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Intro

Die Zeitenwende, der aktuell lautende Titel, setzt ein mit dem Wahlergebnis der Europawahl und den daraus resultierenden politischen Reaktionen.

Das nicht allein, denn Ökonomie ruht nicht einfach, sondern entwickelt ich in eigener Dynamik. Die Finanzkrise hat uns wieder, genauer - eine Finanzkrise II erscheint nicht mehr unmöglich.

Die Sparpolitik hat nicht zu weniger, sondern zu mehr Schulden geführt.

Die Politik ruht in sich selbst und befasst sich mit europäischen Personalfragen, aber nicht mit nachhaltigen Lösungen aus Finanz-, Euro- und Schuldenkrise.

Analysten, Ökonomen und Wissenschaftler wähnen einen finalen Crash gegen Ende 2015, darin übereinstimmend mit Akteuren am Finanzmarkt.

Das ist der Rahmen, dem sich diese Ausgabe von Euroland widmet.

In den Vorläufern „Euroland - Europas Wahl“ und „Euroland - Der Atem der Geschichte“ wurde die Entwicklung bereits vorweggenommen, die vermittels der Zeitenwende nun eintritt.

Der Titel der nächsten Ausgabe steht bereits fest, „Euroland - Rekursion“, wenn die Schleife einmal durchlaufen sein wird, wird Euroland wieder dort sein, wo die Finanzkrise einst begann. Und ein Satz Altkanzler Helmut Kohls (CDU) wird sich bestätigen: „Wer die Geschichte nicht kennt, ist gezwungen, sie zu wiederholen.“

Es ist nicht mehr die Frage, ob sich die Rekursion nur annehmen oder beweisen lässt, die Schleife wird durchlaufen werden, so viel ist.

Wohin das führen wird, steht auf einem anderen Blatt, das beschrieben werden muss.

Kommt es tatsächlich zu einem finalen Crash, wird dieser alles bisher Gesehene übertreffen. Er wird nicht allein den Euro oder Europa beeinflussen.


Prolog

Machen wir uns bewusst, nach der Europawahl wird es nicht bleiben, wie es ist. Die Zeitenwende hat begonnen. Historisch ist, dass erstmalig in einer Europawahl die Bürger etwas bewegen konnten mit vielen Stimmen.

Bevor wir neu beginnen zur Einstimmung:


Euroland … Hurenland?


Gerade wurde es also mal wieder gewählt, das Europaparlament.

Kommt jetzt das Prostitutionsverbot in Euroland? In der Diskussion war es ja schon länger. Freier sollen bestraft, den Huren damit ihre Lebensgrundlage und ihr Einkommen genommen werden. Sie dürfen zwar weiter arbeiten, sie werden nicht kriminalisiert, aber wenn keiner kommt, dann … ja was dann?

Ist das, was die Huren machen, verwerflicher, als das, was einige Länder so fabrizieren?

Huren verkaufen ihren Körper, manche Länder ihr ganzes Volk.

Huren haben Stolz, Politiker haben oft keinen.

Huren haben Seele … Banken in Europa nur Geldzählmaschinen.

Huren haben Gefühle, Banker und Aufsichtsräte nur Eurozeichen in den Augen.

Huren müssen (oder wollen) einfach ihre Tätigkeit ausüben, um zu überleben, ihre Kinder zu ernähren und dabei doch niemandem auf der Tasche zu liegen. Im Gegensatz zu manchen Ländern, die lieber der Gemeinschaft aller Länder zur Last fallen.

 

Huren arbeiten viel – täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, ohne Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, ohne Urlaubsanspruch und Lohnfortzahlung. Im Vergleich dazu gibt es Länder in Europa, in denen Leute schon demonstriert haben, als man ihnen die Rente für längst verstorbene Familienmitglieder gestrichen hat oder als man das vierzehnte Monatsgehalt wegkürzen wollte.

Ist der Beruf Hure also etwas Verwerfliches, moralisch Unzulässiges, gar Kriminelles?

Nein, mitnichten, denn es ist ein ehrlicher Beruf. Einer, der vollen Körpereinsatz verlangt. Einer, bei dem keiner danach fragt, ob diese Hure sich oft ekelt oder sogar übergibt. Einer, der zwar offiziell in Deutschland existiert, aber doch gerne totgeschwiegen wird. Aus Scham?

Nein, wohl eher aus Verlegenheit. Dann müsste man ja zugeben, dass es einfach nicht möglich ist, genug Jobs für alle zu schaffen, sodass Huren nicht mehr „anschaffen“ müssen.

Und ehe noch mehr Leute dann von den „Jobcentern“

*Ironie an*

liebevoll betreut und mit allen erdenklichen Mitteln fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht werden

*Ironie aus*

müssen, tolerieren wir sie doch lieber, diese Nutten in den gewissen Straßen. Lassen wir sie sich in den Fenstern präsentieren wie Fleisch in der Schlachterei. Schauen wir hin – und gleich wieder verschämt weg - wenn wir sie einsteigen sehen in ein Auto auf dem Straßenstrich.

Denn auch in Zukunft gibt es in Euroland keine sichere Zukunft für diese Frauen. Ob nun aus Deutschland oder Osteuropa, ob alt oder jung, ob es erlaubt ist oder nicht. Wo eine Nachfrage besteht, wird es ein Angebot geben - wo ein Angebot ist, wird auch ein Bedürfnis geweckt.

Fazit: Huren gab es schon immer, gibt es heutzutage und wird es auch in Zukunft geben.

Die Frage ist nur, ob das Zahlungsmittel nicht irgendwann einmal wieder ein anderes sein wird. Vielleicht zurück zu Steinen oder gar echten Goldmünzen?

Man wird sehen, bis dahin bleibt die Frage:

Quo vadis, Euroland?

Valerie le Fiery – Autorin von „Rosi – Beruf: Hure“


… unter uns …


Europa hat seine Psychopathen und wird sogar von ihnen regiert.

In den oberen Rängen europäischer Spitzenpolitiker tummeln sie sich wie die Motten um das Licht. Von Narzissmus zerfressen und geblendet vom eigenen Ego tanzen sie auf jeder greifbaren Bühne, die Europa zu bieten hat, im Namen ihrer Völker.

Jene [„Nicht-Psychopathen“], die beim Wahlkampf am wenigsten profitieren, die vom Misstrauen zerfressen nach jedem rettenden Strohhalm greifen, nur um sich das letzte bisschen Würde zu erhalten, das ihnen geblieben ist. Machtlos dem System ergeben, welches dazu dient, den Motten das Licht zu halten, damit es nicht erlischt und sie zu immer neuer Nahrung führt, im ewigen Streit um die beste Position. Denn hungrige Wölfe reißen Lämmer.

In Vielfalt geeint“ - Wahlspruch der Europäischen Union.

Ein Kulturschock sondergleichen. Entfremdet der eigenen Währung und der Eigenständigkeit beraubt, mutieren nicht nur in den Eurozonen die Unstimmigkeiten über den aufgezwungenen Euro und dem Rattenschwanz, den er nach sich zieht.

Unter den Auswirkungen dieses europäischen Gemeinschaftsproduktes leiden am Ende jene, die keine Wahl hatten, die aber einem System zum Opfer fallen, welches sie nicht gewählt hätten, wenn man sie nur gefragt hätte.

Entschieden haben andere, die Psychopathen unserer Nation.
Katharina Hönow, Autorin von „Der Psychopath“



Europa so gesehen …


Ein Kontinent kann viel erzählen, ganz besonders wenn er Europa heißt. Obwohl gerade dieser Teil der Erde auch nicht länger als andere existiert, beansprucht er für sich eine reichhaltige Kulturlandschaft, die sich über eine halbe Ewigkeit durch und durch entwickelt hat.

So sind Europäer nicht gleich Europäer, es gibt die Skandinavier im Norden, die Südeuropäer, die Osteuropäer und natürlich die Inseleuropäer im Westen. Doch selbst das ist viel zu weit gefasst, denn jedes europäische Land hat sich seine eigene Kultur bewahrt und damit auch seine Sprache und die dazugehörigen regionalen Dialekte.

Stark gebündelt also steht dieser Kontinent dem Rest der Welt gegenüber. Dabei hat Europa mehr als nur Kulturvielfalt zu bieten. Auch landschaftliche Reize halten die Bewohner an ihr Zuhause gebunden. Die weißen Alpenspitzen sind dabei zwar lange nicht so hoch wie der Himalya, aber bei weitem besser erreichbar und sei es nur für einen kurzen Wochenendtrip. Auch der lange Flug in die Karibik ist schnell mit ein paar Tagen an der französischen Riviera eingetauscht. Wilde Klippen in Irland, neblige Highlands in Schottland, einsame Fjorde in Norwegen und selbst das ewige Eis am Nordkap dürfen sich dem Wettbewerb mit unzähligen und dennoch gleichwertigen idyllischen Mittelgebirgen und ausgeprägten Seelandschaften stellen.

Europa hat in der Vergangenheit auch weniger schöne Erfahrungen gemacht. So kämpfte ein ganzer Kontinent mit den Folgen der Pest im Mittelalter. Auch sorgten Eroberungen und selbst auf die ganze Welt übergreifende Kriege immer wieder für Angst und Schrecken. Doch nicht nur in der Vergangenheit hatte Europa sein Ränzchen zu tragen, auch heute muss es hin und wieder Rückschläge einstecken. Wirtschaftskrisen, Staatspleiten und manchmal auch Wetterkapriolen sorgen so einmal mehr für die Stärkung eines erfahrenen Kontinents.

Diese Erfahrung wiederum spiegelt sich wieder in allem was zu Europa gehört. Die Erkenntnisse werden in Traditionen gelebt und von einer Generation zur anderen sorgfältig weitergereicht.

Nur an ganz wenigen einsamen Orten, nämlich da wo das Leben ungestört von den pulsierenden Entwicklungen sein Dasein geprägt hat, zeigt der europäische Kontinent seine einst vorhandene Wildnis. Sein ureigenster Wille, sich einer eingefahrenen Struktur zu widersetzen. Auch dieses Feuer gehört zu Europa, genauso wie die Disziplin nach der Katastrophe, den Aufbau voller Zuversicht zu beginnen.

So gesehen ist Europa eines der reichsten Kontinente und wenn dieser tatsächlich einmal aus dem Nähkästchen zu plaudern beginnt, täte der Rest Welt gut daran, seinen Geschichten zu lauschen. Auch wenn nicht immer alles rosig erscheint, aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, ist alles zu seiner Zeit für etwas gut gewesen.

Sandy Seeber, Autorin von ‘Aus der Sicht der Dinge - Eine ungewöhnliche Freundschaft’ - Der beliebte Roman für Kinder und Erwachsene


Das bisherige Europa war ein großer Irrtum der Politiker. „Wir haben das Beste gewollt, das Übliche ist dabei herausgekommen.“ Eine Pause in der Geschichte wird es nicht geben, die Zeit schreitet fort. Europa wird es auch in Zukunft geben, ob es ein Europa oder ein Europa der Vielfalt sein wird, ist für den Kontinent weniger entscheidend. Wichtiger wird sein, was es für die Bürger bringt.

Es reicht bei Weitem nicht für Dantes Inferno: „Wer hier eintritt, lasse alle Hoffnung fahren.“ Eher für Konfuzius: „Wo die Not am größten ist, wächst immer auch das Rettende.“


Der Anfang

Am Tag danach ist die Unruhe mit den Händen zu greifen. Namen wurden Orientierungen zugeordnet, noch bevor das neu gewählte Parlament zusammengetreten ist.

Jean Claude Juncker (EVP) will es werden, der neue Präsident der EU-Kommission. Allein, er ist Föderalist. Das will David Cameron (Großbritannien) verhindern. In seinem Land wurde die UKIP zur stärksten Partei und die will raus aus der Europäischen Union. Dazu passte ein Föderalist ganz sicher nicht. Kanzlerin Merkels (CDU) Problem ist, wenn sie Jean Claude Juncker fallen lässt, ist das gleich einer Absage an eine Föderation Europa. Denn Juncker war Spitzenkandidat der Konservativen, so auch der CDU.

Gleich, ob Jean Claude Juncker oder Martin Schulz (SPD), beide haben ein Problem - die Mehrheit im Europaparlament, die keine der beiden Fraktionen besitzt, nicht die Konservativen und nicht die Sozialdemokraten. Bei 766 Sitzen verfügen EVP und S&D über 391 Sitze, wäre da nicht David Camaron aus Großbritannien, der nur 93 Stimmen für eine Sperrminorität braucht.

Dann wird es keiner von beiden, nicht der Föderalist Juncker und schon gar nicht der Deutsche Schulz. Es freute sich ein Dritter, als der kleinstmögliche gemeinsame Nenner, wofür Europa bekannt ist.

Das nicht allein, da ist auch Mateo Renzi (Italien), der als einziger Regierungschef von den Wählern bestätigt wurde und mit Francois Hollande (Frankreich) eine Neuorientierung Europas sucht. Mehr Wachstum, mehr Investitionen des Staates in Infrastruktur, mehr Zeit für Schulden. Mateo Renzi weiß, dass er seinem Land keine Reformen wird zumuten können, wenn er politisch überleben will. Francois Hollande, dessen Gegenerin Marie Le Pen (Front National) Frankreich zum politischen Herzen Europas erklärt hat, hat keine Wahl mehr, er kann nicht gleichzeitig sparen und reformieren. Beide, Italien wie Frankreich, brauchen mehr Schulden.

Griechenlands Syriza wurde stärkste Kraft im Land. Ein Land, das sich als erstes Opfer Merkels sieht, wird nicht beiseite stehen, wenn Italien und Frankreich mehr Raum für Schulden, eine Neuorientierung Europas, fordern werden.

Über allem droht das Brixit (der Ausstieg Großbritanniens aus der EU per Referendum im Jahr 2017). Zuvor wird im Jahr 2015 gewählt werden bei drohendem Wahlsieg der UKIP.

Die Gefahr von Neuwahlen in Frankreich, Griechenland und Italien, Wahlen in Großbritannien machen es schwer, in Europa einen Konsens zu finden. Ungarns Premier Orban ließ bereits verkünden, dass sein Land Juncker nicht unterstützen werde.

Jeder für sich allein und Gott gegen alle, das ist der Tag nach der Wahl.

Die Personalie selbst ist weniger wichtig. Einen EU-Kommissionspräsidenten wird es geben. Die Orientierung Europas für die nächsten 5 Jahre und darüber hinaus ist das Entscheidende. Die Spardiktate sind abgewählt. In einer Rezession zu sparen und zu reformieren war ein Fehler, verantwortlich dafür waren die Deutschen. Mehr Schulden bei wirtschaftlicher Erholung werden auch ein Fehler sein nach der ökonomischen Theorie.

Jetzt aber geht es um Politik, nicht um Ökonomie.

Politisch ist es notwendig, das Wahlergebnis, den Willen der Bürger, zu akzeptieren.

Hätten diese denn einheitlich votiert. Haben sie aber nicht.

Mit 10 % in Lettland und 13 %, links in Griechenland, rechts in Frankreich und Großbritannien, halbwegs konservativ in Deutschland kann man schlecht von einheitlich sprechen. Es wird in den nächsten Monaten um die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner gehen.

Dabei wird es nicht bleiben.

Da ist immer auch das Zauberwort Wettbewerb.

Ist der kleinste gemeinsame Nenner einmal gefunden, wird er beginnen - der Wettbewerb der Nationen - wer denn der Bessere, der Gewinner bei der Umsetzung sei. Merkels Metapher „Deutschland ist der Gewinner des Euro“ erfährt eine neue Bestimmung. Denn dieser neue Wettbewerb findet in der gleichen Währung statt, mit Deflation im Süden Europas und Inflation im Norden. „Bewundernswert“, dass zwei Gegensätze der Ökonomie sich gegenüberstehen werden im gleichen kapitalistischen System mit einer Währung.

Sportlich nennt sich das Spagat, eine durchaus schmerzliche Übung, wohl dem, wer kann.

Nein, jetzt nicht diese Unworte Gewinner oder Verlierer. Geben wir Napoleon Bonaparte die Ehre: „Am Ende einer Schlacht werden die Toten gezählt.“

Diese Schlacht um Europa wird einmal mehr auf dem Rücken der Völker ausgetragen. Ob und wie diese sich jemals begegnen sollen nach dieser Schlacht, ist ungewiss.

Alle anderen sollen leiden, damit Deutschland prosperiert? Das wird keine Sympathien in Europa generieren. Wenn Deutschland Europa will, wird sich Deutschland anpassen müssen an den Herzschlag Europas, mediterraner werden. Zweifelhaft, dass das geschehen kann oder auch nur wird.

Wir kennen alle die Geschichte vom Turmbau zu Babel aus der Bibel. Als es Gott zuviel wurde, ließ er die Sprachenvielfalt über die Bauleute kommen, sie verstanden sich von da an nicht mehr, der Bau stürzte schließlich ein.

Von Dänemark bis Griechenland und von Lettland bis Portugal haben die Wähler unterschiedlich gewählt, rechts bis links. Europa versteht sich nicht nur in der Sprache nicht, sondern auch in seiner politischen Orientierung. Turmbau zu Europa möchte man sagen.

Auf der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, je nach Deutung 1/28 aus den 28 Mitgliedsländern oder 1 vierhundert Millionstel aus der Summe der Wahlberechtigten.

Ein Schwank am Rande, gegen Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Wahlbetruges. Er wählte zweimal, einmal in Deutschland und einmal im Konsulat Italiens, obwohl laut Wahlgesetz jeder EU-Bürger nur eine Stimme hat.

Er aber habe zwei Pässe (doppelte Staatsbürgerschaft), so seine Einlassung.

Wie viele Ausländer in Europa, nicht allein in Deutschland, haben wohl ebenso 2 Pässe und ebenso zweimal gewählt?

Ein Limerick auf EU-Bürger und EU-Ausländer, diese Begriffe, die die politische Elite selbst gebraucht. Bin ich nicht Deutscher, aber Europäer, bin ich dann 2 Bürger? Denn ich bin hier Ausländer und doch Bürger in Europa? Falls ich das bin, wo wähle ich dann was und wen?

De jure könnte man meinen, der Wohnort sei entscheidend oder die Staatsbürgerschaft. Es wäre nicht entscheidend, Europäer zu sein. Wenn Heimat und Wohnort nicht das Gleiche sind und Europa seinen Ausländern keine Heimat ist, dann sind wir beim Turmbau zu Babel.

Das ist diese Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, die Giovanni di Lorenzo mit seiner Wahl zum Ausdruck gebracht hat. Er wird dafür bezahlen - eine Geldstrafe nach den Vorgaben des Wahlgesetzes zur Europawahl. Dafür hat er aber den Finger in eine Wunde gelegt, deren Namen Europa heißt.

Vielleicht stellt der Staatsanwalt das Verfahren ein wegen Geringfügigkeit, denn einmal ist keinmal.

Wäre da nicht der ehemalige Chefredakteur der Satirezeitschrift Titanic. Er gründete Die PARTEI, trat an zur Europawahl und wurde gewählt mit 0,6 % der Stimmen und als Europa- Abgeordneter.

Ein Einzelfall?

In Italien erhielt die 5 Sterne Partei des Satirikers Beppo Grillo 26,5% der Wählerstimmen.

Es ändert sich etwas in Europa. Nichts wird so bleiben, wie es gewesen ist. Das Schachspiel ist eröffnet, schauen wir uns die weiteren Züge an.


Der Versuch

Etwas Transparenz in das Kauderwelsch Europa zu bringen, ist nicht einfach.

188 Parteien sind in das Europaparlament gewählt.


EVP (Konservative und Christdemokraten) 213 Sitze

S&D (Sozialisten und Sozialdemokraten) 190 Sitze

Liberale (a la FDP) 64 Sitze

Grüne 52 Sitze

EKR (Reformkonservative) 46 Sitze

u.a. die britischen Tories

GUE/NGL (Linke) 42 Sitze

EFD (Europaskeptiker und Rechtspopulisten) 38 Sitze


Front National (Frankreich) 24 Sitze, FPÖ (Österreich) 4Sitze, Polen 4 Sitze,

PVV (Niederlande) 4 Sitze, Lega Nord (Italien) 5 Sitze, Belgien 1 Sitz, Tschechien 1 Sitz,

AfD (Deutschland) 7 Sitze


Nicht verstanden?

Deutschland, Irland, Polen, Österreich, Spanien, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Kroatien, Lettland stellen die EVP, Großbritannien (UKIP, 24 Sitze) und Dänemark (4 Sitze) - die Konservativen.

Portugal, Italien, Rumänien, Schweden stellen die Sozialdemokraten, Griechenland die Linken.

Frankreich tritt nach rechts.

Finnland, Niederlande, Estland und Litauen sind die Neutralen.

Das ist das Puzzle Europa, keinesfalls eins.

Bevor man Politik macht, wie „mehr Europa“, dieser nichtssagenden Metapher der Kanzlerin Merkel (CDU), wird man Sitze und Länder einsortieren müssen. Keine einfache Aufgabe, wenn aus diesen Bruchstücken ein Bild werden sollte.

Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Griechenland - alle sind Gründungsstaaten der EU, nach der Europawahl aber nicht mehr in einer Fraktion und seit der Finanzkrise nicht mehr in der gleichen Liga.

Viel Spaß noch beim Puzzeln. Daraus wird kein Bild Europa, gleich gar kein einig Europa.

Es ist ein Scherbenhaufen. Man kann versuchen, die Teile zu kitten, ein Riss bleibt immer.

Es verbleibt der Euro, dieses Geld, das alle unter sein Diktat zwingt, die vermeintlichen Gewinner und die Verlierer. Und die Chance, dass er keinen Bestand haben wird. Wären da nicht diese Billionen Euro, die aufgelöst werden müssten, wenn der Euro zerbricht. Diese nahezu unbeherrschbare Angst geht um: „Wer soll das bezahlen?“

Diese Frage lässt sich erst beantworten, wenn es so weit ist, nicht aber in der Erwartung, was dem Euro dann folgen könnte. Nach der vertraglichen Regel haftet Deutschland mit 30 % der Summen. Das ist relativ viel, aber relativ wenig in Bezug auf seine Wirtschaftskraft.

Im direkten Vergleich entsprechen die Kosten der Wiedervereinigung Deutschlands etwa den Kosten der Eurorettung. Was soll‘s, es wäre verdaulich, wenn es denn jetzt geschähe, den Euro zu beenden. Dafür gibt es keine Vorzeichen.

Der Grexit (Ausstieg Griechenlands) fand nicht statt. Ob der Brixit (der Ausstieg Englands) stattfindet, ist ein Ereignis in der Zukunft, die niemand vorhersehen kann.

Jeder Zeitpunkt später, den Euro zu beenden, verteuert die Rechnung.

Das heißt nicht, dass es nicht möglich wäre, es heißt nur, dass die Rechnung teurer würde. Der Euro ist noch nicht vom Haken. Er ist eine politische Währung, was der Grund dafür ist, dass die Ökonomen sich so schwer mit dem Euro tun. Er rechnet sich nicht, an keinem Ende, er besteht allein kraft politischen Willens.

Das Puzzle fügt sich zu einem Bild oder eben nicht. Man kann sich die Teile nicht zusammenschneiden in der Hoffnung, dass sie passen werden.

Politische Einigungsprozesse sind nahezu unmöglich ohne Verwerfungen.

Das politische Bild Europas ist nicht identisch mit dem ökonomischen Bild.

Historisch war das noch zu keinem Zeitpunkt anders.

Im Schach gibt es die Vorstellung, es auf mehreren und über mehrere Ebenen zu spielen. So muss man sich Europa abbilden. Ein unmögliches Unterfangen.

Die Ökonomie kann keinen demokratischen Staat begründen und die Globalisierung den Staat nicht vorgeben.

Zuerst wird Europa sich ausgleichen müssen - in dem politischen Willen seiner Bürger, in einem gemeinsamen Wohlstand und nicht, sich in Gewinner und Verlierer zu unterscheiden. Ob es hernach rechts- oder linksherum zugehen würde, ist keine Frage, die sich heute stellt.

Wie gelingt es dem Staat als solches, Banken und Wirtschaft dem politischen Willen zu unterwerfen, dem Egoismus Zügel anzulegen? Gelingt das nicht, stünde am Ende Europa gegen den Rest der Welt, nur ohne

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Franz von Soisses
Cover: Soisses Verlag
Lektorat: Cornelia von Soisses
Tag der Veröffentlichung: 21.12.2019
ISBN: 978-3-7487-2416-2

Alle Rechte vorbehalten

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