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1. Kapitel

Es war einmal ein Junge namens Fabian. Fabian war 11 Jahre alt und liebte jegliche Geschichten. Er selbst schrieb häufig eigene Geschichten. Als Fabian 12 Jahre alt wurde, kam seine äußerst hübsche Tante Lisbet zu Besuch. „Alles Gute zum Geburtstag!“, sagte sie, als sie ihm einen Kugelschreiber in die Hand drückte. Er war wunderschön, denn wenn man ihn drehte, glitzerte er bunt in allen nur erdenklichen Farben. „Es ist ein besonderer Kuli!“, sagte die Tante mit einer verschwörerischen Stimme. Der Rest seines Geburtstages verlief völlig normal. Abends kam seine Mutter noch mal in sein Zimmer und sagte: „Nun mach das Licht aus, mein Geburtstagskind!“ Dann knipste sie das Licht aus und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Zum Glück sah sie nicht, wie der Kugelschreiber unter Fabians Decke leuchtete.
Fabian schrieb fast die ganze Nacht lang an seiner Geschichte. Das letzte Kapitel war, dass er durch einen Wald lief, und plötzlich in einem Raum stand. Das hatte natürlich alles eine Vorgeschichte, und nun wollte er aufhören und Teil 2 schreiben. Groß schrieb er unter seine Geschichte „ENDE“. Plötzlich stand er in einem Wald, den Block und den Kuli in der Hand. Er lief los und schrie: „Mama, mama!“ Plötzlich stand er in einem Raum.


Weit, weit weg in Australien, saß ein Mädchen zu hause und lernte die deutsche Sprache. Dort war es gerade Abend. Malakura, das Mädchen, betete nun auf Deutsch, denn bald würde sie nach Deutschland ziehen. „Bitte Götter, helft mir in Deutschland gut zu Recht zu kohmen, äh, kommen! ...Bitte gebt mir ein Zeichen!“ Danach schlief sie ruhig ein. Als sie am nächsten Tag aufwachte, lag vor ihr ein wunderschöner Kugelschreiber. Er glänzte und glitzerte in allen nur erdenklichen Farben. „Oh, toll!“, dachte sie und schrieb eine Geschichte. Das Ende war, dass sie gegenüber einem deutschen Jungen stand. Das wäre ihr gerne mal passiert. Nachdem sie „Ende“ darunter geschrieben hatte, stand sie in einem Raum und vor ihr ein deutscher Junge.


Fabian sah sich um. Der Raum war gemütlich eingerichtet. Plötzlich stand ein Mädchen vor ihm. Sie sah genauso verwirrt aus wie er. Sie sahen sich an. Dann sagte Fabian: „Wer bist du?“ „Und wer bist du?“ Fabian sah sie komisch an. Sie hatte einen lustigen Dialekt. „Ich heiße Fabian. Nun sag schon, wie heißt du?“ „Ich heiße Malakura. Du hast aber einen lustigen Namen!“ Fabian unterdrückte sich ein Lachen. „Das musst du gerade sagen!“ Eine Stille entstand, dann sagte Fabian: „Was machst du eig-“ Erst jetzt viel ihm der Kuli und der Block auf, den Malakura in der Hand hielt. Sie waren die gleichen wie die von ihm. „Die hat mir einer der Götter aus Australien geschenkt!“ Damit war auch schon Fabians zweite Frage beantwortet. Sie kam also aus Australien. Das konnte man sich eigentlich denken, denn Malakura hatte lange schwarze Haare, tief braune Augen und rote Lippen. „Tja, und was machen wir jetzt?“, fragte Fabian. Plötzlich hatte er ein komisches Gefühl. Malakura riss ihre wunderschönen Augen auf. „Du hast gerade geflackert!“, sagte sie aufgebracht. Fabian wollte erst sagen, dass er auf diesen Scherz nicht herein gefallen war, doch dann hatte er einen Einfall. „Malakura, wir müssen unsere Geschichte weiterschreiben! Es passiert nämlich das, was wir schreiben!“ Malakura sah ihn immer noch mit großen Augen an. „Aber wir schreiben beide das gleiche! Ich will nämlich nicht so allein sein! Außerdem mag ich dich.“, fügte sie hinzu. „Gut, was sollen wir denn schreiben? Wie wärs, wenn wir uns noch jemanden dazuholen? Aber einen Erwachsenen!“, schlug er vor. Malakura stimmte zu. „Ich würde sagen er ist auf unserer Seite, wir könnten jemanden gut gebrauchen. Soll er Maleth heißen?“, fragte Malakura. Fabian nickte. Also strich er „ENDE“ durch. Plötzlich saß er wieder auf seinem Bett.

Nun stand Malakura da und wusste nicht, was sie machen sollte. Sie hatte nur einen Block und einen Stift. „Fabian?“, fragte sie kleinlaut. Sie dachte, dass Fabian ausgelöscht wurde, als er sein „ende“ durchstrich. Also schrieb sie den Rest der Geschichte und strich erst dann „ende“ durch. Plötzlich kam ein Mann durch die Tür und sagte: „Hallo, ich bin Maleth. Aber wir müssen hier sofort weg!“ Malakura ging mit ihm mit und sie dachte nur noch: „Fabian, wo bist du? Ich brauche deine Hilfe! Außerdem habe ich meinen Block vergessen!“

2. Kapitel

Fabian saß auf seinem Bett, und wusste nicht im Geringsten, wie er hierher gekommen war. War alles nur ein Traum gewesen? Nein, sein „ENDE“ war durchgestrichen. „Was wohl Malakura macht? Ob es ihr gut geht?“, dachte er besorgt. Sollte er einfach schreiben, dass er wieder bei ihr ist? Aber wenn Malakura in Gefahr ist, dachte er, wäre ich ja auch gefährdet! Doch für Malakura? Noch während er so überlegte, kam eine Fee, die ihm sehr bekannt vorkam, in sein Zimmer geflogen. Sie schimmerte bläulich und hatte zarte Flügel. Sie sagte: „Fabian! Schreib deine Geschichte weiter, Malakura schwebt in großer Gefahr!“

3. Kapitel

„Komm schon!“, sagte Maleth, als Malakura die mit Bildern verzierten Wände anstarrte. Ein besonders schönes Bild fiel ihr ins Auge. Darauf war ein prächtiger Löwe, der gerade brüllte, zu sehen. Sie wollte nie wieder wegschauen. Doch Maleth hielt ihr die Augen zu und zog sie weiter. Malakura hatte keine Zeit sich zu beschweren, denn Maleth sagte: „Wird man einmal in den Bann dieser Bilder gelangt, kann man nie wieder wegschauen, und wenn doch, dann wird man sehr aggressiv und meistens bringt man sich selbst um. Aber das wird bei dir nicht passieren.“ Er nahm die Hand wieder weg. Malakura bedankte sich. Dann gingen sie weiter. Sie sah nur auf den Boden, um nicht in einen dieser Banne geraten. Maleth lachte, als er das sah. „Hier kannst du ruhig wieder gucken, hier sind keine Bilder“ Als Malakura sich umsah, kam ihr alles irgendwie bekannt vor. Doch als sie so dahingingen, ertönte hinter ihnen plötzlich eine grässliche Stimme. „Oh nein…“, stöhnte Maleth.

4. Kapitel

Fabian hatte keinen klaren Gedanken mehr. Malakura war seine Freundin, aber würde er für sie sein Leben aufs Spiel setzen? Er nahm seinen Block und den wunderschönen Stift. Dabei zitterte er wie Espenlaub. Er schrieb, dass er bei mir Malakura sein wird. Bevor er „Ende“ darunter schrieb, ging er zu seiner Mutter und sagte ihr, dass er für längere Zeit weg sein würde und streichelte zum Abschied seinen Hund Rex, der ihm freundschaftlich die Hand leckte. „Tschüss!“, sagte er betreten. Dann ging er traurig in sein Zimmer und schrieb dann dieses eine Wort unter die Geschichte.

Aus dem Schatten löste sich eine hässliche Figur. „Geh weg!“, rief Maleth selbstbewusst. „Oh nein, ganz sicher nicht!“, krächzte die Figur und trat ins Licht. Es war ein alter Mann mit einem großen Buckel und vielen Narben im Gesicht. Malakura erschrak und atmete schwer die Luft ein. Dadurch machte sie sich aber leider auf sich aufmerksam. „Oh, du hast mir etwas mitgebracht!“, sagte die Gestalt mit einem fiesen Grinsen. Er kam auf sie zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht stehen. Er sah ihr tief in die Augen und sagte mit dem abscheulichten Grinsen, das man sich nur vorstellen kann: „Hallo! Ich bin dein schlimmster Albtraum!“ Malakura bekam nur zu deutlich den schlimmen Mundgeruch wahr, der abscheulich nach Käfern roch. „Lass sie in Ruhe!“, schrie Maleth, sprang auf die Kreatur zu und zerrte sie zu Boden. „Nein!“, kreischte es und hielt Malakuras Handgelenk fest. Sie schrie auf, als sie spürte, wie sich die spitzen Fingernägel in ihre Adern bohrten. „Lass sie los!“ rief eine Stimme aus dem Schatten. „Fabian?“, sagte Malakura leise. „Fabian? Wer bist du?“, rief die Gestalt. „Ich bin der Schreiber, der dich vernichten kann!“ Dabei hob er den Stift und den Block als Beweis hoch. Die Gestalt sah ihn erst erschrocken, dann siegessicher an. „Ich verstehe sehr viel von Geschichten. Und deshalb weiß ich, dass du mich nicht einfach so verschwinden lassen kannst. Das wäre eine schlechte Geschichte!“ Da musst Fabian ihm Recht geben. Er konnte so etwas nicht schreiben. Und dann fiel ihm etwas ein. Er kritzelte schnell die Worte: „Doch bei dem Anblick von Fabian überkam ihn die Lust, über seine schlimme Vergangenheit zu reden. Denn er hatte damals Fabian sehr ähnlich gesehen.“ Kaum hatte Fabian dies geschrieben, standen der Gestalt Tränen in den Augen. Nun sah er keineswegs mehr böse oder gar gefährlich aus. „Meine Mutter hat mich damals immer beschimpft!“, schluchzte er. „Und dann bin ich eines Tages weggelaufen. Mama hat mich gesucht, und als sie mich nach langer Zeit gefunden hatte, sah ich so aus wie jetzt!“ Fabian lächelte in sich hinein. Dann schrieb er weiter: „Und als er so über seine Vergangenheit nach dachte, wollte er nicht mehr böse sein. Also verriet er den drei Leuten seinen Namen.“

5. Kapitel

„Ich will euch nichts antun. Ich bin Predo.“, sagte Predo. Malakura war beeindruckt. Sie kannte Fabian noch nicht lange, aber trotzdem mochte sie ihn. Doch sie sah Maleth an, dass er ihre Ansicht nicht teilte. „Eingebildeter Angeber!“, raunte Maleth wütend. Malakura fand, dass Maleth eifersüchtig ist. Sie sah, wie Maleth sich sofort eingestehen musste, dass Fabians Idee wirklich gut war, denn Predo sagte: „Ich möchte euch etwas führen. Folgt mir auf Schritt und Tritt, denn jeder kleinste Fehltritt könnte bewirken, dass das ganze Schloss zusammenbricht!“ Schloss? Malakura sah sich um. Hier in diesem Korridor sah es nicht so aus wie in einem Schloss. Doch Predo musste wahrscheinlich Recht haben. Also folgten sie ihm durch den Korridor bis zu einer großen, schweren Eisentür. Die beiden Flügel schwangen auf und dahinter waren lange, gelbe Vorhänge zu sehen. „Treten Sie ein!“; sagte Predo mit einer tiefen Verbeugung zu Malakura. Sie ging mutig voran, doch als Maleth und Fabian ihr folgen wollten, hielt Predo sie zurück. „Sie muss es allein sehen, sonst würde sie zu viele Fragen stellen. Sie muss sich selbst erinnern“. Fabian sah Malakura nach, als sie hinter einem der Vorhänge verschwand.

6. Kapitel

Malakura vergaß die Welt, als sie durch den Torbogen ging und den ersten Vorhang zur Seite schob. Er fühlte sich weich an. Ein kräftiger Duft schlug ihr entgegen und benebelte ihre Sinne. Sie hätte sich beinahe selbst vergessen, doch dann erinnerte sie sich an Predo, der ihnen immer wieder eingeschärft hatte, dass in diesem Schloss viele Fallen lauern würden. Bevor sie sich weiter durch die Vorhänge schob, hörte sie Predo sagen: „Sie ist ein so mutiges Mädchen... so mutig...“
Je weiter sie sich zu dem Mittelpunkt des Raumes bewegte, desto mehr ließ der Duft nach. Nach vielen Stunden, so kam es Malakura vor, stand sie in Mitten einer Idylle, die sie sehr an ihre Heimat erinnerte. Es lag überall im Raum Sand auf dem Boden und Schlangen wickelten sich um Äste, die von der Decke hingen. Malakura staunte über den großen, prächtigen Stein, der in der Mitte des Raumes stand. Der Stein war Rund und auf der oberen Seite abgeschliffen. Malakura ging auf den Stein zu. Er kam ihr irgendwie bekannt vor. Gedankenverloren legte sie eine Hand auf den Stein. Plötzlich erinnerte sie sich wieder. Erst konnte sie nur Schleier erkennen, doch dann sah sie ein Baby auf dem Stein und ein paar Elfen mit einer Krone um sie herum. Dahinter stand ein Mann und eine Frau, Arm in Arm. Sie sahen glücklich aus, aber hinter ihrem Lächeln schien eine besorgte Miene zu sein. Als sie die Frau näher in Betracht nahm, dachte sie, ihr eigenes Gesicht dort zu sehen. Und dann wusste sie, dass das Baby sie selbst war. In dieser Szene fand eine Krönung statt. Das würde bedeuten, dass sie die Königin war! Es klang verrückt, aber sie wusste, dass es stimmte. Und sie wusste auch, dass ihre Eltern an diesem Tag getötet worden sind, denn dort herrschte Krieg. Wahrscheinlich war sie deshalb wieder hierher gekommen. Mit dieser Erkenntnis begab sie sich auf den Weg zurück zu Maleth, Predo und Fabian.

9.Kapitel

„Wo bleibt sie denn?“ Fabian hatte ein komisches Gefühl. Doch sie kam wieder. Irgendwie verändert...Aber sie war wieder da, und das war das Wichtigeste für Fabian. „Predo, du weißt es, oder?“, fragte Malakura. Er nickte. Aber WAS weiß er? „Dann sag mir, wie dieses Land heißt!“, forderte sie. Aber Predo schüttelte den Kopf. „Das musst du selbst herausfinden!“ Also gingen sie weiter, denn Predo wollte Malakura noch ein paar Räume zeigen. Warum, wusste Fabian nicht. Plötzlich zog Malakura Fabian bei Seite und fragte: „Du hast doch noch den Kuli und den Block, oder?“ Fabian nickte. „Gut, dann schreib: Doch Predo musste es Malakura sagen, er musste ihr sagen wie das Land heißt, in dem sie sich befanden.“ „Nein!“, sagte Fabian. „Wenn Predo sagt, du darfst es nicht erfahren, dann darfst du das auch nicht.“ Als er sah, wie traurig sie ihn ansah, bereute er seine Antwort sofort. „Okay...“, sagte sie überraschend ruhig. „Aber ich muss herausfinden, wie dieses Land heißt!“ „Das wirst du auch!“, ermutigte Fabian sie. Aber als sie weitergehen wollten, waren Maleth und Predo verschwunden. Sie irrten noch eine Weile durch die Gänge und schrieen immer wieder die Namen, aber sie fanden sie nicht. „Fabian! Allein habe ich Angst!“, sagte Malakura und hielt Fabians Arm fest. „Aber du bist doch nicht allein!“, sagte Fabian. Und so wagten sie sich tiefer in das Schloss hinein.

Plötzlich kam aus einem Gemälde von König Henry eine Frau heraus. Diese Frau war- „Tante Lisbet!“, schrie Fabian. „was machst DU denn hier?“ Lisbet nickte etwas bescheiden zu Boden. „Ich bin eine- ein Teil von dem ganzen hier. Malakura – ich bin auch deine Tante“ „WAS?“, schrie ebenfalls Malakura. „Das heißt, du hättest mich annehmen und aufziehen können, als meine Eltern starben? ABER DU HAST ES NICHT GETAN!!!!!!!!!“


10. Kapitel

Predo hielt vor einer weiteren Tür. Diese war mit gelber Seide gespannt. „Dies ist Ihr Kinderz-“. Er blickte sich um. „Wo sind sie?“ Ungeduldig ging er auf und ab „Wir müssen sie verloren haben, als wir durch die Geheimtür gegangen sind!“, überlegte er laut. „Was sie für einen Schaden anrichten könnten!“, rief er außer sich. „Aber Predo, beruhigen sie sich doch! Was soll denn schon schlimmes passieren?“, fragte Maleth ruhig. „Sie könnten in eine Falle treten und im schlimmsten Fall das ganze Gebäude zum Einsturz bringen!“. Maleth hatte nun Angst. Auch ihn beschäftigte die Frage, was Malakura in diesem Raum gesehen hatte. Warum war Predo auf ein Mal so freundlich zu ihr? Und warum schien Malakura sich hier wie zu Hause zu fühlen? Vielleicht war ja dies ihr zu Hause. Aber nein, das würde ja bedeuten, dass, … oh Nein, das konnte nicht sein. „Hoffentlich kann Malakura ihre Kräfte nutzen!“ Wie oft hatte er diese Worte von Predo murmeln hören? Er hatte nicht gezählt. Predo begann plötzlich zu zucken. „Predo, geht es ihnen gut?“, fragte Maleth besorgt. „Sie..ist…wütend!“, sagte Predo schwach. Dann sagte er noch so etwas wie: „Nie wieder….. nicht wütend sein!“ bis er schließlich reglos am Boden liegen blieb. Genau in dem Moment brodelte in Malakura eine solche Wut auf, dass sie am liebsten ihre Tante geschlagen hätte.

„Du gemeines ETWAS! Du wolltest mich nicht! Wie konntest du nur?“ Malakura wollte auf ihre Tante einschlagen, doch diese wich mit einer geschickten Bewegung aus, und hielt sie fest.
„Wer glaubst du, hat dir diesen Block und den Stift in der finstersten Nacht auf deinen Nachttisch gelegt? Das war ich! Ich wusste, was du schreiben würdest, und so konnte ich euch anonym verbinden. Malakura musste kurz schmunzeln, doch sie war immer noch wütend. Warum hatte sie es ihr nie erzählt?
Und dann sagte Lisbet etwas in einer fremden Sprache. Doch Malakura verstand es.


11. Kapitel

Fabian wusste nicht, was Malakura gesagt hatte, doch es wirkte. Lisbet ließ sie los. „Malakura, was hat sie gesagt?“, fragte er. Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Schnell!“, sagte Lisbet und verschwand wieder in dem Gemälde von Henry. Sie führte sie durch Geheimgänge. Sie geleitete voran; graziös sprang sie hin und her und hielt manchmal an, um zu schauen, ob Malakura und Fabian ihr folgen konnten. Und schließlich blieb sie in einem dunkelen Tunnel stehen. Sie wies sie an, dort zu warten und verschwand durch ein Tor. Doch sie ließ es aus Versehen einen Spalt breit offen…
„Was wollen Sie hier?“ klang es von der anderen Seite. „Das war doch Maleth!“, flüsterte Malakura. Neugierig spähten sie durch den Spalt und sahen als erstes Maleth. Vor ihm lag Predo. Und ein paar Meter entfernt schwebte eine Fee. Lisbet.

„Sie- was genau wollen Sie?“, fragte Maleth unsicher. Diese Frau hatte sich blitzschnell gedreht und nun schimmerte sie blau und schwebte ein paar Zentimeter über dem Boden. „Ich bin eine Fee und ich muss Predo helfen!“, sagte sie mit einer herrlichen Stimme. „Es ist zu spät!“, sagte Maleth. Es tat weh, ihr zu wiedersprechen. „Er ist schon tot.“ „Nein, ich kann ihm helfen“, sagte die Fee und beugte sich über Predo. „Sonst ist es zu spät…“, flüsterte sie. Predo konnte ihr nicht trauen. Er konnte im Moment niemandem trauen. Deshalb stürte er auf sie zu und riss sie von Predo weg. In seinen kräftigen Händen wirkte sie so zerbrechlich. Erschrocken drehte sie sich um. Er sah die Enttäuschung und Trauer in ihren blauen, wunderschönen Augen… Doch Maleth wurde nicht weich. „Nun ist es so weit“, sagte die Fee leise. „Er ist über die Linie gegangen. Predo ist tot.“ „Warum? Wer hat ihn umgebracht? Er hat doch gar nichts getan!“, schrie Maleth außer sich. „Das war Malakura. Bevor du fragst: Sie war wütend. Wegen mir, also ist es eigentlich meine Schuld“, erklärte die Fee. „Aber wie hat sie ihn getötet? Wo war sie?“ „Sie hat Kräfte, magische Kräfte. Ach ja, ich bin Lisbet!“; sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen. Doch plötzlich sprang jemand aus der Mona Lisa. Es war Malakura.

Sie konnte nicht glauben, was sie getan hatte. Es war unverantwortlich, dass sich Lisbet und Maleth nun vorstellten, obwohl vor ihnen Predos Leiche lag! Deshalb sprang sie durch das Tor und brüllte: „Könntet ihr vielleicht mal etwas mehr Respekt gegenüber Predo zeigen!? Der arme Kerl ist jetzt tot und das nur wegen mir und ihr habt nichts Besseres zu tun, als euch vorzustellen?!“ Lisbet guckte sie erst böse, dann aber mitleidend an. „Du wusstest nichts von deiner Kraft. Ich hätte nicht einfach so zu dir kommen solle. Wenigstens hätte ich dir etwas von deinen Kräften sagen können. Aber das habe ich nicht und jetzt kann ich nichts mehr daran ändern. Tut mir Leid, es war eigentlich meine Schuld“ Malakura konnte nicht mehr böse sein, darum schlug sie vor, Predo zu begraben. „Er hat es verdient, oder nicht? Ich- ich werde versuchen eine Liege heraufzubeschwören“ Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie Predo auf eine schwebende Liege flog. Sie öffnete die Augen wieder und sah nun genau das vor sich ablaufen. Als sie losgingen, flog die Liege mit Predo neben ihnen her. Lisbet führte sie wieder an und schon bald kamen sie auf einen Balkon, der ganz und gar aus Marmor zu sein schien. Sie stellte sich an das Geländer und blickte über die blühenden Wiesen, die sprießenden Bäume und das Meer, in dem gerade die blutrote Sonne unterging. Fabian trat neben Malakura. „Es ist wunderschön!“, schwärmte Malakura. „Ja“, stimmte Fabian ihr zu. „So wunderschön, wie du es bist!“ Und dann beugte er sich zu ihr herüber und küsste sie: Sie spürten, wie ihre Herzen schneller schlugen.

12. Kapitel

„Haben wir sie schon wieder verloren?“, fragte Maleth. „Nein, ich bin gerade zum Balkon geflogen, hast du das nicht bemerkt? Sie kommen gleich.“, antwortete Lisbet.
Nun wusste auch Maleth, dass Malakura die Königin war. Es hatte ihm den Atem gestockt, als der es erfahren hatte. Er dachte viel darüber nach und rempelte plötzlich Lisbet an, die stehen geblieben war. Er hatte nicht bemerkt, dass sie sich auf dem Friedhof befanden. Doch nun sah er Kreuze aus Marmor in denen die Namen und die Daten eingekert waren, doch so schön, dass es nicht von Menschenhand geschrieben war, da war Maleth sich sicher. Er folge Lisbets Blick und sah hinab in ein leeres Grab. Dahinter stand ein ebenso schönes Kreuz und darauf stand „Pedro Marquilo“ und dahinter auch sein Geburts- und Todesdatum. „Jetzt warten wir nur noch auf Fabian und Malakura“, entschied Lisbet und fügte hinzu: „Malakura möchte bestimmt einige Worte sagen!“ Dann setzte sie sich ins kniehohe Gras und genoss die letzten Sonnenstrahlen, während sie zwei Striche in der Ferne beobachtete. Maleth setzte sich neben sie und sie erkannte Fabian und Malakura, die Hand in Hand auf sie zukamen.

Fabian fühlte sich komisch. Er hatte seine Cousine geküsst! Doch Malakura schien damit kein Problem zu haben. In der Ferne sahen sie schon Maleth und Lisbet, die wunderschöne Lisbet. „Wirst du etwas auf der Beerdigung sagen?“, fragte Fabian. „Ich nicht, ich kannte ihn ja kaum. Außerdem steckt mir jetzt schon ein kloß im Hals“ „Ich muss etwas sagen - er hat mir sehr geholfen! Und da ist Nochetwas, was ich dir sagen muss. Also, hinter dieser schweren Eisentür – weißt du, was da war? Dort stand mein Taufstein! Und dann wusste ich wieder, dass... Ach, es klingt einfach zu verrückt... Also ich bin die Königin von diesem Land!“ „Achso“, antwortete Fabian mit der normalsten Stimme, die er hervor brachte. „Deswegen diese Macht... Sieh dir mal diese Grabsteine an! Das ist doch Marmor! Merkwürdig...“ „Ja, das soll die Toten glücklich machen. Aber guck mal, dahinten sitzen Maleth und Lisbet!“ „Ich kann Lisbet gut erkennen! Sie leuchtet in der Dämmerung!“, sagte Fabian und ergriff Malakuras Hand. Zusammen gingen sie zu Maleth und Lisbet.


13. Kapitel

Malakura wollte die Beerdigung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Als sie alle zusammen um Predo und das ausgeschaufelte Grab standen, schloss Malakura die Augen. Kurz darauf erschien neben Lisbet ein Sarg. Lisbet hatte sich erschrocken. Natürlich, auch Malakura wusste noch nicht, wie weit ihre Kräfte reichten.
Alle betrachteten neugierig den Sarg. Es war ein Holz, das in etwa die Farbe von Kirschholz hatte, nur das es etwas dunkler war. Auf dem Sarg war eine wunderschöne, weiße Verzierung. Die Trage legte Predo vorsichtig in den Sarg. Kaum hatte sein Körper den roten Samt berührt, erschien es Malakura, als würde ein seichtes Lächeln seine Lippen umspielen. Der Sargdeckel schloss sich und langsam bewegte sich der Sarg in Richtung Grab. Währenddessen begann Malakura zu erzählen: „Predo, du hast nicht nur mir geholfen. Ich weiß nun, dass du meine Eltern beschützt hast. Du möchtest bestimmt keine lange Rede, deshalb erfülle ich dir diesen Wunsch. Ich hoffe – ich hoffe, du wirst glücklich!“ Mehr konnte sie nicht mehr sagen. Fabian reichte ihr ein Tuch. Sie wischte sich dir Tränen weg, während Predos Sarg langsam in der Erde versank. So standen sie lange und nach mehreren Stunden unterhielten sie sich. Plötzlich riss Lisbet die Augen auf und sagte: „ Die Zwerge greifen an!“
„Krieg?“, fragte Malakura. „Warum greifen uns die Zwerge an?“ „Weil sie ihr Werk zu Ende bringen möchten“, antwortete Lisbet. „Was? Ich verstehe nicht. Was wollen die Zwerge von mir?“ ,fragte Malakura. „Deine Eltern hatten damals einen Zwerg aus ihren Diensten verbannt. Doch es war ein Missverständnis. Du musst wissen, dass Zwerge äußerst beleidigt sein können. Und sie steigern sich in alles rein. Und so wollten sie deine Eltern zwar nicht töten, aber durch ihre Rufe und die Waffen, dachten andere Geschöpfe, es gäbe Krieg. Und so wurden du und deine Familie angegriffen. Deine Eltern dachten, die Zwerge hätten die anderen Geschöpfe angestachelt. Deshalb vernichteten sie viele der Zwerge. Doch dadurch wurden die Zwerge noch wütender und suchten Hilfe bei einem der wohl bekanntesten Zauberer den es gibt: Merlin.“ An dieser Stelle machte Lisbet eine Pause und atmete einmal tief durch. „Ja, Merlin sollte ihnen helfen. Und das tat er auch: Er gab ihnen ein Elixier, das sie größer und stärker macht. So konnten sie deine Eltern besiegen. Doch deine Eltern hatten sich so etwas schon gedacht und krönten dich. Denn so würdest du deine ganze Macht hier in deinem Land ausnutzen können. Doch sie waren zu schwach um den Zwergen standzuhalten. Fast alle fielen im Krieg. Nur Predo, Maleth, du und ich überlebten. Ich dachte, es wäre das Beste für dich, dich aus deinem Land rauszuschaffen, bis du alt genug wärst, um alles zu verstehen. Predo war der Schlossherr, wenn man so will und hat sich all die Jahre um das Schloss gekümmert. Ich habe solange nach Merlin gesucht, weil ich gehört hatte, er sei tot. Doch in einer Höhle der Zwerge sah ich ihn kurz vor seinem Tod, wie er den Zwergen ein neues Fläschchen mit dem Elixier gab. Es diente nur zu einem einzigen Zweck: Sie sollten dich auch ermorden, damit sie das Land nach ihren Regeln „gerecht“ zu regieren. Jetzt schlagen sie zu“, beendete Lisbet ihre Geschichte. „Dann müssen wir sofort handeln! Stellt all unsere Kämpfer auf – wenn wir welche haben!“, befahl Malakura. „Und genau da liegt unser Problem: Wie eben erwähnt sind alle gefallen. Wir könnten andere Völker um Hilfe bitten...“, überlegte Maleth. „Dann tut das. Ich möchte, dass ihr alle fragt, die ihr findet!“. In genau diesem Moment kam ein Zwerg. Er keuchte: „Wir wollen unseren Kampf auf der großen Wiese zwei km weiter östlich von hier austragen. Kommt dahin oder es geschieht Schreckliches!“ Und dann lief er wieder davon. „Ich könnte testen, ob die Zwerge in unterirdischen Höhlen unter der Wiese Fallen aufgestellt haben!“, schlug Maleth vor. „Gut, tu das. Lisbet, tu das, was ich dir aufgetragen habe!“, sagte Malakura entschlossen. Jetzt waren sie und Fabian allein. Mittlerweile war Predos Sarg vollständig mit Erde bedeckt.
Fabian bewunderte Malakura: Vor noch nicht all zu langer Zeit konnte sie kaum deutsch sprechen und nun befahl sie erwachsenen Menschen, was sie tun und lassen sollten.
„Malakura, ich werde auch kämpfen. Ob ich sterbe oder überlebe: ich tu es für dich!“, sagte er entschlossen. „Ach Fabian, das ist so mutig von dir. Moment, ich hohle dir eine Rüstung. Nur vorsichtshalber...“ Und schon krachte eine schwere Rüstung neben Fabian auf den Boden. Erschrocken zuckte er zusammen und schätzte das Gewicht. Mindestens 10 Kilo schwer sah sie aus. Doch als er sie aufhob war sie ganz leicht. Er schlüpfte hinein. Sie passte wie angegossen. „Danke, die ist ja perfekt! Nur womit soll ich kämpfen?“, staunte er. „Ach so, entschuldige. Moment...Bitte, das beste Schwert was ich mir vorstellen konnte!“ Es war ein silbernes Schwert, das in der Sonne auch leicht rosa schimmerte. Fabia bedankte sich nochmals. Doch plötzlich wurde er von einem Knall unterbrochen. Sofort schossen beiden nur ein Name durch den Kopf: „MALETH!“ Sie liefen so schnell sie konnten zu der großen Wiese doch Maleth kam ihnen schon unversehrt entgegen. Noch ein Knall ließ die Erde erzittern. „Das waren Bomben! Sie haben nicht damit gerechnet, dass wir den Boden nach Fallen untersuchen! Ich habe die großen Steine darüber rollen lassen. Der eine Knall kam weiter südlich, der andere westlich. Das heißt, sie haben mindestens zwei weitere Bomben. Denn immer zwei Bomben liegen nebeneinander. Wir müssen äußerst vorsichtig sein!“ In dem Moment kam Lisbet wieder. Hinter ihr folgen mehrere hundert kleiner Elfen. Einer von ihnen überholte Lisbet und landete vor Malakura. Er musterte kurz Fabian und sagte dann in einer Stimme, die viel zu fest für ihn klang: „Mein Name ist Towain und ich bin der König meines Volkes. Wir werden euch helfen, weil die Zwerge brutal über unser Land herrschen würden. Ich hoffe ich kann euch mit meinem Volk helfen“ „Danke für eure Hilfe. Und wie wollt ihr uns helfen?“, fragte Malakura zögerlich. Sie wollte die Elfen nicht beleidigen. „Ich wusste, dass ihr unsere Kraft anzweifeln würdet. Aber wir sind klein, flink und unscheinbar! Seht her!“ Er ließ einen naheliegenden Felsbrocken schweben. Als keiner mehr mit etwas Spannendem rechnete, zerbarst er in tausend kleine Stücke. „Wow! Malakura, das war eine gute Idee, die Elfen um Hilfe zu bitten!“, staunte Fabian. „Ja! Lisbet, wie hast du- wo ist Lisbet?“ Sie schauten sich verwirrt um. Doch ein gleichmäßiges Erzittern der Erde ließ sie Lisbet für einen Augenblick vergessen. „Was – ist - das?“, fragte Maleth ängstlich. Als Malakura Richtung Osten in die Berge schaute, konnte sie riesige Köpfe näherkommen sehen. „Lisbet – kommt – mit – den – Rie – sen!“, informierte sie die anderen. Alle Köpfe drehten sich Richtung Berge. Da kam auch schon Lisbet angeflogen. Nachdem die Riesen sie endlich erreicht hatten und die Erde wieder ruhig war, sagte einer der Riesen: „Ich bin Zetolosch! Wie ich sehe, habt ihr die Elfen schon um Hilfe gebeten. Wir werden an eurer Seite kämpfen“ Malakura bedankte sich auch bei ihnen. Dann ordnete sie an, dass die Zwerge ein paar Meter weit auf die Wiese fliegen sollten und dort Kampfposition einnehmen sollten. Die Riesen hingegen sollten einige Meter zurückgehen, da sie im Falle einer Niederlage die letzte Hoffnung waren. Sie wollte grade das Signal zum Angriff geben, als Towain zu ihr kam und sagte: „Die Zwerge sagen, dass am Rand der Wiese keine Mienen versteckt sind. Ihr sollt dorthin kommen und mit ihnen reden!“ Malakura überlegte kurz, dann sagte sie: „Sie sollen bis zur Hälfte gehen, dann komme ich auch. Vielleicht halten sie nicht ihr Versprechen!“ Vorsichtig flog Towain zurück zu den Zwergen um ihnen Malakuras Bitte vorzutragen. Doch als er zurück kam sagte er: „Sie möchten nicht, warum, wollten sie nicht sagen!“ Malakura konnte sich schon denken warum. Laut rief sie zu den Zwergen: „Ihr blöden, kleinen... äh ...Zwerge mit kurzen Bärten! Ihr sollt verdammt sein!“ Daraufhin ging ein Raunen durch die Zwergenmenge. Wahrscheinlich hatte sie mit ihrem Kommentar über ihre Bärte eine wahre Beleidigung ausgesprochen, denn nun zogen sie sich grummelnd zurück und wurden am Horizont immer kleiner. Doch da viel ihr auf, dass sie sich nicht so schnell bewegten, sondern dass der Trank mit seiner Wirkung nachließ. „Sie werden wieder kommen! Doch um ein Duplikat ihres Trankes herzustellen, wird es mindestens einen Monat dauern. Solange haben wir Ruhe“ Malakura fiel glücklich in Fabians Arme.

14.Kapitel

Zwei Tage war es nun her mit dem Anfang des Krieges. An diesem Abend stand er auf dem Balkon vor seinem Schlafzimmer. In dem Moment kam Lisbet vorbei geflogen. „Ähm, ich habe da mal eine Frage an dich“, fragte er sie verlegen. Sie stellte sich neben ihn. „Ich mag Malakura sehr. Und ich kenn mich mit den Regeln und so noch nicht ganz aus. Ab wann naja wann heiratet man hier so?“ Jetzt war es raus. Zuerst sah Lisbet ihn mit großen Augen an. Er dachte schon, er hätte sie niemals fragen sollen. Doch dann antwortete sie nach einer für ihn ewigen Pause: „Mit etwa 13 Jahren heiratet man, auch wenn hier nicht viele Menschen sind. Wenn du Malakura heiraten willst, dann kann ich das für dich organisieren. Willst du es lieber kitschig, romantisch, morgens, abends oder-“
„Moment, ich muss erst mal überlegen! Ich weiß noch gar nicht wann wo und wie ich sie fragen soll. Außerdem habe ich keinen Ring und soweit ich weiß auch kein Geld. Kannst du mir da vielleicht irgendwie helfen?“ Lisbet überlegte und schien eine Idee zu haben. „Die Elfen können dir bestimmt helfen. Die Zwerge sind zwar normalerweise unübertroffen was das Schmieden angeht, aber für filigrane Sachen wie Schmuck sind eher die Elfen zu ständig. Soll ich sie mal nach einem besonderen Ring fragen? Weißt du was, ich amch es einfach. Ich organisiere dir auch die Feier und ich mach auch die Einladungen! Am Besten fang ich gleich damit an…“, sagte sie eher zu sich und flog wieder davon. Fabian seufzte und ging in sein Schlafzimmer, das direkt neben Malakuras lag. Bald würde er die Mauer, die sie trennte durchbrechen und mit ihm zusammen glückilich sein.

15. Kapitel

„Malakura, ich hab gestern einen Brief bekommen, wir sollen zu irgend so einer Veranstaltung kommen!“, sagte Fabian zwei Wochen später zu Malakura. „Ich weiß auch nicht genau, warum!“ „Und wann genau?“, wollte sie wissen. Fabian atmete tief durch. „Heute Abend, wenn die Sonne untergeht“. Malakura überlegte, um was für eine Feier es sich halten könnte, doch sie kam nicht darauf und konnte sich auch nichts vorstellen. Was war das für eine Feier, wenn sie durch Fabian davon erfuhr? Sie begab sich auf den Weg zu ihrem Schlafzimmer. Darin waren die Wände aus Stein. Doch der Stein war nicht grau, sondern blau. An der Decke war es dunkelblau, am Boden jedoch eher hell. Ein gelber, sehr weicher, flauschiger Teppich bedeckte diese Steinplatten am Boden Es sollte so aussehen wie die Abendwüste. Malakura fand, dass die Architekten es ganz gut getroffen hatten. Sie ließ sich in das ebenfalls blaue Himmelbett fallen und schloss die Augen. Am Abend davor hatte Fabian neben ihr nicht schlafen können; er hatte sich immer wieder umgedreht. Ihn beschäftigte wohl auch die Frage, was bei dieser Feier geschehen sollte. Malakura schlief noch einmal ein und wurde dann, kurz vor Sonnenuntergang, von Fabian geweckt. „Was ist denn?“, murmelte sie müde. „Zieh dich lieber um, wir werden gleich abgeholt.“ – „Abgeholt? Wovon?“ – „Das wirst du schon sehen!“ Immer noch müde zog Malakura sich um. Als sie ihren Kleiderschrank öffnete, fand sie ein dunkelrotes Kleid. Das war ihr vorher gar nicht aufgefallen! Es passte wie angegegossen und wenn sie sich hinsetzte, zerknitterte es nicht! Stolz betrachtete sie sich im Spiegel. „Es sieht perfekt aus!“, flüsterte sie. Da hörte sie Lisbet auf dem Flur entlang gehen. Sie lief hinaus und fragte. „Kannst du mir bitte das Badezimmer zeigen? Ich wollte mich noch schminken. Habe ich eigentlich auch Schmuck?“ Lisbet nickte und führte sie in den gewünschten Raum. „Also in diesem Koffer findest du Schminksachen und in dem großen Schrank dort hinten ist Schmuck.“

Malakura blickte auf die angesprochenen Möbelstücke und wusste gar nicht, wo sie anfangen sollte. Bevor sie jedoch eine Entscheidung fällen konnte, schob Lisbet sie auf einen Stuhl zu, setze sie hinein und zwinkerte ihr zu. In diesem Moment sprang der Deckel des Koffers auf und absonderliche Utensilien flogen heraus. Sie umschwirrten Malakura, die reflexartig die Augen schloss. Sie spürte weiche Pinsel auf ihrer Haut und andere Berührungen besonders an ihren Augen. Sie ahnte bereits, was soeben mit ihr geschah, also ließ sie es so entspannt wie möglich über sich ergehen.
Wenige Minuten vergingen, dann war das geschäftige Treiben um sie herum verstummt. Vorischtig öffnete sie ihre Augen, die sich erst wieder an das Licht gewöhnen mussten. Ihr erster Blick viel auf den Koffer, der wieder verschlossen war, als wäre nichts geschehen. Der Schrank jedoch, den Lisbet angesprochen hatte, stand einen Spalt breit offen. Verwundert drehte Malakura sich um, um einen mutigen Blick in den Spiegel zu werfen. Dabei streifte sie Lisbets Blick, die sie aufgeregt und aufmunternd anstrahlte.

Als sie sich im Spiegel sah, erkannte sie sich kaum wieder: Ihre Haut war zwar stets rein gewesen, doch nun schien sie von innen heraus zu strahlen. Eine leichte Röte schimmerte auf ihren dunklen Wangen und verlieh ihr einen frischen Teint. Das Herausragendste waren jedoch ihre Augen. Man sah auf den ersten Blick keine Spur von Lidschatten oder ähnlichem, doch ihr Blick war intensiv, ihre dunkelbraunen Augen sahen aus wie Schokolade und ihre langen Wimpern umrahmten sie auf so intensive Weise, dass Malakura beinah nicht ihrem eigenen Blick stand halten konnte. Ihre Augen, die ihr aus dem Spiegelbild entgegen strahlten, bekamen dennoch Konkurrenz: um Malakuras Hals lag eine zarte, goldene Kette, deren filigrane Muster wie in die Haut eingelassen wirkten. Fiel das Licht darauf, so hatte es mal einen silbernen Glanz, dann einen leicht rötlichen. An Malakuras Ohren hingen passende kleine Ohrringe aus dem selben Material.

Sprachlos wandte sie sich an Lisbet, die ihr aufgeregt zunickte und sagte: "Und? Ist das nicht beeindruckend?". Malakura klappte den Mund auf und wieder zu, unfähig, die passenden Worte für dieses Wunder zu finden. So konnte sie Fabian gegenüber treten.

 

16.Kapitel

Malakura hielt Fabians Hand. Sie standen auf einer Veranda aus Stein und erwarteten den Sonnenuntergang. Fabian sah gut aus: Er trug einen dunkelblauen Anzug mit feinen Stickereien. Er sah richtig erwachsen aus.
"Also", unterbrach Malakura die Stille. "Mit wem sollst du dich eigentlich treffen?"
Fabian blickte nervös zu ihr herüber, was sie verunsicherte, dann sagte er: "Eigentlich.. mit dir."

Malakura schaute ihn unverwandt an und wartete auf eine Erklärung. Fabian seufzte. "Komm mit", sagte er und führte sie einige Meter weiter. Dort stand ein niedriger Tisch gedeckt mit Früchten aller Art und zwei Kissen lagen daneben, die dazu einluden, es sich bequem zu machen.


Fortsetzung folgt bald.

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Tag der Veröffentlichung: 06.05.2009

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