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„Du bist so ein Arsch!“, schrie ich Nick mitten in sein Gesicht, „Nur wegen dir stecken wie jetzt in dem Teil fest!“ Er baute sich vor mir auf und schaute mich finster an. Ich erwartete fast schon, dass er mir eine Scheuerte, aber da ging er wieder in seine Ecke des Fahrstuhls zurück. Aha, er wollte mich also nur einschüchtern, das konnte er so was von vergessen! Auf einmal fing er dann auch noch an mir von seinen ganzen Errungenschaften zu erzählen und wie toll es doch war mit so vielen im Bett gewesen zu sein…

Wir saßen zusammen in einem Fahrstuhl fest und das jetzt schon seit geschlagenen drei Stunden! Und ich sag´s euch, das ist die Hölle auf Erden, zumindest für mich. Das liegt daran, dass er der coolste und attraktivste Typ unseres gesamten Jahrgangs ist, finden zumindest alle Mädchen, außer mir natürlich. Und ich war eher die Schüchterne, die nie irgendwas zu melden hatte. Ich weiß auch nicht wie ich zu dieser Position gekommen war. Aber es liegt vermutlich daran, dass ich letztes Jahr neu hie an das Internat gekommen bin. Ja ihr habt richtig gehört, INTERNAT; meine Eltern hatten eben mal schnell entschlossen mich in das Marienhof-Internat zu stecken, weil sie ja angeblich keine Zeit für mich hätten und nicht wollten, dass es mir an etwas fehlte. Ja klar, die wollten mich doch nur loswerden!
Aber ich schweife schon wieder vom Thema ab. Ich war also die Uncoole und er der Coolste von allen. Und genau das war mein Problem. Er glaubte nämlich, allen die nicht zu seinen Freunden zählten oder keine aufgetakelten Tussen waren, eine reinwürgen zu müssen, was ihm auch meistens ziemlich gut gelang.

Ich war zwar schüchtern, aber jetzt platzte mir bald der Kragen und das konnte für Andere richtig unangenehm werden; schüchtern hin oder her. Deshalb schrie ich so laut ich konnte: „Jetzt halt endlich deine Fresse, ich hab echt keinen Bock mehr auf dein Gelaber, quatsch doch jemand anderen voll!“
„Siehst du hier denn noch irgendwen anderen als dich?“ Ich hatte gar keine Zeit zu antworten, denn er schrie gleich weiter: „Nein? Also! Denkst du ich hab Bock hier mit dir meine Zeit zu verbringen, eingesperrt in einen Fahrstuhl. Und dann auch noch mit DIR, wär´s wenigstens ne geile Braut, dann hätt ich schon längst ne Beschäftigung!“
„Boah, du bist echt so was von pervers! Wenn du mit nem HÜBSCHEN (ich betonte es extra, da er mich anscheinend nicht hübsch fand, was mir natürlich eh total egal war) Mädel in nem Fahrstuhl fest sitzt würdest, hättest du nix besseres zu tun als sie flach zu legen! Mein Gott!“
„Besser als nur doof mit ihr zu quatschen und auf besser Wetter warten, so wie mit dir!“
Ha, jetzt hatte ich meine Chance ihn sauer werden zu lassen.
„Ach sooo, willst du jetzt mit mir rummachen oder was?“ Das brachte ihn jetzt so richtig auf die Palme.
„Spinnst du! Da würd ich ja lieber mit nem Köter vögeln als mit dir!“
„Ach ja? Was ist denn so falsch an mir?“
„Du bist ne hässliche alte Schlampe!“
„Wer ist denn hier die Schlampe?! Wohl eher du, du machst doch gleich mit jeder rum, die zwei Beine hat und nicht bei drei auf den Bäumen hockt!“
„Besser als noch nicht mal jemanden geküsst zu haben!“
„Das stimmt überhaupt nicht, ich hatte meinen ersten Kuss schon und mein ersten Mal auch, außerdem, was geht dich das denn an?!“ Naja, das war ne glatte Lüge, ich hatte weder das Eine noch das Andere, und dass mit 16! Aber das brauchte er ja nicht zu wissen…
„Nix, aber wenn du´s hier so laut rumposaunst kann ich auch nichts dafür!“
Jetzt reicht´s , dachte ich mir. Ich kam auf ihm zu und schlug mit meinen Fäusten auf seine Brust ein. Und ich muss zugeben, er hatte ein ganz schönes Sixpack. Naja, was interessiert mich das …
„Sag mal, spinnst du?!“, schrie er mich entsetzt an.
„Du hast doch angefangen!“ Shit, das hat sich jetzt total kindisch angehört, aber egal.
Und da kam mir eine geniale Idee, wie ich ihn so richtig ärgern konnte. Nicht dass ich immer so war, aber der Typ und seine Clique machten mir das Leben echt zur Hölle. Jetzt kriegte er´s mal so richtig zurück. Und nein ich hatte nicht vor mich mit ihm zu prügeln oder so, da hätte ich eh keine Chance. Nein, ich würde einfach das machen, was er niemals von mir erwarten würde…
Ich hörte auf ihn zu schlagen und kam noch einen Schritt näher auf ihn zu, so dass ich nun direkt vor ihm stand. Er blickte mich irritiert an, doch er hatte gar keine Zeit etwas zu sagen. Denn ich beugte mich vor und küsste ihn. Ja ihr habt richtig gehört. Ich hatte mir zwar immer vorgestellt meinen ersten Kuss mit meiner großen Liebe zu haben und dann mit ihm zusammen zu sein, aber das war mir ehrlich gesagt gerade echt egal. Ich schloss meine Augen um nicht länger sehen zu müssen, WEN ich da küsste.
Leider reagierte er nicht so wie ich gedacht hatte. Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass er mich zurück stoßen würde und knallrot anlaufen würde und dann so einen richtigen Wutanfall bekommen würde.
Doch er zog mich noch näher zu sich und schlang seine Arme fest um mich. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet! Das Ganze wär ja echt süß gewesen, wenn er mein Schwarm gewesen wäre und nicht so ein Kotzbrocken!
Aber ich dachte mir schon, dass er damit nur dasselbe wollte wie ich. Nämlich mich zu verärgern. Aber nicht mit mir Freundchen. Was du kannst kann ich auch!
Ich schlang meine Arme um seinen Hals und fing an seinen Nacken zu streicheln. Er keuchte fast erschrocken auf und bekam eine Gänsehaut, was mich innerlich zum Lächeln brachte. Aha, noch vor einer Minute hatte er mir zu verstehen gegeben, dass er mich hässlich fand und jetzt bekam er schon eine Gänsehaut, wenn ich ihn nur kurz berührte; darum machte ich weiter.
Plötzlich öffnete er leicht seinen Mund und fuhr mit seiner Zunge sanft an meiner Unterlippe entlang. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter und ich geriet in Panik. Was sollte ich denn nur tun? Gut, mir war schon klar, was er wollte, aber … wollte ich das denn? Langsam lief das ganze nämlich in eine ganz andere Richtung, wie ich zuerst gedacht hatte. Aber ich wollte jetzt auch nicht zurückschrecken, dann würde er mich garantiert auslachen.
Als er ein zweites Mal an meiner Lippe entlangfuhr öffnete ich langsam meinen Mund und er schien etwas erstaunt, denn es dauerte einen kurzen Moment, bis er seine Zunge in meinen Mund schob und sie meine berührte.
Es war gar nicht so schlimm wie ich gedacht hatte, es fühlte sich sogar irgendwie … gut an. Gott, was dachte ich denn da! Nein, nein, nein, es fühlte sich überhaupt nicht gut oder gar schön an! Aber leider hatte ich das Gefühl mich gerade selbst zu belügen. Es war auch nicht so, dass er seine Zunge in meinen Hals steckte, so wie ich es mir bei ihm vorgestellt hatte, nein, der Kuss war eher … zärtlich. Ich weiß auch nicht warum, aber gerade, in diesem Moment fühlte ich mich total glücklich und im siebten Himmel. Was?! Im siebten Himmel?! Was dachte ich nur für einen Scheiß! Ich küsste ihn doch nur, weil ich ihn ärgern wollte und nicht weil ich in ihn verknallt war, oder?
Nick löste sich von mir und schob mich sanft ein Stück zurück, so dass er mir in die Augen sehen konnte aber wir uns immer noch ziemlich nahe waren. Wir sahen uns einfach nur an und musterten uns gegenseitig. Und als ich kurz auf seine vollen Lippen schielte konnte ich einfach nicht anders. Ich beugte mich wieder zu ihm und küsste ihn erneut. Nicht so wie beim ersten Mal, ganz leicht drückte ich meine Lippen an seine; ich fühlte mich wie der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt. Und von ganz alleine wurde unser Kuss leidenschaftlicher und intensiver.
Auf einmal ließ er mich los und ich bekam schon die totale Panik, dass er den zweiten Kuss vielleicht doch nicht wollte und dass das Ganze für ihn doch nur gegenseitiges Ärgern war. Aber seine Lippen ruhten nach wie vor auf meinen, was mich ein wenig beruhigte.
Ich meine, wenn er es nicht wollte, hätte er mich doch von sich gestoßen, oder? Und dann hätten wir uns doch auch nicht so in die Augen geschaut, oder? Oder?! Ich wusste es nicht und hatte Angst ich würde mir zu viel einbilden und er wollte das Ganze doch nicht.
Aber da schob er ganz langsam, so dass ich mich hätte wären können, wenn ich es nicht gewollt hätte, seine Hände unter mein T-Shirt. Nicht so als wolle er nur an mir rumfummeln oder mir den BH öffnen. Er streichelte ganz sanft und zärtlich meinen Rücken und ich bekam eine Gänsehaut.
Der Moment war einfach perfekt …
Ich löste mich von ihm zog ihn dann aber gleich wieder an mich und schmiegte meinen Kopf an seine Brust. Ich hörte sein Herz schlagen und ich fühlte wie meines sich seinem Rhythmus anpasste. Ich konnte seine Wärme spüren und fühlte mich in seiner Umarmung sicher und geborgen. Und er roch traumhaft nach … Wald. Komisch … Naja, das war mir in diesem Moment auch ziemlich egal…
„War das wirklich nicht dein erster Kuss?“, fragte er leise. Ich ging einen Schritt zurück um ihn besser sehen zu können. Ich schüttelte kaum sichtbar meinen Kopf und blickte dann auf den Boden weil es mir total peinlich war. Mit heißerer Stimme sagte ich: „Doch … war es …“ Und mir lief eine Träne die Wange hinab. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie machte mich das traurig. Ich wollte es ihm erklären, aber das konnte ich im Moment einfach nicht.
Er nahm seine rechte Hand unter meinem T-Shirt hervor und legte sie an mein Kinn und hob es sanft hoch, so dass ich ihm in die Augen schauen musste.
„Hey, das ist doch nicht schlimm. Du musst deshalb doch nicht weinen.“, sagte er mitfühlend. Er wischte mit dem Daumen meine Träne weg und lächelte mich dann liebevoll an.
„Ich bin froh, dass ich der erste war der dich küssen durfte.“
„Wirklich?“, flüsterte ich so leise dass er es vermutlich kaum verstand.
„Ja, wirklich.“ Er zog mich an sich und küsste mich zärtlich.
„Weißt du“, fing ich an zu erklären, „ich wollte eben auf den richtigen warten.“
„Und … bin ich der richtige?“, fragte er mit verführerischer Stimme. Mein Herz fing auf einmal an wie wild zu pochen. Ich fing an zu schwitzen und garantiert errötete ich. Doch dann sah ich ihn an und wusste meine Antwort.
„Ja, bist du.“, flüsterte ich und lächelte ihn dann an und er lächelte total süß zurück. Dann zog er mich zu sich und drückte mich ganz eng an seinen Körper und gab mir einen Kuss auf meinen Scheitel. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und schloss die Augen und genoss einfach nur den Moment.
„Sally?“
„Hm?“
„Ich liebe dich.“ Er zog mich noch näher an sich und küsste meinen Hals. Ich bekam erneut eine Gänsehaut; er schien es zu merken, denn ich spürte wie sich seine Lippen zu einem Lächeln verformten, während er mich noch immer küsste.
„Ich dich auch.“


Das Ganze sollte erst mal eine Kurzgeschichte werden. Wenn ihr aber mehr lesen wollt, schreibt es mir doch einfach. Ich werde mir dann überlegen wie es weiet geht ... ;D

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Texte: Alle Rechte liegen bei mir
Bildmaterialien: Google
Tag der Veröffentlichung: 30.10.2012

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