Woodhill war ein Drecksloch. Es gab wohl mehr Ratten, als Einwohner. Übelriechender Gestank durchzog die Gassen. Die Seuche raffte jeden dahin, der nicht anpassungsfähig war.
Nachts durchstreiften Diebe, Huren und Mörder die Gegend. Die Menschen verbarrikadierten sich in ihren Häusern und nur selten sah man in den Abendstunden in einem der Fenster noch ein Licht brennen, so groß war die Angst, von dem nächtlichen Gesindel heimgesucht zu werden.
Streunende, seelenlose Hunde, welche im Schutze der Dunkelheit, aus ihren Verstecken hervor krochen, durchstöberten den Unrat nach Rattenkadavern. Nicht selten wurden sie selbst zum Opfer, denn der Hunger war es, der die Menschen dazu trieb, jene armseligen Kreaturen zu erschlagen, um selbst zu überleben.
Nördlich, von Woodhill, durchzog ein Moor die Gegend. Von dort war noch niemand lebend zurückgekehrt. Im Süden dagegen, erstreckte sich ein dichter, mächtiger Wald, welcher das Elend von der feinen Gesellschaft abtrennte.
Sie nannten sich die Wächter des Waldes. Von den Reichen bezahlt, kontrollierten sie täglich die aufgestellten Fallen. Die Männer kannten weder Furcht noch Nächstenliebe. Lebten zurückgezogen in den Wäldern und ließen keinen davonkommen.
An den Beinen hängend, den Kopf nach unten gerichtet, dienten die leblosen Eindringlinge, als abschreckendes Beispiel für jene, welche bis zu den Fallen vorgedrungen waren. Kaum einer entschied sich dafür, weiterzugehen, denn zu widerlich war der Anblick, der sich den Flüchtigen bot.
Nach Woodhill kehrten nur wenige zurück. Jene, denen der Wald nicht zum Verhängnis wurde. Die Bäume und Sträucher glichen sich. Wie ein auswegloses Labyrinth verschluckte die grüne Hölle ihre Opfer.
Nur die Wächter des Waldes waren ausgebildet genug, sich in der Gegend zurechtzufinden. Sie gingen niemals allein. Drei oder vier schlossen sich immer zusammen. Anders war es selbst ihnen nicht möglich, aus dem Schlund des Waldes zurückzukehren.
Das feine, angesehene Herrenhaus von Willroy gab es schon immer. Üble Machenschaften, in der Vergangenheit, hatten es zu dem gemacht, was es nun nach außen hin darstellte. Menschenhandel und Sklaverei schafften einen enormen Reichtum, von dem noch Generationen zehren konnten.
Heutzutage machte man seine Geschäfte mit unzähligen Wertpapieren, welche überall im Umlauf waren. Doch die vergangenen Zeiten ruhten nicht. Mächtige Gemälde, welche die Bibliothek von Willroy zierten, waren mit Grausamkeiten jener Epoche versehen.
Adah Tyres mochte jenen grässlichen Anblick nicht. Nur selten hielt sie sich in den, mit Büchern überladenen Räumlichkeiten auf. Es waren ihre angsterfüllten Blicke, welche die Hausherrin beim Betreten der Bibliothek verfolgten. Und wenn sie doch einmal in die Versuchung kam, ihre Augen, nur für einen Bruchteil einer Sekunde, auf das Schreckensszenario zu richten, so glaubte sie sogar ihre leidvollen Schreie hören zu können. Selbst vor Frauen und Kindern machte man damals nicht halt. Alle wurden sie verschleppt, versklavt und gedemütigt.
Es wäre ein leichtes gewesen, die Zeugnisse jener Zeit, in einem der unbenutzten Räume verschwinden zu lassen. Doch dies lag nicht in Adah Tyres Macht. Ihr Gatte, Jonathan, besaß in dieser Hinsicht die Oberhand. Über Generationen hinweg sollten jene Bildnisse darauf hinweisen, wie man zu dem heutigen Reichtum gekommen war. Dennoch besaß dieses momentane, sorglose Leben auch seine Schattenseiten. Zwei Fehlgeburten, kurz hintereinander, behafteten das Haus von Willroy mit einem Fluch, der alles verändert hatte.
Sämtliche Generationen zuvor, konnte man sich mit Fruchtbarkeit rühmen. Männliche Erben wurden geboren und übernahmen die Regentschaft von Willroy. Keinem kam es je in den Sinn, dass die Blutlinie irgendwann ein Ende nehmen würde. Doch jetzt war die Zeit gekommen. Zumindest für Adah Tyres. Sie traf der Fluch am härtesten. Gab es keinen Erben, den sie dem Hause schenken konnte, so würden andere das Haus übernehmen, denn Neffen gab es genug, die nur darauf warteten, Willroy zu erobern.
Die Zeit lief Adah davon. Jegliche weitere Versuche, ein Kind in ihrem Leibe auszutragen, scheiterten. Nicht ein einziges sollte dem Hause geboren werden.
Empfänge entwickelten sich zu einer Qual. Immer stand die eine Frage im Vordergrund, was das Leben nicht unbedingt leichter für Adah machte.
Schön war sie und begehrenswert, das stand außer Zweifel. Genauso sah es damals auch Jonathan, als es das blutjunge, unbeschwerte Mädchen zum ersten Mal sah.
William Kingsley, der an diesem Tag unterwegs war, um seinen bescheidenen Reichtum, in Form von Aktien, gewinnbringend auf der Bank anzulegen, wurde von seiner Tochter Adah begleitet.
Jene, welche nicht eher Ruhe geben wollte, bis sie das seidene Kleid, welches sie schon vor Tagen in der Auslage des Modegeschäftes gesehen hatte, als das ihrige bezeichnen konnte, stieg aus der vorgefahrenen Kutsche aus.
Jonathan Tyres wirkte überrascht, als sein Blick an der engelsgleichen Gestalt hängen blieb.
Ja, manchmal wechselte er das eine oder andere Wort mit Mr. Kingsley, wenn sie im Herrenclub aufeinandertrafen. Aber nie hatten sie sich über private Dinge unterhalten. Jonathan besaß schließlich ein viel höheres Ansehen in der feinen Gesellschaft und deshalb konnte er sich die Leute aussuchen, mit denen er eine Konversation pflegen wollte.
„William, alter Freund!“, sprach er. „Heute in hübscher Begleitung.“
Eine tiefe Verbeugung vor der Schönheit, welche sich nun in ihrer ganzen Gestalt vor ihm offenbarte, sollte seinen allerhöchsten Respekt demonstrieren.
Die Dame bedankte sich mit einem leichten Kopfnicken. Und ein zartes Lächeln huschte über ihre Lippen. So ebenmäßig ihr Gesicht und ihre Haut, wie Seide. Dieser Anblick entfachte in Mr. Tyres sofort ein Feuer der Leidenschaft.
„Wir sind gerade auf dem Weg zur Bank und haben nicht viel Zeit“, sprach William Kingsley, sichtlich nervös.
Seine finanzielle Lage war nicht gerade die beste, so wollte er schnellstens retten, was noch zu retten war.
„Aber du hattest mir doch zuerst das Kleid versprochen!“, beschwerte sich Adah bei ihrem Vater.
„Da müssen wir wohl morgen nochmal herkommen. Heute ist die Zeit dafür zu knapp“, versuchte sich Mr. Kingsley aus seiner finanziellen Notlage herauszuwinden.
Adah machte einen Schmollmund und zog einen traurigen Blick auf.
„Wenn Sie es mir erlauben, so würde ich Sie gern begleiten, um Ihren Tag zu retten“, bot sich sogleich Jonathan Tyres an.
„Aber ich kenne Sie doch gar nicht, mein Herr“, meinte Adah daraufhin kokett.
„Ihr Vater wird es mir erlauben. Er weiß, dass ich ein Ehrenmann bin.“
Adah fühlte sich geschmeichelt, da ihr bewusst war, dass Mr. Tyres nicht irgendwer war. Nein, ihm gehörte Willroy und das er unverheiratet war, auch jenes wusste sie.
„Wenn es mein Vater gestattet, so nehme ich die Begleitung gerne an“, sprach sie.
Was blieb Mr. Kingsley anderes übrig, als seinen Segen zu erteilen, denn die Bankgeschäfte hatten Vorrang und da kam ihn dieser Jonathan Tyres gerade recht.
Wenig später stolzierte jener die Straße entlang und Adah war sein schmückendes Beiwerk. Er fühlte sich sogar geehrt, solch ein junges, äußerst attraktives Fräulein an seiner Seite zu haben. Er, der reife Gentleman, im besten Mannesalter, konnte jede haben, die er begehrte.
Das Modegeschäft war schnell erreicht. Mr. Tyres hielt Adah galant die Tür auf. Sie sollte es fühlen, dass er an ihr interessiert war.
Das Kleid, aus der Auslage, wies einen stolzen Preis auf. Auch musste es die Näherin noch an Adahs Körper anpassen. So war es für sie unerschwinglich.
„Vielleicht sollte ich doch ein anderes Mal wiederkommen“, sprach sie deprimiert.
„Nein, nein!“, protestierte Jonathan Tyres sogleich. „Das Kleid ist wunderschön. Bitte ziehen Sie es für mich an, dann könnte ich mich erkenntlich zeigen.“
„Das kann ich nicht annehmen!“, sprach sie aus, ohne es eigentlich zu wollen.
„Sie müssen sich keine Sorgen machen oder sich anderweitig verpflichtet fühlen. Dieser kleine Betrag reißt kein großes Loch in mein Vermögen. Sie können wirklich ganz beruhigt sein“, betonte Mr. Tyres.
„Also gut“, lenkte Adah ein und verschwand mit der Ladenbesitzerin im Hinterzimmer.
Die Wartezeit war für Jonathan unerträglich. Diese Adah, jene Ausnahmeerscheinung, welche keineswegs standesgemäß war, um von ihm geheiratet zu werden, verwirrte seine Sinne. Er begehrte sie, wollte ihr ein schönes Leben auf Willroy bieten. Sie in seinen Armen halten, jede Nacht.
Als sie zu ihm zurückkehrte, in ihrem roten Kleid, welches nicht der Garderobe feiner Damen aus der besseren Gesellschaft entsprach, da jene eher unauffälligere Farben bevorzugten, war es endgültig um ihn geschehen. Ein bisschen wirkte ihr Aufzug, wie eine Mätresse. Er sah deutlich, wie sich ihre schönen, vollen Brüste oberhalb des Ausschnittes abzeichneten.
Adah selbst, war es offensichtlich peinlich, sich so offenherzig vor einem Gentleman zu präsentieren. Doch als sie bemerkte, wie verlangend sein Blick war, da kam es ihr in den Sinn, die Situation zu ihrem Vorteil auszunutzen.
„Was meinen Sie, mein Herr? Könnte ich in diesem Aufzug einem Gentleman gefallen? Sie müssen wissen, dass ich mich in nächster Zukunft verloben werde, sofern mir der Besagte in den kommenden Tagen einen Antrag machen wird.“
Jonathan Tyres Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. „Ist denn Ihr Vater damit einverstanden?“
„Er weiß noch nichts davon und ich glaube der Gentleman wird es auch ein wenig schwer haben, meinen Vater davon zu überzeugen, dass er für eine Ehe mit mir geeignet sei. Aber, er wird uns schon seinen Segen geben, denke ich. Es sei denn, es findet sich eine bessere Partie.“
„Ich versehe“, meinte Jonathan, kurz und knapp.
Adah bekam ihr Kleid, ein paar Handschuhe und einen passenden Hut noch obendrauf. Da ließ sich Mr. Tyres nicht lumpen. Sie bedankte sich äußerst freundlich und dann verließen sie zusammen das Modegeschäft.
William Kingsley hatte sich bereits an der Kutsche eingefunden. Sein Gesicht wirkte äußerst angespannt.
„Mr. Tyres war so nett und hat mir den Betrag für das Kleid geliehen“, meinte Adah aus Höflichkeit, obwohl sie wusste, dass das Geld niemals zurückgezahlt würde.
„Vielen Dank. Wie können wir uns erkenntlich zeigen?“, fragte Mr. Kingsley den Herrn.
„Ich bitte Sie, William. Einer schönen Dame einen Gefallen zu erweisen, ist für mich Ehrensache. Sie dürfen sich im Herrenclub gern zu mir an den Tisch setzen, wenn Sie nicht anderweitig verpflichtet sind“, waren aussagekräftig genug.
Und so entwickelten sich die Dinge. William Kingsley wurde tatsächlich die Ehre zuteil, sich einen Platz gleich neben dem ehrenwerten Mr. Tyres zu sichern, welcher schon einen hinterhältigen Plan verfolgte.
Sie hatte ihm verraten, dass sie sich verloben wolle. Doch Jonathan wollte dieser Verlobung zuvorkommen. Nein, seine schöne Adah sollte nicht das Weib eines anderen werden. So befasste er sich selbst mit dem Gedanken, sie zu heiraten, obwohl er es nie eilig hatte, sich zu binden.
Es war seine Vergangenheit, welche ihn manchmal einholte.
Vor reichlich sechs Jahren hatte er seine Schwester Grace zu sich ins Haus geholt. Nach einem schweren Reitunfall hatte sich ihr Verstand zu dem eines Kindes zurückentwickelt. Ihre eigene Familie ließ sie im Stich und schob sie in die nahegelegene Heilanstalt ab.
In seiner Jugend hatte Jonathan viel Zeit mit Grace verbracht, denn seine zwei jüngeren Brüder schlossen ihn immer aus, wollte er sich ihnen anschließen. Manchmal versteckten sie sich sogar vor ihm.
Sieben Jahre trennten Jonathan und Grace voneinander. Sie war sehr weltoffen und wissbegierig. Und Jonathan profitierte davon. Geschichten hatten sie sich gemeinsam ausgedacht, über Drachen, Feen und Diebe. Das war wohl die schönste Zeit seines Lebens gewesen. Jetzt war aus der Fantasie bittere Realität geworden.
Er hatte seine Schwester zu sich geholt, weil die Heilanstalt ihr Tod gewesen wäre. Manchmal redete sie wirres Zeug, wenn ihr Verstand sie verließ. Die meiste Zeit verbrachte sie damit, wie ein Geist im Haus herumzuschleichen. Und wenn sie ein paar gute Momente hatte, suchte sie gelegentlich den Park von Willroy auf.
Sein Bruder Howart war damals keine zwanzig Jahre alt geworden. Ein Lungenleiden hatte ihn dahingerafft. Und sein Bruder Charles ließ sich nicht mehr auf Willroy blicken. Sein Ruf war nicht der Beste. Und gerngesehen war er sowieso nie. Jonathan hatte nie eine geschwisterliche Beziehung zu seinen Brüdern aufbauen können. Sie besaßen keinerlei Stellenwert in seinem Leben.
Manchmal brachte Jonathan eine von den jungen Damen mit, welche in der nahegelegenen Stadt lebten. Florence Howell, sehr elegant und ein wenig eitel, war nicht gut zu sprechen, auf Grace. Es gab Situationen, die Jonathan nicht behagten. Er konnte es nicht zulassen, dass sie seine Schwester, als schizophren bezeichnete. Dann spitzte sich die Lage zu und Grace fing an zu weinen, als hätte man ihr das Lieblingsspielzeug weggenommen.
Frieden gab es erst, nachdem man Florence, eine Woche vor der geplanten Hochzeit, unterhalb der Treppe auffand. Ihren Kopf umgab eine Lache von Blut.
Sie musste wohl in ihrem Rocksaum hängengeblieben sein, als sie sich auf dem Weg in die untere Etage befand. Anders konnte es sich nicht zugetragen haben. Zumindest wagte es sich niemand, anzunehmen, dass vielleicht jemand nachgeholfen hatte.
Der gerufene Arzt konnte nur noch ihren Tod feststellen. Ein tragischer Unfall, welchen Grace Tyres mit einem befreiendem Lachen abtat. Sie hatte dieses eitle Wesen nie gemocht.
„Sie hat es nicht anders verdient!“, schallte es durch die Eingangshalle, was Jonathan fast zur Raserei brachte.
Mit Adah Kingsley sollte alles anders werden. Sie war nicht so, wie die meisten, jener wohlgeborenen, jungen Damen, deren Nasen weit in den Himmel ragten. Ihre Aura war von einer gewissen Natürlichkeit eingenommen. Nicht so verdorben, wie seine vorherigen Liebschaften. Davon war Jonathan fest überzeugt. Denn auch seine zweite mögliche Ehefrau trat nie vor den Altar.
Lilly Jacobs war ihr Name. Kurz vor der geplanten Hochzeit verschwand sie in einer nebligen Nacht. Das Gerücht ging um, dass sie schon seit längerem ein Verhältnis mit einem Burschen aus der Dienerschaft gepflegt hätte. Und da der Besagte auch verschwunden war, gab es keinerlei Zweifel daran, dass die Beiden durchgebrannt waren. Nie wieder sah oder hörte man irgendetwas von ihnen. Die Ermittlungen wurden nach drei Tagen eingestellt, denn die Sachlage war eindeutig. Schließlich war Jonathan Tyres als Ehrenmann bekannt und niemand wagte sich, ihm irgend eine Sache anzuhängen.
Über die Jahre hatte er keinen Gedanken mehr daran verschwendet, sich erneut nach einem treuen Eheweib umzusehen, obwohl es genug unverheiratete Damen in der Gegend gab. Jetzt aber war es um ihn, von dem einen auf den anderen Tag geschehen. Sie würde von ihm lernen und ihn bewundern, für das, was er in der Gesellschaft darstellte.
Für Adah gab es bei weitem schlimmeres, als in ein reiches, wunderschönes Herrenhaus einzuheiraten.
Seine neue Eroberung entwickelte sich zu einer Hoffnung für Jonathan, denn erste Besitzansprüche aus der Familie ließen ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Ein Erbe musste gezeugt werden und das, so schnell wie möglich.
Es war nicht zu verleugnen, dass das Herrenhaus von Willroy, bei den Empfängen, auf allerlei Neider stieß. Die Möbel stammten zum größten Teil aus Italien. Die prunkvollen Verzierungen wirkten einzigartig. Doch, was war ein Haus ohne Kinderlachen?
Manchmal fühlte sich Adah einsam. Dann lief sie rastlos durch die endlos scheinenden Gänge, verfolgt von einer heimtückischen Stille, welche zuweilen durch das höhnische Lachen von Grace durchtränkt wurde. Dem Wahnsinn zu entkommen, war unmöglich.
„Du kannst hier nicht überleben! Lauf weg, solange du es noch kannst!“, vernahm Adah die Worte ihrer Verfolgerin.
„Lass mich zufrieden, du besessenes Weib! Sonst werde ich dafür sorgen, dass man dich zurück, in die Heilanstalt bringt“, echauffierte sich Adah daraufhin.
Hass stieg in ihr auf. Ihr stand der Sinn danach, Grace zu packen, um ihr klar zu machen, dass sie in diesem Hause nur geduldet war. Doch plötzlich änderten sich ihre Absichten.
Behutsam begann Adah, Grace über die Wange zu streichen, denn sie hatte bemerkt, dass Jonathan sich in unmittelbarer Nähe aufhielt, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
„Vielleicht sollte ich mich ein wenig mehr um dich kümmern. Wir würden sicher einen guten Zugang zueinander finden. Jenes würde das Herz von Jonathan erfreuen“, sprach Adah mit freundlichen Worten.
Sie unternahm den Versuch, Grace in ihre Arme zu schließen, was jedoch nicht auf Gegenliebe stieß.
„Geh von mir weg! Du bist der Teufel in Menschengestalt“, setzte sich Grace zur Wehr und stieß Adah von sich weg.
Jetzt gab sich Mr. Tyres zu erkennen.
„Nicht sie ist vom Satan besessen, sondern du, du verrücktes Weib“, brüllte er seiner Schwester entgegen, welche sofort in einem Meer aus Tränen versank.
„Du musst Nachsicht mit ihr üben, mein Lieber“, versuchte Adah den aufgekommenen Streit zu schlichten. „Sie ist ein armes Wesen, von Gott verlassen. Nur wir können ihr helfen.“
Das sie Grace vor ihm in Schutz nahm, imponierte Jonathan.
Obwohl sie beide, in ihrer Jugend, unzertrennlich waren, bereute er manchmal diesen Schritt, Grace in sein Haus geholt zu haben. Sie wäre auf ewig in der Heilanstalt geblieben und niemanden hätte dies interessiert.
Er hätte es wissen müssen, denn seine treue Dogge Jack war wie ausgewechselt, als Grace zum ersten Mal das Haus betrat. Dieser Hund besaß einen ausgeprägten Spürsinn. Sein Knurren erwies sich als Warnung für seinen Herrn. Denn schon aus der Erfahrung heraus, wusste Mr. Tyres, dass der Hund immer recht behielt, mit seinen Drohgebärden.
Bei Adah verhielt er sich nicht anders. Doch Jonathan sah darüber hinweg. Womöglich war es die Eifersucht, welche das Tier plagte, da Jack nun nicht mehr die Nummer eins in der Gunst seines Herrn war. Die Zeit würde es mit sich bringen, um ein gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, davon war Jonathan fest überzeugt.
Die Stunden, die Adah allein verbrachte, entwickelten sich zur Qual. Graue Schatten, welche sich um ihre Augen gebildet hatten, waren das Resultat tagelanger seelischer Grausamkeiten. Ihre äußere Schönheit schien mit jedem Tag dahin zu schwinden. Das einstige, unbeschwerte Leben gab es nicht mehr.
Wie liebte Adah doch dieses Haus. Es jemals verlassen zu müssen, wäre für sie der Untergang. Nein, hier wollte sie, bis zu ihrem Tode ausharren. Doch die Chancen standen schlecht, dieses Ziel jemals zu erreichen.
Es war ein Brief, welcher an einem grauen, trüben Herbsttag überbracht wurde. Cayden Tyres, ein Neffe der Familie, war der Verfasser jenes Schreibens. Seinen Anspruch, auf Willroy, wollte er geltend machen.
Jahrelang hatte sich der Besagte im Ausland aufgehalten. Das er jemals den Weg zurück, nach England finden würde, damit hatte niemand gerechnet.
Adah schrie und fuchtelte wütend mit den Händen herum. Sie verfluchte diesen Cayden, jenen Eindringling, welcher die Dreistigkeit besaß, Willroy zu seinem Eigentum erklären zu wollen. Womöglich waren sie sogar machtlos dagegen, denn ein anderer Erbe war immer noch nicht in Sicht.
„Es wird einen geben. Das verspreche ich dir!“, rief Adah, dem Wahnsinn nahe.
Jonathan zeigte keine Reaktion, denn zu oft hatte er diese Worte schon gehört.
Ein höhnisches Lachen drang an der Beiden Ohr. Grace hielt sich gern in einer der Nischen auf, um dann aus dem Nichts hervor zu preschen. „Ihr Leib ist verflucht, du Narr! Gott will nicht, dass sie hier bleibt.“
„Du sollst still sein, hörst du!“, echauffierte sich Mr. Tyres und packte Adah am Arm, um so schnell wie möglich das Geschehen zu verlassen.
Grace fing plötzlich an, sich wie zu einem Tanze im Kreise zu drehen.
„Wir werden alle sterben. Ja, wir werden alle sterben“, fing sie an, zu singen.
Tatsächlich war es Cayden Tyres möglich, sein Erbrecht geltend zu machen, so wie es im Testament seiner Vorfahren niedergeschrieben war. Doch niemand hatte bisher dieses Recht in Anspruch genommen.
Die zwei Söhne seines Bruders Charles waren noch jung an Jahren. Cayden war der einzige, der aus der Rolle fiel. Er stammte aus der ersten Ehe mit einer gewissen Miranda Pellhead, von der es nichts gutes zu berichten gab. Man sagte ihr nach, dass sie ihr Geld mit der Hurerei verdient hätte. Doch das waren nur Gerüchte, die sich keiner traute, auszusprechen.
Charles nahm sie schließlich zur Frau und nur wenige Monate später brachte sie Cayden zur Welt. Sie selbst, überlebte nicht. Das Kindbettfieber hatte sie dahingerafft. Aber der Junge trug den Namen Tyres. Und somit besaß er einen gewissen Anspruch auf das Anwesen von Willroy.
Es war nicht so, dass der Rest der Verwandtschaft Jonathans in ärmlichen Verhältnissen lebte. Nein, jeder besaß selbst ein vortreffliches Herrenhaus. Doch Willroy war einzigartig und viel prunkvoller, als jedes Gebäude in der Gegend.
Üppig blühende Rhododendren und rund geschnittene Buchsbäume, welche über die Jahre hinweg, nicht an Schönheit und Eleganz eingebüßt hatten, umrandeten das ganze Anwesen.
Man wandelte, wie in einem schönen Traum, durch das Gelände, bis man das Herrenhaus erreichte. Unzählige Fenster, von einer imposanten Fassade eingerahmt, machten das Paradies perfekt.
Willroy war immer belebt. Generationen vereint, unter einem Dach. Doch jene Jahre gehörten längst der Vergangenheit an. Missgunst und Neid machten auch vor Willroy nicht halt.
Man gab Empfänge, sowie es der Anstand vorschrieb. Ignoranz, Scheinheiligkeit und falsches Gerede beherrschten zumeist das Bild.
Adah hielt diesen Zustand nicht mehr aus. Nächtelang lag sie wach. Ihr war bewusst, dass sich in diesem Hause schnellstens etwas ändern musste.
Diesmal musste es einfach klappen. Zu groß waren die Enttäuschungen in der Vergangenheit.
Allesamt waren sie mit Schönheit gesegnet, diese Mädchen, welche nicht in der Lage waren, den Wunsch Adahs zu erfüllen. Entweder war Jonathan derjenige, welcher sie verschmähte oder die Opfer selbst, nahmen sich aus Verzweiflung das Leben. Willroy zog sie alle magisch an und wenn man einmal von der Süße eines unbeschwerten Lebens gekostet hatte, so kam man davon nicht mehr los. Aber diese Sorglosigkeit besaß auch ihre Schattenseite, die keines von diesen Mädchen wahrhaben wollte.
Schöne Kleider, ja, die wollten sie alle tragen und in den Tag hinein leben, ohne an das morgen zu denken. Doch, als Adah ihre Bedingungen preisgab, brach die schöne, heile Welt augenblicklich in sich zusammen. Ein zurück gab es nicht mehr und so nahm das Schicksal unaufhaltsam seinen Lauf.
Adah konnte sich noch ganz genau an jede Einzelne erinnern. Am Anfang glaubte sie immer, die Richtige gefunden zu haben. Aber am Ende blieben nur Enttäuschungen. Zwei hatten sich selbst das Leben genommen, da musste sie nicht nachhelfen, sowie bei der Letzten.
Da Jonathan ihr aus dem Wege ging, war sie für Adah nutzlos. Doch dieses Mädchen glaubte tatsächlich ihren Platz auf Willroy, ohne jegliche Gegenleistung, in Anspruch nehmen zu können.
Eines Morgens fand man sie blutüberströmt am Boden liegend. Das Fenster ihres Zimmers war weit geöffnet. Man kam zu dem Ergebnis, dass sie den Freitod gewählt haben musste.
Es gab keine näheren Verwandten, die man hätte informieren können. Denn die Mädchen stammten allesamt aus dem Waisenhaus von Woodhill. Keiner weinte ihnen am Ende eine Träne nach. Sie waren Ausgeschlossene der Gesellschaft.
Aus der Verzweiflung heraus, fasste Adah einen erneuten Plan. Sie wollte sich abermals unerkannt auf den Weg nach Woodhill begeben. Ja, dort würde sie jene finden, welche der Schlüssel zu ihrem Glück sein würde. Sie erachtete es, als ihre letzte Möglichkeit, dem Hause Willroy gerecht zu werden. Niemand, selbst die Dienerschaft, war dazu bereit, diesen Cayden Tyres, als den neuen Herrn anzuerkennen.
Es war Adah selbst, die das Gerücht in Umlauf brachte, dass das Personal nicht verschont bliebe. Alle würden sie entlassen werden, so waren ihre Worte.
Adah hatte ihr seidenes Kleid abgelegt und war in ein graues, unscheinbares Gewand geschlüpft. Als feine Dame wäre sie in Woodhill wohl nicht einen Fuß weit gekommen. Man hätte sie umgebracht oder vielleicht ein Lösegeld gefordert.
Der grob gewebte Stoff juckte auf ihrer Haut, sodass sie anfing, sich am ganzen Leibe zu kratzen. Kleine, rote Pusteln bildeten sich.
Adahs zarte, weiße Haut wies nun einen Makel auf, mit dem die Besagte ganz und gar nicht umgehen konnte. Der Spiegel, indem sie sich betrachtete, beschönigte nichts. Adah fühlte sich betrogen, von Gott und all den anderen. Immer hatte sie daran geglaubt, etwas besonderes zu sein. Denn Jonathan war damals nicht der einzige Mann, welcher um sie geworben hatte. Schönheit war immer Adahs Kapital gewesen. Und jetzt war, von einem auf den anderen Moment, alles dahin. Fahle Haut und grau umrandete Augen waren Beweis genug, dass Schönheit tatsächlich vergänglich war.
Jonathan würde womöglich bald das Interesse an ihr verlieren, wenn ihre äußere Hülle nicht mehr das aufwies, was er einst als begehrenswert empfand.
Noch war ihre Zeit nicht abgelaufen. Doch sie schritt so schnell voran, dass es keinen Aufschub bedurfte. Adah hasste diesen Cayden Tyres abgrundtief. Dafür, dass er bereit war, Willroy an sich zu reißen. Gnadenlos würde er sie alle vertreiben. Man sagte ihm nach, dass er unberechenbar sei.
Nun lag es ganz allein an ihr, die Grenzen neu abzustecken und sie war sich sicher, dass heute der richtige Tag war, um jene Mission anzugehen. Zuversicht nahm ihr Innerstes ein.
Adah nahm sich den langen schwarzen Mantel, mit der Kapuze. Legte ihn über ihre Schultern, um das armselige Gewand, was ihren Leib umhüllte, zu verstecken. Niemand sollte irgendeinen Verdacht hegen.
Währenddessen Jonathan Tyres seinen Bankgeschäften nachging, nahm Adah die Kutsche, um unbehelligt das Gelände von Willroy zu verlassen. Ein paar Mal schon war sie in der Vergangenheit zu der einzigen Zufahrtsstraße, die nach Woodhill führte, gefahren. Die Wächter des Waldes waren skrupellos. Sie wollten Geld, viel Geld. Adah Tyres besaß genug davon.
Jonathan hatte noch nie danach gefragt, was sie damit anstellte. So war es auch dieses Mal.
Es machte ihr nichts aus, ein halbes Vermögen für das Gelingen eines Planes auszugeben. Denn was nützten ihr die schönsten Kleider und der edelste Schmuck, wenn sie keinen Erben vorzuweisen hatte.
Jonathan würde sich ihrer, früher oder später, auf irgendeine Art und Weise entledigen. So verhielt es sich unter den Adligen. Die glanzvollen Herrenhäuser sollten schließlich nicht in fremde Hände übergehen. Zumindest sollte auch kein Schmarotzer aus der Verwandtschaft den Vorzug erhalten. Jonathan Tyres war nun mal der älteste Sohn jenes Adelsgeschlechts und somit besaß er auch das Vorrecht, auf Willroy zu leben. Aber seine Tage schwanden dahin, schneller als es ihm lieb war. Alle Hoffnungen, auf einen Erben, hatte er längst zerschlagen.
Manchmal, wenn er alleine war, dann überkamen ihn die trüben Gedanken. Er würde gehen müssen, irgendwohin. In eines der kleineren Herrenhäuser, weit abgelegen, um jener Schmach zu entgehen, Willroy für alle Zeit verloren zu haben. Es gäbe nichts mehr, für das es sich lohnte, zu kämpfen. Verfall würde ihn einholen und sein Tod wäre die Erlösung.
Gott wollte ihn strafen, dafür, dass er Adah aus dem Schoße ihrer Familie gerissen hatte, um ihr seinen Willen aufzuzwingen. Sie liebte Willroy, jenes war nicht zu verleugnen, aber die Liebe zu Jonathan war in ihrem Herzen nie eingekehrt.
Er hasste sie alle, diese einfältigen, naiven Mädchen, welche Adah heranschaffte, um ihn zu beglücken. Was Adah von ihm verlangte, war absurd. Ein Kind, sollte er zeugen und Adah würde es aufziehen, als sei es ihr eigenes. Doch damit konnte Jonathan sich nicht arrangieren. Es wäre ein Betrug gegen sich selbst.
Auch, wenn es nur einseitige Liebe war, so vergötterte Jonathan dennoch sein Eheweib und keine, die Adah anschleppte, kam je an sie heran. Sie gab sich ihm hin, wenn ihm der Sinn danach stand. Ja, das tat sie, um ihrer ehelichen Pflicht nachzugehen. Aber mehr hatte er nicht von ihr zu erwarten. Gefühle konnte sie nicht aufbringen, wenn er mit ihr den Beischlaf vollzog. Jenes schien ihm unerträglich, sodass er sich gelegentlich, aus seinem Frust heraus, mit reichlich Gin betäubte. Er wollte, auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick war, sich seiner Gedanken entziehen. Der Alkohol erwies sich immer, als sein Freund und nahm ihm seine Sinne.
Wie sähe sein Leben aus, wenn er sie nicht geheiratet hätte? Wäre sein Haus mit Kindern gesegnet?
Seine Vergangenheit holte ihn schlagartig ein. Das Gesicht von Florence Howell tauchte in seinen Gedanken auf. Ja, sie war ein hübsches Mädchen und auch sehr gut erzogen, aber sie war eitel, sehr eitel. Trug die Nase immer ziemlich hoch. Sie glaubte gar, ihm Vorschriften machen zu können. Nein, Jonathan war derjenige, welcher das Sagen hatte und so sollte es auch bleiben. Zu der Hochzeit kam es schließlich nicht.
Er hatte sie gesehen, Jane Parker, wie sie oberhalb der Treppe stand. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Jedoch erkannte er keinerlei Reue, für jene Tat, welche sie begangen hatte.
Wie eine Puppe fiel Florence die breite Treppe hinab. Unten angekommen, war alles Leben aus ihr gewichen. Es war kein schöner Anblick, der sich ihm bot und aus dem Hintergrund vernahm er ein Klatschen in die Hände, was Grace Freude zum Ausdruck brachte.
Jonathan hielt sich bedeckt, in seinen Aussagen, als man die Ermittlungen aufnahm. Es hätte Jane den Galgen eingebracht, wäre nur ein falsches Wort über seine Lippen gelangt. Es war ihre verdammte Eifersucht, welche ihr manchmal zum Verhängnis wurde, dann verlor sie die Kontrolle über sich selbst.
Er hatte ihr gegenüber, eine Warnung ausgesprochen. Adah sollte nicht zum Opfer werden.
Ein leichtes Lächeln umspielte die Mundwinkel Jonathans. Auch diese Lilly hatte es ihm anfangs angetan. Sie kam mit ihrer Familie oft zu Besuch. Und Jonathan entwickelte Gefühle für sie. Von Heirat war die Rede, sodass es ihr erlaubt war, Jonathan Tyres für ein paar Tage, ohne den elterlichen Schutz aufzusuchen.
Sogar zu Grace hatte sie eine gewisse Freundschaft aufgebaut. Und jetzt musste er darüber schmunzeln, wie naiv er doch war. Das die Beiden sich manchmal entfernten, um den großen Garten zu durchstreifen, war nichts ungewöhnliches mehr. Niemand hegte den Verdacht, dass Lilly, Grace nur dazu benutzte, um sich mit dem Stallburschen zu treffen. Dann verweilte Grace im Schatten einer Zeder, um auf die Rückkehr ihrer Begleiterin zu warten, die mit ihrem heimlichen Liebhaber in der Scheune verschwand.
Doch einmal, da hielt es Grace nicht mehr aus. Kleine Insekten umschwirrten sie und die Luft war sehr stickig. Die Anweisung von Lilly, sich nicht von der Stelle zu rühren, ward vergessen. So ging sie alleine zurück.
Auf Nachfrage Jonathans, wo sich Lilly befände, meinte Grace, dass es ein Geheimnis sei und sie nichts verraten dürfte.
Jonathans Miene wirkte plötzlich sehr ernst. „Du sagst mir jetzt sofort, wo sich Lilly befindet, sonst sperre ich dich für den Rest deines Lebens in deinem Zimmer ein.“
Grace liefen die Tränen übers Gesicht. Nein sie durfte ihm nichts verraten. Sie hatte es doch hoch und heilig versprochen.
Jonathan Tyres sprang in die Höhe.
„Ich finde sie auch ohne dich“, sprach er mit lauten Worten.
Seine Dogge Jack sollte ihre Spur aufnehmen. Das kleine Halstuch, welches noch immer auf Lillys Stuhl lag, hielt er dem Tier unter die Nase. Sofort lief der Hund los und Jonathan stürmte hinterher.
Ohne vom Wege abzuweichen, gelangten sie schließlich zur Scheune. Beide kamen sie zu spät, um die Verschollenen inflagranti zu erwischen. Doch Jonathan erkannte wohl, dass die Beiden sich im Stroh miteinander vergnügt hatten. Lilly sah ziemlich mitgenommen aus. Ihre Haare waren zerzaust und ihr Kleid halb geöffnet.
Noch in der selben Nacht verschwand sie und ihr Liebhaber ebenso.
Wäre Jonathan damals nicht in diese verdammte Scheune gegangen, dann hätte er jetzt wohl Lilly an seiner Seite und vielleicht ein dutzend Kinder. Cayden Tyres wäre nur ein Wurm, dessen Existenz keine Rolle spielte. Aber jetzt stellte er eine Bedrohung dar. Das grausame Schicksal machte vor keinem halt, ob reich oder arm. Geld und Einfluss waren Balsam für die Seele, dennoch waren sie auch gleichzeitig eine schwere Last.
Er hatte die Hoffnung noch nicht zerschlagen. Vielleicht wäre Adahs Leib doch noch in der Lage, ein Kind auszutragen. Aber, um welchen Preis? Würde eine weitere Schwangerschaft ihr vielleicht sogar den Tod bringen? Ihr Leib wehrte sich gegen eine erneute Empfängnis, das war nicht zu verleugnen und Jonathan verdrängte den Gedanken, dass Willroy für ihn verloren sei.
Adah war jedoch noch immer nicht bereit, das Haus einem Schmarotzer zu überlassen. Nein, ihr Kampfeswille, dem zu trotzen, war weit höher, als der von ihrem Gatten. Sie war zuversichtlich, was ihre Pläne an betraf. Ob Jonathan sich diesmal darauf einlassen würde, jenes war Adah nicht klar. Sie verstand nicht, wieso er sie alle verschmähte. Schließlich gab es für ihn nichts wichtigeres, als einen Erben sein Eigen nennen zu können.
Frederick, der Kutscher, stoppte abrupt. Das Gefährt wurde umlagert. Hier ging es nicht weiter, für niemanden.
Adahs Angst, welche sie augenblicklich heimsuchte, war keineswegs unbegründet. Würden sich die Wächter auf den Handel einlassen? Oder wären sie gar in der Lage Adahs Leben, hier und jetzt, ein Ende zu setzen? Frederick würde dies niemals zulassen. Er war dazu verpflichtet, sein eigenes Leben für das Wohl seiner Herrschaft zu geben.
Ein Schrecken durchzog Adahs Glieder, als plötzlich die Tür der Kutsche aufgerissen wurde. Ein kräftiger Kerl mit gelben Zähnen und einer rot glänzenden Narbe, entlang der Wange, hielt ihr seine ausgestreckte Hand entgegen. Auch ohne Worte verstand Adah, was der Mann von ihr wollte. Sie war darauf vorbereitet.
Der Wartende nahm die Pfundnoten entgegen, begutachtete das Bündel und verschwand. Zurück, kam er nicht.
Die Pferde setzten sich wieder in Bewegung. Adah atmete auf. Es würde alles gut werden, anders konnte es nicht sein. Heute musste sie in Woodhill fündig werden und dann würde sich ihr Leben komplett ändern.
Sie hatten den Wald schon fast hinter sich gelassen, da bog Frederick in einen Seitenweg ein.
Adah warf den Mantel in die Kutsche. Dann beugte sie sich zum Boden hinab. Ihre Hände glitten über die feuchte Erde. Ein modriger Geruch stieg ihr in die Nase, als sie sich ihr Gesicht mit Dreck einrieb.
„Soll ich Sie nicht doch lieber begleiten?“, plagte Frederick das schlechte Gewissen.
Was, wenn Mrs. Tyres diesmal nicht zurückkehrte? Dann würden sie ihn womöglich dafür hängen. Er spürte förmlich den Strick, um seinen Hals.
„Auf keinen Fall!“, wehrte Adah ab. „Wir wären verloren, ohne die Pferde. Ich kenne den Weg zum Waisenhaus mittlerweile zur genüge. Und schließlich sehe ich aus, wie eine von ihnen.“
Frederick bereute es, für diese absurde Sache sein Einverständnis gegeben zu haben. Ja, er hatte es ihr zuliebe getan, weil er dieser Frau ein wenig zugetan war. Sie befand sich in dem stetigen Kampf, auf Willroy ihren Platz behaupten zu müssen und das war nicht immer leicht. Ein bisschen fühlte er sich, als ihr Beschützer. Jetzt aber würde sie sich selbst beschützen müssen.
„Ich komme bald zurück“, sprach Adah, von Unsicherheit eingenommen.
Auch wenn sie nicht das erste Mal hier war, machte ihr die Gegend dennoch Angst.
Das einzige, was Frederick jetzt noch blieb, war die Tatsache, hinter Mrs. Tyres her zu blicken. Es fiel ihm wahrlich schwer, sie ziehen zu lassen. Er wünschte, es würde ihr gelingen, dieses Mädchen zu finden.
Adah hatte sich über die Jahre hinweg verändert, jenes war unumstritten. Es war Willroy, das sie zu dem gemacht hatte, was sie heute darstellte.
Manch einem vermag es vielleicht, sie als kalt und unbarmherzig zu bezeichnen, doch das war sie nicht. Man könnte jeden hernehmen, um dessen schlechte, gottlose Seite in den Vordergrund zu stellen. Keinem Menschen stünde es zu, sich als makellos zu bezeichnen. Würde dies geschehen, so wäre er ein Lügner vor dem Herrn. Adah verfolgte doch nur das, für was sie bestimmt war, so glaubte Frederick.
Unruhe plagte ihn. Das Waisenhaus war nicht weit entfernt, aber dennoch war es ein schwerer Gang und die Leute von Woodhill gottlos und unberechenbar. Sie würde zurückkommen, ganz bestimmt. Womöglich nicht allein. Sie fand immer irgendeine, die es satt hatte, ihr restliches, gottverdammtes Leben in den Mauern des Waisenhauses verbringen zu müssen.
Das Adah ein falsches Spiel betrieb und ihre Absichten hinterhältig waren, jenes konnte Frederick nicht immer gutheißen. Und manchmal überkam ihn selbst ein Schuldgefühl.
Vielleicht wäre Adah sogar mit ihm glücklich geworden, hätte er sie vor ihrer Heirat mit Jonathan Tyres kennengelernt. Die Kinderlosigkeit hätte ihm nichts ausgemacht.
Er wollte sie schützen, vor alldem, was die Zukunft auch immer für sie bereit hielt. Und er würde es nicht zulassen, dass ihr ein Leid geschehe. Eher war er dazu bereit, mit ihr die Flucht zu ergreifen. Ihm war klar, wenn Cayden Tyres die Macht über Willroy besäße, so wären sie alle verloren.
Vielleicht käme der Besagte zu Tode. Doch wer besäße den Mut, jene Schuld auf sich zu nehmen?
Wenn Adah ein Mädchen mitbrächte, welches tatsächlich bereit wäre, ein Kind für sie auszutragen, so wäre die Zukunft aller gesichert. Niemand würde seine Stellung verlieren und Frederick wäre auch weiterhin an Adahs Seite. Auf Willroy würden sich die Wogen glätten. Das Leben wäre unbeschwerter.
Und vielleicht wäre Adah sogar in der Lage, Frederick ihre Liebe zu schenken. Er wollte sie. Ja, er wollte ihr Herz für sich gewinnen, ihren Leib mit allen Sinnen spüren. Seine Lippen sehnten sich nach den ihrigen. Aber noch war der Zeitpunkt nicht gekommen. Er würde auf sie warten, sein ganzes Leben lang.
Er konnte sich noch ganz genau daran erinnern, als er ihr zum ersten Mal begegnet war. Frederick bekam damals den Auftrag, Mr. Tyres zu dem Haus der Kingsleys zu chauffieren. Das Gerücht war unter den Bediensteten im Umlauf, dass er dort eine Braut besäße, welcher er den Hof machte. Da der Besagte, in seiner Vergangenheit, schon allerlei Liebschaften vorzuweisen hatte, maß man dem keine weitere Bedeutung zu. Frederick war es gewohnt, seinen Herrn herum zu kutschieren, wo auch immer ihn sein Herz hin verschlug.
Aber Adah war nicht irgendein Mädchen. Sie war ein Gottesgeschenk. Mit allem gesegnet, was einem Mann die Sinne nahm. Und Frederick bildete da keine Ausnahme. Er beneidete Mr. Tyres, um seine gesellschaftliche Stellung. Ihm standen so alle Türen offen.
Adahs Gesicht erhellte sich, als sie die Gestalt von Mr. Tyres wahrnahm, welcher extra wegen ihr angereist war. Sie hatte es sich erhofft, dass er ihr irgendwann seine Aufwartung machen würde. Und jetzt war er tatsächlich gekommen. Sie trug das rote Kleid, was er ihr gekauft hatte und er erfreute sich daran.
Das Fräulein fühlte sich geschmeichelt, als er ihr die Hand küsste. In Frederick entflammte sich eine gewisse Eifersucht, welche kaum zu bändigen war. Er nahm die Pferde und führte sie zur Tränke, um sich dem Balzgehabe seines Herrn zu entziehen. Diese Adah Kingsley musste er unbedingt aus seinen Gedanken streichen. Nein, sie würde niemals Gefühle für einen Bediensteten entwickeln, jenes war ihm klar.
Mr. Tyres, der um ein vielfaches älter war, als seine Angebetete, war schließlich die bessere Wahl. Und Frederick war sich sicher, dass sie alles daran setzen würde, Willroy zu erobern. So hätte sie keine finanziellen Sorgen mehr.
Frederick würde sie beobachten, stets aus sicherer Entfernung, um nicht den Eindruck zu erwecken, er sei gar an ihr interessiert. Dann würde er sich an ihrer Schönheit erfreuen und niemand käme es in den Sinn, einen Verdacht zu schöpfen, dass sein Herz entflammt war.
Die Besuche, im Hause Kingsley, wurden häufiger. Obwohl Mr. Tyres, Adah vergötterte und ihr jedes mal Geschenke mitbrachte, konnte er sich noch immer nicht dazu entschließen, ihr den gewünschten Heiratsantrag zu unterbreiten, was Adah ziemlich in Rage brachte.
„Du wirst ihm sagen, dass mir Herold Wickley einen Antrag gemacht hat Und ich nicht abgeneigt sei, ihn zu nehmen“, ereiferte sie sich, als Mr. Tyres wiedereinmal davon gefahren war, ohne jenen erhofften Antrag auszusprechen.
William Kingsley runzelte die Stirn. Herold war ein Versager. Besaß kein Geld und auch keine reichen Verwandten. Schnorrte sich überall durch. Das Adah ihn nur benutzte, um Jonathan Tyres an der Nase herumzuführen, leuchtete auch ihm ein. Selbst er hatte sich bereits mit dem Gedanken angefreundet, dass der reiche Besitzer von Willroy seine Tochter zu seinem Weibe machen würde. Doch die Zeit kroch unaufhaltsam dahin und nichts weiter, außer Komplimente ließ er bei seinen Besuchen verlauten.
Es war an einem der Herrenabende, als Mr. Kingsley sich der Angelegenheit annahm. Jonathan Tyres wirkte überrascht, als jener Adahs Absichten kundgab. Das sie gewillt sei, einen Anderen zu heiraten, das behagte dem feinen Herrn ganz und gar nicht.
Der nächste Besuch, im Hause Kingsley, brachte eine Wendung mit sich. Der ersehnte Antrag kam nicht, aber Mr. Tyres war gewillt, Adah und ihren Vater für eine ganze Woche nach Willroy einzuladen, was diesen Herold Wickley von Adah fernhalten sollte.
„Gib den Pferden Futter und genügend Wasser, damit sie für die Rückreise gestärkt sind“, hatte Mr. Tyres, Frederick angewiesen.
Und Adah machte sich sogleich daran, ihre Koffer zu packen. Sie nahm alles mit, was ihr lieb und teuer war, denn sie hatte nicht vor, jemals in ihr altes Haus zurückzukehren.
Sie fühlte sich bereits, wie die Herrin von Willroy, als Frederick ihr die Kutschentür öffnete, welche sie ins Paradies befördern sollte.
Die ganze Fahrt über, lag ihr Augenmerk auf der Gestalt des Mr. Tyres. Fürwahr gab es sicher genügend Heiratskandidaten, die bedeutend jünger waren, als dieser Herr und welche Adah vom Fleck weg geheiratet hätten. Aber, was nützte ihr ein liebender Mann, welcher Geld noch Einfluss besaß? Mit Jonathan Tyres an ihrer Seite würde es ihr an nichts mangeln. Und Liebe? Wer brauchte schon Liebe. Davon allein konnte man schließlich nicht leben.
Das schwere Eisentor wurde geöffnet, um die Kutsche passieren zu lassen. Je mehr sie ihrem Ziel, dem Hause Willroy näher kamen, desto verblüffter wirkte der Gesichtsausdruck der Adah Kingsley. Ein so herrschaftliches Gebäude hatte sie noch nie zuvor gesehen. Hier wollte sie zu Hause sein, für den Rest ihres Lebens.
Noch heute wollte sie Jonathan Tyres ein Eheversprechen abgewinnen. Schließlich war sie sich bewusst, welchen Reiz sie auf die Männerwelt ausübte. Und auch der Herr von Willroy käme nicht drumherum, ihrer Anziehungskraft zu verfallen.
Am Abend wollte sie das rote Kleid tragen, um ihre Weiblichkeit noch besser zur Geltung zu bringen. Es käme ihm vielleicht in den Sinn, sie zu verführen, doch sie würde ihn abweisen, da sie nicht bereit war, eine außereheliche Liaison einzugehen. Dann würde er sie anflehen, ihn zu heiraten.
Vor der Eingangshalle kam das noble Gefährt zum Stillstand. Adah war erstaunt, wie viel Personal sich vor dem Hause versammelt hatte.
Sie fühlte sich, wie eine Königin, als sie an der wartenden Menge, welche ihre Ehrerbietung demonstrierte, vorbei schritt. Sie würde sie herumkommandieren, allesamt.
„Jack, alter Freund!“, rief Mr. Tyres plötzlich, als sie das Haus betraten.
Adah schrie auf, als sie wahrnahm, wer oder was dieser Jack war.
Eine gewaltige Dogge, welche die Begrüßung ihres Herrn wohl nicht länger aufschieben wollte, kam schnellen Schrittes auf sie zugelaufen. William Kingsley begab sich sogleich in den Windschatten seines Gastgebers. Und Adah erachtete die Gelegenheit als günstig, sich zum Schutze in die Arme des Mr. Tyres zu retten.
Für den Moment wirkte dieser überrascht. Aber, als er ihre Angst spürte, entwickelte sich in ihm, ein gewisser Instinkt, das Fräulein zu beschützen, den er daraufhin schamlos ausnutzte. Sein Arm umschloss ihre Hüfte, um sie noch ein wenig näher an sich heran zu drücken.
Jack machte augenblicklich halt, vor dem vermeintlichen Pärchen. Sein bedrohliches Knurren sollte demonstrieren, dass er nicht gewillt war, seinen Herrn zu teilen.
„Aus, Jack! Platz!“, waren deutlich genug, um die Situation zu entschärfen.
Die mächtige Dogge gehorchte sofort und winselte, wie ein kleiner Schoßhund.
„Was für ein riesiges Tier“, fand Adah ihre Sprache wieder.
Noch immer lag sie in den sicheren Armen des Mr. Tyres. Und Adah wäre nicht Adah, wenn sie diese Nähe nicht zu ihrem Vorteile nutzen würde. Sie nahm die Hand ihres Beschützers und führte sie, oberhalb ihres Ausschnittes.
„Fühlen Sie mein Herz, wie es vor lauter Aufregung doppelt so schnell schlägt?“, hauchte sie ihm entgegen.
Mr. Tyres Blick verfing sich in den braunen Augen Adahs. Ihre Haut fühlte sich so weich und zart an, dass er sich wünschte, er wäre jetzt mit ihr allein. Doch da gab es diesen Mr. Kingsley, der noch immer, wie zu Stein erstarrt, seine Position innehielt. Gleich morgen würde er ihn davon jagen, um Adah ganz für sich alleine zu haben.
„Die Fahrt war lang genug. Ich werde im kleinen Salon den Tee servieren lassen. Zwischenzeitlich wird Miss Parker, die erste Hausdame, Sie auf ihre Zimmer geleiten, damit Sie sich ein wenig frisch machen können“, besann sich Mr. Tyres, denn er war wirklich kurz davor, Adah einen Kuss auf ihre sinnlichen Lippen zu drücken.
Als die Besagte hinzutrat, überkam Adah ein eiskalter Schauer. Ihre Gestalt war alles andere, als freundlich. Die Haare straff nach hinten gebunden, ließen das blasse Gesicht von Miss Parker äußerst geisterhaft erscheinen. Sie trug ein schwarzes Kleid, welches ihre Gestalt noch hagerer machte. Ihre Mundwinkel formten sich zu einem gekünstelten Lächeln.
„Folgen Sie mir bitte, meine Herrschaften!“, entgegnete sie, mit unterkühlter Stimme.
Adah hakte sich zum Schutze bei ihrem Vater unter. Noch nie war ihr seine Gesellschaft so wichtig, wie in diesem Augenblick. Sie wollte ihn auch erst dann loslassen, wenn sie diese grässliche Jane Parker loshatte. Und so schritten sie die Treppe hinauf und Adah spürte deutlich den Blick des Mr. Tyres, welcher auf ihrem Nacken lag.
Ja, Jonathan war ihr äußerst zugetan. Was man von dieser Miss Parker nicht behaupten konnte. Sie fühlte sich ihr vielleicht sogar überlegen, da sie schon ewig auf Willroy ihre gute Stellung innehielt. Doch jenes könnte bald ein Ende haben, wenn Mr. Tyres Adah zu seinem Weibe machen würde. Dann besäße sie genügend Einfluss und Macht. Und Jane Parker würde dies als Erste zu spüren bekommen. Sollte sie sich doch woanders eine Stellung suchen, um ihren unfreundlichen Gesichtsausdruck zur Schau zu tragen.
Eines der Hausmädchen war gekommen, um Adah beim Anziehen zu helfen. Das Korsett wurde eng geschnürt, um ihre weiblichen Rundungen noch besser zur Geltung zu bringen. Das Rosenwasser, mit dem sie ihre Haut benetzte, verbreitete einen süßlichen Duft. Das hochgesteckte Haar war mit kleinen weißen, perlmuttglänzenden Perlen versehen.
Adahs Blick, in den mächtigen, goldumrandeten Spiegel sollte ihr die letzte Gewissheit verschaffen, dass alles perfekt war. Sie drehte und wendete sich in verschiedene Positionen. Ihr Aufzug war bei weiten nicht unbedingt herrschaftlich, eher wirkte ihre Aufmachung ein wenig ordinär.
Sie schwor sich, bei Gott, würde es ihr heute nicht gelingen, ihren Gönner für sich zu gewinnen, so würde sie morgen, gleich in der früh, mit ihrem Vater davon fahren. Mr. Tyres würde sie jedoch nicht gehen lassen, ganz bestimmt nicht, da war sie sich sicher.
Verblüffung zeichnete sich in den Gesichtern der beiden Herren ab, als Adah im Salon erschien.
Jonathan rückte ihr sogleich den Stuhl neben dem seinigen zurecht, was sie als Zeichen deutete, dass er ihr nahe sein wollte. Mr. Kingsley nahm den Platz gegenüber ein. Adah fiel auf, dass seine Bewegungen leicht unkontrolliert waren. Der gute Portwein, den Jonathan Tyres zuvor reichlich
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
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Lektorat: Pia Richter
Tag der Veröffentlichung: 11.02.2017
ISBN: 978-3-7438-2483-6
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