Mythen und Mären -
ach wenn die nicht wären!
Wär doch ein Graus
im grauen Haus
ewig nur aufs Bild zu starren,
gespannt vorm immergleichen Karren!
Lieber mal als Kind ausbrechen,
dem Andern in den Finger stechen,
diese, jene Grenze queren,
sich dafür niemals echt beschweren!
Vorm Haus von düstren Menschen stehen,
sodass dabei Gedanken wehen,
was wohl dort alles laufen mag,
gehen, stehen, Tag für Tag,
die Lauscher auf, die Augen spitz,
wir stehen da, noch einen Witz!
Jeder lacht und freut sich froh -
ist innerlich die Seele roh?
Von wegen! Das was hier noch lacht,
ist das, was später weggemacht,
durch Zucht und Ordnung weggehaun,
denn niemals darf man Falsches baun!
Unstet?
Stürmisch?
Wie man will?
Das zählt nicht zum gemeinen Drill!
Die Hose fleckig? -
Geht so nicht!
Ich zeig Dir was, das Dich zerbricht!
Nie wieder stehst Du Fremden vor
und tust, als seist Du stark wie Thor!
Nie wieder läufst Du einfach los!
Lass ab von Deinem Schändlichschoß!
Leg nie die Hände nah der Scham -
pfui Kind, ich zeig Dir meine Gram!
Du bellst bald nur noch wie ein Hund,
Ich lehre es Dir Stund um Stund,
so dass Du lernst, dass frei nur ist,
wer da ist erlöster Christ!
Du hast zu leben, wie ich's mag -
heul nur, Kind, und dann verzag!
Doch hör auf das, was ich Dir sag
und stell mir bloß nicht Frag um Frag!
Schluck es, so wie ich es tat,
als Er mir schickte Seine Saat!
Sei züchtig, lieblich, nie zu laut,
denn wer hell aufstöhnt, ist versaut!
Sei leise nur noch, wünsch's dir drinnen,
denn alles andre wär von Sinnen!
Im Sinn hast Du fortan nur Pflicht,
Denn, Kind, willst Du, dass man bald spricht
von Dir, als wärst du purer Dreck?
Mir wär nicht lieber, du wärst weg -
Du sollst nur fügen Dich, sofort,
Da tut's kein später Wunschabort!
Die Leute reden, gern auch schnell,
sie haben Ohren, hören hell,
Drum red nie böse, red niemals schwer,
und sei auch bloß niemals vulgär!
Geziem Dich tapfer, lösch Dich aus,
Sei eine nette, blasse Maus!
Nur so kann's werden, nur so wird's gut -
Man hasst bald das, was man nicht tut,
Schreib's ruhig tief in Dich, ritz es dir ein,
Merk es Dir bis ins Tiefgebein!
Ritz nicht zu geistlos, nicht dass man's sieht!
Verlern bloß niemals, wie man kniet!
Wirf Dich zu Boden, bleib unerhört
Und tu nie wieder grundempört!
Flipp nur nie aus, mit allem dran,
das gibt Dir sonst den Gottesbann!
Du willst nicht braten in Höllenfeuern?
Du willst nicht brennend wund Dich scheuern?
Du willst keine Qualen durch Hiesigtücke?
Dann sei ein braves Fleischesstücke,
ganz ohne Hirn und Selbstverstand,
agier doch einfach
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 17.12.2018
ISBN: 978-3-7438-9105-0
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