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Prolog

Die Wüste


Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden und Nut, die Göttin der Nacht, zeigte sich in ihrer besten Pracht. Der Himmel war klar und die Sterne schienen mit dem Halbmond um die Wette. Doch mit der Nacht kam auch die Kälte und kroch den beiden Reitern unter die Kleidung, die gerade mit ihren Pferden die Stadt verlassen hatten. Sie sprachen kein Wort miteinander und ritten nur nebeneinander her.
Der Pferde wirbelten Sand und Staub auf und hinterließen tiefe Abdrücke, die am Morgen mit Sicherheit verschwunden wären.
Der zweite, kleinere Reiter hatte schon aufgehört darüber nachzudenken, wie lange sie schon auf den Pferden saßen. Die Heimatstadt war bereits hinter den Hügeln verschwunden und sie ritten an dem Trainingsgelände der Wachen vorbei.
Eine kleine Oase war dort in der Nähe und der erste Reiter deutete an, dass sie halten und dort rasten würden.
Beide ließen ihre Pferde zum stehen kommen und nahmen die Wasserschläuche und fühlten sie mit Wasser auf. Danach hängten sie sie wieder an die Sattel der Pferde.
Der kleinere Reiter ließ sich in den Sand fallen und malte mit den Fingern Kreise hinein. Er sprach mit dem anderen Reiter noch immer kein Wort. Kurz trafen sich zwar ihre Blicke unter den Kapuzen, aber schnell schaute er wieder zu Boden, um den entschuldigenden Blick nicht sehen zu müssen.
Erst als die Pferde fertig waren, deutete der Größere mit einem Kopfnicken, dass es weiterginge. Widerwillig richtete sich der kleinere auf und nahm die Zügel in die Hand. Er warf einen Blick in den Osten, wo Re mit seiner Barke am Morgen wiedergeboren werden würde, um dann wieder im Westen in die Unterwelt zu fahren. Im Osten lag auch das Tal der Könige. Der Reiter seufzte und machte sich bereit sich aufzusetzen, als sich plötzlich etwas in der Dunkelheit bewegte.
Beide Reiter verengten die Augen, um besser sehen zu können und der größere stellte sich schützend vor den kleineren.
„Wer ist da!?“, fragte eine männliche Stimme scharf und schneidend.
Eine Gestalt, die in der Dunkelheit nicht zu erkennen war, tauchte auf. In seiner Tasche glitzerte etwas und er schien schweres zu tragen.
„Nur ein einfacher Händler, der sich hier ausruhen will.“, sagte die männliche Stimme und beide hörten, wie er seine Tasche in den Sand fallen ließ. Dabei klimperte es.
Beide Reiter schienen beruhigt und wandten sich ab, um die Reise fortzusetzen, als plötzlich einer der beiden einen erstickten Laut von sich gab. Es war der Größere von ihnen. Schnell eilte der kleinere Reiter zu ihm, um ihn aufzufangen und kniete sich mit ihm in den Wüstensand.
„Lauf...lauf weg...“, brachte der Mann noch hervor, ehe er verstarb und reglos liegen blieb. Sein Blut färbte den Sand rot.
Tränen schossen dem kleineren Reiter in die Augen und er tat wie ihm geheißen. Er ließ den leblosen Körper zurück und wollte loslaufen, als der Reisende plötzlich seinen Arm festhielt und ihm etwas umlegte.
„Du kommst mit mir mit, mein Sklave!“, befahl er und zog ihn hinter sich her.
Er versuchte sich zu befreien, doch der Griff war eisern und fest. „Lass mich sofort los!“, rief der Reiter immer wieder.
Plötzlich hielt der Reisende ihm den blutigen Dolch an die Kehle. Die Klinge funkelte in der Dunkelheit.
„Wenn du nicht sofort still bist, bist du der nächste! Also los, folge mir!“ Der Mann zerrte ihn hinter sich her, zu der Stelle, wo die Tasche lag. Er ließ ihn kurz los.
Er erhaschte einen kleinen Blick auf den Inhalt der Tasche. Der Reisende war ein Grabräuber und der kleinere Reiter ergriff sofort die Flucht. Er drehte sich nicht um, er stieg nicht auf das Pferd, er ignorierte die lauten Flüche und Beschimpfungen und lief hinaus die Wüste. Dieser Mann war Bakura gewesen, der gefurchteste Grabräuber der frei herum lief und alle Gräber plünderte.
Bakura knurrte laut und rief einige Beschimpfungen hinter her. „Lauf nur solange du noch kannst! Du wirst nicht lange überleben!“ Bakura schulterte die schwere mit Gold beladene Tasche und nahm sich eines der Pferde. Er lud die schwere Tasche auf dem Pferd ab und stieg in den Sattel und ritt los.
Mit schweren Schritten lief der Reiter noch immer durch die Wüste. Er hatte jegliche Orientierung verloren. Seine Schritte waren schleppend und die Sonne war bereits aufgegangen. Sein Magen knurrte und sein Mund und Lippen waren ausgetrocknet. Er stolperte ein paar Schritte vorwärts und landete in dem heißen Sand. Müde schloss er die Augen und betete zu Anubis, dass der Tod schnell kam.
„Halt!“, rief plötzlich nach einer Weile jemand.
Schwach drehte er den Kopf und sah verschwommen, wie eine Hand sich nach seiner Kapuze ausstreckte und vom Kopf zog. Sofort drehte er den Kopf zur Seite, um dem grellen Sonnenlicht nicht direkt in die Augen zu bekommen.
„Was haben wir denn hier? Was machst du denn hier in dieser Wüste, Kleine?“, fragte der Mann und zog sie hoch. Er gab ihr aus der Wasserflasche zu trinken.
„Könnt....könntet Ihr mich bitte nach Theben bringen oder zu den Stadtmauern?“, fragte sie zaghaft und gab dem Mann die Wasserflasche zurück.
„Natürlich.“, antwortete der Mann und sein Blick beäugte sie musternd. Er nahm ihr Handgelenk und zog sie zu sich und fesselte ihre Hände.
„Lasst mich sofort frei! Was soll das!?“, rief sie aufgebracht.
„Sei froh, dass ich dich gefunden habe, du kleine Sklavin! Also hör auf hier rum zu zicken!“ Der Mann deutete auf den Ring, der an ihrem Oberarm befestigt war und das Zeichen eines jeden Sklaven war.
Das Mädchen knurrte. Nur dank Bakura war sie nun in diesen Status gekommen. Murrend und widerwillig setzte sie sich auf ein freies Dromedar. Der Mann fesselte sie so, dass sie nicht herunter fallen konnte. Die Karawane zog weiter und wenn sie sich die anderen Menschen ansah, so vermutete sie, dass auch dies Sklaven waren, die auf dem Markt in Theben verkauft werden würden.
Es dauerte bis zum Abend als endlich die Tore der Stadt in Sicht kamen und sie das Tor passierten. Schon bald würden sie auf dem Markt in der Hitze stehen und darauf warten, dass jemand sie kaufte.
Das Mädchen schluckte schwer. Der Gedanke an die Geschehnisse machte sie traurig und wütend zugleich. Sie wagte einen Blick in den Westen, wo Re gerade in seiner Barke verschwand. Irgendwo in der Wüste lag ihr toter Vater. Schnell sah sie wieder nach vorne. Der Palast des Pharaos stach aus all den Gebäuden hervor. Er war prachtvoll und groß und die untergehende Sonne reflektierte das Sonnenlicht auf dem weißen Marmor.
Die kleine Gruppe zog durch die Straßen bis zu einem Sklavenhändler. Der Mann stieg ab und ließ die neuen Sklaven absteigen. Die Kamele und Dromedare ließen sich müde nieder und die Sklaven wurden in einer Reihe aufgestellt.
Eine Tür wurde aufgemacht und ein beleibter Mann trat heraus. Überschwänglich begrüßte er den Mann. „ Mein Freund, bringst du mir wieder neue Ware?“ Der Sklavenhändler betrachtete die Sklaven.
„Wie immer. Verurteilte und Flüchtige aus der Wüste.“
Beide sahen zu den Menschen und wussten, dass sie gutes Geld einbringen würden.
Der Sklavenhändler brachte die Sklaven zu den anderen in einen kleinen engen Raum, wo sie sich auf den Boden setzten mit den anderen Sklaven.
Das Mädchen hörte noch wie die Männer miteinander sprachen.
„Mein Freund, komm mit rein! Du hast doch sicherlich eine lange Reise hinter dir. Iss mit mir und trink etwas und dann reden wir über den Preis!“ Die Tür wurde zugemacht und es war still.
Man hörte nur hier und da ein leises Magenknurren von einem der Sklaven. Es musste lange her sein, dass einige von ihnen etwas zu bekommen hatten. Das Mädchen legte sich auf den kalten schmutzigen Boden. Sie wusste nicht wie, aber irgendwann schlief sie ein bis sie am nächsten Tag unsanft aus dem Schlaf gerissen werden würde.


Kapitel 1


Der Markt




Es war ein heißer Tag in Ägypten. Re hatte seinen höchsten Punkt erreicht. Jeder Mensch in Ägypten versuchte der Hitze so gut es ging zu entkommen. Nur die Sklaven, die gerade auf dem Markt verkauft wurden, mussten schon den ganzen Tag ohne Wasser in der Hitze stehen.
Zu diesen Sklaven zählte auch Mara, wenn auch noch nicht so lange. Die Striemen der Peitsche auf ihrem Rücken brannten und der Rest ihres einst weißes Gewandes war von Blut durchtränkt. Die Nächte hatte sie mehr schlecht als recht geschlafen. Die Hitze und der Durst machten ihr zu schaffen.
Ihre hellen blauen Augen sahen die Menschen auf den Markt aufmerksam an. Jeder von ihnen könnte ihr zukünftiger neuer Herr sein.
Eine Wachenformation, die einen Mann in einem dunklen Umhang gehüllt begleitete, durchstreifte den Markt
Die Kapuze reichte den Mann tief ins Gesicht, so dass sie ihn nicht genau sehen konnte. Jedoch konnte sie deutlich seine Blicke auf sich ruhen spüren.
Der Kapuzenmann, kam auf den Sklavenstand zu, wo Mara angeboten wurde. Er war im Auftrag seines Herren unterwegs. Er sollte eine neue Spielgefährtin für ihn auftreiben. Seth vertraute sich ihm an und erwartete sehr viel von ihm. Es musste eine gute, jungfräuliche und unbefleckte Sklavin sein. Er kannte den Geschmack seines Herren nur zu gut und auch sein Harem, das bereits überquoll. Er besaß bereits unzählige, schöne Mädchen, auch einige Jünglinge hatte er sich in einem extra abgetrennten Bereich hin zu geholt, teils sogar Geschenke, seines Pharao an ihn. Doch nun sehnte er sich wieder ein Mal nach etwas neuem, unschuldigen und jungen.
Der Mann trat auf den Händler zu, der Mara anpries und fragte ihn nach ihren Status.
„Ist das Kind dort noch jungfräulich? Ich brauche sie für eine kleine Feierlichkeit. Mein Herr hat Geburtstag und sucht noch die dazu passende Spielgefährtin. Wie wäre es mit diesem jungen Mädchen?", fragte er und wollte den Preis für sie wissen.
Der Sklavenhändler beäugte des Kapuzenmann mit verengten Augen. Als er ihn jedoch auf seine neue Ware ansprach, blitzte es in seinen Augen listig auf.
„Mein Herr, sie ist eine wunderschöne Wüstenblume. Erst vor wenigen Tagen aus der Hitze der Wüste gerettet." Er klang dabei, wie ein edler Retter.
Mara hätte am liebsten laut aufgelacht, doch sie wusste genau, was passieren würde, wenn sie das täte. Der Sklavenhändler zog sie an den Handfesseln näher, so dass der mögliche Käufer sie besser begutachten konnte.
„Seht sie Euch an!", sagte er und drehte ihren Kopf hin und her, „Ihr Blick ist klar. Sie ist unschuldig, wie Ihr es gewünscht habt, jedoch warne ich Euch. Sie ist noch ein bisschen widerspenstig, doch ich denke, Eurer Herr weiß, wie er sie handzahm machen kann." Er schenkte dem Kapuzenmann einen eindeutigen Blick, der ihn genauso erwiderte.
Mara sah zwischen den beiden Männern hin und her. Irgendwie musste sie entkommen. Bloß wie? Sie sah sich unauffällig auf dem Markt um.
Seths Sklavenkäufer besah sich Mara genauer. „Nun, sie sieht ja nicht sehr glücklich aus in Eurer Obhut. So wie Ihr sie mir präsentiert, könnte man meinen, dass sie bei Euch in miserabler Haltung ist. Lasst mich doch erst ein Mal ihren Rücken begutachten. Ich vergewissere mich bei jedem Sklavenhändler, dass er mir keine Schönheitsfehler bei seinen Sklaven vertuscht. Ich erwarte eine drastische Preisminderung für Verletzungen an ihr. Sie soll betörend und verlockend auf meinen Herrn wirken, das dürfte mit Striemen schwieriger werden, egal wie sehr Ihr mir ihre Unschuld beteuert.", erklärte er und ging auf die junge Sklavin zu und riss ihr am Rücken den Hauch von Stoff auf. Verärgert stellte er fest, dass er Recht behielt und die Sklavin preismindernde Schönheitsfehler hatte. „Also, unter den Umständen kaufe ich sie maximal für ein Fünftel des eigentlichen Preises.“
Der Sklavenhändler sah sehr beleidigt aus, doch der Käufer lies sich nicht beirren.
„Ihr seid bekannt für Eure miserable Sklavenhaltung und Ihr könnt Euch glücklich schätzen, wenn ich Euch überhaupt eine Sklavin abkaufe. Ein Fünftel, nicht mehr und nicht weniger! Richtige Kleidung hat sie nicht und verwahrlost ist sie auch noch. Wie alle eure Sklaven."
Beide diskutierten noch eine ganze Weile.
Er kaufte sie dem Händler für einen absoluten Billigpreis ab, nachdem er angedroht hatte, ihn hochgehen zu lassen, weil er seine Sklaven schindete. Schließlich wurde die Sklavin ihm verkauft und er wartete ungeduldig darauf, dass sie ihm übergeben wurde.
Mara hatte den Handel zwischen den beiden Männern genutzt und versuchte sich aus den Fesseln zu befreien. Ihr gelang es, jedoch wartete sie auf eine passende Gelegenheit zu flüchten. Sie behielt die Fesseln so um die Handgelenke, dass es aussah, als wäre sie noch gefesselt.
Der Kapuzenmann übergab den Händler das Geld und der Sklavenhändler band ein Seil zwischen die Seile, die ihre Handgelenke fesselte. Er sah zum Glück nicht, dass sie sich befreit hatte. Das Ende des Seils lag nun in den Händen des Kapuzenmannes, der sie mitnehmen wollte, doch sie rührte sich nicht vom Fleck.
Der Sklavenhändler hatte sich derweil wieder den anderen Sklaven zugewandt.
Mara sah sich ein letztes Mal um. Jetzt oder nie dachte sie, löste die Fesseln von ihrem Handgelenk und sprang leichtfüßig vom Podest. Schnell schlängelte sie sich durch die Menge und rannte los. Ihr Rücken schmerzte von den Striemen und sie hörte, wie der Kapuzenmann einen Befehl ausrief. Doch all das interessierte sie nicht. Sie rannte die Marktstraße entlang und bog in eine Seitengasse ein, um kurz nach Luft zu schnappen und weiter Richtung Hafen zu rennen. Dort wo der Nil war und die Wäsche gewaschen wurde. Ihre Seite schmerzte und ihr Magen knurrte, doch noch durfte sie sich nicht ausruhen. Der Kapuzenmann war noch hinter ihr her, um sie zu seinen Herren zu bringen. Sie rannte schnell weiter, bis sie den Nil sah und entlang lief bis sie zu einem Brunnen kam, wo sie sich nieder ließ und gierig ein paar Schlucke daraus trank.
Sie war sich sicher, dass die Wachen sie so schnell nicht hier finden würden, weswegen sie sich dort ausruhen konnte.
Der vermummte Mann brüllte den Sklavenhändler wütend an und verlangte nicht nur sein gezahltes Geld zurück, sondern verlangte nun Geld vom Händler für die zusätzlich entstandene Arbeit die freche Göre wieder einzufangen. Entnervt schickte der Mann seine Männer hinter der kleinen Sklavin her.
Der Kapuzenmann war gereizt und lief selbst seinen Männern nach, denen er nicht viel zutraute. Er war jedoch schneller als die anderen und es gelang ihm als einzigen, die kleine flüchtige Sklavin nicht sofort aus den Augen zu verlieren. Doch nahe dem Ort, wo diese sich in Sicherheit fühlte, verlor er sie für einen Moment aus den Augen und er musste sich umsehen. Doch schließlich entdeckte er sie an einem Brunnen, an dem sie offensichtlich zur Ruhe gekommen war. Er schlich sich von hinten an sie heran und packte mit roher Gewalt ihre Schulter.
„Jetzt ist Schluss, du kleine Göre!", er brüllte seine Männer herbei und fauchte gereizt, „So und nun einpacken und mitnehmen! Die muss noch hergerichtet werden. So kann man sie ja nicht mal dem untersten Priester vorlegen.", meinte er entnervt und schubste die Sklavin wütend in die Arme seiner Männer.
Unsanft landete sie in den Armen der Wachen, die sie mit einem eisernen Griff festhielten. Diese wickelten die Sklavin gleich in ihre Fesseln und schleppten sie ihrem Anführer hinterher.
„Sehr fein nun zurück in den Palast.", meinte er nur und gemeinsam brachten sie die Sklavin an den Hof des Pharao.
Als sie im Palast waren, sah sie sich staunend um, doch viel Zeit blieb ihr nicht, denn sie wurde in den untersten Räumlichkeiten in ein Bad gebracht, mit Gewalt entkleidet und gründlich gewaschen, ohne dabei Rücksicht auf ihre Verletzung zu nehmen und geschminkt. Danach wurde sie in knappe und aufreizende Gewänder gesteckt, obwohl spärlich angekleidet besser passen würde. Sie erhielt einen dünnen weißen Leinenrock und ein weißes Leinenband, mit denen sie ihre Brüste knapp bedecken konnte. Der Rest wurde an ihr geschminkt.
Sie wurde herausgeputzt für den Hohepriester Ägyptens.
Seth saß währenddessen in seinen Gemächern und aß genüsslich einige Weintrauben.
Sie fühlte sich wie ein Stück Fleisch, dass einem Wolf zum fraß vorgeworfen und nur noch ansehnlich hergerichtet werden sollte. Sie hätte am liebsten aufgeschrieen, sich gewehrt, gebissen, gekratzt, doch sie wusste, dass ihr dann irgendeine schlimme Strafe auferlegt werden würde und darauf wollte sie lieber verzichten. Deswegen hielt sie still als man sie herrichtete.
Ihre Wunden brannten und sie hatte keine Ahnung, wie man sie überdecken sollte, wenn sie doch als neue Sexgefährtin ihres neuen Herren dienen sollte. Und sie wusste, dabei würde er die Striemen sehen können und wenn sie richtig gehört hatte, sollte sie betörend sein und ohne Schönheitsfehler.
Unsanft wurde sie aus dem Raum gebracht und durch einige Gänge gezerrt. Sie schluckte schwer und ihr Herz schlug schneller. Nun würde sie ihren neuen Herren kennen lernen.


Kapitel 2

Der Hohepriester Ägyptens




Seth hatte bereits den Vormittag mit nichts anderem verbracht als in seinen Gemächern Geschenke zu empfangen, er hatte neben Gold, edlen Geweben und neuen Gewändern auch neue Sklaven bekommen, die ihm seine Gemächer immer in bester Ordnung halten mussten. Als ihm sein Sklavenkäufer angekündigt wurde, stellte sich Seth ordentlich vor seine Türen um diesen zu empfangen. Dieser kam herein und brachte die junge Sklavin zu ihm und stieß sie unsanft nach vorne, damit sie sich ihm vor die Füße warf.
Mara landete unsanft auf ihren Knien und zu den Füßen ihres neuen Herren.
„Ein kleines Geschenk Herr zur eurer Unterhaltung. Eine kleine Jungfrau. Ganz frisch vom Markt gepflückt.", verriet er stolz.
Seth schlich sofort um sie herum und strahlte glücklich über sein ganzes Gesicht.
„Süß, in der Tat, vielen Dank. Ihr könnt gehen.", meinte Seth freudig und schickte seinen Diener fort. Er fasste ihr unsanft unter das Kinn und hob ihr Gesicht an. Sie musste in die blauen Augen ihren neuen Herren sehen. Sie erinnerten sie sofort an Saphire „Wie heißt du Kind?", wollte Seth wissen.
„Glaubt Ihr wirklich, dass ich Euch freiwillig meinen Namen nenne?" Trotzig befreite sie ihr Kinn und richtete sich auf. "Niemals! Ich bleibe keine Sekunde länger hier! Denn freiwillig renne ich nicht in das, was mich bei Euch erwartet!" Ihr Blick strotzte nur so vor Trotz und Verachtung gegenüber ihres neuen Herren.
Wütend schlug er seiner aufmüpfigen Sklavin mit flacher Hand über ihr Gesicht und stieß sie wieder mit grober Gewalt zu Boden. „Du musst erst ein Mal Manieren lernen Kleine. Betritt man einen Raum, indem jemand fremdes ist, dann stellt sich die neue Person höflich vor.“
„Manieren?", fragte sie ungläubig, „Das müsst Ihr mir gerade sagen! Ihr könntet Euch mir auch erst mal vorstellen! Immerhin will ich wissen, mit wem ich es zu tun habe!“
„Habe ich außerdem je erwähnt, was ich mit dir vor habe, junge Lotusblüte?"
„Ihr nicht, aber Euer werter Sklavenkäufer hat es beim Kauf deutlich erwähnt.", sagte sie und hielt sich die schmerzende Wange.
„Ich bin dein neuer Herr, Hohepriester Ägyptens Seth persönlich, Freund des Pharao und bester Berater." Seth gab ihr damit zu verstehen, mit wem sie es zu tun hatte.
Mara schluckte. Sie war also bei einem ranghohen Priester gelandet, der in enger Verbindung mit dem Pharao stand. Vielleicht sollte sie sich wegen eben entschuldigen, doch schnell verwarf sie den Gedanken. Sie war keine Sklavin, hatte nie etwas getan, was sie in den Stand befördert hätte. Sie wollte nur frei sein.
Seth hielt inne, denn nun sah er ihren Rücken. Er riss sie vom Boden hoch und drehte sie zu sich in seine starken muskelbepackten Arme.
„Was ist das?", wollte er wissen und fuhr ihr über die Striemen, die sie an ihrem Rücken hatte. Sein Blick wandelte sich in blanken Zorn um.
Ein leiser Schmerzenschrei entfuhr ihr dabei, als er über die offene und brennende Wunde fuhr.
„Was wohl? Peitschenhiebe!", gab sie bissig zurück, „Und irgendwelche Diener haben mich so hergerichtet. Ich habe es nie freiwillig getan.", gab sie zu ihrer Verteidigung zurück.
„Ich muss dich erst ein Mal herrichten lassen, anständig. So sehen meine Sklaven niemals aus. Hm, gebadet wurdest du schon. Aber in den Fetzen mit den Striemen läuft keine meiner Sklavinnen umher. Meine Sklavinnen zeichnen sich durch Qualität und Schönheit aus. Komm Namenlose.", betitelte er die Sklavin und zog sie mit Gewalt hinter sich her zu seiner Kleiderkammer, in denen er Stoffe in jeder Farbe besaß.
Er führte seine Sklavin durch seine Kleiderkammer und reichte ihr einige Farben hin. „Ich verabscheue Sklavenhändler, die Sklaven wie Vieh behandeln und schlagen. Diese hässlichen Tücher um deinen Körper, können wir verwenden um deine Wunden zu verbinden. Ich bin Arzt und Priester. Und keiner meiner Sklaven wird so zugerichtet. Und keine Bange mit einem verwundeten Mädchen werde ich gewiss nicht an meinem Geburtstag heute schlafen. Auch wenn es gut gemeint war dich mir zu schenken. Erwarte nicht von mir, dass ich genau wie dein Händler bin. Ich glaube, die hellen Grün- und Blautöne könnten wunderbar zu dir passen. Ich liebe diese Farben.", gestand er ehrlich.
Neugierig beobachtete sie, wie Seth ein paar ältere Stoffe aus der Kammer zog. Er konnte irgendwie nett sein, dachte sie und musste ein wenig lächeln. Sie hätte es wirklich schlechter treffen können. Andere hätte keine Rücksicht genommen. Dieser Priester dagegen schon. Es rührte sie ein wenig, dennoch wusste sie, hieß das nicht, dass er es nicht tun würde, wenn ihre Wunden geheilt waren. Sie musste sich also etwas einfallen lassen. Aber solange ihre Wunden da waren, hatte sie ein wenig Zeit gewonnen, um einen Plan zu schmieden.
Seth nahm nach der neuen Kleiderwahl seine Sklavin mit ins Bad, wo er mit Salben ihre Wunden reinigte, salbte und verband. „Du musst dich dafür schon nackt ausziehen, damit ich dich untersuchen kann.", erklärte er.
Sie folgte Seth mit ins Bad und setzte sich auf einen kleinen Hocker. Ihre Augen weiteten sich jedoch, als er sie bat, sich ausziehen, damit er ihre Wunden versorgen konnte. Sie sprang von dem kleinen Hocker auf und sah ihn abwehrend an.
„Nein!", widersprach sie und ging langsam rückwärts zur Tür. Sie wusste, dass er es gut meinte, aber sie würde sich nie vor einem fremden Mann einfach so ausziehen.
Sie hatte die Tür erreicht und suchte hinter ihrem Rücken den Griff, drückte die Tür auf und schlüpfte schnell hindurch. Lieber würde sie zurück in die heiße Wüste gehen, als sich vor einem fremden Mann zu entkleiden. Sie rannte die Hallen entlang und durch verschiedene Gänge. Verzweifelt suchte sie nach einer Fluchtmöglichkeit, die sie schnell fand. Da war ein großer Torbogen, der zu einer Parkanlage führte mit vielen Palmen, Blumen und einem Lotusteich. Sie durchquerte den Park mit schnellen Schritten und spürte dabei, wie einige der Wunden wieder aufgingen und bluteten. Sie hielt erst an, als sie an einer Brüstung angekommen war und auf den Nil sehen konnte, wie Re in seiner Barke in die Unterwelt fuhr, um widergeboren zu werden. Der Himmel hatte sich orange-rot gefärbt und eine kühle Brise wehte ihr durch das Haar.
Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Sie wollte sich umdrehen und weiter laufen, da hatte sie Seth schon eingeholt und am Handgelenk festgehalten.
Seth zog Mara zu sich in seine Arme wieder zurück und er bereute es, als seine Hände sich rot verfärbten. „Du bist noch ein sehr dummes Kind. Ich will dir helfen und du trittst meine Freundlichkeit mit Füßen. Für dein Verhalten könnte ich dich bereis töten lassen. Du unterliegst meiner Gewalt und ich bestimme über dich.“
Mara versuchte sich zu befreien, doch Seth hielt sie eisern fest. „Dann tötet mich doch!", gab sie trotzig zurück, „Mein Leben hat für mich als Sklave eh keinen Sinn mehr! Von daher ist es mir auch völlig egal, ob ich lebe oder sterbe!"
„Deine Wunden werden, wenn du nun bereits Pech hast, verschmutzt sein und erneut gewaschen werden müssen. Zur Sicherheit muss dies sogar erneut getan werden. Andernfalls kann es passieren, dass du an diesen Wunden noch erkrankst und stirbst. Durch dein dummes unüberlegtes umher laufen sind deine Wunden aufgerissen. Wie kann so ein Mädchen so leichtsinnig sein?!" Seth schnappte sich seine Sklavin einfach und trug sie, ohne zu beachten, was sie eigentlich davon hielt.
Seth trug sie in den Palast zurück, trotz ihrer vielen Proteste und Beschimpfungen. Sie zappelte wild umher in seinem Arm. In seinem Gemach zurück gekehrt trug er sie zu einer Wand seines Gemaches an der Ketten hingen. Er legte Mara in diese und befestigte die Ketten an Füßen und Händen und die Ketten blieben an der Wand befestigt. So angekettet, konnte er auch gegen ihren Willen ihre Wunden im stehen behandeln und verbinden.
Er entwendete ihre Kleider mit Gewalt und reinigte ihren Körper. Am Ende trocknete er sie ab und hüllte sie in die grünen und blauen, feinen Webstoffe. Er löste die Ketten nicht, lockerte sie aber so, dass sie sich zu Boden setzen konnte.
Nach dem er die Ketten gelockert hatte, ließ sie sich auf den harten Fliesenboden nieder und winkelte die Beine an. Ihren Kopf legte sie auf ihr Knie und verbarg so ihr Gesicht vor Seth. Der Gedanke daran zu sterben und frei zu sein gefiel ihr irgendwie, besser als in Ketten und ein Sklave zu sein. Und sie hatte auch schon einen Plan, wie sie entkommen würde.
„So, und jetzt bleibst du sitzen und ruhst dich aus. Ich kann dir nicht nachlaufen, ich habe besseres zu tun. Wenn du ungehorsam sein willst, musst du damit leben, dass ich dich in Ketten behalte. Es ist zu deiner eigene Sicherheit besser. so kannst du nicht getötet werden, wenn du versuchen wolltest zu fliehen."
Seth verließ den Raum kurz und kehrte mit Kissen und Tüchern zurück und legte ihren Platz mit diesen aus, damit sie es bequemer hatte.
„Hier. Das ist nicht üblich, betrachte es als große Gnade. Die Ketten wirst du nebenbei nicht so einfach lösen können, Lotusblüte, die Schlüssel habe ich sicher verschlossen. An einem Ort an dem du sie nicht erwartest. Solange bis ich dir trauen und dir eine angenehmere Lebensweise anbieten kann."
Er betonte nochmals, sie solle sich jetzt ausruhen. Seth verschwand und lief im Palast zu seinen Sklaven und verkündete, dass sie ihm sofort eine Obstplatte neu anrichten sollten, dazu auch einige köstliche Gerichte und Brot mit verschiedenen Soßen dabei. All das wurde zu ihm ins Gemach gebracht und Seth nahm die angerichtete Platte und stellte sie vor der Sklavin ab, so dass sie diese erreichen konnte. Er gab ihr außerdem Wasser zu trinken. „Du musst dich stärken, iss und trinke gut, du bist geschwächt."
Mara gefiel es gar nicht, dass Seth sie so behandelte und stieß die Kissen und Decken mit ihrem Fuß zum anderen Ende des Raumes. „Ich will keine Sonderbehandlung von Euch. Versteht Ihr nicht? Ich will frei sein! Überall könnt Ihr bessere Sklaven bekommen als mich. Ihr werdet mit mir nur Ärger bekommen, das verspreche ich Euch. Wieso behandelt Ihr mich also so?"
Selbst das köstliche Essen lehnte sie ab und das Wasser. Sie wusste, sie musste sich stärken, aber wenn sie sich weigerte etwas zu essen, konnte Seth sie ja nicht dazu zwingen. Und wenn sie es schaffte, die Wunden lange genug offen zu halten, würde er vielleicht bald das Interesse an ihr verlieren.
Dass sie diese Nacht nicht fliehen konnte, hatte er ihr klar und deutlich gemacht
„Du hättest bei mir Freiraum gehabt, deine eigene Kammer, dein eigenes Leben und ich hätte dich vielleicht richtig gern gehabt, doch so lässt du mir keine Wahl. Ich wollte es freundlich mit dir versuchen, diejenige, die sich falsch benommen hat, bist von Anfang an du gewesen. Versuch zu Kräften zu kommen und dann auch dich hin zu legen und zu schlafen. Danach wird es dir schon besser gehen und irgend wann musst du ja schlafen.", fügte er hinzu und zog sich um, um sich in sein Bett zu legen und friedlich einzuschlafen. Seth hatte einen guten Schlaf, aber war bei lauteren Geräuschen auch manches Mal aufzuwecken.
Mara sah trotzig zur Seite und vermied es für den Rest des Abends ihn anzusehen und auch, als er sich umzog und sich ins Bett legte. Sie konnte die gleichmäßige Atmung hören. Leise knurrte ihr Magen und ihr Mund fühlte sich ausgetrocknet an. Vielleicht hätte sie doch etwas essen sollen? Stur schüttelte sie den Kopf, sie durfte nicht nachgeben. Ehe sie sich diesem Priester unterwerfen würde, würde sie lieber hungern und elendig zugrunde gehen.
Die Haltung wurde nach mehreren Stunden unbequem und Mara versuchte es sich ein wenig auf dem harten Boden bequem zu machen. Sie dachte dabei über Seths Worte nach. Sie hatte sich natürlich falsch benommen, aber wer wollte schon freiwillig ein Sklave sein?
Die Ketten raschelten laut, als sie sich zur Seite drehte und versuchte einzuschlafen. Sie hoffte, dass Seth dabei nicht wach werden würde.
Doch Seth wurde davon wach. Als er sah, wie Mara dort lag, schob er ihr Kissen und Decken zurück, deckte sie sorgsam zu und legte ihr weiche angenehme Kissen unter.
„So, versuch dich auszuruhen.", meinte er und schob das Tablett mit ihrem Essen und Trinken wieder in ihre Reichweite zurück. Damit sie sich bedienen konnte, wenn sie es wollte. Seth legte sich in sein Bett zurück und versuchte wieder einzuschlafen.
Mara hörte deutlich wie Seth aufstand und sie unter den Kissen bettete und zudeckte. Es war gleich viel wärmer und sie kuschelte sich tiefer ein. Der Schlaf fiel ihr dadurch leichter.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
ich widme es meiner verstorbenen schwester.

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