Im Vorhinaus ich hatte, dass nie geplant, ich wollte es nie und habe es nie mit Absicht dazu kommen lassen! Von was ich spreche? Von dir! Wir waren freunde und das war auch gut so! Du warst mein großer Bruder, jemand dem ich Vertrauen konnte und dann hat sich alles geändert – auf einmal.
Ich bin 14 – ich bin eigentlich noch ein Kind ich lese gerne, versuche mich in Clubs zu schmuggeln und gebe mich immer mindestens zwei Jahre älter aus als ich bin. Ich bin ein normaler Teenager mit zu vielen Hormonen und Gefühlen aber eins habe ich was die anderen nicht haben: Ihn! Er heißt Tom ist 26 Jahre alt, groß, braunhaarig und macht gerade sein viertes Semester Wirtschaftswissenschaften. Ich kenne Tom schon seit ich ganz Klein bin, er war mein Babysitter und später hat er mir Nachhilfe gegeben. Unsere Eltern sind Freunde, wir waren Freunde, er war so etwas wie mein bester Freund aber dann kam das was alles verändert was böser als alles ist: LIEBE.
Vor sechs Monaten hat alles angefangen, ich war mal wir bei ihm um mir Physik erklären zu lassen aber wir hatten beide eher mäßig Lust auf Naturwissenschaften also sahen wir uns „Der Pate“, seinen Lieblingsfilm an. Es war gerade Dezember und ziemlich kalt, deswegen legte ich mich in sein Bett um den Film zu schauen und deckte mich zu. Nach kurzer Zeit kam auch er dazu, da war nichts komisches dran wir verstanden uns gut und es war immer genug Abstand zwischen uns. Schon einige Zeit davor hatte ich eine jugendliche Schwärmerei für ihn entwickelt also gefiel es mir gut neben ihm zu liegen, aber es war diese Art von Schwärmerei die man auch für seinen Sportlehrer empfindet also für Leute die unerreichbar bleiben. Ich war ziemlich Müde an dem Tag also beschloss ich bei ihm zu Übernachten und döste auch kurz darauf ein – nur kurz. Denn nach einer halben Stunde weckte er mich wieder :“ Mir ist so langweilig, komm lass uns hochgehen und n bisschen Musik hören.“ Widerwillig ging ich mit, nur um mich dann sofort wieder auf seine Couch fallen zu lassen. Er setzte sich zu mir und gab mir ein Glas : „Was ist das?“
„Wodka-Lemon, du trinkst doch , oder?“
Meine Antwort war ein großer Schluck des Getränkes. Natürlich war das nicht mein erster Kontakt mit Alkohol ich war leider schon früh mit ihm in Kontakt gekommen, da ich immer schön ältere Freunde hatte. Also tranken wir und redeten und tranken und ich fühlte mich ihm so vertraut. Normalerweise bin ich kein offener Mensch aber Tom gab mir in Gefühl der Sicherheit, des Verständnisses. Auch er erzählte mir immer mehr von sich und dann wurde es sechs Uhr morgens. Ich war todmüde und schlug vor ins Bett zu gehen. Tom konnte das natürlich nicht verstehen : „ Clara, jetzt warst du schon so lange wach, glaubst du du schaffst noch ne' halbe Stunde? Ich möchte dir was zeigen.“ Ich bejahte, die Neugier war größer als die Müdigkeit und ging mit ihm zum Auto. Nach einer kurzen fahrt waren wir an einem kleinen Berg angekommen auf dem eine Bank stand. Dort setzten wir uns. „Was willst du mir jetzt zeigen?“, fragte ich ungeduldig.
„Jetzt warte noch kurz, es kann nicht mehr lang dauern, du musst ganz Still sein und es einfach genießen.“ Ich gehorchte und nach ca. zwei Minuten fing es an: Die schwarze Nacht wich einem erst rotem und dann gelben Licht, es war der Sonnenaufgang und es war Wunderschön. Wir lächelten uns an, und ich legte meinen Kopf an seine Schulter. Wie gebannt sahen wir dem Spektakel zu und waren immer noch still als wir ins Auto stiegen. Ich war in Gedanken als ich auf einmal spürte wie seine Hand die meinige umfasste und sie leicht drückte. Hand in Hand gingen wir dann auch zurück ins Haus und ich schlief in seinen Armen ein. Es fühlte sich richtig an. Als ich am nächsten Morgen erwachte war es für mich, als wäre es ein Traum gewesen, ich hatte nie daran gedacht, dass er mit letzter Nacht etwas ernstes verbinden würde und wir sprachen auch nicht darüber. Es ist als wäre nichts gewesen nur das Gefühl in meinem Bauch war da und zwar immer wenn ich an ihn dachte. Wir sahen uns ab da an jedes Wochenende Wen er von der Uni nach Hause kann und es war immer das selbe Schema : Film – Reden – Kuscheln – in seinen armen einschlafen. Wie es so ist verliebte ich mich immer mehr in ihn, aber es mussten erst drei Monate vergehen, bis wir ansatzweise über unsere Gefühle redeten. Den aus einem unbestimmten Grund war es uns beiden peinlich. Von meiner Seite her weil ich dachte ich bilde mir seine Zuneigung nur ein und für ihn ist es ganz „normal“ was wir machen und er wusste ganz genau, dass ich zu jung war für ihn, dass er sich strafbar machen würde wenn er etwas weitergeht, als Pedofiler dargestellt wird.
An einem Abend als ich wieder bei ihm war, war eine besonders intensive Anziehung zwischen uns und ich musste mich regelrecht zusammenreißen um nicht einfach sein Gesicht zu packen und ihn zu küssen. Also lenkte ich mich mit Geplänkel über einen gemeinsamen Freund ab:“ also auf alle Fälle hat er zu mir gesagt, dass er sich nicht ganz sicher ist, ob er in sie verliebt ist aber er mag sie sehr gern. Nur ob es Liebe...“
„Clara“, unterbrach er mich,“so geht’s mir auch mit dir“. Verdutzt sah ich Tom an, ich war mir 100%ig sicher, dass er das nicht ernst meinte und wusste auch nicht wie ich reagieren sollte.“Süß“, antwortete ich also und ließ diese Situation nur als Spaß dastehen. Das war sein erster Annäherungsversuch. Der Zweite war dann erst wieder im April ich hatte mich inzwischen mit all seinen Uni-freunden angefreundet und war meistens mit von Partie, wenn wir uns bei einem von ihn trafen: Aber immer wenn es mal in einen Club ging hatte ich immer eine Ausrede warum ich sie nicht begleiten konnte, sie sollten nicht wissen wie jung ich wirklich war.
Und am besagten Tag im April trafen wir uns alle bei ihm. Wir waren ungefähr zehn bis fünfzehn Leute Und weihten den Grill ein. Es wurde immer später und später und irgendwann beschlossen wir „Jeder-der-wo..“ zu spielen. Ein Trinkspiel bei dem einer der Spieler den Satzteil „Jeder der wo“ beliebig vollenden muss und dann alle Spieler die das schon einmal getan haben trinken müssen. Als dann am frühen Morgen alle nach und nach gingen blieben nur noch Tom und ich zurück. Wir waren beide stark angetrunken und so fanden wir uns dann eng umschlungen auf der Couch wieder. Trotz der Menge an Alkohol war ich schüchtern und wollte nicht den ersten Schritt machen, also sah ich Tom einfach nur an, bis er den Mund öffnete : „Clara, ich hab dich lieb obwohl du nen braunen Fleck auf der Backe hast.“ Natürlich ging ich wieder auf den zweiten teil des Satzes ein:“Brauner Fleck? Wo? Oh mein Gott, was ist das?“ Er lächelte:“Das ist doch nur ein Muttermal, genau hier.“ Und er küsste das Muttermal. Das war es dann auch mit meiner Beherrschung meine Lippen suchten die seinen, wir küssten uns lang und zärtlich. Es war wunderschön. Mir ging das „Hairspray“ -lied durch den Kopf: I can hear the bells..!
Doch plötzlich entzog er sich mir:“Ich kann das nicht! Wir sollten das nicht tun, du bist noch so jung – noch fast ein Kind.“ Er spricht die Worte aus die immer meine bedenken waren und sie traffen mich wie Blitze jeder einzelne direkt ins Herz. Ich sah weg, ich wollte stark bleiben – nicht weinen. An diesem Abend musste ich alleine schlafen und wir sahen uns nicht mehr. Ich checkte täglich sein Facebook Profil, ging an seinem Haus vorbei, fühlte mich wie ein Stalker. Aber ich wusste selber, dass es falsch war, dass ich zu jung sei. Doch ich konnte nicht loslassen – mein Herz konnte nicht loslassen. Seins auch nicht. So bekam ich nach ca. zwei Wochen eine SMS:
Clara, ich vermisse dich! Können wir reden? Tom
Diese Nachricht war für mich eine Engelsbotschaft, so musste sich Maria gefühlt haben als ihr Gabriel von ihrer Schwangerschaft erzählt hat. Unbeschreiblich fröhlich aber doch ängstlich, ungewiss was kommen wird.
Also lief ich sofort zu seinem Haus und als er öffnete waren alle zweifel wie weggeblasen, ich fiel ihm in die Arme und wir küssten uns – naja aus dem Reden wurde eher nichts.
Das war die glücklichste Zeit meines Lebens. Sie ging ungefähr zwei Monate und in diesen Verletzte er seine Prinzipien nicht ganz, er fasste mich nie richtig an und sorgte dafür, dass alles Jugendfrei blieb. Ich hatte wirklich eine rosarote Brille auf und schwebte 100 mal auf Wolke 7. Inzwischen war ich 15 geworden, sein Geburtstagsgeschenk war eine wunderschöne Kette auf der „Te amo“, Spanisch für Ich liebe dich stand und mich noch 100 mal mehr in den Himmel schoss. Ich war so glücklich, bis zu einem schönen Juni Tag. Wir trafen uns wieder alle bei einem Freund, redeten, lachten und hatten schon ein bisschen was getrunken. Seit ein paar Wochen, wussten unsere Freunde, dass wir ein Paar waren. Ich bildete mir ein Tom fand unseren Altersunterschied nicht mehr bedeutend und er machte ihm auch nichts mehr aus. Doch an diesem Tag wurde ich eines besseren belehrt. Einer unserer Freunde fragte:“Clara, wie alt bist du eigentlich? Ich hab dich noch nie am Campus gesehen – machst du dieses Jahr erst dein Abi?“ Tom richtete sich auf, er war in Alarmbereitschaft. Mir kam das nicht komisch vor, ich dachte eigentlich er habe unseren Freunden schon gesagt wie alt ich war. „Ehm also, ja ich bin noch in der Schule, aber bis zum Abi dauert es noch ein bisschen. Ich gehe in die neunte.“ Alle sahen mich mit großen Augen an und einer fragte:“In die neunte? Wie oft bist du sitzengeblieben?“
„Eigentlich noch gar nicht“, sagte ich verdutzt,“ ich bin erst 15, Jungs!“ Auf einmal wurde alles still und sie sahen von mir zu Tom und wieder zurück. „15?“, stammelte einer und sag Tom erschrocken an.
„Ich glaube wir sollten gehen“, antwortete mein Freund schnell,“komm Clara.“
„Aber ..“, wollte ich noch einwenden doch er zog mich grob in das Auto. Während der gesamten Fahrt sagte er kein Wort, er sah immer nur stur gerade aus. Ich wollte immer wieder einen Satz beginnen, doch seine Augen sahen so böse, so kalt aus, dass ich Angst hatte und sogar froh war als wir endlich vor meinem Haus ankamen. Ich stieg aus und sah seinem schwarzen Wagen hinterher, der umdrehte und mit quietschenden Reifen davonfuhr. Verstehen konnte ich sein benehmen damals noch nicht und auf das naheliegendste kam ich einfach nicht, was war ich nur für ein naives Mädchen.
Ich sah Tom für eine lange Zeit nicht mehr, er antwortete nicht auf meine Nachrichten, rief nicht zurück, er war wie vom Erdboden verschluckt. Doch dann bekam ich einen Brief von Tom.
Clara,
Ich fühle mich so schlecht, dir alles per Post sagen zu müssen. Aber ich bin Feige – ich war damals zu feige um offen zu dir zu stehen und ich bin jetzt zu feige um persönlich mit dir zu reden. Meine Clara es kann nicht weitergehen. Du bist noch ein Kind, ich machte mich schon strafbar als ich dir nur einen schnellen Kuss gab. Mit 26 Jahren darf ich das nicht, ich bin schon alt, habe bereits kleine falten um die Augen.
Nach dem Abend, als ich so grob zu dir war, habe ich noch lange mit den Jungs geredet und sie haben Recht, ich muss es beenden bevor ich dich noch mehr verletzte. Ich weiß es wird schwer zu vergessen und natürlich tut es auch weh aber ich verspreche dir, dass es besser wird. Irgendwann wirst du dein Herz neu verschenken, an jemand besseren, der es verdient hat. Ich habe es nämlich nicht und werde deshalb versuchen mich dir fern zuhalten.
Clara, du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben.
Versteh mich, bitte!
Tom
Ich las den Brief zweimal, dreimal, immer wieder bis ich nichts mehr lesen konnte, da mir meine Tränen die Sicht behinderten. Ich habe es gehört. Ich habe gehört wie mein Herz zerbrach , einfach in zwei Teile und nicht und niemand wird es je wieder reparieren können. Ich lag auf meinem weißen Teppich in meinem rosa Kinderzimmer und weinte. Ja, ich war ein Kind dies bewies es doch, oder? Ich konnte nicht aufstehen. Warum auch? Welchen Sinn würde es haben? Ich bekam immer schlechter Luft, vom vielen Weinen waren meine Atemwege blockiert aber es war mir egal. Welchen Sinn hatte das leben denn noch? Nach gefühlten zwölf Stunden weinen, versiegelten meine Tränen, aus keinem richtigen Grund, ich hatte nur einfach keine Tränen mehr übrig, das war alles. Ich beschloss unsere alten Ziele zu besuchen, um wenigstens ein Stück von uns zurück zu bekommen. Die Straßen waren nicht mehr schön, der Gesang der vögel nervte mich einfach nur und der Brief in meiner Tasche wog zwei Tonnen. Ich machte halt an der Donaubrücke und sah von oben in das schwarze Wasser. Wie tief es wohl sein mag? Ob ich darin schwimmen konnte? Es sah so einladend aus, es war genauso alleine wie ich und darin würde mir mein Kopf nicht dauernd sagen, dass Tom mich verlassen hat. Ich stieg auf das Stahlgeländer der Brücke und hielt mich mit beiden Armen fest. Ich fühlte mich frei aber der Brief wog immer noch so viel. Das Wasser zog mich immer mehr an, es war als würde es mich anlächeln und sagen :“ Komm Clara, du bist nicht einsam. Ich bin bei dir. Bei mir vergisst du Tom.“ Ich ließ mit der linken Hand den Masten los. Das Wasser zog mich zu sich. „SPRING“, rief es, „Spring Clara, Spring.“ Ich ließ mit meiner rechten Hand den Masten los. Nun stand ich ohne Sicherheit auf dem Geländer. Ich ging in die Knie, um mich für den Sprung bereit zu machen. Langsam zählte ich rückwärts:
drei – zwei - eins
„Clara? Was machst du da Clara?“ Ich kannte diese Stimme : Tom!
Null.
Tag der Veröffentlichung: 11.11.2011
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