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Vorwort

Einen unbefangenen Augenblick lang könntest du eine andere Welt entdecken, ganz ohne zu träumen, aber ins Träumen geraten. Während du im Internet bist, sitzt du in Wahrheit zwischen zwei Spiegeln. Jeden Tag, den du die Aussenwelt vergisst, rutschst du eine Reflektion weiter in den Hintergrund, immerfort, bis es dich irgendwann nicht mehr gibt. Und um so weiter du in den Hintergrund gerätst, desto mehr wehrst du dich, wirst noch zappeliger und ausgefallener, um aufzufallen und deine anderen Spiegelungen klatschen vielleicht ab und an Beifall. 

Edgar Allan Poe schrieb 1842 die Kurzgeschichte "Das ovale Portrait" in der eine junge Frau, während sie von ihrem Gatten detailversunken in ein Bild gemalt wird, langsam stirbt. Er hat damals nichts vom Internet gewusst, wohl aber etwas von Obsession und Sucht. Willkommen zwischen den Spiegeln.

 

Die Trauer - Innere Landschaften

Das problembeladene Ich ist ein kleines, ödes Land. Da ist der Problemgourmet König. Gern möchte er den anderen Königen die Freuden der Ödness näherbringen. Er möchte das Traurige in monumentaler Schönheit gestalten, in Friedhofsgärten mit Gräbern gestorbener Kinderträume, marmorne Hallen der Verzweiflung, wunderschöne Trümmerlandebenen und Opernhäuser voller Naenien. Gramgebeugtes Grübeln soll schon in den Schulen gelernt werden.  Da lernt man: Alles ist schlecht. Ein jedes tötet und unterdrückt einander.  Nur die Trauer ist das einzig wahre, gute und angemessene.  Und verwaltet muss es werden, das trostlose, in neongrauen Anstalten mit grüngesichtigen Schwindsüchtigen. Dafür ist das kleine Königreich zu klein, es muss erweitert werden. Die Trauer wird wie ein Virus verbreitet. Es befällt blühende Landschaften, setzt der Fröhlichkeit die rote Maske des Wahnsinns auf.  Alles was lebt, schlägt Blasen und verschimmelt. Die Sonne verschwindet hinter schnell wandernden schiefergrauen Wolkenfronten. Beton streckt seine Knochenfinger in den Himmel, von denen stürzen sich staatlich anerkannt hoffnungslose Selbstentleiber und Freitödler. Stinkende Ausscheidungen gebären nie da gewesene Seuchen. Und so fort. Das ist die Wahrheit. Alles andere ist eine schizophrene Lüge. Gut, das wärs für heute. Das nächste mal sprechen wir über eure neuen Probleme. ..... Physikalisch richtig und doch phänomenal übertrieben schilderte Poe bereits 1841 die Abdrift schnöder Holzboote und Fässer in den Gezeitenstrom zwischen den Lofoteninseln.  Aber genau so fährt auch die Seele auf Grund. Sie klammert sich an ein Holzfass und hofft nicht zu ertrinken. Die grimmigen Seeleute, die, taub und blind ob der Gefahr, schweigend ihre Arbeit verrichten, sind, was ihr von den Menschen zufällt. Mit ihnen zu sprechen ist Verzweiflung.  Und dann ist da noch das Haus Usher, ein marodes Schloss auf sumpfigem Grunde, bewohnt von kranken und geisteskranken Adeligen. Ein Hort zwielichtiger Erscheinungen und Geräusche, der mit dem ihm innewohnenden Sterben noch vor Anbruch des Tages versinkt, allein der Gast kann fliehen.  Das sind die inneren Landschaften, wer nur Gast ist, wer weglaufen kann, der berichte.  "Nur eine Schauermär, Schauermär..." "Nein, es ist alles wahr!"

Die Handlung, die Wandlung

Die trotzige Behauptung: das Handeln offenbare den Charakter. Was ist nun ein Charakter? Ist es ein Unterschied, ob man liebevoll zubereitete Moral, die man dankenswerterweise kindgerecht aufgegessen hat in sich fühlt oder sich Moral als Erwachsener aneignen muss? Die Moral als Muttersprache. Das Moralgebäude ist mit vielfachen logischen Fallstricken bespannt. Vom "Das macht man eben so." bis zum "Deshalb macht man das so." ist es beim Lernen der Syntax ein Weg.  Dazwischen kommt "Ist das wirklich gut für den anderen und für mich? Warum? Warum tut es dann weh? Wieso darf ich nicht verdrängen? Werde ich manipuliert? Ist Manipulation schlecht?"  Beim nüchternen und schonungslosen Durchdenken prallt man grauenhafter Weise gegen unangenehmen Egoismus, Feigheit und auch schwarze Monster, die vorgaben, die Realität zu sein. Das heisst auf der einen Seite sind sie hübsch, nur auf der anderen schwarz und hässlich (wer hat das gesagt?) "Hoppla, Herr Monster!", entschuldigt man sich und verbeugt sich linkisch und zieht den steifen Zylinder gerade so, als solle etwas hineingeworfen werden. Besser, sie alle zu entlassen, die innerern Klassenkameraden? Ja, denn sie sind verdorben, edle Schimmel sind sie. Sie hinterlassen Leere. Das fordert Mut vor sich selbst und ist so seltsam, dass man sich wiederum fragt: Warum? Wieso darf ich nicht Krüppel bleiben?  Oder bin ich heil und werde zum Krüppel? Wo ist die Wahrheit? Wird mir mein Ich genommen oder wird mein Ich? Ist am anderen Ende des Ichs das Du, das Wir oder wieder nur ein Ich und welches? Gebe ich mir etwa selbst die Hand? Aber ja doch, ich bin ja alle. Halt, ich darf nicht alle sein. Der Imperativ hat es mir verboten. Der innere. Da ist noch ein anderer. Die beiden kämpfen, ich bin das Schlachtfeld. Halt nochmals. Klingt das nicht passiv? Nein, denn ich lasse kämpfen. Ich habe sie beide bezahlt. Bald bin ich alle. Bald bin ich wie alle anderen. Die Synapsen werden mir aus den Ohren herauswachsen wie Tentakel und mich mit allen Wesen verbinden. Ich werde unsere Fehler verstehen. 

 

Vom Vorteil, verrückt zu werden

Es gibt keine Gebrauchsanweisung für diesen Text.  Betrachtet man das Leben nüchtern und normal, gibt es eigentlich, nachdem man in die vertragsverpflichtete Generation über 30 eingetreten ist, keinen vernünftigen Grund mehr, ein Ego zu besitzen. Behält man es, wird es doch zerrieben zwischen Frau, Kind und Job. Vielleicht auf dem Abort kann man es ab und zu benutzen. Oder man lässt es ganz, ganz einfach los und ist eben für die anderen da, als Zahnrad, als Sandwich, als Sorgenonkel.  Das ist die eine Art, davonzukommen. Vielen gelingt das problemlos.  Die, die ihr Ego mögen und festhalten, werden Zyniker, Trinker, depressiv oder aber verrückt.  Am besten, man wird verrückt. Ganz im positiven Sinne! In diesem Falle ist der Weg wirklich mal das Ziel, an das auch viele andere Wege führen, manche sogar in die Irre. Verrückte Menschen werden für ihre Unberechenbarkeit geschätzt, jaja. Sie sind nie allein, denn sie haben einen ganzen Zoo im Kopf. Es gibt keine Langeweile mehr.  Sie gelten als kreativ, hüstel usw. Ist natürlich ein schmaler Grat.  Also wie wird man verrückt:  Erstmal stellen Sie sich selbst in Frage, dass sowieso. Damit beginnt dann eine ganz grosse Scheisse. Wenn sie die geistig überleben, fangen Sie an, ihre Welt frei zu gestalten, in Gedanken. Und zwar ganz frei. Stellen Sie sich vor, wie klein der Unterschied ist zwischen dazwischen und inzwischen. Na bitte. 

Lachen Sie dann mindestens einmal pro Tag laut und hysterisch wie ein verrückter Wissenschaftler eben. Lesen Sie vor allem populärwissenschaftliche Bücher über Quantentheorie, daneben deutsche Philosophen, Ufo-Esotherik und Schlumpfcomics.  Dann können sie auch schon damit anfangen, Unsinn zu machen und auch andere dazu anzustiften. Erzählen Sie etwa allen, dass Schaden klug macht und wie sie sich so schon einen sagenhaften IQ erarbeitet haben. Dekorieren sie Essen und Essensreste ganz nach Gutdünken zu Konzeptkunst und verlangen sie vom Ober Geld dafür (Sie können wahlweise auch an rituellen Essenschlachten teilnehmen wie die mit den Tomaten).  Dann malen sie surrealistische Bilder, schreiben unsinnige Gedichte und legen sich einen oder zwei unsichtbare Freunde zu. Benutzen sie auch ihre Mitmenschen als Schauspieler oder Dekoration in ihrem freien Theaterstück. Stellen Sie sich dann vor, dieses Theaterstück wäre keins, sondern ihr Leben sei so. Herzlichen Glückwunsch. Sie sind frei und haben ihr Ego behalten. Und niemand will es mehr von Ihnen haben, stattdessen werden sie anstehen, um seine Früchte zu haben, wenn Sie es gut anstellen.

Im Ich

Gestatten, Überich. Wolfgang Überich. Ich übe viel, immer übe ich. So nach diesem Schwachsinn (ich habe mal gelesen, das der Hang zu solchen Wortspielereien direkt in die Schizophrenie führt) mal an mein Anliegen. Das mit dem Ding Ich kommt später, erstmal was über Körper, Geist und Seele. Das sind schon mal ziemlich schwammige Begriffe, Körper sind aus physikalischer Hinsicht höchst zweifelhafte Denkabstraktionen, die uns unser Auge und Tastsinn aufdrücken. Das Allermeiste davon ist irgendwelche Elektrostatik usw., Kraftfelder und darin dubiose verschmierte Sachen, die uns die Wellenmathematik nicht zeigen will. Die Seele etwa wäre, zurück zur Metaphysik, das schwierige Komposit aus Hirnteilen und dem Körper (viel viel Bauch), die erzwungene Zusammenarbeit, gehüllt in Signale, die für unser Bewusstsein nur selten in Form von Schmerzen oder Wonne eindeutig deutbar und wahrnehmbar sind. Ist there anybody out there? Oh ja. Ansonsten könnte man ja auch Schlachtereiabfälle nebeneinanderlegen wie Frankenstein.  Der Geist schliesslich ist das Zusammenspiel der Hirnteile, der archaische aber superschnelle actio-reactio Teil und dann da der neue analytische Flügel der grauen Masse, den man nicht so gern benutzt (so wie ja auch manch andere Architektur auf dem Reissbrett besser aussieht) und anderer, sehr wichtiger Kleinkram wie Glückshormonverteiler.  Gern würden Seele oder Geist ohne den Körper auskommen, dieses schleimige, bröckelige Gefährt.  Die Seele schwappt darin herum, die Wellen brechen sich und es regnet Seelentropfen. Manchmal möchte sie einem von innen die Augen auskratzen um zu entfleuchen oder auf der Zunge weghüpfen, er hat sich die Seele aus dem leib ge... was auch immer. Der Geist quillt lieber aus den Ohren oder den Fingern. Man sieht schon, es gibt da bevorzugte Fluchtpunkte. Während ein Teil also notwendigerweise entkommt, hat die Natur schon vorgesorgt und vor uns das Backup erfunden, regelmässige Speicherroutinen, die so etwas wie Beständigkeit erzeugen sollen.  Die Statik ist aber schon in ihrer kleinsten Form hinfällig, wie ja bereits angedeutet und das Hirn macht da keine Ausnahme. Trotzdem hat der Bürger ja eher Angst vor Veränderungen, die im Vergleich dazu geologischer Natur sind. Internet. Minirock. Hiphop. Komasaufen. Einige zartbesaitete Physiker haben die viel realere Angst, dass der fein getunte Quantenmotor ins Stottern geriete. Dann mal gute Nacht sagen sie.  Dieses ganze Herumgespiele mit Beschleunigern und Lichtzeitmaschinen lässt sie manchmal fahrig zitternd aus ihren Teddybärträumen aufwachen. Weil der Teddybär von einem Strangelet gefressen wurde. Aber eigentlich zu etwas ganz anderem, den me, myself and i`s. 

So wie die Menschheit aus vielen Individuen besteht, hat auch der Mensch im Kopf einen inneren Zoo, zuerst mal Reptil und Säugetier, das ist offensichtlich, aber auch links und rechts und anderes. Diese Gehege müssen koordiniert werden, mit mehr oder weniger Erfolg, was dann aber beides gut und schlecht sein kann und dazu geführt hat, dass die geistigen Konfigurationen der Menschheit längst so komplex sind wie eine Artenvielfalt. Das andere wäre das innere Team. Zum inneren Team muss ich kurz ausholen und nochmal zu den Organen zurück. Auch die sind ja ein innerer Zoo. Kleine klumpige blinde Tierchen, die es sich in Ihnen gemütlich gemacht haben. Wie Bandwürmer, aber nützlicher. Für die Kommunikation mit diesen Tieren gibt es wahrscheinlich auch im Hirn Schaltstellen und damit eine Art virtuelles Abbild. Ob das jetzt zu 100 Prozent wahr ist, weiss ich nicht, stelle es mir halt so vor. Sie glauben nicht, dass ihr Körper mit Ihnen redet? Das merken sie erst, wenn sie kränklich sind, welche kleinen Botschaften da in ihrem Kopf rumwuseln und sie ängstlich und vorsichtig machen. Wichtiger ist mir der Vergleich zur Umwelt.  Die Umwelt und unsere wichtigen Bezugsmenschen sind der Zoo, den wir äusserlich täglich managen wollen. Dafür gibt es auch innere Abbilder, die wiederum uns steuern. Das innere Kind, die innere Mutter, den inneren Vater, Chef, blabla. Und dann sind da noch die Rollen, die wir spielen und quasi auch eigene Instanzen sind.  Die alle sprechen in uns lauter oder leiser und man sollte ihnen zuhören, mehr oder weniger allen. Diese Leute haben alle äussere Entsprechungen, sogenannte Vorbilder schlechter und guter Natur. So und nun zur wichtigen Frage. Wer hört denn eigentlich zu? Das wäre das so genannte Überich, der Präsident. Wer aber sagt, dass dieser Herr nicht auch nur einer von den anderen ist? Hmmm?  Eine Sache, die das Hirn gar nicht mag, ist verloren zu sein, dass ist eine kindliche Notwendigkeit.  Diese Prägung lässt uns zeitlebens nicht los und macht uns sozial und kartenfreundlich.  Ein anderes Fass oder der Bodensatz sind die Gene, die schon wieder auf die molekulare Ebene herabführen. Verknäuelte Moleküle sind unsere eigentlichen Herrscher, sagen manche. Weil sie sich kopieren wollen. Dabei kann ein Gen nicht denken (ein Gedanke kann aber auch nicht denken) und damit ist eigentlich schon alles zum Dilemma gesagt. Der Mensch wäre als erstes dazu in der Lage, den Genen ihren Platz zuzuweisen. Sie werden platziert. Macht er auch. Nur zu. Ausgeschwafelt. Aber wir sprechen uns noch. Also ich mich.

Der Staat des Geistes

Eilig will ich hier noch ein paar Gedanken zusammennageln, die womöglich überhaupt nicht zusammengehören. Und zwar geht es noch einmal um die Kommunikation und diesmal nicht die von Gehirnteilen sondern die von Gehirnen. Einfach ein Schritt zur nächst größeren Einheit und in der Science Fiction ja auch nichts komplett Neues. Ich denke mal so: Gehirne sehen ihre Trägerkörper mit zunehmender Emanzipation als regelrecht lästig an. Gut und schön, es ist ein Erhaltungsapparat, aber hallo, läuft nicht stabil, verschleißt schnell und will andauernd irgendwas. Vor allem hat ja der Körper, sage ich mal, sein eigenes Hirnteil, den Reptilienkomplex, der alles notwendige steuert, aber auch rumspinnt. Dann ist da über einen Emotionsadapter das Goldstück aufgeflanscht. Egal. Was wichtiger ist, ist der soziale Kontakt, der ermöglicht es den Gehirnen, miteinander zu kommunizieren. Wenn da nicht diese lästigen, zeitaufwändigen Synchronisationsvorhgänge wären wie Begrüssung, Erkundigungen über unwichtige Sachen, Einschmeichelungen, Motivation usw. so alles Sachen, die die alte Hardware auf Touren bringt und durchlässig macht. Diese Hardware, die auch allen den nützlichen Sinnen vor- oder nebengeschaltet ist, ist etwa so nützlich wie ein Lochstreifenlesegerät, wenn man ein Betriebssystem auf dem Personalcomputer installieren wöllte (und genau das ist es ja auch, siehe 13 Jahre Systeminstallationszeit in der Schule plus fünfjähriges Systemupdate mit Servicepacks an Unis). Was für eine krasse Zeitverschwendung ist das denn? Naja, deswegen sucht der neue analytische Flügel hinterrücks nach Ausweg. Dieser Ausweg war die wissenschaftliche Revolution, die einmal Zeitersparnis in vielen Dingen, aber andererseits auch die emotionsreduzierte Kommunikation hervorgebracht hat. Diese Form von Kommunikation ist für den Neokortex hervorragend geeignet, um den restlichen Körperkameraden eine lange Nase zu drehen*, während er diese mit Bonbons wie Familienfotos und Farmspielchen verköstigt. Eine andere Art, Fortschritte zu erreichen ist die uneingeschränkte Herrschaft des Neokortex, die bis in heutige Zeit vorsintflutlich mittels buddhistischer Erleuchtung betrieben wird. Diese ist nämlich nicht über die Spock-Methode zu erreichen, weil dann die alten Teile rebellieren. Nein, dafür muss das ganze alte System in eine Endlosschleife gejagt werden und sich dann selbst aufhängen. Genau das könnten nun die neuen Medien leisten, nämlich in dem schon bekannten konstanten Betrachten des Selbst, dass als Nebeneffekt Selbsterkenntnis generieren kann**, den ersten Schritt zur Erleuchtung. Das beginnt ganz profan mit Container- und Dschungelshows und ähnlicher Reality, geht weiter über Blogs und Youtube und endet in Facebooks und Twitterei. Schon in profanen Anfängen fragt man sich: bin ich auch so? Von daher ist es nicht mehr weit bis zu: wie bin ich überhaupt, wer bin ich und was mache ich hier eigentlich gerade? Die von Herrn Chefurka*** über die Umweltbewegung prophezeihte Erleuchtung der Welt könnte wo ganz anders herkommen, nämlich aus der Computerkommunikation. Naja, aber es ging ja um den Zusammenschluss. dieser, wenn er konsequent weitergeführt wird und eigentlich in den sozialen Medien ja schon einen vorläufig erstaunlichen Standard erreicht hat, kann dazu führen, dass wir in eine Art Ameisenzivilisation münden. Hier werden ganz "neue" psychische Effekte zu beobachten sein wie kollegiale Massenpsychosen (Lemminge), Clusterbildung, Zentrenbildung, Abgrenzungsschwierigkeiten, Gleichschaltungen (ja, ja, ganz recht!) und kognitive Vielfältigkeit als Wahrnehmungsstandard (Facettierung). Möglich ist auch, dass sich, je nach Konfiguration, Cluster zu eigenen Staatengemeinschaften zusammenschliessen, die nichts mehr mit territorialen Grenzen zu tun haben (auch schon bekannt: Communities). Naja, wie auch immer, damit wäre der Zweck der Wissenschaften eigentlich erfüllt und nun ist Verbesserung und Erhaltung geboten. Vielleicht ist das ja auch ein Trugschluss und durch die zerebrale Zusammenschaltung gibt es einen (ja zu erwartenden) kognitiven Sprung. Schulbildung dürfte sich dann natürlich auch ändern. Was ist nun noch zu verbessern? Natürlich die Art der Kommunikation. Wörter und Gleichungen sind, ob nun gesprochen oder geschrieben ein irre langsames Vehikel (andererseits super zur kritischen Betrachtung) möglicherweise werden Bilder einen Grossteil übernehmen. Wer weiss das schon. Allerdings ist da natürlich die Erkenntnisschwierigkeit, die Notwendigkeit neues in Bilder zu fassen. Und andererseits gibt es Zusammenhänge, die bildlich nicht oder äusserst schlecht zu erfassen sind und nur durch Sprache und Zahlen. Aber vielleicht genügt ja die Schnelligkeit der (wörtlichen) Gedanken an sich schon. oder das wunderbare Zusammenspiel aller sinnlichen Gedankenverpackungen bringt den Vorteil. Aber wie kann der flüssig gemacht werden? Jeder Mensch hat da ja seine eigene Welt usw., was es ja bisher sehr schwierig macht. Bleibt halt erstens die Aufgabe, das Gehirn zu entschlüsseln (vielleicht nützt es dabei, dass das Neuronen auch mit Bits (Spikes) arbeiten) und zweitens der, vielleicht auch gruselige Gedanke, dass die Computerkommunikation uns alle einwenig gleicher macht, in der Art zu denken. Das ganze ist selbstverständlich höchstmöglich ironisch u.ä. aufzufassen.

*Es ist mir leider gar nicht so klar, was da kommuniziert 

**Narziss ist bei der Selbstbetrachtung leider schon vor der Erleuchtung ertrunken

*** http://www.paulchefurka.ca/

Elektromagier

Das ganze Gemenge aus Halbwissen und, nun ja, religiösem Halbwissen, wobei das ja jetzt sogar schon wieder eine revolutionäre Basis darstellen könnte und das andere auch, würde man die andere Hälfte als leer betrachten, also pessimistisch, gibt einen guten Hefeteig, er geht auf, macht bräsig und diskutierfreudig. Sehr schön. Jetzt habe ich mich schon wieder selbst überlistet. Eigentlich wollte ich das als schlecht darstellen. Scheint es aber nicht zu sein, ganz logisch betrachtet. Aber für mich ist das schlecht. Ich bin mit Trockenfutter aufgewachsen, ich kann jetzt nun mal nichts mehr anderes essen, was heisst, Materialismus und Partikularität bitteschön. Keine weichen Ränder oder Extrapolationen. Nicht jetzt. Ok, aber doch. Also zum virtuellen Ich, Rückkehr der Magie und Schubladendenken.  Ersteres und letzteres ganz schnell:  Es waren einmal die Herren Volta, Ampere, Faraday und Tesla et al. Die machten Sachen mit Froschschenkeln. Ein recht materialistischer Spass und doch der Vorbote der Entmaterialisation ausserhalb des Gehirns, die im Computer endete. Digitalisierung, jaja. Und damit kann man dann virtuelle Sachen hin- und herschieben, die eigentlich nur, naja Elektrizität sind. Und damit kam man dem Gehirn ja schon verdammt nahe, da ist das ja auch so, so elektrochemisch. Viele Sachen elektrischer Natur hätte man früher für magisch gehalten heute ist es eher die gute alte Schwerkraft, die Kopfzerbrechen bereitet.  Also Magie und spätere religiöse Ableger sind Sachen, die so funktionieren wie die Vorstellung oder besser der Wunsch, den das Gehirn von der Wirklichkeit hat. (Hat viel mit Geschwindigkeit und Effekten zu tun.)  Durch und durch magisch-elektrisch und man kann ihnen auch ein elektrisches virtuelles Abbild zuweisen.  Aber die Wirklichkeit selber interessiert das ja nicht. Wäre die Wirklichkeit magisch, gäbe es einen eingreifenden Gott, hätte er alle Hände voll zu tun, den Dingen zu erklären, wass sie zu tun und zu lassen haben. Zu den Menschen käme er gar nicht mehr. Und so sind Computerprogramme. Sie sagen jedem Ding, was es zu tun und zu lassen hat, ein Programmierer definiert etwa Schwerkraft nur für die Dinge, für die er sie braucht, dafür sind Programme ja auch übersichtlich. In denen darf es Magie geben.  So hatte man da eigentlich eine schöne Trennung, bis die Herren mit ihrer Stringtheorie und ihren Branwelten daherkamen. Die sagen, andere Universen können unseres beeinflussen. Von aussen. Sie können bestimmten Dingen sagen, was sie tun sollen, während andere Dinge an anderer Stelle das nicht tun. Wie ein Luftloch mit einem Flugzeug etwa aber eben von ganz aussen.  Das wäre die Einführung Magie und Religion auf ganz legaler wissenschaftlicher Basis. 

Private Propaganda

Heute und hier, Bürger Athens (hüstel, prust) solls darum gehen, warum man seine eigenen Lügen glauben kann. Das doppelte Denken beginnt in der Erziehung, na klar. Da wird eine Sache vorgelebt und eine andere gefordert. Ausserdem wird dem Kind gesagt, es müsse den Erwachsenen gehorchen, solle sich aber gegenüber den anderen Kindern behaupten (Rollenwechsel).  Das Kind lernt, das es schwach und stark, je nach Kontext, sein soll. Es sieht nun die Schwächen der Eltern, kann aber möglicherweise nicht mit ihnen darüber reden. Und es wird belogen. Es wird ihm erzählt, das Schwäche schlecht sei und dominante Reaktionen nach sich ziehe (das "Recht des Stärkeren").Diese Sachen in Kombination machen das Verhängnis aus.  Das Lügen und das Negativieren von Schwäche beim Erlernen und Wechseln von Rollen.  Das kann im extremen Fall bedeuten, dass das Kind Prügel ertragen muss, die ihm beweisen, dass es schwach ist und ihm erzählt wird, dadurch werde es stärker, aber auch Aufmerksamkeitsentzug und psychische Härte erfüllen ihren Zweck.  Der Fehler der Selbstlüge, dieser Hang kann eigentlich nur entstehen, wenn sich die dominierende Macht eben nicht als fehlerhaft zu erkennen gibt. Zeigt sie ihre Schwächen offen, wird auch der Hang der dominierten Kinder zur Lüge gegen sich selbst geringer sein. Soweit so gut. Die Stärke, die wir im Leben zeigen sollen ist eine Kopie einer erlernten.  Ich will eigentlich etwas zur wirtschaftlichen Förderung der Lüge und Selbstlüge sagen. Die kommt in dem schönen Wort Werbung daher, auch in Bewerbung, eigentlich herkünftig aus dem sozialen Bereich, siehe Partnerwerbung. Früher nannte man wirtschaftliche und staatliche Werbung Reklame und Propaganda. Die meisten Produktwerbungen sind schwache Form der Lügen, man habe das Beste, Schönste, Edelste erschaffen, sehet her. Und der Hersteller glaubt das irgendwann selber. Die harte Form der Lüge ist elementarer angesiedelt in der Systemkonditionierung oder fortgesetzten Erziehung in den Institutionen, bekannt unter den Wörtern Leitbild und Firmenphilosophie. Wer gedacht hat, seinen Eltern, Lehrern und Pfarrern entronnen zu sein, kommt unter Umständen zum Militär. Hier wird weiterpoliert und später im Unternehmen kommt der Rest. Los geht es bei der Bewerbung, wo gelogen werden muss, ohne rot zu werden. Später müssen die Ergebnisse beschönigt werden und die Firma präsentiert, man darf diese nicht "in den Sack hauen". Ausserdem müssen Untergebene befehligt und Befehle entgegengenommen werden, die unter Umständen im Blendschein des Leitbildes verlogen sind (Zwiespalt). Der Gerechtigkeitssinn wird, wenn er es nicht schon ist, verbogen. Vorgesetzte sind oft eine Art Elternersatz für Menschen, die unter ihren Eltern zu leiden hatten und genau diese Art von Macht wird ihnen fälschlicherweise zugestanden.  Weiter zieht es sich ins Privatleben, wo es Dinge gibt, die man den anderen nicht sagen "kann".  man wird zum "Ausweicher", wenn es um unangenehme Themen geht. Dieses Ausweichen kann wegrennen sein, aber auch ungemein eloquent verpackt oder Brüllen (wer schreit hat Unrecht).  Warum glaubt man aber sich selbst? Weil das Gehirn einen dynamischen Speicher hat. Alles, was oft wiederholt wird, hebt sich besonders stark hervor. Es ist so schneller parat als die unbequeme und längliche Wahrheit. Das ist schon seit 70 Jahren bekannt, ne.  Die Hervorhebung der Wahrheit ist ein anstrengender, energetisch aufwendiger Prozess.  Um diesen Prozess durchführen zu können, müssen Voraussetzungen vorhanden sein.  Dazu vielleicht nächstes Mal aber warum tut die Wahrheit denn nun weh? Weil wir durch sie unsere Schwäche erfahren, unsere Ohnmacht. Und wenn Ohnmacht assoziiert ist mit Demütigung und Furcht, ist doch alles klar.  Dann wäre da noch unser Glaube an die Einheit von Macht, Schönheit, Symmetrie, Güte, Absolutheit und Einfachheit.  Aber halt, hier ist was falsch. Das absolut. An etwas Absolutes zu glauben ist schlichtweg verrückt. So verrückt, das man Widerparte erfinden muss, um nicht verrückt zu werden.  Der absolute Glaube an sich selbst mündet in ominöse unglückliche Umstände, die einem angeblich widerfahren genau so wie der Glaube an einen absoluten Gott im Teufel mündet. Und weil man es gern einfach möchte, braucht es auch einen privaten Teufel in Form einer Verschwörung. Die Paranoia ist geboren, wie sie in Chefetagen gerne schädlich ihre Kreise zieht.  Deswegen hat die Wissenschaft später (oder früher, wenn man die Griechen mit einbezieht) die Approximation erfunden. Approximationen haben Beschränkungen. Beschränkte (pantheistische) Götter und beschränktes Ich haben eine gesunde Basis.  Absolute Wahrheiten sind Lügen. Jaja, jetzt kommen gleich die Mathematiker und sagen, aber! Aber das ist ja ganz einfach. Solange man absolut gedachte Dinge nicht versucht, in die Realität umzusetzen, ist doch alles in Ordnung. Der Glaube an einen absoluten Gott ist übrigens vorzüglich vereinbar mit einem absoluten Glauben an sich selbst (oder sein Ersatz-Ich oder auch sein negativiertes Ich). Der Glaube an etwas Absurdes kann nur gedeckelt werden mit dem Glauben, dass Absurdität absolut ist.

Fraktale Dekonstruktion

Heute geht es weiter in den Kaninchenbau, oh Freunde.  Menschliche Gedanken an sich sind fraktaler Natur. Sie sind selbstähnlich, unendlich und man jagt ihnen hinterher bis hin zur Vergrösserung der Vergrösserung der Vergrösserung (einer Kopie einer Kopie). Wer je Fraktalprogramme benutzt hat, weiss, was ich meine. Der Verstand kennt keine Atome, ist nicht auf die Abzählbarkeit der physischen Welt angewiesen (schliesslich konnte er ja nichts davon wissen). Ist man gefangen im Fraktal, nützt es nichts, "auf der Schulter von Giganten" zu stehen, Grösse spielt da eine relative Rolle. Aber man muss den Mut haben, stehen zu bleiben und hinabzuschauen, ja schwieriger noch hinauf, denn jede Ebene ist recht und gut, wenn man erkennen will, dass man in keine Richtung entrinnen kann, solange man sich nach den Gesetzen des irren Gartens bewegt. Und wie kommt man aus einem Irrgarten heraus? Richtig, man muss Löcher durch die Hecken schneiden.  Ein Fraktal hat eine gebrochene Dimension, ist etwas knäuel-, schwamm- oder ornamentartiges. Es versucht, eine bestimmte Fläche oder Raum auszufüllen. Dieser Raum kann, Ebene für Ebene, grobschlächtig mit Pfählen abgesteckt werden. So machen es die formalistischen Optimisten.  Und so macht es die atomare "Realität". Ob in dieser Approximation Wahrheit liegt, ist irrelevant, denn die Wahrheit ist möglicherweise genau jener seltsame Attraktor, dem es zu entkommen gilt. Mit diesen Pfählen nun haben sie Koordinaten und Abstände und können schauen, wie gross ihr Gigant wirklich ist. 

Bild, Spiegelbild - Wissen und Glaube


Ersteres:

Ob man sich selbst noch im Spiegel anschauen könne, wird der eine oder andere ab und an gefragt. Darin kommt schon die irreführende Doppeldeutigkeit des Wortes Spiegel und des Wortes Bild zum Ausdruck. Das physikalische Spiegelbild bringt ja wenig von dem herüber, was man eigentlich gerne betrachten würde oder sollte. Da sieht man nur eine mehr oder weniger symmetrische Fläche Haut und ein bisschen drumherum, ein Paar Öffnungen, Augen. Das blödeste sind die Augen, weil es seltsam ist, etwas zu betrachten, durch das man betrachtet. Aber was besonderes gibts da eigentlich nicht. Es gilt, die Materie in Schuss zu halten, den Apatit, die Epidermis und das wildwuchernde Keratin. Deswegen guckt man da morgens rein, in den Spiegel.  Manchmal ist es so fremd, die Oberfläche, die wir da sehen, dass man erwartet, es rede mit einem, so wie man manchmal auch versucht, über den eigenen Schatten zu springen. Das andere, was man manchmal im Spiegel sehen möchte, aber nicht kann, ist das Ich. Schön, wenn man das auch begriffen hat. Das Gesicht ist eher so etwas wie eine Nationalflagge oder ein Reklameschild. Das erste, was man merkt, wenn man sein inneres Ich bildlich darstellen will ist, dass es nicht einheitlich ist, da ist das Monster, der Clown, die Frau, der Mann, die Mutter, Vater und alle die Rollen halt. Für manche von denen Typen schämt man sich manchmal und dann entfremdet man sich von sich selber, man mag sich nicht mehr. Und dann fragt man sich: Wer ist das da, im Spiegel? Es ist laut Klassifizierung ein Mensch. Ob ich oder Sie das wirklich sind, ist eine sehr ernste und profunde Frage. Schon morgen könnte sich ein anderer in ihrem Spiegelbild wiedererkennen. Was machen Sie dann? 


Zweiteres: 

Wissen und Glauben sind ja laut Definition so schön getrennt, Wissen ist das, was sich experimentell bestätigen lässt, der Rest ist Glauben, mit der Simulation als Grauzone. Die Frage ist für mich aber: Weiss das Gehirn den Unterschied? Man spricht auch gern von der Wissenschaft als Ersatzreligion. Alles was sich in der Wissenschaft nicht beweisen lässt oder interpretierbar ist, ist Grundlage von Glaubensstreitigkeiten. Da kann man ruhig von Kirchen und Sekten sprechen. Schliesslich muss man ja dann an die meisten Experimente auch noch glauben, da man sie selbst nie durchführt. Und man muss daran glauben, dass das Flugzeug nicht abstürzt, die Sonne wieder aufgeht, das Wasser gut für den Metabolismus ist, das Geld morgen noch ein Bezahlungsmittel und all die anderen Sachen, die man selbstverständlich nennt.  Aber vorsicht, man weiss es nur dank der eintretenden Wiederholung, man glaubt an diese. Wissen ist Glaube. Der Unterschied zum unbestätigbaren Glauben besteht nur im Experiment.

Das Gehirn ist ein Entertainmentcenter

Das ist ein Teil, den die Kirche oder ähnliche Sachen gerade in armen Ländern bedient. Bei uns ist das Glotze oder PC.  Sie ist ein Teddybärersatz für Erwachsene. Andere Menschen lieb zu haben ist oft schwer und so. Aber so ein "Personal Jesus", der ist so wie ich. Der versteht mich und so. Eigentlich eine geniale Gehirnverarsche. Hauptsache man kann sein Gehirn irgendwo abgeben von Zeit zu Zeit, nicht mehr selbst schuld sein an allem, Teil eines grösseren sein usw. Deswegen ist die Aufklärung die bittere Pille für viele Leute, die seit ihrer Erfindung gerne öfters wieder herausgewürgt wird. An allem soll man selbst schuld sein? Wie öde. Gerade die katholische Kirche gibt klare, unabänderliche Regeln. Das lieben die Leute. Und diese Regeln kommen von keinem Menschen (angeblich), das wäre unerträglich. Zu viel Entertainment schadet dem Hirnlein auch. Auch hier kann Religion hilfreich sein. Also in trubeligen Gesellschaften gibt es auch Leute, die Ruhe suchen. Und Regeln, die ihnen von aussen aufdiktiert werden. Am besten entbehrungsreiche Regeln (so dass ein bischen Entertainment bleibt? Oder keine Zeit mehr dafür bleibt?), ob Natur oder Gott, gleich. Aber keine menschengemachten bitte (wären ja zu hinterfragen). Also es hat für jeden was irgendwie. Religion ist schon eine tolle Sache.  Ausserdem sagt sie uns, dass wir unsere Mitgeschöpfe lieb haben sollen, weil die irgendwie auch Jesus sind. Das ist für mich die einzig sinnvolle Sache daran:  Man hängt zusammen auf diesem Steinklumpen Erde fest, da könnte man es sich eigentlich gemütlich machen. Ach nee, wie langweilig wieder. 

Glaube ist gefährlich!

Wenn alle machen würden, was in Büchern steht oder in Filmen läuft, wären wir echt ganz schön in der Klemme... Und dann immer diese Sinnsuche zwischen den Buchstaben. Von meiner Seite gibts nur eins: Es gibt keinen Sinn.  Sinn ist eine menschliche Erfindung, um nicht jammernd vor der Unwichtigkeit des eigenen Lebens weglaufen zu müssen.  Bücher sind Ersatzrealitäten, Ausflüchte aus der Normalität (für Autor sowie Publikum), und nicht die Normalität selber.  Soweit sollte der Grips schon reichen. Wenn nicht, greift hier das Mittelmass-Ausleseprinzip:  Wer zu dumm ist zum Lesen, überlebt. Wer lesen kann, aber zu dumm ist, zu begreifen, was er liest, überlebt. Wer lesen kann, und glaubt, dass das wahr ist, was er liest, für den wirds brenzlig. Wer lesen kann, aber nicht glaubt, was er liest, für den möglicherweise auch, aber andersherum. Wer lesen kann und sein Gehirn einschaltet, für den lohnt es sich.

Worin der Sinn des Lebens bestehe, und warum wir lachen, weinen und stürben?

1. Der Sinn und das "Warum" kommt aus deinem Gehirn. Im prinzip sind wir wie alle Organismen selbstorganisierend und leben, um unseren genetischen Code an die nächste Generation weiterzugeben und ihn dabei zu verändern. Lachen und Weinen sind soziale Mittel, die uns ein Leben in einer Gesellschaft zu erleichtern, aber auch, um unser komplexes Gehirn in Einklang mit sich selbst (es besteht aus unterschiedlich "alten" Teilen und Programmierungen) und mit dem Körper zu bringen. Gelingt das , gelingt im besten Falle auch die Fortpflanzung. Lachen, weinen und die Frage „Warum?“ (als Symbol für Sprache und Intelligenz) sind gar nicht weit auseinander. Selbstverwirklichung ist dabe ein winziges i-Tüpfelchen, man kann ja mal nachrechnen, wie viele Menschen sich auf der Welt den Luxus der Selbstverwirklichung erlauben können. Sterben kannst du dir als finale physische Abnutzungserscheinung vorstellen.

2. Jeder Mensch ist geboren mit einem unterschiedlichen Satz an physischen und psychischen Fähigkeiten. Dazu kommen in der Kindheit erworbene Vorlieben, Abneigungen und Fertigkeiten. Damit ist man dann für einige Sachen besser geeignet als für andere: Arbeit, Lebensart, Landschaft, Klima usw. und man kann mit bestimmten Menschen besser umgehen als mit anderen. Findet man solche Bedingungen, in die man hineinpasst, erübrigt sich die Frage nach dem Sinn von selbst. Dabei gibt es aber nicht unbedingt nur "die eine" Kombination, die glücklich macht, sondern einige, die mehr oder weniger gut passen. Die meisten Menschen geben sich dann doch mit einer Umgebung zufrieden, die teilweise unperfekt ist, solange die Vorteile der guten Bedingungen überwiegen oder zu überwiegen scheinen. In diesem Sinne ist der Sinn des Lebens, Bedingungen und Menschen zu finden, in und bei denen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht mehr stellt. Oder andersrum: auf Sinnsuche geht meist, wer unzufrieden ist.

 

So lacht das Leben

Die grossen und kleineren inneren Abrechnungen (oder man nennt es auch die Klospülung der Träume) kommen ja bei allen Menschen mehr oder weniger regelmässig. Also bei mir zumindest ja.  Also es wurde ja schon verkündet und wer es noch nicht mitbekommen, dass das ganze schöne Leben, in dem man so kleine Kleckereien baut, irgendwann mal ohne würdiges Ende abgetrennt wird. Der Tod steht da mitten im Leben, der hält nix von Pathos. der hackt den Faden ab, ob du vom Klo runter bist oder nicht. Nichtwahr. Und danach kommt die Humuswirtschaft. Und eben nicht der liebe Gott oder andere Entitäten. Das bischen Biostrom im Kopf reicht nicht, um irgendwas in den Himmel zu beamen. Jedes Händi hat in dieser Hinsicht mehr Esprit. Alles was du hast kommt in Tüten und du auch und wird verkauft oder verbrannt und du auch, je nach dem. Deswegen kommen die Abrechnungen. Wahrscheinlich bekommt man die erste durchschnittlich nach der 30. Geburtstagsfeier, gerüchteweise jedenfalls. "Was hast du bisher aus deinem Leben gemacht du Schnösel, Computer gespielt? Jahaha, hab ich mir gedacht. Und sonst? Bier getrunken, fleissig fleissig. Ah Bücher gelesen die andere geschrieben haben, ah oh, schön. Warst du wenigstens mal ehrlich zu dir selbst, nein? Nein? Und Fortpflanzung auch nicht und nennenswertes anderes? Warum? Weil du nur eine Chance hast, du Depp!"  So oder ähnlich der Inhalt der unsichtbaren Kettenbriefe.  Aber das ist ja nur so das Vorgeplänkel. Später dann wird es komplizierter. Geht man nämlich auf die Forderungen ein, steht im nächsten Schreiben folgendes: "Danke für deine Anstrengungen aber, mach mal hin!" Und irgendwann, wenn man, redlich sich abgestrampelt, schliesslich weisshaarig und schütter den Preis für das Lebenswerk annehmen sollte, die letzte knappe Botschaft "Wozu überhaupt der ganze Aufwand? Finales hahaha über dich."  So in Kurzform. Das ist es also, das Ende das Lebens. Es ist immer bei einem und macht einen fuchtig. Weil es ein arbeitsloser Gammler ist, der nix anderes zu tun hat, als dich ständig zu nerven und dem nichts recht ist, tust du nix, ist schlecht (Ehrgeiz), tust du was, ist auch nicht schön. Was dabei herauskommt ist das Mittelmass. (Tusch!) Und jeder hat seinen eigenen kleinen Gevatter, er schaut euch aus euren Lebensversicherungen an, aus euren Kindern, aus dem Spiegel usw. besonders gern geht er mit einem zum Arzt. Sieht also ganz so aus wie jemand, der Beschäftigung braucht aber sich um irgendwelche falschen Sachen kümmert.  Deswegen muss man, nur dem Seelenfrieden wegen, was ihr sonst macht, ist mir egal, den Gevatter Tod für sich arbeiten lassen (nicht Briefe austragen!) Und zwar er für euch und nicht ihr für ihn.  Gebt ihm eine lange, komplizierte, blöde Aufgabe, Teppichknüpfen, Bloggen (ha!!!) oder eure Seele unsterblich machen oder so* oder die GUT mit der Schwerkraft vereinigen. Mit ein bischen Nachdenken findet ihrs schon raus. Immer wenn er meckert oder rote Cabrios möchte oder einen 30 jahre jüngeren Sexpartner könnt ihr in dann fragen: "Und du? bist du schon fertig? nein? Dann zieh Leine. "Und dann sollte Ruhe einkehren.  Wie schrieb Erwin Strittmatter:" ...in ihr saß der Tod und kümmerte sich um das Leben." Nein. Lasst euren Tod sich nicht um euer Leben kümmern. Lieber um den Abwasch. 

* Religion ist aber so ein bischen wie russische Webseiten besuchen. Erklär ich jetzt aber nicht, kann ja auch eine schöne Sache sein. Manchmal.

Unsterblichkeit

Das ist eigentlich auch so eine Frage, die sich jeder stellt, wie kann ich Unsterblichkeit erreichen, wo ich doch ein Haltbarkeitsdatum habe? Die Antwort darauf sind dabei meist entweder Kinder, in die man den gewünschten Gehirninhalt kopiert, auf dass er sich weiterkopiere oder ein Druckerzeugnis damit oder eine wie auch immer geartete Ungeheuerlichkeit, über die Druckerzeugnisse produziert werden oder irgendein Programm, ob ungeheuerlich oder nicht. Nicht ganz so Helle probieren die Feinfrostmethode. Lassen wir den Frost als direkte Methode mal weg, geht es um Meme (Informationen) und Membehältnisse, also Copypaste (die Copypaste ist keine Zahnpaste). Das ist eigentlich schon alles, mehr braucht man da nicht drüber schreiben. Um was es mir eigentlich geht, ist der Inhalt, also das Mem an sich. Welche Qualität muss es haben, damit es hartnäckig weiterlebt? Auch klar, es muss nützlich sein wie ein Schweizer Taschenmesser. Man muss einfach alles damit beantworten können. Das wäre also auch schon geklärt.  Nein, was ich eigentlich wollte ist die Frage, dass, wenn man schon etwas erfindet, muss es eigentlich etwas wichtiges oder richtiges sein oder nicht? Das kommt ganz auf euren Anspruch an, ob ihr glücklich damit werden wollt oder nicht. Mal abgesehen von den wenigen manischen Glückspilzen, die über etwas tatsächlich Wichtiges stolpern und das auch noch ausarbeiten wollen, graben doch die meisten, selbst die die es beruflich tun, also die meisten Unsterblichkeitssucher nur die Scherben und Knochen ihrer Vorfahren wieder aus, also sie erfinden, was schon erfunden wurde. Der praktikable Ausweg ist dann doch, dass man sich selbst verarscht, in dem man etwas ungeheuerlich schwachsinniges erfindet, dass aber viel Spass bereitet. So wurde das Jojo erfunden! Es braucht niemandem nutzen, man kann sich toll dabei fühlen. Das Feld der Nützlichkeiten ist eng umkämpft, das des Schwachsinns ist unbegrenzt. Schaut euch nur mal all die unnützen Patente an, all die geistes- und naturwissenschaftlichen Schriften, ach was, etc. pipi ein Gorgonzolatoaster vielleicht oder Tangastringtheorie. Seht ihr das Verhältnis? Und es gibt ein Superargument! In seltenen, unvorhersehbaren Fällen wird Schwachsinn nützlich und umgekehrt natürlich auch! Fragt mal die Mathematiker (das lass ich jetz so, extra provkant) :D Das war jetzt so ein bißchen von hinten durch die Brust, aber ich hoffe, es kommt trotzdem an. Mit Überzeugung Schwachsinn zu erfinden ist einfach, lustich, man ist in guter Gesellschaft und man weiss ja nie.

Ernste Worte

Die Political Correctness hat die Politik- und auch Wirtschaftskommunikation verflacht und gleichzeitig versumpft. Was früher nur den Adel in bedeutungsloser Wonne duch den Tag langweilte, hat später der Ehrlichkeit allgemein die Zwangsjacke angezogen und sie in die Gummizelle gesteckt, wo sie keinem mehr schaden kann. Aber auch niemandem nützen. Es heisst nicht, was für ein Unsinn oder sind sie wirklich so dumm, sondern da gebe ich ihnen Recht, aber und das ist eine sehr gute Frage, die ich gern weitergeben möchte. So kann man auch die eigene Dummheit wunderbar verbergen und sich schwarze Peter rundherum per stille Post zuschieben. Wehe dem, der einen aufdeckt! Naja schon der Sokrates hat erkannt, dass der gute Redner mehr Zulauf und Zuspruch hat als der Fachmann. Und weil das sonderbarerweise stimmt, haben sich immer mehr Leute auf die Redekunst verlegt anstatt auf das Verstehen ihres Berufes. Irgendwann sind dann alle gut im Reden und es entsteht ein Dilemma. Um das Gegenüber nun noch deuten zu können, analysiert man die Körpersprache. Schwups, gibt es Trainer für Körpersprache. Dann ist es soweit. Man versteht sich nicht mehr. Das löst Verwirrung aus: Was hat der andere gemeint oder habe ich wirklich richtig verstanden? Bunte Blubberschaumblasenwelten spriessen darum allerorts in Köpfen, zum Beispiel "Erlebniswelten", die das informative Vakuum füllen. Nicht schlecht eigentlich, so entstehen fantasievolle Menschen. Die politisch korrekt gestörte Wirklichkeitssicht füllt tatsächlich auch mehr Bände und Zeitschriften denn je. Denn sie ist ein Himmelreich ähnlich dem der ewig kaninchenängstlichen Jünger Jehovas. Kein Schmerz wird mehr sein. Honig für die Seele, Genuss pur. In unseren Erholungswelten. Und doch hat die schnöde, oft zurecht ignorierte reelle Welt Gruben und Steine und bald fällt man erst über den einen und dann gleich in die andere, während man noch in der Welt-der-Wunder oder anderen weilt. Weil man die Sicht der Dinge nicht mehr als bösartig flexibles Konstrukt wahrnehmen will, von dem die rosa Farbe blättert, sobald es sich bewegt. Erst wenn man dann richtig ins Klosett gegriffen hat, wird man zornig und wählt ernste, unkorrekte Worte. Und an wen gehen die? Seltsamerweise meist nicht an den Verursacher des Schlamassels, sondern an den, der es wieder richten will.  Denn Reparaturen nötigen zu Bestandsaufnahme und zu Ehrlichkeit. Die tut weh.  Also, um zum Schluss zu kommen, sind ernste Worte gar nicht mal so schlecht...

Unernst und Ironie

Im Prinzip kann man ja jeden Text als ironisch betrachten. Sprache an sich ist vieldeutig und jede Dokumentation ist auch gleichzeitig eine Geschichte oder ihre eigene Satire, wenn man sie nur geschickt in Kontext setzt. Ironie setzt Ironiefähigkeit voraus. Menschen, die sich ironisch verhalten*, sind entweder Getriebene, Clowns, nicht ironiefähig oder zynisch, das heisst, sie gehen davon aus, dass andere nicht ironiefähig sind, etwa im Falle der gezielten Desinformation. Ironie selbst will aufklären. Ironie setzt in Kontext, deutet auf Wiederholungen. Sie ist deshalb eigentlich sehr ernsthaft. Ironie überspitzt aber auch und geht damit weit genug an der Wahrheit vorbei, dass niemand sich getroffen fühlen muss. Das ist ihre Problematik. Sie trifft damit ihre eigentlichen Ziele nicht. Aber sie klärt Beistehende auf. Und die sind laut Einstein das grössere Übel, wenn sie nichts tun. Satire und Ironie sind auch ein Mittel des Überforderten. Deswegen sind sie auch eine Entschuldigung zum Wegschauen. Sie können eben sogar zum Mittel der gezielten Desinformation werden. Ernst und Unernst folgen in den Abstraktionsebenen nach oben wie Schichten genau wie Destruktion und Kommerzialisierung, Zentralisierung und Dezentralisierung. Ein Teufelskreis, so liesse sich vermuten, weil sich mit der Unendlichkeit ja einiges anstellen lässt. Man könnte sogar die Mengenlehre anwenden und sagen, dass die ernsten Deutungsmöglichkeiten abzählbar sind, die ironischen jedoch nicht, wenn man sie nur zu sehen in der Lage ist. Womöglich aber, zieht man die Informationstheorie in Betracht, die sagt, dass jede Information nur von der Wirklichkeit abgeleitet werden kann, ist die Ironiemenge zwar grösser aber gleichmächtig, weil doch abzählbar. Ich selbst kann nicht lange ernst sein. Ich mag Ernst auch nicht und breche die meisten Texte mit Flapsigkeiten. Ich halte auch nichts von der Aussage, dass die guten und wichtigen Sachen ernsthafter Natur sind. Wohl aber denke ich, das dem Unernst ein tieferer Ernst innewohnt. Yep. * also so, dass sie unweigerlich zum Opfer von Ironie und Spott werden müssen

Schlusswort

Soweit dazu, und während ich noch darüber nachgedacht habe, wie menschliche Missverständnisse wie Schichten eines Kuchens aufeinander gestapelt werden, um später Freundschaften oder Gerichtsprozesse darauf zu begründen, ist das schon alte Frühlingsmonster über die Stadt hergefallen und lässt die Blütenkorken knallen.  Mit mir und um mich herum sind die Menschen verrückt geworden in diesem so normalen Winter, sie schrieben Liebesbriefe an unbekannte Götter. Ich wütete in meinen Eingeweiden, wie immer. Irgendwas tut jeder, wenn er sich selbst gegenübersteht und nicht weglaufen kann.  Manches mal war mir schwindlig, so wie den grossen schwindsüchtigen Dichtern, aber Blut habe ich keins gespuckt. Bin ich auch nicht scharf drauf.  Aber die Sonne kann das, sie verwandelt schimmelige und faulige Toxine in Marzipanzucker und schon kann man sie essen, die feinen Speisen, die man sich den ganzen Winter lang ausgedacht hat. Die Menschen im Norden Russlands, so hört man, oder auch in Skandinavien lesen und schreiben gern dicke Bücher und trinken viel Wodka und saunieren.  Die Menschen in Deutschland schauen fern, trinken Bier und sind erkältet. Da ist Übungsbedarf.  Auch für das Wetter. Mehr Schnee hätte hergemusst. Noch kälter hätte es sein müssen.  Der Manie geht es zu gut hier. Selbst die, die mit Erkältung zu Hause liegen, bearbeiten noch ihren Elektrohomunkulus. Präsentiert! ist der Imperativus.  Später sollen es all die kleinen Goebbelsschnauzen plärren.  Da müssen erst die Stromleitungen reissen unter schweren gläsernen Eiszapfen.  So ist das Wintergedankengut. Giftig, klar, scharf und böse. Der Winter hat immer ein Messer in der Hand mit dem er Gurgeln schneidet. Er trägt es offen, so wie Madame Frühling ihr Haar.  Da will ich mal aus den Spiegeln hervorkommen und mit ihr tanzen. Ich bin ja noch fast ganz.

ENDE

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.04.2013

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