Seit Tagen schneit es, immer wieder, so viel Schnee ...
schöner, dicker, strahlend weißer Schnee, der sich niederlegt und alles bedeckt, der unter den Füßen knirscht und einfach alles verzaubert, der den Winter benennt und Weihnachten ... es geht auf Weihnachten zu, eine weiße Weihnacht steht wohl bevor ...
der Schnee ist inzwischen tief, die Schritte fallen schwer, die viel belaufenen Stellen sind glatt, manch einer stöhnt, vor allem, wenn er auf ein Gefährt angewiesen ist; die Älteren, Gebrechlicheren sind langsam unterwegs, ängstlich, aber wissen einen Winter dieser Qualität noch zu schätzen: 's ist wichtig für die Natur und Weihnachten - ist doch gleich was ganz anderes, wenn Schnee liegt ...
wir Menschen, sind ja auch Natur - aber da, gibt es eben diesen zerstörerischen Aspekt des Geistes und zu viel Machtstreben, zu viel Gier, sie verweigern ihre Verantwortung und wollen nicht wahrhaben, dass die große Natur ... uns Menschen verschlingen wird - nicht umgekehrt;
entlang des Trottoirs steht alle paar Meter eine Straßenlaterne, in deren Licht die hernieder schwebenden Schneeflocken geheimnisvoll glitzern und eine überraschende Bereitschaft für feierliches Empfinden in ihr entfachen, entgegen ihrer momentanen Einstellung und Aussicht, auf das nahende Fest.
Unter der nächsten Laterne bleibt sie stehen, darauf aus, sich einzulassen, auf alles was sich ihr in gerade diesem Moment bietet, sich hinzugeben, dem verzaubernden Glanz dieses inzwischen heftigen, aber feinen Schneegestöbers ...
dem Geist der Weihnacht, der schon sanft in der Luft hängt und spürbar wird, für den, der empfänglich ist ...
entstehende Unruhe um sie herum, durch Fußgänger, überholend oder entgegenkommend, treibt sie weiter; niemand achtet auf sie, niemand ahnt ihre Gedanken, ihre Gefühle. Der Straßenrand ist gesäumt von Schneehügeln, von aufgetürmtem Schnee, der hoffentlich auch puffert, wenn einer mit seinem Wagen ausscheren sollte, weil er sein Fahrverhalten den Straßenverhältnissen nicht angepasst hat.
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Aus unerfindlichen Gründen, war ihr die so sehr herbeigesehnte Veränderung ihrer Lebenssituation, bis zu diesem Zeitpunkt, nicht gelungen; grob und rigoros, hatte sie alles hinter sich lassen wollen, grob, rigoros und schnell, so schnell wie möglich; doch, keine Mühe, keine Anstrengung hatte sie auch nur im geringsten vorangebracht. Sie war stecken geblieben, einfach stecken geblieben, trotz allen Strampelns, allen Haurucks, steckte sie fest, in einer kaum erklärbaren Starre, die ihr gespenstisch schien;
gespenstisch, wie alles, was sie in Bewegung hatte bringen wollen, sich stets einfach irgendwie verlief, auflöste oder sich überhaupt ganz verweigerte ... alles, einfach alles blockiert, verwischt, zerstört, sie war genötigt, festgehalten und, außer Wut und Zorn empfand sie irgendwann nichts
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 11.12.2014
ISBN: 978-3-7368-6365-1
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