Der Wecker klingelte und verschlafen tatstete Yuzurika nach dem Lärmenden Teil.
Es war 16 Uhr und Zeit um sich fertig zu machen und zur Arbeit zu gehen.
Arbeit...des gleiche jeden Tag aufs Neue. Aufstehen, anziehen, arbeiten gehen.
Eigentlich war das junge Mädchen glücklich mit ihrem Job, doch seit kurzer Zeit gingen ihr einige Fragen durch den Kopf.
Gähnend stand sie auf und ging ins Bad.
Erstmal eine heiße Dusche, dann mal weiter sehn, dachte sie bei sich und stellte das Wasser an.
Augenblicklich schoss der heiße Wasserstrahl aus der Brause, rann über ihr Gesicht und ihren Körper und Yuzurika wurde schon wacher.
Nachdem sie sich schon etwas besser fühlte, stieg sie aus der Dusche, schlang sich ihr Handtuch um und betrachtete sich im Spiegel.
Yuzurika, die von allen nur Yuzu genannt wurde, war ein 22 Jähriges Mädchen mit langen schwarzen Haaren und schönen goldbraunen Augen.
Sie war mit ihren 1,70 Metern durchschnittlich groß und hatte eine ganz passable Figur.
Hier und da ein bisschen zu viel, aber sie konnte nicht meckern.
Sie hatte einen Job den sie eigentlich mochte, gute Freunde die sie gegen nichts in der Welt eintauschen würde und eine eigene kleine Zwei-Zimmer-Wohnung.
Sie war seit kurzer Zeit aus einer absolut grauenhaften Beziehung raus und hatte eigentlich alles was man braucht um gut durch das Leben zu kommen und trotzdem war sie jeden Tag verwirrt warum das Mädchen das sie da aus dem Spiegel ansah so traurige Augen hatte.
Sie konnte es sich nicht erklären.
So stand sie noch eine weile vor dem Spiegel und versuchte ihre Gedanken zu sortieren.
Als es dann tatsächlich Zeit wurde arbeiten zu gehen zog sie sich an, band sich ihre Haare zusammen und packte ihre Sachen.
Ein weiterer Abend Gäste bedienen, freundlich sein Tabletts hin und her schleppen. Naja, sowar es eben.
Doch so wenig Lust sie hatte heute arbeiten zu gehen, so sehr freute sie sich auf das Frühstück mit ihm.
Er.
Kusanagi.
Jeden morgen gingen sie zusammen Frühstücken in dem kleinen, süßen Restaurant am Stadtplatz.
Kusanagi bevor er auf Arbeit musste und sie nachdem sie von Arbeit kam.
Kennen gelernt hatte sie ihn durch seine Freundin.
Ja richtig, durch seine Freundin. Kanoe war eine Arbeitskollegin von Yuzu gewesen und als sie eines Abends zusammen weg waren hatte sie Kusanagi mitgenommen.
Yuzurika erinnerte sich noch daran als ob es gestern gewesen war.
Sie saß an der Bar und wartet auf ihre Freundin als sie ihn sah. Er war groß, gut gebaut und sehr schön.
Sofort spürte sie wie ihr Herzschlag sich erhöhte und ihr die Röte ins Gesicht stieg.
"Hi Yuzu, darf ich dir meinen Freund vorstellen? Das ist Kusanagi." Der junge Mann streckte ihr freundlich die Hand entgegen.
Oh mein Gott, dieses Lächeln...sie konnte den Blick einfach nicht von ihm abwenden. Er hatte dunkle Haare und eine leicht sonnengebräunte Haut.
Seine Augen waren Grün und sein Blick einfach zum dahin schmelzen.
Erst als Kanoe ihr einen sanften Stoß in die Magengegend versetzte kam Yuzurika wieder zu verstand, schüttelte Kusanagis Hand und wandte, wenn auch sehr widerwillig, ihren Blick ab.
Der Abend war ganz lustig gewesen, das Essen war super, die Stimmung gut.
Nachdem sie sich irgendwann mitten in der Nacht voneinander verabschiedet hatten ging Yuzurika nach hause und hatte das Gefühl auf Wolke 7 zu schweben.
Einerseits war sie so gut gelaunt, doch andererseits hätte sie sich ohrfeigen können.
In was für eine Situation sie da nur wieder hinein geraten war. Kusanagi war schließlich der Freund ihrer Freundin.
So was konnte auch nur die fabrizieren.
Doch an diesem Abend schlief die Junge Frau das erste Mal mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein.
Am nächsten Morgen, als sie sich die Sache noch mal durch den Kopf gehen ließ kam sie zu dem Entschluss dass es besser sei, wenn sie sich nicht mehr mit Kanoe und Kusanagi treffen würde.
Nur um ganz sicher zu gehen das sie nichts dummes anstellen würde, vor allem weil sie wusste, dass das eine dumme Schwärmereien von ihr war und nichts weiter.
So vergingen die Tage und nichts passierte.
Bei der Arbeit versuchte Yuzurika so unauffällig wie möglich Kanoe aus dem Weg zu gehen, weil sie Angst hatte das diese ihren Gefühlsausbruch mitbekommen hatte und ihn falsch bzw. eigentlich ja richtig interpretierte.
Die Wochen verstrichen und Yuzurika hatte die Sache schon fast wieder vergessen, als sie Kusanagi eines Tages wieder sah.
Sie stand beim Bäcker um sich noch kurz eine Kleinigkeit zu Naschen zu holen bevor sie zu ihrer Schicht musste und er stand in der Warteschlange ein Stück weiter vorne.
Wieder begann ihr Herz wie verrückt zu schlagen und sie drehte sich um, um wieder zu gehen.
"Hey Yuzurika"
Er hatte sie also doch bemerkt. Mist. Sollte sie jetzt weiter laufen und tun als ob sie ihn nicht gehört hätte, oder sollte sie sich umdrehen und mit ihm reden? Sie wusste es einfach nicht.
Doch bevor sie überhaupt dazukam ihre Gedanken zu Ende zu führen war er schon bei ihr.
Leicht verlegen schaute sie ihn an.
"Hi Kusanagi, hab dich gar nicht gesehen, wie gehts dir?“
Diese Augen, sie konnte den Blick einfach nicht abwenden, so gern sie auch wollte.
"Ja klar, mir gehts gut und selbst? Man sieht und hört ja gar nichts mehr von dir, Kanoe macht sich schon sorgen was los ist"
Ja, was war eigentlich los? Sie war alt genug um so einer Sache vernünftiger gegenüber zu stehen. Jetzt reiß dich aber mal zusammen Yuzu dachte sie bei sich und lächelte. "Ach, bin einfach nur ein bisschen im Stress, wird bestimmt bald wieder weniger und dann können wir bestimmt auch mal wieder zusammen weggehen, aber im Moment passt es wirklich gar nicht, sorry."
Kusanagi zog ein leicht beleidigtes Gesicht.
"Das heißt also du willst meine Einladung zum Frühstück morgen schon ausschlagen bevor ich sie überhaupt ausgesprochen hab?"
Einladung? Zum Frühstück? Hatte sie sich verhört?
"Ähm, bitte was war das gerade?" Sie war erstaunt wie ruhig sie äußerlich bleiben konnte obwohl doch in ihrem Kopf alles herumwirbelte.
"Ja, ich wollte eigentlich fragen ob du Lust hast morgen mit Frühstücken zu kommen, in dem kleinen Cafe am Stadtplatz, aber wenn du keine Zeit hast kann man das wohl nicht ändern."
Blitzartig schaltete ihr Kopf ab.
"Ja"
Kusanagi sah sie verständnislos an. "Was ja?"
"Ja, ich würde wirklich gern mit Frühstücken gehen."
"Okay, freut mich, dann sehen wir uns morgen früh, hm, um 8 würde ich sagen?" Ihr Gehirn fing langsam wieder an zu arbeiten. "Können wir sagen um halb 9? Ich muss bis 8 arbeiten und des kommt dann zeitlich leider nicht ganz hin."
Das lächeln war auf Kusanagis Gesicht zurückgekehrt "Ja klar, halb 9 passt auch, ich freu mich schon. Na dann bis morgen." Er drehte sich um und ging davon.
War das gerade wirklich passiert? Der Mann, der ihr Herz höher schlagen ließ hatte sie zum Frühstück eingeladen?! Sie verstand die Welt nicht mehr, aber eigentlich war ihr das egal, denn da war wieder dieses Gefühl. Diese Verliebtheit. Wie konnte das nur sein? Sie hatte ihn doch nur 2 mal gesehen und kannte ihn eigentlich gar nicht.
Yuzurika war die Art Mensch die mit Gefühlen nicht umgehen konnte. Nein, das war eigentlich falsch ausgedrückt. Sie gehörte zu der Art Mensch die ihre Gefühle gern unter Kontrolle hatten und das war im Moment absolut nicht machbar.
Doch so groß das Unbehagen auch war bei dem Gedanken an den nächsten Tag, es konnte die riesige Freude und ihre gute Laune nicht überdecken.
Wie oft versank sie in Erinnerungen von dieser Begegnung.
Ihr Kennen lernen war nun schon einige Wochen her und seit da waren sie wirklich ausnahmslos jeden Morgen zusammen Frühstücken gegangen.
Am Anfang war Yuzurika noch etwas geschockt, denn irgendwie hatte sie gehofft die Einladung zum Frühstück war nicht so wie sie sie interpretierte und Kusanagi würde Kanoe mitbringen, aber diese Hoffnung war falsch gewesen. Leider, oder zum Glück.
Das lag im Auge des Betrachters.
Bei den ersten Treffen hatte Yuzurika noch furchtbare Schuldgefühle die sie quälten Kanoe gegenüber, doch mit jedem Treffen wurde das weniger. Sie genoss die Zeit die sie mit Kusanagi verbringen konnte einfach.
An manchen Tagen brachte er sie zum lachen, an manchen Tage sprachen sie über ernsthafte Themen und an wieder anderen Tagen redeten sie einfach über vollkommen belanglose Sachen, aber sie entdeckte jedes mal aufs neue eine andere Seite an ihm.
Das und die Tatsache dass er intelligent, humorvoll, vernünftig war und zudem noch einfach unglaublich gut aussah machten ihn in ihren Augen zu einem echten Traummann.
Und damit unerreichbar.
Gut, zu dem unerreichbar kam noch das es Kanoe noch gab, doch Kanoe war ein Grund, aber kein Hindernis.
Bei diesem Gedanken schreckte sie aus ihren Tagträumen auf. Du meine Güte, wie konnte sie so etwas nur denken? Kanoe war ihre Freundin, naja, zumindest einmal gewesen und jetzt dachte sie so.
Sie schämte sich dafür.
Außerdem war es sowieso Zeit sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
"Hey Du", Yuzurika zuckte kaum merklich zusammen als sie Kanoe´s Hand auf der Schulter spürte. Ihr Halls fühlte sich an als hätte sie einen riesigen Knoten darin und sie wusste nicht wie sie reagieren sollte. Sie hatte nun schon eine Weile nicht mehr wirklich mit Kanoe geredet und hatte dies eigentlich auch nicht vorgehabt.
"Hi Kanoe, wie gehts?"
Sie war verwundert wie ruhig sie mit ihrer Freundin reden konnte in anbetracht der Tatsache dass sie ihr gern den Freund ausspannen würde.
"Mir gehts gut, aber was ist mit dir? Du gehst im Moment allen aus dem Weg und siehst überhaupt eigentlich immer so abwesend aus. Was ist los Süße? Was bedrückt dich?" Die Sorge in Kanoes Blick machte die Sache nur noch schlimmer. Yuzurika durchforschte ihre Gedanken auf der Suche nach einer Ausrede.
"Es ist alles okay, ich bin nur gerade dabei Bewerbungen zu schreiben und nach Ausbildungen zu suchen, mehr nicht. Tut mir leid dass du dir Sorgen gemacht hast, das wollte ich nicht."
Das war eine Lüge. Wie sie es hasste wenn sie lügen musste, doch sie konnte Kanoe unmöglich die Wahrheit sagen, so gerne sie es auch getan hätte.
"Bewerbungen? Bist du dir sicher dass nur das ist? Du wirkst immer so mitgenommen, ich mache mir wirklich Sorgen um dich, du bist eigentlich so eine fröhliche Frau, das passt nicht zu dir."
Kanoe nahm sie in den Arm.
Mit jedem Wort von Kanoe fühlte Yuzu sich schlechter. Was sollte sie nur tun? Ihr die Wahrheit sagen? Das kam nicht in frage, sie konnte sich vorstellen wie schnell Kanoes sorgenvoller Blick in ein hasserfülltes Blitzen überging.
Andererseits, wieso eigentlich nicht?
Es war klar dass die Sache nicht immer so weiter laufen konnte und sie musste nun mal mit den Konsequenzen leben.
So war das im Leben. Auf alles was man tat folgten Konsequenzen, egal ob positiv oder negativ. Wer war sie das sie versuchen wollte das unausweichliche zu umgehen?
Sie würde ihr die Wahrheit sagen...nur nicht jetzt.
"Nein im ernst, es ist alles okay, des wird auch bald wieder, ganz bestimmt."
Sie lächelte Kanoe aufmunternd zu.
"Gut, wenn du das sagst wird es wohl so sein, aber wenn irgendetwas ist, ich bin immer für dich da, das weißt du hoffentlich?!"
"Ja, das weiß ich und ich bin dir auch wirklich dankbar dafür."
Mit diesen Worten löste sie sich aus Kanoes Umarmung und machte sich wieder an die Arbeit.
Diese Nacht war es eine absolut scheußliche Schicht.
Die ganzen Betrunkenen die von dem Festival aus der benachbarten Stadt kamen machten ärger und zu allem Überfluss ging der jungen Frau das Gespräch mit Kanoe nicht aus dem Kopf.
Sie musste mit Kusanagi darüber reden, unbedingt und am besten gleich beim Frühstück.
Diese Nacht ging die Schicht besonders langsam vorbei. Yuzurika wünschte sich nichts sehnlicher als endlich mit Kusanagi am Tisch zu sitzen und mit ihm über ihr schlechtes Gewissen zu reden.
Sie fühlte sich so mies und wusste eigentlich gar nicht genau warum.
Wenn man es nämlich vom realistischen Standpunkt betrachtete, nicht von Yuzus Träumereien, gibt es ja nichts was sie Kanoe verheimlichen mussten. Sie und Kusanagi gingen Frühstücken. Mehr nicht. Leider.
Was Yuzu wollte war nur in diesem Moment nicht interessant, sondern es ging nur darum was das richtige war.
Und so sehr sie auch hin und her überlegte, sie kam zu dem Entschluss dass sie es Kanoe sagen sollten. Vielleicht reagierte sie ja auch positiv darauf, dachte die junge Frau bei sich. Nein. Positiv war der falsche Ausdruck dafür. Auf so was würde keiner positiv reagieren.
Vielleicht würde sie das ganze aber als gar nicht so schlimm ansehen wie Yuzu es sich ausmalte.
Sie würde sehen wie Kusanagi darauf reagiert und dann würden sie gemeinsam eine Entscheidung treffen. Genau, so würden sie es machen.
"Hey Süße" Da saß er schon mit seinem strahlenden Lächeln und wartete auf sie.
"Hi du" Yuzu setzte sich ihm gleich gegenüber und ging nicht wie sonst zu ihm um ihn zu umarmen.
Sofort sah er ihr an das etwas nicht stimmte.
"Was ist los?"
Unbehagliche rutschte Yuzu auf ihrem Stuhl herum. Es konnte doch nicht so schwer sein. Sie wollte ihn doch nur fragen was er davon hält es Kanoe zu sagen. Was hielt sie nur davon ab? Verzweifelt suchte sie nach dem Grund, bis er ihr schlagartig in den Sinn kam.
Angst.
Sie hatte einfach angst vor seiner Reaktion.
Es gab 1000 Möglichkeiten wie er diese Frage auffassen könnte und eine davon machte ihr besonders Sorgen. Was wenn er sich überlegt das es vielleicht besser wäre den Kontakt zu ihr, Yuzurika, abzubrechen? Wollte sie das wirklich riskieren?
Gleichzeitig schoss ihr der Gedanke durch den Kopf: Warum eigentlich nicht? Was erwartete sie sich von ihm? Wollte sie weiterhin Wochen und Monate lang mit ihm Frühstücken gehen und das wars dann?
Wollte sie ihn einfach nur als Mann der da war wenn sie ihn brauchte?
Liebte sie ihn?
Bis jetzt war sie davon ausgegangen das sie ihn liebt, einfach aus dem Grund dass es ihr so gut ging wenn sie mit ihm zusammen war. Sie freute sich jedes Mal wenn sie sein Lächeln sah, seine Stimme hörte, nur war das wirklich dieses Gefühl was man Liebe nannte?
Oder gefiel es ihr einfach wieder dieses Glück zu fühlen welches sie so lange vermisst hatte?
In Yuzurikas Kopf schwirrten unendlich viele Fragen und sie hatte einfach keine Antwort darauf.
Trotzdem nahm sie ihren ganzen Mut zusammen.
"Kusanagi, ich habe eine Frage." Sie biss sich vor Unbehagen auf die Unterlippe.
"Schieß los, du kannst mich fragen was du willst" sein unglaubliches Lächeln war von seinem hübschen jungen Gesicht verschwunden.
"Was ist mit Kanoe?" Der Ausdruck seines Blickes schlug augenblicklich in Verwirrtheit um. "Kanoe? Was soll mit Kanoe sein?"
Yuzu versuchte die richtigen Worte zu finden.
"Kanoe hat mich heute gefragt was mit mir los sein und warum ich allen immer aus dem Weg gehe. Ich konnte ihr ja nicht sagen das es daran liegt das ich mit dir Frühstücken gehe, Ich weiß, da ist eigentlich nichts dabei, aber ich konnte es nicht, ich wollte einfach vorher mit dir darüber reden."
Nach einem kurzen Schweigen runzelte Kusanagi die Stirn, es war unglaublich aber selbst das sah sexy an ihm aus.
"Ja, das ist eine verzwickte Situation. Ich kann mir nicht vorstellen das sie begeistert davon wäre das ich jeden morgen mit einer attraktiven Frau zusammen bin, zu der ich mich ganz ehrlich hingezogen fühle." Yuzurika spürte wie sie errötete.
"Wir sollten es ihr definitiv nicht sagen."
Sein blick war ernst.
"Und dann? Wie soll es denn weiter gehen? Wir können uns nicht ewig jeden Morgen treffen und das vor Kanoe verheimlichen."
"Und warum? Warum soll das nicht gehen?"
Diese Antwort hatte die junge Frau nicht erwartetes war wie ein schlag ins Gesicht.
Warum? Warum das nicht gehen sollte? Hatte er sie das gerade Tatsächlich gefragt? Das lag doch auf der Hand. Wenn sie jemals eine Beziehung führen wollten mussten sie mit offenen Karten spielen. Wenn. Das war ja der nächste Punkt. Wollte sie? Und vor allem wollte er?
Was war sie eigentlich für ihn?
Mochte er sie? War sie nur ein netter Zeitvertreib für ihn? Wie stand er zu ihr?
Sie kam zu keiner Antwort. Viel wichtiger war die Frage was war er für sie?
Darüber war sie sich auch nicht im Klaren.
Yuzurika wusste nur so konnte es nicht weiter laufen. Sie musste etwas ändern.
"Du hast recht, eigentlich ist das eine gute Frage. Verzeih mir, aber um mir über diese Frage im Klaren zu werden und dir darauf eine Antwort geben zu können glaube ich sollten wir uns erstmal nicht mehr treffen."
Als sie die Worte ausgesprochen hatte spürte sie einen stechenden Schmerz.
Doch sie musste das Gegenteil von dem sagen was sie wollte, sonst würde sie nie erfahren was sie wirklich will.
"Yuzu, wie kommst du denn auf die Idee?"
Der Schmerz wurde immer größer, doch es war besser so. "Weil ich mir erstmal darüber bewusst werden muss, ob ich damit klar komme wenn das so weiterläuft und was ich erwarte. In aller erster Linie was ich von dir erwarte." Ihre Stimme brach. Sie traute sich nicht ihn anzusehen aus Angst er würde ihre Tränen sehen.
"Ich melde mich bei dir" Langsam stand sie auf und verließ das Cafe, der Hunger war ihr vergangen.
Als sie schließlich zuhause ankam konnte sie nicht anders. Sobald die sie Tür hinter sich geschlossen hatte saß sie da und weinte.
So sehr sie sich auch darüber ärgerte das die Sache sie so mitnahm, die konnte es nicht ändern.
Sie selbst hatte diese Entscheidung getroffen und musste nun mit den Konsequenzen leben. Die Konsequenzen. Wie oft hatte sie sich darüber schon den Kopf zerbrochen?
Sie wollte einfach nur schlafen und nicht mehr nachdenken. Sie wollte das all dieses Gedanken über Kusanagi, Kanoe, über ihr Leben im Allgemeinen einfach verschwanden.
Sie legte sich in ihr Bett und es dauerte nicht lange bis sie sich in den Schlaf geweint hatte.
"Yuzu, ich muss dir was sagen." Sie blickte in diese außerirdisch schönen, grünen Augen und schwor sich egal was er sagen würde, sie würde seiner Meinung sein.
Auf seinem sanften Gesicht erschien der Ansatz eines Lächelns und Yuzurikas Herz fühlte sich an als wolle es zerspringen vor Freude. Sie waren bei ihr zu Hause und sie lag in seinen Armen. Sie konnte es kaum glauben dass es wirklich so war. Womit hatte sie das verdient? Er war so besonders und sie so normal. Das konnte doch alles gar nicht sein und doch war er hier.
Er strich ihr vorsichtig durchs Haar und sah sie liebevoll an. Wie hatte sie das vermisst. Jemanden bei dem sie sich sicher fühlte.
"was ist denn?" Sie schämte sich fast diesen Moment zu unterbrechen.
Er legte seine Hand unter ihr Kinn, zog ihr Gesicht ein Stück näher zu ihrem und gab ihr einen Kuss.
"Ich habe mit Kanoe geredet und mich von ihr getrennt.
Es war leichter als ich dachte, weil ich immer den Gedanken im Kopf hatte das ich dann mein Leben mit dir verbringen kann."
Verträum sah sie ihn an. Er hatte es also wirklich getan. Das worauf sie so lange gewartet hatte. Kein Versteckspiel mehr, keine Lügen, sie konnten jetzt ganz offiziell zusammen und glücklich sein.
Yuzu durchflutete ein Gefühl welches sie noch nie gespürt hatte. Was war es? Es war ein gutes Gefühl, dessen war sie sich ganz sicher, nur was gab es für ein Wort um es zu beschreiben?
Und dann kam sie darauf: Vollkommene Zufriedenheit.
Sie wünschte sich dieser Moment würde nie zu Ende gehen.
Ruckartig erwachte sie als ihr Telefon klingelte. Als ihr bewusst wurde das alles nur ein Traum war stiegen ihr die Tränen in die Augen. Warum musste sie aufwachen. Hätte sie nicht ewig weiter träumen können?
Völlig in Gedanken ging sie ans Telefon.
"Ja bitte?" Es war Kanoe. "Yuzu, wo bist du? Du hättest vor einer Stunde anfangen sollen."
Mist, sie hatte verschlafen, das hatte ihr gerade noch gefehlt.
"Scheiße, tut mir echt leid, ich komme so schnell ich kann, tut mir echt leid."
Schweigen.
"Yuzu, sei ehrlich, ist wirklich alles okay mit dir? Du verhältst dich so seltsam im Moment."
"Ich gehe noch kurz duschen, ich bin sofort da."
Hastig lege sie auf und rannte ins Bad.
Sie sah in den Spiegel und sah wieder dieses traurige Gesicht.
Sie musste etwas ändern. Sie musste ihr ganzes Leben ändern. Yuzurika konnte nicht sagen ob sie sich dadurch versprach dass es besser wird, aber sie wusste sie muss etwas ändern das es besser werden kann.
Es fiel ihr nicht leicht diesen Entschluss zu fassen, aber sie tat es trotzdem.
Unsicher ging sie zurück ins Wohnzimmer und setzte sich an ihren PC.
Sehr geehrter Herr Arisugawa,
hiermit möchte ich ihnen mitteilen dass ich das bestehende Arbeitsverhältnis fristgerecht zum 1.ten des nächsten Monats aus persönlichen Gründen kündige.
mfG Yuzurika Sumeragi
So, der erste Schritt zu einem neuen Leben war getan. Jetzt musste die nur noch den Mut aufbringen die Kündigung auch abzugeben.
Fein, säuberlich faltete sie das Papier zusammen und schob es in den Umschlag.
Schnell ging sie duschen, legte ein wenig MakeUp um ihr verweintes Gesicht wieder auf Hochglanz zu bringen, setzte ihr bestes Lächeln auf und machte sich mit einem flauen Gefühl im Magen auf den Weg zu dem kleinen Restaurant in dem sie arbeitet.
"Tut mir wirklich leid dass ich zu spät bin, ich muss irgendwie den Wecker überhört haben". Wieder eine Lüge. Sie war heute Morgen viel zu aufgewühlt gewesen um daran zu denken sich einen zu stellen.
"Ist schon okay, es ist nicht wirklich viel los, aber bevor du Ärger mit Herr Arisugawa bekommst hab ich dich lieber angerufen." Kanoe hatte wieder diesen besorgten Blick.
"Wenn wir gerade dabei sind, ist Herr Arisugawa da? Ich müsste kurz etwas mit ihm bereden."
Kanoe musterte Yuzurika ausgiebig. "Ja, er ist im Büro. Wenn ich dich jetzt frage warum du mit ihm reden musst sagst du mir wieder nicht die Wahrheit habe ich recht?"
Das saß. Warum wusste Kanoe das Yuzu sie belog?
Hatte Kusanagi etwas gesagt? Was wusste sie?
"Öhm, wie kommst du denn auf die Idee?"
Kanoe sah sie vorwurfsvoll an "Fräulein Sumeragi, jeder Blinde sieht das irgendwas mit dir nicht stimmt und du mir nur nicht sagen willst was los ist. Außerdem solltest du doch selbst wissen dass du eine verdammt schlechte Lügnerin bist. Dazu bist du einfach zu ehrlich eigentlich."
Yuzu wollte es sich nicht eingestehen, aber Kanoe hatte recht mit dem was sie sagte. Yuzurika war schon immer eine schlechte Schauspielerin gewesen. So sehr sie sich auch bemühte, sie hatte ihre Gefühle einfach nie unter Kontrolle und schon immer hatte sie die Leute beneidet die nie zeigten wie es ihnen wirklich geht.
"Ja, ich weiß, aber ich will im Moment nicht darüber reden. Ich mach mir einfach zuviel Gedanken über mein Leben. Wie es ist, wie ich es gern hätte, wie ich es ändern könnte. Nur so eine Phase, wird bald wieder."
"Ja, das kenne ich irgendwo her, ich glaube so eine Zeit hat jeder Mal."
Man konnte das Verständnis in Kanoes Stimme deutlich hören.
Wenn sie nur wüsste. Dann würde sie bestimmt anders reagieren.
"Danke dass du das verstehst. Jetzt muss ich aber schnell mal zum Chef. Wir sehen uns."
"Auf jeden Fall, so groß ist das Restaurant dann auch wieder nicht", lachte Kanoe.
Yuzurika schenkte Kanoe noch ein gezwungenes Lächeln bevor sie sich zögernd umdrehte und auf den Weg zum Büro ihres Chefs machte.
Ihr kamen Zweifel ob es wirklich das richtige war was sie da tat. Sie hielt ihre Tasche in der sich die Kündigung befand fest umklammert und bewegte sich Schritt für Schritt weiter auf die große braune Tür vor ihr zu.
Nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte klopfte sie fest an die Tür. "Herein"
"Guten Tag Herr Arisugawa. Hätten die vielleicht kurz Zeit?" "Na klar, setzten sie sich" mit einer einladenden Geste deutete er auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. "Um was geht es denn?"
Zaghaft zog Yuzu den weißen Umschlag aus ihrer Tasche und übergab ihn dem Mann.
Herr Arisugawa nahm ihn schweigend entgegen, las sich die Kündigung durch und sah zu Yuzurika auf.
"Wenn ich sie jetzt frage warum sie kündigen, bekomme ich dann eine Antwort?"
Yuzurika wandte den Blick ab.
"Okay, das hab ich mir gedacht. Bevor ich diese Kündigung annehme, möchte ich ihnen sagen dass ich es sehr schade finde weil sie eine gute Mitarbeiterin sind und ich sie nicht gern gehen lasse."
Sofort kamen Yuzurika wieder Zweifel an ihrem Entschluss. War es wirklich eine gute Idee das zu tun? Sie wusste ja nicht was sie dann vorhatte zu tun. Sie hatte noch keine andere Arbeitsstelle und gar nichts.
"Danke Herr Arisugawa, so was hört man natürlich gerne, aber ich bin mir absolut sicher dass ich die richtige Entscheidung treffe.“Die nächste Lüge. Sie hasste sich selbst dafür.
"Frau Sumeragi, ich habe sie die letzten Tage beobachtet, weil Kanoe schon andeutete das mit ihnen etwas nicht stimmt, sie konnte mir nur nicht sagen was. Du weißt ich versuche mich bestmöglich um meine Mitarbeiter zu kümmern. Wenn sie möchten, kann ich ihnen bis zu ihrer offiziellen Kündigung ihren Urlaub noch geben."
Yuzurika sah ihren Chef dankbar an.
"Sind sie sicher dass das okay wäre?"
"Hätte ich es ihnen sonst angeboten? Natürlich ist das okay." Yuzu war wirklich froh so einen Chef zu haben.
"Gut, dann nehme ich das Angebot dankend an. Wenn sie mich in der Zeit trotzdem irgendwann brauchen sollten rufen sie mich bitte an."
"Werde ich tun und jetzt geh nach hause und schlaf dich aus" Yuzurika merkte wie die ganze Anspannung von ihr abfiel und war sich das erste Mal sicher das richtige getan zu haben. "Ich möchte ihnen nochmals danken Herr Arisugawa, ich wünsche ihnen noch eine angenehme Nacht."
"Dir auch meine Liebe"
Wesentlich beruhigter als sie es betreten hatte verließ Yuzurika das Büro wieder.
Draußen vor der Tür holte sie wieder tief Luft und hielt Ausschau nach Kanoe. Nein, sie wollte nicht einfach sang und klanglos verschwinden. Das wäre Kanoe gegenüber nicht fair gewesen.
"Kanoe, kannst du mal bitte kurz herkommen?"
Die junge Bedienung kam zu ihr herüber geeilt "Na klar Süße, was ist denn?"
"Ich war eben bei Herr Arisugawa und habe ihm meine Kündigung gegeben."
Kanoe wirkte wenig überrascht. "Irgendwie habe ich mir das gedacht. Wirklich schade, aber wenn du der Überzeugung bist das es besser ist, wird es wohl so sein."
"Ja, ich muss einfach was ändern, ich weiß zwar noch nicht wie und was, aber der erste Schritt ist jetzt getan." Kanoe lächelte sie freundlich an "Bleiben wir in Kontakt? Ich würde mich sehr darüber freuen, ich hab dich als Mensch und als Freundin sehr lieb gewonnen" Yuzurika musste unwillkürlich an Kusanagi denken. "Können wir machen, ich würde mich auch darüber freuen"
Yuzu umarmte Kanoe noch einmal zum Abschied und machte sich dann auf den Weg nach Hause.
Der Gedanke morgen früh nicht mit Kusanagi zusammen zu sein stimmte sie traurig und sie schüttelte energisch den Kopf um die Gedanken daran zu vertreiben. "Yuzurika Sumeragi, das hast du dir selbst zuzuschreiben. Es war allein deine Entscheidung und jetzt musst du damit klar kommen" sagte sie laut zu sich selbst.
In ihrer Wohnung angekommen warf sie ihre Tasche in die Ecke und lies sich Wasser in die Badewanne ein.
Nachdem sie die Musik eingeschalten und sich ein Bier aus der Küche geholt hatte lies sie sich langsam in die Badewanne sinken. Es tat so gut. Einfach im Wasser liegen, nichts tun und aufhören zu denken. Sie wollte nicht denken, denn jeder Gedanken den sie hatte drehte sich wieder um Kusanagi und schmerzte einfach zu sehr.
Yuzurika war froh beim Baden wenigstens etwas entspannen zu können und so stieg sie erst aus der Wanne als das Wasser schon so kalt war das sie fröstelte.
Sie warf sich in ihre bequemsten Kleider, kuschelte sich auf ihre Couch und begann zu lesen.
Sie musste jeden Satz mehrmals lesen weil sie sich einfach nicht konzentrieren konnte.
Sie konnte einfach nicht ändern dass ihre Gedanken nur um ihn kreisten.
Sie hatte ihm erst heute Morgen gesagt dass sie eine Zeitlang keinen Kontakt mehr möchte, doch schon jetzt wusste sie dass sie das nicht aushalten würde.
Sie griff zu ihrem Handy und begann zu tippen.
Kurz bevor sie die sms abschickte hielt sie inne. Was wenn Kanoe zuhause sein würde und die Nachricht lesen würde? Nein, das konnte ja gar nicht sein, sie war arbeiten und das hatte Yuzu selbst gesehen. Sie hatte ja noch mit ihr geredet. Sie drückte die "Senden" Taste und wartete.
Bis die Antwort kam waren es nur Minuten, doch der jungen Frau kam es vor wie eine Ewigkeit.
"Wenn du möchtest dass wir uns doch weiterhin sehen finde ich das wirklich toll, ich bin sehr gern mit dir zusammen und das habe ich dir auch schon oft gesagt. Morgen früh wie immer?"
"Ja, selbe Zeit, selber Ort. Freu mich schon."
Eigentlich wollte sie ihm schreiben dass es nicht okay war, das sie sich wünschte dass er jetzt bei ihr war. Heute Abend, heute Nacht. Sie wollte nicht dass er jetzt zuhause in seiner und Kanoes Wohnung sitzt. Sie wollte ihn hier bei sich und auch nur für sich haben. Ihn nicht mit Kanoe teilen müssen. Es waren so viele verschiedene Fragen die sie quälten und doch
liefen sie alle auf dasselbe hinaus.
Liebte sie ihn und liebte er sie?
Trotz der Ungewissheit wuchs die Freude in ihr auf den nächsten Morgen und sie schlief ein.
Sie musste blinzeln als sie versuchte die Augen zu öffnen da die Sonne grell durch die Vorhänge schien. Ein blick auf die Uhr und sie wusste das sie sich eigentlich noch einmal umdrehen und weiter schlafen sollte. Es war erst halb 7 und sie hatte noch fast 2 Stunden Zeit bis zu ihrer Verabredung.
Normaler Weiße hätte sie das auch getan, aber der heutige Tag war anders.
Voller Motivation und guter Laune sprang sie aus dem Bett, schlenderte ins Bad und wusch sich. Sie wollte heute besonders gut aussehen, denn eins war ihr klar geworden. Sie wollte Kusanagi um jeden Preis für sich haben. Sie kramte eine schicke Hose und ein schönes Top aus dem Schrank und zog sich an.
Es sah gut aus, doch je länger sie vor dem Spiegel stand und sich betrachtete, desto unpassender kam es ihr vor. Wieder öffnete sie die Türen ihrer Schankes und kramte ein paar Kleidungsstücke hervor, doch was sie auch anprobierte, sie fand nichts gut genug.
Na super, was sollte sie nun tun? Es musste doch in ihrem riesigen Kleiderschrank etwas geben was für ein Treffen mit Kusanagi angemessen war. Als sie schließlich den ganzen Schrank bis in die letzte Ecke durchforscht hatte fand sie endlich etwas Passendes.
Ein relativ kurzer und trotzdem nicht billig wirkender, schwarzer Rock, ein verspieltes, tief ausgeschnittenes Top und eine sexy Jeansjacke.
Die drehte sich vor dem Spiegel hin und her, fand aber nichts woran sie etwas auszusetzen hatte.
Nun war das MakeUp dran. Yuzurika bevorzugte eigentlich Brauntöne da diese dezent waren und zu ihren Augen passten, doch diesmal entschied sie sich, passend zu ihrem Outfit für einen silbrig glänzenden, weißen Lidschatten.
Jetzt noch ein bisschen Wimperntusche und es war perfekt.
Ihre Haare steckte sie locker mit ein paar Klämmerchen nach hinten und betrachtete sich im Spiegel. Perfekt. So musste er sich einfach für sie entscheiden.
Wohlwissentlich dass sie viel zu früh da sein würde, machte sie sich um 8 Uhr auf den Weg zu dem kleinen Cafe.
Vor lauter Aufregung schlug ihr das Herz bis zum Hals. Wie würde Kusanagi reagieren?
Würde er tatsächlich so reagieren wie sie es sich erhofft hatte? Was würde sie tun wenn nicht?
Sie konnte die vielen Fragen wieder einmal nicht beantworten und verjagte ihr deswegen mit der Freude auf das treffen.
Sie hatte sich so auf dem Stuhl platziert das sie genau in die Richtung sehen konnte aus der Kusanagi immer kam.
Völlig unerwartet bemerkte sie wie ihr jemand die Hand auf die Schulter legte, ihr vorsichtig die Haare aus dem Nacken strich und sanft ihren Hals küsste.
"Guten Morgen mein Liebling" Kusanagi ging um den Tisch herum und setzte sich ihr gegenüber.
Warum hatte er damit aufgehört? Sie wünschte sich so sehnlich das er damit weiter machte, doch als sie aus ihren Träumen erwachte stellte sie fest das sie ja leider in dem Cafe saßen und sie jeder sehen konnte.
"Guten Morgen, wie gehts?"
Kusanagi sah sie mit seinem unbeschreiblich tollen Lächeln an "Jetzt wo du deine Meinung geändert hast und ich nun doch wie jeden Morgen mit dir hier sitze geht es mir gut"
Wie schön es war diese Worte zu hören. Ihm lag also tatsächlich etwas an ihr.
Unwillkürlich musste nun auch Yuzurika lächeln "Das freut mich"
Das Frühstück verlief wie immer, sie redeten, lachten und hatten einfach Spaß.
Um kurz vor halb 10 stand Kusanagi auf.
Yuzurika war erstaunt. "Oje schon fast halb 10, du musst los hab ich recht?"
Langsam und widerwillig erhob auch sie sich nun von ihrem Stuhl." Naja, dann wünsche ich dir mal einen schönen Tag und lass dich nicht ärgern."
Kusanagi ging einen Schritt auf sie zu und umarmte sie. Yuzurika wünschte sich sie müsse ihn nie wieder los lassen. Sie spürte seinen Atem dicht bei ihrem Ohr und mit dem was er jetzt sagte war es als würden zumindest ein Teil ihrer Wünsche endlich in Erfüllung gehen
"Wenn du magst kann ich mir den Tag heute auch frei nehmen" flüsterte er ihr leise ins Ohr.
Die junge Frau spürte wie ihr Herz wieder wie wild anfing zu schlagen und sie befürchtete alle Leute in der Nähe könnten es hören.
"Wenn ich dein Herzklopfen richtig deute würdest du dich freuen wenn ich mir frei nehme"
Yuzurika musste gar nichts dazu sagen und sie konnte es auch nicht. Es war einfach ein so unglaubliches Gefühl. Sie hatte es geschafft. Sie hatte Kusanagi tatsächlich für sich gewonnen.
Kusanagi löste sich aus der Umarmung und kramte in seiner Hosentasche nach seinem Handy.
Während er so dastand und telefonierte musterte Yuzu ihn genau. Eigentlich war er nicht so besonders. Er sah gut aus, aber im allgemeinen Sinne betrachtet war er lang nicht perfekt, doch in ihren Augen war er es.
Seine Augen, sein Körper, sein Lachen, einfach seine ganze Art.
Sie liebte einfach alles an ihm.
Ja, sie liebte ihn.
"So, alles geklärt, jetzt haben wir alle Zeit der Welt"
Yuzu stand auf und umarmte ihn. Sie war einfach glücklich.
"Was magst du denn machen, wenn wir doch jetzt alle Zeit der Welt haben?"
Er sah einen kurzen Moment nachdenklich in den Himmel. "Was hälst du denn davon wenn erst einkaufen gehen und uns dann ein paar Filme ausleihen. Wir könnten zu dir nach Hause gehen, uns einen gemütlichen Tag machen mit ein paar lustigen Filmen und irgendwann im laufe des Tages wenn wir dann Hunger haben koche ich was Schönes für uns." Was sie von der Idee hielt? Blöde Frage, sie hätte allem zugestimmt.
"Na das hört sich doch mal super an, na dann los" strahlte sie, nahm ihn an der Hand und zog in die Richtung in der das Einkaufszentrum lag.
Nachdem sie sich wieder ganz unter Kontrolle hatte und ihren schritt verlangsamte legte er den Arm um sie und so schlenderten sie auf das große Gebäude im Zentrum der Stadt zu.
Nachdem sie mit einkaufen fertig und endlich bei Yuzurika zuhause angekommen waren konnte diese ihr Glück immer noch nicht fassen.
Sie war gerade dabei die Einkäufe zu verstauen als er von hinten an sie herantrat. "Kann ich dir bei irgendwas helfen Süße?" Doch bevor sie antworten konnte fing er wieder an sie im Nacken und am Hals zu küssen. Seine Hände lagen auf ihren Schultern und vorsichtig zog er ihr ihre Jeansjacke aus.
Langsam drehte Yuzurika sich um, lehnte sich an den Schrank vor dem sie stand und küsste ihn. Seine Hände glitten weiter nach unten und schoben ihr Top nach oben. Sie schlang ihre Hände um seinen Hals und es kam ein verlangen in ihr auf das sie bei keinem andern Mann zuvor so intensiv gespürt hatte.
Kusanagi hob Yuzurika hoch und lief mit ihr in Richtung Schlafzimmer. Seine frei Hand bahnte sich immer weiter den Weg unter ihr Top und Yuzurika fing an sein Hemd aufzuknöpfen. Da Yuzurika eigentlich Tagsüber immer schlief waren die Vorhänge im Schlafzimmer zugezogen und Kusanagi ertastet sich den Weg zum Bett. Sanft ließ er Yuzu, die immer noch damit beschäftigt war sein Hemd aufzuknöpfen, auf die weiche Matratze des Bettes gleiten. Yuzurikas verlangen wurde immer größer als er erneut anfing ihren Hals zu Küssen und ihr dabei das Top auszog.
In diesem Moment wollte sie ihn. Sie wollte ihn mehr als alles andere auf der Welt. Seine Lippen wanderten ihren Körper immer weiter hinunter und seine Hände strichen sanft über ihren Rücken und ihren Po.
Die ganzen Problem um die Yuzurika sie die letzten Tag und Wochen Gedanken gemacht hatte waren mit einem mal einfach verschwunden und sie gab sich voll und ganz dem jetzt und hier hin.
Kusanagi sah sie glücklich an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie wollte ihm so gern sagen wie glücklich sie gerade war, doch gleichzeitig wollte sie diesen wunderbaren Moment nicht mit reden zerstören.
Ihre Finger strichen über seinen Rücken und sie zitterte immer noch am ganzen Körper. Sie beugte sich zu ihm hinüber, gab ihm einen Kuss und war froh darüber bei ihm zu sein.
Sie kuschelte sich noch weiter an ihn, schloss die Augen und genoss es seine Wärme zu spüren.
Hoffentlich würde dieser Tag nie vorbei gehen.
Sie öffnete die Augen erst wieder als der köstliche Duft von gebratenem Gemüse durch die Wohnung zog. Mist, sie musste eingeschlafen sein und sie wollte doch keinen Augenblick mit Kusanagi verpassen. Sie musste einige male blinzeln um die Uhrzeit erkennen zu können.
15 Uhr, so spät schon. Sie streckte sich genüsslich und tapste verschlafen in die Küche. Am Türrahmen blieb sie stehen und beobachtete Kusanagi. Er sah so ruhig und konzentriert aus wie er da so stand.
So leise sie konnte schlich sie sich hinter ihn und umarmte ihn. Er lächelte sie wie immer mit seinem absolut unbeschreiblichen Lächeln an "Guten Morgen, wobei eher guten Mittag meine Süße."
"Warum hast du mich den nicht geweckt?" Yuzurikas Tonfall war schon fast vorwurfsvoll.
Er fuhr ihr mit seiner Hand durch die Haare "Du sahst so süß aus als du schliefst, ich konnte dich nicht wecken."
Yuzurika kniff ihn in die Seite "Okay, es sei die verziehen, aber nur ausnahmsweise" lachte sie. "Das richt aber lecker, wann gibt es denn Essen?" "Naja, 10 Minuten dauert es noch, du bist leider ein wenig zu früh aufgewacht" grinste er und wandte sich wieder der Pfanne zu. "Na dann, dumm gelaufen. Ich fang schon mal an den Tisch zu decken."
Gut gelaunt tänzelte sie zu dem kleinen Hängeregal und holte Teller, Besteck und was man eben noch zum Tischdecken brauchte heraus.
Als der Tisch fertig war verschwand sie kurz im Bad und als sie wieder herauskam war das Essen auch schon angerichtet. Sie setzte sich Kusanagi gegenüber und fing an sich zu bedienen. Jetzt erst fiel ihr auf wie sehr sie eigentlich Hunger hatte.
Das Essen war absolut köstlich gewesen, Yuzurika war erstaunt wie gut Kusanagi kochen konnte und nun saßen die beiden gemütlich auf der kleinen Couch in Yuzurikas Wohnzimmer und schauten einen Film. Yuzu hatte sich ganz nah an Kusanagi gekuschelt und konnte sich keine Sekunde auf den Film konzentrieren. Es war mittlerweile kurz vor 16 Uhr und sie wusste Kusanagi würde bald nach hause gehen. Der Gedanke daran stimmte sie traurig. Der Tag war so schön gewesen, sie wollte nicht dass er zu Ende geht. Das Wissen, er würde in sein Auto steigen und zu Kanoe nachhause fahren, schmerze doch ihr fiel nichts ein was sie dagegen tun könnte.
Der Film ging dem Ende zu und immer verzweifelter suchte sie nach einer Möglichkeit Kusanagi zum bleiben zu überreden, doch ihr wollte nichts Sinnvolles einfallen. Die Tatsache dass er dann bei ihr war sollte doch reichen, aber daran glaubte sie nicht wirklich.
Sie war so versunken gewesen das sie gar nicht mitbekam das der Film aus war. "So mein Schatz, ich werde mich dann mal auf den Weg nach hause machen." "Kannst du nicht bleiben? Bitte, lass dir was einfallen." In Kusanagis Blick lag eine Spur von Mitleid "Du weißt wie gern ich bleiben würde, aber es geht nicht, Kanoe wartet auf mich." Wie konnte er ihr das nur antun? Und noch viel wichtiger, wie konnte er sich das antun? Er hatte selbst gesagt er war viel glücklicher wenn er mit ihr zusammen war als mit Kanoe. Warum also ging er zu ihr zurück? Konnte er sie nicht einfach zu ihr fahren, ihr sagen er liebte sie nicht mehr und dann wieder zu ihr, Yuzurika, zurückkommen?
Aber das das nicht so einfach war wie sie es sich wünschte war ihr auch klar.
"Ist okay." Widerwillig stand sie auf und begleitete ihn zur Haustür. "Nun kug doch nicht so bedrückt. Denk lieber daran wie wundervoll der Tag war und lächle. Dieses traurige Gesicht steht dir nicht" Sanft zog er ihr Gesicht näher zu sich und gab ihr einen Kuss. "Wir wiederholen das auf jeden Fall wenn du magst."
"Natürlich mag ich, was denkst du denn" grinste sie und schloss die Tür nachdem er sich umgedreht hatte und die Treppe hinunter lief.
Das war definitiv einer der schönsten Tage in Yuzurikas Leben gewesen. Sie war so voller guter Laune und Tatendrang dass sie gleich zum Telefon stürzte und sich mit ihrer besten Freundin,bei der sie sich zu ihrem eigenen Bedauern schon etwas länger nicht mehr gemedet hatte, zum Abendessen verabredete.
Eine Stunde später saßen die beiden Frauen in ihrem Lieblingsrestaurant und quatschten über Gott und die Welt.
"Yuzurika,jetzt erzähl aber mal, was macht die Liebe?"
Satsuki´s Augen blitzen neugierig. Auf Yuzurika´s Gesicht trat ein verträumter ausdruck. "Ach Satsuki, es ist so wunderschön. Ich habe jemanden Kennen gelernt und er ist einfach perfekt." Die Neugierde ihrer Freundin wurde immer größer. "Wie ist er? Wie sieht er aus? Erzähl mir mehr von ihm" drängte sie.
"Er ist groß, hat dunkle Haare und grüne Augen.
Ich habe viel Spaß wenn ich mit ihm zusammen bin. Wir können über alles reden, egal ob wirklich ernste Dinge oder einfach nur Blödsinn. Ach Satsuki,er ist einfach so toll."
Die Tatsache das er an eine andere Freundin von ihr vergeben war ließ sie weg, denn das war seit dem heutigen Tag nicht mehr von bedeutung für sie. Kusanagi war nun mit ihr zusammen und so sollte das auch sein.
"Das freut mich wirklich richtig für dich meine Süße. Du hast es verdient glücklich zu sein."
Viel zu schnell ging der Abend vorbei und als Yuzurika schließlich zuhause war überkam sie wieder die trauer darüber allein zu sein.
Sie hatte sich gerade hungelgt um zu schlafen als ihr Handy piepte. "Hi mein Engel, wie siehts aus, Morgen früh wieder Frühstück? Kuss"
Unwillkürlich musste Yuzu lächeln. Sie überlegte kurz und schrieb zurück "Nein,kein Frühstück. Zumindest nicht um die selbe Uhrzeit wie sonst."
Yuzurika war ein absoluter Langschläfer und da sie nun Nachts nicht mehr arbeitete und daher nicht sowieso um diese Uhrzeit wach war, kam das Aufstehen für sie nicht in Frage.
Wieder das piepen des Handys. "Schade, mein tag hat immer so schön angefangen wenn wir morgens schon zusammen waren. Okay, dann komme ich morgen Abend wieder zu dir wenn es passt?!"
Yuzurika hätte vor freude laut aufschreien können.
"Bis dann,freue mich schon sehr, kuss"
Zufrieden mit sich selbst und mit dem vergangenen Tag schlief sie ein.
Als sie gegen Mittag erwachte blieb sie noch ein wenig in ihrerm kuscheligen Bett liegen und dachte nach was sie den Tag über machen sollte bis Kusanagi am Abend vorbei kam.
Sie streckte sich genüsslich, stand auf und ging erst einmal duschen.
Danach machte sie es sich vor ihrem PC gemütlich,zündete sich eine Zigarette an und durchstöberte das Internet nach Jobs und Ausbildungen. So sehr es ihr auch gefiel den ganzen Tag zuhause zu sitzen und zu tun und lassen was sie wollte, sowenig konnte und wollte sie sich an den Gedanken gewöhnen dies allzu lange zu tun. Yuzurika gehörte zu den Menschen die arbeiten wollten. Klar,auch sie freute sich wenn sie dann mal eine oder zwei Wochen Urlaub hatte,aber länger hätte sie es auf keinen Fall ausgehalten.
Dafür liebte sie es sagen zu können, wenn sie sich mal wieder etwas völlig unnötiges gekauft hatte, "Na und,ich bin dafür arbeiten gegangen"
Also musste ein neuer Job her. Nicht jetzt gleich,ein paar freie Tage wollte sie noch genießen und außerdem war sie ja noch nicht offiziell gekündigt, aber in nächster Zeit und es schadete sicherlich nicht sich rechtzeitig umzuschauen.
Glücklich stöberte sie durch die verschiedenen Internetseite und eines war ihr klar: Sie hatte ihr Leben endlich selbst in die Hand genommen und sie fühlte sich verdammt gut damit.
Von jetzt an würde sie sich um ihre Träume kümmern und ihr Leben auch wirklich so leben wie sie selbst und wirklich nur sie selbst, es wollte.
Fortsetztung folgt...( Teil 2: Ein neues Leben)
Tag der Veröffentlichung: 17.12.2010
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