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Ich dachte wirklich, dass ich schon zuvor verletzt worden war, aber ich wusste auch, dass mich nie jemand so verletzen könnte, wie du. Ich dachte nicht, dass das wörtlich zu verstehen war, aber damals wusste ich auch noch nicht, wie sich alles entwickeln würde, was mit dir passieren würde und somit letztlich mit mir.

 

Noch nie bin ich so schmerzhaft zurück gelassen worden. Deine Angst, deine Worte, alles drang tiefer in mich ein, als ein Messer es je könnte oder Zähne oder irgendwas anderes, was einem körperlich zusetzt. Ich habe den Fehler gemacht, nicht auf dich zu hören, deine Warnungen in den Wind zu schlagen und jetzt brauche ich jemanden, der mir wieder Leben einhaucht. Ich wünschte, dass wäre nur bildlich gesprochen, aber ich höre die Schreie und ich sehe das Blut und doch sorge ich mich um dich. Du warst so traurig, als du gegangen bist, du hasst dich selbst, aber ich bin sicher, dass das alles nicht deine Schuld ist, ich weiß es! Ich weiß alles, aber ich spüre, dass ich untergehe, auch wenn ich weiß, dass ich es überleben werde. Ich weiß es, ich werde es schaffen. Wenn ich aufhöre, dich Liebste zu nennen... und weiter gehe...

 

Ich weiß aber nicht, ob ich das kann. Ich kann dich nicht verlassen, auch jetzt nicht. Wenn ich das überlebe..., dann werde ich dich finden. Nicht, um dich zu verurteilen oder mich zu rächen. Ich will dir helfen.

 

Du siehst mir zu, wie ich blute, bis ich nicht mehr atmen kann, zittere und schließlich auf die Knie gehe. Ich habe keine Kraft mehr gehabt. Ich konnte einfach nicht mehr und du hast keine Kraft mehr gehabt. Du konntest nicht mehr widerstehen.

 

Und jetzt, wo du mich nicht mehr küssen wirst, nie wieder, wie es scheint, werde ich genäht werden müssen. Es werden Narben bleiben, im besten Fall, wenn ich es schaffe. Wenn die Leute aufhören zu schreien und einen Kreis um mich zu bilden. Holt jemand Hilfe? Der DJ hat das Lied gewechselt, aber die Musik hat nicht geendet. Ich denke, er hat noch nichts mitbekommen. Wann die Musik wohl ausgehen wird? Ich stolpere über meine eigenen Gedanken. Was hat die Musik damit zu tun, es ist egal? Ich brauch Hilfe. Es tut wirklich schlimm weh. Bitte komm zurück und hilf mir, das ist es, was meine Augen versuchen dir zu sagen, mein Mund kann es nicht mehr. Du bist kurz vorm Ausgang und siehst zurück. Bitte komm zu mir und hilf mir. Rette mich vor dem Schmerz! Warum bin ich mit dir in die Stadt? Warum in diesen Club, wo es so leicht für dich ist, mich zurückzulassen? Und doch, ich will nur zu dir, bitte komm zurück.

 

Ich bin wie eine verdammte Motte, die vom Licht angezogen wird und sich die Flügel verbrennt, bis sie nicht mehr fliegen kann. Ich bettle immer noch, dass du mich rettest, dabei wäre ich ohne dich nicht in der Lage. Du hast mich schon gelockt, lange bevor einer von uns ahnen konnte, wie das enden wird. Schon damals war dein Herz verbittert und du warst kalt. Das Licht und das Verbrennen waren eine Lüge, denn alles, was man sich bei dir bereits damals holen konnte, war ein Gefrierbrand und dennoch... ich dachte, ich könnte dich retten. Und ich hätte es gekonnt, ich war kurz davor. Ich habe dich und dein kaltes Herz berührt. Wir haben uns im Wald geküsst und noch viele weitere Male, du hast mich geliebt. Du liebst mich noch immer. Aber das hat nicht gereicht, ich hatte keine Chance. Du warst immer die Königin und ich immer der Narr. Ich dachte, ich hätte das hinter mir, aber noch immer muss ich der Narr sein, denn ich dachte, wir würden es schaffen.

 

Man hat dich angegriffen, ich habe die Ausmaße nicht verstanden, habe die Gefahr nicht gesehen, wollte die Veränderung nicht wahr haben und dachte, meine Liebe reicht, um dein Herz zu heilen und deine Reinheit zu retten. Am Ende war meine Liebe zu viel für dich, das ist es doch, oder nicht? Vielleicht hatte ich zu viel Verständnis, war zu nett. Ich fürchte, ich ernte nun, was ich gesät habe und ich muss aufpassen, dass mir nicht widerfährt, was dir widerfahren ist. Ich möchte nicht Rot sehen, will nicht außer Kontrolle geraten. Ich bin anders als du, ich hätte dir das hier nicht antun können. Das weißt du, oder? Du weißt, dass ich eher mir etwas angetan hätte, bevor ich dir auch nur ein Haar gekrümmt hätte. Das nächste Lied, die Musik endet noch immer nicht. Der DJ weiß es nicht, aber es hilft mir. Solange ich Musik höre, lebe ich. Man kann mich noch retten und was immer dann passiert, sei dir sicher, du wirst Teil des Ganzen sein...

 

Noch immer habe ich das Gefühl, als ginge ich unter, als schwämme ich in einem Meer aus meinem eigenen Blut und ertrinke langsam in diesem. Ich kann das hier überleben, das weiß ich, ich sollte nur aufhören, dich Liebste zu nennen. Vielleicht ist das der Weg einer höheren Macht, mir zu sagen, ich solle dich ziehen lassen und weiter machen. Ohne dich, einen neuen Weg einschlagen, schließlich hast du mir beim verbluten zugesehen, bis ich nicht mehr atmen konnte und auf die Knie gegangen bin. Wer tut denn so etwas? Wirklich, wer tut so etwas? Aber tief im Inneren bete ich, dass du kommst und mich rettest, dass dein Herz noch immer für mich schlägt. Und ich weiß, dass es das tut, du hast nicht ohne Grund immer wieder geweint und nicht um mir zuzusehen, wie ich verblute, bist du so lange geblieben. Du konntest nicht gehen, du wolltest nicht. Du wolltest mich nicht verlassen.

 

Noch immer höre ich Musik, träume ich? Lebe ich noch? Warum endet die Musik nicht?Ich spüre Nadel und Faden und weiß, ich muss dich aus meinem Kopf kriegen. Du wirst mich nicht retten. Du bist dieser Beat in meinem Kopf, ein Ohrwurm, den ich nicht los werde. Nadel und Faden! Oh mein Gott! Sie höre nicht auf, ich könnte am Ende tot sein! Was hast du getan! Ich komme klarer. Die Musik wird leiser.

Ich werde überleben und ich werde ohne deine Küsse leben! Ich werde Narben haben, ich bekomme fremdes Blut, weil mir jemand wieder Leben einhaucht und ich hoffe, dass dein Gift mich nicht infiziert hat, ich will nicht enden wie du. Ich möchte so etwas niemals jemanden antun. Ich habe dich geliebt, nein ich liebe dich noch immer. Es wird dunkel, das Licht geht aus. Ich sehe deine Augen. „Gib nicht auf.“, sagen sie. Warum nicht?

 

Ich komme zu mir, es ist hell, das Atmen fällt mir schwer. Stimmen, Fragen, ich kann nicht reagieren. Ich denke nur an dich. Ich lebe. Ich liebe dich. Noch immer. Du bist mein Licht... und ich bin anscheinend noch immer eine Motte. Ich werde nicht aufgeben. Ich konnte dir noch nie etwas abschlagen!

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Tag der Veröffentlichung: 05.04.2016

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