Bärbel Schoening
Bis das der Tod uns scheidet…
Wie sie da so auf dem Sofa saß und wahllos Chips, Pommes, die Reste vom Schnitzel in sich hinein stopfte und mit Cola light herunterspülte, hasste Peter sie und sein Hass baute sich täglich mehr auf. Wie sie da so fett und ungepflegt vor der Glotze saß, mit ihren dicken Wurstfingern die fettige Fernbedienung in der rechten Hand hielt und durchs Programm zappte. Die linke Hand brauchte sie zum Essen. Vor zehn Jahren war Gudrun attraktiv gewesen, rank, schlank und eine Schönheit dazu. Sie hatte schon das dritte Sofa ruiniert. Peter schüttelte sich bei dem Gedanken als sie nach ihm rief:
„Bring mir mal Erdnüsse aus der Küche und eine Cola“, befahl sie in ihrem herrischen Ton.
„Natürlich mein Schatz. Bin gleich da!“
„Ich bin am Verdursten, aber das scheint dir ja egal zu sein“, brüllte sie hysterisch zurück, verschluckte sich und verlangte nach ihren Herztropfen.
Wie er sie hasste und sich, weil er sich nicht gegen sie wehrte. Er war schon immer ein Hänfling gewesen. Ihre fordernde Art nervte ihn und heute Morgen hatte er die Herztropfen gegen Wasser ausgetauscht. Peter raste zu Gudrun und gab 20 davon in die Restcola, während sie japsend auf dem Sofa lag.
„Bring mir die Schokomakronen“, bat sie flehend.
„Natürlich. Gleich geht es dir besser“, lächelte er.
Er ließ sich Zeit mit den Makronen. Inzwischen war sie rot angelaufen und
stöhnte:
„Aaarzt!“
Er blieb vor dem durchgebogenen Sofa stehen.
„Dir wird niemand mehr helfen. Ich habe dir Wasser gegeben“, grinste er.
Sie streckte die Hand nach ihm aus und schaffte es tatsächlich, sich aufzurichten. Ihre Fäuste stützten sich auf seinen Körper, sie verdrehte die Augen und fiel auf ihn. Im Reflex streckte er seine Arme aus und spürte noch, wie die ganze Luft schlagartig aus ihm herausgequetscht wurde. Das war es wohl.
„So etwas habe ich ja noch nie gesehen. Tod durch Zerquetschen“, meinte der Notarzt , der vom Nachbar gerufen worden war, und schüttelte den Kopf.
„Und die Frau?“, fragte einer der Sanitäter neugierig.
„Die haben wir retten können mit vier starken Kerlen wieder zum Stehen in die Klinik zur Diätkur gebracht. Sie hat verdammt Glück gehabt und wäre erstickt, wenn ihr Mann nicht unter ihr gelegen und dadurch ihren Oberkörper abgestützt hätte. Er muss sie sehr geliebt haben, diese halbe Portion…
Tag der Veröffentlichung: 20.09.2008
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