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Eiskalte Rache

Seit einer Viertelstunde sitze ich hier auf dieser Bank und warte auf ihn, den Supermann, den Mörder meiner Schwester. Eine Woche zuvor hatte ich herausgefunden, wo er arbeitet und ihn tagelang beobachtet, um etwas über seine Gewohnheiten zu erfahren.

 

Täglich verlässt er seine Werbeagentur mit einem durchgestylten und teuren Trainingsoutfit, um direkt am Rheinufer seine Kilometer zu laufen. Heute scheint er sich zu verspäten; aber ich habe Zeit und zwar alle Zeit der Welt.

 

Vor einem halben Jahr im Januar, während der Schnee leise vom Himmel rieselte und der Himmel blau und wolkenlos war, lag in ihrer Wohnung meine liebe Schwester Lisa, mit Klebeband über den Mund und um die nackten Hand- und Fußgelenke gewickelt. Sie war brutal gequält worden, ihre Leiche verrottet – zwei Wochen lang unbemerkt – in der Hitze ihrer Wohnung bei zweiundzwanzig Grad Heizungstemperatur und geschlossenen Fenstern. Dieses ist die Geschichte meiner Schwester und von Paul ihrem Mörder, Chef einer Werbeagentur, der immer noch in dieser Stadt lebt.

 

Lisa wurde nur fünfundzwanzig Jahre. Sie arbeitete als Krankenschwester in einer Kinderklinik. Ich bin zehn Jahre älter, Journalistin bei einer großen Zeitschrift in Bonn. Im März zog ich nach Köln, um den Tod an meiner Schwester zu rächen.

 

Lisa war das genaue Gegenteil von mir. Sie liebte Kinder über alles und hätte gerne selbst welche gehabt. Die Menschen mochten sie und Lisa die Menschen. Sie war üppig gebaut und die Männer starrten immer zuerst auf ihren Riesenbusen und danach erst auf den Rest. Sie versteckte ihren Busen grundsätzlich unter XXL Kleidung. Ihr schwarzes kurzes Haar war zu einem flotten Pagenkopf frisiert. Ich fand, dass Lisas Augen das Schönste in ihrem Gesicht waren. Sie leuchteten jedem entgegen, der sie ansah. Sie war schon immer viel zu gutmütig gewesen und diese Gutmütigkeit wurde oft ausgenutzt, was ihr aber nichts auszumachen schien.

 

Ich bin eher der nüchterne, sportliche Typ und die Attraktivere von uns beiden. In den letzten Jahren hielten wir losen Kontakt und man entfernte sich irgendwie im Laufe der Zeit voneinander. Für mich war nur meine Karriere wichtig. Mein Beruf brachte es mit sich, dass ich spontan sein musste und eine Familie eher eine Belastung gewesen wäre.

 

In der Vergangenheit hatte ich eine Menge Liebhaber verschlissen, diverse Affären gehabt. Heute mit fünfunddreißig Jahren empfand ich oftmals eine gewisse Leere, die sich immer breiter machte, je älter ich wurde.

 

Dann kam der plötzliche Tod meiner einzigen Schwester dazwischen und ich musste ihren Mörder kennen lernen.

 

Bis dahin war ich der Meinung, dass es Lisa gut ging. Woher hätte ich auch wissen sollen, dass sie so unglücklich war. Ich versuchte nach Kräften mich um sie zu kümmern, seit dem Tod unserer Eltern. Aber mein Bestes war nicht wohl gut genug; ich war immer nur mit mir selbst beschäftigt. Das wurde mir klar an dem Tag, als ich Lisas Tagebuch fand. Immer wieder habe ich es in den letzten Monaten gelesen vor allem den Anfang; er beginnt so hoffnungsvoll, so voller Ironie von der ich gar nicht wusste, dass sie die besaß.

 

Etwas Wundervolles und Aufregendes geschieht gerade mit

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 12.05.2014
ISBN: 978-3-7368-1102-7

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