderbare Dinge damit zu machen, mich in einen Zustand zu bringen, der mich ans Ende meines Verstandes bringen würde.
Ich erwiderte nach dem unsere Münder in Kontakt gekommen waren. Langsam, aber trotzdem fordernd, erhöhte ich den Druck, sodass ich ihm signalisierte, dass er ruhig etwas wilder sein konnte und sich nicht zurückhalten musste. Ich liebte es nämlich, wenn er dominant wurde. Es machte mich an.
Und genau das passierte auch. Er wurde dominant, sodass ich mich verlangend gegen ihn drückte. Durch den Schwung, den ich dadurch aufbrachte, flog Liam rückwärts ins Bett. Ich ließ mich mitziehen, auch wenn ich mit Leichtigkeit stehen bleiben konnte. Dafür mochte ich unsere Lippen, die sich immer im gleichen Rhythmus gegeneinander bewegten zu sehr.
Als wir weiterhin so dalagen, sein Mund gegen meiner, entwickelte sich das langsam zu einer Knutscherei, in der ich meine Finger unter sein T-Shirt wandern ließ, sodass ich ihm dieses ausziehen konnte. Und genau das tat ich auch. Es war ein guter Anblick, trotz fehlender Muskeln hatte er einen perfekten Körperbau, einen Körper, der schon bald von mir in Beschlag genommen werden würde.
Und genau auf das freute ich mich schon.
Langsam ließen meine Lippen von seinen ab, entlockte ihm ein Geräusch, welches sich wirklich heiß anhörte. Seine Augen waren geschlossen, als ich sein Gesicht musterte. Als er diese aber öffnete, ließ ich meinen Blick zu seinem Hals wandern, zielte direkt zu diesem hin. Leicht biss ich in die Stelle, um daraufhin leicht daran zu saugen. Er würde einen zweiten Knutschfleck haben und genau das war auch mein Plan. Niall konnte ruhig wissen, was wir treiben würden.
Währenddessen öffnete ich seinen Hosenknopf, zog den Reißverschluss nach unten, sodass ich seinen Steifen durch die Hose durch spüren konnte. Leicht drückte ich dagegen, entlockte Liam somit ein heißes Stöhnen, welches leise über seine Lippen in mein Ohr drang. Noch immer machte ich mich an seinem Hals zu schaffen, bemerkte, dass Liam sich unter meinen Berührungen anspannte.
„Entspann dich.“ Ich ließ meinen Atem in unregelmäßigen Stößen gegen seine Haut treffen, grinste dabei, als ich die Gänsehaut bemerkte, die sich an der Stelle ausbreitete. Doch ich konzentrierte mich auf meine Handlung, die ich im unteren Bereich durchführte. Denn ich verstärkte den Druck, entlockte ihm weitere Geräusche, die mich immer weiter tun ließen. So weit, dass ich seine Hose bis zu seinen Kniekehlen runterzog, aber dabei den Kontakt meiner Lippen mit seiner Haut nicht unterbrachte. Nun war mein Mund an seiner Brust, während meine Hand wieder nach oben strich, entlang seines Schenkels, bis zu seiner Boxershorts, in der nun alles zu sehen war.
Es war heiß.
Kurz leckte ich mir über die Lippen. Ich liebte es, wenn Liam sich mir unterwarf, mich alles mit ihm anstellen ließ, ohne einen Einwand einzuwerfen. Ich liebte es, wenn er durch meine Berührungen auch Lust verspürte. Es machte mich nur an, es verführte mich auf eine andere Art und Weise.
Doch wer würde bei so einem Anblick nicht sofort angeturnt sein?
Langsam wanderte ich mit einem Finger je Hand unter seinen Bund, nahm noch zwei weitere dazu, bis ich diesen etwas nach unten schieben konnte und dadurch besser an seinen Penis kam – ihn auch besser in die Hand nehmen konnte. Ich mochte es nämlich, wenn er meinen Berührungen entgegen strebte. Und genau das tat er dann auch – er hob sein Becken.
Gott, bei dem Anblick musste ich dann doch schlucken.
Liam merkte nichts davon. Als ich meinen Blick wieder hob, um in Liams Gesicht sehen zu können, bemerkte ich seinen Kopf, der zurückgelegt war, seine Zähne, die auf seine Lippen bissen und die Haare, die verschwitzt auf seiner Stirn klebten, obwohl ich noch gar nicht angefangen hatte.
Doch das tat ich jetzt.
Langsam fing ich an meine Hand auf und ab zu bewegen, genauso, wie er es mochte. Keuchen waren die einzigen Geräusche, die zu hören waren, gemischt mit meinem schnellen Atem. Ich war auf die Seite gedreht, sodass ich besser an ihn rankam. Trotzdem ließ ich meine Lippen noch einmal auf seine Brust ab und saugte an seiner Brustwarze, brachte ihn dadurch in einen Zustand, der sicher viel von ihm verlangte.
Doch auch von mir, denn ich wollte nicht zu schnell voranschreiten.
„Zayn.“ Ich hörte seine Stimme wieder. Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich sie nicht verdammt heiß fand, wenn er kurz davor war, zu kommen. Ich würde auch lügen, wenn ich sagte, dass ich seine Stimme generell heiß fand. Aber das war ein anderes Problem. „Ich..“ Es war nur ein Flüstern. Als ich mich von seiner Haut löste, zu ihm blickte und sah, dass seine Augen fest aufeinander gepresst waren, hörte ich auf.
Denn meinen Spaß wollte ich trotzdem haben.
„Zayn.“ Schon wieder mein Name. Doch diesmal kam er nicht mit einem Stöhnen aus seinem Mund, sondern mit einem frustrierten Laut, der mich dazu brachte, weiterhin zu handeln. Schnell zog ich mir das T-Shirt über den Kopf, entblößte meine Tattoos. Es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, dass mir Liams Blick über meinen Körper nicht gefiel. Denn ich liebte es zu wissen, dass er meinen Körper mochte. Denn das erkannte ich an seinem verdammten Blick, der mich verlangend musterte. Und das stoppte mich nicht, nein.
Ich machte schneller weiter, als sonst schon.
„Liam, hilf mir einmal.“ Ich ließ meine Hände zu dem Bund meiner Hose wandern, biss mir auf die Lippen und fuhr dabei mit dem Finger hin und her.
Er schluckte und ich blickte nur starr zu ihm, leckte mir über meine Unterlippe und grinste ihn anzüglich an. „Vielleicht könntest du mir auch etwas Abhilfe schaffen, so wie ich es getan habe.“ Ich blinzelte ihm zu. „Aber viel besser wäre es mit deinem Mund und deiner Zunge, nicht wahr?“
Ich wusste, dass ich ihn mit diesen Worten verunsichere. Aber nachdem ich ihm gesagt hatte, dass es keinen Ausweg geben würde, wusste ich auch, dass er nicht aufhören würde. Deswegen tat er es auch. Er setzte sich auf, sein Rücken traf auf die kalte Wand hinter sich. Ich konnte an seinem Hals erkennen, dass er schluckte, denn sein Kehlkopf sprang einmal auf und ab. Er war nervös, das konnte ich verraten. Doch ich konnte es nicht erwarten, er war einfach so gut mit seinem Mund.
Zu gut, dafür, dass das sein erstes Mal vor kurzem gewesen war.
Er beugte sich nach vorne. Ich saß mit ausgestrecktem Knie da, sodass Liam ziemlich gut zu meiner Hose hinkam. Um ihm zu helfen, da seine Hände ziemlich zitterten, machte ich selbst den obersten Knopf meiner Jeans auf, doch die weiteren musste wohl Liam öffnen. Leicht biss ich mir auf die Lippen, als er dabei auf mein schon hartes Glied stieß. Ich keuchte, ließ meinen Kopf zurückfallen und wartete, bis er mir die Jeans bis nach unten zog. Und das schaffte er schnell, nur war ich nicht darauf vorbereitet, dass er meine Boxershorts mitnahm.
Ein Keuchen von meiner Seite aus war zu vernehmen. Vor allem, als Liam sich noch mehr nach vorne beugte, sein Atem auf mein Glied traf. Denn da war es um mich geschehen. Gleich als er seine Hand zögerlich wieder um meinen Schaft legte und seine Lippen erst meine Eichel berührten, fuhr ich mit meinen Finger durch seine Haare, griff in diese. Doch ich war nicht aggressiv, ich hielt mich zurück.
Was bei ihm verdammt schwer war.
Trotzdem stieß ich leicht zu. Es war wie ein Reflex – eine Gewohnheit, die ich nicht unterdrücken konnte. Doch ich blieb sanft, sodass er nicht würgen musste. Denn das brauchte er nicht, er war auch schon so perfekt, auch wenn er ‚mich‘ nicht ganz in den Mund nahm.
So ging es die ganze Zeit weiter. Mein Kopf lag in meinem Nacken, meine Lippen zwischen meinen Zähnen eingequetscht. Ein paar Mal stöhnte ich, ließ mich vollkommen fallen. Denn mir war dies nicht peinlich – ich wollte ihm zeigen, wie sehr mich dies anmachte. Vor allem, als er auf einmal schneller wurde, als er wirklich versuchte mich zu meinem Höhepunkt zu bringen. Und ich war nah dran – wirklich nah. Genau deswegen ließ ich dann auf von ihm ab, sah, dass er mich vollkommen unschuldig anstarrte.
Und verdammt das sollte er lassen.
„Auch wenn ich dich gerne weitermachen lassen wollte.“ Auch wenn ich fast wegen dir verrückt geworden wäre. „Machen wir das hier ja wegen deinem ersten Mal.“ Ich legte meine Hand auf seine Schulter, drückte ihn auf das Bett. „Das heißt, dass wir nun etwas weiter gehen…“ Meine Hand wanderte von seiner Brust bis zu seinem Steifen, streifte kurz über seine Eichel, bis ich sie nach rechts wendete, auf seinen Arsch legte und meinen Kopf zu ihm herunterbeugte. Mein Atem stieß unregelmäßig gegen seinen, das Ganze verlangte ziemlich viel von mir ab. Ich zwang mich dazu, ihn nicht wieder fordernd zu küssen. Ich musste ihn vorbereiten, also küsste ich ihn erst, als ich eine Antwort von ihm bekam, wann ich meinen ersten Finger einsetzen konnte, wann er wirklich soweit war.
Als ich ein Nicken von ihm bekam, drang ich das erste Mal mit einem Finger in ihn ein. Er war eng und das Versteifen half mir nicht dabei. „Wenn du dich nicht entspannst, kann es wehtun. Bleib locker, verspann dich nicht.“ Ich flüsterte die Worte an seinen Lippen.
Als er aber nicht genau das tat, was ich ihm gesagt hatte, fing ich an ihn zu küssen, damit er abgelenkt war. Und das half, das half sogar ziemlich gut. Denn nach kurzer Zeit konnte ich einen zweiten Finger einsetzen und bald hörte ich auch ein Stöhnen aus seinem Mund kommen, welches von meinen Lippen gedämpft wurde. Es war einfach nur ein heißes Geräusch.
Ein verdammt heißes Geräusch.
„Bist du soweit?“ Ich löste mich schwer atmend, blickte ihn fragend an. Erst zögerte er, bis er nickte und seinen Kopf in den Nacken legte, weil ich noch immer nicht aufgehört hatte meine Finger in ihm zu bewegen. „Wirklich?“ Mit einem vollkommenen aufgelösten Gesicht, nickte er mir zu. Dann schloss er die Augen und presste seine Lippen aufeinander. Doch als ich aufstand, blickte er mich fragend und frustriert zugleich an. Ich antwortete auf diesen Gesichtsausdruck nicht, ich holte einfach ein Kondom, welches sich in meiner Hosentasche befand.
Ja jetzt konnte man sonst was von mir denken.
Liam starrte geschockt in meine Richtung. Belustigt schüttelte ich den Kopf. „Was dachtest du?“ Ich schüttelte das Kondom vor seinen Augen und zwinkerte ihm zu. „Das wir ohne Schutz miteinander schlafen?“ Er antwortete mir nicht, nicht einmal sein Kopf zeigte eine Bewegung. Nur seine Augen strahlten ein Verlangen aus, welches mich dazu brachte, aufzuhören zu reden und einfach zu handeln, sodass ich nach zwei Sekunden wieder auf ihm drauf lag, unsere Körper aneinander gedrückt.
Ich küsste ihn langsam, um ihn etwas von dem Gedanken abzuhalten, dass ich mich bald in ihm drin befinden würde und öffnete dann das Kondom, stülpte es über mein Glied. „Denk nicht zu viel darüber nach. Es wird dir noch gefallen.“ Ich zwinkerte ihm zu.
Und mir würde es mehr als nur gefallen.
Liam biss sich auf die Lippen. Doch ich ließ dies nicht zu, auch wenn es heiß aussah. Denn ich küsste ihn, während ich mich langsam platzierte. „Bereit?“ „Bereit“, flüsterte er direkt an meinen Lippen brachte mir eine Gänsehaut ein, die er Gott sei Dank nicht bemerkte. „Okay.“ Und dann drang ich in ihn ein. Erst langsam, nicht ganz. Doch nach ein paar Sekunden, in denen ich immer versuchte, nachdem er sich verkrampfte, still zu bleiben, war ich ganz in ihm drinnen.
Und verdammt er war eng.
Ich verweilte, löste mich von seinen Lippen und wartete, bis er seine Augen nicht mehr fest zusammenkniff. „Kann ich…?“ „Mach einfach.“ Und das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Trotzdem war ich am Anfang langsam, bis ich erst wieder schneller wurde. Sein Stöhnen brachte mich nicht gerade dazu, mein Tempo nicht zu erhöhen. Und irgendwie wollte er, dass ich mich schneller bewegte, denn er streckte mir sein Becken entgegen, sodass ich besser in ihn eindringen konnte.
Langsam bemerkte ich, wie ich immer mehr in die Ekstase fiel, bald meinen Höhepunkt erreichen würde. Langsam bemerkte ich aber auch, dass er immer mehr in meine Berührungen fiel und vergessen zu schien, dass ich nicht Niall war, mit dem er das machte. Und darüber war ich auch froh.
„Zayn ich..“ Diesmal half ich ihm sogar mehr, dass er zum Höhepunkt kam. Ich legte meine Hände um seinen Penis, fing an diese auf und ab zu bewegen, ihn immer mehr dazu zu treiben, dass er kam. Und er tat es auch, kurz vor mir. Denn als er sich zusammenzog, war es um mich geschehen.
Ich kam.
Schwer atmend lag ich nun auf ihm drauf. Doch ich versuchte dabei mein Gewicht zu verlagern, was ziemlich schwer war. Denn ich war Erschöpft und vollkommen ausgelaugt. Das war mir noch nie passiert, irgendwie war das gerade anders gewesen, als sonst.
Und es gefiel mir.
„Zayn?“ „Hm?“ „Danke.“
Ich nickte ihm zu. Ein wenig war ich traurig, dass er mich wieder daran erinnern musste, dass wir das wegen Niall getan hatten. Doch ich beließ es dabei und antwortete ihm nicht. Und als ich bald die schweren Atemzüge wahrnahm, die aus seinem Mund kamen, wusste ich, dass er gleich darauf eingeschlafen war.
Länger beobachtete ich ihn, bis ich aufstand und mir meine Sachen anzog. Ich konnte nicht bleiben, egal wie sehr ich wollte. Deswegen ging ich ans Bett, deckte Liam zu und versuchte nicht an das Ganze zu denken, was wir vorhin getan zu haben. Ich beugte mich nur zu ihm herunter, gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Drei Wörter entkamen noch aus meinem Mund, bevor ich dann die Wohnung verließ.
„Ich liebe dich.“
Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster. Ich hielt meinen Stift auf meine Lippen und versuchte mein Gehör dem Unterricht zu schenken. Es war leise, nur die Lehrerin sprach. Ich schaffte es nicht meine Konzentration ganz auf sie zu richten, sondern driftete immer wieder mit meinen Gedanken ab, sodass mein Gehörsinn eingeschränkt wurde. Immer wieder tippte ich mit dem Stift, welchen ich mit zwei Fingern hielt, gegen meine Lippen.
Es ging mir vieles durch den Kopf, seitdem diese Sachen gestern passiert waren. Ich verfluchte mich selbst dafür, vor Erschöpfung eingeschlafen zu sein. Als ich aufgewacht war, konnte ich Zayn nirgends ausmachen. Und der Schmerz, der sich, nachdem ich aufgestanden war, ausbreitete, half mir nicht gerade. Eigentlich wollte ich, dass Zayn blieb. Einen Grund dafür hatte ich nicht, vielleicht war es einfach nur, dass ich mein erstes Mal hinter mir hatte und mir dies erst bewusst wurde, als ich aufwachte.
Seufzend blickte ich vom Fenster weg. Mein Blick richtete ich auf den Tisch vor mir, meine Augen von den Wimpern überdeckt. Die Lehrerin war schon komplett ausgeschalten, auch wenn ich gerade Mathe hatte.
Als ich meinen Blick nach rechts wandte, konnte ich Niall eine Reihe vor und zwei Reihen neben mir ausmachen. Er starrte konzentriert auf die Tafel, versuchte anscheinend zu verstehen, was wir gerade durchnahmen. Ich hörte, wie gesagt, nicht zu, also konnte ich selbst nicht entscheiden, ob das Thema schwierig oder leicht war. Doch dies störte mich nicht, denn als ich Niall so betrachtete – konzentriert blickend und dabei immer wieder durch die Haare fahrend, vergaß ich vieles um mich herum.
Eigentlich beteiligte sich Niall fast nie im Unterricht. Doch da er eine schlechte Note hatte, wusste ich, dass er ziemlich viel zum Aufholen hatte, damit er weiterkam. Es war Ende Frühling, das hieß, dass er nicht mehr so viel Zeit hatte vieles aufzuholen. Meine Noten waren in Ordnung – ich blieb nicht sitzen. Doch seine gingen nur gerade so.
Angestrengt versuchte ich von ihm wegzublicken. Denn wenn ich ihn so musterte, fiel mir wieder auf, wie heiß er eigentlich war. Und dabei musste ich wieder an gestern Nacht denken, als Zayn und ich wegen ihm miteinander geschlafen hatten. Ich wunderte mich auch, was er sagen würde, wenn er erfuhr, dass ich mein erstes Mal nicht mit ihm haben würde.
Ich fragte mich auch, was jetzt passieren würde, wenn er meinen Knutschfleck sah.
Denn ich hatte diesen unter meiner Jeansjacke verstecken können, das war ziemlich einfach. Der Kragen reichte mir bis nach oben bei meinem Hals, also war in meinem oberen Bereich alles mit Klamotten abgedeckt. Versuchend meinen Kopf abzuwenden, merkte ich gar nicht, dass die Zeit so schnell vergangen war.
Wie denn auch, wenn ich nur Niall angestarrt hatte.
Alle Schüler packten schon ihre Sachen zusammen, wir machten früher Schluss. Da dies heute die letzte Stunde war, musste ich mich also nicht beeilen. Ich machte alles langsam, dachte dabei über – wieder einmal – gestern nach. Es wollte nicht aus meinem Kopf.
Wir hatten es getan.
Zayn war sanft gewesen und ich war froh darüber. Aber mich plagte ein schlechtes Gewissen. Ich hätte es nicht tun sollen.
Doch ich hatte es trotzdem getan und nicht nachgedacht.
Ich schüttelte über meine eigenen Gedankengänge nur den Kopf, während ich die Schultasche zumachte. Als ich mir diese um die Schulter werfen und mich dabei gerade aufstellen wollte, knallte ich fast gegen einen Körper, den ich später als den von Niall ausmachen konnte.
Verdammt, ich war nervös.
„H-hey.“ Eigentlich sollte ich nicht stottern, wenn ich ihn sah. Doch der Fakt, dass ich mit Zayn geschlafen hatte, brachte mich einfach dazu. Ich wollte irgendwie nicht, dass er es erfuhr.
Aber hatte ich das nicht gemacht, um mit Niall schlafen zu können? Es war doch nur seine Hilfe, oder?
„Ist alles okay?“ Er blickte mich mit schiefen Kopf an und klang besorgt. Ich liebte es, wenn er sich Sorgen um mich machte, auch wenn dies nicht öfter vorkam. „Warum fragst du?“ „Seit unserem Date hast du dich nicht hören lassen und heute warst du so abwesend. Jedenfalls ist mir das aufgefallen.“ Danach lächelte er. Doch als er seinen nächsten Satz sagte, fing sein Lächeln an sich in ein Grinsen umzuwandeln. „Aufgefallen ist mir aber auch, dass du mich während des Unterrichts angestarrt hast. Habe ich so heiß ausgesehen?“
Ein Rotschimmer legte sich auf meine Wangen und ich antwortete nicht darauf. „Das muss dir nicht peinlich sein.“ Danach wuschelte er mir leicht durch die Haare. „Geht’s dir jetzt besser?“
Immer doch.
„Wenn du aufhörst meine Haare zu zerstören“, murmelte ich gegen meinen Atem. „Klar.“ Er legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich dann zu ihm. „Vielleicht geht’s dir auch besser, wenn wir heute etwas zusammen unternehmen, hm?“ Langsam zog er mich mit sich, die Klasse war leer, also sah uns keiner. Ich wusste nicht, was er tun würde, wenn wir aus der Klasse traten, doch das war mir jetzt egal, ich konzentrierte mich nur auf seine Berührungen.
„Und was?“ Ich blickte ihm direkt in die Augen, bemerkte seinen Gesichtsausdruck, der Belustigung widerspiegelte. „Vielleicht kommst du heute wieder zu mir?“ Er legte seine Lippen an mein Ohr, entfachte dadurch eine Gänsehaut. „Es könnte auch Spaß machen.“ Ich zitterte leicht, doch auch wenn ich wusste, auf was er anspielte, stimmte ich zu. „Ä-ähm klar.“
Ich benahm mich wie eine Schlampe.
Um meine Gedanken zu vergessen, schüttelte ich energisch über diesen den Kopf. „Dann kannst du gleich mit mir mitkommen, ich habe heute nichts zu tun. Du?“ „Ja, ich muss nicht nach Hause.“ „Gut.“ Und als wir aus dem Klassenzimmer hinaustraten, ließ er seinen Arm wo er war. Auch wenn ich rot wurde und mir die Blicke peinlich waren, er ließ diese dort. Und ich hatte keine Ahnung warum, aber irgendwie mochte ich es dann doch.
Auch wenn es mir peinlich war.
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Der Weg war nicht gerade aufregend. Immer wieder hatte er sich über mein Verhalten lustig gemacht, oder einfach nur belustigt gegrinst. Ich hasste meine Tollpatschigkeit, bei der ich sogar einmal fast über meine eigenen Füße gestolpert war. Niall aber sagte nicht dagegen, irgendwie wirkte es auf mich, als würde er sich bei jedem Fehler, den ich machte ein ‚aw‘ verkneifen.
Nun standen wir vor seinem Haus, welches mich immer wieder beeindruckte. Bei ihm war es viel schöner als bei mir. Vielleicht kam es mir aber auch nur so vor, weil es bei mir immer so verlassen aussah, da nie etwas herumlag. Wer wusste es schon.
„Willst du etwas essen oder trinken?“ „Nein, danke.“ „Sicher?“ Er lächelte mich an un begab sich in die Küche. „Wir haben…“ Er blickte in den Kühlschrank. „Joghurt, Schokolade, Lasagne von gestern und am Tisch steht noch Obst. Zum Trinken könnte ich dir ein Wasser oder ein Bier anbieten, mehr haben wir nicht.“ „Ich sagte doch nein.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Okay, dann nehmen wir die Schokolade und zwei Bier.“ Ich schüttelte belustigt den Kopf und folgte ihm hinauf ins Zimmer.
„Warum wolltest du eigentlich, dass ich zu dir komme?“ „Wie gesagt, damit es dir besser geht. Wem geht es denn nicht besser, wenn er zusammen mit mir etwas tun kann.“ Er wackelte mit den Augenbrauen und ich verdrehte die Augen.
Aber leider musste ich ihm zustimmen.
„Selbsteingenommen.“ Er lachte. „Allerdings. Aber berechtigt.“
Ich versuchte meine Augen nicht schon wieder zu verdrehen und biss mir auf die Lippen. Wo er Recht hatte, hatte er Recht.
„Und was machen wir hier.“ „Was denkst du?“ Er zwinkerte mir zu.
Etwas in Gedanken hatte ich schon.
„Keine Ahnung.“ „Ich liebe es, wie schüchtern du manchmal bist. Du weißt genau, was wir tun werden. Aber erst später, nicht wahr?“ Er blinzelte schon wieder uns stieß dann die Türe auf. „Erst trinken wir etwas. Wir haben heute noch Zeit.“ Ich schluckte. Und er fing an leise zu lachen. „Keine Sorge, Liam. Ich werde dir deine Jungfräulichkeit nicht stehlen.“
Und auf dieses Thema hätte er nicht ansprechen sollen.
Nein hätte er nicht.
Verlegen lächelte ich und dann schaute ich auf den Boden. Währenddessen legte ich meine Hand auf meinen Hals und bemerkte, dass mein Knutschfleck Gott sei Dank noch verdeckt war.
„Was ist los?“, fragte er mich und ich schüttelte nur den Kopf. „Nichts, nichts.“ „Dir muss es nicht peinlich sein, dass du noch Jungfrau bist. Ich meine, bald bist du es eh nicht mehr.“ Und wieder fühlte ich mich schlecht.
Aber warum eigentlich? Er wusste, dass ich einen ‚Freund‘ hatte. Ich wusste, dass er mit mir schlafen wollte. Aber nie war davon die Rede, dass er mir meine Jungfräulichkeit stehlen würde.
Oder?
„Das ist es nicht.“ Dann lächelte ich ihn an und setzte mich auf den Rollstuhl, der neben dem Schreibtisch stand. „Okay.“ Er reichte mir das Bier und ich nahm es an. „Alkohol steigt das Lustempfinden, wusstest du das?“ Und wieder wurde ich nervös. Warum sagte er mir das Ganze? „Ach wirklich?“ Er antwortete nicht darauf und fing an sein Bier zu trinken, während er seinen Blick auf mich richtete.
Für eine Weile saßen wir nur da. Er hatte es sich auf seinem Bett bequem gemacht und starrte mich nur an. „Liam?“ „Hm?“ „Darf ich dich etwas fragen?“ Ich wollte eigentlich nicht wissen, was für eine Frage er mir stellen wollte, trotzdem nickte ich, eine schlechte Vorahnung, was jetzt komme würde. „Mit wem warst du gestern unterwegs?“ Verwirrt starrte ich ihn an. Aber auch etwas.. nun ja, erwischt. Warum fragte er mich das? „Wie kommst du darauf?“ „Deine Jacke verdeckt nicht alles.“
Deswegen war er still geblieben. Deswegen hatte er nichts gesagt und mich nur angestarrt. War meine Jacke verrutscht? Oder war es meine Handbewegung vorhin, die diese kurz auf die Seite getan hatte? Ich wusste es nicht. Aber ich fühlte mich erwischt. „Ich habe noch immer einen Freund, weißt du.“ Er begann zu lachen. „Genau und du liebst ihn so sehr, dass du einen Tag bevor du mit ihm rummachst genau das mit mir tust.“
Ich schluckte, was ich sicher schon zum vierten Mal heute gemacht hatte. Ich wollte ihm nicht Recht geben, aber es war so. Doch er musste nicht wissen, dass ich mit ihm geschlafen hatte. „Komm einmal her.“ Keine Ahnung, was er vorhaben konnte, begab ich mich zu ihm. Ich wusste nicht, warum ich genau das tat, was er von mir verlangte. Aber ich tat es einfach, dachte nicht darüber nach. „Liebst du ihn?“ „Was ist das für eine Frage?“ „Beantworte sie mir einfach.“
Meine Zähne machten sich auf meiner Lippe zu schaffen. Er hatte mir die Frage gestellt, als ich vor ihm stand. Er hatte sich erhoben und nun standen wir uns gegenüber. Aber schon so eng, dass vielleicht nur ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte. „Warum willst du das wissen?“ „Weil, wenn du ihn wirklich lieben würdest, könnte ich das hier…“ Er strich mir mit den Fingern über meine Wange und daraufhin ließ er diese zu meiner Unterlippe wandern, tat genau dasselbe wieder. „nicht machen. Du bist mir nicht der Typ, der jemanden betrügt, den er liebt.“
Und doch hatte ich es getan. Was für eine Ironie.
„Oder würdest du, das hier zulassen?“ Er beugte sich nach vorne und gab mir einen Kuss. „Wenn er dein einzig wahrer Freund wäre?“ „Warum willst du das wissen, Niall? Dir kann es egal sein.“ „Ist es mir aber nicht.“ Er lächelte mich an und strich mir dann über die Wange. „Genau, du willst nur mit mir schlafen, das ist der einzige Grund, warum dir das nicht egal ist.“ „Wie kommst du darauf?“ Er hatte seine grinsende Maske aufgelegt, lachte leise und schaute auf den Boden. „Du hast es mir selbst gesagt.“
Und das war die Wahrheit.
„Nun ja, vielleicht stimmt es auch.“ Ich sah verletzt auf den Boden. „Oder vielleicht auch nicht.“ Er hob mein Kinn an und blickte mir direkt in die Augen. „Egal was es ist, gerade habe ich andere Sorgen. Ich möchte dich küssen. Darf ich das?“ Mittlerweile standen wir uns sogar noch näher, er hatte sich zu mir heruntergebeugt, und atmete mit unregelmäßigen Stößen gegen meine Lippen.
Eigentlich fühlte ich mich unwohl. Ich wusste nicht was es war, vielleicht, dass er noch immer im Glauben war, dass ich eine Jungfrau war und er die erste Person werden würde, die mit mir schlief. Oder ob es einfach nur der Fakt war, dass er mir auf die Schliche gekommen war – das ich gar nicht in Zayn verliebt war. Oder vielleicht auch, dass er mir nicht verraten wollte, ob er nur mit mir ins Bett wollte. Denn was war, wenn er sich wirklich nicht um entschieden hatte?
Ich wollte es nicht erfahren.
Deswegen nickte ich. Ich dachte nicht darüber nach, ich dachte eher positiv, damit ich mich nicht schlecht neben dem Jungen fühlte, den ich liebte, verehrte.
„Okay.“ Und dann küsste er mich. Ich wusste nicht, wie oft er mich schon in den letzten paar Tagen schon geküsst hatte und mir was das egal – ich freute mich. Ich freute mich, dass er mir diese Aufmerksamkeit schenkte, ich freute mich, dass er überhaupt wusste wer ich war. Und vor allem freute ich mich, dass er sich in meiner Nähe immer weniger so aufführte, als wäre er ein Arsch. Und glaubt mir – diese Art von ihm war mir viel lieber, als seine, wenn er mit seinen Freunden unterwegs war.
Seine Lippen bewegten sich gleichmäßig gegen meine, seine Zunge erforschte meinen Mund und der Kuss kam mir so vertraut vor – er war genauso wie die anderen, die wir miteinander geteilt hatten.
Wie sollte es auch anders sein.
Er wollte gerade mein T-Shirt in die Höhe ziehen, mir dieses ausziehen und danach in meine Hose fahren, als auf einmal etwas wie wild vibrierte. Ich hatte mein Handy auf den Tisch gelegt und ich wusste nicht wer – oder überhaupt warum jemand – mich anrief. „Niall..“ Er küsste den Weg entlang meines Halses nach unten, beachtete das Nerv tötende Geräusch nicht. Seine Zähne bissen leicht in die Stelle, bei der sich der Knutschfleck von Zayn befand, leckten und saugten, sodass ich mir sicher war, dass sich dort ein noch größerer Knutschfleck befinden würde. „Jetzt kannst du rangehen.“
Und ich tat es, nur mit wackeligen Beinen. Es war schwer zu gehen, wenn jemand, in den du verliebt bist, hinter dir stand und nur darauf wartete, dass ihr weitermachen konntet. Trotzdem schaffte ich es irgendwie die letzten zwei Meter zu gehen und am Handy abzuheben, nicht zu schauen, wer mich angerufen hatte.
„Hallo?“, sagte ich in den Hörer blickte zu Niall, der sich nur über die Lippen fuhr und sich anzüglich über den Schritt fuhr. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und er grinste.
Kein Wunder.
„Hallo, Babe. Störe ich?“
Unsicher blickte ich zu Niall, der mich breit angrinste und sich an das Bett lehnte. Ich versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, ruhig zu bleiben. Mir war gerade ziemlich heiß. Zu heiß, denn ich fing an schwitzen. Ich fluchte in meinen Gedanken, versuchte ganz beruhigt zu antworten, ohne daran zu denken, dass Niall mich hören konnte. Und ich wollte nicht wissen, was Zayn geplant hatte – oder ob er mich auf gestern ansprechen würde.
„Ja, tust du.“ Ich schluckte leicht, doch ich wusste, dass er mir das nicht übel nahm, er ahm mir nämlich nie etwas übel und das würde er nie. Auch wenn ich nicht wusste warum. „Wo bist du gerade?“ „Bei einem Freund.“ Als Niall das hörte, zog er eine Augenbraue nach oben. Doch er blieb ruhig, auch wenn ich sah, dass er sich ein Kommentar verkneifen musste. „Niall?“ Ich wollte erst nicken, doch da ich wusste, dass er mich nicht sehen konnte, verkniff ich mir meine Kopfbewegung und antwortete mit einem einfachen ja. Niall musste durch mein Handy hören können, deswegen blickte er mich fragend an. Ich formte mit meinen Lippen ein ‚egal‘, bevor ich mich wieder Zayn widmete.
„Warum rufst du an?“ „Weißt du, nach gestern habe ich es mir anders überlegt.“ Ich konnte mir vorstellen, dass er bei diesem Satz zwinkerte und grinste, was er immer tat, wenn er an etwas Perverses dachte. Automatisch wurde ich rot, sodass ich mich umdrehte. Ich wollte nicht, dass Niall gerade zuhörte. Doch wie kam es, wenn ich einfach das Zimmer verlassen würde? „Was meinst du?“ Ich kam mir doof vor, mich blöd darzustellen. Ich tat es trotzdem.
„Ich kann dir gerne… weiter mit deinen Problemen helfen.“ Schluckend warf ich einen Seitenblick zu Niall, der auf einmal seine Augenbrauen zusammenzog und sich auf das Bett setzte, auf einmal so tat, als würde er nicht zuhören. „Das freut mich.“ Verzweifelt biss ich mir auf die Lippen. „Warum so abweisend? Hört Niall gerade mit?“ Ein zustimmendes Geräusch verließ meine Lippen. Danach hörte ich ein Lachen. „Okay, dann lass ich euch einmal alleine. Ruf mich an, wenn du von ihm weggehst, ich muss mit dir reden. Ach und eines noch: Sorry für gestern, ich wäre gerne nach dem Sex geblieben, aber ich musste zu meiner Mutter.“ Und dann legte er auf.
Aufgelegt. Einfach so.
Und dabei ließ er mich mit Niall zurück, der angestrengt die Wand anstarrte. Er ließ mich mit einer Stille zurück, die mich dazu brachte vollkommen rot zu werden, mir die Peinlichkeit ansehen zu lassen. Verlegen griff ich mir in den Nacken, versuchte den Kontakt unserer Augen so begrenzt wie möglich zu halten.
„Zu sagen, dass ich nicht mitgehört habe, wäre gelogen.“ Seine Stimme klang rau, anders als sonst.
„Und zu sagen, dass es mich nicht stört, genauso.“ Ich hörte den bedrohlichen Unterton und bekam davon eine leichte Gänsehaut, die sich auf meinen Armen breit machte. „Ich weiß, dass du mit ihm zusammen bist. Aber das…“, er flüsterte nur noch. „War er denn gut?“ Sein Kopf schnellte nach oben, die Augen trafen genau auf meine. „Niall ich-“ „Nein, ich will es wissen.“
„Es war mein erstes Mal, ich kann das nicht beurteilen.“ Auch wenn ich es für gut empfand. Aber das sagte ich ihm nicht.
„Du lügst.“
Er schüttelte den Kopf. „Und ich habe vorher noch Scherze darüber gemacht, dass du Jungfrau seist. Hattest du vor mir das Ganze zu erzählen? Oder wolltest du dich darüber lustig machen, dass ich noch immer im Glauben war, du seist Jungfrau?“ Ich wollte etwas sagen, doch er schnitt mir das Wort ab. „Was hätte ich auch sonst erwarten sollen?“ „Nia-“ „Ich meine, er ist dein Freund.“ „Niall, jetz-“
„Dabei wollte ich heute deine Unschuld stehlen.“
Bei dem Satz wurde ich rot, doch das war mir egal. Ich wollte, dass er mir zuhörte. Ich wollte nicht weiter diese Sätze von ihm hören und mir Hoffnungen machen.
„Hör mir verdammt noch einmal zu, Niall!“ Ich erhob meine Stimme und er blickte mich direkt an. Aufgebracht raufte ich mir durch die Haare. „Warum kümmert dich das Ganze so? Wer hätte überhaupt gesagt, dass ich mit dir schlafen würde?“
Nun ja, ich hätte es gesagt.
„Und verdammt, was schockt dich daran? Zayn und ich sind zusammen, Niall.“
Lüge.
„Weil ich besser bin, als er.“ Das Wort spuckte er förmlich aus. „Und weil ich ein Interesse an dir gefunden habe. Du warst schwer zu haben, aber ich hatte dich endlich.“
Das hatte er schon immer.
„Und dann kommt diese Nachricht.“ Und schon wieder klang es so, als wollte er mich nur als eine Art Trophäe haben. Aber dies war mir egal, vielleicht war ich auch froh, dass ich etwas war, dass Niall unbedingt haben wollte. Auch wenn das hieß, dass ich ein Ding war.
„Weißt du…“ Er stand auf, ging zum anderen Ende des Tisches und starrte mich an. Langsam ließ er seine Finger diesen entlanggleiten, kam mir immer näher. „Dir deine Unschuld zu rauben, wäre schon etwas gewesen, was dir und mir Spaß bereitet hätte.“ Ein Lächeln drang durch seine konzentrierte Maske und dann sah er mir wieder direkt in die Augen.
„Ich weiß, dass du heute mit mir schlafen wolltest. Du hattest nicht nein gesagt, obwohl du wusstest, was wir hier machen würden. Schade eigentlich, dass du keine Jungfrau mehr bist, ich hätte dir das beste erste Mal beschert, welches du dir erträumen könntest.“
Oh ja, ich glaubte ihm.
Ich schluckte. Seine Worte waren heiß, brachten meinen Körper dazu, darauf zu reagieren. Die Wärme in diesem fing an immer mehr an Hitze zu gewinnen. Auf meiner Stirn mussten Schweißperlen vorhanden sein, die verrieten, wie sehr mich das Ganze hier anmachte. „Aber dann muss ich dir halt dein bestes zweites Mal schenken.“ Er seufzte und kam den letzten Schritt auf mich zu.
„Aber ich werde besser sein, als er es je sein kann.“
In seiner Mimik spiegelte sich Lust, aber auch ein Gefühl da, welches ich nicht genau zuordnen konnte. Ich hatte es schon bei Zayn gesehen, aber ich wusste noch immer nicht, was es genau war.
Seine Hand wanderte von der Tischplatte zu meiner Hand, streifte dabei über meinen Daumen, hoch zu meinem Oberarm, grinste, als er bemerkte, dass ich dadurch Gänsehaut bekam. „Ich liebe es, wie ich auf dich wirke.“ Seine Stimme war heiß, klang rau und brachte meinen Körper noch mehr dazu, auf ihn zu reagieren. Vor allem, als er seine Hand hob und diese dann an meine Lippen legte.
„Sag mir Liam, kann er das hier genauso gut wie ich?“ Mein Mund war etwas offen, mein Blick spiegelte kurz Verwirrtheit dar, bevor seine Lippen auf meine trafen. Er küsste mich – mit solch einer Leidenschaft, dass ich nur erwidern konnte.
Er war ein guter Küsser. Das konnte ich nicht leugnen.
„Kann er das hier…“ Seine Lippen wanderten zu der empfindlichsten Stelle an meinem Hals, saugten daran, legten sich auf den zweiten Knutschfleck, sodass beide nun von seinen verdeckt wurden. „.. besser?“ Ich schluckte, schüttelte den Kopf. „Gut.“ Er grinste und ließ seine Hand unter mein T-Shirt wandern.
„Sag mir, kann er dir genauso Lust bereiten, wie ich gerade?“ Er streifte über meine Brustwarze. „Kann er dich nur mit einer einzelnen Berührung so erregen?“ Keuchend ließ ich meinen Kopf nach hinten fallen.
„Denn ich bin mir sicher, dass das nicht so ist.“
Und es war auch nicht so.
Langsam begann alles um mich herum zu verschwimmen und mein Fokus lag nur noch auf Niall, dessen Mund sich an meiner Brust zu schaffen machte. „Kann er dich so Verwöhnen, wie ich es kann?“ Seine Lippen waren nun bei meiner V-Linie, kurz über der Boxershorts. Er ließ auf jeder Seite jeweils zwei Finger hineingleiten, zog diese so langsam nach unten, dass ich sogar noch seine Hand an meinem Schritt spürte, die quälend langsam ihren Weg nach unten machte. „Warst du auch so ungeduldig bei ihm?“
Ich biss mir auf die Lippen. Eigentlich wollte ich ihm antworten, doch meine Sinne waren viel zu benebelt, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich konnte nichts tun, außer mich fallen zu lassen und Niall einfach machen zu lassen – es zu genießen.
Mein Becken stieß etwas nach vorne, als meine Boxershorts auf dem Boden und seine Hand an meinem schon steifen Glied lag. Ich wimmerte, als er nichts tat und sie nicht bewegte. „Ungeduldig, hm.“ Seine Stimme klang etwas gebrochen, doch sein Blick war von Lust getränkt, starrten mich an, als ich meine Augen zu ihm wandern ließ. Ich seufzte leise und frustriert auf, als er seine Hand entfernte.
„Na, nicht so schnell. Ich wette Zayn hatte es dir zu schnell besorgt. Diesen Gefallen tue ich dir nicht.“ Er blitzte mich an. Dann wanderten seine Hände zu dem Ansatz seines T-Shirts, zogen es in einem langsamen Tempo von seinem Oberkörper und anschließend über seinen Kopf. „Und wo blieb mein Spaß, wenn ich angezogen bliebe?“
Mit der Hand fuhr er am Bund seiner schwarzen Hose entlang. Ich konnte nicht anders, als mir bei diesem Anblick auf die Lippen zu beißen. Aber wer konnte es mir verübeln?
Er war einfach die heißeste Person, die ich kannte.
Als er sich dann endlich dazu entschloss, sich seinen zwei letzten Kleidungsstücken zu entledigen und mir dabei immer direkt in die Augen zu schauen, konnte ich nicht anders, als meinen Blick über seinen gesamten Körper gleiten zu lassen.
„Babe, sag mir, hast du seinen Körper auch so gemustert, wie du es jetzt mit meinem tust?“
Ich schluckte. Nein ich hatte es nicht so getan. „Ich brauche keine Antworten, deine Blicke sagen mir eindeutig alles.“ Ein Grinsen zierte sein Gesicht und sein Blick war auf den Boden gerichtet. „Warum hast du es dann mit ihm getan?“ Ich sah eine Emotion, die wohl Verletzlichkeit bedeuten sollte, in seiner Mimik. Da er direkt vor mir stand, konnte ich meine Hand auf seine Wange legen.
Und dann küsste ich ihn.
Leidenschaftlich.
Wir waren beide nackt. Deswegen reagierte mein Körper umso mehr auf seine Berührung, als unsere Haut aufeinander traf. „Liam, du bist so... verdammt heiß.“ Sein Atem ging stockend, als er sich von mir löste. „So…“ Seine Hand wanderte meine Arme entlang, verursachte eine Gänsehaut. Sein Finger glitt von meiner Handfläche bis zu meiner V-Linie, fuhr diese nach, bis er an meinem Schritt ankam. „heiß.“ Mein Mund war ausgetrocknet, nicht einmal ein Wimmern konnte ich zustande bringen.
„Lass dich in meine Berührungen fallen, zeig mir, dass ich besser bin, als er.“
Und ich tat es.
Ein Keuchen, gemischt mit einem Stöhnen, kam über meine Lippen, als er sich auf einmal nach unten bewegte, seine Lippen über meinen Oberkörper wanderten, während er mit seiner Hand, die auf meinem Glied lag, eine auf und ab Bewegung tat, mich somit um den Verstand brachte. Doch mir ganz meinen Verstand zu rauben, als er mit seinem Mund auf einmal bei meinem Penis angekommen war, seinen Mund um meine Eichel schloss und anfing diesen auf und ab zu bewegen.
Shit.
„Niall…“ Es war nur ein Flüstern, ein einfaches Flüstern. Doch es brachte ihn dazu, seine Hand unter seinen Mund zu legen und schneller zu werden. „Scheiße.“ Ich drückte meine Augen fest zusammen, biss mir auf die Lippe. Wenn er so weitermachte, kam ich, ohne dass er groß etwas tun musste. Aber verdammt, er konnte das gut.
Viel zu gut.
„Ich mag es, wenn du fluchst.“ Er löste sich von mir, ließ mich vollkommen frustriert zurück. „Mach-“ „Wir haben es nicht eilig.“ Ein Lächeln bildete sich auf seinen Zügen ab, brachte mich dazu, einfach nur ungeduldig meine Hüfte nach vorne zu stoßen. „Bitte, Niall.“ Ein heißeres Lachen erklang, bevor er sich wieder aufstellte. Sein Gesicht war ganz nah meinem. „Du kannst mir auch einmal einen Gefallen tun.“ Seine Hand legte sich auf meine, zog diese zu seinem erregten Glied, forderte mich auf, meine Hand um dieses zu schließen und zu bewegen.
Und ich tat es nur zu gerne.
Ich liebte es, wie er unter meinen Berührungen genauso um den Verstand gebracht wurde, wie er seinen Kopf nach hinten warf und mir vollkommen ausgesetzt war. Doch als er fast kam, zog er meine Hand von seinem Glied weg, seine Augen starrten mich an. „Das reicht.“ Grinsend beugte er sich zu mir, drückte mir seine Lippen auf meine und löste sich gleich darauf. Dann zog er mich zu seinem Bett, legte mich darauf, doch er lag dann auf mir drauf, verteilte Küsse über meinen Oberkörper. „Du bist so verdammt heiß, wenn du unter mir liegst.“
Eine Antwort von mir kam nicht. Ich legte meinen Kopf nur zurück, ließ Niall einfach machen. Doch als Niall seine Finger an meinen Mund legte, mich aufforderte an diesen zu saugen, musste mich meinen Kopf wieder gerade nach oben richten, damit ich dies tun konnte. Und als ich es getan hatte, spürte ich schon den ersten Finger an meinem Muskel, spürte, wie er langsam mit einem in mich eindrang.
Jetzt war es um mich geschehen, ich legte meinen Kopf wieder zurück, leckte mir über meine trockenen Lippen und hob mein Becken an, um ihm etwas zu helfen. Als er einen zweiten Finger benutzte, biss ich mir auf die Lippen, um mir ein Stöhnen zu verkneifen. Generell war ich ihm voll und ganz ausgeliefert und konnte nichts dagegen unternehmen.
Doch dann kam etwas, dass ich nie im Leben erwartet hatte. Er zog seine Finger aus mir heraus. Nein, danach nahm er mich nicht. Danach war nur noch die Luft da, die mich etwas frösteln ließ.
„Niall-“ „Es tut mir leid Liam, ich kann das nicht.“
Verwirrt sah ich ihn an, setzte mich leicht auf. „Was soll das heißen?“ „Ich kann es nicht, okay?“ „Warum? Was hindert dich daran?“ „Das ist egal, bitte Liam, mach dir keine Gedanken.“ Wütend setzte ich mich nun ganz auf. „Ich soll mir keine Gedanken machen? Verdammt, ich liege hier, dir vollkommen ausgeliefert. Du hast was du haben wolltest, aber du willst mich dann nicht?“ Ich raufte mir die Haare und stand auf. „Weißt du was, Niall. Ich gehe lieber, bevor du es dir doch anders überlegst, denn jetzt habe ich keine Lust mehr.“
Und dann ging ich wirklich, nicht bevor ich meine Klamotten aufgehoben und mich angezogen hatte.
Was war das verdammt noch einmal.
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Ich wusste nicht, was mich dazu geritten hatte, das hier jetzt zu tun. Mein Handy lag in meiner Hand, während ich meine Füße immer schneller von Nialls Haus fortbewegte. Ich brauchte Hilfe – wirkliche Hilfe. Mir war nicht im Klaren, warum Niall auf einmal so gehandelt hatte, genau da, als er mich endlich hatte. Es war mir ein wirkliches Rätsel.
Mein Handy leuchtete auf und ich konnte sofort die Nummer von Zayn eingeben. Erst zögerte ich, ob ich ihm wirklich anrufen sollte. Doch dann tat ich es doch.
Erstens, weil er es mir gesagt hatte.
Zweitens, weil ich jetzt unbedingt seinen Rat brauchte.
Denn nach ungefähr einem halben Kilometer, wurde mir klar, dass das alles nicht klappte. Ich musste ihm gestehen, dass ich und Zayn nicht zusammen waren. Ich musste ihm auch gestehen, dass ich ihn liebte.
Obwohl das dann doch zu schnell ging.
Langsam kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Nach langem hin und her, entschied ich mich dann doch dazu, auf den grünen Knopf zu drücken und Zayn endlich anzurufen. Es läutete vielleicht nur zwei Mal, bis er abhob.
„Ah, Liam.“ Ich hörte ein leises Lachen. „Erzähl, wie war es?“ Mein Blick war auf den Boden gerichtet, doch irgendwie war das Blödsinnig, weil er mich eh nicht sehen konnte. „Nicht so gut.“
„Ich dachte du und Niall hättet miteinander geschlafen. Wenn nicht, mich stört es ja nicht.“
Meine Augen verdrehten sich wie automatisch. „Wir waren auch dabei. Aber er hat dann auf einmal aufgehört. Ich habe ihn angeschrien und bin dann gegangen. Hätte ich das tun sollen?“ Jetzt plagte mich mein Gewissen, dabei biss ich mir auf die Unterlippe. „Warte, Liam. Ich kann nicht per Handy mit dir über diese Sache reden. Ich bin in einer halben Stunde bei dir, okay?“ Erst nickte ich und ich tat es weiter, bis ich bemerkte, dass er auf eine Antwort wartete. „Okay.“ [Sorry ich lach mich bei diesem Okay? Okay. Immer so schlapp haha lol.]
„Dann bis gleich.“ Und wieder hatte er aufgelegt, ohne erst auf meine Antwort zu warten. Seufzend steckte ich mein Handy in die Hosentasche. Das konnte ein echt langer Tag werden – denn lang war er jetzt schon sicher.
_|_
„Er hat sich in dich verliebt.“
Bitte was.
Grummelnd war ich bis jetzt auf meinem Bett gelegen, hatte meinen Kopf im Kopfpolster vergraben und wollte nicht mehr aufstehen. Doch jetzt schnellte ich mit meinem Kopf in die Höhe, bekam einen kleinen Schwindelanfall bei dieser Geschwindigkeit.
„Was hast du gerade gesagt?“ Er lachte leise und schüttelte den Kopf bei meiner Handlung. „Das was ich gesagt habe. Du hast mich schon verstanden, dabei bin ich mir sicher.“ Seine Hände waren verschränkt, sein Gesicht strahlte so eine Sicherheit bei seinen Worten aus, sodass ich leicht errötete.
Mein Kopf drehte sich noch, doch ich ignorierte es. „Du machst einen Spaß. Ich wette er wollte mich so verletzen, genau.“ „Warum sollte er das so wollen? Du hast einen Freund in seiner Sicht, das wäre ja dann eher etwas gegen ihn.“ Ich grummelte schon wieder, weil er einfach Recht hatte.
So wie immer.
„Und was soll ich jetzt tun?“ „Sag ihm, dass du ihn liebst. Viel schief kann es dabei nicht gehen.“
Klar, ich sag’s einfach einmal so und alles läuft perfekt. Wundervoll.
Ich ließ mich wieder nach hinten fallen, traf mit meinem Kopf direkt in die Matratze. „Ja, er denkt auch nur, dass ich einen Freund habe. Ach und nicht zu vergessen, dass überhaupt alles schief gehen kann. Ich buchstabiere es dir auch gerne: A-L-L-E-S.“
Amüsiert blitzte er mich an. „Ich liebe deinen Humor, wirklich.“ Ein Lachen bestätigte seine Aussage. Und ich wusste nicht, ob ich jetzt beleidigt oder froh über diese Aussage sein sollte. Denn hatte er das ernst gemeint? Sicher nicht. Seufzend wartete ich, bis er weiterredete. „Also, und bevor du zu ihm gehst, werden wir das erst üben.“ Wieder sah ich dieses Blitzen in seinen Augen, welches immer kam, wenn es um eine Aufgabe ging.
Und ich wusste da schon, dass wir hier nicht nur ‚Ich liebe dich‘ üben würden.
Oh, oh.
„Wie würdest du denn jemanden sagen, dass du ihn liebst?“, fragte er mich und ich schluckte. Wenn ich ehrlich war, hatte ich keine Ahnung. Vor allem, da ich noch nie darüber nachgedacht hatte. Komisch eigentlich, wenn man bedachte, dass ich schon so lange in Niall verliebt war. Aber vorgehabt ihm dies zu erzählen hatte ich nie. Und jetzt tat ich es auch nicht, aber Zayn bestand darauf. Warum eigentlich? Damit er mich endlich los war? „Eigentlich würde ich ja gar nichts sagen.“
Er lachte schon wieder und sah kurz auf den Boden, bis er wieder zu mir blickte. „Okay, dann werde ich dir wohl zeigen müssen, wie man so etwas gut macht.“ Erst verstand ich nicht, wie er das machen wollte, doch dann kam er näher. „Also ich bin jetzt du. Und du bist Niall, okay?“ Ein Grinsen zierte seine Züge und ich wurde rot, nickte aber nur. „Dann mach es so.“
Er kam mir näher, mit jedem Schritt den er machte, wusste ich nicht, wie ich handeln sollte. Niall würde eine Augenbraue in die Höhe ziehen, das wusste ich. „Komm ihm erst einmal näher. Tu so, als würdest du ihn mit einem Kuss überraschen wollen.“ Wir standen davor nicht weit voneinander entfernt, ich hatte mich aufgestellt, damit er besser zu mir rankam.
„Dann beug dich zu ihm, gib ihm aber keine Chance dich zu küssen.“ Ich schluckte leicht, als er sich zu mir beugte, sein Atem auf meinen traf. „Achte genau darauf, was ich tue.“ Meine Augen wanderten zu seinen Händen, die mich auf einmal zu ihm heranzogen. „Und jetzt würdest du es so machen…“ Mein Atem ging immer stockender, sein Griff dabei immer fester. „Dann musst du es sagen.“ Ich bekam eine leichte Gänsehaut. „Steck so viel Gefühl hinein, wie du nur kannst.“ Und dann sagte er die drei kleinen Wörter.
„Ich liebe dich.“
Wow, er konnte wirklich gut schauspielern.
Doch mein Gedankengang wurde unterbrochen, als er seine Lippen auf meine legte und seine Hand von meiner Hüfte zu meinen Haaren wandern ließ, mich an meinem Kopf zu sich drückte. Langsam löste er sich, nach einer gefühlten Ewigkeit und ließ mich nur vollkommen geschockt zurück. Das war nicht geplant.
Nicht, dass ich Niall so küssen könnte. Das wäre mir total peinlich. Shit.
„Wow, Zayn. Wo hast du so Schauspielen gelernt?“ Meine Augen blickten direkt in seine, die aber nach meiner Aussage auf einmal auf den Boden blickten. Ich legte mir verlegen die Hand in den Nacken und versuchte herauszufinden, was er gerade gedacht hatte. Dann sah er auf, lächelte mich leicht an. Es war kein echtes, er zog nur ganz wenig seine Mundwinkel in die Höhe. „Ja, genau.“ Schon wieder richteten seine Augen ihre Aufmerksamkeit auf den Boden. „Schauspielern…“
Verwirrt blickte ich zu ihm.
Was meinte er damit?
„Ja.“ Ich lächelte ihn ermunternd an. „Geht’s dir nicht gut? Wir können auch heute aufhören, wenn du willst-“ „Ja, das wäre gut. Ich bleibe aber noch, bis du Niall angerufen hast und dir heute noch etwas mit ihm ausmachst. Denn morgen könnte es vielleicht etwas zu spät sein, wer weiß, vielleicht ist er nur heute so auf seine Gefühle anzusprechen.“ Danach nahm er mein Handy und hielt es mir hin. „Komm, ruf ihn an.“ Und ich tat es. Aber nur, weil ich Zayn vertraute.
Dabei konnte ich nicht ahnen, wie sehr es ihn wohl verletzt haben musste, das hier zu tun.
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Nachdem ich ihn angerufen hatte, war er am Anfang eher weniger erfreut, eher aufgelöst. Doch als er dann doch zustimmte, erinnerte mich Zayn daran, dass ich am Anfang eher traurig zu ihm gehen sollte, da ich so tun musste, als hätte er sich von mir getrennt.
Auch wenn wir nie zusammen waren.
Ich hatte am Telefon auch etwas weinerlich geklungen, nachdem mir Zayn gezeigt hatte, dass ich dies sollte. Danach hatte ich wohl Niall überreden können, sich heute mit mir zu treffen. Anscheinend ging es ihm gerade nicht gut.
Und das nur wegen mir.
Gerade stand ich vor seiner Türe und traute mich nicht, bei ihm anzuläuten. Um glaubhaft zu wirken hatte ich mir ernsthaft von Zayn Wasser ins Auge spritzen lassen. Und ihm hatte es anscheinend gefallen. Eigentlich wusste ich nicht, wozu der ganze Aufwand hier gut war, ich meinte, es war doch so etwas von egal, wie ich es ihm sagte. Er würde so oder so nur lachen und mich verstoßen, also was machte ich mir vor.
Als ich endlich die Klinge betätigt hatte, machte er mir auf. Sofort fiel mir auf, dass er nicht gerade seinen belustigten Blick auf hatte, als er mich sah. Eher einen besorgten. „Was ist denn passiert?“ „Z-Zayn, e-er…“ Shit, ich bekam nicht einmal einen richtigen Satz heraus, wenn ich ihm so etwas vorlog. Ich hoffte echt, dass Zayn Recht hatte und ich so nicht von ihm abgewiesen werden würde.
Haha. Ja genau.
„Was? Wenn er etwas getan hat-“ Ich bekam Panik. „Nein! Wir haben Schluss gemacht.“ „Okay, komm erst einmal rein und dann erzähl mir alles.“ Er ließ mich herein, führte mich in das Wohnzimmer und wir setzten uns auf die Couch.
Verzweifelt griff ich mir in die Haare, weil ich nicht wusste, was ich jetzt tun sollte. Ging das zu schnell? Sollte ich einfach wegrennen?
Also eine gute Entscheidung wäre es ja schon.
„Warum habt ihr Schluss gemacht?“ Ich schluckte. Zayn wusste, dass er genau das fragen würde. Denn anstatt dem, was er mir gezeigt hatte, war ihm etwas Besseres eingefallen. Und genauso musste ich jetzt vorgehen.
„Er war der Meinung, ich wäre in jemanden anderen verliebt gewesen.“ „Und dieser wäre?“ „Du.“
Erst schluckte ich. Mein Kopf senkte sich und mein Herz begann unregelmäßig zu schlagen. „Und stimmt es?“ Ich wendete meinen Kopf, da dieser total rot angelaufen war. „Weißt du Niall-“ „Stimmt es, oder stimmt es jetzt nicht?“ „Ja es stimmt.“ Ich blickte ihm daraufhin direkt in seine blauen Augen, die mich mit einer nicht deutbaren Emotion gezeichnet wurde.
„Das darfst du aber nicht, Liam.“
Meine Augen waren weit aufgerissen, mein Herz hörte nicht auf wie wild in meiner Brust herumzuspringen. Auf einmal war mein Mund komplett trocken – meine Sprache fand ich kaum wieder. Was meinte er damit? Würde er mich gleich auslachen?
Viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Viele davon blieben unbeantwortet, während andere bald sicher eine Antwort finden würden. Während ich Niall ansah, versuchte aus seiner Mimik zu lesen, wusste ich, dass gleich etwas passieren würde, welches mich vollkommen an die Grenzen meiner Gefühle brachte. Welche Gefühle? Das blieb mir unbekannt.
Nach gefühlten Minuten, die eigentlich nur Sekunden waren, konnte ich auf einmal seinen Mundwinkel sehen, der sich leicht hob. Sein Kopf legte sich etwas schief, bevor er ihn nach unten beugte und auf den Boden sah, sich dabei auf die Lippen biss. Meine Konzentration lag auf einmal bei seinen Lippen, welche sich langsam immer mehr zu einem schiefen Grinsen verzogen.
Als ich merkte, dass sein Mund zum Reden ansetzte, blickte ich auf in seine Augen, die mich mit einem nicht deutbaren Blick ansahen, mich musterten und nur mit diesen einem Blick es schafften, mir eine Gänsehaut zu bereiten. Doch er schloss seinen Mund wieder, bevor überhaupt ein laut daraus kam. Ich sah verletzt auf die Seite, wagte es nicht mehr, ihn anzuschauen.
Um die Stille zu brechen, musste ich irgendetwas sagen. Es war nur ein Wort, doch es steckte so viel Gefühl darin – Gefühle, die ich gerade empfand. Enttäuschung, Verletzlichkeit und ein klein wenig Hoffnung, dass er das nicht ernst gemeint hatte. „Warum?“ Es war nicht einmal laut ausgesprochen, nur ein Flüstern. Doch in der Stille, die sich in den letzten Sekunden über uns gelegt hatte, klang es laut – jeder von uns beiden hatte es sehr gut verstanden.
Ich hörte ein Rascheln, welches von seinen Klamotten kam. Mein Blick hob sich, um einen immer näher kommenden Niall auszumachen. Sein Blick blieb undefinierbar, mir war es ein Rätsel, was jetzt kommen würde. Als ich aber kurz blinzelte, hatte sich seine Maske auf einmal in etwas Belustigtes umwandeln lassen – sein schamloses Grinsen, die blitzenden Augen. Alles in einem sah es so aus, als würde er sich über mich lustig machen.
„Weißt du Liam.“ Während er immer näher zu mir kam, sich, als er bei mir ankam, auf die Knien hockte, blieb sein Blick immer auf mir haften, lösten ihn nur, wenn er blinzeln musste.
„Das warum liegt doch auf der Hand.“
Seine Finger legten sich auf meine, verschränkten sich mit meinen. Ich wartete auf seine nächsten Worte, denn für mich lag das Ganze nicht auf der Hand – Es war mir nicht klar, was er mit dem allen andeuten wollte. Während mein Blick langsam zu meiner Hand wanderte, die anfing zu kribbeln, nur weil seine auf meiner lag, hatte Niall schon seinen anderen Arm bewegt, stricht leicht mit seinen Fingern über meine Wange. Irgendwann wanderte mit einer sanften Bewegung über meine Lippen, lächelte mich an.
„Weißt du, du darfst mich wirklich nicht lieben.“ Verletzt starrte ich ihn an. Warum machte er dann die ganzen Dinge? Warum machte er mir Hoffnungen?
„Du checkst es echt nicht Liam. Es ist nicht verletzend gemeint.“ Sein Daumen übte Druck gegen meine Unterlippe aus, die leicht anfing bei der Berührung zu zittern. „Wie lange du wohl brauchst, um zu bemerken, dass es um etwas anderes geht…“ Er beugte sich zu mir nach vorne. „Weißt du, ich bin froh, dass du mit Zayn Schluss gemacht hast.“ Seine Lippen trafen auf meinen Mundwinkel, bevor er sich löste.
„Denn jetzt kann ich dich für mich alleine haben.“
Sein Grinsen vergrößerte sich, als er sich wieder zurückzog. „Und weißt du warum du mich nicht lieben darfst, Liam?“ Ich schüttelte den Kopf. Er lachte und nahm seine andere Hand, die noch immer mit meinen Fingern verschränkt war. Diese löste er, bevor er sie auf meine Brust legte und nach unten wanderte, kurz vor meinen Schritt stoppte und kurz mit dem Zeigefinger dort entlangfuhr.
„Denn jetzt kann ich meine Finger nicht mehr von dir lassen, egal ob du willst oder nicht.“
Okay.
Ich hatte mit allem gerechnet. Wirklich mit allem. Aber nicht damit. Und wenn ich jetzt sagen würde, dass mich das hier nicht anmachte, dann log ich. Denn es tat es und verdammt ich hatte einfach nicht mit dieser Aussage gerechnet, es war gerade zu viel für mich. Was sollte ich jetzt tun – was würde er jetzt tun?
Meine Sinne waren angespannt. Ich wartete auf die nächste Bewegung, die von ihm aus kommen würde. Währenddessen saß ich ruhig hier, versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu halten und nicht darauf zu achten, dass ich wohl gerade dabei war innerlich vollkommen außer Kontrolle zu geraten.
Und das würde nicht gut enden.
„Ich weiß nicht einmal, warum du mit diesem Zayn zusammen warst.“ Seine Hand, die noch auf meiner V-Linie gelegen war, wanderte nun unter mein T-Shirt, strich über meinen Bauch, an den Seiten entlang. Sein Gesicht kam mir immer näher, sein Atem traf auf meine Lippen.
„Denn ich bin viel besser als er.“
Auf seine Worte achtete ich gar nicht mehr – obwohl ich ihm sicher zugestimmt hätte. Denn für mich war einfach der perfekteste Mensch, der auf dieser Welt existierte. Und niemand konnte mir das ausreden, denn Niall war einfach er – der Junge, in den ich mich verliebt hatte.
„Und ich werde dir das jetzt zeigen. Und diesmal brechen wir nicht ab.“ Sein Atem streifte meine Lippen, ich atmete gegen diesen, brachte somit eine Gänsehaut auf meinen – aber auch seinen Armen hervor. Ich war froh diese Wirkung zu sehen – zu sehen, dass ich ihn nicht kalt ließ.
Als er meine Hose öffnete, dabei immer kurz über meinen Schritt strich und einen Druck ausübte, blitze er mich amüsiert an. „Weißt du, ich liebe es, dich so warten zu lassen. Vollkommen erregt und keine Ahnung, was du tun sollst. Es gefällt mir.“ Ich hielt den Atem bei seinen Worten kurz an, erwiderte seinen Blick und schloss meine Augen. Als er den Reißverschluss öffnete und somit meinem Penis Platz gab, seufzte ich erst einmal. „Ungeduldig, wie sonst auch immer.“ Er lachte leise bei seinen Worten. „Aber heute bin ich es auch.“
Sanft drückte er mich nach unten, sodass ich nun auf der Couch lag. Meine Beine wurden von seinen Knien auseinandergedrückt, während er dabei kurz mein Becken hob, um mir meine Jeans auszuziehen. Gleich darauf zog er mir mein T-Shirt über den Kopf, sodass ich nun nur in Boxershorts dalag und er noch seine ganzen Klamotten auf dem Leib hatte.
Doch das blieb nicht lange so. Es dauerte nur eine kurze Zeit, bis er nun auch schon in Boxershorts auf mir lag, seine Hände rechts und links von meinem Kopf abgestützt. „Liam?“ Ich öffnete meine Augen, die ich, nachdem er seine Hand wieder auf meinen Schritt gelegt hatte, geschlossen hatte, und sah direkt in die blauen Augen von Niall, die schon lange nicht mehr so intensiv für mich gewirkt hatten. Seine Augen waren wunderschön – ich liebte die Farbe. Ich liebte generell alles an ihm.
Ein zustimmendes Geräusch erklang aus meinem Mund, denn zu viel mehr war ich nicht in Stande. Doch mehr brauchte ich nicht zustande bringen, denn er reagierte darauf, öffnete seinen Mund, um die nächsten Wörter zu sagen. „Küss mich.“ Und direkt danach tat ich genau das, was er mir gerade gesagt hatte. Ich küsste ihn – küsste ihn so, als ob es keinen Morgen mehr gäbe, als würden wir nur heute diesen einen Moment teilen und sonst nie wieder. Ich hoffte mir zwar das Gegenteil – ich wollte öfter mit ihm einfach nur daliegen und ihn küssen, so wie es gerade der Fall war.
Wie lang wir nun da lagen, das wusste ich nicht. Erst war unser Kuss unschuldig, keine Zungen wurden verwendet, nur unsere Lippen, die sich synchron gegeneinander bewegten. Nach und nach kam immer mehr Leidenschaft dazu und irgendwann entwickelte sich daraus ein Zungenkuss, der sicher mehr als eine halbe Minute anhielt.
Keuchend lösten wir uns voneinander. Ich musste nach Luft schnappen, da mir dieser Kuss ziemlich viel davon geraubt hatte. Mich störte es nicht – es war einer der besten Küsse, die ich je mit jemanden geteilt hatte.
Obwohl, ziemlich viele waren das nicht gerade.
„Liam, ich habe schon so lange auf das hier gewartet. Und das gestern… ich hatte mich schlecht gefühlt, dass ich dir geholfen hatte, jemanden zu betrügen.“ Er strich mir über die Wange. „Ich weiß, sonst redet man nicht so viel.“ Er lächelte und sah kurz auf die Seite, bevor er sich wieder meinen Augen widmete. „Aber das muss ich dir jetzt sagen.“ Ich schmunzelte, zog meine Mundwinkel nach oben und wartete, bis er weiterredete. Auch wenn mein kleines Problem schmerzhaft gegen meine Boxershorts drückte. Zu diesem Zeitpunkt war mir das Alles egal.
„Aber wie gesagt, dir zu helfen, das hatte ich nicht über mein Herz gebracht. Du warst so ehrlich, die ganze Zeit, ich wollte nicht, dass eine Person wie du zum Betrüger wirst.“
Ach ja. Ehrlich. Scheiße.
„Und ich konnte einfach nicht mit dir schlafen, weil ich dachte, dass du das nur wegen deinem Spaß tust. Bei jedem anderen wäre mir das Alles egal gewesen, aber bei dir… ich weiß es nicht.“
Er raufte sich leicht die Haare und ich lächelte ihn nur an, legte meine Hände auf seinen Unterarm und zog ihn somit wieder zu mir nach unten, sodass sein Gesicht wieder ganz nah an meinem war.
„Genau deswegen liebe ich dich auch.“
Ich wusste nicht, was mich dazu veranlasst hatte diese drei Wörter wieder zu wiederholen. Doch ich tat es trotzdem, mir war das egal. Ich hatte es ihm schon gesagt und vielleicht konnte ich dadurch auch ein Geständnis von ihm entlocken.
„Weißt du Liam und genau wegen diesen Sprüchen bin ich für dich verfallen.“
Jetzt war es um mich geschehen. Ich ließ meine Lippen wieder auf seine treffen, nur diesmal wilder und mit mehr Druck. Mit meinen Händen wanderte ich zu dem Bund seiner Boxershorts, zog ihn nach unten, streifte dabei seinen Arsch. Ich keuchte auf, als ich seinen Penis an meinen spürte und warf meinen Kopf zurück – versuchte das Gefühl so gut es ging zu genießen.
Mit einem Ruck war auch ich nun auch nackt, spürte, wie seine Haut auf meine traf, immer eine Hitze an diesen Stellen hinterließ, die anfing mein Blut zum Kochen zu bringen, dieses in meine Wangen zu leiten und mein Gesicht in rot zu tränken. Ich legte meine Hände auf meine Augen, versuchte mein Gesicht zu verdecken, denn mir war das Ganze peinlich. Doch er sah es anders – nahm meine Hand und legte diese über meinen Kopf. „Lass mich dein Gesicht sehen.“ Er lächelte mir zu und gab mir einen Kuss auf meine Wange, wanderte bei jedem Kuss, den er mir weiter gab, bis zu meinem Mundwinkel und stoppte da, löste sich wieder.
„Ich kann nicht mehr länger warten.“ Ungeduldig bohrte sich sein Blick in meinen. Dann nahm er seine Finger und hielt sie mir wieder an den Mund. „Ich habe kein Gleitgel hier.“ Er forderte mich also auf an diesen zu saugen und ich tat es gleich darauf, nur um danach einen Finger an meinen Eingang zu spüren. Am Anfang verkrampfte ich mich, doch dann blieb ich locker, fing an leise zu Stöhnen und zu Wimmern, zu sagen, dass er weitermachen sollte.
Irgendwann nahm er seinen zweiten Finger dazu, brachte mich damit schon fast dazu, innerlich vor dem Gefühl zu platzen. Ich ließ mich ganz in seine Berührungen fallen, ließ ihn alles machen. „Kondom oder-“ „Ist mir egal, mach einfach.“
Wo, so etwas war ich von mir nicht gewohnt.
„Okay.“ Er grinste und platzierte sich bei meinem Anus, fragte mich mit seinem Blick, ob er anfangen konnte. Und verdammt, ja das konnte er. Also nickte ich ungeduldig und versuchte mich bei seinem Eindringen nicht zu verkrampfen. Am Anfang tat es weh, doch noch lange nicht so, wie gestern. Und da war ich froh darüber.
Eigentlich wusste jeder, was weiter passiert war. Ich ließ mich ganz fallen, bewegte mein Becken mit jedem Stoß, den er danach machte, auch nach vorne, im gleichen Takt in dem er es auch tat. Währenddessen wollte ich Hand an mir selber anlegen, doch Niall stieß diese von meinem Penis weg, machte das für mich und er konnte so etwas gut, vielleicht auch etwas zu gut.
Ich war als erstes gekommen. Zwar kam er kurz nach mir, brauchte nur noch ein bis zwei Stoße, bis er auch zur Ekstase fand. Danach lag er nur schwer atmend auf mir drauf, zog sich nicht aus mir zurück. Seine Arme stützen ihn noch, sodass nicht sein ganzes Gewicht auf mir drauf lag. Und diesmal schlief ich nicht ein – ich lächelte ihn nur an und genoss seine Berührungen auf meiner Haut, die er dann später mit seinen Fingern verursachte. Denn diese streiften über meinen Oberarm, meiner Wange und überall auf meiner nackten Haut, streichelten mich, wenn man dies so nennen konnte. Doch ich genoss es, es brachte mich sogar etwas über den Verstand. Trotzdem – es war schön. Einfach hier zu liegen und ihm in die Augen zu schauen.
Etwas Besseres brauchte ich nicht.
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Zayns POV [der letzte, es kommt sonst keiner mehr.]
Das Glas lag in meiner Hand. Ich drehte es, betrachtete die Flüssigkeit darin, bevor ich anfing zu trinken. Ein bitterer Geschmack traf auf meine Geschmacksknospen, doch ich liebte ihn. Mein Kopf hang etwas, sodass ich nun auf die Theke starrte, die mich von der Bar trennte.
Eine Bewegung machte sich neben mir erkennbar. Ich hörte das Rascheln seiner Jacke, als er seine Hände in den Taschen vergrub und sich mit dem Rücken zur Bar hinsetzte.
„Schlag nicht solch ein Trübsal.“ Von der Stimme her erkannte ich, dass es sich wohl um Evan handeln musste. Genervt drehte ich mich zu ihm um, setzte mein Glas wieder an die Lippen und machte einen Schluck. „Wieso denn, ich habe Liam geholfen mit Niall zusammen zu kommen, ich bin der glücklichste Mensch der Welt.“
„So siehst du aber nicht aus.“
Charmant wie eh und je.
„Danke.“ Ich verdrehte die Augen. „Ich verstehe noch immer nicht, warum du das machst.“ Er grinste und ich blitzte ihn wütend an. „Achte auf deine Worte.“ „Es verletzt dich nur. Wäre ich du gewesen, hätte ich ihn falsche Dinge machen lassen, sodass Niall ihn auslacht.“ Mein Griff wurde fester um das Glas, ich musste mich echt beherrschen, ihn jetzt nicht anzugehen.
„Aber dann ist er nicht glücklich.“
Um mich zu beruhigen nahm ich noch einen Schluck von dem Alkohol, blickte nach vorne. Es war recht leer, was um acht Uhr immer der Fall war. Also konnte ich ihn verstehen, ohne dass er schreien musste.
Leider.
„Der Kleine ist aber auch etwas dumm, findest du nicht-“ „Sprich nicht so von ihm.“ Wütend glitzerten meine Augen. Er grinste nur belustigt. „Du würdest mir nie etwas tun. Also spreche ich, wie ich will.“ Ich schüttelte meinen Kopf.
„Sei dir nicht so sicher. Wenn es um Liam geht, dann musst auch du deine Klappe zügeln.“
Sein Lachen, das danach erklang, brachte mich fast dazu, ihm wirklich einmal eine reinzuschlagen. „Schon gut. Ich wollte nur sagen, dass er vollkommen blind ist, wenn es um dich geht. Ich habe ihm einen großen Tipp gegeben und er checkt es immer noch nicht.“ „Ich hasse dich für diese Aktion immer noch. Wie konntest du Liam herbeten? Er ist viel zu neugierig um nicht zu kommen.“
„Du bist ja auch ziemlich pervers.“ Er zwinkerte mir zu und ich – ich verdrehte nur die Augen, da ich diese Wörter von ihm gewohnt habe. „Genau, das sagst du.“ „Ja, ich helfe nicht jemanden, jemanden zu bekommen, nur um mit ihm schlafen zu können.“
Mein Griff um das Glas wurde immer stärker. „Weißt du Evan, ich bin dafür, dass ich jetzt gehe. Zwar mag ich dich, aber wenn du weiterredest, hast du bald ein gewaltiges Problem.“ Ich stellte das Glas ab, zog den Reißverschluss meiner Jacke zu und blickte auf die Seite. „Man sieht sich.“ Danach verließ ich den Club, nickte dem Türsteher kurz zu und begab mich dann die Straße entlang. Der Himmel hatte sich in ein rotes Licht getränkt, die Sonne war gerade dabei unterzugehen.
Es war kein langer Fußweg zu mir nach Hause. Vielleicht nur zehn Minuten, mehr war es nicht. Doch in genau dieser kurzen Zeitspanne klingelte mein Handy. Die Mühe, zu schauen, wer mich angerufen hatte, machte ich mir gar nicht, denn ich legte mir mein Handy nur an mein Ohr und wartete, bis derjenige anfing zu sprechen. Dass mein Herz bei seiner Stimme anfing stehenzubleiben – nun ja, das hatte ich nicht erwartet.
Generell hatte ich nicht erwartet, dass er anruft.
„Zayn, ich muss dir etwas erzählen.“
Es war nur ein Tag seit gestern vergangen. Und schon war mir bei diesen Worten schlecht zumute – als wüsste ich sofort, was er mir erzählen wollte. Denn ich wusste es wirklich und erfreut war ich nicht, eher verletzt. Aber er war glücklich – so hörte es sich jedenfalls an.
„Klar, ich bin gleich bei dir.“ Und da legte ich auf, wartete nicht auf seine Antwort.
Das Gespräch würde schwer werden.
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„Wir sind zusammen.“
Dass es so wehtun würde, hatte ich nicht erwartet.
„Sehr schön.“ Ich lächelte, versuchte mir die Enttäuschung nicht ansehen zu lassen.
„Obwohl ich nicht weiß, ob wir das sind oder nicht. Er hat mir indirekt gesagt, dass er mich auch liebt.“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten, versuchte meine Eifersucht nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.
„Und wir haben miteinander geschlafen.“
Er lächelte und blickte auf den Boden, wirkte glücklicher, als sonst. Und ich? Ich zwang mich zu einem Lächeln.
Was für eine Ironie.
„Stimmt etwas nicht?“ Ich blickte ihm direkt in die Augen, zog eine Augenbraue in die Höhe und verzog meinen Mund widerwillig zu einem Grinsen. „Was sollte nicht stimmen?“ „Ich weiß nicht, du bist so abwesend.“
Er merkte es.
Ich verfluchte mich innerlich. Konnte er nicht wenigstens heute wieder blind vor Liebe sein? „Nein, gar nicht.“ Ich schluckte leicht und legte meine Hand auf den Oberarm des anderen Armes, sah auf die Seite, bevor ich mich zu ihm wendete.
„Freust du dich denn nicht für mich? Wir haben es endlich geschafft.“
Genau.
„Klar.“ „So wirkst du nicht.“
Warum verdammt noch einmal musste er das genau heute bemerken.
Meine schauspielerische Leistung musste heute vollkommen weg sein. Es war kein Wunder, denn wenn wir ehrlich waren, das hier war ein zu großer Schock für mich – auch wenn ich das schon vorher gewusst hatte.
„Komm schon, was bedrückt dich? Hast du dich auch in jemanden verguckt?“ Er grinste und setzte sich auf sein Bett, lehnte sich zurück. Kurz davor ihm zu sagen, dass es stimmte - dass ich mich in jemanden verguckt hatte, der zufällig er war – schluckte ich, zwang mich dazu, meinen Kopf zu schütteln. „Aw, doch hast du.“
Wenn er weiterredete, würde ich es ihm erzählen.
Die Zähne machten sich an meinen Lippen zu schaffen. „Nein. Aber es geht nicht um mich, sondern um dich und Niall.“ „Was gibt es da noch zu erzählen, Zayn? Du weißt doch schon alles.“
„Babe, komm, lenk nicht ab.“ „Warum nennst du mich noch ‚Babe‘? Ich schluckte und zuckte mit den Schultern. „Nur so.“ Dann lächelte ich. „Okay.“ Er blickte mich verwirrt an.
Danach redete er wieder von Niall. Niall hier – Niall da. Gezwungenermaßen musste ich zugeben, dass mein Lächeln nur erzwungen war. Und das Liam es nun wieder bemerkte. „Zayn so kann ich nicht mit dir reden.“
„Dann schwärm nicht so von Niall.“
Es war nur ein Flüstern. Innerlich hoffte ich, dass er es nicht verstanden hatte. Doch wie das Schicksal es so wollte, hatte er es gut verstanden. Jedes einzelne Wort musste den Weg in sein Gehörsinn finden, musste ihn jedes verdammte Ausgesprochene Wort von mir hören lassen. „Was?“
Jetzt gab es kein Zurück mehr.
„Liam, ich fass es nicht, dass ich dir das einmal sagen würde. Aber du bist blind vor Liebe – du checkst einfach gar nichts.“
„Wie soll ich auch, wenn du mir nichts erklärst? Ich meine, ich dachte wir beide wären dafür, dass ich über Niall rede und-“ „Sei doch einfach einmal leise.“
Ich wollte nicht so schreien. Ich wollte ihn nicht so verletzen und erst recht nicht wollte ich, dass er nun bedrückt auf seine Bettdecke starrte, so wie ein kleiner Junge, dem jemand gesagt hatte, was er falsch gemacht hatte.
„Ich kann es dir gerne erklären, Liam.“ Langsam atmete ich ein und wieder aus. „Denn du scheinst meine Andeutungen nie verstanden zu haben.“ Mein Kopf wandte sich nach links und rechts, schüttelte sich. „Denn das gestern war nicht geschauspielert. Die Küsse waren nicht nur dazu da, um dir zu helfen. Dein erstes Mal war keine Hilfe von mir aus. Mein Schwarm – nun ja. Der bist du.“
Sein Mund stand offen, nun blickten wir uns beide in die Augen. „Das sagst du doch nur so. Sag mir doch, was jetzt wirklich los ist.“
Er wollte es nicht fassen. Gut gemacht, Zayn.
„Ich habe mich in dich verliebt, das ist los Liam. Schon seitdem ich dich das erste Mal gesehen habe. Du warst gerade am Schulweg, bist in mich hineingestolpert und hattest dir nicht einmal die Mühe gemacht, aufzusehen. Seitdem habe ich ein Auge auf dich geworfen. Und als du dann auf dieser Bank gesessen warst, so vollkommen fertig… ich konnte nicht anders. Das war meine Chance.“
Ich lächelte leicht und blickte auf den Boden, wagte während dem Ganzen keinen Blickkontakt mit Liam.
„Dann hab ich dir deinen ersten Kuss gestohlen. Ich war froh, dass ich es getan hatte und nicht Niall. Und dann kamen diese ganzen anderen Dinge. Ich war froh bei jeder deiner Sachen der erste gewesen zu sein. Dein erstes Mal – es war das schönste Erlebnis, welches ich je mit jemanden geteilt hatte. Und das auch nur, weil ich mich in dich verliebt habe.“
Meine Stimme wurde von laut zu leise, immer sanfter. Und irgendwann schaute ich direkt in seine Augen, ging ein paar Schritte auf ihn zu. „Dass du jetzt mit Niall zusammen bist – das habe ich nur gewollt, weil du dann glücklich bist. Du bist es auch und ich hasse mich dafür, dir jetzt dieses Glücksgefühl zu stehlen.“
Nun saß er kerzengerade auf seinem Bett, sein Körper war angespannt und ich konnte seine leichten Muskeln sehen, die sich bei ihm angesammelt hatten.
„Aber du wolltest es wissen.“ Dann begab ich mich auf meine Knie, gerade so, dass mein Gesicht gleichauf mit Liams war. „Und nun, wenn du willst, können wir das Ganze was ich gesagt habe vergessen. Aber darf ich nur einmal noch…“ ich beugte mich zu ihm nach vor. Doch seine Miene wurde von geschockt auf einmal zu etwas anderem und ich sah im Augenwinkel, wie seine Hand sich auf einmal hob.
Doch ich tat absolut nichts dagegen. Ich ließ diese direkt gegen meine Wange knallen.
Warum hatte ich das hier gerade getan?
„Es tut mir leid, Liam.“ Als ich seine Augen sah, die von Tränen gefüllt wurden, blickte ich auf den Boden. „Du hast mich ausgenutzt. Und ich dachte du wolltest mir helfen.“ Seine Stimme brach und ich versuchte bei dieser nicht auch anfangen zu weinen. Denn ich weinte nicht – nicht vor Liam.
„Ich dachte, du wärst hinter mir. Aber jetzt habe ich die ganzen Dinge mit der falschen Person getan.“
Er schluchzte, aber ich zwang mich dazu, ihn nicht zu berühren.
„Es tut mir-“
„Das ist mir egal. Raus aus meinem Zimmer.“
„Verachte nie jemanden wegen seinen Gefühlen.“ Das hatte mir meine Mutter früher immer gesagt – früher, als ich noch klein war. Ich hatte es nie verstanden, doch jetzt wurde mir so vieles klar.
Nein, ich verachtete ihn nicht.
Ich fühlte mich einfach nur hintergangen. Ich fühlte mich ausgenutzt und verarscht. Ich fühlte mich so, als würden alle um mich herum nur mit mir spielen, oder meine Situation für seine eigenen Nutzen benutzten. Als wäre ich ein Gegenstand, mit dem man tun konnte, was man wollte.
Das war ich aber nicht.
Jetzt, als ich über die ganze Sache nachdachte, wurde mir erst klar, dass meine Reaktion nicht angemessen war. Ich hätte ihm keine klatschen müssen, ich hätte auch nicht sagen sollen, dass er verschwinden sollte.
Doch ich hatte es getan.
Aber ich fühlte mich nicht schlecht. Eher gesagt würde Zayn sicher verstehen, warum ich so gehandelt hatte. Er hätte wissen müssen, dass ich mit so etwas nicht zurechtkommen würde. Doch trotzdem hatte er mir seine Liebe gestanden.
Seine Liebe.
Fassen konnte ich das Ganze noch immer nicht. Wie denn auch, wenn es nicht klar gewesen war. Denn ich hatte nicht einmal einen kurzen Moment an so etwas gedacht. Er wollte mir nur helfen, richtig? Aber das hier, das hatte mich geschockt. Zeigen tat ich es aber nicht. Jetzt war nämlich kein guter Zeitpunkt. Nicht wenn ich in der Cafeteria saß und Niall direkt gegenüber von mir seinen Platz eingenommen hatte.
Generell versuchte ich gerade alles in meinem Kopf zu verdrängen und den Moment mit ihm zu genießen. Wir unterhielten uns, wir lachten. Die meiste Zeit über aber redete er, während ich ihm zuhörte – wenn auch nur mit einem Ohr.
„Liam?“ Ich reagierte für eine kurze Zeit nicht. „Liam? Ist alles okay?“ Erschrocken zuckte ich zurück und rieb mir die Augen. Das Ganze hatte mir viel zu sehr den Schlaf geraubt, denn immer, wenn ich meine Augen schließen wollte, war mein Kopf mit den ganzen Sorgen vollgestopft, die Zayn mir geschaffen hatte.
„Ja, ich denke ich bin nur müde.“
Nun ja, ein klein wenig Wahrheit steckte dahinter.
„Wenn dich etwas bedrückt, kannst du es mir ruhig erzählen, das weißt du doch.“
Seitdem Niall und ich eine Art Beziehung führten, sorgte er sich sehr um mich. Er hatte sich komplett geändert, es kamen keine Bemerkungen mehr von ihm, die mir peinlich waren. Ihm interessierte es, wie es mir ging und er unterhielt sich normal mit mir. Sogar die ganzen Mädchen, die ihn immer wieder fragten, ob er für eine heiße Nacht bereit war, schickte er einfach fort.
So als bemühte er sich wirklich.
Natürlich machte es mich eifersüchtig, wenn ein Mädchen ihn so etwas fragte. Doch ich war eine Person, die sich im Hintergrund hielt und zusah, anstatt seinen Beschützerinstinkt zu zeigen. Würde ich das nämlich tun, wäre das nicht ich.
„Oh, dann tut’s mir leid, dass ich dich die ganze Zeit volllabere. Wenn du willst, dann machen wir heute auch nichts zusammen, wenn du zu Hause schlafen willst o–“ „Nein, ist schon okay. Auf keinen Fall will ich heute unser Date verschieben. Es ist Freitag, also der erste Tag, den wir ganz für uns haben. Das werfe ich nicht nur wegen meiner Müdigkeit weg.“ Er lächelte vor sich hin, als er meine Aussage hörte.
Auch Niall konnte süß sein.
„Dann freu ich mich schon. Die Kinokarten habe ich schon und danach darfst du bei mir schlafen.“ Ein perverses Grinsen legte sich auf seine Züge, bevor er mir zublinzelte und dann seinen Kopf auf seinen Armen abstützte. „Nicht, dass du etwas dagegen hättest. Ich glaube sogar, dass du dich freust.“ Ein leises Lachen machte sich bei ihm, aber auch bei mir erkennbar. Er sagte das Ganze nur, um die Stimmung etwas zu lockern.
Unbewusst schaffte er es aber auch, meine Gedanken von Zayn abzulenken.
„Wollen wir uns auf den Weg in die Klasse machen? Du weißt doch, langweiliger Unterricht.“ Ich deckte meine Augen mit meinen Händen ab und legte dabei den ganzen Kopf auf den Tisch, ließ meine Stirn auf die Fläche stoßen. Es tat etwas weh, aber ich hatte einfach keine Lust auf Schule. Vier Stunden reichten mir schon, aber noch zwei Stunden Kunst – das überlebte ich nicht mehr. „Wir könnten auch schwänzen und das Kino eine Stunde vorverlegen, damit hätte ich kein Problem. Mehr Zeit für uns alleine.“ Schon wieder ein Zwinkern aus seiner Richtung, welches mich leicht erröten ließ, doch es war keine peinliche Stimmung mehr zwischen uns, nachdem er so etwas sagte. Sondern ich grinste nur und meinte: „So gern ich auch wolle würde, wir müssen in Kunst.“
„Du hasst Kunst.“ Er zog verwirrt seine Augenbraue in die Höhe. „Denkst du ich habe das nicht bemerkt? Also Kunst ist nicht gerade dein stärkstes Fach, das steht fest.“ Ich streckte ihm leicht die Zunge raus, bevor ich mir meine Schultasche um die Schulter warf. „So sehr ich es auch hassen mag, es ist immer noch ein Schulfach. So schlimm wird es nicht werden, solange du neben mir sitzt und mich ablenkst.“ „Gerne doch.“ Er stand auf und legte seine Hand auf meinen Rücken, beugte sich dann zu meinem Ohr. „Vielleicht lenke ich dich auch mit anderen Sachen ab, als nur mit Kommunikation.“ Dann löste er sich wieder und ging einen Schritt nach vorne, blickte zu mir und grinste. „Was ist? Kommst du, oder nicht?“
Ein Lachen drang aus meiner Kehle, klang etwas rau. Doch was sollte es auch anderes, wenn Niall mir davor etwas ins Ohr flüsterte. Und er erzielte seine Wirkung – denn es machte mich an. „Klar.“ Ich setzte einen Fuß nach den anderen, folgte ihm, während ich perfekte Sicht auf den hinteren Teil seines Körpers hatte.
Ein perfektes Hinterteil hatte er aber schon.
„Der Unterricht beginnt erst in fünf Minuten.“ Ich blickte ihn an und zog meine Augenbraue nach oben. „Erst?“ Er grinste vor sich hin und nickte, lehnte sich an die Wand und legte dabei seinen Kopf an die Wand, sodass dieser leicht zurückgelehnt war. „Weißt du Liam, der Unterricht interessiert mich eigentlich gerade gar nicht.“
Leicht stieß er sich von der Wand ab, machte einen Schritt auf mich zu. „Gerade kann ich nur daran denken, dass wir zwei heute einen schönen Tag gemeinsam haben werden.“ Ein Lächeln bildete sich auf seine Züge. „Aber die Nacht wird sicher das Beste des Tages sein.“ Wieder dieses Blitzen in seinen Augen, welches immer auftrat, wenn er an etwas Perverses dachte.
Meine Wangen erröteten sich leicht, während ich auf den Boden sah. Die Hände rieb ich leicht an meinem T-Shirt ab, da diese anfingen zu schwitzen. „Oder vielleicht auch das Kino.“ Er lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, eindeutig. Die Nacht.“ „Du bist mir zu versaut.“
„Wer hat gesagt, dass ich daran gedacht habe? Wir hätten auch nur kuscheln können.“ „Ich kenne dich, Niall.“ „Hm, da hast du Recht.“ Ich verdrehte meine Augen und richtete danach meinen Blick auf seine Augen, die mich wieder mit diesem Blitzen ansahen. „Okay, wir sollten jetzt wirklich in die Klasse gehen.“ „Liam, dir muss das Ganze nicht peinlich sein, wir haben es schon miteinander getan.“
Leicht sog ich die Luft ein, atmete das Kohlenstoffdioxid wieder aus, bevor ich mich umsah und sah, ob es eh niemand gehört hatte. „Liam, sie wissen es doch bereits schon. Wir haben uns schon geküsst, die meisten denken sich ja schon, dass wir miteinander geschlafen haben.“ „Trotzdem musst du es ihnen nicht bestätigen.“ Ein Grummeln drang aus meinem Mund, bevor ich einen Schritt nach hinten machte. „Doch, sie müssen doch wissen, wie gut du bist.“ Er zwinkerte mir zu und ich errötete.
Warum schaffte er das immer.
„Guter Scherz.“ „Nein wirklich, das war der beste Sex den ich je hatte.“ „Okay, Niall, bevor das noch zu sehr ausartet gehe ich einmal in die Klasse. Du kannst gerne nachkommen.“ „Klar, ich sehe deinen Arsch von weiter hinten eh perfekt.“ Ein leises Lachen entkam meiner Kehle. „Daran ist nichts Besonderes.“ „Meinst du.“ Ein weiteres Augenverdrehen konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
Danach ging ich nach vorne. „Ja, definitiv kannst das auch nur du meinen.“ Als ich mich umdrehte, sah ich, wie Niall sich auf die Lippen biss. „Ich kann dich hören.“ „War auch so geplant.“ Während wir unsere Konversation weiterführten, bemerkte ich, wie alle Blicke auf einmal auf uns gerichtet wurden. Wahrscheinlich hatten alle in der Klasse nichts Besseres zu tun, als unserem Gespräch zu folgen. Seufzend setzte ich mich auf einen Stuhl, welcher auch noch einen freien Platz neben sich hatte, auf dem sich Niall dann gemütlich machte.
„Sie starren.“ „Lass sie doch.“ Ich zog meine Schultern nach oben, beugte meinen Kopf nach vorne und bildete somit das beste Beispiel dafür, wie man eine schüchterne Haltung zustande brachte. Doch als ich Nialls Hand sah, die sich auf meine legte, welche bei meinem Schoß lag, lächelte ich ihm zu und dann blickte ich nach vorne.
Die Türe knallte mit einem lauten Krach zu, als die Lehrerin plötzlich eintrat. Ihre Tasche war unter ihrem Arm eingeklemmt, schnelle Schritte führten sie zu dem Lehrertisch, der bei der Tafel stand, direkt in der Mitte. Niall löste seine Hände nicht von meinen, er verschränkte diese sogar noch, doch mit der anderen Hand holte er sich einen Stift und legte sein Blatt vor sich hin, bei dem wir gerade arbeiten mussten. „Wenn du willst, dann helfe ich dir“, flüsterte er mir zu, bevor er seine Hand von meiner löste und eine Kälte dort hinterließ. Doch ich sagte nicht dagegen, nahm mir ebenfalls einen Bleistift und holte mir ein A4 Blatt aus meinem Block, bevor ich es vor mich hinlegte. Die Lehrerin erklärte noch einmal – ich denke das waren mindestens eine halbe Stunde – um was es in der Zeichnung ging und irgendwie hatte ich auch keine Lust darauf ihr zuzuhören, deswegen hatte ich auch so gar keinen Plan, was wir gerade tun mussten.
„Die zwei Stunden werden so anstrengend.“ Theatralisch legte ich meine Hand auf meine Stirn und schüttelte den Kopf legte den Bleistift neben das Papier und dann warf ich meinen Kopf nach hinten. „Ich hasse Kunst, habe ich das schon erwähnt?“ „Vielleicht.“ Er grinste und legte seinen Stift an das Papier, nahm sich ein Lineal und verband zwei Punkte miteinander. „Aber ich glaube das kannst auch du.“ Augenverdrehend über diesen Kommentar versuchte ich das genauso zu zeichnen wie Niall es machte – und irgendwie klappte es auch.
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„Ich hasse Kunst noch immer.“ Sein Arm war um meine Schultern gelegt, während er mich an sich drückte. In meinem Augenwinkel konnte ich die Muskeln sehen, welche sich leicht bei seinem Unterarm erkennbar machten. „Das weiß ich doch. Aber du hast es fertig bekommen.“ „Aber es ist scheiße geworden.“ Grummelnd legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. Es war komisch so den Weg zu ihm nach Hause zu gehen – vor allem, wenn Leute anfingen zu starren.
„Ja, weil ich dich nervös gemacht habe.“
Ein Zwinkern seinerseits war zu erkennen. Ich hasste, aber liebte es sogleich, wenn er so über sich redete.
Es war ja schließlich wahr.
„Ist aber nicht so, als hätten mich die Berührungen kalt gelassen. Dein Körper neben meinem, das macht mich einfach nur verrückt. Verrückt zu wissen, dass ich noch bis heute Abend warten muss.“ Seine Hand strich über meine Schulter, drückte mich noch enger zu sich. „Aber das Warten wird sich lohnen.“ „Hoffe ich doch.“ Versuchend meine Nervosität zu überspielen, lachte ich leise und starrte auf den Boden. „Dir wird so schnell alles peinlich.“
Ich konnte ausmachen, wie seine Hand sich von meiner Schulter löste, sich auf meinen Rücken legte und mich nach vorne drückte. „Also, wir sind fast bei mir. Das Kino fängt um 17 Uhr an, das dauert also noch eine Stunde. Wenn du willst, können wir davor noch etwas anderes machen.“ Ich überlegte kurz, bevor ich mich einfach dazu entschied eine halbe Stunde bei ihm zu bleiben und genau das sagte ich ihm auch. „Okay.“ Er lächelte und ließ seine Hand zu meiner wandern und verschränkte diese miteinander.
Es wäre klischeehaft, wenn ich genau jetzt angefangen hätte rot zu werden und auf unsere Hände zu starren. Oder sogar, wenn ich zurückzucken würde. Doch das tat ich nicht, ich lächelte nur und sah zu ihm nach oben, in seine blauen Augen, die heute einen ziemlich starken Grünstich in ihnen hatten.
Ich formte mit dem Mund ein ‚Ich liebe dich‘ und danach blickte ich, wie es auch sein sollte, auf unsere verschränkten Hände. Sein Griff war fest, ich fühlte mich wohl darin.
Er erwiderte nichts darauf, nur sein Lächeln, welches jetzt noch breiter wurde, als es schon war, zeigte mir, dass er mich verstanden hatte.
Ein klein wenig traurig war ich schon, dass er es nicht erwidert hatte, aber das hatte er bis jetzt noch gar nicht getan. Vielleicht wartete er, nachdem er es letztens nicht gesagt hatte, auf den richtigen Zeitpunkt. Oder er wusste nicht, wie er es am besten erwidern konnte. Oder er dachte sich, dass sein Lächeln reichen würde.
„Was ist los?“ Niall schien meinen Stimmungswechsel mitbekommen zu haben, doch ich schüttelte nur ab und sagte ihm, dass es nichts war. „Sicher?“ Er lächelte mich aufmunternd an und ich nickte nur, zwang mich die Stimmung etwas aufzulockern.
Doch irgendwie wusste ich nicht, was ich sagen könnte. Deswegen drückte ich nur seine Hand und ging einfach weiter, machte mich auf den Weg zu seinem Haus, welches nur noch wenige Minuten von uns entfernt war. Mittlerweile konnte ich den Weg auswendig, dabei war ich vielleicht nur fünf Mal hier, so genau wusste ich das nicht.
Die Stille, die sich dann ausbreitete, war nicht angenehm, aber auch nicht unangenehm. Ich merkte, dass Niall etwas auf der Zunge lag, aber ich hatte keine Ahnung, was es sein könnte. Aber ich beließ es einfach, wartete bis er anfing zu reden.
Doch er redete nicht.
Wir waren sogar schon fast bei ihm. Zwei Minuten waren vergangen und sein Blick war auf den Boden gerichtet. Langsam aber sicher lösten sich seine Finger von mir, bis sie kurz vor seinem Haus aus meinem Griff fielen und er sich auf den Weg zur Türe machte, diese aufsperrte und dann seine Schultasche auf den Boden schmiss, endlich wieder ein Wort sagte und meinte, dass ich ruhig alles auf den Boden schmeißen konnte.
„Niall, ist bei dir jetzt etwas?“ „Nein, oder auch ja. Ich weiß nicht. Mir geht grad viel durch den Kopf, aber das hier ist heute unser Tag, mach dir nichts daraus.“ Ich nickte nur und folgte ihm in die Küche, versuchte an etwas anderes zu denken und einfach die Zeit mit ihm zu genießen, so wie ich es von Anfang an geplant hatte.
„Wasser?“ „Nein, wir können ja wieder Bier und Schokolade nehmen, nicht wahr?“ Ich wusste, dass er diese Sachen nur genommen hatte, um mich zu ärgern, da ich nichts aussuchen wollte, deswegen lachte er bei meinem Kommentar wieder. „Nein, ich denke Wasser reicht.“ Er reichte mir das Wasser und schenkte sich selbst eines ein.
„Ich habe reserviert, deswegen müssten wir sogar schon in fünfzehn Minuten losgehen, an das hatte ich gar nicht gedacht. Deswegen haben wir nicht viel Zeit hier.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Was hätten wir denn sonst gemacht?“ „Also ich wüsste da etwas.“ Er grinste und kam auf mich zu, stellte sein Glas auf den Küchentisch. Ich wusste auf was er andeutete, deswegen war ich umso mehr dabei, als er ganz nah bei mir war. Denn ich stellte mein Glas auch ab und beugte mich zu ihm nach vorne.
Gleich darauf trafen unsere Lippen aufeinander. Ich musste zugeben, dass ich seine Lippen den ganzen Tag schon vermisst hatte. Nun ja, bis auf den einen Kuss, den er mit mir am Anfang des Schultages gegeben hatte, als wir uns am Eingang getroffen hatten.
Und uns hatten alle gesehen.
„Ich denke, das ist doch eine gute Beschäftigung.“
Ich lachte leise und stimmte ihm zu, beugte mich noch einmal zu ihm nach vorne und schnappte mir einen kurzen Kuss, bevor ich mich löste und einen Schluck von dem Wasser neben mir machte, es wieder abstellte und dann verschmitzt zu ihm sah, ein Grinsen auf meinen Lippen.
„Aber das Kino ziehe ich dann doch eher vor.“ Es stimmte eigentlich nicht, doch ich fand es lustig, wie Niall dann darauf reagierte. „Du weißt doch, dass ich dir niemanden vorziehen würde.“ Mein Augenverdrehen wurde schon fast zum Standard, deswegen tat ich es auch jetzt wieder.
„Gehen wir?“ So schnell wie ich das Thema gewechselt hatte, so schnell änderte sich Nialls Blick von einem Lächeln zu einem etwas angespannteren Gesicht, welches seinen Mund so verzogen hatte, dass ein Seufzen aus diesem dringen konnte. „Klar.“ Ich sah, wie er kurz in seine Wange biss und dann seine Hand, die auf meiner Hüfte lag, wegzog und zurückging. Sein Mund verzog sich zu einem Schmollen, welches ich einfach nur zu süß fand.
Seit wann konnte ich Niall zum Schmollen bringen.
„Dann können wir ja jetzt los.“ Ich zwinkerte ihm zu und dann verließ ich die Küche. Auf halbem Weg in sein Wohnzimmer wurde ich noch einen Satz los. „Vielleicht können wir ja am Weg weitermachen, wo wir gerade aufgehört haben.“ Dann war ich schon aus der Küche verschwunden, hinterließ einen vollkommen geschockten Niall, der von meiner Art ziemlich überrascht gewesen zu sein schien.
Doch das war ich auch.
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„Popcorn, Nachos?“ Er ging die Liste durch, blickte angestrengt auf die Angebote. Wenn ich ehrlich war, sah das Ganze verdammt heiß aus. Generell sah er heiß aus, wenn er sein Gesicht zu etwas Konzentrieren umwandelte, seine Stirn etwas in Falten gelegt, die Augen ein bisschen zusammengekniffen.
„Große Popcorn.“ „Okay.“ Er lächelte mir zu, seine Züge entspannten sich. „Dann einmal die großen Nachos und große Popcorn.“ Als das Trinken erwähnt wurde, blickte mich Niall mit einem fragenden Blick an, wartete darauf, dass ich antwortete. „Cola Light.“ Niall lachte und nahm sich ein Fanta, bevor er sich seine Sachen nahm.
„Warte, stellen wir kurz unsere Sachen ab. Der Film beginnt in zehn Minuten und die Werbung dauerte auch noch zehn weitere Minuten, welche ich sicher nicht schauen will.“ Er lachte leise und ging auf den kleinen Tisch zu, der vielleicht nur ein halber Quadratmeter groß war. „Du bist doch nur faul, um die paar Schritte ins Kino zu gehen.“ „Nein, eher gesagt will ich nur gerade andere Dinge machen.“ „Die wären?“
Neugierig und ohne blassen Schimmer, fragte ich ihn das. Ein bisschen enttäuscht auch, doch bald wandelte sich die Enttäuschung in etwas anderes um. „Nein, du denkst falsch. Wenn du dich in mich hineinsetzen würdest, wüsstest du, dass ich gerade auf etwas anderes Lust hätte, vielleicht auf der Toilette, oder zu Hause. Heute Abend ist es mir einfach viel zu spät.“
Ich lachte leise. „Die Leute können uns hören.“ „Na und?“ „Du wirkst notgeil.“ „Das bin ich gerade auch. Es ist schon fast eine Woche um, seitdem wir etwas Intimes gemacht haben.“ „Wenn ich ehrlich bin, muss ich das auch nicht.“
Er schüttelte den Kopf. „Du bist aber gerade nicht ehrlich. Wer will schon nicht mit mir schlafen?“ „Ich?“ Er schmollte leicht und ich schlug ihm auf die Schulter. „Wäre das wirklich meine Meinung, wären wir jetzt nicht hier.“ „Was macht dich da so sicher?“ Ich zwinkerte ihm zu und machte dann einen Schluck von meiner Cola. Er lachte leise. „Weil du genau weißt, was danach passiert. Trotzdem kommst du mit mir her.“
Ja, weil ich dich liebe.
„Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, könnten wir das Vorspiel von heute Abend auf jetzt verlegen.“ Während er diesen Satz gesagt hatte, hatte ich mir mein Getränk genommen und wollte schon den ersten Schluck machen, als ich mich dann dazu entschied es doch nicht zu tun. „Wir sind im Kino.“ „Es gibt so etwas wie Toiletten.“ „Ist das nicht eklig?“ Ein bisschen verzog ich das Gesicht. „Und könnten uns nicht alle erwischen?“ „Was soll’s, deine Körpernähe fehlt mir.“
Ich konnte nicht anders, als ein klein wenig bei diesen Worten rote an Farbe in meinen Wangen zu sammeln. Ich hörte sogar schon das Blut in meinen Ohren rauschen. „Ich weiß nicht…“ „Du willst es doch auch.“ Er grinste und drückte mich zu sich.
Gott sei Dank hatte ich mein Getränk schon abgestellt, denn bei dem Körperkontakt hätte ich dieses sofort fallen gelassen, da tausende von Blitzschläge – jedenfalls fühlte es sich so an – durch meinen Körper gejagt wurden.
„Einen Blowjob, Handjob. Vielleicht verwöhne ich dich auch.“ Er fuhr mit seiner Hand über meinen Oberkörper, beugte sich zu mir nach vorne und schnappte kurz nach meinen Lippen. „Also, kommst du?“ Er ließ auf einmal ab, schaffte es, dass ich ernsthaft in Erwägung zog in einer Toilette Dinge zu tun, die ich auf keinen Fall vor einem Monat noch getan hatte.
Obwohl, es war mit Niall.
Ohne zu antworten ging ich einfach die ersten zwei Schritte, signalisierte Niall so, dass ich es doch tun würde. Grinsend streckte er mir die Hand hin, sodass ich meine in seine legen konnte. Er zog mich etwas schneller mit sich zur Toilette, mit der Begründung, dass wir schnell machen mussten.
Gleich als wir am WC ankamen, sah sich Niall erst um, ob jemand in der Nähe war. Doch da es noch recht früh war und die ganzen Kinos besetzt waren, machte sich keine Person erkennbar. Er zog mich etwas weiter hinein, stieß mich gegen die Wand neben der Türe und legte seine Lippen direkt auf meine. „Niall, hier könnte man uns erwischen.“ „Der Reiz macht es auch, nicht?“ Ich konnte sein leichtes Grinsen durch seine Lippen, die noch immer meine berührten, spüren.
Eine Antwort von mir konnte er nicht erwarten. Er konnte es einfach nicht. Denn wer würde es mir verübeln, wenn er mir seine Hand unter mein T-Shirt wandern ließ, über meinen Bauch strich, nach oben zu meinen Brustwarzen wanderte. Es brachte mich vollkommen in eine andere Welt, als würde alles um mich herum verschwinden, als würde ich vergessen, wo wir gerade waren.
Seine Lippen machten sich gerade bei meinem Hals zu schaffen, während seine Hände auf einmal eine Kälte bei der Stelle hinterließ, wo er sie vor ein paar Sekunden noch liegen gehabt hatte. Doch bald konnte ich durch meine Hose den Druck fühlen, der durch das Öffnen dieser ausgeübt wurde. Die Jeans rutschte nach unten, ganz langsam. Seine Hände konnten somit auch meinen unteren Körper von den Rest der Sachen befreien, die ich bis jetzt noch anhatte.
Nun ja, eine Sache. Meine Boxershorts.
„Ich freu mich schon auf bei uns zu Hause. Da kannst du mir das Alles zurückgeben. Nicht, dass ich das hier nicht gerne mache…“ Gedankenverloren – jedenfalls tat er so – strich er über mein halb erigiertes Glied, welches unter seinen Berührungen eine Reaktion zum Vorschein brachte.
Fuck.
Seine Hand begann leicht zu pumpen – fuhr immer wieder auf und ab. Ich konnte seine Lippen noch auf meinem Hals spüren, aber bald hatten sie sich gelöst, damit er mit seinem Körper zu meiner unteren Gegend wandern konnte, sodass sein Kopf jetzt genau vor meinem Penis war.
Okay, er machte mich… geil.
Ihn so zu sehen, war einfach etwas anderes. Ich hatte es noch nie und als ich meine Augen wieder schloss, spürte ich seine Zunge, die Kreise um meine Eichel zogen, mich somit quälten.
„Niall…“ Es war ein leises Stöhnen, welches seinen Namen zur Geltung brachte. Ein Wimmern war aus meinem Mund zu vernehmen, er bemerkte meine Ungeduld, die mich fast rasend machte. „So unruhig, hm?“ Er lachte leise und legte seine Hand unter seinen Mund auf mein Glied. Natürlich erst nachdem er seine Lippen darauf platziert hatte und dann auf und ab wanderte, immer wieder dabei den Schaft entlang leckte.
„Niall, ich-“ „Komm für mich, Babe.“
Und ich tat es.
Vielleicht waren es nur zwei Minuten, oder auch mehr gewesen. Vielleicht sogar weniger, ich wusste es nicht. Aber ich war schnell zu meinem Höhepunkt gekommen, der mich wirklich hart erwischt hatte.
„Ich liebe dich so sehr.“
Nachdem er zu mir nach oben gewandert war, seine Lippen auf meine gelegt hatte, sprach ich diese fünf Wörter aus. Er erwiderte es nur mit einem Lächeln.
„Du weißt nicht wie sehr ich dir verfallen bin. Ich würde alles für dich machen.“
Er atmete schwer, als er diese zwei Sätze aussprach und ich war glücklich über diese Aussage – außerordentlich glücklich. Dass ich derjenige war, für den er verfallen war und nicht irgendeinem Mädchen. Genau das war etwas, dass mir Glücksgefühle bereitete, gute Gefühle. Und ich war mir sicher, dass dies niemand anderer mehr schaffen würde.
Nicht Zayn.
Nicht meine Familie.
Nur Niall.
„Wir sollten dann einmal gehen, bevor uns jemand sieht…“
Daran hatte ich nicht gedacht.
Ups.
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Nachdem ich meine Hose hochgezogen hatte, waren wir ins Kino gegangen. Wir hatten uns Bad Neighbours angeschaut, doch zehn Minuten zu spät gekommen. Mir war meine Flasche dann schlussendlich aus der Hand geflogen und ich musste mir eine neue kaufen.
Das war irgendwie nicht das Einzige, das schuld daran war.
Nun – nun ja – gingen wir. Der Film war zu Ende und der Fußweg nicht lange. Seine Hand hielt die meine. Es war schon recht dunkel, es dämmerte. Irgendwie mochte ich die Stimmung, die gerade herrschte, sie war ruhig und friedlich.
Was bald nicht mehr so sein würde, wenn wir bei ihm zu Hause sind.
Und das war bald. Sogar schon in zwei bis drei Minuten.
Irgendwie freute ich mich schon darauf.
Meine Sinne waren irgendwie etwas konzentriert. Die Augen ließ ich über die ganze Gegend schweifen, öfter aber zu unseren Händen. Mein Geruchsinn nahm den Geruch von Gegrilltem wahr, da ein paar Personen irgendwo in der Nähe grillten. Seine Finger, die mit meinen verschränkt waren, konnte ich so intensiv fühlen, sodass es mir selbst sogar etwas Angst machte. Hören konnte ich Nialls Atem neben mir, der etwas unregelmäßig ging. Schmecken tat ich dafür nichts, doch ich aß auch nicht, deswegen war das irgendwie klar.
Da ich nicht direkt darauf geachtet hatte, wann wir da waren, war ich etwas erschrocken, als Niall meinte, dass wir angekommen waren. Ich ging nur mit ihm weiter, ließ mir nichts anmerken. Nicht meine Nervosität, die mich fast zum Platzen brachte.
Einfach cool bleiben.
Aber wie sollte man cool bleiben, wenn der Junge, in den man verliebt war, nachdem er die Türe aufgesperrt hatte, dich direkt gegen die Wand drückte? Er küsste mich nicht sofort, erst ließ er seinen Atem über meine Lippen streifen, sodass eine Gänsehaut an dieser Stelle entstand. „Ich habe viel zu lange gewartet…“ Er machte eine kleine Pause, blickte mir in die Augen.
Bis er mich dann küsste.
Eine Knutscherei – die ich nicht als klein bezeichnen konnte – entwickelte sich danach. „Du. Sofort. Mein. Bett.“ Zwischen jedem Atemzug, den wir machten, sagte er diese vier Wörter.
Und ich tat es nur zu gerne.
Er zog mich mit zu seinem Zimmer, machte die Türe auf, aber schloss sie nicht mehr hinter sich zu. Unsanft landete ich nach ein paar Schritten auf seinem Bett, doch das störte mich nicht im Geringsten. Seine Lippen lösten sich kein einziges Mal dabei, sie blieben immer an meinen, küssten mich leidenschaftlich.
Als wir dann eine längere Zeit schon so dalagen, fingen wir an uns mit Zunge zu küssen. Ich liebte diese Küsse, da man auch dort viel Gefühl zeigen konnte.
Denn meine Gefühle könnten jetzt nicht ausgeprägter sein.
„Weißt du wie lange ich schon auf das hier warte? Eine Woche. Zu lange.“ Er blickte in meine Augen, wandte sich dann zu meinen Lippen, bevor er über diese strich. „Aber erst möchte ich, dass du mir hilfst. Nach dem Ganzen auf der Toilette hatte ich keine Hilfe von dir bekommen…“ Erst machte er eine Pause, in der er einfach nur still blieb, seine Hände unter mein T-Shirt wandern ließ. Doch dann drehte er uns plötzlich um, sodass ich ober ihm lag.
Meine Wangen färbten sich in ein leichtes Rot, welches schimmerte. Das Blut brachte meine Wange so zum Glühen, dass mir richtig heiß in diesem Raum wurde. Doch ich beachtete es nicht, nahm nur Nialls T-Shirt und zog es ihm aus.
„Du musst nicht langsam voran gehen, mach einfach.“
Und ich tat es.
Seine Hose wanderte gleich darauf nach unten, genauso wie seine Boxershorts. Ich war selbst so aufgeregt, dass ich ihn einfach nicht quälen konnte.
Es ging einfach nicht.
Deswegen war auch ein paar Sekunden danach mein Mund an seiner Eichel, taten genau das Gleiche wie Niall es am WC gemacht hatte. Ich quälte ihn, da ich wusste, wie sich das selbst anfühlte. Er stöhnte – und ich schwur, dass das das heißeste Geräusch auf der ganzen Welt war.
Doch weitermachen konnte ich nach kurzer Zeit nichts mehr, da Niall mich wegzog und uns wieder umdrehte, aber erst, als wir wieder mit unseren Köpfen direkt den anderen ins Gesicht blicken konnten. Und danach? Danach zog er mich komplett aus, meine Hose, meine Boxershorts und mein T-Shirt. Alles davon landete auf den Boden neben dem Bett.
Nun waren wir beide nackt. Unsere Körper berührten sich mit fast jeder Faser, brachten mein Inneres dazu in Flammen zu stehen. Niall machte nichts, außer mich anzusehen, seine Finger über meine Wange fahren zu lassen und einen Kuss auf meinen Lippen zu platzieren.
Es war ein süßer Moment. Fast magisch. Und er wäre magisch geblieben.
„Liam ich lie-“
Denn genau diesen Worten musste irgendetwas anfangen zu klingeln. Es war das Handy, welches auf seinem Nachtisch stand und er nahm es nicht – nein. Niall hob ab, aber mit Lautsprecher.
Und das hatte wohl alles ruiniert.
„Hey Niall.“ Es war laut, man konnte ihn kaum verstehen. „Wo bist du, man? Wir vermissen dich.“ Eigentlich wollte der Blondschopf neben mir weitermachen, er achtete gar nicht auf das Telefonat. Denn er drückte seine Lippen gegen meine. Ich konnte nicht anders, als zu erwidern.
„Du hast uns versprochen, dass du kommst.“ Niall ignorierte es noch immer, aber der Junge am Telefon redete einfach weiter, ihn interessierte dies gar nicht. „Du hast auch versprochen, heute heiße Frauen abzuschleppen. Du hattest voll lange keinen Sex mehr, komm schon.“
Und ab da wusste ich, dass ich stoppen musste.
Denn darauf war ich nicht vorbereitet.
„Du kannst ruhig gehen.“ Meine Stimme war nur ein Flüstern.
Aber es machte mich wütend und ich wollte es nicht zeigen. „Morgen ist auch noch ein Tag. Geh ruhig.“ „Liam ich-“ „Nein, geht schon.“ „Ich werde keine Frauen abschleppen.“
Ich drehte meinen Blick auf die Seite. „Dann versprich so etwas auch nicht.“
„Werde ich nicht mehr.“ „Das hättest du auch sonst nicht tun sollen.“ „Liam, das war noch bevor-“ „Das ist mir egal, ich gehe jetzt, okay? Du kannst ruhig zu dieser Party. Bitte lass mich dann morgen nicht bereuen, dass ich früher gegangen bin. Oder nicht bei dir übernachtet habe.“
Vielleicht wollte ich auch einfach nicht zugeben, wie sehr mich diese Worte verletzt hatten.
_|_
Evans POV [Special]
Meine Augen wanderten durch die ganze Menschenmasse. Suchten einen Blondschopf, der eigentlich schon längst da sein sollte. Meines Wissens nach, musste er hier sein, jedenfalls hatte man mir diese Information gebracht.
Ihn zu finden dauerte ganze drei Stunden. Ganze drei Stunden musste ich mich vom Alkohol fernhalten. Denn sonst klappte das, was ich vorhatte nicht. Ich musste konzentriert sein.
Würde Zayn wissen, was ich gerade machte, konnte ich mich mit gar nichts mehr rausreden. Er wüsste, dass ich zu weit ging. Ich wusste es selbst, aber ich wollte es tun.
Es war zu seinem Wohl.
Zu sehen, wie er innerlich immer mehr brach, nur wegen Liam, das wollte ich nicht.
Ich hatte ihn schon einmal aus etwas herausgeholt, ein weiteres Mal würde ich es nicht mehr schaffen.
Der Blondschopf war nach den drei Stunden nicht schwer auszumachen. Das Beste daran war, dass er nicht gerade gut aufgelegt war, also würde er vor mir anfangen zu trinken.
Ein Vorteil für mich.
Deswegen konnte ich nach einer weiteren Stunde – es war um Mitternacht herum – ausmachen, dass er schon ziemlich betrunken war. Grinsen ging ich auf ihn zu, nahm mir mein Bier und setzte mich zu ihm.
„Na?“ „Was wilscht du?“ Er nuschelte, ließ seinen Kopf hängen und nippte an seinem Glas. „Ich spendiere dir einen Drink. Vielleicht trinkst du mit mir ein paar Klopfer?“ „Ich kenne dich nicht.“ „Musst du auch nicht. Also, bist du dabei?“ „Okay.“
Er war zu betrunken, um noch eine gute eigene Entscheidung zu treffen.
Deswegen ließ er sich auch auf mich ein.
Und das war keine gute Entscheidung von ihm.
Denn man wusste ja, dass man sich, wenn man zu viel getrunken hatte, am nächsten Tag an nichts mehr erinnern konnte. Und das hatte er nach einer weiteren Stunde neben mir auf jeden Fall getan. Deswegen würde er auch nichts mehr davon wissen, was wir jetzt noch tun würden.
Weil ihn mit zu mir nach Hause zu nehmen, war schon ein großer Schritt.
Trotzdem kam er mit zu mir.
Selbst Schuld.
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Liams POV
Neuer Tag. Selber Stundenplan. Neues Glück.
Hoffte ich auf jeden Fall.
Ich war auf den Weg zur Schule. Niall hatte ich nicht mehr nachdem am Freitag angerufen, aber ich hatte vor mit ihm darüber zu reden. Heute. In der Schule. Drei Tage nachdem was passiert war.
Im Unterricht hatte ich aber keine Chance dazu. Es war einfach keine da. Natürlich starrte ich ihn die ganze Zeit an, aber er mied meinen Blick. Ich war traurig. Denn eigentlich hatte er keinen Grund dazu, warum auch? Wenn, dann sollte ich böse auf ihn sein.
Er schien vollkommen fertig zu sein, nicht zu wissen was er tun sollte. Ich würde ihm zwar so gerne helfen, aber er ignorierte mich. Komplett.
Nicht einmal in der Cafeteria hatte ich Zeit, ihm meine Meinung – oder eher meine Fragen – aufzudrängen. Nun ja, Zeit. Keine Gelegenheit.
Denn er verschwand immer, nachdem ich ihn gesehen hatte.
Und wusstet ihr, wo ich gerade stand?
Genau, vor Niall.
Ich hatte ihm den Weg abgeschnitten.
Doch bevor ich irgendetwas sagen konnte, hatte mein Handy auf einmal geläutet. Was für eine Ironie nicht wahr? Immer dieses Handy. Natürlich schaute ich mir die SMS an, aber ich blockte Niall trotzdem den Weg.
Das tat ich aber nicht mehr, als ich die SMS las.
Denn wusstet ihr, dass mein Handy auf den Boden flog, nachdem ich diese gelesen hatte?
Dieser Evan hatte mir geschrieben.
Es war eine ganz einfache Nachricht mit einem Bild drangehängt.
Ist das nicht dein Freund?
Nicht einmal eine Sekunde hatte es gebraucht, bis ich mich von meinem Schock erholt hatte. Blanke Tränen bildeten sich in meinen Augen, doch ich ließ sie nicht entrinnen. Es war nicht so, als hätte ich das nicht erwartet, oder vermutet.
Trotzdem. Trotzdem mochte ich den Gedanken nicht, dass er es doch getan hatte. Ich dachte, dass er sich gebessert hatte. Dass er vielleicht doch ein bisschen für mich empfand.
„Kannst du mir das erklären?“ Ich zeigte auf mein Handy, welches noch immer am Boden lag. Ich machte keine Anstalten es aufzuheben. Dafür war ich jetzt noch zu schwach. „Bitte sag mir, dass das nur ein Scherz ist, bitte Niall ich-“ „Beruhig dich Liam, die anderen sehen uns.“
„Das ist das Einzige, dass dir jetzt einfällt?“ Er schluckte und sah auf den Boden, seine Zähne machten sich auf seiner Lippe zu schaffen. Ich bemerkte, dass seine Mimik angespannt war, seine Hände ballten sich etwas zu Fäusten.
Dann blickte er mir direkt in die Augen. „Ja, weil es zu deinem Besten ist.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Zu meinem Besten? Du bist doch hier der Betrüger.“ Jetzt war er an der Reihe eine belustigte Miene aufzusetzen. „Ja, vielleicht bin ich das. Aber ich habe hier den Ruf und du hast nicht den, des armseligen festen Freundes. Deswegen sei jetzt einfach still. Wir reden, wenn die Schule aus ist, okay?“
Meinen Kopf drehte ich zur Seite, der Blick nach unten gewandt. „Nein, Niall.“ Ich lachte leise. „Wie konnte ich denn auch erwarten, dass es anders sein konnte. Ist mir egal, ob ich einen schlechten Ruf dadurch bekomme. Du wusstest, als du es getan hast, dass ich dich liebe. Das hat dich wohl nicht abgehalten.“
Und dann blieb er still.
Eine Weile wusste ich nicht, was ich noch sagen sollte. Doch als mir die Situation von Sekunde zu Sekunde unangenehmer wurde, zwang ich mich, noch eine Aussage über meine Lippen kommen zu lassen.
„Weißt du Niall, ich gehe jetzt, vielleicht wäre es besser, wenn ich für den Rest des Tages nicht mehr hier auftauche. Danke dafür, dass du mir Hoffnungen gemacht und dann wieder alles vernichtet hast. Und danke dafür, dass ich mich in ein Arschloch verliebt habe – einen Arschloch noch immer liebe.“
Es waren nur ein paar Schritte, dich ich gemacht hatte. Es waren nur ein paar Atemzüge, bevor ich eine Hand fühlte, die sich um mein Handgelenk schlang und mich zurückzog. „Bitte Liam, ich li-“ „Nein, es tut mir leid.“
Und dann lief ich aus der Schule, während lauter Blicke auf mir hafteten.
Hatte ich richtig gehandelt? War es okay von mir, ihn einfach so stehen zu lassen? Ich wusste es nicht. Aber ich musste es tun. Denn ich war verletzt – wer würde das bitteschön nicht sein? Deswegen achtete ich auch gar nicht mehr darauf, wohin mich meine Füße führten.
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Eigentlich würde ich jetzt hier nicht stehen. Eigentlich hatte ich meine Gedanken immer so im Griff, dass ich meine Füße immer in die Richtung lenken konnte, die zu mir nach Hause führten.
Doch jetzt hatten sie sich selbstständig gemacht.
Während des Weges hatte ich nicht darauf geachtet, wo ich war. Das konnte ich nicht einmal, alles war nur noch verschwommen. Nein ich hatte nicht geweint, es hatten sich nur Tränen gebildet, die meine Sicht getrübt hatten. Mehr war es nicht, trotzdem fühlte ich mich gerade ausgelaugt.
Aber auch etwas geschockt von mir selbst.
Denn ich stand gerade nicht vor meinem, nicht vor Nialls, oder generell nicht vor einem großen Haus. Ich stand vor Zayns kleiner Wohnung, welche mich wie magisch an sich gezogen zu haben schien. Es war nicht meine schuld, ich wusste nur einfach nicht, wo ich hin sollte.
Wahrscheinlich nur, weil Zayn die einzige Person war, die mir die ganze Zeit geholfen hatte.
Nicht einmal ein Gedankengang wanderte zu den Dingen, warum Zayn und ich nichts mehr miteinander getan hatten. Ich brauchte einfach jetzt seine Hilfe, ich brauchte jemanden, der mir half über diese Situation hinwegzukommen.
Und irgendwie hatte mich mein Unterbewusstsein zu Zayn geführt.
Es wäre eine Verschwendung gewesen, wenn ich jetzt nicht zur Türe gegangen wäre und einfach angeläutet hätte. Aber ich brachte keine Verschwendung zustande, deswegen begab ich mich zu dem Eingang, drückte auf den kleinen Knopf neben dem Rahmen.
Erst machte niemand auf.
Erst.
Doch nach ein ca. zwei Minuten hörte ich Schritte, die sich der Türe näherten. Und bevor ich mich versah fiel die Tür aus dem Schloss und ein völlig verschlafener Zayn machte mir die Türe auf. Er rieb sich die Augen, fuhr sich über die Haare und schien erst nicht zu sehen, dass ich vor seiner Türe stand. Seine Augen waren noch halb geschlossen und – auch wenn ich mich für den Gedanken in diesem Augenblick töten müsste – sah er heiß aus.
Verdammt heiß.
Erst sagte ich nichts. Mir fiel auf, dass seine Augen etwas gerötet waren, ich dachte das lag daran, dass er vor kurzem noch geschlafen hatte. Doch so genau wusste ich es nicht.
Seine Miene war angespannt, als er seine Augen endlich zu mir wandern ließ. Ich bemerkte, dass er mit seinen Zähnen knirschte. Und so mehr Zeit verging, so mehr wusste ich nicht mehr warum ich da war und vor allem wusste ich nicht, was ich jetzt sagen sollte.
Langsam ließ ich meine Augen die Dinge bemerken, die an ihm anders waren. Sein Auge wurde nicht vom Eyeliner schwarz umrahmt. Ungewohnter Weise hatte er nur ein Tanktop an, welches ihm viel zu groß zu sein schien. Am meisten aber bemerkte ich, dass er Gewicht verloren haben musste.
War ich daran schuld?
"Liam?" Er fuhr sich durch die Haare, sah dabei kurz auf den Boden und gleich darauf wieder in meine Augen. "Hast du geheult?" Sein Blick musterte mich, wirkte besorgt.
Warum sorgte er sich noch um mich, obwohl ich so scheiße zu ihm war?
"Ä-ähm es-", er unterbrach mich. "Es geht um Niall, nicht wahr?" Seufzend lehnte er sich an Türrahmen an. "Weißt du Liam, ich kann dir jetzt nicht helfen-"
Bevor er überhaupt seinen Satz beenden konnte, hatte ich meine Arme um ihn geschlungen. "Bitte, Zayn." Meine Stimme brach während ich redete.
Vielleicht nutzte ich es als Vorteil, dass er Gefühle für mich hatte. So war ich also nicht besser als er – aber ich brauchte ihn jetzt. So sehr ich es vermeiden wollte, ihn noch einmal zu treffen – es ging nicht. Ich brauchte ihn.
Ich war von ihm abhängig.
„Liam, ich weiß nicht.“ Seine Hand strich langsam über mein Schulterblatt, weiter nach unten und legte sich dann auf meine Taille. Dann drückte er mich sanft von sich, legte seine Stirn auf meine und drehte dann seinen Kopf, sodass ich nur noch seine Wange sah, die leicht gerötet war. „Ich weiß nicht, ob es so gut ist, wenn wir weiterreden. Ich würde dir so gerne helfen, aber ich weiß, dass ich sonst Dinge tue, die ich später bereue.“
Und genau zu diesem Zeitpunkt war mir das Ganze egal.
„Zayn.“ Ich trat einen Schritt zurück, bemerkte, wie sich sein Kopf wieder zu mir drehte. Wenige Tränen bildeten sich in meinen Augen. „Du siehst doch, wie fertig ich gerade bin. Warum willst du mir nicht helfen?“
Es war scheiße von mir, wirklich scheiße. Doch ich wusste nicht, wie ich sonst an ihn rankommen würde, wie er sonst sagen würde, dass ich reinkommen durfte. Wie ich sonst schaffen würde, dass er mir wieder half. Auch wenn das hieß, dass ich seine Gefühle gegen ihn verwendete.
„Es ist…“ Er hörte mitten im Satz auf, fuhr sich langsam über die Haare. Seine Augen machten kurz Blickkontakt mit dem Boden, danach sah er auf, blickte hinter mich, bevor er seufzte und zur Seite trat. „Aber auch nur, weil du es bist. Komm rein.“ Seine Hände waren in seiner Jogginghose vergraben. Als ich ihn ansah, senkte er seinen Kopf.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Es war ungewohnt, dass er so abweisend reagierte, oder so schüchtern. Eigentlich war immer er derjenige, der seine Klappe nie zügeln konnte und jetzt? Jetzt war er der Vorzeigejunge, wenn man die Tattoos wegsah.
Mein Weg in sein Zimmer verlief nicht lange. Es war wie gesagt ein kleines Haus, deswegen brauchte ich nicht allzu lange dorthin. „Liam, willst du nicht erst einmal etwas trinken?“ Zayn rief mir das nach, doch ich antwortete nicht, setzte mich aufs Bett und wartete, bis er nachkam. „Nein, ich habe gerade keine Lust auf etwas zu Trinken.“ Ich hatte ihm erst eine Antwort gegeben, nachdem er den Raum betreten hatte.
Eigentlich würde er sonst nur grinsen und dann etwas Perverses sagen, wenn die Stille sich über uns ausbreitete. Doch in diesem Moment schien er selbst nicht zu wissen, was er sagen sollte.
„Also, erzähl. Was ist zwischen Niall und dir passiert.“ Ich wusste, dass es schwer für ihn war, seinen Namen auszusprechen, doch ich ließ mir nicht anmerken, dass ich ihn durchschaut hatte. „Er hat mich betrogen.“
Gleich als ich die vier Wörter aus meinem Mund verlassen ließ, machte Zayn seine Augen vor Schock weit auf. „Das hat er sicher nicht. Was lässt dich-“ „Es gibt ein Bild.“ Meine Miene war angespannt, darauf bedacht, dass ich nicht anfing zu weinen. Das wollte ich nämlich nicht.
„Was ist darauf?“ Er legte seinen Kopf schief, sah mich mit einem sorgevollen und durchdringenden Blick an. „Er und ein Junge. Nackt. In einem Bett.“ Zwischen jedem Satz, oder eher gesagt fast Wort, machte ich eine kleine Pause. Es verletzte mich umso mehr, wenn ich es aussprach.
Vielleicht hätte ich jetzt nicht sentimental werden sollen. Aber hey, wem kümmerte es schon. Ich war ja selbst daran schuld, selbst schuld an der ganzen Sache. Ich hätte wissen müssen, dass so etwas früher oder später passierte. Ich hätte es wirklich ahnen sollen. Vor allem, als er mir aus dem Weg gegangen war. Hasste er mich denn so sehr, dass er mir nicht mal mehr ins Gesicht sagen konnte, was er getan hatte? Bei seinen Ex-‚Freundinnen‘ hatte es auch funktioniert.
„Das glaub ich nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Zeig mir das Bild.“ Erst reagierte ich nicht, ich wollte nämlich das Bild nicht mehr sehen. Doch als Zayns durchdringender Blick mich musterte und still dazu aufforderte, kramte ich mein kleines Handy aus der Hosentasche. Erst entsperrte ich es, bevor ich mir den Weg zu den Nachrichten klickte. Als ich ankam, öffnete ich gleich die erste Nachricht und bevor ich mich versah, fand schon eine Träne den Weg aus meinen Augen.
Er kam mir näher, sodass er direkt auf mein Handy blicken konnte. Er murmelte etwas, als er das Bild sah, dass sich so anhörte wie ‚Ich werde ihn noch umbringen‘, doch so sicher war ich mir nicht. Als er dann auch noch aufsah, blickte ich sofort auf die Seite. Ich wollte nicht, dass er meine Tränen sah und vor allem wollte ich nicht, dass er sah, wie schwach ich war.
Obwohl er das eh schon wusste.
„Hey, Liam.“ Seine Stimme war nur leise, besorgt. Ich empfand sie für weich. Als ich dann wieder meinen Kopf in seine Richtung drehte, sah ich, dass seine Mimik vollkommen gelassen war, bis auf sein Lächeln, welches aufmunternd gemeint war.
„Ich höre doch, dass du weinst. Du musst das nicht vor mir verbergen.“ Seine eine Hand legte sich auf meine Schulter, die andere ließ er etwas mehr auf der Seite meiner Wange legen, bevor er dann mit dem Daumen über diese strich. Eine Träne fand den Weg zu diesem, rann seine Hand entlang und tropfte dann auf den Boden.
Schnell blinzelte ich, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden. Ich mochte es nicht, dass er so einfach sehen konnte, wie eine Träne nach der anderen sich Wege bahnten, die auf den Boden führten. Es ließ mich – Auch wenn ich das bereits schon war – schwach wirken.
Er ließ sich aber von den Tränen nicht beirren. Still sah er mich an, strich immer weiter mit seinem Daumen an meiner Wange entlang. Doch dann bemerkte ich, wie er auf einmal seinen Blick auf den Boden wandte und mich losließ, eine Kälte an der Stelle hinterließ, an der noch seine Hand lag.
Schnell legte ich meine Hand um sein Handgelenk. Auch wenn ich nicht wusste, was ich danach tun sollte, ich tat es rein aus Reflex.
„Liam, bitte. Hör auf, oder-“ „Oder was?“ Meine Stimme klang ungewohnt fest. „Oder ich tue etwas, dass dir nicht gefallen wird.“ „Was soll mir bitte nicht gefallen? Ich sitze eh schon vollkommen verletzt hier, was könnte mir denn noch mehr-“ Den Satz zu beenden brachte ich nicht mehr zustande, denn bevor ich dies überhaupt tun konnte, verschlossen Lippen meinen Mund, legten sich darauf und bewegten sich mit leichten Druck auf diesem.
Bevor ich aber noch irgendetwas tun konnte, entzog er sich. Bevor ich noch irgendwie reagieren konnte, hatte er schon seinen Mund geöffnet, um seine Aussage zu treffen. „Das gefällt dir nicht. Und ich weiß das.“ Dann schüttelte er den Kopf.
Erst wusste ich nicht, was ich ihm entgegensetzen sollte. In meinem Kopf ratterte es, es war irgendwie alles auf den Kopf gestellt. Es war nicht so, als hätte ich nicht gewusst, dass er mich küssen wollte. Es war mir glasklar. Trotzdem – trotzdem war es irgendwie anders, als er es getan hatte. Als würde das was wir früher hatten auf einmal wieder da sein.
Aber warum dachte ich eigentlich so darüber?
„Liam, könntest du jetzt bitte meine Hand loslassen?“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass meine Hand noch immer sein Gelenk fest umschlossen hat. „Warum?“ Dieses Wort flüsterte ich nur. „Kannst du mir erklären, wie du es schaffst deine Gefühle so unter Griff zu behalten? Kannst du mir erklären, wie du vor der Person, die du liebst so abweisend sein kannst? Ich verstehe das nicht. Wäre ich du, wäre ich schon längst zerbrochen.“
„Weil du die Person bist, die mich gerettet hat.“
Sprachlos war das beste Wort, welches gerade meine Gefühle beschrieb. Zu sehr geschockt war ich, doch auch verwirrt.
Was meinte er damit?
„Du musst es nicht verstehen.“ Er schüttelte den Kopf und blickte dann direkt wieder in meine Augen. „Aber ich weiß, dass ich ohne dich nicht hier sein würde. Und deswegen halte ich es aus, damit du glücklich sein kannst. Und das bist du nicht, wenn du hier mit mir schläfst. Ich nutze nämlich deine Situation nicht aus und ich habe es auch nicht vor. Also lass mich los, Liam. Ich will keine Gewalt anwenden müssen. Nicht bei dir.“
Energisch schüttelte ich meinen Kopf. „Du nutzt hier gar nichts aus. Wer sagt, dass ich mit dir schlafen würde?“ Er lachte und trat einen Schritt nach vorne. „Weil ich weiß, wie Jungs ticken, wenn sie jünger sind. Mach den Fehler nicht.“
Irgendwie schien Niall ganz zu vergessen zu sein, es schien mir nicht mehr aufzufallen warum ich hier war. Auch wenn unser Gespräch nur darum ging. „Und was wäre, wenn ich diesen trotzdem mache?“ Provozierend sah ich ihm in die Augen, während er nur ein belustigtes Grinsen auf den Lippen trug. Doch dieses ersetzte sich schnell durch ein Schmunzeln, welches eher abneigend gemeint war. „Dann bist du dumm.“
Meine Mundwinkel zogen sich nach oben, entblößten dann meine Zähne. „Ich denke nicht, dass das dann der Fall wäre.“
Irgendwie waren wir uns während des Gespräches näher gekommen. Eigentlich war ich immer weiter zurück gewandert, sodass er sich bald auf mich legen musste. Ich saß noch immer am Bett. „Oh doch. Aber ich verstehe das, so jung war ich auch einmal. So jung und naiv.“
„Wie kannst du die Person, die du liebst naiv und dumm nennen?“ Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut, seine Hand, die kurz meinen Oberschenkel streifte. „Keine Ahnung, indem ich es einfach tue.“ Ein schelmisches Grinsen legte sich auf Zayns Züge, brachten ihn dazu provozierend zu wirken. „Oder hast du ein Problem damit?“ „Nein, ganz und gar nicht.“ Mein Atem ging stockend, meine Sinne waren angespannt. Eine Gänsehaut breitete sich über meinen ganzen Körper aus, als seine Hand auf meinem Oberschenkel zu liegen kam.
„Gut.“
Desto mehr wir uns anblickten, desto mehr bemerkte ich die Spannung, die sich zwischen uns bildete. Und desto mehr sich diese ausbreitete, desto mehr drückte er mich auf das Bett, bis er sich irgendwann über mir befand. „Denn wenn du ein Problem damit hättest, dann würde ich dir zeigen, dass du es bist. Und das auf eine harte und langsame Tour.“
Ich keuchte auf, als er seine Hand von meinem Oberschenkel, zu den Innenschenkel bis zu meinem unteren Bereich wanderte, der ziemlich stark auf seine Berührung reagierte. „Oder ich zeige dir etwas anderes. Vielleicht, wie sehr ich dich begehre und wie schwach du bist.“ Dann legte er seine Lippen an meine Wange, küsste sich bis zu meinem Ohr vor. „Oder ich nutze dich nicht aus, so wie ich es von Anfang an vor hatte. Aber du machst einem das Leben nicht gerade einfach.“
„Zayn.“ Ich flüsterte nur. „Jetzt findest du also deine Sprache nicht mehr wieder?“ Er leckte mit seiner Zunge kurz über meinen Nacken, biss danach gleich darauf rein. „Schade, denn ich hätte gerne gehört, wie du meinen Namen laut und deutlich stöhnst. Am liebsten, wenn du unter mir liegst, mir vollkommen ausgeliefert. Wenn du nach Erlösung verlangst, aber sie nicht bekommst.“ Seine Hände umfassten meine, pinnten sie nach oben, sodass ich diese nicht bewegen konnte.
„Und jetzt hast du mich soweit, dass ich mein Versprechen mir gegenüber breche und mit dir schlafe. Nur diesmal wirst du auch etwas für mich tun müssen.“ Heißer Atem traf auf meine Haut, Gänsehaut bildete sich über meinen ganzen Körper. „Kannst du mir sagen, Liam…“ Er unterbrach kurz, wanderte mit einer Hand unter mein T-Shirt. „Warum reagiert dein Körper so auf mich? Warum will dein Körper unbedingt von mir berührt werden?“ Ich keuchte auf, als er über meine Brustwarze strich und mit der anderen Hand kurz auf meinem Schritt Druck ausübte.
Verdammt, er hatte mit seinen Fragen meinen Kopf völlig aufgewühlt.
Er lachte, richtete sich auf, sodass er mich direkt anschauen konnte. „Vielleicht habe ich es ja geschafft, dich etwas von deiner Narrheit zu Niall abzulenken. Oder vielleicht bin ich einfach viel begabter im Bett, sodass dein Körper reagieren muss. Egal was es ist, jetzt und hier werde ich mit dir schlafen, du wolltest es doch so.“
Meine Stimme fand ich bis jetzt nicht wieder. Nur ein Wimmern entkam über meine Lippen, als er wieder kurz zudrückte. „Willst du, dass ich dich endlich von dieser Hose befreie?“ Er grinste und fuhr mit seinem Daumen den Reisverschluss entlang. „Oder ich gehe jetzt einfach. Deine Situation auszunutzen wäre doch wirklich nicht etwas, was ein Erwachsener tun sollte.“
Überlegend strich er mit seiner Hand auf und ab, während die andere auf meinem Bauch zu liegen kam. „Was sagst du Liam?“ Er grinste. „Deinem Steifen aus zu schließen, musst du es gerade wirklich nötig zu haben.“
Eine Antwort darauf hatte ich nicht.
Er machte mich einfach verrückt.
„Deine Sprache wird sich auch irgendwie wieder finden. Vielleicht sagst du etwas, wenn ich jetzt gehe.“ Er machte schon Anstalten, doch ich zog ihn zurück. „Du kannst mich doch nicht so hier liegen lassen.“ „Doch, ich könnte es. Aber ich tue es nicht, weil ich dich liebe.“
Eigentlich hätte ich jetzt alles abbrechen müssen, sehen müssen, dass sich das Ganze nur in ein Gefühlschaos entwickelte. Doch ich tat es nicht – ich ließ ihn weitermachen. „Scheiße.“ Ich fluchte, als er dann weitermachte, den Knopf meiner Hose öffnete und sie mir ein klein wenig herunterschob, sodass mein steifes Glied endlich Platz bekam.
„Na, na. Liam, man flucht nicht.“ „Das ist mir egal.“ „Und frech noch dazu, wie ich sehe.“ Er grinste und beugte sich zu mir herunter. „Aber mir gefällt’s.“ Dann verschloss er seine Lippen mit meinen, küsste mich verlangend.
Und ich?
Ich erwiderte.
Als er sich löste, musste ich erst einmal Luft schnappen. „Du wirst immer besser im Küssen.“ Ein schelmisches Lächeln bildete sich auf seinen Zügen ab. „Aber ich habe auch nichts anderes erwartet.“ Darauf antwortete ich nicht, ich wartete nur, bis er weitermachte. Deswegen ließ ich meine Hände auch zu meiner Boxershorts wandern, sodass ich endlich mehr Platz hatte.
Bevor ich aber irgendetwas tun konnte, stoppte mich Zayn. „Nein, ich mache das für dich.“ Doch bevor er irgendetwas in die Richtung tat, zog er mir mein T-Shirt aus, gleich nachdem er sich seines ausgezogen hatte. Ich konnte seine Tattoos wieder ausmachen, die seine Brust zierten, genauso wie sein Six-Pack, welches seit dem letzten Mal noch ausgeprägter war. Das Tattoo, welches vorher nur ein ‚L‘ war, wurde mit einem ‚i‘ fortgesetzt.
„Ich weiß dass du meinen Körper heiß findest.“ „Du redest mir zu viel.“ Trotzig antwortete ich ihm und er begann zu lachen. „Das kann ich ändern.“ Danach legte er seine Hände auf meine Brust, beugte sich zu meinem Hals herunter und küsste sich bis zu meinen Brustwarzen herunter. Währenddessen bewegte er seine Finger unter den Bund meiner Boxershorts und während er immer weiter mit seinem Kopf nach unten wanderte, schob er auch diese weiter nach unten.
Er sagte nichts mehr, blickte nur zu mir nach oben. Und ohne irgendeine Vorwarnung legten sich auf einmal seine Finger und mein Glied, bewegten sich auf und ab. Doch bald nahm er auch seine Zunge hinzu, mit der er erst über meine Eichel leckte, bevor er meinen Penis ganz in den Mund nahm.
„Scheiße, Zayn.“ Ich keuchte und bäumte mich auf, wollte meine Hände in seinen Haaren vergraben, doch er nahm diese und pinnte sie nach oben. Ohne irgendetwas zu sagen machte er wieder weiter, doch diesmal wurde er schneller – härter.
„Zayn, wenn du so weitermachst, dann komme ich.“ Er hörte nicht auf, doch als sich schon die ersten Lusttropfen bildeten, dann löste er sich. „Verdammt.“ Ich keuchte, konnte meine Hände nicht bewegen, da Zayn sie noch immer hielt. „So schnell geht das nicht.“ Er richtete sich auf und löste seine Hände von meinen und ließ die seine zu dem Bund seiner Hose wandern. „Wie wäre es, wenn du mir jetzt hilfst…“ Er fuhr sich mit seiner Zunge über die Lippen, sah mich mit einem verführerischen Blick an.
„Oder soll ich dich gleich nehmen?“
Scheiße.
„Es ist mir egal, bei beidem komme ich zu Befriedigung.“
Warum war er so heiß?
„Obwohl, eigentlich musst du ja noch etwas für mich tun. Nun ja, eigentlich. Du kannst froh sein, dass ich dir zu sehr verfallen bin, um dich um so etwas zu beten.“ Sein Grinsen wurde immer dreckiger, bis er sich die Hose runterzog und sich dann zu mir herunterbeugte, seine Lippen auf meinen Mundwinkel legte. „Und das heißt, dass ich viel zu ungeduldig bin, um ein weiteres Vorspiel durchzuführen. Ich will dich – hier und jetzt.“
Meine Gedanken schalteten sich immer mehr ab. Ich dachte nicht darüber nach, wie das Ganze hier eskalieren konnte. Ich dachte auch nicht darüber nach, dass wir das hier nicht tun sollten, dass es falsch war.
Aber wir taten es trotzdem.
„Dann tu es doch endlich.“
Das ließ er sich nicht zwei Mal sagen. Aber es war ja nicht so, als hätte ich ein Problem damit gehabt.
Mit einem Ruck hatte er sich seine Jogginghose mit seiner Boxershorts ausgezogen. Er gab mir keine Möglichkeit meinen Blick über seinen Körper wandern zu lassen, denn bevor ich das konnte, hatte er sich wieder über mich gebeugt und ließ seine Haut mit jedem einzelnen Zentimeter auf meine ab, ließ mich jeden davon spüren.
„Ich mach jetzt nur weiter, wenn du das willst.“ Hastig nickte ich, ohne darüber nachzudenken. Vielleicht hätte ich das hier nicht getan, wenn ich nur einmal kurz mein Gehirn angeschaltet hätte.
Aber ich war nun mal zu sehr erregt.
„Okay.“ Ein Lächeln bildete sich auf seinen Zügen ab. Und bevor ich mich versah hatte er schon einen Finger an meinem Anus, führte diesen ein und brachte mich dazu aufzustöhnen. Ein Keuchen entkam fast in jeder Sekunde meinem Mund und ich konnte nicht mehr leise sein. Vor allem nicht, als er einen zweiten dazu nahm.
„Kann ich?“ Fragend sah er mich an und ich nickte. „Ich habe kein Kondom und auch kein Gleitgel, es kann wehtun.“
Das war mir zu dem Zeitpunkt egal.
Deswegen nickte ich nur. Und danach löste er seine Finger und platzierte sich an meinem Eingang, blickte zu mir und sah mich fragend an, so wie er es vorhin schon getan hatte. Ich gab ihm nur ein zustimmendes Geräusch, sodass er anfing.
Am Anfang tat es weh – ja. Aber es war nicht mein erstes Mal, deswegen empfand ich nach kurzer Zeit nur noch Lust. Und während er sich in mir bewegte, beugte er sich zu mir nach unten. „Liam.“ Als er meinen Namen stöhnte, musste ich willkürlich keuchen, stöhnte dann auch seinen Namen.
„Ich liebe dich.“
Und dann kam er – in mir. Und ich? Nachdem er seine Finger um mein Glied gelegt hatte und begann es mir zu besorgen, schaffte er es gleich darauf mich in wenigen Sekunden zum Höhepunkt zu treiben.
Als wir uns erholt hatten, wurde mir auf einen Schlag dann bewusst, was ich hier gerade gemacht hatte. Mir wurde bewusst, dass ich gerade nicht viel besser als Niall war und verdammt, mir wurde klar, dass ich die Gefühle von Zayn ausgenutzt hatte, doch auch er hatte dasselbe getan – mich ausgenutzt.
Er wollte das Ganze hier eigentlich gar nicht.
Und das schien dann auch Zayn zu bemerken, denn dieser richtete sich nach wenigen Minuten auf, fuhr sich über das Gesicht und man bemerkte, dass er es bereute, es war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.
„Scheiße. Wir hätten das hier nicht tun sollen, Liam.“
„Zayn es tut mir leid.“ Er schüttelte den Kopf, fuhr sich noch einmal über sein Gesicht und blickte dann zu mir, musterte mich mit einem durchdringenden Blick. „Ich brauche keine Entschuldigung von dir. Ich bin selbst schuld. Und… fuck.“ Jetzt lagen seine Hände auf seinem Gesicht und er ließ sich wieder nach unten fallen, schrie das letzte Wort fast.
„Ich hab versucht das Ganze hier nicht zu tun. Aber – scheiße verdammt. Warum tust du das hier? Warum spielst du mit meinen Gefühlen, als seien sie etwas, dass man ohne Schmerzen zu verursachen zerquetschen kann? Liam…“
Ich blieb still, wusste nicht so ganz was ich sagen sollte. „Ich hasse mich dafür, dass ich dich liebe. Ich hasse mich dafür, dass ich dir das so offen zeige und du es nur ausnutzt.“ Er lachte. „Und das obwohl ich ja der ach so mysteriöse Punk bin.“ Seine Miene veränderte sich zu etwas Belustigtem – etwas, dass auch gefährlich wirkte. „Aber der bin ich eigentlich gar nicht.“
Schon wieder fand ich keine Antwort. So sehr ich suchte, ich fand keine. Und vielleicht war auch das der Grund, warum unsere Situation so eskalierte. „Aber du, Liam.“ Er lachte leicht. „Du weißt, dass ich den ganzen Tag nur an dich denken kann, dass ich nach Freitag vollkommen fertig war. Ich habe mir sogar ein neues Tattoo stechen lassen. Aber trotzdem nutzt du das Ganze nur aus.“ Sein Kopf wandte sich erst nach rechts, dann nach links, signalisierte somit ein Kopfschütteln. „Scheiße. Verdammt. Ich wette du lachst innerlich gerade.“
Er blickte auf, mir direkt in die Augen. Ich schaffte es nicht, den Blickkontakt zu halten, deswegen wandte ich meinen Blick der Decke zu. „Und sagen kannst du auch nichts.“ An seiner Mimik konnte ich, als ich bei den Worten erschrocken aufblickte, erkennen, dass er gerade dabei war, sich zu beruhigen. Deswegen wollte ich meinen Mund nicht aufmachen und das Alles noch mehr ruinieren, als es schon war. „Wie armselig ich doch bin. Einfach nur armselig.“
„Hey…“ Meine Stimme klang sanft, es war mir neu, dass ich sie so klingen lassen konnte. Aber mir brach es auf eine komische Art und Weise das Herz, wenn ich ihn so sah.
Und seine ganzen Liebeserklärungen berührten mich irgendwie.
„Das Kind tröstet den Erwachsenen.“
Schon wieder entkam ein Lachen aus seiner Kehle und ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. „Manchmal scheine ich zu vergessen, dass du jünger bist.“ Er legte kurz seinen Kopf schief, auf einmal eine vollkommene andere Miene aufgesetzt. „Aber vielleicht habe ich mich auch deswegen in dich verliebt.“
„Zayn.“ Meine Stimme klang fest.
Ich konnte ihn das nicht mehr sagen hören.
„Stimmt. Ich lasse mich zu sehr gehen, jetzt wo du von meinen Gefühlen weißt.“ „Zayn ich-“ „Nein, nein, nein. Sag nichts. Es wäre vielleicht eh besser, wenn du jetzt gehst.“ „Aber ich will nicht, verdammt!“ „Warum denn? Jetzt brauchst du mich, oder wie? Ich hab keine Lust der Ersatz für Niall zu sein. Ich war es jetzt schon lange genug.“
Ich biss mir auf die Lippen, bevor ich zu einer Antwort setzte. „Aber-“ „Nein, ich will nicht die zweite Wahl sein. Auch wenn ich das wahrscheinlich immer bleibe.“
Er schüttelte seinen Kopf und biss sich genauso wie ich vorhin auf die Lippe, fuhr dann kurz mit seiner Zungenspitze über diese. „Wow, ich höre mich hier wie ein Teenagemädchen an. Aber Schluss jetzt.“
Auf einmal wandelte sich seine Miene zu etwas Hartem, Emotionslosem um. „Du musst gehen, Liam. Und diesmal ist es keine Bitte. Du musst.“ Ich schluckte bei seinem harschen Ton. „Zayn du weißt selbst nicht, was du hier sagst.“
„Ach das weiß ich nicht, Liam? Ich bin einundzwanzig Jahre alt. Ich weiß sehr wohl, was von meinen Lippen kommt. Also geh jetzt – verschwinde hier. Wenn es etwas gibt, das ich verabscheue, dann ist es, wenn man mir vorschreibt was ich denke. Und weißt du was gerade wirklich in meinen Gedanken herumspukt?“
Ich schüttelte mit meinem Kopf, wartete auf seine Antwort.
„Ich bin ehrlich mit dir. Ich will dich jetzt halten, dich küssen, vielleicht sogar noch einmal mit dir schlafen. Ich begehre dich, Liam. Aber ich will auch dass du gehst, dass du verdammt noch einmal aus meinen Augen verschwindest und dich nicht wieder blicken lässt, bevor du mir entweder sagst, ob du Schluss mit Niall gemacht hast, oder ob du auch scheiß Gefühle für mich hast. Aber da beides nicht der Fall sein wird, werden wir uns wohl in nächster Zeit nicht wieder sehen. Auf Wiedersehen, Liam.“
„Zayn.“ „Ich sagte auf Wiedersehen! Und jetzt zieh dich an und verschwinde, mach mir keine Hoffnungen.“ Ich bemerkte, wie sich sein Gesicht mit solch einem verletzenden Ausdruck darin auf den Boden gewandt war. Deswegen fiel es mir schwer, ihn einfach so stehen zu lassen. Ich konnte das einfach nicht tun.
So sehr ich auch wollte.
„Bitte.“ Es klang flehend, so als meinte er es wirklich ernst. So als würde er immer mehr seiner Trauer verfallen und nicht wollen, dass ich diese mitbekam.
Doch das tat ich.
„Nein.“ Ich klang leise, doch das Flüstern hallte im Raum. „Liam.“ Diesmal fuhr er mich emotionslos an, richtete sich auf. „Zieh dich endlich an.“ Noch immer lag ich neben ihm, noch immer konnte ich seine Wärme neben mir spüren. „Nein.“ Ich legte meine Hand auf seine, doch er zog diese schnell Weg, ballte sie dann zu einer Faust und blickte mich wütend an.
„Verschwinde!“ Es war ein lautes Schreien, etwas das mit Frust und Trauer getränkt war. Etwas, das mir das Herz einfach brach. „Du hast mich jetzt ausgenutzt. Sag es Niall, sag ihm dass ich so dumm war mit dir zu schlafen, damit du auch ihn verletzen kannst. Sag ihm alles – es ist mir mittlerweile egal. Aber verschwinde aus diesem Haus! Tu es endlich, klaube deine Klamotten zusammen und dann raus hier!“ Währenddessen hatten sich seine Augen mit Tränen gefüllt, doch meine hatten es auch getan. „Bitte, Liam. Bitte…“ Er flüsterte und ich nickte.
Wenn er es wirklich wollte.
„Okay.“ Ich sagte es, als wäre es das Normalste auf der Welt. Vielleicht tat ich das, um mich selbst zu täuschen. Mir selbst einzureden, dass es so auch war. Denn man verschwand einfach, nachdem man mit jemanden geschlafen hatte. Das ging einfach so.
Nicht wahr?
Zayn antwortete nicht mehr. Er biss sich nur auf die Lippen und dann war sein Blick nur noch der Decke gewidmet. Etwas verletzt zog ich meine auf die Seite, stand auf und es war mir sogar egal, dass ich jetzt nackt vor ihm stand.
Es war aber nicht so, als würde er seinen Blick zu meinem Arsch wandern lassen.
Als ich mir die Boxershorts anzog, wagte ich einen letzten Versuch ihn zu überreden, dass er mich doch hier ließ, doch bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, stoppte mich Zayn. Nun ja, eigentlich erst nachdem ich den ersten Buchstaben in den Mund genommen hatte, denn da blickte er zu mir und das mit solch einen Blick, sodass ich nicht anders konnte, als zu verstummen. Deswegen tat ich einfach das weiter, das ich schon vorhin gemacht hatte. Ich zog mich an. Als ich aber damit fertig war, zögerte ich erst.
War es schlecht von mir, ihn jetzt hier sitzen zu lassen?
Wenn ich ehrlich war, ja war es. Wenn ich eine Wahl hätte, würde ich bleiben. Aber er wollte es nicht, also respektierte ich das.
"Tschüss?" Es war eine leise Frage, die unbeantwortet blieb. Ich wollte, dass er mich zurückrief, aber das tat er nicht. Und als ich ein paar weitere Schritte machte, genauso nicht.
Ich wollte gerade Anstalten machen, mich umzudrehen, doch eher ich einen Schritt zur Drehung vollendet war, hörte ich Zayns gefährliche Stimme, die sich bei unserem ganzen Gespräch nie so angehört hatte.
"Denk nicht einmal daran, jetzt noch meine Meinung ändern zu wollen."
Vielleicht hatte er Recht.
Sicher hatte er das. Es war zu unserem Besten.
"Dann ändere ich sie nicht. Aber es tut mir verdammt leid. Ich entschuldige mich ehrlich bei dir. Und ich hoffe du weißt das auch."
Mein Rücken war ihm noch immer zugewandt, nur mein Kopf war leicht gedreht. Meine Hand ließ ich am Türrahmen liegen, während sich meine Hand etwas verkrampfte. Deswegen bemerkte ich nicht, ob er den Kopf zu einem Nicken bewegte, oder er nur still da saß. Egal was es war - ich konnte es eh nicht sehen.
„Es tut mir leid.“ Und dann war ich aus seinem Zimmer verschwunden.
Ich wusste nicht, wie oft ich mich jetzt schon bei ihm entschuldigt hatte. Aber ich fühlte mich so, als müsste ich ihm unbedingt zeigen, wie schuldig ich mich fühlte.
Es interessiert ihn aber so oder so nicht.
Als ich die ersten paar Schritte hörte, war noch alles still. Es war fast so, als wäre ich die einzige Person in diesem kleinen Haus, nicht einmal das Rascheln der Decke war zu hören. Ich hatte die Türe nicht hinter mir zugeknallt, also könnte ich alles vernehmen, seine Schritte, oder sonst andere Dinge. Doch es kam nichts.
Nun ja, am Anfang.
Denn als ich schon die Treppen runtergehen wollte, sogar schon mit beiden Füßen an der ersten Stufe ankam, hörte ich ein lautes ‚Shit‘ welches mir eine Gänsehaut bereitete. Nach und nach murmelte er immer mehr Schimpfwörter. Es war fast so, als hätte er sich nicht mehr unter Kontrolle.
Warum musste er auch so stur sein?
„Warum, verdammt.“ Gleich danach hörte ich etwas poltern. Ich befand mich schon unten, aber trotzdem war alles glasklar und ziemlich laut zu vernehmen. „Scheiße. Warum versaue ich immer alles.“ Ich zwang mich dazu, nicht wieder hinaufzulaufen und ihm zu sagen, dass er es nicht getan hatte. Aber ich hatte ihm versprochen zu gehen und da tat ich auch.
„Scheiße, scheiße. Ich habe alles ruiniert. Wie dumm bin ich eigentlich?“
Das hatte er nicht.
Schon wieder polterte etwas und irgendwann war ein dumpfer Schlag zu hören, gleichzeitig mit einem „Scheiße“, welches ziemlich schmerzhaft klang.
Und alles, was ich wollte, war, einfach hinaufzustürmen und ihm helfen.
Aber ich ging meinen Weg nur weiter und verließ die Wohnung – ließ ihn alleine und verzweifelt in seinem Haus zurück.
Wie er es wollte.
_|_
Ob der weitere Tag gut für mich verlief oder nicht, war Ansichtssache. Entweder man konnte es gut nehmen, dass mir sonst nicht passiert war und ich jetzt hellwach in der Nacht in meinem Bett lag, oder dass ich mir zu viele Gedanken machte und meine Gefühle gerade Achterbahn fuhren.
Ich mochte Zayn.
Das wurde mir klar.
Aber Niall war noch immer derjenige, der mein Herz besaß.
Niall.
Sogar wenn ich seinen Namen hörte, fühlte ich diesen Stich, der sich wie ein Messer anfühlte, welches mir immer mehr in mein Herz schnitt, immer tiefer glitt und mir so langsam meinen Lebenswillen stahl.
Und ich konnte nichts dagegen tun.
Vielleicht war ich einfach nicht dazu geschaffen worden, mit jemanden zusammen zu sein. Oder glücklich zu sein. Ich war es. Glücklich. Doch das war, bevor ich hier hergezogen war und alles nur noch umgedreht zu sein schien.
Upside down.
Ein Flattern ließ mich aus meinen Gedanken schrecken. Ein Vogel hatte sich auf mein Fensterbrett gesetzt, starrte auf einen Baum in der Nähe des Fensters. Der Wind ging nur sehr leicht, sonst war alles still. Eine ziemlich normale Nacht, welche sogar wolkenfrei war und man sogar die Sterne sehen konnte.
Es war ein schöner Anblick.
Doch ich genoss ihn nicht. Ich konnte jetzt nichts genießen, nicht wenn ich wusste, dass da zwei Personen draußen sind. Eine Person, die mich verletzt hatte, aber ich sie genauso. Dann eine, die nur ich verletzt hatte, dessen Gefühle ich einfach rücksichtlos ausgenutzt hatte und das wurde mir erst jetzt richtig bewusst.
Ich war ein richtig schlechter Mensch.
Wer redete hier von schlecht.
Ich war furchtbar.
Während ich in meinen Gedanken weiter mit mir diskutierte, biss ich mir auf die Lippen. Solange, bis diese leicht zu bluten anfing. Schnell wischte ich das Blut weg und dann drehte ich mich auf die andere Seite, versuchte eine bessere Position zu finden. Es war schwer, irgendwie konnte ich nicht gut liegen, jedes verdammte Mal fühlte ich mich so, als würde ich gleich erdrückt werden. Mir war heiß und das einzige, was ich jetzt noch wollte, war, dass ich einfach in meine Traumwelt verschwand und wenigstens für eine kurze Zeit alles vergaß.
Aber das wurde mir leider erst in den nächsten zwei Stunden gewehrt, denn gleich nach diesen wurden meine Augen schwer. Und irgendwie – nur irgendwie – schlief ich mit den Gedanken an Zayn ein.
_|_
„Wach auf Liam. Du bist fast zu spät dran.“
Ich grummelte, wollte nicht aufstehen. „Geh weg.“ Ich rüttelte den Arm meiner Mutter von meiner Schulter und drehte mich um. „Wie hast du gerade mit mir geredet? Ich bin so nett und wecke dich auf, da in einer halben Stunde die Schule beginnt und das ist dein Dank?“
Plötzlich war ich hellwach.
„Was? Scheiße!“ „Das habe ich jetzt nicht gehört.“ „Sorry, Mum. Ich mach mich jetzt fertig. Shit.“ Schnell rannte ich zu meinem Kleiderschrank, suchte mir wahllos Klamotten heraus und begab mich ins Bad, um meine Zähne zu putzen. „Bist du dir sicher, dass du das anziehen willst?“ Sie stellte sich zu meinem Türrahmen und sah zu meinen Klamotten, die ich mir nur schnell angezogen hatte. „Das betont deine Konturen etwas zu sehr.“
„Mum!“ Ich schrie sie fast an. „Nicht in diesem Ton.“ „Sorry.“ Schnell spülte ich meinen Mund aus und dann rannte ich an ihr vorbei. „Du kommst so oder so zu spät.“ „Warum kümmert dich das gar nicht? Das tut es ja sonst schon.“ „Seitdem wir heute Besuch bekommen.“ Ich antwortete nicht darauf und stolperte die Treppe herunter. „Von wem?“ Meine Antwort kam erst, nachdem ich mir einen Apfel geschnappt hatte und mir meine Schuhe anzog.
„Zayns Vater.“
Was?
Sofort blieb ich stehen. „Ich dachte ihr seht euch nicht mehr?“ Sie lachte. „Dir hat Zayn wohl nichts erzählt? Er ist jetzt geschieden, Liam.“
Oh mein Gott, was hatte ich nur angerichtet.
„Oh.“ „Ja. Aber jetzt geh, sonst kommst du noch später, als du es bereits schon tust. Und richte deine Haare bevor du in der Schule ankommst.“ „Okay, Mum. Bis später.“
Meine Gedanken waren wie abgeschaltet. Ich war zu sehr im Stress, um danach noch über diese Information nachzudenken. Eher gesagt lief ich zur U-Bahn, hastete noch schnell durch die Türe, bevor sie sich schloss und hielt mich an der Stange an, die in der Mitte stand.
Das war knapp.
Mein Herz raste etwas, durch den ganzen Aufwand. Doch während den Stationen beruhigte ich mich und als ich bei meiner ankam, stieg ich aus, nur um gleich darauf zu bemerken, dass ich schon fünf Minuten zu spät war.
Also warum noch beeilen?
Trotzdem verschnellerte ich meinen Schritt und war in drei Minuten in der Schule. Der Saal, indem ich aber Unterricht hatte, war etwas weiter weg, also kam ich um genau 10 Minuten zu spät an.
Und dann waren alle Blicke auf mich gerichtet.
„Schön, dass Sie uns auch noch beehren, Herr Payne. Setzen Sie sich neben Herr Horan. Dann können wir mit dem Unterricht weitermachen.“ Völlig außer Atem versuchte ich, nicht nervös zu werden. Doch das war unmöglich, denn ich musste neben fucking Niall Horan sitzen.
„Hey, Liam.“ Er lächelte mich leicht an.
Wie konnte er das, nachdem was gestern geschehen war?
Ich ignorierte ihn. Meine Konzentration lag am Lehrer, der irgendetwas über ein Gedicht besprach, welches wir bekommen hatten und analysieren sollten. „Wir sollen das gemeinsam machen.“ Er legte mir den Zettel vor die Nase und zeigte mit dem Stift auf eine Zeile. „Da bin ich schon. Willst du weitermachen?“ Ich antwortete nicht, sondern nahm nur einen Stift und unterstrich den Satz, bevor ich die Bedeutung auf einen leeren Zettel schrieb, den ich von meiner Schultasche holte.
„Du kannst nicht ewig schweigen.“ Das wusste ich. Doch ich war gerade zu sehr verletzt, um irgendein Wort mit ihm zu wechseln.
Er seufzte und legte sein Kinn auf seine Hände. „Es tut mir leid.“
Das macht es auch nicht besser.
„Komm schon, wir müssen irgendwann darüber reden.“
Aber nicht jetzt.
„Liam!“ Sein Flüstern wurde etwas lauter und der Blick von unserem Lehrer lag eine kurze Zeit bei uns, bevor er sich einer Schülerin widmete, die ihn etwas gefragt hatte. „Antworte mir, oder ich tue etwas, das dich zum Antworten bringt.“
Ich ließ es darauf ankommen.
„Ich weiß, dass du mir nicht wiederstehen kannst, egal wie sehr du mich hasst.“ Die Worte waren an mein Ohr geflüstert worden, bevor er seine Hand auf meinen Oberschenkel legte.
Meine Zähne bissen mir stark auf die Lippen, so als würde dies verhindern, dass sich eine Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete. „Ich weiß doch, dass du trotzdem auf mich reagierst.“
Seine Hand löste sich von mir, doch nur um mit seinem Finger an meinem Schenkel auf und ab zu fahren. „Antworte und ich höre auf.“ Seine Berührung kam immer näher zu meinem Schritt, irgendwann sogar lag seine Hand für einen kurzen Moment auf meinen Innenschenkel.
„Egal, wie sehr du mich auch hassen magst. Du wirst immer auf mich reagieren.“
Ich hasste ihn nicht.
Ich verabscheute ihn.
Aber liebte ihn zugleich.
Und scheiße, diese Dinge gingen die ganze Stunde so weiter, bis es endlich klingelte. Das einzige, das ich bis dahin wollte, war, einfach nur aus dem Raum zu verschwinden. Und ich schaffte es, ohne dass mir jemand folgte. Und ohne, dass mir jemanden während des ganzen Schultages versuchte mit mir zu reden.
Ich konnte Leuten gut aus dem Weg gehen, gut zu wissen.
Nur schwerer wurde es, wenn es zum Sport kam. Beim Laufen konnte ich Niall irgendwie abschütteln. Beim Fußball auch. Aber in der Umkleide nicht. Ich war nur froh, dass seine Freunde ihn nach draußen zerrten und mich alleine ließen.
Worüber ich richtig froh war.
Denn als ich ganz alleine war, setzte ich mich auf die Bank und legte meinen Kopf in die Hände und versuchte nur einen einzigen guten Gedanken zu fassen. Doch immer wieder führten mich diese in Richtung Niall.
Und ich wollte nichts anderes, als diese abzuschalten.
Vielleicht war meine Entscheidung danach sogar recht gut. Ich entschied mich nämlich dazu, duschen zu gehen, auch wenn jederzeit jemand reinplatzen konnte. Es half aber.
Während der Dusche begann ich leise zu summen. Ich ließ das Wasser auf mich prasseln und mehr machte ich nicht. Die Schule war heute für mich aus – ich konnte mir Zeit lassen.
Nach mehreren Minuten überhörte ich die Türe, die auf einmal zugeschlagen wurde. Ich duschte nur für weitere fünf Minuten und dann drehte ich das Wasser ab, nahm mir das Handtuch, welches ich auf gehangen hatte.
Nur um mich umzudrehen und jemanden an der Türe lehnen zu sehen, den ich heute lieber nicht wieder gesehen hätte.
„Ich habe vergessen, wie heiß du oben ohne aussiehst.“Und ich hatte vergessen, dass er solche Sprüche noch immer ziehen konnte.
„Komm schon, rede mit mir. Liam, bitte?“ „Ich bin nur in einem Handtuch bekleidet. Vielleicht wenn ich angezogen bin.“ „Gott sei Dank, ich höre deine Stimme wieder.“ „Ja und? Ist ja nicht so, als hättest du sie vermisst. Du warst mit anderen Dingen beschäftigt.“
Ich blitzte ihn an, verschränkte meine Arme ineinander. Der Fakt, dass ich noch immer nur mit einem Handtuch bekleidet hier stand, half mir nicht gerade selbstbewusst zu wirken.
„Liam, tu das nicht.“ „Was? Die Wahrheit sagen?“ Meine Stimme wurde immer lauter, ich konnte sogar sehen, wie er kurz zusammenzuckte. Langsam machte ich immer mehr einen Schritt auf ihn zu. „Ich soll was nicht tun, Niall? Du hast mich betrogen!“
Und so habe es auch ich getan.
„Ich war sturzbetrunken, okay? Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern. Verdammt, es war deine schuld!“ Ich lachte bitter. „Meine? Jetzt schiebst du die Schuld auf mich?“ „Ja genau. Du hast mein Haus verlassen, ich war verletzt und – keine Ahnung. Ich habe überreagiert und das alles wegen dir.“ „Ach, fick dich doch Niall.“ „Was hast du gesagt?“ „Fick dich.“ Jetzt musste ich ein paar Schritte nach hinten gehen, weil Niall mich immer mehr zur Wand drängelte. „Ich kann dich ficken. Soll ich das tun? Soll ich dich hart rannehmen, nur damit du wenigsten meinen Namen stöhnst und nicht herausschreist, als wäre er etwas Verbotenes, etwas das scheiße ist?“
Ich schluckte und schüttelte den Kopf. „Und jetzt kannst du nicht einmal etwas sagen. Verdammt.“ Er legte seine Hand neben meinen Kopf. „Warum bist du so kompliziert.“ „Warum bist du so ein Betrüger?“ Ich spuckte ihm die Worte förmlich ins Gesicht. „Du hast es doch selbst getan, als du noch mit Zayn zusammen warst.“ „Ja, weil ich dich liebe. Und du? Du scheinst dich einen Scheißdreck für mich und meine Gefühle zu interessieren.“
„Das stimmt nicht Liam. Ich liebe dich doch auch.“Und das war der Moment, indem bei mir fast alles stehen blieb.
„W-was?“ Ich schluckte, versuchte Niall in die Augen zu schauen. „Richtig. Ich liebe dich, verdammt noch einmal. Und ich will dich hier und jetzt küssen, dir das Handtuch vom Leib reißen und Dinge mit dir tun, sodass du morgen nicht mehr richtig gehen kannst.“
„Aber die will ich nicht tun.“ „Warum?“ „Weil du mich noch immer betrogen hast, Niall.“ „Und? Ist das nachdem ich dir meine Gefühle gestanden habe noch immer so schlimm? Ich war betrunken. Und jetzt bin ich es nicht.“ „Ich weiß.“ „Dann lass mich dich jetzt küssen.“ Und bevor ich irgendetwas antworten konnte, lagen seine rauen Lippen auf meinen, drückten sich mit verlangenden Druck darauf. Erst erwiderte ich nicht. Und vielleicht tat ich das auch nur eine Sekunde, bevor ich versuchte ihn von mir wegzudrücken.
Doch er regte sich nicht.
Immer wieder versuchte ich mit aller Kraft ihn mit meiner Hand an seiner Brust stoßen, doch er ließ nicht locker, küsste mich weiter.
Und irgendwann sah ich einfach keinen Ausweg mehr und dann schlug ich ihm eine rein.
Mit der Faust ins Gesicht.
„Scheiße, warum hast du das gemacht.“ Ich hatte Tränen in den Augen, blickte zu ihm auf. „Ich wollte das nicht.“ „Kannst du mir sagen, warum? Ich liebe dich verdammt noch einmal.“ „Das macht deinen Fehler auch nicht rückgängig.“ Und dann machte ich mich mit schnellen Schritten auf in die Umkleide, zog mir schnell die Boxershorts an, sodass mich Niall nicht nackt sah und dann zog ich mein T-Shirt über meinen Oberkörper, gleich darauf die Hose. Die Socken kamen zum Schluss und ich blendete so gut wie es ging Nialls Versuche aus, mit mir zu reden.
Dann haute ich die Türe zur Umkleide mit voller Wucht hinter mir zu. Als wäre das nicht genug, rannte ich direkt zum Ausgang und zur U-Bahn, mit verdammten Tränen in den Augen. Und mit einer Entscheidung, die ich sicher später bereuen würde.
Aber ich musste mich ablenken.
Also entschied ich mich dazu einfach den Abend betrunken zu überstehen. Was konnte denn da schon schief laufen?
Richtig. Alles.
22 ||
Auch wenn die Sonne vom Himmel schien, wurde mir kalt. Ich hatte meine Jacke in der Umkleide vergessen und musste nun bei ungefähr 10°C nach Hause gehen, da die U-Bahn gerade technische Störungen hatte. Seufzend verschränkte ich meine Arme, blickte auf den Boden und setzte immer einen Schritt nach den anderen. Der Weg war etwas länger, also brauchte ich dementsprechend auch eine gewisse Zeit, in der ich fast erfroren wäre.
Die Türe fiel mit einem ziemlich lauten Krach zu. Meine Hände zitterten leicht, doch die Gänsehaut auf meinen Armen legte sich, nachdem mich die warme Luft aufwärmte. Ich fragte nicht nach, ob jemand zu Hause war, ich ging einfach hoch in mein Zimmer. Es war gerade einmal Nachmittag, so um fünf Uhr herum, deswegen konnte ich nicht jetzt schon die Dinge machen, die mir in den Sinn kamen, um für einen Tag alles zu vergessen.
Seufzend warf ich mich auf mein Bett, platzierte meinen Kopf auf den Polster und starrte einfach nur an die Decke. Das alles hier – die Liebeserklärung von Niall, der Sex mit Zayn, der Betrug von Niall – das wurde mir einfach zu viel. Ich konnte nicht mehr klar denken, jedes Mal verzweigte sich ein Gedanke mit dem anderen und alles in meinem Kopf schien sich einfach zu drehen.
Dass auf einmal alles nur noch falsch lief konnte ich von Anfang an nicht hervorsehen. Dass ich am nächsten Tag nach Zayn und meinem ersten Gespräch aufgetaucht war – ihn mir meinen ersten Kuss stehlen lassend – war nicht dafür da gewesen, dass ich jetzt in dieser Situation steckte.
Ich musste mich sogar an alle peinlichen Momente erinnern, die seitdem her passiert waren. Vielleicht wäre vieles nicht passiert, wenn dieses Projekt nicht gewesen wäre, wenn er mich nicht nackt in der Dusche gesehen oder er mich geküsst hätte.
Dann wäre gerade nicht in dieser komplizierten Lage, in der ich mich immer mehr verzweigte.
„Schatz.“ Es klopfte an meiner Türe. Man konnte es schon fast als ein Hämmern bezeichnen, doch ich konnte noch die Stimme von meiner Mutter vernehmen. Grummelnd vergrub ich meinen Kopf im Kissen und wartete, bis sie weiterredete. „Zayns Vater ist da.“ Schon wieder gab ich ein genervtes Geräusch von mir und antwortete nicht, wartete einfach bis sie wegging. „Ich will, dass du mit uns isst.“
Mir fiel auf, dass ich heute nicht besonders viel gegessen hatte, deswegen erhob ich mich und ging die wenigen Schritte zur Türe, machte sie auf und blickte einer völlig glücklichen Frau entgegen, die mich einmal nicht streng ansah.
Meine Mutter.
„Was gibt es zu essen?“ „Ich habe uns ein Steak mit Gemüse gemacht.“ Ich nickte leicht, ging an ihr vorbei und dann zu den Treppen, um zum Esszimmer zu gelangen. „Hallo, Liam.“ Zayns Vater hatte ich bis jetzt nicht bemerkt. Er stand neben dem Türrahmen, an der Wand gelehnt und drehte sich dann zu meiner Mutter, als diese im Zimmer auftauchte. Sie lächelten sich gegenseitig an und ich versuchte nicht einen Kommentar darüber abzulassen und einfach nur meinen Hintern zum Tisch zu bewegen und mich hinzusetzen.
„Wie war dein Tag?“ „Gut.“ „Wie geht es mit deinen Noten voran?“ „Auch gut.“ Ich hasste es, wenn meine Mutter mich über meine Noten ausfragte. Das schien auch Zayns Vater zu bemerken, der dann leicht die Hand von ihr drückte und sie ablenkte.
Was Zayn tun würde, wenn er sie so sah.
Zayn.
Zayn freaking Malik.
Schon wieder dachte ich an ihn, obwohl ich das vermeiden wollte.
Irgendwie schien es so, als würde ich ihm die Schuld dafür geben, dass ich jetzt so verwirrt war. Ich gab ihm die Schuld dafür, dass er meine Gefühle durcheinander brachte.
Ich war mir sicher, dass ich so langsam auch etwas für Zayn empfand.
Es war vielleicht nur etwas Kleines. Es verging wieder. Niall war nämlich trotzdem noch immer die Person, die mir bei dem Wort Liebe in den Sinn kam. Doch er hatte mich verletzt und ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte.
„Liam, wie wäre es, wenn du anfängst zu essen, anstatt in die Luft zu starren?“ Meine Mutter saß jetzt neben Zayns Vater und ihre Hände waren – glaubte ich jedenfalls – verschränkt. „Ähm, klar.“ Ich nahm mir eine Gabel und ein Messer, schnitt einmal ins Steak und murmelte ein „Guten Appetit“, bevor ich anfing zu essen.
Es war still. Ich wusste nicht wie lange ich hier saß, vielleicht nur fünf Minuten, oder auch eine halbe Stunde. Darauf achtete ich gar nicht. Essen tat ich nur langsam, während ich knallhart versuchte Zayn und Niall von meinen Gedanken fernzuhalten.
Unmöglich.
„Liam, bedrückt dich etwas?“
Sogar meine Mutter bemerkte das.
„Nein.“ Ich nahm mir ein Stück Fleisch auf die Gabel und aß es, bevor meine Mutter mich weiterhin ausfragte. „Doch, da ist etwas.“ Und sie kümmerte es wirklich? „Okay, ich muss dich etwas fragen.“
„Schieß los.“ Ich hasste es zu lügen, aber trotzdem tat ich es: „Ein Freund von mir hat mich heute zu einer Party eingeladen. Es sind vielleicht fünf Personen dort. Darf ich hingehen?“ „Nein.“ „Aber-“ „Ich habe nein gesagt.“ „Komm schon Mum, du wolltest doch, dass ich mir Freunde mache.“ Sie seufzte. „Er hat Recht, Liebling.“ Ich musste schlucken, als ich ihn reden hörte.
„Okay. Aber wehe du betrinkst dich.“
Wird nicht passieren, dachte ich. Natürlich mit einem sarkastischen Unterton.
„Ja, Mum.“ „Okay.“ Sie lächelte und ich verdrehte die Augen, aß alles fertig auf. „Dann mach ich mich einmal fertig“, murmelte ich, schob den Sessel nach hinten und stand auf, ging in mein Zimmer. Eigentlich war das Fertigmachen nur ein Vorwand – natürlich würde ich mich zum Betrinken nicht schön anziehen.
Warum sollte ich auch.
Seufzend legte ich mich wieder ins Bett. Als ich mein Handy vom Nachttisch holte, schaute ich auf die Uhr und sah, dass es gerade einmal sieben Uhr war.
Weitere zwei Stunden totschlagen.
Jetzt fragte man sich sicher, warum man denn erst um neun Uhr trinken gehen wollte. Nun ja, ich dachte nicht daran jetzt Alkohol zu bekommen, wenn ich dort auftauchte. Also musste ich wohl warten, bis die Clubs überfüllt waren und nicht mehr nach einem Ausweis gefragt wurde.
Wenn man bedachte, dass ich noch ein halbes Jahr warten musste, bis ich meinen Geburtstag feiern konnte und dann endlich 18 war – ich sah schon, wenn ich meine Lederjacke anhatte, aus, als wäre ich erwachsen. Aber zur Sicherheit wartete ich.
Und die zwei Stunden waren die Hölle.
Dauernd Zayn Zayn Zayn. Ich wollte nicht denken, nur vergessen. Aber so ging das nicht. Immer wieder hielt ich mir einfach meine Augen zu, fuhr über diese und vergrub meinen Kopf im Polster.
Was sollte ich auch sonst tun.
Als es dann endlich soweit war – ich war fast am Ausflippen, da Nialls Liebeserklärung und der Kuss seit einer halben Stunde alles ersetzt hatten – stand ich einfach auf und zog mir meine Lederjacke über das weiße T-Shirt, welches ich anhatte. Dann ging ich einfach zu meiner Türe, schloss sie hinter mir und dann die Treppen hinunter, darauf bedacht meiner Mutter und Zayns Vater nicht mehr zu begegnen. Und dann verließ ich einfach das Haus, machte mich auf den Weg zu dem einzigen Club, den ich in dieser Stadt kannte.
_|_
Als ich reingelassen wurde, war alles stickig. Es war recht klein, die Musik hallte durch den ganzen Raum und ein paar Personen standen knutschend an den Wänden gelehnt. Mit meiner Hand überdeckte ich meine Brieftasche, in dem sich mein Geld befand.
Ich begab mich zu der Theke, bei der ich noch einen freien Hocker fand und setzte mich hin. Schnell bestellte ich mir ein Gin-Tonic und legte das Geld auf den Tisch. „Kommt sofort“, kam von dem Barkeeper und dann stellte er mir das Glas hin.
Um ehrlich zu sein, ich mochte Alkohol nicht wirklich. Aber trotzdem nahm ich das Glas und trank ein paar Schlucke davon. Es brannte leicht in meiner Kehle, aber ich bemerkte, dass es ein bisschen half, es beruhigte mich sogar etwas. Aber noch lange nicht so viel, als dass ich einfach alles vergessen würde. Da müsste ich etwas mehr trinken.
Oder viel mehr.
„Hat dich Niall zur Entschuldigung nicht richtig durchgenommen?“
Ich schreckte zurück, als ich auf einmal einen Atem auf meinem Ohr spürte, die Stimme zu gut kennend. Als ich aufblickte, starrte ich direkt in braune Augen, die mich intensiv ansahen. Sein Bart war noch länger als gestern und ich konnte diesen nicht mehr als drei-Tage-Bart bezeichnen. Aber es sah gut aus – wenn nicht heiß. Er hatte ein schwarzes T-Shirt an, seine Haare klebten etwas verschwitzt auf seiner Stirn und sein Grinsen war wie auf sein Gesicht geklatscht.
Er sah richtig heiß aus.
„Oder hat er es nicht geschafft so gut zu befriedigen, wie ich es getan habe?“
Schon wieder hauchte er die Wörter gegen meine Haut. Seine Hand legte sich um meine Taille. Ich antwortete nicht darauf, viel zu sehr war ich geschockt von seinen Worten. Ich wollte so etwas nicht hören, ich fand überhaupt nicht die Art wieder, die ich von Zayn gewohnt war.
Was war mit ihm los?
„Oder ich weiß es – er nimmt dich jetzt nicht, wo er weiß, dass du mir geschlafen hast.“
„Keines von den Dingen, Zayn.“ Ich roch die Alkoholfahne, als ich meinen Kopf drehte und rümpfte leicht die Nase. „Dann war der Entschuldigungssex also gut und du wartest gerade nur auf ihn?“ Sein Griff um meine Taille wurde stärker, sodass es anfing zu schmerzen. „Hör auf Zayn, du tust mir weh. Und du bist betrunken.“ „Nein, bin ich nicht.“
„Dann hör auf so etwas zu sagen.“ „Was denn? Ich rede offen und ehrlich mit dir. Man schläft nun einmal mit der Person, mit der man sich vertragen hat.“ „Wir haben uns nicht vertragen.“ „Ach? So ist es also – du willst dich betrinken um Niall nochmal eins auszuwischen? Es gibt hier sicher viele Männer die einen Newbie wie dich gerne durchnehmen würden.“ „ZAYN!“
Meine Hand fuhr zu seiner, sodass ich diese etwas von mir lösen konnte. „Der dort drüben, ich wette der hat schon ein Auge auf dich gelegt.“
Seine Augen verdunkelten sich etwas und sein sonst helles Braun kam mir wie schwarz vor. „Aber schade, dass ich nun bei dir stehe. Vielleicht nutzt du mich wieder aus – vielleicht würde ich dich dann so hart rannehmen, dass du eine Woche lang nicht laufen kannst. Wie hört sich das für dich an?“
Er lachte leise und ich blickte auf den Boden.
Ich wollte mich doch heute nur betrinken.
„Zayn…“ „Was? Klingt doch gut, nicht wahr?“ Seine Hand, die noch immer unter meiner lag, löste sich und legte sich dann so, dass er seine Finger mit meinen Verschränken konnte. „Du unter mir, bettelnd, keuchend, stöhnend.“
Sein Mund war ganz nah meinem Ohr. „Du bist betrunken, hör auf.“ „Was ist, wenn ich das nicht will?“ „Dann muss ich dich wohl oder übel dazu zwingen.“ „Tu nicht so, als würde es dir nicht gefallen. Gestern hatte es dir das noch – du warst sogar sehr willig.“
Ich keuchte leicht, als er mir in das Ohr biss. „Zayn, hör auf.“ „Ich will aber nicht.“
Auch wenn es mir etwas abverlangte, jetzt seine Hand von meiner zu lösen, ihn wegzudrücken und aufzustehen, ich schaffte es. Und dann legte ich meine Finger um sein Handgelenk und zog ihn mit mir nach draußen. „Komm mit.“ Er wehrte sich nicht – warum sollte er auch – und stolperte hinter mir her, bis wir an die frische Luft kamen.
„Du musst nüchterner werden.“ „Ich bin nüchtern.“ „Nein bist du nicht.“ Er lachte und löste seinen Arm von meiner Hand. Dann ging er ein paar Schritte auf mich zu. „Wäre ich betrunken, würde ich das nicht können.“ Er legte seinen Daumen auf meine Lippen, während die restliche Hand auf meiner Wange zu liegen kam. „Meine Hände würden sonst etwas zittern und deinen Mund würde ich auch nicht finden.“ „Das sagt gar nichts.“ „Doch.“
Ich hörte sein Lachen, welches durch die Musik, die aus dem Club drang, etwas gedämpft wurde. „Komm mit.“ Auf einmal – meine Reaktionsfähigkeit nicht so gut – packte er meinen Ellbogen und zog mich mit sich mit. „Was wird das?“ „Du kommst mit zu mir nach Hause.“ „Was? Nein, Zayn. Hör auf. Lass mich los.“ Er lachte. „Nein.“ „Ich will nicht.“ „Keine Sorge, ich werde dich nicht vergewaltigen.“
Dabei war ich mir nicht so sicher.
Aber ich würde mitmachen, das machte mir eher Angst.
„Sicher.“ Er antwortete nichts darauf, ging nur weiter. Ich wusste, dass sein Haus nicht weit entfernt war, deswegen kamen wir auch nach zehn Minuten dort an. Ich lief nicht weg, als er mich losließ, ich wusste irgendwie, dass er mich zu nichts zwingen würde. Ich sagte auch nichts, als er die Türe aufgesperrt hatte und ich seine Wohnung betritt.
„Was willst du hier machen?“ „Ein Glas Wasser trinken.“
Ich lachte und schüttelte meinen Kopf. „Und dafür brauchst du mich?“ „Ich will mit dir reden.“ „Ich dachte, dass du mich nicht mehr sehen willst, bis ich mich für dich oder Niall entschieden habe.“ „Ach, das. Ich war dumm zu denken ohne dich auszukommen.“
Ein bisschen berührten mich seine Worte schon.
„Willst du auch Wasser haben?“ „Nein, danke.“ Ich schrie ihm die Worte zurück, denn er befand sich in der Küche und als er hinauskam, machte er sich nicht die Mühe zu mir zu blicken, sondern ging nur in sein Zimmer. „Kommst du?“
Grummelnd folgte ich ihm. Als ich ankam, sah ich ihm auf dem Bett sitzen. Er war etwas aufgelöst, sein leeres Glas stand auf dem Nachttisch. Sein Kopf war in seinen Händen vergraben und ich wunderte mich, was ihn auf einmal so bedrückte.
Ich fing auch an ihn in einem anderen Licht zu sehen. Keine Ahnung, woher meine plötzlichen Gedanken kamen, aber ihn so aufgelöst zu sehen, brach mir etwas das Herz. „Zayn, was ist los?“ Er lachte leise. „Ich hab’s verbockt, oder?“ „Was meinst du?“ „Ich war betrunken – und wie betrunken ich war. Es tut mir leid, ich bin einfach zu eifersüchtig.“
Ein bisschen wunderte ich mich darüber, wie schnell er von seinen Sprüchen wieder auf seine weiche Art wechseln konnte. Es waren gerade einmal zwanzig Minuten frische Luft und ein großes Glas Wasser dazwischen. „Ich konnte den ganzen Tag nicht mit dem Gedanken leben, dass du und Niall euch jederzeit wieder vertragen könntet und miteinander schläft.“ „Zayn…“ „Ich weiß, armselig, nicht wahr? Aber wie soll ich auch nicht daran denken. Immer wieder male ich mir aus, wie es ist eine Beziehung mit dir zu haben, dich küssen zu können, wann immer ich will. Aber dann ist da Niall.“
Langsam drangen die Worte von Zayn zu mir. Und dann dachte ich auch daran, was passieren würde, wenn ich und Zayn zusammen wären. Er würde mich nicht betrügen, da war ich mir sogar ziemlich sicher. Er würde mir bei allem helfen, würde nie mit mir streiten und wenn, dann wäre er der erste, der sich entschuldigt. Irgendwoher wusste ich das. Aber ich wusste nicht, ob ich dann glücklich wäre, wenn ich mit ihm zusammenkam. Ich wusste nicht, ob Niall versuchen würde mich zurückzugewinnen und ich dann Zayn betrog, weil ich einfach zu schwach war.
Ich hatte ihn doch schon genug verletzt.
„Warum erzählst du mir das Ganze?“ „Weil es die Wahrheit ist. Und weil ich meine Worte im Club etwas entschuldigen möchte, so etwas sagt man nicht. Vor allem nicht zu der Person, die man liebt.“
Würde eine Beziehung zwischen uns überhaupt klappen?
Ohne die Wörter von Zayn zu beachten dachte ich noch einmal darüber nach. Es passte zwar nicht zu dem, was er gesagt hatte. Aber irgendwie musste ich die ganze Zeit nur über eine Beziehung mit ihm denken.
"Zayn ich…“
Ich würde es gerne versuchen.
Wie sagte man so etwas? So wie ich es in Gedanken gesagt hatte, oder sollte ich anders anfangen?
„Du warst verletzt Zayn und es ist nicht so, als hätte ich solche Sprüche noch nie gehört.“ „Aber-“ „Jetzt darf ich einmal reden, nicht wahr? Ich weiß, dass du jetzt noch angetrunken bist und nur deswegen das alles sagst. Morgen würdest du aufwachen und dir denken, warum du die ganze Zeit so ein Wrack vor mir bist. Stimmt’s?“ „Liam, ich-“
Wieder unterbrach ich ihn.
„Du kannst es nicht leugnen. Und ich weiß auch nicht was ich jetzt tun soll. Du wolltest mit mir reden und jetzt bin ich hier. Ich denke sogar gerade darüber nach, ob eine Beziehung mit dir besser wäre, als eine mit Niall. Aber ich weiß, dass du dadurch nicht glücklich werden würdest, weil ich dich nicht mit ganzem Herzen lieben würde.“
„Empfindest du denn überhaupt etwas für mich? Liam, du musst nicht durch Mitleid eine Beziehung mit mir führen.“
Ich schluckte. „Ja, ich empfinde etwas für dich. Aber Niall ist trotzdem noch immer in meinem Herzen, egal ob er mich betrogen hat, oder nicht.“ Ich bemerkte, wie Zayn sich etwas anspannte. „Aber ich möchte es – irgendwie – mit dir versuchen.“
„Liam, aber bevor du es mit mir versuchen willst, muss ich dir noch etwas beichten.“ „Was denn?“ Ich zog meine Augenbraue in die Höhe.
Zayn fuhr sich mit seinem Arm zu seinem Hals, legte seine Hand in den Nacken und strich dann bis zu seinem Kinn nach vorne, sein Blick auf dem Boden gerichtet. Seine Haare waren etwas durcheinander und auch sein Gesicht spiegelte eine leichte Verzweiflung da, die ich nicht verstehen konnte.
Was wollte er mir denn sagen?
„Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll.“ „Versuch’s einfach.“ „Wenn ich dir das jetzt sage, wirst du sofort aus dem Haus rennen, zu Niall gehen und ihn überfallen, dich entschuldigen. Ich – ich fühle mich schlecht, dass ich dir das nicht gleich am Anfang von unserem Gespräch gesagt habe.“
„Zayn, was zu Hölle weißt du?“ Er schluckte, ich konnte sehen, wie sein Adamsapfel leicht sprang. „Er – Niall – hat dich nicht betrogen.“
Was?!
„Und jetzt sei bitte ehrlich, Zayn. Was willst du sagen?“ „Ich bin ehrlich mit dir. Heute habe ich Evan – der Typ neben Niall im Bett – darauf angesprochen, wie er so etwas tun konnte, obwohl er weiß, dass ich nur das Beste für dich will.“
Er lachte leicht und fuhr dann fort. „Und er meinte, dass ich mich abreagieren soll. Er hätte nicht mit ihm geschlafen, sondern es nur so aussehen lassen. Niall war zu betrunken, um sich daran zu erinnern, das heißt, dass Evan ihm vorspielen musste, dass sie miteinander geschlafen haben und glaub mir, er kann gut schauspielern.“
Ich war viel zu geschockt, um die Wörter in mich einsickern zu lassen.
„Zu diesem Zeitpunkt konnte ich ihm wirklich eine reinschlagen, du hast durch ihn geweint.“
Zayns Hand ballte sich zu einer Faust, dann starrte er direkt zu mir, mit einem intensiven Blick, den ich erwiderte. „Und wenn du jetzt zu Niall rennen willst, auch wenn es 22 Uhr ist, dann mach das.“ „Ich-“
„Was? Liam, wenn du so leise redest, verstehe ich dich nicht.“
Ich seufzte und blickte auf den Boden. „Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.“
„Willst du es noch immer mit mir versuchen?“
„Wenn ich ehrlich bin – ich weiß es nicht. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt tun soll. Ich habe Niall eine reingeschlagen, ich habe mit dir geschlafen und das um jetzt herauszufinden, dass ich derjenige bin, der ihn betrogen hat.“
Als ich aufblickte, war sein Blick auf sein Bett gewandt, seine Hand auf der Decke, die er leicht zusammendrückte. „Du musst dich jetzt entscheiden, Liam. Willst du es versuchen?“
„Ich… ja und nein. Ich weiß nicht, ob Niall es trotzdem tun würde, noch einmal. Ich weiß nicht für wen ich was empfinde und auch nicht, wen ich jetzt nehmen soll. Aber ich will auch versuchen wie es sein würde, mit dir zusammen zu sein.“
„Liam, du musst deutlicher mit mir reden.“
Seufzend wandte er seinen Blick zu mir, sah direkt zu meinen Augen. Für einen kurzen Moment zweifelte ich daran, ihm meine Antwort mitzuteilen.
„Also?“
„Okay, ich werde es mit dir versuchen.“
Er lächelte, aber dann schien er sich an etwas zu erinnern.
„Und was ich jetzt mit Niall?“
„Ich weiß es nicht, wenn ich ehrlich bin.“
_|_
Okay Leute, das ist wohl das Ende von Teach Me.
Jetzt sollt ihr NICHT sagen, dass es unfair ist, oder sonstiges.
Es. Ist. Nicht. Unfair.
Denkt einmal darüber nach. Niall und Liam sind NICHT getrennt, aber genauso wenig weiß man, ob Ziam jetzt für immer zusammenbleibt. Es ist ein Ende, perfekt für jeden Ziam Shipper hier :-) Und wie es weitergeht, das kann man sich ja überlegen.
Und dazu wollte ich noch etwas sagen.
Es gibt ein paar Widmungen zu vergeben. Es sind um genau zu sein ACHT.
Und daraus will ich ein kleines Spiel machen (: Ihr könnt die Antwort in die Kommentare schreiben, oder mir per Inbox schreiben, mir egal. Aber ich würde gerne von euch wissen, wie es von euch aus weitergehen könnte. Wenn mich ein Ende ziemlich gut anspricht, bekommt ihr eine Widmung (:
Bitte lasst mich nicht hängen und überlegt euch was, okay? :( Es würde mich so unglaublich freuen. <3
Und jetzt kommt das, was ich euch die ganze Zeit sagen wollte und was nach einem Ende ziemlich passend wäre.
DANKE für eure Unterstützung.
DANKE dafür, dass ich hier über 84.000 Wörter in 22 Kapitel geschrieben habe, das ist einfach nur so viel!
DANKE für die ganzen Reads, ich hätte nie gedacht hier 100.000+ zu bekommen, wirklich nicht!
DANKE für über 300 Votes pro Kapitel, auch wenn es einmal langweilig war und nur ein Filler!
DANKE, dass ihr nie aufgehört habt zu lesen und bis jetzt hergekommen seid!
DANKE für die vielen Kommentare ich habe durch euch 5400+ Kommentare in 22 Kapiteln und davon sind vielleicht 100 von mir? Das ist so awsome!
Und jetzt kommt noch ein Tut mir leid von mir…
Es tut mir leid, dass ich nicht auf eure Kommentare antworte, wenn dort eine Frage gestellt wird. Ich will einfach nur nicht meine Kommentare hochpushen, ich hoffe ihr versteht das.
Es tut mir leid, falls manche Szenen unrealistisch waren und niemals in echt passieren wären.
Es tut mir leid, dass ich nichts Ausgefallenes geschrieben habe und manche Szenen Mainstream waren.
Es tut mir leid, hier und jetzt zu enden, ohne einen Epilog zu schreiben.
Aber! Ich danke euch, dass ihr es trotzdem lest und ich hoffe, dass ihr weiterhin meine Storys unterstützt! Falls ihr noch Ziam Sachen von mir lesen und von Anfang an dabei sein und jedes Mal dabei mitfiebern wollt, dann lest doch in Forced Boyfriend rein! Es ist eine ziemlich süße Geschichte, aber glaubt mir, so ab dem 10. Kapitel wird es auch pervers! (: [aber so richtig, lol]
Und dann werde ich direkt hiernach eine neue Story veröffentlichen. Sie heißt ‚Over Night‘ und das ist die handcuff Idee, die ich hochgeladen hab in der A/N die ich bevor ich das hier veröffentlicht habe, gelöscht habe. Es war gleichstand also hab ich mich für die Story entschieden, die mir mehr Spaß gemacht hätte (: UND SIE WIRD AUCH PERVERS NUR MAL SO.
Link stelle ich dann in die Kommentare, wenn ich’s hochgestellt habe, hehe.
Und jetzt kommen die letzten drei Fragen:
Teach Me ist vorbei… was sagt ihr dazu?
Habt ihr eine Lieblingsszene? Kommt schon, EINE muss dabei sein!
Hat euch die Handlung gefallen? Sodass ihr es nicht nur wegen dem Smut gelesen habt?
Und ich habe euch ALLE verdammt lieb, wisst ihr das? DANKE DANKE DANKE! Hel. Xx
Als Schülersprecher und Schülersprecherstellvertreter, sollte man sich eigentlich mögen. Doch das Wort mögen herrschte ich keinen Wortschätzen von Liam und Zayn, wenn es um den jeweilig anderen ging. Was passierte aber, wenn die zwei nach einer Party aufwachten und feststellen mussten, dass sie mit Handschellen aneinander gekettet wurden? Eins war ihnen klar – sie mussten den Schlüssel finden. Doch so einfach war das nicht, denn dieser war nirgends zu sehen und so müssen sie wohl eine Zeit lang mit dem jeweils anderen auskommen…
Tag der Veröffentlichung: 27.10.2015
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