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A Vampire Love Story

 

 

 

Ich liebe dich,

komm mir nicht zu nah

 

A Vampire Love Story

 

von

Ilse Falkensteiner

 

 

 

Teil 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1

Mila

 

“Ihr werdet schon noch sehen, am Ende des Urlaubs bereut ihr es! Dann werdet ihr euch wünschen, bei meiner Mission mitgemacht zu haben! Während ihr dann gelangweilt am Hotelstrand mit armseligen Touristen sitzt, liege ich schon gut gebräunt auf seiner Yacht und trinke Champagner, als wäre es Wasser!”, schreie ich genervt meinen Freundinnen hinterher, die sich nur mit fragendem Blick von mir abwenden und die Türen vor meiner Nase zu knallen.

Nun stehe ich also wieder einmal in meinem Leben ganz alleine da.

Vor verschlossenen Türen eines bescheuerten Billig-Hotels auf Mallorca.

Bis jetzt hatte ich zumindest noch meine Mädelsgruppe, jedoch werde ich von ihnen, seit ich ihnen von meinem Plan erzählt habe, nicht mehr gewürdigt und respektiert.

Ich musste mir Vorwürfe anhören wie: “Du bist ein berechnendes Luder, mit so jemanden wollen wir nichts mehr zu tun haben…” Und noch vieles mehr.

Zugegeben ist mein Plan wirklich berechnend, jedoch was auf der Welt ist das heutzutage bitte nicht? Verdammte Heuchler.

Jeder, der sich für eine Karriere entscheidet, ist mindestens genauso berechnend wie ich, oder etwa nicht?

Ich sehe mein Vorhaben auch als Job, und im Vergleich zu den anderen Jobs ist meiner wirklich ein “All In” Vertrag.

Und mit All In meine ich auch wirklich All In. Denn bei mir wird es dann nicht viele freie Stunden geben, geschweige denn Tage.

Also warum um alles in der Welt sagen meine Freundinnen dann nicht zu mir: “Wow, du bist wirklich sehr zielstrebig, schön, dass du dich so für deinen Beruf einsetzt.” Nun muss ich selbst ein bisschen schmunzeln.

Siehst du Mila, du kommst auch super allein zu Recht! Um Spaß zu haben, brauchst du wirklich niemanden!, sage ich zu mir selbst, während ich mich immer weiter vom Hotel entferne und dabei durch eine ungepflegte Allee schlendere.

Es ist wirklich so, in all meinen Freundschaften, die ich bis jetzt hatte, war ich für die Bespaßung und das Entertainment zuständig. Es ist mir ein leichtes, Menschen zu durchschauen und mich dann dementsprechend anzupassen. Ich passe mich jedoch nicht wirklich an, nein, ich erwecke in den Köpfen der Anderen lediglich den Anschein. Nur so kann ich sie manipulieren. Sie müssen glauben, dass wir “Gleichgesinnte” sind.

Ich würde allgemein sagen, dass ich vielen Menschen überlegen bin.

Nicht unbedingt durch Intelligenz, jedoch durch ein gutes Gespür und ein langjähriges Studium des menschlichen Verhaltens.

Es ist sogar so, dass gerade die schlauesten Köpfe oft auf mich hereinfallen, ihnen fehlt es an Instinkt.

Mein Ex Freund sagte einmal zu mir: “Ich glaube, du besitzt nicht einmal ein Herz in dir!”

Und da kommen wir auch zu meinen einfachsten Opfern: Es sind eindeutig Männer.

Es klappt zwar auch bei Frauen, aber Männer sind nochmal um einiges animalischer als Frauen. Bei ihnen muss ich im Normalfall nicht viel tun, damit sie mir aus der Hand fressen. Ein bisschen schön lächeln, anhimmeln, gefolgt von Sex, dann Sex-Entzug und so tun, als hätten sie die perfekte Vorzeige-Frau, die jede ihrer Mamis lieben würde und schon tun sie fast alles, was ich möchte.

Sie fressen mir förmlich aus der Hand.

Ja, ich gebe zu, ich bin DAS Miststück der Nation…

Und ja, im Moment stehe ich deshalb alleine hier auf dieser beschissenen Welt, doch inzwischen bin ich daran gewöhnt und es macht mir nichts mehr aus.

Ganz im Gegenteil, ich genieße es allein zu sein.

Meine Eltern haben mich zur Adoption frei gegeben.

Seit ich drei Jahre alt war, kam ich alle paar Jahre zu einer neuen Pflegefamilie.

Keiner von denen hat mich wirklich geliebt.

Nein, ich war jedes Mal Mittel zum Zweck, sei es, um die Ehe zu retten, die Beziehung zu kitten, das Image zu verbessern oder um einen Traum zu verwirklichen, der im echten Leben für sie dann doch zu anstrengend war.

Ich habe die verschiedenen Persönlichkeiten meiner Pflegeeltern studiert, nach ihren Schwächen gesucht und sie dann zu meinem Vorteil genutzt.

Fast alle Paare betrügen sich, machen sich etwas vor und finden es dann schrecklich, wenn einmal die Wahrheit ans Licht kommt.

Dann heißt es immer: “Oh mein Gott, wie konntest du mir das nur antun? Das hätte ich nie von dir gedacht.”

Und das obwohl sie es selber tun, getan haben oder tun werden.

Die ganze Heuchelei machen sie auch noch mit, obwohl am Ende des Tages oder in diesem Fall, am Ende der Beziehung, nicht einmal etwas dabei für sie rausschaut.

Also warum soll mein Plan dann bitte dumm sein, wenn ich doch nur eine saftige Entlohnung für meine Bemühungen erwarte?

Und Gott verzeihe, ich stehe auf Geld und Glamour.

Wenigstens stehe ich dazu und laufe nicht der Illusion meines Traummannes hinterher. Von dem ich nichts bekomme, außer dass er mich, wenn wir eines Tages Kinder haben - die wir ohnehin nur kriegen, um unserer Langeweile oder unserer schlechten Beziehung ein Ende zu setzen - betrügt und das Flittchen nach mir alles bekommt, was wir zuvor hart aufgebaut haben.

Nein, das werde ich niemals mitmachen.

Lieber werde ich mir als nächstes diesen mysteriösen Milliardär namens “Yacht Area” angeln.

So heißt zwar nur sein Bot, seinen Namen muss ich erst noch herausfinden. Es steht derzeit am Hafen von Palma, wir waren gestern noch alle auf einen Drink in dem Lokal direkt vor seiner Yacht.

Als ich auf der Toilette war, kam der Unbekannte und wechselte mit mir ein paar Worte. Er hat sofort angebissen. Seinen sabbernden Blick sehe ich förmlich noch vor mir. Angefangen von meinen schlanken Beinen ließ er den Blick weiter über mein Kleid zu meinem üppigen Dekolletee wandern. Als er dann meine blitzblauen Augen sah, verweilte er einige Sekunden mit seinem Blick bei mir.

So geht es vielen, ich bin wirklich gesegnet mit meinem Körper. Er ist fast perfekt und das obwohl ich nicht einmal viel Sport treibe. Ich weiß es klingt eingebildet, jedoch stehe ich nur zu meinen Qualitäten und mache mich nicht kleiner so wie die meisten Frauen es tun. Was übrigens die Männer sehr an mir schätzen. Männer stehen auf selbstbewusste Frauen, die wissen, was sie wollen und finden es erfrischend, auch mal eine wie mich zu erleben.

 

 

 

Nun sitze ich hier, in dem Café direkt gegenüber von seiner Yacht und das schon seit zirka einer Stunde. Mein mysteriöser Milliardär blinzelt immer wieder vom Deck zu mir hinunter, jedoch kommt er nicht von seinem Boot.

Es macht mich wahnsinnig. Er hat mich wahrgenommen, unternimmt jedoch nichts. Geduld ist leider keine meiner Tugenden. Zum Glück brauche ich selten zu warten. Aber bei ihm geht es anscheinend nicht so einfach, wie ich es gewohnt bin ...

Zumindest schmeckt der Kaffee gut und die leise Musik in dem Hafenlokal wirkt beruhigend, was ich gerade wirklich brauche.

Entspann dich, Mila!, sage ich zu mir, um nicht die Geduld zu verlieren.

Immerhin starre ich ihn die ganze Zeit über an wie ein Raubtier, das seiner Beute auflauert und er, er starrt zurück, kommt aber nicht von Deck.

Verdammt, beiß doch endlich an!

Und dann, als ich endlich genervt aufstehen möchte, um zu gehen und die Rechnung bestelle, sehe ich hinter mir einen Schatten.

Eine kräftige Männerhand fährt zwischen den Kellner und mir und legt beachtlich viel Geld auf das Tablett, auf dem sich meine Rechnung befindet.

Lila, ich liebe diese Farbe. Nicht umsonst sind die hohen Geldscheine immer in solchen Farben gehalten… Wer um alles in der Welt legt fünfhundert Euro für zwei Kaffee auf den Tisch? Hat der Typ kein Kleingeld?

Mit einem selbstgefälligen Strahlen im Gesicht wende ich mich ihm zu.

Hab ich es doch gewusst, Mr. Area steht vor mir.

Ich fixiere seine Augen, verharre einige Sekunden, bis ich dann schließlich sage:

“Ich dachte schon, Sie kommen nie …”, hauche ich und beiße mir dabei lasziv auf die Unterlippe.

“Wie könnte ich bei Ihnen nicht kommen?”

Ich erstarre wegen seiner Antwort. So anzüglich und zweideutig? Spinnt er?

“Das Restgeld, welches der Kellner gleich bringt, ist für Sie. Ich werde auf dem Boot warten …”

Bei der Bezeichnung entkommt mir ein Lächeln. “ ... auf dem Boot.” Das ist kein Boot, das ist eine super riesengroße, ultra Yacht.

Er wendet sich von mir ab und geht allen Ernstes wieder zurück.

Das sogenannte “Boot” ist wunderschön. Die Außenverkleidung ist schwarz und am oberen Ende kann man den luxuriösen Mahagoniholzboden durchblitzen sehen.

Glaubt er, ich bin…. Nein, das kann doch nicht sein, ich sehe doch nicht aus wie … wie eine Professionelle.

Ich halte vor Schreck kurz die Luft an.

Dann wäge ich meine Möglichkeiten ab.

Da wäre einmal die Möglichkeit, meine Mission abzubrechen und dann alleine und ohne Geld bis zum Heimflug in einer Woche hier zu bleiben. Wo ich daheim erst recht wieder alleine sitzen würde.

Oder ich gehe auf das Boot und schaue einfach, was mich erwartet. Abhauen kann ich immer noch, sollte er etwas Unseriöses mit mir vorhaben.

Immerhin ist er nicht hässlich, zwar etwas älter, aber überdurchschnittlich attraktiv und unvorhergesehen interessant.

So hat noch niemand auf mich reagiert, geschweige denn mit mir gesprochen.

Ich werde mich nicht so schnell ins Boxhorn jagen lassen und mich jetzt auf das Ungewisse einlassen!

Ich brauche nur wenige Schritte zu gehen, bis ich vor dieser Schönheit von Boot stehe.

Vorsichtig betrete ich die Yacht.

Kurz quält mich der Gedanke, was er alles mit mir anstellen könnte. Immerhin bin ich ein Mädchen, das alleine auf das Schiff eines absolut Fremden geht, von dem ich nicht einmal den Namen weiß.

Und suchen würde mich wohl auch niemand. Nicht einmal mehr meine sogenannten Freundinnen.

Andererseits ist mir mein Leben nicht sonderlich wichtig, in Anbetracht dessen, dass ich eigentlich keines habe.

Also richte ich meinen Körper wieder auf und schreite mit selbstbewusstem Gang eine kleinen Mahagoni Treppe hoch, aufs Deck hinauf.

Jeder meiner Schritte ist dank meiner Absätze lautstark zu hören.

Na toll...

Im Gang zwischen den Treppen, wo es entweder hinunter oder hinauf geht, verweile ich, um herauszufinden, wo er sich befindet.

Hätte ich doch bloß einmal nur flache Schuhe angezogen … Auf einem Boot wäre das kein Fehler...

Bemüht selbstbewusst zu klingen, räuspere ich mich und sage mit lauter Stimme:

“Hallo, wo sind Sie denn?”

Dann sehe ich einen Zettel neben der Tür kleben, auf dem geschrieben steht:

Geh die Treppen hinunter ins Innere.

Ok, jetzt plagt mich doch wieder die Angst. Sind nicht unten immer die Kabinen zum Schlafen? Er glaubt wohl wirklich, ich sei eine Prostituierte …

Der Idiot kann schon glauben, was er will, was ich tue, ist dann eine andere Sache…, denke ich mir tapfer, als hätte ich, wenn es hart auf hart kommt, eine Chance.

So leise wie möglich versuche ich die Holzstufen hinunter zu gehen, meine

Stöckelschuhe verraten mich aber dennoch.

“Komm nur...”, höre ich ihn nur mehr wenige Meter entfernt von mir sagen.

Hitze steigt mir ins Gesicht. Alle möglichen Gedanken laufen wie ein Film in mir ab.

Seine Stimme klingt ruhig, so als wüsste er genau, was jetzt passieren wird.

Kein Funken Nervosität ist herauszuhören.

Verdammt, warum ist dieser Mann so ungewöhnlich selbstbewusst?

Zum ersten Mal in meinem Leben als Erwachsene habe ich die Situation mit einem anderen Menschen nicht mehr unter Kontrolle.

Ich gehe weiter und stehe nun in einem großen Raum. Die ganze Etage ist offen und somit sehr großzügig gehalten. Ein ganz eigener Geruch umgibt dieses Boot. Eine Mischung aus Holz und einem herrlichen Duft, den ich nicht beschreiben kann.

Wenn ich aus den kleinen runden Fenstern luge, blicke ich mitten ins Meer. Der Anblick ist so unvorstellbar schön, dass ich es fast nicht fassen kann. Lauter kleine Fische schwimmen durch das vom Hafen leicht getrübte Wasser.

Und trotz des trüben Wassers, ist es ein umwerfender Ausblick in die Tiefen des Meeres.

“Gefällt dir, was du siehst?”, fragt mich der Unbekannte und zwinkert mir dabei zu.

Verdammt, was hat er nur an sich? Wie kann der Mistkerl mir nur so überlegen sein? Ich fühle mich, als wäre ich plötzlich wieder ein kleines Mädchen.

Ich drehe mich zu ihm und blicke direkt in sein markantes Gesicht. Seine Augen sind rehbraun. Sie wirken sehr vertrauenserweckend und anziehend auf mich, aber ein Gefühl sagt mir, dass der Schein trügt.

Mein Blick schweift weiter an ihm hinab.

Er trägt ein weißes Leinenhemd, an den Armen etwas hochgekrempelt. Seine Hände sind sonnengebräunt. Seine Haut ist allgemein sehr schön, ebenmäßig und leicht bronzefarben, was ich sehr sexy finde.

Nicht sabbern, Mila!, ermahne ich mich und beiße mir dabei auf die Zunge.

Als ich noch weiter an ihm hinabsehe, bemerke ich, dass er zu dem Hemd eine coole, schwarze Badehose trägt. Eine lustige Mischung ist das, diesen gut aussehenden, jedoch schon etwas älteren Mann von ca. fünfzig mit Hemd und Badehose zu sehen. Dennoch passt das Gesamtbild hervorragend.

Während ich ihn so bestaune, wünsche ich mir, er würde mich sofort “nehmen”, obwohl das vor nur wenigen Sekunden noch eine meiner Ängste war.

Ok, Mila, komm wieder zur Besinnung! Oder hast du etwa schon vergessen, dass du diejenige bist, die etwas mit ihm geplant hat und nicht umgekehrt?

“Sie haben es hier sehr schön, reisen Sie allein?”, frage ich ihn und gehe bewusst einen Schritt weiter auf ihn zu, um ihm die Überlegenheit zu entziehen und mich selbstbewusst zu präsentieren.

“Im Moment ja …”

Im Moment? Was soll das nun wieder bedeuten? Hat er eine Frau?

Doch auf seinem Finger an der rechten Hand erkenne ich keinen Ring.

“Nein, verheiratet bin ich auch nicht”, sagte er und steckt seine linke Hand in seine Hosentasche.

Verdammt, kann er Gedanken lesen? Woher weiß er, dass ich mir genau diese Frage gerade eben gestellt habe und warum gibt er nun seine linke Hand in seinen Hosensack?

Dann verstehe ich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 24.04.2019
ISBN: 978-3-7487-0242-9

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