Feenstaub
Er nahm sie noch einmal in den Arm. Er drückte sie fest an sich und küsste ihr Haar, das vom Regen ganz durchnässt war. Sie weinte bitterlich. War es jetzt alles vorbei? Hatten sie endlich gewonnen? Oder würde sie wiederkommen? Würde er sie bald verlassen?
Er küsste ihr nasses Haar noch einmal. "Ich muss gehen", sagte er. Sie löste sich aus seiner Umarmung und sah ihn an. "Nein! Das darfst du nicht! Nicht jetzt...", entgegnete sie ihm energisch, doch er machte ihr mit nur einem Blick klar, dass er wieder an die Front musste. "Du weißt doch das ich nichts lieber tun würde als mit dir nach Hause zu gehen, Fai. Aber du weißt doch, dass der Krieg noch lange nicht vorbei ist. Erst wenn die letzte schwarze Seele, der letzte schwarze Tempel und der Kopf der Hexe über dem Feuer hängt, wie es in der Legende steht, erst dann haben wir gewonnen!", entgegnete Kajo. Fai sah in Kajo's Augen das er es ernst meinte. Aber warum musste er sie ausgerechnet jetzt verlassen? Gerade jetzt wo sie sich doch erst wiedergefunden haben. "Nein... Nein...", stammelte Fai, "Das glaub ich nicht. Das kann nicht wahr sein, das ist nicht wahr! Nein! (...) Wenn du gehst, dann gehe ich mit dir, Kajo." - "Du bist verletzt, Fai!" Noch bevor sie ihm etwas entgegnen konnte küsste er sie noch einmal, er küsste sie leidenschaftlich und wunderbar. Fai liebte es von ihm geküsst zu werden. Dann löste er sich aus dieser wundervollen Haltung und sprang. Er sprang den Felsen hinab auf dem sie standen, er sprang und löste sich in Luft auf. Fai hasste diese Fähigkeit von Kajo - das er auf dem Geheimpfad der mystischen Wesen wandeln konnte und sie nicht. Sie schrie, sie schrie aus vollen Kräften. Dann sackte sie langsam in sich zusammen. Sie weinte bitterlich. Ihr Körper bebte, sie zitterte. Sie schrie noch einmal aus Leibeskräften. Dann musste sie sich mit ihren Armen abstützen um nicht mit dem Gesicht auf den harten Boden aufzuschlagen.
"Hast du das gehört?", fragte Shinu seine Begleiterin. Er wusste das sie auch diesen Schrei voller Schmerz und Leid gehört haben musste. Er hatte die Stille durchbrochen. Sie nickte nur. Wieder wurde die Stille der Dunkelheit von einem genauso schmerzhaften Schrei durchbohrt. "Fai..", mehr musste Hisha nicht sagen. Shinu wusste sofort was sie meinte. Entschlossen sprang er auf, griff nach seinem Schwert und wollte los. Doch Hisha hielt ihn zurück. "Du kannst mich nicht alleine lassen! Lass uns wenigstens warten bis Zoi zurück ist. Sie sagte wir sollten hier auf sie warten", versuchte Hisha ihn zurückzuhalten. Shinu entgegnete: "Hisha! Zoi könnte Tod sein! Es herrscht im ganzen Land Krieg! Nur weil sie eine Elfe ist und auf den geheimen Wegen wandeln kann, heißt es noch lange nicht das sie noch lebt! Wenn das gerade wirklich Fai war, dann könnte jemand sie da oben abschlachten ohne das wir ihr helfen!" Hisha gab Shinu mit nur einer Handbewegung zu verstehen er solle den Mund halten. Sie hörte Schritte, jemand näherte sich Ihnen von hinten. Ein Feind? Hisha bekam Angst. Sie hatte erst vor kurzem den grausam Krieg am eigenen Leib erleben müssen. Die schwarzen Seelen hatten ihre gesamte Familie ausgelöscht. Ganz langsam und geräuschlos holte Shinu sein Schwert aus der Scheide. Schützend stellte er sich vor Hisha. Sie hatte erst vor kurzem ihre gesamte Familie an den erbitterten Feind, den Tod, verloren. Er nahm sich fest vor, für ihr Leben und auch für seines zu kämpfen. Sie sollte nur über seine Leiche sterben, das war ihm klar. Er machte sich bereit, die Schritte kamen immer näher. Er liebte seine Begleiterin, auch wenn er sie am Anfang ihres Abenteuers nicht besonders leiden konnte, liebte er sie jetzt heiß und innig. Sie war die Einzige die noch aus der Königsfamilie lebte. Wenn sie jetzt sterben würde, dann wäre ihr Welt für immer verloren. Er musste seine Pflicht erfüllen und ihr Leben mit dem Seinen beschützen.
Hisha hielt den Atem an. Sie hatte Angst, Angst vor dem was war, Angst vor dem was kommt und Angst vor dem was sie noch alles durchstehen muss. "Shinu? Hisha?" Beide erkannten sofort diese weiche, sanfte Stimme. Sie konnte nur Zoi gehören. Sie war wieder da. "Zoi?", rief Shinu in die Finsternis. Dann konnte er ihre schlanke Gestalt wahrnehmen. "Zoi!", Hisha fiel der Elfe um den Hals.
"Komm! Hilf uns! Beeile dich! Du darfst jetzt nicht schlafen!" Die Stimmen in Fai's Kopf wollten einfach nicht Ruhe geben. Fai versuchte sich gegen diese Stimmen zu verteidigen, aber sie wusste sofort das es hoffnungslos war. Diese Stimmen zählten mit zu ihrer Gabe. Fai wusste, dass sie weiter musste. Aber sie konnte ihren Körper nicht bewegen. Sie hatte ihn in der Vergangenheit zu sehr geschunden. Ihr Arm schmerzte, ihr Bein blutete und ihre Schulter war wie gelähmt, mal abgesehen von den ganzen Platz- und Schnittwunden in ihrem wunderschönen Gesicht und an ihrem nahezu perfekten Körper. Sie musste Zoi in Gedanken erreichen und Hilfe erbitten. Sie rief in Gedanken immer wieder Zois Namen doch die Elfe reagierte nicht... Fai wusste das sie sich nun selbst überlassen war. Verzweifelt versuchte sie aufzustehen, doch es gelang ihr nicht. "Fai! Komm, du musst weg von hier!", hörte Fai eine ihr fremde, doch wohl und warm klingende Stimme. Sie blickte um sich und sah eine schöne Frau. Sie sah genauso aus wie ihre Mutter. "Mutter", flüsterte Fai. Sie konnte es nicht glauben! Ihr Mutter war Tod! Die Frau schien vom Himmel hinab zu schweben. "Fai, fürchte dich nicht! Du musst schnell weg von hier!", sagte die Engelsgestalt. "Mutter...", flüssterte Fai erneut. Der Engel schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln und verschwand wieder. Fai wusste nicht warum, aber auf einmal verspürte sie wieder Kraft in ihrem Körper und richtete sich auf. Sie machte sich auf den Weg nach unten und rief in Gedanken immer wieder Zois Namen. Doch die plötzlich aufgekommene Kraft war nicht von Dauer. Schon bald stolperte Fai über einen Stock und fiel. Sie fiel und verlor das Bewusstsein.
Kajo musste an Fai denken. Es tat ihm in der Seele weh sie dort oben allein gelassen zu haben, aber er musste wieder an die Front. Er durfte nicht zulassen, dass die schwarzen Seelen den Kampf um das Schloss gewinnen. Wenn sie erst einmal die Burg in ihrer Gewalt haben, dann ist der Krieg verloren, dann wären alle die tapferen Kämpfer, Frauen und Kinder um sonst gestorben. Das konnte Kajo nicht zulassen. Er war Hauptmann seiner Truppe und er war es seiner Truppe schuldig bei der Entscheidungsschlacht dabei zu sein. Er war es ebenso Fai wie auch Hisha schuldig. Als Kajo das Schlachtfeld erreichte, erblickte er ein Bild des Entsetzen und der Verwüstung. Kam er zu spät? Hatten sie bereits verloren? "Kajo, sie kämpfen schon in dem äußeren Ring der Burg!", kam ein kleiner Junge ihm entgegengerannt. Kajo stieg auf das nächste Pferd und ritt los. Er durfte keine Zeit verlieren. Er ritt über Leichen und er schämte sich dafür. Er trauerte, dass sie alle durch die Klinge der Schwerter des Feindes gestorben waren - Junge und alte Männer, aber auch Frauen und Kinder. Schon vom weiten hörte er das Klirren der aufeinander treffenden Klingen und die verzweifelten Schreie der Frauen. Als Kajo den äußeren Ring erreicht hatte, sah er wie schlecht es für seine Truppe und der gesamten weißen Armee stand. Es gab einfach zu viele Gegner. Er musste etwas unternehmen... Rückzug? Er wusste wenn er jetzt mit den restlichen Kämpfern den Rückzug antreten würde, würden sie für immer verlieren. Sie mussten einfach kämpfen! Kajo stürzte sich in den Kampf. Er kämpfte alleine. Sein Ziel hatte er immer fest im Blick und das weiße Kreuz auf seiner Brust erinnerte ihn immer daran. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sein bester Mann - Tadus - schwer von einem schwarzen Krieger getroffen wurde. Kajo rammte seinem Gegner sein Schwert eiskalt in den Bauch und wollte Tabus zur Hilfe eilen. Er kam zu spät. Kajo kniete sich neben Tabus und schaute ihm in die Augen. Tabus ergriff seine Hand und Kajo konnte sehen wie schwer ihm seine letzten Worte fielen: "Kajo. Ich glaube (..) an dich.... Ich weiß das du unsere Truppe zum Sieg führen kannst ... die Auserwählte wird dir helfen. Habe vertrauen." Tabus verdrehte die Augen und war tot. Kajo schrie auf. Tabus war für ihn immer da, hat ihm geholfen und ihn auch in die Armee geholt.
Fai schreckte auf. Wo war sie? Wer hat da geschrien? Hisha beugte sich über sie. "Fai", sagte Hisha mit ihrer wohlklingenden Stimme, "Du musst dich noch etwas ausruhen bevor du in den Kampf gehst." - "Nein!", stieß Fai hervor, "Kajo hat geschriehen. Es sieht nicht gut für uns aus. Wir müssen ihnen helfen!" Shinu reichte der eben aufgestanden Fai ihr Schwert, gab ihr ihren Bogen und Pfeile. Er selbst hatte schon seine Rüstung angelegt und seine Waffen bei der Hand. Er wusste das Fai keine Rüstung tragen würde. Nach dem Tod ihrer Mutter lebte sie bei Zoi. Zoi hatte ihr gelernt wie eine Elfe zu kämpfen, flink und schnell - ohne jede Rüstung. Fai griff nach ihren Sachen und legte sie um. Sie wusste das sie entweder sterben oder gewinnen würde. Hisha stand auf, sie weinte. Sie konnte es nicht glauben, dass sie ihr Herz an diesen einfachen Krieger namens Shinu verloren hatte. Würde sie ihn je wieder sehen? Shinu sah ebenfalls hinüber zu Hisha. "Ich werde schon mal vorgehen und die Pferde satteln", gab Fai von sich. Nun war er gekommen, der von Hisha so gefürchtete Augenblick. Der Moment in dem sie von Shinu Abschied nehmen musste. Er kam auf sie zu, kniete vor ihr nieder, senkte sein Haupt und sagte nur: "Majestät". Hisha vergass alle Arten der Förmlichkeit den sie als Königstochter besaß. Sie fiel vor Shinu auf die Knie und weinte bitterlich. Shinu war mit der Situation leicht überfordert, doch etwas in seinem Herzen drang ihn dazu, diese schöne Frau in den Arm zu nehmen und sie ganz fest an sich zu drücken. Er tat es und Hisha spürte ein Gefühl der Wärme und der Geborgenheit. Sie wollte ihn nicht verlieren. Sie hob den Kopf und sah Fai im Zelteingang stehen. Sie schien sie schon länger beobachtet zu haben. Auch ihr liefen Tränen über den Wangen, da sie wusste wie schwer es für die Beide war und wie sehr es die beiden verletzte. Es war ein Märchen, er ein armer Krieger und sie, die Königstochter. "Ach, Shinu, weißt du was.. Ich denke es ist besser wenn du bei Hisha bleibst", meldete sich Fai zu Wort, "Ich meine für den Fall, dass die Anderen wissen das sie noch lebt oder wir den Krieg verlieren sollten. Es ist wichtig das jemand hier ist, der sie beschützen kann." Sie drehte sich um und ging zu ihrem Pferd. Zoi saß bereits auf ihrem Pferd und wartete. Sie war sehr stolz auf ihre kleine Fai. Fai hatte das richtige getan und Zoi spürte wie verletzt Fai in ihrem Herzen war. Sie hatte Angst, Angst davor was mit Kajo geschehen war, Angst davor, dass er vielleicht schon den Tod gefunden hat. Aber sie hatte keine Angst vorm Krieg oder davor zu sterben. Sie hatte nur Angst davor, was geschehen würde wenn sie verlieren würden.
Hisha war glücklich und lag in Shinus Armen. Er konnte bei ihr bleiben. Aber sie spürte, dass es ihm nicht behagte. Er hätte lieber sein Vaterland verteidigt, als tatenlos mit anzusehen wie seine Freunde starben. Doch ganz tief im Inneren seines Herzen wusste er, dass Fai Recht hatte.
"Bald haben wir gewonnen! Dann ist dieser schreckliche Unrat an weißen Soldaten und dem weißen Kreuz endlich beseitigt! Alles Abschaum!", lachte Lord Juho. Er war der Herrscher der schwarzen Seelen. "Ja Herr. Jetzt brauchen Sie nur noch das Mädchen", sagte die Hexe. Es war die selbe Hexe die davor schon versucht hatte das Mädchen zu töten. Dummerweise kam ein Hauptmann der weißen Armee ihr zu Hilfe. Die beiden schienen sich zu kennen. Beide waren zu stark für die Hexe. "Ich dachte du hättest sie bereits erledigt, Hexe! Dann hätten wir diese dumme Legende gebrochen und der Sieg wäre uns sicher gewesen!", wurde sie von Lord Juho angefahren. Sie konnte nicht bestreiten das er da Recht hatte. Laut Legende sollte ja ihr Kopf über dem Feuer des Friedens hängen. Doch das würde nicht geschehen, da war die Hexe sich sehr sicher. "Bring mir das Mädchen! Wenn du schon zu doof bist sie zu erledigen dann muss ich es machen!", befahl Lord Juho ihr. Die Hexe wusste das es sinnlos war ihm zu widersprechen. Nur wie sollte sie dies anstellen? Das Mädchen war stärker als sie gedacht hatte. Die Hexe verbeugte sich noch einmal und verschwand in ihre Gemächer. "Sie ist hübsch", dachte die Hexe bei sich. Sie hatte Angst das Lord Juho sich in sie verlieben könnte. Es ist sehr wichtig das er das Mädchen vor aller Augen heute auf dem inneren Mauerring der Burg tötet. Nur so würden die weißen Krieger kapitulieren und aufgeben, denn ohne Auserwählte wäre es hoffnungslos und das wissen sie. Die Hexe konnte nur hoffen.
Fai war bereits an der äußeren Mauer angekommen. Wie Kajo vor ihr, schämte auch sie sich über so viele Leichen geritten zu sein. Sie musste schnell handeln und sich mit Zoi in den Kampf stürzen. Die Kämpfe fanden schon am äußeren Ring der Burg statt, teilweise sogar am inneren Festungsring. Fai spürte das es bald so weit war. Sie spürte das bald alles von ihr abhing. Sie kämpfte wie noch nie zuvor, sie suchte beim kämpfen mit den Augen immer nach jemanden, aber nie so das sie ihren Feind nur eine Sekunde aus den Augen lies. "Kajo? Wo steckt er?" Sie machte sich große Sorgen um Kajo. Wo war er nur? Fai hätte nie gedacht das sie so eiskalt töten konnte. Schnell arbeitete sie sich von ganz hinten in die Mitte des Schlachtfeldes vor. Sie wollte zu Kajo. Sie wollte wissen wie es ihm ging, ob er in Ordnung war. Fai konnte mit dem Schwert gut umgehen, sie bewegte sich flink und schnell.
Kajo verlor langsam an Kraft aber er kämpfte weiter. "Ich muss für Fai kämpfen. Sie braucht noch etwas Zeit bis sie wieder geheilt ist", dachte er. Er konnte ja nicht ahnen, dass die hübsche Frau die er liebte nur wenige Meter hinter ihm am kämpfen war und sich ebenfalls um ihn sorgte. Kajo spürte wie eine schwarze Seele von hinten an ihn kam und ihm den tödlichen Schlag geben wollte. Doch Kajo war schneller. Blitzschnell drehte er sich um und stach der Seele sein Schwert in den Magen. Sein Gegner spukte Blut und fiel um. In dem Moment sah Kajo die langen blonden Haare die zum Zopf gebunden um den Kopf schlugen, die langen, schönen Beine in der Elfenuniform. Kajo wusste sofort wer diese elfenähnliche Gestalt war. Es war Fai, seine Fai. Er lief zu ihr. Fai beendete gerade das Leben ihres Gegners und drehte sich zu ihm um. Sie lächelte, sie lächelte auf ihre bezaubernde Weise.
Fai war beruhigt. Sie sah den großen, gut gebauten Körper von Kajo auf sich zu kommen. Er erwiderte ihr lächeln. Für einen kurzen Moment vergaßen beide den Kampf um sich herum. Sie hörten nicht mehr die entsetzlichen Todesschreie, sie sahen nicht mehr die Blut überströmten Leichen. Beide fielen sich in die Arme.
Plötzlich wurde es ganz still auf dem Schlachtfeld. Alle sahen in den Himmel, sowohl die schwarzen Seelen als auch die weißen Krieger. Sie sahen alle in den Himmel. Fai konnte kleine Punkte erkenne die sich mit schneller Geschwindigkeit näherten. "Vampire!", hörte Fai eine Stimme schreien. Die weißen Krieger brachen in Angst aus, die schwarzen Krieger in Freude. Lord Juho hatte sein Versprechen gehalten ihnen Hilfe aus der Luft zu schicken. Es gab nur eine Art von mystischen Wesen vor denen sich Vampire fürchten. Auch wenn man es kaum glauben kann, sie fürchten sich vor Feen, vor kleinen Feen. Feen besitzen eine unglaubliche Ausstrahlung. Wenn sie von Liebe und Freude erfüllt sind sterben Vampire, weil sie Geschöpfe der Angst und Panik sind. Sie können Liebe und Freude nicht ertragen.
Fai konnte eine ihr so vertraute Melodie hören. Die Klänge waren voll von Liebe und Freude, es waren Feen, Abertausende von Feen. Sie mussten aus dem ganzen Land gekommen sein. In der Luft stießen die Vampire auf die Feen. Schreckliche Schreie voller Qual erklangen aus der Luft. Es wurden immer weniger Vampire. Die Krieger auf dem Schlachtfeld starten wie gebannt hinauf in den Himmel. Keiner traute sich auch nur etwas zu sagen.
Die Hexe, die das ganze Schauspiel in sicherer Entfernung von Fai beobachtet hatte sah hier ihre Chance. Sie schlich zu der Frau hin. Der einzige der jetzt noch störte war dieser Hauptmann neben ihr. Doch da kam der alten Hexe der dumme Zufall entgegen, es war Pech für Kajo und für Fai. Aber durch einen vom Himmel fallenden Vampir mussten beide zu Seite weichen. Es entstand eine große Staubwolke zwischen den beiden. Da Vampire nur aus Staub bestehen, war dies kein Wunder. Die Hexe nutzte diese Gelegenheit für sich.
Als der Staub sich wieder legte konnte Kajo Fai nicht wieder finden. Sie war weg. "Fai?", rief er in die Stille. Keine Reaktion. Er suchte sie mit den Augen aber er fand sie nicht. Er wollte es nicht glauben, sie war weg. Das durfte nicht wahr sein. Sie hatten sich doch gerade erst wieder gefunden. "Fai!!!", schrie er nun aus Leibeskräften. Es näherten sich Schritte von hinten. War das Fai? Er drehte sich um, aber es war nicht Fai die hinter ihm stand. Es war Zoi, die Elfe. Sie schaute ihn Ernst an. Wusste sie das Fai verschwunden war? Sie schaute ihn nur an. Kajo hatte Angst um Fai. Ob die Elfe das spürte?
Fai kam wieder zu Bewusstsein. Sie war in einem großen schwarzen Raum. "Ah.. ausgeschlafen Prinzessin?", höhnte eine alte Stimme. Fai kannte die Stimme nicht. Sie hob vorsichtig den Kopf, um zu sehen wer sie da angesprochen hatte. Vor Fai stand eine große, etwas stabilere, ältere Frau. Sie hatte rote Haare und eine dicke Warze auf der Nase. Die Frau verließ den Raum. Nun hatte Fai etwas Zeit sich ihre neue Umgebung etwas genauer anzusehen. Sie lag in einem großen dunklen Raum. Der Boden war aus schwarzem Stein, die Wände und die Decke ebenfalls. In dem Raum stand ein großer Holztisch mit vielen merkwürdigen Dingen darauf die Fai noch nie gesehen hatte. Der Raum hatte keine Fenster oder Luken. Die einzigste Lichtquelle in dem Raum waren die Kerzen auf den unzähligen Menschenschädeln. Fai versuchte mit Zoi in Gedanken Kontakt aufzunehmen aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Fai versuchte aufzustehen. Es ging nicht, sie war mit beiden Beinen an eine Eisenkette gefesselt deren anderes Ende anscheint in die Wand gehauen wurde. Fai wollte es nicht glauben. Das durfte nicht wahr sein. Während oben gerade die Entscheidungsschlacht tobte oder die Entscheidung fiel, lag sie unten in irgendeinem Keller und konnte nichts tun. Es war doch ihre Aufgabe als Auserwählte der Hexe den Kopf abzuschlagen und ihn über das Feuer des Friedens zu hängen. Der Mann ihres Herzens hatte die Aufgabe Lord Juho den Dolch der Liebe ins Herz zu rammen. Fai wusste das es Kajos Aufgabe war, doch wusste er es auch? Fai hatte ihm nie etwas gesagt von ihren Gefühlen.
Die Tür flog auf und Lord Juho schreckte hoch. "Hexe!", brüllte er. Die Hexe kniete vor ihm nieder, senkte ihr Haupt und sagte: "Mein Gebieter, ich habe das Mädchen." Lord Juho gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen das die Hexe ihn zu ihr bringen sollte. Der lang ersehnte Moment war gekommen. Lord Juho fragte sich ob die Augenzeugen Recht hatten, war diese Fai wirklich so schön wie sie alle behaupteten?
Die Tür flog auf und Lord Juho sah sie. Sie war wirklich so schön wie sie alle gesagt hatten. Zum ersten Mal in seinem Leben empfand er etwas seltsames in seinem Herzen, etwas warmes, wunderbares. So etwas war ihm noch nie widerfahren. Fai drehte sich um und sah die alte Frau wieder und einen jungen Mann, schätzungsweise in dem selben Alter wie Kajo. Aber nicht annäherungsweise so schön wie er. Über dem rechten Auge befand sich eine lange Narbe die Fai sofort ins Auge fiel als sie den Fremden ansah. "Das ist Lord Juho!", erklärte die alte Frau neben dem Mann. Er kam auf Fai zu. "Wie heißt du, Mädchen?", fragte er sie. Er ging auf die Knie um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein. Fai sah ihm mit ihren klaren, grau-blauen Augen in seine grünen Augen. Dann senkte sie den Blick und spukte ihm vor die Schuhe. Die alte Frau kam angerannt und schlug Fai mitten ins Gesicht, sie schlug so feste zu, dass Fai zur Seite kippte. Ihre Lippe blutete. Trotzig, wie Fai war, richtete sie sich wieder auf. Diesen Triumph würde sie der der Frau nicht geben. Lord Juho erhob sie, drehte sich zu der Frau um, Ohrfeigte sie und schrie: "Wer hat dir das befohlen? Raus, Hexe!" Das ist also die Hexe. Fai hatte nun eine Vorstellung von der Person, die sie köpfen sollte. "Aber, mein Gebieter..", stotterte sie. "Raus!", schrie Lord Juho noch einmal. Die Hexe verließ den Raum. Sie hätte diese Fai umbringen sollen. Nun stand ihr ganzer Plan kurz vorm Scheitern. Wenn sie Pech hatte, dann würde Lord Juho sich in diese Göre verlieben und sie nicht umbringen. Aber solange Fai lebte, das wusste die Hexe, würden sie niemals siegen.
"Wie heißt du?", fragte Lord Juho noch einmal. Fai blieb stumm. "Ich habe gehört, du sollst Fai heißen. Stimmt das? Heißt du so?", er schaute Fai in die Augen, doch sie weigerte sich seinen Blick zu erwidern. "Fai, ein schöner Name, findest du nicht auch?", versuchte Lord Juho es noch einmal. Fai konnte sehen das es ihm missbilligte das sie sich so stur stellte, aber was hatte er erwartet?
Kajo sah Zoi in die Augen. Wo war Fai? Er spürte das sie in Gefahr war. Auch Zoi spürte es. Sie machte sich große Sorgen um Fai. Mittlerweile tobte auf dem Schlachtfeld wieder der erbitterte Kampf. Plötzlich ertönte ein lauter Knall. Wiederum hörten alle auf zu kämpfen. Sie schauten alle zu der Festungsmauer des Inneren Festungsringes. Die Tür des Seitenturmes ist aufgeflogen. Es kam eine ältere, etwas korpulentere Frau auf die Mauer. Kajo erkannte sie sofort - es musste die Hexe sein. Ihr folgte eine schwarze Seele mit einer Frau. Die Frau hatte einen Sack über dem Kopf gestülpt,doch Kajo erkannte sie sofort - es war Fai. Nach Fai kam Lord Juho auf die Mauer. Kajo sah, wie Lord Juho seine ahnungslose Fai ansah, so voller Gier und Begehren. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte Kajo einen Stich in seinem Herzen. Er rannte los. Er erinnerte sich beim rennen an seine Kindheit, hier irgendwo war früher immer ein Zugang zu dem Turm der einen zu der Mauer hoch führte. Er musste ihn finden.
Fai wusste nicht wo sie hingeführt wurde. Sie hatte Angst. Nun konnte sie Kajo niemals von ihren Gefühlen erzählen. Plötzlich wurde ihr der Sack vom Gesicht gezogen. Sie stand auf der Mauer des inneren Festungsringes. Warum mussten nur, alle die an sie geglaubt hatten, miterleben wie sie versagt? Lord Juho kam auf sie zu. Er sah sie mit seinen grünen Augen an, er ließ sie nicht eine Sekunde aus den Augen. Dicht neben Fai stand die Hexe, doch Fai hatte, trotz der Aussichtslosigkeit ihrer Situation, die Hoffnung noch nicht verloren zu haben. So konnte es einfach nicht enden! Lord Juho beugte sich zu Fai hinunter, machte ihr ihre Fesseln auf und flüsterte ihr ins Ohr: "Meine Liebe, noch kannst du dein Leben retten! Werde meine Frau und dir wird nichts geschehen, das verspreche ich dir. Lass doch das Gute sein, das Gute verliert, stell dich auf meine Seite, auf die Seite der Gewinner - sei mein's!" Fai dachte nicht im Traum daran. Sie drehte den Kopf zu Lord Juho und spukte ihm ins Gesicht, danach grinste sie ihn gehässig an. Das war zu viel für die Hexe, wiederum Ohrfeigte sie Fai, aber diesmal mit einer noch größeren Kraft als vorher.
Kajo hörte einen Knall und sah wie Fai zur Seite flog. Er musste ihr helfen! Er suchte wie wahnsinnig diese Geheimtür - und er fand sie! Kajo stolperte fast über seine eigenen Beine als er die Treppenstufen hoch rannte. Als er oben war, riss er die Tür auf und sah wie Lord Juho Fai in den Armen hielt. Auf einmal verspürte Kajo einen so heftigen Stich im Herzen das ihm die Tränen kamen. Dann sah er wie Lord Juho Fai küsste.
Fai spürte wie Lord Juho seinen Mund auf den ihren presste. Das war mit Abstand das widerlichste was ihr je passiert war. Da hörte sie einen Schrei, einen Schrei voller Entschlossenheit. Sie erkannte sofort Kajo's Stimme. Er kam mit seinem Schwert auf Lord Juho zu gerannt. "Lass sie los und kämpfe wie ein Mann!", schrie er Lord Juho an. Dieser reagierte recht gelangweilt. Er winkte seine Wache herbei, doch diese hatte kaum ihr Schwert gezückt, erstach Kajo sie. Er war wild entschlossen diesen Mann nieder zu mätzeln. Er hatte Fai geküsst, SEINE Fai.
Fai hörte einen Schrei von hinten, schnell drehte sie sich um, ging in Deckung und sah das Schwert der Hexe über ihren Kopf sausen. Jetzt musste sie auf die erlernten Fähigkeiten von Zoi zurück greifen.
Auf dem Schlachtfeld standen alle wie gebannt und sahen hinauf. Da war die Auserwählte, ein Hauptmann der weißen Krieger, Lord Juho und die gefürchtete Hexe. Zoi, die Elfe, war stolz, stolz auf Fai, das sie so gut kämpfte und stolz auf Kajo, der endlich sein Herz gewinnen ließ. Nun kam es nur noch darauf an, dass beide im entscheidenden Moment das richtige tun würden. Zoi spürte über ihren feinen Elfensinn das Fai's Kräfte immer mehr schwanden. Zu groß waren die Verletzungen und Schmerzen der letzten Kämpfe, da war die erste Schlacht gegen die Hexe und die ganzen Schlachten davor. Das war sehr viel, wenn nicht sogar zu viel für Fai. Sie war ja noch nicht einmal als Kriegerin ausgebildet. Zoi konnte nur hoffen das ihre kleine Fai das durchstehen würde, sie musste es einfach schaffen!
Fai spürte wie schwer es ihr fiel den schnellen, kraftvollen Angriffen der Hexe auszuweichen. Sie hörte die aufeinander schlagenden Klingen von Kajo und Lord Juho. Doch Fai durfte sich nicht ablenken lassen. Wenn sie sich nur einen Fehler erlaubte, hat sie ihren Kopf verloren. Da geschah es, die Hexe legte sich mit ihrem ganzen Gewicht in den Schlag und verlor das Gleichgewicht. Ein fataler Fehler. Sie fiel vor Fai auf den Boden, diese nutze den Moment und wollte sich das Schwert schnappen, doch dann musste sie merken das sie den Fehler begangen hatte, dass war alles geplant von der Hexe! Sie erhob sich, schlug Fai nieder und hielt ihr die klinge ihres Schwertes an den Hals... War das das Ende für Fai und ihren Traum?
Kajo kämpfte gegen Lord Juho. Beide konnten gut mit der Klinge umgehen. Doch dann sah Kajo aus den Augenwinkeln das seine geliebte Fai auf dem Boden lag und die Hexe ihr die Klinge an den Hals hielt. Nun musste er schnell handeln, er musste schnell etwas unternehmen. Doch Lord Juho war ein starker Gegner. Durch den Moment der Ablenkung geschah es, dass Lord Juho ihm sein Schwert aus der Hand schlug. Nun hatte er verloren, oder doch nicht? Kajo sah wie ein heller Lichtkegel vom Himmel hinunter kam. Was war das? Der Kegel berührte die Erde und schloss Fai in sich ein. Kajo konnte sie nicht mehr sehen, Lord Juho hatte Einhalt geboten und schaute ebenso verwunderst zu dem Lichtkegel wie Kajo und die Hexe.
Fai fand sich in der Mitte eines hellen Lichtkegels wieder. Vor ihr stand die selbe Frau die sie schon mal heimgesucht hatte - es war ihre Mutter. "Meine liebe kleine Fai. Wir sind alle sehr stolz auf dich! Komm her, steh auf und komm zu mir." Die Stimme der Frau klang so lieblich. Fai tat wie ihr die Frau befohlen hatte. Ihre Mutter nahm sie in die Arme und hielt Fai fest. Fai spürte neue Kraft in sich aufsteigen, sie vergaß all ihre Schmerzen. Dann küsste die Frau Fai auf die Stirn. Die himmlische Frau löste die Umarmung auf. "Mein Schatz, nimm dieses Schwert und du wirst gewinnen!" Fai nahm das Schwert in Empfang das wie aus dem Nichts vor ihr auftauchte. Es war schön, die Klinge glänzte, der Griff war aus Gold. Um den Griff bis hinunter auf die Klinge schlang sich eine Rose. Fai kannte dieses Schwert aus der Legende. "Die himmlische Mutter der Auserwählten wird ihr die Macht der Rose in die Hand legen", schoss Fai der Ausschnitt der Legende durch den Kopf. Sie nahm das Schwert in die Hand, küsste die Klinge und kniete vor ihrer Mutter nieder. "Ich danke dir Mutter." - "Erhebe dich, mein Kind. Ich habe noch etwas für dich. Nimm diesen Dolch und gebe ihn deinem Kajo." Wieder tauchte, wie aus dem Nichts, ein Dolch vor ihr auf. Er war genauso schön wie das Schwert, die Klinge glänzte, der Griff aus Gold und um ihn bis hinunter auf die Klinge schlängelte sich ein Drache. "Die himmlische Mutter wird ihrer Tochter die Waffe des liebenden Drachen geben. Diese ist aber nur für den jenen bestimmt der die Liebe der Auserwählten bei sich trägt", schoss Fai der nächste Abschnitt der Legende durch den Kopf. Fai dankte ihrer Mutter. Sie wusste, dass sich nun alles zum Guten sich wenden würde. Ihre Mutter schenkte ihr noch ein lächeln und verschwand.
Kajo sah mit großer Freude das der Lichtkegel wieder verschwand und Fai wohl behalten aus ihm heraus auftauchte. Sie hielt ein Schwert in der einen und einen Dolch in der anderen Hand. Sie schaute zu Kajo, lächelte ihn an und steckte den Dolch in ihre Tasche. Kajo spürte wie seine Hosentasche sich mit einmal beschwerte. Hat sein Gegner das auch bemerkt? Vorsichtig steckte Kajo die Hand in die Tasche und er spürte den Griff eines Dolchs. Er konnte sich nicht erklären wie der Dolch in seine Tasche kam, doch hatte er auch keine Gelegenheit sich darüber Gedanken zu machen. Lord Juho hat den Kampf wieder eröffnet. Kajo musste schnell der Klinge ausweichen, doch gelang es ihm nicht ganz. Er spürte wie die Klinge sein Gesicht streifte, nicht sehr tief, aber es blutete. Kajo drehte sich aus der beengten Situation, griff in die Tasche und rammte Lord Juho den Dolch in den Bauch. Es erklang ein erbitterter Schrei. Ein Schrei voller Schmerz. Lord Juho spukte Blut, sackte in sich zusammen, verdrehte die Augen und starb an einem langsamen, qualvollen Tod. Kajo zog den Dolch aus dem toten Körper und wischte das Blut an Lord Juho's Gewand ab. Dann schaute er zu Fai und er war gebannt von diesem Anblick des Kampfes.
Die Hexe hatte einen Bannkreis um sich und Fai gezogen. Kajo kannte diese Kreise, nun war es ihm unmöglich Fai zu Hilfe zu eilen und Fai kam auch nicht aus diesem Kreis heraus.
Fai kämpfte erbittert gegen die Hexe. Es schien ein sehr unfairer Kampf zu sein, die kleine Fai gegen die große, korpulente Hexe. Trotz ihrer Körpermasse war die Hexe sehr flink und schnell. Dazu kam noch, dass sie Zauberkräfte besaß die sie auch hin und wieder einsetzte. Aber Fai besaß eine Waffe, die die Hexe niemals besitzen würde. Fai besaß ein Herz voll Liebe und das Schwert der Rose in ihrer Hand. Die Klingen beider Schwerter knallten laut auf einander. "Ich muss sie überlisten", dachte Fai. Leider hatte sie keine Ahnung wie sie das anstellen sollte. Die Hexe machte sich zu einem weiteren Angriff der Magie bereit und verharrte still. "Jetzt oder nie!", dachte Fai. Sie erhob das Schwert und Schlug der Hexe den Kopf ab. Das Blut spritzte und der Bannkreis zog sich zusammen, er zog sich so weit zusammen bis er Fai erreichte. Dann spürte Fai die letzten Kräfte des Bannkreises. Es war als ob Fai von unzähligen Schwertern getroffen wurde. Sie hatte Höllenschmerzen. Vor lauter Qualen schrie sie auf. Es trat Stille ein, Fai verspürte keine Schmerzen mehr, doch dann kamen die Schmerzen wieder und wieder Schrie Fai voller Qualen.
Kajo konnte den Anblick nicht ertragen. Fai hatte der Hexe den Kopf abgeschlagen und nun stand sie da und litt Höllenqualen. Ihr Körper kam wieder zur Ruhe und Fai verstummte, dann fing ihr Körper erneut an zu zucken und Fai schrie aus Leibeskräften. Kajo wollte ihr helfen, doch wie sollte er das anstellen?
Zoi konnte ihren Augen nicht trauen. Es sah im ersten Moment so aus, als ob sie endlich gewonnen hatten. Die Kämpfer um sie herum fingen an zu jubeln, doch dann schallte ein Schrei auf und alle verstummten. Wie gebannt starrten alle hoch und sahen wie der Körper der Auserwählten zuckte und sie vor Schmerzen schrie. Zoi wusste das Fai bald die Schmerzen nicht mehr aushalten konnte. Sie musste was unternehmen, sonst würde Fai sterben. Nur was? Was konnte sie tun? Sie schaute noch einmal zu Fai, sie schrie. Dann verstummte sie, brach in sich zusammen und es trat Stille ein. Fais Körper lag still auf der Festungsmauer, er rührte sich nicht.
Kajo, schrie auf, er schrie Fais Namen. Seine Fai ist zusammen gebrochen. Er rannte los, rannte auf Fai zu, doch als er sie erreichte, wurde er von einer unsichtbaren Macht weg geschleudert. Fais Körper begann erneut zu zucken. Kajo stand auf und startete einen erneuten Versuch, wieder wurde er weg geschleudert.
Hisha verspürte einen Schmerz tief in ihrem Herzen. Was war das? Shinu sah sie erstaunt an. "Was ist passiert?", fragte er. Doch Hisha konnte ihm nichts erklären, sie hatte große Schmerzen und Schrie auf. Shinu sah sie beängstigt an. "Hisha?", fragte er erneut. Dann kam eine Fee in das Lager geflattert und flog auf Hisha zu. Sie schien Hisha etwas zu berichten und gab ihr etwas. Es sah aus wie eine Hand voll Staub. Shinu hatte bisher nur aus Geschichten von diesem Feenstaub gehört. Feenstaub sollte große Macht habe. Er konnte einen Menschen große Qualen hinzufügen, aber auch große Qualen nehmen. Aber Feenstaub konnte niemals einen Bannkreis des Bösen nieder brechen. Hisha kam auf Shinu zu, nahm seine Hand, schloss die Augen, zeichnete etwas mit der Hand in die Luft und murmelte dann Worte aus einer fremden Sprache. Vor Hisha und Shinu tat sich eine große Tür auf, Hisha ging mit Shinu durch diese Tür. Shinu kannte diesen Ort nur aus Erzählungen von Kajo. Sie mussten auf den Geheimen Wegen der magischen Wesen wandeln! Aber.. er hatte vergessen, das Hisha als Königstochter die Gabe besaß auf den Geheimen Pfaden zu wandeln. Diese Welt war dunkel und trist. Es war ganz kalt, die Bäume waren kahl und alles voller Neben. Schnell waren sie dort wo sie hin wollten. Shinu hatte keine Ahnung was Hisha vorhatte, er wusste nur, dass es was mit der Fee zu tun haben musste. Hisha blieb stehen, wieder zeichnete sie etwas in die Luft, sprach die Geheimen Worte und vor ihnen tat sich wiederum eine große Tür auf. Sie gingen durch die Tür und Shinu fand sich zusammen mit Hisha auf der inneren Festungsmauer wieder.
Hisha sah wie Fai auf dem Boden lag und ihr Körper am zucken war und sie sah etwas von ihr Entfernt Kajo der sich wieder aufrichtete und wiederum versuchte durch den Bannkreis zu gelangen. Es war genau so wie die Fee es ihr geschildert hatte. Hisha ging auf Kajo zu, kniete sich neben ihn, legte ihm die Hand auf seine Schulter, lächelte ihn an, und nahm ihn aus der einen Hand den Dolch mit dem Kajo zuvor Lord Juho erstochen hatte. Dann erhob sie sich, ging zu dem Bannkreis und begann eine Linie zu zeichnen. Sie fing an, kurz vor der Bannlinie, überquerte sie und endete hinter der Bannlinie im Kreisinneren. Sie legte den Dolch nieder, erhob sich und sprach leise, kaum verstehbar die magischen Worte.
Der Körper von Fai wurde zum letzten Mal zum beben gebracht, dann brach der Bann. Hisha hatte es geschafft. Sie hat Fai von dem Bann erlöst. Doch sie fragte sich ob sie nicht zu spät kam.
Kajo sprang auf, er rannte zu Fai, kniete neben ihren regungslosen Körper. Sie atmete nicht mehr. War sie Tod? Er nahm Fai in den Arm. Ihr Körper blieb regungslos, kein Atemzug, kein Lebenszeichen. Kajo stand auf und trug sie auf seinen Händen. Er stellte sich an den Rand der Mauer, zeigte die leblose Fai den Kriegern und weinte. Er weinte bitterlich. Das durfte nicht wahr sein. Er schaute hinunter zu den Kriegern, die weißen und die schwarzen Krieger hatten den Kampf zwischen Fai und der Hexe beobachtet. Sie alle senkten bedauernd den Kopf. "Das hätte nicht geschehen dürfen", hörte Fai Hisha von hinten sagen. Doch er wollte ihr nicht zu hören. Er ging zurück zu dem Turm, doch diesmal ging er den anderen Weg. Er ging in den Burghof, legte Fai ganz sanft auf den Steinboden, streichelte zärtlich über ihr Gesicht. Er zeichnete mit der Hand ein Zeichen in die Luft, flüsterte die Geheimen Worte und vor ihm öffnete sich der Eingang zu den Geheimen Wegen der mystischen Wesen. Er nahm Fai wieder auf seine Arme, trug sie durch die Tür in die Zwischenwelt und ging seinen Weg. Er wollte mit Fai zu einer ganz bestimmten Person. Wenn jemand Fai noch retten konnte, dann er. Kajo kam der Weg unendlich lang vor. Nach einer Ewigkeit, so dachte er, erreichte er die Stelle an der er die Wege verlassen musste. Er wiederholte den Vorgang und ging mit dem Leblosen Körper von Fai durch die Tür und stand mit ihr vor einem kleinen Dorf. Er stand vor dem Dorf der Druiden. "Macht mir auf! Ich trage ein schreckliches Schicksal in meinen Händen, nur ihr könnt ihr helfen! Ich bitte euch, nicht für mich, nur für sie, macht auf und heilt sie!", erbat er laut und deutlich. Er versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben, aber es gelang ihm nicht, zu aufgewühlt war er.
Media erkannte sofort die Stimme die durch die Pforte hallte, es war Kajos Stimme. Media, der Oberdruide, rannte zu der Pforte und öffnete ihm. Kajo war verletzt. Er blutete im Gesicht und er schien große Schmerzen zu haben. Media rief seine Druiden zusammen. Sie sollten Kajo versorgen, doch dann erkannte er das in Kajo's Armen etwas lag, etwas das aussah wie ein toter Mensch. Als Kajo näher kam, erkannte Media das es eine Frau war, eine Frau von solch einer Schönheit die er nie zuvor gesehen hatte. Sie regte sich nicht. Sie schien wie Tod. "Bringt sie dort in meine Hütte, erzählt, was ist geschehen?", forderte Media Kajo auf. Kajo tat wie ihm befohlen wurde. Nach dem er Fai behutsam auf eine Schlafstätte aus Heu niederlegte wurde er von Media hinausgeworfen. Draußen erwartete ein junger Druide Kajo. Er wollte Kajo's Wunden versorgen, doch Kajo ließ es nicht zu. "Fremder, woher kennt ihr unseren Meister? Und was ist mit der Frau geschehen? Kommt, ich werde eure Wunden versorgen, wenn jemand das Leben dieser Frau retten kann, dann Media", erklärte der junge Druide. Auch wenn Kajo nicht wollte, tat er das was der Druide ihm gesagt hatte.
"Kajo?", hörte Kajo Media's Stimme nach einer Zeit die ihm vorkam wie eine Ewigkeit. Er schaute hoch, doch Media's Augen waren trüb. "Ich konnte sie nicht mehr retten. Wenn sie noch leben soll, dann kann dies nur noch die himmlische Mutter herbeiführen. Ich habe gleich meine Druiden befohlen ein Gebet abzuhalten", versuchte er Kajo die traurige Botschaft sanft beizubringen. "Ist sie Tod?", es fiel Kajo schwer die Worte über seine Lippen zu bringen. Media nickte nur. Kajo rannte los, er rannte in die Hütte in die er zuvor Fai niederlegte in der Hoffnung sie noch einmal lächeln zu sehen, in der Hoffnung sie noch einmal zu küssen und in der Hoffnung ihr noch einmal in die Augen zu schauen.
Er setzte sich an den Rand der Schlafstätte und sah auf ihr Gesicht. Wie friedlich sie aussah. Kajo liefen Tränen übers Gesicht. Er hatte den Menschen verloren der ihm am wichtigsten in seinem ganzen Leben war. Er hatte so gehofft sie noch einmal lächeln zu sehen, er hatte so gehofft noch einmal sie zu küssen und sie in den Armen zu halten, er hatte gehofft mit ihr, so wie bei ihrer ersten Begegnung, im Sommerregen zu stehen und ihr ihr nasses Haar aus dem Gesicht zu streichen, er hatte gehofft noch einmal ihre liebliche Stimme zu hören. Kajo nahm ihre kalte Hand und erinnerte sich an den Moment wo dieser kleiner Wirbelwind in sein Leben kam. Für Kajo war es Liebe auf den ersten Blick. Warum, warum hatte die himmlische Mutter ihm nur seine Liebe genommen? Warum? Er sah in das bleiche Gesicht seiner Geliebten und weinte.
"Fai, komm mein Kind, dein Auftrag auf Erden ist beendet, nun kannst du bei mir leben", hörte Fai die Stimme ihrer Mutter. Sie sah ihre Mutter an und wollte wissen ob sie tot sei. Ihr Mutter nickte. "Nein, nein. Nicht jetzt.. Kajo.. was ist mit Kajo? Ich liebe ihn doch! Ich darf nicht sterben! Mutter, warum, warum trennst du mich von meiner großen Liebe?", entgegnete Fai. Sie befand sich bei ihrer Mutter im himmlischen Reich. "Fai!!!!", ertönte ein Schrei. Es war Kajo's Stimme die sich mit Hilfe eines Gebets an die Göttliche Mutter richtete. "Er will dich nicht gehen lassen." - "Ich will ja auch nicht gehen! Ihr zwingt mich dazu!" Das ihre Tochter Fai sie nun mit Sie ansprach zeigte der göttlichen Mutter wie sehr sie mit der Situation unzufrieden war. Fai erinnerte sie an sich selbst, als sie Mensch war und Fai's Vater kennen lernte. Sie war auch so gewesen und wurde von ihrer Mutter, Fai's Oma, aus dem Leben gerissen. Sie konnte sich noch genau an den Schmerz und ihre Trauer erinnern. Wollte sie dies auch ihrer kleinen Fai antun? Sie hatte damals ihre Mutter gehasst. Sie sah Fai in die Augen. Sie sah darin die Sehnsucht, Sehnsucht nach diesem Hauptmann, Verlangen und den Schmerz in ihrem Herzen. "So soll es sein!", entschied die göttliche Mutter und die Gestalt von ihr und die Umgebung verblassten vor Fai's Augen.
Kajo, sah sie immer noch an und weinte. Er hielt immer noch Fai's Hand. "Er hat gesagt, das dich beten noch zurück bringen kann. Ich werde solange um dein Leben bitten bis ich selbst sterbe", flüsterte Kajo. Es schien als ob sich Fai's Gesicht bewegte. Hat Kajo geträumt? "Media!", rief er den Druiden, dieser kam auch sofort angerannt. "Sie lebt! Sie hat sich bewegt!" Der Druide kam näher und sah, wie Kajo, auf Fais Gesicht, diese zuckte mit den Augenliedern und öffnete sie. Sie war sehr schwach doch brachte sie ein kleines, vor Schmerzen verzogenes Lächeln, zustande. Kajo liefen noch mehr Tränen über das Gesicht. Sie lebt, sie lebt! Er war glücklich. Media sagte zu Kajo er solle vor der Hütte warten und rief nach seinen Helfern. Kajo tat wie ihm Media gesagt hatte. Es fiel ihm schwer vor der Hütte zu warten, doch wusste er, dass er so am meisten half. In Gedanken richtete er ein Dankesgebet an die göttliche Mutter.
Zoi machte sich Sorgen um Fai. Zusammen mit Shinu und Hisha hatte sie das Friedensfeuer entfacht und den Kopf der Hexe drüber gehängt. Das Fest des Sieges lief im vollen Gange, doch niemand schien richtig fröhlich zu sein. Alle machten sich Sorgen um Fai. "Ich werde zu ihnen gehen und um Auskunft bitten", flüsterte Zoi Hisha ins Ohr. Kurz darauf verschwand sie und ging über die Geheimen Wege zu dem Dorf der Druiden. "Ich erbitte Einlass! Ich suche zwei Menschen!", rief sie. Es wurde ihr aufgetan und sie sah Kajo, der vor einer Hütte auf dem Boden saß und weinte. Zoi lief zu ihm herüber, setzte sich zu ihm und sah ihn gespannt an. Hatte Fai es doch nicht geschafft? Kajo lächelte sie an und berichtete. Beide waren glücklich. Zoi rief eine Fee herbei und erteilte ihr den Auftrag die gute Nachricht sofort zu Hisha und Shinu zu bringen.
Es kam eine Fee auf Hisha zu geflogen, setzte sich auf die Schulter der Königin und berichtete ihr so wie ihr Zoi befohlen hatte. Hisha stand auf, erhob ihr Glas und bat um Ruhe. Alle sahen sie gebannt an. "Die Auserwählte ist schwach, aber sie lebt! Unser Oberdruide ist bei ihr und heilt sie!", berichtete sie. Es erklangen Jubelschreie. Hisha fiel Shinu glückselig um den Hals. Shinu war außer sich vor Freude. Er konnte sich nicht vorstellen was Kajo durchgemacht haben musste.
Fai öffnete die Augen. Sie lag auf einem Schlaflager aus Hau und neben ihr saß Kajo, er hielt ihre Hand und strich ihr über die Stirn. "Was ist passiert?", fragte Fai. "Du hast 3 Wochen durchgeschlafen. Alle Leute im ganzen Land sprechen von deinem spektakulärem Kampf mit der Hexe und deinem anschließenden Kampf mit den Tod den du gewonnen hast", erklärte Kajo. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste ihre Stirn. "Sei nicht immer so bescheiden! Die Leute erzählen auch wie Kajo Lord Juho umgebracht hat und dann verzweifelt versuchte zu dir durch den Bannkreis zu kommen, während und nach deinem Kampf mit der Hexe. Ebenso wird im ganzen Land erzählt wie er hier bei dir am Bett saß, als dich alle für Tod glaubten doch er nicht. Ich bin übrigens Media, der Oberdruide", ergänzte ein Fremder Kajo. "Fai!!", erklangen bekannte Stimmen. Es waren Zoi, Hisha und Shinu die durch die Tür herein kamen. "Sie braucht Ruhe!", ordnete der Druide an. Alle versprachen Fai nicht aufzuregen. Hisha erzählte ihr von ihrer Thronbesteigung und davon das sie und Shinu bald in den Bund der Ehe treten würde. Zoi erzählte von den ganzen Wesen die nun wieder im ganzen Land um herliefen, Einhörner, Riesen, Zwerge, Kobolde und noch viele mehr. Shinu erzählte das jeder sie kannte und alle ihre Geschichte erzählten. Dann berichtete er noch das vor der Burg nun eine große Gedenktafel stand mit der Legende und dem glücklichen Ende.
Es wurde Abend und der Besuch ging, alle bis auf Kajo. Er bleib noch. Nun waren sie vereint, für immer. Er würde niemals von ihrer Seite weichen, das schwor er sich. Beide waren glücklich. Nun waren sie vereint, für immer. Nichts würde sie je wieder trennen können, das war den beiden klar.
Tag der Veröffentlichung: 02.05.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle die glauben, dass Liebe Berge versetzten kann.