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I. Kapitel

Ich spazierte durch einen zauberhaften Wald, welcher mich zu einer Quelle führte, an der ich immer meine Freundinnen traf. Bea hatte mir schon eine SMS geschrieben, wo ich denn blieb. Ich hatte etwas getrödelt und gar nicht mitbekommen, wie die Zeit vergangen war. Ich näherte mich dem Treffpunkt, als ich eine Stimme ganz leise vernahm.

„Rachel.“ Ich sah mich um, um festzustellen, wo die Stimme herkam. Sie kam mir merkwürdig bekannt vor.
„Rachel! Wach jetzt sofort auf!“ Ich schrak hoch und blickte in das grimmige Gesicht meiner Mathelehrerin Frau Drohne. Die ganze Klasse lachte und ich lief rot an.
„Ich glaube, du bist eine der Letzten, die sich leisten kann, in meinem Unterricht einzuschlafen.“ schnauzte die Drohne mich an, als ob mir das Einschlafen nicht schon peinlich genug gewesen wäre. Sie zeterte noch bis zum Ende der Stunde, welches zum Glück nicht allzu lang auf sich warten ließ.

„Was war denn das schon wieder? Hast du heut Nacht nicht genug geschlafen?“ fragte Alice lachend, während wir das Klassenzimmer verließen.
„Witzig! Wirklich, ihr wisst genau, wie peinlich mir das war. Echt, so was ist mir noch nie passiert.“ mir war die Sache immer noch tierisch peinlich.
„So schlimm ist das doch nun wirklich nicht.“ beruhigte mich Shera mit ihrem Das-wird-schon-wieder-Lächeln. „Hast du wenigstens was Schönes geträumt?“
Ich erzählte den Dreien von meinem Traum. Und sie lauschten gespannt, als ich ihnen jede Einzelheit vom Wald erzählte.
„Ein geheimer Treffpunkt? Schade, dass wir so was nicht wirklich haben.“ erklärte Alice enttäuscht.
„Würdest du ihn trotzdem finden, auch wenn du nicht ganz angekommen bist?“ fragte Bea. „Wir können ihn ja bei unserer Tour heute suchen, oder?“
„Wir können ja versuchen, ihn zu finden, aber versprechen tu ich nichts!“ erklärte ich mich einverstanden.

Wir verabredeten uns für den Abend, um eine Tour zu machen und dabei das geheime Versteck zu finden. Wir wollten uns wie immer bei mir treffen, da ich einen separaten Eingang zu meinem Zimmer habe und meine Eltern nicht mitbekommen, wenn wir nachts noch raus gehen und dann irgendwann wieder kommen. Ich wohne über der Garage und habe ein riesiges Zimmer. Seit 2 Jahren habe ich ein Hochbett, in dem beide Betten so breit wie Doppelbetten sind. Seitdem schlafen die drei nämlich fast jedes Wochenende bei mir. Meine Eltern sorgen für Unterkunft, ihre Eltern sorgen für die Verpflegung, in dem sie meinen je 20,00 ¤ geben, die nur für unser Essen sind. Meistens bleiben davon 20,00 ¤ übrig und die geben uns meine Eltern dann. Wir stecken sie in eine Spardose und wenn einer mal Geld braucht, kann er sich davon nehmen. Natürlich machen wir damit auch Besorgungen, von denen unsere Eltern allesamt nichts wissen sollten.

Meine Eltern fuhren wie jeden Freitag mit mir einkaufen, nachdem ich die Hausaufgaben erledigt hatte. Ich kaufte alles, was wir vier brauchten und meine Eltern gaben mir 30,00 ¤, die übrig geblieben waren. Zu Hause steckte ich die in den Wilden Sparkerl, den wir uns vor kurzem gekauft hatten. Da steckten momentan 500,00 ¤ drin. Bis die anderen drei kamen, suchte ich mir Klamotten für später heraus, räumte mein Zimmer auf und bezog die Betten neu. Für Alice die blaue Satinbettwäsche, für Bea die grasgrüne aus Seersucker, für Shera die Wilde-Kerle-Bettwäsche und für mich die Keith-Haring-Bettwäsche. Ich lüftete das Zimmer gründlich und machte dann Lotusräucherstäbchen an. Gegen 19 Uhr wurde es langsam dunkel und ich machte meine vielen kleinen Lichter an, ein paar Kerzen und hörte das neue Album von Billy Talent.

Eine Stunde später brachten meine Eltern schon mal das Abendessen für uns vier und erklärten, sie würden die Nacht bei Freunden verbringen. Sie würden sich auf uns verlassen, dass wir keinen Blödsinn machen würden und sie seien am nächsten Tag gegen 14 Uhr zu Hause.

Sie waren gerade weg, als es an meiner Tür klopfte. Ich ließ meine drei Mädels herein und erzählte ihnen die gute Nachricht, dass meine Eltern heute gar nichts mitbekommen würden, da sie erst am nächsten Tag wieder da sein würden.
„Großartig, dann essen wir jetzt, gucken Interview mit einem Vampir. machen uns dabei fertig und gehen dann gegen 10.30 Uhr los.“ schlug Bea vor.
„Ich bin eher für Königin der Verdammten.“ erklärte Shera. Also sahen wir uns Blade an, da dass bei dieser Diskussion immer die Lösung war. Meine Eltern wussten nicht, dass ich diese Filme habe, aber das ist auch ganz gut so.

Gegen 11 kamen wir dann endlich los. Alice trug eine schwarze Strickjacke zu einer schwarzen Schlagjeans mit Löchern, darunter trug sie eine knallbunte Ringelstrumpfhose und schwarze Etnies mit pinker Sohle. Bea trug eine schwarze Cordhose mit leichtem Schlag in der sie einen Killernietengürtel hatte, eine schwarze Kapuzenjacke und schwarze Chucks. Das Shirt unter der Jacke war knallorange. Ihre Haare hatte sie zum Zopf gebunden, da sie sonst später stören würden. Shera trug eine schwarze Stoffhose mit Schnallen, in der sie auch einen Pyramidennietengürtel hatte. Sie trug ein weißes Shirt, darüber einen kurzen Cordmantel und schwarze No-Name-Sneakers. Ich hatte mich für schwarze Workerhosen, schwarze Kapuzenjacke und blaues Shirt entschieden, dazu trug ich schwarze Adidas Superstar und trug ein Bandana als Kopftuch. Wir hatten alle schwarze, unauffällige Rucksäcke auf, schwangen uns auf unsere Mountain Bikes und radelten Richtung Aktivspielplatz, welchen wir passierten und den Radweg an der Schnellstraße nach Westhagen folgten.

Wir hatten uns entschieden, die Fußgängerbrücke zwischen Fallersleben, der Kleinstadt, in der wir lebten, und Westhagen, dem Nachbarort, endlich zu verschönern. Ja, dass war eine unserer Interessen, die unsere Klassenkameraden nicht mit uns teilten: Sprayen. Wir wollten unser Piece „Quilts“ zusammen mit unseren Tags an die Wand bringen. Es war jedes Mal ein Kick, der solange anhielt, bis wir mit unserem Bild fertig waren. Diesmal wurde es genial, dass Beste, das wir je gemacht haben. Es war im Wildstyle gesprüht und wir hatten zu unseren Tags sogar Character gemacht. Ein Phoenix für Phynix alias Alice, ein Haarwuschel mit Schuhen und Cap für Fussel aka Bea, Taz (der tasmanische Teufel) für Loony alias Shera und für mich ein Schlumpf, da ich mich Smurf nenne.

Danach schwangen wir uns auf die Räder, um zu einem der größten Wälder von ganz Wolfsburg zu fahren, da mich der Wald aus meinem Traum an diesen erinnerte. Wir stellten die Räder an einem der Waldeingänge ab und spazierten in den Wald. Es war zwar stockduster, aber wir hatten ja unsere Taschenlampen dabei, außerdem war Vollmond, wir sahen also genug. Angst hatten wir sowieso keine, wir hatten irgendwann entschieden, dass Angst nicht das Richtige für uns ist. Sie passte nicht zu uns, also gewöhnten wir sie uns ab. Trotzdem versuchten wir auch diesen Abend, uns gegenseitig Angst zu machen, wie immer. Wir machten mit den Taschenlampen Schattenspiele, erzählten uns Gruselgeschichten, erschreck-ten einander und lachten uns aber nur die Seele aus dem Leib. Irgendwann erkannte ich tatsächlich eine Lichtung aus meinem Traum wieder. Ich sah mich um, um festzustellen, welchen Weg wir als nächstes einschlagen müssten. Danach gingen wir an einige Quellen dieses Waldes vorbei und kamen dann tatsächlich zu einer Quelle, bei der ganz in der Nähe, bei einem Bombenkrater, in den Bäumen ein Baumhaus war. Es waren Schilder daran befestigt, sie sahen jedoch aus, als seien sie mindestens 20 Jahre alt. „Mädchen verboten!“ stand auf einem und auf einem anderen: „Wenn ihr trotzdem reinkommt, werdet ihr das bereuen!“ Wir lachten darüber.
„Klar, dann werden wir es bereuen!“ rief Alice mit spöttischem Ton und kletterte die Strickleiter hinauf. Ich spazierte um das Baumhaus, um zu schauen, ob noch mehr witzige Warnungen daran befestigt waren. Ich fand auch noch eine, allerdings war diese nicht witzig sondern verwirrte sie mich:
„Ruf sie zurück, bevor es zu spät ist! gez. Smurf 2056 (!)“ Wer zur Hölle hatte da meinen Namen benutzt? Und dann so eine blöde Zahl dahinter gesetzt? Das war ja wohl ein Unding!
„Mädels?! Guckt euch das an. Irgend so ein Mistkerl…“ setzte ich an, da ertönte aus dem Baumhaus ein markerschütternder Schrei, der nur von Alice stammen konnte.

Ich rannte zurück zu der Strickleiter, die bereits von Bea und Shera erklommen wurde. Bea betrat das Baumhaus zuerst, Shera folgte. Ich war etwas später dran, schließlich war ich ja ums ganze Baumhaus gerannt. Bea schrie um Hilfe und Shera sagte gar nichts mehr. Als ich oben ankam, traf ich niemanden an.
„Alice, Bea? Shera?“ Ich sah niemanden, trotz das ich alles mit der Taschenlampe ausleuchtete.
„Ey, Leute! Ich finde das nicht witzig, jetzt kommt schon raus. Alice!“ es machte mich nervös, dass ich sie nicht fand. Alice hätte normalerweise schon längst losgelacht.

Ich suchte alles ab, sie konnten sich ja schließlich nicht in Luft aufgelöst haben. Sie mussten doch irgendwo sein. Ich hob alles an, schob alles beiseite, doch nirgends fand ich sie. Mir schossen Tränen in die Augen, sie hatten es geschafft, seit einem Jahr hatte ich das erste Mal Angst. Das machte mich sauer. Ich ließ mich auf den einzigen Sessel im Raum fallen und da geschah es: Der Sessel kippte, mit einem Schrei fiel in einen Schacht. Es war jedoch kein Schacht, wie man sich Schächte vorstellt. Nein, dieser Schacht leuchtete in lila-blauen Tönen und es lief Musik, ähnlich der Musik, die immer in Fahrstühlen lief, zumindest in den ganzen Filmen. Es dauerte ziemlich lange, bis ich etwas anderes als diese Farbtöne und die doch nervige Musik wahrnahm.
„Arghh.“ gab nämlich Bea von sich, als ich auf ihr „landete“. Wir lagen mitten im Wald auf den Boden, auf einem Haufen. Ich stand schnell auf, weil Bea ur gequält klang. Die Drei standen ebenfalls auf und wir sahen uns um.
„Ach du Schreck!“ flüsterte Shera.


II. Kapitel

„Ach du Scheiße!“ korrigierte Alice und ich gab ihr Recht, auch wenn wir normalerweise solche Kraftausdrücke vermieden. Diesmal passte es wie die Faust aufs Auge. Wir sahen, dass der Wald kein Wald mehr war, sondern nur noch ein Park. Drum herum standen überall Hochhäuser. Wo zur Hölle war der Wald und wie kamen die Hochhäuser her? Wie kamen wir hier her? Alles war so anders! Waren wir überhaupt noch in Wolfsburg gewesen? Doch wir wurden schnell aus unseren fragenden Gedanken gerissen.
„Ey! Was macht ihr da? Weg von dem Baumhaus, dass haben wir besetzt!“ ein Trupp von 7 Jungen kam auf uns zu.
„Könnt ihr nicht lesen? Mädchen verboten!“ Ich sah hoch zu dem Schild, es war haargenau das Gleiche, aber es sah nicht so alt aus, wie ca. eine Stunde zuvor, sondern verdammt neu und frisch. Wie konnte das nur sein? Verdammt noch mal!? Es sah doch eben noch uralt aus.
„Was ist nun?“ fragte ein ca. Fünfzehnjähriger mit grünem Iro. Er trug Lederklamotten und sah uns nicht gerade freundlich aus seinen braunen Augen an.
„Wir wissen gar nicht, was passiert ist. Das Baumhaus sieht plötzlich so neu aus, eben war es noch total baufällig. Sah aus wie aus den achtziger Jahren. Uralt, aber eben standen hier auch noch keine Hochhäuser, sondern ein Wald, und zwar ein riesiger…“ Alice war genauso verwirrt wie ich auch. Und auch Bea und Shera nickten zustimmend und sahen genauso durcheinander aus. Die Jungs lachten.
„Seid ihr auf den Kopf gefallen, oder was?“ erkundigte sich ein Junge mit rotgefärbten Wuselhaaren, ca. 13 Jahre alt, er trug kaputte Jeans, ein weites T-Shirt und Sneakers.
„Unter anderem! Aber trotzdem sind wir nicht bekloppt oder so! Wo ist der Schacht hin?“ Ich sah die drei Anderen an, die auch nur mit den Schultern zuckten.
„Welcher Schacht denn?“ fragte ein ca. 11-Jähriger mit schwarzem Pottschnitt. Er sah uns regelrecht besorgt an.
„Na der Schacht mit… Ach vergesst es!“ versuchte ich zu erklären. Es hatte ja doch keinen Sinn, wie sollte man etwas erklären, dass man selbst nicht verstand. Die Typen hielten uns doch jetzt schon für völlig durchgeknallt.
„Lasst uns nach Hause gehen! Oder es zumindest versuchen!“ schlug Bea vor und ging los. Wir folgten ihr, jedoch nicht lange. Wir liefen vielleicht zwei Minuten, als einer der Jungs, einer mit blonden Spikes, ca. 14 Jahre alt, hinter uns her gelaufen kam.
„Hey! Seid ihr irgendwie Lebensmüde? Bleibt stehen, verdammt. Wenn ihr da weiter geht, habt ihr echt Probleme! Wartet, verdammt noch mal!“ er überholte uns und hielt uns an.
„Was soll das denn jetzt? Ich denke, wir sollen verschwinden?“ fragte Alice absolut verwirrt. Und ich konnte ihr total nachempfinden. Ich meine, was sollte schon passieren, wenn wir weitergingen? Würden uns vielleicht wilde Wölfe anfallen? Also bitte?!
„Ja, aber ihr rennt gerade in das Revier der Snakes. Und ihr seid hier nicht bekannt. Die bringen euch schneller um, als ihr bis drei zählen könnt.“ er sah uns ernst an.
„Snakes? Wer soll das denn sein? Von denen hab ich ja noch nie gehört!“ lachte Shera. „Jetzt mal ehrlich. Mädels, ich glaub wir schlafen.“
„Ja, bitte kneif mich mal, dann wird alles wieder gut.“ sagte ich zu dem Jungen, der uns hinterher gelaufen kam. Er kniff mich und es tat höllisch weh.
„Man! Spinnst du?“ ich sah ihn verstört an, wie konnte das denn wehgetan haben? Er konnte doch nicht wirklich da sein, dass würde bedeuten, dass alles andere auch wirklich da sein würde. Das ging doch aber nicht… Was zur Hölle war das für ein Schacht gewesen?
„Du hast doch gesagt, ich soll dich kneifen! Ihr wisst echt nicht, was ihr wollt, oder? Genau deshalb mögen wir keine Mädchen! Wisst ihr was?! Macht doch, was ihr wollt! Rennt doch zu den Snakes. Viel Glück!“ er drehte um und ging zurück zu seinen Kumpels. Ich wollte ihn nicht verstören, ich war doch nur erschrocken…
„Gehen wir jetzt weiter?“ fragte Alice, „Oder schlagen wir jetzt eine andere Richtung ein?“ ich sah mich um, fand jedoch nicht einen Anhaltspunkt, der uns den Weg zurück nach Hause gezeigt hätte. Das Einzige, was ich sah, waren Schatten-gestalten, die sich recht schnell bewegten und uns anscheinend beobachteten. Das kam mir nun doch spanisch vor. In diese Richtung wollte ich auf keinen Fall weiterhin gehen.

Die Anderen allerdings schienen sie nicht bemerkt zu haben, denn sie gingen bereits weiter in die Richtung, in die wir nicht gehen sollten. Ich wollte gerade rufen, dass sie stehen bleiben sollten, dass sie nicht weitergehen sollten, als sie von drei dieser Schattengestalten geschnappt wurden. Diese Wesen bewegten sich unheimlich schnell und verschwanden mit meinen schreienden Freundinnen.
„Nein! Lasst sie los!“ rief ich und rannte los, um ihnen zu helfen, als mich der Junge, der uns aufhalten wollte, zurückzog und sagte, wir würden ihnen später helfen. Ich wollte mich losreißen.
„Nein, sei vernünftig. Wir helfen dir, sie zu finden, aber nicht jetzt.“ er zog mich mit zum Baumhaus. Er war unwahr-scheinlich stark, dass war mir unheimlich. Ich hatte wirklich keine Chance, von ihm wegzukommen.
„Aber ich muss ihnen doch helfen. Ich kann sie doch nicht im Stich lassen.“ ich versuchte weiter mich loszureißen. Ich konnte die drei doch nicht bei diesen Kreaturen lassen. Das konnte ich einfach nicht.

Im Baumhaus ließ er mich endlich los, er hatte mich in den Sessel geschubst und hockte nun vor mir.
„Warum habt ihr denn nicht auf mich gehört? Ich habe doch gesagt, ihr sollt da nicht hin. Das müsst ihr doch auch wissen. Aus welchem Jahrzehnt stammt ihr denn? Das weiß doch nun wirklich jeder.“ er sah mich ganz verständnislos an. Mir schossen Tränen in die Augen. Was wollte er überhaupt von mir? Wieso hätten wir wissen müssen, dass wir da nicht hinsollten? Woher verdammt?
„Was ist hier eigentlich los? Was meinst du mit Jahrzehnt? Aus dem gleichen wie du, du Vollspinner! Nur das ich nicht verstehe, wo diese blöden Hochhäuser herkommen und warum das hier kein Wald mehr ist, so wie es vor 2 Stunden noch der Fall war.“
„Wovon redest du? Die Häuser stehen da schon seit 40 Jahren oder so.“ er sah mich noch verständnisloser an.
„Das kann nicht sein.“ ich musste träumen und das musste ein Albtraum sein. Das konnte doch alles nicht stimmen. 40 Jahre? Niemals! Sein Blick wurde weicher.
„Von was für einem Schacht hast du vorhin geredet? War er irgendwie besonders?“
„Ja schon, aber das ist doch jetzt egal. Ich muss Shera, Bea und Alice holen.“ ich verstand nicht, warum er mich ihnen nicht helfen lassen wollte. Ich wollte aufstehen, aber er drückte mich zurück in den Sessel. Sein Gesicht war verdammt nah vor meinem.
„Du musst mir zuhören! Es kann sein, dass ihr durch ein magisch hervorgerufenes Zeitportal hier gelandet seid. Was für ein Jahr war, als ihr in den Schacht gefallen seid?“ fragte er nun und wich wieder ein Stück zurück. Zeitportal? Was war das hier für ein Mist? Wie hart war ich auf den Kopf gefallen?
„2006. Welches Jahr denn sonst? Zeitportal, magisch hervorgerufen? Bist du völlig verrückt?“ es wurde mir wirklich zu bunt. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
„2006??? Das ist 50 Jahre her. Seitdem ist eine Menge passiert. Kein Wunder, dass ihr so verwirrt seid.“ er sah seine Kumpels an, als ob nun alles glasklar sei. Das war es aber nicht, jedenfalls für mich nicht. Wollte er mir tatsächlich weiß machen, dass wir eine Reise von 50 Jahren unternommen haben? Meine Güte, ich musste wirklich hart auf den Kopf gefallen sein. Ich musste im Koma liegen, dass musste die Lösung sein.
„Verdammt noch mal! Kann mir jetzt endlich einer von euch Hohlköpfen helfen meine Freundinnen zu retten?“ ich stand auf und wollte aus dem Baumhaus stürzen, wurde aber wieder in den Sessel geschubst, diesmal von einem 16-jährigen, großen, langhaarigen Metalfreak.
„Bleib sitzen. Du hast ja nicht mal ansatzweise eine Ahnung davon, mit wem du dich da anlegen willst.“ er sah mich ernst an. Verdammt noch mal, was sollte das alles? Ich wollte doch nur meinen Freundinnen helfen. Konnte das denn keiner verstehen? Ich konnte sie nicht bei diesen Verrückten lassen, ob dies nun ein Traum war oder ob dies real war. Ich musste sie holen. Ich musste einfach. Ihr versteht das, oder?
„Aber, ich muss…“ setzte ich an.
„Du musst uns zuhören! Deinen Freundinnen wird so schnell nichts passieren. Wir müssen einen Plan schmieden, du kannst nicht einfach in das Gebiet stürmen und denken, dass du ihnen so hilfst. Dann sitzt du nur auch noch fest. Bedenke das bitte. Wir helfen dir, aber lass uns das Ganze planen.“ unterbrach mich der mit den blonden Spikes. „Und dafür ist es notwendig, dass du uns alles sagst, was heute so passiert ist.“

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sie wollten mich nicht gehen lassen und je länger ich wegwollte, desto später würde ich wegkommen… Ich holte tief Luft und fing mit meinem merkwürdigen Traum vom Morgen an, erzählte dann von unserem Ausflug in der Nacht, von den Schildern am Baumhaus und auch davon, was passiert war, nachdem ich mich in den Sessel hatte fallen lassen.
„Als wir aufgestanden waren, kamt ihr angelaufen und habt uns angeschrieen, wir sollten verschwinden.“ ich sah in die Runde und rechnete mit einem Lachanfall der Jungs, wer sollte schließlich glauben, dass ein Sessel einem zu einem Schacht führt, in dem Fahrstuhlmusik lief? Jetzt mal ehrlich?
„Das klingt wirklich nach einem Zeitportal, jedenfalls nach dem, was ich darüber gelesen habe.“ sagte Blondie und sah mich an. „Oh. Wir sind ja total unhöflich. Wir bieten dir unsere Hilfe an und stellen uns dir nicht mal vor. Tolle Ritter sind wir!“ er lächelte. „Mein Name ist Keith, der mit dem grünen Iro da drüben, dass ist Killer, aber eigentlich heißt er Steven.“ Steven hob kurz die Hand, als ob er verdeutlichen wollen würde, dass er das ist.
„Der Rotschopf heißt Sasha, der Metalfreak ist Linus, der Kleine mit dem Pottschnitt heißt Joseph, aber wir nennen ihn Joel. Dann haben wir noch Draven, dass ist der Skater da drüben mit den Dreads.“ er zeigte auf einen ca. Fünfzehnjährigen in Skateroutfit und Dreadlocks, die er zum Zopf gebunden hatte. Draven hob, wie zuvor Killer, die Hand.
„Ja und Travis.“ Keith deutete auf einen Jungen, der recht dunkel gekleidet war und das Unterhaar wegrasiert hatte. Das obere Haar hatte er zu einem Zopf gebunden. Travis schien auch ungefähr 14 zu sein, so wie Keith.
„Ich heiße Rachel.“ sagte ich kurz.

„Gut. Also, wieso seid ihr so spät abends noch raus? Wieso habt ihr den Treffpunkt nicht tagsüber gesucht?“ fragte Linus, er sah mich eindringlich an.
„Wir sind immer freitagnachts unterwegs, da hat sich angeboten gleich nach dem Treffpunkt zu suchen.“ erklärte ich. Ich wollte ihnen nicht unbedingt aufbinden, warum wir unterwegs waren, muss ja nicht jeder wissen, was wir so treiben. Es verging immer mehr Zeit und ich wurde immer nervöser wegen meinen Mädels.
„Du hast gesagt, ich wüsste nicht mal ansatzweise, mit wem ich mich anlegen würde. Erklär es mir.“ ich sah Linus an, welcher sich daraufhin setzte.
„Die Snakes sind keine normale Gang. So wie die meisten Gangs nicht mehr so sind, wie du sie dir wahrscheinlich vorstellst. In den letzten 50 Jahren ist eine Menge passiert, weißt du? Die Magie zog in die Welt ein, die Technologie erweiterte sich und mit beidem brachen neue Kriege aus. Die Magier hatten etwas gegen den Fortschritt und die Wissenschaftler gegen das Hokus Pokus der Magier. Sie sagten, dass sei alles Humbug.“ er sah mich prüfend an, als wolle er sehen, ob ich ihn verstehen würde. Wobei ich ja zugeben muss, dass ich akustisch alles verstanden hatte, aber das, was er da sagte, klang für mich unglaublich. Magie? Wir hatten immer gedacht, dass es sie gibt, aber nicht in der Art, wie ich sie mir nun vorstellte.
„Magie gibt es in verschiedenen Ausführungen.“ erklärte Keith. „Es gibt Menschen, die berufen sich auf ihr Totem, das ihnen dann Kraft gibt, so wie die Indianer früher, dann gibt es ganz normale Magier, die zaubern halt einfach herum, Hexen sind eher mit Zaubertränken anzutreffen, während Attributsmagier ihre Kräfte auf ihren eigenen Körper konzentrieren.“ Ich nickte. Magier, Schamanen, Hexen und Attributsmagier??? Hilfe! Wo war ich hier nur gelandet? Was immer man mir gegen die Schmerzen gespritzt hatte, es war gutes Zeug…, ich betete immer mehr, dass ich mir das alles nur einbildete, sonst waren meine Mädels wirklich in Gefahr.
„Aber die technischen Fortschritte sind teilweise auch sehr erwähnenswert.“ sagte Steven, „ich zum Beispiel habe mir eine Reflexverbesserung einbauen lassen. Ich bin dadurch schneller.“
„In dir?“ ich sah ihn verwundert an. Wie jetzt in ihm? Hatten sie ihn aufgeschnitten und etwas Unnatürliches eingepflanzt, um seine natürlichen Fähigkeiten zu verbessern?
„Ja, eingebaut.“ erklärte er noch mal, „Davon gibt es noch viel mehr, man kann in Autos und Computer eintauchen, man kann sich Klingen in die Hände bauen lassen und auch Infrarot ins Auge setzen lassen.“
„Gut. Terminator trifft auf X-Men und Matrix. Oh, und vergessen wir bloß nicht Harry Potter!“ ich sah die Jungs an. Das ist doch wirklich nicht glaubwürdig. Das alles soll in 50 Jahren passiert sein? Ich glaubte, dass alles sei ein blöder Scherz und eigentlich haben wir auch noch das Jahr 2006! Das war noch eine bessere Lösung, ich lag nicht im Koma! Ich war bei der verdammten versteckten Kamera!

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Tag der Veröffentlichung: 21.04.2011

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