Einer aktuellen Studie zufolge ist der Nichtraucherschutz gescheitert. Nach wie vor wird in den meisten Kneipen ohne Rücksicht auf Verluste geraucht. Entweder fügt man sich als Nichtraucher und muss in Kauf nehmen, gesundheitliche Schäden und stinkende Klamotten davonzutragen, oder man verzichtet auf den Spaß, wenn man keine Nichtraucherkneipe in der Nähe hat. Warum ist das so, obwohl Raucher die eindeutige Minderzahl in Deutschland stellen? Wenn ich den Zahlen trauen darf, rauchen gerade einmal 26 Prozent der Erwachsenen aktiv, und dennoch sollen, ginge es nach vielen Rauchern, immer wieder die Nichtraucher Verzicht üben, so nach dem Motto: Dann bleib doch zu Hause, wenn dich der Rauch stört oder geh doch woanders hin? Das sehe ich nicht ein und lege mich immer wieder mit Rauchern an. Gut, meist nur in meinem Stammforum, aber zuweilen auch real, was mir schon mehrfach einen Schubser einbrachte (übrigens von Frauen, Männer gingen nie so weit).
Warum sind viele Raucher so uneinsichtig und pfeifen auf die Rechte anderer, indem sie sich auf dem S-Bahnhof oder an der Bushaltestelle mitten in die Menschentraube stellen und sich erst einmal eine Zigarette anzünden? Warum verstehen sie nicht, dass nicht jeder bereit ist, ihre Gifte mit einzuatmen, d.h. an ihrer Sucht ungefragt teilzunehmen und daher Einwand erhebt? Würden es Raucher, die mich immer wieder als intolerant hinstellen, tolerieren, wenn z.B. ein Heroinabhängiger vorbeikäme und ihnen ungefragt seine Spritze in den Arm drückte – also an seiner Sucht beteiligte? Genau das tun Raucher, wenn sie andere vollqualmen, denn dass Passivrauchen der Gesundheit nicht gerade zuträglich ist, ist ja nicht erst seit gestern bekannt:
Tabakrauch wurde von der International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Karzinogen der Gruppe 1 eingestuft. In diese Gruppe werden Stoffe eingestuft, die schon in kleinsten Mengen krebserregend sind. Es werden dabei keine Grenzwerte festgelegt, es gibt also keine „unbedenkliche Menge“, der man sich oder Dritte aussetzen kann. Auch nach den Kriterien der deutschen Gefahrstoffverordnung erfolgt in der einschlägigen Technischen Regel für Gefahrstoffe 905 (TRGS 905)[1] eine Einstufung von Passivrauchen als entwicklungsschädigend nach Kategorie 1.[2]
Passivrauch gilt als das schädlichste Wohngift.
(wiki)
Wenn Nichtraucher also lediglich von Belästigung sprechen, untertreiben sie in meinen Augen, denn nimmt man es genau, begehen Raucher im Grunde eine Körperverletzung, wenn sie anderen ihre Gifte in die Lunge pusten. Macht es wirklich einen Unterschied, ob ich a) in eine Kneipe gehe und mir ein anderer, weil ihm danach ist, eine Ohrfeige verpasst oder ob er mich b) schädigt, indem ich seine Gifte inhaliere? Gut, den Schlag spürt man sofort, weil er schmerzt – aber ist er tatsächlich als schlimmer einzustufen? Die Wange glüht für kurze Zeit, während ich mit den Folgen von Passivrauchen, wenn es schlecht läuft, viel länger zu kämpfen habe. Ist es nun gerechtfertigt, dass ich, nur weil ich einen netten Abend in einer Kneipe verbringen möchte, oftmals automatisch mit Körperverletzung bezahlen muss? Ich empfinde das jedenfalls als einen Schlag ins Gesicht.
Und dennoch wollen mir Raucher weismachen, dass ausgerechnet ich mich intolerant verhielte, weil ich ihnen ihre Fluppe nicht gönnte. Toleranz in allen Ehren, aber die Positionen sind nun einmal grundverschieden. Es fällt Rauchern sicher viel leichter, Nichtraucher zu tolerieren - kein Wunder, die tun ja auch nichts, die greifen ja auch nicht die Gesundheit des Rauchers an. Aber umgekehrt ist das schon der Fall. Muss ich etwa tolerieren, dass ein Suchtkranker meine Gesundheit gefährdet? Das wäre doch absurd, denn ich toleriere auch nicht, wenn mir einer eine Backpfeife gibt und ich ermuntere ihn auch nicht dazu, noch einmal zuzuschlagen, nur damit es ihm danach besser geht, während ich nur die Nachteile zu tragen habe. Sorry, aber so altruistisch und tolerant bin ich dann doch nicht veranlagt. Insofern kann man doch nicht verlangen, dass sich beide Seiten gleichermaßen tolerierten, solange nur die eine Seite direkt die Gesundheit der anderen angreift? Nichtraucher wehren sich einfach dagegen, dass die Raucher sie weiterhin ungehindert einnebeln können, denn sie haben eben auch das "Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit". (GG)
Was ich noch betonen möchte, ist, dass ich ja nicht einmal für das strikte Verbot von Raucherkneipen bin, sondern lediglich ausgeglichenere Verhältnisse fordere, so dass Nichtraucher nicht gezwungen sind, 30 Kneipen abzuklappern, nur um eine zu finden, in der sie ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit wahrnehmen können. Mal ganz abgesehen davon, sollte einem die Kneipe von der Atmosphäre her ja auch etwas zusagen - nicht jeder Schuppen, ob Raucherkneipe oder nicht, wirkt einladend. Aber meine Güte, man will den Abend ja nicht mit der Suche nach einer tollen Nichtraucherkneipe bzw. einer zweistündigen Autofahrt verbringen.
Aber wie dem auch sei: Lebt Eure vermeintliche Individualität und Unabhängigkeit, die vermeintliche Freiheit eines Marlboro Cowboys bitte nur unter Gleichgesinnten aus, die sich oftmals, ungeachtet ihrer Abhängigkeit, ausgerechnet Freiheit auf die nikotingelbe Fahne geschrieben haben. Rauchen bedeutet in vielen Fällen pure Abhängigkeit – dort großspurig von Freiheit zu faseln, ist der Witz schlechthin. Und was aus dem ach so berühmten Marlboro Cowboy Wayne McLaren geworden ist, wissen wir ja auch: Er genoss die Freiheit der Schläuche, bis er mit 49 Jahren (Helden sterben jung) an Lungenkrebs starb.
Also, liebe Raucher, da Ihr Euch Eure Sucht selbst zuzuschreiben habt, tut mir doch bitte den Gefallen und löffelt Eure Suppe alleine aus. Wenn Ihr Eurer Sucht/Lust frönen wollt, dann bitte nicht auf Kosten anderer, z.B. Eurer Kinder, denn wenn man diese rücksichtslos dem Rauch aussetzt, ist das in meinen Augen Kindesmisshandlung. Wie ich darauf komme? Oben wurde bereits angeführt, dass Passivrauchen als entwicklungsschädigend eingestuft wird. Schaut man sich nun an, wie Kindesmisshandlung definiert wird:
Kindesmisshandlung kann verstanden werden als eine nicht zufällige, bewusste oder unbewusste, gewaltsame, psychische oder physische Schädigung, die in Familien oder Institutionen (beispielsweise Kindergärten, Schulen, Heimen) geschieht, die zu Verletzungen, Entwicklungshemmungen oder sogar zum Tod führt und die das Wohl und die Rechte eines Kindes beeinträchtigt oder bedroht[/] (nach Bast[1]).
fällt Passivrauchen für mich eindeutig unter Misshandlung, denn man beeinträchtigt bzw. bedroht das Wohl (Gesundheit) des Kindes und nimmt eine physische Schädigung bzw. Entwicklungshemmungen in Kauf.
Tag der Veröffentlichung: 04.08.2014
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