Restitution, die Wiederherstellung, nicht der nationalen Währungen aber des Nationalstaates ist das Ergebnis der verschiedenen Krisen im Euroraum.
In der Präambel zum Europavertrag, dem gescheiterten Verfassungsversuch, ist als Ziel die Überwindung des Nationalstaates verankert. Nicht nur die ehemals geplante Verfassung Europas scheiterte am Willen der europäischen Völker. Die Bürger wollen keinen Überstaat Europa, nicht innerhalb Eurolandes und noch weniger in der EU.
In mehreren Wahlen zu den nationalen Parlamenten wie ebenso zur Europawahl hielten die EU-Bürger ihren Regierungen ein vehementes Nein entgegen. Freilich ficht das Bundeskanzlerin Merkel (CDU) nicht an zu postulieren: „Wir brauchen mehr Europa.“ Wen bitte meinte die Kanzlerin mit „wir“?
In Griechenland gewann die linke Syriza die Wahlen. Die Griechen wollen in ihrer Mehrheit den Euro nicht verlassen, auch wenn - an jeder fehlenden Rechtsgrundlage vorbei - von den Regierungen und Eliten über einen Grexit nachgedacht wird. Hilfsweise wird mit der Dummheit der Griechen gerechnet, dass diese in einen Graccident stolpern würden.
In Großbritannien wählten die Bürger das ihnen versprochene Referendum zum Verbleib oder Austritt aus der EU, dem Brexit. In Schottland räumte die SNP alles ab, was es an Parlamentssitzen zu gewinnen gab. Zum einen wollen die Schotten das Vereinigte Königreich verlassen, zum anderen im Gegensatz zu den Engländern in der EU verbleiben.
Die linke Podemos in Spanien hofft ihrerseits, die anstehenden Wahlen zu gewinnen. Der Front National macht in Frankreich Furor.
Auch wenn die Finanz-, Schulden- und Eurokrise aus den öffentlichen Debatten verschwunden scheint, ist Bewegung in Europa. Jede Nation behauptet ihr Selbstbestimmungsrecht, EU-Kommission und EU-Parlament erscheinen paralysiert.
Allein die Krisen wurden nicht gelöst. Europas Banken, die Verursacher der Finanzkrise sind nicht gerettet, sie haben nach wie vor 900 Milliarden Euro fauler Kredite in ihren Büchern. In Griechenland hat allein Deutschland 50 Milliarden Euro im Feuer. Die vormals heftig diskutierte Staatsverschuldung wächst weiter trotz der Sparpolitik. Der Euro hat Bestand und wird erhalten bleiben, diesen Teil der Krise hat die EZB mit Niedrigzinsen und dem Ankauf von Staatsanleihen abgesagt.
Die Euroland-Reihe ist die Chronik zu den Ereignissen der Multikrise. Es ist noch nicht vorbei. Die Bank für internationalen Zahlungsverkehr wie auch der IWF warnen bereits vor dem Ausbruch einer nächsten Finanzkrise, ausgelöst durch die Notenbanken weltweit. Finanzmarktanalysten sehen ein schmerzhaftes und zerstörerisches Potenzial.
Wäre Gold ein Indikator für derartige Aussichten, dann stehen die Zeichen auf Sturm. Die Bundesbank holt ihre Bestände aus London, New York und Paris nach Deutschland, China kauft 150 Tonnen Gold allein im Jahre 2015, Indien 286 Tonnen. Es bleibt spannend.
Ein Anbieter bewegt 3 Nussschalen (Hütchen), unter einer befindet sich der Gewinn, eine Erbse, soweit ein Spieler auf die richtige Nussschale sein Geld gesetzt hat. So ist das Prinzip.
Die EU-Kommission hat sich ausgedacht, 300 Milliarden Euro zu investieren, nein, ein Investitionsprogramm in dieser Höhe zu beschließen und das Geld anderer Leute dafür zu animieren. Aufgelegt werden soll ein Fonds (der wievielte ist das?) über 21 Milliarden Euro. Damit sollen 315 Milliarden Euro private Investitionen gehebelt werden. Der Fonds selbst soll der Verlusthaftung für die Investoren dienen.
Das Problem ist, niemand weiß, welche Projekte dafür vorgesehen sein könnten. Und niemand weiß, wie das funktionieren soll, 315 Milliarden Euro ausgeben und dafür 21 Milliarden erhalten. Auch private Investoren können nur dann ihren Gewinn kalkulieren, wenn dafür ein Projekt vorhanden wäre. Die EU-Kommission will erst den politischen Beschluss, um anschließend die Projekte dafür auszusuchen, in welchem Jahrzehnt auch immer.
Eines der Probleme ist, dass weder Unternehmen noch Verbraucher derzeit Geld investieren. Die merkwürdige Folge ist, die Sparer erhalten derzeit nur 0,05 % Zinsen auf ihre Sparbücher, die Verbraucher fragen keine Kredite nach, sondern wollen oder müssen sich entschulden, die Unternehmen investieren nicht mangels Nachfrage. Große Konzerne haben, wie z.B. VW (16 Milliarden Euro, Siemens 8 Milliarden, EON 5 Milliarden Euro) Guthaben auf ihren Konten, sie brauchen keine Kredite, sondern Käufer für ihre Produkte und Angebote.
Der Zins als Regelinstrument des Kapitalismus verfällt.
Vormals erhielten Sparer Zinsen für ihr Geld, das die Banken von Verbrauchern als Kreditnachfrager erhielten und dafür Zinsen zahlten. So das Ammenmärchen der Banken.
Die Banken vergaben mehr Kredite, als vermeintlich Sparguthaben (3,9 Billionen Euro allein in Deutschland) zur Verfügung standen, an Unternehmen. Das benötigte Geld forderten die Banken bei der EZB an. So geht Kapitel zwei des Ammenmärchens - alles wird gut.
Wäre da nicht die Globalisierung, jene Erwartung, dass die Chinesen gar mehr Milch trinken würden, als europäische Kühe hergeben. Eine höhere Nachfrage würde höhere Preise erzeugen.
Abgesehen von Milch brauchen die Chinesen nur keine Kredite aus Europa, China hat selbst ausreichend viele Banken, um Kredite auszureichen. Sollte VW oder sonst ein Unternehmen einen Kredit benötigen, um in China für Chinesen zu produzieren, käme dieser Kredit von einer chinesischen Bank, nur nicht aus Europa, da nach der Philosophie der Globalisierung dort produziert wird, wo die Nachfrage gerade ist, mithin die Verbraucher sind, also in China und nicht in Europa.
Deutschland hat sich mit Einführung des Euro und der Agenda 2010 des Altkanzlers Schröder (SPD) gerade gemütlich darin eingerichtet, die Löhne zu reduzieren, den größten Niedriglohnsektor in Europa einzurichten und die Renten zu kürzen, also die Kaufkraft zu schwächen. Die Wirtschaft ging gerade daran zu globalisieren.
Nach der Kostenrechnung der Wirtschaft gibt es 1,3 Milliarden Chinesen, 1 Milliarde Inder, aber nur 360 Millionen Europäer, gar nur 81 Millionen Deutsche. Nachfrage eben, die ist in Asien ungleich höher, als sie jemals in Europa sein könnte. Zudem wachsen die Einkommen der Chinesen (aktuell 86 % Einkommensniveau im Vergleich zu den USA), während in Deutschland die Einkommen gesunken sind (um 22 % in der Dekade 2002 – 2012) oder stagnieren wie in Italien, Frankreich usw.
Da fehlte gerade die Finanzkrise noch, um dem Spiel den Rest zu geben. Die Banken waren nun plötzlich selbst überschuldet, nicht mehr nur Unternehmen und Verbraucher.
Ja, früher in den guten alten Zeiten, als Kredite eine Sünde waren, Sparen eine Tugend, gar der Vorwurf Gültigkeit hatte, „wer Schulden hat, kann mit Geld nicht umgehen“ (das Kapitel 3 des Ammenmärchens), da hatte die Welt ihre „natürliche Ordnung“.
Und nun, mickrige 0,05 % Zinsen auf die Tugend, eine Inflation von 0,6 % im Euroraum, so verliert das Geld durch Liegenlassen seinen Wert.
Die Unternehmen sparen, die Verbraucher sparen, der Staat spart, Kreditnehmer entschulden sich, alle sind tugendhaft geworden, nur das Wachstum stagniert.
Das Problem daran ist, dass die Tugend die Sünde braucht, es braucht Sparer und Kredite, allein darauf beruht der Zins. Die Sparer werden belohnt, die Schuldner bestraft.
Für einen Unternehmer gehören Kredite dazu, wie sonst will man heute produzieren, was erst morgen oder später gebraucht wird? Nur investieren Unternehmer nicht in Märkten mit schwacher Nachfrage und fragen deshalb keine Kredite nach. Und vormalige Kreditnehmer wollen sich entschulden, sei es als das Gebot der Stunde oder sei es, dass sie bislang als Schuldner gering geachtet wurden.
Den Banken entfällt ihre verträumte Geschäftsgrundlage, dem Sparer sein so sehr begehrter Zins.
Täglich, seit nunmehr 7 Jahren im Alltag zu bewundern, nur eben anders als gedacht.
Wie lange eine solche Situation anhalten kann, lässt sich an Japan beobachten, seit 23 Jahren in wirtschaftlicher Stagnation und Deflation gefangen. Gleiches droht Europa, weil der Abbau der Überschuldung die gleiche Zeit braucht wie deren Aufbau. Selbst Lohnerhöhungen in Deutschland, wie von IWF, OECD, EU-Kommission und Bundesbank angemahnt, brauchen die gleiche Zeit, die es zuvor brauchte, die Löhne zu reduzieren.
Auch eine Beschleunigung der Umkehrbewegung brauchte Jahre, um Wirkung zu erzielen. Die Kreditnachfrage steigt nicht mit plötzlicher Änderung der politischen Zielsetzung bei gegebener Überschuldung des privaten Sektors von 448 %.
Zuerst Entschuldung über den langen Weg der stetigen Tilgung, also geringerer Nachfrage, oder über den kurzen Weg des Schuldenschnitts, der politisch nicht gewünscht wird.
Die Nachricht ist, dass es eine lange Zeit bei niedrigen Zinsen bleiben wird. Denn auch höhere Zinsen zeitigten in dieser Situation keine höhere Nachfrage und mithin keinen höheren Kreditbedarf. Mehr Europäer als Chinesen wird es auch keine geben in absehbarer Zukunft.
Gerade die Automobilindustrie feiert einen Rekord nach dem anderen - in China und allgemein in Asien, nur eben nicht in Europa.
Wer sich gerade ein modernes Auto mit Elektroantrieb leisten will, wird schon 40.000 Euro in die Hand nehmen müssen oder 80.000 Euro für ein Auto mit Brennstoffzelle, so er sie denn hat oder sich bei „reformierten“ Einkommen leisten kann, auf Kredit, der Umwelt zuliebe.
Gerade jetzt kommt das Argument der Industrie, dass die Energiekosten in Europa zu hoch seien und in den USA gar am billigsten weltweit. Mitten in der Energiewende, wo der Strom in Deutschland sich wegen des EEG so drastisch verteuert, kommt die Industrie mit dem Kostenargument.
„Wir produzieren in China, weil dort die Nachfrage ist, wir bauen unsere Fabriken in den USA, weil dort die Energiekosten am billigsten sind.“ Dort, wo weniger nachgefragt und produziert wird, gibt es auch weniger CO2, der Umwelt zuliebe.
Und weniger Kreditnachfrage, weniger Zinsen für Sparer, überhaupt weniger Kapitalismus.
Dass in den Erklärungsmodellen der Ökonomie bislang die Finanzmechanismen einschließlich Finanzkrise nicht vorkommen, ist eine neuere Diskussion. Geld gibt es ja nicht erst seit gestern oder seit Karl Marx „Das Kapital“ verfasste. Es globalisierte schon seit seiner Erfindung. Diese Diskussion wird unter Ökonomen geführt, nicht in der Politik, nicht in Europa und nicht in Deutschland. Die Politik hat auch im siebten Jahr der Finanzkrise keine Antworten.
Die Bankenunion ist ein schlechter Witz, eine Fiskalunion hat Europa nicht, eine Finanztransaktionssteuer (war da was?) auch nicht. Genau genommen hat die Politik nichts anzubieten außer der alten Leier von Strukturschwächen und Reformen, wenn auch ohne Ross und Reiter zu nennen, was sich denn die Bürger darunter näher vorzustellen hätten. Und natürlich die Wettbewerbsfähigkeit. Mit wem genau steht Europa im Wettbewerb, außer mit sich selbst?
Darauf basieren die wirtschaftliche Stagnation und das politische Patt in Euroland.
Der Kredit ist nur ein Bestandteil des viel gelobten Marktes. Dafür gibt es Nachfrage oder eben keine Nachfrage. Das gilt für jedes Produkt im s.g. Markt.
In Deutschland wird mit ideologischer Unterlegung vegane Ernährung angeboten, natürlich als Schlüssel gesunder Ernährung. Die Chinesen haben sich Jahrtausende vegan ernährt, essen aber aktuell mehr Fleisch. Vielleicht die Hoffnung für Europas Hühner- und Schweinezüchter, wenn die Europäer sich tatsächlich vegan ernähren sollten. Wahrscheinlich dürfte sein, dass die Chinesen sich ihre Hühner, Schweine und Rinder im eigenen Land züchten werden und dafür ihren Reis nach Europa exportieren.
Vegan, vegetarisch oder klassisch, die Europäer werden in keinem Fall mehr essen als bisher auch.
Der Pferdefuß der Globalisierung ist, dass Nachfrage dort entsteht, wo Wachstum ist und damit der Wohlstand wächst. Und genau dort wird die Wirtschaft ihr Angebot stellen. Es spielt dafür keine Rolle, was man vom Kapitalismus hält. Diese Erde ist rund und die Physik überall die gleiche, die Marktgesetze auch.
Europa muss sich neu erfinden - für eine sehr lange Zeit.
Nur existiert dafür keine Idee, nicht in der Wirtschaft und schon gar nicht in der Politik, noch weniger in den Gesellschaften. „Wenn wir mit Asien konkurrieren, werden wir verarmen“, sagt Wendelin Wiedeking, ehemaliger Vorstandschef der Porsche AG.
Es ist Zeit seines Bestehens die Ursache für Gier und Rausch und war bis zur Aufkündigung des Abkommens von Bretton Woods 1973 gar Bestandteil von konvertierbaren Währungen.
Aus deutscher Sicht war die DM eine Devisenwährung, die Mark der DDR nicht, weil nicht konvertierbar in Gold. Die Ostmark war eine Schlusenwährung, schlicht nichts wert.
Der Euro ist ebenso keine Goldwährung, die EZB verfügt über kein Gold, sie schöpft nur Geld aus dem Nichts.
Die Niederländische Notenbank kündigt nunmehr an, ihr Gold in die Niederlande zurückzuholen und eben dort zu lagern. Bislang lagerte das Gold in den USA, in Kanada und Großbritannien, insgesamt 612,5 Tonnen Gold. 122,5 Tonnen Gold hat die Niederländische Notenbank nun aus den USA zurückgeholt.
Sie ist damit nicht die erste Notenbank und schon gar nicht die einzige. Die Goldreserven der Deutschen Bundesbank belaufen sich auf 3384,2 Tonnen, rund 1100 Tonnen lagern bereits in den Tresoren der Frankfurter Notenbank.
Die Schweizer stimmen nun per Volksabstimmung darüber ab, ihr nationales Gold, zuständig ist die SNB - Schweizer Nationalbank, in Summe von 682 Tonnen zumindest zu einem ersten Teil in die Heimat zurückzuführen einschließlich des Verbotes, dass die SNB ihr Gold wieder verkaufen dürfe.
Diese Repatriierungsaktionen werden mehr und mehr nationaler Volkssport.
Auf Gold gestützt ließe sich bei Bedarf jede Art Wiedereinführung einer nationalen Währung begründen, „wer hat, der hat“.
Die vormaligen Argumente für eine Konvertierung einer Währung in Gold für den Zahlungsausgleich unter den Notenbanken existieren nicht mehr. Forderungen bestehen in Dollar oder Euro, also in Papiergeld und werden mit diesem verrechnet oder beglichen. Damit entfällt der Grund für eine dezentrale Lagerung des Goldes in Paris, New York, Ottawa und London.
Wer lagerte jemals Gold in Moskau - bei drohender Gefahr der Konfiszierung zu Zeiten des Kalten Krieges?
Heute werden Devisenbestände gehalten, in den jeweils benötigten Währungen, Dollar, Pfund, Schweizer Franken. Mit dem Kauf und Verkauf lassen sich die Wechselkurse nahezu wie gewünscht nach oben oder unten bewegen.
Der Wert des Goldes bewegt sich entlang seines physischen Bestandes und der Fördermengen weltweit. Eine Notenbank, die Gold kaufen will, braucht dafür nur Papiergeld herausgeben, wovon sie unbegrenzte Mengen bei Bedarf hat oder aus dem Nichts schaffen kann. Und sie könnte Gold bei Bedarf wieder verkaufen, um etwa Gewinn zu realisieren für die Staatskasse zum Ausgleich Not leidender Haushalte.
Soweit sie kein Verbot am Verkauf hinderte, wie es die Schweizer per direkter Demokratie der SNB auferlegen wollen. Aber es ließe sich auch gemäß des Wertes des Goldes in der Bilanz einer Bundesbank die gleiche Menge an Geld in Umlauf bringen in nationaler Währung, da diese Währung am Ende dieser Bewegung eine goldgedeckte Währung wäre, Vollgeld.
Schließlich wäre
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Franz von Soisses
Cover: Soisses Verlag
Lektorat: Cornelia von Soisses
Tag der Veröffentlichung: 21.12.2019
ISBN: 978-3-7487-2418-6
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